Big_Kahuna - Kommentare
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Alle Kommentare von Big_Kahuna
Ach, wie schön es doch ist, dass wir auch die zeichnerische Bildsprache für uns entdeckt haben um Dinge zu zeigen und Geschichten zu erzählen, die in der Realität und mit echten Schauspielern kaum verfilmbar wären. Sicherlich ist mithilfe von Computertechnik und sonstigen Spielereien schon fast alles möglich, was man sich erdenken könnte, dennoch ist es auch schön, wahrscheinlich sogar noch wesentlich schöner, auch mal in die Welt der bewegten Comicbilder abzutauchen. In seiner gestalterischen Brillanz und seinem aquarellartigen Mantel bekommt der Abenteuerfilm Prinzessin Mononoke nämlich eine besonders schöne Erscheinung, die viel echter wirkt, also so manche CGI-Blockbuster-Produktion aus heutigen Zeiten. Wir begeben uns mit Ashitaka dem Prinzen auf eine Reise durch die bunten Wälder und Fabelwesen einer unbekannten Welt, einer sehr schönen Welt, die aber auch ihre Tücken bereit hält. Ashitaka, der wie eine Art Waldläufer und tapferer Krieger sein Dorf vor einem bösen Dämon gerettet hatte, bekam im Kampf allerdings selbst etwas ab und ein Stück des Dämons ging auch auf ihn über, sodass er sich auf den Weg machen muss, um im Einklang mit der Natur, seinen, durch diesen Besitz ergreifenden Parasiten, schon bald nahenden Tod vielleicht doch noch irgendwie abzuwenden. Im Prinzip handelt es sich bei Prinzessin Mononoke um einen Erwachsenencomic im Kindergewandt, auch wenn hier durch aus ein paar Gliedmaßen durch die Gegend fliegen. Vor allem ist Prinzessin Mononoke aber eine Parabel über die Zustände in unserer Welt. Hier sind die Wildschweinhorden, Wolfgötter und Waldaffen Sinnbilder für die Zerstörungskraft unserer Natur, für Wirbelstürme, Überflutungen, Erdbeben und ähnliche Phänomene, die auf uns niederprasseln, weil wir mit unserer Erde anstellen, was wir wollen. So auch der personifizierte Industrieapperat, die machtgierige Madame Eboshi, die versucht, den Wald für etwas mehr Erz abzuholzen, um ein Reich zu erschaffen, was sich vor Wohlstand kaum retten kann. Profit, über allem steht er, teils sogar über Menschen -und Tierleben, zB wenn Madame Eboshi verschollene Arbeiter einfach so zurücklässt, auf dem hügligen Weg zurück in ihre Eisenhüttenstadt. Ein Warnschuss an uns Menschen, den Regisseur Hayao Miyazaki hier abfeuert? Der Krieg zwischen Natur und Mensch wird hier deutlicher als je zu vor. Dabei identifizieren wir uns ganz mit unserer Hauptfigur, auch wenn hier teils Werte aufeinanderprallen, die es in solcher Vertiefung im echten Leben wahrscheinlich nie gegeben hat, dennoch mag ich diese rührselige Note der Aufrichtigkeit, die wir ja in vielen Mangas schon so oft bestaunt haben. Ehre, Respekt, Stolz, Achtung (gegenüber der Natur), alles Dinge, die wir hier fast herauspicken können, so offensichtlich sind sie. Sicherlich treibt das Prinzessin Mononoke immer weiter in die Richtung eines kindlich wirkenden Films, das ist aber nur Schein. Mit diesem Comicfilm produzierte Studio Ghibli das unalberne, wesentlich aufrichtigere Gegenstück für das spätere Abpausbild Avatar, das storytechnisch emotionsarm im Tümpel der Computertechnik umherirrt und völlig ohne Berechtigung eine derartige Lobby genießt, zumindest gegenüber Prinzessin Mononoke. Hayao Miyazaki wirft mit diesem Film wichtige Fragen auf: ist der Mensch in der Lage ein Leben im völligen Einklang mit der Natur zu führen? Wieso hat der Mensch sich einem Millliarden-fach gedruckten Papier verschrieben, wegen dem manch einer sogar töten würde? Woher kommt die Habgier des Menschen, dieses Verlangen danach, ohne Rücksicht auf Verluste gelten und walten zu dürfen? Immer mehr zu wollen, egal ob irgendwo ein Delphin für ein gutes Filetstück geschlachtet wird oder tausende von Hühnern auf engstem Raum und zu widrigen Zuständen ein Ei nach dem anderen legen sollen. Wo führt das noch hin, wird der Mensch zwischen seinem Elektrowahn und seiner Smogverpestung irgendwann wach werden? Ist es dann vielleicht schon zu spät? Ist es nicht jetzt schon zu spät? Was kann jeder Einzelne dafür tun? Diese Geschichte um Prinzessin Mononoke und Prinz Ashitaka unterstreicht diese Fragen doppelt und dreifach und das mit einer künstlerischen Leidenschaft, die sich sehen lassen kann. Zwar mit dem ein oder anderen kindlichen Knick in der Mitte, aber dennoch mit Bravour. Wirklich charmantes, nachdenklich stimmendes Genrekino mit tollen Bildern, schön!
Michael Bay, er ist ja einer, über den man sagt, dass er nur Blockbusterkino betreibt, durch und durch, ohne großen Sinn, ohne große Ideenvielfalt. Auf einen Großteil seiner Streifen scheint das zuzutreffen, ich möchte das nicht leugnen, vielleicht trifft das sogar auf seine Bad Boys zu, ich möchte euch dennoch sagen was Bad Boys II irgendwie zu einem liebenswerten Erlebnis macht. Storytechnisch ist das sicherlich kaum mehr als solide, aber wie sich Martin Lawrence und Will Smith durchs Unterholz der Drogengangs in Miami schlagen, ist schon eine Bemerkung wert.
Die Situationen aus denen sich die beiden mit überbordender Coolness und mit einer stetigen Prise Witz regelmäßig befreien sind teils so lächerlich unmöglich, dass man zwangsläufig schmunzeln muss. Hier ballert Kanonenmike cool und stylish wie er ist unserem wehleidigen Marcus im Zuge seiner 5. Pirouette ein Loch in seinen Allerwertesten und killt nebenbei ganze Drogenbanden im Alleingang und mit einem lässigen Spruch auf den Lippen. Das das absolut unrealistisch und völlig überzogen ist dürfte dabei einem 5-jährigen Kleinkind auffallen und trotzdem kann man sich einen Lacher sicher nicht verkneifen. Alle Figuren - und zwar ohne Ausnahme - sind schon wieder so klischeebeladen, dass es Spaß macht dabei zuzusehen, wie Michael Bay sie aufeinanderprallen lässt. Inmitten der Verfolungsjagden, in denen Autos und Boote in die Luft gesprengt werden, sehen wir immer wieder in Zwischensequenzen, wie sich Marcus und Mike gegenseitig süffisant aber urkomisch vor den Karren eumeln. Diese Sequenzen sind mitunter nicht mal schlecht gemacht, sondern sehen unter den ausurfernden Möglichkeiten, die Bay mal wieder besitzt, gar nicht mal schlecht aus, wirken in ihrer Absurdität aber teils so abgedroschen, dass es einfach nur witzig ist. Selbst unsere Gauner auf der anderen Seite sind so überzeichnet, dass man meinen könnte, man wäre in einem Comic von vor 20 Jahren, dem ist aber nicht so. Und trotzdem lässt sich Bay Tapia (Jordi Mollà) teils wie einen umbarmherzigen, eiskalten Typen durch die Gegend massakrieren, der im nächsten Moment dann wieder seiner molligen Tocher sagen muss, wie hübsch sie doch im pastellfarbenen Kleidchen aussieht. Marcus und Mike halten währenddessen einem pubertären 15-jährigen, der Marcus' Tochter ausführen will, eine Knarre an den Kopf und sülzen dem Kleinen gängstermäßig und völlig ernst noch zwischen Tür und Angel diese Traumvorstellung aus dem Kopf. Spätestens hier bemerkt man dann, dass in Bad Boys II nicht nur coole Typen mit ihren Ballermännern durch die Gegend laufen, um Action-mäßig ein paar Sachen in die Luft zu jagen, man bekommt hier nämlich ganz beiläufig eine recht ordentliche Komödie geliefert, die sich nicht allzu ernst nimmt. Das Bay das wieder mit einer schnulzigen Lovestory garnieren muss, war ja klar, da kann man aber gerade so drüber hinwegsehen, weil man sich vorher köstlich amüsiert hat. Dank der durchweg hanebüchen unrealistischen, aber doch recht ordentlich gemachten Action und dem drolligen Zusammenspiel zwischen Lawrence und Smith mal ein genießbarer Bay, vielleicht sogar einer seiner besten, was natürlich ein Armutszeugnis für ihn und seine Arbeit ist, aber gerade weil er sich nicht so Ernst nimmt wie seine anderen Streifen, eine gelungene Erfrischung in seiner Vita darstellt. Sollte er vielleicht öfter so machen.
Auch ich hab meine Leichen aus der Jugend im Keller - in diesem Sinne.
Sehr sympathisch, hatte ich überhaupt noch nicht auf dem Schirm.
Mit einer ruhigen Brachialität inszeniert, erfahren wir in Gravity wie es denn wäre, wenn man im unendlichen, stillen Weltraum ist, in dem so ohne weiteres eigentlich kein Leben existieren kann. Die anfänglich noch so fröhliche Stimmung, die mit lebenslustiger und im Gegensatz zum Weltraum so irdischer Countrymusik gestaltet ist, wird schnell von einem Metallsturm aus Satellitenabfall, der mit tosender Geschwindigkeit um den Erdball kreist, gestört. Inmitten dieser lebensfeindlichen Situation befinden sich Matt Kowalsky (George Clooney) und Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock), die natürlich schnell zum Spielball ihrer Umgebung werden und mit ihren wenigen Mitteln versuchen, aus dieser misslichen Lage herauszukommen. Dabei mimt Bullock natürlich die eher theoretisch veranlagte, völlig verunsicherte Doktorandin, die vom locker-leichten Clooney einmal mehr mitgezogen wird und ohne ihn wohl schon längst aufgegeben hätte oder Opfer ihrer eigenen Unsicherheit geworden wäre. Matt, unser etwas übertrieben leichtsinnige, fast schon unealistisch-sorglose Commander wird allerdings relativ schnell aus dem Spiel genommen und so haben wir die Gunst - für den ein oder anderen aber sicher auch Aufgabe - Sandra Bullock hier bis zur Auflösung beizustehen. Man möchte meinen, dass sie fett verpackt in einem Astronautenanzug eigentlich recht erträglich sein müsste, dennoch sorgt aber auch dieses mal ihre Synchronstimme dafür, dass sie nach ein paar Minuten in Verbindung mit ihrer hilflosen Art zum nervigen Hauptact wird, leider. Dennoch bekommt sie es unter der mithilfe von Cuarón hin, die verzweifelte Weltraumexpediteurin glaubhaft herüberzubringen. Regisseur Cuarón hat daran natürlich ungeheuren Anteil. Ohne Lubezkis beklemmenden Kameraeinstellungen, ohne diese bahnbrechenden Effekte, ohne Prices Score, sprich ohne die Obhut unseres Regisseurs wäre das sicherlich nicht möglich gewesen. Diese Geschichte ist im "Wie" natürlich herausragend dargestellt und die Bilder sind teils atemberaubend, sodass sich nur die Frage stellen lässt, ob das vor allem Story-technisch für einen solchen Oscarpreisträger reicht. Glasklar und offensichtlich reicht diese Mischung aus bahnbrechender Bildgewalt, einem Effektgewitter vor dem Herren und der Weg des Kampfes im Astronautenkostüm von Bullock nicht aus, um mich wirklich zu fesseln. Die Augen schauen aufmerksam zu, aber trotzdem dringen sie nicht in die Materie ein, tauchen nicht ab, in die Person, die sich hier zu retten versucht. Man fragt sich eben nicht, was man selber machen würde. Wie es wäre wenn man selber in einer solchen Situation wäre oder was Cuarón uns hier mit seiner Geschichte zu erzählen versucht. Das man diesem scheinbar ausweglosen Unterfangen teilnahmslos gegenübertritt wäre vielleicht etwas hochgegriffen und trotzdem muss man sagen, dass Gravity einen kaum mitreißt. Ist es die räumliche Distanz, die man hier zu sehen bekommt, die einfach weit genug von uns weg ist, um sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, obwohl das All ja wie der Name schon sagt, allgegenwärtig ist, um uns herum? Oder was ist es? J.C. Chandor macht es uns und Cuarón mit All Is Lost vor, in dem Robert Redford uns mitreißt, bei dem man mitfühlt und hofft, in dem sich für mich die Bedrohung auch auf den Zuschauer ausbreitet und wahres Unbehagen hervorgerufen wird. Man möchte unbedingt wissen ob unser namenloser Skipper es schafft, auf seinem merklichen Leidensweg. Will man das von Dr. Ryan Stone wirklich wissen oder weiß man es nicht eigentlich schon? Von all dem, was All Is Lost interessant macht, können Gravity und Cuarón nur träumen und leider wird dieser Film abgesehen von seiner bildlichen Schmackhaftigkeit sehr träge und zäh. Gravity ist dahingehend eben nur das oberflächliche Gegenstück und der audiovisuelle Leckerbissen, nicht aber das furiose Stück Oscargeschichte, was man vorher vermuten könnte. Alles in allem im Prinzip ein Genuss für die Augen und ein Phlegma für den Geist.
Schade.
Steve McQueen, was hat er mit seinem Werk "12 years a slave" wirklich geschaffen? Die Geschichte um den freien, dunkelhäutigen Geigenbauer Salomon Northup, der arglistig getäuscht und dann zum Sklaven gemacht wurde, dürfte mittlerweile jedem zumindest oberflächlich bekannt sein. Die grauenvolle Slaventreibervergangenheit der USA, die schon etliche Male auf Polaroid geriet, erfährt hier mal wieder eine Erneuerung, dieses mal auf wahrer Begebenheit. In der Version von Steve McQueen ist vor allem eins vordergründig zu sehen: die Gräueltaten, die den Sklaven hier zugefügt werden. Schreckliches, körperliches Leid, bei dem die Kamera keine Kompromisse eingeht und voll draufhält, ist ein Großteil davon, was wir hier zu sehen bekommen. Wir begleiten Salomon (Chiwetel Ejiofor) auf seinem Weg. Erst glücklich und erhaben vereint mit seiner Familie, dann getäuscht und eingesperrt, danach ausgestellt und verkauft wie eine Weihnachtsgans und letzten Endes von Besitzer zu Besitzer abgegeben, wie ein reudiger Hund, den keiner haben will. Das ist das bittere Schicksal, was Salomon hier widerfährt und noch bitterer wurde das ganze inszeniert. Wenn die ruhige Kamera durch die wunderhübschen Vorgärten der gleißend-weißen Villen der Sklaven-Besitzer schwenkt, um einen fast erdrosselten Schwarzen halb am Galgen hängend gefühlte Minuten einzufangen, dann sieht man wie grausam diese Zeit gewesen ist.
Die Leine wird hier von den Tieren gehalten und nicht umgekehrt und das sieht man auch. Abseits davon gibt es aber auch Ausnahmen, die die gute Arbeit ihrer Sklaven auch ein Stück weit zu schätzen wissen, zumindest ein bisschen, wozu William Ford (Benedict Cumberbatch) gezählt werden kann, der hier einen relativ humanen Sklavenhalter mimt, sich seines Standes aber dennoch bewusst ist und diese Gepflogenheit ebenfalls ausnutzt, offenbar weils halt jeder so macht. Die langsamen Einstellungen werden von Hans Zimmer wie immer recht rührselig aber keineswegs schlecht untermalt, was auch ganz gut zu den ruhigen Bildern passt. Leider sind unsere Figuren bzw. unsere Hauptfigur allerdings für den emotionalen Kern der Sache nicht gut genug herausgearbeitet und das ist es, was für eine gewisse Disharmonie und Distanz gegenüber dem Gesehenen sorgt. McQueen schafft es eben nicht mich mitzunehmen und eine Verbindung zu Salomon aufzubauen, die mich mitfiebern lässt, da kann Ejiofor noch so toll spielen, wie er will. Da kann dir Kamera noch so grauenhaft eiskalt draufhalten, wie sie es tut, es nutzt leider nichts. 12 years a slave ist eben doch nicht diese packende, aus der Realität stammende Geschichte, die seine Oscars vermuten lassen, was sehr schade ist, denn gut gedreht und gespielt ist er ohne Zweifel, es greifen aber nicht alle Zahnräder in ineinander, die daraus das gemacht hätten, worauf ich gehofft habe. Fast schon kühl betrachten wir das Geschehen und sehen dabei zu, wie der Goldjunge für den besten Film an seinen recht hohen Erwartungen scheitert.
PS: hab ihn natürlich schon vor der Verleihung geschaut.
Sehr origineller Kurzfilm, wahrscheinlich einer der kürzesten überhaupt, dennoch für einen Oscar nominiert gewesen.
http://www.youtube.com/watch?v=dNJdJIwCF_Y
Klare Empfehlung an die Kurzfilmqueen Zimtmond. :)
Welches Recht hat ein einzelner, jemanden anderes wegen seines Aussehens zu verletzen? Warum ist die bloße Erscheinung von etwas so wichtig für uns? Sei es ein Gegenstand oder ein lebendiges Wesen. Wieso sehen wir etwas und schätzen es ein, bekommen einen Eindruck, stempeln ab, denken uns unseren Teil und das allein nur deshalb, weil wir es sehen? Alles muss immer möglichst schön sein, Männer geben mit ihren rassigen Frauen an, Gegenstände werden zu Objekten nach denen man sich streckt, die man unbedingt haben möchte. Die Materialisierung nimmt ihren unwiderruflichen Lauf, knallende Bolzen, rauchende Schornsteine, die Industrialisierung ging voran, Technologie breitet sich aus. Was auf der Strecke bleibt sind Werte. Werte die mal wichtig waren geraten in Vergessenheit. Wo sind die vornehmen Gentleman, die ihren Frauen die Türen zum Wagen aufhalten oder aufstehen, wenn ältere Leute im Bus mit ihren starren Augen einen Sitzplatz suchen. Ich möchte keine klischeebeladene Geschichte daraus machen, aber nüchtern betrachtet, ist das eben das, was da draußen los ist und was womöglich auf einen großen Teil der Menschheit zutrifft. David Lynch widmet sich einem Thema, über das sich kein Mensch Gedanken machen möchte, weil er lieber die Augen davor verschließt. Körperliche Entstelltheit, Behinderung, alles was der Mensch eigentlich nicht sehen möchte und doch können die neugierigen Augen nicht wegsehen - wie auf der Autobahn, wenn Staus entstehen, weil die Leute den eigentlichen Unfall, der passiert ist, sehen wollen und abbremsen - und machen sich ihr eigenes Bild, ohne zu wissen was sich dahinter verbirgt. In einer solch immer oberflächlicher werdenden Welt wird die Gesellschaft zum Geschwür und nicht der entstellte Mensch, den wir zu Gesicht bekommen. Als Attraktion ausgestellt, sehen wir hier den Elefantenmenschen, der völlig verschüchtert darauf reduziert wird, was er eigentlich am wenigsten hat: eine schöne Erscheinung. Und das was der Mensch nun mal nicht kennt, das will er nicht und stößt er ab, so wie hier. Selbst die eigene Mutter, die eigentlich eine innere Verbundenheit zu ihrem eigenen Fleisch und Blut haben müsste, stieß ihn ab, ihren eigenen Sohn. Warum sind wir so und tun solch schreckliche Dinge? Weil sie uns höchstwahrscheinlich nur belasten und der Weg des geringsten Widerstands nun mal der einfachste und oft auch sicherste für uns ist? Dabei möchte dieses Wesen nur eins, dazu gehören, geliebt werden, sich angehörig fühlen. Ein Trieb der auch bei uns allen vorhanden ist, weil wir sonst zerbrechen, ganz allein, abgestoßen von der Außenwelt. Hier scheint ein Hundeleben wichtiger, als dieser entstellte Mensch, zumindest für die breite Masse, die hier gekonnt von Lynch in Szene gesetzt wird, so wie alles andere drum herum. Ähnlich wie in "the straight story" hält er sich mit surrealen Elementen zurück und setzt lieber auf Atmosphäre und auf die emotionale Ebene, die hier unweigerlich vorherrscht, weil einem dieser Mensch so ans Herz wächst. Er ist so gut und liebenswert, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, wie er sein ganzes Leben lang nur als beschämendes Objekt zur Schau gestellt wurde und ihm nur widerwärtige Blicke entgegengeworfen wurden, sodass er sich nicht in der Öffentlichkeit aufhalten wollte, weil er Angst davor hatte andere Menschen zu verängstigen. Dabei wollte er nur als Mensch geschätzt werden, etwas was sich wohl viele Menschen wünschen, ganz egal ob sie so entstellt sind wie er oder nicht. Jeder möchte das. Man muss nur gut aussehen und schon treten einem die Menschen ganz anders gegenüber, viel offener. Sie wollen wissen, was sich hinter dieser schönen Fassade verbirgt, aber bei jemandem wie John Merrick, dem unansehnlichen Elefantenmenschen glauben sie schon zu wissen, wer er ist. Das nichts schönes hinter seiner Fassade steckt, kein liebenswerter, intelligenter Mensch, der er eigentlich voll und ganz ist. Lynch versucht es unter der mithilfe von Hopkins so nüchtern wie möglich, nicht umsonst beendet er manche Szenen abrupt im gefühlvollen Abgang. Völlig ohne Melancholie wird man bei einem solchen Thema wohl kaum auskommen, man hat aber nicht das Gefühl, dass er bewusst auf die Tränendrüse drückt.
Im Elefantenmenschen, der rein optisch scheinbar eine Menge von Eraserhead hat, sehen wir immer auch mal wieder unermüdlich arbeitende Industriemechaniker oder rauchende Maschinen. Ob uns Lynch sagen will, dass die Arbeiterschaft einfach nicht weit genug denken kann, um zu verstehen, wie sich dieser Mensch fühlen muss, bei solch einem Pöbel, den sie ihm aussetzen? Das unser System nun mal so ist wie es ist? Nicht jeder Mensch kann gut sein, nicht jeder Mensch kann intelligent sein, auch wenn Intelligenz natürlich nichts damit zu tun haben muss, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht? In jedem Fall gelingt es Lynch mal wieder auf eine andere Art, ich glaube ohnehin, dass er alles drehen könnte, wenn er denn wollen würde. Ein absolut rührender und tiefgründiger Film, der schnörkellos, aber dennoch einzigartig gedreht ist und ein bedeutendes Werk der Filmgeschichte.
"Ich bin kein Tier! Ich bin ein menschliches Wesen! Ich ... bin ... ein Mensch! "
Der kann richtig was!
Ich weiß ich komme ein bisschen spät und es ist eine Schande diese absolute Kunstvermachung von Film - die mitunter teils in ihrer Stacheldraht-Steelbook-Hakenkreuz-Edition mit beigelegtem Schweineschmalz von 1939 nach gefühlten 5 Minuten im deutschen Rei.. ääähhhmm.. in Deutschland vergriffen war - noch nicht gesehen zu haben. Die Vorpremieren ausverkauft, alle Sneak-Previews voll, das Herankommen an Karten erwies sich damals als ausgesprochen schwierig. Ohne Connections zum Führerstab oder sonstigen Außenstellen vom gepriesenen Rudelsturmscharführer Schweiger ließ sich da einfach nichts machen. Noch Jahre danach geht dieser omnipräsente, schon jetzige Kultklassiker unter der Ladentheke weg, wie warme Semmel. Endlich war es so weit, ich konnte ein Exemplar ergattern, mit Wehmut und Erfurcht schob ich die BluRay in den Player ein. Ja was soll ich sagen, nach den realistischen, völlig ernüchternden - und vor allem deutschen - genreübergreifenden Filmdiamanten Keinohrhasen, Zweiohrküken, Kokowääääähhhh und die ganzen anderen überragenden Machwerke von Schweigerchen, ist DREIARMNAZIS die göttliche Krönung. Til Schweiger springt von Genre zu Genre, kerniger Thriller und schnulzige Comedy-Romanze halten sich die Waage. Und sowieso, inszenatorisch hat das hier wirklich galaktisches Ausmaß. Kamera und Musik verschmelzen zu einem atmosphärischen Trip in die eigene Psyche. Ein Spannungsbogen wie er im Buche steht, mit eingekrallten Fingernägeln vor dem Fernseher sitzend ertappe ich mich dabei, wie mir die Kinnlade in die Kniekehlen rutscht. Til Schweiger spielt sich selbst und und alle anderen gleichzeitig, er ist DER dreiköpf.. ähhh.. armige Hypernazi, der mit seinen drei Armen unmenschliches zu tun vermag: er kann Christoph Waltz mit einem trinären Fingerschnipp nach Hollywood schießen oder mit seinem Soundtrack postpubertäre Mädchenherzen, oder denen, die es mit 20 noch gerne sein würden, an den Rand einer Explosion bringen, die dem Urknall gleich käme. Ja, sogar Bora Dagtekin kann er als unerschöpfliche Inspirationsquelle dienen. Die fast schon manipulative Sogkraft, die dieses Machwerk verursacht, hat sogar Nachwirkung auf andere Regisseure und Schauspieler (oder besser auf die, die es gerne sein wollen), die versuchen es ihm gleich zu machen. Wozu Genickschuss, die Mädels fallen dank Til Schweiger auch so um, wenn sie seinen Zögling - das Erbe des modernen deutschen Films - Matthias Schweighöfer sehen. Er macht aber auch so verdammt viel richtig, dieser Til. Dieses in sich griffige Stück Filmgeschichte wird wohl noch ewig in unseren Herzen weiter leben, wie es schon seine Vorkwerke taten.
Er hat den Weg beschritten, den klingeldrahtschmalen Grat zwischen quietschfideler Comedy und herzzerreißend-melancholischer Romanze und das auch noch als kerniger Typ und verdammt nochmal immer wiederkehrend gleich, immer wiederkehrend gleich, immer und immer wieder. Sooo, wem jetzt ernsthaft warm ums Herz wird, der sollte sich eventuell bei einer Selbsthilfegruppe oder einem Entcineastisierungseminar, welches freundlicherweise von Nora Tschirner gesponsort wird, melden.
PS: entschuldigt mich, die Schüssel ruft und damit mein ich nicht die mit Kuchenteig gefüllte in der Küche!!!
Das sollte er also sein, der erste Film von Dario Argento, den ich mir ansah.
Da wahrlich beängstigende Filme vor allem zur jetzigen Zeit im Horrorgenre eher rar gesät sind, wollte ich mir mal einen wahren Klassiker ansehen, zudem auch noch einen italienischen. Storytechnisch hebt sich das ganze sicherlich nicht sonderlich von anderen Horrorfilmen ab und dennoch soll jener hier ziemlich andersartig inszeniert sein - besser.
Das junge, schüchterne Mauerblümchen Suzy Banyon (Jessica Harper) kommt zu beunruhigender, mitternächtlicher Zeit in Freiburg an, um sich in der ortsansässigen Ballettschule wie besprochen einzuquartieren. Komischerweise ist trotz durchgehendem Platzregen niemand im Ballett-Internat und so muss sie am nächsten Tag wiederkommen. Bereits da scheint schon irgendetwas nicht zu stimmen und so häufen sich die kuriosen Ereignisse im Hause der Ballettschule. Schon zum Einstieg des Films, bringen die gute Kamera und der elektronisch-düstere Sound die Dunkelheit sehr beängstigend herüber. Man muss nicht lange auf die ersten Schockmomente warten, die für die Zeit wirklich vor nichts zurückschrecken und handwerklich recht gut gemacht sind. Argento treibt den Nervenkitzel mithilfe des Scores von Goblin so richtig schön auf die Spitze. Wenn der hypnotisierende Sound einsetzt, weiß man schon, irgendwas stimmt hier nicht. Dazu gesellt sich ein Farbenspiel aus grün und rot, dass dem sonst so dunklen Setting einen gewissen stylischen Touch verschafft, welcher gerade aber auch dank perfekt platziertem Einsatz, für abgeknabberte Fingernägel beim Zuschauer sorgen dürfte. Inszenatorisch ist Suspiria wirklich bis ins Mark durchkomponiert und weiß auch durch die zu Tode erschrockenen Gesichter und das furchtsam-tosende Geschrei seiner Protagonisten absolut zu überzeugen. Argento verlässt sich hier nicht allein auf die lang anhaltende Verborgenheit des Täters, sondern setzt viel mehr auf Stimmung und Atmosphäre, auch wenn das für manch einen sicherlich zu viel des Guten sein und in Effekthascherei abdriften mag. Weder ideenarm noch auffällig abkupfernd zieht Dario Argento all seine stilistischen Register, um eine bedrückend dämonische Stimmung zu erzeugen, die die sehr einfache und für den ein oder anderen aber auch alberne Story wie einen davonlaufenden Hasen vorantreibt. Gerade wegen der okkulten Züge sicherlich nichts für jeden, von der inszenatorischen Finesse und dem bahnbrechenden Sound allerdings für jeden Filmliebhaber und Horrorfan unverzichtbar und für Genreabkömmlinge wie mich vielleicht genau der richtige Einstieg.
Audiovisuell und spannungstechnisch absolute Gourmetkost und damit eine Genreperle, die als einer der Vorreiter des Horrorschockerkinos Akzente setzte.
Wofür ist das gut? Das alles hier? Leute ziehen sich 5 Uhr in der Früh an, um die Autobahnen zu überflüten, nur um dahin zugelangen, wo sie etwas machen müssen, was sie gar nicht erfüllt.
Sie melden sich auf irgendwelchen Portalen an, um Menschen kennenzulernen, mit denen sie glücklich werden können. Angebtrieben von der Zeit, die niemals stehen bleibt, die immer weiter fortfährt, die unaufhörlich bis zur nächsten Supernova weiter macht. Irgendwann dann mit 80 wird uns dann trotzdem nicht klar, was das alles sollte, diese ganzen Strapazen, all das, was man gemacht hat, innerhalb der Regeln die uns aufgestellt werden, die sich der Mensch selber geschaffen hat. Was, wenn man selber nur ein Zufallsprodukt ist? Irgendwann wird dieses Zufallsprodukt natürlich ausgelesen und du bist weg. Dein Körper wird hart, steinig und zerfällt irgendwann. Schwarz. Keine Regung, keine Gedankenströme mehr, all das Erklärliche ist weg, nichts mehr von all dem ist übrig geblieben, nichts mehr von dir ist übrig geblieben. Wozu war das Leben gut? Religion, Glaube, hilft dieser uns weiter, gelangen wir durch ihn irgendwohin, wo wir sein wollen. Oder besteht der Sinn daran, durch Taten oder Dinge, die wir erschufen oder die wir vorantrieben, uns unsterblich zu machen. Wie einst Napoleon, Martin Luther King, Nostradamus, Da Vinci und all die anderen. Besteht der Sinn darin, etwas zu leisten, worauf Alle für eine ganze Zeit lang blicken werden, besteht der Sinn darin oder sind selbst sie Schnee von gestern? Oder sollten wir unserem Leben einem Sinn verleihen, einen Sinn, der uns erfüllt, egal was wer denkt?
Was ist es, das uns von innen antreibt, weiter zu machen? Nicht einfach zu sterben? Auch das ein Zufallsprodukt? Gehört einfach dazu. Dieses eine Spermium, befruchtet, entstanden durch Liebe oder auch nicht, durch Zellspaltung und Erbgut, welches ergibt, was du jetzt bist? Regelrechter Zufall? Bist du reiner Zufall und ich auch? Hätte es nicht auch das nächste der Milliarden Spermien sein können und dann wärst du jetzt nicht in deinem Körper sondern jemand anders? Und wo wärst du dann? Würdest du das überhaupt bemerken oder wärs dann so, wie es vielleicht nach dem Tod ist? Nichts. Das Nichts, was sich kein Mensch vorstellen kann und will. Das was unseren Verstand überlistet oder vielleicht auch das was sich keiner von uns vorstellen will. Das danach nichts mehr ist oder vielleicht ist da doch etwas? Ist dann das unendliche Retten in Metaphern und Symbolik der Menschheit vorbei oder kommt doch noch etwas, was keiner von uns erwartet hätte? Was ist die Seele? Ist sie unsere Notrettung, die wir uns erschaffen haben, für den Fall, dass das "Nichts" wirklich zutreffen sollte? Man sagt ja "Glauben versetzt Berge", was ist wirklich mit unerschütterlichem Glauben möglich?
"Es heißt, wir alle verlieren 21 Gramm, genau in dem Moment, in dem der Tod eintritt."
21 Gramm. Das ist der Film, der 3 Geschichten dieser Natur in einen Fluss der Tragik münden lässt. Ein Film der diese Geschichten gekonnt miteinander verwebt und zu einem harten Schlag in die Magengrube werden lässt, einem schicksalhaften, unüberwindbaren Niedergang. Er erzählt vom Glauben, der Liebe, Angst, dem Leben und letzten Endes dem Tod. Der Tod, dem wir uns alle entwinden, an den wir alle nicht denken (wollen), wenn wir jeden Tag zu unseren vermutlich Sinn-freien Machenschaften aufbrechen und einfach so leben, als wenn es nichts natürlicheres gäbe auf dieser Welt. Iñárritu liefert hier ein Gesamtwerk ab, was in sich nicht schlüssiger und wirklich nicht dramatischer sein könnte. Fast mit Leichtigkeit verbindet er diese 3 Geschichten miteinander, ohne dabei chronologisch vorzugehen, aber dem Zuschauer immer wieder Fragen im Kopf einpflanzend, die ihn die ganze Zeit beschäftigen. Er lässt die Geschichte des herzkranken, liebesdürstigen Paul (Sean Penn), der vorher noch glücklichen Ehefrau und Mutter Christina (Naomi Watts) und des als Vater gescheiterten, einstigen Verbrechers, aber jetzt letztendlich gottesfürchtigen Mannes Jack (Benicio del Toro) aufeinanderprallen. Ohne große effekthascherische Melancholie, sondern im Fokus der Figuren, erzählt unser Regisseur hier vom Einfluss des Todes auf das Leben. Ein Einfluss der eigentlich allgegenwärtig ist, der einfach nur verdrängt wird. Ist er aber einmal eingetreten, so gibt es kein zurück mehr und das kann urplötzlich passieren. So urplötzlich, dass es einen niederreißt. Genau dieses Gefühl vermitteln unsere 3 Hauptfiguren uns hier. Sie spielen alle 3 auf einem überragenden Niveau und versetzen den Zuschauer mit ihrer ganzen Bandbreite in die fatale Lage, die hier vorherrscht. Aber was soll man tun, wenn alles droht den Abgrund hinunterzustürzen. Was kann da schon ein Wesen wie der Mensch ausrichten, bei Dingen die seinen Horizont zum Kollaps führen würden, die ihn emotional ohnehin schon zu Grunde richten.
Hilft es, dieser Person, die gehen musste, auf ewig hinterherzutrauern und sich selbst damit das Leben schwer zu machen? Oder ist es besser in einer neuen Liebe die Erlösung von all dem Leid zu suchen? Kann der Glauben dir helfen, wenn du in einer Situation steckst, wie Jack hier in diesem Film?
Wenn irgendwo etwas stirbt, gedeiht woanders blühendes Leben. Jeden Tag passiert es und trotzdem erschüttert es uns, wenn diejenigen die uns nahe stehen, uns verlassen. Wer weiß ob wir sie jemals wieder sehen und wer weiß, ob das, was wir aus unserem Leben machen, das richtige ist. Wer weiß das schon.
"Die Erde drehte sich, damit wir einander näher kämen, sie drehte sich um sich selbst und in uns bis sie uns schließlich zusammenbrachte in diesem Traum..."
Wenn man über Filme wie "Wrong" hier liest, hat man ja schnell eins im Sinn:
Es muss sich um einen Streifen handeln, der völlig abgefahrene Charaktere beinhaltet, eine ziemlich sicher abgespacede Story und eine ziemlich schnelle Erzählweise. Man denkt sich, unser Hauptcharakter wird sicherlich ganz schnell von einem Dilemma ins nächste katalputiert und weiß sicherlich irgendwann gar nicht mehr wo ihm der Kopf steht. Schnelles Geplapper und eine Kulisse, die der Realität zu jeder Sekunde ins Gesicht spuckt, das ist doch das was man denkt, wenn man solche Filme vor die Nase gesetzt bekommt. Dabei entwindet sich "Wrong" all diesen Stempeln, die ihm im Vorhinein aufgedrückt werden könnten, naja gut, fast allen. Die Story bleibt dennoch recht verrückt, zumindest wenn sie sich über die gesamte Laufzeit ausbreitet. Dolph Springer (Jack Plotink) wacht eines Morgens auf und stellt missmutig fest, dass sein Hund verschwunden ist. Er macht sich also mit trauriger Miene auf die Suche nach seinem Hund und wird mit auf den ersten Blick "völlig normalen" Figuren in einer stimmungsmäßig sehr komisch anmutenden Umgebung konfrontiert. Im groben ist das die Story, die Suche nach dem vierbeinigen Freund des Menschen.
Es ist schwer zu erklären, was die Verrücktheit des Films ausmacht, aber er ist und bleibt verrückt. Teils sind es die völlig banalen Ansichten der Charaktere vom Leben, die einen so verwirren, auf der anderen Seite sind es die vorherrschenden Umstände, die einem hier absurd entgegenspringen.
Dabei ist das ganze sehr ruhig und fast schon eindimensional inszeniert. So gibt es oft minutenlange Gespräche am Telefon, die aus einer einzigen Kameraperspektive im Hochglanzbildformat eingefangen werden. Der Erzählton bleibt durchgehend so, auch mit dem immer verrückter werdenden Voranschreiten der Story und den teils völlig banalen Gepsrächen der Figuren. Fast schon einschlafend ruhig wird einem das ganze dargeboten, was sich schon als kleiner Minuspunkt herausstellen lässt. Regisseur Quentin Dupieux zieht es dennoch durch und löst damit ein komisches Gefühl beim Zuschauer aus. Die oft hervorragenden Denkansätze werden nicht zu Ende geführt und wenn doch, lässt sich keine abschließende Moral feststellen. Letztendlich lässt sich auch keine abschließende Moral in der Story ausfindig machen, aber vielleicht ist es gerade das, was Dupieux möchte: sämtlichen Klischees und zur Mehrdeutigkeit gepriesenen Dingen direkt ins Gesicht zu eumeln. Im Nachhinein ist alles einfach nur ziemlich komisch verlaufen und man blickt leicht verwirrt auf das schräge, aber sich treu bleibende Filmchen zurück und dennoch hat es irgendwie etwas liebenswertes an sich. Die Ideen sind von einem anderen Stern, man kann sich kaum ausmalen, wie man auf sowas kommen kann. Es ist und bleibt ein Streifen, bei dem man sich fragt, was da im Kopf des Regisseurs los war. Und es ist sicherlich nicht alles schlecht, ab und an entgleitet einem ein Lacher, weil das ganze einfach zu absurd war, um nicht zu lachen. Komischerweise bangt man jede Sekunde mit Dolph mit (die Charaktere sind zu jeder Zeit glaubhaft gespielt), hofft auf eine Erlösung und wartet lange, bis diese kommt. Ob man "Wrong" nun schauen muss oder nicht, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber eine komische und erfrischend andere Erfahrung bleibt er trotzdem, dieser absonderliche Film.
Eine Parodie über Religion, Aberglauben, Antibewegungen, Revolutionen, Gegenrevolutionen, die Römer, Hipstergetue, Sprache und das, was der Mensch mit der Zeit aus der Welt und aus seinem eigenen Leben gemacht hat. Völlig Sinn-freie Lebensinhalte, die sich ein jeder von uns nicht nur schafft, sondern grabenartig immer tiefer schürft und die vor vielen Jahrhunderten fundamental geschaffen wurden, von denen man nicht weiß, wieso es sie gibt oder warum so etwas - wohlgemerkt vom Menschen - ins Leben gerufen wurde. Davon erzählt Monty Pythons "Das Leben des Brian". Eine Parodie die Ihresgleichen sucht. Und warum ist das so? Weil sie mit viel Charme und Witz problemlos in ein Thema eintaucht, bei dem für manche wohl der Spaß aufhört. Terry Jones bekommt das allerdings hin, ohne es niveaulos durch den Kakao zu ziehen, sondern mit einer Originalität, von der sich wohl der ein oder andere Comedy-Regisseur eine Scheibe abschneiden könnte. Selbst dem hartgesotten-religiösen Fanatiker dürfte hier ein Lächeln entgleiten, auch wenn er es nie zugeben würde und auch wenn dieser Angriff auf alle Religionen zu seiner Zeit sehr umstritten war und wahrscheinlich auch immer noch ist. Als Parodie, die sich dem ein oder anderen Tiefschlag-mäßig in die Weichteile bohrt, sorgt "Das Leben des Brian" zwar nicht für Lacher am laufenden Band, aber wenn man lacht, dann knattert der Dachbalken!
So geschrien hab ich selten vor lachen, unglaublich. Es geht also doch, man bräuchte keine Kevin James', Adam Sandlers, Martin Lawrences, Schweighöfers oder neuerdings auch M'Bareks mit ihren immer und immer wieder gleichen RomCom-Möchtegern-Comedy-Reißern, es geht viel viel origineller und simpler, aber nur scheinbar simpel. Von derartiger Kreativität aus eigener Feder und einer schöpferischen Story, wie dieser hier, können die Werke von den genannten Hauptdarstellern nur träumen, zumal diese relativ anspruchslos im fäkalen Dreckwasser der Vollüberzeichnung herumdümpeln und monoton dahinfahren, wo ein Monty Python eher nicht landen wird. Aber gut ich drifte ab, zurück zum Thema. Beiläufig sind es genau solche (Rück)entwicklungen, auf die Terry Jones und seine Freunde hier gekonnt mit anspielen, in denen sie ihren ungewollten Brüdern aus dem Genre um Kilometer voraus sind. Vollgepumpt mit Banalität und Absurdität, kann man problemlos über die ein oder andere schwächere Stelle hinwegsehen, weil man kurz darauf wieder mit dem nächsten gescheiten Lacher entschädigt wird. Alles in allem eine durchaus zum Nachdenken anregende Glaubens-Persiflage, die die Gemüter spaltet, aber gerade deswegen auch stark polarisiert und mithilfe seines herrlichen, britischen Humors möglicherweise zu einer der besten, aber mit Sicherheit ideenreichsten Komödien wird, die je gemacht wurden.
PS: allein das Intro/der Vorspann ist den Film wert.
Liebe, was ist das schon? Ist es einfach eine tolle Zutat des Lebens, so wie man einen schönen Brief schreibt, an eine Person die einem wichtig ist oder an jemanden, bei dem man sich freut, wenn man ihn sieht, ein Geburtstag oder ein Umtrunk mit Bekannten, bei dem man lacht und glücklich ist? Der Rest des Lebens besteht dann aus wichtigeren Dingen: der finanziellen Situation, Äußerlichkeiten, Material, Dinge die man sehen und erfassen kann, nicht das Wie, sondern das Was? Oder ist die Liebe das Leben selbst? Das, worauf eigentlich alles ausgerichtet sein sollte, die Erfüllung, der Sinn des Lebens, wenn man denn wirklich einen sucht oder wenn's denn wirklich einen gibt. Ist es dann nicht Liebe? Kann Liebe über die Verendung der physischen Hülle hinaus bestehen? Passiert Liebe nicht auf einer Ebene, die kein Mensch von uns greifen kann, die keiner von uns voll und ganz verstehen kann? Die losgelöst von der physischen, materiellen Wert, fern von Ort und Zeit besteht? Fragen, die schon Leute beschäftigten, die jeder kennt, Shakespear schrieb darüber, Haddaway sang darüber. Fragen die aufgeworfen werden, wenn man einen Film sieht, wie "Her" von Spike Jonze, der vielmehr wie ein tiefgründiges Erlebnis erscheint, als ein Film. In "Her" erlebt man nämlich, wie der sich in Scheidung befindliche Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) in die künstliche Intelligenz seines Operating Systems (Scarlett Johansson) verliebt. Das ganze geschieht in einer undefinierten, nahen Zukunft, die bedrohlich leicht erreichbar und realistisch scheint, in einer Zeit, in der Leute eher mit ihrem Handy sprechen, als sich auf der Straße mit einer alten Frau zu unterhalten, der ein nachmittägliches Gespräch sicher lieber wäre, als auf einen Blechkasten zu starren. In dieser Welt lassen sich alle möglichen Dinge schneller und leichter abwickeln. Du möchtest eine neue Frau kennenlernen? Kein Problem. Mitten in der Nacht fühlen sich viele einsam, frag einfach dein Handy und du wirst schneller fündig, als du glaubst, egal ob Sex, Liebe oder dreckige Fantasie. Du möchtest einen Brief an deine Frau schreiben? Ruf einfach in einer Agentur an, die schreiben dir mit einen paar Bildern den schönsten Brief, den du dir vorstellen kannst. Was aber wenn sich eine neue Software kaufen lässt, der ein sich veränderndes "Wesen" innewohnt, was Erfahrungen machen kann, welches in der Lage ist Gefühle zu entwickeln, Empathie zu zeigen, etwas was selber verletzlich ist. Ist es dann verwerflich, wenn diese Stimme dich glücklich macht, wenn sie dein Leben lebenswert macht? Ist das verboten? Wo beginnt Liebe, wo hört sie auf? Besser wenn du dich in dieses übersinnliche Wesen verliebst, als in einen Menschen, der ohnehin nicht zu 100% kompatibel zu dir ist, bei dem das Scheitern vorprogrammiert scheint? In seinem futuristischen Meisterwerk gelingt es Spike Jonze fast mit Leichtigkeit, diese Fragen ins Herz des Zuschauers zu implantieren. Er zeigt uns Echtheit, echte Gefühle, echte Liebe, ohne großen Kitsch, zumindest scheint es so. Mit einem Darsteller wie Joaquin Phoenix und dieser Stimme von Scarlett Johansson scheint es auch fast unmöglich, hier nicht echt zu wirken, aber Jonze lässt es nur leicht aussehen, er hat damit eine ziemliche klare Glanzleistung absolviert. Die tolle Kamera, die atemberaubenden Bilder und der herzergreifende Score runden alles in Vollendung ab. Hier haben wir das wahre Meisterwerk in diesem Jahr gefunden, ein Film der in sich schlüssig und komplett ist, der aber keine Wertung vornimmt, dem Zuschauer die Entscheidung überlässt, was richtig oder falsch ist oder ob es in der Liebe überhaupt klare Linien für richtig und falsch gibt. So simpel wie tiefgründig schmeißt uns „Her“ nicht nur die Alltagsprobleme der Liebe und Zwischenmenschlichkeit vor die Füße, er gibt uns auch noch einen kritischen Ausblick in die Zukunft und beschert uns eine ungezwungene Gänsehaut nach der anderen. Perfekt!
Das war er also, der für 10 Oscars nominierte, hochgelobte Genremix "American Hustle". Nach den ganzen Kommentaren und Rezensionen war ich mir dennoch nicht sicher, was mich denn da nun genau erwartet, in jedem Fall habe ich es so nicht erwartet. Welchem Genre kann man denn einem solchen Film zuweisen, geht das überhaupt? Nach Wolf of the Wall Street der 2. etwas komische Film dieses Jahr (von der Einordnung her), der ähnlich erfolgreich zu sein scheint, bei dem sich das so aber nicht ganz verstehen lässt, zumindest nicht in dem Ausmaß. Kaum im Kinosessel angekommen, sehen wir direkt auch den ersten überragenden Schauspieler und den Hauptdarsteller der Starbesetzung aus American Hustle: Christian Bale. Ihm gesellen sich diverse weitere Hochkaräter dazu: Amy Adams, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner, ja sogar Robert de Niro haben wir hier mit an Bord, wenn auch nur kurz. Das Ding ist, die liefern alle ab, aber sowas von. Leider kann das über den eher schleppend vorhandenen Bezug zu unserem Hauptdarsteller und zu unseren Protagonisten kaum hinwegtäuschen, macht aber dennoch Spaß beim Zusehen. Kurz zur Story: der vorerst noch kleinkriminelle Trickbetrüger und Monetenzieher Irving Rosenfeld (Christian Bale) verliebt sich in die hochintelligente und wunderhübsche Sydney Prosser (Amy Adams). Eine Frau, die man so wohl nur 1x im Leben trifft, die ihn dann bedingungslos in seiner illegalen Arbeit unterstützt und mit ihm Kreditbetrug im großen Stil betreibt. Klar, dass dann schnell auch mal ein paar Gesetzeshüter am Haken hängen und so kommt ihnen der erfolgsbesessene, visionäre FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) auf die Schliche. Da ihm die Fische allerdings etwas zu klein sind, versucht er mithilfe der 2 Überführten und getürkten Geschäften im Dreiergespann ein paar dickere, saftigere Brocken an Land zu ziehen. Wer jetzt Action-reiche Heist-Movies als Vorlage im Sinn hat, denkt in die falsche Richtung. Hier knallt einem vor allem eins ins Gesicht: Dialoge, Dialoge und nochmals Dialoge. Bin ich generell ein Freund von und ist mir meistens auch lieber als sinnloses Geballer, leider führen einen die gut geschriebenen Dialoge, die Hand in Hand gehen mit dem Anfangs geschilderten, kaum vorhandenen Bezug zu den Charakteren, immer weiter in den Keller der Spannung. Zu Beginn noch voller Enthusiasmus und Vorfreude, wird der Weg zur Auf- und manchmal auch Erlösung immer hügliger, immer steiniger. Darüber kann auch der herrlich erfrischende Auftritt von de Niro im letzten Drittel grundsätzlich kaum hinwegtäuschen, auch wenn der wie aus einem seiner alten Gangsterrollen entnommen und in American Hustle rein geschmissen wirkte. Der schien wie die eine, wirkliche Bedrohung in diesem Film, klasse, leider gabs davon nicht mehr und leider konzentrierte sich unser Regisseur O'Russel eher auf andere Dinge, als auf die echte, mit dem Finger auf dem Abzug lauernde Bedrohung. Vielmehr geht es ihm hier um die Beziehungen der Charaktere zueinander und um die Wickelkünste von Amy Adams, also zumindest die um den kleinen Finger. Im trügerischen Fahrwasser schleichend, bewegt sich die Bedrohung eher im Hintergrund, im Hintergrund der prunkvollen Verkleidungen, der stylischen Bilder und des 70er-Flairs, welches hier dank der tollen Kostüme und des unaufdringlichen Sounds greifbar nah zu werden scheint. Aber was tun, wenn das gute Skript, schauspielerische Topleistungen - vor allem auch von der traumhaften Jennifer Lawrence - und eine lässig-coole Atmosphäre nicht ausreichen, um den Zuschauer vom Hocker zu reißen. Richtig, dieser ganze angestaute Verwirrkram von vorher muss twisty über Haufen geworfen werden. Ist O'Russel das gelungen? Oh ja, das ist ihm gelungen, auch wenn der Aha-Moment eher ernüchternd als pompös über die Leinwand läuft. Aber das sind hausgemachte Probleme, die sich über die gesamte Laufzeit des Films ausbreiten und den absoluten Clue verhindern, dem Zuschauer gewissermaßen einen erstaunten Heimweg versperren. Ohne das ganze erquickliche Drumherum wäre American Hustle eine herbe Enttäuschung geworden, so haben wir letzten Endes ein gutes, leicht komödiantisches Politthrillerdrama mit Starbesetzung, aber nicht das illuster-tiefgreifende Machwerk, was die 10 Academy-Nominierungen erhoffen lassen.
Das einzige was mir jetzt noch große Bauchschmerzen bereitet ist die Wahl des Hauptdarstellers. Es gibt eigentlich auf den ersten Blick niemanden, der in der Lage ist, Tupac angemessen zu verkörpern.
*Spoiler enthalten, auch wenn das im Endeffekt nicht so viel kaputt machen dürfte*
Von den Menschen erschaffene Kampfroboter, die durch eine Art neurale Verbindung in der Lage sind, jene "Jäger" zu bedienen, kämpfen gegen riesengroße, fleischige Monster, die aus einer Art Portal in der Erdkruste des Pazifik immer wieder auf unseren Mutterplaneten kommen, um uns so zu unterwerfen, weil sie wohl unsere Ressourcen benötigen - das ist Pacific Rim. So viel zum Grundgerüst, welches sich jetzt nicht grundsätzlich von anderen Invasionsfilmen abhebt, leider.
Leider erfahren wir auch nicht, wieso diese monstermäßigen Kaijus in gleichmäßigen Abständen auf die Erde kommen, um es uns so so leicht wie möglich zu machen, wahrscheinlich passt das aber so am besten in den Kram des Regisseurs. So wirklich Platz für Minimalismus ist bei einer solchen Story verständlicherweise nicht gegeben, leider sind aber selbst die Charaktere ziemlich überzeichnet und agieren unglücklich außerhalb der naturgegebenen Grenzen ihres Könnens.
Apropos Schauspieler, was der gute Ron Perlman da macht, weiß er wahrscheinlich selber nicht, zum Glück muss er sich das nicht lange mit antun und verendet mit gezücktem Butterfly im Magen einer, dieser Godzilla-artigen Kreaturen.
Mit soliden Grundideen ausgestattet, verfällt dieser Endzeitfilm schließlich CGI-überlasteten Materialschlachten der Marke Transformers 3, in gesteigerter Form versteht sich. So etwas wie Spannung kommt selten auf, der Fokus liegt glasklar auf - genau - der Action. Hier werden Schiffe und Container als Baseballschläger genutzt und Wolkenkratzer sind nur Metall-Spielzeug. Zugegebenermaßen ist die Action wirklich ansehnlich, auch wenn's das einzige ist, was ansehnlich bleibt und auch wenn sie nicht nur leicht übertrieben ist, aber gut, dass ist einer der Pluspunkte, dass muss man ihm lassen. Wer hier aber so etwas wie Logik sucht, tut sich beim Sehen sicherlich keinen Gefallen, also der Warnhinweis das Gehirn möglichst nicht zu benutzen, könnte zweckdienlich sein, also versuchts ruhig.
Pacific Rim kratzt mithilfe heroisch-gefühlsduseliger Momente in schauspielerisch anspruchsloser Manier an der Oberfläche einer dramatischen Grundstimmung und verzettelt sich in schier unendlichem, immer unerträglicher werdendem Pathos und einer "wir-nehmen-uns-alle-an-die-Hand-weil-wir-uns-so-sehr-lieben-Stimmung", besonders zum Ende hin. Natürlich dürfte jeder Drittklässler bei Bekanntgabe des Masterplans - nach gefühlten 30min Laufzeit - wissen, wie Pacific Rim letztendlich ausgeht, aber auch das ist ja nicht wirklich untypisch für einen Film in diesem Genre. Zumindest gelingt es Guillermo del Toro mit seiner effekthascherischen Zukunftsmusik, eine Computerschlacht vom Allerfeinsten zu inszenieren, zumindest wenn man von Special Effects und einer dünnen Story nicht genug bekommen kann. Die restlichen Nebeneffekte, die sich als fades bis bitteres Beiwerk mit unters Essen mischen, lassen sich nun mal leider nicht aussortieren und so wird Pacific Rim leider zum Haar in der Suppe. Eine weitere überladene Mainstream-Produktion, die sich frei von Gewissensbissen in der letzten Ecke der Versenkung des Erinnerungsvermögens verstauen lässt, wo sie hoffentlich in nächster Zeit nicht mehr schnell wieder herausgeholt werden muss, was eigentlich schade ist, wenn man an die 190Mio US-Dollar denkt, die dafür verpulvert wurden. Dennoch, ein Film der den Zahn der Zeit treffen dürfte, ich persönlich geh dann aber lieber zum Zahnarzt.
Wenn das extravagant-minimalistische Intro mit seiner eingängigen Musik über den Bildschirm läuft und das nicht nur 10 Sekunden, dann wissen wir, es handelt sich mal wieder um einen Lynch-Film. Immer wieder klasse und mit dieser musikalischen Untermalung könnte es nicht besser auf das bevorstehende Erlebnis einstimmen. Auch wenn's in diesem Fall nicht so herausragend originell ist, hat es immer mit einer Einstellung oder einem Thema im Film zu tun und zusätzlich kommt es einem so vor, als wähle Lynch dafür immer ein rein optisch psychedelisch-wirkenden Hintergrund aus, der fasst schon hypnotisch eindringt, in den, der vor dem Bildschirm gespannt darauf wartet, was Lynch mal wieder zu bieten hat. Im Fall von „the straight story“ ist es mal wieder etwas völlig anderes. Bekannt durch seinen einzigartigen Surrealismus, ist es genau wieder das was wir erwarten, worauf wir aber vergeblich hoffen, denn „the straight story“ ist eine völlig realistische Sache und so ist sie auch völlig realistisch und ehrlich gedreht, zuletzt natürlich auch, weil sie auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein 73-jähriger, körperlich nicht mehr ganz einwandfreier und vom Arzt deutlich darauf hingewiesener Mann begibt sich mit seinem Rasenmäher auf eine letzte Reise. Er hat seinen Bruder aufgrund von Streitigkeiten und der Dickköpfigkeit beider 10 lange Jahre nicht gesehen und hat gehört, dass er einen Schlaganfall erlitten hat, also macht er sich auf den 600km langen Weg, auf seinen Weg. Und da es sein Weg ist, verzichtet er auch auf jegliche Hilfe (zumindest auf die Hilfe hingebracht zu werden) und nutzt als führerscheinloser und sehgeschwächter Mann seinen langsamen Rasenmäher. Jeder dürfte verstehen, dass er für eine solch lange Reise nicht nur eine oder zwei Wochen brauch und so wird uns hauptsächlich das gezeigt, was Alvin Straight (Richard Farnsworth) so auf seinem Weg passiert. Immer wieder begegnet ihm jemand, der sich Nachts am Lagerfeuer zu ihm gesellt, immer wieder gibt's auch kleine Problemchen, die oft auch durch seine Helfer gelöst werden, weil er es - gezeichnet vom Leben - alleine nicht mehr schaffen würde und trotzdem tritt er diesen Weg an, so wie er es muss, auf seine Art und Weise, um letztendlich mit den Ungereimtheiten, die seinen Bruder und ihn voneinander trennten, Schluss zu machen. „The straight story“ beschäftigt sich sehr mit dem Sinn des Lebens und mit dem unausweichlichen Alterungsprozess der Lebewesen, dem sich keiner entziehen kann und der das Leben und vor allem die Jugend sehr wertvoll erscheinen lässt. Was nützt uns die ganze Arbeit und der ganze Fleiß, den wir für jemand anderen aufgebracht haben, wenn wir am Ende ohnehin sterben und nichts hinterlassen, außer unseren verwesten Körper? Vlt wird uns auch genau deswegen zu Beginn der unaufhörlich arbeitende Mähdrescher gezeigt, weil Arbeit eben das einzige ist, was den Menschen im Grunde sinnvoll und auf Dauer beschäftigt. Aber was ist schon sinnvoll? Was passiert, wenn jegliche Geisteskraft aus unserem Körper entweicht? War's das dann? Sind dann die 60-90 Jahre, mit denen wir gegenüber manch anderem Mensch schon von Glück reden können, völlig sinnlos gewesen? Wir sehen hier einen Mann, dem diese Fragen gleichgültig geworden zu sein scheinen, der einfach nur eine letzte Aufgabe zu bewältigen hat, bis er die scheinbare Erlösung glücklich in die Arme nimmt. Liebenswert wie er ist, helfen ihm die Leute gerne und setzen sich gern zu ihm, um seinen weisen Worten oder Geschichten lauschen und so erfahren wir mehr über ihn, seine Denkweise und seine Lebenseinstellung, sind es doch genau diese Geschichten die wahrscheinlich ein jeder Mann in diesem Alter gern gewissenhaft lauschenden, jüngeren Ohren erzählen würde. Auch wenn er seine Tochter als "bekloppt" bezeichnet und er ihr wegen ihrer geistigen Schwäche solche Geschichten eher nicht erzählen kann, so ist die Familie für ihn wohl doch das höchste Gut, nicht umsonst nimmt er sich dieser letzten Aufgabe an. David Lynchs „the straight story“ kommt ohne große Gefühlsduselei aus, ist dennoch aber eine Geschichte mit rührendem Charme, auch weil uns Richard Farnsworth, der dafür auch eine verdiente Oscarnominierung erhielt, hier mitnimmt auf seinen Weg und er seiner Figur eine Ernsthaftigkeit und eine liebenswerte Art verleiht, die den Zuschauer mitfühlen lässt. Angelo Badalamenti, der schon in Blue Velvet, Twin Peaks, Wild at Heart und Lost Highway für die Musik gesorgt hat, hebt das Gesamtwerk auch hier wieder deutlich mit an und fügt sich nahtlos in die wehmütige Stimmung mit ein. Neben ihm beweist auch Lynch, dass er sich nicht nur im Surrealismus zurecht findet (auch wenn er das schon in Blue Velvet und Wild at Heart größtenteils so gezeigt hat), sondern auch völlig „normale“ Filme drehen kann, ohne in eine andere Bewusstseinsebene abzudriften und das tut er sogar mit Bravour. Dieser Mann ist ein Phänomen für mich geworden, ein absoluter Künstler und das zeigt er in seiner Vielfältigkeit und mit diesem unausgeschmückten, reifen Film, der für die große Masse sicher zu langweilig ist, der mir aber aber mal wieder eine neue Lynch’sche Facette offenbart hat. Auch hier wieder ein Danke, David Lynch, dass du machst was du willst!
"Als meine Kinder noch klein waren, hab ich immer ein Spiel mit ihnen gespielt. Ich hab ihnen einen Stock in die Hand gedrückt, jedem einen. Und dann sollten sie ihn durchbrechen, was natürlich leicht ging. Und dann gab ich ihnen die selben Stöcke in einem Bündel, und das sollten sie auch durchbrechen, was natürlich nicht ging. Dann sagte ich ihnen, dieses Bündel ist die Familie..."
#####Für Zimtmond, die mich auf ihre liebenswert-gönnerische Art und Weise mal wieder dazu bewegt hat, mich auch mal in Genres umzusehen, die mir sonst eigentlich nicht so wirklich gut zu Gesicht stehen. Den Krampf erwartend, schupste sie mich in die Richtung der Märchen und Fabeln, in der Hoffnung ich könnte irgendwie doch ein Fable dafür bekommen. Mal sehen ob es dir gelang Zimty und ich ob deine Erwartungen an einen angemessenen Kommentar zu diesem von dir innig geliebten Film erfülle.######
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Tim Burton, ein Meister der märchenhaften Erzählungen, das durften wir ja nun schon oft genug in seinen Filmen erleben, auch wenn ich einen Großteil davon noch nicht kenne. In seinem modernen Märchen „Big Fish“ gibt er das Können dieses Erzählens einer Figur mit auf den Weg. Dem im Sterben liegenden Ehemann und Vater Edward Bloom (Ewan McGregor).
Dieser Mann besitzt die herausragende Fähigkeit sein Leben erzählerisch in einen Mantel rethorischer Finesse zu hüllen, um jedem Menschen ein Stück Menschlichkeit einzuhauchen, der an diesen Fabelranken hinauf in den Himmel kletter möchte.
Burton verleibt dem Film unterschwellig seine eigene Person mit ein und erzählt damit eine Geschichte, über einen jungen Mann auf der anderen Seite, der sich nichts sehnlicher wünscht, als seinen Vater kennenzulernen, statt immer wieder dessen ausgeschmückte Geschichten zu hören, bei denen allem Anschein nach wohl nicht mal die Hälfte stimmen dürfte. Ich möchte gar nicht groß auf die Story eingehen, ich kann nur den vielen Eindrücken beipflichten, die besagen, dass es Burton irgendwie mal wieder schafft, eine magische Stimmung zu erzeugen, die jung und alt gleichermaßen verzaubert. Denn ehrlicherweise ist die Pointe tiefgründiger, als erwartet.
Big Fish erzählt davon, wie wichtig es sein kann, dass eine Geschichte eben nicht nur erzählt wird, sondern wie sie erzählt wird und das es vielleicht nicht immer wichtig ist, wie jemand wirklich war, sondern wie man ihn in Erinnerung hat. Welches Andenken hinterlassen wurde, dank dem derjenige in den Herzen weiterlebt, egal was für schlimme Dinge er doch einst getan hat. Das er beispielsweise in den wichtigen Momenten des Lebens nicht für die Person da war, die es eigentlich am dringendsten gebraucht hätte.
Von liebenswerten Fabelwesen über traumhafte Kulissen erzeugt Burton ein Gefühl, dass dem Zuschauer Zugang zu einer kleinen, aber herzerwärmenden Geschichte mit vielen bunten gemalten Charakteren und vielen kleinen Wichtigkeiten eröffnet, denn hier liegt mit deutlicher Handschrift die Liebe im Detail. Nebenbei gelingt es ihm dann auch noch die moderne Wirklichkeit und deren Zwänge in diese Liebeserklärung ans Kino miteinzuweben und mit einem runden Ende abzuschließen. Für Märchenmuffel wie mich überraschend stimmungsvolle Abwechslung mit etwas gedämpfterem Interpretationsfreiraum und ein zwei kleinen Spannungstiefs, aber dennoch eine Geschichte, die unter die Haut geht und ein Film den man sich problemlos im Kreise der Familie ansehen kann, der aber dennoch nicht unbedingt nur ein Kinderfilmdasein fristet, sondern in seiner Gesamtheit durchaus als starkes Fantasykino zu überzeugen weiß.
"Ein andalusischer Hund" entfaltet seine Wirkung direkt in der Gefühlswelt des Zuschauers und deshalb ist er für manch einen hart wie Stein und für andere weich wie Butter. Entgegengesetzt dem rationalen Denken des Menschen, begibt sich un chien andalou auf einen völlig neuen Weg, zumindest für die damalige Zeit.
Träume. Wie greifbar ist sowas? Jeder Mensch erlebt sie anders, jeder Mensch sieht etwas anderes in Ihnen. Für mich erreichen es Buñuel und Dalì, dieses Phänomen fast schon in seiner Essenz darzustellen. Manch einer vermag da nichts zu erkennen, auch ich erkenne wenig, das ist aber auch kein großes Wunder, denn Träume sind im Prinzip auch etwas sehr persönliches. Trotz dessen empfindet man nach und sieht etwas in ihnen, wenn man denn etwas genauer hinschaut, so auch bei diesem Mackwerk.
"Ein andalusischer Hund" ist einer der Filme die nachhallen und Tage nach dem Sehen noch inspirieren (können), dennoch tu ich mich bei der Bewertung schwer.
Wie wertet man etwas, was eigentlich einer Erfahrung näher kommt, als einer Darstellung. Etwas derart persönliches kann man nur für sich nutzen, aber schwer
in die Regeln der rationalen Welt einfassen, weshalb ich die Wertung mal außen vor lasse. Sicherlich eines der großen Fundamente, auf denen alle weiteren surrealistischen Filme aufbauen und neues schaffen und letztendlich auch ein verstörendes Kabinettstück.
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All Is Lost – Alles ist verloren. All ist lost erzählt von einem einsamen älteren Mann, der auf seinem Segelschiff irgendwo in den scheinbar unendlich
Weiten des Ozeans umher schippert. Wir erfahren nicht wo er herkommt, wir erfahren nicht wieso er dort draußen ist, einsam im gewaltigen Wellenmeer.
Hat er keine Hinterbliebenen mehr? Wurde er von seinen Liebsten verlassen oder muss er über etwas nachdenken? Warum ist er dort?
Anfangs mag man denken, dass diese für den Zuschauer unbekannte Person dort draußen umher fährt, weil sie keinen Sinn mehr im eigenen Leben sieht.
Kann aber jemand, der so etwas tun würde, sein eigenes Leben mit solchem Willen und solcher Kraft verteidigen wollen?
Immer wieder stellt ihn das Meer vor Probleme, vor Probleme die scheinbar immer schlimmer werden, nahezu nicht zu bewältigen, irgendwann ohne Ausweg,
ohne die Möglichkeit sich wie ein Wurm aus diesem Konflikt mit der Natur wieder herauszuwinden. Man hat nie das Gefühl das dieser Mann übermenschlich ist oder das die Situationen so nie passieren könnten. Nein, er ist kein Mac Gyver und doch schafft er mit seiner Erfahrung schier unfassbares, was im Nachhinein eigentlich doch recht simpel erscheint. Darum geht es in All Is lost aber eigentlich auch gar nicht, es geht - zumindest für mich - viel mehr um den Überlebensinstinkt, den wohl jedes Lebewesen als Urkraft in sich trägt, egal wie clever, stark oder gewieft man ist. Um die Kraft, die jemand aufwändet, um sein eigenes Leben zu schützen, egal wie schwerwiegend die Probleme sind vor die man gestellt wird und damit meine ich nicht die Aufgaben des Lebens, ich meine die letzte Instanz, den letzten Überlebenskampf, den man unweigerlich ausfechtet. Das Leben, sein eigenes Leben. Man will immer überleben, immer befindet sich dieser Antrieb in einem, der einen nicht hängen lässt, es sei denn man scheitert irgendwann an sich selbst und das ist das, was uns J.C. Chandor hier nicht pompöser darbieten könnte. Beim Wort pompös dürften sich manche innerlich fragen, ob ich einen anderen Film gesehen hab, als sie selbst, aber ja, ich kann euch versichern, es ist der gleiche. Gerade weil All Is Lost so ruhig und nüchtern daher kommt, ist er gewaltig mitreißend, wenn dann die ersten Probleme auftreten, die durch die Kamera und den ruhig-wummernden Sound von Alex Ebert nicht besser hätten untermalt werden können. Zweifelsohne wäre das alles ohne den einzigen Schauspieler, den wir hier zu Gesicht bekommen, gar nicht möglich gewesen. Robert Redford strahlt hier eine Präsenz aus, die sich gewaschen hat und nur durch ihn konnte es J.C. Chandor gelingen, mit seinen Bildern eine ähnliche Sogkraft zu erzeugen, wie das Meer selbst, in dem sich der namenlose Skipper befindet. Das Meer, wunderschönes blau-türkises Wasser, etwas traumhaftes, faszinierendes, nicht nur „etwas“, sondern DAS, wovon wir, wovon unser Leben abhängt. Nicht nur ein Bestandteil der Welt, sondern DAS, was uns am Leben hält, woraus wir entstanden sind, dahin wo wir zurückkehren, wenn wir mit der Natur weiterhin so umgehen. All Is Lost zeigt uns die allgegenwärtige Präsenz dieses blauen Wunders, das uns stets umgibt und das uns einfach wegspülen kann, irgendwann wenn der Mensch mit seinem schluderhaften Leichtsinn weitermacht.
Unser Skipper fällt sich selbst und diesem blauen Ungetüm zum Opfer, ob er sich aus diesem tückischen Medium befreien kann, müsst ihr selbst erfahren.
Eine Wucht von Film!
Vielleicht hat jemand es schon mal mitbekommen oder sogar selber aktiv mitgemacht. Dabei, ein Gerücht einfach hinzunehmen, sich seinen Teil zu denken, es zu befeuern oder gar selbst zu verbreiten. Sei es bei der Arbeit, wenn jemand eher tollpatschig ist als der andere, mehr Fehler macht oder weil jemand etwas anders aussieht oder einfach lispelt. Das sind vermeintlich kleine Dinge, die eigentlich keiner großen Beachtung bedürften, die eigentlich nichtig sein sollten, für die Betroffenen kann es aber zu einem bitteren Verhängnis führen, zu einer Veränderung. Wenn die betroffene Person vlt psychisch nicht ganz auf der Höhe ist, kann sowas gar tödlich enden.
Sicherlich ist Kindesmissbrauch die Superlative dieser Themen, bei dem bei allen die Alarmglocken läuten dürften, gerade wenn dieser Begriff auf einmal im eigenen Umfeld zur Bedrohung wird. Allerdings wird in „die Jagd“ dieser Begriff zu einer Bedrohung für jemanden, der unschuldig ist. Als die kleine Klara (Annika Wedderkopp) im Kindergarten nämlich von einem Pimmel erzählt, der nach oben gezeigt haben soll, ist Lucas (Mads Mikkelsen) auf einmal der pädophile Kindergärtner. Nach kurzzeitigem Zweifel führt unter Ausschluss Lucas' ein Wort zum anderen und plötzlich ist der ganze Ort felsenfest davon überzeugt, in dem liebevollen Kindergärtner, dem einst alle vertrauten, einen Kinderschänder zu sehen. Ein kleiner Kieselstein gerät ins Rollen und bricht damit eine Lawine von Felsbrocken los, die auf Mads Mikkelsen hereinprasseln. Ausgerechnet ist das Mädchen auch noch die Tochter von seinem besten Freund (Thomas Bo Larsen) und so wendet sich mit schweren Beschuldigungen auch er von ihm ab. Die Jagd ist eine nüchtern, fast schon unterkühlt inszenierte Gesellschaftsstudie über den Umgang mit vermeintlichen Sexualverbrechern, aber auch eine Studie über die Beeinflussbarkeit des Menschen, die bei einem solchen Thema scheinbar ein Level erreicht, das jenseits von gut und böse liegt. Das ganze ist so ruhig inszeniert und Mads Mikkelsen agiert fast durchgehend so zurückhaltend, dass man für ihn losschreien möchte, diese leichtgläubigen Bauerntölpel für ihn zurechtstutzen möchte, es aber nicht kann. Noch nie habe ich mich so vor dem Fernseher geärgert, noch nie war ich so empört darüber, wie die breite Masse zu einer Waffe wird, die immer gieriger werdend nach dem Schopf des vermeintlichen Täters greift. In jedem Fall macht es uns Thomas Vinterberg leicht, uns in diese Opferfigur hineinzuversetzen, mit ihr zu bangen, mit ihr durchzudrehen vor dieser Beschuldigungswelle, die sie überflutet, von der sie sich nicht entziehen kann, weil ihr fast keiner mehr glaubt und weil sich alle von ihr abwenden. Natürlich haben wir Zuschauer leicht reden, mit der Gunst zu wissen, dass der vermeintliche Täter gar nicht Täter ist. Würden wir doch selber gar nicht mehr wissen, wie wir uns verhalten würden, wenn die kleine Klara uns eine solche Geschichte erzählen würde. Man sagt ja immer: Kinder sagen die Wahrheit, sie lügen nicht. Aber was ist, wenn dieses kleine Mädchen in einem Moment erwischt wurde, in dem sie verärgert war und selber gar nicht richtig begriffen hat, was sie da sagt, weil es Dinge waren, die sie einfach nur irgendwo aufgeschnappt hat. Thomas Vinterberg wirft mit seinem realistischen Drama einige pikante Fragen auf und gibt schon die ein oder andere Antwort aber er macht mit „die Jagd“ vor allem eins, er zeigt uns wie wichtig Vertrauen/Zusammenhalt/Zugehörigkeit sein kann, aber auch wie oberflächlich manch einer damit umgeht. In einem Fingerschnippen werden die Menschen, die sonst immer so individuell und intellektuell sein wollen, zu einem Abziehbild aus einer Zeitschrift, dass sich problemlos in eine vorgefertigte Schublade legen lässt.
Er zeigt uns wie ein einfaches Gerücht dafür sorgt, dass das Leben eines einzigen Mannes zerstört wird, wenn sich die Gesellschaft zusammenschließt, um diesen Mann auszugrenzen, schlimmer noch, ihn zu peinigen, ihm bewusst erheblichen Schaden zuzufügen. Was wenn Lucas diese Tat(en) wirklich begangen hätte, wäre dann diese Ausgrenzung richtig, dürfte er dann nicht wie ein normaler Mensch einkaufen gehen? Wie geht man mit solch einem Menschen um, ist einem solchen Menschen zu helfen? Wie eine Erlösung bricht Mads Mikkelsen gegen Ende aus, die Zurückhaltung verfliegt und ein bisschen Genugtuung macht sich breit, wenn man sieht, wie die breite Masse sich wie ein Fähnchen im Wind dreht, war sie sich doch vorher so sicher. Schon vor über 80 Jahren hatte sich Fritz Lang diesem omnipräsenten Thema gewidmet, Thomas Vinterberg führt es würdig weiter, diesmal aber aus einem völlig anderen Blickwinkel.
-Spoiler enthalten-
Martin Scorsese, der cineastische Altmeister, der der bei vielen von uns auf Lebenszeit ein Stein im Brett hat. Was zeigt er uns mit seinem Oscaranwärter 2014, mit dem Wolf aus der Wall Street? Er fährt den roten Kinoteppich aus, ach was sag ich, eine pompöse Flughafenlandebahn aus Parties, Drogen und Sex. Wir erleben hier die materialistische Entfesselung, die menschliche Entgleisung an der Börse. Diese überbordende Exzessivität, die uns hier unter der antreibenden Gestik von Di Caprio angeboten wird, könnte kaum ausufernder ablaufen. Ein Film wie im Rausch. Nackte Nutten, Kokainberge und Geld in Massen, das ist the Wolf of Wall Street und das bleibt er auch eine ganze Weile, nach dem man den verrückten Aufstieg Jordan Belforts (Leonardo Di Caprio) zum Aktienhai verfolgt hat. Auf eine komische aber tolle Art und Weise ergänzt sich unser Partydummerchen Jonah Hill mit der von der Börse besessene Art Leos. Ohne dieses Zusammenspiel wäre das sicherlich zu eintönig geworden. Teils kommt es einem vor als hätten wir es mit einem riesigen Remake von Project X zu tun, aber das ist natürlich nur Schein. Martin Scorsese begibt sich auf Comedy-Terrain und löst das ganze gut, dennoch erfindet er sich nicht neu. Auch wenn wir hier eine Paradevorführung all seiner Fähig- und vor allen Dingen Möglichkeiten erleben, präsentiert er uns hier eine Light-Version von seinen aussagekräftigen Meilensteinen der Gangstergeschichten Goodfellas oder Casino. Immer wieder lassen sich Parallelen ziehen und immer wieder merkt man, dass das nur einer warmer Aufguss vergangener Zeiten ist. Ohne Frage liefert Di Caprio allen voran eine überragende Leistung ab, verkörpert die Besessenheit von diesem Job und den damit verbundenen Nebeneffekten perfekt. Scorsese aber schneidet nur an, wie er verfolgt wird, konzentriert sich im groben auf Belforts Sicht, auf die Sicht in Richtung Geld, Drogen, Party und die Sucht danach, als Motivator, ja fast schon Beschwörer vor seinen Brokern zu stehen und sie zu leiten. Scorsese dreht gewaltig am Unterhaltungspartyhebel, schafft es aber nicht - vlt weil er es auch gar nicht will - ähnliche Synergien zwischen den Protagonisten entstehen zu lassen, wie er es in Goodfellas mit Bravour bereits gezeigt hat. Das ist zwar meckern auf hohem Niveau, The Wolf of Wall Street muss sich diesen Vergleich aber gefallen lassen, ganz einfach weil er so viele Gemeinsamkeiten zu den Vorwerken aufweist. Bei der langen Laufzeit von 180min gelingt es ihm weiterhin nicht, uns die Schattenseite, den unvermeidbaren Abstieg entsprechend würdig dem Partyvorlauf, näher zu bringen. Stattdessen lässt er uns 3 Haltestellen vor Jake LaMotta und Henry Hill aus dem Bus aussteigen, verwundert, wie bestellt und nicht abgeholt. Insgesamt nicht würdig in Relation zum pompösen und natürlich tollen Hauptteil, in dem wir mit schauspielerischen Glanzleistungen (Hauptsächlich Leo, der steht hier auch ganz klar im Fokus) und berauschenden Bildern nur so zugeschmissen werden, ganz abgesehen von den diversen Lachern, mit denen uns Scorsese versorgt. Immer wieder tauchen erfrischende Nebenfiguren auf, die uns mit ihrer übertriebenen Art oder ihrem Wortwitz überzeugen, die es aber bis auf Di Caprio nicht schaffen uns tiefer ins Geschehen mitzunehmen, wobei das Scorsese womöglich auch gar nicht wollte. The Wolt of Wall Strett schafft es uns von sich zu überzeugen, zumindest an der Oberfläche, wo er sich die meiste Zeit aufhält, wenns dann am Ende um den Kern der Sache geht, bekommen wir zwar eine befriedigende Antwort, aber keine umwerfende Auflösung, zwar ein Ende mit Biss, aber kein besonders toll herausgearbeitetes. Alles in allem ein starke, riesige, protzige Vorführung, aber irgendwie nicht das, was ich mir vorher von Scorsese erwartet bzw. erhofft hatte.
Da ich finde, dass meine ursprüngliche Kritik zu Drive nochmal einer Überarbeitung bedarf, setz ich mich jetzt also an dieses schon sehr oft von mir gesehene Meisterwerk und gleichzeitig den besten und stilsichersten Film von Nicolas Winding Refn, in den ich mich von der ersten Sekunde an verknallt hab, als ich ihn sah, heran.
Refn, von dem man ja schon in beispielsweise Walhalla Rising gesehen hat, dass er weiß, wie er eine Amtosphäre herüberbringen muss, setzt dem ganzen in Drive die Krone auf. Jedes Bild, zum Einrahmen und Aufhängen gemacht, besticht durch seine Farbvielfalt, durch seinen unverkennbaren Style. Dem fügt sich dieser herausragende 80er-Jahre-Synth-Pop-Soundtrack von Cliff Martinez nahtlos mit ein und sorgt für absolut vorzügliche (audio)visuelle Kost, der am Ende nur schwer zu widerstehen ist.
Spätestens als Ryan Gosling mit seinem gnadenlosen Minimalismus und seiner nur scheinbar eisenharten Aura die gesamte Leinwand für sich beansprucht, hat der Film mich ohne Widerworte gewonnen. Dabei ist die Geschichte so einfach und konventionell: Ein Stuntfahrer verliebt sich in die Nachbarsfrau, deren Gatte aber schon bald aus dem Knast herauskommt und geldschwere Probleme mit der Mafia im Gepäck hat. Der selbstlose Driver entschließt sich dazu, diesem Ehemann bei einem verhängnisvollen Job zu helfen, damit jener das ganze hinter sich lassen kann.
Das wärs im groben auch schon zur Story, aber das tut nichts zur Sache, denn der Fokus Refns liegt glasklar auf den Beziehungen der Charaktere zueinander und auf der einsaugenden Atmosphäre, die er uns mit Martinez‘ Score und seiner bahnbrechenden Bildgewalt einimpft. Nach einer (bis auf den direkten Anfgang) ruhigen und emotional tiefgreifenden Einführung in das Geschehen unterbricht er diese gemächliche Stimmung immer wieder durch hochspannende und schonungslose Gewaltszenen, die einem den Atem stocken lassen und die den Driver von einer Seite beleuchten, die der Zuschauer vorher nicht für möglich gehalten hätte. Genau hier liegt die herausragende Stärke in Drive, er wirkt nicht zu überladen oder zu träge, er zieht einen durch diesen gelungenen Mix aus kurzen Höhen und langen Tiefen mit gesteigerter Zuspitzung zum Ende in seinen Bann und lässt dieses Werk in seiner Gesamtheit damit zu einem herausragenden Film werden. Die Tiefen versetzen einen dank Goslings Charisma zu keiner Sekunde in Langeweile, die Höhen knocken einen dann wortwörtlich aus. Allein wie die Stadt zu Beginn unter dröhnenden Bässen und melodischem Synthiklängen bei Nacht eingefangen wird, die pinken Buchstaben im geschwungenen Retro-Schreibstil über den Bildschirm wandern und den Titel markieren ist ganz große Klasse. Refns Plan ist aufgegangen, er hat mit diesem Gewaltepos eine alte Geschichte gekonnt in die heutige Filmlandschaft übertragen, ohne den damaligen Stil zu vernachlässigen oder zu missbrauchen und ohne sich für den kritischen Zuschauer zu verbiegen.
Nein, er hat es geschafft, das ganze auf seine eigene Art vorzutragen, dieser Geschichte seinen unverkennbaren Stempel aufzudrücken. Das gelingt ihm ohne große Worte durch die starken Leistungen von Gosling und Mulligan, die die Gedanken ihrer Figuren und ihre emotionale Bindung zueinander für uns greifbar nah werden lassen, sodass wir uns in die Situation hineinfühlen und uns an diesem außergewöhnlichen Schauspiel ergötzen können. Dabei hinterlässt er uns diese geniale Figur des Drivers mit diversen Fragezeichen, die wir selbst für uns klären müssen, weil wir eigentlich nicht viel über ihn erfahren und weil er kaum mehr als 20 Sätze im Film spricht. Er handelt viel mehr nach seinen Prinzipien und nach seinen Gefühlen, mit einem überwältigenden Beschützerinstinkt, einem Chitinpanzer, den er schützend um das legt, was ihm wichtig ist, was er liebt, allzeit bereit seinen giftigen Stachel einzusetzen, wenn es nötig ist. Zu Beginn noch so professionell und im Fahren ein Meister, wird er, je mehr er Irene, die personifizierte Verletzlichkeit, in sein Leben lässt, immer angreifbarer. Den einzigen wunden Punkt, hat er selbst in sein Herz gelassen. Es lässt sich so viel in ihm erkennen, dass es mich fasziniert und doch bleibt er geheimnisvoll, weil Refn uns eben so viel Spielraum lässt.
Ryan Gosling verleiht dem Fluchtfahrer eine Coolness und eine Ernsthaftigkeit, die wohl nur selten eine Filmfigur vorher in ähnlichem Maß besaß, gleichzeitig verkörpert er aber ein gewaltsames Biest, dass bereit ist an seine eigenen Grenzen zu gehen.
Das er bereits zu den aufstrebenden Größen in Hollywood gehört, war vorher schon bekannt, hier liefert er aber eine Leistung ab, die sich wohl für seine spätere Karriere das ein oder andere mal bezahlt machen dürfte. Kaum zu glauben, dass Hugh Jackman ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehen war. Das die Arbeit Nicolas Winding Refns im Zusammenspiel mit Gosling etwas ganz besonderes ist, durfte man hier und dann in Only God Forgives 2 Jahre später bereits wieder sehen. Jeder Fan dürfte sich demnach eine lang anhaltende Zusammenarbeit zwischen den beiden wünschen, man darf gespannt sein, was die Zukunft bereit hält. Nebenbei haben wir dann noch einen klapprig-guten Bryan Cranston, Ron Perlman und den eiskalt boshaften Albert Brooks in einer tollen Gangster-Rolle mit an Bord, die ihre Jobs allesamt gut machen mit einem Sternchen bei letzterem, der dafür einige Auszeichnungen kassierte und unter anderem für den Nebendarsteller-Golden-Globe nominiert wurde. Zweifelsohne hat Refn mit Drive sein größtes Werk erschaffen und er genießt seitdem so etwas wie Vogelfreiheit in Hollywood. Für mich mit das beste, was in den letzten Jahren über die Leinwände lief und der bis dato stärkste und eindringlichste Film des noch recht jungen dänischen Regisseurs, den wir wohl noch das ein oder andere mal bestaunen dürfen.
Driver:” Can I talk to you? I won't keep you long. I have to go somewhere and I don't think I can come back. But I just wanted you to know. Getting to be around you and Benicio was the best thing that ever happened to me. “