Menschen, die über ein "schlechtes Filmjahr" sprechen, haben Unrecht. Jedes Filmjahr ist gleich. Es gibt immer einen Haufen Müll und es gibt einen Haufen tolles Zeug. Man muss nur die Augen aufmachen.
Lieblingsperformance
Jennifer Lawrence in American Hustle
Drama gewinnt die Preise. Das war schon immer so und wird sich wohl auch nicht ändern. Für Lupita Nyong'o, die dieses Jahr den Oscar für ihre fantastische Leistung in 12 Years a Slave erhielt, standen alle Vorzeichen dementsprechend gut. Was aber immer wieder vernachlässigt wird, ist wie schwierig Rollen sind, die nicht zu hundert Prozent ernst gemeint sind. Jennifer Lawrences Charakter in American Hustle war für sie vielleicht der schwerste Job ihrer Karriere. Sie ist offensichtlich viel zu jung für die Rolle und auch wenn der Charakter nicht schlecht geschrieben ist, bewegt er sich permanent gefährlich nahe an der Eckkante der Karikatur. Und wie unglaublich genial Jennifer Lawrence diesen schmalen Grat bewältigt ist überwältigend. Sie ist lustig, züggellos, durch und durch irre, aber bewahrt immer die Persönlichkeit, die der Charakter braucht, um nicht zum Klischee zu verkommen.
Außerdem: Tom Hardy - No Turning Back, Amy Adams - Her
Pfützenpreis (Auszeichung fürs Heulenmachen)
12 Jahre Nachrichten – Interstellar
Und plötzlich… Jessica Chastain! Dass eine der vielen großartigen Szenen in Interstellar genau mit der Ankunft der vielleicht tollsten Schauspielerin ihrer Generation zusammenfällt, ist vielleicht ein Zufall, vielleicht aber auch nicht. Sie und Matthew McConaughey befinden sich in der Szene nicht im gleichen Raum, nicht einmal in der gleichen Galaxie und dennoch steckt in dem Moment die emotionale Wucht eines ganzen Lebens. Es ist ein kleiner Moment, ein einfacher, ein eigentlich schon vorhersehbarer, aber er trifft dennoch und beschreibt in 30 Sekunden den gesamten zweiten Akt der Beziehung zwischen Cooper und Murph, ohne den der erste und dritte nicht funktionieren würde.
Außerdem: Short Term 12 - Stille Helden, 12 Years a Slave
Lieblingstrailer
Mad Max: Fury RoadIch habe noch nie einem Mad Max-Film gesehen. Ich wäre auch von selber nie auf die Idee gekommen. Aber ich dachte, reingucken kann man ja mal in den Trailer für den Neuen und HEILIGE SCHEISSE, WAS ZUR HÖLLE.
Außerdem: Interstellar , Tomorrowland
Verstörendster Moment
Die Oktopus-Geschichte - Short Term 12 - Stille Helden
Die Geschichte in der Geschichte... ein beliebtes Prinzip. Sie kann uns ablenken, uns einlullen, uns den eigentlichen Film, den wir sehen, vergessen lassen, aber wenn sie funktioniert, werden wir mehr über den Erzähler, den Zuhörer und die Geschichte selbst wissen und das alles ohne dass etwas davon direkt angesprochen wurde. Die Geschichte über den Oktopus und den Hai ist der gruseligste Moment, den ich dieses Jahr in einem Film gesehen habe und das ohne schockierende Bilder oder laute Musik. Sie erinnert daran, welche gigantische Kraft in Worten liegt und wie man Dinge, die man sich nicht auszusprechen traut, in eine Erzählung umschreiben und verpacken kann. Der beste Moment in einem fantastischen, und insgesamt wunderbar lebensfrohen Film.
Außerdem: Der Mord - Gone Girl - Das perfekte Opfer, Ihr wisst schon was - Under the Skin
Lieblings-Sci-Fi
Weniger ist mehr. Kann ich das jetzt schon so ein bisschen als den inoffiziellen Theme dieser Lieblingsliste ankündigen? Wobei, es wäre wohl ein bisschen fies, denn es ist problemlos möglich, sowohl den intergalaktischen Actionszenen in Interstellar als auch einem simplen Low-Budget und High-Concept-Thriller völlig ohne CGI etwas abzugewinnen. Coherence ist eine dieser Geschichten, die sich mit ganz einfachen Mitteln und unerwartet unter die Haut gräbt, die weder Bildspektakel noch Bombastsoundtrack aus der Schublade holen muss, um noch eine ganze Weile im Kopf stecken zu bleiben, wo man das Gesehene immer wieder herumdreht. Wie Primer, nur verständlicher, hübscher und gruseliger.
Außerdem: Interstellar, Edge of Tomorrow
Lieblingsdoku
Okay okay, ich gebe es zu. Die Edward Snowden-Doku Citizenfour ist nicht nur die beste, sondern auch die schlechteste, weil nämlich die einzige Doku mit deutschem 2014-Start, die ich dieses Jahr gesehen habe. Glaubt ihr mir trotzdem, dass es höchstwahrscheinlich die Beste ist? Das Blackfish 2014, nicht nur politisch hochinteressant, sondern auch rein von der Erfahrung her einer der ungewöhnlichsten, interessantesten und spannendsten Filme des Jahres. Der Moment mit dem Feueralarm gehört definitiv zu meinen Adrenalin-Highlights des Jahres.
Lieblingssong
Can a Song Save Your Life?Stellvertretend für meinen Lieblingsmusikfilm des Jahres 2014 (zumindest solange man Frank nicht mitzählt) vergebe ich diesen prestigeträchtigen Award an Coming Up Roses aus Can a Song Save Your Life. Es ist der sympathische Song, nicht der große Hit, der sowohl am Anfang und Ende läuft, sondern das kleine unscheinbare Lied in der Mitte, dass dann doch am längsten bleibt.
Außerdem: Everything is Awesome! - The Lego Movie, The Hanging Tree - Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1
Lieblingsfilm
The Lego MovieLassen wir die unglaubliche Gagdichte, die einen während der gesamten Laufzeit kaum überhaupt Luft holen lässt, mal weg. Genauso der Detailreichtum und die Verspieltheit. Und den grandiosen Cast, von Chris Pratt über Alison Brie bis zu Morgan Freeman. All das wäre schon mehr als genug, um diesem Film einen Platz in meiner Top 10 zu garantieren. Aber was The Lego Movie für mich zu dem einen und einzigen Film 2014 macht, ist die Wendung, die er im letzten Drittel nimmt. Wie bei den besten Twists lässt sich hinterher der gesamte Film in einem neuen Licht sehen, was öfteres Schauen noch spaßiger macht als es ohnehin schon wäre, und es hinterlässt eine der tiefgründigsten und liebevollsten Botschaften des Filmjahres, und vielleicht die Wichtigste: Brich die Konventionen auf, wirf alles durcheinander und mach etwas Tolles, Neues daraus.
Der Geist von Calvin und Hobbes steht hinter diesem Film, noch mehr als die naheliegenden Vergleiche zu Toy Story, und wenn ein Film es schafft, den Geist von Calvin und Hobbes, der über zehn Jahre erarbeitet und perfektioniert wurde und den Strip zu einem der für mich wichtigsten Kulturgute der Menschheit gemacht hat, in nur hundert Minuten so auf den Punkt gebracht wird... Dann kann ich nicht mehr. Dann ist hier Schluss mit der Frage nach dem besten Film des Jahres. Denn es gibt einfach keine andere Option mehr. „You have to believe, Emmet. I know that sounds like a cat poster, but it’s true.”
Außerdem: Alle ganz unten
Bonus: Lieblingsfilme die wo noch nicht da sind
It Follows und Frank
Wenn ich ehrlich bin… Hätte auch nur einer dieser beiden Filme in Deutschland 2014 ein anständiges Release gehabt, hätte der Lego Movie sich doch noch warm anziehen müssen. Aber ich halte mich mal an die MoCA-Regeln der deutschen Veröffentlichung, sonst wäre das alles auch viel zu kompliziert… Wenn sie aber noch kommen, ob fürs Kino oder zuhause, haltet ein Auge offen!
Meine Lieblingsfilme 2014
Wie bei den Serien habe ich auch hier eine traditionelle Top 10-Liste gemacht. Aber die oberen Plätze liegen da alle so wahnsinnig nah beieinander, dass eine Kategorisierung eigentlich fast mehr Sinn ergibt. Außerdem ist man da freier in der Nummernvergabe und hat so viele Plätze wie man will. Eine feine Sache.
Lieblingsfilm
Kinder Pingui (auch Lieblingsfilm, klein)
Citizenfour
Coherence
No Turning Back
Short Term 12 - Stille Helden
Wildschweinbraten (auch Lieblingsfilm, groß)
Captain America 2: The Return of the First Avenger
Edge of Tomorrow
Interstellar
Oscars Freunde
12 Years a Slave
American Hustle
Boyhood
Gone Girl - Das perfekte Opfer
Her
Wie der Wind sich hebt
Spaß ist nicht verboten