entfantterrible - Kommentare
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Alle Kommentare von entfantterrible
Das ist er nun also, dieser neue "Film des Jahres"?... Nun ja, etwas mehr habe ich mir dabei dann doch versprochen. Auch wenn ich bis dahin versucht habe, Kommentierungen aus dem Weg zu gehen, schien meine Erwartungshaltung wohl dennoch zu hoch. Wieso ich dieses Meisterwerk nicht entsprechend feiere? Es gibt da aus meiner Sicht einige Gründe...
ACHTUNG es folgen sicherlich einige SPOILER, auch wenn diese dem geneigten Zuschauer wenig schaden mögen.
Zuallererst zu den Stärken des Films:
1. Joachim Phoenix: Sicherlich einer der talentiertesten Schauspieler (Empfehlung auch: A beautiful day von 2017) unserer Zeit bekommt nun endlich eine passende Rolle. Er verkörpert hier den verletzten Außenseiter hervorragend und fast schon gezwungen oscarreif (Grüße an Leonardo DiCaprio). Mit seinem entsprechend für den Kultbösewicht charakteristischen Overacting reiht sich Joachim hier in eine Riege außergewöhnlicher Darbietungen ein - Heath Ledger, Jack Nicholson, ... ja, auch Jared Leto ist hier zu erwähnen. Sowohl seine physische Ausstrahlung wie auch seine Zwanghaftigkeit wurden einwandfrei umgesetzt. Der Oscar kann (muss?) kommen.
2. Martin Scorsese: Offiziell scheint Mr. Hollywood wohl von dem Projekt abgesprungen zu sein, allerdings sind die Anleihen an seine Filme unverkennbar. Neben den Handlungssträngen (verwiesen sei hier auf Taxi Driver, King of Comedy, Hexenkessel ,,,) sind dies vor allem die düster-fibrige Inszenierung New Yorks, verzeihung Gothams, deren effektvolle Belichtung wie auch eine schicke musikalische Untermalung. Natürlich darf hierin ein DeNiro nicht fehlen, der in solchen Gegebenheiten zu wohnen scheint. Damit bietet der Film jedoch gleichzeitig nicht Neues, gleiches wurde auch in anderen Interpretationen des Stoffes bereits aufgenommen, z. B. der Serie Gotham. Dennoch ist die Darstellung hier gelungen.
Daneben ergeben sich allerdings durchaus Schwächen:
1. Drehbuch/Handlung: Wozu sollte eigenständiger Film über den größten Comic-Bösewicht dienen? Sicher nicht, um dessen Hauptdarsteller einen Oscar zu bescheren, sondern vielmehr um mehr über Hintergründe und Psyche des Protagonisten zu erfahren. Hierzu äußert sich der Film... wenig. Der Weg des missachteten Außeinseiters zeigt nichts innovatives und differenziert den Joker kaum von anderen Biografien. Ein mögliches Krankheitsbild wird (wohl bewusst) an den Rand gedrängt. Zwar nimmt der Berufsclown regelmäßig 7 verschiedene Medikamente zu sich, wogegen diese helfen bleibt indes unaufgelöst. Erwähnung finden: Ein pathologisches Lachen, die fehlende Vaterfigur, eine shizophrene Mutter und eine mögliche eigene Shizophrenie, ein eventueller Ödipus-Komplex, Missbräuche und Hirnschäden in der Kindheit, eine narzistische Persönlichkeitsstörung, die Außenseiterrolle in der Gesellschaft... All diese "Probleme" bringen jedoch keine erlösende Aufklärung, geschweige denn einen plausiblen Erklärungsansatz für das Handeln des Jokers, was man sich in einem so aufgebauten Film durchaus erwünscht hätte. Hier machte man es sich zu einfach: Die unbekannte Krankheit wird als Grundbaustein hin zum einzig möglichen und logisch folgenden Ausweg dargelegt. So viel es zumindest mir durchaus schwer, die Gedanken des Jokers zu verstehen und eine Nähe zu entwickeln. Das einzig authentische Verhalten - Lachen, Tanzen - schien mir nach den Morden zu entstehen. Vielleicht fehlt es mir darin aber auch einfach nur an der Empathie für die Rollenfigur, wie es der Film eben an der heutigen Gesellschaft kritisiert.
2. Kritik/Aussage: Dies führt auch zum zweiten größeren Kritikpunkt. Was will der Film eigentlich aussagen? Von fehlender Empathie "der Gesellschaft" als Ganzes wird in der Handlung des Films wenig gezeigt. Gewalt geht hier hauptsächlich vom Protagonisten selbst aus, auch wenn die Stadt als das Gewaltmonopol schlechthin gilt. Zumindest so sehr, dass nicht ein kleiner Mord an drei unbedeuteten Yuppies zu einem Revolutionsgedanken der Gesellschaft führt. Und wer ist schuld? Auch hier sind es später zweifelslos "die Reichen", "das Establishment", "die da oben"; mag stimmen, ist aber nicht sehr innovativ und vereinfacht gleichzeitig die Realität in Form der Occupy-Bewegung. Eine Aufforderung gegen die Gewalt mag auch anders aussehen, zumal die unkritische Aufnahme realer Massenmorde irritiert (FSK-Follower mögen hier den Begriff "gewaltverherrlichend" einfügen). Ist es dann vielleicht eine Ansprache gegen die Kürzungen innerhalb des Gesundheitssystems? Auch hier überlegt man vergebens, denn über eine oberflächliche und unkritische Darstellung kommt der Film nicht hinaus. Selbst bezeichnet der Joker sein Tun als keineswegs politisch motiviert. Er will einzig Rache. Für was? An wem? Die Frage des Schuldigen bleibt offen.
Fazit: Der Film mag gut inszeniert sein und hervorragend geschauspielert. Doch zeigt sich die Handlung ideenlos, so dass der Film - zumindest in meinem Falle - wohl schnell in Vergessenheit geraten wird. Wer auf eine Gesellschaftsanalyse nach Freud hofft wird enttäuscht. Vielmehr werden die Betrachter mit solidem Hollywoodkino und "Westentaschenpsychologie" abgefertigt.
P.S.: Ich hoffe die Empathie ist an diesem Ort höher und der Verfasser dieser Kritik wird nicht zu sehr attackiert :D Gerne darf jedoch in den Kommentaren geholfen werden, den Film besser zu verstehen. Danke!
"Der Vater" ist die Verfilmung Florian Zellers gleichnamigen Bühnenstücks. Brillant inszeniert der französische Darsteller Robert Hirsch (1925-2017) vor minimaler Kulisse den an Alzheimer erkrankten André, welcher sich zwischen tiefer Verzweiflung und komödiantischen Einlagen bewegt. Dabei erfolgt die Inszenierung rafiniert dem abnehmenden Gedächtnisverlauf des Protagonisten, so das jeder diesem Krankheitsverlauf und der Verwirrung folgen kann. Sehr empfehlenswert.
Und die Moral von der Geschicht': "Dem einen g'fällts, dem ander'n nicht!"
"Woher kommst Du? Wo bist Du? Wohin gehst Du?"
Sicherlich ein sperriger Film Godards - neben den ansonsten ja leich zugänglichen Werken ;) - , der weniger an der reinen Handlung interessiert ist, vielmehr aus der Ferne versucht, Mensch und Umwelt im sozialen Kontext zu analysieren. Eine (hier bisweilen als läßtig empfundene) Off-Stimme verstärkt die gewollt distanzierte und unnahbare Haltung des Regisseurs, eine Haltung zu einer der Beteiligten Länder wollte Godard nach eigenen Angaben nie ergreifen. Dennoch wurde der nichtsdestoweniger politische Film in Anfangszeiten verboten, sich ohne eigene "Ideale" dem Algerienkrieg zu widmen, schien damals im Trubel der Geschehnisse nicht bei allen Freudenspünge auszulösen. Kunst, Liebe und Krieg werden auf derselben nahezu "emotionslosen" (und fernen: Bücher, Radio, Fernsehen, Zeitungen, ...) Ebene behandelt, dabei jedoch sorgfältig dargestellt. Es entspricht einer fast filmischen Dokumentation der alltäglichen Realität.
Die Frage "Wovon sprecht ihr eigentlich?", welche die Dame im Auto - später als Godards Frau bekannt - zu beginn des Filmes äußert wird sich sicherlich auch der Zuschauer bei Betrachtung des Filmes das ein oder andere mal selbst stellen. Umschweifend wird zitiert von Jean Cocteau über Van Gogh und Paul Klee zu Beethoven ("Bach muss man morgens um 8 hören, ... Beethoven ist um Mitternacht dran"!!... aha)... Es entwickelt sich ein Roadtrip durch die stets neutrale Metrolole Genf - sicherlich einen Anblick wert, bei welcher man wenn nicht gerade mit der Kamera nebenherwackelt mit den Protagonisten im Auto sitzt - leider sind die Jump-Cuts verloren gegangen :(. ...Vielleicht führt es daher bei einigen nach Sichtung des Filmes zu einer Überlegung hinsichtlich der existenzialistischen Thesen Sartres und eines ähnlich wie dem Darsteller selbst erlebten "Erwachens der Selbstwahrnehmung" :) Doch auch wenn dieses Gefühl ausbleiben sollte, so wünsche ich viel Vergnügen bei der Betrachtung. ;)
Kaum einer kam an Cecil DeMilles monumentales Meisterwerk "Die Zehn Gebote (1956)" vorbei. Doch bereits seine früheren Werke - schließlich begann sein künstlerisches Schaffen bereits 1914, worauf er 1923 ein weniger beachtetes Werk gleichen Namens schuf - des nun in den Olymp der Filmemacher aufgestiegenen DeMilles können sich sehen lassen. "König der Könige" stellt ein imposanten Klassiker über das Leben Jesu aus Sicht Maria Magdalenas dar, zu einem Spottpreis von lediglich 2,6 Millionen Dollar :D Natürlich darf unter diesen Bedingungen die Auferstehung (Achtung Spoiler!?) in voller FARB(!)pracht glänzen, wie sich das jeder wohl auch für sich wünschen würde. ;)
Trottel und Regielegende. Als Hintergrund zum wirklichen Film "Astrée und Céladon" interessant, allerdings unterirdisch inszeniert, weitestgehend eher an einem "Niveau" der allgemeinen Blockbuster-Veralberungen orientiert, jedoch durch die Regisseurin mit etwas mehr Romantik versehen.
Wer sich noch einmal an den Film herantrauen möchte, in schwarzweiß und Originalton wirkt er um einiges besser! Gegen Robert Pattison habe ich allerdings noch keinen wirksamen Filter gefunden ;)
Ein leider viel zu unbekannter Roadtrip (aktuell 0 Kommentare und 0 Bewertungen), welcher mitunter um den Goldenen Löwen in Venedig konkurrierte. Die Geschichte wandelt in seiner ruhigen Art zwischen mythischen Ereignissen (Lost?), eindrucksvollen Bildern (Malick's "Der schmale Grad") und den eingebrannten Schreckensbildern des Bürgerkrieges in Sri Lanka. Dazu gesellt sich ein zurückhaltender, selektiver wie passender Soundtrack.
Hinweis: Bereits der Vorgänger dieses auf 3 Teile angelegten Werkes ("Trügerische Stille") konnte 2005 die Caméra d'Or gewinnen.
Amen!
Pawlikowski kreirte mit "Ida" einen ausdruksstarken Roadmovie, welcher zwischen Vergangenheit und "Gegenwart" (hier dem Polen der 60er Jahre) balanciert. Verfolgt werden divergierende Lebensläufe zweier Personen: Der eine wandelt sich von einer verfolgten Jüdin zur ehrwürdigen Nonne, der andere von einer politisch indoktrineirten Richterin zur selbsternannten Hure. Vereint versuchen beide für sich - sei es durch die Flucht/Resignation in den Glauben oder den Alkohol - der Existenzsuche einer polnischen Gesellschaft der Nachkriegszeit entgegenzuwirken. Dies wird hier wordkarg, dennoch mit toller musikalischer Untermahlung und bildgewaltiger Darstellung verarbeitet. Vorrangig die in ihrem Glauben manifestierte und mit dem Leben abgeschlossene Ida (gespielt von Agata Trzebuchowska) bleibt in Erinnerung. Überraschend leichtfüßig schafft es der Film in nur 70 Minuten, Bereiche im Glauben, der Geschichte sowie der Politik zu hinterfragen. hierin begegnen sich "Dead Man", "Schindlers Liste" und "Nebraska" und lassen eine echte polnische Perle entstehen.
Seichtes Liebesdrama a la Hollywood. Der Film schwankt zwischen guter-Welt -Romantik mit über Blumenwiesen hüpfenden einbeinigen Teenagern und dramatischen neuen Schicksalsschlägen mit Wasserfallgehalt, ohne jedoch auf die zu Grunde liegenden Probleme einzugehen. Dabei wird zu keinem Zeitpunkt ein Zustand des Mitgefühls, nicht einmal des Interesses erreicht. Dies liegt mitunter an den wirklich schlechten schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller, die völlig aufgesetzt versuchen, ihren Text nicht zu vergessen. Die Story ist im altbekannten Muster erzählt und erfüllt alle Klischees, die man im Verlauf zu erwarten "hofft", wodurch er freilich vorhersehbar wird. Jeweils zwei Punkte gibt es für den Kurzauftritt von Willem Dafoe (wohl der Einzige Sympathieträger in diesem Werk) und die (wenigen) schönen Bilder von Amsterdam. Für junge Zuschauer, welche von Twilight, High School Musical, etc. nicht genug bekommen können dennoch sicherlich sehenswert. Einen tieferen Sinn darf man jedoch nicht erwarten.
Alexander Sokurow entwickelte im Abschluss seiner Tetralogie über die Macht eine überraschend moderne und sehr eigene, gerade deshalb aber besondere Interpretation von Goethes Faust. Da sich Regisseure zu früheren Zeiten noch strickt an die literarische Vorlage hielten, erschienen die Verfilmungen oft ohne jede Seele und Eigentümlichkeit und wurde dadurch zu einem mehr oder minder einschläfernden Hörbuch für Literaturaffine.
Sokurow konnte dem alten Stoff neues Leben einhauchen und Faust mitten in eine düstere und auch dank des "alten" 4:3-Formates klaustrophobische und gleichzeitig expressionistische Umgebung einzubetten. Die tollen Bilder wurden in unterschiedlichen Tschechischen Städten eingefangen und vor allem gegen Ende auch aus Island. Um die Atmosphäre beizubehalten wurde der Film dabei durchgehend in deutscher Sprache gedreht.
Zu loben sind neben der beeindruckenden Ausstattung und des Settings auch die schauspielerischen Leistungen, allen voran der Hauptdarsteller Johannes Zeiler als "Faust" und Anton Adassinski als "Wucherer". Die Abwandlung des Mephisto zu einem Pfandleiher darf als kapitalismuskritische Einlage im russischen Film natürlich nicht fehlen ;).
Sicherlich werden sich nicht allzu viele Begeisterte zu diesem Werk finden, da die Verbindung von Literaturverfilmung, Überlänge und russischer "Gemütlichkeit" auf Dauer anstrengend sein kann. Wer allerdings eine Abwandlung Goethes erlaubt und dem Film offen entgegentritt kann von dieser Art des Filmes begeistert werden.
Für mich ein besonderer Film, eine klasse Literaturverarbeitung und auch einer der besten Filme des neuen russischen Kinos. Mich freut es, das diese Darbietung mit dem goldenen Löwen ausgezeichnet wurde und hoffe, dass die Idee zukünftig für mehr Literaturverfilmungen verwendet wird.
"Mein linker Fuß" basiert auf einer Autobiographie des unter schwerer Athetose leidenden Künstlers Christy Brown. Dessen Darstellung durch die famose schauspielerische Leistung Daniel Day-Lewis's bildet eine Hauptgrundlage für das (über)leben des Filmes. Day-Lewis erhielt dafür seinen ersten von mittlerweile 3 Academy Awards als bester Hauptdarsteller.
Für den irischen Regisseur Jim Sheridan war es sein erster Spielfilm. Es folgten weitere Erfolge, u.a. mit seiner IRA-Verfilmung "Im Namen des Vaters" (ebenfalls mit Day-Lewis in der Hauptrolle) oder dem Drama "In America", mit welchen er sich jeweils 3-4 Jahre beschäftigte.
Auch in den Nebenrollen ist "Mein linker Fuß" grandios besetzt. So trumpfen neben Ray McAnally (BAFTA-Award) in seiner (letzten) Rolle als dominanter Vater auch die Neulinge Brenda Fricker als aufopfernde Mutter und Hugh O'Conor als junger Christy Brown groß auf.
Künstlerische Freiheit bedeutet auch Gestaltungsfreiheit. So verändert das Biopic teils die Inhalte, viel entscheidender ist jedoch die Darstellung lediglich einiger Kindheits- und Jugendtage. Hierbei werden wichtige charakterprägende Geschehnisse außer Acht gelassen. Die in der Biographie zum Ausdruck gebrachte Verbitterung, welche ihn in den Alkoholismus führte, und die immer wieder aufkeimende Hoffnung und der kämpferische Wille Browns wurden nur dezent in das Drehbuch übernommen.
Hierin liegt allerdings das große Manko des Filmes. Zu selten wird das Innenleben der Person aufgezeigt. Drehbuchtechnisch wirkt die Darstellung häufig unterkühlt, Sympathie oder Mitgefühl kommen selten auf. Der noch im Buch verströmte ironische Charme auch über die eigene Imperfektion verfällt. Viel öfters erleben wir Browns Charakter als sozial inkorrekt und moralisch anfechtbar. Zu leicht wirkt einhergehend der Umgang mit der Einschränkung, zu schnell und einfach erscheinen die erbrachten Fortschritte. Es fehlen die "kitschigen" Momente, welche auch eine autobiographisch basierende Handlung beinhalten darf, ohne der Gefahr ausgesetzt zu sein, zu leicht mit der Thematik umzugehen.
An musikalischer Untermalung kann oder will dieses Werk auch nicht viel bieten. Dabei zeigt uns der für die Musik verantwortliche Elmer Bernstein in seiner Western-Vergangenheit, dass es auch anders geht.
Solche Schwächen des Skriptes werden von Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis phänomenal überspielt. Sein bis ins letzte Detail getreue Bild der Krankheit bleibt einem einfach in Erinnerung. (Anmerkung: Unbedingt im Original ansehen!) Nur wenige Schauspieler bereiten sich so akribisch auf ihren Charakter vor und versetzen sich in jene Situation. So wird erzählt, Day-Lewis sei auch nach Drehschluss in der Rolle, musste von Mitarbeitern getragen werden und brach sich dabei seine eigenen Rippen.
Kulisse und Ausstattung sind ebenfalls positiv herauszuheben. Direkt wird der Eindruck vermittelt, wir befinden uns im unterkühlten und heruntergekommenen irischen Arbeiterviertel der 30er Jahre (auch wenn ich nicht dort war^^). Diese Kulisse soll ein beliebter Ort in Sheridans Filmen werden.
Leider sind die schönen Bilder etwas überfrachtet, zu viele Punkte ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und lassen die Aufmerksamkeit auf den entscheidenden Handlungsstrang und die Schauspielerei verlieren.
Die durch Kameramann Jack Conroy eingefangenen Portraitaufnahmen scheinen einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit der eingeschränkten Beweglichkeit/Mobilität des Hauptcharakters aus dem Weg zu gehen. Auf die Anfangs noch durch Perspektivwechsel veranschaulichten Umstände des übermächtigen Vaters und des am Boden liegenden Sohnes wird im Verlauf der Handlung ebenso verzichtet, wie auf die mit der Einschränkung verbundenen Umstellungen, sowohl für den Betroffenen als auch für die Familie.
Fazit: Obwohl der Film inhaltlich unausgegoren und dramaturgisch unterkühlt erscheint, sollte man sich ihn ansehen. Allein aufgrund der Besetzung um Daniel Day-Lewis und des ausgefeilten Settings.
„Ich denke, also bin ich.“ Mit diesem Prinzip lässt sich der Konflikt des Filmes in wenigen Worten ausdrücken. In einer Dystopie sind Gewalt und Verbrechen ein allgegenwertiges Problem, herrscht Paranoia vor Abgeschiedenheit und Überwachung, ist Vertrauen wichtiger geworden als Liebe. Die bisherigen Differenzierungsmerkmale zwischen Mensch und Maschine schwinden zusehends, eine genaue Feststellung wird (auch im Verlauf des Filmes) unmöglich.
Vor diesem Hintergrund spielt sich die Handlung von Blade Runner (2006er Version) ab. Dabei wühlt sich der Film in grandiosen Bildern, in denen kulturell vermischte Menschenmassen teilnahmslos durch düstere, regnerische Straßen marschieren. Naturalistische und kulturelle Sinne sind ausgelöscht. Durch neonbeleuchtete Imbissstände und künstlich umherschweifende Lichtstrahlen, welche jenen eines Überwachungsstaates gleichen könnten, verfremdet sich jenes molochartige Großstadtgebilde immer weiter.
Die Ausleuchtung des Filmes ist ebenfalls melancholisch und beeindruckend. Die Charaktere befinden sich zwischen Schatten und Licht, zwischen „Gut“ und „Böse“, zwischen Mensch und Maschine. Die visuelle Wahrnehmung erscheint als ein Grundthema des Werkes. Kann man dem eigenen Augenschein noch Glauben schenken? Erkennt man die Wahrheit und wie sieht sie aus? Mithilfe von Nahaufnahmen einzelner Gesichter können wir selbst überprüfen, inwieweit Emotionen in den Handelnden auftreten.
An dieser Stelle sei die schauspielerische Leistung der Toaster (habe vergessen wie sie heißen^^) zu würdigen. Allen voran Rutger Hauer spielt seine Rolle der nach Wahrheit suchenden Zerstörungsmaschine größtenteils sehr überzeugend. Nicht minder sind auch die Darbietungen von Daryl Hannah und Sean Young zu bewerten. Harrison Ford macht hier das was er am besten kann, er rennt. Mal verfolgt er jemanden, ein andermal wird er selbst zur Zielscheibe; immer wieder erstaunlich wie er die Filmarbeiten dazu nutzen kann, um für den nächsten Marathon zu trainieren.
Leider kann er diese Bewegungsfreude nicht auf den Kameramann übertragen. Während die Personen in dieser Welt schnell voranschreiten, verharrt dieser in statischen Bildern. Zwar wird in Totalen die Ausgeschlossenheit und Isolierung der Personen durch die Positionierung am Rande des Bildes gut getroffen, dies bildet allerdings nur einen Teilaspekt des Ganzen, welches hätte beleuchtet werden können.
Die Geschichte bietet zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten, welche auf der Buchvorlage „Träumen Androiden von elektrischen Schafen“ Philip Dicks fußen. Es seien hier nur kurz einige Themen erwähnt. Ethisch-philosophische Grundfragen über die Rolle und Alleinstellungsmerkmal des Menschen werden ebenso angesprochen, wie der moralische Verfall und die Rolle der Religion in einem technisch geprägten Zeitalter.
Zur düsteren Stimmung des Film-Noir passt die musikalische Darbietung von Vangelis. Dabei wird vorwiegend mit mystisch wirkenden Klängen aus Synthesizern gearbeitet, allerdings auch auf vergangene Musikvariationen unterschiedlicher Zeiten und Kulturen. Dies Verstärkt sowohl die Vereinheitlichung der Menschheit zu einem Ganzen bei gleichzeitiger individueller Kulturzugehörigkeit und damit einhergehenden Verständigungsproblemen untereinander, als auch die Angst vor einer reinen Überwachung der Freiheit des Menschen.
Das große Manko von Blade Runner ist sein Drehbuch, wodurch eine höhere Bewertung und auch der Filmgenuss vernichtet wird. Während die Effekte noch bis ins kleinste Detail durchdacht erscheinen (z.B. beleuchtete Regenschirme), wirkt die Geschichte und ihre Darbietung unausgereift. Viel zu zäh bildet sich nur allmählich so etwas wie eine Art Handlung. Durch die einseitige Darbietung der Verwahrlosung bildet sich zu keiner Zeit ein wirklicher Spannungsbogen. Alles plätschert bis zum Ende des Filmes vor sich hin und man fragt sich warum eigentlich, schließlich ist der Film und die Idee an sich durchaus ambitioniert. Möglicherweise ging Hollywood hier neben dem Geld auch die Zeit aus, um einen zweiten Blick auf das unfertige und aus mehreren Varianten zusammengestückelte Drehbuch zu werfen. Dies erscheint mir auch der Grund dafür, dass Blade Runner bei seiner erstmaligen Veröffentlichung auf wenig Resonanz stoß. Erst später avancierte er (hauptsächlich aufgrund der Special-Effects) zu einem Kultfilm der 80er Jahre. Solch ein Status macht allerdings noch keinen beachtenswerten film.
Fazit: Aufgrund der vorbildhaften und auch heute noch beeindruckenden Kulisse ist Blade Runner einen Blick wert. Wer allerdings eine tiefgreifende Handlung für einen Film als unerlässlich ansieht, der kann diesem Film trotz seiner zahlreicher Deutungsmöglichkeiten möglicherweise nur wenig abgewinnen.
Bei Joel Schumacher handelt es sich um einen Regisseur, welcher wohl kaum einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen versucht. Sein durch die Comicverfilmungen „Batman Forever“ und „Batman & Robin“ häufig missverstandenes Schaffen lässt vergessen, dass er im Genre des (Polit-)Thrillers einige gute Filme kreieren konnte. In diese Spalte fällt neben dem kammerspielartigen „Nicht auflegen!“ und den Grisham-Verfilmungen „Die Jury“ und „Der Klient“ auch der hier kritisierte, im Stile eines neo-noir Thriller gedrehte „8MM – Acht Millimeter“.
Dabei wird der Zuschauer im Verlauf des Filmes bis an die Abgründe der menschlichen Psyche befördert. Fasziniert folgen wir dem Oscar-prämierten Kameramann Robert Elswit („There will be blood“) hinter die Fassade der High Society bis in die düstere, beklemmende Unterwelt des „Snuff-Filmes“. Auf Brutalität und Gewalt im Bild wird weitestgehend verzichtet, meist gewollt, teils von den Behörden herausgeschnitten. Immer wieder werden zum richtigen Zeitpunkt neue Spannungsmomente gesetzt, wie sich auch aus diesen gelöst. Zusammen mit der angenehm zurückhaltenden, aber nahezu perfekt gewählten musikalischen Untermalung bildet sich ein Grund, warum „8MM“ selten langweilig wird.
Ein eigens kreiertes Setting wirkt unverbraucht und zeigt dem Zuschauer verschiedenste Welten auf. Von der gräulich-schimmernden Idylle des Familienlebens, dem hoffnungslosen Vorstadtleben, über die luxuriöse Umgebung der High Society, bis hin zum faszinierend beleuchteten Reich des „Snuff“ wird alles aufgeboten.
Die Besetzung des Filmes ist größtenteils exzellent. Viele der eingesetzten Schauspieler entstammen dem Theater und legen daher den nötigen Wert auf die Darstellung ihrer Charaktere. Peter Stormare, der einst mit Ingmar Bergman zusammenarbeitete, brilliert in seiner Rolle als Snuff-Regisseur Dino Velvet ebenso wie der junge Joaquin Phoenix („Gladiator“, „Walk the line“) als smarter Draufgänger Max California. Leider kann man dies vom Hauptdarsteller Nicolas Cage in seiner Rolle als diskreter Privatdetektiv nicht immer behaupten. Eingangs trotz der filmischen Betrachtung eines grausam durchgeführten Mordes recht unbeteiligt agierend, als sei so etwas für ihn reine Routine, entwickelt er sich fortführend hin zu einem Rächer der Gerechtigkeit, auf der Suche nach einer Begründung für jene Taten, welche in nie zufriedenstellen wird. Generell kommt es kaum zu einem häufig mit ihm verbundenen „overacting“, Cage schafft es allerdings auch nicht, dass man sich mit seinem Charakter, welchen wir den kompletten Film über begleiten, sympathisieren oder identifizieren kann.
Leider wurde das äußerst brisante Thema zudem durch ein schlechtes Drehbuch von Andrew Walker („Sieben“) schwer geschädigt. Mühelos gelangt man an alle Informationen zu einer eigentlich so um Geheimhaltung bedachten Szenerie. Da marschiert einer in den Zeitschriftenladen an der Ecke, fällt eine Treppe hinunter und steht vor einer Tür zur Unterwelt. Die Dialoge kann man sich bei diesem Film sparen. Viel zu gestellt und ohne Idee kommen jene größtenteils daher. Der einzige Grund, den Ton nicht komplett abzustellen, ist die oben erwähnte Musik des Filmes und geklaute Zitate anderer.
In der letzten halben Stunde erleben wir noch einmal den von Walker geliebten amerikanischen Pathos in seiner Blüte(vgl. „Sieben“). Die Welt ist schwarz/weiß. Der sich durch Selbstjustiz auszeichnende „Held“ findet Erlösung. Den begangenen Sünden wird geopfert. Die ganze Namenskette der Millennium-Trilogie (Verblendung, Verdammnis, Vergebung) findet hier ihren Einsatz. Alles in allem erscheint dieser Teil als der „Unterträglichste“ des ganzen Filmes. Lieber den Film vorher abstellen, dann erspart man sich doch viele Klischees der moralisch fragwürdigen amerikanischen Weltanschauung.
Fazit: Die Stimmung des Filmes, sowie die darstellerischen Leistungen sind zu würdigen. Sie überspielen gekonnt vorhandene Schwächen des Drehbuches und entführen den gewillten Zuseher in eine düstere Welt, die zwar durchaus gewagt und abstoßend erscheint, aber eben auch dadurch fasziniert. Schumacher gelingt mit „8 MM“ ein gewollt umstrittenes Gebilde, welches sich mit einem schwierigen Thema zumeist gekonnt auseinandersetzt. Wer sich diesen Film anschaut, wird auf jeden Fall Emotionen erleben. Ob diese nun positiver oder negativer Natur sind wird sich zeigen, auf jeden Fall ist „8MM“ diskussionswürdig und wird niemanden unbeteiligt lassen. ;)