Deekin - Kommentare

Alle Kommentare von Deekin

  • Super, dank deiner Liste konnte ich mir nun einen ordentlichen Batzen weiterer Filme vormerken ;)

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    • Super Idee für eine Liste: Stimme bei den Momenten zu "Lost Highway", "Spring Breakers", "Tree of Life" und "Aliens" definitiv zu. An die Szene aus "Andrej Rubljow" kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern (ist wirklich lange her).

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      • Ach, na gut, für "Re-Animator", "Rollerball" und "The Ward" gibt es einen Like von mir. Den Rest habe ich entweder nicht gesehen, schon lange nicht mehr gesehen oder konnte ihn nur überfliegen. Warum hinterlässt du deine Kurzkommentare eigentlich nicht auf den entsprechenden Filmseiten? So könnte ich wenigstens sehen, wenn sich unsere Sichtungen mal überschneiden. Der "Mad Max III" kommt doch auch gut an ;)

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        • 7 .5

          "Der Pate II" erscheint in meinen Augen als nicht ganz so mitreißend wie sein Vorgänger. Das liegt mitunter auch daran, dass die Fortsetzung vieles, was im ersten Teil bereits angelegt ist, nun lediglich ausspielt. Schon das Ende von "Der Pate" etablierte Micheal Corleone (Al Pacino) als neuen Typus von Gangsterboss, der sich mit Verrätern in den eigenen Reihen auseinandersetzen musste und so auch nicht davor zurückschreckt, Mitglieder der eigenen Familie umbringen zu lassen.
          Die Abwesenheit des Vaters ist durch den Film hindurch spürbar, unter anderem bildlich dargestellt durch den leeren Chefsessel in Micheals Büro oder einen kurzen Monolog beim Besuch seines alten Arbeitszimmers. Die Erfahrung, die Weisheit sowie das Gefühl der Verpflichtung, die dadurch entsteht, zum Schutz "seiner Leute und Landsmänner" ein ganzes Schattenimperium aufgebaut zu haben, diese Gabe besitzt Micheal nicht. Sein Charakter ist der eines amerikanischen Geschäftsmannes, der in den höchsten Kreisen unterwegs ist und sich dabei zunehmend von den familiären Wurzeln, die so bedeutsam im ersten Teil waren, entfremdet. Gerade das sehr düstere Ende zeigt diese Entwicklung seiner Person in letzter Konsequenz.
          Gleichzeitig jedoch weiht uns der Film in den Aufstieg von Vito (Robert de Niro) ein und zeigt in einem sehr starken Kontrast die Anfänge des Corleone-Clans. Der junge aufstrebende Mann ähnelt eher einem Robin Hood, der sich für die gemeinen Leute gegen noch ruchlosere Gangster durchsetzt. Die Verbrüderung und das Zeigen von Großzügigkeit und Hilfsbereitsschaft gegenüber der italo-amerikanischen Gemeinde bildet das Fundament für seinen Aufstieg. Vito Corleone, so moralisch ambivalent er auch sein mag, bleibt eine sympathische Figur, welche man für ihren Ethos und ihren Einsatz bewundern kann. Durch seinen Status als ein Mann der Gemeinde ist so auch sein ganz persönlicher amerikanischer Traum möglich. Auch dies ist schon überwiegend in Marlon Brandos' Charakter im ersten Teil angelegt. Was wir hier zu sehen bekommen, ist genau genommen eine eher optionale Vorgeschichte, welche zwar monumental und elegant inszeniert ist, aber der Fortsetzung kaum neue Ideen oder Charakterzüge hinzufügt.
          Was hinzu kommt, ist ein Porträt einer neuen Ära von 'Geschäften', ein ausgeklügelter Plot voller Intrigen und eine Reihe tragischer Konflikte innerhalb der Familie, die aufgrund der epischen Breite des Werkes, so scheint es mir zumindest, eher sporadisch aufgegriffen werden. Insgesamt wird die Intensität und Dichte des Vorgängers nicht erreicht. Erschien mir "Der Pate" mit seinen 160 Minuten Länge gegen Ende schon einen minimalen Tick zu lang, so ist die monströse Laufzeit von 200 Minuten in "Der Pate II" deutlich zuviel des Guten. Da können die detailverliebte Inszenierung, die riesigen Sets und die Massenszenen noch so imposant sein, am Ende bleibt zwar ein meiner Meinung nach noch immer sehr guter Film, dem man stellenweise allerdings ansieht, dass er sich übernommen hat. Jedoch möchte ich meinen Kommentar nicht abschließen, ohne zu bemerken, dass es einen derart ambitionierten Regisseur wie Francis Ford Coppola wohl kein zweites Mal geben wird und dass er auch hier eine beachtliche Arbeit geleistet hat, eine ganz persönliche Vision zu verwirklichen.

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          • Da bin ich mal gespannt, ob die Macher es schaffen, die Clive Barker-Geschichte auf eine spannende Art und Weise umzusetzen. Bisher konnte mich eigentlich nur "Dread" einigermaßen überzeugen, während "The Midnight Meat Train" gegen Ende sehr öde wurde und "Book of Blood" einen Totalausfall darstellte. Barker hat mit Sicherheit sehr interessante und kreative Ideen für seine Filme, doch gelingt es ihm sehr selten, daraus eine ordentliche Geschichte zu zimmern. Ich bin jedenfalls gespannt und freue mich zumindest, nach der überwiegenden Flaute in den letzten Monaten endlich mal wieder ein paar Horrorfilme im Kino zu sehen zu bekommen.

            • 5

              Aus der Reihe "Flohmarkt des Horrors"
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              Teil 2:
              "Bride of Re-Animator" von Brian Yuzna
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              Stuart Gordons "Re-Animator" von 1985, welcher sehr lose auf einer Geschichte von H.P. Lovecraft aufbaut, gehört meines Erachtens mit zu den unterhaltsamsten Splatterfilmen überhaupt. Was den ersten Teil der Reihe ausmacht, ist seine Fähigkeit, all seine einzelnen Teile zusammenstimmen zu lassen: Ein solides Skript, wohl dosierter schwarzer Humor, passende Schauspieler, ein flottes Erzähltempo und natürlich die sehr kreativen Monster- und Splattereffekte bildeten ein Erlebnis wie aus einem Guss. Wirklich alles schien darauf abgestimmt, eine dezent witziges, blutiges, jedoch nicht allzu düsteres und ernstes Gesamtkunstwerk zu sein.
              Brian Yuznas "Bride of Re-Animator" vermag dasselbe leider nicht zu schaffen. Der zweite Teil setzt die Geschichte von Dr. West (Jeffrey Combs) und Dr. Cain (Bruce Abott) fort und liefert zudem auch genug Potenzial, eine anständige Fortsetzung zu sein. Doch leider wird dieses Potenzial vor allem aufgrund einer eher schlechten Regie vergeudet. Insbesondere die Dialogführung ist grauenvoll und entbehrt jeglicher Dynamik. Gespräche zwischen den Figuren verlaufen meistens sehr lustlos und werden immer wieder von unnötigen Kunstpausen unterbrochen. Hinzu kommt noch, dass Yuzna seine Schauspieler anscheinend nicht motivieren konnte, ihre Rollen wirklich zur Geltung zu bringen. Zusammen mit einer allzu statischen und behäbigen Kameraführung sowie eines eher trägen Erzähltempos fehlt dieser Fortsetzung somit jegliches Gefühl für Schwung, Eleganz und Dynamik, welches den Vorgänger geradeso reizvoll macht.
              Auch das Drehbuch hat seine Schwächen, bietet aber genügend Ideen, um die Geschichte des Films über Wasser zu halten. Tatsächlich bekam die Figur des Dr. Cain sogar eine Entwicklung spendiert, welche er im Film durchmacht. In seinem Charakter machen sich einige interessante Dimensionen auf: Die Mischung aus Faszination und Abscheu bezüglich der Wiederbelebungsexperimente, der Wunsch nach einem normalen und vor allem sozialen Leben, welche zugleich verbunden ist mit der Angst, durch die Zusammenarbeit mit Dr. West zum einsamen Außenseiter zu werden, und schließlich die Unfähigkeit, über den Tod seiner Freundin hinwegzukommen und stattdessen ein verzerrtes, monströses Abbild von ihr zu erschaffen. Dass es erst den Anblick einer monströsen Leichenbraut benötigt, um seiner verzerrten seelischen Verfassung einen Spiegel vorzuhalten, ist für einen Horrorfilm ein passender und intelligenter Kniff. Ärgerlich nur, dass Bruce Abbott in diesem Streifen lediglich die mimischen Kapazitäten eines Backsteins auffährt und seine Entwicklung unter der überwiegend langweiligen Regie ihren Reiz verliert.
              Abgesehen davon bietet das Skript einige sehr amüsante Einfälle, welche auch den humorvollen Ton des Vorgängers nicht vernachlässigen. Lachen musste ich gerade über die eifersüchtige "Ex-Frau" von Lieutenant Chapham (Claude Earl Jones) oder die verrückten Scherze, welche mit eher wahllos zusammengebaute und wiederbelebte Körperteile zu tun haben. Cains Love-Interest (Fabiana Udenio) und auch die Figur des Dr. Hill (David Gale) kommen allerdings sträflich zu kurz und hätten meiner Meinung nach ein paar mehr Szenen benötigt, um sie die Laufzeit über relevant zu halten.
              Was den Film im Endeffekt noch gerade so ansehbar macht, sind natürlich einmal mehr die sehr kreativen Effekte (wenn sie denn mal im Film zu sehen sind), das wirklich detailverliebte Design der Braut und das Spiel von Jeffrey Combs, der als Einziger aus der Darstellerriege Spaß an seiner Verkörperung des Dr. West hat und seinem Charakter auch ein paar sehr amüsante Nuancen verleiht. Wie er gelangweilt im Labor sitzt und fast schon zwangsgestört daran denkt, irgendetwas mit seinem Serum wiederzubeleben, ist wohl eine nahezu einzigartige Art, die Figur eines verrückten Wissenschaftlers herüberzubringen. Alles in Allem also ein eher mäßiger Streifen, den Fans des ersten Teils aus Komplettierungsgründen anschauen können.
              [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

              • 8 .5

                Start meiner Filmreihe "Flohmarkt des Horrors"
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                Teil 1:
                "Die Fürsten der Dunkelheit" von John Carpenter
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                Dies stellt den ersten Versuch von mir da, eine Filmreihe hier auf MP einzurichten. Die Regel dabei lautet, dass ich Horrorfilme bespreche, welche ich auf dem örtlichen Flohmarkt erstanden habe, einem Ort, so wurde mir gestern bewusst, der sich als wahrer Fundus von Vertretern dieses Genres entpuppt. Allein 8 Filme habe ich beim Plündern am letzten Sonntag erstanden. Ich hoffe, dass ich diese Raubzüge in Zukunft erneut durchführen kann, da es mir bisher aus finanziellen Gründen leider nicht möglich war, sämtliche Bestände der DVD-Verkäufer dort aufzukaufen.
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                Kommen wir aber endlich zum ersten Eintrag in die Reihe.
                Bei "Die Fürsten der Dunkelheit" handelt es sich meiner Meinung nach um den letzten wirklich gelungenen Film von John Carpenter, der hier noch einmal sein ganzes Können als Horrorregisseur aufgebracht hat und ein Werk schuf, welches sich vor "The Thing", "The Fog" oder "Die Klapperschlange" nicht zu verstecken braucht.
                Alleine schon die Eröffnung gehört mit zu den stimmungsvollsten Momenten, die Carpenter jemals inszeniert hat. In einer 10-minütigen Montage wechseln die Bilder zwischen den Opening Credits und einzelnen Figuren, welche später zusammenfinden werden. So lernt man bereits Prof. Birack (Victor Wong) kennen, welcher seinen Studenten eine überraschend spirituell anmutende Physik lehrt, Vater Loomis (Donald Pleasence), der von einer geheimen Sekte erfährt und beginnt, an den Doktrinen seiner Kirche zu zweifeln, sowie das 'normale' Pärchen Brian (Jameson Parker) und Catherine (Lisa Blount), welche wohl noch am ehesten einen Bezugspunkt zum Zuschauer herstellen sollen. Bilder wie aus dem Untergrund hervorkriechende Insektenschwärme, seltsame Himmelserscheinungen sowie der Tod eines Priester deuten eine aus den Fugen geratene Welt an und vermitteln bereits zu Beginn eine schaurige, apokalyptische Stimmung. Diese gesamte Wirkung wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne den minimalistischen, aber ebenfalls sehr stimmungsvollen Soundtrack Carpenters, welcher stets den düsteren Ton des Films bestimmt und die einzelnen Szenen verbindet. So auch zu Beginn in dieser wunderbar zusammengestellten Eröffnungssequenz.
                Die Handlung des Films, von einigen als totaler Humbug bezeichnet, hätte so auch eine Geschichte von H.P.Lovecraft sein können. Eine Pseudowissenschaft, welche auf Erkenntnislücken hinweist und postuliert, dass sich in diesen die schrecklichen, geistzerrütenden Wahrheiten verbergen, welche Menschen in den Wahnsinn treiben. Alte, alles andere als spirituelle, sondern real existierende Götter, die schon seit Milliarden von Jahren im Geheimen ihre Existenz fristen und nur darauf warten, wieder in Erscheinung zu treten. Der Versuch (hier im Dialog zwischen Religion und Wissenschaft), religiöse Phänomene wie Visionen und Bibelepisoden auf eine materialistische Basis zurückzuführen. Der körperliche Ekel besteht dieses Mal nicht vor Fischen und anderen Ethnien, sondern von Insekten und schmutzigen Obdachlosen. Und schließlich wäre da noch die Gestalt eines Erlösers als Sternenfahrer. Wer Lovecraft gelesen hat, wird in diesem Film sehr deutliche Motive aus seinen Geschichten wiederfinden. Natürlich kann man das Alles als sehr haarig und für ein glaubhaftes Setting zu abgefahren bezeichnen. Doch "Die Fürsten der Dunkelheit" macht einen grundsoliden Job, dem Zuschauer die mitunter sehr fantastischen Elemente nahezubringen, sodass dieser stets wissen sollte, was vor sich geht.
                Dass der Film letztendlich dennoch so gut funktioniert, liegt schlicht darin, dass Carpenter in seiner Inszenierung hier noch einmal aus den Vollen schöpft. Für einen Horrorfilm besitzt "Die Fürsten der Dunkelheit" überraschend wenig Schockeffekte. Vielmehr bezieht er seine Wirkung daraus, die Schlinge rund um die Überlebenden in der Kirche immer enger zu ziehen und die Bedrohung immer deutlicher zum Vorschein kommen zu lassen. Auch die Kirche wird mit seinen schwächlichen Kerzen- und Scheinwerferbeleuchtungen, den Schattenwürfen und dem grünen Schimmern des öminosen Tanks wunderbar eingefangen und bildet ein atmosphärisches Setting für die herannahende Apokalypse. Die sich langsam aufbauenden Situationen und vor allem, noch einmal, die hervorragende Musikuntermalung sorgen letztendlich dafür, dass ein bedrohliches Gefühl nach und nach in einen hineinsinkt und - mit einer kleinen Unterbrechung zu Beginn des letzten Drittels - bis zum Finale anhält.
                Alles in allem hätten die Charaktere ein wenig geschärft werden können. Gerade unser 'Hauptpärchen' verliert sich so ziemlich im Mittelteil. Auch redet Walter (Dennis Dun), das unsympathische Arschloch in der Gruppe, mitunter schon ein wenig nervig daher. Die Darstellung von Gruppendynamik könnte in diesem Film insgesamt ein wenig stärker betont werden, doch andererseits gelingt es Carpenter so gut, die Aufmerksamkeit auf das sich langsam entfaltende Geschehen zu verlegen, dass diese Schwäche locker kaschiert wird. Alles in Allem ist "Die Fürsten der Dunkelheit" einer der besten Vertreter des fantastischen Horrors, der jedoch aufgrund seiner sehr abgefahrenen Geschichte wohl nicht für jeden ist.
                [http://www.moviepilot.de/liste/flohmarkt-des-horrors-deekin]

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                • 4 .5

                  So sehr ich auch ein Fan von Sam Peckinpah bin; der von ihm als "Liebling" unter seinen Schöpfungen bedachte "The Ballad of Cable Hogue" konnte mich im Endeffekt nicht überzeugen. Dieser lockere, ironische und auf der anderen Seite doch wieder romantische Western ist so voller Licht und Schatten, dass das Seherlebnis zu kaum einem Zeitpunkt wirklich befriedigend ausfällt.
                  Kommen wir erst einmal zu den guten Seiten: Der gesamte Beginn, wie Cable Hogue (Jason Robards) in der Wüste zurückgelassen wird und nach Wasser sucht, ist perfekt gelungen; trotz der verzweifelten Lage versprüht der Film durch einen Popsong von Richard Gillis eine optimistische Aufbruchstimmung, welche zugleich eines der sehr amerikanischen Themen des Films anklingen lässt: Sich Stück für Stück, mit harter Arbeit etwas aufzubauen und stets nach vorne zu blicken. Das Pioniersthema ist gerade in der ersten Hälfte des Films stets präsent und wird auf eine verschmitzte, liebenswürdige und sogar leicht blauäugige Art und Weise umgesetzt, die wunderbar zu dem gewollt lockeren Ton des Films passt.
                  Zuweilen wird diese Leichtigkeit auch mit wohl dosiertem Slapstick, schmutzigem Humor und komischen Effekten gewürzt. Wenn während der ersten Auseinandersetzung zwischen Cable und Hildy (Stella Stevens) in der Stadt 'Dead Dog' ein munteres Chaos angerichtet wird oder ein liebeslüsterner Reverend (David Warner) im Stile von Barney Stinson eine trauende Frau in ihrem Haus erotisch zu 'trösten' versucht, dann ist das schon ziemlich schmunzelnswert, ohne dass der Film dadurch allzu harmlos oder albern herüberkommt. Und anstatt der Peckinpah-typischen Zeitlupeneffekte bewegen sich in manch komischen Momenten die Figuren hier im Zeitraffer, was einen beschwingt cartoonhaften Effekt auslöst, der allerdings nicht immer zündet.
                  Ebenfalls beachtenswert - ein Punkt, den ich selten in Bewertungen bespreche - sind die Schauspieler. Wenn Peckinpah eines kann, dann ist es das in Szene setzen seiner Darsteller. Das hat wohl auch damit zu tun, dass dieser Regisseur dazu neigte, seine Akteure emotional so zu manipulieren und unter Druck zu setzen, dass ihre im Film zu sehende Verfassung mitunter nicht mehr gespielt ist. Das Resultat von "The Ballad of Cable Hogue" ist, dass fast alle relevanten Figuren von ihren Schauspielern glaubhaft und sehr überzeugend verkörpert werden. Jason Robards, Stella Stevens, David Warner und auch Strother Martin gegen Ende bieten hier wirklich Höchstleistungen auf und hauchen ihren gut geschriebenen Charakteren wunderbar Leben ein.
                  Auch von den Bildern und der Musik ist der Film stimmig eingefangen. Insbesondere die Schnittarbeit sticht an zwei Stellen als innovativ und selbst heute unverbraucht heraus. So werden während eines Gesprächs und während der Rede am Ende clever Schnitte platziert, die Zeitsprünge verdeutlichen, während die Dialogzeilen natürlich weiterlaufen. SPOILER: So sitzt während des finalen Nachrufs zu Ehren von Cable Hildy zunächst am Bett ihres Geliebten und lacht über seine fröhliche Haltung beim Sterben, während durch einen Umschnitt sie in der nächsten Szene mit einem schwarzen Trauerkleid an seinem Grab steht, die Rede jedoch nahtlos weitergeht. Selten habe ich etwas dergleichen zuvor in einem Film gesehen. SPOILER ENDE.
                  Nun aber zu meinen Problemen mit diesem Streifen: Es werden viele Themen und Geschichten in diesem Film angesprochen und keine von diesen gerät sonderlich dramatisch, was sich gerade in der sehr trägen, zweiten Hälfte des Films bemerkbar macht. So geht es in dieser Geschichte um Rache, Neuanfang, amerikanischen Pioniergeist, Liebe, Freundschaft und Vergebung, ohne dass sich am Ende ein sonderlich klarer Fokus abzeichnet. Das Rachemotiv klingt zwar gelegentlich an, ist aber mit Ausnahme eines finalen Showdowns nicht weiter von Bedeutung. Das Aufbauen einer eigenen Existenz, die Freundschaft Cables zu Reverend Joshua und seine Liebesbeziehung zu Hildy werden nie so recht in den Fokus gerückt und fühlen sich eher so an, als würden sie im Vorbeigehen passieren. Mangelnder Fokus ist zudem das Hauptproblem dieses Films: "The Ballad of Cable Hogue" ist mal dies, mal das; mal ironische Westernkomödie, mal Liebesgeschichte, mal amerikanischer Charakterfilm und mal bitterer Abgesang auf den alten Westen - doch ein wirklich harmonisches Gesamtbild mag sich während der immer weiter zunehmenden und träger werdenden Laufzeit einfach nicht ergeben. So hat der Film sicherlich seine Momente, darunter sogar eine Musikeinlage, bei welcher ich nicht gleich schreiend aus dem Raum laufe. Doch gerade das Ende, welches noch einmal die Essenz und die Themen des Films anklingen lassen sollte, offenbart nur, um wie wenig es hier eigentlich geht und wie konfus und nichtssagend seine einzelnen Puzzlestücke hier zusammengefügt sind. Damit ist "The Ballad of Cable Hogue", mag es auch Peckinpahs Lieblingsgeburt unter seinen Kindern sein, einfach ein Streifen, den ich nicht sonderlich zu schätzen weiß. Da hat mir der ebenfalls ruhige und ausgelassene "Junior Bonner" bedeutend besser gefallen, den ich nun unbedingt mal wieder sehen muss.
                  Fazit: "The Ballad of Cable Hogue" ist ein Film mit wunderbar ausgearbeiteten Charakteren, welche sympathische Figuren mit rauhem und dreckigen, aber doch liebenswerten und romantischem Charme sind, in einem Film, der an sich eher belanglos und gerade in der zweiten Hälfte überaus träge ist. Sehr schade.

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                  • 7 .5

                    [Achtung: Enthält Spoiler]
                    "Amytiville Horror" ist ein gelungener und vor allem sehr essentieller Beitrag zum Haunted House Genre. Er mag zwar nicht der schockierendste, originellste oder ausgefeiltste Vertreter dieser Untergattung von Horrorfilm sein. Stattdessen geht er ziemlich minimalistisch vor und bietet dem Zuschauer genau das, was dieser erwartet.
                    Die Handlung ist dabei schon banal einfach gestrickt. Die Familie Lutz zieht in das berüchtigte Amityville Haus, dass ein Jahr zuvor der Ort einer grausamen Mordserie geworden ist. Praktisch von Anfang an wird kein Geheimnis daraus gemacht, dass in diesem Haus das Böse lauert und dass der Terror, den die Familie durchlebt, übernatürlichen Ursprungs ist. Über die folgenden 115 Minuten erstreckt sich mehr oder weniger eine Darstellung des nach und nach verfallenden Alltagslebens der Lutz', insbesondere von Ehemann George (Josh Brolin) und Kathy (Margot Kidder), welches von immer verstörenderen Erlebnissen heimgesucht wird. Somit besteht der Film im Grunde aus kaum mehr als einer (etwas zu ausgedehnten) Abfolge von Grusel- und Spannungssequenzen. Zwischendurch ereignet sich noch ein Nebenplot rund um Pater Delaney (Rod Steiger), der einerseits Abwechslung in die Szenerie bringt, und dessen düstere Pointe darin besteht, dass Gott und seine religiösen Institutionen im Kampf gegen dieses Grauen entweder unwillig oder unfähig sind. Die Entwicklung des Pfarrers vom frommen Kämpfer für das Wohl der Familie im Amityville-Anwesen zum desillusionierten, verkrüppelten Mann ist eigentlich schön gestaltet und auch interessant; das Problem nur ist, dass sie zu stark von der eigentlichen Handlung ablenkt. Die Geschichten der Lutzs und von Pater Delaney verlaufen praktisch parallel zueinander und die Versuche, beide zu verbinden, wirken sehr bemüht. Somit entwickelt sich das Geschehen gerade gegen Ende hin sehr träge und anstatt die Spannungskurve kurz vor dem Finale anzuziehen, ist "Amityville Horror" ersteinmal damit beschäftigt, all den angestauten Ballast abzuhandeln.
                    Was den Horror angeht, so ist bei diesem Film wohliges Gruseln angesagt. Allein schon die Gestaltung des Hauses mit seinen augenartigen Dachfenstern versprüht zusammen mit dem Soundtrack von Lalo Schifrin eine hervorragende Schaueratmosphäre. Die Inszenierung der einzelnen Schockpassagen ist zudem zwar altmodisch, aber gelungen. Als ich den Film in jungen Jahren zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mich furchtbar vor den katzenähnlichen Augen erschrocken, welche Kathy durch das Fenster im Zimmer ihrer Tochter sah. Auch das dämonenhafte Antlitz, welches George im Finale von außen durch das Fenster im oberen Stockwerk erblickt, hat mich jahrelang nicht losgelassen. Und dann wäre da natürlich noch die Szene mit Pater Delaney und dem Zimmer voller Fliegen, dessen Ende keinen Zweifel daran lässt, dass dieses Haus böse ist. Was den Horror jedoch ein wenig zurückhalt, ist die ungewöhnlich hohe Anzahl der Schocksequenzen und der oft daraus resultierende, kurze Aufbau derselben. Dadurch nutzt sich der Film trotz seines Gänsehautpotentials gegen Ende hin ab. Gerade bei Horrorfilmen wie diesen ist weniger oft mehr: Ein sorgsamerer Umgang und ein ausführlicherer Build-Up für die Schockmomente hätte den Film weitaus effektiver gemacht. Dass das Ganze dennoch funktioniert, liegt daran, dass George und Kathy als Ehepaar durchaus Persönlichkeit besitzen, dass man als Zuschauer Zeuge ist, wie sie sich nach und nach verändern und gleichzeitig realisieren, dass in ihren vier Wänden etwas nicht stimmt. Auch der geistige Verfall von George gerät zwar etwas ruckartig, jedoch ist sein Hin- und Herschwanken zwischen einem liebevollen Ehemann und Stiefvater und einem nervlich angespannten, bessessenen Opfer des Hauses durch den Film hindurch gut dargestellt. Beide Hauptpersonen kommen auf eine recht kühle 70er Jahre Art sympatisch daher.
                    "Amityville Horror" mag seine Schwächen haben und schöpft hier und da sein Potential nicht aus. Als Horrorfilm ist er zudem sehr altmodisch, handhabt wie selbstverständlich die zahlreichen christlichen Motive, welche durch den ganzen Film hindurch wirksam sind. Allerdings bietet er elementare Horrorkost, ist formal in seinen Gruselpassagen ansprechend inszeniert, bietet zwei nett gespielte, geschriebene und in Szene gesetzte Identifikationspersonen und schafft es damit trotz seiner Langatmigkeit gegen Ende, ein guter B-Horrorfilm zu sein.

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                    • 6

                      [Achtung: Enthält Spoiler]
                      Ich weiß nicht, was damals mit mir los war, doch als ich "1941" eines Tages zufällig im Nachmittagsprogramm entdeckte und mir zum ersten Mal ansah, kam ich aus dem Lachen kaum raus. Ich habe mich praktisch 100 Minuten lang vor der Flimmerkiste auf- und abgekugelt und bekam allmählich Bauchschmerzen aufgrund einer Zwerchfellüberfunktion. Von den albernen Strategien und Kommentaren der Japaner ("Wir müssen einen Weg finden, diese Dinger kleiner zu bauen!") über die immer weiter anwachsende Massenschlägerei zwischen den G.I.s und den Marines bis schließlich zu dem Vater (Ned Beatty), der sein Haus dem Erdboden gleichmacht im Versuch, das U-Boot zu versenken, hat der Film für mich unglaublich gut funktioniert. Da war es natürlich klar, dass ich ihn mir auf DVD holen würde... nur um sodann leider festzustellen, dass "1941" bei der erneuten Sichtung überraschend unlustig und zuweilen sogar ziemlich anstrengend ist. Aber so etwas passiert bei mir zuweilen mit Komödien: Manchmal funktioniert selbst jene Form von Humor, welche mir sonst absolut nicht liegt, und manchmal erweisen sich die einen- oder anderen Vertreter als spontane und zufällige Eintagsfliegen. "1941" macht den Anschein, ein solcher Fall gewesen zu sein.
                      Nach der nun dritten Sichtung muss ich feststellen, dass Spielbergs Kriegssatire nur selten meinen Sinn für Humor trifft, gleichwohl ich nicht sagen würde, dass er damit kein vergnügsames Filmerlebnis darstellt. "1941" stellt eine unorthodoxe Mischung dar, einerseits die Hysterie und Paranoia vor einem Angriff Amerikas zu thematisieren und diese mittels der Übertreibung und dem gnadenlos Absurden umzusetzen. Dass die amerikanischen Streitkräfte am Ende die halbe Stadt zertrümmern, ohne jemals Feindkontakt zu haben, und dass die Führungskräfte infantil, inkompetent und unorganisiert sind, ist durchaus gewitzt und nett mit anzuschauen.
                      Was wohl ebenfalls hervorragt, ist das Fable von Regisseur Spielberg und der Drehbuchautoren Robert Zemeckis und Bob Gale für nostalgischen Kitsch: Wie hier die 40er Jahre während des zweiten Weltkriegs zwar einerseits durch den Kakao gezogen, aber gleichzeitig auch romantisiert und glamurös veredelt werden, ist super gelungen.
                      Und das führt mich zu dem Grund, warum dieser Film trotz der selten zündenden Gags dennoch sehenswert ist: Er ist aufwändig, detailverliebt, temporeich und vor allem visuell extrem dynamisch in Szene gesetzt. Insbesondere die Sequenzen im Tanzclub, wo die zwei Buhler, die mehr oder weniger gewalttätig um eine Frau ringen, sich gegenseitig jagen und immer wieder 'ihre' Puppe abringen, ist kameratechnisch, choreografisch und vom Einfallsreichtum her erstaunlich mitanzuschauen. Und wenn diese Konfrontation schließlich in eine Massenschlägerei ausartet, dann gelingt es "1941" sehr überzeugend, das gesamte Geschehen konsequent zu steigern.
                      Und so prescht dieses Werk regelrecht vorwärts in seiner schnellen Abfolge von Szenen und Situationen, immer darauf bedacht, die nächste Absurdität abzuliefern, ohne dem Zuschauer jemals eine Pause zu lassen, aber selten in der Lage, seine inflationären Gags punktgenau zu timen oder geschickt aufzubauen. Und dieser Prozess zieht sich fast 2 Stunden hin und wirkt mit zunehmender Laufzeit ermüdend. Es ist auf Dauer einfach nicht lustig, wenn alle paar Minuten mal ein Getränk so ganz nebenbei verschüttet wird oder irgendetwas anderes in die Brüche geht. Erschwerend kommt hinzu, dass der Film für sein Bombardement an spontanen Albernheiten erstaunlich wenig an Identifikationspotential bietet. Die Charaktere sind allesamt Abrisse, kaum mehr als Gesichter. Auch eine wirkliche Handlung fehlt hier; das gesamte Geschehen rund um die Hysterie spielt sich recht willkürlich mal hier, mal da ab. Da schätze ich doch einen simplen Plot wie etwa in "Die nackte Kanone", wo die Gags sich sinnvoll strukturiert und kontextualisiert entlang einer Kriminalhandlung hangeln. Das macht "1941" jetzt nich zu einem Totalausfall, doch verlässt dieser Film sich damit ausschließlich auf seine rohe, visuelle Energie, welche zwar immer wieder beeindruckend mitanzuschauen ist, aber doch nicht in der Lage ist, die gesamte Laufzeit für mich zu tragen.
                      Abseits davon gibt es natürlich die ein- oder andere Szene, die zum Lachen und Schmunzeln anregt. Und selbst, wenn das Zwerchfell nicht allzu stark beansprucht wird, ist es mitunter sehr vergnüglich, vom Film durch seine vielen Absurditäten getrieben zu werden und diesen Irrwitz mit anzuschauen. Dazu kommen dann natürlich auch die Over-the-top-Schauspielleistungen von überraschend vielen bekannten Gesichtern, allen voran sicher John Belushi, Dan Akroyd, Treat Williams, Warren Oates und ganz besonders natürlich Toshiro Mifune als U-Boot-Kapitän und Christopher Lee als 'Kraut'. Alles in allem ist "1941" also ein etwas anstrengendes und sperriges, aber zugleich auch sehr abgefahrenes Erlebnis, welches ich jedem empfehlen kann, der ein Faible für das Übertriebene und durch und durch Alberne hat.

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                      • War nicht "Terminator: Die Erlösung" als Beginn einer neuen Trilogie gedacht?
                        Oh, hätte ich den jetzt gar nicht erwähnen dürfen?
                        Naja, klingt mir jedenfalls alles ein bisschen zu optimistisch; ne Trilogie wirds wohl nur werden, wenn Fans der alten Filme diesen nicht in Grund und Boden hassen werden.

                          • 8

                            Es ist schon beeindruckend, dass wenn man Details aus den Produktionsabläufen von Coppolas Filmen der 70er Jahre erfährt, am Ende trotz aller Probleme und Improvisationen so beeindruckende Werke wie "Der Pate" entstanden sind, welches in jeder einzelnen Minute wie ein perfekt geplantes und durchkomponiertes Stück Filmkunst daherkommt. Wer damit klar kommt, das Porträt eines moralisch ambivalenten Mafia-Clans aus der Unterwelt mitansehen zu können, bekommt hier einen Klassiker geboten, welcher sich meines Erachtens nach zu Recht zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte zählen darf. Die Komplexität der Handlung, die fast schon mythisch überhöhte Bildsprache sowie die feinfühlige und facettenreiche Ausarbeitung aller zentralen Charaktere sind so kunstvoll miteinander verwoben und werden in einem nahezu perfekten Erzählrhythmus vorangetrieben, dass wohl nur wenige Filme jemals diesen Grad an Perfektion erreichen können. Zweifellos ist "Der Pate" von dem enormen Hype von Seiten seiner Fans umgeben, welcher dazu führt, dass negative Kritik am Film kaum ernst genommen wird; doch wenn das Einzige, das ich zu bemängeln habe, ist, dass die zweite Hälfte aufgrund eines zeitraffermäßigen Zusammenfassens von mehreren Jahren Mafiapolitik ein bisschen fahrig und plätschernd wirkt und mir der ganze Rest als ein gelungenes Zusammenstimmen einer Vielzahl künstlerischer Entscheidungen vorkommt, so kann zumindest ich nichts anderes sagen, als dass der Film dem Hype gerecht wird.
                            Allein schon die ersten 25 Minuten des Films, welche aus den parallel verlaufenden Darstellungen einer Hochzeit einerseits und den Hinterzimmergesprächen zwischen Vito Corleone (Marlon Brando) und seinen Untergebenen andererseits bestehen, führt uns nicht nur in alle relevanten Charaktere ein, sondern vermittelt uns bereits ein umfassendes Bild des Corleone-Clans. Einerseits bekommt der Zuschauer sofort den Eindruck einer Schattengesellschaft vermittelt, die unter dem Spektakel einer Hochzeit und dem feierlichen Zusammenkommen einer großen Familie zugleich auch eine mächtige Organisation darstellt, die ihre Finger in der Politik, in den Institutionen der Gesellschaft und im Showgeschäft besitzen und ihre Interessen mit einem geradezu barbarischen Nachdruck durchsetzen. Anstatt Vito Corleone als ruchlosen und kalkulierenden Gansterboss darzustellen, wird dieser als ehrenhafter Großfamilienpatriarch präsentiert, welcher neben seiner Behrrschung der Unterweltpolitik auch in der Lage ist, Nachsicht, Vergebung und Großzügigkeit zu demonstrieren. Und nicht nur das, gerade die Hoffnungen für seinen Sohn Micheal (Al Pacino) bestehen auch darin, den Namen der Familie irgendwann einmal auf eine saubere und gesellschaftlich anerkannte Art weiterführen zu können. Dass diese Träume sich für ihn letztendlich nicht erfüllen und sein Sohn sich zu einem umso kälteren Gangsterboss entwickelt, ist das zentrale Thema des Films. Alle diese und weitere Facetten von Vito führen dazu, dass man für ihn als Menschen Sympathie aufbringen kann; seine 'wahre' Seite besteht nicht darin, ein verborgener Fädenzieher zu sein, welcher sich unter dem Deckmantel der Familie tarnt, um ungestört sein Machtimperium auszuweiten. Vielmehr ist sowohl die lichte Seite mit diesem moralisch sehr ambivalenten, von eigenen Gesetzen und Prinzipien geprägten Charakter verschmolzen. All dies findet sich bereits in den ersten 25 Minuten des Films oder ist zumindest dort angelegt und es zählt zum großen Vermögen von Puzo und Coppola, diese Themen im Laufe der sich entfaltenden und entwickelnden Gangstergeschichte immer wieder anklingen zu lassen.
                            Ein scheinbar oft untergehender Aspekt bildet die Sizilienreise von Micheal, welcher ja die eigentlich Hauptfigur des Films ist. Er selbst ist eine hybride Figur, sowohl ein Sizilianer durch seine Familie als auch ein Amerikaner durch seine Geburt und sein Aufwachsen in New York. Die Ermordung von Sollozzo (Al Lettieri) und McCluskey (Sterling Hayden) zwingt ihn zur Flucht nach Sizillien, in welcher er praktisch eine symbolische Reise zu seinen Wurzeln unternimmt. Durch die Hochzeit mit Apollonia (Simonetta Stefanelli) und sein Eintreten in die Gemeinde von Corleone tritt er in die Fußstapfen seines Vaters und ist erst nach dem Kennenlernen und Wertschätzen der Werte dieses Ursprungs bereit, das schwierige Erbe anzutreten. Jedoch wird diese Besinnungsreise durch eine Autobombe und die Ermordung seiner Frau zutiefst gestört, sodass er zerrüttet nach Amerika zurückkehrt und eine neue, zynischere Generation des Gangstertums miteinläutet, welche die alten, ehrenhaften Werte zugunsten des Drucks und der Sachzwänge einer moderneren Unterwelt opfert. Generation und Tradition spielen so ebenfalls eine große Rolle in "Der Pate" und sind ebenfalls auf eine interessante und erneut fast schon mythisch überhöhte Art und Weise in den Film mithineingeschrieben. (Oder ich erzähle blanken Schmarn, was auch stets im Rahmen der Möglichkeiten meiner Interpretationslust steht).
                            Dazu gesellt sich natürlich noch, dass Coppola zwar eine vom Tempo her langsame, aber ästhetisch hervorragende visuelle Kraft an den Tag legt, welche durch einen sehr gelungenen Soundtrack noch ergänzt wird. Das Ensemble von Schauspielern ist ebenfalls beeindruckend und jede einzelne halbwegs relevante Figur fügt sich perfekt in seine Rolle und schafft es zugleich, ihr erinnerungswürdige Konturen zu verleihen. Auf formaler Ebene habe ich an "Der Pate" nicht das geringste auszusetzen.
                            Ich geben dem Film letztendlich eine 8,0. Warum so niedrig? Nun, gleichwohl ich "Der Pate" für ein inhaltlich und formal nahezu perfektes und lediglich gegen Ende hin etwas zu lang gezogenes Werk halte, würde ich ihn nicht als einen Lieblingsfilm bezeichnen bzw. ihn auf rein persönlicher Ebene sonderlich in mein Herz schließen. Der Film ist das perfekte Beispiel für einen Film, der großartig funktioniert und an dem ich nichts auszusetzen habe, der jedoch meinen persönlichen Geschmack nicht wirklich trifft. Ich kann seine Brillianz wertschätzen, genießen und emotional für die Laufzeit, die er hat, mitgerissen sein, kurz, ihn als das Meisterwerk wertschätzen, dass er ist. Eine wirkliche Liebe zu diesem Film habe ich allerdings nicht und zumindest bei mir muss ein Werk diese schon auslösen, um über die 8,0 zu wandern.
                            Schließlich habe ich noch diese (englische) Szene von 'Family Guy' zum Film gefunden, die ich für einen amüsanten Abschluss sehr passend finde:
                            http://www.evilchili.com/videos/7052/Peter_Griffin_does_not_care_for_The_Godfather__Damily_Guy

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                            • 6 .5

                              Mein 100. Kommentar! Ein kleiner Erfolg, aber immerhin.
                              "Master & Commander" ist ein Film, welcher es beinahe vermag, seinen Mangel an Handlung und Charakterkonflikten durch seine Atmosphäre und eine detailversessene Beschreibung des Alltags auf einem Schiff auszugleichen. Als ich damals den Trailer im Kino sah, dachte ich zunächst an einen weiteren Seebeuterfilm, welcher versuchte, auf der Erfolgswelle von "Fluch der Karibik" mitzuschwimmen. Und als ich ihn schließlich zum ersten Mal gesehen habe, hätte ich nicht im Geringsten gedacht, dass meine Erwartungen so abseits zum eigentlichen Film lagen, dass mein Seherlebnis gehörig darunter leiden würde.
                              Die zweite Sichtung machte aber einen bedeutend besseren Eindruck. Es hilft wirklich, wenn man weiß, dass "Master & Commander" versucht, mehr ein filmgewordenes Zeitdokument, eine authentische Zeichnung vom Leben auf einem Schiff und eine Darstellung von Fragen der Zeit (z.B. bezüglich der Evolution und naturwissenschaftlichen Entdeckungen) zu sein. Fast schon wirkt der Film wie eine veredelte, handwerklich perfekt gestaltete Version von diesen peinlichen Dokumentarfilmen, welche versuchen, Geschichte anhand billig gedrehter Filmszenen nachzustellen. Der Detailgrad des Schiffs, die minutiös dargestellten Praktiken von Verarztungen, Strategien und der Befehlsstruktur auf der HMS Surprise sind beachtlich und atmen das Gefühl von Authentizität in jeder Szene (ob die Praktiken nun historisch belegt oder realistisch sind, kann ich allerdings nicht beurteilen). Aus diesem fein geschliffenen Porträt einer Schiffsbesatzung heraus entsteht eine Atmosphäre, welche sehr überzeugend ist und dem Zuschauer den Eindruck verleiht, tatsächlich zu Beginn des 19.Jh. auf hoher See zu sein.
                              Bei der Handlung hingegen schwächelt der Film enorm. Die Jagd nach der Acheron ist lediglich ein loser Rahmen, innerhalb dessen sich kleinere Episoden entfalten, so etwa eine besonders eindringliche Sequenz, in welcher ein Lieutenant durch das abergläubische Gemunkel der Crew in den Selbstmord getrieben wird, oder der Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln, wo der Schiffsarzt Maturin (Paul Bettany) seiner wissenschaftlichen Neugier nachgeht. Die Charaktere, allen voran die Beziehung zwischen dem Arzt und Kapitän Aubrey (Russel Crowe), machen ihre Sache zwar gut, doch kann das Beziehungsgeflecht den Film nicht tragen; Konfliktlinien tauchen mal sporadisch auf und werden selten vertieft. Die beiden Hauptpersonen streiten sich einmal über etwas, was wie eine Konfrontation zwischen der Verpflichtung gegenüber dem Militär und dem wissenschaftlichen Interesse aussieht, endet jedoch letztendlich damit, dass beide ihre lang anhaltende Freundschaft weiterführen. Die episodische Struktur und das wahrscheinlich bewusste Kleinhalten von Konflikten und Spannungen dient womöglich dem Realismus-Konzept des Films; so bleiben die Geschehnisse nahe an der Schilderung des Alltags auf dem Schiff und nehmen nie eine überhöhte theatralische Form an. Jedoch reicht dieser Ansatz hier leider nicht aus, um ganze 130 Minuten Laufzeit zu füllen. Für mein Empfinden ist "Master & Commander" an vielen Stellen zu sehr gestreckt und der Sinn der einzelnen Episoden im größeren Kontext des Films verliert sich besonders in der recht zähen zweiten Hälfte.
                              Aber wie gesagt, das Setting, die Detailverssenheit und die Darstellung des Schiffslebens machen alleine schon einen Großteil des Reizes aus und sind in der Lage, den Film (leider nur) fast zu tragen. Kleine Momente wie der Junge, der fragt, ob die Seeleute beim Zunähen der Leichensäcke tatsächlich die Nadel durch die Nase stechen oder die Sequenz, wo sie der Acheron entkommen, in dem sie eine Boje mit Lichtern und Segel als Täuschung zu Wasser lassen, sind jedes Mal interessant und habe ich so in einem Film noch nicht gesehen. Insofern stachelt "Master & Commander" die Neugierde des Zuschauers an und überrascht immer mal wieder mit neuen Ideen der Ausgestaltung des Settings. Insofern kann ich den Film definitiv empfehlen und ordne ihn in die Kategorie 'phasenweise anstrengend, aber sehenswert' ein.

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                              • 5

                                [Achtung: Enthält Spoiler]
                                Bei der Fortsetzung von "Zurck nach Hause" erlischt der Nostalgie-Bonus leider im hohen Grade (was sicherlich auch damit zu tun hat, dass ich diesen Film in jungen Tagen wohl nur so zwischen 10-15 Mal gesehen habe). "Ein tierisches Trio" ist leider weitaus weniger herzlich und der Plot ist diesmal ziemlich überladen.
                                Im Vergleich zu diesem Film bestach der erste Teil gerade durch seine Simplizität: Drei Tiere irren durch die Wildnis auf der Suche nach ihrer Familie und wachsen unterwegs als Freunde zusammen. Die Fortsetzung bietet dieselbe Handlung noch einmal, mit dem Unterschied, dass Chance, Shadow und Sassy nun durch eine Großstadt irren, und dazu gesellen sich noch auf cool getrimmte Hundegangs, zwei Fieslinge in Form von Tierfängern und zu allem Übel eine sehr hastig erzählte und ziemlich gezwungen wirkende Liebesgeschichte... zwischen zwei Hunden. Anstatt dem herzergreifenden Finale aus dem ersten Film, in dem Shadow sich nicht mehr eigenmächtig aus einer Schlammgrube befreien konnte, gibt es nun flotte, kindgerechte und mit Slapstick versehene Action.
                                Und sowieso, musste es unbedingt Bösewichte in diesem Film geben? Im gestern von mir gesichteten Original überraschte es mich, dass alle Menschen im Film mit wohlmeinenden Intentionen handelten und nur aus der Sicht der Tiere so bedrohlich wirkten. Der Heile-Welt-Kosmos von Disney wird in diesem Streifen jedoch dadurch ganz schön ausgehebelt, dass zwei Unsympathen Tiere von der Strasse fangen und an Versuchslabore verkaufen. Das ist ja grausam! Und das einer der beiden Zigarren schmauchenden Fieslinge dann auch noch aus Unachtsamkeit ein Haus in Brand steckt und einen kleinen Jungen beinahe umbringt. Musste das sein?!
                                Aufgrund der Vielzahl von Charakteren und Themen (u.a. Strassenhunde als Metapher für Obdachlosigkeit) bleibt der Film emotional leider an der Oberfläche. Auch gibt es unter den Sprüchen dieses Mal vermehrtes Augenrollen auf meiner Seite. Ich habe das Gefühl, dass ich mir den ersten Teil von Zeit zu Zeit immer mal wieder anschauen kann, während ich diesen wohl möglichst als Kindheitserinnerung bewahren sollte. Für kleine Kinder scheint er allerdings trotzdem ein Spass zu sein.

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                                • 7 .5

                                  Kaum zu glauben, aber dies ist mein ultimativer Kindheitsfilm. Damals, als man sich Filme noch auf VHS anschaute, habe ich mir "Zurück nach Hause" immer und immer und immer und immer wieder aus der Videothek ausgeliehen und angeschaut. Als leichtgläubiger kleiner Bengel habe ich diesen Film unendlich geliebt und konnte wirklich nie genug von ihm bekommen. Von der wunderschönen Titelmelodie über die witzigen Schlagabtäusche zwischen Shadow, Chance und Sassy bis hin zu den traurigen und für Kinder recht unheimlich wirkenden Stellen war ich jedesmal begeistert von der Reise der drei Gefährten durch die Wildnis. Immer wieder schön und nie langweilig.
                                  Und selbst heute habe ich Schwierigkeiten, den Film auf irgendeine andere Art zu betrachten als schlicht dieses wunderschöne Kindheitserlebnis, das er damals war. Natürlich handelt es sich hier um Disney-Kitsch par excellence, die beiden Hunde und die Katze sind als Charaktere eher eine Repräsentation von Katzen- und Hundeklischees und der ganze Heile-Welt-Kosmos ist stellenweise schon ziemlich dick aufgetragen. ABER: Selbst heute muss ich zugeben, dass die Dialoge zwischen den vierbeinigen Hauptdarstellern, gleichwohl teilweise zum Augen rollen und recht einfältig, doch sehr dynamisch sind und dass sich auch das Freundschaftsmotiv wirklich schön entwickelt. Auch wächst einem im Laufe der Zeit das ewig streitende Gespann sehr zu Herzen.
                                  "Zurück nach Hause" ist definitiv ein Film, der wohl eher Kinder anspricht, sie jedoch auch stellenweise gruseln, in Aufregung versetzen und weinen lässt. Gerade das Ende, so ungefähr 16 Jahre nachdem ich empfand, "zu cool" für diesen Film geworden zu sein, hat mal wieder so richtige bittersüße Glücksgefühle ausgelöst, wie ich sie heutzutage nur noch selten bei Filmen verspüre. Ich weiß ja nicht, wie Kinder heutzutage ticken oder was sie so sehen wollen, aber dieser Altersgruppe ist "Zurück nach Hause" von meiner Seite aus wirklich ans Herz gelegt. Und dafür bekommt er einen dicken, fetten Nostalgiebonus von mir.

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                                  • 7 .5

                                    Eigentlich halte ich "Bullet in the Head" für den schwächsten aller John Woo Filme. Wenn man ihn jedoch als Trash-Film betrachtet und einen gut gelaunten Kumpel neben sich sitzen hat, mit dem man herrlich über die Sprünge in der Handlung, das gnadenlose Overacting und die unglaublichen/unglaubwürdigen Dialoge lachen kann, dann wird aus einer 4,5 mal ganz schnell eine 6,5, was bei mir für einen unfreiwillig komischen Streifen schon echt gut ist.
                                    Mein Problem mit "Bullet in the Head" ist, dass er seine Kriegsthematik auf eine unglaublich krude Art und Weise umsetzt. Permanent Leute zu töten ist alles, was der Film auf den Kasten hat. Die Entwicklung der Charaktere ist ziemlich flach und vertieft sich so gut wie nie. Da ist es wohl doch besser, man genießt die Over-the-Top-Action und lacht einfach mal auf, wenn jemand wild herausschreit: "Ich bin wütend!!!!!"

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                                    • 7

                                      Wow, "Colossus" ist mit Sicherheit einer der trockensten Filme, die ich je gesehen habe. Die Geschichte um einen Supercomputer, welcher die Menschheit erpresst und das Leben von immer mehr Leuten reguliert, wird mit einer Klarheit, emotionalen Distanz und Nüchternheit erzählt, die seinesgleichen sucht. Der Zuschauer wird nur anhand sehr sparsam eingesetzter Spannungssequenzen übehaupt einmal emotional involviert und ist ansonsten seiner eigenen Neugier bezüglich des Ausgangs dieses Konflikts überlassen.
                                      Die Handlung konzentriert sich ganz darauf, das Phänomen der beiden Supercomputer Colossus und Guardian von verschiedenen Blickpunkten aus zu verfolgen. Der Look bemüht sich dabei, realistisch zu sein: Keiner der Figuren ragt als Charakter, der eine Entwicklung durchmacht, hervor; Forbins (Eric Braeden) Erkenntnis über seine Taten ist zwar da, jedoch sticht sie kaum aus dem Rest des Geschehens heraus; mehr als einen kurzen Frankenstein-Bezug und eine finale Entscheidung am Ende findet man hier nicht. Vielmehr ist dieser Film das Porträt einer internationalen Krise - der Kuba-Krise von 1962 nicht unähnlich - in welcher beide Weltmächte versuchen, ein drohendes Armageddon zu verhindern. Es braucht, wie so oft in diesen Geschichten, erst ein nahendes Desaster, damit die verfeindeten Mächte zusammenarbeiten.
                                      Eines der Hauptthemen in diesem Film bildet die Kommunikation, die immer wieder verschiedene Formen annimmt. Zunächst sind dies noch Verständnisprobleme, welche zum Schmunzeln einladen, etwa wenn Forbin während einer Party mit seinem Stab über eine Fernseh-Verbindung redet und nichts versteht, weil die Gäste um ihn herum zu laut sind. Später werden Sprachbarrieren zwischen den Russen und Amerikanern immer wieder hervorgehoben. Der Austausch von Informationen zwischen Guardian und Colossus demonstriert die Effizienz der Lernprozesse und der Entscheidungsfindung als den Menschen in jeder Hinsicht überlegen. Und schließlich engen die Supercomputer die Möglichkeit der privaten Kommunikation zwischen den Menschen, die verzweifelt an der Vernichtung dieser Systeme arbeiten, immer weiter ein, sodass am Ende ein von einer künstlichen Intelligenz geleiteter Überwachungsstaat ensteht.
                                      Dieser Film spielt sehr eindringlich mit der Angst vor der systematischen Fremdbestimmung des Menschen durch Technik, was gerade in der etwas zähen zweiten Hälfte immer wieder demonstriert wird. Anhand von Forbins Person wird gezeigt, wie sein ganzer Tagesablauf, seine Ernährung, seine körperliche Betätigung und sogar sein Sexualleben möglichst effizient durchgeplant werden. Auch werden eine ganze Reihe von Themen angesprochen und in die Handlung miteingearbeitet, so etwa die atomare Aufrüstung, das Wettrüsten und die strategische Planung einer sofortigen Militärbereitsschaft im kalten Krieg. "Colossus" macht sich all diese Themen zunutze und zeigt mögliche Folgen auf, wenn man diese einem nicht-menschlichen, autonomen System überantwortet.
                                      Das Ergebnis ist ein Film, der sein Klima geschickt aufgreift und sie im Rahmen einer technischen, vom Menschen selbst geschaffenen Katastrophe kritisch betrachtet. Die Inszenierung ist trocken, klar und hat stellenweise fast schon einen dokumentarischen Anschein. Selten war ein Film soweit entfernt von einem bloßen Spektakel. Dies hat jedoch auch den Nebeneffekt, dass der Film phasenweise recht anstrengend mitanzuschauen sind. Zudem sind einige Elemente und Phrasen heutzutage waschechte Klischees, die jedem Sci-Fi-Fan bekannt sein dürften. Keine Frage, "Colossus" ist in mancher Hinsicht gealtert, was seine Darstellung und Inszenierung angeht; seine Themen sind allerdings nach wie vor relevant, besonders dann, wenn es um die Fremdkontrolle von Menschen durch Systeme geht.

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                                      • 5

                                        [Achtung: Enthält Spoiler]
                                        Ich hoffe, meinen Kommentar dieses Mal verhältnismäßig kurz halten zu können:
                                        "Spiel auf Zeit" war für mich ein sehr eigenartiges Filmerlebnis.
                                        Auf formaler Ebene besticht der Film durch eine unglaubliche Kameraführung und so einige wunderbar erzeugte Situationen, die abseits ihres Inhalts schon für sich bestechen. Allein das Finale, in welchem Santoro (Nicholas Cage) langsam auf den Ausgang zustolpert und unbemerkt von seinem Ex-Kumpel Dunne (Gary Sinise) verfolgt wird, ist von den Bildern und der Musik schlicht bemerkenswert gelungen.
                                        Mein Problem mit dem Streifen ist jedoch, dass mir die Charaktere wie in kaum einem anderen Film völlig egal waren, gleichwohl eine Geschichte wie diese gerade auf die Sympathie seiner Figuren setzen sollte. Ich kann weder mit Santoro während der Ermittlungen mitfiebern, noch kaufe ich die freundschaftliche Beziehung zwischen Dunne und Santoro in irgendeinerweise ab. Dadurch hat der Film schlicht kein emotionales Gewicht, welches gerade bei Santoro hätte aufgebaut werden müssen; er sollte in der Geschichte vermutlich den schmierigen, korrupten Polizisten spielen, der sich letztendlich für das gerechte Handeln entscheidet. Nur leider wurde dieser Konflikt nie wirklich problematisiert, da der Film lieber kunstvolle Kameraführungen aus der ersten Person in Rückblenden betreiben wollte.
                                        Ich habe mich beim Sichten dieses Films zum ersten Mal gefragt, ob eine zu entfesselte Kamera für die Handlung eines Films womöglich schädlich ausfallen kann, da die Aufmerksamkeit somit stets auf die Bewegung und die neu hinzukommenden Bilder und Eindrücke ruhen, anstatt dem Zuschauer ein Gefühl für die Charaktere und dem Spiel der Schauspieler zu lassen. Oder es liegt schlicht daran, dass das Drehbuch die Konflikte der Figuren nicht mit genügend Substanz unterfüttert hat. Oder Nicholas Cage und Gary Sinise konnten ihre Rollen nicht wirklich herüberbringen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die ersten beiden Punkte bei "Spiel auf Zeit" der Fall sind.
                                        Somit bleibt letztendlich ein Film, von dem ich überhaupt nicht weiß, was er mir eigentlich sagen möchte und welcher mich ausschließlich als formale Fingerübung de Palmas noch unterhalten kann. Wirklich schade, denn mit klarer herausgearbeiteten Themen und einer Hauptfigur, die gut genug geschrieben ist und mit dem formalen Overkill mithalten kann, hätte dies locker ein bemerkenswerter Film sein können. So ist er lediglich "unterhaltsam".

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                                        • 0 .5

                                          30 Minuten lang passiert so gut wie gar nichts.
                                          Dann werden Menschen entweder von billigen Ameisenpuppen angegriffen oder vergrößerte Nahaufnahmen von Ameisen füllen die rechte oder linke Bildhälfte aus.
                                          Selbst mit reichhaltigem Vorspulen war es schwer, dieses Machwerk zu ertragen.
                                          Diese Zeilen von Wert konnte ich allerdings noch vorm Müllschlucker meiner Erinnerung retten:

                                          Ein Poilizist sagt an einer Stelle.
                                          "Giant Ants? That's hard to believe! Never thought I'd live to see the day."

                                          Und an einer Stelle betont eine Frau in Bedrängnis die letzte Silbe ihrer Sprechzeile wunderbar schreiend:
                                          "Get your hands off me, you BiiiIIIIIIITTTTCCHHHH!!!" --> Wirklich schwer, die Herrlichkeit dieser Betonung in Worte zu fassen.

                                          Der größte Witz ist sicherlich, dass dieser Film einer Geschichte von H.G.Wells nachempfunden ist.
                                          Unerträglich dröger Film. Ich weiß wirklich nicht, was mich dazu geritten hat, meine Zeit zu verschwenden und abwechselnd entweder Selbstgespräche über die Schlechtigkeit dieses Streifens zu führen oder den Bildschirm anzuschreien.

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                                          • 8
                                            über Dredd

                                            Trotz CGI-Blut und Splattereffekte...
                                            Trotz nicht wirklich stimmig in den Film integrierter Zeitlupensequenzen...
                                            Trotz einem unnötig den Film überladenden Plotelement...
                                            Trotz einem meterweit offenstehenden, dummen Plothole...
                                            Trotz eines eher schwachen letzten Drittels...
                                            Und trotz einiger dümmlicher Klischeehandlungen von Seiten der Schurken...
                                            ... ist "Dredd" ein immens unterhaltsamer und wunderbar in Szene gesetzter Action-Streifen. Für mich gleicht der Film einem ungeschliffenen Rohdiamanten, voller Unreinheiten und Makel, aber selbst nach dem vierten Mal anschauen immer noch glänzend.
                                            Also alles von vorne:
                                            Was mich ganz offensichtlich an "Dredd" unterhielt, war zunächst die audiovisuelle Gestaltung des Films. Der minimalistische Soundtrack, der meist nur aus einem hallenden Technobeat besteht, die Kamerafahrten und Aufnahmen von den leeren Korridoren des 'Peach Trees'-Gebäudekomplexes, sowie die Schießereinen, die kurz und knapp auf den Punkt inszeniert worden sind - all das kommt herrlich altmodisch herüber und erinnert mich an John Carpenters Filme zu seinen besten Zeiten. Die Konfrontationen zwischen Dredd (Karl Urban) und Ma-Mas (Lena Headey) Handlangern bleiben einerseits zwar gleich (Ballereien), fügen jedoch jedes Mal ein anderes Element hinzu, welches vor allem von dem Einsatz der Multifunktionskanone der Judges herrührt. Somit bleiben die Ballereien bis zum Ende frisch, durch ein Element, welches stets für Abwechslung sorgt. Zu sehen, wie die Schurken mal in Flammen aufgehen und mal mit einem Explosionsgeschoss den Kopf weggesprengt bekommen, ist auf befriedigende Art gewalttätig und erfüllt mein kindliches Actionherz mit einem Sehgenuss sondergleichen.
                                            Zudem sind die zahlreichen Schießereien im Film, wie bereits gesagt, kurz und knapp und zumeist auf den Punkt inszeniert. Sie besitzen einen schnellen Build-Up von vielleicht einer halben Minute und nach einer weiteren halben Minute liegen dann auch schon zehn weitere Leichen durchsiebt oder verbrannt am Boden. Diese Momente von punktuellen Gewaltausbrüchen bilden einen willkommenen Kontrast zum sehr ähnlichen "The Raid", in welchem die Kampfszenen ab der zweiten Hälfte immer mehr in die immergleichen überlangen Hand-zu-Hand-Kloppereien ausarteten und begannen, mich zu ermüden (Ich muss an dieser Stelle wohl auch gestehen, dass mir Schießereien und Verfolgungsjagden in Actionfilmen viel lieber sind).
                                            Die Atmosphäre überzeugt nicht nur in Hinblick auf sein stimmiges Zusammenspiel aus Bildern und Musik, sondern auch durch sein fiktives, düsteres Zukunftsbild. Megacity One besteht in einer Mischung aus riesigem Slum und futuristischen Gebäuden. Die Kriminalität ist allgegenwärtig und das Motiv der Angst durchdringt jeden Winkel. Wenn es ein unterliegendes Thema in diesem Film geht, um das Setting zu beschreiben, so würde ich sagen, ist es die Angst. Fast jeder Mensch, den wir in diesem Universum antreffen, ist entweder von den Judges oder den Verbrecherorganisationen eingeschüchtert. Nachdem der 'Peach Tree'-Gebäudekomplex von Ma-Mas Schergen abgeriegelt wurde, flüchten die Bewohner panisch in ihre Häuser; der lokale Sanitäter verweigert Dredd und Anderson (Olivia Thirlby) die Unterstützung, um seine Haut zu retten, der Hacker, welcher den Turm kontrolliert, fürchtet sich beständig vor weiteren Verstümmelungen, die an ihm verübt werden. Selbst Ma-Ma, die Anführerin des Drogenrings, scheint sich nicht gerade wohl in ihrer Haut zu fühlen. Gleichzeitig machen sich sowohl die Verbrecher als auch die Judges die Angst als Mittel zunutze, um die Menschen zu kontrollieren. Zunächst werden Exempel statuiert, in dem Menschen mehrere Stockwerke tief inmitten eines dichtbevölkerten Ortes geworfen werden. Selbst Judge Dredd wirft einen der Goons aus dem 75. Stock in die Tiefe, um zu demonstrieren, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, während Judge Anderson einen Gefangenen per Gedankenkontrolle foltert, um Informationen zu erhalten. Und natürlich passt die Angst vor körperlicher Verstümmelung perfekt zu den blutigen Splattereinlagen des Films. Die einzige Figur, welche von diesem Gefühl völlig unbetroffen ist, ist natürlich Dredd, denen die Drohgebärden Ma-Mas im Finale nicht einmal kratzen und der auch dann nicht zögert, eine schuldige Person hinzurichten, wenn dadurch gleichzeitig tausende von Zivilisten scheinbar in Gefahr schweben. Da diese Mechanismen des Angsteinflößens sowohl auf Seiten des Gesetzes als auch des Verbrechens vorkommen, gewinnt der Film somit eine schöne moralische Ambivalenz. (Man denke hier an die Szene, in der Dredd sich über Lautsprecher an die Bewohner von 'Peach Trees' wendet und - anstatt ihnen Sicherheit zuzusprechen - ihnen nur droht, ihm nicht im Weg zu stehen) Dieser Aspekt zeichnet sich konstant durch den ganzen Film ab und bildet einen stimmigen Unterton zu den düsteren, gestylten Bildern.
                                            Die moralische Ambivalenz ist auch noch einmal wunderbar charakterisiert durch das Für-und-Wider-Spiel zwischen Anderson und Dredd. Anderson, welche wohl noch am ehesten als Identifikationsfigur herhält, hält an dem Ideal, Menschen zu helfen und Gutes zu Tun, fest. Dredd hingegen ist ein eiskalter Zyniker, dessen einzige Motivation es ist, den Abschaum von den Strassen zu fegen. Dieser Aspekt sowie die Lehrer-Schüler-Beziehung zwischen den Beiden sorgt für eine schöne Dynamik in ihren Gesprächen; sie sind nicht tiefsinnig, aber wunderbar mitanzuhören. Nebenbei ist dies natürlich auch der ideale Nährboden für markige One-Liner und sarkastische Kommentare.
                                            Eine kleine, aber sehr interessante Szene, wie ich finde, besteht in Dredds und Anderson Aufenthalt in der Wohnung einer Frau, welche ihnen einen Hinweis verrät, wie sie in die höheren Stockwerke des Gebäudes kommen. Die Motivation dieser Frau besteht darin, dass sie um das Leben ihres Mannes fürchtet (!!!), welcher da draußen mit geladener Waffe Jagd auf sie macht. Anderson bemerkt jedoch ein Familienfoto und stellt fest, dass sie ihren Mann bereits hingerichtet hat. Diese recht kurze Szene malt das Bild von einem der zahlreichen Verbrecher in diesem Gebäude als jemand, der gleichzeitig ein scheinbar guter Vater und Ehemann ist. Allein durch diesen Moment hinterfragt der Film bereits das kalte, ruchlose Vorgehen seiner Hauptfigur. Generell finden sich in "Dredd" viele Ansätze, Themen und Fragen, welche in einer Fortsetzung weiter ausgebaut werden können.
                                            Leider ist der Film nicht perfekt. Ich habe CGI-Blut und Splatter in moderneren Steifen mittlerweile zähneknirschend akzeptiert und keine wirkliche Lust mehr, mich darüber noch weiter aufzuregen. Dümmer erscheint mir da schon das Plothole von den strunzdummen Judges, die einen Hilferuf von einem Kollegen im Gefecht erhalten, aber beim Antreffen eines verschlossenen Tores sofort klein bei geben und einfach beschließen, draußen zu warten.
                                            Dann wäre da noch der Subplot mit den korrupten Judges, welcher nicht wirklich zum Rest des Films passt. Korruption unter den Gesetzeshütern war zuvor in keiner Weise ein Thema und sollte zudem nicht erst im letzten Drittel eingeführt werden. Zwar liefert der Kampf gegen diese ebenfalls Spannung, da sie Dredd ebenbürtig sind und ihn tatsächlich in Lebensgefahr bringen; dennoch wirkt der schmale Plot des Films überraschend überladen, wenn man so spät noch einmal ein weiteres Element hinzufügt, nur um die Laufzeit auf 90 Minuten zu strecken. Zudem reden die bösen Judges nicht wirklich sinnhaftes Zeug: Dass Gesetzeshüter zur Verschlimmerung der Gewalt in der Stadt beitragen, kann mir nicht einfach so ins Gesicht geworfen werden, sondern muss mir schon näher erklärt werden. Auch hat der Anführer der korrupten Polizisten die absolut klischeehafte und dumme Angewohnheit, so lange zu labern, bis er stirbt, anstatt Dredd in einem günstigen Moment einfach zu erschießen.
                                            Bleiben schließlich noch die Zeitlupensequenzen. Dass sie optisch schön und surreal wirken, soll ja irgendwo der Sinn sein, doch wirken sie trotzdem - zumindest nach meinem Empfinden- optisch nicht so passend in den Rest des Films integriert. Hinzu kommt noch, dass die Verteilung der SloMo-Momente recht ungeschickt ist. Es gibt quasi 4 davon in den ersten 20 Minuten und einen weiteren in den letzten 10 Minuten.
                                            Dies Alles macht "Dredd" zu einem zwar fehlerbehafteten, aber dennoch super unterhaltsamen Streifen. Dafür dass die Handlung sehr schlicht und gradlinig ist, besitzt der Film für meinen Geschmack allerdings genügend Substanz in Form von Fragen über moralische Weltanschauungen und Handlungen und über den Umgang mit Angst als Kontrollmittel, welche das düstere Setting wunderbar ergänzend beschreiben und mich für 90 Minuten eben nicht nur die Action und die audiovisuelle Gestaltung genießen lassen, wenngleich diese natürlich fetzig und cool und definitiv das Hauptaugenmerk des Films ist. Zudem schaue ich auch gerne mal Filme, welche mich ohne erhobenen Zeigefinger in eine andere, fragwürdige Ideologie entführen (ähnlich wie bei '300') um zu sehen, wie eine Charakterisierung derselben von innen aussehen mag.

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                                              [Achtung: Enthält Spoiler]
                                              "Soylent Green" ist ein sehr zwiespältiger Film. Die Themen, welche hier verhandelt werden, sind aktuell, spannend und gehaltreich eingearbeitet, sodass eine Menge Impulse zum Nachdenken gegeben werden. Auf der anderen Seite ist dieser Streifen als Film selbst, also ästhetisch und plottechnisch, die meiste Zeit über nicht mehr als ein Schema-F-Kriminalfilm in einer besonders trostlosen Umgebung. Die schlappe Handlung entwickelt sich langsam, nicht sonderlich originell und dient mehr oder weniger dazu, den Zuschauer durch das Setting zu führen und ihn mit den drängenden Fragen zu konfrontieren, welche sich in bezug auf unsere Zukunft stellen. Das macht "Soylent Green" nicht gerade zu einem visuellen Hochgenuss oder einem hochdramatischen Film; doch allein die Zukunftsvision, welche hier gezeichnet wird, schafft es, den gesamten Film zu tragen.
                                              Ähnlich wie in "Phase IV" dient die Handlung hier mehr oder weniger dazu, ein Phänomen zu erforschen; in diesem Fall handelt es sich um die Idee einer Gesellschaft, welche mit den Problemen der Überbevölkerung, einer abgestorbenen Umwelt und vor allem einer einschneidenden Resourcenknappheit konfrontiert ist. Das Resultat ist das Bild einer Menschheit, die am Ende ist, und nur noch seine letzten röchelnden Atemzüge tätigt. Der Vorspann formuliert diesen Vorgang als Zivilisationskritik: Wir sehen eine Abfolge von Fotografien, die im 18.Jh beginnen und mit jedem Bild immer weiter in der Zeit fortschreiten; die Darstellungen zeigen einen Prozess der stetigen Urbanisierung und des Sterbens der Umwelt als Folge derselben. Resourcenverschwendung (sich auftürmende Automobilwracks) trägt seinen Teil zu einer Konsum- und Verbrauchergesellschaft, die ihren Zenit überschritten hat, bei.
                                              In diesem überbevölkerten Großstadtmoloch bevölkern die Einwohner in Scharen die Treppenaufgänge, Energie muss mit einem Dynamo lokal erzeugt werden und eine synthetische Nahrung namens Soylent Green stellt den letzten, verzweifelten Versuch dar, eine Biopolitik weiterzuführen, die sich unmöglich auf lange Sicht aufrecht erhalten kann.
                                              Die Art, wie der Film uns dieses Setting näher bringt, geschieht durch die Charaktere. Die beiden wichtigsten Personen sind sicherlich Robert Thorn (Charlton Heston) und Sol Roth (Edward G. Robinson). Eine der denkwürdigsten Momente ist die Dinnerszene, in welcher sie beide die "alte" Nahrung essen, welche Robert aus der Wohnung des verstorbenen Simonson (Joseph Cotten) hat mitgehen lassen. Wie der alte Sol, der diese Nahrung vor dem Zerfall bereits gegessen hat, in Tränen darüber ausbricht, dass er jenes Gemüse und Fleisch ist, welches wir Zuschauer jeden Tag essen, schlägt einen emotional besonders resonanten Ton an. So wird der Bezug zum Zuschauer hergestellt und die Dystopie, die hier aufgezeigt werden soll, in eine unangenehme Nähe gerückt. Auch die spätere Aufstandssequenz, in welcher Menschen mit Bautransportern in die Ladenfläche geschaufelt werden und natürlich das Ende zeichnen zudem ein sehr unbequemes Bild vom Menschen als Vieh und Fleisch, das nur noch aufrechterhalten werden muss.
                                              Die Unterscheidung zwischen einigen wenigen Reichen und Massen an Armen ist sicherlich ein klassischer Baustein für eine dystopische Gesellschaft; sie untermalt allerdings auch noch eine weitere Facette der Resourcenknappheit. Die Technik in diesem Film wird als mangelhaft dargestellt und auch hier klauben Menschen den letzten nützlichen Schrott und Restteile zusammen, die sie noch finden können. Und auch in der Person der Martha (Paula Kelly) zeichnet sich einmal mehr das Überlebensmotiv ab; sie tut praktisch alles, um nicht im Moloch zu leben und übergibt die Verfügbarkeit über ihren Körper an jene, die ihr ein Leben in verhältnismäßigen Wohlstand garantieren. Einmal mehr wird hier der Mensch auf den bloßen Körper reduziert.
                                              "Soylent Green" ist in dieser Hinsicht ungemein konsequent. Es ist daher nicht das schockierende Ende allein, dass den Film so reizvoll macht, sondern vor allem die Implikation für das Menschenbild in dieser Gesellschaft und seine Nähe zu unserer eigenen Welt. Im Endeffekt handelt es sich um eine filmgewordene Warnung. "Soylent Green" ist ein Werk, welches ich für wichtig und relevant halte, selbst oder besonders mehr als 40 Jahre nach seinem Erscheinen. Als Diskussionsgrundlage für den Philosophie-Unterricht, aber auch als Mahnung, unseren Umgang mit Resourcen zu bedenken, ist dieser Film schlicht hervorragend geeignet. Und genau dies macht ihn trotz der mäßigen Handlung, äußerst sehenswert.

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                                                [Achtung: Enthält Spoiler]
                                                Ich war zunächst skeptisch, als ich beschloss, mir "Rollerball" im Zuge meines Interesses am Sci-Fi der 70er-Jahre anzuschauen. Sportfilme sind nicht gerade mein Ding, da ich für gewöhnlich Action in Form von 'echter' Gefahr auf dem Bildschirm sehen möchte.
                                                Bereits die ersten 15 Minuten des Films haben mir jedoch gezeigt, dass ich dieses Mal total falsch lag. Zu Beginn des Films wird der Rollerball-Sport anhand eines Spiels erklärt und eingeführt. Auch lernen wir hier bereits unseren Protagonisten Jonathan (James Caan) kennen. Allein dieses erste Spiel zeigt, warum der Film noch immer sehenswert ist: Die Matches in der Arena sind mit einer enormen Dynamik, einer famosen Kameraarbeit und tollen Stunts in Szene gesetzt; gleichzeitig wirken sie die meiste Zeit über derart realistisch, dass man glaubt, tatsächlich diesem brutalen Sport beizuwohnen. Was die Schauwerte angeht, so sind die Kämpfe selbst heute noch (und gerade für einen 70er Actionstreifen) sehenswert. Allein das erste Spiel zu Beginn des Films zeigt einem auch gleich die fragwürdige Dimension von Rollerball auf. Während es zunächst 'nur' heftig zur Sache geht, bekommt man mit jeder weiteren Minute immer mehr Blut zu sehen, kampfunfähige Sportler, die abtransportiert werden, sowie Mediziner, die herumlaufen und Verletzungen untersuchen. Von der Inszenierung her ist das aussagekräftig und man beginnt auf Anhieb, diesen Sport zu hinterfragen. Im Verlauf des Films wird es noch zwei weitere Matches geben, dessen Regeln und Bestrafungsmaßnahmen aufgrund von Johnathans Ungehorsam immer weiter gelockert werden, weshalb sie noch brutaler und tödlicher ausfallen. Gerade das Finale entwickelt somit eine ziemliche Härte und Gnadenlosigkeit, welche bei mir definitiv einen Eindruck hinterlassen hat.
                                                Was den Dystopie-Charakter angeht, so glaube ich, problematisiert der Film auf eine bestimmte Art die Unterhaltungsindustrie. Die Zukunft ist hier mit zwei Prinzipien gestaltet: Erstens sind scheinbar sämtliche sozialen Probleme gelöst und Menschen leben in Wohlstand und werden versorgt. Und zweitens existiert der Sport Rollerball nicht nur als Ventil für die Menschen, welche so von Aggressionen gereinigt werden, sondern dient ebenfalls als eine Zurschaustellung des Scheiterns individueller Bemühungen. Während also Rollerballspieler für gewöhnlich irgendwann in diesem Sport sterben oder irreversibel verletzt werden, sollen die Zuschauer auf der Tribüne und vor dem Fernseher gewissermaßen von ihrer individuellen Freiheit abgelenkt werden; desweiteren werden sie quasi darauf programmiert, dass nur korporative Bemühungen sie vorwärts bringen. Die durch Firmen geprägte Gesellschaft hat seine Bewohner voll und ganz im Griff und sorgt für all ihre Nöte und Gedanken.
                                                Passend zur Geschichte bildet Jonathan, unser Protagonist, nun einen Ausnahmemenschen, der die Gefechte in der Arena so lange überlebt hat, dass er zu einer Legende geworden ist. Als er von den höheren Ebenen dazu aufgefordert wird, zurückzutreten, weigert er sich und wird somit genau zu jenem Beispiel freiheitlichen Strebens, von welchem die Führer der Gesellschaft ablenken wollen. Er versucht desweiteren, Information über die Mechanismen der die Welt kontrollierenden Firmen herauszufinden, nur um festzustellen, dass diese einem Menschen wie ihm völlig unzugänglich bleiben. Nur dem Zuschauer wird der wahre Zweck hinter dem Rollerballsport enthüllt und wir erfahren somit eine Antwort auf das, wonach Jonathan vergeblich sucht. Der Zwiespalt zwischen schöner, naiver Scheinwelt und Mechanismen von Macht und Kontrolle über Informationen, Ereignisse und Menschen ist somit recht effektiv in den Film integriert.
                                                "Rollerball" lässt sich Zeit, diese Dystopie auszubreiten; dies sorgt leider immer wieder für kleine Längen und Szenen, auf welche der Film gut hätte verzichten können: Da wäre etwa die thematisch wenig bedeutsame Szene, in welcher die High-Society mit einer Art Laserpistole Bäume in Flammen aufgehen lässt oder etwa eine Sequenz, in welcher Jonathan zusammen mit einem Wissenschaftler einen Bibliothekscomputer befragt, welche eher unfreiwillig komisch daherkommt. Der Sinn hinter letzterer Szene ist allerdings seinem Dystopie-Konzept zuträglich: Jonathan ist es unmöglich, der Scheinwelt zu entkommen, in welcher er lebt. Auch finde ich abschließend den Gedanken interessant, dass diese Zukunftsvision durchaus diskussionswürdig ist: Wenn Menschen in Frieden und Wohlstand leben können, Konflikte beseitigt sind und soziale Probleme auf gewaltfreie Art (vom Rollerballsport mal abgesehen) gelöst werden, wäre dies nicht einer Beibehaltung von individuellem Freiheiten vorzuziehen? Natürlich ist dies eine abstrakte Frage, welche sich als Scheinfrage entpuppen kann, da wir eben nur die Glitzerwelt des "Rollerball"-Universums kennenlernen. Aber dennoch finde ich es interessant, dass es den meisten Menschen in dieser Welt scheinbar sehr gut geht und diese zufrieden sind.
                                                Alles in Allem hätte der Film sicherlich etwas mehr Straffung vertragen können, doch "Rollerball" ist nichtsdestotrotz interessant konzipiert, gut gespielt, spannend und effektvoll inszeniert. Meines Erachtens nach lohnt er sich definitiv als ein Sci-Fi-Film, der sich einer Dystopie aus der Sicht eines Sportmilieus nähert, und welcher Fragen aufwirft, welche in bezug auf unsere Gegenwart durchaus relevant sind.

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                                                • 3 .5
                                                  über Troll 2

                                                  Auch wenn "Troll 2" mit dem 5 Jahre zuvor erschienenen "Troll" so gut wie nichts am Hut hat, so bietet der Film praktisch genau dasselbe: Einen kindgerechten Fantasy-Horror-Streifen auf GZSZ-Niveau. Einmal mehr gibt es seltsame Hexenwesen, garstige kleine Kreaturen und einen Umweltfimmel. Dieses Mal wird dem Zuschauer auch noch eine Botschaft fürs Leben mit auf den Weg gegeben: Vegetarier sind pflanzenfressende Kannibalen in Verkleidung; also, Kinder, geht zu McDonalds und esst mehr Burger, sonst kommen Zwerge mit häßlichen Pappmasken und bedrohlichen Stöcken und verwandeln dich in flüssiges Unkraut.
                                                  Leider macht "Troll 2" seine Sache nur marginal besser als der erste Film, welcher zwar trashig, aber stets am Röcheln war und nur gerade so an den toten Phasen vorbeikratzte. Allerdings gibt es drei Szenen, bei denen ich sehr lachen musste und welche ich für legendär halte.
                                                  Szene 1: Die Einführung der Schwester, welche in ihrem Zimmer ordentlich Gewichte stemmt. Die Art, wie im schnellen Schnittstakkato immer wieder auf ihr Training und auf irgendwelche "Girlie"-Poster von feschen Teeniestars geschnitten wird, ist einfach herrlich over-the-top und ziemlich idiotisch.
                                                  Szene 2: "Oh my Gaaaaaaaaaawwwwwwwwwdd!"
                                                  https://www.youtube.com/watch?v=HyophYBP_w4
                                                  Szene 3: Die beste Szene schlechthin besteht in einer Erotisierung eines Maiskolbens, mit dem eine attraktive Hexe einen jungen Mann verführen möchte.
                                                  "I like Popcorn"
                                                  "Well, that's no problem. We just have to... heat it up"
                                                  Unglaublich gut.
                                                  Aber im Großen und Ganzen ist dieser Film nur etwas für eingefleischte Trashfans, zu denen ich mich noch nicht ganz zählen mag. Schlechtes Schauspiel und billige Masken und Effekte können einen eben nur so lange bei der Stange halten, bevor man aufgrund einer fehlenden Dramaturgie ohne wirklich erinnerungswürdig schlechten Szenen ermüdet. Wenigstens habe ich nun aber dieser Bildungslücke geschlossen.

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                                                  • 3 .5

                                                    "Evil Dead - Die Saat des Bösen" ist unter den Verfilmungen von H.P. Lovecrats Geschichten wohl noch eine der werkgetreuesten (was nicht viel heißen muss). "The Case of Charles Dexter Ward" ist zudem auch eine der spannendsten Geschichten des Meisters, die ich definitiv dieser relativ kruden Verfilmung vorziehen würde. Dan O'Bannon bemüht sich zwar, den Film mit Stimmung und Tempo zu inszenieren, doch kämpft er lediglich gegen ein schwaches Skript und scheinbar katastrophal geringe Produktionswerte mit sehr mäßigen Schauspielern an. Spannung möchte einfach nicht aufkommen und die anfängliche Neugier erlischt sehr schnell. Hier wäre leider mehr drin gewesen.

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