benutzerbenutzer - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+31 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+23 Kommentare
-
Squid GameSquid Game ist eine Thriller aus dem Jahr 2021 von Dong-hyuk Hwang mit Jung-Jae Lee und Wi Ha-Joon.+13 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens102 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt101 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps96 Vormerkungen
-
Die nackte Kanone87 Vormerkungen
Alle Kommentare von benutzerbenutzer
Hier meine Kommentare zu den einzelnen Staffeln dieser grandiosen Serie mit so unverschämt hohem Suchtfaktor, dass ich mich tatsächlich genötigt sah, alle 4 Staffeln in einer Woche anzusehen:
"Breaking Bad" (Staffel 1) spielt den entscheidenden Vorteil, den gute TV- Serien gegenüber Spielfilmen aufgrund der Laufzeit besitzen, mit dem größtmöglichen Erfolg aus: Die Serie interessiert sich für ihre Figuren, entwickelt sie konsequent weiter und verleiht selbst den Nebenfiguren eindrucksvolle und jederzeit stimmige Hintergrundgeschichten. Erfreulicherweise bewegt sich auch inszenatorisch alles auf höchst beachtlichem Niveau, denn sowohl die Schauspielleistungen, die Qualität des Soundtracks oder die allgemeine Ästhetik der Bilder brauchen sich vor keinem Kinofilm zu verstecken.
So ist es vor allem der großartige Bryan Cranston, der der Figur des "Walter White" sowohl eine stimmige, absolut klischeefreie tragische Dimension, als auch eine komische Seite verleiht und darüber hinaus den Zuschauer stets vollstes Verständnis für seine Entscheidungen aufbringen lässt, von einigen kleineren Ausnahmen einmal abgesehen. Auch die Qualitäten der Story werden größtenteils voll ausgeschöpft, und es kommt immer wieder zu hochspannenden Szenen, häufig garniert mit chemischen Fachwissen, das niemals uninteressant oder belehrend daherkommt. Hier merkt der Zuschauer ganz deutlich, dass die Macher der Serie etwas zu erzählen haben, das ganze Potential des Plots aber nicht zu schnell verschossen werden soll, weswegen "Breaking Bad" das einzig Richtige macht und den Fokus immer wieder auf die Figuren sowie ihre Beziehungen untereinander lenkt.
Fazit: "Breaking Bad" ist mit Sicherheit eine der interessantesten und vielseitigsten Serien der letzten Jahre, nicht nur aufgrund der verheißungsvollen Grundprämisse. Schade nur, dass die nächste Staffel beinahe doppelt so viele Folgen hat, denn diesmal werde ich wohl nicht alles am Stück sehen können.
"Breaking Bad" (Staffel 2) schafft es scheinbar mühelos, das Niveau der ohnehin schon grandiosen erste Staffel zu halten . Sämtliche Charaktere gewinnen weiter an Tiefe und auch der Humor kommt erneut nicht zu kurz. Vor allem Dean Norris als Hank vermag es in Staffel 2, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen, während Walter White zunehmend skrupelloser wird (die Szene, in der Jane beim Sterben zusieht, ist eine der markdurchdringendsten der ganzen Staffel) und Jesse Pinkman es zunehmend vermag, Akzente zu setzen.
"Breaking Bad" (Staffel 3) schwächelt zwar zwischenzeitlich ein wenig (vor allem die Episode "Die Fliege" sei hier genannt), schafft es aber dann doch bravoröus, das bisher eindeutig beste Staffelfinale hinzulegen. Und überhaupt, was bei "Breaking Bad" schlecht ist, ist noch immer auf einem derart beachtlichen Niveau, dass es viele andere Serien niemals erreichen werden.
Besonders schön ist auch diesmal wieder die Tatsache, dass die Serie sich Zeit nimmt, um die Probleme der Charaktere ausführlich zu beleuchten. Immer wieder werden Handlungen, die, wenn sie sonst im Fernsehen zu sehen sind, in Sekundenbruchteilen abgehandelt werden, auf deutlich größere Zeiträume gedehnt, was zum einen weitaus realistischer ist, zum anderen die Spannung beträchtlich erhöht. Neben den Hauptcharakteren, bei denen sich Jesse immer weiter in den Vordergrund spielt, sind auch die Nebencharaktere, insbesondere Gus, Saul und Mike, immer wieder eine helle Freude für den Zuschauer.
Nachdem die 3. Staffel leicht hinter den Vorgängern zurückblieb, ist die 4. Staffel die bisher beste, steigert sie die Spannung oftmals doch ins Unerträgliche. Die "Abenteuer" Walt's und Jesse's ufern natürlich immer mehr aus, und trotz des erormen Ausmaßes an Zerstörung schaffen die Macher es noch immer, das ganze Szenario zumindest in weiten Teilen überaus realistisch wirken zu lassen. Besonders bemerkenswert ist auch, dass der Showdown am Ende von der ersten Folge der Staffel an konsequent aufgebaut wurde und trotzdem nie erzwungen, sondern gnadenlos konsequent daherkommt.
Fazit: "Breaking Bad" muss man gesehen haben. Einfach alles ist nahezu perfekt, die Schauspieler, die Musik, die Atmosphäre und die Kameraführung, vor allem aber die Qualität der Story, die wirklich jeden zu Anfang noch so unbedeutend erscheinenden kleinen Moment im weiteren Verlauf mit ungeahnter Tiefe füllt.
Allein der Titel ist schon dermaßen lustig, dass er glatt drei Extrapunkte verdient hätte, aber der Film an sich setzt ganz locker noch einen drauf. Es ist die pure Freude, wie es den Machern hier gelungen ist, in gerade einmal zehn Minuten zahlreiche Anspielungen auf populäre Horrorfilme (besonders schön: Die Duschszene aus "Psycho") und ebenso viele Lacher zur Freude des Publikums einzustreuen. Obwohl das ganze sagenhaft billig war, wirkt es doch nie wirklich trashig, sondern eher gekonnt inszeniert, so dass phasenweise tatsächlich der Eindruck entsteht, man habe es hier mit einem Trailer zu tun. Und da Trailer bekanntlich immer die besten Szenen zeigen, kann man sich hier zehn Minuten lang "beste Szenen" ansehen, ohne Angst haben zu müssen, dass der fertige Film hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte.
Was, Sternstunden des deutschen Films wie "Ballermann 6" und "Voll Normaaal!" tauchen hier auf? Das sind doch Meisterwerke für die Ewigkeit mit einem schier unerschöpflichen Zitatefundus ;-)
Nicholas Cage will die Unabhängigkeitserklärung stehlen, um zu verhindern, dass Sean Bean die Unabhängikkeitserklärung stiehlt. Klingt bescheuert? Ist es auch, aber genau das macht "Das Vermächtnis der Tempelritter" zu einem guten Film. Denn so merkmürdig der Plot klingt, so gut passt er zu diesem Film, in dem die Schauspieler mit Lust bei der Sache sind und - und das ist hier der entscheidende Faktor - sich die Story nie zu ernst nimmt, aber trotzdem stets interessant bleibt. (Spoiler) Vor allem Justin Bartha als Sidekick von Cage sorgt für etliche Lacher, und Sean Bean darf endlich mal überleben, auch wenn er dafür verhaftet wird.
Diane Kruger's Synchronstimme nervt allerdings ziemlich, erinnert mich in ihrer hölzernen Art immer wieder an die Unbeholfenheit, mit der in der Schule Romane in Rollen verteilt gelesen werden.
Das war es dann also. Die Schule ist vorbei, man hält sein Zeugnis in den Händen und verlässt den Abiball im Wissen, niemals wieder mit all denen, die einen die letzten Jahre des Lebens begleitet haben, zusammenzukommen. Sicher, mit einigen hält man Kontakt, bleibt befreundet und trifft sich immer mal wieder, aber wenn man ehrlich ist, weiß man, dass das häufig nur leere Versprechungen sein können.
Leer, das ist vielleicht das Wort, dass alles am Besten umschreibt. Die Freude über das Bestehen ist vorbei und auf einmal hat man den ganzen Tag nichts mehr zu tun, und man fragt sich unweigerlich, wie es wohl weitergehen mag im eigenen Leben und in dem der Freunde.
In dieser Situation ist "Schule" ein Film, der gleichzeitig auf unvergleichliche Weise dieses Gefühl der Freiheit und Aufregung, der Orientierungslosigkeit und Gedankenspiele während der finalen Schulphase einfängt, aber auch mit bittersüßer Melancholie in Erinnerung ruft, was man da in Wirklichkeit verloren hat, mit der Schule. Ein Film also, der oft schön ist, aber der auch oft ein bisschen wehtut.
So sind es vor allem die Szenen, in denen die Freunde ganz unter sich sind, einfach nur kiffen, saufen oder sich über Mädchen unterhalten, die besonders gut gelungen sind, da sie mit einer Leichtigkeit erzählt sind, die dem Zuschauer manchmal so scheint, als sähe er gerade seinen eigenen Freunden zu. Auch die Charaktere sind größtenteils gut gelungen und in ihren Eigenarten leicht auf die Wirklichkeit übertragbar. Und schließlich werden auch am Ende, in den Reden Stones und Schnubbies, Motive und Gedankengänge aufgegriffen, über die man selbst sich schon hunderte Male den Kopf zerbrochen hat, und die noch lange nachwirken.
Auch ein Grund, warum ich Christopher Nolan für den derzeit begabtesten Regisseur in Hollywood halte. "TDKR" hätte sicherlich hunderte Millionen mehr in 3D gebracht. Gut, dass Nolan seinem Stil treu bleibt.
Ich halte sie ja auch für überbewertet. Sicher, sie kann passabel schauspielern, aber irgendwie bleibt sie in jedem ihrer Filme austauschbar und ich fürchte, eine Rolle wie in "Gangster Squad" werde ich ihr wohl überhaupt nicht abnehmen können.
Mit kleineren Spoilern:
Ich mag (Anti)Kriegsfilme im Allgemeinen und Filme über den Vietnamkrieg im Besonderen. Das liegt zum Einen daran, dass sich eine Vielzahl der größten Hollywoodregisseure (Stone, Coppola, Kubrick, ...) mindestens einmal an diesem Genre versucht hat und dabei meist Großes geschaffen hat, außerdem interessiert mich das Thema auch abseits der Filmwelt. Zum anderen zeigt ein guter Film über den Vietnamkrieg niemals nur den Krieg, sondern geht darüber hinaus, taucht ein in die sich auftuenden Abgründe menschlichen Verhaltens und kann somit auch vom psychologischen Standpunkt aus von Interesse sein.
Auch Stanley Kubrick's "Full Metal Jacket" gehört zu dieser Kategorie Film und ist gerade durch die Zweiteilung von Grundausbildung und Kriegseinsatz von besonderer Finesse. Der Film unterläuft gekonnt alle Klischees und mitunter auch die Erwartungshaltung des Zuschauers und gibt dem ganzen zeitweise eine wunderbar authentische, manchmal mit schwarzem Humor und stets mit einem für einen Kriegsfilm eigenwilligen (und gerade dadurch so genialen) Soundtrack unterlegte Note. Eigentlich ist hier in den Kommentaren schon so ziemlich alles über diesen Film gesagt worden, deshalb an dieser Stelle nur zwei Interpretationsansätze, die mir während dem Ansehen auffielen und die vielleicht als Aufhänger für eine tiefergehende Analyse des Films taugen:
Während der Szene im Hubschrauber zeigt sich Private Joker schockiert über die Gleichgültigkeit des Bordschützen ob der von ihm ermordeten Vietnamesen, darunter Frauen und Kinder. Am Ende, als er den Heckenschützen erschießt, macht er sich nun genau des Verhaltens schuldig, über das er noch kurz davor so schockiert war. Hier wird die auch von Private Joker selbst angesprochene Dualität des Menschen hervorgehoben.
Eben diese Dualität wird auch in der vorletzten Szene des Films deutlich, wenn die Kamera sekundenlang auf Joker verharrt und sein Gesicht zur einen Hälfte im Schatten liegt, während die andere Hälfte vom Feuer beschienen wird, das hier gleichsam als Sinnbild für die Zivilisation fungiert.
Was passiert, wenn dieses Feuer erlischt, davon kann der Zuschauer in "Full Metal Jacket" Zeuge werden.
Sam Mendes liefert uns mit "American Beauty" die ultimative Vorstadthölle, seziert zutiefst amerikanische Befindlichkeiten und wirft einen ironischen Blick hinter die gutbürgerliche Fassade einer "normalen" Mittelstandsfamilie.
Christopher Nolan ist für mich einer der größten, vielleicht sogar der Größte, aller gegenwärtigen Hollywoodregisseure. Zwar mag er in seinem Werdegang vom nachdenklichen Independentregisseur (Following, Memento) hin zum Blockbusterspezialisten (Inception, The Dark Knight) an Tiefe verloren haben, dennoch sind auch seine aktuellen Filme nicht frei von intellektuellen und originellen Denkansätzen, die den Zuschauer zum Nachdenken anregen können. Nolans Annäherung, oder wenn man so will sein Zugeständnis an Hollywood ist indes, dass sich die neuen Filme auch ohne einen Beachtung ihrer eventuellen tieferen Bedeutung ansehen und sie durchaus mögen kann, während man bei einem Film wie Memento nicht umhin kam, sich mit Nolan und seinen Ideen auseinanderzusetzen.
Ein interessanter Aspekt im filmischen Schaffen des Regisseurs ist es auch, dass alle seine Filme letztlich auf die ein oder andere Art das Thema Identität behandeln. Stets stehen innerlich zerrissene, über ihr eigenes Leben und dessen Bedeutung im unklaren stehende Figuren im Mittelpunkt seiner Filme, so dass die Helden in Nolans Filmen sich immer wieder der Frage stellen müssen, wer sie denn nun wirklich sind.
"What's the difference between peanut butter and jam? ... You can't peanut butter your d*** up someones a**!"
Meiner Meinung nach eine der besten Serien zum zurücklehnen und genießen.
Sicherlich ist manches ziemlich gewöhnungsbedürftig an diesem für mich ersten Film von Rainer Werner Fassbinder. Das fängt bei den ungewöhnlichen Protagonisten, die weit entfernt vom heute üblichen Schönheitsideal sind, an, setzt sich in der teils grotesken Überzeichnung mancher Situationen fort und hört auch bei dem äußerst spärlichen Musikeinsatz, der jene Betroffenheit, wie sie heute im Kino häufig durch Musik suggeriert werden soll, noch nicht auf. Hat man sich aber an diese Umstände gewöhnt, erwartet den Zuschauer ein wirklich sehenswerter Film zur Frage nach dem Umgang mit Fremden in Deutschland, der sicherlich auch heute noch aktuell ist.
Zwar wirkt das Gezeigte manchmal etwas übertrieben, darin liegt aber gerade der Reiz des Films, da er so auf den ganz alltäglichen, unterschwellig bei eigentlich so ziemlich jedem vorhandenen Vorurteilen (die einem oftmals gar nicht selbst bewusst sind) aufmerksam macht und dadurch zu einer eigenständigen Aussage findet.
Was Fassbinder in den Situationen, in denen das Liebespaar besonders drastisch mit Anfeindungen konfrontiert wird, den Schauspielern in den Mund legt, ist vielleicht nicht das, was jemand im wirklichen Leben sagen würde (vor allem nicht zur eigenen Mutter), es ist aber ganz sicher das, was viele Menschen denken und heute aus Angst, in ihrer Intoleranz bloßgestellt zu werden, nicht einmal mehr aussprechen. An ihrem latent vorhandenen Rassismus ändert das allerdings herzlich wenig. Genau diese festgefahrenen Denkmuster wollte Fassbinder meines Erachtens hier anprangern, und es ist mehr als verständlich, dass er dazu durchaus drastische Mittel wählte, die Szenen teilweise verfremdete und den Zuschauer somit ständig auffodert, über das Gesehene zu reflektieren.
Zwar wird im Verlauf des Films deutlich, dass "Angst essen Seele auf" eigentlich mehr Lehrstück als die Geschichte eines Liebspaares ist, aber dennoch stört es nicht selten, dass der Film immer wieder Auslassungen in der Entwicklung der Liebe der beiden Protagonisten zugunsten seines Kernthemas vornimmt, so ist zum Beispiel die Spanne zwischen dem Kennenlernen der beiden und ihrer Heirat viel zu knapp bemessen. Und auch den Schauspielern merkt man, vermutlich aus oben genanntem Grund, etwas zu oft an, dass sie eben "nur" spielen (obwohl gerade die beiden Hauptdarsteller sehr stark sind).
Aber das sind kleine Schwächen in einem sonst starken Film, bei dem schließlich die Aussage im Vordergrund steht, und die stimmt bei "Angst essen Seele auf" ganz gewiss. Dabei verlässt sich der Film allerdings nie ganz auf diese Aussage, sondern versucht, eine eigene Geschichte zu erzählen, und entlässt das ungleiche Paar, das er dankenswerterweise nicht romantisch verklärt, sondern auch die Probleme schildert, die mit dieser ungleichen Beziehung verbunden sind, am Ende in eine ungewisse Zukunft.
Gelungene Übertragung der Thematik, die Fassbinder in "Angst essen Seele auf" formulierte, auf die heutige Realität und Gesellschaft. Die interessante Wahl, den Film komplett aus der Perspektive des Opfers zu drehen, gelingt zwar nicht immer, ist aber ein interessantes filmisches Experiment. Obwohl die Schauspieler (besonders der Regisseur am Telefon) teilweise nicht besonders überzeugen können, kann man den Gedankengang Mulu's doch nachvollziehen. Dass das Ganze auf einer wahren Begebenheit beruht, zeigt, wie aktuell Fassbinder's Film auch heute noch ist.
Eigentlich vermische ich Filmkommentare nicht mit persönlichen Erlebnissen, allerdings liegt bei "Uhrwerk Orange" der Fall etwas anders:
Meine Geschichte mit "Uhrwerk Orange" beginnt vor fünf oder sechs Jahren, lange bevor ich moviepilot kennenlernte und ebenso lange bevor Filme für mich mehr als nur bloße Unterhaltung sein durften. Da stand ich also auf einem Flohmarkt und sah diese DVD vor mir liegen, auf der "Stanley Kubricks Uhrwerk Orange" stand, darunter das Bild eines jungen Mannes mit außergewöhnlich langen Wimpern, leicht irrem Blick und einem Dolch in der rechten Hand. Irgendwo hatte ich den Namen Kubrick schonmal gehört und das Bild hatte aus irgendeinem Grund eine sehr anziehende Wirkung auf mich. Kurzum, ich kaufte den Film, und noch am selben Tag sah ich ihn mir an. Na gut, ich versuchte es zumindest, denn mehr als eine halbe Stunde schaffte ich einfach nicht. Denn was ich sah, hatte auf mich einen furchtbar verstörenden Eindruck: Nackte Menschen, komische Kostüme, viel Blut und weit und breit kein Grund dafür. Also verschwand die DVD schon bald in der hintersten Ecke des DVD- Regals und dort blieb sie auch erst einmal.
Irgendwann begann ich dann, mich für Filme auch abseits bloßer Unterhaltung zu interessieren, und mir kam die Erkenntnis (besser spät als nie), dass ich den Film wohl einfach nicht verstanden hatte. Und dennoch, nie kam ich dazu, ihn wieder hervorzuholen und noch einmal anzusehen, zu groß war wohl meine Angst, enttäuscht zu werden.
Glücklicherweise änderte sich das vor einigen Wochen doch noch. Warum, kann ich nicht einmal genau sagen, vielleicht hatte ich einfach den Eindruck, bereit dafür zu sein.
Aber Schluss mit dieser Geschichte, zum Film selbst möchte ich ja schließlich auch noch etwas schreiben:
Das erste, was mir auffiel, war die atemberaubende Ästhetik des Films. Die Häuser, die Straßen, die Kostüme, die Korova- Milchbar, einfach alles, von den Kleidern der Menschen bis zu den extravaganten Einrichtungsgegenständen, war so bizarr und doch auf merkwürdige Weise äußerst stimmig.
Das zweite, was mir auffiel, war die Kameraführung. Immer wieder sehr lange Einstellungen und tolle Kamerafahrten, die eine so wunderbare Wirkung besitzen und es vermochten, mich förmlich in die Welt des Films hineinzuziehen. Auch die häufig eingesetzten Ultraweitwinkelobjektive trugen zu diesem Gefühl bei.
Das dritte schließlich, was mir auffiel, waren die Schauspieler, allen voran Malcolm McDowell als Alex, die alle so brilliant, so authentisch und so überzeugend auftreten, als hätten sie es tausende Male geprobt (wahrscheinlich hat Kubrick auch tausende Einstellungen gedreht).
Inszenatorisch sowie schauspieltechnisch also alles einwandfrei bei "Uhrwerk Orange".
Wie sieht es aber mit der Story aus, die hinter all dem steckt? Nun, um ehrlich zu sein, war mir das auch nach meiner ersten Sichtung des kompletten Films nicht klar, worum es hier eigentlich geht. Klar, ein gewaltbereiter Jugendlicher wird mit fragwürdigsten Methoden resozialisiert, anschließend von seinen Opfern misshandelt, wobei er vollkommen wehrlos ist, und ist am Schluss des Films quasi von seiner Heilung geheilt. Da dieser Film aber so voller Symbolen und Motiven steckt und augenscheinlich so viele unterschiedliche Thematiken anreißt, fällt es manchmal durchaus schwer, bei all dem den Überblick zu behalten.
Aber was soll ich sagen, was Kubrick hier gelang, ist absolut erstaunlich, schafft er es doch, einen beinahe psychopathischen Mörder und Vergewaltiger nicht als vollkommen hassenswert darzustellen, sondern ihm von Beginn an und schon lange bevor er selbst zum Opfer wird, eine menschliche Komponente zu geben, die mich diesem Menschen eine gewisse Sympathie entgegenbringen lässt, was sicherlich auch am hervorragenden Spiel des Hauptdarstellers liegt. Allein das ist schon eine alles überragende Leistung, die man eigentlich gar nicht genug würdigen kann. Aber natürlich geht es noch weiter, greift der Regisseur im Verlauf des Films doch verschiedenste Themen wie beispielsweise die Angst der Politik vor einem Imageschaden (am Ende), die Frage nach der Gerechtigkeit und der damit verbundenen Rechtmäßigkeit und moralischen Legitimation von Selbstjustiz (wenn seine Opfer sich am nun hilflosen Alex rächen) oder die Frage danach, wie eine zukünftige Gesellschaft aussehen könnte (den ganzen Film über). Letztlich stellt sich sogar die große Frage nach der Identität, denn ist ein Mensch, der zwar durch Gehirnwäsche der Gesellschaft angepasst wurde, wirklich noch er selbst oder vegetiert er nun ohne die Möglichkeit der freien Entscheidung, die uns ja erst zum Menschen macht, vor sich hin, abgestoßen von Gewalt, aber dennoch unfähig, seine Taten zu bedauern? Wenn ein Film all diese Fragen aufwirft, und es schafft, die Erinnerung an ihn auch Wochen nach dem Ansehen lebendig zu halten, dann kann das zumindest für mich nur eines bedeuten: Er ist ein Meisterwerk.
Die schönsten Filme sind ja die, von denen man sich eigentlich nichts erwartet. So auch beim französischen Polizeithriller "Unter Beschuss", der sich als überraschend vielschichtig und stimmungsvoll inszeniert entpuppt. Die Story bietet zwar wenig Innovatives, ist aber dennoch relativ clever konstruiert, was vielleicht auch daran liegen mag, dass ich Filmen dieser Art (desillusionierter Polizist wird versetzt und stößt auf einen großen Fall) in der Regel viel abgewinnen kann.
Weiterhin stimmen die Schauspielleistungen, allen voran bei Richard Berry, dem es gelingt, seinen Polizisten überraschend vielschichtig anzulegen, wobei es allerdings auch ihm nicht immer gelingt, kleinere Schwächen des Drehbuchs auszumerzen. Dafür wird der Zuschauer allerdings mit einem zwar nicht schönen, aber stimmungsvollen Hintergrund (die Vororte Marseilles) belohnt. Auch der Showdown ist recht ansehnlich, wobei er es allerdings manchmal etwas übertreibt beziehungsweise unrealistisch wird. Dennoch ein Film, der insgesamt durchaus sehenswert ist.
Ein klasse Schauspieler, der, egal, wen er gerade spielt, immer eine gewisse Sympathie und vor allem Verständnis für seine Entscheidungen bei mir hervorruft. Ob als extrem cooler Auftragskiller in "Brügge sehen und sterben" oder als coolster irischer Cop aller Zeiten in "The Guard", ich sehe ihn einfach immer wieder gern. Selbst im mittelmäßigen "Safe House" war er neben Denzel Washington einer der wenigen Lichtblicke.
Mein erster Film von Inarritu hat mich leider doch etwas enttäuscht zurückgelassen. Zwar hat die komplexe Geschichte durchaus ihren Reiz und wirkt stets gut durchdacht, inhaltlich hat das Ganze aber nicht gerade sonderlich viel zu bieten. Vielmehr zeigt der Regisseur in seinem Debütfilm Episoden aus dem normalen Leben, was sicherlich auch eine gewisse Daseinsberechtigung hat, die damit verbundene Aussage bleibt mir allerdings rätselhaft. Dadurch wirkt der Film mitunter etwas langatmig und auch die Figuren verhalten sich manchmal sehr seltsam. Aber ich will den Film hier nicht schlechter machen als er ist, denn vor allem inszenatorisch und schauspielerisch gibt es nichts zu bemängeln (gerade die Anfangssequenz ist grandios), und auch die Art und Weise, in der die Verhaltensweisen der Hunde und ihrer Besitzer gegenübergestellt werden - meistens zerfleischen sie sich gegenseitig - ist grandios. Darüber hinaus weiß die Kameraführung, die den Zuschauer immer wieder ganz nah ans Geschehen heranbringt, zu beeindrucken.
Fazit: Zum von mir erhofften Meisterwerk hat es leider nicht gereicht, sehenswert ist Inarritu's Regiedebüt aber allemal. Als nächstes steht dann wohl "21 Gramm" auf dem Programm.
Genau so muss gutes deutsches Kino aussehen. Abseits jeglicher Effektgewitter und meilenweit entfernt von "Stars" wie Til Schweiger und Matthias Schweighöfer brillieren in Dietrich Brüggemann's Film die jungen, unverbrauchten Darsteller, die hier durchweg zu überzeugen wissen. Dabei gelingt es dem Film scheinbar mühelos, zwischen den vielen komischen Momenten immer wieder auch ernstere Töne anzuschlagen, ohne dabei allerdings in Klischees oder das sonst scheinbar unvermeidliche Betroffenheitskino abzudriften.
Zwei besondere Highlights des Films sind neben den Darstellern das Drehbuch, das trotz einiger kleinerer Schwächen nicht wenige herrliche Dialoge bereithält, wobei besonders die Szenen mit Sebastian, in denen er sein Welt- und Menschenbild eindrucksvoll und überzeugend darlegt, außerordentlich gut gelungen sind, sowie die Wahl der Musik, die stets überaus passend ist und mitunter sinnvoll in die Handlung eingebunden wird.
Deutsches Kino wie es sein soll: Ohne die großen Geschichten zu erzählen (wobei er gegen Ende doch etwas überambitioniert daherkommt), gelingt Dietrich Brüggemann ein auch inszenatorisch rundum zufriedenstellender Film, wie es ihn viel zu selten in Deutschland zu sehen gibt.
"Regisseur Michael Bay war bei den Dreharbeiten zu einem Victoria’s Secrets-Werbespot, für den Rosie Huntington-Whiteley vor der Kamera stand, so begeistert von ihrem Talent, dass er sie kurzerhand zum Casting für den dritten Teil seiner Transformers-Reihe einlud."
Wenn's nicht so traurig wäre, könnte man fast drüber lachen.
Meines Erachtens ist das Problem, dass viele User mit diesem Film haben, dass ihm jeglicher Tiefgang oder hintergründiger Sinn abgeht. Das ist zwar prinzipiell richtig, was aber hier gerne übersehen wird, ist, dass der Film keinen Tiefgang besitzen will, nichts kritisieren und schon gar niemanden vom Niedergang der westlichen Zivilisation überzeugen will. Stattdessen zeigt er einen Mann, der, frustiert von allen Aspekten seines in seinen Augen jämmerlichen Lebens, ausholt zu einem letzten Schlag gegen die von ihm verteufelte Gesellschaft. Dabei entgeht ihm allerdings, dass er selbst nicht besser ist als das, was er zu kritisieren versucht. Gerade die Ambivalenzen der Hauptfigur sowie die Verweigerung jeglicher akzeptabler Motivation für ihr Handeln sind es, die diesen Film so großartig machen. Und dass man ihn totzdem auf gewisse Art und Weise gern hat, ist der wunderbaren Darstellung Joel Murrays zu verdanken.
Mittlerweile gab es einige Kritiken zu lesen, die die teils heftigen Gewaltszenen kritisieren, da sie ja keinen tieferen Sinn besitzen. Darf man hieraus nun ableiten, dass die Gewaltszenen einwandfrei wären, wenn sie denn einen tieferen Sinn besäßen? Ist es dann nicht mehr geschmacklos, ein Baby mit der Schrotflinte zu erschießen (auch wenn es nur ein Traum ist)? Nun gut, darüber kann man sicherlich trefflich streiten, was diesen Film aber so sehenswert macht, ist die enorme Diskrepanz zwischen dem, was der Protagonist erreichen will und seinen tatsächlichen Handlungen. Natürlich begeht er häufig genau die Fehler, die er selbst anderen vorwirft und natürlich sind seine Gewaltorgien oftmals völlig überzogene Reaktionen auf kleine Verfehlungen seiner Mitmenschen, die so oder so ähnlich wohl jeder irgendwann schon einmal begangen hat. Aber gerade hier liegt einer der größten Pluspunkte des Films: Dass Frank sich der Bedeutung seiner Handlungen nur bedingt bewusst ist, bedeutet nämlich keineswegs, dass auch der Film diese Bedeutung verkennt. Er ist sich nämlich sehr wohl bewusst, dass Frank's Gewaltorgien jeder tiefere gesellschaftskritische Aspekt vollkommen abgeht.
Handelt also Frank unter dem vorgeschobenen Deckmantel der Gesellschaftskritik (auch wenn ihm dies nicht immer bewusst ist)?
Ja.
Gilt selbiges auch für den Film als solchen?
Nein.
Denn anders als Frank weiß der Film natürlich, dass Castingshows, gegründet auf dem Prinzip, Menschen lächerlich zu machen, TV- Moderatoren, die gezielt Ängste schüren, und verwöhnte Kinder, die nie zufrieden sind, von jedem vernunftbefähigten Menschen auch ohne weitere Anstöße verachtet werden (sollten). Dass sie mit ihren Fernsehauftritten häufig trotzdem so erfolgreich sind ist dann wieder etwas anderes.
Als etwas störend wirkt sich dann allerdings die Figur der Roxy auf den Film auf. Zwar gibt es einige durchaus interessante Dialoge zwischen ihr und Frank (die Szene, in der die beiden zusammen neue Kleidung kaufen, gehört zu den Besten des gesamten Films, auch und gerade weil hier deutlich wird, dass Frank nicht vollkommen amoralisch handelt, sondern eher wertorientiert, nur dass seine "Werte" eben höchst fragwürdig sind), allerdings ist ihr Charakter weitestgehend schematisch angelegt und oft nur dazu da, Frank's Sicht auf die Welt dem Publikum mitteilen zu können. Mit diesem Punkt hat sich die Kritik allerdings auch schon weitestgehend erschöpft.
"I'm simply asking questions!"
"Twelve Angry Men" ist, trotz seines Alters, immer noch ein sehr aktueller Film, der sowohl als Kommentar auf das US- amerikanische Justizsystem als auch als Plädoyer für eigenständiges Denken noch heute überaus aktuell ist.
Wie es Hauptdarsteller Henry Fonda und allen anderen Darstellern nach und nach gelingt, in knapp 95 Minuten Leinwandzeit glaubhaft die meisten Zuhörer lediglich kraft ihrer Worte zu überzeugen beziehungsweise ihre Wandlung überaus schlüssig darzustellen, das zeugt sowohl von darstellerischer als auch von inszenatorischer Brillianz, die auch (und vor allem) heute noch ihresgleichen sucht. Der Schweißfilm, der den ganzen Film über auf der Stirn der Geschworenen liegt, mag dabei nicht nur dem "heißesten Tag des Jahres" geschuldet sein, sondern auch der Tatsache, dass den meisten von ihnen erst nach und nach bewusst wird, dass sie hier über das Leben eines Menschen zu entscheiden haben. Dadurch wird ihnen eine Verantwortung aufgebürdet, die sie nur schwerlich bewältigen können. Dass den Geschworenen eben diese Verantwortung gerade zu Beginn des Films nicht einmal ansatzweise bewusst ist, zeigt das bloße Verlangen einiger Beteiligter, möglichst schnell ein Urteil zu fällen. Eine Stunde Zeitersparnis wiegt hier offenbar für manche schwerer als eine gerechte Urteilsfindung. Sicher, hier hat der Zuschauer es "nur" mit einem Film zu tun, aber irgendwie will man nicht so recht glauben, dass die gezeigten Szenen allzu weit von der Realität entfernt sind.
Fazit: Das im Kern faszinierende, bemerkenswerte und ganz und gar unglaubliche an diesem Film ist die Wandlung der Ausgangssituation hin zu einem gänzlich anderen Ergebnis am Ende des Films. Dass diese Wandlung stets überaus glaubhaft verläuft ist sowohl der Verdienst der Schauspieler als auch dem wunderbaren Drehbuch zu verdanken. So ist "Twelve Angry Men" einer der ganz wenigen Filme, die auch beim wiederholten Ansehen zum Mitfiebern einladen und den Zuschauer stets tief beeindruckt zurücklassen.
Da sind ja wirklich einige Perlen dabei, vor allem aber stimmt hier die Mischung. Ob alte oder neue Filme, Komödien oder Dramen, fast alles ist in dieser Liste vertreten. Dass "Absolute Giganten" doch relativ bekannt ist, überrascht und erfreut mich gleichermaßen.
Ruben Fleischer und Jesse Eisenberg? Die beiden, die "Zombieland" zu einem so tollen Film machten? Und die haben noch eine Komödie gedreht? Das kann doch nur toll werden, oder?
Nein, "30 Minuten oder weniger" ist schlicht und einfach Mist und wirkt die meiste Zeit über wie eine hingerotzte Fingerübung des Regisseurs und seines Hauptdarstellers, bevor man sich wieder Großprojekten widmen kann. Der Trailer war ja unglaublich lustig, aber leider enthielt er wie so oft alle lustigen Szenen des gesamten Films. Der Rest der Gags will einfach absolut nicht zünden und so bleibt der Film über die gesamte Länge eine uninspirierte, langweilige und schrecklich alberne Komödie, bei der lediglich Hauptdarsteller Eisenberg einige Sympathiepunkte abstauben kann.
Klassisches Beispiel dafür, wie nach einem kurzweiligen und amüsanten ersten Teil mit einer völlig uninspirierten Fortsetzung noch schnell etwas Geld gemacht werden soll. Absolut dämliche Story, langweilige Charaktere, platte Gags und lustlose Schauspieler.
Die Ausgangsfrage dieses Films ist im Prinzip ebenso einfach wie vielversprechend: Wieso hat im echten Leben noch nie jemand probiert, ein Superheld zu sein? Das fragt sich auch Dave, also beschließt er kurzerhand, es auszuprobieren. Klingt nach dem perfekten Rezept für eine ironische Abrechnung mit dem Superheldengenre?
Dass scheint es dann allerdings doch nicht so ganz zu sein, denn "Kick- Ass" hinterlässt einen weitgehend ambivalenten Eindruck. So stehen dem hervorragenden Soundtrack, der inszenatorischen Finesse und einigen wirklich guten Einfällen inhaltliche Unzulänglichkeiten, das Versagen eines Gutteils der Gags sowie der ständige Wunsch nach Coolness gegenüber.
Meiner Auffassung nach macht man es sich zu einfach, wenn man "Kick- Ass" eine gelungene satirische Abhandlung auf das Superheldengenre nennt. Gut, er ist mitunter stellenweise ziemlich brutal, und das ist einer der positiven Aspekte, trägt die Abwesenheit physischer Gewalt doch häufig dazu bei, dass man andere Superheldenfilme nicht ernst nehmen kann, da die Protagonisten zwar gerne Mal die ganze Welt retten müssen, dabei aber gleichzeitig häufig kein Tropfen Blut vergossen wird. In dieser Hinsicht ist "Kick- Ass" also durchaus eine erfrischende Abwechslung, wobei allerdings klar gesagt werden muss, dass diese Gewaltszenen häufig sehr selbstzweckhaft sind. Aber wenn ich die Moralkeule auspacken will, kann ich diesen Film gleich mit Null Punkten bewerten. Da es also verständlicherweise keinen Sinn macht, über den moralischen Aspekt des Ganzen zu diskutieren (immerhin wird ein elfjähriges Mädchen von ihrem Vater zum Killer ausgebildet und tötet reihenweise Menschen!), sind es andere Aspekte, die mich besonders stören. So wirkt der Film durch seine Brutalität zwar zunächst schön zynisch und bissig, aber wenn man genau hinsieht, wird man feststellen, dass neben den Superhelden ausnahmslos eindeutig als "böse" markierte Charaktere (allen voran die Handlanger des Gangsterbosses) das Zeitliche segnen. Es ist also kein großer Verlust, diese Leute hatten es sowieso nicht anders verdient, dass ist es, was der Film hier impliziert und was sich auch der Zuschauer denken soll. Zynismus und Bissigkeit sieht anders aus, hier trifft es eben immer den Richtigen. Wie ungleich konsequenter war doch "Super", in dem es alle treffen konnte, zum Beispiel "Drängler" in einer Schlange; und die sind zwar tatsächlich nervig, aber deswegen noch lange keine schlechten Menschen.
Auch die Story ist hier nicht sonderlich originell, vielmehr wird eine beliebige Rachestory geboten, deren Showdown äquivalent zum Film als Ganzes einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. So ist gerade hier der Soundtrack unglaublich griffig, und auch, wie sich Hit- Girl (die ansonsten eher anstrengend als cool ist; obwohl der Film sich wirklich alle Mühe gibt, sie als cool darzustellen) Zutritt zum Haus des Bosses verschafft, ist eine schöne Szene. Wie sie sich dann allerdings alleine mit zwei Pistolen durch zwanzig Gegner ballert, die sie alle ohne Mühe hätten erschießen können, ist einfach nur unglaublich dämlich und unglaubwürdig (ja, das sind andere Superheldenfilme auch, aber dieser hier erhebt schließlich einen Anspruch auf Realität). Dann taucht ein Jetpack mit aufmotierten Gatlings auf und man kann eigentlich abschalten.
Trotzdem erreicht der Film letzten Endes gesundes Mittelmaß, schließlich spielt der Cast sehr solide (bis auf Mark Strong, der als Gangsterboss Frank blass bleibt), einige nette Einfälle wie die Eröffnungsszene (die natürlich trotzdem vorhersehbar bleibt) sind auch zu verzeichnen trotz aller vorhandenen Schwächen stellt er doch eine ziemlich willkommene Abwechslung dar. Als Satire taugt er deshalb aber noch lange nicht.
Übrigens: Wer wissen will, was sich aus der Grundidee alles machen lässt, sollte sich "Super" oder "God Bless America" (auch wenn das eigentlich nicht unbedingt ein Superheldenfilm ist) anschauen.