Big_Kahuna - Kommentare

Alle Kommentare von Big_Kahuna

  • 8

    Mit passendstem Titel ausgerüstet pflastert Lars von Trier in seinem "Antichrist" mal wieder einen Weg, den im Nachhinein die meisten mit großer Sicherheit nur unliebsam gegangen wären, aber man kann schlecht rückgängig machen, genau wie die beiden vom Schicksal geschlagenen Liierten das verhindern können, was sie ihrem Sohn und schlussendlich auch sich selbst damit angetan haben.
    "Antichrist" ist ein absolut depressiv-machender Arthousefilm, der sich gerade gegen Ende minütlich mit der Peitsche Satans auf dem Rücken des Zuschauers auslässt. Charlotte Gainsbourg spielt auch hier wieder alle Facetten aus, die sie hat: die liebende Zweiflerin mit Angst, die vergrämte Unmutstifterin und Schwarzseherin und schließlich die Ausgeburt der Hölle selbst in psychopathischer Höchstform, Verlangen und Gier, Selbstzerstörung und Hass, scheinbar hervorgebracht aus dem Erdboden des düstersten Waldes, den man sich vorstellen kann. Leblose Baumstümpfe ragen zwischen den nebligen Dickichten hervor, hinter denen boshafte Fabelwesen lauern, die einmal mehr mit einer angsterfüllenden Botschaft auf diejenigen warten, deren Seele zu vergrauen droht.
    Und die Seele der beiden emotional schon längst entzweiten Menschen, denen wir hier zusehen, ist durch den verschuldeten Tod vergilbt und zerbröckelt, da sie das einzige gehen lassen haben, was sie noch zusammenhielt.
    Das was blieb war alles zerfressende Trauer. Trauer, die ihren Ausweg mithilfe der Hand ihres Gatten, der kühlen Rationalität, finden sollte, die den Weg Richtung Erdboden aber nur noch tiefer grub und letztlich keine Hilfe war, doch in das Feuer nur noch mehr Benzin goss.
    Lars von Trier setzt uns mit seiner stilistischen Düsternis und seinem schmutzig-teuflischen Setting dem Thema der Trauer mit dauerhaftem Blick von der Seite aus, die am unschönsten, am grässlichsten ist, nicht zuletzt auch so real, weil es höchstwahrscheinlich aus der eigenen Depression heraus erschaffen wurde.
    Auch hier kann man ihm wieder vorwerfen, er drehe nur sinnentleerte, dafür aber oberflächlich bedeutungsschwangere Filme, die einfach nur runterziehen wollen, aber am Ende gar nichts aussagen, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
    Insgesamt kommt man aber nicht umhin zu sagen, dass Lars von Trier hier inszenatorisch verstörend gute Arbeit geleistet hat und fast schon wie ein schlimmer Horrorfilm, ein mal mehr für das blanke Grauen im Kopf des Zuschauers sorgt.
    Bitterböse.

    23
    • Gut so, dass diese Folge eher ruhig ausfiel, das hatte ich mir nach dem Riesenfeuerwerk, was wir hier vorher zu Gesicht bekommen haben, irgendwie gewünscht. Das Staffelfinale rückt näher, ich kanns kaum erwarten!

      3
      • 7 .5

        #####Bei diesem Kommentar handelt es sich um einen im Zuge der Osterwichtelaktion entstanden Kommentar für den schon jetzt von mir geschätzten Grimalkin, der mir hiermit einen ganz schönen Brocken auferlegt hat, aber ich wollte es ja nicht anders, aber lest selbst######
        Ein Thema, dass sicher viele beschäftigt und über das ich selbst auch sehr oft nachdenke, ist der Tod. Wir, die wir uns selber ob gewollt oder ungewollt als Mittelpunkt der Erde und auch des Universums sehen, versuchen dem ja keine große Beachtung zu schenken oder Vorstellungen zu entwickeln, die dafür sorgen, dass wir nicht daran glauben müssen, dass nach dem Tod alles vorüber ist. Kein schwarzer Bildschirm, nicht einfach nur noch Asche, die wir übrig lassen, verweste Teile die in den Erdboden wieder übergehen, um wieder Platz für neues Leben zu schaffen. Keine natürliche Selektion, altersbedingte Aussortierung, etwas, dem sich keiner von uns entziehen kann.
        Und doch scheinen wir alle diesen letzten(?) Schritt gehen zu müssen, der uns wegholt von der materiellen Welt, der uns womöglich in eine andere Welt führt, mit einem völlig anderen Bewusstsein.
        Mit diesem Schritt befasst sich Enter the Void, auf eine nie dagewesene Art und Weise. Der Übergang vom köperlichen Zustand in den rein geistigen. Zwischen psychedelischen Drogen und dem farbig pulsierenden Tokio gehen wir den Weg von Oscar, dessen Leben hier ein Ende findet, dessen Perspektive wir aber zu keiner Zeit verlassen. Wir beschreiten ihn gemeinsam, wir fliegen gemeinsam mit seinem Geist durch die unzähligen Schauplätze, zu denen sich Oscar nach seinem Tod hingezogen fühlt. Wir geistern durch Wände, durch Menschen, durch alles. Wir sind völlig frei und in der Lage überall hinzugehen, wo wir hinwollen, wo Oscar letztendlich hin möchte. Wir pendeln sogar zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin und her, versäumen nichts, wir hören und sehen alles, wir scheinen zu leben, wie in einer Zwischenwelt in der uns niemand sehen kann, in der wir aber alles emotional in uns aufzunehmen scheinen. Kein boshafter Geist, einfach nur "Ich", so wie ich es in reinster Form jemals sein könnte, friedlicher denn je, genauso wie der Tod es war.
        Die absolut hypnotischen Bilder, die uns in dieses 162-minütige inszenatorische Glanzstück hineinsaugen, sorgen dafür, dass dieser Film eher zu einem Trip wird, als zu dem, was er ja eigentlich ist. Mehr eine Erfahrung, als ein filmisches Erzeugnis und genau das ist das, was Gaspar Noé mit seiner höchstaufwendigen Kamera aus der Ego- bzw. Vogelperspektive nicht zu erzählen, sondern uns "vorzuleben" versucht. Es handelt sich nicht um einen normalen Film und genauso muss man auch wirklich in der Stimmung sein, um für solch eine Erfahrung bereit zu sein, sonst könnten die 162 Minuten wirklich unerträglich zäh werden. Andernfalls ist Enter the Void absolut dazu in der Lage, im Bezug auf den Tod als Erlebnis zu dienen, das unter Umständen sogar den Blickwinkel darauf verändern kann. Gestalterisch, malerisch und in seinem Farbenspektakel schmeißt uns Gaspar Noé am laufenden Band Eindrücke entgegen, die man mit Sicherheit nicht wirklich alle verarbeiten kann, die einen aber gnadenlos in diesen traumartigen Film hineinziehen.
        Oscars Visionen sind teils so bizarr und wirr, dass man sich durchgehend fragt, was da gerade passiert und doch fühlt man sich irgendwie davon angezogen, eingesogen. Warum schaut er Leuten beim Sex zu? Warum ist er so von den Farben fasziniert?
        Das hier ist wirklich keine einfache Kost und sicher auch ein Stück Arbeit für den Zuschauer, denn ohne zu investieren wird man hier ganz bestimmt nicht belohnt.
        Es handelt sich bei Enter the Void schließlich um etwas, über das man intensiv nachdenken kann, vielleicht auch sollte und über das man sicherlich noch lange reden wird, denn hier gibt es wirklich was zu erzählen. Für Leute, die sich nicht gerne mit dem Tod auseinandersetzen, absolut nicht zu empfehlen, für all die anderen könnte das hier wirklich bereichernd sein, auch wenn die lange Laufzeit selbst mich schon ein wenig zermürbt hat und ein ziemlicher Ausdauertest ist.
        Letztlich bleibt Enter the Void ein Blick, den man ruhig mal riskieren sollte, so schnell wird man danach aber nicht nochmal zur faszinierenden, cineastischen Droge von Gaspar Noé greifen wollen, das kann ich zumindest bei mir mit Bestimmtheit sagen.

        25
        • 8 .5

          Lars von Trier spielt mal wieder mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, wirft dessen Gefühle über den Haufen, manipuliert, schockiert, beleuchtet aus vielen Perspektiven und erweitert Blickwinkel, um dann letzten Endes alles wieder in sich zusammenstürzen zu lassen, wie ein mühselig aufgebautes Riesenkartenhaus, bei dem auf jeder Karte ein intelligentes Sprichtwort steht, das man in sich aufgesogen hat, das aber in der Tragik, die er einem hier bleiartig in den Magen gießt, schnell wieder vergessen werden möchte, wenn die Karten letztlich anfangen Feuer zu fangen. Nymphomaniac 2 fängt mit seiner tiefgründigen Bandbreite da an, wo der erste Teil aufgehört hat und umwebt sexuelle Neigungen mit geschichtlichen Hintergründen und dem Dafürhalten großer Denker und Visionäre, sodass der Zuschauer darauf vorbereitet ist, den emotionalen, großen Hintergrund in sich aufzunehmen, um zu verstehen, was derjenige glauben und fühlen muss, dem eine solche Last der Nymphomanie auferlegt wird, dazu verbannt sich von der Gesellschaft abzustoßen, um mit sich selbst ins Gleichgewicht zu kommen oder eben im Strom mitzuschwimmen, dafür dann aber nicht sein "Ich" ausleben zu können.
          Das macht unser Dänen-Star-Regisseur wie eigentlich immer in einer solch unkonventionell hochtrabenden Art, dass Befürworter ihn am liebsten selbst in den Himmel der Originalität hinauftragen möchten, Verfechter allerdings dazu neigen, ihm diese vermeintlich absichtlich herbeigeführte, gedankliche Verkapselung als Pseudo-Genialität vorzuwerfen, streng nach dem Motto "Lars feiert sich mal wieder selber ab".
          Ob man ihn mag oder nicht, ihm gelingt es hiermit abermals sämtliche Hollywoodstars für seine fast schon dunkel wirkenden Machenschaften zu missbrauchen und er hebt sich selber von neuem auf eine höhere Stufe der Unberührbarkeit, als Thronsitz des scharfsinnigen dänischen Kinos. Ein Film, der sich unter Umständen wie ein Geschwür in der Magengegend des Zuschauers einnistet, dort für ziemliche Bauchschmerzen sorgt und außerdem mit seinem Ende blanke Fassungslosigkeit walten lässt. Fassungslosigkeit, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Ob man das schön finden soll oder nicht, das weiß ich nicht, polarisieren tut er jedenfalls noch immer, der gute Lars.

          21
          • 8 .5

            #######Diesen Kommentar widme ich einer Person, die eine besondere Betrachtungsweise auf die Welt und auch auf das hat, mit dem wir uns hier so intensiv beschäftigen - mit Filmen. Immer wieder fühle ich mich inspiriert und angestoßen, wenn sie einen Kommentar verfasst oder ich mit ihr im Austausch stehe. Im Zuge dieser Widmung haben wir zwei auch beschlossen etwas längerfristiges aus dieser Geschichte zu machen und eine Kommentarreihe zu starten, die sicherlich interessant sein dürfte für ein paar Piloten unter euch. Und dazu möchte ich dir auch abschließend danken Bubo, wir möchten ja nicht, dass das hier noch ausufert und deswegen beginne ich mal schnell mit dem Kommentar! ;) ########
            Was ist das für eine Welt, in der die Mechanik menschlicher ist, als derjenige, der sie erschaffen hat - der Mensch. Vom System hintergangen, vom Konsum beherrscht. Drahtzieher sind einige wenige, die darauf bedacht sind zu manipulieren, zu blenden. Schon jetzt starren fast alle Menschen nur noch auf die Bildschirme ihrer Smartphones, schreiben nur noch miteinander, schauen sich gar nicht mehr an. Egal ob beim Mittagstisch, beim Filmeabend unter Freunden oder einfach nur irgendwo in einem Café. Man brauch nur sich selbst oder die Leute um sich herum beobachten, wenn im gesamten Café kein Handy auf dem Tisch herumliegt, ist das schon eine große Leistung. Wenn beim Filmeabend keiner auf das Handy schaut, so zwischendurch, ist das schon eine ganz große Leistung. Der Kommunikationsbindfaden wird nie durchtrennt, immer muss er aufrecht erhalten bleiben. Warum? Man trifft sich nicht mehr um Dinge zu besprechen, man schreibt es miteinander aus. Und an der Stelle muss man sich fragen, ob das ganze nicht vielleicht noch intensiver wird, so im Laufe der Zeit, ob sich die Leute nicht noch mehr auf so etwas beschränken, als sie es ohnehin schon tun. Der industrielle Technikwandel, er schreitet natürlich voran und damit beschäftigt man sich schon, seitdem sie eingetreten ist, die industrielle Revolution. Ob's nun Bismarck, Charlie Chaplin oder Kubrick waren, die dieses System kritisch beäugt haben, wer beäugt es heutzutage noch kritisch genug, die Medien ganz bestimmt nicht ausreichend. Manch einer fragt sich jetzt vielleicht, "wo bin ich hier gelandet, Wall-E ist doch ein süßer Kinderfilm", das aber ist die Seite von Wall-E, die für den Erwachsenen bestimmt ist und die irgendwie auch ein bisschen als pädagogische Stütze fungiert, so als letztes Stück Besinnung auf die Menschlichkeit im Kino, das zwischen dem ganzen Metallschrott herauslugt und auf eine witzige und liebevolle Art und Weise geschickt ein paar Fragezeichen über den Köpfen der Menschen platziert, die Wall-E nicht gleich als reinen Kinderfilm durchwinken und nur halbherzig zuhören. Das ist die tiefere Seite von Wall-E, umso schlimmer, dass die andere Seite Klischee-beladener und kindlicher nicht sein könnte? Natürlich nicht, Wall-E will ja immer noch Kinderfilm bleiben und das schafft er auch, die Kinder bezirzen, der kleine süße auf der Erde (zumindest auf dem Überbleibsel, was noch in ihr da geblieben ist) zurückgebliebene Roboter, der darauf bedacht ist alles aufzuräumen und dabei in tiefemotionaler Sehnsucht nach der Liebe schwelgt. Auch das ist Wall-E, ein Roboter mit Gefühlen und das funktioniert in der Tat ausgesprochen gut, denn die Story wartet durchgehend mit Kreativität im Detail auf, schlittert also nicht zu sehr ins schablonenhafte ab und bleibt daher nicht nur ein Wohlgenuss für die Augen, sondern bietet auch inhaltlich Schmankerl am laufenden Band. Apropos Augen, na klar sind schöne Bilder zu erwarten und na klar gibt's das alles in aalglatt, ob das aber immer so richtig ist? Durch die Optik, die gute, einfache Story und schöne musikalische Untermalung gelingt es Wall-E zwar durchgehend zu berühren, vielleicht sollte man in Zukunft aber dieses fleckenlos einwandfrei animierte Grundbild nicht immer als das Ultimo ansehen, das aber nur nebenbei. Auch ganz nebenbei funktioniert dieses kleine Kinder- und Erwachsenenfilmchen also auch als Hommage an "2001: a space oddyssey" und so begegnen wir inmitten eines riesengroßen Raumflagschiffs, auf dem die halbe Menschheit manipulativen Jahresurlaub nimmt, einem alten bekannten: HAL 9000, auch wieder selbstschützerisch und boshaft zugleich, wie im Original. Wall-E ist also nicht nur ein richtig süßer Kinderfilm, sondern auch ein kleines Stück Gesellschaftsstudie und eine winzige Luke, durch die ein echter Blick in die Medienlandschaft ermöglicht wird. Einer der wenigen wichtigen Animationsfilme mit einem ganz niedlichen "Hauptprotagonist", aber das ist man ja von Pixar gewohnt!
            PS: die Punktefunktion geht nicht, denkt euch ne 8,5. ;)

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            • 4

              *Achtung, Spoiler drin*
              Gestern war es mal wieder Zeit für einen Horrorfilm, man muss sich ja diesbezüglich auch mal wieder auf dem laufenden halten - angesagt war "You're Next". Direkt im Intro wird gleich ohne großes Tam-Tam und ohne große Worte los geschlachtet, man ist also vorbereitet auf einen blutigen Abend. Dieses Gemetzel lässt zumindest hoffen, dass nicht viel geredet wird, sodass man sich wenigstens nicht mit einer richtigen Story herumschlagen oder Dialogen lauschen muss, die in dem Metier ja für gewöhnlich eher abstinken. Zu Beginn scheint es, ob der Klischees die einem hier mal wieder dauerhaft ins Gesicht gepfeffert werden, darauf hinauszulaufen. Eine recht große Familie versammelt sich ein letztes mal, also ist die Opfer-Konstellation schon mal relativ groß, was ja eigentlich recht gut sein kann, ich habe mich zumindest auf die Art der gemeinschaftlichen Bewältigung dieser Probleme, die noch auftreten sollten, gefreut, trauriger Weise verhalten sich nahezu alle Beteiligten wieder durchgehend naiv, wie Schulkinder, die nicht wissen, wie sie die Sandburg auf dem Spielplatz richtig modellieren sollen.
              War auch klar, dass dann die Familienkrise am Abendbrottisch beginnt und man ahnt schon, dass einem ein ernsthafter Hintergrund nicht erspart bleiben würde, zumindest einer der zur Ausnahme mal nicht versucht sich bierernst zu nehmen. Schließlich beginnt dann das blutige Gemetzel, dass rein inszenatorisch durch aus zu überzeugen weiß, auch wenn die enge Kameraführung an mancher Stelle massiv nervt, auf der anderen Seite erfüllt sie aber an vielen Stellen ihren Zweck. Mit der Zeit entpuppt sich eine der beteiligten Mitbringsel-Freundinnen, die vorher den Eltern bekannt gemacht wurden, auch noch als regelrechte Agentin im Schafspelz.
              Der anfänglich kompromisslose, reine Horrorslasher kippt in einen Rachetrip eines 50kg-Mauerblümchens, die dank ihrer Kindheit im Überlebenscamp genau weiß, wie sie mit kleinem Messer und Küchenhammer die Gesichter der Täter massakrieren muss, was sie dann auch in absoluter Gnadenlosigkeit so praktiziert. Schon fast Plissken-mäßig setzt dann der abgewandelte, aber coole Synthi in „Carpenter-Anlehnung“ ein, wenn sich Erin (Sharni Vinson) in MacGyver-Manier ein paar Fallen zurecht schustert (mit Bindfaden und ein bisschen Spucke versteht sich). Ob man das jetzt cool finden soll oder nicht, ich weiß es nicht. Schwer zu verstehen, warum sie manchmal Angst hat und dann in der nächsten Sekunde aber weiß, dass keiner hinter ihr steht.
              Spätestens hier, bei Bekanntwerden des bescheuerten Motivs, dem die Protagonisten in ihrem teils grauenhaften Schauspiel einen ernsthaften Sinn zu geben versuchen, wird "You're Next" zum lachhaften Genrealltag, der sich der breiten Masse ganz locker fluffig mit einfügt, der aber – und das muss man ihm zumindest zu einem Teil zu Gute halten – durchgehend blutig bleibt. Rückblickend wirkt natürlich einiges ziemlich lächerlich, so hätte man das ganze sicher nicht in dieser Blutrünstigkeit in Auftrag geben müssen und der Nachbar hätte auch noch was davon. Im Zusammenspiel mit dem Titel zum Film, wäre mir persönlich nichts unpassenderes eingefallen.
              Ich bin bei der Story also dann der nächste? Jo, macht Sinn.
              Ein spannender, ungeschönter Horrorslasher, der seine Zutaten anfänglich erfrischend grobkörnig auf den Grill-Teller klatscht, entwickelt sich nicht etwa zum Feinschmecker-Menü, dass er gerne wäre, sondern entsorgt sich viel lieber von selbst in der Biotonne. Viel Blut, viel Klischee, viel Unsinn. Schade, mal wieder einer der vielen Genrevertreter, die die Welt nicht braucht, wer aber auf durchgehend blutigen Unfug steht und über die ein oder andere Schwäche im Skript hinwegsehen kann, darf ruhig mal abbeißen. Wenn’s unappetitlich wird – erinnert euch, ich hab euch gewarnt.

              11
              • 9 .5

                Es ist schlichtweg nicht zu fassen, dass dieser Film über 40 Jahre alt ist.
                Kubrick in Formvollendung, nicht greifbar, zeitlos, kunstvoll.
                Mehr sage ich nicht.

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                • Also wie schon im Artikel erwähnt kann man die Inszenierung kaum genug loben, was hier Folge für Folge vonstattengeht ist nicht in Worte zu fassen, ganz großes Kino.
                  Miriam und Bloom nerven richtig und könnten beide schon bald zur Zielscheibe werden, Will scheint jetzt die blanke Gerissenheit zu sein und Hannibal befindet sich auf dem Zenit seiner Gewieftheit, das verspricht gegen Ende der Staffel absolut explosionsartige Spannung. Ich bin absolut gespannt!

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                  • Auch wenn er nicht immer mit Topqualität aufwarten kann (Schauspiel, Regie), ich mag Ben Affleck, klasse Typ.

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                    • 6 .5

                      „La Grande Bellezza“ – Einer der Filme, bei denen sich wohl der ein oder andere sehr schwer tun mag, weil viel des Erzählten intellektuell sicher nicht für jeden greifbar ist, andersherum vielleicht aber auch einfach zu speziell, zu persönlich.
                      „Die große Schönheit“ schafft es aber dieses Lebensgefühl, diesen Zeitgeist, dieses schöne Rom in unvergleichlicher Form darzustellen.
                      Wir begeben uns gleichsam mit dem Ich-Erzähler Jep Gambardella (Toni Servillo) auf eine wunderschöne, gefühlvolle Reise durch eine wundervolle Stadt, viel mehr aber durch die Geschichte eines einzigen Menschen, der einen seltsamen, aber sehr erfrischend offenen Blick auf die Dinge wirft.
                      Kein egozentrisch aufdrückend-feingeistlicher, arroganter alter Opi, sondern ein Schriftsteller, der in seiner Form der Selbstsuche und der des Lebenssinns wohl kaum entschleunigter sein könnte, obgleich seine Umgebung ihm ab und an diesbezüglich, ähnlich wie dem Regisseur in Achteinhalb, die Ruhe nehmen möchte.
                      Paulo Sorrentino lässt den Zuschauer zwar offensichtlich mit Jep sympathisieren, möchte ihn aber nicht in auffallend-positivem Glanz in den Fokus rücken. Er scheint zwar der intellektuelle Mittelpunkt zu sein, sodass der Zuschauer sich ab und an auch für einen Welterklärer halten mag, das ist er im emotionalen Sinne aber nie, auch wenn er dahingehend eine Sicherheit ausstrahlen mag, die aber nur an der Oberfläche zu erstrahlen scheint.
                      Wenn Jep dann an die Meeresdecke seines Zimmers starrt, scheint er in seinen nostalgischen Momenten doch irgendwie emotionaler und vom Leben getragener, als man vermuten mag. Jeder hat solche Momente, solche eindringlichen Ereignisse der Vergangenheit, an die man ab und an doch einmal denkt und sie über das ganze Leben irgendwie nie ganz in Vergessenheit geraten. Paulo Sorrentino bringt das herausragend herüber, wie eigentlich alles in dieser inszenatorischen Sternstunde. Die Bilder sind große Klasse, die Aufmachung stilvoll, der Aufwand riesig. Das Zeitgefühl, diesen Lebensumstand könnte man gediegener nicht herüberbringen, unser Regisseur kann scheinbar exzellent Geschichten in Gefühlen transportieren. Leider ist es aber auch so, dass „La Grande Bellezza“ durch seine ab und an doch bewusst verworrene Aufmachung an Reiz verliert und in vielen Momenten eher ermüdend funktioniert, als fesselnd. Es werden immer mal wieder Kernszenen eingestreut, die einen dann wieder greifen und hineinziehen, konstante Sehenslust kommt aber in letzter Konsequenz nie auf und so richtig dauerhaft mitnehmen wollte der Film einen nicht komplett, dafür scheint er aber durchgehend menschlich und real, so wie sein Hauptdarsteller, dem man für seine Art eigentlich nur danken möchte, auch wenn er manchmal etwas griesgrämig durch die Welt geht.
                      Man sollte nicht so viel von „der großen Schönheit“ erwarten, wenn man aber zu investieren bereit ist, ist „sie“ dazu in der Lage, einen absolut zu bereichern. Eine Hommage an das vergangene italienische Kino, ein wirklich großer Film der sein volles Aroma in den Gedanken des Zuschauers entfaltet, der leider aber auch ein hartes Stück Arbeit für ihn bedeutet, sodass er an mancher Ecke sicherlich langweilt, auf den ein oder anderen gar einschläfernd dröge wirkt. Stellenweise rangiert „La Grande Bellezza“ am äußeren Rand der Signifikanz (für jeden individuell zu sehen), ruht dann aber im großen und ganzen im Schlafgewand. Leider obsiegt die Langatmigkeit am Ende, leider, vielleicht klappts beim zweiten mal besser. In jedem Fall bei einer Flasche Chianti und einer Zigarre im Ledersessel durch aus genießbar.

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                      • 4

                        Rachefilme sind ja immer gern gesehen, besonders beim männlichen Publikum, ist eigentlich nichts neues, macht ja für gewöhnlich auch mächtig „Spaß" und bringt massig Spannung mit. Wenn man Facebook Glauben schenken darf - denn jedes mal wenn dieser hier im Free-TV kommt reiht sich dort Lobeshymne an Lobeshymne - dann sollten genau diese Zutaten im vermeintlichen Genrereißer „Gesetz der Rache" zur perfekten Mixtur verschmelzen. Vielleicht ist das mal wieder ein Beweis dafür, wo das Niveau in den Breitengraden der gemeinen Facebookuserschaft liegt, vielleicht auch nicht.
                        In jedem Fall ist „Gesetz der Rache" das perfekte Beispiel dafür, wie man mit großen Mitteln eine zumindest anfänglich noch solide Idee standesgemäß gegen die Wand fahren kann.
                        Regisseur F. Gary Gray beginnt dabei eigentlich richtig gut, indem er uns direkt zu Beginn einen tiefen Schlag in die Magengrube verpasst, leider lässt er diese gut inszenierte, anfängliche Dramatik zur Legitimation jeglicher Racheaktionen verkommen, die, wie sich später herausstellen soll, in ihrer Logik absolut banal und völlig am Thema vorbeigleitet. Gerard Butler stemmt sich gegen das unzureichende Urteil seiner Familienmörder, vorerst noch überzeugend erschüttert und gewieft zugleich, später dann aber völlig unglaubwürdig. Scheinbar vom Rechtssystem enttäuscht und mit dem tiefen Schmerz, den „seine" Schänder bei ihm hinterlassen haben, ausgestattet (emotionsloser lässt es sich nicht schreiben, sorry), versucht er sich genau an diesem System zu rächen und verfrachtet sich selbst in Untersuchungshaft, aber auch nur, weil er das so will und mit dem endgültigen Willen, alle Beteiligten in den Tod zu stürzen. Hier passiert sowieso alles nur genau so, wie er es will.
                        Der am Anfang noch völlig normale Gutbürger entpuppt sich also als eiskalter Agent, dem Gitterstäbe und Quarantänezellen nichts anhaben können. Die zu Beginn noch so verletzliche Seite, wird durch die Komponente der unumstößlichen Rache komplett ersetzt, alles ordnet sich dem unter, sogar die Figuren an sich, ihre Glaubwürdigkeit natürlich eingeschlossen. Alles muss möglichst durchdacht sein, alles muss möglichst blutig sein, alles muss vor allem in der Kontrolle von Clyde Shelton (Gerard Butler) liegen. Dabei wird natürlich die Umgebung in ihrer Gänze in Frage gestellt, das Rechtssystem, die Fähigkeiten aller Beteiligten, die dann letztendlich auch dumm aus der Wäsche gucken und sich alle nacheinander einer einzigen Person beugen, die scheinbar überall, aber doch irgendwie nirgends ist.
                        Könnte man so mal machen, wenn da nicht die wirklich strunzdumme Story mitsamt ihrer nicht vorhandenen Logik wäre, die bei mir ab und an wirklich für Kopfschütteln sorgt, besonders, wenn die Laufzeit gen Ende voranschreitet. Das einzige Element, was einen hier wirklich dazu zwingt, den Fernseher eingeschaltet zu lassen, ist die Neugierde danach, wie Shelton es denn bitteschön hinbekommt, so vom Gefängnis aus zu operieren. Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn Gray dieses letzte Geheimnis peinlich entblößt.
                        Butler und Foxx versuchen zwar die hauchdünnen Charaktere irgendwie mit ihrem Schauspiel über die Zielgerade zu bringen, scheitern aber gemeinsam am lächerlichen Skript und wirken rückblickend oftmals eher unfreiwillig komisch, als ernst zunehmen. Wenn es denn sowas wie Overacting wirklich geben sollte, dann hat Butler hierfür den größtmöglichen Preis verdient, oberflächlicher könnte man eine Figur nicht wirklich darbieten, aber ich möchte ihm das nicht alleine ankreiden, Schuld ist in erster Linie ja nicht ausschließlich er. Ihm wird ja auch nur gesagt, wie er drauf sein soll und die Vorgabe ist hier ganz einfach ziemlich einseitig boshaft, das macht er dann aber dafür eigentlich doch ziemlich gut. Bei manchen mag diese Wahnhaftigkeit für ein warmes Wohlgefühl von Gerechtigkeit sorgen, mir ist das eindeutig zu wenig. Das das ganze dann von sämtlichen Jugendlichen ohne Rückfrage als legendärer Shit abgefeiert wird, war klar, zeigt aber nur, dass man hier mit dem Thema unzureichend umgegangen ist.
                        Dabei hätte man noch eine Menge mehr herausholen können, als sich nur in der letzten Actionsackgasse zu verfahren, die Asiaten machens ja als Avantgarde in diesem Genre seit Jahren gekonnt vor. Na gut, es ist nicht alles schlecht, zumindest die konsequent blutige Action und die Inszenierung wissen durchgehend zu überzeugen. Insgesamt entwickelt sich "Gesetz der Rache" aber vom hoffnungsvollen Drama mit Starbesetzung zum reinen Rache-Actioner ohne Sinn, was letzten Endes eigentlich doch recht schade ist, wenn man sieht, was für Rohmaterial am Start war.

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                        • 7 .5

                          Für manch einen oder besser gesagt für die meisten hanebüchener Schwachsinn, mich erwischt auch hier wieder die Nostalgiekelle. Das Fickgesicht (Danke Souli) hat mich jedenfalls blendend unterhalten und so ist Valkenvania mit Chevy Chase doch irgendwie ein herrlich-abstruser Ulk-Trip, der zwar schon fast in die absolute, komisch wirkende Banalität abdriftet, die manch einem die Sehenslust rauben mag, aber irgendwie scheint diese in ihrer Einzigartigkeit doch zu unterhalten, zumindest mache ich hier eine der am besten modelierten Filmnasen aus, die es wohl gegeben hat.
                          PS: Sogar mein sehr geschätzter Tupac hat hier einen Gastauftritt!

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                          • 9 .5
                            über Sieben

                            ***Spoiler enthalten***
                            Im Stauende stehend packt mich der Gedanke mal wieder einen alten, treu dienenden Bekannten auszugraben, den man gucken kann, wann und mit wem man möchte. Die Rede ist von einem Film, den quasi jeder nach dem ersten mal sehen positiv bewertet, der mit Thrillern aber auch nur im entferntesten etwas anfangen kann. Es geht um einen der düstersten und spannendsten Thriller von David Fincher und gleichzeitig auch um einen der besten, die existierten - "Sieben".
                            Fast allen dürften ihn mittlerweile kennen, auch ich hab ihn jetzt schon etliche Male gesehen, er scheint dennoch kaum an Feeling einzubüßen, daran ist ganz klar Finchers Händchen für eine finstere Atmosphäre und die Jagd nach der Identität des Serienkillers, der sich mit seinen Schandtaten auf die Todsünden bezieht, schuld. Detective Mills (Brad Pitt) scheint durchgehend mit der Taschenlampe unterwegs, so düster und verregnet sind die Kulissen. Selbst wenn man mal so etwas wie Lichtstrahlen sieht, sind die Orte immer noch bedrückend schummrig. Und überhaupt scheint sich die Dunkelheit mit der Zeit auch auf Detective Somerset (Morgan Freeman) übertragen zu haben, so gleichgültig wie dieser sich mit den Zuständen in diesem örtlich nicht benannten Großstadtloch abgefunden hat.
                            Der Ausgangspunkt ist tiefer, als man anfangs denken könnte, so erleben wir die jungfräuliche Siegeslust, die dieser Ort mit all seinen Gräueltaten in Mills weckt, aufprallen, auf die Abstumpfung, die Somerset im Laufe seiner Tage dort zur Belanglosigkeit gezwungen hat. Fincher setzt uns hier nicht einfach einen gut gedrehten, atmosphärischen Thriller vor, der von seinen schockierenden Überraschungsmomenten lebt, er erzählt besonders mit seinen gut gezeichneten Figuren und seinen teils brillant geschriebenen Dialogen mehr als das. Die Veränderung, die eine solche Mordserie insbesondere bei unseren grundverschiedenen Ermittlern auslöst, webt Fincher spürbar in dieses Netz aus Finsternis und Gesellschaftskritik mit ein.
                            Auch metaphorisch hat unser Regisseur hier also einiges zu bieten, nicht umsonst lässt Somerset sich vom heldenhaften Großmut Mills' anstecken und wirft seine festgefahrenen Gedanken samt Metronom über Bord und peilt mit seinem Messer entschlossen die Dartscheibe seiner letzten Suche nach Gerechtigkeit an. Aber das die beiden, der junge, kühne Mut und die alte, gewiefte Erfahrung gegen eine Übermacht ankämpfen, konnten keiner ahnen. Somerset sollte für sein letztes Erwachen nicht belohnt werden und so hinterlässt Sieben auch den Eindruck, den er von Anfang an macht - es gibt keine Hoffnung.
                            Der aufgrund von Spannungszwecken nicht im Vorspann genannte Kevin Spacey hinterlässt bei Betreten der Bühne einen bleibenden Eindruck in diesem handgemachten, höchst aufwändigen Meisterthriller und verstört damit nicht nur die Detectives, sondern auch den Zuschauer. In erschreckender Ruhe und wuchtiger Entschlossenheit schlägt Fincher mit dem inszenatorischen Dampfhammer zu und erwischt jeden, der sich von der kaum entwindbaren Atmosphäre einsaugen lässt.
                            Die fein und am Rand der blutigen Tabulosigkeit gestalteten Tatorte, rauben uns die letzte Hoffnung und beunruhigen auf ganzer Linie, das merkt man auch an den Gesichtsausdrücken von Freeman und Pitt. Fincher kehrt die dreckige Seite der Stadt, der Menschen im allgemeinen nach außen, lässt sie sich über ihr selbst auskotzen (wie es John im Zug tat), mit all ihren Sünden, die die Hemmschwelle des Machbaren im Leben unser aller immer weiter absinken lassen.
                            Die Todsünden, die John Doe hier in all ihrer Hässlichkeit demonstriert und selber eiskalt forciert, werden zum Spiegel der Gesellschaft, in der Lug und Betrug die Oberhand gewonnen haben. Ein im wahrsten Sinne des Wortes sehr schwarzmalerisches Weltbild, dass unser Mörder hier selbst in die Tat umsetzt, um ein Zeichen zu setzen. Was sich jeder selbst aus diesem gezeigten krankhaften Gräuel gegen die Gesellschaft macht, muss er selber entscheiden.
                            Alles in allem hält sich das Gesamtbild stimmig da auf, wo sonst nur Ratten herumkrauchen und empfehlen lässt sich "Sieben" sicher nur etwas härter gesottenen. Insgesamt ist "Sieben"aber ein Thriller auf absolutem Fincher-Topniveau und ein ausgeklügeltes Werk, dass beim ersten mal schauen packender nicht sein könnte.

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                              ##John Carpenter Tour - Nr. 4##
                              Mit "Assault - Anschlag bei Nacht" gelang Carpenter ein früher Geniestreich in seiner Filmvita, der auch heute noch von vielen als sein bester Film betitelt wird. Trifft das wirklich zu? Eins ist klar: die Story, also die Situation, die hier vorherrscht birgt ein ziemliches Potential an Spannung, auf das sich der Zuschauer schon mal einstellen kann. Es geht um eine Gruppe von Polizeibeamten, die in einem geschlossenen Revier noch den letzten Tag überbrücken sollen, bevor sie alle endgültig in das neue Präsidium umziehen. Ein kurz vor der Pension stehender Cop wird abkommandiert und soll die eigentlich überflüssige Stellung halten und die gelegentlich verirrten Anrufer umleiten. Leider muss ein Gefängnistransport wegen einem kranken Häftling einen Zwischenstopp im halb verlassenen Revier einlegen. Zu allem Unmut kommt auch noch ein Kerl vorbei, der mächtig Stress mit einer üblen Bande aus dem Viertel im Gepäck hat und so kann man schon ahnen, dass das eine brisante Lage ist, in der sich das Präsidium befindet. Anders als im späteren Remake versucht diese Heerschar von Bandenmitgliedern eigentlich nur in das Gebäude zu kommen, um diesen Typen umzubringen, der sich fluchtartig genau in dieses gerettet hat.
                              Da es sich aber um eine besonders rachsüchtige, fast schon fanatische Gang handelt, der sowas wie Staatsgewalt fremd zu sein scheint, versucht sie kurzer Hand Kleinholz aus allem zu machen, was sich im Revier befindet und so herrscht hier eine bedrohliche Situation vor, die Carpenter auch gekonnt als solche inszeniert. Die omnipräsente Belagerungsangst, die die Beamten und ihre Insassen verspüren, die aber schnell wieder vergessen werden muss, geht auch auf den Zuschauer über. Gegen diese Großmacht, hat man nur sich selbst, das Haus und ein paar Waffen. Ob das reicht, um für genug Gegenwehr zu sorgen? Carpenter zündet ein handwerklich ordentlich gemachtes, kleines, heikles Actionfeuerwerk mit coolen Figuren, die Seite an Seite die Stellung halten, zwar Stellung halten gegen sich etwas dümmlich anstellende Gangtypen, aber immerhin. Besonders der prominente Häftling Napoleon (Darwin Joston) ist hier eine Art Antiheld im Anklang und man kann sich gut in die Lage der "Opfer" hineinversetzen, die sich gemeinsam mit ihm und wenigen Mitteln zur Wehr setzen.
                              John Carpenter übernimmt wieder fast alle Teile des Schaffens selbst, schreckt nicht vor enormer Brutalität zurück und auch hier gibt es wieder einen für die Zeit tollen, düsteren Synthisoundtrack von ihm, der gut reinpasst. Leider ist die Action und die Inszenierung mit der Zeit so langsam etwas angestaubt, was schon relativ stark ins Auge fällt. Funktioniert alles atmosphärisch trotzdem immer noch richtig gut, für den neumodernen CGI- und Actionfan aber bestimmt nicht die Crème de la Crème des Genres, für mich aber ein durch aus genießbarer Vertreter, der für seine Zeit doch schon ziemlich heftig und auch innovativ gewesen sein dürfte. Ein guter und ehrlicher Carpenter, der genau wusste wo er hin will, der für mich aber rein technisch von der Zeit schon ziemlich einen mitbekommen hat, leider. Dennoch, wer ihn nicht kennt, ansehen!

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                              • Alex mein Freund, das hast du gut gemacht! ;)

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                                • Steve Carells Lache ist einfach der Wahnsinn. :D

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                                    ##Nostalgieerlebnis Numero tres##
                                    Carpenter und Russell zum dritten. In „Big Trouble in Little China“ wird Russell mal wieder vor Aufgaben gestellt, die kaum zu bewältigen sind, durch die er sich aber unter mithilfe seines winzigen, chinesischen Kumpels Wang Chi (Dennis Dun) durchschlängelt. Seit diesem Streifen hier sind alle weiteren Double-Teams ein lauwarmer Aufguss vergangener Zeiten, denn wie Dennis Dun und Kurt Russell sich hier durch den Untergrund der bösen Banden in Chinatown boxen und schießen, ist schlichtweg in seiner pointierten, aber nie überbordenden Ironie ein liebenswerter Genuss, für alle, die einem Sci-Fiction-Film dieser Art wohlgesonnen gegenüberstehen.
                                    Dabei konfrontiert man unseren gewieften, aber völlig ungläubigen LKW-Fahrer Jack Burton (Kurt Russell) mit der chinesischen Mythologie und schwarzer Magie, was auf witziges Unverständnis bei diesem alteingesessenen Roadtrip-Amerikaner stößt und so kann man natürlich mehr als nur einmal seinen ungläubigen Blicken zusehen und seinen naiv-angriffslustigen Sprüchen im Angesicht von irgendwelchen mystischen Halbgöttern lauschen. Egal wie offensichtlich hier die Magie und der Zauber ihm ins Gesicht springen, so richtig wahrhaben will er das ganze nicht, was er auf eine geniale Art natürlich auch immer wieder unmissverständlich kundtut.
                                    Die Figuren sind auf allen Seiten klasse und auch hier erkennt man wieder, dass sich Carpenter nicht immer ernst nimmt, dafür hier jedoch eine irrwitzige, aber simple Story zu bieten hat, in die man einfach ein paar der unterschiedlichsten Charaktere hineinwirft und sie mit dem ganz klar gekennzeichneten Bösen konfrontiert. Die funktionieren alle einfach unheimlich gut zusammen. Und dieser Sci-Fi-Streifen ist einfach deshalb so genial, weil er genau das tut, was sich andere Vertreter seiner Zunft so ohne weiteres nie und nimmer trauen würden. Hier kommen Magier aus dem Himmel auf die Erde herunter und demonstrieren ihre Zauberkünste auf so eine martialische Art und Weise, dass ich zwangsläufig wieder zum kleinen Jungen werde, der sich damals noch vor solchen angsteinflößenden, übermenschlichen Kreaturen gefürchtet hat. Das ist einfach einsame Spitze.
                                    Ob kontrollierte, grelle Elektroblitze in der Hand oder einsaugendes Licht aus den Augen, hier begegnet man einer Welt der schwarzen Magie, wie sie wohl noch nie da gewesen ist, natürlich in den Griffen des überzeichneten Bösen. Carpenter kombiniert hier übertriebene Sci-Fi-Effekte mit handgemachter Action, einer dafür brillanten Kulisse und untermalt das ganze dann mit einem beträchtlichen, elektronischen Synthisoundtrack, der auch hier wieder neben den scheinbar hoffnungslosen Befreiungsversuchen unseres Duos für Spannung sorgt, denn die 2 sind im Begriff Wang Chi's Freundin aus einem sektenhaften Ritual zu befreien, bei dem sich der Halbgeist David Lo Pan in blutiger Vereinigung mit ihr, endlich ein normales Leben erhofft.
                                    Nicht wirklich verwunderlich, dass der Soundtrack für eine solchen Streifen alleine mehr gekostet hat, als sein gesamter „Halloween - Nacht des Grauens“, Carpenter hat ja ohnehin ein Faible für gute Synthis.
                                    Und überhaupt scheint Big Trouble in Little China - so pompös wie dieser eigentlich kleine Film ist - nicht wirklich aus dieser Zeit zu stammen, wenn man sieht, was unser Regisseur für einen solch unkonventionellen Genreausflug alles auffährt. Herausragende Kostüme, überbordendes CGI, revolutionärer Sound, all das eigentlich untypisch für ein trashiges B-Movie und doch kam es so zu Stande und man kann sich eigentlich nur über dieses letztendliche Kultfilmchen freuen. Zumindest ich freue mich, dass er mich im Kindesalter als mein täglich Brot begleitet hat und er mich auch jetzt noch erreicht.
                                    Was hätte ich nur damals ohne ihn gemacht.
                                    „Big Trouble in Little China“ ist ganz sicher ein kleiner Geheimtipp in Carpenters Filmographie, den wahrscheinlich noch nicht viele kennen, der aber für jeden einen Heidenspaß kurzweiliger Natur zu bieten hat, der wenigstens ein bisschen lustig drauf sein kann. Alles in allem also ein doch recht aufwendig inszenierter Genrespaß und mein persönlicher Hit vergangener Zeiten, den sich jeder Trashfan mal angesehen haben sollte! Super Carpenter!

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                                    • Hey, das bin ja ich!!!!!!!!!
                                      http://www.miramax.com/subscript/watch-enjoy-a-tasty-big-kahuna-burger

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                                      • 6

                                        „The Game“ von David Fincher mit Sean Penn und Michael Douglas. Wenn man das so liest, würde man direkt davon ausgehen, dass es sich nur um einen absoluten Kracher handeln kann. Ist er das? „The Game“ ist vor allem eins: ein stark inszenierter Thriller, wie man es eben von Fincher gewohnt ist, der vom „Opfer“ Michael Douglas auch entsprechend stark gespielt und mit einer soliden Grundidee ausgestattet ist. Man versetzt sich in die Lage von Nicholas Van Orton (Michael Douglas) hinein, gegen den sich die ganze Welt aufzubäumen scheint, gegen den die Welt scheinbar bewusst geschlossen vorgeht.
                                        Eine Idee, die ich für meinen Teil sehr aufregend finde und die viel Spannung mit sich bringt, wenn sich auf einmal in absoluter Realität alles gegen einen verschwört, man das aber nicht im geringsten erahnen könnte. Und daraus bezieht Fincher einen Großteil seiner Spannung, aus dem Mysterium, hinter das Nicholas Van Orton hier auf Biegen und Brechen kommen will, so wie wir Zuschauer. Der gesamte Film dreht sich um diese alles entscheidende Frage. Man versucht hier auf Teufel komm raus Motive auszumachen oder sich selbst ein schlüssiges Ende zurecht zu schustern.
                                        Fincher spinnt sich da ein Gedanken-Labyrinth zurecht, was verunsichern soll und was den Zuschauer dazu bringen soll, den Weg mit Douglas gleichermaßen zu beschreiten, ähnlich beirrt, als wäre man selbst in dieser zur Verzweiflung treibenden Situation, die einem sonst so starken, arroganten Einzelgänger wie Van Orton nicht nur schlotterige Knie bereitet, sondern ihm immer mehr den Boden unter den Füßen wegreißt. Diesen Weg pflastert Fincher mit gewohnt düsteren Bildern und einer an manchen Stellen wirklich beängstigenden Stimmung, aber ob das reicht? Allein das macht natürlich keinen richtig starken Film, bedauerlicherweise muss man den Storyknoten lösen und Van Orten seine und uns unsere Antwort geben und wenn das passiert und Fincher seinem „The Game“ einen hanebüchenen Sinn gibt, kann man sich nur an die Stirn greifen. Das soll also das Ende gewesen sein? Im Ernst jetzt? Bis hier hin war alles doch recht stimmig, wenngleich etwas komisch, aber das hier ist wie, als würde man im Sternerestaurant nach den 4 herausragenden, exotischen, ersten Gängen als Dessert ein Stück Wackelpudding mit nem großen, fetten Haar vom dickbäuchigen Koch oben drin bekommen. Das ärgert einen ungemein, weil der Rest des Abends doch eigentlich ganz lecker war, man aufgrund eines solchen Fauxpas die Weiterempfehlung dann aber doch lieber unterlässt. Und unsere Topschauspieler reihen sich dem Ende gekonnt ein und versuchen ihm mit ihrem überzeugenden Spiel doch noch so etwas wie Glaubwürdigkeit zu verleihen, was natürlich eher schlecht klappt, als zu funktionieren. Neben ein paar Logikfehlern, über die ich gerne noch hinweggesehen hätte, entwickelt sich „The Game“ also vom verkapselten, spannungsreichen Thriller, der er fast die ganze Zeit über ist, zu einem fragwürdigen Gesamtprodukt, das sich technisch zwar auf absolut würdigem Fincher-Niveau bewegt, inhaltlich dafür aber umso mehr abstinkt. Schade!

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                                        • Ein absolutes Meisterwerk, das jeder mal gesehen haben sollte.

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                                          • 7 .5

                                            Kurt Russell, Klappe die Zweite. Snake Plissken macht sich wieder auf den Weg, um als eiskalter Verbrecher-Held dieses mal in das vom Festland abgeschiedene Los Angeles zu düsen. Er sucht die Präsidententochter, die zuvor ganz easy einen Koffer der Regierung (so ziemlich der wichtigste Koffer, der wohl jemals existiert hätte) mit einem Sender entwendet hat, der mittels Elektrobomben die gesamte Menschheit und ihre Erfindungen in die Steinzeit zurückwerfen würde, da sämtliche elektrische Gerätschaften nicht mehr funktionieren würden. Snake wird natürlich wieder etwas verabreicht, was ihm einen Countdown bis zum Tod beschert, um das ganze wieder etwas spannungsreicher zu gestalten.
                                            Im Prinzip sehen wir hier nochmal einen kompletten Abklatsch der Klapperschlange, nur über 10 Jahre später spielend und auf einer anderen Todesinsel. Die Charaktere sind ähnlich verrückt, Snake betet die selben Sprüche mit der selben lässigen Art runter und es herrscht die gleiche Anarchie, wie damals schon in Manhattan. Also was ist hier anders? Im Prinzip hat sich nicht viel verändert, leider aber wird nahezu alles, was im Vorgänger gut gemacht wurde, hier weniger gut gelöst, leider. Die Atmosphäre ist nicht mehr so düster, die Effekte und die wirklich teils hanebüchen miserabel gemachte Kulisse (zumindest wenn's um die Kameraperspektiven aus der Ferne geht), lassen das ganze hier schon fast wie einen schlechten Witz aussehen.
                                            Snake Plissken ist immer noch genauso cool, leider sorgen diese Randerscheinungen zwangsläufig dafür, dass man auch ihn nicht mehr komplett ernst nehmen kann, so wie man den ganzen Film nicht mehr für voll nimmt. Die einst noch so herausragende und finstere Klapperschlange wird in "Flucht aus LA" zum Trashfilm. Wenn man sich damit anfreunden kann, dass man Teil Zwei vielleicht nicht mehr ganz so ernst nehmen sollte, auch wenn er sich streckenweise bierernst nimmt, dann kann aber auch dieser zweite Teil zu einem großen Spaß werden. Wieso?
                                            Kurzzeitig ist Snake dazu verdammt, die völlig verunstalteten, aber lustig aussehenden Opfer der freischaffenden, plastischen Chirurgie mit neuen Organen zu versorgen, wenn der Oberarzt, dessen aufgedunsene Zellen sämtlichen emotionalen Gesichtsausdrücken schon überdrüssig geworden zu sein scheinen, zur Begutachtung durch den Saal geht und feststellt, dass sich Snake und seine neu gewonnene Mitpatientin für einen Eingriff eigentlich noch am besten eignen. Auf der anderen Seite begeben sich eine transvestitische Pam Grier und unser grenzenlos-egoistisch-hinterlistiger Steve Buscemi im Flug mit ihren Paraglidern Schulter an Schulter mit Kurt Russell zum Platz des Terrors (vom Guerrilla-Führer liebevoll mit "Happy Kingdom" benannt), um den dauerhaft in die Luft feuernden Pöbel zu vernichten.
                                            Ihr merkt worauf ich hinauswill?
                                            Ja auch hier gibt es wieder ein Höchstmaß an Ideen, wenngleich das ähnlich, wie im ersten Teil vonstattengeht und es hier eher lustig ist, als ernst zunehmen. Aber irgendwie macht das "Flucht aus LA" zu einem liebenswerten B-Movie, dem eigentlich augenscheinlich die Mittel gekürzt wurden, wenn man sich das grauenvolle Szenebild ansieht, dabei hat das Trashspektakel 43 Millionen Dollar mehr verschlungen, als noch sein besserer Vorgänger. Da hätten Handwerkskunst (an manchen Stellen wurde zwar mit Pappe gearbeitet, so wie das aussieht, aber gut) und reelle Aufnahmen für die absolute Abrundung gesorgt, leider wird einem das hier aber vergönnt. Alles in allem bleibt dieser Carpenter für mich dennoch ein sehens- und liebenswertes Erlebnis, weil er einer meiner großen Kindheitserinnerungen ist und ich mich letzten Endes doch ziemlich amüsiert habe, auch wenn sich der Blick auf das Gesehene seit damals natürlich erheblich verändert hat. Für viele völlig verständlich eine miserable Fortsetzung/Remake und eine lächerliche Beschmutzung des ersten Teils, für mich ist es aber ein lustiger Rückblick auf die Klapperschlange und trotzdem absolut wertvoll.
                                            PS: nebenbei beinhaltet dieser Film das spannendste Basketballspiel, was ich je gesehen hab, auch wenn ich da sicher kein Experte bin.

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                                            • 9

                                              Was ist dir wichtiger: die scheinbare Idylle aufrecht zu erhalten oder mit dir selbst ins Reine zu kommen? Steinig und schwer ist der Weg, den du bestreiten musstest und den du auch immer noch bestreiten musst, um überhaupt leben zu können. Manche können damit nicht leben und ertränken sich in der Badewanne. Mord oder kein Mord? Muss für Mord immer jemand anders eingreifen, dafür das es dann letztendlich auch ein Mord sein kann oder reicht die psychische Verstörung bis zum Selbstmord aus, um als Mörder zu gelten? In "Festen" geht es um Familienzusammenhalt, um Erziehung, um die Entwicklung eines kleinen Menschen bis hin zum Erwachsenen und die Schwierigkeiten die damit einhergehen. Ferner geht es aber viel mehr um Missbrauch, um schlimme Dinge, die in einem alles verändern können, die einen letztendlich verstören können. Kann man sich dem irgendwie irgendwann entziehen oder ist das nicht möglich?
                                              Wir sehen hier eine Großfamilie, versammelt zum 60. Geburtstag des wohlhabenden Familienvaters. Unterschiedlichste Charaktere nehmen an dieser Feier teil. Manche nur um zu feiern, andere hingegen verfolgen eine andere Intention dort zu diesem Anlass. Jeder kennt es: man sitzt zusammen auf einer Geburtstagsfeier, alle sind in guter Laune, amüsieren sich, sorgen dafür, dass es ein schöner Abend wird, schließlich möchte man demjenigen etwas gutes tun, wegen dem man dort aufgekreuzt ist, oder etwa nicht? Ja so ist es und egal ob man in der Laune ist oder nicht, man versucht es so zu tun, ganz einfach weil es sich so gehört. Normalerweile liebt man sich ja auch im Kreise der Familie und tut genau das gerne. Hier in "Festen" sieht das ganze aber etwas anders aus. Hier räumt eine zerrüttete Familie mit all dem Müll auf, den sie ertragen musste in all den Jahren zuvor. Manche würden sagen es gehört sich nicht, wenn man auf einer solchen Feierlichkeit damit anfängt, alles auszugraben, was verbuddelt irgendwo lag, wo sich vorher noch niemand herangetraut hat. Womit man vorher noch nicht in der Lage war abzurechnen. Manche wissen davon nicht mal etwas und doch gerät es ans Tageslicht. Da wo eigentlich alles harmonisch verlaufen sollte, bricht hier die das psychologische Chaos aus. Thomas Vinterberg spielt mit uns Zuschauern und mit den Gästen die vor Ort sind, mit all den Leuten, die nicht im geringsten erahnen können, was in dieser Familie vor sich ging und geht und doch gehört es sich eben, zu bleiben und irgendwie die Idylle aufrecht zu erhalten, schließlich möchte man niemandem etwas Böses. Teils wird hier versucht krampfhaft daran festzuhalten, dass alles schön und gut ist, aber das geht nun mal nicht immer und manchmal muss man der Wahrheit ins Auge blicken, egal wie schrecklich sie ist. Die Figuren lassen ihren inneren Mantel fallen, erst zaghaft, dann immer stringenter, immer schrecklicher. Je größer die Beschuldigungen werden und je mehr nach der Wahrheit gegiert wird, umso mehr zerbröckelt das verzweifelt aufgebaute Schild, was sie vorher noch besaßen, unsere Opfer, die wir hier sehen. Was sich darunter verbirgt ist nichts Schönes und doch müssen sie es tun, um sich irgendwie von dem Übel befreien zu können, um sich im Inneren zu erneuern, um mit sich und der Welt in Einklang zu geraten und um von vorn zu beginnen, auch wenn das kaum möglich ist. Thomas Vinterberg gelingt es auch hier wieder, dem Zuschauer bis zum Ende hin immer mehr Zement in den Magen zu füllen, bis dieser nach dem Schluss völlig am Boden zusammensackt. Mit seiner Authentizität und seinen verstörten, teils labilen Figuren lässt er das Geschehen rund um die Feier so echt wirken, dass man meinen könnte, man sähe einem wirklichen Familienvideo zu. Das sollte wahrscheinlich auch die Wackelkamera bezwecken und das schafft sie, auch wenn es manch einem nicht gefallen mag. Die Figuren kommen einem so echt vor, weil sie wirklich so geworden zu sein scheinen, wie sie sind, im Laufe der Zeit. Weil ihnen schlimme Dinge angetan wurden und das bekommt man hier hautnah zu spüren. Auch wenn sie sehr speziell sind, scheinen sie wie aus dem echten Leben gegriffen und das kann man irgendwie kaum glauben, wenn man sieht wie miserabel "Festen" optisch auf den ersten Blick eigentlich zu sein scheint. Man denkt sich, hier hatte mal wieder jemand aus reinem Selbstzweck vor, mit einer Handkamera zu drehen und im Endeffekt nervt es, aber das tut es nicht wirklich. Man gelangt dadurch noch besser ins Geschehen. Natürlich ist "Festen" keine stilistische Wucht und sowas wie Filmmusik scheint es auch nicht zu geben und dennoch ist es ein ganz starkes und wirkliches Drama. Hier sieht man, dass es nicht unbedingt immer melancholische Klaviermedolien brauch und herzzereißende Bilder, um zu funktionieren. Es geht noch viel besser und ursprünglicher und das zeigt uns unser Regisseur hier, indem er die Figuren gegeneinander und gegen sich selbst ankämpfen lässt, um die Wahrheit herauszufinden.
                                              Und wenn es jemand ohne großes Drumherum schafft, den Zuschauer innerlich mit einem Drama so aufzuwühlen, dann kann es sich nur um Thomas Vinterberg handeln, einem wirklichen Meister seines Fachs. Erschütternd, aber herausragend!

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                                                Kurt Russell, mein Actionheld vergangener Zeiten, gestern hatte er Geburtstag und ganz zufällig hab ich ihn gestern mal wieder bestaunt, in alter Manier, was für ein Zufall.
                                                Der absolut coolste Typ für mich damals, der eisenharte Verbrecher-Antiheld macht sich in „die Klapperschlange“ auf den Weg, um den Präsidenten aus einer doch ziemlich misslichen Lage zu retten, nicht etwa weil er es will, sondern weil er es soll, quasi nicht nur mit dem Zeigefinger, sondern gleich mit einer ganzen Hand in der Wunde. Wir schreiben das Jahr 1997. New York existiert nicht mehr so, wie wir es kennen, Manhattan wurde zu einem gigantischen Knast umfunktioniert, in dem sich die Insassen selber überlassen sind. Streng nach dem Motto „wir ziehen eine Mauer drum herum, achten drauf das keiner herauskommt und lassen die Monster sich gegenseitig umbringen“. Solche Dystopie-Szenarien waren selbst 1981, zum Erscheinungsjahr, nichts neues mehr und dennoch scheint die Idee ziemlich originell. Schuld daran ist nicht zuletzt die gut gemachte Szenerie, die dreckig-düstere Umwelt, in die Kurt Russell alias Snake Plissken hier hineingeworfen wird. Allein der Name ist an Coolness und Authentizität schon kaum zu überbieten. Zum Unmut der weitestgehend erfrischend wertungsfrei bleibenden Regierung, stürzt der Präsident mitsamt seines Flugzeugs über New York ab und wird von den Verrückten dort festgehalten. Snake Plissken, den scheinbar jeder kennt, eine wegen diverser Straftaten verurteilte, aber lebende Legende und ein ehemaliger Geheimagent, macht sich also mit von der Regierung in den Venen platzierten Giftkapseln, die sich in 23h auflösen und ihm dann den sicheren Tod bringen, auf den Weg, um jenen Präsidenten aus den Klauen der irrwitzigen Insassen zu befreien, die im Präsidentenabsturz ihre letzte Hoffnung sehen, aus diesem Höllenschlund irgendwie hinauszukommen. Dieser storytechnische Zündstoff sagt natürlich eine Menge Spannung und coole Action voraus, aber das ist noch nicht alles. Die herausragenden Synthiklänge lassen das ganze wie eine coole Mission im düsteren Großstadtdickicht aussehen, nicht umsonst hat man die Figur um Snake später nahezu identisch ins Actionspiel Metal Gear Solid übertragen. Die Kulisse ist klasse und nicht nur als Kind hofft man hier, dass sich Kurt Russell möglichst cool durch New York schlägt um jedem, der ihm ans Leder will, die Birne einzuschlagen, einfach so weil ers kann. Und das macht er auch. Zu jeder Sekunde strahlt Russell hier eine fast schon übertriebene Lässigkeit aus, die sich sehen lassen kann und dank ihm sehen wir hier nicht nur irgendeinen rumballernden, coolen, muskelbepackten „Ich-mach-was-ich-will-Typen“, sondern haben wirklich das Gefühl, hier einen ziemlich speziellen Actionhelden mit Wiedererkennungswert und Prinzipien zu sehen. Ob groß oder klein, man drückt ihm einfach die Daumen diese Mammutaufgabe zu überstehen. An sich sehen wir hier einen B-Movie-Blockbuster aus dem vergessenen, hintersten Eck einer staubigen VHS-Videothek, die es gar nicht mehr gibt und doch macht „die Klapperschlange“ viel mehr richtig, als die meisten CGI-Brecher von heute. Neben den relativ schlechten Effekten und der aus heutiger Sicht teils lustig wirkenden Action, wartet John Carpenter nämlich mit einer Originalität auf, die viele Vertreter aus der heutigen Zeit schmerzlich vermissen lassen. Schräge Frisuren, abgefahrene Figuren, Gladiatorenkämpfe im Boxring unter brüllendem Getöse verstörter Anarchisten, zu halben Panzern umfunktionierte Autos und all das auch noch in handgemacht, das macht doch gleich viel mehr Spaß, als sich in irgendwelchen Effekthaschereien zu verlieren. Und nebenbei kommt auch noch eine Menge Spannung auf, wenn Snake vor den Crazies fliehen muss, die Nachts aus ihren Gullideckeln gekrochen kommen, um alles und jeden zu terrorisieren. Na klar ist die Story kein komplexes Gedankenlabyrinth, aber das brauch sie auch gar nicht, weil sie in ihrer originellen Kurzweiligkeit brilliert und gar nicht zu anderen Vertretern gehören will. Abschließend lässt sich sagen, dass „die Klapperschlange“ sich nicht gezwungenermaßen irgendwelche ethischen Fragestellungen aufhalst, um etwas besonderes zu sein. Das ist dieser Carpenter ganz einfach, weil er cool seinen Actionfilm-Weg geht, ohne hinderliche Nebensächlichkeiten in den Fokus zu rücken. Alles Gute Snake, ähm Kurt, nachträglich. ;)

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                                                • 1 .5

                                                  Miserabel inszenierter Versuch eines reißerischen Survivaldramas verzettelt sich in formvollendeter Melancholie, genau da, wo eigentlich keine ist. Hier hätte man sooo viel machen können, aber nein, die Protagonisten müssen alle nur 1 Gehirnzelle haben und sie müssen natürlich alle motorische Grobkönner sein. Eine Gruppenkonstellation, wie sie wohl nie auftreten dürfte, vereint sich zum gemeinsamen Bootstrip in Richtung offenes Meer. American Pie meets Hochsee oder so ähnlich, zumindest scheints so am Anfang. Schon hier nerven einen die stereotypen Charaktare wie eine nicht verschwinden wollende Wespe beim Kaffeekränzchen. Natürlich nimmt man die völlig vom Wasser verstörte, aquaphobische Amy und ihr Baby mit, anders funktioniert der Segelturn natürlich nicht, sie lässt sich auch darauf ein, ist ja logisch. Völlig klar auch, dass die gute Amy scherzhaft ins Wasser geworfen wird, obwohl sie vorher schon heftig rumkrakelt, aber das merkt im Wahn des Alkoholkonsums natürlich niemand. Ohne Frage hätte sie sonst nie eine Erfrischung im kühlen Nass gesucht, aber gut, besser so für den Regisseur und das ist sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange. Apropos Fahnenstange, selbstverständlich hängt sich der schwerste Mann an die herunterhängende Fahne und auch an den äußersten Zipfel, ist gewiss nicht völlig logisch, dass sie unter diesen Voraussetzungen am ehesten reißt, nein natürlich nicht. Falls jemand noch nicht weiß worum es geht: 6 Freunde sperren sich auf dem Meer aus ihrem eigenen Boot und kommen dank nicht heruntergelassener Leiter "leider" nicht mehr hinauf. Alle drehen völlig hysterisch durch, es gelingt ihnen, dank ihrer wie Eingangs erwähnten Grobmotorik, sogar sich irgendwie gegenseitig umzubringen, ganz ungewollt. Alles geht schief, was überhaupt schief gehen könnte, ich wünsche jedem Einzelnen schon nach 20 Minuten den wohlverdienten Tod, außer vielleicht dem Baby, auch wenn das nach dem Erwachen ständig rumschreit und damit die wohl realistischste schauspielerische Leistung abliefert und doch schlepp ich mich noch irgendwie durch, durch den Film, wenn man dieses Gebilde von aufeinanderfolgen Fotos überhaupt so nennen kann. Die Kamera nervt ab und an, der Sound ist die letzte abgemurkste, aber grad so gängige Gurke aus nem Musikladen, der dir 10 Minuten vor Dienstschluss die letzte Platte lapidar hinterher schmeißt, aber gut, einmal angefangen, möchte man trotzdem irgendwie wissen, was nun der Clue der ganze Sache ist. Alle, die sich den Filmspaß nicht versauen wollen, sollten jetzt vielleicht nicht mehr weiterlesen, so viel könnt ihr damit aber eigentlich auch nicht verkehrt machen, es ist im Prinzip nach kurzem Reinzappen schon klar, wer sich hier rettet. Natürlich kommt einem der letzten Überlebenden im paralysierten Zustand eine brillante Idee, der Urmensch wird auf einmal zum Denker und Lenker und mit ein bisschen Spucke und einem guten Handgriff kommt man dann doch irgendwie drauf, auf das kleine Yächtchen, leider.
                                                  Toll, dass sich Hans Horn denkt, hier könnte man nochmal die Handbremse der Dramatik ziehen, um wirklich den letzten Funken Realismus aus diesem Ding hier rauszupressen, aber auch das überrascht mich dann nicht mehr wirklich. Alles in allem irren hier irgendwelche Vollidioten sinnlos um ein Boot herum, in der Hoffnung irgendwie doch noch drauf zu kommen, aber sich beim Versuch die Birne zu stoßen.
                                                  Einer der vielen Filme, die die Welt nicht braucht und vor denen ich warnen würde, wenn man mich fragt, aber der ist so uninteressant, über den sollte man eigentlich gar nicht sprechen. PS: die 0 Punkte hätte es gegeben, wenn dieser eine Trottel, der das Messer da verloren hat, selbiges auf der Suche mitten im Pazifik doch noch irgendwie gefunden hätte.

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                                                  • Auf eine ausgeglichene Bundesliga du Schmutzfink! :>

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