Ben Kenobi - Kommentare

Alle Kommentare von Ben Kenobi

  • Spitzenmäßige Liste und beachtenswerte Fleißarbeit, Respekt!! Macht Spaß, sich hier durchzuwühlen, und sich ein ums andere Mal überraschen oder amüsieren zu lassen (Bill Gates liebt einen Film namens "Ordinary People"?! Schon witzig, irgendwie... ^^).

    Zu meinem Lieblingsfilm "2001" würde ich noch hinzufügen, dass er auch einer der Lieblingsfilme von Martin Scorsese ist.

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    • Glückwunsch zum KoDeWo (die Abkürzung klingt unbeabsichtigt nazimäßig), lieber Q! Mein Highlight ist jedoch die Anmoderation: "Kaum einer von uns freut sich so wunderschön über Filme wie VisitorQ." Wo sie Recht haben... :)

      PS: Was ich dir schon immer sagen wollte - bitte ändere NIEMALS deinen Avatar!

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      • Schööön. Da seh' ich viel an Übereinstimmung, was unsere Lieblinge angeht. Aber "Das Märchen der Märchen" muss ich noch nachholen!

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          • Schöne Liste. Leider kenne ich bisher nur vier seiner Langfilme. Aber "Grand Budapest Hotel" steht auf jeden Fall dort, wo er hingehört: Weit oben!

            • Was für eine schöne Liste, Zimti! :) Ein paar davon fehlen mir auch noch, da hab' ich gleich mal ein paar neue Bookmarks angelegt. Apropos: Dass du die Links gleich mitlieferst, ist natürlich ein richtig guter Service. Und dann noch deine persönlichen Kommentare... Du führst mir vor Augen, wie eine liebevoll zusammengestellte Kurzfilmliste aussehen kann. Seufz.
              ;)

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              • Matt Damon über die Arbeit an "The Monuments Men" unter Clooney's Regie:

                "It was pretty annoying, because he is such a good director. It was like God said, 'You know, I think I will just keep going with this one: Yeah, sure, he is really handsome, but you know what? Let's make him a great director too. Let's make him a great writer too... You know what? Why don't we make him look better the older he gets?' It's pretty outrageous, but as an actor you can't ask for anything else, and underneath all of it, he's just my buddy George."

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                • Unfassbar liebevoll gestaltete und herzerwärmende Stop Motion, mit (im Original) fantastischem Voice Acting. Muss man sehen. Muss man gern haben. ♥

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                  • Wenigstens von Alfonso erhält sie die Aufmerksamkeit, die sie verdient: http://www.youtube.com/watch?v=zfiVaq84hLM

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                    • Oscars für Sandy und J-Law hätten mir noch zum Glück gefehlt, ansonsten bin ich so zufrieden wie selten. Cuarón, McConaughey, Leto und Lubezki haben sich ihre Goldjungs völlig verdient. Insgesamt siebenmal "Gravity", dreimal "Dallas Buyers Club" und zweimal "Frozen" - was könnte besser sein?!

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                      • 7

                        Eigentlich hatte ich nicht vor einen Kommentar zu schreiben, aber angesichts der schlechten Bewertungen hier muss ich nun doch mal eine Mini-Lanze brechen: "The Monuments Men" ist anders. Ein Genre-Bastard, der munter mit Elementen aus Kriegsdrama, Buddy-Komödie und Heist-Movie jongliert. Der zudem für einen Hollywood-Film ungewohnt wenig aktionsbetont wirkt - was allerdings beispielsweise auch schon Clooneys "The Ides of March" vorgeworfen wurde. Wer mit diesen beiden Tatsachen ein Problem hat, sollte die Finger von diesem Film lassen.

                        Wer sich allerdings für eine interessante, randständige Geschichte abseits des großen fahnenschwenkenden Schlachtentraaras begeistern kann, wer eine ungewohnte Perspektive auf die (kulturellen) Folgen eines Krieges sucht, und wer vielleicht sogar ein Interesse an klassischer Kunst hat und sich somit ein Stück weit mit den Monuments Men identifizieren kann, darf sich ruhig in diesen Film trauen. Am besten ohne vorgefertigte Erwartungen, denn "The Monuments Men" ist eben nicht "Ocean's Eleven" und auch nicht "James Ryan", wenn sich auch von beidem ein bisschen in ihm findet.

                        "The Monuments Men" ist eine ungewöhnliche - aber keineswegs uninteressante - Betrachtung eines wenig bekannten Kapitels des Zweiten Weltkriegs. Ein erfrischend kitschfreies und unterhaltsames Plädoyer für den Erhalt von Kunst und Kultur, getragen von einer fast schon überfüllten Star-Riege.

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                        • 8 .5

                          Sooooooooooooo schön, dass ich gar nicht genügend 'O's dafür habe. Und Worte schon gar nicht. Einer der zauberhaftesten Disney-Filme, die es gibt. Von Anfang bis Ende ganz große Kinomagie. Hach. So schön!

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                          • 7 .5

                            Das Untergeschoss der Allerheiligenkirche Sedlec (Tschechien) ist ein unheimlicher Ort: Hier lagern die Gebeine von mehr als 40.000 Menschen, deren Gräber auf dem angrenzenden Friedhof über Jahrhunderte ausgehoben wurden. Das Besondere an diesem Beinhaus: Die Knochen sind auf künstlerische Weise arrangiert und bilden fast die gesamte Inneneinrichtung. Säulen, Girlanden, Christuskreuze, ein achtarmiger Kronleuchter - überall Beinknochen, Beckenknochen, Wirbel und Schädel.

                            Jan Švankmajer fängt in "Kostnice" die morbide Magie dieses schauerlichen Ortes perfekt ein. Mit düsterer Monochromfotografie und stroboskopisch eingeschnittenen Nahaufnahmen menschlicher Skelette erweckt er zugleich Gefühle der Faszination und Beklemmung. Die jazzige musikalische Begleitung kontrastiert teils mit den hochfrequenten Bildwechseln und betont die Ruhe dieses Ortes, der ja nach wie vor ein Gotteshaus ist. Doch immer wieder gibt es tonal dissonante Passagen, die die Paranoia hervorheben. Die Kamera scheint derweil schneller und die Bilder drastischer zu werden. Die Bedrohung und die Enge wachsen, Beinhaus wie Film werden zu einem einzigen gigantischen Memento Mori.

                            "Kostnice" endet mit einer langsameren Kamerafahrt, es werden Zahlen und Buchstaben auf einer Wand sichtbar. "1870", steht dort, und "F. Rint". Die Signatur des Künstlers, der das düstere Mahnmal vor anderthalb Jahrhunderten gestaltet hat. Eine Erinnerung, dass auch diese immerwährende Totenfeier ein Artefakt ist, geschaffen von Menschenhand. Doch die Signatur, sie besteht komplett aus Knochen.

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                            • 8

                              RO.GO.PA.G.:

                              ROssellini.
                              GOdard.
                              PAsolini.
                              Gregoretti.

                              Drei (vier?) Namen großer Autoren und Regisseure, die das europäische Kino des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt haben. "Ro.Go.Pa.G." ist ihr gemeinsames Werk, und doch höchst individuelles Produkt jedes einzelnen von ihnen. Vier Kurzfilme, die formal und inhaltlich kaum Gemeinsamkeiten besitzen, und die bloß lose vom Pre-Title zusammengehalten werden:

                              "Quattro racconti di quattro autori che si limitano a raccontare gli allegri principi della fine del mondo", etwa: Vier Geschichten von vier Autoren, die sich darauf beschränken, vom fröhlichen Anfang des Weltungergangs zu erzählen.

                              Es beginnt Roberto Rossellini, der seinem Film "Illibatezza" (Enthaltsamkeit, Jungfräulichkeit) ein Zitat des Psychologen Alfred Adlers voranstellt. Daraufhin zeigt er in einer augenzwinkernden Posse einen alleinstehenden Mann, der einer verlobten Stewardess Avancen macht, und analysiert dabei in fast schon karikierender Weise die Strukturen von dessen Psyche.

                              Jean-Luc Godard hält sich mit seinem Beitrag "Il Nuovo Mondo" (Die neue Welt) am klarsten an die gemeinsame inhaltliche Vorgabe und dokumentiert in einem Doppelporträt den Niedergang einer Paarbeziehung und der Welt, wie wir sie kennen. Die Frage, ob der Weltuntergang hier als Allegorie und Hintergrund für die Verkümmerung unserer Beziehungen steht oder ob es vielleicht doch andersherum - oder ganz anders - ist, lässt Godard offen.

                              Ein filmischer Meilenstein folgt mit Pier Paolo Pasolinis "La Ricotta". Schon die Handlungsebene zeigt eine für einen Kurzfilm beachtliche Komplexität: Vor dem Hintergrund der Produktion eines Jesus-Films (den Pasolini selbst ein Jahr später in Angriff nehmen sollte) wird nicht nur die Hackordnung am Set deutlich, sondern offenbaren sich ebenso die Einstellungen diverser am Film beteiligter Figuren, allen voran des Regisseurs (Orson Welles in einer seiner unbekannteren Rollen!). Es entfaltet sich eine auf mehreren Ebenen angelegte Kritik an der Ausbeutung der Arbeiterklasse, der hierarchischen und patriarchalischen Gesellschaft, sowie an der letztlich leeren Moraldoktrin der Kirche (was wohl mit dazu geführt hat, dass Pasolini nach der Veröffentlichung zu 4 Monaten Haft verurteilt wurde). Zugleich beleuchtet Pasolini die Kunst und den künstlerischen Prozess: Wer ist, besonders in der Filmproduktion, der kreative Geist hinter dem Produkt des Kollektivs? Sollte Kunst für sich stehen, oder kann und sollte sie uns (nicht) auch etwas über uns selbst und unsere Gesellschaft lehren? Zuletzt: Worin liegt der Unterschied zwischen Realität und deren Abbildung? Pasolinis Film, in schwarz-weiß gehalten, lässt uns immer wieder auch selbst durch die Kamera blicken, auf den Film im Film, der wiederum in Farbe gedreht ist und damit lebensnäher, realer, wirkt als das, was Pasolinis Film uns als Realität zeigen will. Um "La ricotta" in seiner ganzen Tiefe zu begreifen, muss man ihn vermutlich einige Male sehen.

                              Den Abschluss des filmischen Quartetts schließlich bildet Ugo Gregorettis "Il Pollo Ruspante" (Das Freilandhuhn). Aus zwei verschiedenen Blickwinkeln, fokussiert auf eine junge mittelständische Familie einerseits, und einen Kongress für Soziologie und Wirtschaft andererseits, seziert der Film die im Alltag oftmals verborgene Dynamik des Konsumismus. Das titelgebende Freilandhuhn wird mehr und mehr zu einem romantischen Ideal vergangener Epochen, sind wir aus Gregorettis Sicht doch längst zu Käfighühnern geworden, die in den Legebatterien der Martkwirtschaft ihrem auferlegten Lebensziel folgen: Konsumieren und investieren. Scharfe Dialoge und der zynische Grundton charakterisieren den Film, und runden das Gesamtwerk ab.

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                              Ro.Go.Pa.G.:

                              Rossellini (7.5).
                              Godard (7.0).
                              Pasolini (9.0).
                              Gregoretti (8.0).

                              Ro.Go.Pa.G.: Ein unbekanntes, aber unbedingt sehenswertes, humorvolles und kritisches Gemeinschaftswerk vierer Ausnahmetalente.

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                              • 7 .5

                                Ein gut aussehender, over-the-top witziger, selbstreflexiver und kreativ-verspielter Spielzeugtrip, gespickt mit satirischen Seitenhieben auf Politik, Gesellschaft und Popkultur. Die recht konventionell verlaufende Handlung nimmt zwar zwischendurch ein wenig Fahrt raus, aber Spaß und leuchtende Augen macht der Lego-Film auf alle Fälle.

                                "EVERYTHING IS AWESOME!"

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                                • Perfekte Analyse zur neuesten Animations-Überraschung. Bezüglich des Unterhaltungswerts fiel der Film bei mir zwischenzeitlich zwar etwas ab, aber die kreativ-verspielte und selbstreflexive Herangehensweise heben "The Lego Movie" deutlich vom Rest der Masse ab!

                                  • 5

                                    "Captain, I can see a major underwater disturbance!" Ja. Ich auch.

                                    "Mega Shark vs. Giant Octopus" ist filmisch haargenau so mies, wie es der Titel vermuten lässt: Die Story eine einzige abstruse Katastrophe, das Schauspiel größtenteils jenseits von Gut und Böse (es ist eine traurige Ironie des Schicksals, dass Sean Lawlor, der hier die einzig halbwegs brauchbare Performance abliefert, kurz nach der Veröffentlichung verstarb), und die gesamte Optik eher schmerzhaft. Und dennoch ist es ein wichtiger Film, illustriert er doch wie kein zweiter den immerwährenden Kampf der Naturgewalten, versinnbildlicht hier am atavistischen Motiv des Tentakeltieres aus der Tiefe des Meeres, ja, der menschlichen Psyche. Was natürlich völliger Blödsinn ist. Wo manch ein B-Movie zumindest noch Cleverness heuchelt, ist "Mega Shark vs. Giant Octopus" brutal ehrlich. Seinen Zweck erfüllt dieser Film lediglich in der Erweckung fassungslosen Amüsements beim Zuschauer, und indem er ihn konstant daran erinnert, was an so vielen anderen Filmen so gut, und definitiv nicht selbstverständlich ist, Dinge wie Schauspiel, Story, Dialoge, Schnitt, Kulissen und Effekte. Irgendwie hat "Mega Shark vs. Giant Octopus" damit doch seine Relevanz. Auf jeden Fall hab' ich gut gelacht.

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                                    • Vorsicht: Enthält SPOILER für "Citizen Kane". :D

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                                        • Unter mir wurde eigentlich schon alles gesagt, darum fasse ich mich - ganz nach deinem Vorbild - kurz.

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                                          • Maximilian Schell, kultureller Tausendsassa und der erste deutsche Oscar-Preisträger der Nachkriegszeit, ist tot. Ein Rückblick auf sein Werk und Leben: http://www.tagesschau.de/inland/schell106.html

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                                            • Ebenfalls lesenswert zum Thema: http://www.wired.com/wiredscience/2011/08/spoilers-dont-spoil-anything/

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                                              • Grundsätzlich sehe ich Biopics sehr gerne, vor allem, wenn sie mich für Personen oder Themen begeistern können, die mich vorher eher wenig interessiert haben. So war es zum Beispiel beim wunderbaren Film "Comedian Harmonists", nachdem ich mich erstmals richtig mit der Gruppe beschäftigt habe.

                                                Ähnlich wie Lorion unten schreibt, finde ich es aber auch wichtig, dass eine Geschichte erzählt und nicht nur historische Fakten aneinandergereiht werden. Da kann von mir aus lieber etwas weggelassen oder in engem Rahmen hinzugefügt werden, um eine einnehmende, geschlossene Handlung zu schaffen, so geschehen z.B. bei "The King's Speech" und "The Queen", zwei Biopics, die mir ebenfalls sehr gefallen haben.

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                                                • Abigail Disney über ihren Onkel Walt Disney:

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                                                  • 7 .5

                                                    Es ist manchmal desillusionierend, als Erwachsener nach vielen Jahren einen geliebten Film aus Kindertagen erneut zu sehen. Meist hängt diese frustrierende Erfahrung schlicht mit den Veränderungen zusammen, die sich mit der Zeit im individuellen Geschmack ergeben. Man entwickelt sich weiter, bildet neue Interessen und Präferenzen aus, reift in der eigenen Urteilskraft heran, und ehe man sich versieht, kann ein Film, den man als Kind geliebt hat, nur noch ein leises Nostalgiegefühl hervorrufen. Ein ungewöhnlicherer Fall von Desillusionierung stellte sich bei mir ein, als ich mir vor kurzem den Disney-Klassiker „The Jungle Book“ anschaute, nachdem ich ihn wohl seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. Der Film weckte weit mehr als nur Nostalgiegefühle in mir: Wie so viele Disney-Filme sprach er mich auch als Erwachsener noch an und schlug mich mit seiner charmant gezeichneten Fantasiewelt in seinen Bann. Doch zugleich machte sich ein gewisses Unbehagen breit, wann immer mein Hirn mal ein wenig Gelegenheit hatte, sich dem Gesehenen auf interpretativer Ebene anzunähern. Die Gedanken verließen mich auch nach dem Abspann nicht, und so fühle ich mich mittlerweile, nach einiger Recherche und Reflexion, um einen Teil meiner kindlichen Naivität beraubt. „The Jungle Book“ ist für mich nicht mehr (nur) der quietschvergnügte Abenteuer-Dschungelurlaub, der er mal war.

                                                    Warum ist dem so? Es ist eine mittlerweile relativ verbreitete Ansicht, dass viele (nicht alle!) Disney-Filme ein Weltbild vertreten, das aus aufgeklärter oder gar liberaler Perspektive problematisch ist. Man kennt die heutige Kritik an den Disney-Prinzessinnen, die aus feministischer Sicht meist auf einer Ebene mit Barbiepuppen rangieren, man nimmt mit einigem Stirnrunzeln die patriarchalisch anmutende Dominanz des männlichen Geschlechts in den meisten klassischen Disney-Produktionen zur Kenntnis, und so weiter. Das alles hat aber zumindest mir nie einen Film verdorben, da ich derlei Strickmuster auch als Artefakte ihres historischen und sozialen Kontexts betrachte. Und der ernsthafte und massentaugliche Versuch, eine allumfassende Gleichstellung der Geschlechter zu bewirken, ist nun einmal, in der Realität wie im Massenmedium Film als Projektionsfläche derselben, ein eher junges Unterfangen. „The Jungle Book“ ist übrigens in dieser Hinsicht keine Ausnahme, sondern höchst repräsentative Disney-Ware ihrer Zeit: Mit Ausnahme der Wolfsmutter ganz am Anfang des Films, der Elefantendame in der Militärparade, und dem Mädchen, das kurz vor Schluss zu sehen ist, gibt es hier keine, wirklich keine, weibliche Figur. Insgesamt kommt das weibliche Geschlecht, großzügig gerechnet, auf vielleicht zehn Minuten Screentime. Von Bedeutung, Dialog und Charakterisierung jenseits der Mutter-/Tochterrolle soll an dieser Stelle gar nicht die traurige Rede sein.

                                                    Es gibt jedoch einen weiteren Aspekt, der mir beim neuerlichen Genuss von „The Jungle Book“ besonders übel aufgestoßen ist: Die Darstellung der Affen, bei deren Betrachtung im Gesamtkontext des Films in mir die ungute Vermutung wuchs, dass es sich hierbei um ein unrühmliches Beispiel impliziten Rassismus handelt. Schon bei oberflächlicher Betrachtung fallen eine Reihe Indizien auf, die in diese Richtung weisen. Zunächst einmal muss natürlich festgehalten werden, dass „The Jungle Book“ trotz der potenziell komplexen Gegenüberstellung von Tier und Mensch und der Zwischenposition, die Mowgli zum Teil darin einzunehmen scheint, im Grunde eine Fabel ist. Die gezeigten Tiere sind durch und durch anthropomorphe Wesen, deren Verhalten primär durch typisch menschliche Aktivitäten gekennzeichnet ist – von der Grundprämisse der Sprache sowie des rationalen Denkens und Planens bis hin zur herrlich überzeichneten militärischen Organisation im Elefantenregiment. Gleich einer klassischen Fabel können die Tiere dabei nicht nur innerhalb ihrer Speziesgrenzen sinnvoll kommunizieren. Vielmehr finden Interaktion und Kommunikation – auch durch Sprache – oftmals zwischen verschiedenen Spezies statt. Sogar, und das ist hier von großer Bedeutung, zwischen Mensch und Tier ist sprachlicher Austausch möglich und üblich. Es scheint daher kein gewagter Schritt, die Symbolebene des Dargestellten in der Interpretation zu verlassen und die Figuren des Films als das wahrzunehmen, was sie tatsächlich ihres Verhaltens nach sind: Als Menschen. Überträgt man nun das faktische Vorhandensein verschiedener Spezies auf diese Deutungsebene, gelangt man schnell zu der Erkenntnis, dass hier verschiedene Ethnien allegorisch dargestellt werden sollen, zumindest jedenfalls verschiedene Gruppen, die sich durch phänotypische und soziale Merkmale voneinander unterscheiden.

                                                    Nun zu den Affen: In der unrühmlichen und langen Geschichte des Rassismus wurden dunkelhäutige Menschen bekanntlich nicht selten mit diesen Tieren in Verbindung gebracht, verglichen, oder gar moralisch gleichgesetzt. Eine Fabel, die sich rassistischen Klischees von vornherein verweigert, müsste in der Darstellung von Affen daher besonderen Wert darauf legen, diese nicht mit Stereotypen schwarzer Kultur in Verbindung zu bringen. „The Jungle Book“ beschreitet jedoch irritierenderweise den gegenteiligen Weg: Die Affen, die zunächst als Mitglieder eines anonymen, menschenraubenden Kollektivs in Erscheinung treten, werden von einem Orangutan regiert, dessen memorabelste Sequenz im Film seine musikalische Darbietung ist. Eine Jazz-Performance, durchwirkt von Scat-Passagen à la Cab Calloway. Zwar wäre diese Verbindung vom Menschenaffen und der 'schwarzen' Musik schon Anlass zur Sorge, doch die Namensgebung des Oberaffens räumt dann jegliche Subtilität aus dem Weg: King Louie ist einerseits benannt nach dem schwarzen Jazz-Sänger Louis Armstrong, der ursprünglich auch als Voice Actor vorgesehen war, und teilt andererseits vielleicht nicht ohne Zufall einen Namensbestandteil mit dem Bürgerrechtler Martin Luther King Jr., der wenige Monate nach der Veröffentlichung von „The Jungle Book“ einem Attentat zum Opfer fiel. Irritierender Höhepunkt der rassistischen Rollenzuschreibung ist schließlich die Kostümierung Baloos, der sich mit Baströckchen, künstlicher Mähne und einer Schnauze aus Kokosnüssen unter die Affen mischt – und dort völlig unbemerkt bleibt, obschon niemand sonst einem auch nur einem ansatzweise ähnlichen Dresscode folgt. Baloos Performance erinnert daher auf erschreckende Weise an die historische Praxis des Blackfacing, bei dem sich Weiße, oftmals zu Zwecken der Belustigung, als Schwarze verkleidet haben – nicht selten eben mit Baströckchen und Perücke. Die Tatsache, dass die Affen hier das falsche Spiel nicht merken, kann man wohlwollend als 'suspension of disbelief' auslegen, oder aber in diesem Kontext als die typisch weiße Perspektive betrachten.

                                                    Nimmt man all dies zusammen, kann man gehörig ins Schwitzen kommen, wenn man sich einmal den Songtext von King Louies Jazznummer vor Augen führt:

                                                    „Now I'm the king of the swingers […],
                                                    I've reached the top and had to stop,
                                                    And that's what's botherin' me.
                                                    I wanna be a man […],
                                                    And stroll right into town
                                                    And be just like the other men
                                                    I'm tired of monkeyin' around!“

                                                    Mit anderen Worten: Es genügt Louie nicht, der Oberste in der Affengruppe (man beachte im Kontext der Musik hier die Mehrdeutigkeit von „swingers“!), bzw. dem Interpretationsansatz folgend, der schwarzen Community zu sein. Louie will, wie die anderen (weißen) Menschen, frei sein und sich in der Stadt bewegen dürfen. Doch mehr noch: Er will nicht nur die gleichen Rechte haben, er will wie sie sein. Er will einer von ihnen sein. Diese Idee wird im Refrain wieder aufgenommen:

                                                    „Oh, oobee doo,
                                                    I wanna be like you,
                                                    I wanna walk like you,
                                                    Talk like you,
                                                    You'll see it's true.
                                                    An ape like me,
                                                    Can learn to be human too!“

                                                    Nun ließe sich dieser Text als solches auch dahingehend interpretieren, dass King Louie einen tapferen Bürgerrechtler repräsentiert, der um Gleichheit und Anerkennung kämpft. Doch abermals spricht der filmische Kontext eine andere Sprache: Zum einen sind Louies Methoden verbrecherisch – Menschenraub und Erpressung sind ihm gerade Recht, um seine Ziele zu verwirklichen. Zum anderen wird durch den Kommentar der beiden Hauptidentifikationsfiguren, Baloo und Bagheera, deutlich, was von King Louie und seiner Bande zu halten ist: „Mangy monkeys“ (etwa: räudige Affen), „flakey creeps“ (verrückte Idioten) und „scoundrel“ (Schurke) sind nur einige der Beschimpfungen, zu denen sich die beiden moralisch integren Protagonisten hinreißen lassen. Der Medienwissenschaftler Alex Wainer weist auf ein in diesem Zusammenhang vielsagendes Handlungsmoment hin: Der gewaltsame Versuch von King Louie, sich in die menschliche Gesellschaft einzuschleichen, endet für die Affen im Desaster, mit der Zerstörung ihres Tempels. Wie Wainer hierzu schreibt: „Is the Disney film saying, through symbolic language, that this is what happens when blacks try to rise above their 'station' in life? If this was not the conscious message, one can argue that bad judgment was used in the choice of images, dialogue, and lyrics“(1). Zuletzt sollte erwähnt werden, dass der Film deutlich suggeriert, nicht nur die Affen sollten unter sich bleiben. Vielmehr gilt der rassistische Trennungskodex für alle Bewohner des Dschungels: Die Wölfe sind am Ende wieder unter sich, der Mensch begibt sich zu seinesgleichen, und der Panther Bagheera zeigt sich in einem Dialog mit dem Bären Baloo ebenfalls als Verfechter einer solchen – scheinbar natürlichen – Trennung: „You wouldn't marry a panther, would you?“

                                                    Um die Implikationen dieser Deutung zu begreifen, sollte man sich vergegenwärtigen, zu welcher Zeit „The Jungle Book“ produziert und veröffentlicht wurde. 1967, in der Hochphase der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und des Black Power Movements, kurz vor dem Tod Luther Kings, eine Fabel zu drehen, in der mit stereotypisch 'schwarzen' Merkmalen ausgestattete Affen gewaltsam Einlass in die höhere, vermeintlich zivilisiertere Gesellschaft suchen, ist schon ein heißes Eisen. Diese Affen dann sprichwörtlich durchweg als „Schurken“ oder aber Karikatur ihrer selbst zu zeigen und damit gängige Klischees unkommentiert zu reproduzieren, ist völlig unvertretbar. Es ist relativ bekannt, dass um Walt Disney zeitlebens und bis heute Gerüchte von Rassismus und Antisemitismus kreisten. Sollte an diesen Gerüchten etwas stimmen, dann wäre „The Jungle Book“ wohl eine ideale Illustration hierfür.

                                                    Zuletzt ein paar Worte der Rehabilitation dieses ewigen Zeichentrick-Klassikers: Natürlich kann eine reine Interpretation nicht die Frage danach beantworten, ob „The Jungle Book“ trotzdem mit Blick auf die technische Umsetzung, seinen Unterhaltungswert oder seine Bedeutung für den Kanon ein „guter“ Film ist (Ich denke, das ist er!), ebensowenig, ob man ihn sich aus heutiger Sicht bedenkenlos anschauen kann (Kann man!), vielleicht gar mit Kindern (Ebenfalls!). Sie kann höchstens eine neue, kritische Perspektive auf Altbekanntes liefern, und zu einer anderen Art der Wahrnehmung anregen. Oder, um mit den Worten des Filmkritikers Richard Bowden zu schließen: „Millions have enjoyed Disney's classic before, and will do so in future. But at least facing some of the issues raised, in particular through a critical look at the characteristic reworking of original material, will make the walk through the jungle more interesting“(2).

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