Ben Kenobi - Kommentare
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http://www.cracked.com/photoplasty_691_25-behind-the-scenes-photos-that-ruin-movie_p25/
Es gibt so viele gute Gründe, warum man "WALL·E" gern haben muss.
Als Science Fiction-Fan kommt man kaum aus seiner kindlichen Freude heraus, wenn man die zahlreichen Referenzen, die diesen Film durchziehen, entdeckt, etwa an Kubricks "2001", die Star Wars-Reihe oder auch die guten alten "Short Circuit"-Filme (kennt die noch jemand?). Es ist eine schöne Geste, dass das Team um Regisseur und Autor Andrew Stanton sich zu den Fußstapfen bekennen, in die sie treten.
Als Trickfilm-Fan bekommt man die mithin ordentlichste Ladung Animationsmagie verpasst, die es je zu sehen gab: Vom Licht über die Farbpalette, die erstklassigen Charaktermodelle, die detailverliebten Texturen, bis hin zur fotografischen Tiefenunschärfe - visuelle Perfektion in so gut wie allen Belangen.
Das Beste ist jedoch: Als Mensch bekommt man das alles und noch viel mehr geboten. Eine süße, aber kaum kitschige Liebesgeschichte, die unkonventionell genug ist, um beim Zuschauer echte Anteilnahme zu erregen, aber einstudiert genug, um ihm das wohlige Gefühl zu vermitteln, dass alles gut wird. Leichten, gefälligen und unaufdringlichen Humor. Und eine leidenschaftlich erzählte Geschichte, die eigentlich niemand erzählt.
Obendrein liefert "WALL·E" erstaunlich semi-subversive Denkanstöße, die man ignorieren kann, aber keineswegs muss. So befasst sich der Film, wie schon sein ernster Urgroßvater im Geiste, "2001", mit Rolle und Macht der Technik, was hier umso drastischer wirkt durch die vielen zugespitzten Darstellungen heutiger 'Consumer Electronics'. In ein paar Jahrhunderten, wenn man den Machern des Filmes glauben darf, bewegen sich die Menschen nur noch auf automatischen Pods durch die Gegend, während sie künstlich prozessierte Kalorien in Flüssigform zu sich nehmen und auf ihren Hologramm-Bildschirmen irrelevante Unterhaltung konsumieren. Überhaupt geht es dann nur noch ums Konsumieren. Ein multinationaler Monopol-Gigant beherrscht, so scheint es, alle Bereiche des Alltags, eingeschlossen der Politik. Konzern-CEO und Staatspräsident, das sind zwei Ämter, die in der Welt von "WALL·E" in Personalunion wahrgenommen werden. Die Leute wechseln quasi auf Kommando die Farbe ihrer Kleidung. Niemand nimmt mehr seine Umwelt wahr, zwischenmenschliche Beziehungen verkümmern. Das Erschreckende - und Gute - dabei ist: Wenn man mal ein, zwei Schritte zurücktritt, kommt man auf einmal in die Verlegenheit, einsehen zu müssen, dass all dies gar nicht soo fürchterlich weit entfernt ist von unserem heutigen Lebensstil. Letztlich steht "WALL·E", diese putzige kleine Disney-Pixar-Romanze, damit in klammheimlicher Tradition der großen und immer auch etwas beklemmenden Dystopien.
Doch "WALL·E" wäre natürlich kein Disney-Film ohne den klassischen Spannungsbogen, und der sieht nunmal ein Happy End vor. Ein Happy End jedoch, so viel sei gesagt, das sich die Menschen der Zukunft buchstäblich erkämpfen müssen. Gegen ihre Bequemlichkeit, gegen die Dominanz unvernünftiger Technologien, und vor allem in klarer Bejahung eines gemeinsamen Handlungsziels: Dem Bekenntnis zum Tätigsein, zur Kreativität, zum Umweltschutz. Im Sinne des Kapitäns auf dem großen Weltenschiff "Axiom" kann man zusammenfassen: Ein Neuanfang ist möglich, wenn man den Willen hat, das Ruder in die Hand zu nehmen. Das gilt für die Liebe wie für alles andere im Leben. Optimistisch? Naiv? Pathetisch? Herrgott, "WALL·E" ist ein Disney-Film! Aber ein verdammt guter.
Eine der vielen, vielen negativen Kritikerstimmen zu "Star Wars: The Clone Wars" behauptet, der Film verhalte sich zur Star Wars-Saga in etwa so wie Karaoke zur Popmusik. Ich gebe zu: Ich habe nichts gegen einen ausgelassenen Karaoke-Abend hin und wieder.
Zunächst einmal: Es ist durchaus wahr, was die Kritiker und das Gros der Fans über "The Clone Wars" sagen - bei diesem Spinoff handelt es sich in weiten Teilen um eine Abkehr vom traditionellen Star Wars, wie wir alle es aus der Original- und so mancher auch aus der Prequel-Trilogie kennen und lieben. Es stimmt aber in meinen Augen nicht, dass dies per se etwas Schlechtes ist.
Die im wahrsten Wortsinne augenfälligste Neuerung ist der Schritt vom Spielfilm- zum Animationsformat, der insofern begründet ist, als "The Clone Wars" zugleich als Pilotfolge für die gleichnamige Trickfilmserie fungiert. Die oftmals als leb- und lieblos kritisierte Animation ist dabei nicht einmal schlecht geraten, besonders wenn man das extrem geringe Budget beachtet: "The Clone Wars" wurde für schlappe 8,5 Millionen USD produziert. Zum Vergleich verfügten die Macher des im selben Jahr produzierten SciFi-Animationsfilmes "WALL·E" über finanzielle Ressourcen in Höhe von 180 Millionen USD, mehr als das zwanzigfache. Dies lässt die beißende Kritik an den angeblich hölzernen und detailarmen Animationen durchaus in einem anderen Licht erscheinen. Doch eigentlich muss sich "The Clone Wars" visuell gar nicht hinter seinem kleinen Budget verstecken: Die Hauptcharaktere sind, an Vorbildern aus Animes und Puppenserien orientiert, gut gelungen, bewegen sich glaubwürdig, wenngleich bewusst etwas comichaft, und verfügen über ein glaubwürdiges Mienenspiel. Die visuell größte Stärke des Filme liegt jedoch eindeutig bei den Special Effects - die nicht gerade seltenen Schlachtenszenen sind so bombastisch in Szene gesetzt wie eh und je und insgesamt eine Augenweide, wozu außerdem die ungewohnt experimentelle Kameraführung beiträgt. So wird zum Beispiel ein Feuergefecht für einen Moment aus den Augen eines Klonkriegers gezeigt. Überhaupt ist die Kamera immer mitten in der Action, was den Zuschauer direkt involviert und mit der Handlung verbindet. Etwas enttäuschend hingegen sind die oftmals detailarmen Hintergrunddesigns geraten. Deren sterile, repetitive Texturen, wie man sie zuletzt anfangs der 2000er in Computerspielen gesehen hat, rufen dann doch manchmal in Erinnerung, dass es bei der Produktion wohl starke Beschränkungen im zeitlichen und finanziellen Budget gab.
Abgesehen von der Optik, schlägt "The Clone Wars" auch erzählerisch einen deutlich anderen Weg ein als die sechs Hauptfilme der Reihe. Was in Anbetracht der jüngeren Zielgruppe und erneut des Serienpilotes kein Wunder ist, sollte dennoch erwähnt werden: Das Drehbuch ist alles andere als preisverdächtig. Andererseits ist es auch meilenweit von dem Totalausfall entfernt, den so manche Kritik befürchten lässt. In jedem Fall überwiegen hier eindeutig die Action-Szenen. Im Grunde ist der ganze Film - und das ist wirklich nur eine geringfügige Übertreibung - eine einzige lange Actionsequenz. Dabei fällt natürlich einiges von dem unter den Tisch, was vor allem die alte Trilogie so charmant und sehenswert macht, insbesondere die genialen Dialoge. Die sarkastischen Wortgefechte der Hauptcharaktere und die zwischendurch eingestreuten Weisheiten der Jedi-Meister gibt es gelegentlich zwar auch in "The Clone Wars", allerdings hauptsächlich als begleitende Kommentare zur immer im Zentrum stehenden Kampfhandlung. Wer den Humor der Prequel-Trilogie und besonders der ersten Episode nicht mochte, wird außerdem "The Clone Wars" allein schon deshalb hassen. Viele infantile Sprüche kommen diesmal von den Kampfdroiden der Handelsföderation, was nicht nur unnötig ist, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Handlung etwas schwächt. Letztere gibt auch insgesamt nicht allzu viel her, worin vielleicht der größte Malus gegenüber den anderen Star Wars-Filmen liegt: Standen jene noch immer für relativ ausgedehnte, komplexe und wendungsreiche Handlungsstränge sowie multiperspektivisches Erzählen, wird in "The Clone Wars" eine eigentlich kaum erwähnenswert wirkende Mission behandelt, die in der Chronologie der drei Jahre andauernden Klonkriege neben vielen gleichartigen Zwischenfällen steht.
Weitere Abweichungen von der klassischen Reihe fallen bei Ton und Musik auf. Ein echter Wermutstropfen ist die bedauerliche Tatsache, dass man nicht den Cast der Prequels an Bord bringen konnte oder wollte. Einzig Christopher Lee (Count Dooku), Anthony Daniels (C-3PO) und Samuel L. Jackson (Mace Windu) schlüpfen als Sprecher in ihre einstigen Schauspielrollen und sorgen für Wiedererkennungswert. Schmerzlichst fehlen hingegen Ewan McGregor, Ian McDiarmid und Natalie Portman, am meisten jedoch Hayden Christensen, dessen Rolle eher unpassend und charakterlos von Matt Lanter übernommen wurde. Ein interessantes Novum ist der Wechsel von den orchestralen Scores John Williams' zu einem zeitgenössischeren Soundtrack, der sich sowohl bei Ethnic und World Music als auch bei gitarrenlastigem Nu Metal bedient. In Anbetracht des in vielen gegenwärtigen Filmen künstlich auf episch getrimmten, berechenbaren Orchester-Getöses ist dies eine willkommene Abwechslung, und darüber hinaus stets in perfekter Übereinstimmung mit dem Gezeigten. Die Musik trägt somit überraschend einen Großteil zur trotz allem sehr dichten Atmosphäre von "The Clone Wars" bei.
Zuletzt ist wohl in der Bewertung von "The Clone Wars" vor allem die Frage entscheidend, ob man bereit ist, sich auf etwas gänzlich Neues, Andersartiges einzulassen. Zeigen die vielen hasserfüllten Kommentare der Oldschool-Fraktion über die Prequel-Trilogie schon, dass diese Bereitschaft bei einem Gros der älteren Fans nicht gegeben ist, so illustriert der schlechte Ruf dieses einen Filmes den Umstand auf das Extremste. Es ist nicht zu leugnen, dass "The Clone Wars" nicht nur spannende Neuerungen, sondern als Film auch einige Schwächen aufweist, die zum Teil wohl an der Zielgruppenorientierung, zum Teil gewiss auch am geringen Budget liegen. Es ist aber aus meiner Sicht ebensowenig zu verkennen, dass "The Clone Wars" ein interessanter, optisch und inszenatorisch eigensinniger Beitrag zur fantastischsten Saga ist, die die Welt je gesehen hat. Allein deshalb ist er weit besser als sein Ruf.
"Das Rad" ist ein toller Stop Motion-Kurzfilm aus Deutschland, der eine einfache, aber wirklich interessante Idee geschickt umsetzt: Im Grunde zeigt er hauptsächlich zwei Steine, die von einem Berg auf die Menschen im Tal hinunter blicken. Mit stoischer Gelassenheit kommentieren die beiden das Treiben jener seltsamen Zweibeiner, während die gesamte Menschheitsgeschichte im wahrsten Wortsinne an ihnen vorüberzieht. Durch diesen Perspektivwechsel und einige kluge Einfälle entwickelt sich das kleine, unauffällige Stückchen Film zu einer Meditation über die Zeit, die Vergänglichkeit und den Fortschritt. Klare Empfehlung: So sinnvoll kann man 8 Minuten sonst kaum anlegen.
Allein schon für diese Szene sehenswert: http://www.youtube.com/watch?v=YZtgZ5fHOuU Und für alle anderen natürlich. Anschauen! :)
Wenn mich nicht alles täuscht, war Wendy Carlos zur Entstehung von "A Clockwork Orange" schon nicht mehr Walter Carlos.
Ansonsten schöne Zusammenstellung, ich weiß ich gar nicht, was hier alle haben. So eine Liste ist natürlich NIE vollständig und schon gar nicht spiegelt sie alle Geschmäcker wider (mir fehlt da auch das eine oder andere). Aber hier ist doch eine erfreuliche Bandbreite an Genres/Stilrichtungen und musikalischen Epochen zu sehen, und so manche Perle darunter! Ich finde, die Community hat gut gewählt. :)
Ab heute ist es offiziell: Der magische Umhang aus "L.A. Crash" muss sich das Siegerpodest im Wettbewerb um das großartigste nichtexistente Artefakt mit dem Reis-Megatron aus "I'm a Cyborg, But That's OK" teilen.
Jan Švankmajer, seit mittlerweile fast 50 Jahren Schöpfer surrealer und aberwitziger Trickfilme, hat mit "Jídlo" im Jahre 1992 eine kleine Perle geborgen. In drei mittelbar zusammenhängenden Kurzfilmen, die jeweils eine der drei Hauptmahlzeiten repräsentieren, zeigt er bizarr anmutende und, vor allem im Falle des letzten Teils, durchaus auch abstoßende Szenen von essenden Menschen. Dabei beginnen die Handlungen der einzelnen Episoden stets realitätsnah, steigern sich dann jedoch nach kurzer Zeit in immer absurdere Höhen, in denen der Betrachter ab einem gewissen Punkt allein auf sich gestellt ist bei dem Versuch, dem Gesehenen einen Sinngehalt abzutrotzen - was freilich sowohl den Anspruch als auch den Spaß von Švankmajers Filmen ausmacht. Und: Ob man in "Jídlo" eine Polit-/Ideologiekritik sieht, wie mancherorts zu lesen, oder etwa, wie der Autor dieser Zeilen, einen Kommentar zur Entmenschlichung der westlichen (Ess-)kultur - am Ende lernt man in der Reflexion mindestens so viel über sich selbst wie über die Welt.
Aufgepasst, liebe Filmemacher! Hier ein idiotensicherer Test zur Selbsteinschätzung:
1. Ist eine Carwash-Szene das einzig Sehenswerte an meinem Film? (Ja? => 3., Nein? => 2.)
2. Sind Brüste das einzig Sehenswerte an meinem Film? (Ja? => 3., Nein? => 5.)
3. Ist mein Film ein Porno? (Ja? => 5., Nein? => 4.)
4. Zu schade, dein Film ist "Bad Teacher"!
5. Glückwunsch, dein Film ist wahrscheinlich sehenswerter als "Bad Teacher"!
Habt ihr euch auch schon immer gefragt, warum so ein junger Bursche über eine so geschmackvoll eingerichtete Bibliothek verfügt? Alles Blendwerk: http://www.rhein-zeitung.de/cms_media/module_img/1038/519357_1_popup_519357_1_org_4ee630f7a8a50942164003.jpg
Was natürlich nichts daran ändert, dass seine Analysen oftmals wirklich gut sind.
Meine 600. Filmbewertung geht stolz an den ältesten erhaltenen Film überhaupt. Über einen nur ca. 2 Sekunden dauernden und schlecht erhaltenen Streifen von rein dokumentarischem Charakter lassen sich wahrlich nicht viele Worte verlieren. Darum nur so viel: Merci, M. Le Prince, für Ihre Kühnheit und Ihren Erfindergeist!
Ich folge jetzt einfach mal etwas verspätet der Idee meiner beiden MP-Buddies Andy Dufresne und Alex.de.Large und "klaue" mir meinen Lieblingsstar-Text zurück, um ihm auf der Seite, auf die er eigentlich gehört, eine Zweitverwertung zu spendieren. :)
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Was haben Steven Spielberg, Christopher Nolan und Martin Scorsese gemeinsam? Abgesehen davon, dass sie zu den einflussreichsten Filmemachern unserer Zeit gehören, vor allem eines: Alle drei sind bekennende Kubrick-Fans. Daher wähne ich – ein völliger Laie – mich in allerbester Gesellschaft, wenn auch ich in diesem Text gestehe: Mein Herz gehört Stanley Kubrick. Doch möchte ich mich weder im Lichte besagter Gesellschaft sonnen noch mit bloßen Autoritätsargumenten aufhalten. Schließlich soll es hier um die mythische Lichtgestalt des Filmemachens gehen, und um meine Verbundenheit zu seinem Werk.
Stanley Kubrick, wer ist das eigentlich? Glücklicherweise bin ich bislang keinem erwachsenen Menschen begegnet, der mir diese Frage gestellt hat. Nehmen wir aber spaßeshalber einmal an, dass tatsächlich jemand von aller filmischen, ja kulturellen, Kenntnis derart unbeleckt ist, eine solche Frage zu stellen. Meine Antwort – nach manueller Justierung meiner Kinnlade – wäre eine zweiteilige: Es gibt den Kubrick der Öffentlichkeit und es gibt meinen persönlichen Kubrick.
Falls unser imaginärer Gesprächspartner nach dieser kryptischen Auskunft immer noch zu einem Gespräch bereit wäre (You still with me?), würde ich zum ersten Teil ausführen: Stanley Kubrick, Liebling von Filmschaffenden und Kritikern, und einer der bedeutsamsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts, war Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Special Effects Supervisor, Cutter, und vor allem: Ein gnadenloser Perfektionist. Zur Film-Folklore geworden sind die Geschichten, in denen etwa von seinem Umgang mit anderen Künstlern die Rede ist: Schauspieler, die er manche Szene bis zu 127 Mal wiederholen ließ (und damit einen Weltrekord aufstellte). Oder Crew-Mitglieder, die er vor die Wahl stellte, jede seiner Entscheidungen mitzutragen oder das Set zu verlassen. Und dabei ist die Rede von Entscheidungen wie jener, dass ein Konferenztisch exakt in dem Farbton beschlagen werden soll, der dem Belag eines Billardtisches entspricht – für einen Schwarz-Weiß-Film (Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben).
Doch Kubrick war mit Sicherheit kein Wahnsinniger. Solch anekdotische Momentaufnahmen von der Arbeit an seinen Werken können, wenn überhaupt, nur von seiner unvergleichlichen Hingabe zum Detail zeugen, die sich in jedem seiner Filme zeigt. Wer einmal die perfekt ausgeleuchteten und mit barocker Finesse ausgestatteten Prunksäle in Barry Lyndon bestaunt hat, wer Zeuge der unsagbar real wirkenden Spezialeffekte und Modelle in 2001: Odyssee im Weltraum wurde, weiß, wovon ich spreche. Kubrick wusste offenbar sehr genau, was er tat, und warum er es tat.
Dies wird auch augenfällig bei der Betrachtung der stilistischen Ebene: Gleich einem großen Maler, der sein Gemälde sorgsam durchkonstruiert, bis alle Elemente in einem stimmigen Verhältnis zueinander stehen, ordnet Kubrick, der bei seinen Projekten (mit Ausnahme von Spartacus) stets volle künstlerische Kontrolle beanspruchte, alle Komponenten seiner Filme so an, dass das Endprodukt zu einem wohlausgewogenen Gesamtkunstwerk wird. Neben der Bildsprache (über die ganze Bände geschrieben wurden) kommt eine Schlüsselrolle in diesem Kontext dem Einsatz der Musik zu: In Uhrwerk Orange etwa, dem Gipfel von Kubricks meisterhaftem Gespür für die Wirkung der Audiovision, verbinden sich die universalgeliebten Klänge von Beethovens 9. Sinfonie mit Bildern von Gewalt, Raub und Vergewaltigung. Die Darstellung der Verbrechen ist choreographiert und gleicht beinahe einem wahnsinnigen Tanz, was den Zuschauer direkt in die Erfahrungswelt von Alex und seinen „Droogs“ hineinführt: Tod und Zerstörung als Rausch, illustriert durch die nicht minder ekstatischen Klänge des Orchesters. Freilich irritiert dieser Kontrast zwischen Hochkultur und Subkultur, zwischen (Kultur-)Gut und Schaden aufs Schärfste – was Kubrick allerdings bewusst nicht auflöst.
Womit wir beim zweiten Teil meiner Antwort angelangt wären: Mein Privat-Kubrick ist alles soeben genannte selbstverständlich auch. Er ist jedoch noch weit mehr als der visionäre Planer und kühne Ästhet, als der er Filmgeschichte schrieb. Er ist vor allem jemand, der Geschichten erzählt. Aber keine Märchen mit moralinsaurem Ende! Vielmehr erzählt er seine Geschichten so, dass es am Ende dem Rezipienten überlassen bleibt, sich in kritischer Auseinandersetzung mit dem Gesehenen eine Bedeutung zu erschließen, und eventuell ein Urteil zu fällen. „The very meaninglessness of life forces man to create his own meaning“, so Kubrick in einem Interview. Und diese existenzphilosophische Erkenntnis trägt er durch sein gesamtes Œuvre, emblematisch verkörpert in seinem Opus Magnum 2001, um dessen Sinngehalt noch heute, 45 Jahre nach der Veröffentlichung, leidenschaftliche Diskussionen geführt werden.
Zu den Gründen, aus denen ich persönlich Kubricks Werk so sehr schätze, gehört außerdem eine Reihe weiterer – vornehmlich inhaltlicher – Motive, die sich in den meisten seiner Filme finden: Die Kritik an blinder Autoritätsgläubigkeit, die Macht des Unbewussten, die Absurdität und inhärente Komik des menschlichen Daseins – und, damit verbunden, der tiefgreifende Zynismus, der sich bisweilen in Bitterkeit (Wege zum Ruhm), an anderer Stelle wiederum in Heiterkeit (Dr. Seltsam) niederschlägt. Diese roten Fäden ziehen sich vom Weltkrieg nach Vietnam, von der Vergangenheit bis in die Zukunft, und versehen die höchst verschiedenen einzelnen Filme mit einem alles überspannenden narrativen Bogen. Stanley Kubricks Gesamtwerk ist für mich damit nicht nur ein Höhepunkt filmkünstlerischen Schaffens, sondern auch ein Kaleidoskop menschlicher Existenz und ihrer psychologischen und philosophischen Bedingungen.
Falls das hier ins Konzept passt, hätte ich auch noch einen: "Destino". Das einzigartige Ergebnis der Zusammenarbeit zweier großer Meister ihres Fachs: Salvador Dalí und Walt Disney. Eine außergewöhnliche Symbiose, ein Kurz- wie Kunstfilm, der zum Träumen, Staunen und Nachdenken einlädt.
Endlich mal wieder eine Filmkopfnuss, bei der ich mehr als einen oder zwei Filme kenne. Das dürfte aber diesmal den meisten so gehen. Was soll's, Velly hat ja eh gewonnen. :D
Eine dieser Komödien, die von mal zu mal witziger werden. Toller Tipp!
Manchmal ist es doch schön, vor dem Anschauen eines Films dem Reiz zu widerstehen, sich mal schnell auf MP ein bisschen Hintergrund anzulesen. So kann es zu der wunderbaren Situation kommen, dass man sich nichtsahnend eine Komödie voller unbekannter Gesichter ansieht, und nach mehr als einer Stunde wandert auf einmal völlig unerwartet Benedict Cumberbatch auf den Bildschirm. Wie schön!
(Zur Kontrastierung stelle man sich den umgekehrten Fall vor: Man klickt sich bei MP rein, denkt: "Oh, ein Film mit guten Bewertungen, der Cumberbatch an erster Stelle des Casts listet!" - und ist heillos enttäuscht, weil er nur eine winzige Nebenrolle spielt. Nicht auszumalen!)
Iron Man!
Knapp dahinter: Avengers, X-Men: First Class, Spider-Man.
Exzellente Analyse.
Schonungslos, dreckig, und trotzdem sehr poetisch - genau wie die Romane Remarques. Für mich einer der besten (Anti-)Kriegsfilme, mindestens in einem Atemzug mit Kubricks "Full Metal Jacket" und "Paths of Glory" zu nennen, aber durch seinen Fokus auf den Hauptcharakter, auf das individuelle Schicksal, wesentlich berührender. Vor allem die Szenen während des Heimaturlaubs schärfen den Kontrast zwischen den formelhaften Parolen der Stammtischstrategen und dem wahren, hässlichen Gesicht des Krieges. 1a Empfehlung!
Im Prinzip eine Verfilmung des mittlerweile zum moralphilosophischen Klassiker gewordenen "Trolley-Problems". Axel Prahl spielt sehr glaubwürdig einen Mann, der sich mit einem der wohl schwierigsten überhaupt denkmöglichen Dilemmata konfrontiert sieht: Ist es besser, nicht zu handeln und damit den Tod vieler Menschen zumindest in Kauf zu nehmen, oder einzugreifen und damit aktiv einen einzigen Unbeteiligten zu töten?
Können Menschenleben gegeneinander aufgerechnet werden? Wiegt Handeln schwerer als Unterlassen? Und vor allem: Wie würden wir wirklich entscheiden, wenn es nicht um völlig anonyme Fremde geht, sondern um Menschen, die uns sehr nahestehen?
"Jeder hat zu mir gesagt, ich hätte mich richtig entschieden", erzählt Prahls Charakter gegen Ende des Films. Doch wenn wir aus "Sommersonntag" auch nur eine Lektion lernen können, dann wohl jene: Dass es manchmal eben kein "richtig" gibt.
Bewegende, kritische, scharfsinnige 6 Minuten, die mich sehr nachdenklich zurückgelassen haben. Nachdenklich und dankbar für dieses fantastische und rundum stimmige Kurzfilmerlebnis.
Auch wenn's nicht für einen Platz auf dem Treppchen gereicht hat: Danke an alle, die meinen Text mit ihrem "Like" unterstützt haben. I'm flattered!
Gestern zum ersten Mal den sechsten und vorerst letzten Teil gesehen -- mein Gott, was für ein Schauspiel von allen Beteiligten! Wobei mich Martin Freeman, vor allem in der Folge, noch ein Quäntchen mehr begeistern konnte als Andrew Scott. Freeman schafft es wirklich, Watson als vielschichtigen und durchweg glaubwürdigen Charakter zum Leben zu erwecken. Göttlich.
Wird die gesamte Rubrik damit denn jetzt auch aufgegeben? Wär schade drum!