Discostu - Kommentare

Alle Kommentare von Discostu

  • 6 .5

    Einen fast achtzig Jahre alten Film mit den heutigen Sehgewohnheiten anzusehen, ist eine schwierige Situation. Auf der einen Seite wäre es nicht gerecht, ihn an heutigen Standards zu messen, auf der anderen aber auch nicht, ihm wegen seines Alters einen Bonus zu geben. Ich will daher versuchen, einen Mittelweg zu finden.

    M erzählt die Geschichte eines Kindermörders in Berlin. Während die Polizei vergeblich versucht den Täter zu fassen, wird die Bevölkerung immer paranoider. Etliche falsche Fährten werden der Polizei gemeldet, Männer die mit Kindern sprechen unter Generalverdacht gestellt. Eine Gruppe von Kriminellen entschließt sich mit Hilfe der Bettler den Täter auf eigene Fasut zu stellen. Als sie ihn in einem Bürogebäude zu fassen bekommen, machen sie ihm selber den Prozess...

    Die Entführung des Kindes zu Beginn des Filmes ist meisterhaft inzeniert. Das Werfen des Balles gegen den Steckbrief des Mörders, worauf dessen Schatten darauf fällt und er das Kind anspricht, sowie die darauf folgenden Einstellungen auf den leeren Mittagstisch und den aus einem Busch rollenden Ball machen die Geschehnisse deutlich, ohne dabei den Mord tatsächlich zu zeigen.

    Obwohl es Langs erster Tonfilm ist, setzt er ihn bereits gekonnt ein. Zwar fehlt eine Filmmusik und auch Geräusche werden nur in Einzelfällen verwendet, aber die Dialoge werden nicht nur auf theaterähnliche Art und Weise sondern auch mit Voice-Overs und Tonbrücken verwendet. Klasse fand ich auch das Hin-und-Herschneiden zwischen Polizei und Unterwelt, die fast die selben Dialoge sprachen, um deren ähnliche Vorgehensweise deutlich zu machen.

    In der zweiten Hälfte, wenn der Mörder von den Ganoven gesucht wird, müsste der Film eigentlich das Tempo steigern. Stattdessen wird gemächlich das Gebäude durchsucht. Vermutlich als Mittel der Spannungssteigerung gedacht, fand ich es einfach zu langatmig. Auch das folgende Gespräch zwischen einem Ganoven und dem Komissar nimmt unnötig das Tempo aus dem Film.

    [Hier wird das Ende verraten]
    Die "Gerichtsverhandlung" vor den Gangstern ist für diese Zeit jedoch überraschend. Lang gibt sich Mühe, den Täter menschlich darzustellen, als ein Opfer seiner Triebe, der sich vor sich selbst fürchtet. Dass Lang hier ein differenziertes Bild eines Kindermörders zeichnet, ist schon beachtlich. Bevor der Täter durch den Lynchmob getötet wird, trifft die Polizei ein. Doch auch nach dem rechtmäßigen Urteil (das unbekannt bleibt), sagt die Mutter der zu Beginn ermordeten "Dadurch werden unsere Kinder auch nicht mehr lebendig". Lang bezieht also nicht nur gegen die Lynchjustiz Stellung, sondern regt den Zuschauer auch zum Reflektieren über das bestehende Justizsystem an.

    Auch wenn dieser Film sein Alter nicht verleugnen kann, ist er thematisch immer noch aktuell. Auch heute werden in manchen Medien Stimmen stark, Mörder oder Vergewaltiger von Kindern zu töten, foltern oder verstümmeln. Und auch die bestehende Justiz, die der in der Weimaher Republik nach wie vor stark ähnelt, sollte hinterfragt werden. Während der Film in Sachen Unterhaltung nicht mehr so wirken kann wie vor 80 Jahren, regt er immer noch zum Nachdenken an und bleibt in seiner Aussage Zeitlos.

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    • 7 .5

      In den 50er Jahren spielende modernisierte Variante des Film Noir. Verzichtet mutig auf eine symphatische Hauptfigur und hebt sich durch seine komplexe Story und ausgezeichnete Schauspieler von anderen Vertretern des Thriller-Genres ab.

      • 8
        über Rocky

        Eine schön erzählte Underdog-Story, in der auch die Lebenssituation der unteren Gesellschaftsschichten Amerikas beschrieben und Stereotype gekonnt umschifft werden. Der Kampf am Ende ist beeindruckend in Szene gesetzt und der Soundtrack bleibt Tage lang im Ohr.

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        • 8 .5

          Aliens ist ein atemberaubendes Action-Spektakel mit Gruseleinlagen und steht damit im starken Kontrast zu dem eher gemächlichen Erzähltempo des Vorgängers. Etwas stereotype Nebenacharaktere und teilweise etwas zu auffällige Special Effects trüben den Unterhaltungswert nur geringfügig.

          • 8

            Der vom Juristenprozess 1947 inspirierte Film ist Dank des ausgezeichneten Drehbuchs und der großartigen Schauspieler trotz Dialoglastigkeit und einer Länge von 3 Stunden überaus spannend und regt durch seine differenzierte Darstellung der Thematik zum Nachdenken an. Sehr zu empfehlen.

            • 7 .5

              Distritct 9 ist mal ein etwas anderer Science-Fiction-Film, der trotz ein paar Plotholes und Drehbuchschwächen durch unkonventionelle Erzählweise und Story, einer interessanten Hauptfigur und großartige Special Effects ausgezeichnet unterhält.

              • 5

                Ladyhawke beginnt als relativ untehaltsame Mittelalterkomödie mit starkem 80er-touch und wird im Verlauf zu einem langatmigen, kitschigen Fantasy-Film der immer unglaubwürdiger und dämlicher wird. Andrew Powells Score ist für sich genommen eine recht interessante Mischung aus Orchester- und Rockmusik mit viel Synthesizer-Einsatz, wirkt an vielen Stellen des Filmes aber doch eher unpassend. Die Charaktere sind flach, die Schwertkämpfe wirken einstudiert und die Sonnenfinsternis hätte auch kaum unrealistischer dargestellt werden können.

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                • 6
                  über Alien³

                  Im dritten Teil der Alien-Saga stürzt die Besatzung der USS Sulaco wegen eines durch einen Facehugger ausgelösten Feuers mit einer Rettungskapsel auf einem Gefängnisplaneten ab. Ripley überlebt als einzige, doch auch der Alien hat schon einen neuen Wirt gefunden.

                  Leider kann dieser Teil mit seinen großartigen Vorgängern nicht mithalten. Dies liegt vor allem an dem schlechten Drehbuch, dass es aus vielerlei Gründen nicht schafft, echte Spannung aufzubauen. So weiß der Zuschauer erstmals mehr als die in Gefahr befindlichen Menschen. Die Fragen, ob denn nun wirklich ein Alien in dem Gefängniskomplex ist, ob es schon einen Wirt finden konnte, wo es sich befindet etc. sind also für den Zuschauer von Anfang an geklärt und es ist wenig unterhaltsam, Ripley und Co dabei zuzugucken, es selbst auch herauszufinden. Die einzige sympathische Person in dem Gefängnis wird schon nach der Hälfte des Filmes getötet. Als herauskommt, dass Ripley mit einer Alien-Königin "schwanger" ist und deshalb vom Alien nicht angegriffen wird, bleibt also niemand mehr, mit dem man wirklich mitfiebert. Relativ gleichgültig schaut man dabei zu, wie die Statisten nach und nach vom Alien erledigt werden. Hinzu kommen stereotype Charaktere, schlechte Dialoge etc. Auch die Special Effects haben einen Rückschritt erlebt, da der erstmalige Einsatz von Computeranimationen noch nicht die Qualität hat, um überzeugen zu können.

                  Positiv hervorzuheben sind Sigourney Weaver und einige kreative Regieeinfälle von David Fincher. Letzterer wurde sehr kurzfristig ausgewählt, musste mit einem unfertigen Drehbuch arbeiten, sich viele Eingriffe durch das Studio gefallen lassen und verließ schlussendlich das Projekt noch bevor mit der Post-Production begonnen wurde. Er ist auch der einzige Regisseur, der nicht an dem Quadrilogy-DVD-Set mitgewirkt hat. Ihm kann man deshalb wohl noch am wenigsten die Schuld an dem unbefriedigendem Ergebnis geben.

                  Alien 3 ist langweiliger, flacher und unlogischer als seine Vorgänger und kann deshalb höchstens zur leichten Unterhaltung dienen.

                  • 7

                    Alien³ krankte daran, sich selbst genau so ernst zu nehmen wie die ersten Teile ohne die selbe spannende Atmosphäre und symphatische Charaktere bieten zu können. Der vierte Teil geht andere Wege. Nicht nur Ripley wird als abgewandelter Klon ihrer selbst wiedergeboren, auch dieser Film ist eine neuartige Reinkarnation des Franchises.

                    Statt zu versuchen, den Stil der ersten beiden Teile zu kopieren, macht Drehbuchautor Joss Whedon, Erschaffer von Serien wie Buffy oder Firefly, vielleich das einzig richtige: Er gibt dem Film einen lockeren, leicht ironischen Touch. Neben vielen flapsigen Sprüchen und dem selbst bei Evakuierung und Absturz immer freundlich bleibenden Schiffscomputer ("Impact in 1 Second. Thank You") schließt man vor allem die vielen skurrilen Charaktere schnell ins Herz. Und auch die neue, genmanipulierte Ripley ist für einige Überraschungen gut. Diese Verspieltheit schafft es gemeinsam mit Jean-Pierre-Jeunets skurrillem Regie-Stil (Hauptsache Weitwinkel), den Zuschauer über die Abwesenheit von wirklicher Spannung und einige Schwächen der Story hinwegsehen zu lassen.

                    Der Fun-Faktor dieses Filmes ist also sehr abhängig von der Erwartungshaltung: Hofft man auf atmosphärisch dichten SciFi-Horror oder atemberaubende Action wird man sicher enttäuscht. Hat man Lust auf spaßiges Popcornkino mit vielen Gags und Splatter, dann ist Alien 4 genau das richtige.

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                    • 7

                      Die meisten Filme sind recht einfach zu bewerten. Man überlegt, wie gut einen der Film unterhalten hat, wiegt die guten und schlechten Seiten etwas ab und kommt dann auf ein Ergebnis. Es gibt aber auch Filme, die machen es einem nicht so leicht und "Antichrist" gehört zweifelsohne dazu.

                      Als ich das Kino verlassen habe, sah ich vor allem die negativen Aspekte des Filmes. Schon zu beginn störte mich der aufdringliche Kunstfilm-Stil der Zeitlupenaufnahmen, die Wackelkamera, Jump-Cuts und Achsensprünge in den Dialogszenen und die teilweise kitschige Bildsprache im Wald. Spätere sehr symbolbeladene und mythologische Szenen mit fallenden Bucheckern, sterbenden Jungtieren und sprechenden Füchsen stießen mir immer wieder negativ auf und die übertrieben graphischen Szenen, die in der abstoßenden Klitorisverstümmelung ihren Höhepunkt fanden, brachten mich immer wieder dazu mich von der Leinwand abzuwenden, weil es einfach nicht auszuhalten war.

                      Als ich aber mehr darüber nachdachte, fielen mir immer mehr auch die positiven Seiten auf, wie die herausragenden Hauptdarsteller, die verstörende Atmosphäre, die großartigen Sound- und Musikeffekte, die vielen Deutungs- und Interpretationsmöglichkeiten von Handlung und Symbolen und überhaupt der Aspekt, dass dies ein Film ist, der zu Diskussion und Reflektion anregt und sicherlich als unvergessliches Filmerlebnis zu bezeichnen ist.

                      Insgesamt würde ich Antichrist als einen außergewöhnlichen und interessanten Genre-Mix, der eine gelungene Abwechslung zum Mainstream bietet bezeichnen, der aber den Zuschauer zu sehr mit Symbolik, künstlerischem Stil und grausamen Gewaltszenen überschüttet, um wirklich überzeugen zu können.

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                      • 7 .5

                        Einen Spielfilm über den Holocaust oder verwandte Themen zu machen ist immer eine schwierige Sache. Eine Gratwanderung in vielen Aspekten. Auf der einen Seite wird von einem historische Korrektheit erwartet, auf der anderen muss das Ganze natürlich auch als Spielfilm funktionieren. Stephen Spielberg hat dies durchaus geschafft, trotzdem kann man den Film auch etwas kritisch betrachten.

                        Schaut man den Film in der Originalfassung, ist man zuerst leicht irritiert. Die Hauptdarsteller sprechen alle Englisch, Nebencharaktere, Lautsprecheransagen etc. sind jedoch in der jeweiligen Originalsprache (Deutsch, Polnisch und Hebräisch) verfasst. Hintergedanke war wohl, sowohl eine authentische Atmosphäre zu schaffen als auch auf Untertitel verzichten zu können und man gewöhnt sich auch relativ schnell daran. Die Filmmusik ist sehr schön, wird aber nie zu aufdringlich um auf die Tränendrüse zu drücken.

                        Die Darsteller sind sehr gut und es wurde sich Mühe gegeben, alle Personen und ihre Handlungen nachvollziehbar zu machen und Stereotype so gut wie möglich zu vermeiden. Die Geschichte wurde leicht vereinfacht und an einigen Stellen geändert, jedoch ohne die Person Schindlers zu einem selbstlosen Helden zu überspitzen. So ist er am Anfang alles andere als sympathisch, sondern ein geldgieriger und den Luxus genießender Geschäftsmann. Um so bewegender ist die Szene am Ende des Filmes, als Schindler begreift, dass er noch viel mehr Menschen hätte retten können. Trotz seiner Länge von drei Stunden, bleibt Schindlers Liste durchgehend spannend.

                        An der Bildsprache des Filmes fällt zuerst auf, dass dieser bis auf wenige Ausnahmen in Schwarz/Weiß gehalten wurde. Hierbei wurde offensichtlich nicht nur die Farbe aus dem gedrehten Material entfernt, auch die Beleuchtung ist im Stile vor der Farbfilmzeit gehalten wodurch der Film durchgängig ästhetisch sehr ansprechende Bilder liefert. Einige Szenen wirken auf Grund von Handkameraeinsatz sehr authentisch und bedrückend, doch leider wird diese Technik nur viel zu selten angewandt. Auch die Blutigkeit des Filmes wird durch die fehlende Farbe reduziert und macht die Gewalt, die an vielen Stellen sehr explizit zu sehen ist, ertragbarer. Aber sollte der Holocaust überhaupt ästhetisch und ertragbar sein? Sind diese filmischen Mittel dem Thema wirklich angemessen? Hier hätte ich mir von Spielberg den Mut gewünscht, den Zuschauer die dem Geschehen noch viel näher zu bringen, die Angst und das Grauen noch Spürbarer zu machen.

                        Spielberg hat sein bestes gegeben, die Anforderungen an einen Hollywood-Film und an einen Holocaust-Film unter einen Hut zu bringen. Im Endeffekt ist "Schindlers Liste" jedoch ein wenig zu glatt, ein wenig zu schön und ein wenig zu leicht zu verdauen, um als Meisterwerk bezeichnet werden zu können.

                        • 6

                          Das beeindruckende Szenenbild, Kameraarbeit und Regie können durchaus überzeugen, aber nicht über unnatürliche Dialoge, stereotype Charaktere, schlechte Nebendarsteller und mangelnde Spannung hinwegtäuschen. Im Endeffekt ist "Der Name der Rose" nicht mehr als ein Miss-Marple-Film im Mittelalter-Look.

                          • 5

                            "Die Mumie" kann wegen schlechten Darstellern, gekünstelten Dialogen und einer ziemlich ereignislosen Handlung nicht wirklich überzeugen. Handwerklich ansonsten zwar recht gut gemacht, aber kommt an andere Klassiker dieser Zeit nicht ran.

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                            • 6

                              Mit Comicverfilmungen habe ich recht oft meine Probleme. Meistens sind sie doch eher flach und für den Nicht-Fan nicht so der Bringer (Ausnahmen wie Sin City und Nolen's Batman-Filme bestätigen die Regel). Der unglaubliche Hulk ist da leider nicht anders. Zwar können Regie (vor allem die Hubschrauberaufnahmen und der coole Vorspann) und Hauptdarsteller wirklich überzeugen und der Film hat Anfangs auch ganz gut Spaß gemacht, die stereotypen Nebencharaktere und die uninspirierte Story haben mich dann nach einer Weile doch gestört und das Finale fällt auch eher enttäuschend aus. Für Fans des Comics oder Leute, denen Hellboy, die Spiderman-Filme und Co. Spaß gemacht haben, bestimmt empfehlenswert, für mich war's eher nicht so der Bringer.

                              • 6
                                über Stander

                                Ein durschnittlicher Bankräuberfilm basierend auf einer wahren Begebenheit. Der Versuch, ein differenziertes Bild des Hauptdarstellers zu zeichnen wirkt etwas konstruiert und das Drehbuch schafft es nicht wirklich, eine interessante Geschichte zu erzählen, weshalb auch die Spannung sehr auf der Strecke bleibt. So ist Stander am Ende nur eine hübsch gefilmte Aneinanderreihung von Banküberfällen mit interessanten Einblicken in die Gesellschaft Südafrikas während der Apartheit.

                                • 8
                                  über Platoon

                                  Oliver Stone verarbeitete seine eigenen Vietnam-Erlebnisse zu diesem spannenden Film, der von vielen als der erste wirklich realistische zu der Thematik bezeichnet wurde. Durch die unübersichtlichen Kämpfe und die ständige Gefahr durch Fallen nimmt der Zuschauer immer mehr an der Paranoia der Charaktere teil. Dabei schreckt Stone auch nicht davor zurück, von Amerikanern an der Zivilbevölkerung begangene Verbrechen zu zeigen, teilt dabei aber die Charaktere des Platoons relativ schematisch in gut und böse auf. Der Soundtrack versucht an einigen Stellen doch ein wenig zu plump die Emotionen des Zuschauers zu wecken und wie viele andere vermeidet auch dieser Film kontinuierlich, die amerikanische Sichtweise auf den Konflikt zu verlassen.

                                  Trotz seiner Mängel ist Platoon neben Apocalypse Now und Full Metal Jacket trotzdem ohne Zweifel einer der besten Vietnamfilme, der zwar die Komplexität der anderen nicht erreicht, dafür den Krieg nicht nur als Setting nutzt sondern ihm zum eigentlichen Thema seiner Handlung macht.

                                  • 8
                                    über Memento

                                    Memento ist ein unkonventioneller Thriller, der sich durch seine komplexe Erzählstruktur von anderen Vertretern des Genres abhebt: Leonard hat nach einem Überfall kein Kurzeitgedächtnis mehr, kann also keine neuen Erinnerungen abspeichern. Mit Hilfe von Fotos, Notizen und Tattoos versucht er, den Mörder seiner Frau ausfindig zu machen. Der Film erzählt einen Teil der Geschichte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge. Immer wenn Leonars die gerade gezeigten Geschehnisse vergisst, schneidet der Film zur vorherigen Gedächtnislücke. Dadurch weiß der Zuschauer genau so wenig von der Vergangenheit wie der Erzähler. Zwischendurch wird immer wieder zu Schwarz-Weiß-Sequenzen geschnitten, die chronologisch laufen und weitere Informationen über Leonards Vergangenheit und Erkrankung beinhalten. Am Ende des Filmes treffen die beiden Handlungsstränge aufeinander.

                                    Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen mit einem unverlässlichen Erzähler weiß man bei Memento von Anfang an, dass man Leonards Sichtweise nicht völlig trauen kann. Trotzdem schafft die Auflösung es zu überaschen. Auch Kameraarbeit, Schauspieler und der beunruhigende Lynch-ähnliche Soundtrack wissen zu überzeugen.

                                    • 8

                                      Waltz with Basir ist ein interessantes Experiment. Die Erinnerungen des Regisseurs an eine Massaker im 1. Libanonkrieg werden nicht wie man erwarten würde als dokumentarisch angehauchter Spielfilm verwirklicht (dafür hätten die finanziellen Mittel vermutlich auch nicht gereicht) sondern als Animationsfilm. Dabei werden nicht nur die historischen Ereignisse reflektiert, sondern auch die Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses und wie Menschen versuchen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Dies wird durch einen stetigen Wechsel zwischen Flashbacks, Traumsequenzen und Interviews mit (größtenteils echten) Zeitzeugen verwirklicht. Was dabei heraus kommt ist ein optisch ansprechender, nachdenklich machender Film der abermals zeigt, dass der Animationsfilm auch für ernste Themen ein ausgezeichnetes Medium sein kann.

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                                      • 8
                                        über Once

                                        Oberflächlich gesehen ist Once eigentlich kein besonders guter Film. Regie und Kamera liegen irgendwo zwischen Dogma-Stil und Homevideo, die Schauspieler sind eher durchschnittlich und auch das Drehbuch hält keinerlei Überraschungen parat. Und trotzdem würde ich jedem empfehlen, sich diesen kleinen Independent-Streifen anzugucken. Denn trotz all dieser Mankos liefert er astreine Unterhaltung und das liegt vor allem an der Musik.

                                        Denn die beiden Hauptdarsteller, ein irischer Straßenmusiker und eine tschechische Migrantin, spielen ein wunderschönes Stück nach dem nächsten und der Gedanke "Den Soundtrack muss ich haben" geht einem schon nach wenigen Minuten durch den Kopf. Zusammen mit der leicht melancholisch-humorvollen Grundstimmung und den beiden symphathischen Hautpfiguren reicht das für ein rundum gelungenes Filmerlebnis faszinierenderweise schon vollkommen aus. Dass die Hauptdarsteller keine gelernten Schauspieler sind hat einen positiven Nebeneffekt: Sie schauspielern nicht, ihre Performance wirkt wunderbar natürlich. Zusammen mit seinem dokumentarischen Stil wirkt Once daher sehr lebensnah, natürlich und naiv und macht einfach Spaß.

                                        Once beweist, dass eine Handkamera, wunderbare Musik und symphatische Charaktere vollkommen ausreichen, um das Publikum auf eine Art und Weise zu erreichen, wie es eine große Hollywood-Produktion niemals könnte. Musik verbindet!

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                                        • 7
                                          über Moon

                                          So sehr mit der Ansatz eines minimalistischen Science-Fiction-Filmes auch gefallen hat, fand ich Moon doch eher enttäuschend. Viel zu früh wird die Frage, ob die Erlebnisse des Protagonisten nur Produkte seines Gehirnes sind geklärt, worauf der Spannungsbogen rapide abfällt und ein paar Logiklöcher stecken in der Story auch. Durch den ausgezeichneten Hauptdarsteller und gute Regie und Atmosphäre schafft es der Film dennoch zu unterhalten, bleibt jedoch deutlich unter seinen Möglichkeiten.

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                                          • 7

                                            Notting Hill liefert zwar eine recht vorhersehbare und dadurch nicht gerade fesselnde Handlung; liebenswerte Charaktere, witzige Dialoge und eine einfallsreiche Regie machen den Film dennoch zu einem gut unterhaltenden Vertreter des Romantic-Comedy-Genres

                                            • 6

                                              Auf der technischen Seite kann Königreich der Himmel vollkommen überzeugen, was bei einem Meisterregisseur wie Ridley Scott auch kaum verwunderlich ist. Das wunderschöne Setdesign, atemberaubend in Szene gesetzt, der abwechslungsreiche Score und die guten Special Effects lassen nichts zu wünschen übrig. Lediglich die Gewaltdarstellungen empfand ich teilweise als übertrieben, nicht jeder Schwertschlag muss von einer Blutfontäne begleitet werden.

                                              Auf der inhaltlichen Seite sieht es etwas anders aus. Die in über drei Stunden erzählte Handlung lässt einen konventionellen Spannungsbogen vermissen, weicht zu wenig von der historischen Realität ab, um Fantasy zu sein und zu sehr, um als Historienfilm durchzugehen. Die Charaktere bleiben größtenteils eher flach, die moralische Fragen aufwerfenden Dialoge nutzen sich mit der Zeit deutlich ab und sind teilweise auch für die damalige Zeit unglaubwürdig, da sie religionskritische Standpunkte vertreten, die erst mit der Aufklärung einige hundert Jahre später aufkamen. Die von Orlando Bloom verkörperte Hauptfigur bleibt ohne Ecken und Kanten und ist offensichtlich wie so häufig unsterblich (einziger Überlebender eines Schiffsunglücks, was für ein Zufall!). Auch andere Charaktere wissen nicht zu überraschen. Die Guten sind gut, die Bösen böse, Grautöne gibt es kaum. Positiv hervorzuheben ist lediglich, dass die Gut/Böse-Grenze nicht zwischen den Religionen verläuft, sondern innerhalb der jeweiligen Lager. Trotzdem beginnt der Film mit fortschreitender Laufzeit leider immer mehr zu langweilen, statt zu unterhalten und auch das Happy-End wirkt mit seiner aufklärerisch-pazifistischen Message eher aufgesetzt als überzeugend.

                                              Insgesamt ist Königreich der Himmel eine episches Mittelaltermärchen, dessen meisterhafte Machart nicht über die inhaltlichen Schwächen hinwegtäuschen kann.

                                              • 6

                                                Auch wenn die zu Grunde liegende Geschichte einer Gruppe jüdischer Partisanen in Polen während des zweiten Weltkrieges eine interessante Grundlage für einen Spielfilm abgibt, funktioniert Defiance leider nicht so gut, wie man es vielleicht erwarten würde.

                                                Cinematographisch ist Defiance schön eingefangen. Die vorherrschenden Braun- und Grüntöne passen gut zur Umgebung und die Kampfszenen sind gut in Szene gesetzt. Auch der Sound ist vor allem in den Gefechten sehr gut. Der Score hingegen ist leider zu dick aufgetragen und lenkt vor allem in Dialogszenen eher ab, was darauf hinweist, das diese für sich genommen nicht gut genug sind, um den Zuschauer zu bewegen.

                                                Denn das Manko von Defiance liegt vor allem im Drehbuch, das die Geschichte leider größtenteils vor sich hinplätschern lässt, so dass der Film nur bei Kampfhandlungen und Konflikten im Lager wirklich spannend wird. Zugegebenermaßen gibt der historische Stoff auch keine besonders gute Spannungskurve her. Trotz vieler Dialogszenen bleiben auch die Charaktere leider eher flach. Eine Identifikation mit den Hauptfiguren wird außerdem durch ihr widersprüchliches Verhalten erschwert. Tuvia Belski ermordet, um den Tod seiner Eltern zu rächen, einen Polizeichef und seine Söhne und erschießt einen seine Autorität in Frage stellenden Mitflüchtling ohne zu zögern, nur um in anderen Szenen zu predigen, dass man sich auch in schwierigen Zeiten seine Menschlichkeit bewahren muss. Zwick wollte damit vermutlich vermeiden, die Gebrüder Belski zu Helden hochzustilisieren, mir als Zuschauer fällt es dann jedoch schwer, mit ihnen mitzufühlen, wenn sich dann nicht wenigstens die Zeit genommen wird, durch eine tiefer gehende Charakterisierung das Verhalten nachvollziehbarer zu machen oder es wenigstens einmal zu problematisieren. Exemplarisch für das schlechte Script ist der Überfall auf eine Polizeistation, bei dem Zus angeschossen wird. Offensichtlich ist das Behandeln von Schussverletzungen ohne vernünftige medizinische Versorgung im Wald alles andere als ein unproblematisches Unterfangen. Trotzdem ist die einzige Konsequenz aus der Verletzung, das wir Zus später mit einem Verband am Arm sehen. Wozu dann das Ganze?

                                                Insgesamt kann Defiance also zwar stellenweise recht gut unterhalten, schafft es wegen inhaltlicher Schwächen aber weder wirklich zu fesseln noch anderweitig besonders zu überzeugen.

                                                • 6

                                                  In diesem Review wird das Ende verraten, da es für meine Bewertung maßgeblich ist.

                                                  Elisabeth, unzufriedene Ehefrau des berühmten britischen Autors Lewis Fielding, macht Urlaub in Baden-Baden um zu sich selbst zu finden. Dort trifft sie auf den deutschen Gigolo, Poeten und Kleinkriminellen Helmut Berger. Als sie zurückkehrt, wird sie von ihrem eifersüchtigen Mann mit der Frage konfrontiert, ob sie eine Affäre gehabt habe, worauf sie nur ausweichend antwortet. Da Lewis gerade zufällig an einem Script arbeitet, das von einer reichen Britin handelt, die im Ausland fremd geht, will er sich von der Realität inspirieren lassen. Als Berger sich zufällig in London befindet, lädt Lewis ihn daher zum Tee ein...

                                                  "Die romantische Engländerin" schafft vor allem in der ersten Hälfte aus der skurrilen Ausgangssituation ein interessantes Psychospielchen zwischen den drei Hauptfiguren zu entfalten, das vor allem durch die Darsteller und Dialoge trotz des geringen Erzähltempos fesselt. Denn Berger bleibt über längere Zeit bei den Fieldings und wird später sogar Sekretär von Lewis, wodurch ein immer stärkeres Konfliktpotenzial als Spannungsbogen fungiert.

                                                  Das Drehbuch hat jedoch durchaus seine Macken. Berger ist von den dreien noch der nachvollziehbarste Charakter. Er macht keinen Hehl daraus, die Gastfreundschaft des Pärchens maßlos auszunutzen und füttert deren Egos durch seinen Charme gut genug, um trotzdem damit durchzukommen. Auch Elisabeth ist in ihrer Naivität, die sie selbst nicht erkennt, nicht unbedingt unrealistisch angelegt. Dass Lewis Berger jedoch trotz seiner Eifersucht vor allem deshalb da behält, um ihn in sein Drehbuch einzuarbeiten, ist da schon weit weniger glaubwürdig und wird auch prompt bestraft. Denn es kommt tatsächlich zu einer Affäre zwischen Elisabeth und Helmut. Statt in einem Höhepunkt zu enden flacht die Spannungskurve ab diesem Punkt leider rapide ab. Die beiden machen sich auf in den Süden Frankreichs und werden von Lewis verfolgt. Als Helmut bei einer Konfrontation mit einer Gruppe von Gangstern von diesen mitgenommen wird, kehrt Elisabeth prompt mit ihrem Mann nach England zurück.

                                                  Dass der Film die romantische Vorstellung der Flucht mit einem hübschen, gesetzlosen Ausländer im Sande verlaufen lässt, ist zwar ein interessanter Bruch mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, dass die Auflösung aber schlicht darin besteht, zur unglücklichen Ehe mit dem arroganten Ehemann zurückzukehren, enttäuscht und hinterlässt die Frage, welche Aussage hier eigentlich transportiert werden soll. Der Film endet, ohne einen echten Knackpunkt gehabt zu haben und da auch die Bildsprache durchgehend uninteressant geblieben ist, bleibt das Gefühl von viel verschenktem Potenzial. Denn insgesamt ist dieses teilweise durchaus intelligente und unkonventionelle Werk dann doch ein eher maues Filmerlebnis.

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                                                    über Ring

                                                    Wenn man ein Remake gucken will steht man immer wieder vor einer schwierigen Wahl. Gucke ich mir zuerst das Original an und dann das Remake oder umgekehrt? Aus einer filmwissenschaftlichen Sicht ist es natürlich logischer, sich an die Entstehungsreihenfolge zu halten, doch bei The Ring habe ich mich aus unterschiedlichen Gründen dann doch dagegen entschieden. Der Nachteil ist, dass ich The Ring hier jetzt nicht mit dem Original vergleichen kann, der Vorteil, dass er im Folgenden als eigenständiges Werk betrachtet wird. Einige Twists werden dabei verraten, wer sich die Spannung also erhalten will, sollte nicht weiterlesen.

                                                    Der Film wirft den Zuschauer ohne einen Vorspann unmittelbar ins Geschehen. Zwei Teenager unterhalten sich über ein Video, dessen Betrachter angeblich nach 7 Tagen sterben soll. Was erst Grundlage einiger Witzeleien ist, wird schnell zu bitterem Ernst, als eines der beiden Mädchen zugibt, das Video gesehen zu haben und kurz darauf einen mysteriösen Tod erleidet. Ihre Tante, die Journalistin Rachel, routiniert verkörpert von Naomi Watts, versucht daraufhin herauszufinden, was es mit dem seltsamen Band auf sich hat. Schnell wird klar, dass übernatürliche Dinge im Spiel sind und dass in den auf der VHS gezeigten surrealen Szenen Hinweise auf deren Hintergrund zu finden sind. Doch die Zeit ist knapp, denn nachdem Rachel das Video gesehen hat, bleiben auch ihr nur sieben Tage um das Rätsel zu lösen. Doch nicht nur ihr Leben steht auf dem Spiel: Auch ihr Ex-Mann Noah und der gemeinsame Sohn Aidan haben das Tape gesehen.

                                                    Von Anfang an fällt die hohe visuelle Qualität von The Ring auf, die Gore Verbinski zusammen mit Kameramann Bojan Bazelli hier abliefert. Sinnvoll eingesetzte Tiefenschärfe, eine ruhige aber dynamische Kameraführung und die stimmungsvolle Farbgebung tragen stark zur Atmosphäre des Filmes bei. Vor allem einige Zeitrafferaufnahmen und das Video selbst, das fast dadaistische Züge annimmt, zeugen von der Kreativität des Regisseurs, der hier offensichtlich nicht nur irgendeinen durchschnittlichen Horrorstreifen abliefern will. Die Spannung wird auf klassische Weise vor allem dadurch erzeugt, wenig zu zeigen und den Zuschauer oft im Ungewissen darüber zu lassen, was passiert, ganz im Gegensatz zu anderen modernen Vertretern des Genres, die durch extreme Gewaltdarstellungen zu schocken versuchen. Untermalt wird das ganze von dem erfrischend zurückhaltenden Score von Hans Zimmer, der subtil die Spannung befeuert, anstatt mit ohrwurmträchtigen Melodien zu protzen.

                                                    Bei genauerer Betrachtung werden dann jedoch einige Schwächen sichtbar, vor allem im Drehbuch. Aidan macht den ganzen Film lang einen übertrieben reifen und mysteriösen Eindruck, ohne, dass wirklich klar wird, warum. Es stellt sich im Laufe der Handlung heraus, dass das Video vom Geist des kleinen Mädchens Samara stammt, das von seiner Mutter wegen seiner übernatürlichen Fähigkeiten in einen Brunnen geworfen wurde. Es wird schnell deutlich, dass Aidan direkten Kontakt mit Samara aufnehmen kann, doch auf die Idee, über diesen Weg zu versuchen, mehr über die Sache herauszufinden, kommt anscheinend niemand. Nachdem Rachel nach und nach die ganze Geschichte ans Tageslicht gebracht hat, birgt sie Samaras Leiche aus dem Brunnen. Der Bann scheint gebrochen, doch Aidan weiß es besser: Rachel habe Samara damit lediglich geholfen. In wie fern wird aber nicht geklärt, denn Noah wird daraufhin in einer visuell beeindruckenden Sequenz von Samara anscheinend auf die selbe Art und Weise getötet, wie die vorherigen Opfer auch. Rachel findet heraus, dass sie nur verschont wurde, weil sie zu Beginn eine Kopie des Videos angefertigt hatte und diese von Aidan gesehen, der „Virus“ also weiterverbreitet wurde. Dieses leicht erzwungene offene Ende führt leider dazu, dass der Großteil der Filmhandlung zu einem Red Herring geworden ist, weil Rachels Leben die ganze Zeit überhaupt nicht in Gefahr war. Zum Schluss lässt Rachel Aidan auch eine Kopie des Videos anfertigen, um auch sein Leben zu retten. Ein weiteres Manko dieses Twists ist es, dass der Zuschauer nun zwar die ganze Hintergrundgeschichte über Samara erfahren hat, das Motiv für ihr Handeln aber weiterhin im Dunkeln bleibt.

                                                    Trotz dieser logischen Schwächen macht The Ring aber trotzdem einfach Spaß. Die beeindruckenden Bilder, der stimmungsvolle Score und die durchgehend hohe Spannung sorgen für einen durchweg unterhaltsamen Kinoabend. Doch während das Abspanns tauchen dann doch zu viel Fragezeichen im Kopf des Zuschauers auf, als dass man von einem Horror-Meisterwerk sprechen könnte.

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