Vergesst Sauron: Die spannendsten Ringe der Macht-Charaktere sind die, die in Tolkiens Herr der Ringe nie auftauchten

13.11.2022 - 10:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Herr der Ringe-Serie: Die Ringe der MachtAmazon
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Amazons Herr der Ringe-Serie Die Ringe der Macht musste viel Kritik einstecken. Doch eine Sache, die vorab verteufelt wurde, entpuppt sich in Staffel 1 als große Stärke.

Noch bevor Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht zu Amazon * kam, hatten viele Fans einen großen Kritikpunkt: die Erschaffung von Figuren, die vorher nie im umfangreichen Mittelerde-Werk von J.R.R. Tolkien vorgekommen waren. Warum musste die Serie sich unbedingt neue Charaktere ausdenken, wenn die Welt des Fantasy-Autors eigentlich genug spannendes Personal zur Verfügung stellte? Nach Staffel 1 gibt es auf diese Frage eine klare Antwort.

Achtung, es folgen Spoiler zur gesamten 1. Staffel Die Ringe der Macht.

Warum die Herr der Ringe-Serie Figuren braucht, die bei Tolkien nicht existierten

Mit Galadriel, Elrond, Celebrimbor, Gil-galad, Finrod, Sauron und vielen mehr haben etliche Figuren den Sprung von Tolkiens Buchseiten in die Serie geschafft. Während deren Casting-Meldungen mit Vorfreude aufgenommen wurden, sahen sich die völlig neuen Herr der Ringe-Serien-Charaktere im Vorfeld mit viel Skepsis konfrontiert. Doch die neuen Figuren haben die Serie mehr bereichert als ihre bekannteren Kolleg:innen.

Zunächst einmal sind aus der Serien-Handlungszeit des Zweiten Zeitalters bei Tolkien * vorrangig Held:innen und Herrscher:innen überliefert. Doch um eine glaubhafte Welt zu erschaffen, braucht es auch einfachere Teilnehmer wie die Harfüße, die in den Geschichtsbüchern eher untergehen würden.

Außerdem dienten die vielen frischen Herr der Ringe-Figuren in Staffel 1 als erzählerische Nebelschleier, um die nur scheinbar neuen Figuren (also Halbrand und den Fremden) in der Masse natürlich wirken zu lassen.

Gerade ohne jegliche Beeinflussung oder Vorprägung machte es Spaß, die Nicht-Tolkien-Figuren kennenzulernen. Und dahinter verbirgt sich zugleich ihre wichtigste Funktion: Denn den Neuen wohnt die nicht zu unterschätzende Macht der Unwissenheit inne.

Die neuen Figuren retten Die Ringe der Macht vor dem Prequel-Problem

Es mag für Herr der Ringe-Fans einen gewissen Reiz haben, herauszufinden wie gestandenes Tolkien-Person wie Galadriel, Sauron und Elrond zu dem Punkt kamen, an dem wir sie in Der Herr der Ringe: Die Gefährten kennenlernten. Letztendlich sorgt ihr vorgezeichneter Weg aber für Langeweile. Oder würde es zumindest, wenn Die Ringe der Macht einzig ihre Geschichte erzählt hätte. Nur von A nach B zu kommen, ist längst nicht so spannend, wie die Möglichkeit, B nie zu erreichen.

Viele Prequel-Serien – und davon gibt es aktuell eine Menge – haben dieses Problem. Besonders akut zeigte das zuletzt Star Wars: Obi-Wan Kenobi, der als Prequel und Sequel zugleich, eingepfercht zwischen Episode III und IV, keine Luft mehr zum Atmen blieb, weil Anfang und Ausgang schon vorher feststanden. Better Call Saul umging das Dilemma mit einen Sprung in die Zeit nach Breaking Bad.

Bei Die Ringe der Macht finden sich ebenfalls Figuren, die in Staffel 1 unter der Vorgeschichten-Krankheit leiden: Wenn Isildur (Maxim Baldry) in Folge 7 beispielsweise für tot erklärt wird, kann sein Vater Elendil (Lloyd Owen) noch so viel ehrliche Trauer auf sein wettergegerbtes Gesicht bannen: Herr der Ringe-Fans wissen, das der Sohn zurückkommt und Sauron den Ring vom Finger schlägt.

Ihre Schicksale halten keine großen Überraschungen mehr bereit. "Die Neuen" haben dieses Problem des Story-Korsetts nicht, weil niemand ihre Geschichte vorab nachlesen oder ergoogeln kann – oder sie bereits in- und auswendig kennt. Wenn Bronwyn (Nazanin Boniadi), Theo (Tyroe Muhafidin) und Arondir (Ismael Cruz Cordova) vor der Schlacht von Udûn voneinander Abschied nehmen, bricht zuverlässig Angstschweiß aus, weil wir nicht wissen, ob sie sich vielleicht gerade das letzte Mal sehen. Wir fiebern dem entgegen, was Nori (Markella Kavenagh) mit dem Fremden in Staffel 2 im Osten vorfinden wird. Und selbst über das Schicksal bislang unscharfer Figuren wie Isildurs Schwester Eärien (Ema Horvath) lässt sich genussvoll spekulieren. All das hält die Spannung aufrecht.

Die neuen Herr der Ringe-Figuren bereichern Mittelerde um mehr als nur Überraschungen

Alle nicht Tolkien-Figuren tragen die Last des Mitfiebern auf ihren Elben-, Harfuß-, Zwergen- und Menschenschultern. Darüber hinaus gelingt es ihnen, zu komplexen Figuren zu reifen. Kaum jemand ist faszinierender als der böse Elb Adar (Joseph Mawle), der in Staffel 1 klar als Bösewicht gezeichnet wird und zugleich nachvollziehbare Handlungsmotive samt Ork-Liebe mitbringt. Auch Disa (Sophia Nomvete) und Arondir stiegen in Staffel 1 völlig zurecht zu neuen Fanlieblingen auf: Überzeugend gespielt und mit ungewöhnlichen Charakter-Facetten erkämpften sie sich ihren Platz an der Sonne Mittelerdes.

Die Neuzugänge fügen sich dabei nahtlos in Tolkiens Welt ein. Und mehr noch: Sie erklären Winkel des Fantasy-Reichs, um die sich bis heute Rätsel ranken.

  • Adar darf die Ork-Ursprünge in seiner Geschichte verhandeln.
  • Nori, Poppy, Sadoc und die anderen Harfüße führen uns in die bei Tolkien nur kurz erwähnten nomadischen Anfänge der Hobbits ein.
  • Disa macht den Wert bisher nur flüchtig erwähnter Zwergenfrauen in ihrem Umgang mit ihrem Gemahl Durin äußerst herzlich greifbar.
  • Und Elb Arondir führt uns bei seiner Bewachung der Südländer eine Dynamik der Überwachung und des Grolls vor Augen, die Völker-Feindschaften plötzlich auf persönlicher Ebene nachvollziehbar macht.

Diese Figuren mögen es bisher nicht namentlich in die Geschichtsbücher von Tolkiens Reich geschafft haben. Aber nach der 1. Staffel Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht haben sie sich ihren Platz in Mittelerde redlich verdient. Und wir warten gespannt, was die Zukunft der Amazon-Serie noch für sie bereithält.

Die Ringe der Macht: Podcast zum Herr der Ringe-Serienfinale mit Staffel 2-Ausblick

Im großen Finale löst Amazons Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht die größten Rätsel der 1. Staffel auf. Wir diskutieren die Enthüllungen und werfen einen Blick voraus, welche Versprechen die Serie bereits für die 2. Staffel gibt.

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Ob versteckte Herr der Ringe-Anspielungen oder versprochene neue Figuren, die zu Galadriel und Sauron stoßen: Wir nehmen das Staffel-Ende ganz genau unter die Lupe und reden über die schönsten und schlimmsten Momente gleichermaßen.

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Wie steht ihr nach Staffel 1 zu den neuen Tolkien-fremden Figuren in Amazons Herr der Ringe-Serie?

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