Big_Kahuna - Kommentare

Alle Kommentare von Big_Kahuna

  • 8

    Wie tief kann Liebe gehen? Ab wann ist sie kitschig, ab wann kann man sagen, dass es Liebe ist? Wann mag man sich nur, ab wann kann man nicht mehr ohne einander leben? Alles Fragen, die uns Ryan Gosling und Rachel McAdams mit ihrem rührenden Schauspiel versuchen zu beantworten. Dabei ist die Geschichte eigentlich so einfach und trieft nur vor Kitsch und doch berührt sie einen, wenn man sich denn auf einen Film wie diesen hier einlassen kann. "Wie ein einziger Tag" erzählt die Geschichte einer vermeintlichen Jugend-Sommerliebe, die aber tiefere Wurzeln schlägt, als es zuerst den Anschein macht. Die Zutaten, sind wie üblich in diesem Genre, auch hier wieder die gleichen: ein melancholischer Score, eine herzergreifende Geschichte über eine Liebelei, die es so eigentlich gar nicht geben darf und tolle schauspielerische Leistungen am laufenden Band und doch macht dieser hier einiges besser als seine Konkurrenten. Der Film hat vor allem eins, was seine Mitbewerber nicht haben: Ryan Gosling. Der Typ ist authentisch und weiß, wie man den armen, aber tiefgründigen Typen vom Land geben muss und das macht er mit Bravour. Natürlich spielt sich auch Rachel McAdams die Seele aus dem Leib, was den ein oder anderen vielleicht etwas überrascht, im Endeffekt glänzt "wie ein einziger Tag" aber vor allem durch die Beziehungen seiner Charaktere zueinander, besonders über die des Liebespaars. Alles was da so rüberkommt (insbesondere die Streitereien) scheint irgendwie doch ziemlich nah an der Realität zu kratzen und an der Stelle kann man dann auch mal die tiefkitschige Romeo&Julia-Geschichte tolerieren, auch wenn man gerade deshalb oftmals zu Tränen gerührt ist. Das ist alles in sich schlüssig und hält sich nicht nur an der Oberfläche auf, sondern geht mit sein gut überlegten Details tief unter die Haut. Dem ein oder anderen ist das sicher zu kitschig, wenn man sich aber einmal von Ryan und Co verzaubern lässt, gibt's kein Entkommen mehr.

    18
    • 8 .5

      Immer wieder ist es mal Zeit, dass man sich den alltäglichen, monotonen Gepflogenheiten entzieht und auf eine Reise mitnehmen lässt, die einen wieder ein bisschen auf den Boden des Lebens zurückholt, die einem ein Stück Jugend, ein Stück Fantasie wiedergibt. Das Studio Ghibli scheint sich dieser Aufgabe jedenfalls angenommen zu haben und das auf eine ehrliche und äußerst kreative Art. Wenn man einen Ghibli-Film sieht, dann ist es generell so, dass die übermittelten Ideen, die Symbolik, die Figuren allesamt neu und interessant sind und das sorgt zwangsläufig dafür, dass man sich in dieses teils surreale, komplexe, moderne Märchengebilde hineindenken muss und sich letztendlich in diese Filmchen auch hineinsaugen lässt.
      Genau so ist es auch bei Chihiro's Reise ins Zauberland.
      Auch hier haben wir wieder tolle Figuren, absolut vorzüglich gestaltete Schauplätze und eine in sich völlig geschlossene Story, die allein aufgrund ihrer Originalität beim Zuschauer greift. Man sollte kein Mindfuck erwarten oder mit einer bahnbrechenden Auflösung rechnen, vielmehr sollte man sich einfach treiben lassen und mit Chihiro auf eine Reise durch diese dem Anschein nach unheimliche und böse Zauberwelt gehen. Auf den ersten Blick scheint das alles etwas abstrus und unschön und so ist auch Chihiro zu Beginn noch ängstlich, je mehr man aber in diese Welt und ihre kleinen Monster eintritt, umso liebenswerter wird der Film und das ohne zum reinen Kinderfilm zu verkommen, denn auch hier haben wir wieder Anspielungen auf das reelle Leben und seine Regeln, so grabschen alle Götter in dieser Welt nach dem vielen Gold, so wie wir in unserem Leben nach dem großen Geld gieren. Dabei kann man mit einer aufrichtigen Art und ohne sich nach diesen materiellen Dingen zu sehr zu sehnen vielleicht viel besser leben und so ist Chihiro die einzige, die das Gold nicht annimmt und dafür auch den Respekt vom Ohngesicht erntet, das ihr daraufhin treu folgt. Auf der anderen Seite haben wir dann das "Konsumbaby", dass schon in so "jungen" Jahren auf reine Verzehrlust getrimmt wird. Das ist nur ein Bruchteil von dem, was sich in dieser Ghibli-Produktion sehen lässt. Es macht einfach Spaß zu sehen, dass Miyazaki in diese Umgebung auch noch Werte einflechtet, die dem Zuschauer im Unterbewusstsein klargemacht werden sollen. Das springt einem nicht auffällig ins Gesicht, man muss schon bei der Sache sein und so ist Chihiro's Reise ins Zauberland ein weiterer Ghibli-Film, den ich sofort meinen Kindern zeigen würde, wenn ich denn welche hätte. Bei Ghibli steckt was drin und wunderschön gemalt ist das ganze auch jedes mal aufs neue. Wer hier bei Chihiro nicht zugreift, der ist selbst Schuld.

      22
      • 5 .5

        Zum 2. mal öffnen die Tore zur Yin&Yang-Tour von Bubo und mir. Mal wieder ist's Terrence Malick, den wir hier etwas genauer unter die Lupe nehmen und mal wieder streiten sich auch hier die Geister.
        Die Rede ist von seinem Debütfilm "Badlands - zerschossene Träume".
        Ein Roadmovie der Sorte Natural Born Killers oder Wild at Heart. Auch hier nimmt ein skrupelloser, aber liebender Killer ein kleines, naives Mädel mit auf eine zerstörerische Reise durch Amerika. Die Spur der Verwüstung bleibt aber im Gegensatz zu seinen Genrebrüdern verhältnismäßig harmlos, zumindest augenscheinlich. Der wahre Terror geht hier von den Figuren aus.
        Kit (Martin Sheen), unser unzerbrechlicher Outlaw bringt es beispielsweise fertig den Vater seiner Freundin ohne mit der Wimper zu zucken umzubringen, einfach so weil ihm seine Ansage nicht so richtig gepasst hat und er im Begriff ist dessen Tochter Holly (Sissy Spacek) mit auf eine Reise ohne Ziel zunehmen. Die Weltbilder der beiden Hauptfiguren sind teils so verrückt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass es solch eiskalt-naive Menschen gegeben hat und so wird man auf eine Reise mitgenommen, die einem teilweise sehr ungewöhnlich vorkommt, fast schon unschön anders.
        Eher gewöhnlich sind da wieder die wunderschönen Landschaftsaufnahmen, die Malick ja sehr gern in sein Storygewebe einflechtet und damit für poetischen Anklang sorgt, wenn die Figuren dabei im Voice-Over ihre Gedanken schildern. Viele nervt dieses ständige Dazwischengequatsche sicherlich, ich finde es aber absolut unstörend und es steht den verrückten Figuren eigentlich ziemlich gegensätzlich gegenüber.
        Man stelle sich vor, man kenne die Gedankengänge von Kit oder Holly überhaupt gar nicht, dann wäre Badlands sicher wesentlich zäher, als er im Endeffekt ist. Das hier ist ein Roadmovie, wie ein Roadtrip unter diesen Umständen wahrscheinlich nun mal wäre, das ist größtenteils unaufgeregt, streckenweise langweilig und irgendwie auch seltsam. Sheen und Spacek harmonieren hervorragend, daran liegt es nicht, aber deren charakterliche Eigenartigkeiten in Verbindung mit dieser zurückhaltenden, ruhigen Art Malicks lässt das ganze doch irgendwie träge werden und so wirklich neu oder emotional bahnbrechend ist das ganze auch nicht wirklich, dabei sieht man auch, wo das Problem liegt. Lynch und Stone habens mit ihren abgefahrenen Roadtrippärchen gekonnt umstilisiert, Malick hätte hier also eine Prise Tempo im Spannungsbogen wirklich gut getan. Viel mehr stehe ich dem Gesehenen doch ziemlich distanziert gegenüber, wenn sich Kit im Zuge seiner komischen Vorstellungen vom Leben mit seiner Schrotflinte durch die herannahenden Spielverderber schießt, ohne dabei eine emotionale Regung zu zeigen. Das mag vielleicht wirklich so gewesen sein, schockieren kann aber nur Spacek, die in ihrer naiven, kalten Art alles toleriert, was Kit hier so anrichtet, das ist dann in der Tat erschreckend. Wenn jemand meinen Vater umbrächte, damit er mir dann näher sein kann, hätte er wohl ein ziemlich großes Problem, egal wie große dessen Liebe ist.
        Erschreckend ist allerdings auch, wie oft sich Badlands selber durch seine nicht vorhandene Geschichte schleppt, wenn sich Kit und Holly über irgendwelche Nichtigkeiten unterhalten oder einfach nur fahren, auch wenn sie trotzdem irgendwie durchgehend interessant bleiben, weil man auf den großen Clue am Ende wartet.
        Malick bietet uns hier eine langsam inszenierte Bonnie&Clyde-Story, mit einem gut aufgelegten Martin Sheen in James Dean-Manier und einer richtig starken Sissy Spacek, bleibt aber inhaltlich und vor allem emotional im Prinzip nur an der Oberfläche und es gelingt ihm nicht, den Zuschauer dauerhaft zu fesseln, leider. Rein philosophisch hält sich Malick allerdings sehr zurück und schafft es wenigstens, mich nicht komplett zu vergraulen. Alles in allem für den ersten Malick aufgrund der Charaktere und der unaufgeregten Inszenierung doch noch minimal überzeugend, insgesamt aber eben eine kleine Enttäuschung. Rein inszenatorisch natürlich wieder sehr schön anzusehen, aber das ist man von Malick ja gewohnt.

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        • Ach wie gesagt meine Beste, der ist so schön melancholisch, der reißt einen sofort mit, der Kommentar. Völlig verdient hat er sich den KdW-Pokal gesichert, Glückwunsch. <3
          Hast mich sogar dazu gebracht, den ganz bald anzusehen!

          5
          • Ziemlich sympathische Antworten, vor allem, dass PF dir genauso wie mir den Schlitten in die Filmschneise reingelegt hat. ;)

            3
            • 8 .5

              Langsam macht sich das Gefühl breit, dass Alfonso Cuarón besonders gern technisch etwas aufwändiger zur Stelle ist, wie man in seinem Film Children of Men besonders gut sieht. Gefühlt stundenlang ohne Schnitt und mit einer Art Doku-Kameraführung sehen wir die neuen Probleme auf der Erde im Jahr 2027.
              Es lässt sich kein Kind mehr zeugen, Unfruchtbarkeit herrscht vor und der Staat versucht irgendwie seine Meute beisammen zu halten, wenn nicht schon längst Krieg ausgebrochen ist, wie eigentlich fast auf der ganzen Welt. Hysterie bauscht auf, die Menschheit ist nun kein zahmes, durch die Medien besänftigtes Häschen mehr, fährt dafür aber umso mehr aus der Haut und diese apokalyptischen Zustände könnten deutlicher nicht zum Vorschein kommen.
              Teils kommt das einem wie der dritte Weltkrieg vor und wenn man dann sieht, wie Immigranten behandelt werden, scheinen das schon fast Zustände wie aus einem Konzentrationslager zu sein, die Angst und Panik steht den Gefangenen jedenfalls erschreckend echt ins Gesicht geschrieben.
              Children of Men vereint hoffnungsloses Zukunftszenario und beklemmenden Kriegsthriller wie kaum ein anderer seiner Zunft. Der Terror, den die Protagonisten durchleben, kriegt auch der Zuschauer zu spüren, wenn andere Menschen überfallartig um ihr Überleben kämpfen. Fressen oder gefressen werden ist das allgegenwärtige Motto, hier geht's wirklich ums nackte Überleben. Ein Dystopie-Thriller, der zwar in puncto Realitätsnähe vielleicht nicht das allergrößte Paradebeispiel darstellt, gerade weil die Erklärungen für diese Weltunfruchtbarkeit eigentlich nur am Rand thematisiert werden, aber durch seine Überraschungsmomente besonders spannungstechnisch eine Menge zu bieten hat und durch sein dreckiges Setting und seine oftmals beklemmende "Wackelkamera" absolut vorzüglich anzuschauen ist.
              Die Verfolgungsjagden sind hochspannend und technisch einwandfrei gedreht, das sorgt dann neben den ruhigen Stellen, in denen man schon darauf wartet, wann die nächste kaum zu bewältigende Situation auftritt, für ziemliche Wallungen. Kein künstliches "Extra-Verwackeln", man scheint viel mehr so nah am Geschehen zu sein, wie es eben nur möglich ist.
              Hauptdarsteller Clive Owen macht einen guten Job. Besonders sympathisch, weil liebenswert verrückt agiert hier aber Michael Caine, den man ja schon als Butler von Batman im Prinzip nur gut finden konnte, leider bekommt er aber nicht ganz so viel Screentime, wie man sich das rückwirkend vielleicht erhofft hätte. Alles in allem gelingt Cuarón mit diesem Thriller hier ein schöner Spagat zwischen düsterer Zukunftsmusik und angsteinflößenden Kriegszuständen und das auch noch ziemlich realistisch, was ohne Lubezkis Kamera wahrscheinlich nie so authentisch rübergekommen wäre.
              Insgesamt ein ausgesprochen starker Science-Fiction-Film, der gar nicht mal sooo bekannt ist. Das muss sich ändern!

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              • Ziemlich sympathische Antworten, auch wenn ich mit den meisten Dingen, die du abfeierst nicht ganz so viel anfangen kann, wie du. Aber wenn man das gut begründet, so wie du, dann zeig ich mich da gerne verständnisvoll. Schöne 7 Fragen. ;)

                5
                • Das ich das noch erleben darf. *____*

                  3
                  • Total unübersichtlicher, in hellen Buchstaben gehaltener, verwirrender Facebook-Abklatsch. Fehlt nur noch, dass wir uns gegenseitig anstupsen und Bilder hochladen können.

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                    • 8

                      Auf nahezu dokumentarische Art und Weise erleben wir aus der Sicht der Polizei, wie in French Connection auf Verbrecherjagd gegangen wird. Wir blicken hier Detective Jimmy "Popeye" Doyle (Gene Hackman) und Detective Buddy "Cloudy" Russo (Roy Scheider) über die Schulter, die mehr oder weniger gemeinsam versuchen einen Drogenring auszuheben. Dabei ist Popeye derjenige Polizist, der nichts lieber tut als Verbrecher dingfest zu machen, am liebsten mit der eigenen Faust, Russo hingegen ist eher der Ruhepol, der den oft in Rage geratenden Doyle wieder auf den Boden zurück holen muss, nichtsdestotrotz lässt auch er sich von ihm bis zu einem gewissen Punkt mitziehen.
                      Eins wollen sie beide: endlich mal mehr als nur die kleinen Fische aus dem Gangsterteich ziehen und dabei müssen sie manchmal nun mal auch über die eigenen Grenzen hinausgehen. Das alles passiert größtenteils auf den kühlen Straßen New Yorks, in tropfnassen Hinterhöfen und abgelegenen Lagerhallen. Das Setting ist eisig und genauso gefühlskalt agieren auch die Figuren. Hier geht's um hartes Geschäft, um astreine Drogen und viel Geld, da ist nicht viel Platz für Gefühlsduselei, besonders nicht mit dem Druck des Präsidiums im Rücken. Immer wieder kommt Doyle mit seinen Wutausbrüchen und Schimpfwörtern um die Ecke und zerschlägt das Eis mit einem Hammer, gießt aber anschließend in seiner besessenen Art der Ermittlung gleich wieder Wasser drüber.
                      Das wird alles so gezeigt, wie man sich auch vorstellen würde, dass es passiert ist.
                      Kein großes Gerede, keine großen Werte, hier werden die Dinger einfach durchgezogen, am besten so, dass keiner Wind davon bekommt und wirklich hautnah an der Durchführung solcher Drogendeals.
                      Hier scheint einem die blanke Realität ins Gesicht zu springen, so authentisch bewegen wir uns gleichsam mit der Kamera dicht hinter Doyle hinterher und verrichten gemeinsam mit ihm und seinem Partner Beschattungsarbeit. Das ist stark inszeniert und genauso nüchtern, wie es eben in Wirklichkeit ist und wenn dann gegen Mitte des Films in einer der bahnbrechendsten Verfolgungsjagden, die wohl je gedreht wurden, der Spannungshebel angezogen wird, kann man kaum noch weg von dem Streifen.
                      French Connection brauch in der Hinsicht einfach keine krassen Effekte oder Explosionen, er funktioniert ohne das alles in seinem Realismus sowieso viel besser und bringt das Räuber und Gendarm-"Spiel" treffend auf den Punkt.
                      Das ist fesselnd, stark gespielt (allen voran natürlich von Gene Hackman) und weiß auch durch seine moralische Balance zu überzeugen. Wir sehen hier nicht Gut und Böse aufeinandertreffen, nein, viel mehr scheinen zwischen Doyle, dem Bullen, dem als Mittel zum Zweck wohl alles recht wäre und den Schmugglern, die sich in dieser dreckigen, kalten, unschönen Großstadtwelt ein schönes Leben machen wollen, die Grenzen zwischen richtig und falsch zu verwischen. Alles in allem ist French Connection ein technisch natürlich leicht gealterter Thriller, der sich gerade in der ersten Hälfte eine Menge Zeit nimmt, sich aber auf das wesentliche konzentriert und mit seinem Realismus und seiner Spannung als Paradebeispiel in diesem Genre herhält. Ein Copthriller auf den Punkt gebracht, so muss es sein!

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                      • Hervorragende Nachrichten. Nach dem Staffelfinale, was uns erwartet, wäre das Absetzen auch wirklich sehr ernüchternd, fast schon böswillig gewesen.

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                        • 5
                          • Den hab ich damals verpasst, aber sehr amüsanter Kommentar Velly!
                            Und wie du weißt, traten ähnliche Probleme auch schon bei mir auf und bestimmt auch bei ganz vielen anderen hier.

                            • Hervorragend Zimtelchen, ich hatte mir das bei diesem großartig-melancholischen Text schon fast gedacht. Glückwunsch. <3

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                              • 6 .5

                                "Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand", ein Titel, der irgendwie wie aus den 70ern oder 80ern zu stammen scheint. Wir erleben hier die Geschichte des Allan Karlsson, der die ganze Zeit über auch als Erzähler fungiert und sich mit seinen 100 Jahren auf einen Weg macht, dabei einen Koffer mit viel Bargeld in die Griffel bekommt und über die Leichen einer "Rockerbande" steigt. Dabei hat er immer einen naiven Spruch auf den Lippen, der dem Film seine schwarzhumorige Würze gibt, gleichzeitig aber trotzdem noch seine ernsten Momente behält. Wir sehen hier keine reine Komödie, viel mehr einen Spielfilm mit hohem Comedy-Anteil, der trotzdem eine phantastische Geschichte erzählt.
                                Dabei bleiben wir nicht im "Fluchtweg" von Allan stecken, sondern begeben uns immer wieder auch in die Vergangenheit von ihm und lernen ihn über seine verrückten Geschichten kennen, die er so erlebt hat. Alte Menschen erzählen ja immer gerne und so erzählt Allan seine Geschichten hier gekonnt und zieht den Zuschauer mit seiner lustig-naiven Art einmal mehr auf seine Seite. Dieses Verweben der Vergangenheit und der Gegenwart klappt sehr gut, wenn da nur nicht das Erzähltempo wäre, dass ein Hundertjähriger nun mal so an sich hat. Anfangs noch von erfrischender Skurrilität zehrend, ist es möglich, dass man als spannungsaffiner Thrillergucker zum Einschlafen verdonnert wird, denn Felix Herngren zieht hier seine Linie konsequent durch. Der Film bleibt seiner langsamen Erzählweise treu, hat aber auch wenige rasante Stellen zu bieten, die einen dann wieder wachrütteln können. Wir haben es hier mit einem Hundertjährigen zu tun, der trotz seiner wahrscheinlich bis zum Tod anhaltenden, kindlichen Naivität schon immer einen leicht beschränkten Horizont hatte, trotzdem eine Menge erlebt und sich mit Glück schon aus so mancher brenzligen Situation gerettet hat.
                                Eben jemand, der sein ganzes Leben schon hinter sich hat und den so schnell nichts mehr erstaunen kann.
                                Im Prinzip erleben wir über Rückblenden die letzten hundert Jahre Geschichte nochmal neu, in einer Art und Weise, die manchmal zum Lachen bringen kann und irgendwie einfach niedlich ist, auch wenn sie manch einen sicher nerven wird. Das beste daran sind ganz einfach die knackigen Kommentare von Allan selbst und die skurrile Note, die damit einhergeht und immer mal wieder durchschimmert. Das reißt einen Comedy-mäßig zwar nicht vom Hocker, kann einen aber dank seiner stellenweise interessanten Geschichte doch irgendwie bei der Stange halten.
                                Müde sollte man hier nicht reingehen, ganz schnucklig bleibt der Film trotzdem, er übernimmt sich ja auch nicht. Kann man gucken und wird in der richtigen Stimmung vielleicht sogar richtig gut, muss man aber nicht.

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                                • 7 .5

                                  „Get Shorty“ ist eine locker-leichte Gangsterkomödie, die es sich einfach traut, in ihrer komödiantischen Art ihren Plot so zu spinnen, wie es ihr Spaß macht.
                                  Erinnert manchmal in ihrer Willkür an Tarantino und funktioniert mit ihren dreckigen Sprüchen und ihren knackigen Dialogen in die Richtung auch sehr gut.
                                  Stellenweise absolut over the top und mit überspitzt gestalteten Kostümen hat man manchmal das Gefühl, dass „Get Shorty“ trotz seiner wirklich gut kreierten Geschichte leicht satirisch angehaucht zu sein scheint, was sich eigentlich auch nicht bestreiten lässt, zur reinen Komödie „verkommt“ er aber nie, er hat nämlich trotzdem immer noch eine Gangstergeschichte zu erzählen und genau diesen schmalen Weg zwischen Comedy und Gangster pflastert Regisseur Barry Sonnenfeld besonders gut, ausgeglichen und schließlich auch unterhaltsam.
                                  Die Charaktere sind klasse, die Schauspieler haben Spaß, allen voran spielt John Travolta richtig gut und nimmt auch gleich noch ein paar Akzente von Vincent Vega mit, wenn er seinen lässig-verträumten Blick aufsetzt. Und sowieso schmeichelt „Get Shorty“ mit seinen Filmen im Film, sein Gerede über Filme, seinen Drehbüchern und seinen „gespielten Schauspieleinlagen“ im Film dem Kino im allgemeinen und ist für Filmfans demnach absolut zu empfehlen. Im Prinzip hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass ich gerade den „besseren American Hustle“ sehe (bis auf die Kostüme vielleicht) und das stolze 19 Jahre zuvor.
                                  Der traut sich mehr, der ist flippiger, der hat Charaktere, mit denen man gerne „mitgeht“ und genauso auch ein Starensemble von Schauspielern (James Gandolfini, Dennis Farina, Gene Hackman, John Travolta, und und und) zu bieten, ist nicht zu verschachtelt und hier wird ab und an auch richtig geschossen oder geprügelt und im nächsten Moment gleich wieder ein cooler Spruch abgelassen, so wie man sich das eben vorstellt. Im Prinzip macht der eigentlich alles besser, da hätte David O. Russel mit seinem Epos rückblickend gar nicht so viel Aufwand betreiben müssen.
                                  Und dann auch noch der Cameo-Auftritt von Harvey Keitel, da zerfließt das Cineastenherz, herrlich. Alles in allem ein schönes, kleines Gangsterfilmchen, dass auf seine Dialoge und seine Charaktere setzt und nebenbei einen stilechten Soundtrack drunter klatscht. Danke für die Empfehlung Bubochen! ;)

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                                  • 4

                                    *Achtung, das Ding hier ist ein einziger Spoiler*
                                    Oh Mann Jake, ich weiß, du kannst ja nichts dafür, dein schelmisches Grinsen hätte besser nicht sein können und trotzdem spielst du und spielst klasse und es bringt einfach nichts, denn diese ganzen Turbinen-Absturz-Nebenschauplätze, die irgendwo im inhaltlichen Niemandsland rumdümpeln und von denen Richard Kelly wahrscheinlich selber nicht mal wusste, wieso er sie so unerträglich ausufern lassen musste, machen diesen gut inszenierten, düsteren Streifen doch recht zäh und schwer erträglich. Das ist zwar atmosphärisch über weite Strecken recht fesselnd, bietet einem Story-technisch leider aber nicht viel. Zeitreisen hin, Zeitreisen her, Einstein-Rosen-Brücken hin, Einstein-Rosen-Brücken her, irgendwie passt das hier alles nicht so recht zusammen, vielleicht liegts auch einfach daran, dass ich mit Science-Fiction ansonsten nicht ganz so viel anfangen kann. Ich mein, ja schön, du rettest im Prinzip die ganze Welt und gehst lachend in dein Grab, rettest deine ahnungslose Liebe, das ist klasse und wenn man sich alles so zurecht legt, machts irgendwie an mancher Stelle auch Sinn, aber vieles der Geschichte scheint einfach nur darauf getrimmt zu sein, die Lücken irgendwie zu füllen, bis endlich das bahnbrechende Ende (was man schon erahnen kann) über die Leinwand wandern darf. Ich mein diese Pedo-Geschichte, trägt die irgendwie dazu bei, dass die Turbine da direkt auf den armen Donnie runterknallen soll? Ja ich weiß, das ist ja die Endkonsequenz dieser einfältig gedachten Angst-Liebe-Lebens-Skala, in die die geistig ärmliche Lehrerin unseren Donnie hier reinquetschen will. Das ist mir einfach zu viel Nonsens, zu weit gedacht. Vielleicht versteh ich auch dieses ganze Wurmlochgedusel einfach nicht und dabei hatte ich mich eigentlich sehr auf einen düsteren, surrealen Trip gefreut, der mir ein Mindfuck-Ende bietet, was mich umhaut. Leider wirkt alles aber irgendwie nur wie ein in die Länge gezogener, lauwarmer Matrix-Lost-Highway-Mix, der einfach deswegen gedreht wurde, weil er anders sein will.
                                    Immerhin ein schön gefilmter, stilistisch bemerkenswerter Streifen, mit einem richtig guten Jake Gyllenhaal, aber leider auch einer Geschichte, die trotz ihres dauerhaft drückenden Daumen auf dem apokalyptischen Countdownknopf eher spannungsarm verläuft, weil der Schalter einfach klemmt. Technisch wirklich richtig top Kelly, dafür gibts auch ein dickes Lob, die verworrenen Geschichten in der Geschichte sind leider für die Tonne.
                                    PS: Jetzt werden mich wohl einige auf ihrem Dashboard mit der imaginären Axt zerteilen oder eine Turbine auf mich schmeißen wollen, aber, was raus muss, muss raus. :/

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                                    • 7 .5

                                      Jeder von euch wird dieses Gefühl kennen. Wenn ein einziges Treffen, ein einziger Augenblick, eben ein Moment alles verändern kann. Den meisten ist das vielleicht zu kitschig, zu ungreifbar, zu unmännlich und doch werden die größten Männer wieder zu den kleinsten Sensibelchen, wenn es diesen einen Moment gibt. Sie wissen plötzlich nicht mehr, was sie machen oder denken sollen. Wie sie damit umgehen sollen, diese eine Frau getroffen zu haben, die ihnen letztendlich komplett den Kopf verdreht. Keine klaren Gedanken mehr fassend, jeden seiner Freunde um Hilfe bettelnd, händeringend nach dem nächsten Strohhalm greifend, alles verändert sich. Ein einfacher Augenblick kann die gesamte Welt eines einzigen Menschen komplett auf den Kopf stellen, sein vorher jahrelang geerdetes Umfeld innerhalb kürzester Zeit umgraben.
                                      Anwälte, Banker, Polzeichefs, scheiß egal wer, jeder einzige würde sich im Ringkampf um seine Traumfrau vielleicht wie ein kleines Schulmädchen verhalten. Kabale und Liebe.
                                      Berufsstand, Nationalität, Hautfarbe, nichts spielt mehr eine Rolle, wenn die Gefühle mit einem durchgehen und das Leben auf einmal einen Sinn bekommt. Egal ob man es anders vorgelebt bekommt, egal ob man es verboten bekommt, egal ob sich die ganze Welt gegen einen aufbäumt, gegen seine Gefühle ist man machtlos und wenn einem Amors Pfeil getroffen hat, dann hat einen Amors Pfeil nun mal getroffen.
                                      Auf einmal ist alles unwichtig und auf einmal zählt nur noch eine Sache im Leben – die Liebe. Leute haben deswegen schon ihren Job hingeschmissen, haben alles hinter sich gelassen, um wegen einem einzigen Menschen tausende von Kilometern zurückzulegen um ein neues Leben zu beginnen, vom Gefühl angetrieben. Der stärkste Motor, den man sich vorstellen kann, besser als jeder V12, der dich in 3 Sekunden voller Adrenalin auf 100 Sachen bringt. Man hat es vorher vielleicht nicht gewusst oder mitbekommen, aber auf einmal wird dieses Gefühl zum Lebenselexier.
                                      Andere versuchen das mit materiellen Dingen zu kompensieren, tun so als würden es schaffen, scheitern aber kläglich daran, natürlich ohne es jemals zuzugeben. Liebe war und wird immer ein Thema bleiben, solange der Mensch dazu im Stande ist Empathie zu zeigen, zu fühlen. Egal ob es um die gescheiterte Liebe geht, die die einen in ihrer erfüllten Art und Weise über alles hebt, was es je gegeben hat oder eben die, die man verzweifelt versucht für sich zu gewinnen, so wie es eben hier in „Hitch der Date Doktor“ der Fall ist, Liebe = Leben und das wird in Hitch auf komödiantische Art und Weise eindrucksvoll leicht gezeigt.
                                      Vielleicht denken sich jetzt einige „hat dern Knall, ist doch nur ne durchschnittliche Liebeskomödie?“. Ja vielleicht ist sie das mit all ihren Klischees und in all ihrer Vorhersehbarkeit und trotzdem bekommt man hier präsentiert, wie kernige Typen und der Obermeister das Dating-1x1 zu völligen Volltrotteln mutieren, weil sie eben diesen einen Moment hatten, der nun mal vorkommen kann. So etwas passiert im Leben.
                                      Das ist hier vielleicht etwas lustig Überzeichnetes und dennoch trifft es den Kern der Sache.
                                      Auch ich, oder DU, ja DU der das hier liest, könnte in den Augen der anderen so ein Vollidiot sein oder werden und selbst nicht mehr wissen, was er denn machen soll. Na klar trieft der hier stellenweise vor Kitsch und na klar bewegt sich „Hitch“ leicht entfernt von der zwischenmenschlichen Realität, trotzdem hat er vor allem im Zusammenspiel zwischen Smith und James eine Menge zu bieten. Kevin James die personifizierte Unsicherheit und Will Smith der Frauenversteher schlechthin, das harmoniert einfach und in dem Genre hat vor allem letzterer mehr zu suchen, als in seinen späteren Genreausflügen, die er da so hatte. Die haben mächtig Spaß und das sieht man und als Zuschauer dürfte es da wirklich schwer fallen, nicht zu lachen. Ein Film der die (männliche) Unsicherheit in der Liebe und den Verfall des Mannes an die Frauenwelt für mich im „Subtext“ besonders gut zum Vorschein bringen konnte und dabei leicht und lustig blieb. Sicher kein Pflichtprogramm, überrascht hat er mich dennoch und für einen lockeren Abend mit der Freundin oder derjenigen, die es noch werden soll, absolut zu empfehlen!

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                                      • Wohl eine der besten "Sexszenen" die gedreht wurden!

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                                        • 10

                                          Kubrick mit einer Satire und mit was für einer.
                                          Der kalte Krieg in erfrischender Skurrilität, die zu Beginn noch auf leisen Sohlen voranschreitet, später aber zum Sprint ansetzt und wenn der Bomben-liebende, Hitler-verehrende Rollstuhlfahrer plötzlich wieder laufen kann, mit Rekordzeit durch die Zielgerade schießt. Kubrick rückt Thematiken wie die mögliche, atomare Weltzerstörung, Politik, Fanatismus und internationale Kommunikation in ein Licht, in dem man sie vorher noch nicht gesehen hat. Was am Anfang noch recht gewöhnlich anmutet entwickelt sich rasch zum militärischen Ausnahmezustand und sorgt für leichtfüßige Lacher mit kritischem Hintergrund. Im Prinzip erklärt Kubrick mit links die Welt und das in einer so schwermütigen Zeit, in der man sich so etwas wohl kaum hätte vorstellen können.
                                          Er bleibt schön ausgeglichen, stellt nicht in die Ecke, ist teils sogar selbstkritisch und reiht genialen Dialog an genialen Dialog.
                                          Gerade zum Ende hin verboten schwarzhumorig, aber immer mit Stil und nicht abflachend. Wenn man dann noch die schauspielerischen Leistungen und die kammerspielartige Inszenierung betrachtet, kann es sich nur um ein Kubrick-Törtchen vom besten Konditor der Stadt handeln, quasi eine Sahnehäubchen von Spielfilm. Na klar sieht das fliegende Flugzeug spielzeugmäßig aus und na klar ist Dr. Strangelove technisch ein wenig gealtert, nichtsdestotrotz ist dieser Film zeitlos und wird es auch bleiben, denn inhaltlich betrachtet wird das Thema unserer ausgerotteten Zivilisation zumindest bis zu dem Tag, wenn es so weit ist, Bestand haben.
                                          Ein wahrer Klassiker und völlig zu Recht eine der besten und stilvollsten Satiren, die es jemals geben wird.

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                                          • 1
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                                              Welche Daseinsberechtigung hat solch eine "Dokumentation", die einfach nur bildlich festhält, was in solch einem "Autistenheim" vor sich geht? Soll der Zuschauer sich hieran ergötzen, belustigen oder einfach nur Scham empfinden? Was will mir der Regisseur hier sagen? Bis das geklärt ist gibt's die 0 Punkte für ihn.

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                                                • 3 .5

                                                  Drehbuch für die Katz, Szenebild stümperhaft, Schauspiel unter aller Sau, Kamera und Schnitt lächerlich, Musik ist ambitioniert geht im Gesamtbild aber auch unter und Van Damme macht sich im Prinzip mit seinem gemeißelten Körper auch zum Obst der Woche, wenn er versucht unter der Anleitung seines Meisters die pure Ernsthaftigkeit auszustrahlen. Auch wenn ich den damals hart abgefeiert hab, wirkt das hier durchgehend unfreiwillig komisch und nicht eine Sekunde ernst zu nehmen. Eigentlich wirkt das ganze schon wieder so ulkig-schlecht, dass man ab und an heftig lachen muss und irgendwie scheint Bloodsport dann doch Spaß zu machen, wenn van Damme in seiner lächerlichen Schauspielperformance den ein oder anderen Fighter nach Strich und Faden und mit spritzendem Blut verdrischt. Trotzdem sind die Kampfszenen teils komplett fürs Hinterteil, an manchen Stellen aber auch schön blutig und stringent, das ist aber eigentlich auch das einzige, was man als Mann an diesem Film gut finden kann und sollte. Er kann in dem Bereich auch Spaß machen, dafür muss man sich aber auch heftig zudröhnen, damit man nicht merkt, dass das alles nur gezieltes aneinander vorbei treten und schlagen ist. Letztlich sucht man und sucht, findet aber trotzdem nichts, was den filmischen Erkenntnisdurst stillen könnte, selbst die Geschichte die dahinter steckt ist dünner als Reispapier, selbstverständlich sollte man das mit der Suche aber auch lassen.
                                                  Bloodsport wird im Martial-Arts-Bereich zwar als Kultfilm gehandelt, hat aber leider von der Zeit heftig einen mitbekommen und auch wenn ich mir damit vielleicht ein paar Feinde mache: dann doch lieber Bruce Lee!

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                                                  • 9 .5

                                                    #So ihr Piloten, wie angekündigt öffnen die Tore für den ersten der wahrscheinlich ganz vielen Kommentare, die Bubo und ich zu unserer Yin&Yang-Kommentarreihe schreiben werden. Jetzt fragt ihr euch sicherlich warum ausgerechnet Yin&Yang? Lasst mich etwas ausholen, um das zu erläutern. Durch den stetigen Austausch, dem wir uns gegenseitig mit Wohlwollen unterziehen, stellt man ja auch fest, wie der andere so tickt und drauf ist. Bei den einen geht das schnell, bei anderen langsam, bei uns schien es so zu sein, dass man den anderen irgendwie schon kennt. Ich denke jeder von euch hat so etwas schon mal erlebt und kann es nachempfinden. Und auch gerade weil wir so verschieden sind, uns aber trotzdem gegenseitig verstehen, haben wir uns für die Begrifflichkeit Yin&Yang entschieden: miteinander verbunden und doch irgendwie ungleich. Ihr könnt euch also auf die verschiedensten Sichtweisen auf Filme freuen und die Quintessenz aus der Mischung unserer beider Kommentare ziehen, eben aus den verschiedenen Blickrichtungen, die wir euch hier zu bieten versuchen, ich bin natürlich selbst gespannt was dabei so rumkommt. Lange Rede, gar kein Sinn, der *Startschuss* ertönt und es geht los.#
                                                    Mit dem Startschuss können wir eigentlich auch direkt fortfahren, denn geschossen wird auch in "der schmale Grat" von Terrence Malick, nur eben nicht zum Zwecke des "friedlichen" Wettbewerbs, wie man es sich beispielsweise bei den olympischen Spielen vorstellt.
                                                    Denn die teils friedlichen, liebevollen Bilder, die absolut unverkennbar zu Malick passen, sind nur Schein, der immer wieder von Kanonenschlägen und physischen wie psychischen Explosionen unterbrochen wird.
                                                    Die erhabene Kamera zeigt, wie die Grashügel von der Sonne erhellt, vom Wind zart gestreichelt, aber auch vom Menschen mit roher Hand entwurzelt und vernichtet werden. Schönheit und Zerstörung in bildgewaltiger Wechselwirkung.
                                                    Malick vermischt poetische Gedanken und Krieg, indem ihr die oftmals so von ihrer schönsten Seite gezeigte Natur in ihre Einzelteile zersprengt. Er zeigt kein gut und böse, kein heldenhaft und schlecht. Er zeigt die eigentliche Teilnahmslosigkeit jedes einzelnen Soldaten, der dazu verdammt ist seinem Land zu dienen, in die Schublade getan, die seiner Nationalität entspricht und für die er gefälligst einzustehen hat, egal ob es ihn seinen Verstand kostet oder ihm sein Gefühl zu leben beraubt. Der Krieg macht kein Halt vor dem Leben, er geht einfach weiter darüber hinaus, egal was der eine sagt oder der andere denkt.
                                                    "Alles eine einzige Lüge".
                                                    Es ist bahnbrechend wie Malick einem in seinem Sanftmut hier die Wahrheit um die Ohren haut: was Krieg wirklich bedeutet, welche Boshaftigkeit vom Krieg ausgeht, wobei diejenigen, die daran aktiv teilnehmen und die Gewehrkugeln in der ersten Reihe fangen, eigentlich menschlicher sind, als es der Krieg je sein könnte. Er zieht hier kein knallhartes Kriegsdrama durch, das schockieren soll, das allein wegen seiner grandios inszenierten Schussgefechte polarisieren soll. Genau das schafft "der schmale Grat" viel besser in seiner Ruhe, die einem mit jedem einzelnen Soldaten mitfühlen lässt. Wir lernen die Soldaten kennen, wir sehen bei den meisten, wie sie damit hadern ihr Leben als den höchstmöglichen Einsatz für etwas zu platzieren, von dem sie selbst nicht mal zu 100% überzeugt sind, aber das interessiert den Krieg nicht, das interessiert diejenigen nicht, die ihn mit harter Hand durchsetzen wollen und/oder müssen. Malick betrachtet das Leben aus der Sicht des Krieges und nicht den Krieg aus der Sicht des Lebens und hier schließt sich der Kreis der hohen Kunst, die Malick hier vollbracht hat. Er betrachtet das Leben und die Seele des Menschen und wie sie unter den schlimmen Machenschaften, die die Soldaten hier ob gewollt oder ungewollt ausführen, ja ausleben (müssen), kaputt geht und zerbröckelt. Nur diejenigen die schon mit einer halbwegs geschädigten Seele in diesen Krieg gehen, können sich an ihm ergötzen und zu Höchstform auflaufen, wie es Lieutenant Colonel Gordon Tall (Nick Nolte mit überwältigender schauspielerischer Klasse) durchweg tut und daran regelrecht aufblüht. "Ich habe Ihnen die Bedeutung dieser Operation erläutert, wieviele Männer meinen sie ist sie wert? Wieviele Leben?", fragt er Captain Staros (Elias Koteas) und dabei ist ihm die Antwort völlig gleich, weil er davon überzeugt ist seinen Willen durchzusetzen. Das sein Wille dem entspricht, was von ihm verlangt wird und dazu muss er ein weiteres ungeöltes Glied aus der zerstörerischen Kette nehmen, dass ihn an seinem Vernichtungskrieg hindert. Weichlinge und Sensibelchen haben keinen Platz hier am schlimmsten Ort, den man sich auf Erden vorstellen kann.
                                                    Aber welchen Wert hat das Leben denn im Krieg?
                                                    Wer oder was hat es verdient, sein eigenes Leben zu riskieren, nur um anderes Leben zu zerstören? Wer kann das von einem verlangen? Wieso töten Menschen überhaupt? Malick beantwortet die Fragen nicht für uns, zeigt uns aber was der Krieg in uns auszulösen im Stande ist und offenbart im Einklang mit der Natur, wie sinnlos die Zerstörung der „Gottgegebenheiten" eigentlich ist, wie sinnlos diese Selbstbekämpfung eigentlich ist. Er entschleiert uns wie jeder mit sich und den ganzen Toten um sich herum selbst klarkommen muss.
                                                    Im Voice-Over hört man wie sich jeder einzelne Soldat damit auseinandersetzt sterben zu müssen, sich in Gefühle flüchtet, in denen er an das gute im Leben denken kann, zwischen all den leblosen Körpern und dem Schmutz. Der eine hält sich an seiner großen Liebe fest, der andere verliert all seine Empathie, aber alle wollen sie flüchten, einfach damit aufhören, aber sie können nicht, sie dürfen nicht. Das wird uns hier gezeigt, wenn sich die Soldaten vor dem feindlichen Maschinengewehr im sicheren Graben verstecken und nicht in den Kampf ziehen wollen. Kein heldenhaftes, positives Bild vom US-Militär, was beispielsweise "der Soldat James Ryan" hinterlässt, viel mehr die wirkliche Schrecklichkeit des Krieges, die Terrence Malick hier philosophisch in den sich rettenden Gedanken seiner Soldaten zum Vorschein bringt und mit dem überragenden Schauspiel eines regelrechten Starensembles von Darstellern (Nick Nolte!, John Cusack, Sean Penn, Woody Harrelson, ich kann sie alle gar nicht nennen) stützt, untermalt mit wunderschönen Naturaufnahmen und einem Flair, von dem Kriegsfilme sonst nur träumen können, das bei vorherigem Überlegen eigentlich völlig unpassend scheint. Das alles ist "der schmale Grat", der schmale Grat zwischen Freund und Feind, zwischen Natur und Zerstörung, zwischen Leben und Tod. Ein überwältigender Film, der vom Krieg erzählt, aus dem eigentlich aber das Leben spricht. Terrence Malick ist ein Philosoph.

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