Deekin - Kommentare

Alle Kommentare von Deekin

  • 6 .5

    "Beetlejuice" beginnt mit einer der wohl eingängsten und mitreißendsten Titelmelodien, die Danny Elfman je komponiert hat. Ein langsam immer schneller, lauter und verrückter werdendes Stück spiegelt sogar den Film selbst wunderbar wider. Sobald die Credits vorbei waren, war ich wirklich auf den Film gehyped. Die Einführung von Adam (Alec Baldwin) und Barbara (Geena Davis) geriet kurz und äußerst knapp, aber in den wenigen Minuten schaffte es Burton immerhin, den Punkt rüberzubringen, dass dies ein aufeinander eingespieltes und sympathisches Pärchen ist, dem man für den Rest der Laufzeit gerne bei der Lösung ihres Dilemmas zusehen möchte.
    Charaktere sind nicht gerade eine Stärke von "Beetlejuice", ebenso wenig die Handlung, welche gerade so viel tut, um nicht langweilig zu geraten. Burton macht das Geschehen hier eher dadurch interessant, in dem er vier Typen von Figuren einführt, die auf jeweils verschiedenen Ebenen in der Welt angesiedelt sind: Das liebenswerte Pärchen, mit ihrer warmen und ehrlichen Art zu handeln; die neu eingezogene Familie, die auf künstliche Weise vorgibt, glücklich zu sein; die Welt des Jenseits, die im Grunde ein bürokratischer Verwaltungsapparat ist; und schließlich Beetlejuice (Micheal Keaton), der in dem Minimodell der Stadt wohnt und ein Monster in Verkleidung eines ungehemmten Spaßvogels ist.
    Der Kniff des Films ist jener, das Burton schlicht alle diese Ebenen miteinander verbindet und den Zuschauer immer wieder mal hier und dort hin führt. Mal die Unterwelt, mal die Deitzes etc. Somit wird Abwechslung geschaffen und immer wieder durch neue Schauwerte ergänzt. Die Handlung, wie bereits gesagt, wird ganz langsam fortgeführt und tut lediglich das nötigste, um "Beetlejuice" nicht langweilig, nicht als willkürliche Aneinanderreihung von skurillen Effekten und Gags wirken zu lassen. Und im Gegensatz zu einigen späteren Werken von Tim Burton (*hust* Charlie und die Schokoladenfabrik *hust*) gerät das Ganze hier ausgesprochen unterhaltsam. Dieser Film ist ein tolles Beispiel dafür, wie man eine Freakshow für eine Laufzeit von 90 Minuten sinnvoll strukturieren kann.
    Highlight ist hier definitiv die Titelfigur.
    Denn.Micheal.Keaton.ist.wirklich.so.klasse.als.Beetlejuice.
    Ich hätte eine solche Leistung gar nicht von ihm erwartet, spielte er in "Batman" doch relativ bodenständig und wirkte etwas steif. Beim Anschauen hatte ich wirklich immer wieder den Eindruck - in bezug auf Burtons Filme - dass es sich bei dieser Leistung um den besseren Johnny Depp handelte. Der stete Wechsel zwischen Anbiederung und Fiesheit, zwischen der freundlich-verrückten Oberfläche und dem monströsen Wesen darunter ist von Keaton einfach perfekt und mit unglaublichem Elan eingefangen. Seine Präsenz ist allerdings auch deswegen so effektiv, weil wir ihn in der ersten Hälfte der Laufzeit gar nicht zu Gesicht bekommen, sondern die Begegnung mit ihm erst sorgsam vorbereitet und immer wieder angedeutet wird, bevor sie tatsächlich in Erscheinung tritt. Erneut eine gute Art, einen Film, der fast nur aus einem kreativen Overflow besteht, sinnvoll zu strukturieren.
    Was mir als Liebhaber von alter Tricktechnik noch gefallen hat, waren die ganzen verschiedenen Formen von Tricktechnik, die hier zum Einsatz kam, insbesondere die Stop-Motion-Animationen und verrückten Puppen. Und ähnlich wie bei "Alarm im Weltall" wirken sie in keiner Weise angestaubt, sondern sehr stilvoll, weil sie in den skurrilleren Orten praktisch über die ganze Szenerie verteilt sind.
    Im Großen und Ganzen, muss ich sagen, hat mich "Beetlejuice" schön unterhalten. Es ist aber auch wiederum nicht mehr als ein wunderbar durchdachter Stilfilm, welcher die meiste Zeit eigentlich nur darauf aus ist, dem Zuschauer die nächste kreative Szene in wohldosierter Form in den Rachen zu stöpfen. Würde er zu wenig Stoff nachliefern, wäre er langweiliger geworden, würde der Film auch nur eine Minute länger gehen, hätte er mir eine Überdosis verabreicht, und so hat er es mehr oder weniger vollbracht knapp 90 Minuten meiner Zeit auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise zu füllen... und das meine ich im guten Sinne.

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    • Don't you dare!!! "Anaconda" zählt zu den Juwelen meiner Kindheit xD

      • 0 .5

        Vorsicht: Wer sich "Die Triffids" anschaut, läuft Gefahr, zum geistigen Zombie zu degenerieren. Sollte es je einen Versuch geben, Schlafstörungen mithilfe einer Gähn-Therapie zu heilen, dann eignet sich dieser Film ideal für den nötigen Rohstoff zum unwillkürlichen Mundaufreißen. Der Protagonist des Films ist ein Backstein; kein Scheiß, ein echter, wandelnder Backstein mit der paradoxen Gabe, innen hohl zu sein und von Buschmännern mit komischen Masken zu träumen. Die Protagonistin hingegen besitzt alle Ausstrahlung einer Koma-Patientin. Die Dialog-Regie ist furchtbar; der Regisseur sollte dringendst bei Uwe Boll in die Leere gehen und sich bei Gelegenheit von ihm im Boxring mal umhauen lassen. Hingegen sollte den Drehbuch-Autoren ein Trip ins Teletubby-Land verordnet werden, damit sie dort versuchen, etwas substanziellere Gespräche von den Bäumen abzupausen. und vo- *Gääääääääääääähhhhhhhhhhhnnnn*

        Um es kurz zu fassen, der Film ist 180 Minuten rohe Langeweile. Wir erleben eine Apokalypse, bei der alle Menschen vor Horden von diesen Veganermaskottchen davonlaufen oder gefressen werden. Und das geschieht deswegen, weil durch ein Sonnenereignis fast alle erblindet sind. Es gibt ein paar gesellschaftskritische Einwürfe über die Ausbeutung der Natur (warum das den Leuten allerdings erst auffällt, wenn sie mit den Veganermaskottchen experimentieren, ist mir schleierhaft), den Verfall sozialer Strukturen, Machtkämpfe innerhalb der nicht erblindeten Menschen und den Rückfall der Religion in Opferriten. Das klänge natürlich interessant, jedoch reflektiert oder fokussiert der Film all dies nicht gut genug; er bleibt schlicht an der Oberfläche. Es gibt sprunghafte Entwicklungen, oder gar überhaupt keine Entwicklungen, wo welche hätten sein sollen. Beispiel: Da ist dieser Torrence (Backstein Nr. 2), der aus irgendeinem Grund alle Macht an sich reißen möchte und es irgendwie geschafft hat, Leute vom Militär auf seine Seite zu bringen. "Angriff der blauen Viagrablüten" vermittelt uns seinen Charakter allerdings nicht im Geringsten, sodass ich keine Ahnung habe, was dieser Typ eigentlich will oder darstellen soll.

        Man, war das langweilig... *schnarch*

        • 4 .5
          über Evolver

          Ein weiteres kleines Kindheitsjuwel, obwohl ich ihn heutzutage eher als eine Jugendsünde bezeichnen würde. Doch damals, in meinen jungen Jahren, war dieser Roboter einfach furchteinflössend, insbesondere dann, wenn er diesen Bully in der Umkleidekabine mit Stahlkugeln zu Tode geschossen hat. Und wie Evolver sich nach jedem Kampf neu modifizierte und immer tödlichere Waffen bastelte, war einfach derbst cool mit anzuschauen.
          Heutzutage ist "Evolver" allerdings nur noch aufgrund meiner Kindheitserinnerungen und einem ihm nicht abzusprechenden Trash-Faktor unterhaltsam. Jener Film, den ich mir früher auf Videokassette zahllose Male ausgeliehen habe, entpuppt sich heute als ein schwach geschriebener und zumeist spannungsarmer Streifen, der zudem mit blassen Charakteren und plumpen, teilweise schon lustig-banalen Dialogen aufwartet. Aber immerhin ist Evolver selbst, diese billige Kopie von R2-D2, recht cool mit anzuschauen. Der Roboter besitzt eine gewisse Präsenz, die Action ist mitunter schön gemein in Szene gesetzt und es macht durchaus Laune, sein ständiges Modifizieren und Anpassen mitzuerleben.
          Was den Film darüber hinaus für Leute interessant macht, die auf Subtexte stehen, ist seine Auseinandersetzung mit der kulturellen Bedeutung von Videospielen. Da haben wir Problemkinder von geschiedenen Eltern, die sich aus Gesellschaft zurückziehen und sich dem Computer und virtuellen Gewaltspielen hingeben. Evolver selbst sieht im Fernsehen gerne gewalttätige Sendungen, lernt dort, effektiv Waffen und Fluchwörter zu benutzen. In einer Szene, wo der Roboter in der Spielhalle zwei Jungen tötet, ist einer dieser Jugendlichen in eine virtuelle Realität vertieft; als Evolver seine VR-Brille zerstört, begreift dieser erst einmal nicht den Unterschied zwischen Realität und Simulation. Und generell bereitet der Film die Gefahr von Kriegsspielzeug und "Computer"-Spielen für die Familie durch einen Plot auf, der sich selbst wie ein Game mit mehreren, immer schlimmer werdenden Leveln ließt. "Evolver" repräsentiert auf eine moralisch selten direkte Art und Weise die mediale Hysterie in den 90ern um besorgte Eltern, die fürchten, dass ihre Kinder der Gewalt im Fernsehen und Videospielen verfallen.
          Die konservative, familienfreundliche "Unsere kleine Farm"-Aussage hat sich bei mir als Kind jedoch nicht eingebrannt, denn im Laufe der kommenden Jahre hatte ich eher Lust nach noch mehr brutalen Kampfrobotern, Horrorfilmen und gewalttätigen Videospielen.
          Und dafür, Evolver, danke ich dir von ganzem Herzen!

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          • Ich halte ganz ehrlich nicht viel davon, die persönliche Einstellung oder gar die politischen Ansichten eines Schauspielers mit in einen Film zu bringen. Dies gilt sowohl für Arnold Schwarzenegger mit seiner repuplikanischen, harten Linie, als auch etwa für Tom Cruise mit all seinen Scientology-Kontroversen. Sollte ein Film für eine menschenverachtende Politik stehen, so sollte man das am Film selbst, nicht an dem Glaubensprinzipien seiner Macher festmachen. Wer sich die Frage stellt, ob er Filme mit fragwürdigen Menschen boykottieren soll, kann genauso gut alle Filme, die im Hintergrund dieselbe Politik zum Ausdruck bringen, boykottieren. Ich persönlich kann mit Actionfilmen, die ihre republikanischen Ansichten dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie ihren Bösewichten weder Gnade noch Rechtsverfahren zugestehen, durchaus leben, ihre politisch fragwürdige Einstellung bemerken - wenn mir denn danach ist - und sie immer noch für das genießen, was sie mir bieten.

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            • 5

              Die Tatsache, dass "Dschungelkind" auf einer wahren Begebenheit basiert, zählt bei mir leider nicht viel. Da ich weder eine Ahnung von der Buchvorlage, dem Stamm der Faju oder den tatsächlichen Begebenheiten dieser Geschichte besitze, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Film für das zu nehmen, was er ist: Ein episch bebildertes Drama um ein Kind, dass bei einem Stamm im Dschungel Südamerikas aufwächst und dort ihr Zuhause findet.
              Filme mit einer solchen Konstellation haben es wirklich nicht leicht. Entweder glorifizieren sie die Naturvölker zu sehr, betreiben Naturverherrlichung und erschaffen ein Porträt von Rosseaus "goldenem Zeitalter", oder aber die Stämme werden barbarisch, primitiv und grausam dargestellt, um von den 'guten' Weißen die Zivilisation, Frieden, Mitgefühl und Vergebung gelehrt zu bekommen. Letzteres scheint bei "Dschungelkind" recht deutlich der Fall zu sein. Das Dorf der Faju scheint zunächst ein düsterer Ort, an dem Aberglaube und unmenschliche Sitten herrschen. Doch gegen Ende ist dies ein paradiesisches Plätzchen, in dem die Familie mit dem Stamm in Harmonie und Verständigung lebt. Meinetwegen.
              Die Naturaufnahmen von "Dschungelkind" sind wahnsinnig schön, die Musik romantisiert das Geschehen in ausgiebiger Weise und man bekommt ein schön erhabenes Gefühl. Allerdings hätte die Geschichte ein bisschen mehr auf den Kontakt und die Kennenlernphase mit den Faju eingehen können. Quasi von einer Szene zur anderen ist Sabine (Stella Kunkat) mit den sehr schüchternen Stammeskindern auf Du und Du und spricht ihre Sprache zudem fließend. Die Faszination von Klaus (Thomas Kretschmann) an der Sprache der Faju hätte vielleicht auch ein bisschen mehr in den Mittelpunkt gerückt werden können, sodass wir als Zuschauer mit ihm lernen, einen Einblick in ihre Kultur zu gewinnen.
              Was mich hingegen nervte, waren die trivialen Kapiteleinblendungen, welche das Geschehen ohne wirklichen Grund immer wieder unterbrechen. So landet die Familie Kuegler beispielsweise mit dem Hubschrauber im Urwald, der Bildschirm wir schwarz und wir lesen: "Erste Begegnung". In den folgenden Szenen kommen Mitglieder des Stammes aus dem Dickicht hervor und wir sehen: Die erste Begegnung. Genauso gut hätte man diese Schrift einblenden können: "2 Minuten später". Wären dies vereinzelte Momente, welche alle halbe Stunde mal erscheinen, kein Problem. Doch diese Kapiteleinblendungen ziehen sich durch den ganzen Film.
              Ansonsten scheint der Film ein bisschen Substanz zu ermangeln. Zwar gibt es Charaktermomente, aber wenig Entwicklung und Dynamik. So schreitet "Dschungelkind" eher von einer edel fotografierten Szene zur nächsten. Am Ende wird durch einen inneren Monolog noch versucht, einen tieferen Sinn in den Film zu packen und dem Zuschauer eine Botschaft mitzugeben. Vielleicht bin ich ja zu abgestumpft, aber ich sah keinen großen Zusammenhang zwischen den 2 Stunden Film und diesen Schlussmonolog.
              Leider resonnierte der Film nicht wirklich mit mir, aber er war nett anzuschauen und hatte seine Momente.

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              • 7 .5

                Ein guter alter Monsterstreifen. Als ich noch ein Kind war, habe ich "Das Relikt" geliebt, immer wieder aus der Videothek ausgeliehen und auf und ab geguckt. Damals waren Monsterfilme einfach das größte für mich und bildeten quasi die Tür zu meiner heutigen Liebe zum Horrorfilm.
                Heute hingegen sind Monsterstreifen oft die schwächeren Vertreter des Genres. An supereklige Bestien gewöhnt man sich irgendwann und die Macher müssen sich schon etwas mehr einfallen lassen, als den Gammelbrocken ins Bild springen zu lassen. Was Peter Hyams aus diesem Genrevertreter herausholt ist einerseits vorbildlich: Bis zum letzten Drittel sehen wir stets nur Silhouetten, Schatten an der Wand oder eine zupackende Pranke für den Bruchteil einer Sekunde im Bild. Gegen Ende dann wird die Kreatur ins Licht gerückt und dem Zuschauer werden monströse Anblicke und für einen FSK-16-Streifen angemessene Gewalteffekte geboten. Zudem gibt es eine ganze Reihe von unheimlichen Orten innerhalb und unter dem Museum, eine schöne Darstellung von Massenpanik und stellenweise sehr gemeine Situationen.
                Andererseits geht "Das Relikt" für einen Horrorfilm eher untypisch vor: Anstatt das Museum als einen schaurigen Ort zu inszenieren und sich viel Zeit für eine atmosphärische Gestaltung des Settings zu lassen, treibt Hyams hier vielmehr einen überraschend dichten Plot voran, dessen drei Stränge sich geschickt ineinander winden. Da haben wir einerseits den Lieutenant Vincent D'Agosta (Tom Sizemore), welcher als abergläubischer Ermittler eine brutale Mordserie aufklären soll, die ihn zum Museum führt. Dann haben wir Evolutionsbiologin Margo Green (Penelope Ann Miller), die einerseits für die Finanzierung ihrer Abteilung kämpft und andererseits einen mysteriösen Pilz erforscht. Schließlich haben wir die Museumsleitung, welche mühsam versucht, ihre Praxis einer ökonomisch abhängigen Wissenschaft im Museum über Wasser zu halten und neue Spender anzulocken. Der Plot wirkt zwar stellenweise ein wenig konstruiert, spielt jedoch exzellent zusammen. Die Protagonisten D'Agosta und Green haben am Gesprächsthema Aberglaube vs. Wissenschaft Gelegenheit, ihre Charakterisierungen voranzutreiben und stoßen gleichzeitig mit der Agenda der Museumsdirektoren aneinander. Die Vorbereitung einer großen Gala, die Aufklärung eines Mordes und die Entschlüsselung des Mysteriums über eine gefährliche Droge werden in einem enorm hohen Tempo vorangetrieben. Als Genrefan kann man sich natürlich denken, wohin das alles führt, doch die Entfaltung der Handlung ist so dynamisch in Szene gesetzt, dass es trotzdem aufregend und spannend bleibt.
                Dies Alles macht "Das Relikt" mehr zu einem Thriller als einem echten Horrorfilm. Anstatt Schockeffekte bietet der Film eher ein ordentliches Maß an Monster-Action (womit ich nicht sagen möchte, dass dieser Film frei von Creepiness ist, die in kleinen Dosen ebenfalls regelmäßig verabreicht wird).
                Allerdings ist der Film nicht frei von Problemen. Zunächst - ich mag das nicht so richtig einschätzen können - empfinde ist das Voice-Acting von Penelope Ann Miller nicht überzeugend; wenn sie im Fachjargon redet, kaufe ich ihr ihre Expertise einfach nicht ab. Die deutsche Vertonung mag diesen Makel tatsächlich auszubügeln. Dann liegt ein weiteres Problem des Films darin, dass die Figur von Gregg (Chi Moui Lo) ein selten platt gezeichnetes, opportunistisches Arschloch in Reinkultur ist, was alle Szenen mit ihm negativ beeinträchtigt, und dass die Museumsleitung ebenfalls einseitig und ignorant gegenüber den Polizisten reagiert und sich das finale Massaker praktisch selbst einbrockt. Schließlich und am allermeisten störend sind so einige Logiklücken und -löcher: SPOILER So ist das Monster überraschend mobil und taucht trotz versiegelter Stahltüren überall im Museum auf. Und D'Agosta schafft es im Finale nicht, eine Tür zu öffnen, die er eben noch verschlossen hat? WTF! Etwas mehr Klarheit bitte! SPOILER ENDE.
                Alles in allem ist "Das Relikt" für mich ein kleines Highlight unter den Monsterfilmen, da dieser sehr dynamisch und temporeich in Szene gesetzt ist. Der Horror leidet zwar durchgehend unter dem sehr hohen Tempo, doch dafür bietet der Film über weite Strecken effektives Spannungskino. Und da es sich hier um eine kleine Perle meiner Kindheit handelt, bekommt er zudem noch einen kleinen Sympathiebonus.

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                • 6 .5

                  "Stirb Langsam ohne Witz und Willis"
                  Genau so beurteilte die TV Movie den Streifen "Sudden Death" jedes Mal, wenn er im Fernsehen lief. Und da diese Fernsehzeitschrift erstens eine papstgleiche Autorität über mein jugendliches Dasein hatte und zweitens diesem Actionfilm nur einen blassen Stern (für "mittelmäßig") verlieh, kam ich selbst als Genrefan nie dazu, mir diesen tatsächlichen Abklatsch von "Stirb Langsam" einmal anzuschauen.
                  Heute, mit einem Fünkchen an filmischer Mündigkeit ausgestattet, kann ich zumindest sagen, dass dieses Urteil nur teilweise stimmt. In Anbetracht der Behauptung von mangelndem Witz braucht man sich nur diese Szene anzuschauen, umzu erkennen, dass es hier einiges zu lachen gibt:
                  https://www.youtube.com/watch?v=iXsCAfmhZh4
                  Wer zudem ein gutes Auge hat, wird bemerken, dass es hier so einige Fehler im Editing gibt, die mitunter unfreiwillig komisch daher kommen. Oder habt ihr schon einmal gesehen, wie ein Mitglied eines Sonderkommandos, der in einem Hubschrauber über dem Stadion kreist, aufgrund einer Explosion herunterfällt und etwa 100 Meter weiter entfernt auf einem Parkplatz aufschlägt? Oder wie ein Helikopter im Finale des Films auf eine so seltsame Art und Weise abstürzt, dass es mich irgendwie an das Poster von der "Der weiße Hai" erinnert?
                  Aber ja, "Sudden Death" ist praktisch ein Film, der im Fahrwasser des Klassikers von 1988 schwimmt. Leider erreicht der Film auch nie wirklich den Charme, die Gewitztheit, die Feinheiten und die Nachvollziehbarkeit des Originals. Wo Alan Rickman ein cleverer, bedrohlicher Fiesling war, spielt Powers Boothe einen nahezu cartoonhaft überzogenen Bösewicht, der aber zugegeben enorm viel Spaß bei der Sache hat. Wo eins, zwei Tote im Nakatomi-Plaza ausreichten, um die Terroristen ernst zu nehmen, gehen die Autoren hier auf Nummer sicher und liefern schiere Leichenberge. Zudem war ich mir gar nicht bewusst, dass Feuerwehrmänner, wie Van Damme hier einen spielt, sich als wahre MacGyver-Typen entpuppen und Bomben entschärfen sowie Sprengstoffe und Waffen basteln können. Die Expertise im Tüfteln, Kämpfen und Ballern scheint wohl Bestandteil eines jeden Feuerwehrmann-Trainings zu sein. Desweiteren gibt es immer wieder abrupte Szenenübergänge und eine Beziehung zwischen einem Vater und seinen zwei Kindern, welche als emotionales Gerüst den Film nur einigermaßen trägt.
                  Nachdem nun soviel über die Mängel des Films gesagt worden ist, muss ich letztendlich dennoch zugeben, dass "Sudden Death" ein enorm unterhaltsamer Film ist. Die klassische Geschichte vom kleinen Mann, der ein uramerikanisches Sportereignis vor korrupten und verräterischen Geheimdienstlern verteidigt, erzeugt ein schön heroisches Feeling. Die Idee, dass die Zuschauer des Eishockey-Spiels von dem Massaker in den verborgenen Winkeln des Stadions nichts merken, ist ein spannender Kniff. Da das Überleben der ganzen Menge an die Dauer des Spiels gebunden ist, entsteht zudem ein wunderbares Gefühl von Zeitdruck. Und gerade dieses Gefühl vom Wettlauf gegen die Zeit, ohne es allzu offensichtlich zu betonen, inszeniert Regisseur Peter Hyams enorm effektiv. Die Kameraarbeit in diesem Film ist einwandfrei und der Schnitt in Zusammenhang mit der ordentlichen Musikuntermalung lässt die Spannungskurve und das Adrenalin gehörig ansteigen. Die Kloppereien (auch abseits des Kampfes mit dem Pinguin) sind schön variiert und machen Laune; die Effekte werden zudem konstant gesteigert und münden in einem großartigen Finale.
                  Alles in allem ist dies ein ordentliches Actionspektakel. Er mag eine ganze Reihe von Fehlern haben und nicht gerade den überzeugendsten Plot besitzen, doch die Inszenierung ist, bis auf einige Schwächen hier und da, sehr dramatisch. Nachdem etwas durchwachsenen "Timecop" definitiv eine Steigerung von Hyams.

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                  • 5 .5
                    über Timecop

                    Polizisten, die durch die Zeit reisen und Verbrechen in der Vergangenheit bekämpfen. Wow, die Prämisse von "Timecop" klingt ja wohl ziemlich cool und wurde in fescher 90er-Jahre-Manier umgesetzt. Das bedeutet genau genommen, dass es sich heute um ein waschechtes B-Movie handelt, einschließlich dümmlicher Brillen, Frisuren und Mützen.
                    Wie bei jedem Zeitreisefilm verknotete sich erst einmal mein Hirn im Versuch, zu verstehen, wie das Zeitparadox hier eingearbeitet wurde. In diesem Universum versuchen High-Tech-Kriminelle, in die Zeit zurückzureisen und sich für die Gegenwart Vorteile zu ergattern (etwa durch das Manipulieren von Börsenkursen) und ihre Aktionen senden Wellen in der Zeit aus, welche die Zukunft verändern. Inwiefern ist dann das Auftreten der Zeitpolizisten, welche sich mit den Lausbuben inmitten der Öffentlichkeit Schießereien liefern, völlig harmlos für den Zeitverlauf und macht diese sogar rückgängig?
                    Das alles ist ziemlich schade. Ich wünschte echt, es gäbe mal einen Zeitreisefilm, der das Paradox aufgreift, kreativ mit ihm umgeht und dennoch einen unterhaltsamen Film daraus spinnt (quasi eine Casual-Version von "Primer").
                    Ansonsten ist dieser Film ganz unterhaltsames 90er Actionkino. Es gibt ein paar coole Handkanten, die von Jean Claude van Damme ausgeteilt werden, und ein atmosphärisches Finale, bei dem ich mit den beiden Maxs (Van Damme) doch gut mitfiebern konnte. Die Sprüche liegen locker, die Effekte sind überwiegend handgemachter Art und alles in allem war es ganz amüsant, eine eigene kleine Zeitreise zurück in die 90er zu machen und zu erfahren, wie sympathisch-albern das alles heute wirkt. Andererseits finde ich es etwas schade, dass der von mir geschätzte Peter Hyams als erfahrener Science-Fiction-Regisseur hier nur noch einen soliden Actionfilm dreht.

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                    • 3 .5

                      Ich war mir zu 95% sicher, als ich gestern in eine sogenannte Thrill-Sneak gegangen bin, welche überwiegend Horrorfilme zeigt, dass "Devil's Due" jener Film ist, der mir vor die Nase gesetzt wird. Der Grund: Sowohl in den vergangenen als auch in den kommenden Monaten ist kaum ein Horrorfilm im Kino auszumachen. Die Kinolandschaft ist praktisch karg gefegt von Filmen meines Lieblingsgenres. Und jep, ich lag richtig.
                      "Devil's Due" ist selbst für einen Found-Footage-Horrorfilm nicht sehr gelungen. Mal ganz abgesehen davon, dass selbst Micheal J. Fox als Kameramann für ein ruhigeres Bild gesorgt hätte, verfehlt dieser Film sämtliche Stärken, die im dokumentarischen Ansatz angelegt sind. Allein die Idee der permanent von außen erzwungene Jump-Cuts und dem willkürlichen Darstellen des Geschehens durch verschiedene Kameras macht jegliche Illusion von Authentizität zunichte. Alle Stärken, die sich aus dem Naherlebnis einer diegetisch in der Welt verankerten Kamera und ihrem Träger ergeben, werden hier unüberlegt zerstört, während die Nachteile dieser Untergattung beibehalten werden.
                      Hinzu kommt, dass der Plot sein Potenzial kaum ausschöpft und trotz Found-Footage-Limitierungen seine beiden Hauptfiguren zu mangelhaft charakterisiert. Besonders die Tatsache, dass Zach (Zach Gilford) und Sam (Allison Miller) sich fast überhaupt nicht mit der Neuigkeit ihrer Schwangerschaft auseinandersetzen, stößt bei mir sehr übel auf (insgeheim hege ich die Vermutung, der Film ist zu reaktionär, um die Möglichkeit einer Abtreibung auch nur zu erwähnen). Auch die Entwicklung von Samantha und Zachs Reaktion auf sie ist leider nicht ausreichend fokussiert und reflektiert.
                      Der Horror geht im Großen und Ganzen gerade so in Ordnung. Ich freue mich, dass "Devil's Due" - im Gegensatz zu anderen modernen Horrorfilmen - nicht unter einer zwangsgestörten Jumpscare-Sucht leidet, sondern diese dosiert und mitunter ordentlich vorbereitet. Auch einige Momente von Body-Horror sind recht wirksam (etwa die Fruchtwasserentnahme) und auch das Finale des Films entwickelt alles in allem eine diabolische Spannung und effektive Bilder.
                      Dennoch ist dies ein Film, der im unteren Mittelmaß angesiedelt ist. Ich kann ihn höchstens jenen empfehlen, welche die Prämisse unglaublich spannend finden, denen jedoch "Rosemarie's Baby" zu verkopft war. An besseren Found-Footage-Horrorfilmen mangelt es beileibe nicht.
                      [Wer ein ausführlicheres Review inklusive einer Auseinandersetzung meinerseits mit Found-Footage-Filmen lesen möchte, den Verweise ich auf meinen spartanisch eingerichteten Blog: http://abseitshoehle.blogspot.de/2014/04/mal-wieder-im-kino-devils-due.html]

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                      • 8

                        "Twin Peaks: Fire walk with me" ist für mich ein enorm fesselnder Stimmungsfilm. Womöglich geht es schon zu weit, hier überhaupt von einer Handlung zu sprechen; vielmehr versucht Lynch, eine Art Innenaufnahme einer gequälten Persönlichkeit erfahrbar zu machen. Charaktere - also Laura (Sheryl Lee), Donna (Moira Kelly), Leland (Ray Wise) etc. - sind nicht einmal Charaktere im typischen Sinne. Ihnen wird lediglich ein Platz zugewiesen - Vater, beste Freundin etc. - sodass der Zuschauer mit einem gewissen Mindestmaß an Orientierung durch die Szenen kommt, die von Angst, Lust und Selbstverlorenheit geprägt sind.
                        Als eine Vorgeschichte zu der Serie "Twin Peaks" taugt dieser Film wahrlich nicht. Lynch inszeniert hier nicht gerade ein Drama oder ein Charakterportrait im klassischen Sinne. Stattdessen sind es ausschweifende, enorm subjektive Grenzerfahrungen. Auf irgendeinen Marker, der uns als Zuschauer anzeigt, was real ist und was nicht, wird hier verzichtet. Realität, Traum, Wahnsinn sowie gelegentlich wechselnde Perspektiven verschwimmen zu einer einzigen, durchgehenden Erfahrung. Gerade auch durch die anfängliche Episode mit den FBI-Agenten wird Lauras Bedrohung auch für den Zuschauer greifbar und es ist ihm unmöglich, das ganze als ein Hirngespinst, Drogentraum oder Anfall von Wahnsinn abzustreifen. Im Kontext der Serie entspricht dies definitiv dem Mystery-Anteil und Kenner werden die einzelnen Bilder sofort zuordnen können. Betrachtet man "Fire walk with me" allerdings unabhängig, so erscheinen Bob, die Black Lodge sowie ihre kryptischen Gestalten als Phantasmagorien eines Teenagers auf dem Selbstzerstörungstrip. Nur scheint gerade durch die Episode von Dale Cooper (Kyle MacLachlan) ein übersinnliches und für den Zuschauer innerhalb der Welt tatsächlich bestehendes Phänomen vorzuliegen. Die Dämonen und Monster sind für ihn real, ebenso wie sie es für Laura sind. Der Vater hat für uns zwei Gesichter, ebenso wie für sie. Der Zuschauer kann sich nicht bequem zurücklehnen, weil das Böse nur im Kopf der Protagonistin umherwandert, sondern tatsächlich durch das sichere Zuhause schleicht, durch die Wälder wandert und ihr beständig auflauert.
                        Auf diese Art und Weise macht Lynch in etwa das, was er 6 Jahre später mit "Lost Highway" weiterführt, er reißt dem Zuschauer den Boden unter den Füßen weg und entzieht ihm die Kontrolle, das Geschehen final deuten zu können. Haben wir es nun mit einem übersinnlichen Phänomen zu tun, oder sind es ausschließlich Binnenbeschreibungen einer Persönlichkeit, die wir durch eine mangelnde Außenperspektive nur schwerlich als diese erkennen können? Und genau hier tritt die Wirkung und meiner Meinung nach die Absicht des Films ein: Man verliert die Bodenhaftung und wird vom einem Sog mitgerissen, ohne eine Chance zu haben, die einzelnen Szenen wie ein Puzzle zusammenfügen zu können. Es geht nicht um die Biographie von Laura Palmer, sondern um ihre Erfahrung, die von Drogen, Angst, Paranoia und der FLucht in sexuelle Eskapaden geprägt ist. Das Medium Film kann letztendlich nur so viel erreichen, dem Zuschauer eine solche Erfahrung nahe zu bringen und David Lynch bemüht sich in diesem Werk, das möglichste aus dem Medium herauszuholen.
                        PS: Ich wollte noch hinzufügen, dass die gesamte, etwa 20 minütige Sequenz im Club sowie generell die Soundgestaltung des Films schlicht fantastisch sind.

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                          [Achtung: enthält Spoiler]
                          Leider hat mich die 2.Staffel von "Twin Peaks" bitter enttäuscht.
                          Bevor ich mit meiner Kritik jedoch fortfahre, würde ich gerne zwei Anmerkungen machen, die vielleicht ein näheres Verständnis davon geben, warum mich diese Staffel so kalt gelassen hat.
                          1. Ich bin kein gewohnheitsmäßiger Seriengucker: Serien verschlingen für gewöhnlich enorm viel Zeit und besitzen zahlreiche mehr oder weniger überzeugende Subplots und Nebencharaktere, für welche insbesondere in Folgestaffeln immer wieder Konflikte gefunden werden müssen, um sie relevant zu halten. Und wenn ich zudem erst einmal angefangen habe, eine Serie zu schauen, dann verbeiße ich mich fest in ihre Geschichte und schaue sie in Rekordzeit durch. Im Falle von "Twin Peaks" hat dies ganze 3 Tagen gedauert. Generell bevorzuge ich allerdings Filme: Diese müssen schließlich in der Lage sein, ihre Geschichten zu konzentrieren und auf den Punkt zu bringen.
                          2. Was ich an der ersten Staffel von "Twin Peaks" (momentane Bewertung: 9,0) so großartig fand, war gerade ihre geschickte, wohldosierte und überaus atmosphärische Kombination aus Hauptplot, Nebenhandlungen, Charakteren und Genres. Ja, es gab Mystery- und Gruselelemente auf der einen Seite und Drama- und Comedy-Einschübe auf der anderen; diese Aspekte bereicherten das Seherlebnis, wucherten jedoch nie aus. Es gab ein ganzes Ensemble von Charakteren, welche uns in die verschiedenen, geheimnisvollen Winkel von Twin Peaks führten und diese Kleinstadt lebendig und interessant erscheinen ließen, allerdings entwickelten sich diese entlang einer zentralen Kriminalhandlung, die dem Zuschauer stets ein Ziel der Serie vermittelte (dem Mörder auf die Spur kommen). Und die erste Staffel hat dieses Ziel nie aus den Augen gelassen: Die Haupthandlung schreitete langsam, aber kontinuierlich voran, und die Nebenhandlungen entwickelten sich entlang dieser stetig mit und kamen mit seinem zentralen roten Faden immer wieder in Verbindung.

                          Und von all dem, was ich in der ersten Staffel so gut fand, ist in der zweiten nun fast überhaupt nichts mehr übrig geblieben.
                          Was mir zunächst fehlte, war die sich stets im Hintergrund befindende, düstere Grundstimmung. Laura Palmer war der Dreh- und Angelpunkt der ersten Staffel und die Bedeutung ihrer Figur und ihres Todes war im Pilotfilm sowie den ersten 7 Episoden stets präsent. Ihr Bild repräsentiert praktisch die Stadt Twin Peaks selbst: Eine bezaubernde Oberfläche mit einem korrupten Kern. Es wurde sehr eindrucksvoll vermittelt, wie sie als Person die Menschen innerlich verdreht und korrumpiert hat, und wie selbst über ihren Tod hinaus viele Bewohner versuchen, an ihrer Person in Form einer Obsession festzuhalten. Selten ist es einem Film oder einer Serie gelungen, einen einflussreichen Charakter zu zeichnen, der fast nie zu sehen ist. Und die Aura dieser Person durchwandert, metaphorisch gesprochen, wie ein Geist die einzelnen Episoden. In der 2.Staffel hingegen spielt Laura fast überhaupt keine Rolle mehr. Alles, was das Mysterium um ihren Mord herum betrifft, wird entweder nicht ausgeschöpft oder relativ schnell fallen gelassen. An einer Stelle wird ein geheimes Tagebuch von Laura Palmer gefunden, welches als eine Art Leitfaden durch die Handlung hätte dienen können, doch kurz nach seiner Entdeckung spielt es auch schon keine Rolle mehr. Und nachdem im ersten Drittel der Mörder enthüllt und der Kriminalfall abgeschlossen wird, ist ihre Figur im weiteren Verlauf ohne jede Bedeutung mehr. Daher ist es schon ironisch, dass der Abspann von fast jeder Episode noch immer ein Bild von ihr zeigt, wo sie doch überhaupt nichts mehr mit der Serie zu tun hat. Und damit ist das Potential auf eine der atmosphärischsten Serien der Fernsehgeschichte dahin.
                          Als zweites hat mich enorm gestört, dass die Serie keinen wirklichen Fokus mehr hat. Es gibt zahlreiche Nebenhandlungen, doch eine Art zentrale Hauptgeschichte baut sich höchstens in den letzten 4 Episoden auf. Was wir stattdessen erleben, sind Subplots über Subplots, die nicht einmal über die gesamte Staffel hindurch entwickelt werden, sondern in vielleicht 3-4 Episoden aufgegriffen und dann wieder fallen gelassen werden. Lucy ist schwanger und zwei Männer streiten sich um die Vaterschaft, Ed kommt endlich mit Norma zusammen und Hank landet im Gefängnis, Audrey findet endlich einen Mann, der ihre Liebe erwidert, und Ben durchläuft eine unerwartete Wandlung zum Gutmenschen etc. Diesmal nur gibt es keine Krimihandlung, welche als roter Faden all diese Nebengeschichten miteinander hätte verknüpfen können - ja, die Suche nach Windom Earle und der Black/White Lodge scheint selbst nur eine Art Nebengeschichte zu sein. Und da keine einzige dieser Handlungen zentral genug ist oder sich zumindest durchgehend über die gesamte Laufzeit entwickelt, kam bei mir zudem nicht einmal das Gefühl auf, dass hier irgendetwas wesentlich voranschreitet. Wenn ich also nicht wirklich erkennen kann, dass alles, was ich hier sehe, auf irgendetwas hinausläuft, irgendwie zusammenhängt, oder einem übergeordneten Konzept dient; warum sollte ich mir das dann anschauen? Nur weil die einzelnen Figuren in dieser Serie originell, komplex und interessant sind, heißt das nicht, dass ich bloß sehen möchte, wie diese über 22 Folgen irgendetwas willkürliches ohne Anfang und Ende machen. Auf einen mindestens ebenso interessanten Hauptplot möchte ich beileibe nicht verzichten wollen.
                          Desweiteren schwankt die Qualität dessen, was ich hier vorgesetzt bekomme, doch arg. Dass "Twin Peaks" gelegentlich ins Genre der Seifenoper übergeht, sollte nicht gleich als Geniestreich bezeichnet werden: Seifenopern gehören nicht gerade zu den überzeugendsten Formen der Serienunterhaltung. Und wenn sich hier die Dialoge und Charakterentwicklungen teilweise auf demselben Niveau bewegen, sehe ich keinen Grund, dass sonderlich wertzuschätzen. Die gesamte Passage, in der James auf Evelyn trifft und auf diese Femme Fatale hereinfällt, ist ersteinmal so völlig beliebig in die Serie integriert wie fast alles andere auch und zudem schlicht ein extrem seichter und unüberzeugender Nebenplot. Wenn Nadine mit ihrer Adrenalinüberfunktion (meines Erachtens noch der Charakter, der am meisten Creepiness versprüht) sich wie eine Schülerin verhält und Schüler anbaggert, dann ist das witzig und zum Fremdschämen zugleich, aber ich fragte mich halt immer wieder, ob das ganze irgendeinen Sinn hat. Vor allem aber der kleine Plot um die infrage stehente Vaterschaft von Lucys ungeborenem Kind hat bei mir dazu geführt, diese Frau (Lucy) richtig zu hassen. Wie selbstverständlich sie über die beiden nicht gerade klügsten potentiellen Väter hinwegentscheidet und wie diese sie umgarnen und umwerben, trotz der Tatsache, dass sie von ihr wie Dreck behandelt werden, machte mich jedesmal richtig sauer. Wenn das ganze eine Farce darüber sein soll, wie zwei Männer alles für ihre Möglichkeit auf Vaterschaft in Kauf nehmen und tun würden, dann ist das brilliant; sollte das jedoch als ein vergnügtes kleines Lustspiel gemeint sein, dann hege ich eher Verachtung darüber, wie scheiße Andy, ein eigentlich sehr sympathischer Charakter, hier behandelt wird.
                          Neben vielen anderen Problemen hat die zweite Staffel aber wenigstens auch einige Stärken. Zunächst wären da einige Schauspieler, deren Leistungen definitiv erinnerungswürdig bleiben. Laurie Piper, Kyle Machlachlan und Micheal Ontkean sind in ihren Rollen großartig. Miguel Ferrer, Don S. Davis und sogar David Lynch selbst spielen hier die besten Rollen ihres Lebens. Zudem bot die zweite Staffel an einigen Stellen tatsächlich Horrormomente, an denen es mir kalt den Rücken herunterlief und gerade die von David Lynch selbst inszenierten Episoden merkt man ihr filmisches Geschick an. Und zu guter letzt konnte ich zwischendurch aufgrund einiger sehr skurriler Einfälle immer wieder mal lachen und freute mich ab und zu mal über den einen oder anderen Charaktermoment.
                          Allerdings ändert das nicht viel an meiner Meinung, dass die 2.Staffel von "Twin Peaks" für mich so ziemlich eine Zeitverschwendung darstellt. Während die erste Staffel für mich neben der ersten Staffel von "Dexter", der zweiten Staffel von "The Wire" und generell "Breaking Bad" mit zum Besten gehört, was ich an Serien je gesehen habe, handelt es sich bei der 2.Staffel um eine der schlechtesten Serien, die ich je gesehen habe.

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                          • 8 .5

                            Die Musik von "Twin Peaks", gleichwohl überaus stimmungsvoll, könnte etwas variabler sein. Zuweilen wirkt der Score besonders während der vielen emotional aufgeladenen Szenen etwas unnuanciert. Außerdem scheine ich mir selbst keinen Gefallen damit getan zu haben, gleich den Pilotfilm und alle 7 Episoden der ersten Staffel am Stück zu sehen. So gerieten die letzten 2 Folgen etwas anstrengend.
                            Und... hm... das wäre eigentlich schon alles, was ich an meinem Seherlebnis zu bekritteln hätte (meinen zweiten Punkt kann ich ja nicht einmal der Serie selbst ankreiden). Die erste Staffel von "Twin Peaks" ist schlicht fantastisch. Da David Lynch an dieser Serie kreativ mitarbeitete, habe ich zunächst befürchtet, Paradoxien, abrupte Stimmungswechsel oder surreale Eskapaden zu erleben; doch zu meiner Überraschung ist diese Serie ausgesprochen bodenständig und hebt von einer glaubhaft gezeichneten Welt nur durch vereinzelt eingestreute, vage Andeutungen einer Idee des Übersinnlichen ab.
                            Nahezu alle Elemente fügen sich zu einem außerordentlich runden Filmerlebnis: Der Plot rund um die Suche nach dem Killer schreitet in einer langsamen, aber konstanten Geschwindigkeit voran. Neue Elemente, welche das Beziehungsgeflecht zwischen den Charakteren ausbauen, werden dem Zuschauer schonend und behutsam mitgeteilt und dienen gleichzeitig dazu, neue Fragen und Spannungsmomente zu erzeugen, sowie die geheimen Schichten der Kleinstadt Twin Peaks zu vertiefen.
                            Die Charaktere sind allesamt einfach und klar gezeichnet: Eher selten erfährt man Ausführliches über die Hintergrundgeschichten der einzelnen Figuren, aber das spielt kaum eine Rolle, da wir sie beständig in ihrem Alltag und ihren Beziehungen mit anderen erleben. Für mich stellt das genau genommen sogar eine Stärke dar, da auf diese Weise die wesentlichen Charakterisierungen vor allem entlang des Plots entwickelt werden. Zudem ist die Schauspielregie hier sehr versiert: Die meisten Figuren haben ihre Ticks und Eigenheiten, welche sie trotz der überwiegend künstlichen Optik sehr menschlich erscheinen lassen.
                            Der Ton einzelner Szenen wechselt mitunter sehr zwischen Thriller, Drama, Komödie und Mystery, doch wird im Hintergrund stets eine düstere Grundstimmung beibehalten. So ist "Twin Peaks" beim ersten Mal anschauen so ziemlich unberechenbar: Auf der einen Seite gibt es kryptische Träume und Wahnvorstellungen, auf der anderen Humoranteile mit einigen besonders gelungenen Stellen, bei denen ich lachen musste, gleichwohl jene Szene im Grunde ziemlich traurig ist (Stichwort: Leland Palmer (Ray Wise) und sein Drang, bei einem bestimmten Song tanzen zu müssen).
                            Vor allem aber habe ich selten eine derartige Atmosphäre bei einer Serie gespürt (das letzte Mal vielleicht bei der ersten Staffel von "Dexter"); und diese Atmosphäre macht "Twin Peaks" für mich liebenswert und zu einer Sendung, die ich mir definitiv irgendwann noch einmal anschauen werde. Ich bin nun sehr gespannt, was die überaus umfangreiche zweite Staffel für mich bereithalten wird.

                            • 7

                              In gewisser Hinsicht ist dieser Film mein "Zurück in die Zukunft"; und zwar in dem Sinne, dass ich mit diesem 80er-Jahre Streifen aufgewachsen bin. Während andere Kinder mit Marty McFly und anderen mitfieberten, habe ich mich damals auf und ab an diesen gefrässigen Pelzkugeln satt gesehen (no pun intended).
                              Und auch wenn zwischen "Zurück in die Zukunft" und "Critters" thematisch und qualitativ Welten liegen, so gibt es inhaltlich dennoch eine Parallele: Auch bei dieser B-Horror-Komödie handelt es sich um einen nostalgischen 80er-Film, der sozusagen seine eigene Zeitreise durchführt und sich stark an die Invasions- und Monsterstreifen der 50er Jahre anlehnt. Die Szene, in welcher die Bewohner von Grover's Bend aus der Bowling-Bahn flüchten, erinnert beispielsweise stark an die berühmte Szene aus "Der Blob", wo die Menschen panisch vor einer gefrässigen Glibbermasse aus dem Kino rennen. Auch entspricht eine spezielle Landschaftsaufnahme nahe der Farm nicht zufällig jener aus "Invasion vom Mars" von 1953. Jay Brown (Billy Green Bush) entspricht sehr schön dem reaktionären Typ von Familienvater, der sich weigert, mit der Zeit zu gehen, während die Kinder April (Nadine van der Velde) und Brad (Scott Grimes) einem zeitgenössischen, eher rebellischerem Charakter entsprechen. Und nicht zuletzt wirkt die gesamte Stadt Grover's Bend und ihre Gemeinschaft wie ein idyllisches Gutmenschen-Amerika, welches dem Traum eines jeden Republikaners entsprungen sein könnte... zumindest bis die Critters und ein Gespann intergalaktischer Kopfgeldjäger auftauchen, die alles in Schutt und Asche legen. "Critters" genießt es förmlich, diese heile Welt sowohl abzubilden, wie auch mit einem Augenzwinkern zu zerstören.
                              Genretechnisch handelt es sich bei "Critters" um eine der besseren Horror-Komödien, die ich bisher gesehen habe. Wie schon bei "Return of the Living Dead" schlägt auch dieser Film eine effektive Balance zwischen Grusel, Horror und Humor. Die gefräßigen Igelmonster wirken stets bedrohlich und verlieren niemals ihren Biss (no pun intended), schaffen es in einzelnen Szenen jedoch immer wieder mal, die Bedrohung in einer humorvolle Pointe aufzulösen. Jedoch ist "Critters" - selbst in Anbetracht meiner leicht verfärbten Nostalgiebrille - nicht ganz so effektiv geschrieben wie Dan O'Bannons kleines Zombie-Juwel. Dafür läuft der Plot zu sehr in bereits geebneten Pfaden, auch wenn er seine Sache diesbezüglich recht gut macht. Auch wirkt die gesamte Sequenz mit den Kopfgeldjägern recht optional und fügt dem Horrorfilmplot wenig hinzu. Was nicht heißen soll, dass die Schneise der Verwüstung, welche die beiden anrichten, überflüssig ist: Sie geben dem Film seine besondere Note, bringen Abwechslung in die Szenerie, und machen "Critters" erst zu einem richtigen Spaß.
                              Zu loben sind auch die praktischen Effekte sowie die Arbeit mit den Puppen. Die monströsen Killerkugeln kommen eben nicht nur bedrohlich, sondern stellenweise sogar chamant und lässig rüber und besitzen damit ein Fünkchen Persönlichkeit, welches sehr gut in das Genre der Horror-Komödien passt. Auch was die Kameraarbeit und das Spiel mit Licht und Dunkel angeht, kann der Film immer wieder mit spannenden und atmosphärischen Passagen aufwarten.
                              Im Großen und Ganzen kann ich "Critters" als B-Horror-Komödie sehr empfehlen. Er ist und bleibt ein sympathisches, kleines Juwel meiner Kindheit, dass ich mir auch heute immer wieder gerne anschaue. Für 80 Minuten schaurig-spaßige Unterhaltung ist er in jedem Fall mehr als tauglich.

                              3
                              • 5 .5

                                John Carpenters Regiedebüt ist ein absolut zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite besitzt er gerade in den ersten und letzten 20 Minuten eine großartige Stimmung sowie eine interessante Darstellung vom Leben im Weltall; auf der anderen Seite wirkt dieser Film gerade im Mittelteil enorm sperrig und wird dort zu einem sehr drögen Filmerlebnis.
                                Aufgrund seiner Qualitäten weigere ich mich, "Dark Star" als Trashfilm anzusehen. Dafür kann ich die Themen und Formen der Darstellung, die sich durch diesen Film ziehen, letztendlich doch ernst nehmen. Dass hier nur ein Minimalbudget zur Verfügung stand und vieles enorm billig aussieht, stört mich dabei nicht. Wenn ein Alien, das unzweideutig wie ein bemalter Hüpfball mit Vogelfüßen aussieht, eben ein Alien darstellen soll, dann kann ich das akzeptieren, ohne mich über die Billigkeit seiner Darstellung zu wundern.
                                Kommen wir also zunächst zum Guten: "Dark Star" liefert ein sehr wirkungsvolles Stimmungsbild einer völlig desillusionierten Raumschiffcrew. Langeweile, Depression, Leere sowie die Abwesenheit von jeglichem Enthusiasmus bezüglich des Aufbruchs ins "Final Frontier" werden sehr nüchtern präsentiert und kommen in einer Reihe von eher belanglosen Szenen sehr gut rüber. Jeglicher Versuch von Pinbeck (Dan O'Bannon), die Crew aufzuheitern und zu animieren, trifft auf eine völlige Gleichgültigkeit und Apathie bei den restlichen Crewmitgliedern. Jene stören sich nicht daran, dass seit dem Tod ihres Commanders - einhergehend mit dem Verlust an Disziplin, Mannschaftsgeist und Autorität - das Raumschiff Stück für Stück auseinanderfällt. Das große Mysterium des Universums - die Frage nach intelligentem Leben etwa - weicht einer repititiven, freudlosen Jobroutine. Erst wenn das Leben der Raumfahrer bedroht ist, werden sie plötzlich panisch und setzen alles daran, den Zustand von Leere und Langeweile wiederherzustellen. Während Doolittle (Brian Narelle) aus pragmatischem Überlebensinstinkt mit der Bombe philosophiert, scheint diese ein aufrichtiges Interesse an der Tiefe der ihr gestellten Fragen zu haben und dadurch mehr Lebendigkeit zu zeigen, als es die Crew im ganzen Film vermochte. Und trotz der tricktechnischen Limitierungen gelingt es "Dark Star", zuweilen Weltraumbilder zu schaffen, welche - unterstützt von Carpenters tollem Soundtrack - einfach schön und mit einer fast schon poetischen Aura umgeben sind. Insbesondere das Ende wartet mit zwei großartigen Schlussbildern auf: SPOILER Nachdem die "Dark Star" schließlich explodiert ist und die beiden Überlebenden in den Weltraum entlassen werden, gehen diese auf eine je eigene Art und Weise mit ihrem bevorstehenden Tod um. Und beide Aufnahmen bilden die fantastischsten und stimmungsvollsten Momente im Film. SPOILER ENDE.
                                Auf der negativen Seite hingegen: Der Exot. Zwar mag das Ding anfangs zum Schmunzeln einladen, doch ist das ganze vielleicht für 10 Sekunden witzig, bevor es öde wird. Die Stimmung und Subtexte, die zuvor recht wirkungsvoll eingeführt werden, weichen nun einer 15 minütigen Sequenz, in welcher Pinbeck einen Gummiball durch das Raumschiff jagt. Leider handelt es sich dabei lediglich um holprigen, in die Länge gezogenen Humor, der kaum eine wirkliche Dynamik aufweist. Zwischendurch musste ich hier und da mal schmunzeln, aber ich hätte nicht gedacht, dass ein Film, der sowieso fast keinen Plot aufweist, noch weiter stagnieren könnte, als er es so schon tut. Und da sind wir schon beim zweiten Punkt: Ein Plot ist in diesem Film wirklich nur in seiner minimalsten Form vorhanden; primär geht es hier um die Stimmung und die Zeichnung einer entfremdeten Raumschiffcrew in einem immer mehr zerfallenden Raumschiff. Und da der Film bei dieser Zeichnung nicht zu tief und umfassend vorgeht, passiert die meiste Zeit über kaum etwas interessantes. "Dark Star" ist - selbst mit seinen 82 Minuten - schlichtweg zu lang geraten. Würde er nur 70 oder gar 60 Minuten gehen - mit Kürzungen vor allem bei den Exot-Sequenzen und dem Kampf zwischen Pinbeck und Boiler (Cal Kuniholm) - es wäre ein weitaus besserer Film geworden.
                                So gesehen schmerzt es ein bisschen, diesen Film eine so gerinige Wertung geben zu müssen. Denn an einigen Stellen ist "Dark Star" schlicht sehr kreativ und stimmungsvoll, während er sich gerade in seinem Mittelteil enorm streckt und super langatmig daherkommt. Und die letzten 5 Minuten sind schlicht unvergessen, einmalig in der Geschichte des Films und von mir sehr geliebt.

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                                • 9

                                  Hehehe, wie ich diesen Film liebe! "A Chinese Ghost Story" ist ein visuell beeindruckender und unglaublich dynamischer Film, der zu keiner Sekunde langweilig ist. Der Humor, die abgefahrenen Martial-Arts-Kämpfe, die Fantasy-Elemente, Gruselmomente und romantischen Passagen - alles geht nahtlos ineinander über und wird in einem extrem hohen Tempo präsentiert.
                                  Bei all diesem Irrwitz weiß ich nicht einmal, ob die Schwächen des Films letztendlich nicht doch von den Machern intendiert sind. Ich bin nicht sicher, ob es an der deutschen Synchronisation liegt oder ob die beiden Liebenden während ihrer dreitägigen Romanze schon nach kurzer Zeit tatsächlich so reden, als wären sie bereits 3 Monate zusammen. Auch wird die tragische Geisterlady (Joey Wang, glaube ich) für meinen Geschmack ein paar Mal zu häufig umgeboxt.
                                  Dass "A Chinese Ghost Story" seine Geschichte vor allem mit sehr vielen Albernheiten und einem durch und durch tölpelhaften Protagonisten (Leslie Cheung) erzählt, stört mich nicht im Geringsten; gerade dadurch erhält der Film seinen erzählerischen Schwung und entwickelt eine Energie, wie ich sie sonst nur von anderen Hong-Kong-Actionfilmen kenne. Kopfgeldjäger, die allzu übereifrig Menschen enthaupten, Stop-Motion-Zombies, die ausschließlich als comical relief dienen, und ein betrunkener Schwert-Meister, der pünktlich zu Mitternacht auf einem verlassenen Tempelhof eine kleine, skurrile Musiknummer zum Besten gibt - all dies verleiht dem Film seinen ganz spezifischen Charme, der eine eher oberflächliche Form der Unterhaltung mit den ganz tiefen Fragen und Gefühlen der Menschheit verbindet. Dass der Film zudem, und nicht nur wegen der Synchro, auch noch unfreiwillig komisch daherkommt, sehe ich in diesem Fall sogar als eine große Stärke an. Nicht nur ist die tricktechnisch sehr coole Monsterzunge eher lustig als bedrohlich; auch sind zahlreiche Dialoge (zumindest in der deutschen Version) unerwartet witzig und unterhaltsam ("Was ist das? Eine Sutra?! Aaaaaahhhhhhh!"). Ich kann nicht einmal wirklich bestimmen, wo der Übergang zwischen intendierter und unfreiwilliger Komik ist - auch hier zeigt "A Chinese Ghost Story" sein rares Talent, all seine Elemente flüssig ineinander übergehen zu lassen.
                                  Dass ich bei all dem Unsinn dennoch mit den Figuren mitfiebern kann, liegt zunächst daran, dass die Hauptfigur Ling Choi Sin, ein unbeliebter Schuldeneintreiber unterwegs in der chinesischen Provinz, fast schon von Minute Eins an als absoluter Pechvogel dargestellt wird. Eine meiner Lieblingsszenen zeigt ihn, wie er sich an einem hart gewordenen Brötchen beinahe die Zähne ausbeißt, sodass er anschließend besagtes Brötchen an einem Stein zerkleinern möchte, doch es stattdessen nur fertig bringt, den Stein selbst zu spalten. In wohl jedem anderen Streifen würde ich es eher penetrant finden, wenn die Hauptfigur dadurch charakterisiert wird, dass ihr nur eine ganze Reihe von Unglücksfällen zuwiderfährt, doch in diesem Fall wird das Ganze mit einem lockeren Ton und einer Komik präsentiert, sodass ich schlichtweg nicht anders kann, als das Ganze sympathisch zu finden. Auch ist die Chemie zwischen Ling und der tragischen Geisterlady schlicht umwerfend und sowieso spielen alle Schauspieler in einer herrlichen over-the-top-Manier. "A Chinese Ghost Story", nun bereits zum 4.Mal angesehen, ist und bleibt für mich ein trashig-liebenswertes, romantisch-witziges, schlicht einzigartiges Filmvergnügen.

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                                  • Ich dachte zunächste, hierbei würde es sich um einen Fake oder so handeln. Mir selbst sind nur die ersten 3 Teile bekannt, von denen ich den zweiten Film wohl noch am besten empfand. Das seltsame an der "Phantasm"-Reihe ist, dass er bereits völlig surreal anfängt, nicht wirklich Sinn ergibt und auf Basis seiner völlig irrwitzigen Prämisse die Geschichte einfach weiter strikt, ohne je etwas davon zu erklären. Ist also sehr eigenwillig, hat seinen Charme und der fünfte Film scheint dem Trailer nach dieser Tradition treu zu bleiben. Ich bin also gespannt, was daraus wird.

                                    • 5 .5

                                      Mich konnte "House" im Endeffekt nicht überzeugen. Mir ist wohl bewusst, dass Drehbuchautor Sean S. Cunningham und Regisseur Steve Miner, welche beide an den ersten 2-3 "Freitag der 13."-Filmen amitgewirkt haben, eher auf einer geringen Budget-Basis arbeiteten. Die Masken- und Puppeneffekte sind zwar nicht annähernd so beeindruckend wie etwa in Carpenters "The Thing" sehen aber dennoch liebevoll gemacht aus und haben mir zumindest an einer Stelle im Film einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aus den wenigen Mitteln, die den Machern zur Verfügung standen, haben sie viel herausgeholt.
                                      Das Problem, dass ich mit "House" jedoch habe, ist, dass er ständig hin- und herschlingert zwischen dem Versuch, gruselig zu sein, und dem Versuch, lustig zu sein. Letztendlich gelingt ihm beides nicht so recht. Bis zum Ende des Films wusste ich nicht, ob die Vietnam-Memoiren, welche der Protagonist Roger (William Katt) in dem Haus verfasst, ironisch und bewusst albern dargestellt sind, da sie ja dem Verstand eines traumatisierten Bestseller-Autors entstammen, oder ob sie ernst gemeint sind und somit völlig lächerlich daherkommen. Letzteres ist letztendlich der Fall. Auch schien der Film anzudeuten, dass die Horrorerlebnisse im Haus vielleicht nur ein Produkt von Rogers Trauma sind. Wenn der Film je vorhatte, diese Doppelbödigkeit und Ironie durchzuspielen, so macht er letztendlich nicht ansatzweise etwas daraus. Und somit verbleibt der Film bei einer mal komischen, mal unfreiwillig komischen, mal gruseligen Geisterbahnshow, die in seiner Mischung leider oft ihre Wirkung verfehlt.
                                      Und bitte, liebe Macher, keine Popsongs!!! Die Szene mit dem verrückten Frauenzombie und den fliegenden Gartenuntensilien in der Mitte des Films, die tatsächlich witzig und etwas unheimlich zugleich war, hat seine Stimmung gleich im Anschluss verpufft, als der Film entschied, einen generischen, föhlich-vergnügten Popsong einzuspielen, der die gesamte zuvor aufgebaute Atmosphäre zunichte machte.
                                      "House" hat definitiv seine Momente und einige wirklich schöne Ideen, die dies zu einer originellen Horrorgeschichte gemacht hätten; man sieht schließlicht nicht oft Geschichten über einen Vietnamveteran, der gegen die verborgenen Feinde im Dschungel kämpfte, und sich nun den verborgenen Kräften in einem Spukhaus stellen muss. Nur leider ist das Drehbuch untauglich, aus diesen Ideen letztendlich einen interessanten Plot zu zimmern und dem Zuschauer mehr zu bieten als eine mal mehr, mal weniger gelungene Gruselshow mit Humoreinlagen.

                                      • 8

                                        Auch die dritte Staffel von "The Wire" ist mal wieder ein Ausnahmestück der Serienunterhaltung. Im Mittelpunkt steht dieses Mal ein scheinbar wohl auch im realen Leben heiß diskutiertes Experiment, mit der Drogenszene umzugehen. Dieses "Hamsterdam" wird sodann von sehr vielen Charakteren und Perspektiven beleuchtet und es ist wirklich interessant, dass Für und Wieder sowie die sämtlichen politischen Mechanismen drum herum mitzuverfolgen.
                                        Wie auch in den vorherigen beiden Staffeln wird auch hier, zumindest vom OmU-Zuschauer, einiges abverlangt. Man wird ja mit Konflikt-Linien, Sub-plots und Massen an Informationen regelrecht überflutet. Beim Anschauen ist man ständig damit beschäftigt, alles einzuordnen und die stetig neuen Inputs zu verarbeiten. Wie allerdings die Methode dieser Telefon-Überwachungstechnik sowie das Sammeln von handfestem Beweismaterial hier genau funktioniert, ist mir bis jetzt nicht ganz klar.
                                        Es gibt ein paar kleine Dinge, die mich an dieser Staffel jedoch stören: Zunächst gibt es immer wieder überraschende Zeitsprünge von Szene zu Szene; manchmal scheinen ein paar Tage vergangen zu sein, ohne dass ich das wirklich mitbekam. Auch ist das erneute Erscheinen des Killers Mouzone (oder wie auch immer er geschrieben wird) im letzten Drittel der Serie etwas zu bequem und konstruiert; er taucht zufällig in einem Moment auf, in dem sowieso schon eine Reihe verschiedener Handlungsstränge und Situationen mehr oder weniger zusammenlaufen. Und auch wenn das Projekt "Hamsterdam" sehr ausführlich in den einzelnen Episoden aufgebaut und beleuchtet wird, so erscheint gerade die Behandlung des Privatlebens einiger Protagonisten etwas knapp und willkürlich: SPOILER Die Beziehung zwischen Cedric und Rhonda wird zu Beginn etwas thematisiert und eine Art Konflikt wird hier aufgebaut, doch dann schließlich bis zum Ende der Staffel fallen gelassen. Auch die Ex-Frau von McNulty versucht an einer Stelle, mehr Alimente aus ihm herauszupressen, taucht jedoch nach diesem Streitgespräch nicht mehr auf SPOILER ENDE Hier werden im Grunde Charakterkonflikte begonnen, aber nie weiter porträtiert. Man merkt das natürlich nicht wirklich, da diese Serie einen ja eh mit zahlreichen Informationen zukleistert und man schon Mühe hat, mit dem sich entwickelnden Gesamtgeschehen mitzuhalten. Am ehesten jedoch hat mich das erste Viertel dieser Staffel relativ kalt gelassen: Zwar werden hier Themen allmählich in die Wege geleitet, dennoch fühlt es sich sehr nach Routine an, die ohne große Höhepunkte fortführt, was wir bereits in der ersten Staffel gesehen haben. Erst ab der vierten Episode nimmt das Geschehen endlich an Fahrt auf. Besonders gefallen haben mir hier die Figuren von Lt. Colvin, Stringer und Dennis, die allesamt einen wunderbar in Szene gesetzten Twist zur Situation im Drogenmilieu geben.
                                        Alles im Allem muss ich dennoch sagen, dass mir die dritte Staffel nicht ganz so sehr gefallen hat wie die zweite, gleichwohl das eher subjektive Gründe hat. Ich empfand die polnischen Hafenarbeiter schlicht als eine frische Abwechslung zu den ansonsten mittlerweile relativ verbrauchten "Gangsta"-Afroamerikanern. Zudem war die Sobotka-Familie interessanter und vielschichtiger in ihren Motivationen entworfen als es Stringer und Avon in Staffel 1 und 3 waren. Nichtsdestotrotz ist "The Wire" auch in seinem dritten Anlauf großartiges Fernsehen von seiner komplexesten und intelligentesten Sorte.

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                                        • 1 .5

                                          Angesichts von "Die Legende der Wächter" frage ich mich wirklich, welche Filme in Amerika als 'Kids Movies' durchgehen. Allerdings, wenn dort bereits die 'Indiana Jones'-Filme von Kindern gesehen werden, bei denen Nazis im Off von Flugzeugpropellern zerheckselt werden oder die Gesichter der Bösen im Finale auf eklige Weise zerschmelzen, dann ist dieser Film von Zack Snyder wohl noch eher moderat. Hier haben wir es ja lediglich mit putzigen Nazi-Eulen, Sklaverei, Konzepten der Rassenreinheit und dem Unterziehen einer Quasi-Lobotomie an 'niederen' Eulen zu tun. Dass man eine solche Geschichte in Form eines Kinderfilms erzählt, erscheint mir angesichts heutiger medialer Moralpredigten ('Denk' doch bitte einer an die Kinder!!!') etwas unverständlich.
                                          Letztendlich spielt das allerdings keine große Rolle, da "Die Legende der Wächter" im Großen und Ganzen völlig belanglos ist. Zugegeben, die visuelle Kraft dieses Films ist ordentlich und ich bin durchaus beeindruckt, wie gut und vielfältig die verschiedenen Eulenarten im Film animiert sind. Hingegen ist es sehr gewöhnungsbedürftig, hier eine abgewandelte Form von "Der Herr der Ringe" oder "300" zu erleben, mit Protagonisten, die nicht einmal richtige Arme besitzen. Zwischendurch konnte ich etwas Sympathie für diese Witz-Eule, den Lautenspieler sowie diese komische Schlange aufbringen; doch das war es dann schon mit den guten Aspekten, die der Streifen zu bieten hat.
                                          Dieser Film ist völlig seelenlos, die Charaktere gehen einem am Arsch vorbei und der Plot enthält den wohl armseligsten, zynischsten und unüberzeugendsten Bruderkonflikt in der gesamten Filmgeschichte. Wie Kludd, der eine Bruder, von den Faschisten-Eulen indoktriniert wird, ist höchstens impliziert und wird nicht ansatzweise gezeigt. Soren, der andere Bruder, verfügt nicht einmal über ein Minimum an Persönlichkeit, welches mich hätte an seiner Reise irgendwie teilhaben lassen. Seine späteren Begleiter werden an einer Stelle von einem Orakel, das letztendlich ein verrückter Igel ist, als Navigator, Poet, Fährtensucher und Beherzte bezeichnet... naja und darauf beschränken sich ihre Rollen im Film, zumal sie im weiteren Verlauf nicht wirklich eine Anwendung erfahren. Wirkliche Spannung kam nicht ein einziges Mal auf, höchstens Momente, wo ich kurzzeitig die Hoffnung hegte, dieser Film könne letztendlich doch noch etwas werden. Und schließlich wechselt der Ton immer wieder hin und her zwischen kindgerecht und vergnügt einerseits und (leider zum größten Teil) todernst und deprimierend andererseits. Auch hat die Inszenierung einige Macken, da es mitunter sehr ruckartige Szenenwechsel gibt, Plotelemente, die kaum erklärt und zu hastig eingeführt werden, sowie die einen oder anderen logischen Ungereimtheiten.
                                          Abgesehen also von einer schicken Präsentation hat "Die Legende der Wächter" wirklich überhaupt nichts zu bieten. Snyder zeigt hier nicht ansatzweise ein Interesse irgendeiner Art, eine Geschichte erzählen zu wollen. Stattdessen ist es einfach nur ein hastig heruntergespultes, herzloses Werk, um das besonders Kinder einen großen Bogen machen sollten.

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                                          • 5 .5

                                            Der Grund, warum ich mir "Lone Survivor" im Kino angesehen habe, waren die überaus positiven Bewertungen, die er bei Rottentomatoes erhielt. Ich dachte, wenn ein Film, der wie ein generischer Militär-Actioner daherkommt, so gut bei Publikum und Kritikern ankommt, dann muss vielleicht etwas dahinter stecken. Und da besonders die Gefechte aufgrund ihrer Intensität so stark gelobt worden sind, freute ich mich auf ein Actionerlebnis sondergleichen.
                                            Letztendlich musste ich jedoch feststellen, dass "Lone Survivor" genau das war, nach was er sich zunächst angehört hat: Ein generischer, mittelmäßiger Militär-Action-Streifen. Dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht (und sich laut meiner kurzen Recherchen auch die meiste Zeit recht nahe an sie hält), ändert nichts daran, dass diese Ereignisse durch die Selektion, Anordnung und den Stil seiner Inszenierung in ein Loblied auf Soldaten, das Militär, den Heldentod etc. verwandelt werden. Dies hätte nach wie vor ein guter Film sein können. Doch bietet "Lone Survivor" keinen besonderen Ansatz und keine Überraschung, die den Film auf irgendeine Art und Weise auszeichnen würde. Dazu kommt, dass die Charaktere ziemlich unterentwickelt sind, sodass man im Verlauf des sehr langen Feuergefechts in der zweiten Hälfte des Films irgendwann nur noch den Eindruck gewinnt, dass da laufende, mit wenig Persönlichkeit ausgestattete Körper immer mehr zerschossen und getötet werden. Der Film bietet eine identifikationsstiftende, wenn auch viel zu knappe Einführung der Figuren, ein zugegeben sehr effektiv in Szene gesetztes moralisches Dilemma sowie eine Würdigung der afghanischen Zivilbevölkerung (zumindest des Dorfes, in das Luttrell (Mark Wahlberg) hineingeschleppt wird); abgesehen davon ist dieser Streifen sehr arm an Substanz.
                                            Da hilft auch nicht, dass es sich hier um eine wahre Begebenheit handelt. Wenn sich die Macher rund um Regisseur Peter Berg dazu entscheiden, ein Ereignis wie dieses in ein zweistündiges Unterhaltungswerk (welches auch hoffentlich ein wenig Profit macht) umzusetzen, dann muss dieser Film auch anhand dieser Maßstäbe gemessen werden. Und gemessen daran bietet "Lone Survivor" überall ein bisschen zu wenig: zu wenig Dramaturgie, zu wenig Dynamik zwischen den Figuren, zu wenig Abwechslung und etwas zu viel Monotonie während der Schießerei. Ich muss allerdings sagen, was die visuelle Gestaltung des Films und die Tontechnik angeht, so ist diese exzellent und gehört mit zum Besten, was ich in Actionfilmen der letzten Zeit gesehen habe. Auch die Filmmusik, die von einer meiner Lieblingsbands - "Explosions in the Sky" - komponiert worden ist, gehört mit zu den schönsten Scores, die ich seit langem gehört habe. Leider macht es mich eher traurig, dass diese texanischen Musiker ihr Talent dafür verwenden, dieses naiv-verklärende Heroenstück durch eine exzellente Hintergrundmusik noch aufzuwerten.
                                            Ich halte meine Kritik auf Moviepilot zum Film dieses Mal verhältnismäßig kurz. Wer möchte, darf gerne auf meinem extrem spartanisch eingerichteten Blog eine umfangreichere Auseinandersetzung mit dem Film nachlesen.
                                            [http://abseitshoehle.blogspot.de/2014/03/malwieder-im-kino-lone-survivor-welcher.html#more]

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                                            • 8
                                              über [REC]

                                              Sollte sich einer beim Schauen von "[Rec]" die Frage stellen, warum der Kameramann Pablo (Pablo Rosso) noch an seiner Kamera festhält, alles mitfilmt und für ein Close-Up immer schön nah an die beißenden Infizierten herangeht, dann sollte man diese Frage schnell wieder vergessen, um sich möglichst auf den Rest des Films einzulassen. Also ja, dieser in Form einer Live-Reportage gedrehte Streifen bemüht sich um eine Fernseh-Authentizität, doch tappt dabei in jene Fallstricke, ohne die Filme wie "Blair Witch Project", "Paranormal Activity", "Cloverfield" etc. nie auskommen. Da der Zuschauer dem Geschehen folgen muss, sind die Figuren immer dort, wo etwas passiert, die Kamera ist heimlich angeschaltet, wenn der nächste Plotpoint eingeführt wird, und der Kameramann steht die meiste Zeit nur passiv da, wenn andere von Infizierten attackiert werden, damit der Zuschauer auch ja einen Überblick darüber behält, was gerade vor sich geht. Derartige Seltsamkeiten, welche den von "[Rec]" forcierten Authentizitätsgrad behindern, sollte man meines Erachtens nach nur bedingt kritisieren und stattdessen vielmehr erwarten. Sie dienen letztendlich dazu, den Film dramatisch und spannend zu halten.
                                              Nachdem dies aus dem Weg ist, würde ich gerne meine Vermutung aufstellen, dass "[Rec]" einer der subjektivsten Filme ist, die ich kenne. Alles kommt letztendlich darauf an, wie sehr man mit der Art dieses Films klar kommt. Das gilt natürlich insbesondere für die verwackelten Live-Footage-Bilder, welche ich in anderen Filmen mitunter nicht ausstehen kann, und welche das Gezeigte hier oft sehr anstrengend gestalten. Es hängt allerdings auch davon ab, wie sehr man damit klar kommt, dass Plot und Charaktere in diesem Streifen nicht viel ausgeprägter sind als das, was man mehr oder weniger in einer einstündigen Reportage zu sehen bekommt. Die Handlung des Films beschränkt sich ausschließlich darauf, die Reporterin Ángela (Manuela Velasco) sowie ihr Anhängsel in Bewegung zu halten, sie untersuchen, flüchten und reden/kreischen zu lassen. Dies macht [Rec] fast zu einem reinen Stilfilm, der sich seine Plotmomente aus dem Fernsehen und dem Vorwissen des Zuschauers über Zombiefilme borgt.
                                              Inhaltlich wird hier alles, trotz Limitierungen, der Authentizität geopfert. Die Interviews mit den Hausbewohnern und Feuerwehrleuten offenbaren beliebiges und wenig Bedeutsames; vielmehr ist die Glaubwürdigkeit von Belang, d.h. diese Menschen klingen zu lassen, als wären sie tatsächlich auf nächtlicher Routine oder würden mitten in der Nacht aufgrund eines beunruhigenden Ereignisses um ihren Schlaf gebracht werden. Ángela, unsere Protagonistin, entwickelt lediglich eine situative Persönlichkeit, in welcher sie die Situation aus Sicht einer typischen, sensationsgierigen Reporterin angeht. Effekte wie Kamerawackeln, Tonaussetzer und Jump-Cuts sollen das Live-Gefühl unterstreichen.
                                              Interessant fand ich das Pacing des Films. Er begann in den ersten 10 Minuten sehr unspektakulär, fuhr dann zu einer ersten Eskalation der Geschehnisse im Haus auf, nur um dann die Spannung während der Interviews erneut völlig ruhen zu lassen, um in Anschluss auf ein langes, lautes und ziemlich angsteinflößendes Finale hinzuarbeiten. Auch im Falle der Räumlichkeiten entwickelt sich der Film und führt das Reporter-Gespann in immer enger werdende Gefilde. Die Klaustrophobie und gegen Ende vorherrschende Lichtarmut füttern exzellent in den Schrecken hinein.
                                              Dies Alles macht [Rec] zu einem Film, bei dem es nicht um Inhalt, sondern ausschließlich um die Repräsentation geht. Und mein Gott, dieser Film geht dabei effektiv vor. Trotz des Reportagenstils gelingen hier so einige beeindruckende Bilder (etwa der Polizist, der die beiden Hauptfiguren mit der Waffe bedroht, während im Hintergrund die Polizeilichter durch die Abdeckplane scheinen; oder natürlich die besonders diabolische Aufnahme des Treppengeländers von oben herab, welche all die Infizierten einfängt, die gerade nach oben und direkt in die Kamera blicken).
                                              Ich selbst habe diesen Film ohne viel Vorwissen im Kino gesehen und erfuhr selten ein derartiges Herzrasen während der letzten 20 Minuten. Selbst nach dem dritten Mal Anschauen packt mich der Film noch immer. Ich bin mir mittlerweile aber der Tatsache bewusst, dass nicht jeder etwas mit diesem Film anfangen kann; insbesondere jenen, welche den lahmen Plot oder die leeren Charaktere kritisieren, kann [Rec] tatsächlich nichts bieten. Auch mit dem anstrengenden Live-Footage-Stil muss man sich arrangieren können. Für mich zumindest ist dieser Streifen ein effektiver Horrorfilm und einer meiner Lieblingszombiefilme.

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                                                über Brazil

                                                [Spoiler]
                                                Als ich "Brazil" zum ersten Mal gesehen habe, habe ich ihn kaum ausgehalten. Terry Gilliam, so scheint mir, zeichnet sich in seinen Werken gerade durch einen sehr aufwändigen, visuellen Stil aus, sowie für Ideen, Skurriles und Verrücktheiten, die locker für 5 Filme reichen würden. Mein Problem mit diesem Regisseur ist wohl, dass es für mich schlicht zuviel des Guten ist. Und leider schlägt sich dies auch in "Brazil" nieder. Bei der ersten Sichtung war dieser Film aufgrund seiner sehr aufdringlichen und dadurch anstrengenden Bildsprache einfach nur schwer, bis zum Ende durchzuhalten. Ich erkannte zwar eine Menge Ideen in dem Film, bekam jedoch gleichzeitig Kopfschmerzen. Und ich hätte beinahe den Schritt getätigt, diesen Film eine 4,0 oder so zu geben und ihn in die Ecke mit anderen visuellen Überreizungen wie "Natural Born Killers", "Domino", "Izo" oder einem von Green Grass' "Bourne"-Filmen zu stellen, hätte ich dadurch nicht eine bestimmte Person sehr traurig gemacht.
                                                Also beschloss ich, dem Film noch einmal eine Chance zu geben. Und was soll ich sagen, der Film hat definitiv für mich gewonnen.
                                                Gleichwohl ich nun erkenne, dass "Brazil" in sich ein intelligenter und fantasievoller Film ist, muss ich jedoch zugleich sagen, dass seine Machart mir nicht wirklich zuspricht. Einige Szenen, vor allem in der ersten Hälfte, sind brilliant; jedoch gibt es im zweiten Teil, wo sich die Liebesgeschichte zwischen Sam (Jonathan Pryce) und Jill (Kim Greist) entfaltet, so einige Passagen, in denen er mich verliert, was letztendlich auch das Ende ein wenig runterreißt.
                                                Die zentrale Idee eines superbürokratischen Zukunftsstaates ist hierbei interessant umgesetzt. "Brazil" begnügt sich nicht damit, die in dieser riesigen Maschinerie lebenden Menschen wie kleine Zahnrädchen darzustellen; stattdessen reagieren viele der Nebencharaktere auf mitunter sehr interessante Art und Weisen auf dieses System. Einige etwa setzen sich über dessen Regeln und Ordnungen schlicht hinweg, so etwa Sams Mutter (Katherine Helmond), welche aus einem Jux heraus dazu fähig wäre, ihrem Chirurgen aus persönlicher Sympathie eine Beförderung zu erteilen, oder die beiden 'offiziellen' Reperatur-Leute, die es glatt versuchen, Sams Wohnung zu warten, ohne alle benötigten Formulare ausgefüllt und gestempelt mitzubringen. Zudem bemühen sich die Leute desweiteren, irgendwie Farbe in ihr Leben zu bringen: Die Sekretärin, die sich scheinbar "Snuff"-Hörspiele über ihre Kopfhörer reinzeiht, erneut die Mutter, die sich im Schönheitswahn befindet, oder Mr. Helpmann (Peter Vaughan), der sich den Geist von Sams Vater, einem verstorbenen Freund von ihm, in die kalten Rohre und Maschinerien hineinimaginiert. Dies alles ergibt im Zusammenhang ein Bild von den Menschen in diesem Staat, wie sie unglücklich, gestresst oder einsam sind. Und dies geschieht hingegen nicht in Form melancholischer Bilder, sondern wird dem Zuschauer über eine schillernde visuelle Oberfläche vermittelt.
                                                Die besten Szenen bilden für mich jene, in denen einerseits Sam mit Mr. Kurtzmann (Ian Holm) seine Gespräche führt und andererseits jene, in denen Harry Tuttle (Robert de Niro) auftaucht. Mr.Kurtzmann repräsentiert wie kaum jemand anderer im Film die Ängstlichkeit und Nervosität bezüglich der kleinsten Probleme, die in dieser Welt ungeheure Ausmaße annehmen. Und Tuttle ist schlichtweg ein großartiger Charakter, welcher die bizarre Note des Films wunderbar unterstreicht. Die Gespräche mit beiden sprühen geradezu vor jeder Menge Humor und Cleverness und gehören zu den sehr wenigen Szenen, in denen ich lachen oder schmunzeln musste.
                                                Eines der Probleme von "Brazil", die ich beim ersten Mal hatte, war, dass mich Sam als Protagonist völlig kalt gelassen hat. Ich kam nicht darüber hinweg, dass man Zuschauer einerseits mit ihm sympathisieren soll, und er sich andererseits mitunter hampelmannmäßig oder wie eine Figur aus einem Monthy Python-Sketch verhällt. Beim zweiten Mal ansehen hat sich dies jedoch geändert und ich begann, Sams schüchterne Art und seinen Tick, jedem Menschen hilfsbereit und zuvorkommend zu behandeln, sehr sympathisch. Seine Suche nach persönlichem Glück (in Form einer 'Traum'-Frau), seine Verwirrtheit und sein unglückliches Hineinrennen in prekäre Situationen sorgen dafür, dass ich der Geschichte diesmal zu folgen bereit war, auch wenn sie sich nicht gerade durch ein klar definiertes Ziel auszeichnet (wodurch das Gefühl entsteht, dass sich die Handlung des Films mitunter etwas beliebig entwickelt).
                                                Als großen Schwachpunkt des Films sehe ich jedoch die Liebesgeschichte an, welche für meinen Tick etwas substanzarm und zu abgefahren daherkommt. Nicht nur, dass Sam Jill gegenüber wie ein Stalker und Psychopath erscheinen muss; die Kennenlernphase mündet zudem relativ schnell in eine Verfolgungsjagd und eine Spekulation darüber, ob ein Päckchen eine Bombe enthält oder nicht. Gegeben der Tatsache, dass die Entstehung der eigentlichen Liebelei so schon völlig abgedreht daherkommt, hat der Film mich spätestens bei den Action-Elementen verloren und ich konnte mich unmöglich in diese Beziehung, die bis zum Ende des Films bedeutsam ist, hineinfühlen. Dass Jill dann praktisch off-screen ihr Leben verliert, führt mich zudem zu der Frage, wie wichtig Gilliam diesen Charkter eigentlich nahm.
                                                Und auch wenn ich bei diesem Mal offener war, so hatte die sehr aufdringliche, visuelle Sprache des Films noch immer einen ermattenden Effekt auf mich. Wenn seltsames Zeug praktisch alle zwei Minuten passiert und verrückte Bilder (Ein Hund mit einem Pflaster auf dem Arsch; seltsame hin- und herrotierende Augenroboter) am laufenden Band serviert werden, dann ermüdet mich das Werk mit zunehmenden Verlauf und es fällt mir umso schwieriger, ein Gefühl für ihn zu finden. Es gelang mir, hin und wieder Anteilnahme am Geschehen aufzubringen, doch emotional mitgerissen war ich eher selten.
                                                "Brazil" ist sicherlich in intelligent geschriebener Film; jedoch, das muss ich nun feststellen, ist es nicht gerade 'mein' Film. Es gibt wirklich starke Szenen hier und da und wirkliche Längen besitzt er angesichts der Laufzeit nie, jedoch scheint mein Verständnis von Sehgenuss nicht gerade mit den Werken von Terry Gilliam kompatibel zu sein.

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                                                • 9

                                                  Wow, wozu braucht man eigentlich einen 90 Minuten langen Splatterfilm, wenn man sich stattdessen "Bagman: Operation Massenmord" anschauen kann. In dieser Amateur-Produktion stimmt schlicht alles: kreative Einfälle, großartige, praktische Effekte und jede Menge Spaß. Und abgerundet wird das ganze durch eine herrlich bescheuerte deutsche Synchro. Man merkt wirklich an jeder Ecke, wie liebevoll dieser Film in Szene gesetzt ist, während man sich nur beeumelt und vor Lachen nicht mehr einkriegt. Einziges Hemmnis könnten vielleicht, aber auch nur vielleicht, die ersten 3 Minuten des Films sein, welche lediglich den Anschein eines dümmlichen Amateurfilmchens machen und in denen man noch nicht wirklich weiß, was hier auf einen zukommt. Für alle, denen der gewollte Trash wie die "Machete"-Filme oder "Sharknado" zu schal und zu lang ist, dem sei "Bagman: Operation Massenmord" für einen Splatter-Lacher zwischendurch herzlichst empfohlen.

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                                                    "Unternehmen Capricorn" ist neben "Outland" und "2010 - Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen" nun schon der dritte Film von Peter Hyams, den ich in letzter Zeit gesehen habe. Bei diesem Film von 1978 handelt es sich um einen Paranoia-Thriller, der auf eine der beliebteren, modernen Verschwörungstheorien aufbaut. Er verpackt das Gerücht um eine fingierte Mondlandung (in diesem Film handelt es sich um eine Marslandung) in einen tauglichen Thriller-Plot, der allerdings unter dem Problem leidet, keinen wirklichen Fokus zu haben.
                                                    Besonders gelungen in diesem Film sind erst einmal die Dialoge. Auf die gewohnt kühle und zurückhaltende Art, die auch in anderen Filmen von Hyams zutage tritt, werden hier selbst Randfiguren wie etwa die Journalistin, die nur am Anfang und am Ende kurz in einer Szene auftritt, mit feinen Details ausgestattet und ihnen somit ein persönlicher Charakter verliehen. Eine der großartigsten Sequenzen im Film besteht in einer Rede, die Dr. James Kelloway (Hal Holbrook) vor den drei Astronauten hält, sowie das anschließende Streitgespräch, dass er mit Brubaker (James Brolin) führt. Es wäre wirklich ein leichtes gewesen, Kelloways Charakter als generischen Fiesling darzustellen, der die Raumfahrer kaltblütig erpresst; stattdessen offenbart diese Rede, wie sehr er selbst an diesem Projekt hängt, wie tief er von der Vision der Marslandung und seiner Bedeutung für die Nation überzeugt ist und unter welchem Druck er steht. Auf diese Art und Weise sorgt sein Charakter in der ersten Hälfte für einige der besten Momente des Films.
                                                    Ebenfalls zu loben ist, dass einige der Spannungssequenzen wirklich effektiv vorbereitet und durchgeführt werden (Stichwort: Interrupt Button). Auch die Dialoge sind klug geschrieben; da es sich hier um einen Verschwörungsthriller handelt, zielen sie stets darauf, den Zuschauer im Zweifel zu lassen, wie weit der Plot reicht und wer involviert ist. Auch von der Inszenierung her gibt es eine Menge interessanter Einfälle. SPOILER: Eine dieser Einfälle ist etwa in einer Szene zu sehen, in welcher Willis (Sam Waterston) auf der Flucht vor dem Militär durch die Wüste irrt und während dieser eine Klippe besteigen muss. Die Szene, in welcher er vollkommen erschöpft das letzte Stück der Klippe erklimmt und dabei ständig und leicht irre vor sich hinredet, zieht sich hin und baut Spannung auf die Möglichkeit hin auf, dass er jederzeit zusammenbrechen und abstürzen könnte. Als er es mit letzter Kraft schafft, sich auf das Plateau zu retten, muss er jedoch feststellen, dass die Armeehubschrauber dort oben bereits auf ihn warten. Eine überaus fiese Sequenz SPOILER ENDE.
                                                    Leider besitzt der Film ein nicht gerade kleines Problem: Der Mangel an Fokus und Stringenz. Was "Unternehmen Capricorn" hier abliefert sind fast schon zwei Filme. Der erste Teil thematisiert einen Polit-Thriller-Plot rund um die Mechanismen einer gefälschten Raumfahrt: Wir bekommen eine ausführliche Einführung und Charakterisierung von den Täuschern, jenen, die an dem Plot zweifeln und ihn zu kompromittieren drohen, und schließlich den Getäuschten, die vor allem durch Brubakers Frau Kay (Brenda Vaccaro) repräsentiert werden. Dies ist ein nahezu perfektes und sehr ausführliches Setup, um die Spannung gekonnt weiter zu steigern. Nur stattdessen beginnt der Film in der zweiten Hälfte seinen Plot zu einem Überlebenskampf in der Wüste umzuwandeln, sowie sich auf den Journalisten Caulfield (Elliott Gould) zu konzentrieren, der im Grunde all das recherchiert, was wir als Zuschauer bereits wissen. Die Spannung wird somit runtergebrochen auf die Frage, ob die Astronauten die Flucht überleben und ob Caulfield die Wahrheit schnell genug herausfindet, um zu helfen. Auch fand ich es irritierend, was mit den vielen Personen im Film eigentlich geschieht. SPOILER: Man sieht schließlich nie, wie Willis und Walker (O.J. Simpson) vom Militär hingerichtet werden; ebenso ist das Schicksal des skeptischen NASA-Mitarbeiters Eliott Whittier (Robert Walden) nicht weiter bekannt. Ich dachte zunächst, der Film arbeitet auf einen Twist hin, dass alle am Ende irgendwo untergebracht und dort festgehalten werden, da der Film ihre Tode nie explizit bestätigt; jedoch bleiben die Schicksale all dieser Personen überraschend offen. SPOILER ENDE.
                                                    Aus diesem Grund enttäuscht der Film zum Ende etwas, da er sein brilliantes Setup teilweise wegwirft und durch ein anderes ersetzt, was in der zweiten Hälfte der Laufzeit zu Längen führt. Jedoch ist "Unternehmen Capricorn" trotz allem ein guter Thriller geworden, der mit einer festen inszenatorischen Hand und vielen guten Ideen überzeugen kann.

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