alex023 - Kommentare

Alle Kommentare von alex023

    • ENTOURAGE SEASON 8 SPOILER

      Aber heiratet Vinnie nicht am Ende? Hm...

      • 7
        alex023 12.11.2013, 11:04 Geändert 06.11.2014, 16:05
        über Don Jon

        Gesneaked!

        »There's only a few things I really care about in life. My body. My pad. My ride. My family. My church. My boys. My girls. My porn.«

        Als die Nachricht durchsickerte, dass mein Lieblingsschauspieler Joseph Gordon-Levitt sich nun auch als Regisseur betätigen sollte, war die Freude erst mal groß. Diese wich jedoch der Vorfreude, verbunden mit schier endlosem Warten. Jetzt hatte ich jedoch das Glück, bereits in der Sneak einen Blick auf sein Debüt zu werfen: man muss ihm durchaus ein Kompliment machen, solch eine hohe Qualität erreichen dabei nur wenige.
        Jon hat ein paar Dinge, um die er sich sorgt (s. Zitat). Und er scheint auch richtig glücklich damit zu sein. Bis er Barbara in einem Club trifft und meint, dass sich alles ändern könnte – oder auch nicht? Und wieso hat eigentlich Esther, welcher er auf der Abendschule begegnet, einen viel größeren Einfluss auf ihn?

        Joseph Gordon-Levitt schrieb sich die Rolle auf den Leib, das merkt man aber erst, wenn man den Film selbst sieht. Kam er doch vor allem in Filmen wie »500 Days of Summer« wie ein verträumter Romantiker, in Werken wie »Brick« und »10 Things I Hate About You« wie ein klassischer Außenseiter herüber, so kann er eben auch den ewig-trainierenden Muskelprotz-Macho spielen, was man ihm eigentlich gar nicht zugetraut hatte. Scarlett Johansson funktioniert wunderbar in ihrer Rolle, wie auch immer man zu ihr stehen mag. Getoppt wird sie allerdings durch die großartige Julianne Moore, die eben einfach nur großartig sein kann. Für Spaß-Faktor sorgt zudem noch Tony Danza als Jons Vater.
        Abgesehen vom gut aufgestellten Cast weiß DON JON vor allem durch das intelligentes Drehbuch zu punkten. Viele Kinozuschauer werden vermutlich nicht verstehen, was dahinter steckt – viele Sneak-Besucher taten es gestern auch nicht, die ihn bloß als „ganz witzig“ abtaten. Alles in Ordnung, aber wenn man ein wenig nachdenkt, müsste der satirisch-parodistische Charakter sofort auffallen. Beispiel: Jon und Barbara gehen ins Kino, in einen Film namens „Special Someone“, die Hauptrollen werden von irgendwelchen Hollywood-Superstars verkörpert (diese gespielt von Channing Tatum und Anne Hathaway), der Storyverlauf ist typisch einer x-beliebigen 08/15-RomCom. Allein schon das (noch mal Hinweis auf diesen Titel!) und die darauffolgende Szene, in der sich Jon und Barbara romantisch küssen und alles um sie herum stehen zu bleiben scheint, während passende, romantische – natürlich mit dem Licht abgestimmte – Musik gespielt wird, porträtiert exzellent eben jenen Charakter, mit dem Levitt das ganze Genre ein wenig auf die Schippe nehmen will. Das kann hier bloß als exemplarisch angesehen werden, aber es finden sich im Film zuhauf solche Szenen.
        Levitt reizt das Stilmittel der Wiederholung auch extrem aus, immer wieder sehen wir die gleichen Sequenzen, immer ein wenig abgewandelt: ob er sich den nächsten Porno ansieht, mit dem Auto zur Kirche fährt, dort beichtet, anschließend bei den Eltern isst, dann beim Hanteltraining oder bei Liegestützen die auferlegten Gebete aufsagt – alles erscheint immer wieder und der Zuschauer kann es eigentlich schon fast immer voraussagen. Gerade aufgrund der extremen Überstilisierung ergibt sich dadurch ein prächtiges Bild der Entwicklung, welche nicht nur der Protagonist, sondern auch der gesamte Film nimmt. Famos inszeniert, durch schnelle Schnitte gekennzeichnet, ist nicht nur das Erzähltempo des Drehbuchs rasend schnell, sondern auch der Wechsel von Szene zu Szene, von Sequenz zu Sequenz und lässt den Zuschauer gar nicht zur Ruhe kommen. Zwischendrin hat man aber immer irgendwas zu Lachen, da die Dialoge einfach so toll geschrieben sind, dass sie automatisch herrlich komisch und manchmal auch schräg wirken. Eben gerade die Überreizung der Stilmittel führen hier auch zu einigen situationskomischen Szenen, die jedoch im Dialog zwischen Film und Publikum stattfinden.
        Man spürt die Freude und Begeisterung Levitts für seinen eigenen Film am ganzen Leib (an seinem und auch an dem eigenen), vor allem positiv zu sehen ist der nicht vorhandene Fremdschäm-Faktor, der bei einem solchen Thema ganz gerne mal auftauchen kann. Unterstützt durch Product Placement wurde er schon, das wird dem Zuschauer auch gehörig auf die Nase gebunden – aber nur in ganz wenigen Filmen ist das ja heutzutage nicht der Fall.
        „Das ist ein toller Film, ich mag die Schauspieler!“, war noch die positivste Rezension (von der Mitarbeiterin im Kino stammend), viele verließen etwas mürrisch den Kinosaal (der überfüllt war mit lauter Pärchen) und sprachen von einem „komischen Film“. Sicherlich sollte man diesen Film nicht als einen für ein Date weiterempfehlen, da das sonst zu gewissen Missverständnissen führen könnte. Viele werden wohl bloß den winzigen, deutschen Trailer gesehen haben und deshalb in den Film stürzen (another Romantic Comedy!); was einerseits ja auch positiv ist, denn dann könnte der Film vielleicht sogar finanziell erfolgreich werden und Levitt bekommt weiter die Chance, seine eigene Vorstellung von Filmen umzusetzen. Viele werden aber auch überrascht, sogar schockiert sein, weil sie eben genau das nicht bekommen, was sie eigentlich haben wollten und – wenn sie gut aufpassen – auch noch mitbekommen, dass eben genau das gehörig auf den Arm genommen wird.
        Ich habe gelesen, »Don Jon« sei die erste Romantische Komödie für Männer. Dem kann ich vielleicht ein bisschen zu stimmen – viel wichtiger ist eigentlich, dass es eine – zwar überstilisierte und übertriebene – aber dann doch wieder ehrliche Abbildung unserer Welt ist, nicht vor (Gesellschafts-)Kritik zurückschreckt und eventuell einen Wandel in der Auffassung dieses Genre-Kinos bewirken könnte (höchstwahrscheinlich nicht).

        Fazit: »Don Jon« ist das vielversprechende Regie-Debüt eines weiteren Allround-Talents in Hollywood, Joseph Gordon-Levitt, der nicht nur durch seine Firma HitRECord etwas Phänomenales geschaffen hat (hier wusste ich bereits, dass dieser Film kommen wurde, da die Firma eben Mitproduzent des Streifens war), sondern eben auch mit diesem Werk. Eine herrliche satirisch-parodistische Komödie aus der Feder Levitts selbst, flott und mit unheimlichen Tempo inszeniert, weiß er stets das Publikum zum Lachen zu bringen, aber durch den unkonventionellen Schluss und die Aussage zwischen den Zeilen wirklich sehr zu punkten. Ein überaus empfehlenswerter Film und dazu einer der besten des Jahres, der sogar mich – trotz hoher Erwartungen – noch überrascht hat.

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          alex023 11.11.2013, 12:47 Geändert 13.12.2014, 00:06

          Recap: »Internment« (Episode 5) - Spoiler enthalten!

          Was zuvor passiert war: Carol hat die beiden Infizierten umgebracht und wurde von Rick fortgeschickt. Die Wir-holen-die-Medikamente-und-sind-super-Gruppe gerät in Streit. Zusätzlich: Zombies mit Tattoos auf den Beinen.

          Was nun passiert: Diese Woche sind wir zurück im Gefängnis und kümmern uns - natürlich - wieder mal zu 99,9% nur um den Aspekt der Infizierten. Also dieser neue Infekt, nicht der Zombie-Virus. Schon klar. Hershel kümmert sich unter mithilfe von Sasha und Glenn, obwohl diese selbst beide erkrankt sind, um die Infizierten und versorgt sie, so gut es eben geht, bis die Medikamente eintreffen (sollen). Jedoch gerät es ein wenig außer Kontrolle, als ein paar der Leute sterben und sich in Walker verwandeln. Die Situation kann noch so einigermaßen gerettet werden, aber die Hilfe für Glenn kommt fast zu spät.
          Währenddessen ist Rick zurückgekehrt und berichtet zunächst einmal bloß Maggie und Hershel von der Situation mit Carol, hat jedoch mit Carl zusammen später ein etwas größeres Walker-Problem zu lösen.
          Am Ende der Folge erscheint auch endlich die Wir-holen-die-Medikamente-und-sind-super-Gruppe und bringt Heilmittel u.a. für Glenn, der damit am Leben bleibt. Bevor wir uns sicher sein können, das nun alles gemächlich zu Ende geht, taucht ein alter Bekannter vor den Toren des Gefängnisses auf. Markenzeichen: Augenklappe. Autsch.

          Wöchentliche Gedanken: Das war ja quasi schon mehr als eine 180°-Wende zur vorherigen Woche. INTERNMENT ist für THE WALKING DEAD-Verhältnisse eine verdammt gute Folge: Intensiv, atmosphärisch top und endlich passiert auch mal etwas. Die Charaktere entwickeln sich natürlich weiter nur bedingt, aber zumindest wird hier ein guter Fokus auf Hershel gelegt, der etwas unterzugehen drohte. Dass es im Zellenblock mit den Infizierten dann (endlich) mal etwas eskalierte, war eben auch als positiv zu vermerken, da es eben unlogisch erschien, dass es ewig so weiter ging. Natürlich kann man sagen, dass es ein wenig konstruiert erscheint, dass Rick am Anfang der Folge wiederkommt (weil der muss ja in jeder Folge dauerhaft dabei sein) und die anderen erst am Ende wieder - aber darüber sehen wir einfach mal hinweg.
          Positiv zu vermerken ist auf jeden Fall: Glenn und Maggie bekommen endlich mehr Screen-Time! Haben die Macher mir zugehört? Schön wär's!
          Es scheint aber nun mal jetzt so zu sein, dass die Staffel vielleicht endlich mal Fahrt aufnimmt. Diese Woche bekamen wir eine schnucklige, ruhige, aber auch gefährliche Episode geboten - ab nächster Woche könnte es dann so richtig zur Sache gehen. Auf dem Niveau, auf dem sich diese Serie seit jeher befindet (was sich immer mehr gesenkt hat) ist das dann durchaus interessant und diese Folge als Erfolg zu verbuchen. Immer noch nicht zu vergleichen mit den wirklich guten Serien, aber immerhin.
          Kleine Anekdote am Rande: wenn man selbst krank ist (wie ich gerade) und dann diese Folge sieht...es macht keinen Spaß, das kann ich nur sagen (zusätzlicher Tipp: niemals Danny Boyles Trainspotting in einem solchen Fall schauen, GANZ schlimm!).

          Was mich nervt: Gar nicht so viel diese Woche. Michonne taucht bloß für wenige Augenblicke auf (na gut, reicht eigentlich schon) und selbst Carl wirkt ganz in Ordnung (auch wenn er mit seiner 'Thanksgiving'-Anekdote eigentlich Punkte liegen lässt - was soll denn der Quatsch?)
          Mal sehen, wie das so weitergeht, aber dass diese Medikamente dann als Allheilmittel fungieren dürften, ist jetzt auch ein wenig arg konstruiert. Na ja, man muss ja auch irgendwie weiterkommen. Warum jetzt aber der Governor wieder dabei sein muss (ja, ich weiß, es war abzusehen), ist mir auch schleierhaft. Der Typ nervt einfach nur noch.
          Achso: wieso bestehen alle Episodentitel jetzt nur noch aus einem Wort, das mit "I" anfängt, abgesehen von der ersten Folge?

          Zitat der Folge: »I still think there's a reason for this.«

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            alex023 10.11.2013, 22:19 Geändert 06.11.2014, 16:06

            »You lied to me. I'm impressed.«

            In Kenneth Branaghs »Thor« aus dem Jahr 2011 wurde man relativ schick und ausgeschmückt in die ganze Sphäre von Asgard und den neun Welten eingeführt; die einen empfanden die prächtige und mit Kostümen ausgestattete Welt in Zusammenhang mit der Thor-trifft-auf-die-Erde-Story als eine angenehme Abwechslung im Superhelden-Universum, die anderen sahen nicht mehr als einen netten, aber dennoch durchschnittlichen Blockbusterfilm. Ich zähle mich eher zur letzten Gruppe, wobei das nicht zwangsläufig negativ gesehen werden muss, da eben auch mal ein solcher Unterhaltungsfilm wirklich Spaß machen kann, was »Thor« an einigen Stellen auch tat.
            Dennoch konnte ich ihn nicht besonders hochjubeln und in »The Avengers« ging er eher unter gegenüber den anderen. Nun stand mit THOR: THE DARK WORLD das Sequel in dieser Hinsicht an und Marvel startete seine nächste Phase in ihrem Mammut-Projekt. (Kleine Anmerkung bzgl. Marvel: wann verstehen es die Kinozuschauer eigentlich endlich, dass bei Marvel-Filmen IMMER noch etwas nach den ersten Credits und auch nach dem Abspann kommt? Nein, man muss natürlich ganz schnell hinausrennen, weil es ja irgendetwas umsonst gibt draußen für den, der zuerst den Kinosaal verlässt…)
            Thor (Chris Hemsworth) kehrt mit dem gefangenen Loki (Tom Hiddleston) zurück nach Asgard und lässt (All-)Vater und König Odin (Anthony Hopkins) über den Umgang mit dem Straftäter entscheiden. Lebenslange Gefangenschaft – doch jeder weiß bereits hier, dass Loki diese Strafe niemals verbüßen wird. Der ist einfach viel zu toll. Währenddessen nutzt ein Dämon („der Äther“) Thors Love Interest Jane Foster (Natalie Portman) als Wirt, um sich fortbewegen zu können. Genau diesen „Äther“ möchte der jahrelang abstinente und für tot gehaltene Dunkelelf Malekith (Christopher Eccleston) haben und zur Wiederherstellung der „Dunkelheit“ benutzen, die vor dem Universum herrschte.
            Zu Anfang gelingt es dem Fernseh-erfahrenen Regisseur Alan Taylor (»Boardwalk Empire«, »The Sopranos«, »Mad Men«) die einzelnen Figuren nicht direkt aufeinander prallen zu lassen, was die Spannung für einen nachfolgenden Konflikt steigert. Eben diese Intensität macht gerade diesen besseren Blockbuster aus, denn was besonders auffällt, ist der sehr hohe Unterhaltungsfaktor, der hier mitschwingt. Man erwartet von einem Film wie »Thor: The Dark World« keine Innovationen im Bereich von Inszenierung, Storytelling oder Drebuchkunst – darum geht es ja auch überhaupt nicht. Taylor gelingt ein grandioser Mix zwischen gut dosierter Action und charmantem Humor (der vor allem durch Loki und Janes Assistentin/Praktikantin Darcy ausgeht), der zu eben jener wunderbaren Unterhaltung beiträgt. Zudem gelingt es sogar, eine interessante Atmosphäre zu kreieren, die vor allem in gewissen Szenen (die Übergabe des „Äthers“ an den Dunkelfen) zusätzlich Flair verleiht. Außerdem hatte man irgendwie das Gefühl, dass man hier wirklich mal einen guten Vertreter der ganzen Superhelden-Filme geboten bekommt, da sich im Anblick der teilweise wirklich atemberaubenden Kulissen und den Kameraschwenken ein leichtes Gefühl der „Epicness“ breit macht – eben irgendwie genau das, was ich an einer solchen Art von Filmen schätze und oft vergebens suche.
            Tom Hiddleston ist großartig, seine Figur Loki ist großartig, aber das muss ich eigentlich gar nicht erzählen, er ist ja sowieso schon der mehr als heimliche Held dieses Films. Man könnte schon was sagen, dass diese Figur aus einem überdurchschnittlichen einen richtig tollen Blockbuster macht. Das Ende ist dann natürlich wieder mal typisch, man hätte es natürlich nicht anders regeln können. Es geht immer weiter im Marvel-Universum, und wenn es in der Qualität bleibt, kann man sich durchaus über Weiteres freuen, ich bin da ganz und gar nicht abgeneigt.

            Fazit: So gelingt es Taylor und Marvel mit »Thor: The Dark World« einen exzellenten Blockbuster auf die Beine zu stellen, der wirklich außerordentlich gut unterhält, riesig Spaß macht und mit Thor und Loki ein super Duo präsentiert, von dem man gerne mehr sehen wollen würde.

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              alex023 09.11.2013, 17:49 Geändert 06.11.2014, 16:06
              über Bronson

              Nicolas Winding Refn - Retrospektive #6

              »I am Charlie Bronson, I am Britain's most violent prisoner.«

              Refn dreht durch! Sein britisches Werk von 2009 ist der pure Wahnsinn und das ist nicht mal durchweg positiv zu verstehen. Man merkt hier, dass der Däne schon ein sehr eigenwilliger Künstler ist, denn ein Mensch mit klarem, rationalem Verstand wäre gar nicht in der Lage, sowas zu drehen.

              Charles Bronson – das ist der Name des Filmstars, aber auch der Kämpfername von Michael Peterson, einem verrückten Verbrecher, der in den Siebzigern in England aufwächst. Aber irgendwas ist mit ihm anders. Er möchte – um jeden Preis – berühmt werden, da er aber weder singen noch schauspielern kann, wird er zum Comedian…bzw. zum Kriminellen. Für ihn ist das Gefängnis wie die Hölle, aber genau das will er. Er fühlt sich dort zuhause, es macht ihm Spaß, wenn die Wärter ihn verprügeln…der berühmteste Strafgefangene Großbritanniens…

              Wenn man sich ein wenig mit Nicolas Winding Refns Filmographie auseinandersetzt, überrascht dieses Werk nicht wirklich, zumindest sollte es nicht. Es ist die pure Groteske, ein absurdes Kunstwerk, was die meisten filmischen Konventionen ignoriert. Tom Hardy ist brillant, trotz (oder vielleicht gerade wegen?) des Overactings…der Zuschauer hängt an seinen Lippen, seine Ausstrahlung ist phänomenal, die Atmosphäre ist knisternd und der ganze Film intensiv. Man kann natürlich einfach konstatieren: dieser Film ist irre und verrückt. Irgendwo mag das stimmen. Refn zeichnet das Bild eines verwirrten Menschen, ziel- und zukunftslos. Ein korruptes, nicht ernstzunehmendes juristisches System ermöglicht Peterson/Bronson immer wieder, zu neuen Straftaten aufzubrechen. Allein schon seine Entlassung wegen finanzieller Gründe…das ist so lächerlich, dass es schon wieder authentisch und realistisch wirkt. Doch setzte Refn in seiner »Pusher«-Trilogie sehr stark auf Realismus und Authentizität, ist es hier einfach eine sinnbildliche und metaphorische Präsentation eines Geisteskranken. Besonders stilprägend sind Refns Musikeinsätze, zunehmend klassische Stücke, die oft Wutausbrüche und/oder Gewalttaten untermalen. Und nicht erst hier erinnert Refns Werk BRONSON an Stanley Kubricks Gesellschaftsdystopie »A Clockwork Orange«. Es ist vielmehr ein einziges, großes Zitat, was – ganz typisch Refn – Eigenständigkeit und Originalität entwickelt (schon die ständigen Asides des Protagonisten mit einem imaginären Publikum). Und doch erinnert so viel an das Meisterwerk des britischen Ausnahmeregisseurs: der Schauplatz (England), das Verbrechen (immer wieder Gewalttaten), der Musikeinsatz (Kontrapunktierung durch klassische Musik in Kampfszenen). Und auch wenn man irgendwie spürt, dass der Film das gewisse Etwas zu haben scheint, findet man das dann im Endeffekt doch nicht so toll. Der Film ist absurd, pervers, grotesk und kontrovers – aber ein Meisterwerk ist er nicht, trotz der künstlerisch-erfüllten Ambitionen.

              Fazit: Man hat das Gefühl, dass das alles eine ziemlich runde Sache ist, aber der letzte Aspekt irgendwie fehlt. Hier kann so nur die Note „ganz gut“ vergeben werden; »Bronson« ist ein sonderbares Werk mit einem unberechenbaren Protagonisten, das steht außer Frage, reiht sich aber passend in Refns höchstinteressante Filmographie ein.

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                alex023 06.11.2013, 20:56 Geändert 13.12.2014, 00:10

                Über Superhelden zum Superstar

                In der zweiten Staffel von ENTOURAGE dreht sich alles darum, dass Vincents Agent Ari versucht, richtig Kohle zu machen. Der aufstrebende Jungstar ergattert die Rolle des Aquaman im kommenden Blockbuster, bei welchem der große James Cameron Regie führt. Gerade aus einem vermutlichen Indie-Hit entsprungen, sträubt er sich zunächst dagegen, als sich jedoch Geldprobleme auftun, stimmt er dennoch zu. Als dann die weibliche Hauptrolle mit einer alten Bekannten besetzt wird, bricht das endgültige Chaos aus und das Leben aller Figuren wird auf den Kopf gestellt.

                Sollte die erste Staffel noch dazu dienen, den Zuschauer mit den Figuren warm werden zu lassen, ein paar Dinge auszuprobieren und langsam sich an das Thema und den Konflikt heranzutasten, ist Staffel 2 schon von Beginn an anders aufgebaut: es geht nun richtig los. Die Geschwindigkeit nimmt zu, immer mehr Dinge passieren, alles scheint gleichzeitig zu passieren und die Dinge zu verkomplizieren. Dabei legt die Serie erheblich an Tempo zu, nicht nur im Erzählverhalten, sondern auch in der Weiterentwicklung der Figuren. Der Humor bleibt ein essentieller Bestandteil, selten habe ich so einen gut geschriebenen Aufbau miterlebt. Wortwitz, Charme, Sympathie – all das sind Begriffe, welche die zweite Staffel »Entourage« ausmachen. Man traut sich hier nun auch, die Charaktere weiter gegeneinander auszuspielen und vor allem, was ich der Serie hoch anrechne, hat man keine Angst vor Veränderungen. Denn nichts ist schlimmer als Stillstand und Vorhersehbarkeit und genau das ist hier nie gegeben. Außerdem deutet sich immer mehr an, wie ironisch hier mit der eigenen Geschichte umgegangen wird. Die Serie ist nun mal neben Comedy und etwas Drama auch eine Satire auf Hollywood, die Stars und die ganze Stadt in Kalifornien. Überstilisiert, aber nicht überfrachtet, weiß »Entourage« immer gekonnt zu übertreiben, um die Filmindustrie in einem gewissen Maße vorzuführen. Das klappt wunderbar.

                Zusätzlich bekommt man wieder reichlich Starpotential, sei es Malcom McDowell, der Aris Vorgesetzten spielt, oder einfach nur James Cameron und Mandy Moore als sie selbst, geboten. Dazu sind die Jungs nicht nur ständig in L.A. unterwegs, sie besuchen auch das Sundance Festival in Utah und die Comic-Con in San Diego. Nerdfaktor? Ziemlich hoch. Und dennoch bleibt es „cool“. Na dann. Das Drehbuch ist toll, die Geschichte interessant und was vor allem hier wieder dafür spricht: die Serie macht derbe abhängig. Ich sehe sowas immer als ungemein großes Argument dafür an, dass wir es mit einer grandiosen Serie zu tun haben (wer nicht?).

                Fazit: So habe ich endlich wieder was gefunden, was so gut ist, was so anziehend ist, dass ich mich nicht vom Bildschirm losreißen konnte. Ich denke das ist das beste Kompliment, was man einer Show machen kann.

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                • Ganz schwach. Keinerlei Entwicklung.

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                    alex023 04.11.2013, 13:48 Geändert 13.12.2014, 00:06

                    Recap: »Indifference« (Episode 4) - Spoiler enthalten!

                    Was zuvor passiert war: Die Bewohner des Gefängnisses schlagen sich immer mehr mit den Folgen des neuen Virus herum und der Rat der Superschlauen schickt eine Gruppe in die weite Welt hinaus, um Antibiotika und Medikamente zu besorgen. Währenddessen wird auch die Frage geklärt, wer denn die beiden Kranken verkokelt hatte.

                    Was nun passiert: Daryl, Michonne, Tyreese und Ben sind immer noch auf dem Weg, die Medikamente aus dem College zu besorgen, müssen sich aber zuvor einen Wagen besorgen, was sie dann auch schaffen. Im College kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Daryl und Ben, da dieser fast den Walkern zum Opfer gefallen wäre, bloß um einen Flasche Schnaps zu retten (was er vorher im Gespräch noch bei sich selbst bemängelt hatte, weil es Zach das Leben gekostet habe).
                    Währenddessen machen sich Carol und Rick auf, um Essen zu besorgen, da die Vorräte allmählich zu Neige gehen. Dabei treffen sie auf ein junges Paar, was ihnen erzählt, wo sie Obst und Früchte finden könnten. Rick und Carol diskutieren die ganze Folge über Carols Geständnis des Mordes an den beiden Kranken. Jener ist dabei stets stumm und unentschlossen, gibt nicht seine eigene Meinung wieder, zumindest bis kurz vor Schluss, denn dort entscheidet er sich auf einmal, in die Offensive zu gehen und Carol die Meinung zu geigen. Ihre Wege trennen sich, weil er es nicht mehr aushält, mit einer Person, die so eine Tat begangen hat, zusammen zu leben.

                    Wöchentliche Gedanken: Hui, diese Frage spielt mal fast gar nicht im Gefängnis, was eigentlich eine willkommene Abwechslung sein sollte. Das Problem ist dann jedoch: es passiert einfach NICHTS! Folge vier ist der vorläufige Tiefpunkt einer miesen Staffel von einer durchwachsenen Serie. Wie kann man eigentlich so viel Potenzial verschenken? Kommen wir zunächst einmal zu der Daryl-Ben-Michonne-Tyreese-Story: positiv zu vermerken ist, dass Ben endlich etwas mehr Profil erhält. Das war es dann aber auch, denn jetzt geht's los: Michonne und Daryl unterhalten sich (schon wieder) über Michonnes Ausflüge, zunächst ohne an ein Ziel / zu einer Lösung zu gelangen, bis schließlich Michonne bloß stotternd einwirft (nachdem allerhand anderes passiert ist): »You're right!« - aha! Sehr gut, das nennen wir doch mal vernünftiges Auseinandersetzen mit einem Sachverhalten, gute Diskussion (oder eben auch nicht) führt zu simplem, sinnvollen Ende (oder doch nicht?). Dann unterhalten sich Daryl und Ben auch noch etwas ausführlicher. Hierbei sei anzumerken, dass es schon lässig (inszeniert) wirkt, wenn beide rauchend herumstehen und Daryl ein Auto fahrtüchtig macht. Man sollte bloß nicht zuhören, was die beiden erzählen! "I killed him" - "Bullshit" ...ja, aber natürlich hat Ben das getan, er ist verantwortlich. Da braucht man gar nicht um den heißen Brei herumreden. Aber okay, lass sie doch darüber reden. Wäre ja noch gerade im akzeptablen Bereich, wenn Ben denn nicht wider seiner Rede von zuvor wieder den gleichen "Fehler" begeht. Ausrasten von Daryl inklusive. Und so. Total clever geschrieben, bringt auch eben jeden Charakter voll weiter. Vor allem wenn man sich ansieht, wie Daryl sich entwickelt hat. Das hat nichts mehr mit dem aus der ersten Staffel zu tun. Sind die beiden jetzt wieder Freunde? Oder gibt's Zickenkrieg? Keiner weiß die Antwort.
                    Und dann kommen wir zu der Story mit Rick / Carol: war das jetzt ein genialer Kniff der Autoren, dass Carol irgendjemanden beschützt, der in Wahrheit den Doppelmord inklusive abfackeln der Leichen begangen hat? Gibt da ja ein paar Varianten: zu Anfang sieht man, wie sie mit ihrer Ziehtochter redet (wie hieß die noch? War doch so wichtig...), sie hat ein Messer im Hosenbund stecken, genau das, was fehlt, als Rick den Bestand kontrolliert. Das wäre jetzt natürlich offensichtlich (also genau prädestintiert für die TWD-Autoren). Oder, und das hab ich im Internet gelesen, sie würde Carl decken. Carl hätte also die Leute umgebracht. Klar, wilde Theorie von TWD-Fans (sehr glückliche und zufriedene Leute müssen das sein, da die wohl mit wenig zufrieden zu stellen sind), aber gar nicht so abwegig (für das Autoren-Team, was uns auch schon die genialste Szene ever beschert hat: Staffelfinale der 3., Andrea, Zombie, usw.? Brauche ich, denk ich, nicht weiter auszuführen...). Dann wäre es ja total fatal, wenn Rick sich jetzt von ihr losgesagt hat. Drama, Baby! Aber überhaupt...warum rede ich nochmal über bloß 2-3 Szenen? Richtig, der Rest war völlig ohne Relevanz.

                    Was mich nervt:
                    - Diese Folge.
                    - Carl nervt...nicht. Glück gehabt, war ja gar nicht dabei. Aber vielleicht bleibt er ja auch so ein bisschen wie letzte Woche. Da ging's ja gerade noch so. Fast.
                    - Michonne. Wieso? Ist halt Michonne, die nervt IMMER!
                    - Nun, ich hab ja unterbewusst angeprangert, dass immer alle Charakter in einer Folge beleuchtet werden und so weiter, man sich lieber auf wenige konzentrieren sollte. Top: die vierte Episode tut genau dies. Bloß geht's eben total in die Hose, aber nicht deshalb, sondern weil eben nix passiert, fast keine Charakterentwicklung. Dann kann man sich das auch schenken!
                    - Was ist mit Maggie und Glenn? Wie kann man die einzig guten Figuren SO verschenken???
                    - Was haben die Autoren vor? Story- / Charakterentwicklung? Schon mal gehört? Ne, oder?

                    Zitat der Folge: »Bullshit!« (Daryl beschreibt diese Folge passend)

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                      alex023 02.11.2013, 17:41 Geändert 06.11.2014, 16:06

                      Nicolas Winding Refn - Retrospektive #5

                      »WHERE IS MY MONEY? I NEED MY MONEY!«

                      Am Ende von Nicolas Winding Refns brutaler Trilogie bleibt nur noch das allerletzte: der Tod. PUSHER III ist wie die Hinrichtung einer Reihe, eines Themas, eines Inhalts. Nun fokussiert sich Refn auf Milo, den Drogendealer, schon bekannt aus den beiden Vorgängern, in Teil eins ein absolut-dreckiger Unsympath, der nun zum Gegenteil hochstilisiert wird. Gleich zu Beginn ist er bei einem Treffen der AA, was dem Zuschauer schon mal erstaunt aufhorchen lässt.

                      Es scheint Refn (natürlich nicht zwingend) darum zu gehen, Kino der anderen Sorte zu machen. Denn auch wenn hier Phrasen, Sequenzen und Inhalte schon mal so vorgekommen sind, inszeniert er sie doch ganz anders. Denn wer hätte mit dem hier gerechnet? Zunächst einmal wundert man sich, wo denn die beißende Atmosphäre geblieben ist; alles wirkt so klar, hell und durchschaubar. Ein Vater (okay, nebenbei drogensüchtiger Drogenhändler, aber nur peripher von Bedeutung) organisiert den 25.Geburtstag seiner Tochter. Er deutet außerdem öfters an, dass er für alle Gäste kochen würde (hier wissen wir schon, dass das nicht gut gehen kann, wenn man an das Gespräch zwischen Frank und Radovan im ersten Teil zurückdenkt; folgerichtig sind Milos Kumpanen/Untertanen auch nicht gerade begeistert von dem Essen und plagen sich mit Bauchschmerzen herum). Milo merkt, dass er nicht mehr der King im Geschäft ist. Er erhält eine vermeintliche Heroin-Lieferung, die sich als Ecstasy entpuppt. Seine (jungen) Zulieferer entschuldigen sich für dieses „Missgeschick“ und bieten ihm an, eine neue Lieferung zu schicken; zusätzlich dürfe er die bereits erhaltene behalten und verkaufen. Gar nicht so schlecht, denkt Milo sich und beauftragt einen jungen Gehilfen mit der Aufgabe. Der könnte diese aber auch prima erfüllen, wäre da nicht das Problem, dass es gar kein Ecstasy, sondern bloß Süßigkeiten sind. Als dann Milo auch noch in einen Streit mit einem Mädchen-Händler gerät, eskaliert die ganze Situation. Milo merkt immer mehr, dass er abgelöst wurde, er ist nicht mehr der Boss, die Jungen übernehmen das Geschäft und den Markt. In einer letzten verzweifelten Tat, die an seine letzte, übrige Menschlichkeit appelliert (welche man in Teil eins durchaus in Frage stellen konnte), rettet er einer 17-Jährigen das Leben und tötet ihre Peiniger, muss sich bei der ewig-langen Beseitigung vom alten Radovan helfen lassen. Und diese Sequenz ist stilprägend für den Film. Denn gut ab der Mitte ist diese beklemmende Atmosphäre wieder allgegenwärtig, sie explodiert mit den Morden Milos und gipfelt in der Beseitigung der Leichen. Da werden minutenlang Leichen ausgeweidet, sorgfältig zerstückelt und das Blut durch den Abfluss entsorgt. Es ist eklig, es ist widerlich, es ist Refn.

                      Fazit: Am Ende ist »Pusher III« ein allemal würdiger Abschluss einer Trilogie der Hoffnungslosigkeit, der Ausweglosigkeit und Ahnungslosigkeit. Es ist ein Porträt eines kaputten Milieus mit kaputten Menschen, die ihr kaputtes Leben leben und irgendwie versuchen, über die Runden zu kommen, sich selbst nicht rehabilitieren können. Der Abgrund der Menschlichkeit wird offenbart und überschritten. Die Hinrichtung, das Jüngste Gericht am Ende paraphrasiert das endgültige Chaos. Ein hartes, grausames Gangsterdrama, das in seiner Intensität neue Tore öffnet.

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                          alex023 30.10.2013, 20:07 Geändert 06.11.2014, 16:07

                          »Pray for the best, but prepare for the worst.«

                          Der nächste Hype? PRISONERS hat auf jeden Fall - schon durch das star-besetzte Ensemble und die anfangs durchweg positiven Kritiken - das Potenzial dazu. Dem Anschein nach bietet sich hier nach langer Zeit mal wieder klassisches, ruhiges Erzähkino mit einer durchdachten, nicht zu komplexen, aber interessanten (vor allem interessant-umgesetzten) Geschichte. In der Umsetzung makelt es dem Film eben dann leider genau daran.
                          Die Tochter von Keller Dover und die seines Nachbarn verschwinden während einer Thanksgiving-Familien-Party. Detective Loki soll die vermutlich entführten Mädchen wiederfinden - Keller macht sich jedoch selbst auf die Suche. Beide haben aber völlig unterschiedliche Auffassungen in der Herangehensweise. Es ist durchaus schauspielerisches Potenzial vorhanden, jedoch wird es fast gar nicht ausgenutzt. Jake Gyllenhall ist dabei noch der, der heraussticht, jedoch auch nicht seine persönliche Bestleistung abliefert, was selbstredend auch in Ordnung ist. Er wird nur nicht von Paul Dano getoppt, weil der gar keinen Raum erhält, sich zu entfalten. Hugh Jackman macht sich teilweise mit seiner übetriebenen Mimik/Gestik ein wenig lächerlich, Overacting, wie es im Buche steht - aber unangebracht. Zudem scheint es so, als würde er bei seinem gesamten Spiel bloß einen Blick aufsetzen können. Villeneuve ist für mich relativ unbekanntes Terrain, aber wirkt für mich - vor allem hinsichtlich der atmosphärischen Ausarbeitung - ein bisschen wie “Fincher-light”. Die Atmosphäre wirkt zwar bedrohlich, plätschert aber leider viel zu oft einfach so vor sich hin, was in anderen Genre-Vertretern wie »Se7en« oder »Zodiac« (Fincher) nie der Fall ist, da dort stets die Spannung hochgehalten werden kann, die Bedrohung über allem schwebt, während man bei »Prisoners« das Gefühl hat, dass es sowieso irgendwie gut ausgehen wird. Aber dennoch wirkt das ganze Konstrukt spannend, vor allem auch intensiv, weil man mit einer ungewöhnlichen Länge konfrontiert wird und das Drehbuch sich vor allem sehr viel Zeit lässt, um die Geschichte in aller Ruhe zu erzählen. Das soll hier aber gar nicht als negativ gewertet werden, sondern ganz im Gegenteil. Diese Ruhe macht den Film größtenteils aus, durch langsame Kameraeinstellungen wird uns dieser Aspekt sehr gut präsentiert.
                          Besonders eine Sequenz sticht hier aber heraus, die mir persönlich auch sehr gefallen hat (Spoiler folgt): Loki rettet die Tochter Kellers, wurde von der Entführerin aber selbst angeschossen, blutet also am Kopf. Er rast mit seinem Auto die Bundesstraße entlang, während die Schneeflocken herabrieseln (jedoch in einem viel schnelleren Tempo als es “rieseln” vermag zu suggerieren) und die Lichter der Stadt und entgegenkommenden Autos in der Nacht das Ganze zu einem wunderbar anzusehenden Schauspiel machen. Das ist quasi eine Kontrapunktierung zum inhaltlichen Geschehen, wo Loki verzweifelt versucht, rechtzeitig das Krankenhaus zu erreichen, um das Mädchen zu retten. So lässt sich sagen: virtuos fotografiert, atmosphärisch exzellent gestaltet.

                          Fazit: »Prisoners« hat ungefähr meine Erwartungen getroffen, lässt mich aber aufgrund der etwas seltsamen, fast schon lächerlichen Story-Auflösung doch ein klein wenig enttäuscht zurück. Aber ansonsten bietet Villeneuve eine sehr gelungene atmosphärische und visuelle Inszenierung, am Ton mangelt es ein wenig, da man wenig sich Einprägendes zu hören bekommt.

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                          • Ja, nice! Ari Gold <3 Llooooooooooooooooooooooooooyd!

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                            • Kann ich ungefähr so unterschreiben, bloß hat mich Carl nicht wirklich genervt. Aber vielleicht wollte ich das auch bloß... :D

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                                alex023 29.10.2013, 00:31 Geändert 06.11.2014, 16:08

                                Gesneaked!

                                »Heh heh. You hit like a vegetarian!«

                                Als der Trailer zu »Thor 2« über die Leinwand huschte, atmete ich erst mal erleichtert auf: der blieb mir erspart. Dass es dann schließlich ESCAPE PLAN wurde – ok, man kann damit leben. Zunächst hatte ich erst noch eine ablehnende Haltung eingenommen, aber das legte sich mit dem weiteren Verlauf des Films.
                                Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger in einem Film hat dann doch eine Menge Spaß gemacht. Insgesamt wirkt Mikael Håfströms Werk wie so ein Old-School-Actioner aus den 80ern, inklusive einer Menge Witz, Boshaftigkeit der Antagonisten und den üblichen Logiklücken. Aber das soll uns eben hier nicht stören. Denn auch zu meiner Überraschung wird man hier durchweg gut unterhalten und das ist wohl das einzige, was man bei diesem Genre als Maßstab nehmen sollte. Dass hier cineastisch nicht der Vogel abgeschossen wird, ist ja irgendwo klar, sollte es auch jedem sein.
                                Aber immer wird sorgt entweder Sly oder Arnie für einen Lacher, oft sogar beide zusammen. Die Spannung ist greifbar, man fühlt sich gelegentlich an die erste Staffel »Prison Break« erinnert, die Stimmung ist für solch einen Film wirklich in Ordnung. Dass die Story am Ende doch nicht so eintönig, öde und fad, weil so einseitig ist, verdanken wir einer Hintergrundstory, die natürlich irgendwie von Klischees übersät wird, aber eben auch ihren Zweck erfüllt. Genauso wie das streitbare Ende, was ich jetzt nicht als perfekt ansehe, aber durchaus in Ordnung ist.
                                »Escape Plan« wurde regelrecht bejubelt an einigen Stellen, jeweils beim ersten Auftritt der alten Haudegen. Mit Charme, Witz und einer gewissen Selbstironie spielen die beiden ihre typischen Rollen locker herunter, abgesehen davon, dass sie sich nun zusammentun. Positiv anzumerken ist, dass eben der Film sich auch selbst nicht zu ernst nimmt. Ein riesiges, hochtechnisiertes Strafgefängnis für nicht verurteilte Täter – klar, das ist nicht fernab von der Realität, aber die ganze Aufmachung wirkt dann doch etwas überstrapaziert, übertrieben. Das könnte man dann hier kritisieren, aber der Film entzieht einem auch eben diese Möglichkeit.

                                Fazit: Was bleibt, ist, dass »Escape Plan« ein gelungener Actionfilm in Anlehnung an die 80er ist, wirklich für rund zwei Stunden unterhält und die beiden großen Actionstars vereint, was vor allem aus diesem Aspekt dann zu noch mehr Unterhaltung, Vergnügen und Spaß führt. Also: als Auswahl für einen Kino-/DVD-(reicht natürlich völlig)Abend durchaus geeignet, man sollte halt bloß seine Erwartungen nicht über das schrauben, was der Film selber sein will. Natürlich zählt er nicht zu den besten Filmen in diesem Jahr, aber es hätte durchaus schlimmer kommen können.

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                                  alex023 28.10.2013, 12:44 Geändert 13.12.2014, 00:06

                                  Recap: »Isolation« (Episode 3) - Spoiler enthalten!

                                  Was zuvor passiert war: Ein neues Virus war aufgetaucht, die Gruppe hatte ein paar Angehörige verloren, Carl hat seine Waffe wieder und wir sehen Glenn und Maggie immer noch bloß ein paar Augenblicke.

                                  Was nun passiert: Immer mehr Bewohner werden vom neuen Virus angesteckt und daraufhin in die "Isolation" (Folgentitel) verfrachtet. Hershel will ihnen unbedingt helfen und spinnt zwei parallele Pläne: zunächst soll eine Gruppe um Daryl zu einem 50 Meilen entfernten College fahren, um die dortigen Medizin-Bestände aufzugreifen, die er immer noch dort vorrätig vermutet. Als nächstes braut er aus Kräutern aus dem Wald einen Tee, welchen er den Patienten, darunter nun auch Glenn und der neue Doc, verabreicht, wobei er riskiert, selbst angesteckt zu werden. Maggie und Rick wollten ihn noch davon abhalten...
                                  Währenddessen dreht Tyreese (verständlicherweise) total durch, nachdem er die Leichen von Karen und David verbrannt gefunden hatte, prügelt sich mit Rick und beauftragt diesen, den Schuldigen zu finden. Wie der Zuschauer schon bald heraus findet, ist es Carol, die dafür verantwortlich ist. Sie würde nun mal alles tun, um die Bewohner zu beschützen, wie Rick ein wenig bestürzt feststellt.
                                  In der Gruppe um Daryl findet sich dann neben Michonne und Ben auch der angeschlagene Tyreese wieder. Als sie auf eine riesige Masse an Walkern treffen, geht es drunter und drüber...

                                  Wöchentliche Gedanken: Wer ist eigentlich dieser Ben? Irgendwie scheint der ja total wichtig zu sein oder so, jedenfalls wird er in jeder Folge immer irgendwie dazwischengequetscht. Wenn der nachher einfach so wegstirbt, dann bin ich aber richtig sauer! Carol hat also zwei zwar infizierte, aber lebendige Menschen verbrannt. Eh, ja, natürlich! Finde ich ein wenig unglaubwürdig, wenn sie alles tut, um die Bewohner zu beschützen, passt das dann einfach irgendwie auch nicht.
                                  Bei Rick erkennt man leider derzeit keinerlei Richtung, in die er sich bewegen könnte. Anführer ist er nicht mehr, aber im Gefängnis regelt er trotzdem immer noch alles (Carl ist 'ne Wache, Hershel soll nicht zu den Kranken, Carol riskiert unnütz ihr Leben, Carol hat die beiden Infizierten getötet,...). Wo geht's denn nun mit ihm hin?
                                  Generell frage ich mich, was die Macher ansonsten noch planen. Bin gespannt, ob wir da einen Fortschritt sehen, auch story-mäßig, dass man eventuell neue Leute findet und so etwas wie Woodbury aufbaut, bloß ohne so einen dämlichen Governor. Mal sehen, wie das funktionieren könnte.

                                  Was mich nervt:
                                  - Carl nervt...gar nicht. Was ist dem mit dem Burschen los? Plötzlich wirkt er wie ein ganz normaler Charakter (natürlich in der TWD-Welt, versteht sich...)
                                  - Michonne nervt...so semi. Sie war halt dabei, das reicht schon, um zu nerven. Ihre Splatter-Moves im großen Zombie-Gemetzel sind dann aber immer wieder ansehnlich.
                                  - Was genau soll das jetzt mit Maggie und Glenn? Erst gebt man denen keinerlei Screen-Time und dann lassen sie vielleicht den einen wegsterben wegen so eines doofen Virus? Seriously?
                                  - Generell: das Virus. Ich frage mich mittlerweile, was denn die Autoren/Macher vorhaben. Wollen sie jetzt eine ganze Staffel damit verbringen, dass man gegen ein neues Virus ankämpft? Ich hoffe nicht. Klar, wir sind gerade mal bei Folge drei, aber irgendwann muss es auch mal eine Entwicklung geben. Damit will ich nicht sagen, dass es in Langeweile abdriftet, aber es wird schon irgendwie ein bisschen eintönig und öde. Da muss nun mal was kommen. Denn bei einer Zombie-Serie erwarte ich vor allem Weiterentwicklung und ein bisschen Spektakel kann auch nicht schaden (das große Gemetzel am Ende war dann schon mal was, was ganz gut war).

                                  Zitat der Folge: »You can only choose what your risking it (your life) for.«

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                                    alex023 26.10.2013, 17:32 Geändert 06.11.2014, 16:10

                                    Nicolas Winding Refn - Retrospektive #4

                                    »Get the fuck out of here! What the fuck do you think this is? Fucking jerk.«

                                    Eine kompromisslose und konsequente Fortführung des Begonnenen ist PUSHER II in jedem Fall. Dieses Mal steht der im ersten Teil nur als Nebenfigur auftauchende Tonny im Mittelpunkt, welcher zu Beginn aus dem Gefängnis entlassen wird und versucht, Anschluss im Betrieb seines Vaters zu finden. Doch ist er unfähig, irgendetwas, was er begonnen hat, vernünftig zu Ende zu bringen und scheitert bei jedem Versuch, aus seinem Leben etwas zu machen. Er wirkt auch etwas behäbig und dumm, rührt das vielleicht (ganz bestimmt sogar) von der Attacke von Frank aus dem ersten Teil her?

                                    In »Pusher II« zeigt Nicolas Winding Refn konsequent den verfallenen Teil einer Gesellschaft, die sich nur um sich selbst schert, die ganz im Kapitalismus versunken ist. In diesem Metier siedelt sich das Milieu der Gescheiterten an, die hilflos umherstreunen und mit Gelegenheitsjobs ihre schmale Existenz bewahren wollen. Tonny ist einer von ihnen, er versucht sich und anderen krampfhaft einzureden, dass sich rehabilitiert hat, doch das ist gar nicht der Fall. Man kann hier das Thema anschneiden, inwieweit ein solches Leben vorherbestimmt ist, aber das würde zu sehr ausufern. Kleinkriminelle oder auch etwas größere Fische irren durch die seelenlose Ansammlung von kaputten Verbrechern, die sich den Konventionen und Normen der Gesellschaft nicht anpassen können. Tonny ist ein von Ahnungs-, Hilfs- und Hoffnungslosigkeit geplagter Mensch, der nichts mit seinem Leben anzufangen weiß. Immer wieder zerstört er sich alles, was er mit Mühe irgendwie aufgebaut hatte.

                                    Refn führt den Stil des Vorgängers fort, es ist weiter hart, realistisch, authentisch und nah am Geschehen. Und doch ist die Kamera hier anders, nicht mehr so stark im „Handheld“-Stil, sondern eher etwas ruhiger, was aber eben zum Flair des Films dazugehört, welcher erstmals auch in intensiven Farben erstrahlt (vornehmlich rot) und den Elektrosound auspackt, der virtuos und pulsierend die Gefühle des Protagonisten visualisiert. Die audiovisuelle Gestaltung ist hier wesentlich weiter und besser als im Vorgänger, was natürlich auch vor allem daran liegt, dass Refn hier höchstwahrscheinlich ein höheres Budget zur Verfügung hatte und durch die vergangenen Jahre (acht) sich die Technik auch erweitert hatte. Mads Mikkelsen trumpft hier natürlich ganz groß auf.

                                    Fazit: »Pusher II« ist konsequent, kompromisslos, hart, realistisch und authentisch – all das, was den ersten Teil schon auszeichnete, hier aber in einer anderen Atmosphäre, aus einer anderen Sicht und potenziert die Ausweg- und Hilflosigkeit des ersten Teils nochmal. Ein weiterer Schritt in Refns Werk.

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                                        alex023 23.10.2013, 20:11 Geändert 13.12.2014, 00:05

                                        Die ungewöhnlich-gewöhnliche Lerngruppe

                                        Wenn man unter den unzähligen Sitcoms und Comedyserien nach etwas wirklich Originellem sucht, ist man meist auf verlorenem Posten. Zwar liebe ich »How I Met Your Mother« und kann auch ein paar der anderen Formate etwas abgewinnen, doch so etwas wie COMMUNITY habe ich bis dahin noch nicht gesehen. Oder halt: doch, ich habe diese Stereotypen schon gesehen. Doch in dieser Serie werden sie bewusst aufgenommen und so überstrapaziert, dass man sofort die Ironie an dem Ganzen versteht.
                                        Die Macher mussten sich wohl gedacht haben, dass sie für die ungewöhnliche Lerngruppe möglichst unterschiedliche und seltsame Charaktere schaffen mussten, damit man sehr viele Gags schon aufgrund dessen machen konnte. Mission erfüllt, aber es wirkt nun mal nicht erzwungen, bloß gewollt. Und das kann man in diesem Zusammenhang gar nicht negativ betrachten.
                                        Zunächst hat man noch ein paar Schwierigkeiten, sich an die Figuren zu gewöhnen, weil die Ausgangssituation auch wieder so typisch wirkt (Typ will Frau rumkriegen, täuscht daher eine Lerngruppe vor), aber aus all dem entwickelt sich ein wirklich interessantes Zusammenspiel verschiedenster Charaktere. Aber nicht nur das: »Community« vereinigt popkulturelle sowie filmische Anspielungen en masse, besonders durch die Figur von Abed. Wenn man ihn mit Sheldon Cooper aus »The Big Bang Theory« vergleicht, ist es für jenen eigentlich eine Beleidigung. Denn obwohl Sheldon im Internet und auf der ganzen Welt irgendeine Art Held zu sein scheint, ist die Figur des Abed doch wesentlich besser, toller und witziger. Das mag vielleicht meine Meinung sein, aber so ist es doch sowieso bei allem immer.

                                        »If I stay, there can be no party. I must be out there in the night, staying vigilant.Wherever a party needs to be saved, I'm there. Wherever there are masks, wherever there's tomfoolery and joy, I'm there. But sometimes I'm not cause I'm out in the night, staying vigilant. Watching. Lurking. Running. Jumping. Hurtling. Sleeping. No, I can't sleep. You sleep. I'm awake. I don't sleep. I don't blink. Am I bird? No. I'm a bat. I am Batman. Or am I? Yes, I am Batman. Happy Halloween.«

                                        Man muss zunächst warm werden mit dem etwas überdrehten Konzept, doch wenn man sich darauf einlässt, bekommt man grandiose Comedy geboten, die so einiges gehörig auf die Schippe nimmt. Wenn Abed Batman spielt, wenn er die anderen anhand eigener Sozialverhaltensstudien auseinander nimmt oder in andere Rollen schlüpft…es macht einfach wirklich Spaß dem zuzusehen. Das Beste darf natürlich nicht vergessen werden: die Folgen 22 und 23. In Folge 22 wird der Mafiafilm respektvoll, aber gehörig auf den Arm genommen, es ist einfach der Wahnsinn, wenn man sich dessen mal bewusst wird. Und danach noch ein weiteres Highlight: Folge 23 als ein einziger Paintball-Wettkampf. Dies in Verbindung mit dem originellen, weil die Stereotypen auf’s Korn nehmenden Finale ergibt eine wunderbare Staffel voller Comedy, die sich immer wieder um die kleine „Lerngruppe“ dreht. Die Charaktere haben dabei zudem noch ganz viel über sich selbst und das Leben gelernt.

                                        Fazit: So sollte eine Comedyserie aussehen. Mehr kann man eigentlich nicht sagen, außer, dass der O-Ton dringlichst empfohlen wird. Es ist eben Comedy, so etwas kann man einfach nicht in eine andere Sprache übersetzen. Get it?

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                                          alex023 22.10.2013, 18:29 Geändert 06.11.2014, 16:10

                                          LA NUIT AMÉRICAINE ist ein Film von François Truffaut aus dem Jahr 1973. Er stellt gewissermaßen einen Teil einer inoffiziellen Trilogie Truffauts da, in welcher er seinen drei liebsten Künsten huldigt: der Literatur in »Fahrenheit 451«, dem Theater in »La Dernier Métro« und nun eben dem Kino in »La Nuit Américaine«. Vor allem bei diesem Film, der bei meinen bisher gesehenen beinahe die Spitzenposition in seinem Werk einnimmt, merkt man die fesselnde Liebe zum Kino sehr deutlich.
                                          In Nizza wird ein Film gedreht, Truffaut spielt den französischen Regisseur davon, versammelt um sich herum ein Produktionsteam und die Schauspieler - doch alle scheinen ihre eigenen Probleme zu haben, sodass es immer unwahrscheinlicher wird, dass der Film jemals fertiggestellt wird. Aber sie alle werden von der Leidenschaft zum Kino vereint, weshalb es dann - zwar anders als gedacht, aber dennoch - am Ende doch noch klappt.
                                          Herrlich selbstironisch berichtet Truffauts Figur im Off-Kommentar von den Schwierigkeiten des Filmemachens, dass es eine lange Odyssee ist, bei der sich die Voraussetzungen rasch ändern. Es wird zum Beispiel etwas gesagt wie:

                                          »Einen Film machen ist wie eine Kutschenfahrt durch den Wilden Westen: am Anfang hofft man noch auf eine schöne Reise, aber nach einiger Zeit hofft man nur noch darauf, dass man überhaupt ankommt.«

                                          Wie es Truffaut schafft, gleichzeitig seine Liebe zum Kino zu zeigen, sich selber und die gesamte Filmindustrie inklusive Schauspieler so selbstironisch zu reflektieren, dass es fast droht, die ganze Branche lächerlich zu machen, ist ein Meisterstück. »La Nuit Américaine« ist ein Meisterwerk des französischen Kinos, verbindet es doch auf unheimlich geschickte Weise Komödie und Drama miteinander, was als eins der größten Kunststücke überhaupt angesehen werden kann.
                                          In jeder Faser ist man als Filmfan begeistert von diesem wunderbaren Stück Film, weil es nicht nur die oben genannten Punkte vereint, sondern auch noch so toll gemacht ist, jede Einstellung ist grandios gelungen. Ich muss hier nicht extra erwähnen, dass Truffaut ein virtuoser Filmemacher ist, das dürfte eigentlich jeder wissen und wenn nicht, kann ich ihm jetzt auch nicht mehr helfen.

                                          Fazit: »La Nuit Américaine« ist in fast jeder Hinsicht ein herausragendes Stück Film, was nicht nur gleichzeitig die Liebe zum Kino in jeder Faser zum Publikum transportiert und dabei ironisch selbstreflektiert, sondern auch in jeder Einzelheit bis zur Perfektion wunderbar inszeniert ist und einen Höhepunkt in der Filmographie des François Truffaut darstellt.

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                                            Recap: »Infected« (Episode 2) - Spoiler enthalten!

                                            Was zuvor passiert war: Wir sahen das einigermaßen geordnete Leben im Gefängnis und wie es auf einmal wieder (nach 30 Tagen ohne Zwischenfall) aus den Fugen gerät. Wieder Tote, Chaos, Trauer, Wut, Depression. Willkommen zurück im Paradies.

                                            Was nun passiert: Carls Buddy ist zum Walker mutiert. Aber er wurde ja gar nicht gebissen, wie kann das denn sein? Eine neue Infektion treibt in der post-apokalyptischen Welt ihr Unwesen. Nach einem Kampf auf Leben und Tod im Zellenblock, in dem unwichtiger Nebendarsteller 27-31 ihr Leben verlieren, trifft sich der Rat der Entscheidungsführer (u.a. Glenn und Daryl), um über das weitere Vorgehen zu beraten. Man entschließt sich, diejenigen, die ebenfalls Anzeichen der neuen Krankheit zeigen, erst mal von den anderen zu isolieren.

                                            Währenddessen bekommen es die Bewohner aber mit einem weitaus akuteren Problem zu tun: jemand fütterte nachts heimlich die Walker mit Ratten (wir sahen das zu Beginn der Folge). Nun ist die Anzahl derer, die gegen den Zaun anlaufen, rapide gestiegen und jener steht kurz davor, zusammenzubrechen. Daryl und Rick locken die Walker mit den scheinbar ebenfalls infizierten Schweinen vom Zaun weg.

                                            Am Ende der Folge entdeckt Tyreese, dass seine neue Freundin - die ebenfalls zu den vom neuen Infekt Befallenen gehörte - gar nicht in ihrer Isolationszelle ist. Er folgt einer Blutspur auf dem Boden und entdeckt ihre und eine weitere verkohlte Leiche draußen vor der Tür.

                                            Außerdem: Carl erzählt Rick vom Waffenunterricht durch Carol, bekommt seine Waffe zurück und Michonne hat ihren ersten emotionalen Moment, als sie Ricks Tochter in den Armen hält.

                                            Wöchentliche Gedanken: Ich war ja mit ganz geringen Erwartungen an diese vierte Season von THE WALKING DEAD herangegangen, bisher wurden sie ein wenig übertroffen. »Infected« ist eine ganz angenehme Folge gewesen, natürlich nicht was den Inhalt betrifft, sondern in ihrer Position im Gesamtkonstrukt. Selbstverständlich wird hier wieder nicht die Qualität des Monats präsentiert, aber im Gegensatz zu den meisten Folgen wurde dem Zuschauer wenigstens ein paar Elemente geboten, die ich gerne öfter in der Serie sehen möchte. Der Soap-Anteil ist hier fast auf das nötige Minimum reduziert, die Bedrohung durch die Walker endlich mal wieder omnipräsent, was vor allem dadurch erreicht wird, dass man nun nicht mehr nur durch den Biss sofort mutieren kann, sondern weil eben auch die neue Krankheit umhergeht. Da die Staffel ja noch lang ist, möchte ich keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber so langsam sollte auch schon mal irgendwas passieren, also so wirklich. Man kann so eine Episode wie diese mal machen, aber ab nächster Woche erwarte ich dann mal eine Story-Entwicklung. Denn ewig auf der Stelle treten kann man eben nicht. Ich hatte mir ja am Anfang der Serie gewünscht, dass man irgendeine neuartige Ordnung herstellen kann - sowas wie dieser "Rat", den man dort auf die Beine gestellt hat, ist schon mal etwas vielversprechend.

                                            Was mich nervt:

                                            - Glenn und Maggie bekommen nachwievor nicht die Screentime, die sie verdienen. Man könnte sie viel stärker ausbauen, als Säulen der Geschichte installieren. Stattdessen konzentriert man sich weiterhin auf die nervige Michonne.
                                            - Michonne nervt...unendlich. Oh, wie ich es hassse, wenn sie mal wieder so wehleidig in die Kamera schaut. Und nein, damit meine ich nicht die Szene, wo sie das Baby in den Armen hält. Ihre ständigen Blicke, da könnte man einfach...lassen wir das. Sehr hohes Nervpotenzial.
                                            - Carl nervt...erstaunlicherweise gar nicht. Es hatte sich letzte Woche schon ein wenig angedeutet, aber nun wirkt er wahrlich reifer, gefasster und aufrichtiger. Er lügt seinen Vater nicht an und tut damit wohl im Endeffekt das Goldrichtige, da dieser auch das Geheimnis nicht weitererzählen wird. Und so erlangt er seine Waffe zurück.

                                            Zitat der Folge: »Can I have my gun back?«

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                                              alex023 19.10.2013, 18:16 Geändert 06.11.2014, 16:10

                                              Nicolas Winding Refn - Retrospektive #3

                                              »We know what happened to you. You can't change what was - what used to be.«

                                              Nicolas Winding Refn versucht sich in einem surrealistischen Psycho-Thriller, der ohne scheinbare Story auszukommen versucht. Immer wieder wird der Zuschauer ins Leere geschickt, es wird unchronologisch erzählt und nie offenbart, um was es eigentlich geht. Sowas kann man sehr gut inszenieren, bis der Zuschauer davon fasziniert ist. Aber das ist bloß ein schmaler Grat, denn natürlich kann das alles auch völlig nach hinten losgehen. Während Refn versucht, seinen Film auf eine Art David Lynch-Abklatsch zu trimmen, was es letztlich ist, jedoch vermutlich nicht beabsichtigt war, wendet sich der Zuschauer, nicht nur aus Desinteresse und Langeweile, sondern ob der fehlenden Bindung, der mageren Inszenierung und der unzähligen Unklarheiten, die dem Zuschauer aber ganz schnell egal werden, ab. Man muss manchmal den Zuschauer zumindest glauben lassen, dass er etwas verstehen kann, oder es zumindest versuchen kann. FEAR X ergibt in dieser Hinsicht jedoch überhaupt keinen Sinn. Figuren tauchen auf und gehen, sie nehmen auf einmal eine Position ein, die nicht vorherzusehen war und im Gesamtkontext auch unschlüssig ist. Der Protagonist ist ein undurchsichtiges Wrack, mit einem Ziel, das jedoch nie klar ist, versucht einen Mord aufzuklären, über welchen wir nichts wissen, weshalb er uns nicht interessiert.
                                              Refn hätte hieraus einen guten Kriminal-Thriller machen können, er hätte Psycho-Elemente mit hineinnehmen können, er hat aber lieber ausschweifen wollen und ein Alleinstellungsmerkmal verlangt. So verliert der Thriller aber jeden Thrill, der Zuschauer das Interesse und das gesamte Werk seine Spannung. Mit all dem zusammen verliert der Film somit seine Berechtigung, irgendwie erwähnt zu werden, denn hier wird einfach zu viel falsch gemacht. Könnte man anfangs noch anmerken, dass eine gute Atmosphäre geschaffen wurde, ist auch diese nach einiger Zeit einfach verschwunden und geht in eine nichtssagende Ödnis über. Wenn der Zuschauer irgendwann nur noch darauf wartet, dass es endlich vorbei ist, kann man das immer noch retten, wenn der Film wenigstens konsequent und gut inszeniert wäre; doch auch hier verliert Refn den Überblick und wirkt zu verspielt. Es wirkt auch einfach, als würde er viel zu viel auf einmal ausprobieren, was das Werk somit ruiniert.

                                              Fazit: »Fear X« ist der Tiefpunkt in Refns Filmographie, welcher völlig gehaltlos und ziellos an seinen Ambitionen scheitert, durch Experimente verunstaltet wurde und ingesamt einen schalen Eindruck hinterlässt, entführt er den Zuschauer in eine Ödnis, die er eigentlich gar nicht betreten wollte, jedoch nicht in dieser Konsequenz, wie er es in seinen vorherigen und nachfolgenden Werken tat.

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                                                »The risk of death turns people on.«

                                                Adrenalin. Nervenkitzel. Spannung. Leidenschaft. Ehrgeiz. Weltmeisterschaft.
                                                Die Formel 1 und der Motor-/Rennsport polarisiert sicherlich. Viele halten es für Schwachsinn und hinterfragen den Aspekt des „Sports“, wenn sich Menschen in motorbetriebenen Vehikeln duellieren. RUSH sollte die Zweifler ins Grübeln bringen, denn hier wird Sport und Wettkampf zelebriert.
                                                Oscar-Preisträger Ron Howard inszeniert einen wuchtigen, intensiven und nervenaufreibenden Renn-Thriller, welcher den Formel 1-Zirkus als Rahmenhandlung für eine ausgeprägte Charakterstudie zweier Querköpfe und Kontrahenten nutzt. Ein Drama zweier Persönlichkeiten und Feinde, die sich hassen und lieben, die sich selbst zu Höchstleistungen antreiben. Niki Lauda, der kühle, nachdenkende Analyst, der wahrscheinlich mehr Ahnung vom Autobau als seine Mechaniker hatte, auf der einen Seite – und auf der anderen James Hunt, der leichtlebige Partygänger, der sich für Drogen und Alkohol interessiert und im Rennen an die Grenzen des Möglichen geht und sich am Kick erfreut. Doch beide werden durch ein Ziel vereint: sie wollen nach ganz oben und Weltmeister werden. Und beide schaffen es; denn wie sagt Lauda so schön am Ende des Films? Sie haben sich gegenseitig dazu getrieben – es lohnt sich, einen Rivalen zu haben.

                                                Von der ersten Begegnung in der Formel 3 im Jahr 1970 bis zum Ende einer historischen Saison 1976 begleitet »Rush« das Leben und Geschehen der beiden Fahrer. Er illustriert spektakulär den denkwürdigen Unfall von Niki Lauda am Nürburgring, bei dem er fast sein Leben verliert, jedoch bloß 42 Tage später wieder im Cockpit sitzt. Und auch sein Aufgeben im letzten Rennen bei schwierigsten Bedingungen in Japan wird ausführlich ausgebreitet. Dabei ist die Kamera stets exzellent geführt, die Rennszenen wirken authentisch und echt, durch die Belichtung und Ausrichtung fühlen wir uns wie in die 70er versetzt. Wir erleben den legendären Zweikampf hautnah mit, der Film ist an Spannung und Intensität kaum zu überbieten. Dazu ist er hervorragend photographiert, was ich vorher nicht so erwartet habe. Die Kulissen, das Setting, das Design und die Optik stimmen. Und nach langer Zeit hat mich Hans Zimmers Score mal wieder gefesselt. Ich bin ja weder Fan noch Gegner von ihm, aber das hier hat wirklich eine wirklich gute Atmosphäre kreiert, von welcher der Film selbst auch lebt, was dann gepaart mit der Spannung und Intensität ein wirklich gutes Gesamtbild ergibt. Daniel Brühl brilliert mit seiner Leistung, die quasi nach einer Oscar-Nominierung schreit. Chris Hemsworth ist ihm, wie z.B. auch die wunderbare Olivia Wilde und Alexandra Maria Lara, schlichtweg meilenweit unterlegen, auch wenn er seine Sache noch ordentlich macht. Brühl ist einfach allen meilenweit voraus, spielt so authentisch, echt und intensiv, dass ich Niki Lauda selbst auf der Leinwand spüren konnte.

                                                »Everyone's driven by something«

                                                Ich möchte zusätzlich noch anmerken, dass der Film durchaus auch was für Leute ist, die nichts mit dem allen hier anfangen können, wie bereits zuvor angeschnitten habe. Es ist ein erstklassiges Drama, eine tiefgehende Studie zweier Charaktere und deren Rivalität und warum das eigentlich sogar ziemlich wichtig ist. Eine Darbietung, warum der Sport generell so viele Menschen fasziniert und in den Bann zieht. Man spürt die Leidenschaft der Macher in jedem einzelnen Take. Und das überträgt sich auch auf den Zuschauer, der mitfiebert, selbst wenn er schon ungefähr weiß, was als Nächstes passieren wird/müsste.
                                                Ich hatte ja Angst, dass ein amerikanischer Film die Faszination Formel 1 gar nicht richtig erfassen könnte, weil der Sport dort nun nicht wirklich bekannt oder beliebt ist. Aber da es eine Koproduktion mit Großbritannien und Deutschland ist (zumindest teilweise), wurde das wohl nicht zum Problem. Denn wie man anhand der Inszenierung erkennen kann, waren keine Amateure am Werk oder Leute, die keine Ahnung von all dem haben.

                                                Wenn ich den Score von Hans Zimmer höre, werde ich immer an das PC-Spiel „Formula One 1997“ erinnert, was ich in meiner Kindheit fast täglich stundenlang spielte, denn dort klangen die Tracks ähnlich, was wirklich passend war. Ich war irgendwie schon immer ein Fan der Formel 1, bin quasi in die Schumacher-Ära hineingeboren wurde. Als der Deutsche seinen ersten Weltmeister-Titel gewann, kam ich auf die Welt. Und wie das so schön ist, hat man dann einen Vater, der jeden Sonntag das nächste Rennen schaut, ohne jetzt dabei ein fanatischer Anhänger zu sein, aber ein interessierter Zuschauer in jedem Fall. Das ist ungefähr das gleiche wie bei anderen Dingen: man wird zu manchen Dingen eben verleitet und bei einigen bleibt man, bei anderen nicht. Ich war sofort Feuer und Flamme für schnelle Autos, die im Kreis fahren und sich duellieren, für den Nervenkitzel und die Spannung, für Siege und Niederlagen, die nur eine Haaresbreite voneinander entfernt lagen. Michael Schumacher war mein Kindheitsheld, seine Niederlagen gegen Mika Häkkinen haben mich traurig gemacht, aber das alles wurde dann ja wieder gut gemacht, indem er fünfmal hintereinander triumphierte, was phasenweise wirklich langweilig
                                                wurde, aber doch nicht die Faszination vertrieb. Denn was Menschen mit schnellen Boliden unter dem Hintern anstellen konnten, wenn sie ungehemmt im Kreis fuhren, das war einfach etwas, was man als Junge toll fand. Nach dieser Ära suchte ich erst mal ein wenig vergeblich nach einem Anhaltspunkt, fand aber recht schnell Gefallen daran, dass auf einmal alles offen war und irgendwie immer jemand anders Weltmeister wurde. Bis Sebastian Vettel kam und alles in Grund und Boden fuhr. Anfangs freute ich mich noch, die erste Weltmeister-Saison seinerseits war eine der besten (vielleicht auf Augenhöhe mit der 2008, welche das spektakuläre Finale in Brasilien hatte, in welchem die WM erst in der letzten Kurve entschieden wurde). Mittlerweile ist es mir alles etwas zu sehr darauf ausgelegt, wie die Reifen funktionieren; scheinbar hängt zu viel von der Technik ab. Nicht dass es in den Jahren davor schon ähnlich war, aber nun wirkt es sich noch gravierender aus. Manche werden bestimmt lachen, wenn ich nostalgisch auf die Zeit vor zehn bis fünfzehn Jahren zurückblicke, weil es ganz früher wahrscheinlich viel faszinierender war, aber eben auch gefährlicher. Vielleicht entwickelt sich das alles ja doch wieder zu etwas Besserem hin in naher Zukunft. Nach »Rush« werde ich bald bestimmt mal wieder einschalten. Vielleicht habe ich es zu früh aufgegeben.

                                                Fazit: »Rush« ist ein exzellenter Film, der durch die virtuose Kameraführung, die Authentizität, sowie das Spiel von Daniel Brühl besticht. Ron Howard schafft einen intensiven und realitätsnahen Renn-Thriller, der auf der Strecke aber vor allem daneben wunderbar funktioniert. Nicht nur was für Fans, sondern der Start der Oscar-Saison.

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                                                • Ganz lahmer Auftakt. Einzig die bereits angesprochene Szene am Anfang mit Rick in seiner illusionären Parallelwelt war ganz fresh.
                                                  R.I.P. Zackyboy, den besten Charakter ever - fand das so traurig, weil man kannte ihn ja schon seit 20 Minuten.

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