Deekin - Kommentare
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Alle Kommentare von Deekin
[Achtung: Enthält Spoiler]
"At least there will be no [legal] problems from the dead."
"They have relatives. They always do!"
Oh mann, die Fortsetzung von Verhoevens großartigem Actioner ist nichts Geringeres als ein Schuss in den Ofen. Hier fehlt wirklich alles, was den ersten Teil so reizvoll gemacht hat.
Abgesehen von den Darstellern, allen voran Peter Weller und Nancy Allen, hat praktisch die ganze kreative Abteilung gewechselt. Man merkt dies nur allzu gut, denn die Macher des Films hatten offensichtlich keine wirkliche Idee, wie sie die Geschichte um Alex Murphy (Peter Weller) fortführen könnten. Ansätze finden sich hier überall: So gibt es weitere satirische Fernsehclips zwischendurch, welche lange nicht so wohl dosiert und gut integriert wirken. Servierte "RoboCop" seine kleinen ätzenden Kommentärchen stets als gut verdauliche Nahrung auf einem Silbertablett, so scheint "RoboCop 2" im Gehen zu stolpern und den Zuschauer regelrecht damit vollzuschütten. Einen weiteren Ansatz bildet die Frage, ob es sich bei Murphy nun um einen Menschen oder eine Maschine handelt; dieser Konflikt wird am Anfang in einem scheinbar wichtigen Dialog aufgebaut und wäre ein hervorragendes Thema, welches den Film hätte tragen können. Jedoch wird auch dieser Ansatz weder fokussiert, noch gezielt thematisiert, und kurz nach Beginn mehr oder weniger fallen gelassen. Ein weiteres Thema hätte Jugendgewalt sein können, welches als Thema den Nachwuchs und die kommenden Generation als der Kriminalität verfallen darstellt. Ein weiteres, schönes Thema, welches in der Dystopie des "RoboCop"-Universums einen passenden Platz fände; doch abgesehen von einem kleinen Kind, welches sich den Film über wie ein Gangsterboss aufführt, wird auch hier nicht viel mehr aus dem Thema herausgezogen. Das Problem des Films ist schlicht, dass es thematisch keinen rechten Fokus hat, weder in Hinblick auf die emotionale Seite Murphys, noch im Aufwerfen sozialer Fragen. Generell ist der Film gerade deswegen so langweilig, weil es bei den Charakteren keine Entwicklung oder sonstwelche besonderen Momente gibt.
Dasselbe Problem gilt leider auch für die Geschichte. Nicht nur besitzt diese keinen Fokus und tut mal dies, mal das. Die Idee von Roboter-Cain (Tom Noonan), RoboCops großer Nemesis, ist gnadenlos blöd. Da wird ein neues Model gebaut, in welches das Gehirn eines drogensüchtigen Psychopathen eingesetzt wird - und im Anschluss wundert sich die Frankenstein-artige Wissenschaftlerin (Belinda Bauer) - dass die Maschine verrückt spielt? Und sie bewundert ihre Schöpfung auch dann noch, wenn sie im Finale reihenweise Polizisten und Zivilisten niedermäht? Entweder ist dies ein schlechter Scherz oder einfach nur völlig bescheuert!
Ich muss zugeben, an zwei Stellen konnte das emotionale Geprügel des Films zu mir durchdringen: In einer Szene wird RoboCops Körper von Cains Schergen auseinandergenommen; dies zeigt auf eine völlig unsubtile Art, dass die Titelfigur letztendlich doch nicht so übermächtig ist, wie sie zunächst scheint. Und auch die kleine Episode, in welcher RoboCop umprogrammiert wurde und ständig kleine Bälger belehrt, ist eine sehr gemeine Form der Erniedrigung unserer geliebten Titelfigur, die zumindest ich in diesem Film absolut nicht sehen wollte. Doch selbst diese Szenen ließen mich eher unbefriedigt zurück, während der Film selbst während seiner Actionszenen schlicht langweilig war. Das einzig gute, dass ich über "RoboCop 2" sagen kann, ist dass er technisch sauber in Szene gesetzt ist. Aber derartiges gilt auch für solche Gurken wie "The Dark Knight Rises", "Elysium" und dem Remake zu "Total Recall".
Ein Reiz, sich diesen Film anzuschauen, besteht höchstens noch in seinem Trash-Faktor. Das von mir gewählte Eingangszitat ist ein Beispiel von so manch blöden Szenen und Dialogzeilen, die unfreiwillig komisch sind und mich auflachen ließen. Doch auch hier ist der Film weit davon entfernt, als Trash wirklich unterhaltsam zu sein. Er ist leider nur schlecht und langweilig. Eine solche Fortsetzung hat Verhoevens kleine Perle wirklich nicht verdient.
Auch wenn ich von "Theater des Grauens" im Endeffekt nicht so viel halte, muss ich doch ersteinmal die Opening Credits hervorheben, welche meines Erachtens zu einer der schönsten Eröffnungsszenen in der Geschichte des Horrorfilms gehört:
https://www.youtube.com/watch?v=-yaXPVQ1lIg
Die Art, wie hier die Brutalität in den Shakespeare-Werken mithilfe von Aufnahmen verschiedener Bühnenstücke verdeutlicht wird und mit einer sentimentalen, romantischen Musik unterlegt wird, erzeugt einen schaurig-schönen, poetischen Effekt, der bei mir sofort Gänsehaut auslöste und mich neugierig auf den kommenden Film machte.
Der Film selbst erweist sich zunächst als recht interessant und selbst heutzutage, mehr als 40 Jahre später und 5 Jahre vor "Halloween", scheint er mir ein origineller Ansatz für einen Slasherfilm zu sein. Dass die Handlung sich um einen verrücktgewordenen Bühnenschauspieler handelt, welcher sich an seinen ärgsten Kritikern rächt, daraus wird hier kein großes Geheimnis gemacht. Das ist aber auch so ziemlich alles, was der Plot zu bieten hat. Wir sehen praktisch nur eine Minimalgeschichte, die vor allem in einer Abhandlung von einem Kritiker-Kill nach dem anderen besteht. Das Großartige dabei ist, dass Edward Lionheart (Vincent Price) und seine Bande von Bettlern die Morde stets wie ein Bühnenstück von Shakespeare in Szene setzen und er dabei herrlich selbstverliebt aus den Klassikern zitiert. Etwas derartiges habe ich selten in einem Horrorfilm gesehen: Hier wird praktisch das ganz Große Theater und die höchste Vollendung seiner Kunstform dazu verwendet, brutale und zynische Unterhaltung auf B-Movie-Niveau zu liefern. Und anfangs sind allein diese Morde bereits in der Lage, den Film zu tragen. Gerade der erste Mord ist ungemein bedrohlich in Szene gesetzt; später wird ein Herz herausgerissen und ein Leib mit einem Speer durchbohrt. Doch mein Problem mit dem Film ist erstens, dass es einen Tick zu viele Morde gibt und der Streifen dadurch beginnt, repititiv zu wirken, und zweitens, dass gerade die späteren Morde eher böse, aber nicht länger sonderlich brutal ausfallen. Somit fällt "Theater des Grauens" in der zweiten Hälfte ab.
Leider hat auch der Rest der Handlung nichts zu bieten und ist stellenweise arg stupide: So wissen die Kritiker allesamt, dass Lionheart hinter ihnen her ist und werden daher beständig von der Polizei überwacht, doch dennoch gehen sie immer wieder alleine irgendwohin, nur um sich von ihrer verrücktgewordenen Nemesis den Gar aus zu machen. Und die Polizisten reagieren ebenfalls grenzdebil stupide. Somit gibt es leider nichts als eine Abfolge von Morden zu bestaunen, welche im Verlauf des Films immer schaler schmecken. Erst das Ende kann sodann noch ein bisschen überzeugen, da es dieselben, wunderschön poetischen Momente des Vorspanns wieder aufgreift und den Film einerseits bittersüß und andererseits mit einem ironischen Abschlussreview enden lässt.
Und schließlich ist natürlich noch die Leistungs von Vincent Price zu loben, der wohl einen Heidenspass bei seinem Over-Acting gehabt haben muss. Es ist einfach herrlich, mit anzuschauen, wie er mit Shakespeare-Zitaten auf den Lippen seine Peiniger zur Strecke bringt. Auch die zwei Rückblenden, die von seinem Elend als Schauspieler erzählen, sind wunderschön in Szene gesetzt. Gerade sein Selbstmordversuch, bei welchem er die berühmte "Sein oder nicht sein"-Passage aufsagt, ist von einer wirklich gelungenen Kameraarbeit begleitet. Und gerade deswegen tue ich mich ein wenig schwer mit dem Film: Im Großen und Ganzen ist der Film lediglich unterhaltsam und besitzt so seine Längen; doch zwischendurch gibt es immer wieder Szenen, die so richtig gut und für einen Horrorfilm so außergewöhnlich sind, dass man sie irgendwann doch mal wieder gerne sehen möchte. Für Hardcore-Horrorfans und Interessierte an der Geschichte und Entwicklung des Genres aber dennoch zu empfehlen.
[Enthält: Spoiler]
"Smashed" kommt mir wie ein Anti-Alkoholwerbespot in Spielfilmlänge vor. Anhand einer Erzählung zeigt uns der Film, wie diese Droge ein Dämon ist, welcher von Menschen Besitz ergreift und sie die Kontrolle über ihr Handeln verlieren lässt. Die Opfer dieses bösen Einflusses tun Dinge, welche sie später bereuen und die ihnen mitunter ungemein peinlich sind. Insofern handelt es sich hier um einen Beitrag zur Allgemeinbildung, welcher insbesondere in Klassenräumen gut aufgehoben ist. Der erhobene Zeigefinger, welcher auf die Auswirkungen und Konsequenzen der Alkoholsucht verweist, ist von James Ponsoldt sehr deutlich inszeniert.
Wenn man "Smashed" innerhalb dieses Rahmens sieht, so ist er tatsächlich ansehnlich gestaltet. Die Figur der Kate wird von Mary Elizabeth Winstead (Oh, hallo schöne Frau) sehr überzeugend gespielt. Hinzu kommt auch eine sehr schöne Bildsprache: Während der Rausch- und Katerzustände umkreist die Kamera Kate in einem stetig unruhigen Wackeln und drängt immer näher und unschärfer an ihr Gesicht. Wenn sie später einen Entzug während ihres Besuchs bei den anonymen Alkoholikern durchmacht, so ist die Kamera ruhiger und Kate ist im Bild von der Gemeinschaft der dem Trinken Abgeschworenen umgeben, welche als Reintegration in die Gemeinschaft der 'normalen' Menschen gelesen werden kann.
Auch ist es sehr lobenswert, dass der Film nicht reißerisch oder polemisch mit den Nebencharakteren verfährt. Ein Konfliktpunkt ist jener zwischen Kate und ihrem Mann Charlie (Aaron Paul). Da Charlie den Film über nicht aus seiner Trinksucht herauskommt, wäre es ein leichtes gewesen, ihn letztendlich als ein Arschloch und Idioten abzustempeln; doch der Film verfährt mit ihm ambivalent, strikt entlang des Alkoholismusthemas: Trinkt er, ist er ein verantwortungsloser Tunichtgut, ist er jedoch trocken, verbleibt er ein sympathischer und liebenswerter Ehemann. Dies ist nicht plump, sonderlich facettenreich allerdings auch nicht, aber gut genug für die Moral des Films.
Was mir hingegen gefehlt hat, war eine intensivere Darstellung der Entzugserscheinungen, der blankliegenden Nerven und dem Kampf damit, trocken zu bleiben. Dieser Aspekt des Entzugs wird leider nur an einer Stelle kurz erwähnt, doch nie bekommen wir ein wirkliches Bild vom Zustand des Entzugs, welchen Kate durchläuft. Mit dem Trinken aufzuhören sieht somit fast wie ein Spaziergang aus. Ebenfalls ist die Unterscheidung zwischen Alkoholikern und Nicht-Alkoholikern im Film fast schon wie eine Unterscheidung zwischen Mensch und degeneriertem Abschaum. Die Unterschiede zwischen dem trocken und betrunken sein wirken mitunter sehr radikal. In einem Moment ist Kate völlig aufgelöst, weil sie ihren Job verloren hat, im nächsten Moment ist sie betrunken und zwingt ihren Ehemann zum Sex (ist das technisch nicht eine Vergewaltigung?) Und schließlich wäre da noch der konsequent durchgezogene Bestrafungsmechanismus, der sowohl Alkoholiker sowie ehemalige Alkoholiker betrifft: Charlie fristet letztendlich ein unzufriedenes, elendiges Dasein aufgrund seiner Weiterführung des heftigen Alkoholkonsums; und Kate wird aufgrund einer ziemlich konstruierten Nebenhandlung rund um eine geflunkerte Schwangerschaft gefeuert und auch wenn sie letztendlich ihre Sucht erfolgreich bekämpft hat, so steht sie am Ende sozial schlechter und einsamer da als zuvor. Spätestens an dieser Stelle war mir der moralische Impetus doch ein bisschen zu viel und zu künstlich.
Alles in allem ist "Smashed" ein netter, kleiner Film mit sympathischen Darstellern und einer netten, klaren Handlung. Wenn jedoch gefühlte 90% der Dialoge letztendlich auf das Thema Alkohol hinauslaufen, so ergeben sich leider nicht wirklich cineastische Höhenflüge oder facettenreiche Charakterdramen. Doch für einen Quasi-Anti-Alkoholwerbespot in Spielfilmlänge macht der Film einen schönen Eindruck und ist gut genug für das, was er letztendlich ist.
[Achtung: Enthält Spoiler]
Als ich "The Darjeeling Limited" damals im Kino gesehen habe, hatte ich nicht die geringste Ahnung, wer Wes Anderson eigentlich ist. Mehr oder weniger unfreiwillig wurde ich zum Kinobesuch dieses Roadmovies gedrängt und wusste überhaupt nicht, was ich erwarten sollte. Als der Film vorbei war, musste ich jener guten Freundin, die mich in die Vorführung hineingezogen hat, zähneknirschend recht geben, dass "The Darjeeling Limited" tatsächlich ganz gut war. Diese Geschichte über eine Reise dreier Brüder durch Indien hatte meine Sympathie gewonnen. Ich schaute ihn Monate später noch einmal mit einem Kumpel vor dem heimischen Fernseher und über die Jahre blieb der Streifen positiv in meiner Erinnerung. Nun jedoch, nach einer erneuten Sichtung 6 Jahre später, konnte mich dieser Film restlos von seinen Qualitäten überzeugen. Ich habe zwar noch immer keine wirkliche Kenntnis von Wes Anderson und seinem Werk (abgesehen von "Die Tiefseetaucher" und "Der fantastische Mr.Fox"), aber vielleicht ist das auch ganz gut so, da somit Erwartungen an ein skurriles und abgedrehtes Kunstwerk gar nicht erst aufkamen; "The Darjeeling Limited" scheint für diesen Regisseur ja ein recht bodenständiger Film zu sein.
Und in der Tat sind es gerade die einfache Handlung und seine Charaktere, welche mich auf einer sehr persönlichen Ebene ansprechen. Im Verlaufe ihrer Indienreise bekommen Francis (Owen Wilson), Peter (Adrien Brody) und Jack (Jason Schwartzmann) die Gelegenheit, ihre Trauer über den Tod ihres Vater symbolisch noch einmal zu wiederholen, zu verarbeiten und zumindest als Brüder wieder zueinander zu finden. Jeder der drei Brüder hat sich vom Rest der Familie abgelöst und trägt den Verlust und die Trauer immer noch mit sich herum, sei es in Form von Kleidungsstücken des verstorbenen Vaters (Peter) oder in Form einer geschriebenen Kurzgeschichte über den Tag der Bestattung (Jack). Es brauchte zudem erst einen schweren Unfall, quasi eine Konfrontation mit dem eigenen Tod (Francis), damit überhaupt einer von ihnen den Versuch unternimmt, die zerbrochene Familiensituation wieder ins Reine zu bringen. "The Darjeeling Limited" ist ein Film über den Verlust und die Möglichkeit, diesen zu überwinden und seinen Frieden zu finden.
Das Interessante dabei ist, dass dieser Film seine Handlung auf eine überaus lockere und skurille Art und Weise präsentiert. Gleichwohl er im Kern mit ernsten und schweren Themen hantiert, so sind sie zumeist doch überdeckt von der vergnügten, lockeren und humorvollen Art, welche "The Darjeeling Limited" an den Tag legt. Melancholie blitzt selten und meistens überraschend auf, während die problematische Familiensituation vor allem in den gewitzten Dialogen zwischen den Brüdern versteckt liegt.
Interessant ist hierbei auch die Indienkulisse. Zunächst sieht alles nach einem klassischen Touristenausflug in eine fremde Kultur aus, einschließlich allem Kitsch und pseudo-spirituellem Erleben, das dazu gehört. Doch die Spannungen zwischen den Brüdern machen gerade diese ach so erhabenen Erfahrungen stets zunichte. Wenn alle Drei einen Tempel besuchen und vor einem Altar niederknien, um ein religiöses Gefühl zu verspüren, dauert es nicht lange, bis Francis bemerkt, dass Peter den Gürtel ihres Vaters trägt und damit gar nicht einverstanden ist. Die gespaltene Familiensituation schiebt sich immer in den Vordergrund und profanisiert auf köstliche Art und Weise den Esoterik-Kitsch der Indienreise. Gleichzeitig aber durchwandern Peter, Francis und Jack ihre eigene spirituelle Reise, die in ihrem Finden zueinander und ihrem Abschied nehmen von den Eltern besteht, auf dass sie in Zukunft eine Möglichkeit haben, ohne den Ballast, den sie seit Jahren mit sich herumtragen, weiterzumachen. Auch wenn das Setting dieses Films sehr prominent und farbenfroh gestaltet wurde (und glücklicherweise ohne den anstrengenden Schnitt-Stakkato von "Slumdog Millionaire" auskommt), so geht es in diesem Film nicht um Indien; es sind vor allem Familienwerte, welche den spirituellen Bestandteil dieses Films ausmachen.
Und schließlich wäre da noch der Aspekt der Brüderlichkeit: Die Chemie zwischen Brody, Schwartzmann und Wilson ist schlicht phänomenal. Die Zeichnung der drei Geschwister ist stellenweise bodenständig, nuanciert und manchmal überzeichnet, doch wirkt sie gerade auch wegen der Darsteller sehr lebendig. Da ich selber zwei Geschwister habe, kenne ich zu gut das Gefühl, dass man sie zwar liebt, aber manchmal nicht auf einen Nenner mit ihnen kommt, sich nichts zu sagen hat, sich mit ihnen wegen Nichtigkeiten streitet oder immer wieder die familiäre Vergangenheit heraufbeschwört, weil man sich von dieser nicht loslösen kann. "The Darjeeling Limited" hat für mich eine der schönsten Darstellungen von Brüdern, die ich je in einem Film gesehen habe. Und schon alleine das trägt für mich einen Großteil des Films.
Technisch ist der Film hervorragend eingefangen. Die Kamerarbeit ist wunderbar und leicht eigenwillig, die Musik ist stimmungsvoll und die Bildsprache teilweise einfach, aber stets bereichernd für die Handlung: Das klare Bild zum Schluss, in denen Peter, Francis und Jack dem Zug hinterhereilen und dabei von sämtlichem Gepäck ablassen - symbolisch für das Abwerfen ihres emotionalen Balasts - ist so wunderbar passend und befriedigend mitanzuschauen. Zwar hat der Film seine Längen und folgt einer in letzter Zeit typischen Tendenz, sein Ende unnötig hinauszuzögern, doch sind dies nur kleine Punkte angesichts der wunderbaren Aufbereitung seiner Handlung mit ihrem Spiel zwischen lustvoller Ausgelassenheit und einer darunter verborgenen Ebene einer unverarbeiteten Trauer.
"The Darjeeling Limited" ist genau die Art, wie ich mir einen kleineren Film über zwischenmenschliche Angelegenheiten wünsche. Anderson vermag hier mit den Gefühlen des Zuschauers perfekt zu spielen: Er liefert skurriles und komisches, aber geht dabei nie soweit, dass die Bodenhaftung verloren geht, und er thematisiert von Zeit zu Zeit die schweren Themen seiner Handlung, ohne jedoch den grundlegend lockeren und vergnügten Ton zu verlieren. Der Film kann als einfache Unterhaltung genossen werden, liefert zugleich aber auch Stoff zum Nachdenken. Für mich persönlich ist hier einfach ein ganz großartiger Film gelungen, den ich in meiner Sammlung schlichtweg nicht missen möchte.
[Achtung: Enthält Spoier]
Eine Warnung vorweg: Wer auch nur ansatzweise ein Interesse daran hat, diesen Film zu sehen, der sollte jetzt nicht weiter lesen. Man sollte auch die folgenden Komentare in diesem Forum nicht weiter lesen, da ein Teil der Faszination im Film gerade daraus entspringt, dass man zu Beginn praktisch überhaupt nicht weiß, was eigentlich vor sich geht.
Nachdem Nichtkenner dieses Westerns nun hoffentlich beschlossen haben, ihn sich ersteinmal anzuschauen, kann mein eigentlicher Kommentar beginnen. "Seraphim Falls" beginnt auf eine recht ungewöhnliche Art und Weise. Völlig ohne Kontext sehen wir dabei zu, wie eine Gruppe von Menschen um einen gewissen Carver (Liam Neeson) einen anderen Menschen namens Gideon (Pierce Brosnan) durch die verschneite Wildnis jagen. Wir wissen nichts über die beiden Personen. Gideon, der Gejagte, könnte ein Mörder sein, ein Deserteur oder ein unschuldig Verurteilter - es macht keinen Unterschied. Als Zuschauer identifiziert man sich auf der Stelle mit ihm, einfach deswegen, weil wir dabei zusehen, wie energisch und verbissen er um sein Leben kämpft. Die Handlung des Films ist hier auf die nahezu elementarste Struktur heruntergebrochen - Jäger und Gejagter - und der Film macht für lange Zeit ein Geheimnis darum, was es mit beiden Figuren auf sich hat und wie ihre Geschichte miteinander verbunden ist. Im Laufe der nächsten 75 Minuten streut der Film immer wieder Hinweise ein, bis er schließlich alles mit einem Mal auflöst. Bis dahin jedoch erstreckt sich die Jagd über verschneite Eislandschaften, grüne Hügel, einer Zeltstadt und schließlich bis in die Wüste, wo sie zu einem nahezu biblischen Schluss kommt.
Sowohl Carver als auch Gideon sind allerdings keine leeren Charaktere; ihre Rollen werden durch Liam Neeson und Peirce Brosnan auf eine Weise verkörpert, die erkennen lässt, dass es sich bei ihnen um innerlich zerrissene Personen handelt. Es gibt hin und wieder Charaktermomente der beiden - etwa wenn Gideon im Haus der Trapper zu Beginn des Films Unterschlupf findet und der Anblick der Familie ihn in Tränen ausbrechen lässt - welche eine Ahnung, ein Gespür für sie vermitteln, allerdings erst im Nachhinein einen Sinn ergeben.
Was ich ebenfalls sehr interessant fand, war das sich verändernde Landschaftsbild. In "Seraphim Falls" gibt es keine Politik, keine sozialen Konflikte oder großartigen Nebenhandlungen, welche von der Jäger-und-Gejagten-Handlung ablenkt. Und dies spiegelt sich auch in der Landschaft wider, welche die meiste Zeit über völlig leer ist. Die verschneiten Winterlandschaften, die grünen Hügel und Ebenen und schließlich die Hitze der Wüste, in welcher der niedergedrückte Konflikt schließlich ausbricht und zu seiner Entscheidung kommt; das Einzige, was in dieser endlosen Leere wichtig ist, sind die beiden Figuren und ihr (nochmal:SPOILER) Schuld- und Rachemotiv. Die Weite der Landschaften spiegelt zugleich die Leere und Einsamkeit von Carver und Gideon wieder, welche nur noch von ihren Dämonen getrieben werden. Dies gibt dem Film vor allem eine metaphorische, wenig auf Realismus bedachte Note, welche im Vergleich zu Westernfilmen der letzten Zeit durchaus erfrischend ist. Die Art, wie dieser Konflikt schließlich aufgelöst wird, hat mich zunächst - durch die Erscheinung eines Quasi-Mephistos - zunächst etwas irritiert. Das eigentliche Finale hingegen ist wunderbar gelungen, sowohl durch die Schauspieler, die Inszenierung als auch durch den langsamen, aber effektiven emotionalen Build-Up.
"Seraphim Falls" ist leider nicht gänzlich gelungen. Gerade im Mittelteil schleichen sich so einige Längen ein und die Struktur der dargestellten Jagd ist letztendlich immer dieselbe. Diese Längen sind Bestandteil des Konzeptes; sie verdeutlichen ja geradezu, dass man der Schuld nie davonlaufen kann und die Rache ewig an einem nagt, wenn man nicht in der Lage ist, seinen Frieden mit den Geschehnissen zu machen. Dennoch ändert das nichts daran, dass die minimale Handlung mit zunehmender Laufzeit ein wenig schlaucht, gleichwohl sich die Macher viel einfallen lassen, die Schauspieler ihr bestes geben und die visuelle Pracht des Films schlicht beeindruckend ist, um diesen Sachverhalt zumindest zum Teil zu kaschieren. Von allen Western, die ich in letzter Zeit gesehen habe, hat mich "Seraphim Falls" definitiv am Besten gefallen. Es ist einfach schön, nach all den Blockbuster- und Over-the-Top-Spektakeln mal wieder einen Genrefilm zu sehen, welcher all seine Elemente einem überliegenden, zwar nicht neuen, aber doch schön umgesetzten Konzept zugrundeliegt. In Zukunft gerne mehr davon.
"I don't know what's going on out there, but I listen to the tree!"
Was passiert, wenn man einen kindgerechten Fantasy-Horror-Streifen im Stile von GZSZ dreht? Jap, so etwas wie "Troll" kommt dabei raus. Das Produktionsniveau dieses Films ist so unglaublich niedrig, dass tatsächlich so einige Endlos-Seifenopern im deutschen Fernsehen besser aussehen. Ein dilettantisches Drehbuch sorgt für gnadenlos blöde Dialoge und Charaktere, welche einem hohlen Baumstumpf gleichen. Der Film zeigt uns ein Fantasy-Universum, welches so gut wie überhaupt nicht eingeführt wird, und vergisst es, dem Zuschauer auf irgendeine Art zu verzaubern.
Ich kann mir vorstellen, dass "Troll" als Trashfilm ganz gut geeignet ist, da er wirklich auf fast jeder Ebene lächerlich billig in Szene gesetzt ist und durch unfreiwillige Komik unterhalten kann. Ich selbst weiß nicht, ob ich dafür in Stimmung gewesen bin, doch für mich gab es von einigen wirklich guten, unfreiwilligen Lachern mal abgesehen, zumeist lediglich nahtote Stellen, die mich den Film nur geradeso zu Ende schauen ließen.
Immerhin sind die Effekte ganz knuffig und die vielen kleinen Kreaturen des Troll-Universums entbehren nicht einer gewissen Kreativität. Auch ist die freundschaftliche Beziehung zwischen Harry Potter Jr. (kein Schweiß, der heißt wirklich so) und der alten Lady Eunice (kein Scheiß, die heißt auch wirklich so) herrlich unglaubwürdig, dass es noch für die meisten Lacher bei mir sorgte. Für Trash-Fans ist dieser Film durchaus mal einen Blick wert, auch wenn ich gehört habe, dass die Fortsetzung "Troll 2" wohl zu DEN Klassikern der Schundunterhaltung gehört.
Auch wenn ich "Die gefürchteten Vier" lediglich als einen unterhaltsamen, aber nicht sonderlich fesselnden Western empfand, so gab es doch zwei Aspekte an ihm, die mich interessierten.
1. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Sam Peckinpah am Zustandekommen des Drehbuchs involviert war, da sowohl Setting als auch Handlungsteile frappierend an seinen Film "The Wild Bunch" erinnern. Mexikanische Revolution, Gatling-Guns, Automobile und die Festung eines Revolutionsführers bilden deutliche visuelle Parallelen. Desweiteren ist Henry (Lee Marvin) als Waffenberater bei Pancho Villa tätig gewesen, es gibt eine Actionsequenz rund um einen von Kavalleristen verfolgten Zug und die Art, wie Bill (Burt Lancaster) zunächst eingeführt wird, erinnerte mich ebenfalls an eine der Rückblenden aus Peckinpahs Meisterwerk. Oder ist es eher so, dass fast alle US-Western, welche die mexikanische Revolution aufgreifen, visuell so gestaltet sind? (Ich habe bisher halt keine anderen Filme in diesem Szenario gesehen; mit Ausnahme vielleicht von "Todesmelodie") Alles in allem fiel es mir daher gerade so schwer, diesen Film als besonders spannend zu empfinden, da ständig diese Erinnerungen an "The Wild Bunch" aufkamen, welchen ich schlicht um Längen besser finde.
2. Das Thema mexikanische Revolution wurde ja in Western dieser Zeit desöfteren aufgegriffen. Thematisch wirkt dieses Szenario in "Die gefürchteten Vier" zunächst sehr interessant. Auf der einen Seite gab es das kapitalistisch orientierte amerikanische Verständnis, wo Geld das Handeln der Menschen motiviert; auf der anderen Seite kämpfen Raza (Jack Palance) und sein Gefolge für die Freiheit und andere Ideale. Doch auch die Revolution wird im Endeffekt als blutiges Geschäft entlarvt, die Revolutionäre als Diebe und Mörder dargestellt, denen jedes Mittel recht ist, um ihren Krieg forzuführen. Ich wünschte allerdings, der Film hätte dieses Thema wirklich zum Mittelpunkt seiner Handlung gemacht, um es weiter auszuleuchten. So wird der Konflikt Revolution vs. Kapitalismus nur relativ oberflächlich dargestellt und viel zu sporadisch aufgegriffen, während das Agieren der vier Söldner im Film und insbesondere ihr logistisches Unterfangen im Vordergrund steht.
Das Ganze ist nett fotografiert und für die Zeit seiner Entstehung sogar ungewöhnlich hart und ruchlos, doch letztendlich tröstet das nicht darüber hinweg, dass "Die gefürchteten Vier" bereits sehr angestaubt ist. Das liegt vor allem daran, dass die Bleigewitter dieser Zeit für heutige Verhältnisse einfach undynamisch sind und der Rest des Films zu wenig bietet, um mehr zu sein als ein netter Film für zwischendurch. (Aber ich muss zugeben: Claudia Cardinale sah wirklich einmal verdammt heiß aus!)
[Achtung: Enthält Spoiler]
"Pale Rider" beginnt damit, dass die Reiter von Thulsa Doom (hier die Reiter von LaHood) ein Dorf plattmachen und endet mit einem schaurig-schönen Zusammenspiel von epischen, weiten Aufnahmen eines verschneiten Gebirges und einer melancholisch-verträumten Musik. Während die erste Sequenz leider nicht annäherend so spektakulär und mitreißend inszeniert worden ist wie im 3 Jahre früher erschienenen "Conan der Barbar", ist letztere Szene so unglaublich atmosphärisch und schön mitanzusehen, dass ich mir im Nachhinein gewünscht habe, sie im eigentlichen Film und nicht im Abspann zu sehen. Und was Clint Eastwoods Western von 1985 dazwischen erzählt, ist eine zwar edel fotografierte, aber leider viel zu substanzarme und krude Erzählung vom kleinen Mann gegen die Macht großer Kapitalisten.
Mir ist zwar bewusst, dass Filme aus dem Western-Genre ihre Geschichte oft mit einem grundlegenden Gut-Böse-Schema umsetzen; doch die Art, wie "Pale Rider" dies in Form eines Konflikts zwischen armen, einfachen Pionieren und machtgierigen Großunternehmern umsetzt, ist für meinen Geschmack an Polemik kaum zu überbieten. Coy LaHood (Richard Dysart) und seine Handlanger sind absolut böse und gewalttätig. Sie terrorisieren die arme kleine Schürfersiedlung im Cobalt Canyon, erschießen das Rindvieh und die Hunde (oh nein, die armen Hunde!!!) und verprügeln aus Spaß jeden armen, wehrlosen Schürfer, der es wagt, in die Stadt zu kommen. Die Gesetzeshüter sind nicht mehr als Handlanger der kapitalen Bosse und auch diese sind sich gegen Bezahlung nicht zu schade, die kleinen Menschen einfach niederzuschießen. Auf der anderen Seite haben wir die friedlichen Siedler, die nicht einmal in der Lage sind, sich in einer wilden, gesetzlosen Zone zu verteidigen, weil sie bis auf eine Jagdflinte einfach keine Waffen besitzen. Werte wie Familie, Religion und Menschlichkeit sind natürlich für das Überleben in der Wildnis Schild genug. Natürlich besorgen sich diese einfachen und unschuldigen Leute auch dann keine Waffen, wenn die Handlanger von LaHood ihr ganzes Dorf dem Erdboden gleichmachen. Mal ehrlich, kann ein Film noch weiter gehen und offensichtlicher sein, wenn es darum geht, den Zuschauer emotional zu manipulieren und in ihm einen platten Hass gegen Großunternehmer irgendeiner Art zu wecken?
Nicht dass diese Handlung nicht kapitalismuskritisch umgesetzt werden kann. Es ist sicherlich ein wichtiges Thema, mit dem Filme sich auseinandersetzen sollten. Doch "Pale Rider" schert sich nicht im Geringsten darum, den Klassenkampf in irgendeiner Art und Weise entweder psychologisch oder durch soziale Beschreibungen zu vertiefen. Coy LaHood ist eben ruchlos und böse, weil er mehr Geld machen will. Die Moral von der Geschichte lautet lediglich: "Wegen Umsatz über Leichen zu gehen ist halt nicht so toll!" Wäre dies ein Siedler-gegen-Banditen-Szenario, hätte ich ja nichts gegen eine völlige Gut-Böse-Charakterisierung des Konfliktes; doch wenn ein Film bedeutsame soziale Fragen aufgreift und auf exakt dieselbe Art und Weise erzählt, dann ist mir das schlicht zu billig. Das Ärgerliche dabei ist ja gerade, dass dies eine uramerikanische Grunderzählung zu sein scheint, welche die Vorurteile seines Publikums in ihrem kruden "Wir Guten hier unten und jene Bösen da oben" bedient und ihre Gelüste nach Gewalt an wohlhabenden Menschen befriedigt.
Und somit kommt schließlich Eastwoods Paradefigur auf die Bühne, die einmal mehr keinen Namen besitzt, jedoch als Rächer der kleinen Leute auftritt. In ihm verbinden sich dieses Mal religiöse Motive mit dem harten, entbeerungsreichen Pioniergeist und dem unproblematischen Einsatz des Revolvers. Er ordnet sich keiner Regierung, keiner Organisation unter, sondern tut lediglich, was er für richtig hält. Dass erneut auftauchende Rachemotiv ist dieses Mal so substanzlos und fade in die Geschichte hineingeschrieben, dass das komplette Finale ohne jede Form von Dramatik abläuft und im besten Fall Szenen aus "Für eine handvoll Dollar" oder "Zwei glorreiche Halunken" kopiert. Die Art, wie Eastwood seine Westernfigur in "Pale Rider" nun noch einmal zu einem religiös-überhöhten, von allen Frauen angehimmelten, fast schon übernatürlichen Racheengel hochstilisiert, gerät recht plump und leer.
Eine Sequenz im Film, welche mich besonders geärgert hat, war als Spider (Doug McGrath) einen riesigen Goldklumpen im Fluss gefunden hat und beschließt, seinen gerade erworbenen Reichtum in der Stadt zur Schau zu stellen, in der die Schläger und Handlanger von LaHood bereits warten. Spider betrinkt sich und provoziert Coy, in dem er vor sein Anwesen tritt und ihn verhöhnt; seine Handlanger erniedrigen ihn auf eine gemeine Art und Weise, woraufhin er die Waffe zieht und der korrupte Sherrif Stockburn (John Russel) ihn daraufhin aus Notwehr erschießt. Der Film möchte diese Szene als ein erneutes Beispiel für die Willkür der Bösen darstellen. Ich selbst dachte allerdings nur, dass Spider, dieser dumme Idiot, es kommen gesehen haben musste. Wenn Leute so dämlich sind und in ihren eigenen Tod laufen, haben sie es nicht besser verdient; aber anscheinend sieht der Film das anders und emotionalisiert sie einmal mehr im Stile seines völlig kruden Arm-Reich-Konflikts.
Alles in Allem klingt "Pale Rider" jetzt schlimmer, als er wirklich ist. Im Vergleich zum eher mäßigen "Der Texaner" empfinde ich diese Arbeit Eastwoods als etwa genauso gut. Doch während sein Film über José Wales ein interessantes Szenario und Anflüge von Menschlichkeit und Völkerverständigung gegen Ende zeigte, ist "Pale Rider" lediglich ein ruhiger, gradlinig erzählter und wunderschön fotografierter Western mit einer zynischen Arme-gegen-Reiche-Handlung, die an Plakativität und Polemik kaum zu überbieten ist. Der Sehgenuss ist hier auf formaler Ebene deutlich größer, während bei "Der Texaner" vor allem die Themen und ihre Verarbeitung über die Längen in der Erzählung hinwegtrösteten. Im Endeffekt ist "Pale Rider" also dennoch sehenswert, weil das Setting, die Aufnahmen und ihre ruhige Präsentation beim Zuschauer dafür sorgen, dass man sich in dieser rauen, harten Welt schön einlebt.
[Achtung: Enthält Spoiler]
Hm, da baut ein intelligenter Computer also eine Zeitmaschine, welche nur in der Lage ist, organisches Gewebe in die Vergangenheit zu schicken? Dieses Wundergerät läuft so vonstatten, dass es Menschen leichter haben, einfach mal so in die Zeit zurück zu hopsen, eine Horrorzukunft zu verhindern und sich ihren großen Befreier selbst zu erschaffen... mit einem Vater aus der Zukunft?!
Naaaa, ich spaße nur ein bisschen rum. Skynet mag es aufgrund seiner mangelndes Intelligenz vielleicht verdient haben, von einem militanten Jesus Christus... ähm... ich meinte... John Conner und seinen Spießgesellen vernichtet zu werden; dieses etwas hanebüchene Zeitparadox soll aber nicht davon abhalten, dass "Terminator" sonst fast alles richtig macht.
Was James Cameron mit diesem Film abliefert, ist straff inszeniertes, rasantes Actionkino mit einer sich sehr dynamisch entwickelnden Handlung und einer durch die Bank stimmig vermittelten Atmosphäre.
Gerade der Beginn des Films lässt den Zuschauer - zumindest jene, welche noch nie etwas von diesem Film gehört haben - erst einmal im Dunkeln darüber, was in der Gegenwart eigentlich vor sich geht. Man erfährt lediglich von einem zukünftigen Krieg zwischen Menschen und Maschinen, sowie von zwei Besuchern aus der Zukunft - der eine ein kaltblütiger Killer (Arnold Schwarzenegger), der andere kommunikativ und menschlicher wirkend (Micheal Biehn) - welche beide versuchen, eine gewisse Sarah Connor (Linda Hamilton) ausfindig zu machen. Inwiefern sie eine Schlüsselfigur für den Krieg gegen die Maschinen ist, wird erst ungefähr nach der Hälfte des Films erklärt. Bis dahin verbreitet der Film ein ordentliches Maß an Spannung schlichtweg dadurch, in dem er die Handlungen der drei Figuren mitverfolgt und sie schließlich in einem gewaltigen ersten Actionhöhepunkt aufeinander treffen lässt. Danach lässt "Terminator" nur kurze Verschnaufspausen zu und liefert ansonsten immer wieder neue Actionmomente, zu dessen Höhepunkten sicherlich die knallharte Schießerei im Polizeirevier gehört.
Was den Film ebenfalls hervorstechen lässt, sind die Unterschiede im Schauspiel zwischen Hamilton, Schwarzenegger und Biehn. Sarah Connor wirkt noch am ehesten wie eine normale Frau mit einem Alltagsleben, dass durch einen Job, Freunde und Unterhaltung geprägt ist. Das ändert sich natürlich schlagartig, als sie durch den Gang der Ereignisse völlig aus diesem gewöhnlichen Leben herausgerissen wird, mit der Möglichkeit einer apokalyptischen Zukunft konfrontiert ist und diese schockierende Vision nun irgendwie verarbeiten muss. Kyle Reese, als Guerillakämpfer gegen einen höllisch effzienten Maschinenfeind, wirkt im Los Angeles des Jahres 1984 sichtbar deplatziert; der Film zeigt ihn immer wieder, wie er in die Leere starrt, wie er sein Überleben durch rasches Handeln sichert und wie er oft in einem eingeübten Stil taktische Informationen von sich gibt. Es muss als Mensch funktionieren und fokussiert auf seine Mission bleiben, da er in der Zukunft ansonsten schon längst das Zeitliche gesegnet hätte (no pun intended). Und der Terminator, von Schwarzenegger perfekt verkörpert, vermittelt mit jeder einzelnen Geste sofort, dass es sich hier um keinen Menschen handelt. Dass diese Maschine so bedrohlich daherkommt, liegt an seinem, effizienten, ruhelosen, zielbewussten und schlicht gnadenlosem Vorgehen. Alle diese vor allem visuell leicht erkennbaren Unterschiede sorgen alleine schon für eine sehr effektive Charakterisierung, welche nie einen Umweg einschlagen muss, der von dem sehr actionlastigen Plot ablenken würde.
Auch die Atmosphäre und die Präsentation des "Terminator"-Universums ist sehr stimmig in Szene gesetzt. Die immer wieder in einem farblichen Blauton gehaltenen Zukunftsvisionen zeigen durch wenige, abwechslungsreiche Szenen die Notlage der Menschen sowie die Umstände, unter denen Reese aufgewachsen ist. Nicht nur das, die Szenenübergänge zwischen Gegenwart und Zukunft werden zwei- von dreimal durch ein Maschinenmotiv verbunden. Wenn Reese sich am Strassenrand im Wagen ausruht und von seinem früheren Leben (in der Zukunft) träumt, so verwandelt sich ein im Hintergrund arbeitender Bagger plötzlich in eine tödliche Kampfmaschine, gegen welche er in der Zukunft kämpfen musste. Die technische Hölle der Zukunft, so wird hier gezeigt, ist in der Gegenwart bereits angelegt. Es sind solche visuellen Details, durch welche dieser Film besticht. Auch gerade in der ersten halben Stunde des Films wird immer wieder ein recht unschuldiger, vergnügter Umgang mit Technik gezeigt (Ein Club namens 'TechNoir', die Penetranz, mit welcher ein gewisser Walkman betont wird etc.).
Doch auch sonst besticht die Atmosphäre von "Terminator" vor allem durch einen sehr stimmigen Stil. Der Film spielt fast ausschließlich bei Nacht, der Soundtrack klingt minimalistisch und metallisch und kündigt die bedrohliche Präsenz des Terminators stets an. Die urbanen Schauplätze sind abwechslungsreich und wunderbar eingefangen. Über allem legt sich ein Gefühl der Kälte und der dunklen Vorahnung. Und dank eines sehr schnellen Erzähltempos wird man in diesen Film wie in einen Sog hineingerissen.
"Terminator" mag zwar letztendlich 'nur' ein rasant inszenierter B-Actionfilm sein, jedoch merkt man ihm an allen Ecken und Enden die Mühen an, welche sich James Cameron, Stan Winston und das ganze restliche Team gemacht haben. Alles greift perfekt ineinander und die wenigen Mäkeleien, die ich neben dem etwas seltsamen Zeitparadox zu beklagen habe - etwa die mystisch-verquaste Dialogzeile "Ich habe von Hunden geträumt." von Sarah oder die seltsame, stimmungsdrückende Sex-Szene zwischen ihr und Reese - sind dabei komplett vergessen. Dieser Film ist völlig zu Recht ein absoluter Klassiker des Actionkinos.
Es gibt über "Jagd auf Roter Oktober" wirklich nicht viel zu sagen. Dafür, dass der Film zig Handlungsebenen hat und sich dementsprechend weit auffächert, ist er letztendlich doch sehr straff inszeniert. Die Handlung ist klar präsentiert, die Motivationsfaktoren bestehen hier einerseits darin, herauszufinden, was die genauen Motive von Kapitän Ramius (Sean Connery) sind und andererseits darin, welche Weltmachtsflotte denn das U-Boot 'Roter Oktober' zuerst erreicht. Und schließlich müssen die Spezialeffekte im Jahre 1989 schlicht auf dem neuesten Stand der Technik gewesen sein; auch heute wirken sie nach wie vor beeindruckend.
Was hingegen die Charaktere angeht, so gibt es trotz ansehnlicher Besetzung niemand wirklich Interessanten. Die Figur des Jack Ryan (Alec Baldwin) - gleichwohl ich mir bewusst bin, dass dies Tom Clancy's Stock-Main-Character ist - wirkt als Einzelkämpfer für eine friedliche Lösung recht seltsam in den Film hineinkonstruiert, um dem Zuschauer eine Identifikationsfigur zu liefern. Ich selbst hätte die Idee interessanter gefunden, Ramius zur Hauptfigur zu machen und die Entscheidung über den Ausgang dieser Krise in seine Hände zu legen. Aber da der Film eine recht republikanische und abschätzige Haltung gegenüber der Sowjet-Union vermittelt, schien das wohl in Niemandes Konzept zu passen. Sean Connery, insbesondere im Zusammenspiel mit Sam Neill, ist die einzige Person, die es schafft, eine recht flache Figur mit einem gewissen Charisma überzeugend rüberzubringen.
Generell war das Geschehen auf der 'Roter Oktober' spannender als alles andere im Film; Sabotage, Spannungen innerhalb der Besatzung und die Andeutung einer nahenden Meuterei hätten ein sehr spannendes Feld für Konflikte geboten, welches im Endeffekt nicht ansatzweise ausgereizt wurde. Stattdessen liefert der Film unnötige Randszenen auf einem Flugzeugträger, bevor er seine Handlung weitertreibt, sowie immer wieder mal etwas Action, um die Spannung aufzulösen. Dass "Jagd auf Roter Oktober" insbesondere im Finale plötzlich eine umfangreiche Actionssequenz auffährt, mag so gar nicht zum Rest des Films zu passen; dass der Antagonist Tupolev (Stellan Skarsgard) im Grunde nur dafür da ist, ein böses Gesicht für einen finalen Showdown zu sein, spielt hier nur noch mit rein.
Im Endeffekt ist der Film ansehnlich inszeniert, mit ordentlichen Schauwerten vollgepackt und vermittelt für einen Thriller immer wieder ein ordentliches Maß an Suspense. Zwischendurch hängt der Film allerdings auch und man wünscht sich schlicht, dass die Figuren, insbesondere auf der 'Roter Oktober' interessanter hätten sein können, da sie von solch guten Schauspielern verkörpert werden. Somit ist "Jagd auf Roter Oktober" nettes Thrillerkino für zwischendurch.
Ich bin nicht sicher, ob ich die Gepflogenheiten des isreaelischen Filmemachens oder aber das Anti-Kriegskonzept von "Lebanon" nicht recht verstanden habe, doch gegen Ende war dieser Film nur noch ermüdend. Dabei war gerade die erste halbe Stunde unerwartet intensiv und vorbildlich in Szene gesetzt.
Der große Pluspunkt von "Lebanon" ist sicherlich sein Kammerspiel-artiges Konzept: Als Zuschauer erleben wir das gesamte Geschehen aus der Sicht einer Panzer-Crew, welche aus vier unerfahrenen, jungen Soldaten besteht, die ihr stählernes Vehikel nie verlassen. Alles, was draußen vor sich geht, wird ausschließlich über das Zielfernrohr der Kanone wahrgenommen. Die Übersicht über das Kriegsgebiet ist sehr begrenzt, jede Bewegung des Zielrohrs wird von Maschinengeräuschen begleitet und das Sichtfeld nach draußen ist stets von den schwarzen Linien zum Zielen überdeckt. Die Szenen, welche der Kanonier Shmulik (Yoav Donat) einfängt, sind sehr subjektiv; sie bleiben bei den Trümmern, den Soldaten, bei panischen Zivilisten und Leichen von Menschen und Tieren hängen. Die Blicke in das Kriegsgebiet haben einen leicht voyeuristischen, intimen Zug und vermitteln doch zugleich die bedrohliche Präsenz einer Kriegsmaschine, die alles Verdächtige beobachtet und anvisiert.
Zudem ist die Art, wie die Angst im Gefecht hier eingefangen wird, sehr effektiv. Schon die erste Feindbegegnung vermittelt - vielleicht ein bisschen dick aufgetragen - die enorme psychische Belastung, die es mit sich bringt, einen anderen Menschen zu töten, die Panikreaktion, welche zu Kollateralschäden führen kann und die Konsequenzen, welche all das nach sich zieht. Der Konflikt zwischen dem Befehlsdruck und den eigenen moralischen Bedenken wird hier sehr geschickt und natürlich eingefangen. "Lebanon" verfährt mit seinen Protagonisten hier äußerst schonungslos.
Die Atmosphäre des Films selbst ist zum Schneiden dick: Das Innere des Panzers ist dunkel, es tropft, es gibt Schmierflecken überall. Mit der Zeit nimmt der Geruch nach Schweiß und Urin immer weiter zu, die Hitze steigt an. Der Einschlag einer Rakete beengt, verwüstet und verdreckt das Innere noch weiter. Filmisch ist das ganze immer wieder in ruhigen Einstellungen, begleitet von einem minimalistischen, doch sehr hypnotischen Soundtrack eingefangen. Auch auf den Gesichtern der Crew zeichnet sich immer mehr der Schmutz, der Schweiß und der Verlust an Fassung ab.
Und schließlich überrascht es mich, dass der Film gerade einen sehr kritischen Blick auf die israelische Armee wirft. Der Einsatz von Phosphorgranaten, das Bombadieren von Städten und die Hinrichtung eines Zivilisten zeichnen ein ruchloses Bild vom Vorgehen des Militärs.
Dies Alles entwickelt "Lebanon" hervorragend und in der ersten halben Stunde war es ungemein fesselnd, der Entwicklung des Konflikts beizuwohnen. Doch von da an ereignet sich das Problem, dass der Verlauf für lange Zeit stagniert und erst in den letzten 20 Minuten wieder in Gang kommt. Nachdem der Panzer von einer Rakete getroffen wird, passiert eine lange Zeit praktisch gar nichts und sämtliche Dynamik löst sich auf. Ich frage mich, ob dies Bestandteil des Anti-Kriegskonzeptes ist, da die Handlungsstruktur im Film eben zusammen mit der Situation selbst immer chaotischer wird. Allerdings gerät das Geschehen somit auch anstrengender mit anzuschauen. Da wird es dann auch zum Problem, dass die Charaktere im Film selbst auf eine Art und Weise zusammengewürfelt sind, dass das im Innern des Panzers stattfindende Kammerspiel recht konstruiert wirkt. Natürlich muss die Gruppe gleich aus 3 verschiedenen Problemkindern bestehen - einem Feigling, einem Großmaul (Oshri Cohen), der Befehle missachtet, und einem Kommandanten (Itay Tiran), der sich nicht durchsetzen kann. Somit wirken die Dialoge immer wieder etwas bemüht. Die Anflüge von Charakterisierungen, welche die Jugendhaftigkeit und Menschlichkeit der Soldaten vorführen, sind nett gemeint, doch führen sie letztendlich nicht zu viel, da die Handlung beschließt, sich bewusst selbt zu zersetzen. Am schlimmsten war dann schließlich, dass der eintretende Schockzustand des Kommandant Asi recht unvermittelt kam, da er zuvor kaum eine große Präsenz im Film hatte. Und warum gerade eine gesamte Crew, die auf das Bedienen eines Panzers spezialisiert ist, nicht feststellen kann, wann das Vehikel fahruntüchtig ist oder nicht und erst der Anweisungen von einem Anführer der Bodentruppen bedarf, macht schon einen ziemlich blöden Eindruck. Um das Ganze noch einmal zusammen zu fassen: Für knapp 40 Minuten im Mittelteil stagniert das Geschehen in "Lebanon" und wirkt darüber hinaus sehr bemüht und konstruiert, was sämtliche Bonuspunkte in bezug auf den sehr intensiven Anfang wieder zunichte gemacht hat.
Alles in allem sollten jene, die an Anti-Kriegsfilmen interessiert sind, durchaus mal einen Blick riskieren. Einen solchen Ansatz habe ich zuvor in einem Film noch nicht gesehen. Man sollte sich allerdings über so einige Längen und ins Nichts führende Handlungsstränge hinwegsehen können.
Hat nicht Marcus Nispel, der Remake-Hnegst vom Dienst, vor einigen Jahren nicht schon einmal ein Reboot von Friday 13th gmeacht? Ist das nun der Beginn der nächsten Stufe, dass ein Franchise innerhalb weniger Jahre zweimal rebootet wird? *sigh*
Vielen Dank für diesen wunderbaren Einstieg. Vielleicht wäre ein weiteres Thema etwa der Körperkult in den Actionfilmen der 80er Jahre, in denen Stallone, Schwarzenegger und Co. schlicht als extreme, muskelbepackte Hünen auftraten. Zum Beispiel besticht gerade der Film "Rambo II" immer wieder durch ein Hervorheben von John Rambo als eine ästhetische, körperlich-perfektionierte Tötungsmaschine.
Eventuell, und das klingt vielleicht ein bisschen spekulativ, kann der Aspekt der Biopolitik auch an Filmen festgemacht werden, welche sie nicht direkt fokussieren. Solche Filme wären z.B. jene, in welchen es offensichtlich wäre, dass Rauchen, Fast Food, Sexual-praktiken etc. verteufelt werden, weil sie letztendlich den Körper schädigen. Derartige Filme können entweder im Sinne einer Biopolitik sein, weil sie die "unreinen" Genüsse explizit oder implizit ablehnen, oder aber eine Position gegen eine derartige Restriktionen einnehmen. Dies etwas ausführlicher an Filmen zu untersuchen, würde mich tatsächlich interessieren, sollte ich einmal die Zeit dazu finden.
Und nocheinmal, vielen Dank für die Denkanstöße.
"Der Ghostwriter" scheint mir ein Film zu sein, welcher für Roman Polanski durchaus typisch ist. Ähnlich wie "Rosemary's Baby", "Frantic" und "Chinatown" besticht auch dieser Film vor allem durch eins: Unaufdringlichkeit, Subtilität, Atmosphäre und einen gewissen Grad an Vagheit. Das macht seine Filme nicht gerade zu einem einfachen Filmvergnügen. Man muss erstens genau wissen, worauf man sich einlässt und, zweitens, beim Sehen hellwach sein.
"Der Ghostwriter" führt nun praktisch fort, was seine Filme zuvor ebenfalls schon auszeichnete. Der Ghostwriter, mit seiner Methode, an das Herz der Menschen zu appellieren, erscheint denkbar deplatziert inmitten des politischen Geschehens, in welcher die Beteiligten vorsichtig und misstrauisch sind und stets zwei Gesichter zu haben scheinen. Das Strandhaus, mit seinem sterilen Look, der Designer-Einrichtung, den klaren Linien und leeren, schwach beleuchteten Fluren vermittelt ein Gefühl von Kälte und Gefahr. Selbst die Strandszenerie mit seinen leeren Dünen, pfeifenden Winden und dem stets trüben Wetter verbreitet eine melancholische, geheimnisvolle Stimmung.
Die Atmosphäre des Films ist durch die Gestaltung der Kulissen, der Farbgebung und der Fotografie wunderbar eingefangen, dient jedoch noch einem weiteren Zweck: Ein Gefühl für Vagheit zu vermitteln. Die Art und Weise, wie Polanski hier vorgeht, besteht vor allem darin, die Gefahr und die eigentlichen Vorgänge stets nur anzudeuten. Der Zuschauer wird die erste Stunde des Films über in ein Setting geworfen, welches einerseits der mediale Mittelpunkt einer politischen Krise ist und andererseits von Spannungen innerhalb des Anwesens von Adam Lang (Peirce Brosnan) durchzogen ist. Als Zuschauer verliert man schnell die Deutungshoheit, da sowohl Adam als auch seine Frau Ruth (Olivia Williams) in Dialogen einen doppelten Boden zu haben scheinen. Die Atmosphäre erzeugt in Zusammenhang mit der Vagheit der Geschehnisse stets ein Gefühl für Paranoia, welches sich im Laufe der zweiten Stunde noch weiter steigert, bis schließlich alles mehr oder weniger klar aufgelöst wird. Dies lässt den Film im Endeffekt dann ein bisschen wie einen routinierten Thriller in einer besonders langsamen Gangart erscheinen.
Freunde gepflegter Verschwörungstheorien werden an der Auflösung der Geschehnisse sicherlich ihre Freude haben. Insbesondere das Ende, welches die Handlung zu einer Geschichte werden lässt, welche nie das Licht der Öffentlichkeit erreichen wird und im medialen Rummel einer Trauerfeier untergeht, besticht durch seinen ganz eigenen pessimistischen Effekt. Die Feststellung, nur an der Oberfläche gekratzt zu haben, was nach einer weit umgreifenden Kontrolle verschwörerischer Mächte aussieht, hinterlässt ein Gefühl von Paranoia, welches selbst nach dem Ansetzen des Abspanns anhält. Hier spielt natürlich hinein, dass die fiktiven politischen Ereignisse in diesem Film sich mühelos in das zeitgenössische tagespolitische Geschehen integrieren lassen.
Ich selbst war leider etwas müde, als ich mir "Der Ghostwriter" angesehen habe, wodurch ich wahrscheinlich nicht in den vollen Genuss dieses Streifens gekommen bin. Dennoch ist dies ein Film der ruhigeren Thriller-Unterhaltung, welcher auf formale und inhaltlich effektive Art und Weise Spannung und Neugier entwickelt, ohne dabei auf allzu vordergründige Effekte wie Gewalt oder Verfolgungsjagden zurückgreifen zu müssen. Ich sollte mir diesen Film mit Sicherheit noch einmal ansehen, alleine schon aufgrund der sehr stimmigen Atmosphäre.
Hm... in letzter Zeit scheinen Horrorfilme über diabolische Schwangerschaften recht hip zu sein (Stichwort: "Devil's Due"). Mich persönlich würde diese Version von "Rosemarie's Baby" durchaus interessieren. Wer das Original kennt, weiß, dass dies ein besonders subtiler und intelligent vorgehender Film ist, der fast schon gar nicht mehr wie ein Horrorfilm rüberkommt. Eine mehr auf Genre-Konventionen aufbauende Umsetzung könnte gerade jene erfreuen, welche Polanskis Werk als zu sperrig und langweilig empfanden. Ich bin neugierig.
Ich neige dazu, bei Filmen, die ich auf Teufel komm' raus nicht ausstehen kann, immer sehr polemisch und verächtlich zu werden. Da hier bei Movie-Pilot sehr viele Menschen, unter ihnen auch Mitglieder in meiner Liste von Bekanntschaften, eine sehr hohe Meinung von "Waking Life" haben, versuche ich, mich möglichst verständnisvoll und milde auszudrücken. Es ist nicht meine Intention, hier irgendwelche Gefühle zu verletzen.
Jedoch muss ich zugleich sagen, dass dieser Film 100 Minuten lang ein blankes Nichts für mich bildete. Selten suggerierte ein Werk so viel Gehalt und sagte gleichzeitig so wenig aus.
Schon relativ zu Beginn ist der Film für mich arg gestolpert: Nach etwa 10 Minuten begleiten wir einen Philosophieprofessor, welcher über seine Faszination mit Sartre redet. An einer Stelle bemerkt er, dass er viele Werke moderner Philosophen - teilweise mit Bewunderung - gelesen habe, doch feststellt, dass diesen Werken stets etwas fehlt (soweit ich mich erinnere, wurde hier auch die Darstellung des Menschen als Gesellschaftswesen oder so mitangeführt). Er führt dann weiter aus, dass wenn Sartre über Verantwortung redet, er damit immer etwas sehr konkretes meinte. Schon damit habe ich bereits 2 Probleme: Erstens, seit wann gilt Jean-Paul Sartre innerhalb einer 2500 Jahre alten Disziplin nicht als moderner Philosoph? Und zweitens, was genau ist hier bitteschön mit der konkreten Gestalt einer Verantwortung gemeint? Redet er über moralische Verantwortung? Individuelle Verantwortung? Ontologische Verantwortung? Mein Problem mit dieser Passage allein war, dass sie völlig unkonkret und vage war und hier mehr oder weniger Phrasen und Worthülsen zusammengeschustert wurden. Dies hätte locker eine 15-minütige Einführung in Sartres Vorstellung von totaler bzw. radikaler Freiheit sein können, einschließlich einer möglichst zugänglichen Einführung in seine ontologischen Fundamente, wie sie in "Das Sein und das Nichts" auf eine nicht gerade einfache Art und Weise beschrieben werden. Stattdessen sagt ein Typ, der wie ein Professor aussieht, 2 Minuten lang unzusammenhängendes Zeug über einen großen Philosophen, dass so auch hätte eine Rede über zahlreiche andere Denker sein können.
Gleich danach begegnen wir einem scheinbaren Evolutionsbiologen, welcher eine verrückte Theorie darüber aufstellt, wie die Technik und das digitale Zeitalter nur eine weitere Stufe des Evolutionsprozesses sind. Das würde natürlich eine Menge Fragen aufwerfen, z.b. ob der Mensch und die Technik letztendlich eine Erweiterung des Naturgeschehens sind oder eine Sonderstellung einnehmen. Doch stattdessen springt der Film munter weiter zu weiteren modernen Anschauungen, die in 2 Minuten oder so umrissen werden.
In "Waking Life" wird man praktisch alle 5 Minuten mit einem weiteren Ideenkonvolut zugedroschen, viel zu knapp, viel zu vage, vollkommen kontextfrei und ohne dass diese Ideen am Ende überhaupt noch einmal aufgegriffen werden. Wenn der Film schon kein Interesse hat, den Zuschauer in einen ausführlichen, erhellenden Gedankengang zu führen, warum sollte ich denn irgendein Interesse daran haben, mich ausführlicher mit diesem Film auseinanderzusetzen. Mitanzuschauen, wie völlig zusammenhangslos und mit einer Minimalentschuldigung einer narrativen Struktur über einen Träumer hier einem eine knappe Phrasendrescherei nach der anderen 90 Minuten lang vorgesetzt wird, ist schlicht tierisch ermüdend und wurde von mir irgendwann nur noch gleichgültig hingenommen. Anstatt dem Zuschauer einen tatsächlichen philosophischen Diskurs über ein einzelnes Thema nahezubringen, Zusammenhänge zu zeigen und aus diesen heraus Problemfragen aufzuwerfen, wird hier nur intelligent und mit dem Anschein allerhöchster Bedeutungsschwere geplaudert.
Was mich zudem störte, war dass die meisten Exkurse in Form von Monologen geführt wurden. Unsere Hauptfigur wurde die meiste Zeit über ausschließlich zugetextet und die wenigen Dialoge, die sich hier ergaben, konnte man kaum als Streitgespräche bezeichnen, da die Leute selten auf die Worte des anderen eingingen.
Der Zeichentrickstil hat mich die meiste Zeit über nicht gestört, doch war es noch einmal ein Stück anstrengender, auf die Dialoge der Personen zu achten, während im Hintergrund mitunter komische Dinge passierten oder Figuren auftauchten (etwa ein Fisch mit menschlichen Zeichentrickaugen in einem Aquarium).
"Waking Life" hat mich als Filmerlebnis zutiefst frustriert, nicht nur aufgrund der völlig willkürlichen Zusammenstellung von Szenen, sondern weil teilweise auch einfach eine Menge Müll erzählt wurde, welcher zwar tiefsinnig daherkommt, aber völlig vergisst, den Zuschauer irgendwie in einen interessanten Gedankengang zu involvieren. Ein buntes Panoptikum von prätenziösen Worthülsen zu liefern langt mir nicht als philosophische Erfahrung, was ich hier brauche, wäre ein strukturierter, gut beleuchteter Blick in eine interessante Thematik, sei es die Existentialphilosophie Sartres, die Ontologie Plotins, oder aber ein faszinierender Einblick in eine esoterische oder religiöse Lehre. So gab der Film vor, über vieles zu reden, und sagte am Ende gar nichts aus. Und genau das machte mich beim Sichten von "Waking Life" so wütend.
[Vorsicht: Enthält Spoiler]
Oh je, dieser Film ist ein einziges *Am-Kopf-kratz*.
Ich denke mal, die Hauptmotivation für den Zuschauer beim Sichten von "Source Code" besteht ersteinmal darin, zu erfahren, was genau hier eigentlich vor sich geht. Ich denke, ich habe das gerafft, bin aber auch nicht hundertprozentig sicher. Man nutzt also ein Kurzzeiterinnerungsfenster einer toten Person, welches etwa 8 Minuten umfasst, und verknüpft es mit dem sogenannten Source-Code-Apparat. An dieses schließt man sodann das passende Gehirn eines lebenden Menschens an, dessen Bewusstsein dann die letzten 8 Minuten des Toten erleben kann und dieser Vorgang geschieht in einem Paralleluniversum, welches neben dem eigenen existiert oder aber aus der Source-Code-Maschine heraus geschaffen worden ist. Die Testperson mit dem geeigneten Gehirn heißt in diesem Fall Colter Stevens (Jake Gyllenhaal), der kurz zuvor in Afghanistan getötet worden ist; sein Gehirn ist jedoch noch aktiv, gleichwohl sein Körper tot und zerstört ist. Das Militärpersonal scheut sich jedoch darum, Colter über seine Situation als praktisch toter Mann aufzuklären; stattdessen schicken sie ihn in eine Zeitschleife, in welcher er einerseits eine Bombe und einen Terroristen ausfindig zu machen versucht, gleichzeitig aber auf eigene Faust herauszufinden versucht, was mit ihm selbst geschehen ist, und zunächst natürlich überhaupt nicht weiß, was gerade abgeht.
In bezug auf diese Ausgangssituation lautet meine Frage nun: Kann man den Plot denn noch mehr überladen? Kann man ihn irgendwie komplizierter gestalten? Die Antwort darauf lautet scheinbar: Ja, denn der Film schlägt am Ende einen mystischen Ton an und möchte eine Art Schlussstatement über den Neuanfang und das Leben nach dem Tod machen, welches zuvor fast überhaupt nicht Thema des Films gewesen ist. Nachdem der Thrillerplot über das Ausfindigmachen eines Bombenlegers recht antiklimatisch aufgelöst wird, stellt der Film praktisch auf seine eigene Art und Weise das Finale von "Und täglich grüßt das Murmeltier" nach und verwandelt sich in eine lebensbejahende, gute-Laune-Botschaft, für die der Film zuvor nicht ansatzweise einen thematischen Boden geschaffen hat.
"Source Code" ist für mich praktisch die filmgewordene Definition von 'holprig'. Relativ strukturlos und unspannend folgt der Film mal dem Geheimnis des Bombenlegers, mal dem über Colters persönlichem Schicksal und versucht alle 5 Minuten, immer wieder eine neue Überraschung in den Raum zu werfen. Zugegeben, die ersten 40 Minuten sind durchaus unterhaltsam, weil man als Zuschauer praktisch alles zusammenpuzzelt; doch je mehr die Wahrheit ans Licht kommt, desto mehr verliert der Film, da er es vergessen hat, eine vernünftige Grundspannung aufzubauen. Das Gefühl für das, was auf dem Spiel steht -das Leben von hunderten von Zivilpersonen- wird leider nicht so recht vermittelt und am Ende scheint sich der Fokus sowieso auf Colter und seine persönliche Erfüllung in Form einer Rettung der Zugpassagiere zu legen. Dass mich das Handeln von Gyllenhaals Charakter stellenweise auch etwas ratlos zurückgelassen hat und es generell so einige Seltsamkeiten gibt, die diesen Film umgeben, möchte ich dann lieber auch nicht weiter ausführen.
Die Prämisse von "Source Code" ist eigentlich sehr interessant und zwischendurch schien der Film immer wieder interessante Aspekte anzudeuten (die sich stets wiederholende, traumatische Erfahrung einer Bombenexplosion und ihr Niederschlag auf Colters Psyche) doch letztendlich war es wohl mehr oder weniger Wunschdenken auf meiner Seite. Das Potential für einen wirklich packenden Sci-Fi-Thriller war da, wird allerdings aufgrund eines unnötig überladenen Scripts, mangelndem Fokus, logischen Seltsamkeiten und einer wenig straffen Inszenierung nicht ansatzweise ausgeschöpft. Wirklich schade!
[Achtung: Enthält Spoiler]
"The Wrestler" glänzt vor allem durch seine meisterhafte Inszenierung. Nachdem ich von Darren Aronofsky vor kurzem bereits "Requiem for a Dream" gesehen habe, der mich auch durch seine audiovisuelle Gestaltung enorm mitgenommen hat, ist dies ein Werk, welches in seinen Grundzügen ähnlich ist, aber doch ganz anders funktioniert. Erneut ist die Handlung selbst äußerst einfach, reduziert und vor allem bekannt. Jeder, der bemängelt, dies sei alles stereotyp, klischeebeladen und sentimental, dem habe ich nichts entgegenzusetzen. Mir gefällt jedoch der Gedanke, zu sagen, dass "The Wrestler" jener Film ist, welcher eine bekannte, sich wiederholende Geschichte auf eine RICHTIGE Art und Weise erzählt. Aronofsky wählt hier genau die richtigen Versatzstücke für sein Drehbuch, die richtigen Locations und Stilmittel und vor allem die richtigen Schauspieler, die sich alle zu einem unheimlich fesselnden Gesamtkunstwerk verbinden. Das Wenige, was hier zu sehen ist, spielt nahezu perfekt zusammen.
Der Unterschied zu "Requiem for a Dream" ist sicherlich, dass wir dem Wrestler Randy nicht nur geschockt seinem Weg der Selbstzerstörung hinabfolgen, sondern dass der Film uns zudem einlädt, auch Mitleid mit ihm zu haben und uns vor allem zu freuen, wenn es kurzzeitig mal mit Cassidy (Marisa Tomei) oder seiner Tochter Stephanie (Evan Rachel Wood) gut läuft. Trotz des desolaten Grundtons und letztendlichen Scheiterns erzeugt der Film zeitweise eine Wärme und Menschlichkeit, welche durch den formalen Stil (dazu später) aufrichtig und ehrlich herüberkommt.
Zudem ist dieser Film durch die Figuren Randy und Cassidy ein recht klarer Kommentar über die Folgen des Showbusiness. Sowohl das Wrestling -jener Sport, welcher gerade für seine Fake-Performances bekannt ist- als auch das Tanzen/Strippen sind Tätigkeiten ohne Langzeitperspektive: Irgendwann schlägt das Alter zu und der Körper kann die ewige Belastung nicht mehr durchstehen. Die Tätigkeit, für die man geliebt und bejubelt wird, zehrt einen letztendlich aus. Mit den Jahren wird man so stetig unattraktiver (Cassidy) oder das Weitermachen gerät zunehmend lebensgefährlicher (Randy). Der Unterschied zu großen Hollywoodstars besteht hier vor allem darin, dass es sich bei den Protagonisten nicht um gutverdienende Menschen handelt, womit die Realisierung ihrer Untüchtigkeit drastische Konsequenzen für den Lebensabend nach sich zieht. Und praktisch jeder Mensch, welcher unter einer hohen körperlichen Bleastung arbeiten muss, wird früher oder später mit diesem Problem konfrontiert. Insofern finde ich es großartig, dass Aronofsky nicht den quasi Aufstieg und Höhepunkt eines Wrestlers erzählt, sondern gerade diese kritische Episode in den Fokus rückt. Es ist allein schon schmerzhaft, mitanzusehen, wie schwer sich unser Protagonist bemüht, sich auf die Kämpfe vorzubereiten, wie langsam und unbeholfen seine Bewegungen sind. Die Erschöpfung und Verbrauchtheit wird von Mickey Rourke in jeder Einstellung glaubwürdig dargestellt und seine körperliche Präsenz sowie sein Spiel bleiben stets sehr intensiv.
Doch gleichzeitig, das sollte ebenfalls noch betont werden, entwickelt der Film eine Sympathie für diesen Sport und seine schillernden Underdogs. Die Darstellung des Wrestling-Milieus, seiner Fans und sogar der Tänzerinnen in dem Stripclub, wirkt teilweise liebenswert und nie bloß als Darstellung von sozial benachteiligten und gedemütigten Menschen.
Hinzu kommt, dass Aronofsky seine Stilmittel, diese Geschichte einzufangen, perfekt gewählt hat. Die auffallend gefärbten Haare und künstlichen Frisuren, generell die getunten Körper der Wrestler kommen zwar offensichtlich als künstlich, aber nicht gerade sonderlich ästhetisch herüber. Von Darstellungen des Körperkults aus den Achtzigern oder gar der Eleganz von Bewegungen in anderen Hollywood-Sport- oder Actionfilmen ist "The Wrestler" weit entfernt. In den Kämpfen ist die Kamera stets mittendrin, fängt die Bewegungen der Wrestler allerdings nicht schnell und schön ein, sondern eher schwerfällig. Man sieht wahrlich, welche Anstrengung hinter jeder Attacke steckt. Auch die Wackelkamera, welche den Film über dominiert (und mich normalerweise eher stört) passt hier sehr gut, da die Bilder so unruhig und unbeholfen wirken und so die schwerfällige, unästhetische Bewegungsart in diesem Sport, als auch die körperliche Grundverfassung und Psyche von Randy, durchaus widerspiegeln. Hinzu kommen dann noch die Schauplätze, welche nie sauber, nie auf Hochglanz poliert wirken. Diese Abgewracktheit suggeriert erfolgreich das Gefühl, hier in einer Geschichte zu stecken, die mitten in der Wirklichkeit spielt. Auf jeder Ebene haben die formalen Stilmittel - um es mit einer Metapher auszudrücken - Rückstände, welche der Darstellung des Geschehens eine gewisse Unsauberkeit, Trägheit, eben eine realistische Note geben.
Zwei kleine Sachen jedoch stören mich jedoch. Zunächst wäre da die Beziehung Randys zu seiner Tochter, welche meines Erachtens nach etwas zu kurz kommt. Dafür, dass sie in einen so dramatischen Höhepunkt mündet, ist der Charakter von Stephanie nicht gerade ausreichend charakterisiert und dient lediglich als Projektionsfläche für die Hoffnungen unseres Protagonisten. Hier hätte ich gerne etwas mehr Entwicklung gesehen. Und zweitens schleichen sich hier und da immer wieder ein paar sehr kleine Längen ein, welche eventuell aus der Vertrautheit des Zuschauers mit dieser sehr verbrauchten Geschichte resultieren. Demgegenüber steht jedoch ein Finale, welches besser nicht hätte inszeniert werden können: Von dem letzten, herzzerreißenden Gespräch zwischen Randy und Cassidy, bis hin zur Schlussszene: Alles sitzt perfekt und der Film endet mit einer Einstellung, die wirklich keine Wünsche offen lässt.
Man sieht recht offensichtlich, dass mich "The Wrestler" sehr begeistert hat und ich werde ihn mir bestimmt irgendwann noch ein weiteres Mal ansehen. Nur wenige Filme schaffen es, mich emotional derart mitzureißen. Dieses Werk schafft es meiner Meinung nach, sämtliche Schwächen schlicht durch seine Inszenierung sowie dem perfekten Zusammenspiel all seiner Elemente aufzuwiegen. Schlicht ein großartiges, filmisches Erlebnis.
Wow, was für ein Trip!
"Requiem for a Dream" ist sowohl eine audio-visuelle Raserei als auch zugleich ein überaus einfach und klar strukturierter Film. Ob es sich hierbei um einen Anti-Drogenfilm handelt oder nicht, ist mir eigentlich ziemlich egal (Anderen hier in der Kommentarsektion scheint dieser Punkt allerdings sehr wichtig zu sein). Was Aronofsky hier vollbringt, gleicht eher dem Versuch, für die Erfahrungswelten von vier süchtigen Menschen eine Bildsprache zu finden. Und diese Bildsprache gerät im Verlaufe des Films, einschließlich einer extrem aufwendigen, langen Finalmontage, sehr intensiv. Die exzessive Nutzung von Verfremdungseffekten wie Zeitraffer und -lupe, Splitscreen, Jump-cuts, Close-ups und Wiederholungen besitzt einen sehr eigentümlichen Effekt; die filmische Perspektive wird so nicht nur fragmentarisiert, sondern regelrecht zerfetzt und spielt wunderbar mit den vier Protagonisten zusammen, deren Lebensträume sich im Prozess einer geistigen Zerrüttung und Erschöpfung immer mehr verlieren. Dieser enorm suggestive Stil ist sicherlich die vordergründige Stärke des Films. Wer hier kritisiert, dass Aronofsky mit dem Holzhammer vorgeht und dem Zuschauer eine Drogenhölle regelrecht einprügelt, würde ich zumindest teilweise recht geben. Die audiovisuelle Gestaltung ist alles andere als subtil und dient dem Zweck, sich immer weiter zu verdichten, bis die Intensität den Zuschauer regelrecht erdrückt. Jedoch ist diese Sprache zugleich auch sehr differenziert ausgearbeitet; ich kann mich beispielsweise noch an die Geräusche von zerreißendem Papier erinnern, welche während Harrys (Jared Leto) und Marions (Jennifer Connelly) Entzugserscheinungen zu hören sind und das Gefühl einer nervlichen Anspannung perfekt repräsentieren.
Dabei ist die Handlung selbst fast schon banal einfach: Es sind vier Menschen, mit nur wenigen Charakterisierungen ausgestattet, die sich in einer konstanten Abwärtsspirale bewegen. Alle diese Menschen besitzen ein Traummotiv, welches immer wiederkehrt, aber mit jedem Mal unbehaglichere Formen annimmt. Sehr deutlich ist das sicherlich bei Sara (Ellen Burstyn) ausgeprägt; der Traum, im Fernsehen aufzutreten und dafür die Figur einer Zeit zurückzugewinnen, als sie mit ihrer Familie glücklich war und sich vor allem nicht einsam und wertlos fühlte, driftet im Verlauf ihrer Speed-Diät in immer stärker abhebende Halluzinationen, deren bedrohlicher Charakter immer weiter ansteigt. Ich habe zudem selten in einem Film gesehen, wie ein schlichtes Objekt, wie es das rote Kleid darstellt, derart mit Bedeutung aufgeladen werden kann. Es ist zudem schlicht eindrucksvoll, wie klar Aronofsky dies im Rahmen einer so einfachen Handlung vermitteln kann.
Auch hier kann man wiederum zwei Kritikpunkte einwenden, welche durchaus verständlich sind: Die Geschichte ist simpel und die Charaktere sind für ein Drama nicht gerade mit viel Substanz angereichert. Wer "Requiem for a Dream" aus diesem Grund ablehnt, den kann ich durchaus nachvollziehen. Mir selbst hat das wenige, was er bot, ausgereicht. Wir haben eine schwierige soziale Situation, ein Traummotiv, und vier exzellent agierende Schauspieler, welche diesen Persönlichkeiten Leben einhauchen. Sie wirken wie tatsächliche Personen, gleichwohl wir recht wenig über sie erfahren.
Was ich persönlich sehr interessant fand, war die anfängliche Darstellung der Drogenthematik. Sie kam derart herüber, als würde zunächst eine Art Ko-Existenz zwischen dem Drogenkonsum und dem sonstigen Leben der Protagonisten möglich sein. Insbesondere Harry und Marion schienen auf dem Weg, sich tatsächlich eine selbstständige Existenz in Form eines Modegeschäfts aufzubauen. Erst ein äußeres Ereignis, ein Schicksalsschlag in Form eines Bandenkriegs, sorgte für ein Ausbleiben des Stoffes und offenbarte, wie fragil diese Ko-Existenz tatsächlich ist.
Alles in allem war ich von "Requiem for a Dream" sehr angetan. Ein spannendes Konzept, eine großartige Stimmung, eine fast perfekte Umsetzung sowie eine bitter konsequente Entwicklung, welche im Gegensatz zu sonstigen Happy Ends oder Läuterungen nicht im letzten Moment umschwenkt und abfedert, sagen mir sehr zu. Definitiv ein beeindruckendes filmisches Erlebnis.
[Achtung: enthält Spoiler]
Als Kind habe ich "Galaxy of Terror" nur ein einziges Mal gesehen, doch bestimmte Szenen blieben schlicht hängen und waren bei der erneuten Sichtung 15 Jahre später immer noch gut in Erinnerung: Der Meister, dessen Kopf nicht mehr als ein rotes Leuchten ist, der Riesenkäfer, welcher das eine Crewmitglied von hinten attackiert und umbringt, die Frau, die von einem Riesenwurm vergewaltigt und getötet wird, sowie das enigmatische, schaurige Ende. In meinen jungen Jahren habe ich einfach nicht begriffen, wie hanebüchen und leer das Skript dieses Films gewesen ist, und habe mich stattdessen immer gefragt, was es wohl nun bedeutete, der "neue Meister" zu sein.
Heute hingegen mag ich den Film in Form eines unterhaltsamen B-Movies. "Galaxy of Terror" mag nicht aufwändig sein, doch die Kulissen und Bilder, sowie die Soundeffekte verprühen eine Menge Atmosphäre, die entfernt an "Aliens" erinnert. Das innere der Pyramide spielt mit Klaustrophobie und Dunkelheit, die Tricks sind altmodisch gut und drastisch. Die Idee mit den Urängsten der Crewmitglieder, die sich materialisieren, ist zwar nett, allerdings geht der Film nie in die Tiefe damit, sondern nutzt sie lediglich als Foreshadowing. Und auch wenn die Handlung komplett leer ist, so ist der Monster-Horror einigermaßen stimmig in Szene gesetzt, mit einer sich langsam aufbauenden Antizipation, die auf einen zufriedenstellenden, blutigen Tod hinausläuft.
Das Alles ist letztendlich super schlicht, aber für jene, die gerne düstere Kulissen, altmodische Monster- und Goreeffekte sowie das formale Ein mal Eins in Sachen Horror demonstriert sehen wollen, ohne mehr zu verlangen, bietet "Galaxy of Terror" ein schönes kleines Sci-Fi-Horror-Häppchen.
Ich kann über den Plot von "Star Troopers" (oder besser "Der Baron gegen die Dämonen") überhaupt nichts sagen. Ich habe keine Ahnung, worum es in diesem Film überhaupt ging. Es wurde am Anfang auf eine leicht konfuse und überraschend voraussetzungsreiche Art und Weise erklärt, doch ich konnte nichts davon hören, da ich nur mit Lachen beschäftigt war. Man sollte einen Film nicht damit beginnen, dass der Protagonist und sein Sidekick von einer Bande von dauerkichernden Zwergen angegriffen werden, wenn man im Anschluss vorhat, die Geschichte durch einen Off-Erzähler in einem Vorspann zu umreißen. Was ich weiß ist, dass da eine knapp bekleidete Dämonenlady mit einem eimergroßen Büstenhalter aus Holz den Baron gefangen genommen hat und seine christliche Keuschheit (wahrscheinlich durch sexuelle Gefälligkeiten) entehrt, um an sein Sperma zu kommen, welches sie braucht, um eine übergroße, abgemagerte Dämonenkuh zu schwängern, damit diese den Antichrist oder so gebären soll. Sämtliche weiteren Details gingen aufgrund dieser außerirdischen Pferdemenschen unter, dessen Mundbewegungen so unbeschreiblich einzigartig sind, dass man nur noch mit Lachkrämpfen vor dem Bildschirm sitzt. Nebenbei gibt es noch eine Schlacht zwischen Gut und Böse, irgendwelche Retro-Sci-Fi-Maschinen, knapp bekleidete Nymphomaninnen und seltsame Monster. Ich muss sagen, dass die Macher hier äußerst kreativ vorgegangen sind; in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Film völlig hirnverbrannt und dämlich ist und über so gut wie gar kein Budget verfügt, gab es doch eine Menge netter Ideen und Schauwerte mitanzuschauen. Das Monsterdesign, so billig und definitiv unfreiwillig komisch, war teilweise sehr originell (die Rede ist hier vor allem von diesem schwebenden Kopf, der wohl ein telekinesebegabter General oder so etwas ist).
Und auch wenn mir bewusst ist, dass dies ein semi-gewollter Trashfilm ist, so muss ich zumindest bemängeln, dass die Musikuntermalung völlig langweilig und für (tatsächlich schlechte) billige Filme mehr als generisch ist. Das Ende des Films ergeht sich, völlig antiklimatisch, in zahlreichen Dialogen und die ausgedehnten Monologe von dem Baron und Lady Pervertium sind auf Dauer nicht mehr so reizvoll.
Ich gebe einem Trashfilm-Erlebnis ungern mehr als 7 Punkte; insofern ist "Star Troopers" relativ nahe, ein idealer Film für einen sinnfreien Abend mit Freunden zu sein. Für Genießer filmischen Mülls unbedingt empfehlenswert.
Wow, der Film ist vorgemerkt. Allerdings scheint dieser Trailer wohl sämtliche großen Schockeffekte und Plot-Points des Films bereits anzureißen. Das gefällt mir weit weniger.
Ich komme mit Roadmovies scheinbar einfach nicht zurecht, insbesondere solchen, die so strukturiert sind wie "Away we go". Die Idee hinter dem Film klingt ja sehr süß: Ein Pärchen in einer Lebenskrise macht einen Trip durch die Staaten und besucht alte Bekannte. Mir war jedoch nicht bewusst, dass Burt (John Krasinski) und Verona (Maya Rudolph) ein Kind bekommen und dass sie im Verlauf der Handlung Personen treffen, welche alle ihre eigenen Sorgen und Ängste rund um das Elternsein haben. Das macht die Reise eben nicht zu etwas willkürlichem, sondern wir gewinnen zusammen mit dem sympathischen Gespann immer neue Einsichten in die Facetten rund um den "Traum Familie". Das ganze wird auch in eine bittersüße Stimmung getaucht, die sich zwischen Burts sanftem, gewitzten Wesen und Veronas persönlichem Familienschicksal bewegt. Alle Episoden entwickeln ihre eigene kleine Stimmung und warten teilweise mit vielschichtigen, interessanten Charaktermomenten auf.
Was mich dabei stört, ist die Roadmovie-typische Episodenstruktur: Burt und Verona reisen von Ort zu Ort wie zwei Schwämme. Bei jedem Halt und Familien- oder Freundesbesuch unterhalten sie sich ein wenig, saugen die Impressionen auf und reisen weiter. Erst in der kurzen Miami-Episode reden sie tatsächlich einmal in einem liebenswerten Gespräch darüber, wie sie über ihre Gefühle als werdende Eltern denken und machen sich im Anschluss die putzigsten und skurrilsten Versprechen. Erst hier wird ein Reifeprozess bemerkbar, der im Film schon hätte weitaus früher beginnen können. Somit sind es halt mehr oder weniger unabhängige Episoden, die mal witzig, mal gefühlvoll sind. So schaute ich dem Film milde interessiert zu, wie er stets in seine nächste Station schlingert, mich dabei wundernd, was für Personen sie denn diesmal treffen. Bei der Begegnung mit LN (Maggie Gyllenhaal), einer wohlhabenden Hippie-Dame - einschließlich Exegesen über esoterische Pseudo-Erziehungswissenschaft - kam sogar kurzzeitig eine sehr humorvolle Spannung aufgrund des Zusammenstoß zweier sehr unterschiedlicher Lebensstile auf. Der finale Krach zwischen Burt und LN gehört mit zu den tollsten Momenten des Films. Doch dann ging es auch schon wieder weiter nach Montreal, wo wir Weisheiten über die Wertschätzung des Lebens von der Stange erhalten.
Und vielleicht ist das ein weiterer Grund, warum diese "Indie"-gefeierte Einfachheit des Lebens, mit seiner Klarheit und seinen unkomplizierten Antworten, einfach nicht mit mir resonnierte. Während am Ende des Besuchs bei LN all dieser Esoterikwahn von neureichen Eltern explizit als "Bullshit" abgestempelt wird, zelebriert der Film die scheinbare Normalität und Einfachheit eines fast schon unglaubwürdig harmonischen Paares. An einer Stelle bemerkt Verona - fast schon ironisch in bezug auf den Film- dass sie und Burt vielleicht ein bisschen mehr streiten sollten, um den Herzschlag ihres Kindes anzutreiben (glaube ich). Ganz ehrlich, sie hätten das auch so tun sollen, ganz einfach um den Zuschauer ein bisschen mehr in ihr Beziehungsleben zu involvieren und selbiges plastischer, kantiger erscheinen zu lassen. Versteht mich nicht falsch, die beiden sind super sympathisch und insbesondere Maya Rudolph liefert eine der wärmsten und sympathischsten darstellerischen Leistungen, welche ich in letzter Zeit gesehen habe. Nur schmeckt diese ganze Harmonie, gepaart mit der Indie-typischen Folkmusik, irgendwie auch nach einer verblendeten Sicht auf das Leben.
So habe ich "Away we go" vor allem als gepflegte Langeweile erfahren, mit zwei sympathischen Hauptfiguren, die durch die Pampa reisen, einigen skurillen, witzigen und stimmungsvollen Momenten und ein paar eher abgegriffenen, wenig überzeugenden Binsenweisheiten zwischendurch. Das Ende ist superschön fotografiert und eine emotional sehr aufgeladene, reichhaltige Szene, doch verhilft sie dem Rest des Streifens leider nicht, mehr als nur nett zu sein.
[Vorsicht: enthält Spoiler]
Ich bin im Endeffekt unschlüssig, wie ich die Thematisierung von Folter in "Unthinkable" nun genau verstehen soll. Zumindest gefällt mir der relativ schlicht und schnörkellos gehaltene Thrillerplot, der angemessen und mit minimalen Mitteln in Szene gesetzt ist. Er bleibt bis zum Ende spannend, mit der einen Ausnahme, dass ein finaler Twist auf einem superschweren Logikloch aufbaut, welchem zufolge das FBI tatsächlich zu dumm zum Zählen ist (WTF!) und dass H (Samuel L. Jackson) eine essentielle Information aus unbekannten Gründen nicht früher meldet (WTF!!!).
Was das Kernthema des Films angeht, so haben es die Macher hier sicherlich gut gemeint. Sie wollen die Normalisierung von Folter und Menschenrechtsverletzungen auf Seiten des US-Militärs sowie seine Kooperation mit dubiosen Schattenmännern wie H symbolisch in den Film einarbeiten. Szenen wie Schlafentzug und Waterboarding, das Schaffen eines rechtsfreien Raums und das Übergeben von verdächtigen US-Staatsbürgern in die Hände des Militärs erinnern ja geradezu an Guantanamo. So geschickt die grausamer mit anzusehenden Verstümmerlungen im Film auch nur angedeutet werden, es ist schon rein affektiv recht hart, diese Szenen unbekümmert mitanzusehen und als Zuschauer wünscht man niemandem, diese Schmerzen zu ertragen. Auch Helens (Carrie-Anne Moss) Charakter scheint hier für den Zwiespalt zwischen der Duldung von Menschenrechtsverletzungen und dem unbedingten Aufrechterhalten von Menschen- und Bürgerrechten zu stehen. So sehr sie die Handlungen auch anekeln, sieht sie doch, dass die 'sauberen' Verhörmethoden nicht helfen. Am Ende macht sie jedoch ein mutiges Statement und ist bereit, den Tod tausender von Menschen für die Wahrung der Menschenrechte zu akzeptieren. Der Film endet offen, das Dilemma kann (logischerweise) nicht aufgelöst werden und der Schluss ist bitter... weil das FBI zu dumm zum Zählen ist.
Warum ich jedoch finde, dass der Film lediglich gut gemeint ist, liegt daran, dass "Unthinkable" das Dilemma eben nur im klassischen Sinne beschreibt und dabei die Realität und Alltäglichkeit von Menschenrechtsverletzungen nicht weiter aufgreift. Häftlinge werden nicht nur verhört, sobald sie eine Bombe irgendwo versteckt haben, sondern ebenfalls schon auf Verdacht. Dass Leute weiterhin mitunter ohne Nachweis staatsfeindlicher Machenschaften festgehalten und verhört werden, ist ja gerade das Unmenschliche. In "Unthinkable" hingegen haben wir einen Bomber, der sich quasi selbst stellt und alles zugibt; entweder er wird physisch und psychisch mit allen Mitteln unter Druck gesetzt und spuckt Informationen aus, oder es werden Menschen- und Bürgerrechte eingehalten, was zahllose zivilie Tode nach sich zieht. Auf diese Weise ist der Film einerseits aktuell, gleichzeitig aber auch zu vage und abstrakt, um die Folterskandale wirklich zu kommentieren. Und das Helen etwas zu blauäugig ist und H wie ein Nazi-Doktor auftritt, hilft dabei nicht viel.
Was bleibt, ist also ein recht spannend gewordener Thriller rund um das Thema, welcher ein Dilemma geschickt einarbeitet und keine einfachen Antworten gibt. Dass jedoch Misshandlung, Psychoterror und Verstümmelung der grausamsten Art tatsächlich die Wahrheit aus Menschen herauswringt, ist eine kritische Frage, welche der Film gelegentlich anspricht, aber nie wirklich in den Fokus der Aufmerksamkeit stellt. Und genau diese Frage geistert mir immer noch im Hinterkopf herum, würde sie doch die ganze Prämisse dieser Handlung beschädigen.
Na, was für ein Zufall. Da schaute ich in letzter Zeit ein paar Filme von Peter Hyams aus Interesse an diesem Regisseur, zu denen auch "Timecop" gehörte, und heute lese ich auf einmal von einem Remake. Ganz ehrlich, das soll mir durchaus recht sein. Die Verfilmung aus dem Jahre 1994 war unterhaltsam, aber mehr auch nicht. Die Idee von Zeitreisepolizisten ist ehrlich gesagt ziemlich cool und ich finde, man kann das Thema durchaus noch ein bisschen mehr ausrezen, als es der erste Film bisher getan hat.