ArnoldWiseau - Kommentare
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Alle Kommentare von ArnoldWiseau
Ein Essay über Arnold Wiseaus Liebe zu TNG, Modernität, James Bond, natürlich INTO DARKNESS und eine kleine Geschichte von Star Trek.
Lesen wird nur mit ausreichendem Proviant empfohlen - auf dem Weg nach unten gibt es keine Pausen!
Oft wird kritischen Filmfreunden wie mir vorgeworfen, ich könne mich nicht auf einen neuen Umgang mit einem alten Thema einlassen. In gewisser Weise muss das wohl irgendwie stimmen, aber dennoch fühle ich mich meist genötigt, solchen Aussagen ablehnend gegenüberzustehen. Ich habe in diesem Punkt anscheinend eine recht ungewöhnliche Ansicht im Vergleich zu den meisten anderen Filmfans. Es ist einfach schade, dass man heutzutage keine filmische Reihe mehr für sich stehen lassen kann. Sich an ihre alte Magie erinnert, aber sie dennoch in Frieden ruhen lässt. Aber nein, alles muss fortgesetzt oder geremaked werden, auch wenn das Material schon längst alles hergegeben hat, was es kann oder sich einfach nicht für ein großes "Mainstream-Publikum" eignen will, egal wie krampfhaft man es auch immer und immer wieder versucht.
Viele meinen im Gegensatz zu mir, dass Abrams' neue Star Trek Reihe einen "modernen Umgang mit der Materie" bieten würden. Ich hingegen empfinde das Ganze als sinnloses Ausschlachten eines Franchises, das für die breite Masse ausschließlich durch seinen Namen relevant ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass kein Hahn nach Filmen wie INTO DARKNESS oder auch z. B. SKYFALL krähen würde, wenn man die Namen der Charaktere, die Gimmicks und das Design der Raumschiffe bzw. Fahrzeuge verändern würde. Diese Filme haben eine Existenzberechtigung die fast ausschließlich in ihren Titeln, Namen und Catchphrases begründet liegt. "Set phasers to stun!", "How cute, that girl is Moneypenny!", "Oh look, it's Mr Spock!", "Wohoo, there's the Astin Martin from that other Bond movie!" und natürlich "My name is KHAAAAAAN!". Ja, ja, JA, I GET IT! Star Trek: Into Reference.
Das Problem bei der Bezeichnung von Abrams' Filmen als einen Teil von Star Trek ist allerdings nicht nur, dass seine Werke oberflächlich und viel zu sehr mit verkrampften Referenzen operieren, sondern dass sie rein gar nichts mehr mit dem Konzept von Star Trek zu tun haben. Das meine ich in erster Instanz sogar nicht mal notwendigerweise abwertend; ich würde es auch sagen, wenn ich sie als stumpfe Actioner toll fände (allerdings genügen sie nicht mal diesem niederen Anspruch). Diese Filme haben schlichtweg falsche Titel und die Charaktere haben falsche Namen. Ein Film wird nicht zu Star Trek, wenn ein Charakter mit spitzen Ohren namens Mr Spock in der Story auftaucht oder irgendwelche Leute auf einem Raumschiff mit dem Namen Enterprise durchs Weltall düsen. Es gibt ein Konzept hinter Star Trek und damit ist dieser Name mehr als mit allem anderen verknüpft. Der Begriff Star Trek steht für etwas; er ist keine bloße Bezeichnung für Enterprise plus Crew plus Weltraum.
Wenn Justin Bieber behaupten würde, seine Musik sei ein neuer Umgang mit Metal, dann ist das für mich so ziemlich genau so dämlich, wie zu sagen, Abrams betreibe einen neuen Umgang mit Star Trek. Ich kann mir auch ne Pizza bestellen und dann dem Lieferanten sagen, dass dieses runde Ding mit Tomatensoße für mich aber Karrotte heißt. Das was Star Trek ist, das für das der Name Star Trek wirklich und wahrhaftig steht, ist bereits zumindest grob definiert. Wäre dies nicht so, dann würde die Bezeichnung Star Trek überhaupt nichts bedeuten und der Begriff wäre an sich völlig leer. Wenn ein von Beginn an einigermaßen klar umrissenes Konzept wie das von Star Trek heutzutage als zu veraltet, naiv oder unspektakulär erscheint, dann bedeutet das entweder, dass man sich einfach nicht darum schert und die Filme/Serien nur für Fans weiter nach altbekannter Manier produziert (was die Kreativität übrigens nicht im mindesten einschränkt, sondern nur stilistisch und thematisch sinnvoll verortet) oder dass man sich entschließt, die Materie völlig ruhen zu lassen. Einen Film eines völlig anderen Genres mit völlig anderen Schwerpunkten und einem gänzlich anderen Tone als all das was Star Trek ausmacht als Star Trek zu bezeichnen, ist einfach unzulässig. Es ist ein Fehler auf dem Kinoplakat, bitte ändere das jemand!
Das was ich hier äußere ist übrigens keine destruktive Einstellung, sondern eine absolut produktive. Mein Vorschlag ist nicht, keine neuen Filme mehr zu drehen, nein, ganz im Gegenteil: Mein Vorschlag ist es, GÄNZLICH NEUE Filme zu machen, die sich nicht durch die Verwendung altbekannter Titel, Namen und Gimmicks ohne inhärenten Sinnzusammenhang relevant machen, sondern durch ihre eigenen filmischen Qualitäten interessant sind. Wenn man einen aufregenden, handwerklich gut gemachten, furiosen Sci-Fi Actioner produzieren will, dann bin ich der letzte, der das kritisiert. Es kotzt mich nur an, wenn man die Star Trek Materie als Köder für Zuschauer pervertiert, obwohl INTO DARKNESS offensichtlicherweise nichts mit Star Trek zu tun hat. Jeder Film muss zuerst einmal für sich selbst stehen können und darf nicht hauptsächlich durch einen künstlich an ihn gehängten Mythos reizvoll gemacht werden. Für mich fühlen sich diese ganzen neuen unsinnigen Fortsetzungen alter Materien (wie auch z. B. Terminator 3, Indiana Jones 4, Die Hard 4, etc.) an wie neue Songs einer Band, von denen alle oder vielleicht alle bis auf ein einziges Mitglied der Ursprungsbesetzung schon längst ausgestiegen sind, die Band aber immer noch Konzerthallen füllen kann, weil der Name von früheren Erfolgen bekannt ist und die Leute sich (vielleicht auch nur unterbewusst) an ihre alte Begeisterung erinnern.
Es gibt sicher viele Menschen, die behaupten, dass SKYFALL oder Abrams' neue Star Teks an sich gute Filme seien. An diesem Punkt kann ich dann nur betreten den Kopf schütteln. Wer meint, dass SKYFALL ein in irgendeiner Weise besonderer und toll geschriebener Actionthriller sei - wie es z. B. Filme wie HEAT, RONIN oder DIE HARD sind - oder bei INTO DARKNESS meint, er habe einen markanten und einprägsamen Sci-Fi Film ala STAR WARS oder ALIEN oder meinetwegen auch eines innovativen Films weniger brillianten Kalibers wie SUNSHINE oder EVENT HORIZON vor sich, mit dem bin ich dann wohl einfach nicht auf einer Wellenlänge was filmische Präferenzen angeht. SKYFALL war so sehr by the numbers. All der typische moderne, unendlich öde Actionthriller-Unsinn mit Computerkriminalität und Pseudo-Charaktergeschichte - dazu natürlich noch ordentlich gemixt mit Fanservice hoch zehn, damit auch ja jeder erkennt, dass es ein "moderner James Bond" Film ist - übrigens eine Bezeichnung, die an sich schon ein Oxymoron ist, da der Name James Bond der Inbegriff von filmischer Klassik, Naivität und amüsantem Schnick-Schnack ist. Mit INTO DARKNESS verhält es sich genauso. Mit "modern" ist wohl das gemeint: alles wirkt super hektisch, alle brabbeln durcheinander, die Kamera wackelt, nichts als Explosionen und Geschrei, zwischendurch unterbrochen von völlig abstrus und deplaziert wirkenden Gesprächen über Freundschaft gepaart mit hemmungslosen Gefühlsausbrüchen; dann schließlich der hyper-intelligente und physisch unbesiegbare Supervillain, der am liebsten bitterböse Monologe hält und der am Ende in all seinen Stärken von dem in jeder Hinsicht unterlegenden Protagonisten übertrumpft wird (hä?); insgesamt eben der alles umfassende, fünffach-getwistete Megaplot, in dem es immer um die Rettung des Universums (oder zumindest der Milchstraße) geht und den man in seiner unendlichen Unverständlich- und Sinnlosigkeit nicht einmal in klare Worte fassen kann. Ein Hoch auf die Moderne.
Wie gesagt, ich bin jemand, der neue und vor allem eigenständige Werke will. Ich mag die meisten Originale einfach viel zu gerne, um meine Zeit mit aktuellen Versionen dieser Filme "in schlecht und konzeptlos" aka "modern" zu schauen. Manche ähnliche, aber für sich selbst stehende Filmreihen wie z. B. der Burton- und der Nolan-Batman gefallen mir, da es zwei eigenständige Produkte sind, die sich außerdem nicht auf einen ursprünglichen Film oder eine Serie, sondern auf eine außerhalb des Mediums befindliche Referenz beziehen, mit der man verschieden umgehen kann. Von Batman gibt es sowohl ernste als auch abgedrehte Comics und alles Material eignet sich für eigene Verfilmungen. Bei Star Trek ist das allerdings etwas anderes. Ich möchte hier abschließend einen kleinen geschichtlichen Überblick geben, da man mithilfe von "Star Trek im Wandel der Zeiten" eigentlich perfekt meine Probleme mit der vorherrschenden zeitgenössischen Kinokultur belegen kann.
Star Trek oder heutzutage auch THE ORIGINAL SERIES (TOS) ist ursprünglich nur eine kleine abgefahrene Fernsehserie gewesen, die für ein paar Jahre in den weltraumvernarrten 1960ern produziert wird, aber dann aufgrund mangelnden Erfolges jahrzehntelang ruht, bis man sich Ende der 1980er endlich traut, die früheren tollen, inhaltsvollen Ideen aus einer Billigproduktion ohne große technische Möglichkeiten herauszudestillieren und in einer besser funktionierenden, meinetwegen "moderneren" Weise zu verarbeiten: es entsteht THE NEXT GENERATION (TNG), die Serie, die für immer die in allen Belangen stärkste des Franchise sein wird. Zwar klammert sie sich anfangs noch zu sehr an ihr ca. 20 Jahre älteres Vorbild, aber im Laufe der mittleren und späteren Staffeln wir sie zu Star Trek in seiner reinsten und ehrwürdigsten Form. Im Grunde ist TNG nichts anderes als ein Remake von TOS, aber eben ein sinnvolles und gut durchdachtes. Die Serie operiert in einer Weise, die nicht einfach nur charmant wie das Original, sondern gleichzeitig auch bedeutsam ist, da die philosophischen Inhalte nun endlich einen ernstzunehmenden Rahmen bekommen. Dennoch ist der Kern der gleiche geblieben, sowohl in Bezug auf die vorzufindenden Themen als auch auf die Dynamiken innerhalb der Crew (ganz deutlich natürlich mit Data, dem neuen Spock wenn man so will, der die Stimme der kalten Vernunft repräsentiert, welche stets im Konflikt mit der emotionalen Menschlichkeit steht). Die Mischung aus philosophischen Konflikten, ganz verschieden gearteten Abenteuern, einer bunten, professionellen und größtenteils sympathischen Crew und der wohl elegantesten Enterprise machen TNG zur Königin von Star Trek und zu einer der beeindruckendsten TV-Serien überhaupt.
Mit DEEP SPACE NINE (DS9) und VOYAGER (VOY) hat man an den Erfolg von TNG anknüpfen wollen, sich aber gleichzeitig nicht getraut, konsequent einen Schritt weiterzugehen und die altbekannten Inhalte weiterzuentwickeln, obwohl beide Serien in konzeptioneller Hinsicht völlig neue und interessante Ausgangspositionen haben: bei ersterer spielt die Handlung auf einer nur teilweise von der Föderation kontrollierten Raumstation (was natürlich ein starker Bruch zu den bisherigen reinen Raumschiff-Settings ist) und bei letzterer ist der Schauplatz ein vollkommen isoliertes Föderationsschiff, dass praktisch unendlich weit von allem der Menschheit Bekannten seinen eigenen Weg zurück zur Erde finden muss. Beides ist konzeptionell betrachtet im Grunde brillant, da es so ergiebige Voraussetzungen für abwechslungsreiche Geschichten sind. Das Setting von DS9 ermöglicht, einen größeren Fokus auf politische Kontroversen zu legen und das von VOY bietet natürlich alle nur erdenklichen Möglichkeiten, Themen aus TOS und TNG noch weiter zu vertiefen und außerdem mit Survival-Elementen zu verknüpfen, die vorher nur vereinzelt aufgetreten sind. Leider sind beide Serien unglaublich weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben. Generell scheint DS9 bei Trekkies beliebter zu sein als VOY, aber für mich sind beide Serien ähnlich mittelmäßig, einfach weil man über so viel verschenktes Potenzial, merkwürdige Charaktere, Handlungsverirrungen und daher letztlich über endlos viele total belanglose Folgen hinweg sehen muss. Während viele Episoden genau das tun, was man von der neuen Materie erwarten kann, machen genau so viele Folgen leider das Gegenteil. Entweder sind sie einfach nur öde und dämlich (in einer DS9 Folge z. B. spielt die Crew Baseball gegen eine fremde Raumschiffbesatzung - und das ist die gesamte Folge!) oder sie wärmen Altbekanntes aus TNG nochmal in der gleichen oder sogar in einer weniger interessanten Weise wieder auf. VOY tut im Grunde zu 80% nichts anderes, als TNG mit einer eher belanglosen Crew ohne große Persönlichkeiten nachzuspielen. Beide Serien haben zwar ihren Fair Share an herausragenden Episoden, aber an TNG kommen sie nicht ansatzweise heran.
Da ich ENTERPRISE (aus Angst vor weiteren Enttäuschungen) noch nicht gesehen habe und langsam mal zum Punkt kommen muss, überspringe ich diese letzte Serie hier und komme zu den Kinofilmen, um die es hier ja eigentlich geht. Die sechs bzw. sieben alten TOS-Filme sind ab den späten 70ern entstanden und taugen bis auf WRATH OF KHAN eigentlich nicht all zu viel. STAR TREK: THE MOTION PICTURE erinnert stellenweise eher an 2001 als an die alte Serie und die anderen sind teils ganz nett, teils mäßig und teils ziemlich mies. Eben typische Kinofilme: mehr Action, weniger (bis gar kein) Inhalt. Die folgenden vier TNG Filme treiben die Stumpfsinnigkeit dann in neue Höhen und sind allesamt grausam bis übelkeitserregend in ihrer Ausführung, aber bei manchen kann man immerhin noch eine Spur der Inhalte der Serie und ihrer Charaktere erkennen - nur eben leider im platten Action-Mantel. Bei Abrams' Filmen schließlich ist nun definitiv und unumstößlich alles verschwunden, was den Begriff Star Trek einst ausmachte, ja was er eben eigentlich bedeutet. Frühere Kernthemen und grundlegende Charaktereigenschaften werden einfach in die Tonne getreten zugunsten von buntem Geblinke. Wissenschaft und Technologie werden nicht mit einem Wort erwähnt; der Konflikt von Menschlichkeit und Rationalität ist anscheinend jetzt egal (wohl zu dröge); politische Konflikte mit fremden Rassen werden nicht thematisiert (und da hilft auch der stümperhafte Prolog von INTO DARKNESS nicht, da der einfach nur Plot Divice und inhaltlich völlig irrelevant ist); die Charaktere sind nur noch Karikaturen ihrer früheren Wesen und meistens auf eine deutliche Eigenschaft beschränkt: Kirk: arroganter Draufgänger, Scotty: abgedrehter, aber natürlich brillanter Wissenschaftler, Uhura: heißes Sprachengenie usw. In einem gewöhnlichen Actionfilm kann man mit solchen Charakteren vielleicht noch leben, aber nicht in einem Werk des Star Trek Universums. Ab und zu wird mal ein Satz eingestreut, der den Zuschauer glauben machen soll, es ginge hier auch irgendwo um Inhalt, aber im Grunde ist alles nur ein riesiger Haufen Unsinn, der in Sachen Story überhaupt keinen Sinn ergibt und schlichtweg keine Daseinsberechtigung hat. Das einzige was hier stellenweise Viewing Pleasure bereitet, ist die Audiovisualität - besonders die Inszenierung der Raumschiffe und ihrer Bewegungen - aber was hilft das schon ohne kohärente Story und glaubwürdige Charaktere.
Man erkennt meiner Meinung nach ziemlich gut, wie im Laufe der Jahre Star Trek als Franchise immer weiter ausgeschlachtet und künstlich in die Länge gezogen wurde, nur um immer und immer mehr Geld mit der Vermarktung des Namens zu verdienen. Die Serien wurden mittelmäßiger bis schwach, die Filme sinnentleerter bis vollkommen schmerzhaft. Es ist nach DS9 (das bereits 1999 endete) oder allerspätestens nach VOY (2001 geendet) nichts mehr veröffentlicht worden, das das Konzept von Star Trek in irgendeiner Weise bereichert hätte. STAR TREK NEMESIS aus dem Jahr 2002 bildetet den erbärmlichen Abschluss der sowieso schon furchtbaren TNG Filme und ist einfach nur noch offensive in seiner Dummheit. Selbst als 15jähriger, damals noch kaum-Trekkie fiel mir auf, dass das was ich da gerade sehe, nicht mehr Star Trek ist, auch wenn immer noch Patrick Stewart auf der Leinwand zu sehen ist. Nur zitiert der nicht mehr Shakespeare, sondern rast schreiend auf einem Kampf-Buggy durchs Bild. Abrams' STAR TREK aus dem Jahr 2009 setzt dann an diesem Punkt wieder an und bietet ähnliche inhaltliche Verwirrungen mit einer Story aus völlig abstrusen Motivationen (ein psychotischer Romulaner und Spock als Retter des Universums) und haarsträubenden Zufällen (drei Menschen treffen sich mal eben einfach so im Vorbeigehen auf einem unbewohnten Eisplaneten, kann ja passieren, wieso nicht).
INTO DARKNESS und mit ihm die anderen fünf Star Trek Kinofilme der letzten zwei Jahrzehnte ruinieren den so wunderschönen Abschluss von STAR TREK VI, in dem wir einen friedvollen Aufbruch der Enterprise in die unerforschte Ferne miterleben dürfen. Die darauf folgenden Filme sind weder ein moderner noch ein kreativer - ja nicht mal ein möglicher - Umgang mit der Materie. Sie sind nur eine Verfremdung und Instrumentalisierung des Titels eines Franchise, damit an sich belanglose Filme einem breiten Publikum präsentiert werden können, welches mit dem Konzept der ursprünglichen Serie bestenfalls grob vertraut ist. Und anstatt diesem vielleicht ehrlich interessierten Publikum einen zugänglichen Weg in die echten ergiebigen und so interessanten Themen von Star Trek zu bieten, wird alles nur aufs Mieseste verfremdet und respektlos für plumpen Zuschauerfang missbraucht. Deswegen wünsche ich mir für die Zukunft, dass Franchises wie Star Trek entweder von einer Horde leidenschaftlicher Nerds directed werden oder das ganze Projekt rechtzeitig für immer und ewig zur Ruhe gelegt wird, bevor es auch in den nächsten Jahrzehnten immer weiter und weiter an Klasse verliert und schließlich bestenfalls noch ein Schatten seiner selbst ist wie bei James Bond oder sogar zu einer Verunglimpfung seines Originals wird wie bei Star Trek.
[enthält SPOILER]
Achtung, Stream of Hatredness incoming...
Eine wahnsinnige Sekte, die Menschen zu Tode foltert, um deren Nahtoderfahrungen zu erforschen und dann die Opfer fragt, wie es denn so war. Das klingt doch allerdings mal nach einer echt beeindruckenden und total glaubwürdigen Idee, die mich noch tagelang nach dieser Sichtung aufs Tiefste beeindrucken und verstören wird, wie es anscheinend auch mit so vielen anderen Fans der "Neuen Französischen Härte" geschehen ist. Dass man durch Folter irgendwelche besonderen religiösen Erfahrungen haben könne, ist eine in etwa genauso sinnvolle Aussage wie der geilste Spruch in MATRIX RELOADED: "Du kennst jemanden erst richtig, wenn du gegen ihn gekämpft hast." Setzt man psychische Zusammenbrüche und im Wahn geäußerte Satzfetzen mit Erkenntnissen gleich, dann kann diese Sekte hier natürlich höchst wissenschaftlich arbeiten. Oder was habe ich so oder so ähnlich irgendwo auf IMDb gelesen: "Ich würde denen einfach erzählen, dass Barney der lila Dinosaurier nach dem Tod unsere Seelen auffrisst und damit hat sich die Sache."
Also selbst HELLRAISER's knuffige Dimension des Schmerzes hat da noch tiefere Eindrücke auf mich hinterlassen als dieser dümmliche Humbuk. Wer hat sich denn bitte diese völlig hirnrissige Scheiße ausgedacht? Für mich klingt diese Geschichte wie ein Groschenroman von Geisterjäger John Sinclair. Dass es echt Leute gibt, die sich diesen Film angucken und dann am Ende über diese Grütze nachdenken. Ich möchte von mir wirklich nicht behaupten, dass ich von vielen Dingen auf dieser Welt einen Plan habe, aber wenn ich doch eines in meinem Leben intensiv getan habe, dann ist es über Philosophie, Religion und den Menschen an sich nachzudenken und selbst die einfachsten Gedanken, die abends im Halbschlaf so vor meinem geistigen Auge vor sich hin gedümpelt sind, haben immer noch ca. drölf mal mehr Sinn ergeben als der vorliegende Dünnpfiff. Na ja, es gibt ja auch Leute die meinen, BATTLE ROYALE sei eine tiefgründige Gesellschaftsgroteske und kein stumpfsinniges Teenie-Gesplatter. Opinions - to each his own und jeder wie er will. Man kann ja auch daran glauben, dass einen morgen früh das unsichtbare, rosafarbene Einhorn zur Arbeit mitnimmt und deswegen zehn Minuten länger schlafen, weil man auf ihm bestimmt gut durch die Rush Hour kommt.
Und wo waren denn bitte die ganzen so schockierenden Szenen, die diesen Film zum schlimmsten und erschütterndsten Film aller Zeiten machen? Sie kriegt Ohrfeigen und Schläge, WOW - oder besser: POW. Yeah, krasse Folter im ROAD HOUSE Style. Und dann sitzt da nen dünnes, vernarbtes Mädel im Kerker. Find ich jetzt nicht über alle Maßen revolutionär, so ideemäßig. Und als sie über die Badewanne guckt und bescheuert rumgröhlt konnte ich nicht mehr an mich halten. Das sah ja wohl mal so was von billig und lächerlich aus. Echt Leute, schaut euch diese Szene an und sagt mir ohne zu grinsen, dass dieses Make-Up nicht einfach nur extrem dämlich aussieht:
http://www.youtube.com/watch?v=uUU8UHld0Fc
Definitiv ein wirkungsvoller Effekt ala PARANORMAL ACTIVITY. Nur die Hexe in BLAIR WITCH PROJECT war glaubwürdiger geschminkt. Und dann wird der Protagonistin die Haut abgezogen, uiuiui, ich zittere immer noch. Da war die Folterszene in CASINO ROYALE doch um einiges schmerzhafter inszeniert. Ob ich jemandem die Haut abziehe, ihn sich selbst ein Bein absägen lasse, eine Horde Zombies mit einem Rasenmäher zerlege, meinen Gegnern eine Karrotte in die Augen bohre, versehentlich unschuldige College-Kids mit ner Kettensäge zerlege, weil ich vor nem Schwarm Bienen flüchte oder - für die ganz kreativen - mein Opfer in eine Rube-Goldberg-Maschine stecke, die ihm die Zunge rausreißt, wenn seine Familie vor der Tür steht (na, kennt ihr auch schön alle genannten Filme?) - es ist einfach alles das gleiche: Gewalt. Auf welche Art und Weise ich jemanden foltere ist einfach völlig irrelevant für jedweden Inhalt einer Geschichte. Ich kann auch nen Film drehen, indem ich zwei Wochen lang mit nem Esslöffel auf ein armes Opfer eindresche, es nimmt sich nichts und hat an sich keinen Schauwert.
Und am Ende kam dann noch der dümmste Spruch des ganzen Films, nein, der ganzen Filmgeschichte natürlich: "Hör nie auf zu zweifeln." Deeeeeeeeeeep, man. Diesen vollkommen leeren Satz könnte man wohl so etwa an jeden zweiten Film dranhängen und er würde immer irgendwie Sinn ergeben und gleichzeitig völlig nichtssagend sein. Da denk ich an so herausragende Lines wie die tollste (von vielen) in SIGNS: "I guess it was meant to be". Großartiges Drama, tiefste Gefühle, endlose Message. Den Spruch könnte man hier eigentlich auch noch schön hinten dranhängen. Mein Vorschlag wäre aber eher nen fescher One-Liner am Ende gewesen, sowas wie: "You're looking skinny, baby!"
Wenn man nen intensiven Film mit philosophischem und psychologischem Gehalt in Bezug auf Gewalt sehen will, dann schaue man AMERICAN PSYCHO, A CLOCKWORK ORANGE oder meinetwegen auch VIDEODROME und wenn es nur dummes Gesplatter sein soll, dann BRAINDEAD oder die gefühlte andere Million von Filmen, die wir inzwischen davon haben. MARTYRS ist ein Film, den ich nicht mal ansatzweise komplett anschauen konnte - und zwar nicht aufgrund seiner unverarbeitbaren Bilder sondern schlichtweg aufgrund seiner schieren, unendlichen Belanglosigkeit, die nur von der Dümmlichkeit seiner "Message" noch überholt werden kann. "Hassfilm" wäre hier wohl ein zu großes Kompliment und da ich dieses hochkünstlerische und zutiefst bewegende Meisterwerk aufgrund von blitzartig wechselnden Lach- und Weinkrämpfen sowieso nur stückchenweise konsumieren konnte, schenke ich mir an dieser Stelle mal eine Bewertung und vergebe stolz das absolut unpassende Prädikat "uninteressant".
Ehrliche Schönheit oder schleimiger Kitsch? Aufrichtige Symbolik oder bedeutungsschwangere, plumpe Plakativität? Ergiebige Philsophie oder schmierige Religionspropaganda? TREE OF LIFE polarisiert seine Zuschauer wie kaum ein anderer Film. Während ich persönlich beim Anschauen zwischen Verständnislosigkeit, Fremdschämen und purer Angewidertheit schlingerte, scheinen hier auf der anderen Seite viele Menschen einen der schönsten und ergreifendsten Filme aller Zeiten zu sehen. Zumindest in dieser Hinsicht gebührt dem "Poet des Kinos" Terrence Malick durchaus Respekt, denn er hat mit diesem Werk bei weitem keinen belanglosen Film geschaffen, sondern einen, der sein Publikum auf tiefste spaltet in die, die in ihrer Emotionalität anscheinend genau angesprochen werden und die, welche eher Brechreiz statt Melancholie empfinden.
Die meisten der Botschaften und Symboliken in Bezug auf das Kernthema des Films - Spiritualität, Religion, Gnade vs. Abgeklärtheit, Fatalismus, Natur - kann ich zwar erkennen, aber ich will diese im Prinzip sehr interessanten Gedanken einfach nicht in der vorliegenden Weise erfahren, weil sie mich in ihrer übertrieben inszenierten Ästhetik lediglich abstoßen. Melancholischer Pathos, das ist TREE OF LIFE. Hier strahlt nicht jeder Shot vor wundervoller, zeitloser Schönheit, sondern trieft vor maßlosem Kitsch und unendlicher Pretentiousness. Der Film wirkt für mich manchmal sogar so lächerlich, als sei er seine eigene Parodie. Wenn ich da an die verwendeten Ur-Klischees denke, z. B. an die sich in Zeitlupe bewegenden Schaukel oder die Sonnenstrahlen, die eine gen Himmel erhobene menschliche Hand durchdringen oder an die ständigen vor Schmalz triefenden, Malick-typischen Voice Over, so kommt mir einfach die Galle hoch. Nichts fühlt sich hier verdient an, nichts ist glaubwürdig, alles wirkt konstruiert, überinszeniert und dadurch letztendlich nicht im mindesten gehaltvoll sondern nur noch leer.
Zudem hat mich die bewusst allgemein und austauschbar gehaltene Geschichte noch weiter aus dem Film gedrängt. Sie mag zwar in der Weise konzeptionell begründet sein, dass der Zuschauer die minimalistischen Charaktere selbst mit eigenem Inhalt füllen soll und die Abstraktion des Konkreten ins Allgemeine (vermeintlich) erleichtert wird, aber auf der anderen Seite wird die Story dadurch an sich schlichtweg total belanglos und unendlich öde in ihrer Erfahrung. Hier laufen nicht näher definierte Strichmännchen durchs Bild, die ein Allerweltsleben führen, Konzept hin oder her. Leere Stereotypen erleben leere Ereignisse. Als Gegenbeispiel könnte man hier APOCALYPSE NOW anführen. Cpt. Willards Reise in die Tiefen des vietnamesischen Dschungels ist an sich schon ein spannendes, mysteriöses und vor allem außergewöhnliches Abenteuer und dadurch ein angemessenes Setting für die Geburt der beeindruckenden Philosophie des Werks. Irgendeinen gewöhnlichen Jungen in den 1950er Jahren aufwachsen zu sehen gibt mir hingegen einfach rein gar nichts. Das mag ein eher persönlicher Kritikpunkt sein, aber ich für meinen Teil will in Filmen gerne außergewöhnliche Geschichten erleben und die thematisierten Ideen nicht aus dem Gewöhnlichen, sondern lieber aus dem Besonderen abgeleitet vorfinden. Ein Szenario soll mich in seinen Bann ziehen. Das verfilmte Fotoalbum von Jacks 0815 Kindheit interessiert mich nicht die Bohne, egal wie viel Kitsch man in jede einzelne Aufnahme legt.
Generell muss ich abschließend trotz all meiner vernichtenden Kritik sagen, dass ich es gut finde, dass es Filme wie TREE OF LIFE gibt. Zwar gehöre ich ganz klar der Totenkopf- und nicht der Herz-Fraktion an, aber immerhin haben wir es hier mit einem Werk zu tun, dass gewaltige Risiken eingeht, das bildlich gesprochen am Abgrund wandert, eine gewaltige Fallhöhe in beide Richtungen hat, damit alles andere als unwichtig ist und in seiner Methode permanent in der Gefahr des völligen Scheiterns operiert. Viele meiner Lieblingsfilme funktionieren ähnlich, nur hat es zwischen mir und TREE OF LIFE leider so wenig wie nur irgend möglich gefunkt.
(PS: Für eine ausführliche Besprechung dieses Werks möchte ich schamlos auf die passende Episode meines Podcasts verweisen: http://secondunit-podcast.de/?p=1360 )
Da ich mich als großer Science Fiction- und Dystopie-Fan verpflichtet fühle, auch irgendwann einmal alle der alten Klassiker dieser Genres zu kennen, habe ich mir heute nach langem Vor-mir-her-Schieben endlich LOGAN'S RUN aus dem Jahre 1976 zu Gemüte geführt. Leider konnte dieser Film meinen Anspruch bei weitem nicht erfüllen - und das trotz einer wohlwollenden Einstellung meinerseits, vor allem in Hinsicht auf sein Alter von inzwischen schon fast 40 Jahren.
Wir befinden uns in einer futuristischen Welt des 23. Jahrhunderts, in der Hedonismus und Exzess auf der einen Seite ein vermeintliches Paradies für die Menschen darstellen, allerdings nur zu dem Preis, dass diese auf der anderen Seite durch das totalitäre Regime eines allmächtigen Computers kontrolliert werden, der von jedem einzelnen fordert, sich an seinem 30. Geburtstag seiner eigenen Auslöschung zu ergeben, um dann angeblich wieder in einem neuen Körper reinkarniert zu werden. Somit sollen eine Überbevölkerung verhindert und gleichzeitig eine umfangreiche Versorgung der Menschen sichergestellt werden. In dieser utopisch-dystopischen Welt jagen nun sogenannte "Sandmen" diejenigen, die sich ihrer Vernichtung entziehen wollen: die "Runner". Unser Protagonist Logan ist zunächst ein dem Regime treu ergebener Sandman, wird aber im Verlauf der Geschichte selbst zum Gejagten und somit beginnt "Logan's Run".
Wenn man bedenkt, dass schon ein Jahr nach LOGAN'S RUN das ultimative Sci-Fi Meisterwerk STAR WARS oder auch nur sechs Jahre später ein dystopischer Geniestreich wie BLADE RUNNER veröffentlicht wurden, so wirken die vorliegenden Sets und vor allem die Kostüme bestenfalls naiv und schlechtestenfalls ziemlich peinlich. Man fühlt sich also eher an einen Film wie TRON oder die erste STAR TREK Serie erinnert als an ein wirklich glaubwürdiges Werk, was für mich in Verbindung mit einer so ernsten und im Grunde sehr ergiebigen Thematik wie wir sie in LOGAN'S RUN vorfinden, nicht so richtig funktionieren will. Es fehlt einfach eine der Grundidee angemessene dunkle Stimmung und eine dem interessanten Inhalt zur Entfaltung verhelfende Geschichte. Die Story verläuft sich einfach zu oft, bleibt dann viel zu lange an einem eher unwichtigen Punkt, nur um sich dann wieder in eine abstruse und unnötige Richtung zu bewegen. Vor allem der zweite Teil des Films operiert vielmehr wie ein Märchen und gegen Ende fühlt man sich zu deutlich an PLANET OF THE APES erinnert. Im Großen und Ganzen ist LOGAN'S RUN also eher buntes Abenteuer anstatt düsterer Bedrohlichkeit, was in Verbindung mit der dystopischen Ausgangspostion der Geschichte einfach zu befremdlich wirkt.
Im Grunde liegt hier für mich - als einem für gewöhnlich eher Remake-verdrossenen Cineasten - einer der seltenen Fälle vor, in denen ich mir tatsächlich einmal eine reifere Version des Quellmaterials wünschen würde. Man erkennt in aktuellen Filmen wie THE ISLAND, IN TIME oder ELYSIUM definitiv ähnliche Ansätze wie im vorliegenden Werk, aber leider weisen auch diese Filme zumindest in konzeptioneller Hinsicht meist mehr Probleme als Erfolge auf. Es bleibt also für die Zukunft in Hollywood noch einiges an Arbeit zu tun. Letzten Endes bleibt LOGAN'S RUN ein Film, bei dem trotz einer tollen Grundidee nie so richtig Spannung oder gar Atmosphäre aufkommen will und der mich daher weder unterhalten noch zum Nachdenken anregen konnte. Höchstens in filmhistorischer Hinsicht war der Film interessant, aber das ist mir persönlich einfach zu wenig für eine bessere Bewertung.
Mike Myers erklärt den Produzenten in Hollywood seine Idee für eine "Austin Powers" Fortsetzung: "Hey, lasst uns doch genau den gleichen Film wie Teil 1 noch einmal drehen, nur dass wir dieses Mal alle satirischen Elemente entfernen und dafür die EXAKT gleichen Witze, die in Teil 1 funktioniert haben, ohne jedwede Kreativität wiederverwenden und bis zum Erbrechen in die Länge ziehen. Außerdem wollen wir dieses Mal unseren Film nicht mit einem Plot oder innovativen Ideen verunreinigen, nein, wir wollen einfach nur alles nochmal in schlecht neu auflegen. Wie sollte ein Film auf diese Weise scheitern!?"
"Austin Powers: International Man of Mystery" war eine abstruse Mischung aus einer gewitzen Satire und ziemlich dummem Humor, die allerdings innovativ und auf wundersame Weise recht unterhaltsam war (ähnlich wie z. B. "The Naked Gun"). "Austin Powers: The Spy Who Shagged Me" ist dagegen einfach nur der allerletzte Dreck. Wie sollte man bei diesem Film lachen können, wo man doch mindestens 90% der Gags AUF GENAU DIE GLEICHE WEISE wie im ersten Teil präsentiert bekommt. Ich bin wirklich erschüttert aufgrund der Tatsache, dass in diesem Film so gut wie nichts anderes passiert, als dass einfach nur die gleichen altbekannten Witze immer und immer wieder runtergerattert werden. Man kann hier zig Dinge aufzählen, die 1:1 aus dem Original kopiert wurden: Austin Powers rennt nackt herum; Dr. Evils Handlangerin spricht mit einer nervigen Stimme; die Beziehung/Dynamik zwischen Dr. Evil und seinem Sohn Scott; so ziemlich jeder Spruch von Austin Powers; die kurzen Austin Powers Interludes; Austin Powers Pseudo-Kung-Fu Einlagen; Dr Evils "One Hundred Billion Dollar" Line und die Liste geht noch ewig weiter. Und die paar neuen Elemente wie die Charaktere "Mini-Me" oder "Fat Bastard" funktionieren einfach nicht, da es in diesem Film keinen Plot mehr gibt, sondern einfach nur irgendwelche Dinge nacheinander passieren.
Selten hat für mich ein Film so wenig einen Existenzgrund gehabt wie "Austin Powers: The Spy Who Shagged Me". Er hat einfach nichts, wirklich NICHTS zu bieten, was Teil 1 nicht um ein Vielfaches besser gemacht hätte. Es ist einfach nur traurig mitanzusehen, auf was für einem erbärmlichen Niveau sich dieses Machwerk bewegt.
Wenn ich einen Wunsch an Hollywood richten dürfte, dann wäre es der nach einem vernünftigen Remake dieses Films (oder besser: einer neuen Umsetzung seiner Buchvorlage). Zwar ist Wolfgang Petersons "Die unendliche Geschichte" teilweise sehr stimmungsvoll inszeniert - vor allem durch die tollen Puppen - allerdings hat er auf inhaltlicher Ebene kaum noch etwas mit Michael Endes gleichnamigen, meisterhaften Buch zu tun. Da dessen Werk so ziemlich das Beste ist, was man auf Papier drucken kann, ist jener Umstand natürlich mehr als schade. Die Geschichte die im Film erzählt wird ist bestenfalls eine abgespeckte und fast nur auf das schlichte Fantasy-Abenteuer ausgerichtete Variante der ersten Hälfte des Buches, wobei dessen zweite zum Verständnis des Gesamtkonzepts des Werks mindestens genau so wichtig ist.
Ich bin nicht der Meinung, dass dieses Buch prinzipiell unverfilmbar ist. Allerdings ist die Chance wohl ziemlich gering, dass wir in unser heutigen, von Blockbustern dominierten Kinolandschaft noch einen liebevoll umgesetzten und vor allem ruhigen Fantasyfilm bekommen werden. Sollte man "Die unendliche Geschichte" jemals erneut verfilmen, dann müsste sich der Film unglaublich viel Zeit lassen (und damit meine ich mindestens 3-4 Stunden Laufzeit), Wert auf die Essenz der Vorlage legen (dabei natürlich auch ihre beiden, gleichsam wichtigen Hälften verarbeiten) und vor allem die schwer zu beschreibende, geradezu paradox anmutende Stimmung derselben bestmöglich einfangen. Jene ist in meinen Augen nämlich ihre größte Stärke. Wie eine Welt einerseits so kalt, herzlos, traurig und makaber sein kann (man denke z. B. an das Kapitel "Die alte Kaiser Stadt"), sich aber auf der anderen Seite auch so warm, liebevoll, fröhlich, ja unendlich in ihren farbenfrohen Dimensionen präsentieren kann, fasziniert bei mich bei jedem erneuten Lesen immer wieder. Ein so wundervolles Buch verdient einfach einen ähnlich großartigen Vertreter im Medium Film. Petersons Werk mag vielleicht ein akzeptabler Kinderfilm mit einigen schönen Ideen und netten Elementen im Detail sein, aber er ist niemals eine angemessene Verfilmung von Michael Endes Meisterwerk.
PS: man meide die Fortsetzungen dieses Films weitestmöglich, denn diese sind das filmische Äquivalent zu dem Dreck unter meinen Schuhen.
[enthält SPOILER]
J. J. Abrams' "Star Trek" hat von vornherein polarisiert. Scheint er dem in Sachen Star Trek wenig gebildeten "normalen" Publikum generell recht gut zu gefallen, so stören sich viele Trekkies - zu denen auch ich mich zähle - sehr stark an diesem neuen Umgang mit der Materie. Mein Hauptproblem mit Abrams' Ansatz ist - um es vereinfacht zu sagen - dass er nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Der gesamte Zeitreise-Plot um den alten Spock (auch "Spock Prime" genannt und gespielt von Leonard Nemoy) ist keine bloße Hommage an die alten Werke, sondern der Kern der Geschichte selbst und dadurch ein weitreichendes Übel, das ich im Folgenden näher zu beleuchten beabsichtige. Einerseits will man Star Trek völlig neu aufziehen, also wie ein REBOOT, aber gleichzeitig vermischt man durch den eben erwähnten abstrusen Spock-Plot das neue mit dem alten Star Trek, wodurch der Film zu einem unstimmigen und damit fehlgeschlagenen PREQUEL verkommt.
Zunächst sollten die Begriffe Reboot und Prequel genau differenziert werden. Wenn man Star Trek als Actioner - und nichts anderes sind Abrams' Filme - aufziehen will, dann muss man das auch absolut konsequent tun und die neue, meines Erachtens niedere Form auch vollkommen von der alten, inhaltsvollen loslösen. Für manche scheint der neue "Star Trek" (Film) nichts mit dem alten Star Trek (Konzept) zu tun zu haben, was ihn für sie zu einem Reboot macht. Formal betrachtet ist dies allerdings falsch, denn er ist durch den Plot um Nemoy-Spock im Grunde ein Prequel, da der Film durch ihn eindeutig mit den alten Star Trek Werken verbunden wird. Zwar eröffnet der Film für seinen Plot ein alternatives Universum, aber in filmischer Hinsicht ist es immer noch das gleiche. Tim Burtons Batman hat bspw. rein gar nichts mit Christopher Nolans Version desselben zu tun. In letzterer taucht nicht plötzlich Danny DeVito als Pinguin aus "Batman Returns" auf, denn dieser ist in Nolans filmischem Universum schlichtweg nicht existent. "Batman Begins" ist ein Reboot, weil quasi alle Zeiger wieder auf Null gestellt werden und somit ein Batman-Film in der Weise entsteht, als ob es Burtons Version nie gegeben hätte. Man betrachtet nur den Comic-Batman als Vorlage und keine seiner Verfilmungen. "Star Trek" (Film) ist im Gegensatz dazu ein Prequel, da es sich um DIESELBEN - man beachte also: nicht nur die GLEICHEN - Charaktere handelt. Diese neuen Charaktere heißen nicht nur so wie die früheren, sie sind es (oder besser: sie sollen es sein). Spock Prime (Leonard Nemoy) ist die ältere Ausgabe des Charakters, aber dennoch dieselbe Person wie der neue Spock (Zachary Quinto). Dies ist eine Tatsache, die sich nicht widerlegen lässt, da sie eindeutig aus dem Film hervorgeht. Nemoy-Spock reist in die Vergangenheit und triff dabei auf sein früheres Selbst, Quinto-Spock. Wie sollte es sich hier also um ein Reboot handeln können? In einem Reboot könnte Nemoy niemals auftauchen (höchstens als Cameo, aber dann nicht in der Rolle des Spock, sondern nur in einer absolut irrelevanten wie z. B. Lou Ferrigno als random Wachmann in den Hulk Filmen).
Der Film ist also ein Prequel und kein Reboot. Wieso ist das ein Problem? Weil sich dadurch etliche Kontinuitätsprobleme ergeben und generell die Glaubwürdigkeit aller Charaktere, ja sogar die des ganzen Szenarios abhanden kommt. Wenn ich als Zuschauer nämlich glauben soll, dass durch das Eröffnen einer neuen Zeitline im so entstandenen alternativen Universum PLÖTZLICH alle Charaktere zu Karikaturen ihrer früheren Versionen werden und PLÖTZLICH alle feindlichen Raumschiffe groß, schwarz und daher böse sind und PLÖTZLICH alle Abenteuer der Enterprise aus platter Baller-Action bestehen und PLÖTZLICH Forschung, Technologie und moralische Konflikte keine nennenswerte Rolle mehr spielen, dann widert mich das als Kenner der Star Trek Materie einfach an, weil durch dermaßen starke Veränderungen das, was gewöhnlich als Star Trek (Konzept) bezeichnet wird, kurzerhand auf den Kopf gestellt und seiner gesamten inhaltlichen Essenz beraubt wird. Wäre "Star Trek" (Film) ein Reboot, so würden diese Änderungen zugunsten von mehr Action und einem besseren Publikumszugang nur auf subjektiver Ebene von Trekkies wie mir kritisierbar sein. Die Diskussion würde dann eher mit Aussagen wie "Dieser Star Trek Ansatz gibt mir nichts mehr" geführt werden und nicht mit Statements wie meinem jetzigen: "Abrams' Umgang mit Star Trek ist ein auf konzeptioneller Ebene gescheiterter". Mir persönlich wird Star Trek als Actioner niemals GEFALLEN, aber wenn ich diesen Ansatz zumindest als Alternative ANERKENNEN soll, dann muss dieser neue Umgang mit dem Quellmaterial auch vollkommen von demselben losgelöst sein, also wirklich ein Reboot und kein Prequel sein. Das bedeutet, dass das neue filmische Star Trek Universum nichts mit dem alten zu tun haben kann, so wie das z. B. analog bei Nolans Batman-Reboot der Fall ist. Eine alternative Zeitlinie kann nicht einerseits das Beibehalten und andererseits die völlige Verfremdung der alten Charaktere bedeuten. Uhura ist nun plötzlich das Sprachen- und Kommunikations-Genie; in "Star Trek VI" kriegt sie dagegen kaum einen Satz auf Klingonisch zusammen. Solcherlei Kontinuitätsfehler finden sich bei Abrams leider zuhauf. Das vielleicht folgenschwerste Beispiel ist Spock. Er hat im neuen Ansatz eine völlig andere Funktion und ist gänzlich anders konzipiert als Nemoys Version. Früher war er die reine Stimme der Logik im Gegensatz zu Bones' starker menschlicher Emotionalität. Zwischen diesen beiden Positionen fand sich Kirk bei seinen Entscheidungen stets hin und her gerissen; heute ist Spock allein schon der Konflikt von Rationalität und Menschlichkeit, also ein völlig anderer Charakter, obwohl er dieselbe Person sein soll. Deswegen ist Bones in den beiden neuen Filmen auch so überflüssig und die recht blasse, aber dafür umso hübschere Uhura ist der dritte Hauptcharakter, hauptsächlich aufgrund ihrer beknackten Spock-Liebelei, die wirklich überhaupt keinen Sinn ergibt. Diese Verunstaltung des Spock-Charakters zeigt sich in "Star Trek" (Film) vor allem in einer Szene, die ich geradezu leidenschaftlich verabscheue. Es ist der Moment, als Spock Kirk in einer Rettungskapsel auf einen Eisplaneten schießt, um ihn für seinen Meutereiversuch zu bestrafen. So etwas hätte der alte Spock-Charakter niemals getan, egal wie jung und aufgewühlt er auch gewesen wäre. Kirk hätte einfach in einer Arrestzelle sitzen müssen bis der Vorfall vor Gericht behandelt worden wäre. Und dennoch soll ich jetzt glauben, dass es sich bei Quinto-Spock und Nemoy-Spock um DENSELBEN (nochmal: und nicht nur den GLEICHEN) Charakter handelt. Für mich ist "Star Trek" (Film) in dieser Hinsicht nichts anderes als die Perversion meines geliebten Nemoy-Spocks.
Es lässt sich also feststellen, dass Abrams' Ansatz keine neue, und dabei vor allem UNABHÄNGIGE Version ist, sondern eine abstruse MISCHFORM, in der willkürlich verschiedene unstimmige Elemente vermengt werden, um irgendwie eine halbwegs annehmbare Rahmenhandlung zusammenzubekommen, in der sich der Film von seiner definitiv überzeugenden audiovisuellen Seite präsentieren kann. Schlicht gesagt trauten sich die Macher von "Star Trek" (Film) nicht, etwas komplett eigenes zu erschaffen, sondern entwerteten/beschmutzten das originale Star Trek (Konzept), indem sie es als Projektionsfläche für ein ödes und absolut oberflächliches Actionfeuerwerk missbrauchten, dass sich zwar, im Vakuum betrachtet, audiovisuell sehr gut präsentiert und den ein oder anderen auf dieser simplen Ebene vielleicht unterhalten mag, aber aufgrund des Fehlens einer sinnvollen Story mit glaubwürdigen Charakteren letztendlich einfach nur belanglos bleibt. Die schiere Menge an völlig krassen Plot Holes lässt mich nur all zu oft gleichzeitig lachen und weinen. Wie kann ein Skript nur so dermaßen unsinnig und willkürlich sein. Allein wie sich Kirk, Spock Prime und Scotty an einer Stelle ZUFÄLLIG auf einem völlig verlassenen Eisplaneten treffen und dann noch ZUFÄLLIG eine neue Warp Technologie erfinden, um den Villain Nero zu stoppen. Sie sind alle aus anderen Gründen dort und natürlich ZUFÄLLIG fußläufig voneinander entfernt - AUF EINEM PLANETEN. Schlechter kann man ein Skript in meinen Augen nicht mehr schreiben. Es ist so offensichtlich, dass es beim Entwerfen des Drehbuchs hauptsächlich darum ging, möglichst viele beeindruckende Action-Sequenzen zu ermöglichen, während der inhaltliche Teil, also der, der die Star Trek Serien einst besonders auszeichnete, sträflich vernachlässigt wurde. Ja, es geht sogar soweit, dass der Film nicht einmal auf der basalen Ebene der Logik funktioniert. Hier würde dann wohl selbst Spock eine Träne vergießen.
Warum wird also in dieser mangelhaften und verfremdenden Weise überhaupt ein Star Trek Film produziert? Die Antwort ist leider sehr einfach: Weil sich die Marke Star Trek aufgrund ihres hohen Bekanntheitsgrads und Kultstatus so gut vertreiben lässt. Hätte man den gleichen Film gedreht, also mit den gleichen Schauspielern, den gleichen Sets und dem gleichen Budget, quasi das gleiche Produkt erschaffen und nur den Titel, die Namen der Charaktere und das Design ihrer Raumschiffe verändert, so hätte der Film in jedem Falle einen weitaus geringeren Betrag eingespielt. Ein Großteil des Publikums schaut Abrams' Filme nur, weil er eine vage Vorstellung des Mythos Star Trek hat und daher vonvornherein ein höheres Interesse an ihnen besteht. Diese Ausschlachtung der Marke begann im Grunde schon bei den TNG Filmen, die zwar noch eher an die Serien erinnern als es Abrams' Werke tun, aber bereits eine starke Tendenz hin zum oberflächlichen Actionkino haben. Es ist bspw. bei "First Contact" genau so unglaubwürdig, dass es sich beim Jean-Luc Picard dieses Films um denselben Charakter aus der Serie handeln soll, wo dieser doch einst in philosophischen Gedanken versunken Shakespeare zitierte und jetzt manisch schreiend das Maschinengewehr gegen die Borg-Drohnen schwingt.
Für mich ist das Verhältnis der Abrams-Filme zum eigentlichen Star Trek (Konzept) in etwa so, als ob Joel Schumachers "Batman & Robin" als Prequel zu Nolans "The Dark Knight" konzipiert wäre. Jener würde dann nämlich nichts Eigenständiges sein, sondern einfach nur "The Dark Knight" entwerten und - in diesem krassen Beispiel - sogar als Kunstwerk beleidigen und mich als Freund von Nolans Werk gerechtfertigterweise erzürnen. Ganz so schlimm ist es insgesamt beim vorliegenden Film zwar nicht, aber dennoch führt die Vermischung zweier nicht miteinander vereinbarer Star Trek Macharten - einmal der intelligenten, inhaltlich anspruchsvollen alten (repräsentiert durch Nemoy-Spock) mit der platten, nur auf Action ausgerichteten neuen - dazu, dass "Star Trek" (Film) weder in klassischer noch in moderner Weise funktionieren kann. Aufgrund dieses fast gänzlichen Scheiterns auf inhaltlicher Ebene wirkt er - trotz der hervorragenden Inszenierung in technischer Hinscht und einiger anderer guter Ansätze wie z. B. der Dynamik zwischen den einzelnen Crew-Mitgliedern - bestenfalls vollkommen belanglos, und schlimmstenfalls gar wahrhaft unverschämt.
"Die Simpsons" ist die Serie, die mir persönlich am meisten bedeutet. Seit meiner Kindheit kenne ich sie und seitdem schaue ich mir immer und immer wieder meine Lieblingsfolgen an. Daher bemerke auch ich natürlich seit Jahren den stetigen Verfall der Serie, aber so einfach wie es sich viele selbsternannte Kritiker machen, ist es um die Qualität der Simpsons dann doch nicht bestellt. Man kann nicht einfach verkünden, von Staffel x bis Staffel y waren die Folgen allesamt perfekt und danach ausnahmslos nur schlecht. Es hat immer sehr gute und eher mäßige Folgen gegeben. Es ist eher von einer sich stetig ändernden Fokussierung der Sendung zu sprechen, die dann schließlich dazu geführt hat, dass sich der Großteil des Humors immer mehr in plattere Regionen bewegt hat. Ich versuche im Folgenden, die Geschichte der wechselnden Qualität der Serie ein wenig einzufangen.
Beginnen wir mit der von nahezu allen "Simpsons" Fans geliebten klassischen Phase. Die meisten scheinen sie etwa von Staffel 1/2 bis 8/9 anzusiedeln. Wenn man ehrlich ist, wirkt die 1. Staffel dieser zeitlosen Serie (trotz einiger netter Folgen) als ganze noch ziemlich belanglos und ist schlichtweg saumäßig schlecht gezeichnet. Im Grunde fangen "Die Simpsons" für mich erst ab Staffel 2 an das zu haben, was ich an ihnen liebe. Die älteren Folgen kann ich mir kaum anschauen, weil die Stories noch zu mau und die Zeichnungen einfach unterirdisch sind. In besagter Staffel 2 sehen die Animationen dann schon deutlich besser aus. Jene ist zwar immer noch nicht so herausragend wie die späteren, aber das Potenzial, das "Die Simpsons" einst so großartig machen sollte, zeigt sich hier erstmals deutlicher. Außerdem beginnen jetzt auch die über die Jahre fast ausnahmslos großartigen "Teehouses of Horror". Ab Staffel 3 steigt dann auch langsam die Frequenz der wirklich guten Folgen. Man hat das Gefühl, dass die Serie nun gänzlich ihren Stil gefunden hat. Der frühere starke Fokus auf Bart verschiebt sich immer mehr auf Homer, der meistens der ergiebigere Charakter für absurd-lustige Geschichten ist. Mit der Episode "Black Widower" beginnt sich auch die im weiteren Fortgang der Serie immer wiederkehrende Fede zwischen Bart und Sideshow Bob herauszukristallisieren, die ebenfalls zu den vielen Highlights der "Simpsons" gehört. Staffel 4 und 5 knüpfen nahtlos an die Qualität der 3. Staffel an. Folgen wie "Marge Gets a Job" oder "Homer the Vigilante" gehören zu den absolut besten, die die Serie jemals hervorgebracht hat. Staffel 6 übertrifft die vorherigen dann sogar noch an Qualität und liefert mit "Homer the Great" und "Homie the Clown" nichts anderes als zeitlose Meilensteine der Comedy. Beeindruckenderweise hält sich dieses unglaublich hohe Level an Qualität auch über die folgenden Staffeln. Die 7. punktet mit wunderbaren Episoden wie "A Fish Called Selma" oder "Much Apu About Nothing", die 8. mit absoluten Geniestreichen wie "Homer's Enemy" oder "You Only Move Twice" und die 9. hat schließlich sogar so viele Hammerfolgen zu bieten, dass es hier den Rahmen sprengen würde, sie alle zu nennen, allen voran natürlich "The City of New York vs. Homer Simpson".
Ab der 10. Staffel bewegen wir uns nun immer mehr in strittiges Territorium. Für viele scheint die herausragende Zeit der "Simpsons" spätestens hier zu enden. Das mag mehrere Gründe haben. Etwas, das definitiv zu erkennen ist, ist der allmählich schwindende Anteil von "intelligentem" Humor zugunsten von mehr und mehr Slap-Stick, platteren Witzen und teilweise ziemlich abgefahrenen Ideen (z. B. das "Tomacco" in der Episode "E-I-E-I-(Annoyed Grunt)"). Da ich sowohl die gehobene als auch die flache Form des Humors durchaus zu schätzen weiß, ist das für mich persönlich allerdings kein allzu großes Problem. Gleichzeitig verstehe ich durchaus, dass gewisse Fans der früheren Phase vieles nun nicht mehr so amüsant finden dürften wie zuvor. Ein generelles Problem bei Serien, die so lange laufen wie "Die Simpsons", ist natürlich auch die Abnutzung des Materials. Viele Plotstrukturen wirken irgendwann einfach zu routiniert. Ich persönlich empfand allerdings die meisten Episoden auch bis weit nach Staffel 10 noch gewitzt genug, um mich nicht zu langweilen, auch wenn geniale neue Ideen immer seltener wurden. Wer könnte inzwischen z. B. noch aufzählen, wie viele Jobs Homer schon hatte oder wie oft Moes Taverne in irgendeinen merkwürdigen neuen Laden umgebaut wurde. Zwar sind solche Plots um altbekannte Themen wenig innovativ, aber dennoch meistens sehr lustig, vor allem in kleinen Momenten, die wenig mit dem eigentlichen Plot zu tun haben. Ebenfalls zu beobachten ist, dass sich Homer im Laufe der Serie immer mehr vom liebenswerten Trottel zum völligen Deppen entwickelt, der in jeder Situation des Lebens nur noch versagt. Diese Veränderung bedeutet definitiv einen Verlust an Stil, ist aber gleichzeitig ein Garant für das Entstehen jeder Menge absurder Situationen, über die ich immer noch lachen kann. Insgesamt erkenne ich durchaus viele wahre Kerne der zahlreichen Kritikpunkte in der Serie wieder, aber empfinde sie anscheinend als viel weniger störend als die meisten Leute. Ich kann in den zweistelligen Staffeln auch weiterhin zig brillante Episoden ausmachen, wie z. B. "Guess Who's Coming to Criticize Dinner?", "Grift of the Magi", "Days of Wine and D’oh’ses", "New Kids on the Blecch", "Don't Fear the Roofer" oder "The Father, the Son, and the Holy Guest Star" um nur einige wenige zu nennen.
Für mich persönlich kann ich ziemlich genau festmachen, ab wann ich mit den "Simpsons" wenig bis gar nichts mehr anfangen konnte. Diesen - für viele sicher sehr spät angesetzten - Punkt markiert die 19. Staffel. Wie inzwischen deutlich geworden sein sollte, bin ich in Sachen "Simpsons" immer ein sehr gnädiger Fan gewesen und konnte viele Entwicklungen zumindest ein Stück weit mit der Serie mitgehen. Aber ab hier war es dann auch um mich geschehen: die Simpsons kamen mir belanglos, manchmal sogar schlecht vor. Zwar gibt es immer noch hier und da einen guten Lacher, aber die schiere Masse an völlig öden, im wahrsten Sinne des Wortes witzlosen Episoden hat auch mich dann schließlich nach der 20. Staffel gänzlich das Interesse an der Serie verlieren lassen. Inzwischen krame ich daher "nur" noch die vielen, vielen schönen Folgen aus den Staffeln 2-18 heraus, womit mir glücklicherweise immerhin etwa doppelt so viele Folgen zur Verfügung stehen, wie den puristischen Fans der alten Schule, die sich ausschließlich mit den einstelligen Staffeln abgeben. Dennoch ist es natürlich traurig anzusehen, dass es mit einer meiner Lieblingsserien seit Jahren immer mehr den Bach heruntergeht. So wollen wir also hoffen, dass "Die Simpsons" irgendwann in naher Zukunft endlich in Frieden ruhen dürfen.
Kommen wir nun zu einem weiteren absoluten Trash-Meisterwerk. "Judge Dredd" ist ein leider völlig unterschätzer Film, der natürlich in erster Linie durch Altmeister Sylvester Stallone viele seiner trashigen Qualitäten vervollkommnen kann. An dessen Seite findet sich der allseits geliebte Rob Schneider (mal ehrlich, gibt es überhaupt irgendjemanden auf dieser Welt, der ihn nicht über alles liebt?!), der wie üblich seine intelligenten Pointen und brillianten Slap-Stick Einlagen gleichermaßen charmant wie amüsierend und in einwandfreier Ausführung abliefert. Stille.
Das tolle an diesem Werk ist, dass einfach jeder Aspekt des Films entweder unterirdisch schlecht und lächerlich ist (fast ausnahmsloses Overacting, dümmliche Kostüme, Oneliner wie: "I knew, he'd say that"), sich aber gleichzeitig auch einige ziemlich gute Elemente und Ideen erkennen lassen (das Setting der futuristischen Stadt, die "Angel Family", die meiste Action und natürlich der berühmte und bis heute einzigartige ABC-Kampfroboter). Die von mir mehr als alles andere geächtete Mittelmäßigkeit sucht man hier vergebens und dafür liebe ich diesen Film ganz besonders.
"Judge Dredd" wird von mir in folgenden Hinsichten geehrt:
"nervigster Sidekick/Comic Relief" - für Rob Schneider und seine Verkörperung von "Fergee". Mehr muss man da wohl nicht zu sagen.
und einen "Ehrenpreis für eine der großartigsten und fast ohrwurmhaft einprägsamen Lines der Filmgeschichte" - für Slys vielfältige, aber alle gleichsam großartigen Performances von "I am the Laaaaaaaaw" (natürlich nur echt mit dem Stallone Qualitäts-Siegel: stilvoll gesprochen mit schief geöffnetem Mund)
"Sinbad of the Seven Seas" ist leider ein gemeinhin sehr unbekanntes Werk. Dies ist zwar eine äußerst traurige Tatsache, allerdings tut sie der wahrhaft meisterhaften Trashigkeit dieses Geheimtipps keinen Abbruch. Die Hauptrolle spielt hier der großartige Lou Ferrigno (dem ein oder anderen vielleicht aus King of Queens bekannt), ein Bodybuilder, der sich, nachdem er 1975 beim Mr. Olympia Contest gegen Arnold Schwarzenegger verlor, enttäuscht dem Filmgeschäft zuwandte (zunächst mit der Fernsehserie "The Incredible Hulk"). Klingt also nach einer guten Voraussetzung für eine erfolgreiche Schauspielkarriere des "Big Louie".
Aber zurück zum vorliegenden Werk. Die klassische Geschichte um Sinbad den Seefahrer, der mit seiner bunt zusammengewürfelten Crew die schöne Prinzessin aus den Fängen eines bösen Zauberers retten muss, bietet zig absurd-amüsante Momente in vielerlei Dimensionen der Schlechtigkeit. Sei es das generelle Acting, die völlig billig aussehenden Sets oder die lächerlichen Gestalten, die diese Geschichte durchleben (manche mögen sie "Charaktere" schimpfen), einfach alles trägt zur Unterhaltung des Zuschauers bei. Der Film ist also in mehrerlei Hinsicht wirklich abenteuerlich.
Folgende Awards erhält "Sinbad of the Seven Seas" von mir:
"nervigstes und unnötigstes Voice-Over" - der Film beginnt mit einer Mutter, die ihrer Tochter eine Geschichte von Sinbad erzählt. Im Laufe der Geschichte beschreibt uns die Stimme der Mutter dann in fast jeder Szene immer genau das, was wir gerade sehen. Dies wird ziemlich schnell herrlich nervig, da es bei einer so simplen Story einfach völlig unnötig ist, das Geschehende dem Zuschauer noch einmal auditiv vorzukauen.
"beste Trash-Szene" - eine der Prestige-trächtigsten Auszeichnungen meiner Trashwoche geht an das vorliegende Werk für die unbeschreiblich großartige Kerkerszene, in der sich Sinbad von einer Kette befreien muss, mit der ihm ein Kontrahent die Luft abschnüren will. Stilecht in Zeitlupe inszeniert und mit heroischer Musik unterlegt, kämpft Sinbad mit dem ebenfalls äußerst muskulösen Gegner und schafft es schließlich - unter ehrfurchtsvollen Blicken seiner Mitstreiter - die Kette zu zerreißen. Episch!
"vollkommenste Cheesigkeit" - Over- und Underacting, vermehrter Zeitlupeneinsatz, kitschige 80er Heimorgel Mucke, völlig abgefahrene Kostüme, billige Sets - der Film hat einfach alles, was man für die volle Ladung Käsegefühl aufbieten muss.
PS: für alle die sich für eine amüsant-informative Besprechung des vorliegenden Films interessieren, verweise ich ganz unbescheiden auf die dazugehörige Episode des Second-Unit-Podcasts, dem ich angehöre:
http://secondunit-podcast.de/?p=305
Ja, ich tue es! Ja, ich wage es! Ich verkünde hiermit feierlich: Ich mag "Batman & Robin". Zwar nur als irre Trash-Perle, aber immerhin gehöre ich nicht zu dem allgegenwärtigen, wütenden Mob, der am liebsten alle Kopien dieses berühmt-berüchtigten Films konfiszieren und anschließend mit einer Rakete in die Sonne schießen würde. Ich persönlich denke nämlich, dass dieses sowohl an den Kinokassen wie auch bei den Kritikern über alle Maßen gescheiterte Machwerk immer für einen Lacher gut ist.
Stolz verleihe ich "Batman & Robin" folgende Auszeichnungen:
"quitschi-bunteste Kulissen" - alles in diesem Film sieht einfach aus wie nicht von dieser Welt, geradezu als entstammten die Sets der Phantasie eines drogensüchtigen Comicbook-Guys.
"unverschämteste Behandlung einer Vorlage" - wie kann man nur die vorher von Tim Burton so toll verfilmten Batman-Comics so dermaßen wie minderwertigen Schund behandeln und gleichzeitig erwarten, dass die Fans davon begeistert sein werden. Vielleicht ist es nicht die allerbeste Idee, sein Drehbuch von Spielzeugfirmen mitgestalten zu lassen...
"unpassendster Darsteller eines Superhelden" - so ein toller Schauspieler George Clooney auch sein mag, in der Rolle von Batman hat er einfach sowas von überhaupt nichts verloren. Wie auch nur irgendjemand denken konnte, dass jener hier eine gute Besetzung sei, ist mir absolut schleierhaft.
"bescheuertste Kostüme" - diese hautengen, einer Fetisch-Party entsprungen zu seienden Bat-Suits sind einfach so dermaßen merkwürdig, dass sich dem Zuschauer entweder die Nackenhaare aufstellen oder gleich die Lachtränen fließen.
Ich tauche wieder in das Genre der Schlechtigkeit ab, heute mit Arnold Schwarzeneggers erstem Film "Hercules in New York". Mit diesem Werk - oder sollte man lieber sagen: "trotz dieses Werks" - begann Arnolds Filmkarriere, die uns über die Jahre so wunderbar viele halb- oder vollwertige Trashobjekte beschert hat (wie z. B. "Conan the Barbarian" oder den großartigen Geheimtipp "Raw Deal"). So tiefgründig trashig wie beim vorliegenden Film ist es allerdings in seiner Karriere nie wieder geworden. Die völlig bescheuerte Geschichte um den Halbgott Herkules, der aus dem Olymp geworfen wird und sich danach in New York durch viele merkwürdige Situationen schlagen muss (dabei spannenderweise fast die ganze Zeit unbesiegbar und allmächtig bleibt), ist auf eine fast mesmerisierende Weise einfach nur unendlich langweilig. Der Film ist in jeder Minute unfassbar billig, trocken und öde inszeniert (wobei das Wort eigentlich falsch ist, da man hier einfach nur irgendwo eine Kamera hingestellt und drauflos gefilmt hat) und ist daher im Grunde vollkommen wertlos - mit einer wichtigen Einschränkung: die Szenen, in denen Arnold zu sehen ist. Diese sind nämlich so unterhaltsam, dass sie den trashliebenden Zuschauer absolut bei Laune halten können. Man muss also gewillt sein, viele anstrengend dröge Szenen zu ertragen, um sich die enorm herausragenden Arnold-Momente zu verdienen.
Mein einziger - aber wertvoller - Preis für "Hercules in New York":
"bestes Änglisch" - dafür lieben wir unseren Arnold und ganz besonders in diesem Werk. Für seine unglaubliche Fähigkeit, jeden noch so belanglosen Satz in einen Witz zu verwandeln gebührt ihm diese ehrenvolle Auszeichnung wie keinem anderen.
Und weiter geht DrPeppers Trash-Woche, heute mit "Troll 2", einem von vielen als heißer Kandidat für den schlechtesten Film aller Zeiten gehandelten Machwerk. Es wird die Geschichte einer Familie erzählt, die sich für ihre Ferien in den verschlafenen Ort Nilbog begibt, in dem allerdings nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Es stellt sich heraus, dass "Nilbog" umgedreht "gobliN" ergibt und auch von solchen bevölkert wird, die sich allerdings als Menschen tarnen können und von einer bösen Pflanzenhexe angeführt werden. Diese Goblins (das Wort "Troll" wird interessanterweise nie im Film verwendet) lieben es, ihrem wahnsinnigen Vegetarismus nachzugehen, indem sie in Pflanzen verwandelte Menschen verspeisen (!).
Trotz aller Lobeshymnen und dem großen Kultstatus des Films, gehört "Troll 2" nicht unbedingt zu meinen Trash-Favoriten. Er hat definitiv eine Menge lustiger Elemente zu bieten und das Acting ist durch die Bank einfach nur lachhaft grausam, aber gleichzeitig stellen sich auch eine Menge etwas trockene Längen im Film ein, in denen man eher verwirrt als belustigt dreinblickt. Der gestern vorgestellte "Birdemic: Shock and Terror" oder auch der noch anstehende "The Room" sind da definitiv noch eine ganze Ecke unterhaltsamer.
Meine Auszeichnungen für "Troll 2":
"lächerlichstes Make-up" - wie man bei diesen bekloppten und jenseits von billig aussehenden Goblin/Troll-Kostümen auch nur ansatzweise das Gruseln bekommen soll, wird wohl für immer ein Mysterium bleiben.
"unpassendste Musik" - in einem Horrorfilm sollte man erwarten, dass sich zum Erzeugen einer gruseligen Stimmung auch eine dunkle Musik gesellt. Teilweise geschieht das hier zwar, allerdings wird auch immer wieder vollkommen cheesige 80er Mucke benutzt, die den Zuschauer einfach völlig aus der (natürlich sowieso schon kaum vorhandenen) Atmosphäre herauswirft.
und außerdem einen "Ehrenpreis für eine der größten Lines der Filmgeschichte" - für Darren Ewing und seine Performance von: "They're eating her. And then they're going to eat me. Oh my goooooooood!!!"
Herzlich Willkommen zu Arnolds kleiner Trashwoche. In den nächsten Tagen möchte ich hier einige meiner liebsten "schlechtesten" Filme präsentieren. Dabei werde ich die einzelnen Werke und ihre jeweils herausragendsten Aspekte der Schlechtigkeit kurz vorstellen und jeder Gurke die ihnen ehrlich verdienten Awards in verschiedenen Kategorien ihres größten Versagens verleihen.
Los geht es mit "Birdemic: Shock and Terror", einem meiner persönlichen Favoriten. Der Film handelt von wahnsinnigen, explosiven Vögeln, die die Menschheit aufgrund derer umweltschädlicher Lebensweise angreifen. Alles beginnt bei dem jungen, aufstrebenden Geschäftsmann Rod (Alan Bagh), der die äußerst attraktive Nathalie (Whitney Moore) beim Essen in einem Restaurant kennenlernt. Beide verlieben sich ineinander und alles scheint sich in ihrem Leben großartig zu entwickeln. Doch weit gefehlt! Das frisch verliebte Pärchen gerät in einen endzeitartigen Vogelamokflug, in dem kein Mensch vor den fliegenden Ungeheuern sicher ist. Mit Kleiderbügeln und Handfeuerwaffen ausgerüstet, versuchen die beiden nun, den Monstern zu entkommen und dem Schrecken auf den Grund zu gehen.
"Birdemic" bekommt von mir folgende Auszeichnungen:
"Schlechtestes Editing" - einfach herrlich komisch, auf welche Weise hier einzelne Shots oder gar ganze Szenen aneinandergereiht sind. Ebenfalls sind zig Einstellungen lachhaft unpassend gewählt und die Länge der meisten Szenen wirkt wunderbar unangemessen.
"Lächerlichste Special Effects" - für die unterirdisch schlechten, geradezu gif-artigen Vogel-Animationen, die in riesigen Feuerbällen explodieren und dabei Geräusche wie abstürzende Flugzeuge von sich geben.
"Miesester Sound" - dauernd werden Dialoge von extremem Rauschen übertönt und generell stimmt die Lautstärke selten. Außerdem sind die ständigen Vogelgeräusche amüsierend nervtötend.
"amateurhaftestes Acting" - für Alan Bagh, der hier die vermutlich laienhafteste, stümperhafteste Performance in einer Hauptrolle abliefert, die ich je in einem Film gesehen habe.
"unspannendste Action" - die auf so unfassbar unspektakuläre Art gefilmten Kämpfe mit den Wahnsinnsvögeln vermögen es immer wieder, die Kinnlade des Zuschauers zu lockern. Erinnerungen an die früher allseits geliebte Computerspiel-Reihe "Moorhuhnjagd" werden wach.
und schließlich den Ehrenaward für die "am wenigsten zum Nachdenken anregendste Message" in einem Film ever - der erhobene Zeigefinger gegen die menschliche Umweltverschmutzung wirkt auf unbeschreibliche Weise deplatziert, da die Art, wie hier für ein umweltbewusstes Leben geworben werden soll, dem Zuschauer einfach nur die Lachtränen in die Augen treibt.
Mit "Scarface" (1932) ist es wie mit so vielen dieser alten Klassiker: Betrachtet man sie im Kontext ihrer Zeit, sind sie wirklich beeindruckend aufgrund ihrer für das Kino wegweisenden Bedeutung. Schaut man auf sie allerdings mit subjektiveren, aus heutiger Sicht begründeten Maßstäben wie z. B. der Qualität des Actings, so kommen sie nicht über das akzeptable Mittelmaß hinaus. Es gibt definitiv gewisse Exemplare dieser uralten Filme, die es selbst heute noch vermögen, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen (wie z. B. "Metropolis"). Dennoch ist ihr Genuss immer mit gewissen Abstrichen verbunden. Es gab damals nun einmal noch nicht die technischen Möglichkeiten des modernen Kinos, was oft dafür sorgt, dass viele Werke recht unspektakulär anzusehen sind, ja manchmal gar staubtrocken wirken. Ebenfalls war das Schauspiel noch zu sehr beim Stile des Theaters verhaftet und wirkt daher selten realistisch. Ich kann mir die Liebe mancher Cineasten für diese ungeheuer alten Filme eigentlich nur durch ein reines Geschmacksurteil erklären. Wie manche eben B-Filme lieben, oder andere gerne ihre Zeit mit den belanglosesten Horror-Filmen verbringen, oder wieder andere - wie ich selber - liebend gerne einem Arnold Schwarzenegger beim Scheitern in der Aussprache der englischen Sprache zuschauen, so muss man wohl einen Soft Spot für das klassische Kino haben, um Werke wie das vorliegende wirklich gerne schauen zu können (und sie nicht "nur" für das was sie sind zu respektieren).
Mich erinnert das Schauen von Filmen aus der Wiege des Kinos an einen Museumsbesuch, bei dem man alte Werkzeuge bestaunt und sich so in eine vergangene Zeit versetzt. Es ist zwar immer noch bemerkenswert, was früher mit begrenzten Mitteln geleistet wurde, aber dennoch sind die damals brauchbaren Objekte inzwischen einfach obsolet. Niemand würde heute z. B. mit einem mittelalterlichen Pflug arbeiten wollen, so brauchbar er in der damaligen Zeit auch gewesen sein mag. Es gibt heutzutage einfach technisch überlegene Maschinen. Analog dazu muss man festhalten, dass Brian De Palmas gleichnamiges Remake des vorliegenden Werkes aus dem Jahr 1983 schlichtweg in jeder Hinsicht der bessere Film ist. Ob er es in filmhistorischer Hinsicht ist, darüber lässt sich streiten, aber wenn es darum geht, das Writing, das Acting, das Pacing, die Action und v. a. das aus diesen Faktoren resultierende "Viewing Pleasure" des Betrachters zu beurteilen, dann kann der alte "Scarface" leider nur verlieren.
Eine wichtige Qualität des Mediums Film ist es, dem Zuschauer zu ermöglichen, seinen nur allzu bekannten Alltag zumindest für eine kurze Zeitspanne hinter sich zu lassen und in eine andere Welt einzutauchen, die ihn entweder mit Spannung, Unterhaltung oder gar mit tiefsten moralischen Zerwürfnissen erfüllt: ihm ein unvergessliches Erlebnis bereitet. Von zentraler Bedeutung für den Erfolg dieses Unterfangens ist es, dass das künstlich erschaffene Szenario, in dem sich die Handlung des Films bewegt, so glaubwürdig wie möglich ist und dass es vermag, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Das vorliegende Werk scheitert an dieser Aufgabe allerdings auf ganzer Linie.
Neben "The Magnificent Seven" gehört "The Great Escape" zu den beiden allseits hochgelobten Klassikern von Regisseur John Sturges (dessen riesige Auswahl anderer Filme - allen voran eine Menge Western - kaum Beachtung findet und mir gänzlich unbekannt ist). Auch hier bediente er sich wieder eines Casts vieler großer Namen, allen voran James Garner und Steve McQueen, die neben anderen bekannten Gesichtern wie Richard Attenborough, Charles Bronson oder Donald Pleasence einen bunten Haufen Kriegsgefangene in einem von der deutschen Luftwaffe geführten Lager gegen Ende des Zweiten Weltkriegs spielen.
Und eben dieses Lager, das zentrale Setting des Großteils des Films, ist gleichzeitig seine größte Schwäche. Erwartet man doch für gewöhnlich, dass es in Sträflingslagern zu dieser Zeit düster, brutal und schrecklich zugeht, so stellt sich in "The Great Escape" eher die Stimmung eines amüsanten Ferienlagers ein. Jederman ist gut genährt, trägt saubere und unbeschädigte Kleidung, darf sich frei im Lager bewegen und mit wem auch immer er will reden und Ausbruchspläne schmieden. Am 4. Juli wird sogar kurzerhand die amerikanische Flagge gehisst und eine Parade veranstaltet. Spätestens mit dieser Szene kommt dann schließlich auch das letzte bisschen krampfhaften Festhaltens an der Glaubwürdigkeit des Szenarios abhanden und es verkommt zu einem absurden Witz. Natürlich drängt sich jetzt die Frage auf, warum unsere "Helden" denn überhaupt aus diesem reichhaltigen Garten Eden fliehen und im blutigen Kriegseinsatz irgendwo da draußen ihr Leben riskieren sollten. Hollywood liefert uns die Antwort: Weil alle Alliierten - besonders natürlich die Amerikaner - unerschrockene Ritter der Tugend sind, die nichts anderes wollen, als die Welt zu befreien. Man bekommt diese Botschaft im Grunde schon mit den Opening Credits geliefert, die mit schmalziger, heroischer Musik untermalt sind. Ganz nach dem Motto: Die Helden betreten die Arena. Diese Fanfare erstreckt sich auch weiterhin über den Rest des Films und lässt so manche, eigentlich vielleicht spannende Szene in Richtung einer öden, proamerikanischen Kriegspropaganda driften.
In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Krieg in Hollywood gerne als eine Art spannendes Abenteuer verkauft, indem sein allgegenwärtiger Schrecken einfach unter den Tisch gekehrt wurde und sich alles eher in kitschiger Western-Manier als simplistisches Spiel von Gut gegen Böse präsentierte (man denke z. B. an "The Longest Day", in dem sogar Westernikone John Wayne höchstpersönlich die Amerikaner ins Feld führt). Dieses verklärte und realitätsferne Bild des grausamen Kriegsalltags veränderte sich allerdings schlagartig mit dem Trauma von Vietnam. Erst jetzt wurde Krieg in einer angemessenen und künstlerisch wertvollen Form behandelt und nicht mehr als inhaltslose Abenteuerunterhaltung verkauft. Meisterwerke wie "Apocalypse Now", "Platoon", "Full Metal Jacket" und selbst "First Blood" behandeln endlich den Krieg selbst und benutzen ihn nicht mehr nur als austauschbare Projektionsfläche für belanglose Action und lachhaftes in Szene Setzen des grenzenlosen amerikanischen Pathos. Der Mensch wird zum Thema und verdrängt somit das bloße Schlachtgeschehen aus dem Fokus. Die Kriegswirren und das in ihnen immanente Moralsterben bieten so den Nährboden für zeitlose und zutiefst bewegende Geschichten. Das ergiebige Genre des Antikriegsfilms war also geboren, das auch außerhalb des Vietnamkontexts noch andere großartige Meilensteine des Kinos wie "Das Boot" oder "Schindler's List" hervorgebracht hat.
Im Gegensatz dazu hat eine derart unangemessene Inszenierung eines Gefangenenlagers im Zweiten Weltkrieg wie sie in "The Great Escape" vorzufinden ist sogar noch weitere Auswirkungen, die das Werk ebenfalls als reinen Abenteuerfilm ohne moralischen Inhalt - was es sein soll - unbrauchbar machen. Man hat zu jeder Zeit das Gefühl, dass für unsere Protagonisten nichts auf dem Spiel steht, denn es gibt nichts, dem sie entfliehen müssten. Kein Hunger, keine Misshandlungen durch Wärter oder Mitgefangene, keinerlei Formen des Elends. Scheitert der Ausbruch, dann bleiben sie eben im Gefangenenlager und das "Schrecklichste" daran wäre, dass sie so ihre heldenhafte Natur nicht ausleben könnten. Die Story und ihre außerordentlich vielen Charaktere vermögen einfach nie auch nur im Mindesten zu fesseln. Die schiere Fülle an blassen Personen, die kaum deutlich genug gezeichnet sind, um als Stereotypen bezeichnet werden zu können, scheitert kläglich daran, der "Wir müssen hier irgendwie ausbrechen"-Geschichte die unbedingt notwendige Würze zu verleihen. Im Grunde lässt diese Masse an verschwendetem Potenzial sie sogar noch belangloser erscheinen, eben weil keiner dieser Gestalten irgendwie interessant ist, geschweige denn wie in echter Mensch wirkt (Steve McQueen bildet hier die lachhafte Krönung). Wie sagt man doch so schön: Zu viele Charaktere verderben den Brei - oder so ähnlich.
Für viele scheint dennoch das letzte, actionüberladene Drittel des Films ein Highlight zu sein. Für mich hingegen wirkt die berühmte Motorradjagd eher ein wenig comichaft und ist daher kaum ernstzunehmen. Abgesehen davon kann Action nur funktionieren, wenn man sich auch für die Personen interessiert, die in ihr involviert sind. Ist diese Verbindung zum Zuschauer nicht vorhanden, muss man schon die beeindruckendsten Actionsequenzen aller Zeiten vorzuweisen haben, um dennoch begeistern zu können (ich denke hier z. B. an "The Matrix Reloaded", der immerhin in dieser Hinsicht durchaus brauchbar ist).
Was die darstellerische Leistung des renommierten Casts angeht, bin ich ebenfalls nicht sonderlich angetan. Ich mag zwar viele dieser Schauspieler, v. a. Charles Bronson, der sich seit "Once Upon a Time in the West" in mein Herz gemundharmonikat hat, aber dennoch erkenne ich hier viele der generellen Probleme der 60er wieder. Damals wurde anders gespielt als heute, was einfach nicht meinen Geschmack trifft (dieser Absatz beschreibt daher eine absolut subjektive Kritik). Ich persönlich mag es, wenn ich irgendwann vergesse, dass es sich im Film um Schauspieler handelt, weil diese voll in ihrem Charakter aufgehen. Bei vielen Filmen, die aus den 60ern stammen oder noch älter sind, empfinde ich dies leider nicht. Die meisten Dialoge wirken irgendwie immer ein wenig zu steif und haben in ihrer Performance tendenziell einen leichten Hang zur Überdramatisierung. Filme von damals erinnern oft noch zu sehr an Theaterstücke. Selbst alte Werke die ich sehr mag (wie z. B. "Twelve Angry Men") haben in dieser Hinsicht fast immer einen mehr oder minder gewichtigen Makel.
"The Great Escape" ist ein Film der absolut in seiner Zeit verhaftet ist und besonders aus heutiger Sicht überhaupt nicht funktioniert. Das auf geschmacklose Weise realitätspervertierende Gesamtbild des mit pompöser Musik brachial inszenierten "Kriegsabenteuers" stößt bei mir aufgrund seiner Oberflächlichkeit größtenteils auf Langeweile und manchmal sogar auf Abscheu. Das Werk ist ein fast drei Stunden andauerndes, unglaublich zähes, seichtes Spektakel mit zig kaum entwickelten Charakteren und ohne jedweden Tiefgang. Nicht einmal die Action ist glaubwürdig inszeniert und verbleibt daher ziemlich uninteressant. Was bleibt am Ende? Nichts als eine riesige Enttäuschung.
"Kann der Film wirklich so schlecht sein?" - Das war die Frage, die mich zum Anschauen von "Righteous Kill" bewegt hat. Immerhin handelt es sich hier nach "The Godfather: Part 2" (1974) und dem legendären "Heat" (1994) um das dritte Aufeinandertreffen der beiden Kino-Legenden Robert De Niro und Al Pacino, nun im Jahr 2008. Auch die Geschichte um einen Serienkiller, der gezielt Kriminelle tötet, die dem Gesetzt entkommen konnten, klingt zumindest interessant (man denke an "The Boondock Saints", ein Meisterwerk, das mit einer ähnlichen Prämisse funktioniert).
Zuerst einmal finde ich es etwas befremdlich, dass Leute wie Profiskater Rob Dyrdek als "Rambo" oder Gangster-Rapper 50 Cent als "Spider" in einem düsteren Thriller auftauchen. Vor allem letzterer ist einfach ein absoluter Fremdkörper in einem ernst gemeinten Film (ähnlich wie z. B. eine Jennifer Lopez). Wenn er nicht einmal die Bohne von Hip Hop versteht, was schließlich sein Hauptberuf ist, wie soll er dann erst so etwas Schwieriges wie Schauspielern können? Donnie Wahlberg ist heutzutage wohl ebenfalls nicht gerade ein Aushängeschild für den eigenen Film, wenn sich Machwerke wie "Saw 2-4" oder "The Zookeeper" stolz in der Filmographie präsentieren.
Im Gegensatz dazu kann man Pacino und De Niro in jeden noch so schlechten Film stecken - sie werden niemals völlig grausame Performances abliefern. Aber für ihre Verhältnisse wirken sie im vorliegenden Film geradezu gelangweilt, ja fast belanglos. Erinnert man sich da an ihre großen zeitlosen Performances aus Filmen wie "Scarface" und "Serpico" bzw. "Taxi Driver" oder "Raging Bull", wirkt ihre Leistung hier ziemlich traurig. Natürlich liegt das auch an den Dialogen, die ihren Charakteren in die Münder gelegt werden. Phrasen wie "This conversation never happened!" - "What conversation?" sind inzwischen so dermaßen oft benutzt worden, dass sich viele Gespräche einfach nur noch nach "insert dialog element x with plot information y at position z" anfühlen. Von emotionalen Momenten wie dem legendären Wutausbruch in "Serpico" oder der spannungsüberladenen Konfrontation in "Heat" ist bei "Righteous Kill" nichts zu spüren.
Auch in handwerklicher Hinsicht hat der Film wenig zu bieten. Das Editing ist mir als besonders störend aufgefallen. Gerade zu Beginn sind viele Szenen merkwürdig zusammengeschnitten und wirken dadurch überhastet oder lückenhaft. Auch sind viele Shots falsch gefilmt, z.B. sind sie oft zu nah an den Personen. Tolle Locations oder auch nur irgendeine Form von optischer Abwechslung sind nahezu nicht vorhanden.
Im Grunde gibt es wirklich fast nichts Positives sagen. Ein paar eigentlich ergiebige, aber nicht ausgeschöpfte Ideen sind auszumachen und der Twist gegen Ende des Plots funktioniert zumindest einigermaßen. Aber das sind nur wenige lichtene Momente in einem großen, merkwürdigen Dunkel. "Righteous Kill" ist letztendlich in jeder Hinsicht unnötig. Die Geschichte ist unspektakulär, die Performances bestenfalls mittelmäßig und der ultimative Existenzgrund des Films bleibt im Verborgenen. Ein Werk, das wieder einmal zeigt, dass sich die alten Urgesteine des Kinos heutzutage viel zu oft in ihrer Filmauswahl vergreifen (man erinnere sich z. B. an "Stone", der neben De Niro auch noch Edward Norton in einem völlig irrsinnigen Drehbuch verschwendet hat).
[enthält SPOILER]
"Assault on Precinct 13" lässt sich nach John Carpenters eigener Aussage als sein erster "richtiger" Film verstehen. Bei dem durchwachsenen "Dark Star" von 1974 mussten Carpenter und Darsteller Dan O'Bannon noch ein wenig Mädchen für alles spielen, um ihn zu verwirklichen. Zwei Jahre später drehte Carpenter dann mit dem vorliegenden, zumeist hochgelobten Werk dann sein erstes etwas professionelleres Projekt. Da ich mich spätestens seit meiner kürzlichen Erstsichtung von "They Live" als aktiven Carpenter-Fan bezeichne, war ich heute umso gespannter auf den schon lange auf meiner Watchlist stehenden "Assault on Precinct 13". Leider erfuhr ich (wie auch schon gestern mit "Big Trouble in Little China") eine mittelmäßige Enttäuschung.
Zu Beginn des Films war ich noch allerbester Dinge. Die Locations und Sets sind gut gewählt; die einzelnen Handlungsstränge werden interessant eingeführt und man beginnt sich auf ihr baldiges Zusammentreffen zu freuen. Die von vielen Fans so vergötterte Atmosphäre konnte ich auch verspüren, nicht zuletzt wegen der so großartigen Musik, die für mich Carpenters Werke immer noch ein Stück außergewöhnlicher macht und sie auch untereinander auf eine schöne und markante Weise miteinander verbindet. Zu jeder Zeit fühlt der Zuschauer die Spannung in der Luft knistern, man weiß: bald wird sich hier etwas Gewaltiges entladen.
Schon ziemlich bald im Verlauf der Handlung begannen sich aber erste Bedenken bei mir aufzutun. Da ist zunächst das doch recht laienhafte Schauspiel der meisten Beteiligten. Viele Dialoge wirken aufgesetzt, nicht natürlich und auch der von Darwin Joston oft wiederholte Spruch "Do you have a smoke?" will doch mehr Coolness erzwingen als bei seinem Charakter vorhanden ist. Was Charisma und Leinwandpräsenz angeht, machen da ein Kurt Russel oder ein Roddy Piper in Carpenters späteren Werken doch eine gewaltige Menge mehr her.
Die erste größere Verunsicherung stellte sich schließlich ein, als ein völlig unbeteiligter Eisverkäufer und ein kleines Mädchen absolut grundlos von einem der Bandenanführer (gespielt von Carpenter selbst) auf offener Straße regelrecht hingerichtet werden. Dieser wird dann kurze Zeit später wiederum vom rachsüchtigen Vater des Mädchens zur Strecke gebracht. Nicht nur, dass das wahllose Ermorden von Unbeteiligten nicht gerade von einem stilvollen und gut konzipierten Villain zeugt, nein, auch die nachfolgende Konfrontation dieses Kriminellen von Seiten des Vaters ist auf geradezu lächerliche Weise inszeniert: Beide Wagen kommen zum Stehen, drei der vier Kriminellen flüchten prompt trotz absoluter Überlegenheit aus dem Fahrzeug und selbst der zurückbleibende Mörder des Kindes schafft es mit seiner riesigen Maschinenpistole nicht, gegen den niedlichen Revolver des Verfolgers anzukommen und wird erschossen. Und damit nicht genug: Nach geglücktem Rachemord flüchtet der Vater abstruserweise zu Fuß statt mit seinem noch voll funktionsfähigem Auto und will von einer Telefonzelle aus die Polizei verständigen, während sich offensichtlicherweise noch die anderen Gangmitglieder in der Nähe aufhalten. Leider war das nicht die einzige Logigschlucht...
...denn da ist noch die Haupthandlung selbst. Wie für Carpenter typisch ist sie geradlinig und deutlich aufs Ziel ausgerichtet, allerdings - untypischerweise - auch voller merkwürdiger Entscheidungen und weiterer krasser Logiklöcher. Das was hauptsächlich stört sind die Villains. Auch wenn sich "Assault on Precinct 13" an Romero's "Night of the Living Dead" orientieren will, ändert das nichts an der Problematik der Gegnerkonzeption. Wir haben es hier nun einmal nicht mit einem trashigen Zombiefilm zu tun, sondern wurden zu Beginn auf einen bodenständigen und vor allem glaubhaften Actionthriller eingestellt. Wenn die allgegenwärtige Bedrohung aus einer Horde von selbstmörderischen Fanatikern besteht, die mal kühl und berechnend handeln (alle Spuren des Angriffs werden blitzschnell und in aller Stille beseitigt; jemand versteckt sich auf dem Rücksitz des Autos, für den Fall, dass einer der Eingeschlossenen damit zu flüchten versucht) und mal wie eine Horde todeslustiger Lemminge in ihr Verderben laufen, so ist das inkohärent und spannungsentladend. Sie verhalten sich so, wie das Drehbuch es gerade braucht und dies ist leider nichts anderes als - und den Carpenterfan in mir schmerzt es, das zu sagen - schlechtes Screenwriting.
Leider ergibt das ganze Szenario der Belagerung der Polizeistation überhaupt keinen Sinn. Wenn es hierbei um Rache gehen soll, warum wird dann nicht unmittelbar nach Eintreffen das Gebäude gestürmt und die Handvoll Leute im Inneren ausgeschaltet? Aus unerfindlichen Gründen finden die auch noch stümperhaft durchgeführten Angriffe in zeitlich relativ weit auseinander liegenden Wellen statt, nur damit sich unsere Eingeschlossenen immer wieder eine neue Abwehrmöglichkeit ausdenken können. Eine so erzeugte Action ist nicht sonderlich spannend oder unterhaltsam, weil weder die Motivation noch das aus ihr folgende Vorgehen der gegnerischen Partei völlig geklärt sind. Die "Aufständischen" (oder wie auch immer man sie nennen mag) verhalten sich einfach nur wie Wahnsinnige, ohne nachvollziehbare Logik oder Ziele. Die auf einem solch ungeklärten Fundament aufgebauten Schießereien erinnern weniger an ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel als vielmehr an das öde Plastikschafe abschießen an der örtlichen Kirmesbude. Die Zahl der Gegner ist schier unendlich und es ändert scheinbar nicht das Geringste, wenn auch noch so viele von ihnen getötet werden (ich erinnere mich hierbei an "Matrix Revolutions", der eine optisch extravagante und gleichzeitig sterbenslangweilige und ewig aufgeblasene Schlachtszene als Klimax beinhaltet, die in einem eigentlich sehr ergiebigen Szenario nur ein ödes Geballer darstellt).
Zu Beginn des Films dachte ich noch, dass allen Vorgängen ein kluger Plan zugrunde läge: Die vorgetäuschte Krankheit eines Häftlings führt dazu, den Gefangenentransport auf eine fast verlassene Polizeistation umzulenken, die dann schließlich den Ort für eine Befreiungsaktion bilden soll. Somit findet sich eine Gruppe von Polizisten, Sekretärinnen und einem Vaters mit seiner Tochter, die zufällig mit in die Sache gezogen werden, plötzlich inmitten eines Kugelhagels wieder. Das klingt für mich wie eine spannende und eben glaubhafte Geschichte. Das was Carpenter mir hier allerdings storymäßig geboten hat, konnte mich einfach nicht überzeugen. Auch wenn man die mörderische Meute der Wahnsinnigen eher metaphorisch als "das ziellose Verbrechen" betrachtet (eine Interpretation, die manche Fans des Werkes anführen), ergibt hier nicht plötzlich alles einen Sinn. Eine solche Idee ist viel zu abstrakt und lässt sich im Werk selbst nicht einmal ansatzweise ausreichend verankern. Sie klingt eher wie das verzweifelte Überdeckenwollen eines Makels: einer zu dünnen und unschlüssigen Story.
Trotz all dieser Kritik ist "Assault on Precinct 13" ein brauchbarer Film, der nicht zuletzt aufgrund der oben bereits gelobten Musik und der mit ihr einhergehenden Atmosphäre sehenswert ist. Er hat einige gute Momente und nette Details zu bieten, bleibt allerdings hinter Carpenters anderen Klassikern der 80er zurück. Je mehr man objektive Maßstäbe wie generelle schauspielerische Leistung, die Glaubwürdigkeit des Szenarios oder das Verhalten der Charaktere gewichtet, desto schwächer zeigt sich das Werk.
"Big Trouble in Little China" ist der etwas andere Film in John Carpenters Filmographie. Der in erster Linie für seine Horrorklassiker ("Halloween", "The Thing") und innovative Sci-Fi-Meisterwerke ("Escape from New York" und den oft übersehenen, aber einfach großartigen "They Live") bekannte Regisseur wollte es mit dem vorliegenden Werk scheinbar etwas lockerer angehen lassen und einfach mal einen völlig wilden Fantasy-Actioner machen. Gnadenlos bunt, vollgestopft mit überdrehten Kung-Fu Kampfszenen und letztendlich nicht viel mehr als völlig abgedreht, macht "Big Trouble in Little China" dennoch durchgehend Spaß. Denn trotz der absolut eindimensionalen Charaktere mit ihren ziemlich beknackten Sprüchen und Dialogen und der doch ziemlich dünnen Story bleibt der Film über seine ganze Laufzeit irgendwie unterhaltsam und hat in seiner Konzeptlosigkeit einfach Stil. Als Hauptdarsteller wird mal wieder Kurt Russel an Bord geholt, der hier als einfach gestrickter und permanent planlos aus der Wäsche guckender Trucker von einem Unglück ins nächste stolpert und dabei wie im Schlaf die Sympathie des Zuschauers erntet.
In technischer Hinsicht lässt sich Carpenter wie üblich wenig vorwerfen. Die typische von ihm selbst komponierte Musik fügt sich nahtlos ins Werk ein und sorgt so für die passende Atmosphäre. Auch die Sets und vor allem die Effekte wirken weniger billig als vielmehr charmant und stecken auch heute noch so manches teuer produzierte CGI locker in die Tasche. Trotzdem kann sich "Big Trouble in Little China" zu keiner Zeit über das unterhaltsame Mittelmaß hinausbewegen. Dafür ist der Film zu sehr das, was er sein will: ein luftig-leichtes Abenteuer ohne Sinn und Verstand, in dem natürlich auch eine Extraportion Magie und das ein oder andere Monster nicht fehlen dürfen. Zum einmaligen Anschauen oder in nostalgischen Erinnerungen an die 80er Schwelgen absolut geeignet, aber im Vergleich zu manch anderem von Carpenters großartigen Werken (vor allem dem grandiosen "They Live", den ich an dieser Stelle noch einmal wärmstens empfehlen möchte) wirkt "Big Trouble in Little China" einfach zu sehr wie eine irre Kinderfantasie, die sich Carpenter zwischen seinen besser durchdachten Filmen einmal erlauben musste.
Nach seinem großen Erfolg "Léon" verfilmte Luc Besson drei Jahre später mit "Le cinquième élément" (zu deutsch: "Das fünfte Element") eine Geschichte, die ihm bereits seit Kindertagen im Kopf herumgeschwirrt war: die Abenteuer eines Taxifahrers in einer futuristischen Großstadt, in der es vor fliegenden Autos und verrückten Gestalten nur so wimmelt. Unser Protagonist ist Ex-Militär und schmuddeliger Taxiführer Korben Dallas (Bruce Willis), der sich neben seinem miesen Job auch noch mit einer hübschen rothaarigen Neu-Inkarnation eines Aliens (Milla Jovovich) herumschlagen darf, die mal eben so durch das Dach seines Wagens kracht. Später muss Dallas schließlich Oberfiesling Zorg (einfach herrlich: Gary Oldman) das Handwerk legen und sich dabei nicht von Medienikone Ruby Rhod (nicht unumstritten aber ebenfalls unterhaltsam: Chris Tucker) zu Tode nerven lassen.
Mir ist kaum ein Science-Fiction Setting bekannt, dass ich so sehr liebe wie die endlos in den Himmel wachsende Stadt in "Das fünfte Element". Der Übergang von leuchtender Metropole und dreckigem Moloch ist fließend und zeigt sich in vielen kleinen und großen skurrilen Details. Deswegen ist es so unglaublich schade, dass sich der Film nur verhältnismäßig kurz an diesem Ort aufhält und dessen plottechnische Möglichkeiten kaum ausreizt.
Womit wir beim Thema und gleichzeitig der größten Schwäche des Werks wären: die völlig miese Story. Warum nur musste Besson diesen Plot um "Das Böse" und seinen Versuch, die Erde zu vernichten konzipieren? Eine kleinere, auf dem Boden gebliebene Geschichte, in der nicht gleich das ganze Universum gerettet werden muss, wäre um so vieles schöner gewesen. So ist sie leider nichts weiter als das typische Blockbuster-0815-Random-Plot-Schema, dass heutzutage in Machwerken wie der "Transformers"-Reihe beschaudert werden darf. Daher muss man, um "Das Fünfte Element" genießen zu können, im Geiste permanent den Plot ausblenden und die vielen tollen Elemente und Szenen eher einzeln betrachten. So ist die Verfolgungsjagd sowohl visuell als auch auditiv großartig inszeniert, Zorg's kleine Vorführung seines neuen Allzweckgewehrs immer wieder zum Kugeln und auch der zweite Akt der Geschichte auf dem Weltraumdampfer ist vor allem in Sachen Action ein Genuss.
"Das fünfte Element" ist ein beeindruckend aussehender Film mit vielen tollen Ideen, der es allerdings aufgrund seiner furchtbar dämlichen Geschichte nicht vermag, über das unterhaltsame Mittelmaß hinauszuwachsen. Trotzdem haben sich die wenigen aber großartigen Bilder der ungeheuren Häuserschluchten tief in mein Gedächtnis gebrannt und halten meinen Wunsch nach einem ähnlich großartigen Setting in neuen Sci-Fi Streifen auch weiterhin am Leben.
Ich bin nie ein allzugroßer Bondfan gewesen. Ich mag "Goldfinger" recht gerne, alle anderen Bond-Filme, die ich kenne (das dürften 7-8 sein, bunt über die ganze Ära verteilt), sind für mich allerdings bestenfalls Mittelmaß. Trotzdem möchte hier meine Einschätzung zu "Skyfall" präsentieren, also eine Meinung eines interessierten Kinogängers ohne detailliertes Bond-Verständnis. Es sei vor SPOILERN gewarnt.
Der Film beginnt vielversprechend mit einer schönen Actionsequenz. Eine Autoverfolgungsjagd wird zu einem Motarradrennen, wird zu einem spannenden Faustkampf auf einem fahrenden Zug, der schließlich in Bonds möglichem Tod endet. Soweit so gut, ich fühlte mich gut unterhalten und freute mich auf den Fortgang des Films. Als sich aber der Hauptplot um eine gestohlene Disk mit den Identitäten aller MI6 Agenten herauskristallisierte, begannen sich bei mir erste Zeichen von Unmut breitzumachen. Einmal abgesehen davon, dass die schiere Existenz einer solchen Disk schon völlig absurd ist, gab es eine Geschichte in dieser Art schon unzählige Male, z.B. bei "Mission Impossible". Später wurde der Plot dann noch um die inzwischen anscheinend obligatorische Computer-Hacker Thematik erweitert, z.B. bekannt aus "Die Hard 4" und gefühlt einer Million weiterer Filme. Um es schlicht zu sagen: Eine solche Story haut mich heutzutage einfach nicht mehr vom Hocker. Man darf inzwischen doch wohl auch in einem Bond-Film in Sachen Plot ein wenig mehr erwarten.
Da die Geschichte aber selten zu den Stärken der Bond-Reihe gehörte, versuchte ich mich auf einen mittelmäßigen Actioner mit vielen netten Bond-Momenten einzustellen. Doch in dieser Hinsicht wurde ich am meisten enttäuscht. Die amüsant-naive Agenten-Atmosphäre, das allseits geliebte Bond-Feeling, dass für mich die größte (wenn nicht einzige) Existenzberechtigung der meisten Bond-Filme der Vergangenheit war, ist fast gänzlich verschwunden. Der Film fühlt sich einfach nicht mehr wie ein Bond an. Grenzte sich "Casino Royale" noch bewusst von den Vorgängern der Reihe ab und spielte gewitzt mit ihren Klischees, so fühlt sich "Skyfall" eigentlich nur wie ein belangloser 0815-Actioner an, in dem jemand mit dem Namen "James Bond" die Hauptrolle spielt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Film so gut ankommen würde wie er es tut, wenn nicht "Bond" auf der Packung stehen würde. Das klingt sicher sehr hart, ist aber meine ehrliche Meinung.
Letztendlich verstehe ich einfach überhaupt nicht, was man mit diesem Film eigentlich erreichen wollte. Einerseits möchte man wohl die Naivität der alten Bonds beseitigen und einen realistischen, zeitgemäßen Ansatz verfolgen, versucht aber gleichzeitig fast krampfhaft, die alten Elemente als Fan-Service irgendwie in den Film einzuarbeiten. Was am Ende dabei herauskommt, kann weder als Bond-Film noch als schlichter Actioner überzeugen. Es ist ein wirres Konvolut aus nicht stimmigen Elementen, die zusammenhanglos in einen Topf geworfen wurden. Die Grundentscheidungen des Plots sind für mich dermaßen unverständlich, dass ich nur mit dem Kopf schütteln kann: M wird als wichtiger Charakter in die Geschichte eingewoben; der Villain erinnert an eine Mischung aus dem Joker aus "The Dark Knight" und Anton Chigurh aus "No Country for Old Men" (wie sollte ein solcher Villain in einer simple Agentengeschichte passen?); das Finale wirkt wie der Ausgang eines Zombiefilms mit einer Prise aus "Home Alone". Gerade die letzte halbe Stunde des Films hat dann wirklich dafür gesorgt, dass ich nicht nur unbeeindruckt, sondern richtig enttäuscht das Kino verlassen habe. So ein unpassender und Bond-untypischer letzter Akt ist mir noch nicht untergekommen. Nicht nur, dass das ganze Setting auf Zornesröte erregende Weise unglaubwürig ist (drei Menschen, darunter eine altersschwache Dame und ein hochbetagter Hausmeister, besiegen fast unbeschadet einen Trupp professioneller und mit modernsten Waffen ausgestatteter Commandos, der ihnen in jeder Hinsicht haushoch überlegen sein müsste), nein, am Ende muss sich die völlig abstruse Beziehung zwischen M und dem Villain in einer bescheuerten theatralischen Klimax auflösen. I was not impressed.
Vielleicht kann ich meinen Unmut über diesen Film mit einem Vergleich zu einem anderen ebenfalls recht hochgelobten Werk noch etwas besser verdeutlichen: J. J. Abrams "Star Trek" aus dem Jahr 2009. Hier wurde ebenfalls versucht ein bis in die 1960ger Jahre zurückreichendes Konzept neu zu verpacken und für das heutige Publikum zugänglich zu machen. Ich verstehe mich im Gegensatz zur Bond-Thematik als recht großer Star Trek Fan und kann daher mit diesem neuen Ansatz so ziemlich gar nichts anfangen. Egal ob der Film an sich gut oder schlecht ist, das was hier "Star Trek" genannt wird ist nicht mehr Star Trek. Der Begriff beschreibt etwas anderes als das, was Abrams' Film ist. Alle Versuche, dem Film das Star-Trek-Feeling zu verleihen, wirken gezwungen und nicht authentisch. Ich will damit nicht sagen, dass man heutzutage Filme oder Serien auf die gleiche Weise wie 1960 machen sollte. Nein, ich will damit sagen, dass man alte Konzepte irgendwann einmal ruhen lassen muss und sich gänzlich neuen Ideen widmen sollte. Ein krampfhaft in die heutige Zeit transferierter Star Trek funktioniert nicht als ein solcher, weil gerade durch diesen Transfer seine eigentliche Essenz verloren geht. Man muss sich einfach irgendwann einmal von dem Credo "Star Trek muss für immer irgendwie weitergehen" lösen und gänzlich neue Projekte verfolgen, die heutzutage Potenzial haben.
Diesen kleinen Exkurs kann ich ziemlich genau auf die Bond-Reihe übertragen. Für mich ist der einzige Grund, warum man heutzutage überhaupt noch Bond-Filme macht, der, dass der Name "James Bond" einen so großen finanziellen Wert besitzt. Egal wie schlecht sich diese Materie noch für zeitgenössische Filme eignet, egal wie belanglos ein Bond-Film sein wird, er wird trotzdem immer eine ziemlich große Zuschauermenge anziehen einfach aufgrund seines Namens, seiner Marke (man denke hierzu auch schmerzlich an die Star Wars-Prequels). Genau wie es schön gewesen wäre, wenn die Star-Trek Reihe nach "Star Trek VI: The Undiscovered Country" geendet und uns somit ein Haufen schmerzhafter Machwerke erspart geblieben wäre, so hätte man nach "Casino Royale" einen schönen Schlussstrich unter die Bond-Reihe ziehen können. Dass dieser Film überhaupt noch funktioniert hat, war für mich schon ein kleines Wunder, nachdem man mit Brosnan die Reihe ja schon fast völlig ausgetreten hatte. Ich weiß nicht, ob Bond-Fans dem Thema genauso pessimistisch gegenüberstehen wie ich bei Star Trek, aber ich bin definitiv der Meinung, dass Bond nicht länger künstlich am Leben gehalten werden und man den künstlerischen und finanziellen Aufwand in andere, vielversprechendere Projekte investieren sollte.
Nachdem ich kürzlich im Zuge meines Podcast-Projekts wieder einmal den wundervollen "Twelve Monkeys" sehen durfte, verspürte ich heute den Drang, Terry Gilliams anderen dystopischen Klassiker mit einer zweiten Sichtung zu belohnen. "Brazil" war für mich nach dem ersten Schauen vor gut einem Jahr schlichtweg nicht abschließend einzuordnen. Er gefiehl mir zwar gut, aber zugleich wusste ich, dass ich mich erst nach einem erneuten Anschauen zu einer ausformulierten Meinung berechtigt fühlen würde. Ganz ähnlich wie ein "Apocalypse Now" benötigt dieser Film einfach einen gewissen persönlichen Reifeprozess. Man wächst in seinem Leben immerfort sowohl als Mensch als auch als Filmfreund und kann daher manche Werke erst nach einem gewissen Grad an persönlicher Auseinandersetzung mit ihnen angemessenen verarbeiten, einordnen und würdigen.
"Brazil" ist der filmische Wahnsinn. Verwirrend, amüsierend, beklemmend, faszinierend, im doppelten Sinne wahrhaft fantastisch. Ein Film, der sich eigentlich kaum in Worte fassend lässt. Genau wie z.B. "Blade Runner" ist er mit einer optisch beeindruckenden Fülle von liebevollen Details bestückt, die allesamt ihren kleinen Teil zu seinem Gesamtkonzept beitragen. Die Absurdität der Bürokratie wird auf vielerlei Weise immer wieder in einem neuen Mantel in Szene gesetzt. Die fruchtlosen Bemühungen des Menschen, die seiner Kontrolle letztendlich entzogene Umwelt künstlich zu beherrschen zeigen sich im Film selbst in der Lüftungsautomatik der Wohnungen, die ungeheuer komplex und lächerlich umständlich sind, aber gleichzeitig selbst durch den kleinsten Fehler völlig lahmgelegt werden können. An anderer Stelle sorgt nichts weiter als ein einziger falscher Buchtstabe dafür, dass eine unschuldige Person ihr Leben verliert. Der Mensch muss versuchen, sich Systeme zu erschaffen, mit denen er sein Leben gliedern und sich unterordnen kann. Er darf dabei aber niemals aus den Augen verlieren, dass alles, was durch menschliche Hand geschaffen wird, niemals fehlerfrei und über jeden Zweifel erhaben ist. Irgendwie denke ich gerade ans Filme bewerten. Letztendlich sind wir Moviepiloten doch auch nichts anderes als verkappte Bürokraten. :)
Oft wird "Brazil" mit George Orwells Klassiker "1984" verglichen, ein Bezug, der meiner Meinung nach relativ unergiebig ist. Nur weil sich beide Werke mit einer dystopischen Gesellschaftsvision beschäftigen, sind sie nicht zwangsläufig verwandt. "1984" ist inhaltlich sicher die ausgereiftere Geschichte mit der besser ausformulierten Essenz, eignet sich aber vielleicht gerade deswegen relativ schlecht für eine Visualisierung, was die Verfilmung mit John Hurt gezeigt hat. Ganz im Gegenteil dazu besticht "Brazil" hauptsächlich durch sein Aussehen, durch die groteske, abgedrehte Bildsprache, die seine Botschaft auf gleichsam belustigende wie verstörende Weise vermittelt. Wenn auch nicht so weitläufig durchdacht wie Orwells Werk, bietet der Film dafür eine Menge Denkanstöße und satirische Bissigkeit. Tiefgründige Analyse ist eine Methode, wiederholtes vor den Kopf Stoßen eine andere. Keine ist der anderen per se überlegen, nur der persönliche Geschmack präferiert eine Art der Auseinandersetzung mit einem Thema.
Brilliant abgerundet wird "Brazil" durch sein gerade für Hollywood-Verhältnisse mutiges Ende. In diesem Absatz möchte ich vor SPOILERN warnen. Letztendlich bleibt dem Protagonisten in seiner hoffnungslosen Verzweiflung nichts anderes übrig, als sich dem Wahnsinn hinzugeben, um der ihn für immer kleinhaltenden und völlig vereinnahmenden Welt zu entfliehen. Durch die wiederholt eingesetzte Traumsequenz wird dieses Ende wundervoll vorbereitet und sorgt daher schließlich auch für die angemessene emotionale Wirkung beim Zuschauer. Eine konsequente und in ihrer Umsetzung hervorragende Klimax für den Ausgang der Geschichte.
Kritik am Werk kann ich im Grunde nur sehr wenig vorbringen. Vielleicht könnte man bemängeln, dass die Geschichte stellenweise etwas unfokussiert verläuft und sich manchmal zu lange in einem bestimmten Abschnitt aufhält. Darauf könnte man allerdings sofort erwidern, dass dies gerade zum Konzept und der Botschaft des Films passt und von Gilliam auch so beabsichtigt war. Nichtsdestotrotz habe ich persönlich das Gefühl, dass mir gewisse Passagen deutlich mehr geben als andere, wobei der Film natürlich niemals ins Belanglose abdriftet. Villeicht könnte ich für mich persönlich konstatieren, dass ich "Brazil" mehr respektiere und ihn aufgrund seiner satirischen Ideen und deren filmischer Umsetzung interessant finde, als dass ich sein direktes filmisches Erlebnis liebe. Bei anderen Meisterwerken wie "Seven" oder "Apocalypse Now" z.B. kommen beide Aspekte für mich viel mehr zusammen. Aber kann man das überhaupt wirkliche Kritik nennen? Wie auch immer, auch wenn ich "Brazil" vielleicht nicht als völlig fehlerfrei empfinde, kann ich ihn definitiv als einen meiner Favoriten bezeichnen.
Um ehrlich zu sein, wage ich nicht, eine Empfehlung für diesen Film für eine bestimmte Art von Cineasten auszusprechen. "Brazil" erinnert mich am ehesten noch an den eingangs erwähnten "Twelve Monkeys", operiert aber viel realitätsferner. Für ein geglücktes Filmerlebnis ist sicher eine Offenheit für surreale und satirische Elemente die notwendige Voraussetzung. Für wen genau "Brazil" aber letztendlich gemacht ist, vermag ich einfach nicht zu sagen. Sofern Interesse besteht, möge man sich weitestmöglich öffnen und dem Film die nötige Zeit und Aufmerksamkeit widmen, um ihn sich frei entfalten zu lassen.
Genau wie ein jeder leidenschaftlicher Kubrick-Fan meint, die wahre Interpretation für "2001 - Odyssee im Weltraum" gefunden zu haben, möchte auch ich hier nun die meinige präsentieren. Im Grunde ist die einzig mögliche Auslegung dieses ins Metaphysiche gelobten Werkes so unglaublich offensichtlich, dass es geradezu merkwürdig erscheint, dass kaum jemand sie zu erkennen scheint: Der Sinn dieses Films besteht darin, seine eigene allumfassende Sinnlosigkeit zu zelebrieren. (Daher auch das zentrale Zitat von Arthur C. Clarke: "If you understand 2001 completely, we failed. We wanted to raise far more questions than we answered.")
Um ehrlich zu sein amüsiert es mich ein wenig, dass es sich manche Menschen zur Aufgabe gemacht haben, diesen Film zu enträtseln. Wie sollte etwas so dermaßen Vages eine begründbare Lösung überhaupt zulassen können? Ich kann zwar eingestehen, dass es hier und da ein paar undeutliche Ansätze von Themen wie etwa der Entwicklung des Menschen oder Wissenschaftskritik gibt, allerdings verbleiben diese Aspekte derart rudimentär, dass jedweder Versuch einer fruchtbaren Auseinandersetzung mit ihnen im Kontext des Films geradezu lachhaft erscheint. Selbst wenn die Lösung nur im Aufstellen der richtigen Frage begründet läge, wäre sie schon absolut unerreichbar. Das Werk ist ein absurdes Mysterium, dass keine formulierbare Frage stellt und somit auch keine sinnvollen Antworten zulässt. Es ist nichts anderes als die verfilmte Undefiniertheit.
"2001 - Odyssee im Weltraum" ist eigentlich überhaupt kein Film; vielmehr ist er ein zweistündiger, postmoderner Videoclip, der seine visionäre inhaltliche Leere in akustische und optische Extravaganz einbettet. Und trotz des völligen Mangels an einer Story, Charakteren und letztendlich sogar irgendeiner Form von Konzept, hat der Film eine gewisse schwer beschreibbare Wirkung, die ich zumindest schätze. Für mich verkörpert er die menschliche Kultur auf eine bemerkenswerte Weise, eben weil außer bedeutungsloser Ästhetik nichts geboten wird. Und das ist pure Menschlichkeit für mich: Die Suche nach Sinn im natürlich Sinnentbehrenden, die im doppelten Sinne sinnliche Schöpfungskraft von für den Menschen bedeutsamem, warmem Alles aus unendlichem, kaltem Nichts.
"Insomnia" ist das vielleicht am wenigsten beachtete Werk von Christopher Nolan, einem der einflussreichsten Regisseure der letzten Jahre. Nichtsdestotrotz halte ich es für ein oft unterschätztes und fast fehlerfreies Meisterwerk, das sich gleich nach dem wahrhaft genialen und nahezu unerreichbaren "Memento" als zweitbester Film in sein Gesamtwerk einreiht. Diese Aussage dürfte den ein oder anderen sicher verwundern, denn schließlich ist Nolan heutzutage eher durch seine aktuelleren und erfolgreicheren Filme wie "Inception" oder die kürzlich vollendete Batman-Trilogie bekannt. Mit seiner dritten Regiearbeit ist Nolan aber ein ungewöhnlicher und in vielerlei Weise besonderer Mystery-Thriller gelungen, der seine großen Blockbuster an Klasse sogar noch übertrifft.
Der erfahrene Detective Will Dormer (Al Pacino) wird von Los Angeles nach Alaska beordert, um der lokalen Polizei bei der Aufkärung eines Mordes zu helfen. Das Opfer, ein 17-jähriges Mädchen, wurde ohne Indizien auf ihren Mörder auf einer Müllhalde gefunden. Neben seinen folgenschweren Ermittlungen sieht sich Dormer auch bald einem weiteren Problem ausgesetzt: Schlafstörungen. Denn zur momentanen Jahreszeit wird es in Alaska nie dunkel. Für den alteingessenen Polizisten beginnt ein schwieriger Weg zur Aufklärung eines grausamen Verbrechens, auf dem er selbst zunehmend in einen Strudel aus moralisch verwerflichen Taten gerät. Während bedingt durch seinen Schlafmangel Realität und Vorstellung allmählich zu verschwimmen beginnen, muss sich Dormer letztendlich fragen, ob er immer noch auf der richtigen Seite des Gesetzes steht: "The end justifies the means, right?"
Als Remake des 1997 erschienenen norwegischen gleichnamigen Werkes konzipiert, hat Nolan 2002 dessen interessante, aber nicht völlig ausgereizte Geschichte nach Alaska transferiert und mit einem fokussierteren Skript, einem Al Pacino in Höchstform und einer noch beeindruckenderen Atmosphäre als im Original der Story neues Leben eingehaucht. Was diesen Film neben seiner spannenden Geschichte so unglaublich wundervoll macht, ist die mit eindrucksvollen Bildern operierende und mit vielen tollen Schnitten verfeinerte Kameraarbeit, mit der Nolan auch zwei Jahre zuvor in "Memento" schon zu verzaubern verstand. Aber auch inhaltlich weiß der Film zu überzeugen. Nach der zunächst im Vordergrund stehenden Krimigeschichte, bewegt sich das Werk mit zunehmender Laufzeit immer mehr in Richtung der moralphilosophischen Frage: was bedeutet Gerechtigkeit und wie weit ist man bereit für sie zu gehen?
Leider scheint "Insomnia" bei vielen eher auf Ablehnung zu stoßen. Sein Plot wird als unspektakulär, seine Inszenierung als zu langatmig beschrieben. Ich kann diese Vorwürfe allerdings überhaupt nicht unterschreiben. Einzig das Ende erscheint im Vergleich zur vorher einwandfrei entwickelten Geschichte als ein wenig unbefriedigend, da es zu gewöhnlich wirkt. Trotzdem ist der vorliegende Film ein Meisterstück in Sachen Mystery-Thriller, eine besondere Art von Kunst, von der wir im zeitgenössischen, von Blockbustern dominierten Kino nicht mehr viel zu sehen bekommen. Filme wie dieser, die durch ihre Liebe zum Detail, ihre intelligente Geschichte und ihre glaubwürdig und ergiebig geschriebenen Charaktere bestechen, sind heutzutage eine Seltenheit geworden. Von daher kann ich "Insomnia" einem jeden für "ruhige" Filme aufgeschlossenen Cineasten kompromisslos empfehlen.
Wie wohl die meisten bin ich auf "Todesschlaf" durch Christopher Nolan's Remake "Insomnia" aufmerksam geworden. Da dessen Version zu dem erweiterten Kreis meiner Lieblingsfilmen zählt, hat mich das Original natürlich auch interessiert. Leider muss ich aber sagen, dass ich vom vorliegenden Film etwas enttäuscht bin.
Stellan Skarsgard, den ich als Schauspieler sehr schätze, macht wie eigentlich immer auch hier eine gute Figur in der Hauptrolle, allerdings ist ein Al Pacino dann doch ein anderes Kaliber. Ebenfalls funktionieren die Atmosphäre und der sparsame Einsatz von Musik zwar recht gut, sind im Nolan aber einfach noch um einiges besser gelungen. Am meisten hat mich aber das stellenweise etwas schwache Skript gestört. Dieses wurde für "Insomnia" deutlich verbessert, indem die Story geradliniger, fokussierter und stellenweise auch logischer gestaltet wurde. Vor allem die Charaktere wirken dadurch glaubwürdiger und ihr Verhalten ergibt in einigen Schlüsselsituationen mehr Sinn.
"Todesschlaf" ist keinesfalls ein schlechter Film, allerdings ist er der Nolan-Version dennoch in jeder Hinsicht unterlegen. Selten ziehe ich ein Hollywood-Remake dem Original vor, aber hier ist es definitiv der Fall. Ich würde diesen Film nur Leuten empfehlen wollen, die sich besonders für Nolan's Werk interessieren und gerne dessen Unterschiede zum Original untersuchen möchten. Alle anderen können "Todesschlaf" getrost beiseite lassen und den einfach in allen Belangen stärkeren "Insomnia" genießen.