Deekin - Kommentare
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Alle Kommentare von Deekin
Ich werde gar nicht erst den Versuch starten, eine Interpretation von "Wild at Heart" abzugeben. Filme von David Lynch sind stets sehr kryptisch für mich und es gab hier, wie auch in "Lost Highway" und "Mullholland Drive", einfach zuviele Vorkommnisse, welche mich eher irritierten, als dass ich sie in einen vernünftigen Sinnzusammenhang einzuordnen wüsste. Im Gegensatz etwa zu "Lost Highway" lässt sich bei diesem Film von Lynch zumindest sagen, dass er eine erkennbare Handlung und zwei zentrale Protagonisten aufweist. Es gibt eine ganze Reihe seltsamer Vorkommnisse. Personen im Film kommen und gehen, ohne eine großartige Rolle zu spielen. Doch Sailor und Lula sowie ihr Befreiungsversuch von den Fängen ihrer Mutter, das Anreißen verdrängter Erinnerungen und sogar die "Zauberer von Oz"-Motive bieten genügend Konstanten, sodass der Film mich nicht völlig verliert. Ich würde sogar soweit gehen, dass der Film das gleichzeitige Bestehen bzw. den Konflikt von imaginativen und realen Welten besonders hervorhebt. Weiter wage ich meine Interpretation allerdings nicht. "Wild at Heart" kann aus meiner Sicht erstens nicht nach einem einzigen Durchgang in seinen Grundzügen erschlossen werden und zweitens kann der Film weitere Sinnzusammenhänge nur dann herstellen, wenn man äußerst aktiv mitdenkt, eigene Vermutungen anstellt und anhand dieser während des Films mitließt... und selbst dann ist zweifelhaft, ob all die scheinbar willkürlich eingestreuten Momente im Film sich zu etwas aufsummieren.
Allerdings gefiel mir der Film dennoch. Das liegt einerseits wohl daran, dass Lynch ein Händchen dafür hat, zumindest meine Aufmerksamkeit über die Laufzeit aufrecht zu erhalten. Seine Filme fühlen sich dynamisch an und sind super in Szene gesetzt. Und andererseits fördert er in mir eine gewisee Entspanntheit gegenüber dem Stoff: Ich lasse den Plotfokus, anhand dem Filme normalerweise von mir gemessen werden, ersteinmal fahren, und erwarte zudem nicht, dass ich alles verstehe. Aus dieser Haltung heraus, denke ich, erscheint es nicht so schlimm, dass ich zunächst nicht alles verstehe. Zusammenhänge können sich auch ein anderes Mal, bei einem wiederholten Ansehen, bilden.
Und somit scheint mir dann auch "Wild at Heart" ein guter Film gewesen zu sein.
Als ich "Running Scared" zum ersten Mal gesehen habe, habe ich zuvor nur verhaltene Kritiken über ihn gelesen. Jedoch hat mich der Film allein schon durch seine visuelle Kraft und sein Tempo enorm mitgerissen und ich empfand den Film, abgesehen von seinem etwas dick aufgetragenen Ende, ziemlich cool. Und daran hat sich nun, bei der zweiten Sichtung ein paar Jahre später, kaum etwas geändert.
Was die Handlung des Films angeht, so wirkt diese stellenweise etwas sehr konstruiert und ergeht sich zudem in so manchem Subplot um korrupte Polizisten und Spitzel im Gangstermilieu. Diese Subplots kümmern nicht wirklich, da abgesehen von Joey (Paul Walker), Oleg (Cameron Bright) und Teresa (Vera Farmiga) die restlichen Charaktere der Unterwelt einem eh völlig egal sind. Auch gibt es zu viele Zufälle, bei denen Joey und Oleg anderen Personen im Film unangekündigt einfach mal so über den Weg laufen. Jedoch dienen diese etwas künstlichen Plotpunkte ihrem Zweck gut genug: Sie vermitteln für Oleg und Joey das Gefühl, dass sie in permanenter Bedrohung leben und das ihnen jederzeit der Boden unter den Füßen wegbrechen kann. Desweiteren dient die Story eh vielmehr dazu, einer völlig entfesselten visuellen Bildsprache die Bühne frei zu machen.
Desweiteren scheint es zunächst, dass alle Personen im Film schlicht Arschlöcher sind, einschließlich unseres Protagonisten (womit ich kein Problem habe). Allerdings entwickeln die wichtigsten Personen innerhalb der 2 Familien im Film gerade genug Sympathie oder Mitgefühl, dass man letztendlich doch mit ihnen mitfiebern kann.
Zudem scheint Regisseur Wayne Kramer zu beabsichtigen, "Running Scared" den Ton eines düsteres Märchens zu geben (die Hintergrundbilder im Abspann zeigen deutliche Märchenmotive auf). Der ganze Film scheint zunächst darauf aufgebaut, den Jungen Oleg in möglichst viele unmenschliche und grausame Situation hineinzuwerfen, was erneut recht konstruiert wirkt. Der Film zeigt dem Zuschauer recht aufdringlich die Schattenseiten der Gesellschaft: Armut, Gewalt - sowohl auf der Strasse als auch in der Familie - Prostitution, Drogenhandel, Kindermörder etc. Hier wird ein schlimmer Gesellschaftsaspekt an den nächsten gereiht, jedoch findet man überraschenderweise auch kurze Momente von Menschlichkeit gerade dort, wo man sie nicht erwartet hat (etwa in der Gestalt von Olegs Vater). Der Film schafft es dadurch, ab einem bestimmten Zeitpunkt eine gewisse surreale Qualität anzunehmen. Das gesamte Geschehen hebt völlig ab und verwandelt sich eine Art Albtraum. Und genau hierfür findet der Film eine perfekte Mischung aus völlig irrwitzigen Kamerafahrten, schillernden Farbtönen, sehr hohem Erzähltempo, teilweise sehr überdrehten Situationen und einem sehr gut getroffenen, stimmigen Ton - als Zuschauer hörte ich damit letztendlich auf, noch irgendeine strengere Form von Handlungsrealismus zu erwarten. Ich ließ mich einfach vollständig auf das visuelle Erlebnis, das dieser Film darstellt, ein. Und genau das funktioniert super.
Ich bin von diesem Film überrascht. Normalerweise müsste ich die Zutaten, aus denen er zusammengemischt ist, hassen: Möchtegern-coole Gangster und eine hektische Bildsprache sind sonst nicht mein Ding; doch Regisseur Kramer trifft scheinbar genau die richtigen Töne, die mich diesen Film weiterempfehlen lassen. Und in welchem anderen Film werden Kinder, selbst von den "Guten", mal so richtig scheiße behandelt?
[Achtung Spoiler]
"Der Texaner" (oder "The Outlaw José Wales") überzeugte mich aus verschiedenen Gründen nicht so richtig, gleichwohl der Film sehr interessante Facetten und das Potenzial zu einem ganz großen Film hatte.
Die einführenden Szenen des Films waren noch recht effektiv: Wir werden praktisch sofort Zeuge, wie ein Plünderertrupp auf der Seite der Nordstaaten die Farm von José Wales (Clint Eastwood) überfällt, niederbrennt und dabei seine Frau und seinen Sohn tötet. Es geschieht keine vorausgehende Charakterisierung: Das funktioniert an dieser Stelle, weil José Wales somit als niemand im Besonderen und lediglich ein weiteres Opfer des Krieges erscheint. Und er schließt sich daraufhin einer Miliz an, deren Männer von exakt derselben Plünderertruppe Familie und Eigentum genommen worden ist.
Die darauf folgenden Opening Credits ließen mich hingegen eher verwundert dreinschauen. Während die Namen des Filmteams eingeblendet werden, sehen wir in regelmäßigen Abständen die Miliz, der sich José angeschlossen hat, immer wieder auf die Kamera zureiten, während sie mit ihren Waffen in die Luft oder auf irgendetwas jenseits des Bildes feuern. Ich habe mich dabei ständig gefragt, ob sie gerade auf einen Feind zustürmen oder ob sie aus Spaß durch die Gegend reiten und Munition verschwenden. Die Szene hatte eher etwas komisches, wie in einem Comic, der Westernstereotype parodiert; insbesondere, da diese Szenen mit weiteren Bürgerkriegsszenen in einer Montage zusammengeschnitten wurden.
Ein weiteres Problem liegt in der Länge des Films. Den größten Teil der Laufzeit verbringt José damit, als Mörder und Gesetzloser durch Texas zu flüchten und währenddessen immer mehr Gefährten um sich zu scharen. Die Zusammenstellung der Gruppe ist dabei sehr interessant: Wir haben Vertreter des Nordens, des Südens, amerikanische Eingeborene verschiedener Stämme und im Laufe des Films erweisen sich schließlich alle als hilfreich (abgesehen von einem recht faden und erzwungen wirkenden Love-Intrest). So entsteht eine vielfarbige Gemeinschaft mit verschiedenen Perspektiven und Geschichten. Allerdings entsteht diese Gemeinschaft lediglich dadurch, dass der Film ein episodisches Abenteuer ans nächste reiht. Auch eine wirkliche Dynamik zwischen den Charakteren mag in diesem lang gestreckten Mittelteil nicht wirklich aufkommen. Zwar gibt es immer wieder Schießereien, wir sehen abwechslungsreiche Orte und Landschaften und Clint Eastwoods kernige Paraderolle besitzt auch hier einen gewissen Charme; doch leider ändert dies nichts daran, dass der Film einfach nur vor sich hinplätschert.
Erst gegen Ende begann der Film, mein Interesse zurückzugewinnen. Wir sehen, wie die Gruppe, die aus Überfallenen, Enteigneten und Entrechteten besteht, ihre eigene abgelegene Kommune gründet und trotz diverser Hintergründe miteinander auskommt. Auch José Wales bekommt nun eine Entwicklung, in dem er sich von einem Einzelgänger in einen Menschen verwandelt, der sich für diese Patchwork-Gemeinschaft aufopfert. Ganz besonders hervor sticht hier der Dialog zwischen ihm und Ten-Bears - dem Commanchen-Häuptling und damit Oberhaupt eines weiteren Verlierers in der amerikanischen Geschichte - den er von einer friedlichen Ko-Existenz zwischen dem Stamm und seiner Gemeinschaft überzeugen kann. Auch ändert sich der Ton des Films im letzten Teil von düster und desolat zu hoffnungsvoll. Die erneut florierende Farm scheint ein Ort für einen Neubeginn zu werden, in denen die Wunden des Krieges heilen können.
Dass das bleihaltige Finale sodann nur das Rachemotiv zuende bringt, gerät dann wieder ein wenig unspektakulär, gleichwohl die Szene, in welcher José auf Captain Terril (Bill McKinney) zuläuft und seine nicht geladenen Revolver auf ihn richtet und immer wieder abdrückt, etwas schön düsteres und wahnsinniges hat.
Auch bin ich mit dem wechselhaften Ton des Films nicht immer einverstanden: Zu oft pendelt dieser zwischen dreckigem und flapsigen Humor und einer sehr ernsten, dunklen Grundstimmig. Ich hatte an vielen Stellen nicht den Eindruck, dass sich diese beide Elemente sonderlich vertragen.
Hervorzuheben hingegen ist das Setting: Eastwood ist es sehr gut gelungen, mit vielen Details ein Land darzustellen, dass sich gerade erst mit den Folgen des Bürgerkriegs auseinandersetzen muss (gleichwohl das Thema Sklaverei, soweit ich das mitbekommen habe, nicht einmal angesprochen wird).
Im großen Ganzen zeigen sich also viele Ansätze für ein großes Filmerlebnis, doch leider ist "Der Texaner" über weite Strecken zu repititiv, undynamisch und nur auf einer oberflächlichen Ebene durch tolle Landschaften, viel Action und stellenweise flapsigen Humor unterhaltsam. Erst im letzten Drittel beginnt der Film, besser zu werden und seine Geschichte vernünftig abzuschließen.
[Achtung: Spoiler]
Möglicherweise habe ich einfach nicht das Verständnis, um mich diesem Film zu nähern oder aber ich muss ihn mir irgendwann noch einmal anschauen, um meinen jetzigen Eindruck zu korrigieren.
Ich bin selten jemand, denen Schauspieler in Filmen irgendetwas bedeuten, aber ein Film mit Sissy Spacek, Martin Sheen und Warren Oates hat mich zunächst wirklich euphorisch werden lassen. Und dazu ist dieser Film auch noch von Terrence Malik, der seine Themen aus meiner Sicht stets interessant aufbereitet, wenngleich er auch mitunter sperrige Ansätze hat und dessen Poesie ich zuweilen für stumpf halte. Jedoch konnte ich seinen Filmen "Der schmale Grat", "The New World" und letztendlich sogar "The Tree of Life" auch dann etwas abgewinnen, wenn ich seine esoterischen Höhenflüge ausblende. "Badlands" setzt die Suche nach Authentizität und die Flucht in eine Art Natur oder Ursprung weit weniger aufdringlich und penetrant um, als es seine Nachfolger tun und gerade deswegen sollte dieser Film mir eigentlich eher zu sagen. Er tut es aber nicht.
Das mag vielleicht daran liegen, dass mir zu Anfang Szenen präsentiert werden, die einfach nicht auf mich wirken wollen. Insbesondere betrifft das die Szene, in welcher Hollys Vater (Warren Oates) ihren Hund erschießt. Diese Szene sollte wahrscheinlich die Funktion besitzen, in Hollly (Sissy Spacek) einen verstärkten Hass auszulösen, der sie später mit Kit (Martin Sheen) durchbrennen lässt. Aber ganz ehrlich: Diese Szene, weil oberflächlich schockierend, ist vollkommen 'out of character', selbst für eine Person wie ihren Vater, dessen einziger Charakterzug darin besteht, ein besitzsüchtiger Familienpatriarch zu sein. Lag Holly der Hund überhaupt besonders am Herzen? Der Film gibt das nicht wirklich an.
Allein diese Szene hat mich nach einem spontanen WTF-Ausruf völlig aus dem Film geworfen. Mag sein, dass die Gefühle alle unterschwellig sind und sich nicht in Hollys Reaktionen widerspiegeln; das ändert jedoch nichts daran, dass diese Szene völlig ohne Build-up daherkommt, nicht vernünftig etabliert wird und das alles ohne auch nur den Ansatz einer passenden Charakterisierung der Figuren geschieht. In anderen Worten, diese Szene ist derart holzhammermäßig geraten, dass ich an selbige für den Rest des Films immer wieder denken musste, insbesondere daran, wie mich allein diese Szene vom Filmgeschehen entfremdet hat. Dass Holly auf den Tod ihres Vaters erneut scheinbar 'out of character' reagiert, macht das Ganze auch nicht besser. Zuvor erschien sie wie ein naives gutbürgerliches Mädchen, ein wenig schüchtern und ruhig, allerdings nicht wirklich ungewöhnlich. Und nun brennt sie mit dem Typen durch, der ihren Vater erschossen hat. Ich kann zwar den Grund hinter diesem Geschehen einigermaßen sinnvoll einordnen - der Tod des Vaters, das Abbrennen des Hauses, die Selbstmordnachricht als eine Absage an eine glückliche Zukunft inmitten der Gesellschaft; dies alles stellt einen radikalen Bruch mit der bürgerlichen Welt und ihren Traditionen dar - doch das ändert nichts daran, dass die Inszenierung mir zu spontan, zu abrupt und ohne wirkliches Feingefühl erscheint.
Sobald Hollys und Kits Flucht in die Wildnis schließlich startet, gewinnt der Film dann doch noch an Struktur, wobei Struktur hier ein gewagtes Wort ist. Der Film ist durchsetzt mit den romantischen Träumereien der beiden Protagonisten und der Film suggeriert die Wunschträume einer rebellischen Jugend, die ein Leben abseits einer verhassten gesellschaftlichen Ordnung leben möchte. Die Natur als Ort der wieder aufgefundenen Authentizität und Glückserfüllung, die Freiheit von Gesetz und das Ungebundensein an einen festen Ort. Die Aufnahmen selbst, aber auch die Worte, welche die Protagonisten für ihre Reise und Gedanken wählen, scheinen das zunächst zu romantisieren. Jedoch findet ihre Reise kein Ziel, keinen Zweck außer der ständigen Flucht vor der Polizei. Die Ziellosigkeit wird mitunter dadurch unterstrichen, dass im zunehmenden Verlauf die Szenen scheinbar überhaupt keine tiefere Bedeutung mehr hergeben - sie bleiben leer, unerfüllt, und zeigen sich schließlich auch in Hollys Beschluss, sich zu stellen, während Kit noch darum ringt, seinen Taten selbst einen Sinn oder zumindest eine Erinnerung für andere zu geben (zu sehen an der Szene, wo er Steine an der Stelle aufhäuft, an denen er schließlich von der Polizei geschnappt wird).
Dass Kit am Ende von den Gesetzeshütern wie eine Berühmtheit behandelt wird und diesen Status ausnutzt und genießt (bevor er schließlich abtransportiert wird), war dann doch noch eine Szene, welche ich überaus verblüffend fand; andererseits verkörpert er allerdings auch genau die Aura eines Kinohelden, attraktiv, charmant, freigeistig, entschlossen und gewalttätig wie in einem Western. Daher auch nicht umsonst der James Dean Vergleich. Seine Ausstrahlung wirkt einnehmend auf die Polizisten und Soldaten... und ebenso wohl auch auf die Zuschauer seiner Zeit.
Dass ich diese Schlussszene dann doch überraschend gut und interessant fand, ließ mich dann wieder fragen, ob ich irgendetwas verpasst habe, oder ob der Film tatsächlich so spröde, sperrig etc. ist wie die Ziellosigkeit und Verlorenheit, in die seine Charaktere verfangen sind. Ich kann zwar sehen, dass die Abwesenheit eines Plots vom Film bezweckt ist - für ein angenehmes oder einnehmendes Filmerlebnis spricht das jedoch nicht. Vielleicht haben aber auch lediglich die beiden 'Out of Charcter'-Momente im ersten Drittel das filmische Erlebnis für mich zu stark getrübt.
Jedoch denke ich, dass ein wiederholtes Anschauen vielleicht etwas Besserung bringt. Nur habe ich nicht das Bedürfnis, dies sofort zu tun.
[Achtung: Spoiler]
Ich finde es nicht ganz einfach, "Dead Zone" einzuschätzen. Das liegt vor allem an dem Stil, welchen der Regisseur für dieses Werk gewählt hat. Cronenberg scheint bewusst auf besonders effektive Mittel des Horrors und Unbehagens zu verzichten und für die meiste Zeit nach einer vorsichtigeren, subtileren Darstellung der Ereignisse zu suchen. Auch das wirklich brillante Schauspiel von Christopher Walken lässt mich manchmal fragen, ob dies in bestimmten Situation das stille Für-sich-Sein, das seinen Charakter Johnny prägt, besonders hervorhebt, oder ob der Film an dieser Stelle nicht vielmehr sein Potential verschenkt, in dem er seinen Protagonisten nicht angemessen auf die Situation reagieren lässt.
Ein Beispiel:
Das zweite Mal, dass Johnny eine Vision erhält, geschieht dadurch, dass er die Hand des Doktors ergreift, welcher seine Genesung betreut. Daraufhin sieht er vor seinen Augen eine Szene aus dem zweiten Weltkrieg, in welcher polnische Zivilisten und Soldaten vor den anmaschierenden Nazis flüchten. (Denke ich zumindest.) Er sieht den Doktor als kleinen Jungen, wie er von seiner Mutter an Flüchtlinge auf einem Wagen übergeben wird, während sie aus Platzmangel zurückbleibt. Als er aus seinem Anfall wieder zurück in die Gegenwart kommt, wirkt Johnny relativ gefasst, wenn auch erschöpft, und erzählt dem Doktor, dass seine Mutter noch am Leben ist und er weiß, wo sie wohnt. Er schaut ein wenig verloren drein, atmet heftig und sagt am Ende nur noch "I'm scared".
Die Frage, die sich mir hier stellt, ist, ob man diese Szene nicht hätte ohne diese Worte auskommen lassen und stattdessen Christopher Walken einen sehr verängstigten Gesichtsausdruck machen lassen; die Gefühle also durch die Mimik ausdrücken lassen, anstatt den Zuschauer einfach darüber zu informieren. Ich saß zunächst vor dem Bildschirm und dachte, hm, hier verschenkt der Film etwas an dramatischem Potential. Dann fiel mir jedoch im weiteren Verlauf des Films auf, dass Johnnys Gefühlsausbrüche desöfteren versteckt und für die Kamera und damit dem Zuschauer nicht sichtbar ablaufen. In den zwei Szenen des Films, in denen er weinen muss, ist sein Gesicht verdeckt oder abgewendet. Cronenberg scheint intendiert haben zu wollen, diese Gefühle nicht über die Mimik offenzulegen, sondern sie eher dem Kopf des Zuschauers zu überlassen. Dies geschieht entweder, weil der Film eine gewisse Distanz und Würde behalten möchte, um sich seinem Protagonisten zu nähern, oder weil er es für unmöglich befindet, den Schock und die Verlorenheit, welche Johnny nach seinem Koma erfährt, durch einen Gesichtsausdruck in irgendeiner Art und Weise angemessen ausdrücken zu können. Und vor diesem Hintergrund wäre diese Szene dann eine eher subtile Form des Erzählens, da seine Gefühle diesmal hinter den Worten "I'm scared" versteckt sind.
Bei der Geschichte von "Dead Zone" handelt es sich im Grunde um eine Charakterstudie über einem Menschen, der aus einem mehrere Jahre andauernden Koma erwacht und nun feststellt, dass er den Anschluss an sein Leben verloren hat: Seine Freundin ist nun mit einem anderen Mann verheiratet, sein Job und seine Unterkunft sind weg und er ist zunächst nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Als wäre dieses beklemmende Gefühl, sich von der Gesellschaft entfremdet zu haben noch nicht genug, lösen Berührungen anderer Menschen zuweilen Visionen aus, die ihm Akte von Schrecken und Grausamkeit vor Augen führen. Die übersinnliche Gabe hätte die Charakterstudie des Films nicht wirklich gebraucht (doch wahrscheinlich würde sich dann niemand für diesen Film interessieren), jedoch unterstreicht sie einen gewissen Zug, der sich durch die ganze Handlung zieht: Von seiner Außenseiter-Position aus beginnt Johnny, Dinge und Zusammenhänge zu sehen, welche von den meisten Menschen nicht wahrgenommen werden. Der letzte Abschnitt des Films zeigt dies mit aller Deutlichkeit, wenn wir die jubelnden Massen von Menschen sehen, die dem zur Wahl stehenden Kandidaten Gregg Stillson (Martin Sheen) entgegenfiebern, während für den Zuschauer der Schatten eines Atomkriegs darüber liegt.
Die Visionen, welche Johnny hat, sind stets traumatisierende Anblicke, sodass er letztendlich sich immer weiter zurückzieht. Ein wenig spielt der Film hier mit der Idee, was der Einblick in ein Gottähnliches Wissen mit einem Menschen anrichten kann. An einer Stelle fragt unser Protagonist einen Reporter, ob er wirklich wissen möchte wann er stirbt; es könnte ja schon morgen sein. Möchten wir wirklich die unangenehmen Dinge über andere Menschen erfahren, oder wäre es nicht besser, zu einem gewissen Grad ignorant zu bleiben?
Das Alles sind interessante Aspekte, mit denen "Dead Zone" angereichert ist. Allerdings kommt der Film nicht ganz ohne seine seltsamen Momente aus. Ich kann eventuell noch Sarahs (Brooke Adams) Besuch und kurze Affäre im Film verstehen, welche abläuft, ohne dass ihr Ehemann auch nur mit einem Wort erwähnt wird. Allerdings gibt es eine andere Szene, in welcher der Kandidat Stillson einen Zeitungsherausgeber einschüchtert, damit seine Kampagne nicht durch eine negative Pressestimme beschmutzt wird. Eine Szene, welche völlig die bisherige Erzählweise des Films unterbricht, die stets dem Protagonisten folgte. Hier wird wahrscheinlich versucht, ein kritisches Licht auf die Politik zu werfen oder zumindest Martin Sheens Charakter als ruchlos und impulsiv zu darzustellen; doch das ist dem Film bereits zuvor gelungen. Diese Szene passt überhaupt nicht zum Rest des Films und ist vollkommen überflüssig. Auch scheint der Film, gleichwohl er gradlinig und zielsicher in Szene gesetzt ist, gerade im Mittelteil ein wenig zu plätschern. Ich fand, dass die einzelnen Momente um die Visionen herum ein wenig prägnanter und effektvoller in Szene gesetzt hätten sein können. Ich rede nicht davon, sie spektakulärer zu gestalten; sondern eher davon, dass Cronenberg dies alles ein wenig zu glatt inszeniert hat, als das man im Geschehen die besonderen Momente eben auch in filmischer Hinsicht als diese erkennt. Somit wirkt der Film zuweilen tatsächlich ein wenig wie ein Fernsehfilm und ich werde das Gefühl nicht los, dass Potential verschenkt wird und etwas mehr Regiekniffe hätten eingesetzt werden können.
Nichts destotrotz handelt es sich hier um einen zwar eigenwilligen, ruhigen, aber doch hervorragenden Film mit einem Ende, welches auf den Punkt getroffen und keine Sekunde zu lang geraten ist.
[Achtung: Spoiler]
Ich muss sagen: Wow, dieser Film hat meine Neugierde auf Sci-Fi-Filme der 70er Jahre noch einmal gesteigert. Nachdem etwas behäbigen "Des Teufels Saat" (Demon's Seed) ist dies nun schon der zweite Film, welcher versucht, mit erzählerischen Mitteln des Horrorfilms einerseits und außerordentlicher Klarheit andererseits ein interessantes Thema durchzuspielen.
Erst einmal muss ich hervorheben, dass die Einbindung des Titels in den Film überaus originell und geschickt ist: "Phase VI" erscheint als eingeblendete Schrift erst am Ende, kurz bevor der Abspann einsetzt. Zu Beginn erscheint zunätzt der Schriftzug "Phase I" sowie "Phase II" und "Phase III" im Verlaufe des Films, während der Krieg mit den Ameisen sich entfaltet.
Damit macht der Film sogleich ein paar wichtige Dinge deutlich:
Erstens: Im Kern geht es nicht um eine menschliche Story, sondern um die Entfaltung des Phänomens der intelligenten Ameisen. Den menschlichen Protagonisten kommt einerseits eine Moderation des Geschehens zu und desweiteren repräsentieren sie verschiedene Menschentypen, die auf einer Subebene auch als verschiedene gesellschaftlich-politische Typen gelesen werden können. Als Charaktere erhalten sie ein Minimum an Persönlichkeit, welche die Anteilnahme des Zuschauers an ihrem Schicksal gewährleistet.
Zweitens: Durch die einzelnen "Phasen" ist der Film zugleich hervorragend strukturiert; jeder Abschnitt beschreibt die entsprechende Entwicklung der "Belagerungssituation", in welche sowohl die beiden Wissenschaftler und das Mädchen geworfen sind, als auch die Entwicklung des Ameisenstammes.
Drittens: Dadurch dass der Titel des Films erst am Ende steht, untermalt dieser auf eine so gelungene Art das offene Ende, wie ich es selten in einem anderen Film gesehen habe. Die "Phase VI" wird ja gewissermaßen jetzt erst eingeleitet und der Film gibt dem Zuschauer genügend klare Hinweise, wie diese Phase wohl aussehen wird. Damit gelingt es dem Film, die Gefühle und Befürchtungen, welche sich im Laufe des Filmes ankündigen, auch nach dem Film noch wirken zu lassen: Paranoia, Angst vor Unterwanderung, Überwältigung durch Massenmobilisierungen - eben jenes Gefühlsklima, welches in einem von Kaltem Krieg, Vietnamkrieg und Revolutionärem Aufbruch bestimmten Amerika im Jahr 1973/74 von Filmen immer wieder aufgegriffen wird.
Die Geschichte ist letztendlich sehr einfach: Im Großen und Ganzen beschreibt sie fast ausschließlich die beiden Mächte (Mensch/Ameisen), wie sie sich gegenseitig immer wieder zu überlisten versuchen. Beide Seiten setzen ihre Intelligenz ein und versuchen stets, die anderen zu sabotieren. Es wird immer wieder die Analogie zu einem Krieg gezogen und tatsächlich macht "Phase VI" den Eindruck, ein subtiler, recht eigenwilliger Kriegsfilm zu sein, einschließlich eines sehr spezifischen "Friendly Fire"-Moments. Weiterhin gibt es ebenfalls eine merkwürdige, aber effektive Szene, in welcher die Ameisen ihre Toten in einer Kammer aufbahren und betrauern; ich selbst fand diese Szene nicht im Geringsten lächerlich. Im Gegenteil, sie gab der Bedrohung eine gewisse Persönlichkeit.
Ich habe zu Anfang gesagt, der Film nutze Mittel des Horrorfilms. Allerdings muss ich zugleich auch sagen, dass dies im Endeffekt kein Horrofilm ist. Die anfänglichen Szenen, in denen die Ameisen geometrische Strukturen errichten und in Zeitrafferaufnahmen ihre "natürlichen Feinde" fressen, erzeugen eine sehr unbehagliche Stimmung. Auch die Situation des Films selbst - kleine Gruppe von Menschen ist von einer äußeren Bedrohung umzingelt und völlig isoliert - ist eine klassische Ausgangssituation des Genres. Allerdings zielt der Film nicht darauf ab, Schockeffekte vorzubereiten und auszulösen oder für andauernde Gänsehaut zu sorgen, gleichwohl sich durch die Präsenz von kleinsten Tieren, die durch jede Ritze kriechen, stets eine unheimliche Grundstimmung breit macht.
Desweiteren kann man eine Besprechung des Films nicht für abgeschlossen erklären, ohne die brilliante visuelle Gestaltung des Films zu erwähnen. Da wären zunächst die Szenen mit den Ameisen. Ich war beim Schauen des Films nicht sicher, ob es sich hier um Puppen oder tatsächliche Nahaufnahmen handelt. Jedenfalls sehen die Tricks selbst nach 40 Jahren noch fantastisch aus und der Anblick so fremdartiger Geschöpfe aus nächster Nähe erzeugt eine ganz eigene Wirkung. Aber auch abseits der Naturszenen besticht die Bebilderung des Settings.
Alles in allem also muss ich sagen, dass ich den Film beeindruckend und in seiner Gestaltung einzigartig finde. Zudem enthält er genau die Elemente, welche ich in Filmen schätze: Eine einfache Handlung, welche die Geschehnisse auf eine Situation an möglichst einem Ort reduziert, diese geschickt durchspielt und zugleich noch die Zeit besitzt, diese atmosphäisch zu gestalten. "Phase IV" ist mit 80 Minuten relativ kurz, aber gleichzeitig gelingt es ihm, alles zu zeigen, was er zeigen will. Warum also "nur" 8,5 Punkte von mir? Nun, ich habe zwar gesagt, dass die Charaktere im Film nur eine zweckmäßige Bedeutung für den Plot zukommt, jedoch erscheinen einige Verhaltensweisen im Film etwas gesprungen. Möglicherweise ist mir bei der englischen Tonspur etwas entgangen, aber ich fand es überraschend, dass sich nach dem Überreichen des Evakuierungsbescheids die Familie noch immer auf der Farm befindet. Auch ist Dr. Hubbs in seiner Indifferenz und Kaltblütigkeit nicht gerade glaubwürdig dargestellt. Schließlich (noch einmal: SPOILER) erscheint die Opferbereitschaft Kendras überraschend hastig. (SPOILER ENDE) Ein wenig mehr Zeit und Raum zum Atmen hätte der Film seinen Charakteren schon geben können, sodass wir als Zuschauer zumindest zu den Entscheidungen, die sie letztendlich treffen, hingeführt werden. Somit besitzen die Charaktere weniger eine Eigenständigkeit, sondern ihnen kommt vielmehr eine symbolische Bedeutung zu.
Nichtsdestortrotz ist dies ein sehr interessanter 70er-Jahre Sci-Fi-Film, den ich mir bestimmt irgendwann noch einmal ansehen will.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, welche Wertung für "Slumdog Millionare" mir angemessen erscheint. Die Idee, dass man eine weltweit erfolgreiche Quizshow als Rahmen benutzt, um eine Geschichte über einen grundsätzlich sympathischen Straßenjungen zu erzählen, der gegen alle Widerstände um seine große Liebe kämpft, klingt auf dem Papier eigentlich ganz nett. Desweiteren oszilliert der Film sehr stark zwischen einer einerseits sehr autentisch wirkenden Darstellung von Indien, einschließlich der Slums und Müllberge, und andererseits mit einer sehr märchenhaften Handlung, die mit unglaublichen Zufällen gespickt ist.
Desweiteren bietet der Film in seiner Erzählstruktur ein interessantes Spiel mit Rückblenden und Erinnerungen: Zwar wird Jamals (Dev Patel) Geschichte chronologisch vom Kind bis zum Alter eines jungen Mannes erzählt, doch schieben sich mitunter immer wieder Bilder der erwachsenen Version seines Schwarms Lakita (Freida Pinto) sowie wie Wunschbilder mit ein (etwa wenn es bei einer Quizfrage um Crickett geht und der Film nach einem Close-Up auf Jamals Gesicht eben ein Aufnahme von ihr, wie sie einen Cricket-Schläger schwingt, zeigt). Auch ist der Beginn des Films, in der Jamal noch ein Kind ist, eher eine Collage emotionaler und teilweise traumatischer Szenen (Das Autogramm, der Tod der Mutter etc.), welche als Adrenalin geladene Momente wohl noch das darstellen, an was er sich aus seiner Kindheit noch erinnern kann.
Was als Konzept sehr vielversprechend klingt, hat überall allerdings kleine Probleme. Die Art, wie "Who wants to be a millionaire" zunächst eingeführt und etabliert wird, ist doch sehr knapp geraten. Der Film möchte lieber zeigen, wie Jamal von Polizisten gefoltert und verhört wird, anstatt sich zunächst einmal der Show zu widmen und den erstaunlichen Sachverhalt zu zeigen, wie dieser ungebildete, leicht unbeholfene junge Mann so weit kommt. Abgesehen von Jamal bleiben die Charaktere relativ unterentwickelt und auch scheint der Film viel mehr daran interessiert, sein Setting in möglichst vielen Facetten zu zeigen als sich seinen Figuren zu widmen. Hinzu gesellen sich stellenweise enorme Handlungssprünge, bei denen ich mich immer wieder mal gefragt habe, was denn in der Zwischenzeit alles passiert ist. Aufgrund dessen bleibt dann auch die Love-Story seicht, generisch und einen Hauch zu kitschig. Dramatisch überzeugte "Slumdog Millionaire" mich nicht wirklich. Und schließlich wechselt der Film gelegentlich zur Perspektive von Jamals Bruder Salim (Madhur Mittal), um ein paar erzählerische Lücken zu füllen. Dies ist zwar Geschmackssache, aber ich hätte es besser gefunden, wäre der Film ausschließlich bei der Perspektive seines Protagonisten geblieben und würde sich auf 'seine' Erlebnisse konzentrieren.
Auch das Ende überzeugt nicht wirklich; wenn man bedenkt dass Salim gerade von Gangstern erschossen worden ist und Lakita gewissermaßen auf der Flucht vor einem cholerischen Unterweltboss ist (der im Film zudem kaum mehr Persönlichkeit als die eines misogynen Sandwich-Verächters hat), dann passt dieses zuckerige Happy-End vom Ton her nicht so richtig hinein. An diesem Punkt funktioniert dann auch der Zwiespalt zwischen Realismus und Märchen nicht mehr ideal.
Abgesehen davon sind die Bilder prächtig, stilvoll und... "indisch" und ebenfalls klingt der Soundtrack sehr... hmm.... 'indisch'. Es gibt einige tolle Shots und ich wünschte mir bei einigen der Aufnahmen, dass sie etwas länger als lediglich eine Sekunde im Bild verweilen. Der Schnitt ist an vielen Stellen chaotisch und schnell; selbst wenn man sagen könnte, er fasse damit das chaotische urbane Leben Indiens besser ein, so hätte zumindest ich mich dennoch darüber gefreut, hätte Danny Boyle an einigen Stellen ein wenig das Tempo des Films heruntergefahren. So bleibt es letztendlich bei einem audiovisuell sehr prächtig in Szene gesetzten Film, dessen erzählerischer Ansatz mitunter holprig und dünn daherkommt.
Im Vergleich zu "Kalter Hauch", den einzigen Actionfilm mit Charles Bronson, den ich sonst noch kenne, fällt dieser Film klar ab. Zwar ist es witzig, dass der Protagonist Jack Murphy ein tölpelhafter, alter und ungelenker Mann ist und Charles Bronson trägt die Rolle zudem ohne die offensichtliche Selbstironie, welche die alternden Actionstars Stallone, Schwarzenegger etc. in "The Expendables" und anderen Filmen zur Schau stellen. Auch spielt der Plot ein wenig mit den Erwartungen des Zuschauers: Zunächst bereitet die Geschichte eine Art Rachestory vor; Jack Murphy erschießt den Bruder eines Großgansters und dessen Mutter bittet ihn um Vergeltung. Nur kommt eine mysteriöse Fremde, über deren Motive wir zunächst nichts wissen, in den Film und lenkt den Plot in eine andere Richtung. Durch diese Abweichung entsteht eine gewisse Spannung, die jedoch nach der Auflösung zu Beginn des letzten Drittels des Films verpufft. Ein wenig nervig geriet zudem Murphys Sidekick, die Streunerin Arabella (Kathleen Wilhoite), welche scheinbar nie die Klappe halten kann. Sie bildet zwar einen netten Kontrast zu dem grummeligen, alten Protagonisten, jedoch gelingt es dem Film nicht gerade, eine wirkliche Chemie zwischen den beiden aufzubauen. Ansonsten besticht der Film durch ein paar nette Action-Sequenzen, welche nie übertrieben geraten, sowie ein paar recht atmosphärischen Momenten, in denen die mysteriöse Killerin zuschlägt. Alles in allem kann man sich den Film gerade so anschauen, wenn man an Actionfilmen der 80er oder Charles Bronson interessiert ist, doch wirklich umhauen wird einen dieser Streifen nicht.
Ganz vorweg: Es gibt zwei Aspekte an dem Film, die mich ein wenig stören. Der eine liegt in dem Pathos, den der Film zuweilen zur Schau stellt, sowohl durch die Musikuntermalung als auch in einigen Dialogen/Monologen, etwa wenn Lowell Bergman (Al Pacino) in einem Anflug von Empörung die Pflicht zur Wahrheit vor seinen Kollegen verteidigt. Der Film geht dadurch aus seinem sehr realistisch gezeichnetem Setting heraus, wenn er beginnt, seine beiden Hauptdarsteller quasi zu Kämpfern gegen Medien- und Großkonzerne zu stilisieren. Der andere Punkt betrifft die Darstellung der 'Bösen'. "The Insider" macht es einem letztendlich sehr leicht, mit Wigand (Russel Crowe) zu sympathisieren, wenn wir von der Brown and Williamson Tabakfirma nichts anderes wissen, als dass es ein gesichtsloses Unternehmen ist, dass sich nur durch Stellvertreter präsentiert und welches sich ausschließlich durch Akte der Terrorisierung von Individuen und Schmierkampagnen bemerkbar macht. Eine Einsicht in die Unternehmensmethoden und Strategien oder eine differenziertere Zeichnung von Leuten, die in diesem Tabakkonzern arbeiten, hätte einerseits die Schwarz-Weiß-Malerei, die der Film betreibt, vermieden und die Vorurteile des Zuschauers stärker herausgefordert. Etwas dem Verwandtes zeigt der Film erst gegen Ende, wenn die Journalisten des "60-Minutes" Teams sich über die Ausstrahlung von Wigands Interview entzweien: Die Angst vor einer Klage und dem Ruin des Senders, sowie die Angst vor Gefährdung des eigenen Rufs führt hier dazu, dass einige der Journalisten die Integrität ihres Berufs im Stich lassen.
Allerdings geht es "The Insider" vordergründig nicht um eine Kritik an ruchlosen Marktstrategien von Großkonzernen. Im Kern handelt der Film um Integrität, um die Methoden, einen Menschen mundtot zu machen und um den Preis, den das Beharren auf die Veröffentlichung der Wahrheit nach sich ziehen kann. Dies alles findet sich in der Geschichte von Wigand und Bergmann wieder und wird von Crowe und Pacino sehr überzeugend gespielt. Es handelt sich um zwei Charakterstudien von Menschen, die sich in einer Welt zurechtfinden müssen, die von korporativen Schweigepflichtsklauseln, dem Ausnutzen von Gesetzteslücken und den verschiedenen Kräften hinter der Gestaltung von Mediendiskursen bestimmt ist. Dies macht den Film, trotz seiner stellenweise polarisierenden, vereinfachenden Darstellung, zu einem komplexen, dramatischen und vielschichtigen Werk, dass ich bedenkenlos weiterempfehlen kann.
Ich habe eine Schwäche für die Action-Filme von Walter Hill, auch wenn wohl nie jemand eines dieser Werke für ein Meisterwerk erklären wird. Bei ihm muss man allerdings wissen, worauf man sich einlässt: Gradlinige, eher einfache Plots, abgebrühte und kantige Charaktere sowie ein visuell und musikalisch sehr stilvoll in Szene gesetztes Setting. Dies variiert in den Filmen "Driver", "Extreme Prejudice", "Red Heat", "Jonnhy Handsome" nur sehr wenig und auch "Nur 48 Stunden" ist davon keine Ausnahme. Bei diesem Werk handelt es sich um ein klassisches Buddy-Movie, dessen schlichter Plot in schnellem Takt von einem Ort zum nächsten führt. Was den Film (zumindest in der deutschen Übersetzung) so sehenswert macht, sind die Dialoge zwischen den beiden Protagonisten Jack (Nick Nolte) und Reggie (Eddie Murphy), die vor politischen Unkorrektheiten und sexuellen Anspielungen geradezu strotzen. Diese versiffte Sprache macht im Grunde den ganzen Charme des Films aus. Insbesondere Nick Nolte gibt zudem als abgewrackter Cop eine coole Performance. Zwar ist es stets ein bisschen over-the-top, doch passt es sehr gut zum Rest des Films. Schließlich ist die Stadt San Francisco selbst in sehr vielen Facetten porträtiert und gibt einen besonders lebendigen Schauplatz ab. Wer also auf Actionfilme steht und mit dem dreckigen Humor des Films klar kommt, der darf es mit diesem Film ruhig versuchen, im Idealfall mit ein paar Kumpeln, da die Sprüche mitunter wirklich zum Abfeiern sind.
Ich habe 'Zurück in die Zukunft' bis jetzt noch nie gesehen, was dazu geführt hat, dass diverse Leute aus meinem Freundeskreis mir aufgrund dessen bisher 'Bildungslücken' vorgeworfen haben. Zum Glück konnte ich das nun endlich nachholen. Und ich muss sagen, der Film überzeugt auch vollkommen ohne den Nostalgie-Bonus. Er besitzt ein cleveres Drehbuch, das gekonnt mit den beiden Zeitebenen im Film spielt; Humor ist stets gut aufgebaut und liefert selbst für aufmerksame Zuschauer befriedigende Payoffs. Desweiteren überzeugt der Film durch seinen naiven Charme und seine romantisierte Darstellung der 50er Jahre. Kein anderer Film hat witzigere Bullys zu bieten als Biff und seine Bande, die ihre Bösartigkeit unter Beweis stellen, in dem sie immer wieder Leute aus dem Bild schubsen. Aufgrund dieser bewusst naiven und fast schon märchenhaft erscheinenden Darstellung funktioniert überraschenderweise die Umsetzung der Zeitreisethematik, die sonst in realistischeren und düsteren Stoffen (etwa Looper) nie ohne Logikprobleme auskommt. Alles in allem handelt es sich also um einen gut durchdachten und sehr stimmig in Szene gesetzten Film, den ich vollends weiter empfehlen kann.
Für Hollywoodverhältnisse muss es schon mutig sein, einen 175 Mio. $ teuren Film zu produzieren, dessen Cast fast ausschließlich aus asiatischen Darstellern besteht. Ich habe mir von dem Film ein zumindest unterhaltsames Fantasyerlebnis versprochen. Jedoch wurde ich ziemlich enttäuscht. Der Film versagt auf fast jeder Ebene. Am meisten krankt 47 Ronin daran, dass er eigentlich nur von Ereignis zu Ereignis springt, ohne den Charakteren die Zeit zu geben, sich im Film zu entfalten und dem Zuschauer somit ein Gefühl für sie zu vermitteln. Damit macht der Streifen 2 Stunden lang im Grunde nichts anderes, als seinen Plot relativ hastig abzuspulen. Desweiteren sind die Actionszenen konfus, hektisch und schlecht zusammengeschnitten. Auch ist es bezeichnend, dass ausgerechnet der dicke, peinliche und dümmliche Sidekick eine klar gezeichnetere Entwicklung im Film durchmacht als seine beiden Protagonisten. Einzig die Fantasy-Elemente und die Vermischung von feudalem Japan mit einer mythologischen Welt mögen ein wenig Charme in den Film bringen, auch wenn es ihn nicht davor bewahrt, auf so vielen anderen Ebenen schlicht zu versagen.