Ben Kenobi - Kommentare
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Alle Kommentare von Ben Kenobi
Sehr sehr gute Liste. Schön, dass es "Earthlings" darauf geschafft hat. Den sollten viel mehr Menschen sehen!
Die Franzosen tun es, die Japaner ebenso. Die Amerikaner tun es, und wir Deutschen tun es. Die ganze westliche Welt tut es: Lebensmittel auf den Müll werfen. Um die Ausmaße und die Ursachen dieses erschreckenden Trends geht es in Valentin Thurns "Taste the Waste".
Eine einzige Filiale eines typischen deutschen Supermarktes wirft 45 Kilogramm Lebensmittel auf den Müll, die noch genießbar wären. Täglich. In tausenden deutschen Supermärkten. Insgesamt wandern in Deutschland 15 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich auf den Abfall. In ganz Europa sind es 90 Millionen Tonnen. Neunzig. Millionen. Tonnen. Oder auch: 90 000 000 000 Kilogramm. Das ist eine Menge, die sich kein Normalsterblicher auch nur ansatzweise vorstellen kann. Und darum hält sich dieser eindringliche Dokumentarfilm nicht lange mit den bloßen Zahlen auf, sondern befragt Supermarkt-Mitarbeiter, Bäcker, Abfallforscher, Landwirte, Großmarkthändler, Plantagenbesitzer und viele weitere. Und zeigt zwischendurch immer wieder die schmerzhaften Bilder von Containern über Containern voller Nahrungsmittel, die auf Deponien oder Komposthaufen enden.
Dabei driftet Thurn trotz seiner Agenda nicht ins Populistische oder Agitatorische ab. Ganz im Gegenteil ist er den Ursachen auf der Spur und verdeutlicht wie komplex das Problem der Lebensmittelverschwendung ist: Da sind die überzogenen Richtlinien des Handels, der stets makellose Ware geliefert bekommen möchte. Was diesen Kriterien nicht entspricht, wird oft gar nicht erst geerntet und verfault auf dem Feld bzw. der Plantage. Dann die langen Transportwege, um verderbliche Güter um die halbe Welt zu schiffen. Unterwegs kommt es trotz größter Sorgfalt dazu, dass z.B. einzelne Früchte verderben. Dann kommt die ganze Charge in den Müll, wie ein französischer Großhändler erklärt. Er hat gerade eine Fuhre frisch eingetroffener Orangen entsorgen lassen, da einzelne Früchte davon Schimmelbefall hatten. Achteinhalb Tonnen Orangen für den Müll. Weil es nicht ökonomisch wäre, die Früchte von Hand zu verlesen. Die massive Verschwendung liegt aber auch mit an den hohen Ansprüchen der Kunden, die bis kurz vor Ladenschluss frische Backwaren, Fleisch, Fisch, Gemüse und exotisches Obst verlangen. Zuletzt liegt die Verantwortung auch beim häuslichen Verhalten: Vieles landet auf dem Müll, weil wir zu viel davon eingekauft oder keinen Appetit darauf haben. So kommt es insgesamt dazu, dass mehr als die Hälfte (!) der produzierten Nahrungsmittel nicht auf dem Teller, sondern auf dem Abfall landet.
Es klingt nach Klischee, aber es muss so gesagt werden: Das alles, während große Teile der Weltbevölkerung am absoluten Existenzminimum leben und täglich von Hunger bedroht sind. Auch das spricht Thurn an, etwa wenn er eine französische Großmarkt-Angestellte zu Wort kommen lässt, die aus Kamerun stammt. Ihr blutet das Herz, erzählt sie, wenn sie beispielsweise ganze Wagenladungen Bananen vernichten muss. Ihre Familie in Kamerun könne sich so selten überhaupt ein paar Bananen leisten, während man in Europa damit umgehe, als hätten sie keinen Wert.
Im Grunde kann eine Änderung dieses Zustandes nur an eben dieser Stelle ansetzen. Wenn auch wir in unserer Wohlstandsgesellschaft Lebensmittel wieder mehr wertschätzen, wenn wir nicht darauf bestehen, nur die blitzblank polierten und kugelrunden Äpfel zu kaufen, wenn wir lange Transportwege vermeiden, Reste verwerten und uns allgemein über unsere Ernährung Gedanken machen, dann können wir unseren Teil dazu beitragen, diesen Wahnsinn einzuschränken. Man sollte Thurn dankbar sein, dass er uns darauf aufmerksam macht.
http://tastethewaste.com/
Erstmal: Super, dass es auch ein Dokumentarfilm mal in diese Rubrik schafft, und dann auch noch zu einem so wichtigen Thema! Da ich den schon lange sehen wollte, ist der Tipp Gold wert.
Dann: Danke auch für den Link, obwohl der Film auf YouTube um ca. 10 Minuten gekürzt zu sein scheint (Laufzeit 80 statt 90 Minuten).
Eine womöglich dumme, aber ernst gemeinte, Frage stellt sich mir allerdings: (Wie) kann man bei Filmen, die komplett auf YouTube verfügbar sind (neben "Taste the Waste" bekanntlich tausende andere) sicher gehen, ob die Kopie legal ist oder man gerade eine Urheberrechtsverletzung begeht? Denn in der Public Domain dürfte ein Film von 2010 ja wohl kaum sein, oder?
War sie bisher für mich noch ein unbeschriebenes Blatt, hoffe ich, dass sich das schon bald ändern wird. Gestern habe ich sie zum ersten Mal gesehen, in ihrem neuen Film "Scherbenpark", und war ziemlich angetan. Bin gespannt auf ihre weiteren Rollen und ihre Karriere, an deren Anfang sie ja hoffentlich erst steht.
Ich liebe ihn eigentlich seit ich zum ersten Mal den grandiosen "Comedian Harmonists" sah. Als "Sams"-Fan aus Kindertagen fand ich auch seinen Auftritt in der gleichnamigen, wenn auch eher mauen, Verfilmung klasse. In "Der Untergang" hat er als Heinrich Himmler an der Seite von Bruno Ganz gezeigt, dass er auch ernstere Rollen ausfüllen kann. Manchen Tatort hat er ebenfalls bereichert, und auch in "Oh Boy" und zuletzt vor allem "Scherbenpark" ist er mir mit seinem zurückhaltenden, authentischen Schauspiel positiv in Erinnerung geblieben. Ein sehr guter und noch dazu grundsympathischer Schauspieler, von dem ich gerne noch mehr sehen würde!
Erfrischend unkonventionelle Tragikömodie mit viel Wortwitz, geschliffenen Dialogen, und - ich kann es kaum anders sagen - zwei traumhaft guten Hauptdarstellern.
Kennt ihr das? An manchen Tagen geht einfach alles gehörig daneben: Der Toast verbrannt, das Wetter mies, in der Post nur Rechnungen, auf der Arbeit Ärger... Bis irgendwann der Punkt kommt, an dem man sich fragt, ob sich das Schicksal gegen die eigene Wenigkeit verschworen hat. So oder so ähnlich muss es Dennis Weaver als David Mann in "Duell" gehen. Nur, dass sein Hauptproblem einen Hauch existenzieller ist als ein verbrannter Toast. Und einige Tonnen schwerer.
Davids Tag beginnt mit der Fahrt zu einem geschäftlichen Treffen. Raus aus der Garage, rein in die Vorstadt, ab auf die Autobahn, runter auf die Landstraße, immer weiter vorwärts, während die Sonne brennt und das Radio plärrt. Doch schon bald ist er nicht mehr allein auf der Straße: Ein großer Tanklaster leistet ihm Gesellschaft und beginnt, ihn zu verfolgen, zu rammen, von der Straße abzudrängen. Eine atemlose Hetzjagd beginnt.
Die Handlung von Spielbergs Spielfilmdebüt ist also schnell erzählt. Umso erstaunlicher ist das Endergebnis, ein fesselnder, faszinierender, vereinnahmender Thriller. Dieser bemerkenswerte Effekt beruht insbesondere auf dem starken Einsatz der Egoperspektive, die insbesondere zu Beginn des Films eine Charakterexposition ersetzt. So wird der Zuschauer unwillkürlich mit hineingezogen in die dramatische Handlung, und es erfolgt eine unmittelbare Identifikation mit David, die sich die gesamte Laufzeit über durchhält. Als Meister des Timings weiß Spielberg schon 1971, worauf es beim Spannungsaufbau und -erhalt ankommt, und bedient sich geschickt der technischen Mittel, die Mathesons kluges Drehbuch zur Formvollendung bringen. "Duell" ist darum vor allem Schnittkunst auf hohem Niveau, und zudem noch ein interessantes Spiel mit der Perspektive. Einerseits dem Suspense, andererseits dem Thrill verpflichtet, verrät die Kamera nie zu viel, aber hat dennoch stets die Bedrohung im Auge. So sieht man einerseits nie das Gesicht des Lastwagenfahrers, andererseits hat der Truck selbst eine düstere Omnipräsenz. Durch das Kneipenfenster, durch das Glas der Telefonzelle, am Tunnelende, im Rück- und Seitenspiegel von Davids Wagen - der Laster ist überall. Und mit ihm die Paranoia.
"Duell" kann damit ohne Umschweife auch als eine filmische Psychoanalyse betrachtet werden. Besonders deutlich wird dies, wenn David in der Bar beginnt, jeden der Anwesenden kritisch zu mustern und seine Gedanken per Voice-Over offenbaren, dass er niemandem mehr traut. Das Skript unterstützt diese Haltung, indem es jede potenzielle Hilfesituation im Keim erstickt und die gesamte Menschheit im Grunde feindselig erscheinen lässt. Die Szenerie der immer einsamer werdenden Landstraße schließlich trägt ihren Teil dazu bei: Sand, Geröll, Tumbleweeds und der endlose, leere Horizont evozieren eine Westernszenerie, die von jeder romantischen Verklärung befreit ist. An menschen- und gottverlassenen Nichtorten muss sich David schließlich ganz allein der äußeren und inneren Bedrohung stellen.
Eine rasante, kurvenreiche, intensive filmische Fahrt, und ein fabelhafter Einstand von Spielberg. Minimale Mittel führen hier zu einem fast maximalen Effekt. Fantastisch!
Tolle, unkonventionelle Fundgrube, diese Liste!
Ziemlich belanglos wirkender Dokumentarfilm über den ebenso daherkommenden kanadischen Künstler und Filmemacher Mark Lewis. Das wohl größte Problem an Wulfs Porträt ist sein Vorhaben, die Bilder und vor allem den Künstler für sich selbst sprechen zu lassen -- ohne jeglichen Kommentar, Dialog oder Soundtrack. Dies lässt Lewis, der im Grunde 80 Minuten lang monologisch über seine Projekte berichtet, ein wenig selbstherrlich erscheinen. Der einzig wirkliche Mehrwert von "Nowhere Land" besteht in den von Lewis amateurgerecht referierten Infos zu den grundlegenden Filmtechniken, derer er sich in seinen Werken bedient.
Bis ich mich an die Verfilmung von Palahniuks genialem "Fight Club" traue, steht bei mir "12 Monkeys" ganz oben, knapp vor "Burn After Reading".
MP geöffnet und auf der Startseite einen Mitschnitt meines privaten Briefverkehrs entdeckt: PRISM ist überall! ;)
Vergnügliche und kurzweilige Romanadaption, die besonders durch ihre hervorragende Darstellerriege glänzt. Während das Tempo durchweg die Spannung erhält, fordert der visuelle Stil, besonders der unpassende Einsatz von CGI, zwischenzeitlich ein wenig die Nerven heraus. Die Handlungstreue ist weitestgehend vorhanden, doch muss Luhrmann sich den Vorwurf gefallen lassen, Fitzgeralds fein nuancierte und oftmals ambivalente Charakterzeichnung in Eindeutigkeit und Kitsch ertränkt zu haben. Als Unterhaltungsfilm und, in der zweiten Hälfte, klassisches Drama, ausgezeichnet gelungen; als Literaturverfilmung halbgut.
Eines muss man ihm lassen: http://www.stephenwildish.co.uk/images/bondbrow.jpg
Super Projekt! Weiterhin gute Reise dir! :)
Ganz ehrlich? Ich freue mich wahnsinnig auf diesen Film!
Wie alle Großen von Kubrick ein fantastischer Film, nur leider viel zu wenig beachtet.
So ehrlich, so wahr, so scharfsinnig... Oh boy, what a truly great picture!
=== Ed Wood Triple Feature, Teil 3 ===
"We are all interested in the future, for that is where you and I are going to spend the rest of our lives."
Es ist so einfach, sich über "Plan 9 From Outer Space" lustig zu machen. Ein Film, der schon das Label 'schlechtester Film aller Zeiten' trägt, kann ja sicher genauso wenig überzeugen wie man "Citizen Kane" kritisieren darf. Oder?
Natürlich macht Ed Wood, heute bekannt als der Trashfilm-Regisseur schlechthin, es einem wirklich einfach, seinen Film in der Luft zu zerreißen. Die oben zitierte Opening Line gibt die Marschrichtung für die Dialoge vor - irrelevant, (unabsichtlich) komisch und umständlich sind die Adjektive, die sich diesbezüglich aufdrängen. Weiter geht's mit den Schauspielern, die im besten Fall (Tor Johnson) völlig unauffällig ihren einfachen Part mimen, und im schlimmsten Fall (alle anderen) unbeholfen von einer Szenerie in die andere stolpern, wo sie stets auf hölzernste Weise miteinander interagieren und weder sich selbst noch das Publikum davon überzeugen können, dass in ihren Äußerungen und Handlungen irgendein Sinn verborgen liegt. Von den sogenannten Spezialeffekten muss man gar nicht erst anfangen, und die Schnitttechnik ist, nunja, immerhin besser gelungen als in Woods "Glen or Glenda".
Wie gesagt: Es ist wirklich einfach, sich über diesen Film lustig zu machen. Es ist allerdings höllisch schwierig, zu erklären, warum er trotz allem funktioniert. Und das tut er, zumindest für mich. Sicher, er hat seine Momente unfreiwilligen Comic Reliefs. Dennoch - er hat, wie viele Genrefilme dieser Periode, einen unleugbaren Charme, der sich auch gänzlich unabhängig von seiner Naivität entfaltet. In seinem Plot finden sich Versatzstücke aus Scifi, Horror und Krimi, die auf spannende Weise miteinander kombiniert werden. Wenn die eigene Imaginationskraft die Szenen im Raumschiff und im Flugzeug zulässt, hat er, gemessen an Laufzeit und Entstehungsjahr, eine geradezu aufregende Vielfalt an Schauplätzen, uuuund außerdem... Ach, ich weiß kaum, wie ich mich weiter rechtfertigen soll! Bevor ich mich noch um Kopf und Kragen schreibe, mach ich's kurz: "Plan 9 From Outer Space" ist durchaus spannende, herrlich unplausible und wirklich unterhaltsame Genrekost. Und damit - für mein Empfinden - meilenweit entfernt von seinem unrühmlichen Ruf.
=== Ed Wood Triple Feature, Teil 2 ===
"Glen or Glenda" war das Herzensprojekt von Edward D. Wood Jr., besser bekannt als Ed Wood. Dies wird dann augenfällig, wenn man Woods eigene Neigung zum Cross-Dressing, also zum Tragen von Frauenkleidung, betrachtet. Aus diesem Grund ist "Glen or Glenda" vor allem ein sehr persönliches, stellenweise sicherlich auch biografisches Werk. So verwundert es nicht, dass Wood sich nicht, wie in seinen anderen Filmen, mit dem Regiestuhl begnügen wollte, sondern selbst die Hauptrolle übernahm.
Wood verkörpert Glen, einen heterosexuellen Mann, verliebt und verlobt mit einer hübschen Frau (gespielt von Woods damaliger Freundin Doloris Fuller), der jedoch ein existentielles Problem hat: Er liebt Frauenkleidung, verschweigt dies aber seiner Freundin - aus Angst vor ihrer Reaktion. So weit, so gut, könnte man meinen, und den Film für ein respektables Gesellschaftsdrama halten. Leider ist dem nicht so, denn tatsächlich bildet diese (Haupt-)Handlung einen fast schon marginal wirkenden Teil von "Glen or Glenda", während der Rest ein arg seltsam anmutendes filmisches Potpourri ergibt: Archivbilder einer Bisonherde, eine Bondage-Szene, eine völlig aufgesetzte Rahmenhandlung um einen Cop und einen Psychiater, ein weiterer Travestie-Fall (dessen Geschichte den Verdacht aufkommen lässt, nur konstruiert worden zu sein, um auch noch Kriegsbilder unterbringen zu können), unbeholfene Zitate von Georges Méliès, und vor allem immer und immer wieder Bela Lugosi als... naja... Horror-Lugosi-Wissenschafts-Irgendwas-Gott, der scheinbar zufällig gewählte und 100% kontextfreie Phrasen einwirft.
Dass das Endprodukt zudem selbst dem ungeschulten Auge stellenweise die Missachtung jeglicher Schnittregeln offenbart, sei Wood aus Sympathie geschenkt. Im Übrigen gibt es inhaltlich tatsächlich so manchen positiven Ansatz. So dienen die Erläuterungen des Psychiaters zum Thema Transsexualität natürlich weniger den Ohren des Polizisten als der Öffentlichkeit, an die sich Wood mit diesem Film richtet. Um eben jene Öffentlichkeit, zumal der 50er Jahre, aufmerksam zu machen auf die Thematik, auf die Probleme, die Gender-Benders jeder Façon im Alltag haben, werden eben stellenweise formale Konventionen außer Kraft gesetzt. Das ist auch okay so. Doch einem Publikum, das man schon inhaltlich mit etwas (für viele) Befremdlichem konfrontieren möchte, auch noch mittels eines undurchschaubaren Handlungswirrwarrs kollektiv vor den Kopf zu stoßen, scheint, gelinde gesagt, strategisch wenig sinnvoll. Einen Gefallen hat Ed Wood mit "Glen or Glenda" jedenfalls niemandem getan -- außer vielleicht seinem Mitteilungsbedürfnis.
=== Ed Wood Triple Feature, Teil 1 ===
"All I wanna do is tell stories. The things I find interesting..." - "Well, maybe you're not studio kind of material. Maybe you just need to raise the money yourself."
Tim Burtons "Ed Wood" beleuchtet einen zentralen Abschnitt aus dem Leben Edward D. Wood Jr.'s, der als vermeintlich schlechtester Regisseur aller Zeiten Filmgeschichte schrieb. Wood, fantastisch verkörpert von Johnny Depp, ist gesegnet mit einer tiefen Leidenschaft für das Medium Film, und träumt sich die abenteuerlichsten Plots und Charaktere zusammen -- mit der unerschütterlichen Absicht, sie auf Zelluloid zu bannen. Nur gibt es da ein kleines Problem: Wood, trotz sprühenden Charmes und seines ausgeprägten Optimismus', hat weder die finanziellen Mittel noch, so zumindest seine Kritiker, auch nur einen Funken Talent, um seine Träume im Hollywood der 50er Jahre wahr werden zu lassen.
Dies aber hindert einen jungen Emporkömmling vom Format Edward D. Wood Jr.'s keineswegs daran, sich allen Widrigkeiten zum Trotz an die Arbeit zu machen. Und so ist "Ed Wood" bei weitem nicht nur ein Biopic, sondern zunächst vor allem eine hinreißende Hommage an das Träumen, an den Optimismus, und ganz besonders an den Film als Vehikel unserer Träume. So sind es vor allem die Szenen am Set, die besonders Spaß machen, die mitreißend, begeisternd und erbaulich sind. Depp vermag es, Woods geradezu infantile Begeisterung so glaubhaft zu kommunizieren, dass wohl jeder Zuschauer, der auch nur einen Funken dieser Begeisterung in sich selbst verspüren kann, unweigerlich leuchtende Augen bekommen muss. Auf diese Weise wird Wood dem Zuschauer in all seiner Naivität präsentiert, aber zu keiner Zeit vorgeführt. Er wird mit all seinen Schwächen dargestellt, aber nie lächerlich gemacht. Was indes nicht heißt, dass man nicht auch manches Mal mit, und auch über Wood lachen kann. Kostprobe?
"We're moving on. That was perfect." - "Perfect? Mr. Wood, do you know anything about the art of film production?" - "Well, I like to think so." - "That cardboard headstone tipped over. This graveyard is obviously phony." - "Nobody will ever notice that. Filmmaking is not about the tiny details. It's about the big picture."
Allgemein wandelt Burtons Inszenierung völlig leichtfüßig zwischen den Polen hin und her: Humor und Ernst, Drama und Komödie, Stilisierung und Realitätsnähe -- alles wirkt wunderbar ausgewogen. Ergänzt wird dieser Mix durch Referenzen an Trash- und B-Movies aus der damaligen Zeit, wie sie Wood selber geschaffen hat.
Doch geht "Ed Wood" noch weit über die Motivik der Filmproduktion hinaus: Mit Bela Lugosi, dem Altmeister des Vampirhorrors, stellt Burton seinem Protagonisten einen wahren Freund zur Seite, dessen letzte Lebensjahre hier quasi en passant biografisch mitskizziert werden (wenngleich wohl unter einiger Beanspruchung der künstlerischen Freiheit). Martin Landaus Performance als alt gewordener Schauspieler zählt mit zu den großen Highlights des Films und wurde völlig zurecht mit einem Oscar bedacht: Seine Interpretation der Rolle als zynisches, körperlich aufgebrauchtes, aber stets würdevolles und stolzes Schauspiel-Urgestein ist furchteinflößend, begeisternd und augenzwinkernd zugleich -- kurzum atemberaubend. Die außergewöhnliche Freundschaft dieser zwei ungleichen Charaktere bildet ein weiteres Hauptaugenmerk und -Motiv bei Burton, und macht seinen Film zugleich interessanter, variantenreicher und abermals liebenswerter.
Dasselbe lässt sich über die Darstellung einer weiteren Facette Ed Woods sagen: Seine Neigung zum Cross-Dressing, die als Alleinstellungsmerkmal und wesentlicher Charakterzug in Burtons Biopic gebührliche Beachtung findet, aber an keiner Stelle moralisiert oder aber ins Lächerliche gezogen wird. Vielmehr ist sie ein weiteres wichtiges Bausteinchen im vielfältigen Mosaik Ed Wood, bzw. "Ed Wood".
Burtons Film zeigt alle Achtung vor seinem Sujet. Schon die Umrahmung des Werkes mit Pro- und Epilog, gesprochen von Criswell (Jeffrey Jones), ein Zitat von Woods "Plan 9 From Outer Space", verdeutlicht dies. Die fast schon liebevolle Behandlung seiner Charaktere ist ein weiterer Aspekt. Viel mehr bedarf es kaum, um zu sehen, dass "Ed Wood" nicht nur eine Darstellung, sondern vor allem auch eine Würdigung eines wahrhaft bemerkenswerten Menschen ist -- eines Menschen, der für seine Träume lebte und für den Film, und der sich und seiner Leidenschaft unter allen Umständen treu blieb. Insofern, auch das zeigt Burton, könnten wir uns alle ein Scheibchen von Ed Wood abschneiden. Und sei er auch der schlechteste Regisseur aller Zeiten.
Na, für die Heimkino-Auswertung könnte man doch dem Spirit der Bücher sehr einfach treu bleiben, indem man dem Spieler/Zuschauer via Fernbedienung die Wahl gibt. Im Kino wird's da schon schwieriger, da müsste es 'ne Kollektivabstimmung geben, vielleicht im "Wer wird Millionär?"-Stil... ;)
An diesem Machwerk ist so vieles falsch, dass ich gar nicht wüsste, wo ich anfangen sollte, würde ich mich mit der Mammutaufgabe befassen wollen, es hier aufzuzählen. Eines scheint, vor allem nach Lektüre der Kommentare, festzustehen: Der kindische Drang, sich auf den Rücken Anderer zu profilieren, scheint auch im 21. Jahrhundert noch salonfähig. Würde der Autor des obigen Textes allerdings meinen, dieser fragwürdigen Tätigkeit im Privaten nachgehen zu müssen, hätte ich nur Mitleid mit seinem Freundeskreis und seiner Familie. Erhält so jemand jedoch die Möglichkeit, seine pseudo-eloquenten, vor allem aber grenzwertig formulierten Profilierungsauswüchse auf einer Platform wie dieser der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, beginne ich doch langsam, am Zustand unserer Gesellschaft zu zweifeln. Und dass sich jemand, der sich derartig ausdrückt, ohne weiter aufzufallen zu jenen in eine Ecke stellen könnte, die er als "hirnverbrannte Vollärsche" mit "abgefuckten Scheissideen" bezeichnet, führt die Intention dieser verfehlten Polemik zwar ad absurdum, mindert aber nicht ihre Abscheulichkeit. Wenn der Autor einer der "ausländischen Mitbürger" wäre, so könnte man ihn nach seinem eigenen Sprachduktus wenigstens in die "Ausländerecke" stellen und dort sprachlich ausgrenzen und verfremden (interessant hierzu: http://www.zeit.de/2000/01/ad_acta_4_Auslaendische_Mitbuerger/komplettansicht ). So setzt er sich allerdings ins gemachte Nest der Massenkompatibilität (hat ja jeder von uns so oder so ähnlich schonmal erlebt!) und lässt sich prächtigst feiern von all jenen Kulturpessimisten, die immer noch glauben, nach ihrer Generation käme der Weltuntergang. Schon Sokrates soll vor zwei zweieinhalb Millennien beobachtet haben: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer." Dabei spielt es freilich keine Rolle, ob dieser Ausspruch tatsächlich von Sokrates stammt oder nicht. In ihm zeigt sich indes eine Haltung, die sich hartnäckig durch alle Generationen zu ziehen, und auch gegen jede Form von Aufklärung und kultureller Entwicklung ein Bollwerk darzustellen scheint scheint. Aber wer weiß? Vielleicht handelt es sich bei den armen Seelen, die seit Jahrtausenden von diesem Niedergang überzeugt sind, bloß um "evolutionäre Fehlentwicklungen"? Der Autor des obigen Textes würde dies jedenfalls wohl kaum als Beleidigung empfinden.
Oh Gott, ich war schon kurz davor, an meinem Verstand zu zweifeln, als ich bei Platz 24 angekommen war und "L.A. Crash" immer noch nicht entdeckt hatte... Endlose Glückseligkeit als ich dann bei Platz 25 ankam! Ende gut, alles gut. ;)
Ich konnte bisher nicht sonderlich viel anfangen mit Zeitreisefilmen. Doch alle Vorbehalte, die ich bis dato pflegte, waren wie weggeblasen nach diesem Film, besonders auch nach dessen Ende. Mein größter Respekt gebührt David und Janet Peoples, die für das Drehbuch verantwortlich waren und mir hier erstmals gezeigt haben, dass Zeitreisen und Logikfehler nicht Hand in Hand gehen müssen; sowie Brad Pitt und Bruce Willis, die mir hier erstmals gezeigt haben, dass sie auch brillante Charakterdarsteller sind. Ein unterhaltsamer wie spannender, und zugleich künstlerisch wie intellektuell stimulierender Thriller von diesem Format ist schon eine Seltenheit.
- Ein würdiger Film, um mein 500. Filmjubiläum zu feiern!
"Metropolis", "Children of Men", "Into the Wild", "Nosferatu", "Easy Rider"... Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ich ein bisschen was an der Liste gedreht habe. ;)