Wer tritt in die Fußstapfen der Expendables?

27.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Arbeitnehmer im hohen Alter - in Hollywood gefragt wie nie.
Splendid
Arbeitnehmer im hohen Alter - in Hollywood gefragt wie nie.
76
38
Die großen Hollywood-Stars werden vom Alter nicht verschont. The Expendables 2, der diese Woche in unseren Kinos startet, ist Sinnbild für den fehlenden Nachwuchs im Bereich der Leading Men.

Vor über zehn Jahren neigte sich die große Zeit von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger dem Ende zu. Der eine scheiterte daran, sich als Charakterdarsteller zu etablieren, der andere flüchtete nach ein paar Flops in die Politik. Das Nostalgie-Fest The Expendables 2 führt sie wieder auf die große Leinwand und untermauert ihre unerwarteten Comebacks. Trotz der spaßigen Rückbesinnung auf die gute alte Zeit verdeutlicht Rentner-Action wie The Expendables und der kommende R.E.D. 2 eine problematische Lücke in Hollywoods Leading Man-Demografie.

Ocean’s Eleven
Natürlich sind die Expendables nicht die aktuelle Leading Man-Generation, von der Hollywood zehrt. Die ist zwischen 40 und 50 Jahren alt, begann ihre Karriere in den achtziger und frühen neunziger Jahren und sammelt in munterer Regelmäßigkeit Rekordgagen ein. Die einschlägigen Namen lauten Tom Cruise (50), Brad Pitt (48), Johnny Depp (49), Robert Downey Jr. (47), Matt Damon (41), Will Smith (43), Dwayne Johnson (40) und Mark Wahlberg (41). Die Ausreißer Liam Neeson (60), Denzel Washington (57) und Leonardo DiCaprio (37) gesellen sich dazu.

Leading Men sind im Gegensatz zu ihren Kollegen in der Lage, einen Film allein mit ihrem Namen zu öffnen. Ihre Gesichter auf dem Poster führen dazu, dass Horden von Kinozuschauern Tickets lösen. Leading Men sind der Traum der Studiobosse, denn sie sorgen wie Franchises für einen enorm profitablen Wiedererkennungswert. Es gibt immer weniger von dieser Spezies. Hin und wieder werden sie für tot erklärt, etwa als Sieben Leben mit Will Smith floppte, dem vorgeblich letzten echten Leading Man. Dann kommt wieder ein Johnny Depp daher und katapultiert Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten im Alleingang zum Box Office-Wunder. Die Existenz der Leading Men wurde bewiesen, aber sie leiden an einer Überalterung. Leonardo DiCaprio ist der Jüngste unter jenen, die die 2000er Jahre geprägt haben, der einzige unter 40. Shia LaBeouf, der einzige veritable Leading Man unter 30, der über mehrere Jahre und Franchises hinweg Kasse gemacht hat, wendet sich gerade vom Blockbuster-Kino ab. Aber wo bleibt der Nachwuchs?

Verlorene Generation
Die großen Studios leben heute von einer Generation, die vor 20 Jahren herangezüchtet wurde. Gleichzeitig hat sich in dieser Zeit ihre Zielgruppe weiter verjüngt. Diese Diskrepanz zwischen den Mittvierzigern und ihren 16-jährigen Zuschauern hat ihren Ursprung im Wandel Hollywoods seit der Jahrtausendwende. Der Boom der Fantasy- und Superheldenfilme seit Der Herr der Ringe: Die Gefährten, Harry Potter und der Stein der Weisen und X-Men – Der Film führte vor, wie Franchises ohne große Stars für Milliardengewinne sorgen können. Der Unterschied etwa zur Star Wars-Reihe, der immerhin Harrison Ford entstieg, liegt darin, dass diese Projekte abgesehen von Hugh Jackman keine Leading Men hervorbrachten.

Elijah Wood, Tobey Maguire, Orlando Bloom, Hayden Christensen, Paul Walker und Josh Hartnett, scheiterten beim Sprung in die erste Liga. Sie schafften es nicht aus dem Schatten ihres Franchise, leisteten sich einen Flop zuviel oder wählten die falschen Rollen. Sie alle gehören zur Generation von Leonardo DiCaprio, der selbst mehrere Jahre benötigte, um sich in der A-List zu etablieren. Heute ist er einer der profitabelsten Stars der US-Filmindustrie, wie Inception und Shutter Island untermauerten. In seiner Altersklasse bleibt er der einsame Spitzenreiter. Hollywoods Flucht in die Sequelitis trägt daran Schuld. Die Konzentration auf Marken verhindert in vielen Fällen, dass Stars wirklich aufgebaut werden. Für ein paar Filme tragen sie eine Maske, dann geht’s ab in die Welt mittelgroßer Budgets oder die Nebenrollen.

Charming Potato
Heute, zehn Jahre später, flaut der Trend nicht ab, eher im Gegenteil. Schauen wir auf dieses und das letzte Kinojahr, beobachten wir, wie sich eine neue Generation daran macht, in die Ränge der Leading Men aufzusteigen. Letztes Jahr scheiterten der nächste Brad Pitt Alex Pettyfer (Ich bin Nummer Vier, Beastly) ebenso wie der nächste Tom Cruise Taylor Lautner (Atemlos – Gefährliche Wahrheit). Dieses Jahr machte Taylor Kitsch (Battleship, John Carter – Zwischen zwei Welten) einen auf Ryan Reynolds und lieferte gleich zwei Misserfolge ab. Nach bzw. kurz vor dem Ende der Harry Potter- und Twilight-Reihen bemühen sich Daniel Radcliffe und Robert Pattinson um eine dauerhafte Hollywood-Karriere.

Im engeren Kreis der jüngeren Leading Men-Aspiranten befinden sich zur Zeit Namen wie Chris Hemsworth (29), Chris Pine (32), Zac Efron (24), Justin Timberlake (31), Ryan Gosling (31), Joseph Gordon-Levitt (31) und Andrew Garfield (29). Ein Spätzünder wie Jeremy Renner (41) bleibt die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Einige der Bewerber müssen sich außerhalb ihrer Franchises erst beweisen (Chris Hemsworth, Chris Pine, Andrew Garfield), andere zögern merklich beim Schritt in die Blockbuster-Liga (Ryan Gosling, Justin Timberlake, Joseph Gordon-Levitt). Der Mann mit den besten Chancen auf den Sprung in die Leading Man-Kategorie ist im übrigen Channing Tatum (32). Ganz ohne Franchise-Anbindung belegen momentan drei seiner Filme Plätze in der Top 20 der erfolgreichsten Film 2012 in den USA. Keiner der oben genannten Altersgenossen hat ihm das bislang nachgemacht.

Naturgemäß sind nicht alle Stars gekommen, um zu bleiben. Eine Selektion an der Grenze zur A-List ist gang und gäbe. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich der Generationenbruch des Millenniums wiederholt oder jemand in die Fußstapfen von Johnny Depp und seinen gut verdienenden Kollegen tritt. Einer der Aspiranten, Joseph Gordon-Levitt, erlitt übrigens erst dieses Wochenende einen bezeichnenden Schiffbruch. Sein Action-Vehikel Premium Rush scheiterte im Angesicht der Rentner-Recken von The Expendables 2. Maue 6,3 Millionen spielte es ein, landete auf einem enttäuschenden siebten Platz. Die Expendables freuen sich derweil auf ihren dritten Einsatz. Warum auch nicht? Die junge Konkurrenz macht sich schließlich rar.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News