Torbinho - Kommentare

Alle Kommentare von Torbinho

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    Torbinho 19.03.2025, 14:02 Geändert 19.03.2025, 14:08

    Richard Linklater nimmt uns mit auf eine nostalgische Reise in die 1960er Jahre – eine Ära des technischen Aufbruchs und gesellschaftlichen Wandels. Der Film verknüpft dokumentarische Elemente mit kindlicher Fantasie, da die Geschichte aus der Sicht eines heute erwachsenen Mannes rückblickend erzählt wird. Dabei geht es um weit mehr als nur das Wettrennen zum Mond – auch das alltägliche Leben der Jugend dieser Zeit steht im Mittelpunkt. Seien es Pausenspiele, Nachmittage am Strand, TV-Serien oder das Leben in der Nachbarschaft. Dadurch entsteht ein lebendiges Zeitporträt, das die technologische Euphorie ebenso einfängt wie familiäre und gesellschaftliche Strukturen. Im Vergleich zu heute wirkt diese Welt mit ihren Gewohnheiten und Methoden fast fremd und doch weckt vieles eigene Kindheitserinnerungen.
    Visuell überzeugt der Film durch seine rotoskopische Animationskunst – eine Technik, bei der echte Filmaufnahmen Bild für Bild abgezeichnet und animiert werden. Dadurch erhalten die Erinnerungen eine besondere Lebendigkeit. Besonders gelungen ist die Darstellung, wie Kinder historische Ereignisse wahrnehmen und verarbeiten – und welche Erinnerungen sie bis ins Erwachsenenalter prägen.
    Bei all den nostalgischen Momenten habe ich insgesamt die Emotionalität, für die ich Linklater sonst so schätze, etwas vermisst. Vielleicht, weil der Film streckenweise unter einem episodischen Erzählstil leidet. „Und dann… und… und dann…“ – das kann mit der Zeit etwas ermüden.
    Trotz kleinerer Schwächen bleibt Apollo 10 1/2 ein charmantes, detailverliebtes Zeitdokument, das Linklater geschickt zwischen Geschichtslektion und Kindheitsfantasie balanciert.

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      Ein schöner, einfühlsamer Film von Richard Linklater, bei dem man zunächst nicht genau weiß worauf es hinausläuft. Bernadette war eine gefeierte Stararchitektin und Visionärin, bis berufliche und private Ereignisse ihrer Erfolgssträhne scheinbar einen Riegel vorschoben. Im Laufe des Films erfahren wir mehr über die Hintergründe und das Innenleben der verschrobenen Bernadette und dürfen sie auf ihrem Weg der Selbstwiederfindung begleiten. Das unterhält gut und erwärmt das Herz. Hier und da könnte man meinen, dass ein roter Faden fehlt, letztendlich stört das aber im Gesamtpaket nicht. Insgesamt überwiegt die Originalität der Geschichte.

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      • 5 .5
        Torbinho 17.03.2025, 13:22 Geändert 17.03.2025, 13:32

        Ein klassisches Gerichtsdrama, basierend auf wahren Begebenheiten: Der Kampf einer kleinen, familiengeführten Bestattungsfirma gegen einen marktbeherrschenden Konzern. Doch genau hier liegt das Problem – die Vorlage bietet kaum dramatisches Potenzial, das eine Verfilmung rechtfertigen würde.

        Ein besonders bezeichnendes Beispiel ist eine Gerichtsszene, in der die Geschworenen fast einschlafen – dem Publikum geht es leider ähnlich. Doch worum geht es hier eigentlich? Um einen brillanten Anwalt, der einen verloren geglaubten Fall gewinnt? Ein Exempel gegen gierige Großkonzerne? Oder die Huldigung eines Familienunternehmens, das sich mutig zur Wehr setzt? Der Film bleibt unentschlossen und lässt den Zuschauer ratlos zurück.
        Besonders irritierend ist der Verzicht auf das zentrale Element eines jeden Gerichtsfilms – das mitreißende Abschlussplädoyer. Damit beraubt sich der Film selbst eines seiner wichtigsten Höhepunkte. Wer ein packendes Gerichtsdrama erwartet, wird hier eher enttäuscht.

        Ein Lichtblick ist Jamie Foxx, der mit viel Spielfreude den gewieften, geldgierigen Winkeladvokaten gibt. Mit Charisma und Witz bringt er zumindest etwas Leben in die Geschichte.

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        • 6

          Thomas Arslan zeichnet einen sehr ruhigen Kriminalfilm, in dem nicht die Worte des Protagonisten, sondern sein Handeln für sich sprechen. In Hollywood wäre diese Rolle wahrscheinlich mit Liam Neeson besetzt worden.

          Nachdem die Hauptfigur Trojan aus dem Gefängnis entlassen wird, plant er direkt das nächste Ding. Gleichzeitig ist ihm ein korrupter Polizist auf den Fersen… Man beobachtet und wartet ab, was passiert. Es gibt keine Action, keine großen Wendungen. Die mysteriöse Figur des Trojan bleibt dabei leider etwas blass, weil sie nicht näher beleuchtet wird.

          Einen gewissen Sog kann man dem Film aber nicht absprechen. Dazu trägt neben der Inszenierung auch der Score bei. Am Ende bleibt jedoch nichts nachhaltig in Erinnerung. Solide inszeniert – mehr nicht. Teil 2, Verbrannte Erde, brauche ich jedenfalls nicht.

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            "Apple Cider Vinegar" ist eine Mini-Serie basierend auf den wahren Begebenheiten rund um die Health-Influencerin Belle Gibson. Die Geschichte dreht sich um die dunkle Seite des Social-Media-Kults und bündelt nahezu alle negativen Emotionen, die man Influencern gegenüber empfinden kann. Gibson behauptete einst, einen Hirntumor allein durch gesunde Ernährung und Lebensweise besiegt zu haben, und zog damit unzählige krebskranke Menschen in ihren Bann. Diese glaubten an ihre Botschaft – oft mit tragischen Konsequenzen. Währenddessen baute sie ein kleines Gesundheitsimperium auf, inklusive einer erfolgreichen Smartphone-App und eines Kochbuchs. Bis heute konnte Gibson ihre Krebserkrankung jedoch nicht nachweisen, und schließlich wurde sie von zwei investigativen Journalisten entlarvt.

            Die Serie erzählt ihren Aufstieg und Fall als skrupellosen Social-Media-Star, der keine Lüge scheut, um seine Gier nach Anerkennung und Geld zu stillen. Durch geschickte Vor- und Rückblenden wird das Drama spannend inszeniert. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass auch die Perspektive der krebskranken Menschen beleuchtet wird, die sich von solchen Influencern beeinflussen lassen – eine emotionale Ebene, die die Serie mitunter sehr tiefgründig macht.
            Allerdings bleibt unklar, welche Teile der Geschichte zur dramaturgischen Verdichtung hinzuerfunden wurden. Zumindest wirkt der Kern der Erzählung rund um Gibsons Machenschaften und die journalistische Aufdeckung stimmig und glaubwürdig. Mit sechs Episoden hat die Serie zudem eine ideale Länge gefunden, um die Geschichte spannend und kompakt zu erzählen.

            Neben dem guten Unterhaltungswert der Serie bleibt die Erinnerung daran, was für eine Scheinwelt diese ganze Social Media Blase doch ist und es immer Leute geben wird, die sie schamlos ausnutzen.

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            • 6 .5

              The Gorge bietet eine erfrischend originelle Geschichte rund um eine mystische Schlucht und nimmt das Publikum mit auf eine wilde Achterbahnfahrt durch verschiedene Genres. Von Action über Liebesfilm bis hin zum Verschwörungsthriller – der Film wagt es, sich nicht festlegen zu lassen.
              Während man in der ersten Hälfte noch von der spannenden Ausgangssituation gefesselt ist, wird die Genre-Offenheit in der zweiten Hälfte zunehmend problematisch und erfordert eine gewisse Toleranz für überbordenden kreativen Einfallsreichtum. Der Film öffnet sprichwörtlich viele Türen – und geht tatsächlich durch jede einzelne hindurch. Dabei häuft sich eine Vielzahl von Themen an, wodurch der Fokus mehr und mehr verschwimmt. Nicht selten stellt man sich die Frage: „Warum?“
              Was den Film dennoch über Wasser hält, ist die großartige Chemie zwischen Miles Teller und Anya Taylor-Joy. Die beiden verleihen ihren Figuren eine emotionale Tiefe und Verbundenheit, die es erleichtert, sich auf das Chaos der zweiten Hälfte einzulassen.

              Unterm Strich: Eine herausragende erste Hälfte (8 Punkte), gefolgt von einer eher konfus geratenen zweiten (5,5 Punkte). In Summe ergibt das solide 6,5 Punkte – ein sehenswerter, wenn auch nicht makelloser Genre-Mix.

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              • 7

                Robert Zemeckis hatte eine klare Vision für Here und inszeniert einen demütigen Blick auf das Leben – wie ein Theaterstück, das sich auf ein einziges Wohnzimmer konzentriert, während die Jahrzehnte vorbeiziehen. Die Kamera bleibt in diesem Raum, während verschiedene Familien ein- und ausziehen, ihre Geschichten hinterlassen und neue beginnen.

                Ist das gehaltvoll? Eher nicht. Ist es interessant? Durchaus! Als Altbauhausbesitzer stellt man sich durchaus vor, wie viel Leben sich in den eigenen vier Wänden wohl abgespielt haben muss.

                Zemeckis streift dabei Themen wie Feminismus und Rassismus, allerdings ohne wirklichen Fokus. Am ehesten bleibt die Geschichte ein Ehedrama, getragen von Robin Wright und Tom Hanks, die wir als zentrale Figuren am meisten durch die Zeiten begleiten.

                Kann man sich auf die unkonventionelle Erzählweise einlassen, entfaltet der Film durchaus einen mitreißenden Sog. Zum Ende hin findet Here schließlich seinen emotionalen Höhepunkt – ein Moment, der wirklich berührt. Man spürt, dass Zemeckis, der bereits einige Kinomeisterwerke geschaffen hat, hier experimentiert und neue erzählerische Wege sucht. Und genau das macht den Film letztlich sehenswert.

                Fazit: Ein unkonventioneller, aber faszinierender Film, der nicht vollends überzeugt, aber durch seine besondere Erzählweise fesselt.

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                • 8
                  über Ripley

                  Welch ein Glück, dass sich der amerikanische Kabelsender Showtime zu einer strategischen Neuausrichtung entschloss und die bereits fertig produzierte Mini-Serie über den Hochstapler Tom Ripley an den Streaming-Dienst Netflix abtrat. So kommt auch der Netflix-Abonnent mal in den Genuss hochwertiger Serienkunst.
                  Von der ersten Sekunde an wird deutlich, dass es sich hier um ein anspruchsvolles und stilistisch einzigartiges Drama handelt, das über der gewohnten Netflix-Qualität liegt. Kinematografie, Kamera, Kulissen, Schauspiel und Storytelling – alles überzeugt und entfaltet einen regelrechten Sog. Die Inszenierung ist präzise, ruhig und detailverliebt, wodurch eine fast hypnotische Wirkung entsteht.
                  Besonders markant ist Steven Zailians Entscheidung, seine Erzählung um den skrupellosen Betrüger Tom Ripley in Schwarz-Weiß zu präsentieren. Auch wenn ich mir angesichts der atemberaubenden Landschaftskulissen hin und wieder Farbe gewünscht hätte, unterstreicht diese monochrome Farbgebung die düstere, elegante und zeitlose Atmosphäre. Sie betont zudem die moralische Ambivalenz der Hauptfigur und verstärkt die film-noir-artige Stimmung. Die Kontraste zwischen Licht und Schatten tragen zusätzlich zur Spannung bei.
                  Manche Kritiker bemängeln eine gewisse Langatmigkeit, doch gerade die ruhige Erzählweise intensiviert die psychologische Spannung und lässt den Zuschauer an Ripleys innerem Konflikt teilhaben. Längere Szenen vermitteln seine innere Zerrissenheit und Unentschlossenheit, wodurch seine Handlungen umso fesselnder wirken. Einen großen Anteil an dieser eindringlichen Darstellung hat Andrew Scott, der mit seiner nuancierten, mitreißenden Performance begeistert. Besonders seine Wortgefechte mit Polizeiinspektor Maurizio Lombardi gehören zu den Höhepunkten der Serie.
                  Mit wenigen Abstrichen gehört „Ripley“ zu den besten Produktionen, die Netflix zu bieten hat. Für Fans des Genres und Liebhaber hochwertigen Kinos ist sie eine absolute Empfehlung.

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                    Torbinho 27.02.2025, 14:02 Geändert 27.02.2025, 14:02

                    Japaner und ihre Toiletten – das ist schon eine besondere Beziehung. Sauberkeit und Hygiene spielen eine große Rolle in der japanischen Gesellschaft, und Toiletten werden als eine sehr persönliche und respektvolle Angelegenheit betrachtet. Wo unsereins schnell rein- und wieder rausmöchte, existiert in Japan eine regelrechte Toilettenkultur.
                    Die sogenannten „Washlets“ sind ein gutes Beispiel dafür. Diese Toiletten haben Funktionen wie beheizte Sitze, Bidet-Düsen mit einstellbarem Wasserdruck und -temperatur, Lufttrockner und sogar Geruchsabsaugung. In einigen High-Tech-Toiletten findet man auch Lautsprecher, die Musik abspielen, um unangenehme Pinkel- oder Plumps-Geräusche zu überdecken. Auch öffentliche Toiletten profitieren von dieser Kultur und werden zu regelrechten Wohlfühloasen, um die Bürger zufriedenzustellen.

                    Auf dieser Basis baut Wim Wenders nun seinen Film Perfect Days auf und lässt uns am Alltag des Tokioter Klomanns Hirayama teilhaben. Ausgestattet mit einem blauen Overall, einem Notizblock und Putzutensilien kümmert er sich gewissenhaft um die öffentlichen Toiletten Tokyos. Täglich dürfen wir seinen immer gleichen Routinen beiwohnen.
                    Da klatscht das Feuilleton, denn es feiert solche Geschichten, in denen man auf den „kleinen Mann“ schaut und ihn beobachtet. Wie putzig glücklich er doch in seinem sehr bescheidenen Leben ist! Darauf noch einen Schluck Champagner und einen Krabben-Cocktail!
                    Handwerklich ist das tatsächlich sehr gut umgesetzt. Aber nüchtern betrachtet ist das einfach stinklangweilig, denn Wim Wenders bietet hier keinerlei Plot. Die größten Regungen resultieren noch daraus, wenn die Routinen mal kurzzeitig unterbrochen werden. Der Rest ist stilles Beobachten. Das ist hypnotisierend, verlangt aber auch viel ab.

                    Fazit: Schön bebilderter Alltag in zwei Stunden Film, die sich deutlich länger anfühlen und irgendwie kaum Aussagekraft haben.

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                      Wer kennt ihn nicht, diesen einen Freund, der immer ein neues Spiel auf Lager hat? In diesem Fall ist es der alte College-Buddy Forbes, der bei einem Freundestreffen einen mysteriösen Apparat auspackt. „Alles, was ihr tun müsst, ist diese Elektroden an eure Schläfen anzubringen.“ Na klar, das klingt fair! Aber was soll man auch schon von einer Influencer- und Temptation Island-Generation erwarten?!
                      Kaum haben diese Mäusehirne ihre Körper getauscht, ist das Erstbeste was ihnen einfällt, sich gegenseitig an die Wäsche zu gehen.👙 Ein fesselnder Plot? Fehlanzeige. Stattdessen verliert sich der Film in konfuser Identitätsverwirrung, die es dem Publikum unnötig schwer macht, den Überblick zu behalten. Die Figuren unterscheiden sich kaum durch markante Merkmale oder cleveres Schauspiel, was das Verwirrspiel nicht etwa spannender, sondern anstrengender macht.
                      Visuell gibt es immerhin ein paar nette Einfälle und für den Twist gibt es nochmal einen Extrapunkt. Doch diese Punkte reichen nicht aus, um die inhaltlichen Schwächen auszugleichen. Und so geht der Film dann als bald baden. Leider nicht im türkisblauen Inselmeer, sondern in einfältiger Langeweile.

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                        Torbinho 21.02.2025, 11:43 Geändert 21.02.2025, 11:47

                        Barry Jenkins hat hier ein visuell poetisches und emotional intensives Coming-of-Age-Drama geschaffen, das in drei Akten die Lebensgeschichte des jungen Afroamerikaners Chiron erzählt. Jenkins beleuchtet dabei ausschnitthaft seine Kindheit, Jugend und sein Erwachsenenalter, während Chiron mit Identität, Armut und seiner Sexualität ringt.
                        Die Inszenierung besticht durch eine feinfühlige Darstellung von Männlichkeit und Zärtlichkeit in einer Welt voller rauer Erwartungen. Hier wird nichts mit dem Holzhammer vermittelt, sondern mit Blicken, Stille – und sogar mit Licht. Eine ständige emotionale Anspannung durchzieht den Film und gipfelt in einem subtil ergreifenden Finale.
                        Während mich Luca Guadagnino mit seinem emotional schwachen Urlaubsflirt "Call Me by Your Name" nicht berühren konnte, gelingt es Jenkins, mich völlig mitzureißen. Man hört den Figuren zu, versucht sie zu verstehen und malt sich aus, wie sie sich zwischen den jeweiligen Akten, besonders zwischen dem zweiten und dritten, weiterentwickelt haben.

                        Fazit: Moonlight ist ein zutiefst bewegender Film über Selbstfindung und die Suche nach Nähe in einer Welt, die oft Härte verlangt und von Rollenbildern geprägt ist – ein mitreißender Sog aus Melancholie und Hoffnung.

                        P.S.: Warum habe ich solange gebraucht, um mir diesen wunderbaren Film anzuschauen?!

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                          Zoë Kravitz liefert mit ihrem Regiedebüt einen visuell ausdrucksstarken Missbrauchsthriller, der unübersehbar von realen Skandalen wie dem Epstein-Fall inspiriert ist. Der Kontrast zwischen Champagner-geschwängertem Urlaubstrip und dunkler Abgründigkeit ist schockierend und fesselnd zugleich.
                          Allerdings schwächelt der Film erzählerisch. Die Charakterzeichnung bleibt oberflächlich, besonders bei der Hauptprotagonistin, die ohne eine gute Einführung schwer greifbar bleibt. Dadurch verliert die anfangs scheinbar heile Welt an Wirkung, und die emotionale Bindung und damit das Mitfiebern mit der Protagonistin bleibt begrenzt. Zuweilen bleibt der Film sehr platt in seinen Aussagen, was den Film letztlich weniger tiefgründig macht, als er sein könnte. U.a. wirkt die Darstellung der bösen, komischerweise ausschließlich weißen Männer etwas einseitig, was den Eindruck erweckt, als wolle der Film ein überzeichnetes Exempel statuieren. (P. Diddy gefällt das.)
                          Channing Tatum bügelt hier so einiges der erzählerischen Schwächen aus, denn er hat sichtlich Spaß an seiner vielschichtigen, mysteriösen Rolle. Trotz holpriger Erzählweise entfaltet der Film seine größte Wirkung, wenn man ihn wohl unvorbereitet erlebt – am besten ohne Trailer oder Vorwissen.

                          Fazit: Ein intensiver, am Ende nicht mehr als augenzwinkernder Horror-Thriller der aufgrund erzählerischer Schwächen ein paar Chancen liegen lässt.

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                            Schon Donald Glovers Serie „Atlanta“ konnte mich durch ihren einzigartigen Stil begeistern. Bei Mr. & Mrs. Smith war ich zunächst skeptisch, denn ehrlich gesagt habe ich keine Serienadaption des Actionfilmklassikers mit Brangelina gebraucht und eher eine müde, blaupausenartige Agenten-Action erwartet, wie es sie mittlerweile zuhauf bei Prime gibt.
                            Doch wer hier eine actionreiche Agentenserie erwartet, wird schnell enttäuscht. Donald Glover fährt hier wieder – in Kooperation mit seinem Bruder Stephen sowie seinem Buddy Hiro Murai – ein komplett eigenes Ding auf, das stilistisch stark an „Atlanta“ erinnert. Und genau dafür feiere ich ihn total ab! Statt wilder, wendungsreicher Agenten-Action geht es vielmehr darum, wie sich die Beziehung zweier Charaktere entwickelt, die berufsbedingt sehr eng zusammenarbeiten. Eigentlich verfrachtet er seine Beziehungskiste zwischen Earn und Van aus „Atlanta“ ins Agenten-Genre.
                            Das ist auf die Glover’sche Art subtil komisch und dennoch spannend gelöst. Gleichzeitig sorgen die wechselnden Einsatzorte für genug Abwechslung. Meiner Meinung nach sind die Emmy-Auszeichnungen und Golden-Globe-Nominierungen redlich verdient – vorausgesetzt, man weiß, was einen erwartet.

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                              Was im Trailer noch mit allerlei Aha-Effekt beeindruckte, entpuppt sich im fertigen Film als dessen größtes Problem: die Star-Besetzung. Statt für Glaubwürdigkeit zu sorgen, nimmt sie dem Film jede Ernsthaftigkeit. Schönling trifft auf Schönheit – manchmal harmonieren sie, manchmal passen sie überhaupt nicht zusammen (siehe Jamie Foxx und Jessica Biel). Und so verkommt der Valentinstag zu einem mittelmäßigen Plastik-Hollywood-Ding.
                              Uninspiriert, lahm und erschreckend einfallslos wird hier erzählt und figurenmäßig ausgebreitet. Das Motto „Sie kriegen sich…, sie kriegen sich nicht…“ wirkt sehr abgegriffen und vorhersehbar. Aber Hauptsache, der Cast liest sich gut.
                              Dabei hätten die teils geschickt verwobenen Geschichten durchaus Potenzial gehabt. Doch manchmal wäre weniger Star-Power eben mehr gewesen.

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                                Torbinho 14.02.2025, 10:55 Geändert 14.02.2025, 11:18

                                Spannend erzählter Crime-Thriller über die Machenschaften der rechtsradikalen Gruppierung The Order. Der Film lebt vor allem von dem intensiven Zusammenspiel seiner beiden Gegenspieler, die sich immer wieder aneinander aufreiben. Jude Law brilliert als verbissener und angeschlagener FBI-Agent, während Nicholas Hoult mit einer erschreckend überzeugenden Mischung aus Charisma und Fanatismus beeindruckt.

                                Auch die Inszenierung von Justin Kurzel trägt ihren Teil zur dichten Atmosphäre bei. Besonders die Kameraarbeit von Adam Arkapaw setzt starke Akzente, indem sie die unberührte Natur mit der brutalen Ideologie der Protagonisten in Kontrast setzt.

                                Einziger Wermutstropfen ist das Ende: Nach den spannenden Ermittlungen auf der einen und der minutiösen Planung der Verbrechen auf der anderen Seite flacht der Film leider etwas ab und schafft es nicht das ganze rund abzubinden.

                                Trotzdem bietet The Order Thriller-Fans packende Unterhaltung auf Kino-Niveau.

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                                • 7

                                  Auf Kosten einer stimmigen Geschichte nähert sich der Film dem Marvel-Kino an. Die Effekte sind teils bombastisch, doch die Handlung wirkt unausgereift. Das Drehbuch ist stellenweise ungelenk, und einige Szenen sowie Figuren scheinen ohne wirklichen Zweck eingebaut worden zu sein, was der Geschichte keinen Mehrwert bringt. Dadurch bleibt die Hauptstory blass und kann sich nie richtig entfalten. Zum Glück ist die Wizarding World noch immer faszinierend genug, um den Film zu tragen.

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                                  • 8

                                    Die zweite Staffel der Science-Fiction-Endzeitserie Silo wandelt auf den Spuren von Lost – voller Geheimnisse, unerwarteter Wendungen und einer durchdachten, aber manchmal frustrierend kryptischen Erzählweise.
                                    Der Hauptcast hat sich etabliert, und die Charaktere sind mit ihren Hintergründen mittlerweile vertraut, was Raum für tiefere Entwicklungen lässt. Der Mystery-Anteil bleibt hoch: Vieles wird bewusst im Ungewissen gelassen, was die Spannung erhöht und die Fantasie des Zuschauers beflügelt. Gleichzeitig gibt es einige befriedigende Antworten auf offene Fragen, sodass sich das Rätsel langsam, aber sicher entfaltet.
                                    Das Worldbuilding bleibt eine der größten Stärken der Serie. Die düstere, klaustrophobische Atmosphäre des Silos wird durch das beeindruckende Setdesign und die Kameraarbeit perfekt eingefangen. Besonders gelungen ist die Erzählstruktur: Die Handlung spielt sich über zwei verschiedene Orte hinweg ab, und die parallelen Storylines werden geschickt miteinander verwoben, bis sie sich gegen Ende der Staffel wieder vereinen. Die Gruppendynamik ist dabei glaubwürdig und nachvollziehbar dargestellt.
                                    Nicht jede Szene trägt gleichermaßen zur Story bei. An manchen Stellen gibt es überflüssige Dialoge, die das Erzähltempo etwas ausbremsen. Eine straffere, kondensierte Erzählweise hätte der Spannung gutgetan – möglicherweise hätte die Staffel mit acht statt zehn Episoden noch effektiver sein können.
                                    Das absolute Highlight bleibt Tim Robbins in der Rolle des Bürgermeisters. Nachdem er sich in Hollywood in den letzten Jahren eher rar gemacht hat, beweist er hier einmal mehr, warum er zu den großen Charakterdarstellern gehört. Er spielt das "Arschloch vom Dienst" mit einer Intensität, die jede Szene dominiert. Auch Steve Zahn liefert eine bemerkenswerte Performance ab: Seine Darstellung eines 12-Jährigen im Körper eines mitte 40-Jährigen bringt eine interessante Dynamik in die Geschichte.
                                    Die zweite Staffel hat mir einen Ticken besser gefallen, da sich der erzählerische Horizont erweitert und die Hintergrundgeschichte des Silos immer faszinierender wird.

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                                    • 7

                                      Bitterböse Parabel über gesellschaftliche Zwänge und die Abgründe des Schönheitskults.

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                                      Dabei kommt die Kritik zuweilen etwas platt daher, was durch die eindringliche, ja eklige Inszenierung wieder wettgemacht wird. Wahnsinn was hier an Make-Up, Maske, Kamera und Schauspiel aufgefahren wird. Mainstream-Kino ist das allerdings nicht mehr, was die Regisseurin hier an Körpersäften, Innereien und körperlichen Absonderheiten auf die Leinwand bringt – und ehrlich gesagt war ich am Ende einfach nur froh, als es vorbei war. Definitiv ein Seherlebnis der etwas anderen Art…im positiven Sinne.

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                                        Völlig lahme Luftnummer, die massenhaft Potenzial verschenkt. Allein aus den krassen physischen Unterschieden der beiden Hauptdarsteller hätte man beispielsweise herrliche Situationskomik herausholen können. Doch das Zusammenspiel bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück.
                                        Das harmlose Skript wirkt, als würde es die ganze Zeit mit angezogener Handbremse fahren. Einzelne Szenen schreien förmlich nach guten Gags, und ständig erwartet man, dass endlich etwas witziges passiert - aber: Nüscht! Dabei hat man mit Will Ferrell eigentlich einen Meister der Klamauk-Komik an Bord. Doch das Drehbuch ist so unpointiert und seicht geschrieben, dass selbst er kaum glänzen kann.
                                        Sehr enttäuschend.

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                                        • 8

                                          Auch wenn die Ambition, die Geschichte nach den Ereignissen der ersten Staffel plausibel weiterzuführen, erkennbar ist, verzettelt sich die Serie zunächst in denselben Abhandlungen wie zuvor. Lediglich die Motivation zur Teilnahme an den Spielen ist diesmal eine andere.

                                          Im Plot kommt man dadurch ehrlich gesagt keinen Deut weiter – stattdessen darf man erneut eine sich entwickelnde Gruppendynamik bestaunen, wenn Menschen das große Geld wittern und dafür sprichwörtlich alles tun würden. Das bleibt erschreckend und ist von Regisseur Dong-hyuk Hwang hervorragend eingefangen. Besonders beeindruckend ist erneut Jung-jae Lee als Spieler Nr. 456. Er trägt die Serie auf seinen Schultern.

                                          Teilweise fühlt sich das wie ein alter Hut an, doch gegen Ende bekommt die Geschichte die Kurve und entwickelt sowohl Handlung als auch Figuren weiter. Dreist ist allerdings, dass die „Staffel“ so offen und abrupt endet.

                                          Fazit: Squid Game bleibt ein Aushängeschild von Netflix. Wieder wird spannend und emotional von einem menschenunwürdigen Wettbewerb und seinen Teilnehmern erzählt. Allerdings verpasst die Serie die Chance, die Welt der Squid Game-Spiele weiter auszubauen und neue erzählerische Wege zu gehen.

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                                          • 6 .5

                                            Im Stil des späten 90er-Jahre-Buddy-Action-Kinos lassen es die Bad Boys Mike und Marcus erneut krachen. Die ernsteren Töne, die im Originalfilm noch angedeutet wurden, haben sie längst hinter sich gelassen. Stattdessen liefert Teil 4 eine bunte Mischung aus Blödeleien und Nickligkeiten, die an das Geplänkel eines lang verheirateten Ehepaars erinnern.

                                            Das Konzept funktioniert auch dieses Mal erstaunlich gut und knüpft an die Geschichte aus Teil 3 an, inklusive der Enthüllung von Mikes überraschend aufgetauchtem Sohn und dem Verlust von Captain Howard. Dabei sollte man es mit der Plausibilität nicht zu genau nehmen, das gehört irgendwie zu dem Genre dazu. Allerdings wird die Figur von Marcus gelegentlich etwas überreizt. Marcus verkommt mit seinem esoterischen Seelengequatsche zum echten Nervsack.

                                            Glücklicherweise gelingt es dem Regieduo Adil und Bilall, unter der bewährten Leitung von Produktionslegende Jerry Bruckheimer, das Ruder immer wieder herumzureißen. Ihre dynamische Inszenierung – inklusive beeindruckender 360-Grad-Kamerafahrten – sorgt dafür, dass die Shoot-outs visuell ordentlich Wumms haben. Im Vergleich dazu wirkt John Woo's The Killer 2024 nachträglich wie ein längst ausgelutschter Drops.

                                            Fazit: Witz und Knallereien. Die Bad Boys sind keine Schachtel Pralinen: Man weiß genau, was man bekommt. Fans der Reihe werden definitiv auf ihre Kosten kommen.

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                                            • 5
                                              Torbinho 27.01.2025, 11:42 Geändert 27.01.2025, 11:43

                                              Der vierte Teil der beliebten Animationsfilmreihe wirkt wie eine uninspirierte Wiederholung altbekannter Elemente. Schon Teil 3 zeigte Schwächen, doch bei Teil 4 wird das Fehlen einer durchdachten Storyline noch deutlicher. Die beiden Vorgänger hatten zwar auch keine herausragende Handlung, konnten aber immerhin mit einer soliden Grundidee überzeugen. Teil 4 hingegen setzt auf mehrere separate Handlungsstränge, die einzeln vielleicht als Kurzfilme funktioniert hätten, in ihrer Gesamtheit jedoch nicht überzeugen können. Zwar bietet er so kurzweilige Unterhaltung, doch die zusammenhangslosen Handlungsfäden verhindern, dass der Zuschauer wirklich in die Geschichte eintauchen kann.

                                              Unterhaltsam bleibt der Film zwar, aber nach sieben Jahren Pause hätte man mehr erwartet. Gru, die Kids und die Minions machen genau das, was man von ihnen erwartet. Und natürlich gibt es ein Baby – denn Babys funktionieren bekanntlich immer. Leider ist das mal mehr, oft aber leider weniger witzig. Hinzu kommt, dass der Gegenspieler diesmal ziemlich blass bleibt und kaum Screentime erhält.

                                              Fazit: Ich – Einfach unverbesserlich 4 setzt auf altbewährte Gags und vernachlässigt dabei eine kohärente Handlung, was zu einem chaotischen, aber dennoch halbwegs unterhaltsamen Sequel führt. Fans der Reihe dürften beide Augen zudrücken.

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                                              • 6

                                                Fast jeder von uns hatte mal einen: Kleinkinder eignen sich nicht selten imaginäre Freunde (IF) an, mit denen sie ihre Sorgen und ihr Leben teilen. Doch mit dem Heranwachsen verschwinden die IFs wieder aus unserem Leben. Umso erstaunlicher, dass die 12-jährige Bea plötzlich die ausgedienten IFs aller Menschen sehen kann …

                                                IF ist vor allem ein Sammelsurium netter Ideen. Knallbunt und vielfältig präsentiert sich der Film und spricht vor allem ein jüngeres Publikum an. Allerdings ist die Geschichte unter der Regie von John Krasinski sehr flach und kindgerecht erzählt. Zwar gelingt es ihm, eine gewisse Warmherzigkeit zu erzeugen, doch der emotionale Funke will nicht so recht überspringen. Die imaginären Freunde wirken zwar charmant, schaffen es jedoch nicht, nachhaltig zu begeistern.

                                                Ein Lichtblick ist Ryan Reynolds, der durch bewusstes against-type-casting versucht, sich von seinem typischen Action-Klamauk-Image zu lösen. Diese Entscheidung bringt frischen Wind, reicht aber nicht aus, um den Film auf ein höheres Niveau zu heben.

                                                IF bietet viele nette Ideen. Der Geschichte mangelt es jedoch an Tiefe und erzählerischer Raffinesse. Ein Film, der warmherzig unterhält, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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                                                • 5 .5

                                                  John Woo ist zurück, und so dürfen wir erneut Tauben in Zeitlupe flattern sehen. Doch auch bei seinem zweiten Comebackversuch findet er nicht zu alter Stärke zurück – ironischerweise bei der Neuverfilmung eines seiner stärksten Filme. Sein Woke-geprägter "The Killer" anno 2024 liefert solide Arbeit ab, nicht mehr und nicht weniger.
                                                  Ausstrahlungsmonster Omar Sy und Nathalie Emmanuel überzeugen in den Hauptrollen. Der Plot ist zwar simpel, aber spannend, und die handgemachte Action hat Charme, ohne jedoch zu begeistern. Das Finale reißt noch einiges raus, doch insgesamt bleibt ein etwas schaler Nachgeschmack – oder positiv formuliert: Es wirkt alles angenehm old school.
                                                  Selbst der ehemalige Star-Kicker Eric Cantona ist mit an Bord, doch seine einstige Treffsicherheit reicht auch nicht aus, um Woo wieder an die Spitze zu bringen. Nach dem enttäuschenden Silent "gähn" Night ist dieser Film immerhin ein Lichtblick.

                                                  Fazit:
                                                  John Woos The Killer von 2024 versucht, den Geist des Originals einzufangen, bleibt aber in stilisierten Hommagen stecken, die mehr Nostalgie als frische Impulse bieten.

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                                                  • 6

                                                    Timecrimes ist ein charmanter Zeitreise-Film, der zeigt, dass man auch ohne großes Budget, aufwendige Effekte oder viel Schnickschnack einen gelungenen Film schaffen kann. Alles was es braucht, ist eine originelle Idee, die die Gehirnwindungen kitzelt. Die recht einfache Handlung ist dennoch fesselnd, bietet sogar einige Lacher und wird von Karra Elejalde durchweg überzeugend gespielt. Allerdings sollte man in Sachen Logik nicht immer ganz genau hinschauen. Die Produktion ist eher auf dem B-Level angesiedelt.

                                                    Fazit: Kurzweiliger Film mit interessantem Zeitreiseansatz.

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