Discostu - Kommentare
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Alle Kommentare von Discostu
Wenn man ein Remake gucken will steht man immer wieder vor einer schwierigen Wahl. Gucke ich mir zuerst das Original an und dann das Remake oder umgekehrt? Aus einer filmwissenschaftlichen Sicht ist es natürlich logischer, sich an die Entstehungsreihenfolge zu halten, doch bei The Ring habe ich mich aus unterschiedlichen Gründen dann doch dagegen entschieden. Der Nachteil ist, dass ich The Ring hier jetzt nicht mit dem Original vergleichen kann, der Vorteil, dass er im Folgenden als eigenständiges Werk betrachtet wird. Einige Twists werden dabei verraten, wer sich die Spannung also erhalten will, sollte nicht weiterlesen.
Der Film wirft den Zuschauer ohne einen Vorspann unmittelbar ins Geschehen. Zwei Teenager unterhalten sich über ein Video, dessen Betrachter angeblich nach 7 Tagen sterben soll. Was erst Grundlage einiger Witzeleien ist, wird schnell zu bitterem Ernst, als eines der beiden Mädchen zugibt, das Video gesehen zu haben und kurz darauf einen mysteriösen Tod erleidet. Ihre Tante, die Journalistin Rachel, routiniert verkörpert von Naomi Watts, versucht daraufhin herauszufinden, was es mit dem seltsamen Band auf sich hat. Schnell wird klar, dass übernatürliche Dinge im Spiel sind und dass in den auf der VHS gezeigten surrealen Szenen Hinweise auf deren Hintergrund zu finden sind. Doch die Zeit ist knapp, denn nachdem Rachel das Video gesehen hat, bleiben auch ihr nur sieben Tage um das Rätsel zu lösen. Doch nicht nur ihr Leben steht auf dem Spiel: Auch ihr Ex-Mann Noah und der gemeinsame Sohn Aidan haben das Tape gesehen.
Von Anfang an fällt die hohe visuelle Qualität von The Ring auf, die Gore Verbinski zusammen mit Kameramann Bojan Bazelli hier abliefert. Sinnvoll eingesetzte Tiefenschärfe, eine ruhige aber dynamische Kameraführung und die stimmungsvolle Farbgebung tragen stark zur Atmosphäre des Filmes bei. Vor allem einige Zeitrafferaufnahmen und das Video selbst, das fast dadaistische Züge annimmt, zeugen von der Kreativität des Regisseurs, der hier offensichtlich nicht nur irgendeinen durchschnittlichen Horrorstreifen abliefern will. Die Spannung wird auf klassische Weise vor allem dadurch erzeugt, wenig zu zeigen und den Zuschauer oft im Ungewissen darüber zu lassen, was passiert, ganz im Gegensatz zu anderen modernen Vertretern des Genres, die durch extreme Gewaltdarstellungen zu schocken versuchen. Untermalt wird das ganze von dem erfrischend zurückhaltenden Score von Hans Zimmer, der subtil die Spannung befeuert, anstatt mit ohrwurmträchtigen Melodien zu protzen.
Bei genauerer Betrachtung werden dann jedoch einige Schwächen sichtbar, vor allem im Drehbuch. Aidan macht den ganzen Film lang einen übertrieben reifen und mysteriösen Eindruck, ohne, dass wirklich klar wird, warum. Es stellt sich im Laufe der Handlung heraus, dass das Video vom Geist des kleinen Mädchens Samara stammt, das von seiner Mutter wegen seiner übernatürlichen Fähigkeiten in einen Brunnen geworfen wurde. Es wird schnell deutlich, dass Aidan direkten Kontakt mit Samara aufnehmen kann, doch auf die Idee, über diesen Weg zu versuchen, mehr über die Sache herauszufinden, kommt anscheinend niemand. Nachdem Rachel nach und nach die ganze Geschichte ans Tageslicht gebracht hat, birgt sie Samaras Leiche aus dem Brunnen. Der Bann scheint gebrochen, doch Aidan weiß es besser: Rachel habe Samara damit lediglich geholfen. In wie fern wird aber nicht geklärt, denn Noah wird daraufhin in einer visuell beeindruckenden Sequenz von Samara anscheinend auf die selbe Art und Weise getötet, wie die vorherigen Opfer auch. Rachel findet heraus, dass sie nur verschont wurde, weil sie zu Beginn eine Kopie des Videos angefertigt hatte und diese von Aidan gesehen, der „Virus“ also weiterverbreitet wurde. Dieses leicht erzwungene offene Ende führt leider dazu, dass der Großteil der Filmhandlung zu einem Red Herring geworden ist, weil Rachels Leben die ganze Zeit überhaupt nicht in Gefahr war. Zum Schluss lässt Rachel Aidan auch eine Kopie des Videos anfertigen, um auch sein Leben zu retten. Ein weiteres Manko dieses Twists ist es, dass der Zuschauer nun zwar die ganze Hintergrundgeschichte über Samara erfahren hat, das Motiv für ihr Handeln aber weiterhin im Dunkeln bleibt.
Trotz dieser logischen Schwächen macht The Ring aber trotzdem einfach Spaß. Die beeindruckenden Bilder, der stimmungsvolle Score und die durchgehend hohe Spannung sorgen für einen durchweg unterhaltsamen Kinoabend. Doch während das Abspanns tauchen dann doch zu viel Fragezeichen im Kopf des Zuschauers auf, als dass man von einem Horror-Meisterwerk sprechen könnte.
Dieses Review erzählt das Ende des Films, das jedoch nicht überraschend ist und dessen Kenntnis daher weder Buch noch Film etwas an Qualität nimmt.
„Der Tod in Venedig“ gehört zu den bekanntesten Werken Thomas Manns. Das Buch handelt von Gustav von Aschenbach, einem sehr erfolgreichen deutschen Autor. Aschenbach ist ein ausgesprochen fleißiger, sehr auf die Form seiner Werke bedachter Künstler, dessen Arbeit sein ganzes Leben einnimmt und der daher ein eher einsames Dasein fristet. Als er am Münchener Nordfriedhof einen seltsamen Fremden in Wanderkleidung erblickt, der so schnell wieder verschwindet wie er aufgetaucht ist, ergreift Aschenbach die Reiselust, die ihn letztendlich nach Venedig führt. Im Hotel begegnet Aschenbach dem jugendlichen Polen Tadzio, dessen Schönheit ihn von Anfang an fasziniert. Aschenbach verträgt jedoch das Wetter nicht und will deshalb eine Tage später schon wieder abreisen. Doch als dies durch eine falsche Gepäckaufgabe verhindert wird, ist er froh, noch ein wenig mehr Zeit in der Nähe des Jünglings verbringen zu dürfen. Der Autor steigert sich immer tiefer in seine Gefühle hinein, spricht den Jungen jedoch niemals an. Auch die Stadt hat ein dunkles Geheimnis: Eine Cholera-Epidemie breitet sich aus und wird, um dem Tourismus nicht zu schaden, verheimlicht. Aschenbach entschließt sich dafür, dieses Geheimnis zu bewahren, da die polnische Familie sonst sicherlich abreisen würde. Sein Wahnsinn findet seinen Höhepunkt, als er beginnt dem Jungen auf Schritt und Tritt zu folgen und sein ganzes Leben nur noch um ihn kreist. So bemerkt er auch nicht, wie sich sein Gesundheitszustand immer mehr verschlechtert, bis er schließlich am Strand in einem Stuhl tot zusammensackt.
Neben der grundlegenden Handlung ist Thomas Manns Buch vor allem durch das hohe Niveau der Sprache, Aschenbachs Reflektionen seiner Gefühle, die prominente Todessymbolik und das Motiv der griechischen Mythologie (vor allem Dionysos), das in Aschenbachs Gedanken und Träumen immer wieder deutlich wird, interessant. Dies in einer Verfilmung umzusetzen ist natürlich ausgesprochen schwierig. Visconti hat sich daher 1971 für eine eher gradlinige Umsetzung des Stoffes entschieden.
An der grundlegenden Handlung wurde für den Film wenig geändert. Aschenbach ist nicht Autor, sondern Komponist. Diese Abweichung ist weniger verwunderlich, wenn man weiß, dass Thomas Mann sich sehr von Gustav Mahler für seine Hauptfigur inspirieren ließ. Visconti führt dies so weiter, dass er das Aussehen Aschenbachs stark an Mahler anlehnt und alle Musik, die im Film erklingt, von ihm stammt. Aschenbachs Hintergrundgeschichte wird in Rückblenden erzählt und weicht in einigen Punkten von der Vorlage ab. So ist er beruflich wenig erfolgreich und hat familiäre Schicksalsschläge erlitten, wodurch seine Fallhöhe deutlich geringer ist als in Manns Novelle. Die Ereignisse in Venedig selbst sind jedoch zumindest oberflächlich fast lückenlos aus dem Buch übernommen worden. Visconti hat sich jedoch dagegen entschieden, zu versuchen, die Innensicht auf die Hauptfigur durch Voice-Overs oder ähnliche Mittel zu ermöglichen. Aschenbachs Gefühle und Gedanken werden daher vor allem durch die Mimik des ausgezeichneten Hauptdarstellers Dirk Bogarde transportiert und teilweise durch in den Rückblenden geführte Diskussionen mit seinem Kollegen Alfred ergänzt. Die eher nüchterne, fast triste Optik steht in direktem Gegensatz zu dem ästhetischen Genuss, den das Buch dem Leser bietet. Selbst sehr surreale, traumhafte und mystische Buchpassagen werden im Film aus einer objektiven Außensicht nüchtern erzählt. Weder die Todessymbolik, noch die Anspielungen auf die griechische Mythologie werden von Visconti übernommen, wodurch die Bedeutung einiger Szenen ohne Kenntnis der Vorlage nicht erkennbar ist. Statt den zunehmenden Realitätsverlust des alternden Künstlers selbst mitzuerleben, kann der Rezipient diesen also lediglich von außen beobachten.
Durch diese Herangehensweise an den Stoff bleibt leider nur das triste Gerippe des Plots von Thomas Manns Werk übrig, das in einem eher gemächlichen Tempo dargeboten wird. Dies ist freilich immer noch recht interessant und wird durch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller noch zu einem einigermaßen sehenswerten Gesamtergebnis ergänzt. Ausreichen tut das alles jedoch nicht, um Tod in Venedig als eine wirklich gelungene Verfilmung bezeichnen zu können.
Shatner scheint das Klischee, einer der egozentrischsten Schauspieler überhaupt zu sein, immer wieder zu bestätigen.