benutzerbenutzer - Kommentare

Alle Kommentare von benutzerbenutzer

  • Schön, dass auch einige (noch) relativ unbekannte Filme neben den üblichen Verdächtigen dabei sind. Gerade auf "Gangster Squad" mit Ryan Gosling und auf "We Need to Talk About Kevin" freue ich mich doch sehr (neben den ersten drei Filmen der Liste). "The Cabin in the Woods" ist übrigens einer der interessantesten Horrorfilme der letzten Jahre, also auch hier unbedingt reinschauen.

    1
    • 6

      Naja, was soll man sagen, ein typischer Sommerblockbuster eben. Gesehen, gelacht, gelangweilt, alles mal dabei gewesen. Leider sind die Gags vor allem in der ersten Hälfte des Films recht flach und wollen einfach nicht so richtig zünden. Und auch der Zeitreisenprämisse kann leider nur sehr wenig Neues abgewonnen werden, stattdessen wird die eigentlich doch relativ komplexe Thematik sehr einfach gehalten.
      Doch natürlich hat MIB3 auch Vorzüge, wobei diese vor allem visueller Natur sind. Der Film sieht einfach umwerfend gut aus, vor allem die Szenen im Jahr 1969 sind in dieser Hinsicht sehr gelungen, und auch schauspielerisch ist der Film durchaus gut besetzt, wobei allerdings keiner (außer Josh Brolin, der als junger Agent K optimal besetzt ist) der Darsteller besondere Glanzlichter zu setzen vermag. Der 3D- Effekt ist zwar absolut unnötig und kommt nur in einer Handvoll Szenen wirklich zum Tragen, allerdings stört er auch nicht und das ist mehr, als ich von den Meisten anderen 3D- Filmen behaupten kann. Das Bild bleibt stets gestochen scharf, und die Visualisierung ist nicht zu offensichtlich auf die Ausnutzung des 3D- Effektes ausgerichtet. Zudem sind einige wirklich gute Szenen im Film enthalten, allen voran sei hier einmal die Zeitsprungsequenz genannt.
      MIB3 ist also ein typischer Vertreter der Sorte Film, die man einmal sieht, kurz darüber lacht, ihn aber doch am nächsten Tag bereits schon wieder vergessen hat.

      1
      • 10

        Kann Spoiler enthalten:

        "Lucky#Slevin" ist sicherlich kein Film, der Geschichte schreiben wird: Er bietet weder eine Revolution des Mediums Film noch eine noch nie dagewesene Story oder etwas Ähnliches. Außerdem ist er nicht perfekt, immer wieder gibt es kleiner Mäkel, die beim Gesamteindruck allerdings überhaupt nicht ins Gewicht fallen (z.B. Goodkats' Motivation, Slevin zu helfen, die doch relativ unklar bleibt). Und dennoch, "Lucky#Slevin" ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme, da er es meisterhaft versteht, eine grandiose Story mit komödiantischen Elementen zu versehen, dazu einen äußerst illustren Cast bietet, mit einigen spektakulären und zugleich völlig plausiblen Plottwists aufwartet, und darüber hinaus auch in äshtetischer Hinsicht ein wahrer Genuss ist (meisterhaft inszeniert ist zum Beispiel die Sequenz, in der Slevin und Goodkat in einer Parallelmontage Schach gegen den "Boss" spielen).
        Da im Wesentlichen schon alles über die Vorzüge dieses Films gesagt wurde, möchte ich nur kurz darauf eingehen und dann anschließend auf einige Kritikpunkte, die hier in den Kommentaren genannt wurden, eingehen. Zunächst sticht natürlich die Besetzung ins Auge, die hier über jeden Zweigel erhaben ist und spielt, als wären ihre Rollen nur für sie geschrieben worden. Besonders Stanley Tucci's Auftritt als Polizist ist eines von vielen Highlights des Films. Besonders die brillianten Dialoge, messerscharf und stets pointiert, sorgen neben den Schauspielern und der faszinierenden Geschichte für zweistündigen Filmgenuss der Extraklasse.
        An dieser Stelle bietet sich dann auch die Gelegenheit, auf einige Kritikpunkte einzugehen. So wurden beispielsweise die Dialoge teilweise als zu dick aufgetragen kritisiert. Aber ab wann ist ein Dialog zu dick aufgetragen? Dass das ganze Szenario nur bis zu einem gewissen Punkt realistisch ist, sollte jedem klar sein. In erster Linie ist "Lucky#Slevin" pure Unterhaltung und kein strenger Realismus. Die Dialoge erinnern natürlich an Werke Tarantinos, sind aber in meinen Augen vielleicht nicht unbedingt besser, dafür aber lustiger, und dies auf niveauvolle Art und Weise (die deutsch Synchronisation ist hier übrigens erstaunlich gut gelungen). Weiterhin kam es mir persönlich nicht so vor, dass der Film gewaltsam auf "cool" macht. Vielmehr ist er es einfach. Von der ersten Minute an zieht er einen in seinen Bann, man lernt die Figuren in kürzester Zeit kennen und jedes noch so kleine Detail findet in der Auflösung Verwendung (beispielsweise der Baseball: Der kleine Slevin ist offensichtlich baseballbegeistert, später tötet der den Buchmacher mit einem gezielten Wurf mit einem Baseball). Der Plot ist also nicht überkonstruiert, sondern meiner Meinung nach in sich überaus logisch. Natürlich kann man über die Wahrscheinlichkeit diskutieren, mit der dieser Plan in der Realität funktionieren würde, da er doch von einigen nicht zu beeinflussenden Variablen abhängt, aber der Film erhebt schließlich keinen Wirklichkeitsanspruch und in sich ist das Ganze einfach überaus schlüssig.
        All diese Kritikpunkte teile ich zwar nicht, verstehe sie aber dennoch und bin mir bewusst, dass man diese Meinung durchaus vertreten kann. Was mich persönlich allerdings in höchstem Maße aufregt, sind die Tarantino- Vergleiche, die einige sogenannte "Kritiker" (von denen man doch eigentlich etwas mehr Sachverstand als von normalen Usern erwarten dürfte, oder?) hier bemühen. Es ist leider ein Unding, dass offensichtlich seit "Rservoir Dogs" oder "Pulp Fiction" kein Film mehr gedreht werden darf, der scharfsinnige und gut pointierte Dialoge beinhaltet, solange der Regisseur nicht Quentin Tarantino heißt. Der Vergleich mit Tarantino liegt zu keinem Zeitpunkt auf der Hand, und dennoch wird er immer wieder bemüht. Ich würde gerne auf diese Vergleiche eingehen, aber leider schienen es die sogenannten "Kritiker" nicht für nötig zu halten, ihre anmaßenden Behauptungen mit so etwas banalem wie Argumenten zu unterfüttern.
        Aber egal, ich hoffe, wenigstens ich konnte mit meinem Kommentar einigermaßen schlüssig darlegen, wieso ich "Lucky#Slevin" zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zähle.

        6
        • 8

          SPOILER (wobei bei diesem Film eigentlich alles als Spoiler dient; wer vorhat den Film zu sehen, umgeht am Besten jeden Trailer und alle Inhaltsangaben, da dadurch schon viel verraten wird):

          Das neue, und deshalb wirklich überraschende an diesem Film ist es, was er aus seiner Ausgangssituation zaubert. Zwar wird dem Zuschauer von Beginn an deutlich gemacht, dass einem hier kein gewöhnlicher Backwood- Slasher bevorsteht, aber was wirklich dahinter steckt und welche Ausmaße das Ganze annimmt, dass überrascht dann doch vollkommen. Nun erfährt man, wieso beim Ausflug in der Hütte alle genretypischen Figuren vertreten sind und wieso eigentlich immer - wenn überhaupt- die Jungfrau überlebt. Dazwischen liegen 90 kurzweilige Minuten mit mehr oder weniger cleveren Verweisen auf das Horrorgenre, soliden Schauspielleistungen, sowie einer stattlichen Prise Humor. Die Splatterszenen erweisen sich allerdings als erstaunlich harmlos, da der Film des Öfteren sehr dunkel ist und deshalb nicht immer viel erkennen ist. Auch geht dem Ableben der Figuren oftmals die Kreativität ab.
          Dennoch ist "The Cabin In The Woods" ein außergewöhnlicher und dadurch für mich ausgezeichneter (Horror?)Film, dessen Prunkstück ganz eindeutig die Szenen im Laborkomplex (?) gegen Ende sind.

          1
          • Erinnert zumindest thematisch tatsächlich stark an "They Live". Leider kennen diesen grandiosen Film nur relativ wenige, aber villeicht findet "Branded" ja mehr Anklang. Optisch sieht das Ganze jedenfalls auch relativ rund aus, und auch die Darsteller sind allesamt keine ganz Unbekannten.

            1
            • Das hört sich auf jeden Fall interessant sein. Klingt zwar -genau wie bei "Drive"- nach einer nicht gerade besonders komplexen oder innovativen Story, aber der ausgeprägte Stilwillen Refn's und Gosling's unglaubliche Ausstrahlung werden hoffentlich für einen Film sorgen, der sicherlich nicht die Klasse von "Drive" erreichen wird (kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen), aber doch Großes verspricht.

              • 8 .5

                Auch die insgesamt vierte Folge von "Sherlock" bietet prinzipiell wieder Alles, was diese Serie ausmacht: Leicht unterkühlten, aber gerade deswegen so wunderbaren Humor, tolle Schauspieler, eine rundum gelungene Inszenierung, und nicht zuletzt einen interessanten Fall. Dieses Mal kann der Plot in seiner Komplexität zwar nicht mit den Vorgängern mithalten, das wird allerdings durch einige der spannendesten Szenen der ganzen Serie wieder mehr als wettgemacht. Moriarty und der Reichenbachfall können kommen!

                • 9

                  Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn! Der Auftakt der zweiten Staffel "Sherlock" kann locker mit der ersten mithalten und übertrifft diese mitunter sogar noch. Der Fall ist interessant, tritt aber nie zu sehr in den Vordergrund, sondern lässt genügend Raum für die Entwicklung der Charaktere sowie den wunderbaren Humor der Serie. Die letzten zehn Minuten sind dann dermaßen wunderbar, dass ich lange zurück denken muss, um eine Fernsehproduktion zu finden, die mich so mitgerissen hat.

                  3
                  • 8 .5

                    Warum fange ich immer direkt vor den wichtigsten Prüfungen an, die besten Serien zu schauen?
                    Aber sei es drum, "Sherlock" ist einfach absolut brilliant, nach dem etwas schwächeren zweiten Teil erreicht "The Great Game" beinahe die Klasse des Serienauftaktes und ist dabei für den Intellekt des Zuschauers sogar noch um einiges fordernder. Gegen Ende entwickelt diese Folge gar einen hypnotischen Sog, der mir wohl keine andere Wahl lässt, als mir die Nacht mit Staffel Zwei um die Ohren zu schlagen.
                    Toll geschauspielert, mit brillianter Musik, bissigen Dialogen und ohne je Langeweile aufkommen zu lassen, zählt "Sherlock" sicherlich zu den besten Serien der letzten Jahre.

                    3
                    • 7

                      Auch wenn er nicht die Klasse des ersten Teils erreicht, so ist liefert er doch eine Menge guter Lacher, die erneut gandenlos komisch sind. Hinzu kommt die gelungene Parodie einiger legendärer Szenen der Filmgeschichte, beispielsweise aus "Casablanca" oder "Ghost- Nachricht von Sam".

                      1
                      • 6 .5

                        Hat nicht mehr den Kultcharakter der ersten beiden Filme, kann aber dennoch für einige Lacher sorgen. Die beiden Protagonisten sind auf ihre ganz eigene Art sympathisch.

                        1
                        • 8
                          über Brazil

                          Überwältigungskino- Terry Gilliam's dystopischer Albtraum voller visueller Skurrilitäten

                          Utopien waren im 20. Jahrhundert sowohl im Film als auch in der Literatur ein besonders beliebtes Thema, unter dessen Eindruck literarische Meisterwerke wie George Orwell's "1984" oder Aldous Huxley's "Brave New World" entstanden. Neben einer stark gesellschaftskritischen Motivik waren es vor allem die Erschaffung neuer Welten oder Gesellschaften mit gänzlich von unseren Normen abweichenden Werten, die diese Werke auszeichneten. Hierfür bedurfte es eines enorm kreativen Verstandes, schließlich geht es in diesem Genre ja gerade darum, ein möglichst drohendes, aber dennoch bis zu einem gewissen Punkt glaubwürdiges Szenario einer zukünftigen Gesellschaft zu kreieren. Was läge da also näher, als ein dystopischer Film eines ausgewiesenen visuellen Genies vom Schlage eines Terry Gilliam?

                          So sind es tatsächlich vor allen Dingen die visuellen Aspekte, die "Brazil" kennzeichnen. Die Szenerien sind immer wieder vollgepackt mit unzähligen kleinen Details, die sich unmöglich alle beim ersten Sehen entdecken lassen. Da tauchen plötzlich monströse babygesichtige Kreaturen auf, die riesige Käfige hinter sich herziehen, ein Schreibtisch muss für zwei Büros reichen, die Schönheitsoperationen gleichen eher Verstümmelungen, werden aber trotzdem nie in Frage gestellt ("Meine Komplikation hatte eine Komplikation"), und hinter den Wänden befindet sich ein buntes Sammelsurium verschiedener Rohre und Leitungen in den unterschiedlichsten Variationen. Die Arbeitsatmosphäre wirkt kalt und unpersönlich, alles ist grau in grau und man erfährt niemals wirklich, worin die Arbeit der Heerscharen von Bürokraten eigentlich besteht. Leider führt Gilliams visueller Einfallsreichtum mitunter dazu, dass die Botschaft in manchen Szenen hinter den Eindrücken des Gesehenen zurücksteht, da der Film das ein oder andere Mal überfrachtet wirkt. So erinnert die völlig verwüstete Wohnung Sams frappierend an die zerstörten Hotelzimmer aus Gilliam's späterem Meisterwerk "Fear and Loathing in Las Vegas", erreicht beim Zuschauer allerdings nicht dieselbe Wirkung.

                          So eindrucksvoll gelungen der Film auf rein visueller Ebene daherkommt, so vielfältig sind die thematischen Ansätze, die dem Zuschauer hier aufgezeigt werden. Das ganze Leben ist bestimmt von einem alles beherrschenden bürokratischen System, das keinen Schritt ohne vorherige Antragsstellung genehmigt. Bei einigen beschränkten Individuen führt das mitunter zu einer Überhitzung des Gehirns, wenn man einen Auftrag ausführt, ohne das entsprechende Formblatt mitzuführen. Als Folge der ständigen Kontrolle durch das System sind die Menschen abgestumpft, sie haben das freie Denken verlernt. Ihr einziges Interesse gilt der Schönheit (Krankenhäuser sind in diesem Film für Schönheitsoperationen gedacht, nicht etwa für Notfälle) und der Karriere: Was Gilliam uns zeigt, ist Konformismus in seiner übelsten Form. Niemand will auffallen und das Allerschlimmste ist es, einen Fehler zu begehen.

                          Doch gerade aus diesen grotesken Auswüchsen der Bürokratie zieht der Film sein enormes komödiantisches Potenzial. Immer wieder wird die Lächerlichkeit der Betriebsabläufe sowie der vorherrschende Mentalität dem Zuschauer deutlich vor Augen geführt. Beispiel gefällig? Wenn Sams Chef vom Tod des fälschlich verurteilten Archibald Buttle erfährt, entgegnet er Sam zunächst mit einem tonlosen "Das ist ja schrecklich!". Nach einer Pause fügt er dann hinzu: "Nun werden wir diesen Scheck niemals los.". Diese Szene zeigt viel von dem, was "Brazil" ausmacht: Die verkommene Moral der Menschen, die Gewissheit, ein Menschenleben mit Geld abgelten zu können, und die Karikierung des übermächtigen bürokratischen Apparates.

                          Bei all diesen unpersönlichen Charakteren, die dem Zuschauer immer wieder begegnen, bedarf es natürlich einer Identifikationsfigur, die Gilliam mit Sam Lowry, dem einzigen Charakter, der wirklich so etwas wie Menschlichkeit zu besitzen scheint, im Film verankert.

                          Das Ende von "Brazil" ist dann schlichtweg genial. Es ist nicht etwa ein schlechtes oder gar trauriges Ende, sondern es ist das Richtige, das konsequente Ende: Wer eine Flucht Sams, oder gar den Sturz des Systems tatsächlich für möglich gehalten hat, der hat wohl nicht Recht verstanden, worauf es Gilliam's Horrorversion einer zukünftigen Gesellschaft ankommt. Die Botschaft lautet klar und eindeutig: Wir dürfen es niemals so weit kommen lassen, denn wenn wir uns erst einmal in einer solchen Gesellschaft wiederfinden, dann ist Wahnsinn tatsächlich der einzige Ausweg, der uns noch bleibt, um frei zu sein.

                          3
                          • 9 .5

                            Zac Snyder's "Watchmen" ist, wenn man so will, der finale Abgesang auf das Superheldengenre. Gab Christopher Nolan mit seinen düsteren, das Bild des strahlenden Helden gekonnt hinterfragenden "Batman Begins" sowie "The Dark Knight" die Marschrichtung vor, so gelang es Snyder 2009, diese beiden Filmen in Punkte Düsternis und Pessimismus noch bei Weitem zu übertreffen. An seinen Superhelden ist nichts mehr "super", sie sind Mörder, Vergewaltiger, Psychopathen. Die einen mehr, die anderen weniger. Es ist dem Regisseur hoch anzurechnen, dass er die Brutalität nicht auf Kosten eines möglicherweise größeren Publikumserfolges reduziert, sondern sie hier ganz bewusst als Stilmittel eingesetzt hat. So ist der Film über weite Strecken ein einziger Alptraum im positivsten Sinne, zusammengesetzt aus Gewalt, Machtmissbrauch und Selbstzweifeln. Die Superhelden vermarkten sich, das ist, so scheint es zunächst, alles, wozu sie noch gut sind. Dass sich am Ende ausgerechnet der Soziopath Rorschach als wahrer Mensch erweist, der die grausame Realität nicht zu akzeptieren bereit ist, ist ein derart phänomenaler Schlusspunkt, dass einem der Atem stockt.

                            4
                            • 9

                              Der zweite Teil der "Blood-and-Icecream-Trilogy" übertrifft den ohnehin schon gelungenen "Shaun of the Dead" noch einmal deutlich. Simon Pegg und Nick Frost ziehen alle Register, sparen nicht an brutalen Splattereinlagen und inszenieren die Action gerade im grandiosen Finale dermaßen over-the-top, dass es die reinste Freude ist, ihnen beim "Abwichsen", um ihm Titeljargon zu bleiben, ihrer Gegner zuzusehen. Dazwischen lassen sich von feinem englischen Humor (Angels Reise von London in seinen neuen Einsatzort bzw. seine Ankunft seien hier als Beispiel genannt) über Slapstick und Anspielungen auf Klassiker des Polizeifilms bis hin zu einigen (höchst amüsanten) Flachwitzen sämtliche Schattierungen der filmischen Komik ausmachen. Und wenn ganz am Ende tatsächlich ein Aaron A. Aronson auftaucht, ja dann dürfte es auch der ernsteste Zeitgenosse zumindest um ein Schmunzeln nicht herumkommen.

                              1
                              • 9

                                Ein bewunderswert starker deutscher Film, der in seinen besten Momenten so unglaublich viel Spaß macht, dass er zumindest bei mir als einer der besten deutschen Filme gilt. Die Charaktere sind so wunderbar durchgeknallt, und doch auf so einzigartige Weise liebenswert, dass Erinnerungen an die Skurrilitäten eines "Pulp Fiction" aufkommen. Trotzdem muss man diese beiden Filme natürlich nicht miteinander vergleichen, wie es überhaupt ein Unding ist, jeden Film, der auch nur entfernt an die Qualitäten eines "Pulp Fiction" erinnert, sofort als billige Kopie abzuqualifizieren, aber das nur am Rande.
                                Was bleibt, ist ein Film, den man sich mehr als einmal ansehen kann, der von seinen Charakteren und brillianten Dialogen lebt und dem sogar die Szene mit Til Schweiger, der hier einen Cameo- Auftritt absolviert, nichts anhaben kann.

                                4
                                • 8 .5

                                  So eine schlaflose Nacht hat also auch ihr Gutes, in diesem Fall die Tatsache, dass ich nun doch dazu komme, eine Kritik zu "Tinker, Tailor, Soldier, Spy" (welch schöner Name!) zu verfassen. Da mein örtliches Kino zwar üblicherweise alles außer Blockbustern links liegen lässt, es aber immerhin doch, wenn auch mit einigen Monaten Verspätung, schafft, wenigstens einmal in der Woche auch unbekanntere Filme zu zeigen, kam ich nun also doch noch in den Genuss, Thomas Alfredsons Film auf der großen Leinwand zu genießen. Zunächst hatte ich, gerade nach dem flüchtigen Lesen einiger Kommentare hier, durchaus Zweifel daran, ob dieser Film mir zusagen würde, aber siehe da: Er ist in fast allen Bereichen gelungen und hätte gerne auch vier statt zwie Stunden andauern dürfen.

                                  Dafür, dass der Film trotz der scheinbaren Handlungsarmut nie langweilig wird, gibt es zwei Gründe: Zum einen die Schauspieler, die wirklich allesamt und ohne die geringste Ausnahme vollkommen zu überzeugen wissen und die hier nicht nur britische Agenten der 70er Jahre spielen, sondern - verzeiht die zugegebenermaßen abgegriffene Floskel - für die Dauer von zwei Stunden zu britischen Agenten der 70er Jahre werden. Obwohl hier jeder einzelne des durchaus umfangreichen Ensembles eine eigene Lobhymne verdient hätte, möchte ich mich der Einfachheit halber doch auf Gary Oldmans Darstellung des George Smiley beschränken. Zwar scheint dieser während des gesamten Films niemals auch nur für einen Moment die Fassung zu verlieren, wer genau hinsieht, begreift allerdings, welch unglaubliche Anstrengung es Smiley kostet, diese Fassade aufrechtzuerhalten. Schönstes Beispiel ist eine Szene relativ zu Beginn, in der Smiley klar wird, dass sein ehemaliger Chef Control auch ihn verdächtigt hat, möglicherweise der sowjetische Maulwurf zu sein. Äußerlich vollkommen ruhig, verrät lediglich ein leichtes Zucken der Mundwinkel die Wut und Enttäuschung, die Smiley in diesem Moment entfindet. Der andere Punkt, der den Film über volle zwei Stunden zu einem Erlebnis macht, ist Alfredsons unbedingter Stilwille. Wie es ihm gelingt, jedes noch so kleine Detail der Ausstattung, sei es nun Smileys Brille oder die Innenausstattung der Büros des "Circus", den Zeitgeist der 1970er Jahre atmen zu lassen, das zeugt davon, dass dieser Thomas Alfredson mal ein Großer werden könnte.

                                  Wenn letzten Endes der Maulwurf enttarnt wird, bleibt der Film auch hier seinem Stil treu; es gibt keine Schießereien oder Verfolgungsjagden, keine kometenhaften Explosionen oder Folterungen (höchstens Offscreen). Bis es allerdings soweit ist, schlägt der Film allerdings munter Haken; da werden Zeitsprünge vollführt, vermeintlich Tote tauchen wieder auf, und Figuren, die seit einer halben Stunde vergessen waren, scheinen plötzlich eine entscheidende Rolle zu spielen. Doch obwohl man mitdenken muss, um den Film in seiner ganzen Schönheit zu bergreifen, ist er nicht überfrachtet, sondern erreicht ein höchst gesundes Maß an Komplexität.

                                  4
                                  • 5
                                    über Brick

                                    Obwohl ich Joseph Gordon- Levitt vor allem in seinen neueren Filmen sehr schätze, scheitert der Film für mich an dem Versuch, das Genre des Film Noir mit der Gattung des Highschoolfilms zu verbinden. Es entstehen leider einfach zu viele Logikfehler, die bei einem klassischen Film Noir sicherlich zu verzeihen wären, hier wirken sie allerdings häufig grotesk und sind dem Filmgenuss äußerst abträglich. Das fängt bei der fast vollständigen Abwesenheit der Erwachsenen in der vom Film geschilderten Welt an und endet bei Weitem nicht in dem höchst lächerlichen Versuch, eine Femme Fatale in der Geschichte zu verankern. Trotzdem ist Brick kein wirklich schlechter Film, dafür sind schon die Schauspielleistungen zu ansprechend und auch Spannung ist durchaus vorhanden. Weiterhin kann ich auch hohe Bewertungen dieses Filmes durchaus verstehen, da es hier wohl vor allem darauf ankommt, die Prämisse - Film Noir im Milieu einer US- Highschool - zu akzeptieren.

                                    2
                                    • 7 .5
                                      über Platoon

                                      Oliver Stone's "Platoon" ist, wie auch Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" oder Stanley Kubricks "Full Metal Jacket", einer der bekanntesten und zugleich auch einer der besten Filme über den 2. Indochinakrieg, besser bekannt als Vietnamkrieg. Natürlich ist auch bei Stone der Krieg alleine nicht das beherrschende Thema des Films, sondern dient lediglich als Aufhänger für eine Reise in menschliche Abgründe. Wie "Apocalypse Now" und "Full Metal Jacket" wagt er einen Blick tief hinein in die menschliche Psyche, allerdings, und hier liegt der wesentliche Unterschied zu den beiden Erstgenannten, ist es mehr als einmal Stone's penetrant moralischer Zeigefinger, der dem Zuschauer unter die Nase gehalten wird, der verhindert, dass "Platoon" letztlich dieselbe Qualität wie Coppolas und Kubricks Meisterwerke erreicht. Glücklicherweise ist dieser Punkt im Prinzip aber auch schon alles, was es an diesem Film auszusetzen gibt.

                                      Wenden wir uns also den gelungenen Aspekten dieses Werks zu, von denen es glücklicherweise eine ganze Menge gibt. Beginnen wir doch mit den Schauspielern: Selten hat sich wohl eine solch illustre Riege von Stars in einem einzigen Film versammelt; da gibt es einen noch nicht ständig zugedröhnten und alberne Witzchen machenden Charlie Sheen, dem man seine Rolle als moralisches Gewissen seiner Einheit ohne weiteres abnimmt, auch nachdem man neun Staffeln Two-And-A-Half-Men gesehen hat; dann gibt es Tom Berenger und Willem Dafoe, vor allen Dingen letzterer noch heute ein ausgezeichneter Charakterdarsteller, als Sargeants, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Moralvorstellungen gegenseitig bekämpfen; ferner die heutigen Weltstars Johnny Depp und Forest Whitaker, beide oscarnnominiert beziehungsweise -prämiert; und last, but not least, auch John C. McGinley, besser bekannt als "Dr. Cox", der hier wie auch der gesamte Rest der Schauspielerriege eine eindrucksvolle Vorstellung abliefert.
                                      Bemerkenswert ist, dass Oliver Stone dem Zuschauer weder Prolog noch Epilog zugesteht, der Film beginnt in Vietnam und er wird auch dort enden, dazwischen liegen zwei Stunden atmosphärisch dichter Kriegsbeschreibung, während der uns höchstens dann einmal eine Pause gegönnt wird, wenn Charlie Sheen aus dem Off einen Brief an seine Großmutter vorliest.
                                      Die Themen, die Stone hier immer wieder aufgreift, sind nicht nur typisch für viele seiner Filme, nein, sie sind auch typisch für das Genre des (Anti-)Kriegsfilms im Allgemeinen. So wird die "it's either them or us"- Mentalität der amerikanischen Soldaten besonders bei der Szene in dem vietnamischen Dorf deutlich: Die Soldaten, allen voran der gebildete Taylor, wissen genau um die Menschenrechtsverletzungen, die sie im Begriff sind zu begehen; dass sie trotz Allem nicht zurückweichen, hat für jeden von ihnen individuell verschiedene Gründe. Mag es bei Taylor die zunehmende Paranoia sein, die er in seinen ersten Monologen beschreibt, so ist es bei Sargeant Barnes die pure Lust am Töten, ist es bei anderen schlicht Feigheit, ist es bei manchen Ignoranz, die Weigerung, den Gegner als Mensch anzusehen (genau das spricht einer der Soldaten in besagter Szene an). Schlussendlich ist es auch eine gewisse Form von Selbstjustiz, die Rache für die eigenen Gefallenen, die die Soldaten letztlich zum wütenden Mob werden lässt.
                                      Obwohl Stone hier eindeutig Erklärungsversuche für das Verhalten der Soldaten liefert, sind diese Erklärungen keine Entschuldigungen, er heroisiert nicht die Taten des US- Militärs, obwohl die völlige Anonymität und Austauschbarkeit der Nordvietnamesen sicherlich nicht zu begrüßen ist, sondern Stone versucht vielmehr deutlich zu machen, wie dieser Krieg ausgesehen hat. Dass ihm das gelingt, ist einer der großen Verdienste dieses Films. Was Stone uns eigentlich mit seinem Film sagen will, liegt zwar schon geraume Zeit zuvor in der Luft, wird aber erst mit dem Ende, der Erschießung Barnes' durch Taylor als Rache für Sargeant Elias, zur Gewissheit: Der Krieg verschont keinen, er macht aus uns allen Monster, lässt uns keine Luft zum Atmen, keinen ruhigen Platz zum Sterben, keine Zeit für rationale Entscheidungen und vor allem keinen Platz für Moral. Im Kern ist "Platoon" also ein Drama über den Verlust jeglicher Menschlichkeit und jeden Mitgefühls. Das Platoon ist die Gesellschaft, und sie zerfleischt sich selbst, weil im Krieg alles erlaubt ist, es gibt keine Regeln mehr, die Menschen werden wieder zu Tieren, und nur der ureigenste aller Instinkte kommt zum Tragen: Der Überlebensinstinkt.
                                      "Platoon" hatte also eigentlich Alles zu einem großartigen Meisterwerk in der Tradition von "Full Metal Jacket" oder "Apocalypse Now", doch leider Gottes bediente sich Stone wieder einmal seiner Fähigkeiten als Moralapostel. Am Ende gelingt es ihm nicht, im Vagen zu verweilen und den Zuschauer zur selbstständigen Rezeption zu zwingen. Stattdessen lässt er Taylor ein letztes Mal sprechen, und nun wird ganz deutlich, dass es nicht Chris Taylor ist, der dort spricht, sondern der Regisseur selbst, der einen Appell an den Zuschauer richtet, und ganz deutlich macht, dass die beiden Sargeants lediglich zwei Seiten derselben Medaille repräsentieren, und dass sie beide in einem jeden von uns um die innere Vorherrschaft kämpfen. Dieser Appell wirkt derart lächerlich und aufgesetzt, dass er den Film leider deutlich abwertet. Auch der immer wieder aufkeimende Bezug auf die Rassenkonflikte der US- Amerikaner wirkt bisweilen leider arg konstruiert.

                                      Und dennoch, Oliver Stone's "Platoon" ist ein Film mit vielen Qualitäten, denen nur wenige Mängel gegenüberstehen. Zumindest einmal sollte man ihn als eindrucksvolles Dokument über den Vietnamkrieg gesehen haben.

                                      4
                                      • 10

                                        Es kommt nicht gerade besonders oft vor, aber manchmal, besonders dann, wenn man es am Wenigsten erwartet, passiert es, dass man auf einen Film trifft, der einen von der ersten Sekunde an mitreißt, der einem das Gefühl gibt, die Ehre zu haben, etwas ganz Großartigem beizuwohnen, und der es dann auch noch schafft, dieses Gefühl beim Zuschauer volle zwei Stunden lang aufrechtzuerhalten. Drive war für mich so ein Film, und auch L.A. Confidential ist solch ein Film.
                                        Über die komplexe, aber doch ohne allzu große Anstrengung verständliche Story möchte ich hier kein großen Worte verlieren, schließlich macht gerade sie einen nicht unerheblichen Teil des Films aus. Aber die eigentliche Faszination geht noch weit darüber hinaus, schließlich gelang es dem Regisseur, mit Kevin Spacey, Russell Crowe und Guy Pearce gleich drei überragende Hauptdarsteller zu engagieren, deren Spannungen untereinander auch ohne die eigentliche Story genug Stoff für einen eigenen Film böten. Auch die Nebencharaktere können mit solch illustren Namen wie Danny DeVito oder Kim Basinger (die ich eigentlich nicht besonders mag, die aber hier als femme fatale perfekt besetzt ist) ihren Teil zum Gelingen des Films beitragen.
                                        Neben all den großartigen Schauspielern, der perfekten Inszenierung sowie der tollen Kameraführung hat mich besonders ein Detail beeindruckt:
                                        --Spoiler--:
                                        Wenn Dudley Exley zu Beginn fragt, ob er einem Schwerkriminellen in den Rücken schießen würde, um sein Entkommen zu verhindern, antwortet dieser, noch idealistisch geprägt und voller hoher moralischer Wertvorstellungen mit einem entschiedenden Nein. Am Ende ist er es, der Dudley von hinten erschießt, um ihm nicht die Möglichkeit zu geben, seiner Strafe zu entkommen.
                                        Dass er letzten Endes doch als Held gefeiert wird, ist die bittere Moral hin Curtis Hanson's Film: Der Polizeiapparat -stellvertretend für die Gesellschaft- ist durch und durch korrumpiert, je höher die Stellung, desto verdorbener, oder besser gesagt unwichtiger, die Moral. Niemand, nicht einmal ein Mann wie Edmund Exley, der im Verlauf des Films Polizeigewalt erst zu dulden und schließlich auch selbst anzuwenden lernt, vermag es auf Dauer, sich dieser Welt und ihren Gesetzen zu entziehen. Im Grunde ist es auch das, vovon Hanson uns in seiner Romanverfilmung erzählt: Jeder, und möge er noch so hehre Absichten hegen, kann auf Dauer nicht überleben, ohne selbst seine Werte und sein Gewissen unterzuordnen.

                                        12
                                        • Und wieder ein Artikel, in dem Tarantino hochgelobt wird, als hätte er persönlich das Kino erfunden. Dass er ein guter Regisseur ist steht außer Frage, und von allem Filmen, die ich bisher von ihm gesehen habe, war auch keiner schlecht, aber für mich hat er mit Pulp Fiction beziehungsweise dem meiner Meinung nach sogar noch etwas Besseren Reservoir Dogs seine bisherigen Meisterwerke abgeliefert. Gerade Death Proof und Inglorious Basterds hatten zwar einen gewissen Charme, vom magischen Gefühl der ersten Tarantino- Filme sind sie aber meilenweit entfernt.

                                          4
                                          • Schön, dass ich mal wieder die Gelegenheit habe, mit diesen Film anzusehen. Ist schon ziemlich lange her, und als kleiner Junge hat mich dieser Film so sehr beeindruckt, dass ich noch heute manchmal daran denken muss.

                                            • 8 .5

                                              Und es gibt sie doch, die ausgezeichneten deutschen Filme, die sich kontroversen Themen annehmen und sich somit wohltuend vom glattgebügelten Mainstream abheben, die die Schauspieler bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit treiben, die ihre ernste Thematik in ein brüllend komisches Gewand packen und die nicht zuletzt die Mentalität des deutschen Proletariats treffend charakterisieren können.
                                              Gerade die beiden Hauptfiguren machen eine wunderbare, stets nachvollziehbare Wandlung nach, indem sie sich von den zu Beginn gezeigten Knechten des Kapitals hin zu selbstbewussten, reflektierten und lebensbejahenden Menschen wandeln.
                                              Der Film reißt derart viele Probleme wie zum Beispiel die Integration des Einwanderers Mario in die deutsche Gesellschaft oder auch die Konfrontation der beiden Vorzeige- Proleten Tommie und Mario mit dem Großbürgertum, symbolisiert durch Maja und Klaus, an, dass es als Zuschauer schon manchmal schwerfällt, diesem hochgradig intellektuellen, kontroversen und oft missverstandenem cineastischem Meisterwerk zu folgen. Auch die bitterböse Schlusspointe, bei der -soviel sei verraten- Jürgen Drews eine wichtige Rolle spielt, verlangt dem Zuschauer einiges ab.
                                              Der Film wird letztlich vor allem durch den Bierdurst der Protagonisten charakterisiert ("wie eine Tropfe auf die heiße Stein"), was sich letztlich in einer Vielzahl mittlerweile legendärer, aber dennoch noch immer interpretationsbedürftiger Zitate niederschlägt: Wenn Tommie beim Anblick des titelgebenden "Ballermann 6" verzückt "Endlich normale Leute" ausruft, wer kann dann schon ermessen, welch Ballast und Unsicherheit damit von ihm abfällt.

                                              Fazit: "Ballermann 6" ist, trotz seines teilweise schwer verständlichen philosphischen Tiefgangs, ein mutiger und großartiger Film, der es verdient hat, immer und immer wieder angesehen und als cineastisches Meisterwerk gefeiert zu werden.

                                              7
                                              • 9

                                                Ich verstehe nicht, wie man diesen Film als langweilig oder lächerlich kritisieren kann, denn gerade das sind Attribute, die ich als Allerletztes mit diesem Film asoziieren würde. Es ist vielmehr so, dass der Film nach bemerkenswert kurzer Zeit einen beeindruckenden Sog entwickelt, der mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. Schon die Schauspielleistungen sind bemerkenswert und teils beängstigend gut, aber was Regisseur Ben C. Lukas gelungen ist, ist noch beeindruckender. Seine Inszenierung ist absolut brilliant und wird getragen von immer neuen Einfällen, die erfreulicher Weise sogar mit den Handlungen der Protagonisten zusammenpassen. Der Soundtrack ist unheimlich passend gewählt und auch die ganze Atmosphäre der Hochglanz- Welt, in der der Film spielt, ist wunderschön eingefangen. Diese Welt ist allerdings keineswegs so übertrieben, wie sie von manchen Kritikern dargestellt wird, vielmehr ist auch sie Teil von Lucas' Inszenierung und als solche sehr formelhaft gehalten, was sich allerdings nicht negativ auswirkt. Ähnliches gilt für die Tatsache, das im Film quasi kein Erwachsener vorkommt, es keine einfachen Problemlösungen geben kann, durch vermeintliche Autoritäten. Dies versinnbildlicht meisterhaft die vorherrschende Jugendmentalität und ihre Lebenswirklichkeit auf der ganzen Welt: Denn wer würde sich bei Problemen ernsthaft an Lehrer, Polizisten oder Eltern wenden, ohne sofort Gefahr zu laufen, als "uncool" abgestempelt zu werden. Im Kern ist die Jugend am Ende alleine, sie muss sich selbst helfen, weil ihnen sonst keiner helfen kann. Dass sie aber gleichzeitig nicht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und sich in ihrem nur auf die eigene Peer- Group bezogenen Verhalten gnadenlos schadet, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein, und auch dass alles Nonkonforme bis aufs Blut bekämpft wird, das alles zeigt dieser Film so deutlich wie noch kein anderer.

                                                • 6

                                                  Sicherlich ein schwieriges Thema, dem sich der Film hier anzunähren versucht. Leider bleiben die Schauspielleistungen oftmals zu unpersönlich und schon nach der Hälfte des Films kann man klar erkennen, was hinter den "mysteriösen" Vorgängen steckt, so dass die Auflösung keiner Überraschung gleich kommt, sondern lediglich bereits vorhandene Vermutungen bestätigt. "Mysterious Skin" ist dennoch, aufgrund seines bemerkenswert unpathetischen Umgangs mit einem schwierigen Thema, ein Film, der, wie es im Titel angelegt ist, tatsächlich unter die Haut geht.

                                                  1
                                                  • 6 .5

                                                    Schade, da wäre sicherlich mehr drin gewesen. Obwohl die Gagdichte außerordentlich hoch ist, zündet leider ein recht großer Prozentsatz dieser Gags nicht, andere (vor allem einige der Besten) sind leider schon zu Genüge aus den Trailern bekannt. Das man von solch einem Film keine ausgeklügelte Story erwarten draf, ist natürlich selbstverständlich, aber was dem Zuschauer hier vorgesetzt wird, ist schon arg dürftig. Dennoch bietet "Der Diktator" einige urkomische Momente und es lohnt sich durchaus, diesen Film anzusehen, sofern man von Cohens teils recht derbem Humor nicht vor den Kopf gestoßen wird.

                                                    1