Deekin - Kommentare

Alle Kommentare von Deekin

  • 5 .5

    Hm, leider muss ich gestehen, dass mit jedem weiteren Mal, mit dem ich "Night of the Living Dead" sehe, er einen umso zwiegespalteneren Eindruck bei mir hinterlässt. Als Jugendlicher noch war dies einer der besten Horrorfilme, die ich je gesehen habe. Er war ein schockierender Streifen, der vor allem durch makabere Bilder und eine düstere Atmosphäre glänzte. Doch als ich älter wurde, schärfte sich auch mein kritischer Blick auf Filme immer mehr; und vor diesem kritischen Auge legt "Night of the Living Dead" leider auch seine Schwächen offen. Für mich steht fest, dass dieser Film nicht gerade wohl gealtert ist und dass es ihm gerade im Mittelteil gehörig an Substanz und Dynamik fehlt.
    Mein Zwiespalt bezüglich dieses Films ist nicht unähnlich zu Carpenters "Halloween"; beide Filme waren Genre-wegweisend und haben es in eine völlig neue Richtung gelenkt. "Halloween" bildete die Blaupause für zahlreiche Slasherfilme, die nach ihm kamen; "Night of the Living Dead" löste den Zombiefilm aus seinen Voodoo-Wurzeln und verwandelte dieses Filmmonster in eine Bedrohung in Form von unkommunikativen, kannibalistischen Massen. Wenn man jedoch diese Filme nach ihrem Sehgenuss beurteilen möchte und den Kontext ihrer Entstehung außen vor lässt, so kann ich nicht leugnen, dass "Halloween" in seiner Spannungsstruktur mitunter sehr repititiv und dröge vorgeht, während "Night of the Living Dead" ein mittleres Drittel enthält, das fast ausschließlich aus Exposition besteht, d.h. in dem sehr viel erklärt wird, jedoch kaum etwas Wesentliches passiert.
    Wenn man den Film auf seine "gesellschaftskritischen" Aspekte hin beurteilen möchte - Zombies als dumpfe Massen, welche das traditionelle Amerika bedrohen; der Konflikt zwischen einem jungen schwarzen Mann und einem konservativen Familienvater; das gewalttätige und fragwürdige Vorgehen einer Bürgerwehr am Ende; die Thematisierung einer traumatischen Erfahrung durch den Charakter der Barbra (Judith O'Dea) - so ist diese Thematisierung sozialer Fragen entweder recht polemisch, nicht besonders zielgerichtet oder sie lässt sich nicht recht mit der Zombiethematik vereinbaren. Eine politische Position lässt sich im Film nicht wirklich erkennen: Die Darstellung der Zombies etwa wirft ein düsteres Licht auf Massenbewegungen seiner Zeit, etwa die Antikriegsbewegung oder die Bürgerrechtsbewegung. Die sehr düstere Porträtierung der Bürgerwehr am Ende hingegen erinnert an autoritative Kräfte, welche Aufstände mit Gewalt niederschlägt. So lässt sich nicht einmal wirklich bestimmen, ob dieser Film nun links oder rechts im politischen Spektrum zu verorten ist oder wo die so gepriesene "Gesellschaftskritik" eigentlich anfängt. Alles, was ich in "Night of the Living Dead" sehe, sind Bilder und Szenen, welche vom sozialen Klima seiner Zeit beeinflusst scheinen und so allenfalls eine Signalwirkung erzeugen, etwa die Idee eines farbigen Protagonisten als Held für aufstrebende Bürgerrechtler, ohne jedoch ein mit Kritik angereichertes und entsprechend strukturiertes Werk zu bilden.
    Kommen wir aber zurück zu "Night of the Living Dead" als Horrorfilm: Das wohl störendste Element in diesem Streifen bildet für mich die Musik. An einigen Stellen, besonders in ruhigen Momenten, mag sie mitunter sehr atmosphärisch sein, jedoch grenzt sie gerade in den dramatischen Sequenzen an Unerträglichkeit und zerstört die Stimmung für mich mehr, als dass sie sie fördert. Es handelt sich um einen klassischen Soundtrack, welcher sehr orchestral daherkommt und nicht meinen Geschmack trifft; jedoch selbst für diese klassische Art von Soundtrack ist die Musik nicht sonderlich gut. Selbst ein Film wie "Plague of the Zombies", dessen Soundtrack ähnlich klingt, schafft es, seine Musik gezielter einzusetzen und weit, WEIT weniger nervig daherzukommen.
    Ein wenig, aber nicht allzu störend, sind die kleineren Fehler im Editing, die etwas altbackenen und wenig glaubwürdig anmutenden Kampf- und Verteidigungssequenzen oder das sehr mäßige Schauspiel. Als Horrorfan kann ich mit letzterem Leben und die Tatsache, dass diesem Film nicht gerade das größte Budget zur Verfügung stand, lässt mich einiges davon verzeihen.
    Dramaturgisch mangelhaft, wie bereits gesagt, bildet für mich aber das mittlere Drittel des Films. Hier wäre viel Platz für Charakter-Entwicklung, dynamische Gespräche und einen wirklich packenden Konflikt. "Night of the Living Dead" versucht dies in Form eines verbalen Duels zwischen Ben (Duane Jones) und Harry (Karl Hardman), scheitert jedoch an seiner Polemik. Harry, der eigentlich nur seine Familie beschützen möchte - ein nobles Motiv - und seine eigene Idee hat, wie er dies bewerkstelligt, wird schlicht als ein Arschloch in Reinkultur dargestellt. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie jemand, der zuallererst an seine Familie und nicht darüber hinaus an andere denkt, von allen, selbst von seiner Frau, nur Verachtung erfährt, gleichwohl ich als Zuschauer seine Handlungen nachvollziehen kann. Anstelle also zwei glaubhafte Gegenspieler mit jeweils nachvollziehbaren Motiven zu zeichnen, zwingt der Film dem Zuschauer hier einen Gut-gegen-Böse-Konflikt innerhalb der Gruppe von Überlebenden auf, der selbst dann nicht niedergelegt wird, wenn die Zombies bereits das Haus überrennen. Und ironischerweise hatte Harry letztendlich recht mit seiner Behauptung, dass der Keller der sicherste Ort ist, da Ben nur so in der Lage ist, das Finale zu überleben. Warum also diese außerordentlich aufgestzte Arschloch-Mentalität Harrys?
    Genau dies macht "Night of the Living Dead" für mich nur noch zu einem altbackenen und wenig spannenden Horrorfilm. Allerdings möchte ich diesen Kommentar nicht beenden, ohne zuvor noch auf die gelungenen Aspekte des Films hinzuweisen. Die Nachtszenen mit den vor dem Haus umherwandelnden Zombies sind überwiegend gelungen und versprühen eine Menge Atmosphäre (leider sind diese Szenen viel zu selten). Auch ist die Sequenz, in welcher Ben das erste Mal auftaucht und die Zombies im Haus bekämpft, sehr gelungen; er tötet einige von ihnen, doch es kommen schlicht immer mehr an - eine schöne Darstellung für eine ausweglose Situation. Auch das Finale und besonders das Ende des Films sind gut inszeniert und erinnerungswürdig. Vor allem aber fokussiert "Night of the Living Dead" jene Aspekte von Zombie- und Horrorfilmen, die in anderen Vertretern des Genres als notwendiges Übel behandelt werden, um möglichst schnell wieder zur Action zu kommen. Die Szenen, in denen Ben das Haus verbarrikadiert, zeigen geradezu die Erschöpfung auf seinem Gesicht und sein stures, praktisches Angehen der Situation. Auch geben sich die Macher des Films sehr viel Mühe, die Fernseh- und Radiobeiträge glaubwürdig zu gestalten und zeichnen so ein nüchternes, aber sehr realistisch wirkendes Bild einer gesellschaftlichen Krise. Schließlich muss ich ebenfalls sagen, dass mir der Charakter der Barbra letztendlich doch gefallen hat, auch wenn sie zu Beginn ziemlich nervte. Sie reagiert auf den Zombieangriff mit einer traumatischen Erfahrung, die sie nicht verarbeiten kann; so ist es ihr für den Rest des Films unmöglich, vernünftig zu kommunizieren, was dazu führt, dass die anderen Charaktere auf sie mit Unverständnis und Ignoranz reagieren. Das ist tatsächlich eine interessante Darstellung einer traumatisierten Person.

    Fazit: Für jemand, der die revolutionäre Phase der 60er und 70er Jahre in Amerika studiert oder der Filme gerne im Kontext seiner Zeit auffasst, mag "Night of the Living Dead" ein interessanter Beitrag sein; doch mir liegt vor allem das Erlebnis eines Horrorfilms am Herzen und gerade hier zeigt der Film so einige Schwächen auf. Romeros Werk hat seine Momente und ich begrüße den Ansatz dieses Zombiestreifens über jenen späterer Genrevertreter - nämlich einen atmosphärischen, unheimlichen Zombiefilm zu kreieren, anstatt ein Splatterfest zu schaffen. Aber leider genügt dies nicht, den Film heute groß aus der Masse der überwiegend mittelmäßigen und stellenweise sogar sehr schlechten Zombiefilme herauszuheben.

    3
    • 8

      Dieser Film ist schlichtweg eine weitere Charme-Granate aus den 80er Jahren.
      Dan O'Bannon gelingt mit "Return of the Living Dead" das, was nur ganz wenigen Horror-Komödien überhaupt gelingt: Die perfekte Balance zu finden zwischen Atmosphäre, Horror und Humor. Viele Horror-Komödien enden letztendlich als halbgare Horrorfilme (etwa das Remake von "Fright Night") oder verspielen komplett ihren Gruselfaktor (wie es bei "Zombieland" der Fall ist). Dieser Film hier schafft den höchst seltenen Akt, zur selben Zeit gruselig und spannend als auch komisch zu sein, und dies sogar konsequent den ganzen Film hindurch. Wie soll man denn sonst auf darauf reagieren, wenn unsere Helden von Zombies eingekreist und attackiert werden, diese aber zugleich unentwegt "Brains!!!" rufen? Ich kam nicht umhin, darüber zu schmunzeln und es dennoch spannend und stimmungsvoll zu finden. Der Witz dieses Streifens zeichnet sich zudem durch Pointen und eine dazu passende Inszenierung aus, die fast jedes Mal ins Schwarze treffen. Dazu gesellen sich noch eine straffes Tempo, sympathische Figuren, eine hervorragende, selbstironische Einführung des Zombiethemas sowie ein in seiner Nüchternheit schlicht gelungenes Ende.
      Und auf keinen Fall zu vergessen: Der Soundtrack! Die Musik, welche beständig herausschreit, dass dies DER Zombiefilm der 80er Jahre ist, unterstreicht das Geschehen in vielen Momenten einfach perfekt. SPOILER: Insbesondere die Sequenz, in welcher sich der Rauch des eingeäscherten Zombies über den Friedhof verteilt, stellt eine selten gelungene Vermischung zwischen Musik und Bildern da, die mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird. SPOILER ENDE.
      Alles in allem ist "Return of the Living Dead" sowas wie ein perfekter Halloweenfilm. Er mag nicht zu den schockierendsten Horrorfilmen zählen, ist aber dennoch effektiv, spannend und sehr humorvoll zugleich; also bestens geeignet für einen Abend mit Freunden. Ich jedenfalls will ihn nun unbedingt auf DVD haben.

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      • 6 .5

        "Plague of the Zombies" ist ein klassicher Hammer-Film; er hat einen überaus englischen Charme an sich, die Dialoge zwischen den Figuren sind einfach, aber zugleich auch sehr pointiert, um den Mystery-Plot voranzutreiben, und, ebenfalls Hammer-typisch, wartet der Film mit der einen oder anderen für damalige Zeit schockierenden Gewaltszene auf.
        Dass es in diesem Film um Voodoo geht, zeigt bereits das Intro. Auch ist es nicht schwer, zu erraten, wer letztendlich die Fädenzieher hinter den seltsamen Ereignissen im Film sind. Allerdings ist es dennoch spannend mit anzusehen, wie sich der Plot entfaltet. Als Zuschauer findet man nach und nach heraus, wie die Machenschaften funktionieren und aus welchem Grunde. Ebenfalls sind die Hauptfiguren, also die beiden Ärzte und Sylvia (Diane Clare), trotz einer Repräsantation angestaubter Rollenbilder, sehr sympathisch gezeichnet. Ein Bestandteil der Wirkung, die der Film auf den Zuschauer auszuüben versucht, ist, zunächst anhand der Figur der Alice (Jaqueline Pearce) zu zeigen, was diesen Figuren zustoßen kann, sodass man sich schließlich sorgt, wenn einer der Hauptfiguren im späteren Verlauf des Films droht, dasselbe zu passieren.
        Als Horrorfilm hat "Plague of the Zombies" vor allem einen Nostalgiewert; er ist mehr spannend als er unheimlich ist. Jedoch atmen die Bilder eine enorme Atmosphäre und die Szene, in welcher die Zombies aus den Gräbern steigen, ist tatsächlich sehr bedrohlich, wenn auch eher out-of-context.
        Heutzutage muss man allerdings vorsichtig mit den Erwartungen an diesen Film sein. Die Zombies, die hier zu sehen sind, stammen aus der Voodoo-Mythologie (zumindest, wie sie in Filmen häufig dargestellt wird). Zudem sind sie auch kaum zu sehen und die titelgebende "Plage" scheint hier ein bisschen irreführend zu sein.
        Alles in allem ein vor allem spannender und sympathischer Hammerfilm, der noch eine ganz klassische Art von Horror-Erzählung darstellt. Zu empfehlen definitiv für Fans dieses Studios und natürlich jenen, die sich fragen, wie Zombies eigentlich in Filmen dargestellt wurden, bevor "Night of the Living Dead" für eine so einschneidende Änderung sorgte.

        • 6

          "The Strangers" lebt vor allem von seinem minimalistischen Ansatz. Über die beiden Protagonisten des Films wissen wir herzlich wenig, außer dass sie ein Pärchen sind und dass sie sich in einer Krise aufgrund eines verpatzten Heiratsantrags befinden. Dieses einzelne Ereignis nutzt der Film, um den Zuschauer vor allem emotional an die beiden Hauptfiguren heranzuführen. Es werden kaum Dialoge gesprochen, welche die Personen in irgendeiner Form weiter ausleuchten. Stattdessen werden Musik, Nahaufnahmen, lange Einstellungen sowie Gestik und Mimik verwendet, um eine Stimmung zu vermitteln. Und dies gelingt überaus gut. Das einzige Problem, dass ich mit dem Film zu Beginn habe, ist die Überreaktion, welche den Freund (Scott Speedman) fast an den Rand einer Trennung bringt. Sind zurückgewiesene Heiratsanträge wirklich so erniedrigend, dass eine Trennung im Anschluss unausweichlich erscheint? Hm, da ich das nicht selbst erfahren habe, weiß ich es allerdings auch nicht besser.
          Der Horror/Suspense-Faktor baut sich zunächst ebenfalls effektiv auf. Ich bin sehr erfreut darüber, dass "The Strangers" auf Jumpscares überwiegend verzichtet und vor allem die Atmosphäre und die Ausweglosigkeit der Situation betont. Die fremden Angreifer im Film besitzen zudem kein Motiv. keine Persönlichkeit und nicht einmal ein Gesicht. So erscheint das Pärchen als völlig willkürliches Opfer, dass ohne jeden Grund in ihr Visier gerät.
          Allerdings schlägt sich dieser Hang zum Minimalismus letztendlich negativ nieder. In der zweiten Hälfte gerät "The Strangers" insbesondere für Veteranen des Genres zu einem recht schalen und generischen Suspensefilm, der mehr oder weniger auf der Stelle tritt. Das Seherlebnis bricht hier nicht wirklich ein, wird aber doch merklich dröger und beliebiger. SPOILER: Immerhin respektiere ich, dass die Macher sehr konsequent sind, in dem sie dem Pärchen letztendlich nicht einmal eine Chance lassen, zu entkommen, und sie so zu jedem Zeitpunkt im Film ihrer Gnade ausgeliefert sind. SPOILER ENDE.
          Im Großen und Ganzen ist "The Strangers" gute, aber nicht wirklich herausragende Genrekost, die man sich problemlos von Zeit zu Zeit anschauen kann. Mir hat vor allem der Beginn des Films gefallen, der mit einer für diese Zeit erfrischenden Ruhe und Gemächlichkeit eine Stimmung aufbaut.

          2
          • 0
            über Lockout

            Hm... "Lockout" *entsetzt dreinschau*
            Ich würde an dieser Stelle gern etwas über den Film sagen, doch bei diesem Machwerk fing ich bereits 10 Minuten nach Beginn an zu vergessen, worum es überhaupt ging. Andere Filme, die nicht gerade Meisterwerke sind, schwinden über die nächsten Wochen und Monate aus meiner Erinnerung, aber beim Anschauen von "Lockout" *kotz* verschwamm sofort alles in meinem Kopf zu einer breiartigen Masse. Was ich noch weiß: Das ganze ist ein Rip-off von Carpenters "Die Klapperschlange", nur im Weltall und in richtig schlecht. Es gibt keinen Handlungsaufbau, keine Charaktere werden richtig eingeführt, die ersten 10 Minuten bestehen ausschließlich aus Schießereien und Kampfszenen und ich weiß nicht, was das alles soll. Das Pacing ist völlig im Eimer, weil viel zu hektisch, die Effekte sind zu Beginn unglaublich mies, die Schnitte und Kampfszenen schlicht unübersichtlich (und annähernd so schlimm wie im "Bourne Ultimatum"). Szenenübergänge sind mitunter sehr ruckartig und der Protagonist leidet scheinbar an einer seltenen Form von Tourette, die ihn dazu zwingt, sämtliche verbale Äußerungen in Form dummer Sprüche zu tätigen, die einfach nur nerven.
            Ich wünschte, ich könnte diesen Film als Trash unterhaltsam finden, doch dafür war er die meiste, nein sogar die ganze Zeit über einfach nur nervig und unerträglich mit anzuschauen. Ich übertreibe daher nicht, wenn ich sage, dass "Lockout" *Blut hochwürg* einer der schlechtesten Filme ist, die ich je zu sehen gezwungen wurde (Ich hätte am liebsten abgeschaltet, aber ich wollte ja einen netten Abend mit meinen Eltern verbringen); ich lüge auch nicht, wenn ich sage, dass sogar "The Room", selbst wenn man ihn ersnt nimmt, ein besserer Film als dieser ist, und dass Tommy Wiseau mehr künstlerrisches Talent in seinem kleinen Finger hat, als das Schnitt-, Ton- und Regieteam zusammen, das diesen Streifen Celluloid vergewaltigt hat.

            4
            • 8 .5

              [Spoiler]
              Nach der 2.Sichtung bekomme ich allmählich das Gefühl, diesen Film wirklich zu lieben. "Der Gott des Gemetzels" ist nicht direkt ein realistischer Film; eher gleicht es einem Theaterstück (er basiert ja auch auf einem), in welchem die Kleine Wohnung von Micheal (John C. Reily) und Penelope (Jodie Foster) zur Bühne wird. Auch die Dialoge sind so ziemlich auf die Konfliktlinien zwischen den Figuren zugeschrieben, ohne wirklich auf einen "Realismus"-Effekt abzuzielen. Ganz wie Theater kommt er mir dann aber doch nicht vor; dafür fehlen mir schlicht die Over-the-Top darstellerischen Leistungen und die super-exzentrische Art, wie sie mir in manchen Bühnenstücken gehörig auf die Nerven gehen.
              Was mir an dem Film gefällt, ist erst einmal die enorme Dynamik, die während der Gespräche aufkommt. Jeder Einzelne im Quartett sympathisiert und verbündet sich in einem Moment mit einem anderen, bevor selbige sich anschließend wieder überwerfen. Die Rollen von Ankläger, Angeklagter und Mediator wechseln ebenfalls mehrere Male. Es gibt vorwurfsvolle Nebenbemerkungen, emotional-manipulative Rhetorik und bewusstes Schweigen. Und das großartige dabei ist, dass der gesamte Ton des Films dies locker und zuweilen sehr humorvoll einfängt.
              Ein Beispiel: Relativ zu Beginn klingelt das Handy von Alan (Christoph Waltz) zum ersten Mal. Er nimmt den Teller mit seiner Portion Kuchen (ich weiß, im Film heißt das Zeug anders), entfernt sich zum anderen Ende des Raums und telefoniert dort, während er isst. Seiner Frau Nancy (Kate Winslet) ist das peinlich und auch den anderen Beiden stört es; also antworten alle 3 mit einem Schweigen, um ihn auf diesen Sachverhalt aufmerksam zu machen. Und es ist überaus amüsant, mitanzusehen, wie er von dieser Form des Druckausübens überhaupt nichts mitbekommt und getrost weiter telefoniert. Und dies ist nur eines von vielen Beispielen.
              Natürlich treffen in diesem Film auch ganz unterschiedliche Einstellungen aufeinander. Die Entwicklung, wie die eigene Frustration oder der Zynismus im Laufe des Films immer offener zutage tritt, ist sehr geschickt gezeichnet, gleichwohl mir die erste Hälfte besser gefällt, da hier die Eigenschaften noch relativ versteckt sind und nur hier und da aufblitzen, da sich alle darum bemühen, die Fassade der Höflichkeit und Manieren aufrecht zu erhalten.
              Ein Makel, der mir persönlich etwas missfiel, war die Tatsache, dass Alans Weltsicht im Film kaum herausgefordert wird. Von ihm stammt die titelgebende Figur vom Gott des Gemetzels bzw. die Philospie, in welcher Menschen letztendlich selbstsüchtig sind und sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Mit diesem Zynismus demontiert er genüsslich Penelopes Glauben an die Macht der 'zivilisierten Tugenden', ihre bürgerliche Gutmenschen-Weltanschauung, ihr altruistisches Bewusstsein etc. Jedoch hätte ich es für gut befunden, würde derselbe Akt der Demontage einer Weltsicht im verbalen Kreuzfeuer auch auf ihn angewendet werden, anstatt lediglich sein Handy in die Vase zu werfen und sich genervt von ihm abzuwenden. Somit habe ich den Eindruck, dass der zynische, pessimistische Ton Alans als der heimliche, bittere Sieger aus diesem Konflikt hervorgeht. Aber vielleicht entfällt mir hier auch etwas, was mir erst bei einer dritten oder vierten Sichtung vielleicht auffällt.
              Der Rest des Films hingegen ist innerhalb des Rahmens, den er sich selbst setzt, nahezu perfekt. Polanski versteht es, die Dialoge in diesem Gesprächsgewitter auf den Punkt zu bringen und die vielen Ebenen, auf denen der Film funktioniert, bieten wirklich für jeden etwas, der sich auf knapp 80 Minuten minimalistisches, dialogzentriertes Kino einzulassen vermag. Vielleicht hätte das Handy ein paar Male weniger klingeln können bzw. früher in die Vase geworfen werden können, doch davon abgesehen ist dieser Film ein Hochgenuss der auch zu mehrmaligem Anschauen taugt.

              3
              • 6

                "Das fliegende Auge" ist heute definitiv nicht mehr der spannendste Actionfilm. Ich kann mir gut vorstellen, dass zu damaliger Zeit besonders die technische Umsetzung beeindruckte. Es gibt zahlreiche Hubschrauberaufnahmen und Bilder von Los Angeles aus der Vogelperspektive. Etwas derartiges ganz ohne CGI zu drehen, muss ziemlich aufwendig gewesen sein, inbesondere während der Manöver und der Luftkämpfe im Finale des Films.
                Dramaturgisch bietet der Film leider nicht sonderlich viel. Frank Murphy (Roy Scheider) ist ein Vietnam-Veteran, der seine Profession als Hubschrauberpilot für das L.A.P.D. einsetzt. Gleichzeitig muss er mit einer Form von posttraumatischer Belastungsstörung fertig werden, welche sich negativ auf sein Beziehungsleben auswirkt, sowie die Furcht in ihm erzeugt, dass er eines Tages verrückt werden könnte. Nur leider ist der Film nicht wirklich daran interessiert, mit diesem an sich interessanten Charakter irgendetwas anzustellen. Auch wenn es einige gute Szenen hier und da gibt (insbesondere eine Passage, wo seine Freundin nach ihm sucht und ihn schlafend, mit Schweißtropfen auf der Stirn, am Bett ihres Kindes findet), so ist dieser innere Konflikt nie großartig von Bedeutung oder erfährt eine besondere Entwicklung.
                Hingegen bietet der Film einen noch immer relevanten politischen Kontext. Militarisierung des Innenlandes, Eindringen in die Privatsphäre, willkürliche Abhöraktionen sind Aspekte, die auch heute noch sehr heiß diskutiert werden. Gerade das Finale des Films verwandelt L.A. fast schon in einen Kriegsschauplatz, der die Erinnerung an Vietnam ins eigene Land holt (nicht ganz unähnlich zu "Rambo"); insbesondere der Aspekt der Inkaufnahme von zivilen Toten als Kollateralschäden wird in "Das fliegende Auge" immer wieder angedeutet und als Warnbotschaft vermittelt.
                Letztendlich jedoch glänzt der Film vor allem als gestyltes 80's Actionspektakel. Scheinbar jeder Polizist fährt in seiner Freizeit einen heißen Schlitten (welche gegen Blue Thunder, den High-Tech-Heli, natürlich nicht annähernd anstinken können). Alles wirkt ein bisschen wie in "Miami Vice" und desweiteren gibt es, wie schon gesagt, spektakuläre Flugaufnahmen. Der Film schleppt sich über die ersten zwei Drittel ein wenig, glänzt dafür aber mit einem sehr langen Finale, das aus einer Reihe von Stunt- und Actioneinlagen besteht. Das macht ihn zu einem unterhaltsamen Film, den man sich ab und zu mal anschauen kann, der aber heute auch nichts allzu Besonderes mehr darstellt.

                • 3
                  über Mama

                  [Vorsicht: Spoiler]
                  Okay, der Film fängt damit an, so vermute ich, dass ein Vater seine Frau umbringt und anschließend mit den Kindern flüchtet. Was hier genau passiert ist, wird leider nur angedeutet. Angesichts der Tatsache, hier einen Horrorfilm vor sich zu haben, fragt man sich als Zuschauer bereits, ob hier nicht ein übernatürliches Ding vor sich geht. Da der ganze Vorfall nicht mehr aufgegriffen wird, scheint dies nicht der Fall zu sein.
                  Nach einem Unfall auf der Strasse flüchten Vater und Kinder in eine abgelegene Waldhütte. Der Vater, der seine Tat nicht mehr ertragen kann, will die Kinder nun auch hinrichten und ich habe keine Ahnung, warum. Jedoch werden sie von einem mysteriösen Geisterwesen gerettet, welches besagten Vater tötet. Ooooo-Kay, angesichts der sehr hektischen und wenig einfühlenden Inszenierung ist dies noch geradeso akzeptabel.
                  Danach jedoch beginnt der Film, richtig scheiße zu werden:
                  Das fängt bereits damit an, dass ein Zeitsprung von 5 Jahren passiert und sich zwei Waldschräte noch immer auf der Suche nach den Kindern befinden. WTF? Wer rechnet denn damit, nach fünf Jahren noch immer irgendwelche Spuren zu finden? An dieser Stelle spulte ich den Film zurück, um zu überprüfen, ob ich mich nicht verlesen habe und anstelle der 5 Jahre nur 5 Monate vergangen sind. Aber nein, es sind tatsächlich 5 Jahre vergangen, das Autowrack hat noch keinen Rost angesetzt und die Spürhunde finden immer noch eine Fährte, die sie zur abgelegenen Waldhütte führt.
                  Besagte Waldschräte finden die Bruchbude und werden von zwei abgemagerten CGI-Gören angegriffen, die sich wie Horrorgestalten im Zeitraffer durch das Haus bewegen. Ich habe wirklich Schwierigkeiten, ohne jede Erklärung zu glauben, dass diese beiden Kinder 5 Jahre (!!!) im Wald überleben konnten, selbst wenn sie unter der Fuchtel einer Psychogeistertante standen.
                  Die Kinder werden anschließend in ein Krankenhaus gebracht und unter Aufsicht gestellt und ab hier beginnt der Film, im Durchschnitt einen Jump-scare alle 3 Minuten einzubauen. Jump-scares in Filmen sind nicht unbedingt etwas Schlechtes; sie müssen nur wohldosiert oder gut vorbereitet sein. "Mama" hingegen wirft diese Schreckmomente völlig willkürlich und unnötig oft in den Film, dass es letztendlich nur noch billig ist.
                  Dann thematisiert der Film die Entscheidung, wer das Sorgerecht für Vierauge und Gollum bekommt: Zur Auswahl stehen der finanziell marode Onkel mit seiner Gothpunk-Freundin oder die Tante, welche in der Lage ist, beide Kinder zu versorgen. Natürlich will der Onkel selbst die Kinder haben und er macht einen Deal mit einem manischen Psychiater, welcher die Kinder diversen Tests, etwa Hypnose, unterziehen will; obwohl zuvor gesagt wurde, dass diese Kinder im Moment ein gesundes Umfeld samt Zuneigung brauchen!!! WTF! Ja, ich kann völlig sehen, wie verantwortungsbewusst dieser Onkel gegenüber seinen Nichten ist. Und um den Zuschauer die Sache noch leichter zu machen, wird die Tante in jedem Moment Screentime, den sie hat, als fieses kaltes Miststück dargestellt. Natürlich bekommt sie das Sorgerecht nicht einmal dann, wenn der Onkel ins Koma fällt und seine Freundin sichtlich mit Situation überfordert ist, nicht nur für zwei Kinder zu sorgen, sondern sich auch noch mit einem Creepy-Hausgast herumschlagen muss.
                  Der Onkel erwacht durch eine kryptische Botschaft aus dem Reich der Toten; er telefoniert mit seiner Freundin, die ganz verzweifelt ist (sich das äußerlich aber kaum anmerken lässt) und beruhigt sie mit einem Satz wie: "Ach, das sind doch nur Kinder. Die einfachste Sache auf der Welt." Oh ja, Kinder zu versorgen, zu erziehen und sich um sie zu kümmern ist das reinste Kinderspiel!!! Aus diesem Grund bleibt der Herr Onkel trotz seiner Fähigkeit, wieder zu laufen, im Krankenhaus und hält es erst dann für nötig, dieses zu verlassen, wenn er der Irrenanstalt, in der das Mama-Wesen als Mensch einmal gewesen ist, einen Besuch abstatten möchte... bei Nacht, ganz allein, ohne zuvor jemandem Bescheid zu sagen... genau, wie es der Psychiater zuvor getan hat und in der Irrenanstalt den sinnlosesten Tod gestorben ist, den ich seit einiger Zeit in einem Film gesehen habe.
                  *Seufz* ich höre an dieser Stelle lieber auf zu beschreiben, wie unfassbar dämlich dieser Film ist. Der Plot ist sinnlos und beliebig, der Horror greift in die billigste Trickkiste und so viele Szenen im Film ergeben herzlich wenig Sinn.
                  Das einzig Gute, was ich über den Film sagen kann, sind die Muttermomente der Gothpunk-Freundin: Diese sind regelmäßig in den Film eingestreut und zeigen die Verwandlung einer anfangs verantwortungslosen, aber wohlmeinenden Frau zu einer fürsorglichen und aufopferungsbereiten Persönlichkeit... zumindest mehr oder weniger. So werden auch Gollum und Vierauge im Ansatz sympathisch; als Zuschauer erkennt man ihre schwierige Lage, hin- und hergerissen zu sein zwischen der 'neuen Mutter' einerseits und der psychotischen, eifersüchtigen Geisterlady andereseits. Einen weiteren Pluspunkt bilden zudem ein paar sehr schöne Kameraspielchen und inszenatorische Griffe, gleichwohl dies den Film nicht annähernd zu retten vermag.
                  Es ist wirklich schade, dass der Film plotmäßig nahezu vollständig ein Totalausfall ist, da die Prämisse, ganz ehrlich, brillianten Stoff für einen tragischen und emotional ergreifenden Horrorfilm darstellen würde. So saß ich leider nur vor dem Fernseher und habe mir ständig an den Kopf gefasst angesichts des Blödsinns, der mir da vor Augen geführt wurde.

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                  • 8

                    Wie in letzter Zeit so häufig, habe ich auch diesen Film leider unter sehr schlechten Bedingungen schauen müssen. Ständige Geräusche im Umfeld, schlechte Soundabmischung des Fernsehers und immer wieder durch letztere bedingte Pausen, weil ich sonst nichts von den Dialogen verstanden hätte.
                    Doch selbst unter diesen Bedingungen war ich von "Tödliche Versprechen" sehr angetan. Hierbei handelt es sich um einen Thriller, der seine Spannung sehr ruhig und bedächtig aufbaut. Der Fokus liegt eindeutig auf der Figurenzeichnung; Cronenberg geht hier mit einer Klarheit vor, wie ich sie selten zuvor gesehen habe. Die Gesten, Dialogzeilen und Szenenabläufe sitzen nahezu perfekt und vermitteln dem Zuschauer sofort die Absichten, Motive und Eigenschaften der vielen Figuren im Film. Man weiß sofort, was die eine Szene auszudrücken versucht oder wann ein gesprochener Satz doppeldeutig ist bzw. hintergründige Motive enthält. Das Ergebnis ist, dass sowohl der Plot sehr fein und effektiv durchstrukturiert ist und die Charaktere gleichzeitig sehr menschlich, d.h. mit Ecken und Kanten daherkommen.
                    "Tödliche Versprechen" ist kein großangelegter Gangsterfilm, sondern entfaltet seine Geschichte rund um das Einzelschicksal der gestorbenen Sklavin, deren Tagebucheinträge sich wie ein Leitfaden durch den Film ziehen. Mitunter stellen diese vorgetragenen Monologe das einzige irritierende Element dar, da es in einigen Szenen suggeriert, als würde Anna (Naomi Watts) sich dieses Wissen gerade aneignen. Jedoch stellen diese gesprochenen Zeilen ein dem Film eher äußeres Element dar und dienen vor allem dazu, den Ton der Handlung mitzuprägen und einen Blick in die Mafiaszene aus der Sicht des Opfers zu beschreiben; und dies ist wiederum sehr gelungen.
                    Der sehr reduzierte, scheinbar schon banal anmutende Ton, den Cronenberg hier anschlägt, ist ein Element, welches mir neuerdings in Thrillern sehr gefällt. Die meiste Laufzeit über treffen sich die Leute im Film und reden miteinander; als Zuschauer ist es überaus spannend, diese Gespräche mitzuverfolgen und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen, ohne dass einem durch filmische Elemente (wie plötzliche Close-ups oder anschwillende Musik) gesagt wird, was man an dieser Stelle denken und fühlen soll. Ein solcher Stil kann kräftig in die Hose gehen. Cronenberg beherrscht jedoch diese Kunst, ein unaufdringliches Filmerlebnis zu kreieren, in "Tödliche Versprechen" perfekt.

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                    • 6

                      Was passiert, wenn ein bekannter Westernregisseur, John Sturges, mit einem legendären Westernschauspieler, John Wayne, zusammenarbeitet? Richtig, sie drehen einen Action-Krimi.
                      "McQ" ist ein im Großen und Ganzen unterhaltsamer Film, welcher jedoch nicht ohne Längen auskommt. Dafür verprüht er allerdings eine Menge 70er Jahre Flair: Von dem Action-Stil über die Anzüge bis hin zu der Funk-Musik merkt man "McQ" die Zeit, in welcher er gedreht worden ist, jederzeit an. Selbst ein afroamerikanischer Pimp, der seine Bräute ausführt, ist in einer Szene zu sehen.
                      Allzu besonders war dieses Seh-Erlebnis allerdings nicht. Der Film ist in jeder Hinsicht solide aufgebaut und gibt selbst einigen Nebenfiguren eine Menge Zeit, sich zu entfalten. Der Plot ist spannend genug und enthält die ein oder andere überraschende Wendung. Unter den Actionszenen sticht eigentlich nur das Finale hervor, welches in einer Autoverfolgungsjagd entlang einer Strandküste stattfindet. Und auch finde ich es, wie schon in "Murphys Gesetz", recht cool, dass Wayne sein Alter mit Würde trägt, anstatt, wie im Falle der heutigen Actionstars Stallone, Willis und co., ständig auf dieses aufmerksam zu machen und den Film somit ins ironische zu treiben.
                      Zu empfehlen nur für Fans von John Wayne, John Sturges oder 70er Jahre Action-Krimis im Generellen.

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                      • 5

                        Bevor ich mich "The Purge" selbst widme, würde ich gerne kurz etwas zu der Grundidee sagen. Denn man muss als Zuschauer diese sehr karg präsentierte Prämisse schon arg schlucken, um sie zu akzeptieren. Man darf für 12 Stunden im Jahr jeden Menschen umlegen? Was hindert eine Regierung daran, mit einem Killerkommando die politische Opposition auszulöschen? Was hindert die Armen oder Untergrundgruppen daran, Großunternehmer, Beamten, Verwaltungsstellen etc. zu töten und zu vernichten und so den ganzen Staat zu destabilisieren? Oder eine Gruppe Rassisten daran, ethnische "Säuberungen" durchzuführen? Und dieses Ereignis, welches den Menschen ermöglicht, all ihren Hass und all ihre unterdrückten Aggressionen freien Lauf zu lassen, soll helfen, für den Rest des Jahres ein friedliches und glückliches Leben zu führen, ganz ohne negative Gefühle? Was, wenn es die Menschen noch viel aggressiver macht? Hm... na gut. Ich nehme also einfach mal an, dass in diesem fiktiven Universum während der Säuberung kein gesellschaftlicher Zusammenbruch droht, keine wirtschaftlichen Nachteile erfolgen und die Menschen für den Rest des Jahres überaus zahm werden lässt.
                        Ein weiterer Punkt, den ich anführen würde, ist, dass dieser Film nicht nur Potential verschenkt, sondern auch den Weg des geringsten Widerstandes geht bzw. dass dieser Film einfach keine Eier hat. Wer sind denn unsere Protagonisten von "The Purge": Eine friedliebende, weiße Mittelstandsfamilie, die ihren amerikanischen Traum lebt. Mit einer solchen Prämisse wäre es ehrlich gesagt interessant gewesen, dem Zuschauer zu zeigen und nachvollziehen zu lassen, was einen Menschen dazu treibt, jemanden umzubringen. Ein Charakter, der aus einer Ideologie oder auch nur aus ganz persönlichen Umständen heraus dazu bereit ist, eine irreversible Tat anzurichten. Aber Nein! Besagte Mittelstandsfamilie ist im Film lediglich das Opfer, das aus Notwehr zu ihren Taten getrieben wird. Damit zu sympathisieren, ist leicht und angesichts der Prämisse, welche davon handelt, dass Menschen das Schlimmste in ihnen herauslassen, mehr als billig.
                        Aber dies sind Entscheidungen, die mehr oder weniger außerhalb der Handlung stehen. Als Zuschauer wissen wir nicht, was in anderen Teilen der Gesellschaft passiert; es zählt lediglich, was im Haus der Sandins abläuft und wie die Säuberung aus ihrer Perspektive verläuft. Auch scheinen die Macher des Films den wissenschaftlichen und sozialen Aspekt nur hier und da einzuwerfen, um das Setting glaubhaft zu gestalten. Der Fokus liegt eindeutig auf Thrill und einigen moralischen Dilemmas, die um das Thema kreisen.
                        Zunächst fand ich daher auch die Darstellung der Familie recht gelungen. Die Sandins, als Verkäufer von Sicherheitssystemen, sind klare Nutznießer der Säuberung und profitieren von dem Grauen, dass in dieser Nacht stattfindet. Gleichzeitig haben die Eltern allerdings auch jene Zeit vor dieser Regelung erlebt und sind sich der positiven Effekte (wie auch immer diese eintreten) bewusst. Und während sie die Säuberungsaktionen unterstützen, so sind sie doch gleichzeitig bemüht, sich selbst davon fernzuhalten und ihre Kinder zu moralisch guten Menschen zu erziehen. Sie leben in dieser schwierigen Lage, dass sie einerseits keine moralischen Vorbilder sind, doch gleichzeitig ihre Kinder zu den bestmöglichen Menschen erziehen wollen. Entsprechend ist es ein aufrichtiger Akt von "Zivilcourage" von Seiten des Sohnes, der die Spirale der Gewalt im Film erst in Gang setzt und schließlich zu Interessengegensätzen innerhalb der Familie führt. Und im Anschluss entfaltet sich zudem das klassische Dilemma, ob man einen Menschen opfern sollte, um seine Familie zu beschützen.
                        Diese Ebene des Films schafft es, einen Großteil der Laufzeit zu tragen. Auch schafft es der Film, durch seine dunkle Optik und der unaufdringlichen Soundkulisse eine ordentliche Portion Thrill zu erzeugen. Das Problem ist jedoch, dass der Film, nachdem die Gefahrensituation erst einmal aufgebaut ist, kaum neue Impulse schafft, sondern aufgrund einer Durchsuchung der stockdüsteren Gänge des eigenen Hauses stagniert.
                        Desweiteren geraten einige Szenen äußerst unintuitiv: SPOILER Da erschießt James (Ethan Hawke) den Freund seiner Tochter aus Notwehr und für den Rest des Films tut er so, als hätte er einen Mord begangen und entschuldigt sich beständig dafür. SPOILER ENDE.
                        Der dritte Part geriet dann zum schwächsten Teil des Films. Sobald die Psychos in das Haus eindringen, knallen sich alle mehr oder weniger nur gegenseitig ab. Zudem erscheint es ein wenig unlogisch, dass niemand im Haus die Schüsse zu hören scheint, die in einem anderen Raum abgefeuert werden. Auch gibt es hier nichts wirklich spannendes mehr: Eine Gruppe möchte die andere abknallen, mehr nicht. Und das Finale ist zudem sehr blödsinning SPOILER Was, die Nachbarn sind neidisch, weil die Sandins an der Säuberung verdienen und ihren Reichtum zur Schau stellen? Als würden sie nicht in einer neureichen Gegend leben, in welcher jeder seinen Reichtum zur Schau stellt!? Und dann diese Opferbereitsschaft... einfach nur hirnrissig und unüberlegt. Um das verständlich zu machen, hätten die Macher etwas mehr Kontext schaffen müssen. SPOILER ENDE.
                        Ich habe von "The Purge" im Vorfeld nicht viel gehört und habe auch nicht viel erwartet, als ich ihn eingeschaltet habe. Jedoch besaß der Film zu Anfang Elemente, die eine gewisse Spannung für mich erzeugten und zudem ist der Film auf eine bescheidene Art und Weise stilvoll und liefert in der ersten Stunde eine Menge Suspense. Das Finale enttäuscht hingegen und zudem gibt es so einige Ungereimtheiten und Dümmlichkeiten, die immer wieder stören. Ich finde ihn im Großen und Ganzen jedoch nicht so schlecht wie der Durchschnitt hier.

                        • 5 .5

                          Mein Problem mit "Der letzte Befehl" ist, dass er nicht wirklich zu irgendetwas führt. Ich kann mir vorstellen, dass der Kern der Geschichte der Konflikt zwischen Marlowe (John Wayne) und Kendall (William Holden) darstellen soll: Ein Colonel und ein Arzt, beide mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Zielen bezüglich des Krieges. Zwar gibt es immer wieder Reibungen zwischen den Beiden, welche schließlich in eine kurze Prügelei münden; doch der große Pay-Off blieb mir leider verwehrt. Da hilft es nicht wirklich, dass dieser Konflikt noch durch Marlowes Abneigung gegen Ärzte aufgrund einer traumatischen Hintergrundgeschichte (die ebenfalls zu nichts führt) gepolstert werden muss und dass das Ende des Films ziemlich plötzlich und scheinbar mitten im Geschehen eintritt. Das "Duell" zwischen Marlowe und Kendall erscheint einfach zu sporadisch, unfokussiert und bemüht, um den Film zu tragen. Und dadurch büßt "Der letzte Befehl" enorm an einer inneren Dramaturgie ein und bleibt so mehr ein Epos, in dem berittene Unionssoldaten hinter feindlichen Linien von Ort zu Ort marschieren.
                          Dass soll allerdings nicht heißen, dass der Film nichts zu bieten hat. Der Mittelteil ist durch 2 Sequenzen äußerst gelungen. Da wäre zunächst das Geschehen in der Greenbriar-Villa, welche einerseits vor humorvollen, doppeldeutigen Dialogen nur so strotzt und andererseits einen netten Twist sehr geschickt aufbaut. Generell ist dieser Bürgerkriegsstreifen äußerst humorvoll und sprüht gerade vor geschickt eingebautem Wortwitz
                          Andererseits ist der gesamte Abschnitt in Newton schlicht sehr gut gelungen. In dieser Passage kippt die Glorifizierung und Romantisierung der Unionssoldaten, mit welcher "Der letzte Befehl" zunächst begann. Wir erleben mitunter auch von der Perspektive der Konföderierten das Ausmaß der Zerstörung, welche die Blauröcke anrichten. Interessant sind hier auch die Charaktermomente der beiden Protagonisten. Marlowe, vor dem Krieg Eisenbahnkonstrukteur, bemerkt nun, dass er diese in Kriegszeiten zerstören muss, während Kendall einem ehemaligen Kameraden aus den Indianerkriegen wieder trifft, der ihm nun aus politischen Gründen feindselig gegenübersteht. Ab hier beginnt der Film, ein sehr ambivalentes Bild vom Krieg als Akt der Barbarei und einer Auseinandersetzung unter Brüdern zu zeichnen. John Ford zeigt hier einen sehr schönen Fall von Regiekunst.
                          Nach der Sequenz in Newton dümpelt "Der letzte Befehl" leider nur noch von Szene zu Szene in Form einer Flucht aus dem Feindesland. Ab hier wirkt der Film leider sehr ziellos. Ansehnlich bleibt er noch aufgrund der gelungenen Bilder, des Humors und der sehr chraismatischen Präsenz von John Wayne und William Holden, welche John Ford sehr gut ins Bild zu setzen weiß. Auf der anderen Seite stehen da die Schlachtszenen, welche meist darin bestehen, dass die eine Seite feuert und die andere Seite vergisst, taktisch zu handeln oder zumindest in Deckung zu gehen. Besonders die Szene mit den Kindersoldaten gerät hier arg seltsam: Während die Knaben in Reih und Glied anmarschieren und mit ihren Gewehren auf die Unionstruppen feuern, schauen diese nur drein und lassen sich hier und da sogar erschießen, anstatt in Deckung zu gehen. Und bevor die Truppen schließlich flüchten, da sie keine Kinder töten wollen, fangen sie noch einen Knaben und nehmen sich die Zeit, ihm den Hintern zu versohlen. Hier hört der Humor des Films für mich auf.
                          Alles in allem hätte der Film ein strafferes Skript benötigt, welches den Konflikt zwischen Marlowe und Kendall stärker und pointierter ausarbeitet, um über die ganze Laufzeit hinweg die Spannung für den Zuschauer aufrecht zu erhalten. So bietet er, abgesehen von den zwei oben beschriebenen, sehr guten Ausnahmen, vor allem hier und da gelungene Einzelszenen, Schauwerte und gute darstellerische Leistungen, die ihn zumindest nicht langweilig werden lassen.

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                          • 6

                            Hm... ich habe "2001" nie an einem Stück gesehen und das letzte Mal war ich ziemlich jung, als ich die zweite Hälfte von Kubricks Klassiker sah. Seitdem habe ich lediglich Diskussionen und Reviews dieses Films von 1968 mitverfolgt. Ich habe ohnehin versucht, "2010" weniger als eine Fortsetzung und vielmehr als einen eigenständigen SciFi-Film zu sehen. Jedoch scheint sich der Film gerade durch seinen Status als offizielle Fortsetzung selbst einen Streifschuss ins Bein zu verpassen. "2010" ist vielmehr ein Film über Völkerverständigung und Kommunikationsbemühungen, welche gerade vor dem Hintergrund des kalten Krieges aktuelle Themen darstellen. Es handelt von einem russisch-amerikanischen Forscherteam, welches einem Weltraumphänomen auf den Grund geht; es gibt Spannungen, die überwunden werden, Verbrüderung und ein Überleben der Besatzung, das nur durch gemeinsame Bemühungen errungen wird. Und "2010" ist genau dann am stärksten, wenn er sich seiner Friedensbotschaft widmet. Was aus "2001" in den Film übergeht, kam mir stets wie eine Reihe von Extras vor, die auf die ein- oder andere Art und Weise in den Film mit hineingebracht werden mussten. "2010" hätte mit ein paar Änderungen am Skript locker ein völlig unabhängiger Film sein können und hätte dabei meines Erachtens nach eine sehr viel bessere Figur gemacht.
                            Somit haben wir einen Film mit einer klaren Handlung und nachvollziehbaren Motiven, welche ständig von dem kryptischen Kram aus dem Vorgänger unterbrochen werden (der Monolith, der Weltraumfötus, HAL-9000 etc.); all diese Dinge wirken nicht sonderlich plotrelevant bzw. fügen sich nicht so recht in die neuen Motive mit ein, die "2010" anspricht.
                            Darüber hinaus ist der Film leider recht holprig in Szene gesetzt. Der Einstieg auf der Erde geriet doch etwas lang, die Familie des Protagonisten Heywood Floyd (Roy Scheider) dient nach einem Moment überflüssigen Dramas lediglich als Aufhänger, um plotrelevante Informationen zu vermitteln. Desweiteren ist das Sound-Editing etwas seltsam geraten und die Effekte sind noch stärker gealtert als jene in "2001". Alles in Allem ist "2010" inszenatorisch etwas unordentlich und konfus geraten; ein schlechter Film ist er jedoch beileibe nicht (besser als "2012" ist er allemal ;) er hatte seine Momente, er versuchte dem Zuschauer ein Gefühl für das Weltraumerlebnis zu vermitteln und baute zwischendurch Suspense und Mystery auf; nur hätte ich den Film wohl besser gefunden, wenn er mit "2001" überhaupt nichts zu tun gehabt hätte.

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                            • 6 .5

                              Ich kann "Das Omen" leider nicht absprechen, dass er über die Jahre ein wenig Staub gefangen hat. Die 70er Jahre waren für den Horrorfilm schlichtweg eine andere Zeit. Unheimliche kleine Kinder waren damals deutlich seltener, zuvor etwa lediglich zu sehen in "Das Dorf der Verdammten" und in einer Szene aus "Night of the living Dead"; ebenfalls waren gewalttätige Todesszenen bedeutend schockierender, als es heute der Fall ist. Zudem hätte der Film in seiner Inszenierung etwas mehr Feinschliff vertragen können. Einige der Schockszenen erscheinen recht plötzlich und der Build-up zu diesen hätte mehr ausgekostet werden können. Somit dachte ich in den ersten 25 Minuten, mit "Das Omen" lediglich einen Klassiker vor mir zu haben, welcher heute nur noch mäßig ist. Einzig die kurzen Gesten, etwa die Blicke, die Damien (Harvey Stephens) seiner Mutter zuwirft oder wenn Robert (Gregory Peck) einen Zusammenhang zwischen den morbiden Geschehnissen erahnt, konnten mich überzeugen.
                              Ich lag jedoch teilweise falsch. Erstens gelingt es dem Film, viele Elemente in der ersten Hälfte aufzubauen, die später einen Pay-Off besitzen. Dies gilt insbesondere für Mrs. Baylock (Billie Whitelaw), der Haushälterin der Thorns. Es bedarf zwar schon ein wenig guten Willen von Seiten des Zuschauers, zu verstehen, warum diese Frau selbst nach einer Reihe von Meinungsverschiedenheiten mit den Thorns nicht gefeuert worden ist, doch gerade ihre Präsenz bereichert den Film immer wieder mit einer unheimlichen Stimmung. Auch die Idee, dass der Journalist im Film hinter das Geheimnis der prädestinierten Tode kommt, füttert hervorragend in das Grundgefühl einer bevorstehenden Apokalypse.
                              Zweitens ist die Handlung relativ geschickt aufgebaut. Dass Damien der Sohn des Teufels ist, wird nicht als das große Geheimnis verkauft, sondern dies steht praktisch seit den Opening Credits fest. Vielmehr geht es im Film um die Frage, ob Damiens Ziehvater die Bedrohung rechtzeitig erkennt und abwenden kann. Ihn dabei zuzuschauen, wie er als bodenständiger, nichtreligiöser Mensch allmählich die Zusammenhänge knüpft und hinter das weltbedrohende Geheimnis kommt, macht einen Großteil der Spannung des Films aus. Seine Reisen führen ihn schließlich zu immer abgelegeneren Orten, Klöster in Rom, Friedhöfen und schließlich einer Ausgrabungsstätte in Jerusalem, in denen die sakrale Stimmung und der apokalyptische Grundton sich immer mehr verstärken.
                              Leider ist der Film an einer Stelle seltsam inkonsequent, sodass ich aus dem Film herausgeworfen wurde. SPOILER: Nachdem Mrs. Baylock Katherine, Thorns Frau, umgebracht hat, liegt Robert trauernd auf einem Hotelbett und wünscht sich Damiens Tod. Wenig später, als ihm die Waffen und Mittel gegeben werden, um ihn zu töten, ist er plötzlich völlig von der Idee schockiert, seinen Sohn umzubringen. Auch wenn er bis zum Finale zweifelt, dass Damien tatsächlich der Sohn des Teufels ist, gibt es mittlerweile genügend Anzeichen dafür und sein Verhalten wirkt dadurch etwas Out-of-Character. SPOILER ENDE. Zudem ist das Finale lediglich solide Horrorkost: Wie bereits erwähnt, "Das Omen" ist ein wenig veraltet und an einigen Stellen fehlt der Feinschliff. Für Freunde klassischer Horrorfilme wohl einen Blick wert, sollte man von diesem Film aber nicht zu viel erwarten. Ich mochte ihn ganz gerne, würde ihn aber nicht länger zu den großen Würfen im Genre zählen. Nach nun fast 40 Jahren macht "Der Exorzist" da eine deutlich bessere Figur.

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                              • 8 .5

                                Ich liebe "Outland". Ist es ein Lieblingsfilm von mir? Wahrscheinlich nicht, aber dafür ein stets gern gesehener Evergreen. Es ist überraschend, dass dieser Film nie eine größere Bekanntheit erreicht hat, da es sich hier um einen sehr stilsicheren, kompetent gemachten SciFi-Thriller handelt.
                                Die Stärken des Films liegen eindeutig in seiner Atmosphäre und in seiner Präsentation des Settings. Die Minenkolonie des Jupitermondes überzeugt als ein lebendiger und real wirkender Mikrokosmos. Die metallenen, dreckigen und dampfenden Locations wirken zudem nicht unähnlich zu dem ein Jahr früher erschienen "Alien". Klaustrophobische Gänge, exotische Bars, stellenweise sterile und hell beleuchtete Korridore und dann wiederum sehr schmutzige Gerüstanlagen. Die Kostüme, die Auswahl der Statisten und die Gespräche zwischen den Arbeitern, all dies wirkt sehr überzeugend und bringt einem das Leben auf einer Weltraumstation nahe. An Effekten, Modellen und Kulissen wurde im Film nicht gegeizt; auf optischer Ebene punktet er mit einer enormen Detailversessenheit.
                                Aber auch von der Handlung her weiß der Film durchaus zu überzeugen. Der Plot, gleichwohl er nicht zu den originellsten gehört, entwickelt sich schrittweise und offenbart nach und nach die Strukturen des Verbrechens, mit welchen der Protagonist O'Neil (Sean Connery) konfrontiert ist. Themen wie Korruption, Drogenhandel und korporative Verbrechen unterstreichen zudem sehr passend den dreckigen Grundton des Films.
                                Die Inszenierung ist vor allem durch eine gewisse Zurückhaltung geprägt. Die Musik wird relativ sparsam eingesetzt, wodurch die Umgebungsgeräusche und das Setting-typische Summen der Maschinen häufig zu hören ist. Auch gibt es nie wirklich emotionale Ausbrüche von Seiten der Figuren im Film. Dies gibt "Outland" erneut eine sehr kühle Note, welche es für die meisten Zuschauer schwierig machen wird, sich in das Geschehen hineinzufinden. Ich selbst hingegen weiß diese ruhige und langsame Art sehr zu schätzen, da sie einen frischen Kontrast zu den sonst übermäßig dramatisierten Ereignissen in anderen Filmen liefert.
                                Auch widmet sich der Film seinen Figuren recht ausführlich: Marshall O'Neil, der von Connery sehr gut gespielt wird, wird zunächst vor allem durch seine privaten Probleme charakterisiert. Seine beständigen Jobs im Weltall werden zur Belastung für seine Frau und auch für seinen Sohn; letzterer hat aus diesem Grunde noch nie die Erde gesehen. Relativ zu Beginn des Films ist seine Familie plötzlich fort und er findet in seinem Apartment eine Abschlussnachricht von seiner Frau: Die Szene, in welcher er sich dieses Abschlussvideo ansieht, gehört für mich mit zu den stärksten Szenen des Films. Sie ist, erneut, nicht übermäßig emotional, aber doch sehr glaubwürdig und wirksam in Szene gesetzt und vermittelt dem Zuschauer erneut ein mögliches Bild davon, wie es ist, im Weltraum zu leben. Generell wird die psychische Belastung eines Lebens im All vom Film sehr interessant charakterisiert. Unter den Nebenfiguren fällt vor allem die Ärztin Dr. Lazarus (Frances Sternhagen) auf. Ihre Hintergrundgeschichte wird in einem Dialog kurz mit angerissen, welcher erneut eine Ergänzung zum stimmigen Setting liefert: Sie ist eine von jenen Medizinern, die den Job auf der Station nur angenommen haben, um einer Strafe zu entkommen. Obendrein ist sie Alkoholikerin, sorgt mit ihrer kaltschnäuzigen Art jedoch für die einzigen humorvollen Momente im Film.
                                Es gibt zudem eine Reihe von Actionsequenzen im Film, von denen die spektakulärste wohl eine Verfolgungsjagd zu Fuß durch die halbe Anlage bildet. Aber auch hier gilt, dass diese Sequenzen eher auf Suspense ausgerichtet sind und daher mit einer gewissen Zurückhaltung inszeniert sind.
                                Zu den Kritikpunkten würde ich erst einmal ein paar wenige Einzelszenen anführen: Die Art etwa, wie sich die beiden Killer im Finale des Films von O'Neil übertölpeln lassen, ist doch etwas zu simpel geraten. Zudem besitzt der Film irgendeinen Makel, der ihn für mich nicht ganz zu einem absoluten Spitzenfilm werden lässt, obwohl er auf eine Art und Weise in Szene gesetzt ist, wie ich sie nur lieben kann. Vielleicht wirkt die Idee eines Krimis/Thrillers/Westerns im Weltall doch ein wenig zu skurril, vielleicht handelt es sich um den Umstand, dass bestehende Genrekonventionen eben nur sehr gut in Szene gesetzt sind oder vielleicht ist die Art der Inszenierung etwas zu kühl geraten; doch das Spezielle, das Gewisse Etwas, dass diesen Film zu einem Lieblingsfilm gemacht hätte, scheint hier einfach zu fehlen. Dennoch handelt es sich hier um einen sehr coolen Sci-Fi-Film, der auf so vielen Ebenen zu überzeugen weiß.

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                                • 7 .5
                                  über Koma

                                  "Coma" empfand ich vor allem in seiner ersten Hälfte als genialen, subtilen Thriller, der seine Spannung schleichend langsam aufbaut.
                                  Er beginnt mit einem Streitgespräch zwischen unserer Protagonistin Susan (Geneviève Bujold, die nebenbei verdammt gut aussieht) und ihrem Freund Mark (Micheal Douglas, der in diesem Film lediglich eine Nebenrolle spielt). Dieses Gespräch, gleichwohl ein wenig forciert, ist sehr effektiv, da es schnell die elementaren Charakterzüge umreist: Susan ist eine sehr willenstarke, unabhängige Persönlichkeit.
                                  Darüber hinaus ist es kaum zu leugnen, dass dieser Film einen gewissen feministischen Einschlag hat: Als scheinbar einzige Ärztin muss sie sich in einem von karrierebewussten, ego-gesteuerten Männern bevölkerten Krankenhaus zurecht finden, die auf ihre Ermittlungen und ihre Paranoia bezüglich des plötzlichen Komas ihrer Freundin eher herabschauen und diese belächeln. Auch dies wirkt ein wenig zu gewollt, aber es unterstreicht ihre "Heldentaten" im Film gleich umso mehr.
                                  Der eigentliche Grund aber, warum mir die erste Hälfte dieses Films so sehr gefällt, ist die stückweise Veränderung der Atmosphäre im Krankenhaus. Zunächst wirkt dieses wie ein Arbeitsplatz, bei dem Kollegen in einem für mich nicht ganz verständlichen Medizin-Jargon ihrer Arbeit nachgehen und das häufigste Gesprächsthema halt "Krankenhauspolitik" ist. Die sehr technische Sprache lässt die Figuren an diesem Ort einerseits fremdartig, zugleich aber auch sehr professionell erscheinen. Als Susan dann vom unerwarteten Koma ihrer Freundin Nancy (Lois Chiles) erfährt und anfängt, Nachforschungen über diesen Vorfall anzustellen, wandelt sich dieser klinisch saubere, von medizinischem und bürokratischem Prozedere gesteuerte Apparat immer weiter in einem von Paranoia geprägten Ort und man fängt als Zuschauer plötzlich an, die Worte so einiger Ärzte im Film zu hinterfragen.
                                  Natürlich spielt der Film auch mit der "Angst vorm Doktor": In einer Krankenhausbehandlung, besonders während einer Anästhesie, überantworten wir unsere Körper einem Experten, den wir persönlich wohl überhaupt nicht kennen. Der Gedanke, dass gerade Ärzte dieses Vertrauen missbrauchen und bewusst einen Schaden am Menschen anrichten, ist ein Aspekt, mit dem dieser Film gekonnt spielt.
                                  Schließlich wäre da noch die, soweit ich mich recht erinnere, völlig Abwesenheit von Filmmusik im ersten Teil des Films, welche der Atmosphäre eine gewisse Kälte und Nüchternheit verleiht und das Geschehen somit noch einmal realistischer wirken lässt. Die Nachforschungen, die Susan zudem anstellt, wirken allesamt glaubwürdig und auch die Reaktionen seitens der Kollegen ist nachvollziehbar gezeichnet. Es ist schließlich nicht einfach, sich vorzustellen, wie statistisch normale Vorfälle plötzlich Bestandteil einer Verschwörung werden können. Und es ist gerade diese Unaufgeregtheit und das schlichte Einholen von Informationen, welche die erste Hälfte von "Coma" so effektiv machen.
                                  Demgegenüber steht die zweite Hälfte, die nun klassische Thriller-Elemente in den Plot hineinbringt. Die Filmmusik von Jerry Goldsmith schwingt nun an und kommentiert das Geschehen, die Bedrohung wird sichtbar, es gibt fast schon futuristisch anmutende Bilder und obendrein auch noch "Handlanger des Bösen", einschließlich einer sehr klischee-beladenen Rede des Obersten Bösewichts. Leider beginnt "Coma" in dieser zweiten Hälfte, welche versucht, auf direktere Art und Weise Dramatik zu erzeugen, ein wenig von seiner Atmosphäre und Spannung zu verlieren. Das soll nicht heißen, dass der Film ab diesem Punkt langweilig wird. Die Verfolgungen und Untersuchungen, welche Susan zu einem deutlich abgefahreneren Ort führen, sind nach wie vor spannend mit anzuschauen und insbesondere das Finale bietet Höchstspannung. Aber leider schwindet hier der Sinn für Realismus, welcher die erste Hälfte so unkonventionell und überzeugend machte.
                                  Insgesamt kann ich "Coma" für Freunde von Thrillern empfehlen. Insbesondere für seine Zeit ist dies ein Film mit einer brisanten Thematik, der geschickt in eine Handlung verpackt wird, welche vor Suspense nur so strotzt. Allerdings sollte man gerade in den ersten 60 Minuten des Films als Zuschauer mitdenken und das Mysterium, dem der Film auf den Grund geht, aktiv mitverfolgen, um einen Gefallen daran zu finden.

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                                  • 6
                                    über Wolfen

                                    Ich muss zugeben, dass ich diesen Film unter sehr schlechten Bedingungen gesehen habe (Umgebungsgeräusche, Leute, die dazwischen quatschen, schnarchende Hunde auf dem Sofa) und dass ich ihn trotz meiner eher mäßigen Bewertung eventuell dennoch auf DVD haben möchte.
                                    Das Problem von "Wolfen" ist, dass die Geschichte mit zunehmender Laufzeit immer mehr im Sand verläuft. Was der gesamte Subplot über Terrorgruppen in der High-Tech-Verhörzentrale soll und wie es zum Plot beiträgt, ist mir schleierhaft. Dass die Polizei im Dunkeln tappt und einer falschen Fährte nachgeht, hätte bedeutend straffer und kürzer ausfallen können. Dieser Aspekt des Films reflektiert wahrscheinlich ein zerrütetes Gesellschaftsbild, welches zum zivilisationskritischen Ton des Films passt; doch es lenkt schlichtweg zu sehr von den eigentlichen Stärken des Films ab. Auch sonst verläuft die Geschichte stets ein wenig unfokussiert, konzentriert sich mal auf die Mythen und den geschichtlichen Hintergrund der Ureinwohner und mal auf Recherche über seltene und ausgerottete Wolfsrassen im Zoo. Die Attacken der Kreaturen im Film erscheinen mitunter plötzlich und beliebig. Vor allem aber das Finale des Films macht für mich überhaupt keinen Sinn SPOILER: Dewey (Albert Finney) zertrümmert die Modellstadt des Großbauprojekts und die Wölfe lassen ihn daraufhin in Ruhe? Wie bitte? Soweit ich mich erinnern kann, haben die Wölfe kein wirklich eloquentes Motiv, außer dass sie kranke Menschen töten SPOILER ENDE.
                                    Soviel gesagt, der Film ist es dennoch wert, zumindest einmal gesehen zu werden. Dies liegt vor allem an der Optik: Die Nachtsicht-Sequenzen aus der Egoperspektive mit ihren eleganten Kamerafahrten sind schlichtweg herausragend und großartig mitanzusehen. In Kombination mit den sehr spröden Bildern und den Aufnahmen der Slumviertel entsteht so ein enorm starker Kontrast. In Zusammenhang mit dem gelungenen Soundtrack von James Horner entsteht somit ein sehr atmosphärisches Erlebnis, dass den Zuschauer eine sehr marode und dreckige Seite der Großstadt präsentiert. Schließlich überzeugt auch Albert Finney als Detective, wenngleich auch sein Charakter im Film stets etwas unfokussiert ist und irgendwo im Sand verläuft.
                                    "Wolfen" ist kein runder Film, aber dennoch einer der besseren Vertreter der Wolfshorrorfilme, von denen es genau genommen nur sehr wenige gibt (etwa "American Werewolf" oder "Wolf"), doch er besitzt seine schauwerte und ist im Großen und Ganzen sehenswert.

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                                    • 2
                                      über Riddick

                                      Ich weiß, es hat mit dem eigentlichen Film nicht viel zu tun, aber: Kann man den Typen, der für den unsäglichen deutschen Titelzusatz "Überleben ist seine Rache" verantwortlich ist, eine gehörige Ohrfeige geben. Ist "Rache" ein derartig attraktives Word, dass man es als Kunde selbst mit jenen Filmen assoziieren soll, die damit überhaupt nichts zu tun haben? Inwiefern rächt sich Riddick (Vin Diesel), in dem er überlebt? An wen rächt er sich eigentlich? Ist er wegen irgendjemanden im Film angepisst? Den Verrat, den dieser Vako (Karl Urban in einem 1-minütigen Cameo) an ihm verübt, steckt er doch mit einer denkbar gleichgültigen "Whatever"-Mentalität weg.
                                      Kommen wir aber besser zum eigentlichen Film, der völlig belanglos und reine Zeitverschwendung ist. Mein erstes Problem ist, dass dieser Film gewissermaßen "Riddick - Chroniken eines Kriegers" fortsetzt. Warum denn? Am Ende des Vorgängers war Riddick ausversehen zum Anführer einer Armee geworden, die, soweit ich mich recht erinnere, die ganze Galaxie versklaven wollte. Das war ein cooles Ende für einen Film, dessen Plot ganz willkürlich mal in diese und jene Richtung ging. Konnte man also diesen neuen Film "Riddick... Überleben ist seine Rache" (Facepalm), in dem es eigentlich nur um Überleben und Kampf gegen Monster und Kopfgeldjäger geht, nicht eher als ein Prequel ansetzen oder als völlig unabhängig zu den Geschehnissen in "Pitch Black" und "Chroniken eines Kriegers"? Was ist denn nun mit dieser Necromonger-Armee aus dem Vorgänger? Führt sie ihren Feldzug mit dem Ziel, die Galaxie auszlöschen, fort? Whatever!
                                      Und während dieser dritte Teil sämtliche Entwicklungen in seinem Vorgänger mal so schwupp di wupp fallengelassen hat, scheint er diesen Umstand noch mehr zu triezen, in dem er ein Ereignis aus "Pitch Black" wieder aufgreift. Es wird ein Kopfgeldjäger mit dem Namen Boss Johns (Mathew Nable) eingeführt, der mit Riddick noch eine offene Rechnung hat und der seinen Frieden bezüglich des Todes seines Sohnes finden möchte, welcher im ersten Teil ein unsympathisches Arschloch gewesen ist. Nicht das dies eine schlechte Idee für eine Geschichte wäre, doch ist sie derart sporadisch und unüberzeugend in den Film integriert, dass er damit nur noch unnötig länger geht.

                                      Ich muss sagen, zu Anfang war ich auf den Film noch neugierig. Die erste halbe Stunde von "Riddick: Überleben ist seine Mahlzeit" war bis auf eine überflüssige Rückblende ganz tauglich und machte mich neugierig. Es war keine wirklich großartige Darstellung eines Überlebenskampfes, aber doch leidlich unterhaltsam und ordentlich, wenn es denn schließlich zu etwas führen würde. Der Übergang zu dem zweiten Teil des Films, der sich der "Kopfgeldjagd" widmet, ist zwar sehr holprig und plötzlich, doch bis dahin war ich noch immer in freudiger Erwartung, nun ein cooles Actionspektakel zu sehen.
                                      Was ich zu sehen bekam, war jedoch eine extrem langatmige Sequenz, in welcher fast überhaupt nichs passierte. Zunächst einmal verlagert sich die Perspektive des Films hier fast vollständig auf die Kopfgeldjäger, während Riddick immer nur am Rande auftaucht. Die Dialoge zwischen diesen geraten mitunter unfassbar einfältig, gleichwohl ich es nicht schlecht fand, dass diese mitunter auch über ihr Vorgehen oder die Motive von Riddick spekulierten. Am schlimmsten jedoch ist, dass es hier kaum Action gibt; keine Faustkämpfe, keine Schusswechsel oder Speederbike-Verfolgungsjagden. Stattdessen geht Riddick eher Stealthmäßig vor, doch auch dass auf eine wenig aufregende Art und Weise. Zwar gibt es den einen oder anderen spannenden Moment, doch ebenfalls eines der größten Plot-Löcher, die ich je in einem Film gesehen habe. SPOILER: Da haben beide Kopfgeldjägertrupps die Energiezellen ihres Schiffs in einem Spint mit einem explosiven Schloss gesichert, was an sich schon reichlich seltsam klingt, da eine Beschädigung der Zellen zu ihrem Gestrandetsein auf dem Planeten führen würde. In einer Spannungssequenz öffnen sie das Schloss, doch anstatt ihn wieder zu schließen oder unter Bewachung zu stellen, lassen sie ihn sperrangelweit offen und unbewacht, sodass Riddick die Energiezellen nehmen kann, damit verschwindet und die Kopfgeldjäger daraufhin erpresst. WTF! SPOILER ENDE.
                                      Der dritte Teil des Films ist dann im Grunde nicht mehr als eine Wiederholung von "Pitch Black" im Zeitraffer und in schlecht.
                                      Das Problem dieses Films ist, dass er dreimal einen Plot aufstellt und nie wirklich etwas damit macht. Setup: Riddick muss überleben und das ist nach einer halben Stunden vorbei und nicht mehr wichtig. Setup: Kopfgeldjäger liefern sich mit Riddick ein Katz-und-Mausspiel und auch dieses verpufft nach 40 Minuten. Setup: Riddick und Kopfgeldjäger müssen vor den Monstern fliehen und anschließend ist der Film zu Ende. Anstatt eine Situation aufzubauen und vorzubereiten, wie es etwa "Pitch Black" getan, dümpelt der Film nur so vor sich hin. Leider wirkt auch Vin Diesels Paraderolle in diesem Teil weit weniger cool als noch in den ersten beiden Teilen. Und wirklich spannende Actionmomente gibt es leider auch nicht, die von diesen Schwächen hätten ablenken können. Zumindest die CGI-Effekte sind, wenn auch stets als diese erkennbar, ganz nett anzusehen, doch retten sie dieses Machwerk in keiner Weise.
                                      Der ganze Film hätte wie seine Vorgänger ein hübsches kleines Erlebnis wie aus einem Pulp magazine sein können, doch bietet "Riddick: Überleben für ein Schnitzel" wirklich überhaupt nichts an Spaß, Adrenalin oder erzählerischer Grundspannung. Wirklich schade, da ich die Vorgänger, wenn auch nichts wirklich herausragendes, doch ganz gerne mag und ich Vin Diesel eigentlich ganz cool in dieser Rolle finde. Doch so ist "Riddick: Überleben ist des Müllers Wanderlust" einfach nur schlecht und nicht weiterzuempfehlen.

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                                      • 7 .5

                                        Mein Gott, dieser Film ist der Charmebolzen schlechthin. Noch nie habe ich etwas Vergleichbares an sympathischem Sci-Fi gesehen wie in "Alarm im Weltall" (Forbidden Planet). Ich saß die ersten 20 Minuten des Films mit einem Dauergrinsen vor dem Bildschirm. Es gibt psychedelisch-wabernde Space-Musik im Vorspann. Das Raumschiff der Menschen ist eine fliegende Untertasse. Sie navigieren durchs All anhand eines dreidimensionalen Kompasses und notieren sich Landekoordinaten mit Zettel und Stift. Und dann ist da schließlich noch Robby der Roboter: Wer schon immer mal wissen wollte, woher das Design von Robotern in "Futurama" oder dem Videospiel "Fallout 3" kommt, der muss nur einen Blick in diesen Film werfen.
                                        Das interessante bei diesem Film ist, dass seine Effekte, gleichwohl völlig altmodisch, kaum angestaubt wirken. Der gesamte Film nutzt fast durchgängig technische Mittel, wie gemalte 2-D-Hintergründe, Mini-modelle, Zeichentrick-Animationen etc. Da diese fast die ganze Laufzeit über omni-präsent sind, wirkt "Alarm im Weltall" selbst heute noch überaus stilvoll. Und natürlich unterstreicht es den enormen Nostalgie-Faktor noch einmal um einiges.
                                        Der Ton und die Handlung des Films sind sehr locker und mit einigen Humorvollen Momenten präsentiert. Da macht etwa eines der Crewmitglieder mit dem Roboter eine Abmachung über den Nachschub von Whiskey und auch die Interaktionen zwischen Altaira (Anne Francis), der einzigen Frau auf dem Planeten, und der ausschließlich männlichen Crew ist witzig mit anzuschauen und sprüht geradezu vor einer naiven Unschuld, wie man sie in heutigen Filmen wohl kaum noch reproduzieren könnte.
                                        Die Lockerheit und sogar Kindgerechtheit von "Alarm im Weltall" sollte allerdings nicht davon ablenken, dass die Geschichte des Films sehr effektiv erzählt worden ist. Besonders Dr. Morbius (Walter Pidgeon) bietet hier einen interessanten Charakter in Form eines einsiedlerischen Wissenschaftlers, der dem Geheimnis des Planeten mit großem Ehrgeiz auf der Spur ist und sich dadurch immer mehr von der Menschheit zurückzieht. Als Zuschauer mag man sich anfangs fragen, warum er so viele wichtige Informationen zunächst vor der Crew geheimhält; doch je mehr sich die Geschichte entfaltet, so wird auch dieses Motiv von ihm klar. Als Nebeneffekt ergibt sich somit auch ein angenehmes Pacing: Der Zuschauer bekommt so Stück für Stück das Mysterium entschlüsselt, welches den Planeten umgibt. Es handelt sich hier eben eher um einen jener Sci-Fi-Filme, welche die Kuriosität und die Imagination des Zuschauers anstacheln.
                                        Alles in Allem kann ich "Alarm im Weltall" jedem empfehlen, der sich gerne einmal ältere Sci-Fi-Filme anschauen möchte. Mehr noch als die '51er-Version von "The Thing" beinhaltet dieses Werk all jene Elemente in sich, welche die Filme von damals so charmant und sympathisch gemacht hat, und ihm gelingt es darüber hinaus auch noch, eine interessante Geschichte mit einer nachdenlichen Schlusspointe zu erzählen.

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                                        • 7

                                          Mir scheint, als würde Martin Scorsese mit "Kap der Angst" einen cineastischen Amoklauf hingelegt haben. Es gibt so viele verrückte Kameraeinstellungen, Schnitte und ein Spiel mit Farben, dass es locker für mehrere Filme gereicht hätte. Zudem nimmt der zentrale Konflikt - der zwischen Sam Bowen (Nick Nolte) und Max Cady (Robert de Niro) - schließlich nahezu biblische Ausmaße an. Anstatt, wie viele andere Thriller, bedächtig, ruhig und allmählich Spannung aufbauend vorzugehen, wirft uns Scorsese immer wieder Verrücktheiten auf den Schrim - sei es eine verrückte Performance von De Niro, eine besonders ausdrucksstarke oder enigmatische Szene oder ein plötzlicher Schnitt, welcher einen skurrilen Effekt auslöst.
                                          Ein Beispiel: Nachdem Sam und seine Frau eine Bettszene hinter sich haben, die allein schon mit wechselnden Farbfiltern verfremdet worden ist, steht Leigh (Jessica Lange) aus dem Bett auf, setzt Lippenstift auf und schaut aus dem Fenster... und erblickt Max Cady, wie er sie von Grundstücksmauer aus beobachtet. Warum steht diese Frau mitten in der Nacht auf, schminkt sich und guckt verträumt aus dem Fenster? Ist sie frustriert? Sehnt sie sich nach der Aufmerksamkeit eines anderen Mannes? Jemand, der sie von der Strasse aus beobachtet? Keine Ahnung. Mir scheint eher, als würde es sich hier um ein Filmzitat handeln, von einem Streifen, den ich nie gesehen habe. Allgemein habe ich das Gefühl, als würde Scorsese hier eine Hommage an Dutzende von Thrillern und Krimis liefern, die ich nicht kenne. Anders könnte ich mir eine derart nichtssagende Szene nicht wirklich erklären.
                                          Interessanterweise funktioniert diese wilde, expressive Art des Films ganz gut und ich halte "Kap der Angst" daher auch für einen spannenden Film. Jedoch besitzt er auch eine Reihe von Problemen: Ersteinmal ist er ein wenig zu lang geraten. Etwa die Szene, in welcher Cady Sam juristisch austrickst und eine Bannmeile über ihn verhängen lässt, führt im Streifen letztendlich zu nichts. Sie unterstreicht noch einmal die Intelligenz und Überlegenheit von De Niros Charakter, aber für den Fortgang der Handlung selbst ist sie ohne Bedeutung. Und besonders das Finale ist derart lang geraten, dass ich schließlich zweimal denken musste: "Mein Gott, lebt dieser Typ immer noch". An beiden Stellen hätte das Skript weitaus straffer und effektiver ausfallen können. Stattdessen tobt sich Scorsese zu Kosten des Pacings gehörig aus.
                                          Auch verstehe ich den Subtext mit der Geschichte Hiobs nicht ganz. Dieses altestamentarische Kapitel handelt nicht von Strafe, Rache oder der Ausübung von Gerechtigkeit; sie ist lediglich eine Glaubensprüfung, die Hiob letztendlich seine Familie und seinen Besitz kostet. Ich verstehe zwar irgendwo, dass Cadys Charakter zu einer Art alttestamentarischen Rachegott hochstilisiert wird, dem man nicht entkommen kann und der deswegen im Film auch nahezu unverwundbar ist; doch inwiefern wird Sam hier, in Analogie zu Hiob, einer Glaubensprüfung unterzogen? Hätte man nicht eine andere Geschichte aus dem alten Testament wählen können, welche Rache oder Bestrafung zum Thema hat?
                                          Jedoch haben mir andere Szenen im Film sehr gefallen: Insbesondere die Begegnung zwischen Danielle (Juliette Lewis) und Cady in der Schule geriet ungemein spannend - zumal Juliette Lewis ihren Part wahnsinnig gut spielt. Auch die Entwicklung, wie Sam als Anwalt nach und nach zu immer rabiateren Mitteln getrieben wird und sich dem Psychopathen schließlich in einem archaischen Urwaldsetting stellt, ist etwas, dass man recht selten in Thrillern dieser Art sieht. Im Großen und Ganzen kann ich "Kap der Angst", aufgrund seines eigenwilligen Charakters, jedem einmal empfehlen, auch wenn er wohl nicht jedem gefallen wird. Der Stil ist dafür zu schrill und stellenweise sogar trashig.

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                                          • 5

                                            Ich war an "Enders Game" nicht wirklich interessiert, kam nun aber eher unfreiwilliger Weise doch dazu, mir diesen Film anzuschauen. Ohne die Romanvorlage zu kennen, reiht sich der Film meiner Meinung nach in die Reihe eher mittelmäßiger Sci-Fi- und Fantasy-Verfilmungen der letzten Jahre ein. Wie etwa in "Eragon" oder "Der goldene Kompass" hastet der Film durch seine Handlung. Die Nebenfiguren, vor allem die Kinderfreunde von Ender (Asa Butterfield), sind allesamt kaum charakterisiert und man kennt sie meist nur mit ihrem Namen. Der Film spendet ihnen wenige Minuten Screentime mit Ender und schon wird vom Zuschauer erwartet, zu glauben, dass sie die festen, loyalen Begleiter sind. Insbesondere Bernard (Conor Carrol), der ja zunächst als dümmlicher Rivale des Protagonisten eingeführt wird, wird viel zu schnell und ohne großen Widerstand zu einem Gefolgsmann. Noch viel schlimmer geraten allerdings die "Bullies": Dümmliche, daueraggressive Typen ohne jegliches nachvollziehbar gezeichnetes Motiv, die nur plotbedingt da sind, um es auf Ender abgesehen zu haben und somit für Drama zu sorgen.
                                            Und selbst Enders Entwicklung hin zum Kinder-Commander selbst ist nicht wirklich überzeugend dargestellt. Er meistert jede einzelne Situation ohne Schwierigkeiten; er muss scheinbar weder hart arbeiten, noch Hürden überwinden, da er vor jeder schwierigen Aufgabe nur kurz nachdenkt und sie sofort meistert. All dies macht den Film nicht gerade sonderlich reizvoll, gleichwohl er relativ glatt und temporeich in Szene gesetzt ist, sodass er nie wirklich langweilig gerät.
                                            Ein weiteres Problem war meiner Meinung nach, dass der Film zwar einiges an Potential hat, dieses jedoch nicht wirklich interessant aufbereiten kann. Kindersoldaten, virtuelles Kriegsspiel, Militär-Propaganda - dies hätte entweder eine interessante moralische Reflexion oder aber eine mit satirischen Tönen gespickte Farce im Sinne von "Starship Troopers" sein können, die vor allem vor dem Hintergrund der heutigen Videospiel-Generation sehr passend wäre. Leider begnügt sich "Ender's Game" damit, seine Geschichte und die darin vorfindlichen Aspekte lediglich darzustellen, anstatt sie entsprechend zu akzenturieren. Der finale Twist und das Ende des Films geben ihm eine menschliche Note, doch wie soll diese funktionieren, wenn die weitaus kritischeren Aspekte im Rest der Laufzeit kaum reflektiert werden?
                                            Im großen und ganzen ist "Enders Game" also kein besonderer Film, gleichwohl leidlich unterhaltsam und nie langweilig. Man hätte halt sehr viel mehr aus dem Stoff herausholen können oder zumindest die Geschichte auf eine nicht so platte Art und Weise erzählen können. Recht schade!

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                                            • Hm, der Titel "Stagefright" scheint wohl ziemlich häufig verwendet zu werden. Ich kenne einen italienischen Slasherfilm aus dem Jahre 1987 mit demselben Titel. Darin mordert ein Psychopath in einem Eulenkostüm eine Theatergruppe. Ich dachte zunächst, dieser Film hier würde als Remake gedacht sein, aber anscheinend ist der Titel wohl nur Zufall. Der Inhalt klingt aber auch nicht allzu spannend.

                                              • 7 .5

                                                "The Searchers" bildet gewissermaßen das Souvenir, dass ich aus meinem Anglistikstudium mitnehme. Ich habe diesen Film bereits 3 mal für diverse Seminarsdiskussionen sehen müssen (Cultural Studies, Captivity Narrative und Western Studies) und jedes Mal geschah dies ohne große Euphorie. Erst beim dritten Mal hat es schließlich Klick gemacht und mir viel auf, dass dieser Film sehr viele interessante Aspekte hat. Und nun kam ich endlich einmal dazu, mir "The Searchers" einfach so anzuschauen, nicht vor dem Hintergrund für ein Seminarthema, sondern schlicht für den Genuss.

                                                Und ich muss sagen: Dafür, wie verquer der Inszenierungsstil heutzutage auf den Zuschauer wirken muss, funktioniert er doch erstaunlich gut. Man merkt "The Searchers" an jeder Ecke an, dass er in einer völlig anderen Zeit und mit einem heutzutage nahezu fremd wirkenden Sinn für filmische Ästhetik gedreht worden ist.
                                                Am meisten liebe ich hierbei, wie sehr der Film stellenweise einem Theaterstück gleicht. John Ford rahmt mitunter ganze Innenräume mit einer einzigen Einstellung ein, auf dem mehrere Personen auf einmal agieren und miteinander Gespräche führen. Somit ist bei den Schauspielern nicht nur die Gesichtsmimik von Bedeutung, sondern sie müssen mit ganzem Körpereinsatz spielen und überzeugen. Und ensprechend der theatralischen Natur des Films drücken diese ihre Emotionen mitunter dadurch aus, dass sie sich enorm ruckartig umdrehen und sich an irgendetwas festhalten, oder dass sie einfach ihre Arme überschwenglich durch die Luft werfen. Und zum Glück besitzt "The Searchers" eine Garde von Schauspielern, die es schaffen, dass ein derartiges Spiel selbst heute noch seriös und überzeugend wirkt: John Wayne, Jeffrey Hunter und besonders Ward Bond als Reverend/Ranger schaffen es, ihre Auftritte auf den "Bühnen", die Regisseur Ford für sie findet, zu akzenturieren und sich gegenseitig zuzuspielen. Die Schauspieler eben nicht ständig in Nahaufnahme, sondern als Teil einer größeren Szene zu sehen, entwickelt eine ganz eigene Dynamik, die mir sehr sympathisch ist.

                                                Ein anderer Aspekt, den ich recht kurios finde, besteht in der Tatsache, dass dieser Film unglaublich viele Momente von Humor und Comical-Relief-Szenen aufweist. Einige Charaktere, wie etwa der geistig leicht zurückgebliebene Mose Harper (Hank Wordon) oder Lars Jorgensen (John Qualen) scheinen kaum eine andere Rolle auszuüben, als im Film auftretende, sehr ernste Sachlagen mit Schmunzlern wieder aufzulockern. Und aufgrund der weiten, bühnenhaften Einstellungen und dem theatralischen Spiel funktioniert dies meistens überraschend gut: Sie sind stets mit anderen Charakteren im Bild zu sehen, welche die Situation (etwa ein Commanchen-Angriff oder die Tatsache, dass Martin ausversehene eine Squaw geheiratet) todernst betrachten, woraus dann doch wieder ein schöner Kontrast und eine nett anzusehende Dynamik zwischen den Figuren entsteht. Jedoch wirkt dieser humoristische Ansatz nicht immer: Gerade in Situation, in denen es um Leben und Tod geht, hätte ich mir gewünscht, dass Regisseur Ford hier auf Humorversuche besser verzichtet hätte.

                                                Letztendlich kommt noch die Musik ins Spiel: Diese ist schlichtweg eine sehr klassische Orchesteruntermalung, mit der ich schon immer meine Schwierigkeiten hatte. Sie passt zwar zu den wunderschönen Landschaftsaufnahmen und lässt diese überaus prächtig wirken, doch besonders wenn die Musik besonders dramatische Momente unterstreicht (etwa wenn Ethan einem toten Indianer die Augen ausschießt), dann wirkt sie für heutige Verhältnisse schlicht zu aufdringlich. Die Folksongs zu Beginn und Ende des Films sind hingegen klasse, da sie Ethans Charakter wunderbar unterstreichen. Auch der Song "Shall we gather at the river", der einmal während einer Beerdigung und einmal während einer Hochzeit gesungen, unterstreicht den Aspekt einer Frontier-Gemeinschaft auf eine unglaublich stimmige Art und Weise.

                                                Würde man heutzutage einen Film drehen und versuchen, all diese Aspekte genauso umzusetzen - die überschwengliche Orchestermusik, die Nähe zwischen Ernst und Humor und nicht zuletzt der überaus theatralische Ansatz - dieser Film würde vermutlich einer Farce gleichen oder vom Publikum so überhaupt nicht positiv aufgenommen werden.

                                                "The Searchers" ist dennoch ein sehr guter Film. Für meinen Geschmack schwächelt er ein wenig zu Beginn und die letzten 20 Minuten sind, bis auf einen bittersüßen, wunderschön in Szene gesetzten Schluss, eher lau. Zwischendurch gewinnt der Film jedoch sehr an Dynamik, bleibt durchgehend spannend und bietet mit Ethan und Martin zwei sehr starke und kontrastreiche Hauptpersonen.

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                                                  "Die romantischen Verflechtungen treten ein wenig in den Hintergrund, als die untoten Templer die Party sprengen und ein Blutbad auf dem Dorfplatz anrichten." - Steht so geschrieben auf der Verpackungsrückseite.

                                                  Ich habe "Die Nacht der reitenden Leichen" leider nicht gesehen, kann aber von diesem Film hier sagen, dass er vor allem durch seine "gelungene" deutsche Übersetzung und zahlreiche billig gemachte Szenen einen gewissen Trash-Charme hat.

                                                  Den Film schlichtweg als Trashfilm zu bezeichnen, ginge allerdings zu weit. "Die Rückkehr der reitenden Leichen" offenbart an einigen Stellen tatsächlich so etwas wie Spannung und Atmosphäre. Gerade in der zweiten Hälfte ist der Film schlichtweg nicht mehr unterhaltsam genug, da er sich hier in einen recht austauschbaren "Night of the Living Dead"-Klon verwandelt.

                                                  Doch gibt es schlichtweg so viele Momente im Film, die ungewollt lustig sind. Das fängt bereits beim Vorspann an, wo wir Tempelritter sehen, deren Kettenhemden unzweideutig aus grauer Wolle gestrickt sind, und hört damit auf, dass die beiden Hauptfiguren im Film ein frisch zur Waise gewordenes Mädchen einreden, sie hätte den gewaltsamen Tod ihrer Eltern nur geträumt (schade, dass der Film nicht mehr zeigt, wie besagtes Mädchen letztendlich erfährt, dass ihre Eltern tatsächlich tot sind). Am meisten gefallen hat mir jedoch der Sound des Hufgetrappels der reitenden Leichen; jedes Mal, wenn dieser zu hören war, musste ich schlicht loslachen.

                                                  Gerade die erste Hälfte des Films strotzt nur so vor billigen Dramatisierungen, schlechten Dialogen, einer sehr komischen Darstellung der Zombies sowie einer ungewöhnlich eindrucksvoll in Szene gesetzten, simultanen Existenz von Tag und Nacht. Insofern sei der Film mit Abstrichen in der zweiten Hälfte (obwohl auch diese nicht ganz frei von ungewollten Lachern ist) gerade Fans des filmischen Schunds aufrichtig ans Herz gelegt.

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                                                    "Das tödliche Wespennest" ist ein freies Remake von John Carpenters "Assault on Precinct 13" und er schafft es zudem, dem Original in Sachen Spannung und Atmosphäre gleichzukommen und in seiner Action sogar noch zu übertreffen.

                                                    Wie schon bei Carpenters Film handelt es sich hier um einen Actionfilm mit Horrorelementen (es gibt sogar das ein- oder andere Zitat aus "Aliens"). Der Film bemüht sich von Anfang an, durch Musik und Bilder eine sehr unruhige Stimmung zu kreieren, was ihm auch über weite Strecken gelingt; allerdings schlägt Regisseur Florent-Emilio Siri, was die stilistische Gestaltung angeht, hier und da deutlich über die Stränge, sodass sich im späteren Verlauf einige Ermüdungserscheinungen einschleichen.

                                                    Dies ist schade, denn ich finde, dass dieser Film das Potenzial hat, ein Musterbeispiel für einen europäischen Actionfilm zu sein. "Das tödliche Wespennest" unterscheidet sich in seinen Grundzügen sehr stark von amerikanischen Actionfilmkonventionen: Anstelle eines zentralen, charismatischen Protagonisten steht hier eine Gruppe aus Wachmännern, Kleinkriminellen und Soldaten im Vordergrund, welche sich gemeinsam organisieren müssen, um die Nacht zu überleben. Desweiteren bietet der Film keine Heldenakte, coolen Sprüche oder besonders ikonisch wirkenden Charaktermomente, sondern zeigt während der Schießereien vor allem die zunehmenden nervliche Erschöpfung und Blessuren, welche die Protagonisten davontragen. Die Vehikel, Kostüme sowie das ganze Setting wirken unverbraucht und realistisch. Auf diese Weise macht der Film einen gänzlich anderen Eindruck, als ich es von vielen US-Actionfilmen gewohnt bin.

                                                    Der Spannungsaufbau und der Stil des Films sind vor allem in der ersten Hälfte hervorragend gelungen. Wie die gesamte Belagerungssituation entsteht, wird aus den Perspektiven aller am Konflikt Beteiligten gezeigt, und das ohne allzu viel Dialog. Die Charaktere im Film erhalten allesamt ein Minimum an Persönlichkeit; wichtig wird, in der zweiten Filmhälfte, eh erst ihr Agieren in der Gruppe. Als Zuschauer merkt man bereits nach 5 Minuten, dass der Film hier langsam etwas aufbaut und vorbereitet. Die erste Schießerei erfolgt dann sehr plötzlich, gleichwohl der Film auf sie hingearbeitet hat, und die Verwirrung, die in dieser bedrohlichen Sequenz vorherrscht, wird durch schnelle Schnitte und die mangelnde Sichtbarkeit des Feindes hervorragend eingefangen. Die Atmosphäre, Spannung und die Qualität der Action wird in der 2. Hälfte des Films auf ähnlich hohem Niveau gehalten, jedoch machen sich hier ein paar konzeptuelle Schwächen des Films bemerkbar.

                                                    Das erste Problem, das entsteht, ist, dass "Das tödliche Wespennest" ein gnadenloses Beispiel von Style-over-Substance ist, was an sich nicht schlecht sein muss. Allerdings setzt der Film seine Musik und einfallsreichen Bildkompositionen mitunter so penetrant und häufig ein, dass ich als Zuschauer sofort darauf aufmerksam wurde, dass diese und jene Szene nur so bedeutungsvoll erscheint, während sie in Wirklichkeit völlig leer ist. Der Film sieht schick aus, keine Frage, doch hätte er den visuellen Holzhammer ruhig etwas weniger bemühen können. [SPOILER] Insbesondere gilt dies, wenn er in fast schon surreale Momente abdriftet: Das Finale wird damit eingeleitet, dass die Erde scheinbar bebt; wenn Nasser (Sam Naceri) stirbt, erlischt im Keller eine Lampe, als gäbe es zwischen beiden Ereignissen einen Zusammenhang. [SPOILER ENDE]

                                                    Ein weiteres Problem liegt darin, dass gleichwohl der Film die kollektive Gruppe, die sich in der Lagerhalle verschanzt, als Ganzes charakterisieren möchte, ich mit dieser nur bedingt warm wurde. Hier rächt sich wohl, dass der Film in der ersten Hälfte vor allem durch die Taten der einzelnen und ohne viel Dialog vonstatten ging. Alles wirkt sehr unterkühlt und für kaum eine der Figuren mag so richtig Sympathie aufkommen. Was nicht heißen soll, dass Siri keine Aufmerksamkeit auf seine Charaktere verwendet: Es gibt ständig Momente, in denen sich einzelne Gruppenmitglieder als hilfreich erweisen, es gibt verbale Auseinandersetzungen (gleichwohl einige sehr gezwungen und unangebracht wirken) und Momente der Verbrüderung und gegenseitigen Wertschätzung. Zudem reagiert jeder einzelne der etwa 10 Personen auf eine individuelle Art und Weise auf die Belagerungssituation. Nur geschehen diese Momente mitunter so schnell und wie im Vorbeigehen, dass sie einem beim ersten Mal kaum auffallen. Sie sind nicht wirklich pointiert genug, um den Zuschauer das nötige Maß an Sympathie zu vermitteln. Carpenters "Assault", der sich auf eine kleinere Gruppe beschränkte und ein höheres Maß an Dialogen aufwies, gelang dies deutlich besser und pointierter.

                                                    Es ist wirklich schade, dass somit ein nur guter, wenn auch in seinem Ansatz hervorstechender und eigenwillig in Szene gesetzter Actionfilm dabei herauskam. Wäre "Das tödliche Wespennest" in seinem Stil etwas weniger penetrant und würde einige Charaktermomente und -beziehungen im Film ein bisschen mehr herausarbeiten, wäre dies womöglich ein Meisterwerk seines Genres geworden. Für mich bleibt dies nach wie vor der bisher beste europäische Actionfilm und einer der besseren Vertreter des Genres, die nach 2000 rausgekommen sind, nur sollte man nicht mit allzu großen Erwartungen an ihn herangehen.

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