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Alle Kommentare von filmschauer
Wie schnell sich die Welt der Computer in den letzten Jahren entwickelt hat, beweisen Filme in ihrer Bebilderung meist außerordentlich gut. Bei "Virtuosity" aus dem Jahr 1995 wird dieser Fokus noch verstärkt, da er bewusst mit diesen Elementen spielt, über die man damals noch verwundert die Augen gerieben hätte. Es war eben die Zeit, in der 'Cyberspace' noch ein aktuelles Modewort war. Die Geschichte erinnert dabei entfernt an Philip K. Dicks "Minority Report", da es hier wie dort um die Verbesserung der Verbrechensbekämpfung mittels revolutionärer Technik geht. Man wird nicht groß erstaunt sein, dass die Versuche, einen virtuellen Superverbrecher zu schaffen, naturgemäß fatale Folgen haben würde. Im Grunde lässt sich der Verlauf der weiteren Handlung als klassisches Katz-und-Maus-Spiel klassifizieren, mit gar nicht mal unbekannten Duellanten: ein Denzel Washington in typischer Retter-Manier, den mal für einige Momente sogar mit etwas längeren Haaren begutachten darf, verfolgt einen wild gewordenen Russell Crowe. Nicht nur durch die Wahl der Schauspieler könnte man meinen, ein Tony Scott hätte hier die Finger im Spiel gehabt, so ähnlich wirkt die Regie von Brett Leonard. Sein "Virtuosity" verkörpert eigentlich nur die bekannte Standardware in diesem Genre, doch der gewisse Retro-Charme auf visueller Ebene (Paradebeispiel ist die Disko-Szene) und dessen Zusammenspiel mit Crowes Anarcho-Rolle verhilft dem Film immerhin das gewisse Stück Unverwechselbarkeit, um nicht vollständig in Vergessenheit zu geraten.
War zuvor noch Cenk Batu die Blaupause für den in Undercover eingesetzten Tatort-Kommissar, so wird nun scheinbar der imaginäre Staffelstab bei dessen Serienkollegen Stück für Stück weitergereicht. Auf den Stuttgarter Bootz als verdeckter Chauffeur folgt in "Ein neues Leben" Batic im Gefilde einer intransparenten Spendeneinfänger-Organisation, auch durch das Schlagwort 'Drückerkolonne' zu kategorisieren. Ein im Tatort immer noch eher exotisches Krimielement, dem ich in der Regel immer sehr offen gegenüberstehe. Wenn man es nicht total falsch anstellt, dann entwickelt sich aus diesem Versteckspiel fast automatisch ein Mindestmaß an Spannung, was in diesem Fall durch die Polizeiseite – weil ungenehmigter Undercover-Auftrag – noch ein Stück erhöht wird. Das bietet zum einen sicherlich die günstige Gelegenheit, neben Leitmayr genauso den neuen Kollegen Fechner sinnvoll in die Dramaturgie dieses Krimis einzubeziehen, zum anderen bildet dieser Teil der Handlung in Sachen Grenzauslotung vorbei am Gesetz bzw. Vorschrift eine nette Parallele zu der eisern geführten Drückerkolonne, bei der Batic einiges einzustecken hat (Respekt, welches Risiko er damit einfach so mal eingeht). Mit ihm in dieser Rolle bleibt dieser Tatort jederzeit interessant und temporeich, wenngleich ich dem Fall sogar gerne noch mehr Zeit als die zementierten 90 Minuten gegönnt hätte. So wirkt das Finale dann doch etwas überhastet und damit in seiner Wirkung verschenkt. Das Potential dieser Geschichte wurde damit womöglich nicht vollständig erschöpft, aber das Ergebnis kann sich trotzdem sehen lassen. Zumindest wissen wir als Zuschauer mehr denn je, dass die Verlockung von leicht zu verdienendem Geld immer auch seine Schattenseiten hat.
Fast jeder Italowestern besitzt trotz aller Konventionen ein unverkennbares Charakteristikum, was diesen auf gewisse Weise ein Alleinstellungsmerkmal im Genre erbringt, möge der Rest noch so beliebig sein. Bei "Drei Vaterunser für vier Halunken" muss man dafür auf jeden Fall die Filmmusik nennen. Jeder Tarantino-Freund wird diese Melodie wiedererkennen, denn die von Luis Bacalov komponierten Noten bilden auch ein zentrales Stück in "Kill Bill". Sie in der jeweils dargestellten Szene genießen zu dürfen, macht Giancarlo Santis Film schon von sich aus sehenswert. Abseits dieser wichtigen Zutat muss man ein wenig kritischer mit diesem Genrewerk umgehen. Denn die eigentliche Geschichte ist im Grunde eben genau das, was die Musik nicht ist: tendenziell austauschbar. Zwar bekommen wir mit Lee van Cleef einen der überzeugendsten Westerndarsteller zur Seite gestellt, genauso mit Horst Frank einen veritablen Antagonisten. Doch ist Prämisse wie Fortgang der verkappten Rache-Handlung inklusive Whodunit-Elementen bis zum obligatorischen Finale nur selten originell. Ein Grund ist auch der blass aufspielende Alberto Dentice, der sozusagen den Tomas-Milian-Part einnimmt, sowie die störende Unentschiedenheit zwischen Ernst und Klamauk, was die Grundlage für das Verhalten der Protagonisten etwas verwässert. Lässt man die inhaltlichen Belange jedoch außer Acht, bekommt man viele sehr schön fotografierte Szenen vorgesetzt, bei denen manche wie die zu Beginn gut in Erinnerung bleiben. Das reicht dann in der Summe, um "Drei Vaterunser für vier Halunken" im Sammelsurium der Italowestern als überdurchschnittlich einzuordnen. Es ist aber auch keineswegs zu verurteilen, wenn der geneigte Fan eher zum Soundtrack als zum Film selbst greift.
Die Liste von Beispielen, bei denen erfolgreiche Regisseure aus Deutschland den Sprung über den großen Teich wagen, ist reich an Enttäuschungen, besonders in den letzten Jahren. Es ist wie eine (leider meist einmalige) Reifeprüfung, auch mal einen großen Film nach internationalem Konzept stemmen zu können. Wolfgang Petersens "Enemy Mine" von 1985 kann - obwohl in Europa gedreht und Petersen zuvor auch schon in "Die unendliche Geschichte" mit Hollywood kollaborierte - auch zu diesen für die eigene Regiekarriere wegweisenden Prüfsteinen gezählt werden. Und der ist alles andere als misslungen, wenngleich er kein großer Erfolg wurde. Die dazugehörige Geschichte über eine höchst ungewöhnliche Weltall-Freundschaft ist interessant aufgebaut und vermittelt die Botschaft über eine funktionierende Interkulturalität. Man merkt an einigen Stellen zwar, dass alles auf einer eher simplen Kurzgeschichte basiert. Dennoch kann man sich dem Charme dieses Duos, bestehend aus Mensch (Dennis Quaid) und Drac (Louis Gossett Jr.), nur schwer erwehren und damit unterscheidet man sich doch merklich von der Tonart vieler Werke in diesem Genre. Auch auf der technischen Seite mag man nicht nach den Sternen greifen, was so manch geschaffene Szenerie oder etwaige Bauten aus den Bavaria Filmstudios schon etwas angestaubt wirken lässt. Nett anzuschauen sind die trostlosen Landschaften oder das aufwendige Drac-Make-Up aber auch noch nach vielen Jahren. "Enemy Mine" gehört damit nicht gerade zu den besten Filmen von Petersen, doch besitzt dieser Science-Fiction-Streifen noch genug Qualität, als dass er ins Reich der Vergessenheit bzw. in die Kiste der verrotteten VHS-Bänder aus den 80er Jahren gehören würde.
Welch Schande, das zurzeit überzeugendste Tatort-Duo erhält damit ein vorzeitiges Ende. Kunzendorfs Begründung für den Ausstieg finde ich allerdings zumindest diskutabel, denn wenn es nur um das rein äußerliche Erscheinen von Conny Mey gehen würde, hätte man sicherlich eine Lösung gefunden, ohne damit den grundsätzlich exzentrischen Charakter dieser Figur enorm zu schwächen. Ich glaube nicht, dass sie komplett ohne Mitspracherecht bei der Figurenentwicklung war. Naja, einfach schade sowas.
Es fehlt zwar noch die offizielle Bestätigung, aber so wie es aussieht, gehen die gefühlt monatlichen Ermittler-Neuankündigungen beim "Tatort" munter weiter: http://www.spiegel.de/kultur/tv/tatort-ulmen-und-tschirner-sollen-in-weimar-ermitteln-a-863029.html
Bin noch etwas sprachlos...
Viel Fantasie zu haben ist ja normalerweise keine schlechte Charaktereigenschaft, besonders so manchen Drehbuchautoren wünscht man sie mal mehr oder mal weniger. Eine kleine Zahl an Menschen allerdings verlieren sich offenbar darin, mit schönen, aufregenden Geschichten und Thesen fernab von jeder Wissenschaft ihr eigenes Weltbild zusammenzubauen. Womit wir bei Thomas Frickels skurrilem No-Budget-Dokumentarfilm gelandet wären, der sich mit der Mondverschwörung und dessen eifrigen Gläubigern befasst. Verschwörungstheorien an sich sind gar nicht mal so weit entfernt von der Struktur eines fiktiven Films: Sie klingen spannend und vereinfachen die ach so komplizierte Welt. Nur ist die Realität manchmal (vermeintlich) langweiliger als so manches haltlose Hirngespinst. Diese auf viele Bereiche ausgedehnten Phänomene rund um unseren Himmelsbegleiter, angefangen von ominösen Mondcremes bis hin zu abgefahrenen Theorien über Hitlers neuer Heimatstätte, mit denen sich zudem so mancher gehörig seine Euros verdienen kann, bilden die Grundlage für diese beispiellose Abenteuerreise. Ein gewisser Dennis Mascarenas trifft als US-Reporter in deutschen Provinzstätten die unterschiedlichsten Überzeugungstäter, um ruhig, verständnisvoll und frappierend vorurteilsfrei die jeweiligen Interviewpartner samt deren Theorien anzuhören. Sie einfach reden zu lassen in ihrer meist wohnlichen Umgebung benötigt dann auch keine ernsthaften Entlarvungsversuche von Mascarenas selbst. Vielleicht kennt man schon die eine oder andere Geschichte (Hallo "Iron Sky"!), aber diese Verdichtung auf Spielfilmlänge mit permanenter Erhöhung des Levels an schrägen Ideen macht "Die Mondverschwörung" ungemein kurzweilig und lustig – jedoch auch ein bisschen sprachlos und traurig.
Die Idee ist nett (besonders die Beobachtung, wie oft der Schlaf den Film offenbar besiegt), aber ab 100 Einträgen könnte es bei dieser Form etwas umständlich in Sachen Übersicht werden. ;) Als Tatort-Gucker abonniere ich die Liste aber gerne mal.
Man will ja keineswegs die immergleichen Probleme der momentanen SWR-Tatorte andauernd wiederholen, doch solche Auswüchse wie die in der neuesten Lannert/Bootz-Episode bestätigen den nicht gerade rosigen Trend der ziemlich schwachen Drehbücher. Dabei waren zumindest die Stuttgarter für meist solide Krimikost zu haben. In "Tote Erde" allerdings seufzt man nicht nur aufgrund der ziemlich uninspirierten Whodunit-Prämisse mit einem heruntergefallenen Studenten samt Guerilla-Hintergrund, sondern auch wegen zunehmend lästiger Nebengeschichten privater Natur sowie bisweilen archetypischen Figurentypen, mit denen ein vermeintlich großer Handlungsbogen geschlagen werden soll. Hier lässt sich wenig bis gar nichts finden, was man nicht schon zuvor in diversen Tatort-Plots gesehen hat, womit man sich als Zuschauer die meiste Zeit durch einen zähen Krimi durchkämpfen muss, einige höchst konstruiert wirkende Ermittlungsfortschritte/Wendungen inklusive (ein Hoch auf den altgedienten Bleistift...). Tot ist in diesem Fall nicht nur die Erde, sondern ganz offenbar auch das Ideenspektrum für gute Kriminalgeschichten.
Es ist erstaunlich, was man scheinbar noch so alles aus der beliebten Zeitreise-Thematik herausholen kann. Da erscheint die Idee von diesen ungewöhnlichen Auftragskillern namens Looper doch schon wieder originell - und ziemlich ungewöhnlich. Verständlich, wenn Regisseur Rian Johnson dann versucht, erst einmal durch eine längere Exposition mit ständiger Begleitung von Joseph Gordon-Levitt als tonangebende Figur Joe die nicht gerade einfache 'Jobbeschreibung' an den Mann zu bringen. Die auch gelingt, wenngleich sich die Geschichte anders entwickelt, als man vielleicht aufgrund der Ausgangslage erwarten würde. Unkonventionell könnte man diesen Weg beschreiben, den Gordon-Levitts Charakter nimmt, wenn schließlich auch noch Bruce Willis als dessen Alter Ego (welch grandioses Wortspiel in diesem Zusammenhang...) mit in die Handlung eingreift. Genauso ungewöhnlich, wenn nicht gar gewöhnungsbedürftig, ist auch das im Verlauf auffallend verlangsamende Pacing, bis man an den unverkennbaren Knackpunkt dieser Geschichte gelangt. Das konsequente Ende lässt den Kreis aber in gelungener Form schließen. Die Umsetzung komplettiert den positiven Eindruck: Die Zukunfts-Szenerie im Jahre 2044 wirkt glaubwürdig, wie auch die gewagte Gesichtsveränderung Gordons-Levitts in Richtung seines älteren Ichs. Besonders von der Seite ist eine Ähnlichkeit zu Willis unverkennbar. Auch auf das berühmte Lächeln sollte geachtet werden. "Looper" pendelt sich insgesamt irgendwo zwischen Actionthriller und Sci-Fi-Drama ein, der vielleicht an kleinen Drehbuchstellen seine Hänger hat, aber durch das Wechselspiel mit dem doppelten Joe und den einhergehenden Gefahren in dieser Umwelt jederzeit eine ausgesprochen interessante Note besitzt. Johnson weiß zudem um die Tücken eines Zeitreisefilms Bescheid und schafft es in einer besonderen Szene zudem, diese auf herrlich-selbstreflexive Weise zu nutzen. Das alleine genügt eigentlich schon, um für geneigte Genre-Fans eine Empfehlung auszusprechen.
Mit "Geronimo" hat Walter Hill auf jeden Fall ehrenvolle Absichten verfolgt: Selten wird in Western die Rolle der Indianer allzu differenziert betrachtet, sondern oftmals lieber als der archetypische Gegner instrumentalisiert. Als wirklich lieb werden auch hier die Indianer nicht porträtiert, allerdings ist das in Relation zum amerikanischen Heer zu setzen. Es herrschte gegen Ende des 19. Jahrhunderts eben ein ungleicher Krieg und jeder leistet seinen blutigen Teil dazu. Hill versucht nun einerseits, den damals existierenden Widerstandskämpfer Geronimo (überzeugend: Wes Studi) in den Vordergrund zu stellen, andererseits aber auch vereinzelte Soldaten, die eine wichtige Rolle in diesem Konflikt spielen sollten. Doch obwohl die Bebilderung sowie die Musik erstklassig ist und man mit einem guten Stück Erkenntnisgewinn herausgeht, so richtig packend wirkt der Film über weite Strecken nicht. Das liegt besonders an der Art der Erzählung, bei der eine genauere Fokussierung auf einen bestimmten Aspekt des Konflikt fehlt, womit man das Ganze eher distanziert verfolgt. Auch die Erzählerrolle des jungen Offiziers Davis (blass: Matt Damon) ist dabei nur wenig hilfreich und wirkt als Zugang in diese Geschichte eher bemüht. Dabei hätte jene zweifellos das Potential gehabt, ein großes Epos darzustellen. Was bleibt ist ein solider Film mit einem depressiven Stimmungsbild dieser Zeit, zahlreichen Kämpfen und einem immerhin sehr starken Schlussmonolog.
Schon irgendwie ein amüsanter Zufall, dass genau dieser Titel einer Tatort-Episode mit dem oftmals verschobenen Rekordsprung von Felix Baumgartner nun zeitlich zusammenfällt. Mit dessen Geschwindigkeiten konnten Borowski und Brandt sicherlich nicht konkurrieren, obwohl sie diesmal einen Fall mit immerhin außergewöhnlicher Tragweite bearbeiten müssen. Der mysteriöse Tod von Uwe Barschel vor 25 Jahren hat nicht nur zahlreiche Verschwörungstheorien erfinden lassen, sondern bildet einen essentiellen Punkt in der Ermittlungsarbeit. Auf Umwegen geht es wieder einmal um die sagenumwobene Frage: Mord oder Suizid? Diese Verquickung zwischen Fiktion und Realität ist ziemlich gewagt, ist hier aber eine der größten Stärken des Plots, wenngleich trotz sehr ansprechendem Auftakts das Sensationspotential dieser Geschichte nicht ganz ausgeschöpft wirkt. Das, was in dieser interessanten Ermittlungsphase in Sachen Spannung aufgebaut wird, wird insbesondere im Hinblick des fiktionalen Mordfalls eher plump aufgelöst, was auch zu einem gewissen Teil der doch dürftigen Schauspielleistung anzulasten ist. Somit knüpft der neueste Borowski nicht ganz an die starken Fälle aus der letzten Zeit an, die Kuriositäten sowie die nachvollziehbaren Schwierigkeiten beim kommissarischen Heranwagen an das heikle Barschel-Thema mit dessen politischer Sprengkraft machen das Ganze aber dennoch ganz reizvoll.
Ob es nach ganzen acht Jahren Pause nun doch noch einen zweiten Johnny-English-Film gebraucht hätte, ist eine sehr berechtigte Frage. Auf einen Nenner gebracht: Wer damals schon über den trotteligen MI7-Agenten herzhaft lachen konnte, wird auch hier auf jeden Fall etwas geboten bekommen. Der abwinkende Rest sollte wohl einen großen Bogen drum machen. Für mich als langjähriger Verehrer von Rowan Atkinsons Gesichtsakrobatik ist ein jeder Film mit seiner Beteiligung schon die Sichtung wert, obwohl "Johnny English – Jetzt erst recht!" von seiner Qualität her sicherlich hinter seinen Vorgänger zurückfällt. Sehr ungeschickt und im Nachhinein ärgerlich ist schon gleich die Eröffnung im tibetischen Rückzugsgebiet, bei dem English klischeehaft zu sich selbst finden muss. Diese Lokation bleibt allerdings reichlich ungenutzt, wenn dann der Ort des Geschehen gleich wieder weiter wechselt. Man braucht deshalb ziemlich lange, um an diesem Film wirklich Gefallen zu finden. Immerhin wird es spätestens zur Mitte des Films eindeutig besser. Sehr bereichernd sind in diesem Fall besonders die weiblichen Parts einer Gillian Anderson (wer, wenn nicht sie, passt ins Agentenfach) und Rosamund Pike (immerhin ehemaliges Bondgirl). Die Agentengeschichte erfüllt für das, was sie ist, ihren Zweck und weiß auch mit den üblichen Actionszenen nicht zu geizen. Natürlich sind manche wiederholten Aktionen von English eher plump als wirklich geistreicher Humor, für nette Unterhaltung ist diese Fortsetzung aber keinesfalls die schlechteste Wahl. Trotzdem hätte ich nichts dagegen, wenn man diese Johnny-English-Figur analog zu Atkinsons anderen berühmten Rolle Mr. Bean von nun an endgültig ruhen lassen würde.
"Wir sind die Nacht" gehört sicherlich zu den wenigen Exoten, die das Etikett 'Genrewerk aus Deutschland zieren. Das liegt nicht nur an der Wahl des Themas, sondern vor allem durch den herausragenden Stil des Films. Bildsprache, Schnitt und Ton sind außergewöhnlich gut aufeinander abgestimmt und unterstützen gekonnt die dunkle Vampir-Stimmung in und um Berlin. Regisseur Dennis Gansel hat schon zuvor gezeigt, dass er die Fähigkeit besitzt, große Kinobilder zu erschaffen. Auch hier gelingt ihm es, sich von der oftmals als piefig betitelten Bildsprache deutscher Filme abzuheben. Der Inhalt selbst hingegen lässt sich in ihren Grundzügen als klassische Außenseitergeschichte deuten, bei der die einsame Hauptfigur zuerst die großen Vorteile einer neuen Gesellschaft genießt, bevor sich die negativen Seite dieses (Nicht-)Lebens offenbaren. Das Rad der blutigen Vampirwelt wird dabei natürlich nicht neu erfunden, allerdings wünscht man sich bei den Charakteren an einigen Stellen schon etwas mehr Tiefe, um die fortschreitende Entwurzelung aus dem Hier und Jetzt bei diesem unmenschlichen Dasein spürbarer zu machen. So bleibt das Geschehen eher an der Oberfläche, wirkt aber durch das treibende Pacing und den guten Darstellern stets unterhaltsam genug, um sich daran nicht allzu sehr zu stören. Ein rundum solider Beitrag in Sachen Blutsaugerfilme, der besonders aufgrund der visuellen Komponente das Reinschauen lohnt. Wie schön wäre es da, wenn eben solche Filme zukünftig eher Regel statt Ausnahme im deutschen Kinospektrum werden könnten. Aber diese Forderung ist ja bekanntlich nicht neu...
Über den Bodensee-Tatort großartig zu schreiben, ist keine einfache Aufgabe - immer wieder fallen einem die gleichen abgenutzten Adjektive ein, um dem Geschehen einen Namen zu geben. "Nachtkrapp" mag vielleicht auf den ersten Blick eine spannende Geschichte über verschiedene Kindermorde aufziehen, entblößt sich allerdings schnell als genauso bieder und unkreativ, wie es oft schon bei Episoden mit Blum und Perlmann zu beobachten war. Es gibt viele erzählerische Baustellen, die mal eben aufgemacht werden: die Figur des Moritz, der sich in ständiger Gefahr ausgesetzt sieht, ein neuer Kollege aus der Schweiz, der munter mitmischt und Perlmann im Grunde endgültig obsolet macht, sowie der Auftritt eines Ex-Häftlings, auf den die Spur gezielt hinführen könnte. Leider ist der schwach konstruierte Krimi-Plot an sich ziemlich durchsichtig und vermag folglich nur wenig Spannungsmomente zu generieren, wofür auch die mutlose Inszenierung sorgt. Scheinbar ist zudem nun die Mode aufgekommen, Tatort-Kommissarinnen zu entführen bzw. als Geisel zu nehmen. Wie zuletzt wirkt dieser Handgriff eher unbeholfen, in diesem Fall sogar absurd. Immerhin ist das Schicksal des kleinen Moritz noch ganz interessant, wobei dieser Teil der Geschichte vielleicht dann auch größere Prominenz hätte erhalten müssen. Insgesamt jedoch ist das Ganze (mal wieder) viel zu harmlos und in der Thematik zu unmotiviert geraten, um für ausreichend Nachhall zu sorgen. Für eine Folge, die sich aufgrund 10-jähriger Blum/Mattes-Beurteilung als Jubiläums-Tatort schmücken will, macht das nur wenig Hoffnung, dass das Schreiben über die nächsten Fälle leichter von der Hand gehen wird.
Es gibt sicherlich einige Filme, die man wahrscheinlich deshalb so ungemein schätzt, weil sie einen in der Kindheit direkt angesprochen haben. Nur wie sieht es bei der Beurteilung aus, wenn man einen solchen damals liebgewonnenen Film heute ansieht? "Last Action Hero" ist da ein sehr illustres Beispiel, denn dieser offenbart schon durch den jugendlichen Hauptcharakter Danny die passende Projektionsfläche, um mit der gleichen Begeisterungsfähigkeit an dieser irrealen Grundidee teilhaben zu können. Diese Vorstellung, man könne auf welchen Weg auch immer mal selbst in einer Filmwelt an der Seite seiner angehimmelten Actionfigur mitmachen, macht John McTiernans Film noch immer reizvoll. Genau solche selbstreferenziellen Prämissen mag ich, wobei "Last Action Hero" in zweierlei Weise funktioniert. Denn ist man als jugendlicher Kinofan noch sehr von der vordergründigen Idee und den daraus ergebenen Möglichkeiten fasziniert, ergibt sich mit späterem Alter eher die amüsante Sicht auf den parodistischen Charakter dieses Films in Richtung des damaligen Actionkinos. Wie passend, dass dann noch eine Genre-Ikone wie Arnold Schwarzenegger den Part des Helden übernimmt und dabei auf gewisse Weise sein überwiegendes Schaffen auf's Korn nimmt - und welch (bittere) Ironie, dass er anschließend derart wenig Anerkennung beim Publikum fand. Denn mit zahlreichen Verweisen sowie Cameos, gelungener Action, herrlich überzeichneten Bösewichtern und dem charmanten Ausnutzen zweier verschiedener Welten ist "Last Action Hero" gut gealtert und macht unglaublich viel Freude, nach wie vor. Der persönliche Test ist also bestanden, in diesem Fall zumindest.
Tony Scotts U-Boot-Thriller mag zwar nicht der beste Film unter seiner Ägide sein, doch gibt es einige erkennbare Merkmale, die quasi symptomatisch für sein Repertoire stehen. Da wäre nicht nur das erstmalige Auftreten von Denzel Washington, der sicherlich eindrucksvoll das Zepter des Handelns an sich zu reißen versucht und sich damit zum großen Frontmann von Scotts späteren Produktionen aufschwingen würde. Dass er sich dabei an einem knorrigen Gene Hackman sprichwörtlich abarbeiten muss, macht einen ganz großen Reiz von "Crimson Tide" aus. Hier ist das Wie ein ganzes Stück interessanter als das Was, denn der eigentliche Hintergrund über russischen Feinden und der oft wiederholten Bedrohung eines möglichen dritten Weltkrieges verschwimmt ein ganzes Stück hinter der vordergründigen Konstellation im beengten Atom-U-Boot. Tony Scott weiß, was er erzählen will und konzentriert sich mehr auf dieses Duell Hackman vs. Washington als auf USA vs. Russland. So richtig ernst muss man das Geschehen demnach nicht nehmen (spätestens dann nicht, wenn etwa auf launige Enterprise-Verweise zurückgegriffen wird). Man verzeiht dann auch manche Absurditäten, die sich proportional zur Lauflänge häufen (Viggo Mortensens Figur wäre da ein sehr gutes Beispiel). Klar, das ist und bleibt Popcorn-Kino, wie Scott das Soldatenleben in dieser Enge verkauft, womit sich dann sowieso jeder Vergleich mit Wolfgang Petersens stilbildenden "Das Boot" erübrigt. In diesem Zuge ist immer wieder die Beobachtung auffällig, wie viel besser der Werbeclip-Stil des Regisseurs in die 90er gepasst hat. Schnitt, Kamera & Co. wirken vielleicht auch durch die technischen Einschränkungen richtiggehend angenehm und genau passend zum Ton eines Films, der noch immer visuell einiges herzumachen vermag und für sehr launige Unterhaltung à la Scott sorgen kann.
Coming-of-Age mal ein wenig anders: Unzählige Filme haben schon mehr oder wenig erfolgreich versucht, sich der schwierigen Zeit der Pubertät und dem Erwachsenwerden zu nähern. Doch nur selten geschieht dies so spielerisch, so völlig abwegig wie in Jaromil Jireš' "Valerie - Eine Woche voller Wunder". Es verstört womöglich, wenn man zuerst sehr wenige Anhaltspunkte für eine sinnvolle Geschichte bekommt. Allerdings ist genau das der Reiz, da für die junge Valerie sich zugleich die ganze Welt plötzlich in einer unvorhersehbaren Weise zu verändern droht. Und wer würde schon auf die Idee kommen, den Wandel von Mädchen zur Frau so zu inszenieren wie in diesem Fall? Es folgen märchenhafte Traumszenen, die bewusst mit gewagten erotischen Einfällen hantieren, wie auch horrorähnliche Momente, die keinerlei Konventionen zu verfolgen scheinen. Bemerkenswert, wie gut diese unvergleichliche Mischung funktioniert und man nach nur 73 Minuten aus einer irritierenden Parallelwelt erwacht. Danach ist das Wort 'wunderschön' trotz aller erlebten bzw. vielleicht auch nur vorgestellten Bedrohungen für Valerie die einzig richtige Umschreibung.
Schöne Idee, das Format mal auf diese Weise zu nutzen. Alles Gute, Peter!
Übrigens: Da das Kneipengespräch ohne eigenen RSS-Feed für mich zumindest kein richtiger Podcast wäre, gibt es hier eine Soundcloud-kompatible URL:
http://picklemonkey.net/cloudflipper/cloudflipper.php?feed=http://soundcloud.com/kneipengespraech
Eine große Stärke von Mikael Håfströms ziemlich untergegangenen Film "Shanghai" zeigt sich schon in den ersten Minuten: Hier bietet sich vor historischer Kulisse (Shanghai anno 1941, kurz vor dem Pearl-Harbor-Angriff) ein durchaus vielfältiges Genrewerk mit eleganten Schauspielern und betont ästhetischen Bildern. Etwas, was man heutzutage nur noch selten zu Gesicht bekommt und darum so interessant wirkt. Was sich zuerst wie ein klassischer Krimi-Plot anfühlt, wenn John Cusack als amerikanischer Agent den Mörder seines Freundes aufspüren will, entpuppt sich schließlich nach Umwegen (gespickt mit Mystery-, Thriller- und Film-noir-Elementen) als eine gefährliche Romanze, die in dem Kontext schon ein wenig an den Klassiker "Casablanca" erinnert. Klingt alles wie das große Kino, verschließt sich aber bewusst oder unbewusst dieser Attitüde. Ein Makel ist vielleicht das Drehbuch selbst, das mit dem schwierigen Genreübergang und dem dezenten Voice-Over-Einsatz nicht die eindrucksvollen Momente generiert, die so ein Film braucht. Gleichwohl zeichnet "Shanghai" ein ausgesprochen gutes Pacing zwischen ruhigen Dialogszenen und harten Gewaltausbrüchen aus, mittels dessen das Tempo bis zum Schluss hochgehalten werden kann. Auch ist der West-Ost-Mix der prominenten Darstellerriege sehr ansprechend, wobei wiederum keiner wirklich in seiner Rolle brillieren kann. Ein Hauch von "style over substance" liegt deshalb in der Luft, dennoch bleibt "Shanghai" trotz seiner Makel als fernöstliche Zeitreise und auch in Form einer kleinen, feinen Referenz an die klassische Hollywood-Ära ein lohnenswerter Hingucker.
Ein starkes Team soll in Dortmund nicht nur der heimische Fußballverein bieten, sondern nun ebenso der neue Tatort. Vier mehr oder weniger gleichgestellte Charaktere sind in der Krimireihe sicherlich ein Novum - und die erste Folge zeigt gleich mal die möglichen Probleme, welche ein solches Konzept haben könnte. Denn es sollte immer das passende Verhältnis zwischen eigentlichem Kriminalfall und etwaigen teaminternen Reibereien gefunden werden. Was manchmal schon bei einem Ermittlerduo stört, kann hier in Sachen kollegialer Seifenoper sogar noch potenziert werden. Allerdings befinden wir uns in "Alter Ego" immer noch im Bereich der Exposition, was besonders beim doch sehr eigenartigen Hauptkommissar Faber wohl auch nötig ist. Viele seiner Spleens wirken zwecks nötiger Profilierung etwas bemüht vorgetragen, machen den ansonsten eher unaufgeregten Plot aber immerhin lebendiger. Der Fall selbst bleibt trotz des vermeintlich mutigen Hintergrunds eher Whodunit-Standardware, wo nur wenig Originelles zu finden ist. Motivationen, Wendungen und mögliche Täter fordern die geneigten Krimifans wirklich nicht heraus, das Finale erscheint gar ideenlos, genauso wie die Inszenierung mit tatort-üblichem Blaufilter und das simple Abhaken von Dortmunder Sehenswürdigkeiten in Zwischenbildern. Es finden sich insgesamt nur relativ wenige Highlights wie die amüsante Szene in einer Schwulenbar, an die man sich länger erinnern könnte. Somit bleibt am Ende doch vordergründig das Kennenlernen der neuen Ermittler, die nicht uninteressant sind. Mal sehen, wie sich dieses Team entwickeln wird. Für eine reizvolle Zukunft braucht es jedoch auch spannendere Geschichten.
Aus irgendwelchen Gründen habe ich lange davor zurückgeschreckt, mir "Der fremde Sohn" endlich mal anzuschauen. Vielleicht, weil das Thema eher unangenehm zu verdauen wäre, aber auch durch Angelina Jolies Engagement, die mich bisher nur selten überzeugen konnte. Doch zumindest in Punkt zwei muss ich meine Meinung ein Stück revidieren: Jolie stemmt diese schwierige Mutter-Rolle als Christine Collins ganz ansehnlich und wird durch Clint Eastwoods gewohnt routinierten Regie gut durch den Film getragen. Das Thema selbst bleibt auf seine Weise unschön. Hauptaspekt von "Der fremde Sohn" ist sicherlich der mutige Kampf um (späte) Gerechtigkeit, der hier anhand der Figurenkonstellationen mehr als präsent ist. Als einer der wichtigsten Knackpunkte würde sich das seltsame Verhalten der Polizei erweisen, die offensichtlich ein Interesse daran hat, Collins einen falschen Sohn unterzujubeln. Die Idee dahinter würde sich gewiss auch für einen Mysterythriller eignen, besonders bei den Qualen, die Collins zu erleiden hat. Umso erstaunlicher ist die grausame Wendung in diesem Fall, die fast schon nebenher eintritt. Der Film bleibt dabei stets dem Drama-Segment treu, lässt aber auch erschaudern anhand der Tatsache, dass sich diese Geschichte so oder so ähnlich in der Realität abgespielt hat (genauso das erwähnte Verhalten der Polizei). Das macht den nicht gerade kurzen Film trotz einiger Zeitsprünge in seiner Erzählweise angenehm homogen und zunehmend packend, selbst wenn die ganz großen Emotionen womöglich nicht aufkommen mögen. "Der fremde Sohn" ist somit doch die kleine Überwindung wert gewesen.
Seit "Brügge sehen… und sterben?" spätestens weiß die Allgemeinheit ja, dass Brendan Gleesons komödiantisches Potential viel, viel wert sein kann. In "The Guard" kommt dies erneut wunderbar zum Vorschein, wenngleich ironischerweise der Gangster von damals fast noch sympathischer rüberkommt als der rechtschaffene Guard von heute. Schon die erste Szene mit einem eigentlich sehr ernsten Autounfall zeigt wunderbar diesen irischen Charaktertypus auf, den er hier mit aller Überzeugung verkörpert. Dennoch finden sich im Verlauf weitere Facetten von ihm, die man so zuvor nicht erahnt. Sowieso steckt in "The Guard" einiges: Nicht nur, dass die zahlreichen Momente des ironischen und gegen die political correctness gehenden Humors nie krampfhaft und deshalb so großartig funktionieren. Auch sind es die netten Genreversatzstücke, die diese vordergründige Krimikomödie unterscheidbar vom Rest und deshalb sehenswert machen. Es offenbart neben einem guten Stück irischer Heimatkulisse die verblüffende Beobachtung, dass die Inszenierung mit erkennbaren Western-Elementen gespickt ist, wenn auch 'nur' im metaphorischen Sinne. Die weitere Darstellerriege sorgt schließlich dafür, dass der Krimiplot, der vielleicht keine Bäume ausreißen mag, jederzeit interessant und spannend bleibt. Neben Don Cheadle als unfreiwilliges Kontrastprogramm zu Gleeson ist besonders Mark Strong zu erwähnen, welcher zwar langsam ein Schurken-Abo zu haben scheint seit diversen Filmen zuletzt, hier jedoch für sehr witzige und selbstreferenzielle Szenen sorgt, ohne an Gefährlichkeit zu verlieren. Diese gesunde Mischung aus humorvollen One-Linern, Vergleichen und Aktionen sowie einer funktionierenden Dramaturgie ist es, warum "The Guard" auf jeden Fall positiv in Erinnerung bleiben wird.
Man kann "Ironclad" nicht vorwerfen, seine Prinzipien groß hinterm Berg zu halten. Ein fetziger Trailer mit rockiger Musik unterlegt sowie ein verblüffend eindeutiges Filmposter zeigen schon auf, was man als interessierter Zuschauer zu erwarten hat: Knallharte Mittelalter-Action mit Schwertkämpfen, Explosionen und grausamen Tötungsszenen. In diesen Punkten werden die Erwartungen sicherlich erfüllt. Doch auch wenn der Plot hauptsächlich als nötiges Gerüst für die unzähligen Duellszenen zwischen Templern und King Johns Gefolgschaft dient, wünscht man sich schon ein wenig mehr Charakterzeichnung der gar nicht mal unbekannten Darstellerriege. Da wirken die Arrangements von Leuten wie James Purefoy, Brian Cox oder Kate Mara etwas verschenkt, wenn sie nicht die nötige Profilierung erfahren können, die es für eine mitreißende Geschichte gebraucht hätte, bei der man auch intensiv teilnimmt. So darf etwa Paul Giamatti den abgrundtief bösen König mimen, was zwar sehr eindrücklich und blutig bebildert wird, er ansonsten aber in den sowieso nicht allzu vielen Momenten mit seiner Präsenz schauspielerisch tendenziell unterfordert wirkt. Damit bleibt mehr denn je das bloße Ergötzen an den rasanten Burgszenen von Jonathan Englishs Historienfilm übrig, das zwar durch die authentischen Drehorte in Wales zwar des öfteren sehr nett anzuschauen ist, aber man sich wiederum offenbar genötigt sah, soviel nervige Wackel-Optik wie möglich unterzubringen. Mit "Ironclad" werden daher wohl nur die eisenharten Genre-Fans so richtig glücklich werden.
Ui, hier scheinen wir ja mal 100% einer Meinung zu sein.
Nette Randnotiz: Erst jetzt, wo du es ansprichst, nehme ich erst richtig wahr, dass ja Ferris M.C. hier mitgespielt hatte. Dabei hatte er es doch in der letzten Woche bei der empfehlenswerten Talk-Runde "Roche & Böhmermann" noch so eifrig promotet. Nun weiß ich nicht, ob das an seinem außergewöhnlichen Schauspiel oder an der Maskierung lag...