1. Beschreibe dein persönliches Kinojahr 2015 in einem Wort!
Nachholbedarf
- wobei das geschummelt ist. Für mich gilt jedes Jahr wieder, dass ich
mehr Filme verpasst, als gesehen haben. Der Fluch der Provinz.
2. Bei welchem Film hast du 2015 im Kino am meisten geweint/gelacht/geschlafen?
Still Alice - Mein Leben ohne gestern
hat zu Jahresbeginn zumindest für einen ordentlichen Kloß im Hals
gesorgt. Der ist noch einmal angeschwollen, als Richard Glatzer wenige
Wochen, nachdem ich den Film gesehen habe an den Folgen von ALS
gestorben ist. Trotz Oscar-Auszeichnung für Julianne Moore für eine
würdige Darstellung, hat das schließlich kaum jemand zur Kenntnis
genommen. Die Filmwelt ist manchmal ungerecht. An dieser Stelle sei
deswegen noch einmal an einen Filmemacher erinnert, der dieses
schonungslose und dennoch feinfühlige Drama fertig gestellt hat, als die
Krankheit ihm bereits die Stimme geraubt hat. Die letzten Drehtage hat
er mit einer Sprachsoftware und seinem großen Zeh bestritten.
3. Welcher Schauspieler/Regisseur ist deine persönliche Neuentdeckung des Jahres?
Kristen Wiig und Frederick Lau. Erstere hat, zusammen mit Film-Bruder Bill Hader, die wohl schönste Lip-Sync-Sequenz des Jahres in The Skeleton Twins. Darüber hinaus habe ich die Komikerin endlich als Schauspielerin erlebt. Lau hingegen wuppt in der Victoria
eine Rolle, die eigentlich zum Scheitern verurteilt wäre. Ich weiß
nicht, ob es am gewollt holprigen Englisch liegt, dass seine Darstellung
von Sonne so angenehm unaufgesetzt wirkt. Aus heimischen Gefilden
möchte ich darüber hinaus Joel Basman im Auge behalten, den ich in Wir sind jung. Wir sind stark. sowie Als wir träumten
sehr überzeugend fand. Außerdem hat sich Mark Ruffalo in meiner Gunst
gefestigt. Der Hulk ist nicht nur ein herausragender Schauspieler - zu
beobachten im formidablen Foxcatcher und im sonst ziemlich schlappen Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron -, sondern ein sehr kluger und eloquenter Mensch. Davon können sich Kotzbrocken wie Robert Downey Jr. und Jeremy Renner
gerne zwei Scheiben abschneiden. Den Preis für den lässigsten Auftritt
sackt aber Michael Keaton ein. Obwohl es bei den Academy Awards nicht
mit dem Goldjungen geklappt hat, so cool wünsche ich mir viel mehr
Schauspieler auf einer großen Bühne.
4. Auf einer Skala von 1 (Wäh!) bis 10 (Wuhu!) - wie toll war das Kinojahr 2015?
42
Aki Kaurismäki war mir persönlich immer etwas zu lieblich, Asghar Farhadi hingegen tendenziell zu trocken. Die Brüder Dardenne bewegen sich für meinen Geschmack wunderbar zwischen diesen beiden Polen. Bittere Lebenswirklichkeit mit dem nötigen Schuss Kinomagie und Optimismus. Als Sandra am Ende nach den Anstrengungen von zwei Tagen und einer Nacht erhobenen Hauptes als Siegerin vom Platz geht, habe ich gestrahlt. Als Der Junge mit dem Fahrrad nach Hause radelte, habe ich gehofft, dass alles gut wird. Aber, wo, wenn nicht im Kino?
6. Was war dein größter Fremdschäm/Hype/Film-Moment im Kinojahr 2015?
Gehyped war ich über das Erwachen der Macht ehrlich gesagt weniger. Dafür waren Ant-Man und Age Of Ultron noch zu präsent. Ein bisschen gejauchzt habe ich hingegen, als Tor 7 aufging und der Urschrei meiner Kindheit wieder durch die Jurassic World hallte (auch wenn ich vom Film schlussendlich enttäuscht war). Amüsiert haben mich die ungläubigen bis irritierten Blicke der Kassierin meines Stammkinos und des, außer mir vollkommen weiblichen, Publikums in Magic Mike XXL. Weniger geschämt, mehr geärgert habe ich mich hingegen über das Publikum mit dem ich Das Märchen der Märchen, Ewige Jugend sowie Carol sehen durfte. "Italienische Märchen? Wen interessiert das?" über "Unglaublich..." bis "Zeigt doch lieber Star Wars." war der Abgrund tief.Aus meiner bisherigen Ausbeute tun sich die Filme hervor, die sich überall als Favoriten empfehlen. George Millers Mad Max: Fury Road und David Robert Mitchells It Follows waren allerdings auch großartige Filme. Ansonsten gehören die bereits erwähnten Victoria, Foxcatcher, Still Alice - Mein Leben ohne Gestern ebenfalls in eine unverbundene Top Ten. The Walk von Robert Zemeckis hatte es mir zumindest phasenweise angetan. Auch wenn ich mir, wie bei der BBC-Doku Man on Wire, eine kritischere Distanz zu der Hauptfigur gewünscht hätte und der Film sich etwas viel Zeit nimmt, ist der titelgebende Drahtseilakt atemberaubend und wahrscheinlich souveränste Einsatz von 3D in diesem Jahr. Aus handwerklicher Sicht konnte das lediglich Sebastian Schippers One-Shot-Wunder toppen. Der kurioseste Gast auf meiner vorläufigen Bestenliste ist wahrscheinlich Magic Mike XXL. Den Vorgänger fand ich in Ordnung. Gefälliges Drama, aber ein Bein hat sich Soderbergh nicht ausgerissen. Der zweite Teil hält sich allerdings gar nicht weiter mit dem großen Drama auf, sondern schickt die Nakedei-Truppe um Channing Tatum auf das unbeschwerteste Road-Movie des Kinojahres. Die einzelnen Tanz- und Musical-Einlagen gehören zum feuchtfröhlichsten, was es außerdem zu sehen gab.
Mrs. Marvel: Jenny von T
Zehntausend-Zeichen-Man: Timo K.
Mein fleißigster Liker: Alex.de.Large
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