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Ob Schnellboote, rasante Verfolgungsjagden, spektakuläre Nahkämpfe, Begegnungen mit heißen Damen, das Frönen im Big Business fernab von möglichen Finanzkrisen oder jederzeit von einem Punkt zum nächsten auf der Weltkugel ziehend: Wer ein bisschen 007-Flair abseits der originären Bond-Filmen sucht, dürfte bei "Largo Winch", interessanterweise basierend auf einer belgischen Buch- und Comicreihe, sicherlich auf seine Kosten kommen. Die Exposition bzw. Einführung unseres Helden (auffallend lässig: Tomer Sisley), der unvorbereitet in die Rolle des reichen Erben und neuen Firmeneigentümers kommt, ist dabei anfangs auch ganz ansprechend. Der Hauptteil der Geschichte über Intrigen und Machtmissbrauch ist allerdings weitaus unspektakulärer, als die gelegentlichen Actionszenen suggerieren mögen. Der grob vorgezeichnete Weg des durchtriebenen Largo gestaltet sich sehr konventionell und die präsentierten Plotpoints dürften wohl nur die wenigsten wirklich überraschen, weil die relevanten Figuren dabei einfach zu schlicht und durchschaubar gezeichnet sind. Die Bilder aus Hong Kong & Co. jedoch machen einiges her und auch das sonstige Handwerk des Regisseurs Jérôme Salle sorgt dafür, dass "Largo Winch" immerhin als netter Zeitvertreib anzusehen ist.
Wenn Kinder eine Runde Karussell fahren, bekommt man oft zu hören: "Nochmal, nochmal". So in etwa muss man sich ein Stück weit das Hollywood-Business vorstellen. Fortsetzungen von einem Ursprungstitel können die unterschiedlichsten Formen annehmen. Todd Phillips hat sich nach dem übermäßigen Erfolg von "Hangover" die "Home Alone"-Version ausgesucht: Wenn die Protagonisten einst schon einmal eine 'magische' Nacht verlebt haben, warum dann nicht einfach nochmal die gleiche Prozedur anwenden? Kann funktionieren, muss es aber nicht. "Hangover 2" versucht mit der Verlagerung des Partyortes von Las Vegas nach Bangkok der ganzen Tortur aus Teil 1 eins drauf zusetzen. Diese sehr spezielle Form des Whodunit-Prinzips (Was passierte letzte Nacht?) mochte allerdings nur einmal aufgehen, nun wirkt das Geschehen mit seinen Zoten eher ermüdend und durch seinen schablonenartige Inszenierung bis auf kleine Ausnahmen konsequent vorhersehbar. Weil ein Teil dieses selbsternannten Wolfsrudels es hätte besser wissen müssen, wenn man sich mit bestimmten Leuten einlässt (wohl nicht schwer zu erraten), sorgt dann noch dafür, dass einem das Schicksal der vermeintlich sympathischeren Charaktere schlussendlich egal ist. Da helfen auch nicht die zugegebenermaßen schönen Außensets oder ein sehr talentiertes Äffchen weiter (die beste Schauspielerleistung im Film). Zweimal den selben Witz zu bringen, ist eben nicht so der Bringer, wie zweimal hintereinander Karussell zu fahren.
Der gute Wotan darf sich jetzt auch auf Verbrechersuche machen - überraschend in Hamburg:
http://www.presseportal.de/pm/69086/2285734/wotan-wilke-moehring-neuer-ndr-tatort-kommissar-drehbeginn-fuer-feuer-ueber-flottbek/
Das klingt ein wenig nach Backup, falls es mit Schweiger nicht laufen sollte. Allerdings könnte es mit jeweils einem Auftritt pro Jahr auch ein friedliches Koexistieren geben. Özgür Yildirim macht übrigens die Regie für die erste Episode. Bin mal gespannt, was da kommt.
Trotz eines stattlichen Alters von 95 bin ich doch ziemlich traurig über Ernest Borgnines Tod. Nicht nur, weil er es sich nicht nehmen ließ, bis zuletzt in Filmen (wie z.B. "R.E.D.") gelegentlich mitzuspielen, sondern auch, weil viele große Filme in der Vergangenheit erst mit seiner unnachahmlichen Präsenz das gewisse, meist zutiefst menschliche Etwas bekommen haben, sei es in Haupt- oder Nebenrollen, als unnachahmlichen Bösewicht, als netter Sidekick oder eben als guter Kumpel. Einige Jahrzehnte an Filmgeschichte hat er mitprägen können und viele sind mit "seinen" Filmen auch aufgewachsen, was bei dieser Vielfalt an Genres (Western, Sci-Fi, Action etc.) und Regisseuren (John Sturges, Robert Aldrich oder Sam Peckinpah) nicht verwundern kann. Ein schauspielerisches Raubein - so unvergesslich wie liebenswert.
Erstmal toll, dass in dieser Rubrik auch mal ein Italowestern drankommt - fernab ab von Leones Klassikern. Dass aber gerade dieser Film ausgewählt wurde, überrascht dann noch einmal um ein Vielfaches. Zwar würde man nach dem zugegebenermaßen sehr ansprechenden Text einen richtig knalligen Genrevertreter erwarten, ich selbst fand ziemlich beliebig und unterdurchschnittlich. Nicht so schlimm, wie in manche Italo-Fans einschätzen, doch wirklich prägnante Szenen habe ich aus "2x Judas" nicht mitgenommen (habe gerade sogar nochmal den Trailer gesichtet). Da gibt es so viele andere, leider sehr unbekannte Italowestern, die einen Artikel verdient gehabt hätten. Wenn du aber nun generell auf den Geschmack in Sachen Western gekommen bist, freut mich das jedoch.
Das Thema Amnesie ist übrigens hier nicht exklusiv. Bspw. Barbonis "Django - Die Nacht der langen Messer" hat dies auch in seiner Prämisse. "Schweinehunde beten nicht" soll ebenfalls damit hantieren. Den habe ich aber noch nicht gesehen.
Zehn Jahre ist es nun schon her, dass der Spinnenmann das erste Mal in großer Manier die Leinwände gestürmt hatte und damit dem Aufkommen an teuren Comicverfilmungen nochmal einen dicken Schub verleihen konnte. Eine lange Zeit für Hollywood, wenn man sich anschaut, dass nun sogar schon ein Reboot vollzogen wurde. Es ist aber auch eine lange Zeit in der Entwicklung des computergenerierten Spezialeffekte. Denn deren Alter lassen sich beim "Spider-Man" anno 2002 nicht mehr so richtig kaschieren. Handgemachte Stunts und Effekte haben eben wohl eine längere Halbwertszeit und schlussendlich auch mehr Charme als das CGI, um selbst noch nach Jahren zu imponieren.
Aber es gibt ja daneben immerhin eine Geschichte zu erzählen. Regisseur Sam Raimi gelingt es besonders in Hälfte eins, eine sehr peppige und durch manche Stilmittel bewusst comichafte Gangweise zu etablieren. Die Einführung dieser Superheldenfigur wird sehr strukturiert und konzentriert vollzogen, wobei auch Tobey Maguires verschmitztes Schauspiel seinen großen Anteil hat. Daneben werden eigentlich sehr gute Nebendarsteller eingesetzt. Deren jeweiliges Potential wird allerdings oftmals nur bedingt ausgeschöpft. Kirsten Dunst spielt ganz nett die klassische love interest, James Franco etwas unterfordert den besten Freund, Willem Dafoe dessen verzweifelten Vater. J. K. Simmons als Zeitungschef hingegen lässt sich als die handelsübliche Comic-Relief-Figur interpretieren. Nachdem jedoch die Verhältnisse so weit klar geworden sind in Sachen gut und böse, verflacht die Geschichte im weiteren Verlauf etwas, was teilweise an dem nicht sonderlich überzeugenden Antagonisten liegt. So gehört auch das ideenlose Finale zu den schwächeren Szenen, bevor dann bedeutungsschwer der erwartbare Bogen zu Teil 2 geschlagen wird.
"Spider-Man" bietet über weite Strecken gutes und kurzweiliges Popcornkino, bei dem ich die leicht humoristische Note, die die Anfangsminuten auszeichnen, gerne in konsequenterer Form gesehen hätte. Hervorzuheben ist Danny Elfmans Score, der sehr dominant und treibend das Geschehen begleitet und manchmal mehr Verve besitzt als der Sprung von Spider-Man von einem Gebäudekomplex zum nächsten (womit das CGI dann auch nicht mehr so stört). Inhaltlich ist Raimi zwar noch keine großen Wagnisse eingegangen. Auf der anderen Seite könnte man auch sagen, dass man für die weiteren Teile bewusst Luft nach oben gelassen hat.
Mit "Julia's Eyes" ist das Filmland Spanien noch einmal in meiner Gunst gestiegen, was sehenswertes Genrekino angeht. Zwar ist es oft trügerisch, wenn der Produzentenname um einiges größer auf dem Plakat prangt als der des Regisseurs. Guillem Morales ist eben ein Nobody verglichen mit einem international geschätzten Guillermo del Toro. Diese kleinen Zweifel ob des Handwerks entkräftet der Film selbst aber schnell, denn auch Morales hat etwas drauf. Präsentiert wird eine unheimliche Geschichte über einen scheinbaren Selbstmord, gepaart mit einer schrecklichen Augenkrankheit und vielen Unregelmäßigkeiten, je weiter man den Spuren nachgeht. Protagonistin Julia (sehr solide: Belén Rueda) spielt für uns Zuschauer die Ersatzdetektivin, wenn sie das Schicksal ihrer toten Schwester aufzulösen versucht. Visuelles Aushängeschild des Films ist natürlich die schwindende Sehkraft Julias, was sich in unangenehmen Schattenspielen und klugen Kamerapositionen äußert, wenn bestimmte Gesichter bewusst nicht gezeigt werden. Daneben gestaltet sich das Pacing für heutige Verhältnisse schon auffallend ruhig, was in manchen Phasen an das kühle Thriller-Kino der 70er Jahre erinnert. Größere Drama-Elemente findet man hier genauso wie kurze Ausflüge in den effektiven Horrorbereich. Nicht alle Handlungsstränge und Wendungen (min. eine, die man als klassischen Twist bezeichnen würde) mögen in ihrer Gänze funktionieren, der Gesamteindruck bleibt aber positiv. Auch wenn der Film etwas andere, gewagtere Wege geht als vergleichbare Kandidaten, wirkt das Geschehen spannend, unterhaltsam - und manchmal sehr gruselig. Morales hat hier eine gute Visitenkarte abgegeben. Vielleicht ist beim nächsten Film sein Name ja dann der Größte auf dem Cover.
Douglas Trumbull ist eigentlich ein Name, den die Filmfans kennen sollten. Wenn man sich ansieht, bei welchen bedeutenden Sci-Fi-Werken er die Spezialeffekte beisteuerte, weiß man um seine handwerkliche Brillanz und Kreativität. Leider konnte er sich seine Träume im Regie-Segment weniger gut erfüllen. War noch sein Erstling "Lautlos im Weltraum" ein veritabler Genrevertreter, ist sein zweiter und bisher letzter Film ziemlich in Vergessenheit geraten. "Projekt Brainstorm" hat immerhin mit Christopher Walken, Natalie Wood oder Louise 'Schwester Ratched' Fletcher keine unbekannten Darsteller und zumindest auf dem Papier eine ganz interessante Geschichte anzubieten. Das Resultat jedoch sieht auch abgesehen vom überlieferten Produktionschaos und Misserfolg etwas eigen aus. Die im Film erfundene Speicher- und Abspieltechnik von fremden Erlebnissen (grob beschrieben) wird lang und breit erklärt, wofür auch der große handwerkliche Kniff von Trumbull sorgt: Ähnlich wie beim IMAX-Format wechselt die Bildgröße, indem nur die 'In-Game-Szenen' die volle Breite mittels spezieller 70-mm-Kamera ausnützen (erinnert fast schon an das frühere Cinerama). Hübsch anzuschauen sind diese gewiss, die normalen Szenen wirken dagegen natürlich dann etwas fad.
Etwas lahm entwickelt sich auch die eigentliche Handlung, die mit den aufkeimenden Twist zwischen reiner Wissenschaft und militärischer und wirtschaftlicher Ausnutzung weitestgehend den üblichen Gang der Dinge nimmt. Die Botschaft wird schnell ersichtlich und die großen Überraschungen wird man auch im weiteren Verlauf nicht finden, obwohl das inhaltliche wie auch philosophische Potenzial dagewesen wäre. So sehr sich die Schauspieler (besonders Fletcher) auch ins Zeug legen, wirkt das Geschehen abseits der schönen Bilder bei der Benutzung des Geräts schon etwas altbacken und unspektakulär. Den Eindruck einer vordergründigen Technik-Demo kann Trumbull folglich nicht widerlegen. Man sieht zwar die Bilder, wirklich erfühlen kann man sie nicht. Diese wiederum könnten für Fans seiner Kunst dennoch mal einen Blick wert sein.
Dänische Genreglanzlichter der unterschiedlichsten Art sind in den letzten Jahren ja so einige herausgekommen. Christian E. Christiansens Film mit dem ansprechenden Titel "ID:A" wird man wahrscheinlich nicht in die glorreiche Riege zählen müssen, doch schlecht ist auch dieser nicht. In diesem Fall sind nicht etwa schrullige Charaktere oder spezieller Humor ein hervorstechendes Merkmal, sondern neben der sauberen Inszenierung wohl die überlange Rückblende zur Mitte des Films, womit die Geschichte größtenteils in quasi zwei Teile gegliedert wird. Der Grund liegt am Ausgangspunkt des Plots, wenn eine Frau verwirrt an einem Bach irgendwo in Frankreich aufwacht. Das Thema Amnesie (neben dem dicken Batzen Geld im Rucksack) ist zwar nicht mehr sonderlich originell, wird jedoch ganz gut für diverse Spannungsmomente genutzt. Diese sorgen auch dafür, dass man nicht allzu sehr über die nicht immer wasserdichten Stellen der Handlung nachdenken muss, da manche Stellschrauben im Hintergrund eher holzschnittartig wirken. Auch Tuva Novotnys Performance als Protagonistin unterstreicht diesen Eindruck, welche zwar ziemlich funktionell für den Plot erscheint, allerdings zu wenig Selbstreflexion und Empathie in Verbindung mit dieser bizarren Situation zulässt. Ihre Darstellung wird allerdings vom nicht uninteressanten Erzählgerüst zufriedenstellend getragen. Schließlich möchte man doch wissen, wie und warum sie in diese Lage gekommen ist. Als waschechter Thriller, garniert mit netten europäischen Stadtaufnahmen und effektiver Action, macht "ID:A" deshalb eine sehr solide Figur. Um in höhere Sphären dieses Genres zu gelangen, bleibt das Ganze schlussendlich aber dann doch etwas zu gewöhnlich.
Der Weg zum Erfolg, zum Ruhm, zur großen Prominenz ist bekanntlich schwierig. Nicht nur in der weit umfassenden Musikszene, sondern auch in vielen anderen Bereichen gibt es die einen, die die Sprung schaffen und diejenigen, deren Leidenschaft ein Hobby bleiben muss. Die Gründe dafür sind oftmals unterschiedlich, manchmal trivial, manchmal Ursache eines strukturierten Plans. Über die, die scheitern, erfährt man logischerweise wenig. Darum ist es umso erfreulicher, dass die Doku "Anvil! The Story of Anvil" genau so eine Geschichte von einer einstmals wegweisenden Musikband hautnah nach- und weiterzeichnen kann.
Gezeigt werden zwei verschrobene Männer namens Lips und Robb, je um die 50 und beide schon seit drei Jahrzehnten Mitglied der Heavy-Metal-Band "Anvil". In den 80ern mal kurz eine große Nummer, der sagenumwobene Durchbruch blieb jedoch aus. Man hat zwar dem Musikgenre neue Ideen verliehen, Stars der Szene wurden aber andere. Wer nun ständiges Jammern über alte Zeiten erwarten würde, liegt allerdings falsch. Regisseur Sacha Gervasi begleitet die beiden bei den mutigen Versuchen, in der Musikindustrie wieder Fuß zu fassen. Es steckt in ihren Bemühungen sicherlich auch einiges an Verzweiflung und Naivität drin, die Hartnäckigkeit und die Liebe zur Berufung imponiert dennoch und lässt das Duo unheimlich sympathisch und ehrlich wirken. Man ist erst etwas amüsiert über die chaotische Europa-Tour zu Beginn, wird später dann von der tragischen Note ihres Umstands ergriffen und freut sich anschließend wie die beiden über jedes noch so kleine Erfolgsgeheimnis.
Sehr gut zeigt die Doku, wie wichtig die enge Freundschaft zwischen Lips und Robb ist und war, die trotz widriger Umstände aufrecht erhalten wurde und wichtige Antriebsfeder bleibt. Selbst läppische Jobs zum Über-die-Runden-kommen, dilettantisches Management oder andauernde Selbstzweifel werden dabei überwunden. Den weiteren Geschehnissen ist es dann auch zu verdanken, dass die Dramaturgie dieses Films so wunderbar aufgeht. Auch wenn man mit Heavy Metal & Co. wenig am Hut hat, spürt man die Hingabe für das Metier auf der einen und die Schwierigkeiten mit dem großen Business auf der anderen Seite. Hier ist wenig Prahlerei vorhanden, sondern herrlichstes Understatement. Danach wünscht man Anvil genau den Erfolg, der ihnen bisher vergönnt war. Aber selbst wenn dieser nicht eintreten sollte, bleibt eine beispielgebende Freundschaft und eine sehr sehenswerte Dokumentation.
Comics, Motorräder, grausige Frisuren & ein dickes Stück Vampirfantasie: Der jugendliche Zeitgeist der 80er gedeiht und blüht in "The Lost Boys" so stark auf wie selten in vergleichbaren Vertretern. Das eröffnet den Nostalgikern sicherlich noch einmal die Möglichkeit des Eintauchens in diese Welt, alle anderen bekommen hingegen einen schon etwas abgestandenen Look einer nicht gerade sehr originellen Vampirgeschichte. Diese ist stark an den damaligen Teenieabenteuerfilmen orientiert, was mit typischen Charakteren und popkulturellen Gags einhergeht. Es sind einige Jungdarsteller am Start, schauspielerisch richtig herausstechen können jedoch nur wenige. Die Hauptfiguren, gespielt von Corey Haim und Jason Patric ("Michael!"), bleiben eher in ihren Rollenmustern haften. Allenfalls sind der diabolisch lachende Kiefer Sutherland und ein gewisser Corey Feldman diejenigen, die man am ehesten im Kopf behält - interessanterweise beide in "Stand by Me" zuvor zu sehen. Gleichwohl ist "The Long Boys" schon einer der besseren Filme eines Joel Schumacher, da seine Inszenierung immerhin eine konsequente Linie verfolgt, einige launige Oneliner rausgehauen werden und man auch vor etwas härteren Szenen nicht halt macht, wenn man die eigentliche Zielgruppe im Hinterkopf hat. Dazu gesellt sich auch die musikalische Begleitung, bei der besonders "Cry Little Sister" sehr nett anzuhören ist. Da der Synthie-Pop der 80er ansonsten eher wenig zur Euphorie einlädt, muss das mal erwähnt werden...
"Der große Coup" ist wie schon zuvor "Betrogen" ein weiteres Don-Siegel-Regieprodukt, das außerhalb seiner berühmten Vorzeigefilme relativ unbekannt geblieben ist. Doch auch hier lohnt sich das genauere Hinsehen. Gekonnt schafft es Siegel, eine relativ ungewöhnliche Prämisse (Kleinkriminelle ziehen vermeintlich das große Los) sehr ansprechend an den Mann zu bringen, welche jedoch kurz darauf einen dicken Bumerang-Effekt in Bezug auf Mensch und Beute zur Folge hat. Umsonst gibt es eben nichts, auch nicht für die kleinen Bankräuber. Charley Varrick heißt der tonangebende Mann der dezimierten Bande, welcher gekonnt von Walter Matthau verkörpert wird. An seiner Rolle reiben sich nicht nur Freunde wie Feinde (u.a. der aus 007-Filmen bekannte Joe Don Baker) auf, sondern auch der Zuschauer selbst. Man kann nicht so wirklich in sein Innenleben hineinhorchen, wenn mal die erwarteten Emotionen ausbleiben, dann wieder auf den ersten Blick seltsame Entscheidungen getroffen werden. Als klassischer Sympathieträger eignet er sich somit nicht zwangsläufig. Klar ist jedoch: Dieser Mann hat einen Plan und ist vermutlich der Meister der zwischenmenschlichen Antizipation.
Interessanterweise erweist sich der Film trotz seiner ernsten Ausgangslage und einigem Blutvergießen als betont ironisch und teilweise sogar leichtfüßig. Dies bereichert ihn nachhaltig, sodass man selbst abstrus wirkende Szenen, bei denen der jederzeit coole Varrick seine Hände im Spiel hat, eher abnimmt und dabei noch meist köstlich unterhalten wird. Leider kann dieser hohe Adrenalinpegel nicht durchgehend aufrecht erhalten, was sich in kleineren Längen zur Mitte der Laufzeit zeigt. Erinnerungswürdige Momente wie das fulminante Ende entschädigen jedoch das Verharren nachhaltig. "Der große Coup" reiht sich damit zu den besseren 70er-Jahre-Thrillern ein, der zwar nicht perfekt sein mag, seine Cleverness, Stilsicherheit und Gangart ihm allerdings ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verleiht.
Wo Bronson draufsteht, ist auch Bronson drin. Der Name allein auf dem Filmposter klingt wie ein stahlhartes Versprechen auf das, was einen erwarten würde. Regisseur Michael Winner, der abermals mit dem knorrigen Typen zusammenarbeiten würde, hat in "Kalter Hauch" folgerichtig auch den passenden Rollentypus für ihn parat: Auftragskiller einer geheimen Organisation, hochprofessionell in seiner Arbeit, zwingend frei von emotionalen Bindungen. Selbst wenn der Auftrag die unerkannte Eliminierung eigener Männer beinhaltet, wird nicht groß zurückgeschreckt, sondern in perfekter Manier umgesetzt. Wer, wenn nicht der stets geheimnisvoll wirkende Charles, könnte diese Rolle besser ausfüllen? Man erlebt hier diesmal nicht die handelsübliche Rachegeschichte wie so oft, sondern das Leben dieses Killerjobs mit seinen Konsequenzen und auch Problemen. Was besonders für den Film spricht, ist die teilweise reflektierte Auseinandersetzung mit eben jenen, wenn Gesundheit und Wohlbefinden leiden und selbst die Arbeit als Mentor für einen willigen Jungspund für Komplikationen sorgen wird. Wie so viele Actionthriller dieser Zeit in den frühen 70ern besitzt auch "Kalter Hauch" eine ziemlich kühle und abgebrühte Bildsprache und ein eigenwilliges Pacing (siehe die dialogbefreite Anfangsszene). Wenn von Winner etwa wichtige Plotpoints lässig ohne großes Bohei eingestreut werden, erscheint das aus heutiger Sicht schon vergleichsweise sonderbar. An Actionszenen wird trotzdem nicht gespart, wobei an einigen davon schon deutlich der Zahn der Zeit genagt hat, auch wenn allerlei kaputt geht. Diese kleinen Schwachpunkte vergisst man aber wieder schnell, wenn man das absolut logische und süffisante Ende betrachtet. Wer ein Faible für diese Art von Kino hat, wird folglich auch hier seine Freude haben. Bronson-Fans sollten sowieso zugreifen.
"Duell vor Sonnenuntergang" ist einer dieser unbekannten deutschen Eurowestern abseits von Winnetou & Co., bei dem zwar auch Italiener mit am Werk waren, aber hier genauso wie die Jugoslawen wohl nur koproduziert haben. Doch obwohl mit Peter van Eyck, Wolfgang Kieling oder Mario Girotti alias Terence Hill mehr oder weniger berühmte Namen vertreten sind, hat Leopold Laholas Film selbst diese geringe Prominenz im großen Western-Universum verdient. Zwar mag man über das allenfalls durchschnittliche Handwerk noch hinwegsehen, über die hanebüchene Geschichte jedoch nicht. Van Eyck und Girotti spielen zwei sehr ungleiche Brüder (Altersunterschied der beiden Schauspieler: muntere 26 Jahre...), bei dem Zweiterer nach einem Überfall spurlos verschwunden ist. Girotti darf anfangs mal kurz seine strahlend blauen Augen und die äußerst dunkle Mähne vor der Kamera zeigen, bevor man ihn lange Zeit nicht mehr sehen wird. Der Film versucht daraufhin auf einen ausgelutschten Plottwist hinzuarbeiten, der so meilenweit offensichtlich ist, wie man es selten erlebt hat. In der Zwischenzeit vollführt van Eyck als nachgiebiger und desillusionierter Revolverheld eine äußerst seltsame, in manchen Momenten sogar eine lächerliche Darbietung (Highlight ist der durstige Fußmarsch). Das Finale gestaltet sich schließlich so, wie es schon der Filmtitel kokettiert. Wahrlich kein Western also, den man länger in Erinnerung haben möchte und schon gar keiner, den man in Sachen Überzeugungsmaßnahme manch 'Genre-Skeptiker' als erstes in die Hand geben würde.
Jamie Babbits "The Quiet" gehört zu diesen kleinen Perlen im Wust von unzähligen US-Psychodramen der letzten Jahre, die einem im Kopf geblieben ist. Das liegt nicht unbedingt nur an der hier erzählten Geschichte, die einen äußerst düster-erotischen Subtext verfolgt, sondern die dazugehörige Unterstützung durch eine sehr stimmungsvolle Bebilderung und guten Darstellerleistungen. Dies mag auf den ersten Blick überraschen, da mit Elisha Cuthbert und Camilla Belle in den Hauptrollen zwei hübsche Jungdarstellerin dabei sind, die ansonsten nicht gerade durch eine überaus anspruchsvolle Rollenauswahl aufgefallen sind. Cuthbert hat sich mittlerweile wohl vollends ins Serienfach verabschiedet und Belles letzte Filme haben zuletzt nicht großen Eindruck machen können. Aber beide hat man selten besser gesehen als in "The Quiet". Belle hat sicherlich den faszinierenden Part als eigenbrötlerische Taubstumme in einer neuen Umgebung abbekommen und ihre blasse Erscheinung passt hier außerordentlich gut. Cuthberts Rolle ist nicht weniger von Tragik durchsetzt, besitzt sie doch unter ihrer pubertären Schale ein düsteres Geheimnis, welches den Verlauf des Films bestimmen wird. Auf einen Nenner gebracht gestaltet sich "The Quiet" wie ein lasziver Mix aus "American Beauty" und "The Piano". Er bleibt sehr fokussiert auf den Mikrokosmos dieses abgründigen Familienlebens samt schwierigem Mutter-Vater-Verhältnis und der näheren schulischen Umgebung, was dem kompakten Erzählrhythmus sehr hilft. Man könnte nun mit Leichtigkeit Einzelheiten dieser Geschichte hinterfragen, wenn er etwa sehr gewagt zu einem monologischen Überbau mit Ludwig van Beethoven greift, oder man lässt sich eben von dieser ruhigen, aber stets tragisch-bösen Taktgabe dieses Films treiben, wo ein jeder Dreck am Stecken haben wird und genretypische Effekthascherei zumeist vermieden wird. Ein Geheimtipp!
"The Other Chelsea" hört sich zuerst einmal nach einer reinen Fußball-Doku an, ist sie jedoch keineswegs. Zwar ist der prosperierende Klub Schachtar Donezk zentrales Bindeglied des Geschehens und man hatte das Glück, den Verein in der Saison des großen UEFA-Cup-Erfolgs 2009 zu begleiten, aber genauere Vereinsinterna, Spielerporträts oder Spielanalysen werden hier nicht behandelt. Eher geht es um das ukrainische Alltagsleben und die soziale Ungleichheit in dieser Bergarbeiterstadt, was der Dokumentarfilmer Jakob Preuss in den Vordergrund stellt.
Exemplarisch dargestellt wird dieses anhand zweier Persönlichkeiten: der 55-jährige Sascha, der noch in der Minengesellschaft arbeitet und sein hart erarbeitetes Geld sogar für weite Gastspielfahrten seines Klubs aufwendet, und der knapp 30-jährige Kolja Lewtschenko, Emporkömmling im politischen Machtuniversum der Stadt. Beide eint äußerst wenig, nur die Liebe zum Verein ist die wichtige Ausnahme. Preuss bekommt relativ offen seine Aussagen der Beteiligten beisammen, was besonders bei Kolja schnell verwundert. Seien es eilige Frühstücksprozeduren, noble Auslandsreisen oder entspannte Taxifahrten - man ist immer nah dabei. Es erscheint wie eine Mischung aus Naivität und gesunder Selbstsicherheit, wie er sich dabei präsentiert und was nach seinem Einverständnis schlussendlich davon wirklich im Film zu sehen und zu hören ist. Dass das Leben in Donezk ganz anders ist als in Westeuropa, wird schnell ersichtlich. Preuss' erkennbare Zurückhaltung, was Kommentierung betrifft, ist demnach ein gutes Mittel, da man so einen unvoreingenommenen Einblick bekommt. Man erfährt direkt aus den Aussagen etwa, dass für die Menschen dort damalige Revolution '04 nur Schwierigkeiten gebracht hätten und sie auf der Seite von Wiktor Janukowytsch stehen. Viele Szenen in dieser Doku, nicht nur die mit Koljas Beteiligung, sprechen in ihrer Darstellung für sich.
Gleichzeitig bleiben manche von diesen politisch-wirtschaftlichen Verflechtungen weiterhin nebulös bzw. eher im Hintergrund gedrängt, was auch daran liegt, dass man den großen Mäzen des Vereins und auch der Stadt, der sehr reiche Rinat Achmetow, immer nur aus der Distanz zu sehen bekommt. Andererseits wird ebenso klar, dass diese Welt eben komplizierter ist, als sie auf den ersten Blick scheint. Aber selbst wenn nach den 90 Minuten Fragen offen bleiben werden, so denkt man nach der Sichtung der Doku über das unbekannte Donezk sicherlich anders als zuvor. Als alternatives Zusatzprogramm zur laufenden Europameisterschaft also durchaus zu empfehlen.
Frankreich und die Liebe zum Essen eignet sich eigentlich immer für einen unterhaltsamen Film. In diesem Potpourri ist mit "Brust oder Keule" (Jahrgang '76) darunter ein sehr liebenswürdiger Vertreter zu finden, der neben seiner Funktion als Komödie auch sehr charmant die einheimische Restaurantkritik aufs Korn nimmt, die wie auch die Filmkritik unter den Interessierten der Branche nicht immer auf Gegenliebe stößt. Und dabei muss man gewiss nicht einmal ein glühender Louis-de-Funès-Anhänger sein, um hierbei auf den Geschmack zu kommen. Der Hauptgegner von den Verfechtern der feinen Küche diesmal ist aber von der ganz besonderen Sorte: Das synthetisch hergestellte Fast Food und die miesen Köche dahinter. Gestaltet sich die Vorspeise von "Brust oder Keule" (Exposition) noch als relativ zäh, da zu erwartbar in seinen Anspielungen, steigert sich das dargebotene Menü im Hauptgang in Sachen Biss beträchtlich (auch dank der illustren Funès-Begleitungen Coluche sowie Ann Zacharias) und hat im Dessert einen feinen Nachgeschmack, da die amüsant bebilderte Message des Films auch nach über 35 Jahren nicht an Relevanz verloren hat. Empfehlenswerte Komödienkost à la française. So, und nun genug der kulinarischen Anspielungen, denn die alles entscheidende Frage wird der Film einem sowieso nicht abnehmen: Brust oder Keule?
Manchmal reicht auch nur ein schnöder Cowboyhut, um am jeweiligen Sujet interessiert zu sein. Die FX-Serie "Justified" zeichnet sich durch eben jenen aus, ist er doch der treue Begleiter und erweitertes Körperteil des von Elmore Leonard erschaffenen Charakters Raylan Givens (Timothy Olyphant), der anhand der oft wiederholten Jobbezeichnung 'Deputy U.S. Marshal' sehr schießfreudig für Recht und Ordnung sorgt. Abgesehen von diesem äußerlichen Gimmick, das netterweise auch schon mal in Don Siegels "Coogans großer Bluff" mit Clint Eastwood seine Anwendung fand, kommt noch die sehr starke und intensive Eingangsszene in Miami ganz zu Beginn, der endgültig für erhobene Erwartungen sorgt. Erwartungen, die zumindest in Staffel 1 noch nicht so wirklich erfüllt werden können.
Keine Frage, die Mischung aus Krimi, Drama sowie Milieustudie eines nicht ganz so schönen Amerikas hat ihre Momente und sorgt für solides Serienfutter. Allerdings scheint bzw. schien sich der entsprechende Inhalt und auch konzeptionelle Ausrichtung besonders über weite Teile noch in der Findungsphase zu befinden. Meist gibt es pro Folge einen Fall zu lösen, der weniger nach klassischen Whodunit-Maßstäben verläuft, wobei parallel dazu Raylans privaten Angelegenheiten wie Familie und Freunde stets mit auf den Tisch kommen. Dass dieser den doch fiesen Typen sowieso immer einen Schritt voraus ist, wird schnell ersichtlich und löst im Zusammenhang mit dem leicht ironischen Unterton nicht gerade Schweißperlen oder Nervenkitzel aus, wenn mal wieder die Kugeln fliegen (das große 'Hinfiebern' auf die jeweils nächste Folge blieb demnach aus). Ein Problem ist auch, dass selbst die wichtigsten Nebendarsteller mit Ausnahme von Raylans Chef (Nick Searcy) noch eher blass und oberflächlich bleiben.
Olyphants smarte Performance als dieser unangepasste Heimkehrer ist allerdings tadellos und Fans seines Schauspiels werden hier sicherlich ein gefundenes Fressen finden. Die dreckige und ungeschönte Südstaatenatmosphäre gesellt sich als ein weiterer Pluspunkt hinzu und das Staffelfinale lässt immerhin die Hoffnung aufrecht erhalten, dass die weiteren Staffeln (2 und 3 sind ja schon raus) noch radikaler das anfängliche episodenhafte Pacing über Bord schmeißt. Kurz gesagt: Mal schauen, wie's weitergeht.
Wer auf ausgefallene Westernkomödien mit gehörigem Wohlfühlcharakter steht, der ist bei "MacLintock" ganz bestimmt nicht bei der falschen Adresse. John Wayne gibt im Andrew V. McLaglens ersten bekannteren Spielfilm wie so oft den tonangebenden Hauptdarsteller bzw. Großherr, um dessen gleichnamige Stadt sich eine Vielzahl an Charakteren versammeln, seien es Familienmitglieder, gute Freunde, weniger gute Freunde, Bedienstete und zu guter Letzt die Indianer. Was sich zu Beginn noch als etwas augenzwinkernder Western mit großartiger Fotografie tarnt, entpuppt sich schnell als große Gaudi, bei der nicht einmal vor einer riesigen Dorf-Schlägerei inklusive minutenlangem Matschfest zurückgeschreckt wird. Eine weitumfassende Geschichte indes darf nicht erwartet werden. Diese Gangart muss man sicherlich mögen und auch mir war so mancher Exzess dann doch zu klamaukig geraten, doch dann ist eben wieder dieses zuvor erwähnte Wohlfühlerlebnis, das dem süffisanten Beisammensein innewohnt. Mal geht es um Eifersüchteleien, dann wieder um das Recht des Stärkeren. Vieles bleibt narrativ zumeist Stückwerk und wirkt teilweise auch etwas zu langatmig. Themen wie die Siedlerproblematik oder die Schwierigkeiten der Indianer werden angerissen, ohne dass sie in diesem komödiantischen Umfeld wirklich an Relevanz gewinnen würden. Die illustre Darstellerriege verhindert aber, um sich darüber zu sehr zu ärgern. Und wer Maureen O'Haras zickenhafte Gegenwart in ihrer ganzen Fülle spüren möchte, sollte sowieso dabei sein. Allen anderen ist es nicht zu verübeln, wenn sie an "MacLintock" dann doch einen Bogen drum machen sollten.
Schon bemerkenswert, dass selbst das kleine Island mit seinen gut 300.000 Einwohnern etwas Eigenständiges zum großen Bereich des Thrillergenres beitragen kann. "Reykjavik-Rotterdam" heißt der Kandidat, den es zu zu entdecken gilt und welcher exemplarisch zeigt, wie man auch mit eher knappen Budget eine spannende und rasante Geschichte verwirklicht. Der Kern eines funktionierenden Films ist wie so oft das Drehbuch und das kann hier sehr gut punkten, indem es immer wieder mit interessanten Verwicklungen aufwarten kann und in einem durchaus cleveren Ende mündet. Sehr gut tut dem kriminellen Geschehen an Land wie auf See, dass trotz der wenig beneidenswerten Ausgangssituation nicht alles so tiefernst von statten geht, sondern ähnlich seiner großen Dänemark-Vorbilder wie bspw. "In China essen sie Hunde" an gewissen Stellen Witz und Ironie einfließen lässt.
Natürlich ist es auch von Vorteil, dass man nicht die Sets und Gesichter sieht, die man schon x-mal in anderen Filmen vorgesetzt bekommen hat. Prominentestes Mitglied dürfte da noch unser Hauptdarsteller Baltasar Kormákur sein, der ansonsten eigentlich eher hinter der Kamera als Regisseur zu finden ist, aber in diesem Film von Óskar Jónasson eine sehr routinierte Vorstellung abliefert, wobei mich seine Präsenz (es liegt wahrscheinlich an den Augen) immer wieder frappierend an Colin Farrell erinnerte. Seine Figur wird erst nach und nach zum Sympathieträger, was auch daran liegt, dass die zwielichtigen Kollegen allesamt schlechtere Alternativen darstellen und er natürlich aus der Ferne seine Familie zu beschützen hat. Ein sehr beachtlicher Genrevertreter, der in seiner kurzen Laufzeit einigen Spaß macht, zwar auch von bekannteren Konventionen Gebrauch macht und damit manch gewollten Überraschungseffekt abschwächt, aber sich insgesamt vor der weiten Filmwelt absolut nicht zu verstecken braucht. Die Tatsache, dass "Reykjavik-Rotterdam" nach nur wenigen Jahren von der diskutablen US-Remake-Maschinerie vereinnahmt wurde (das Ergebnis hört auf den Namen "Contraband"), kann man ja auch gewissermaßen als einen Ritterschlag interpretieren.
Clint Eastwood hat mit nun schon 82 Jahren (Glückwunsch nachträglich!) an so vielen großartigen Filmen mitgewirkt, dass schon fast zwangsläufig der eine oder andere spannendere Kandidat seines Schaffens etwas in Vergessenheit gerät. "Betrogen", eine von fünf Zusammenarbeiten mit Regisseur/Mentor Don Siegel, könnte man sehr gut in diese Kategorie zuordnen. Die Gründe danach, warum er relativ unbekannt (und kommerziell erfolglos) geblieben ist, sind gar nicht mal so schwer auszumachen. Einerseits gibt diese Südstaaten-Atmosphäre rund um dieses Mädcheninternat vordergründig einen eher ruhigen Takt vor, andererseits muss Eastwood als verwunderter 'Yankee'-Soldat hier ein vermeintlich unpopuläres Rollenprofil einnehmen. Sowieso bricht Siegel alle Figuren aus diesem klassischen Gut/Böse-Schema heraus, was dann wieder unheimlich interessant wirkt. Wer liebt hier wen? Wer nutzt wen aus? Wer hat die größere moralische Bürde zu tragen? Ein subtiles, verboten anmutendes Liebesabenteuer entfaltet sich ganz allmählich, was den Balanceakt aus naiver Romantik und roher Gewalt sehr wackelig werden lässt und daraufhin einen bitterbös-sarkastischen Höhepunkt findet. Wenn man die oberste Schale abperlt, die vielleicht nicht die begrüßenswerteste Prämisse verfolgt und etwas 70er-Jahre-Staub angesetzt hat, bekommt man ein unbequemes und stellenweise packendes Drama spendiert, das jede Aufmerksamkeit verdient hat. Eastwood und Siegel konnten schließlich auch abseits vom beinharten Dirty Harry kontrovers sein.
Vermutlich haben nur sehr wenige gedacht, dass ausgerechnet "Men in Black" nach langen zehn Jahren der Abstinenz ein weiteres Sequel spendiert bekommen würde. Umso erfreulicher, dass man Barry Sonnenfeld, Will Smith sowie Tommy Lee Jones nochmal für einen dritten Teil zusammenbekommen haben. Doch auch wenn der altbekannte MIB-Flair erhalten werden konnte und man die Dekade Zeitabstand so gut wie überhaupt nicht spürt, so ganz kann man sich den neuen Moden der Filmwelt nicht verschließen und damit ist noch nicht einmal das 3D gemeint: Durch das Element der Zeitreise haben wir es in diesem Falle mit einem Quasi-Prequel zu tun, denn der Auftritt des bösen, bösen Boris führt indirekt dazu, dass wir die Vergangenheit des Agentendaseins zusammen mit J erforschen dürfen. Eines der wichtigsten Menschheitswagnisse spielt anno 1969 dann selbstverständlich ebenfalls eine große Rolle.
Narrativ geht man im Vergleich zu Teil 1 und 2 eine deutlich höhere Schlagzahl, womit vieles mehr Gewicht und mehr Zeit zur Entfaltung erfährt. Gerade der Punkt, wie dieses gewöhnlich heiße Eisen Zeitreisen hier behandelt wird, ist vom ganzen Ansatz her ziemlich charmant und auch sehr lustig umgesetzt worden. Will Smith als Retter der Stunde und Emma Thompson als O zeigen ihr komödiantisches Potenzial. Endlich finden sich wieder Einzelszenen, die man auch nach Jahren wohl nicht vergessen wird - anders noch als in Teil 2. Sowieso gehört die erste Hälfte von "Men in Black III" zum besten der Trilogie, was den Mix aus Action und Humor angeht. Auch die 69er Zeit, wenn man zudem den jüngeren K (gespielt vom guten Josh Brolin) kennenlernt, fügt sich da ungemein harmonisch in den Gesamtplot ein.
Die Chance, das Teil 3 die Führungsposition im MIB-Universum einzunehmen standen jedenfalls lange richtig gut, wenn nicht das groß angelegte Finale wäre. Dies ist zwar gut choreografiert, getrickst und gespielt, wirkt aber dennoch wie ein kleiner Stilbruch zu dem davor. Der Witz lässt spürbar nach (bis auf eine grandiose Stelle) und weicht einer seltsam ernsten Dramatik, die stellenweise mit sentimentalen Zügen durchsetzt ist. Die Geschichte an sich wird zwar so beschlossen, dass man von einem runden Ende sprechen kann, der Tonfall irritiert aber. Gut zu sehen ist das auch an diesem prophetischen Griffin (Michael Stuhlbarg, erkannt?), der später in Erscheinung tritt, der zuerst wie ein netter Weghelfer wirkt, später allerdings wie ein schleimiger 'Gutmensch'. Im Gesamtkontext mit der starken ersten Stunde, die so viele amüsante Momente geboten hat, kann ich mich mit dem Ausgang jedoch arrangieren.
"Men in Black III" ist insgesamt die Art von Fortsetzung, die man sich wünscht. Eine, die was zu erzählen hat, sich nicht auf altbekannte Stärken ausruht und neue Reizpunkte setzt. Will Smiths sympathisches Dasein zieht nach vierjähriger Leinwandpause noch immer und dieser Agent K ist ja sowieso Kult - egal, ob von Jones oder Brolin gespielt. Nicht großartig, aber für das, was man erwarten konnte inklusive einer gesunden Portion Skepsis, ein gelungener, dritter MIB-Ausflug.
Über "Men in Black II" großartig viel zu schreiben, fällt ziemlich schwer. Der Grund ist nicht nur, dass er seinem Vorgänger in vielen Punkten nicht das Wasser reichen kann, sondern in erster Linie seine offenkundige Belanglosigkeit, was starke Einzelszenen oder eine womöglich spannungsgeladene Geschichte betreffen könnte. Der offensichtliche Clou, inwiefern Tommy Lee Jones wieder zu den MIB-Kollegschaft zurückgeführt werden soll, bildet den Handlungskern dieses Sequels. Dabei ist es offenkundig dem resoluten Finale von Teil 1 geschuldet, dass die Idee dieser kreativen Deneutralisation zwar im ersten Moment ganz amüsant wirkt, aber dennoch seine arg konstruierten Momente hat, je länger man darauf herumreitet. Der Rest wie die unsäglich schlechte Antagonistin Serleena und ihrem Gebaren rund um den Planeten Zartha sind dann das zu benötigende Beiwerk, um dem Plot seine Existenzgrundlage zu geben.
Dass Barry Sonnenfeld selbst nicht groß auf die narrativen Stärken von "Men in Black II" baut, zeigt sich an der für einen potentiellen Blockbuster äußerst kurzen Lauflänge von deutlich unter 90 Minuten. Eher vertraut man dem komödiantischen Potenzial von MIB und erweitert die Sidekick-Rollen der kleinen, ach so lustigen Aliengruppe oder dem gesprächigen Mops auf eher ungesunde Art und Weise. Das alles funktioniert genauso halbgar wie das aufgesetzte Liebesgeplänkel, der gegen Ende zu Tage tritt, wenn wieder die Welt gerettet werden muss. "Men in Black II" ist für sich genommen Standardkost ohne die ganz großen Angriffsflächen, der ziemlich schnell an einem vorbeifliegt, als würde man anschließend bei sich selbst einen Neutralisator anwenden. Immerhin etwas, was er manch ärgerlichem Filmerlebnis voraus hat. Ein im Grunde unnötiges Anhängsel von Teil 1 bleibt er allerdings weiterhin, so gern man das ungleiche Agentenduo auch mag.
"Men in Black" ist schon ein Phänomen in der großen Welt der Filmgeschichte. Die damaligen Ideengeber und auch Marketingstrategen vom ersten Film der Reihe haben damals verblüffend viel richtig gemacht, um daraus so etwas wie einen Kult zu erzeugen, der bis heute anhält. Die Mittel waren clever gewählt: Die Vorstellung, dass Menschen unter uns eigentlich Aliens sind und schon lange unsere Gesellschaft heimlich durchsetzt, hat in den 90ern wohl bei vielen einen Nerv getroffen. Hinzu kommt eine locker-flockige Erzählweise, die samt dieser Männer mit schwarzen Anzug und Sonnenbrille einfach die Definition von 'cool' neu entwirft und zu guter Letzt eine vom Kassenmagneten Will Smith eigens dafür gerappte Coverversion eines Patrice-Rushen-Liedes mit Hit-Potenzial. Kein Wunder also, weshalb der Film so dick einschlagen konnte.
Dass finanzieller Erfolg und inhaltliche Qualität nicht unbedingt Hand in Hand verlaufen muss, ist allerdings auch bekannt. Denn "Men in Black" mag zwar ein guter Film sein, jedoch keineswegs das legendenumwobene Meisterwerk. Regisseur Barry Sonnenfeld, dessen Filmografie sich abgesehen von MIB ziemlich dünn liest, hat mit Altstar Tommy Lee Jones und jüngerem Will Smith zwei Asse im Ärmel, die mit ihrer bescheuert-liebenswerten Figurenzeichnung schon jeweils allein diese abgedrehte Geschichte stemmen könnten. Der eine bildet wie in einer klassischen Buddy-Komödie den anderen aus und erleben nach kurzer Kennlernphase gemeinsam ihre zu bewältigen Abenteuer, bei denen immer wieder kleine nette Gimmicks eingebaut wurden. Besonders die vorangegangene Erprobungsphase, wenn Smith sich neben anderen MIB-Kandidaten in Testverfahren beweisen muss, gehört zu den komödiantischen Höhepunkten (quietsch...). Ansonsten gestaltet sich das Komödien-Level vergleichsweise zahm und wird vom actionreichen Treiben abgelöst. Dies bleibt über weite Strecken ungemein kurzweilig, wobei der endgültige Aha-Effekt ausbleibt, was auch am eher schwachbrüstigen Gegner (Schabe) liegt, den die beiden Agenten die meiste Zeit verfolgen. Der gewollte Ekelhumor durch die unterschiedlichsten Arten eines Außerirdischen macht da jedoch einiges wieder wett.
Wenn man in die Sparte der vielen Science-Fiction-Komödien blickt, gehört "Men in Black" immer noch zu den besseren Vertretern seines Fachs. Zwar hat der Film über die Jahre schon zweimal meine erhöhten Erwartungen unterlaufen (um nicht das Wort 'enttäuschend' zu verwenden), bleibt aber sympathisch in der Machart und in gewissen Zeitabständen ein immer wieder gern gesehener Gast in der heimischen Stube.
Nachdem ich die Premiere des Schweizer Teams im letzten Jahres noch verpasst hatte (was nach den zahlreichen Verrissen vielleicht gar nicht so schlecht war), war es nun zum Saisonabschluss 2011/2012 an der Zeit, auch Flückiger & Co. mal beim Ermitteln zuzusehen. "Skalpell" enthüllt dann auch schon gleich zu Beginn die titelgebende Mordwaffe, die abseits eines Spendenlaufs zur Anwendung kommt. Sehr strukturiert und ordentlich geht daraufhin die Spurensuche los, die mit zwei Hauptverdächtigen schon eine gewisse Richtung aufzeigt. Man wird aber nicht sehr überrascht sein, dass sich der erste Eindruck nicht bewahrheiten wird. Eher schon über die unterschiedlichen Suizide, die sich dem Mordfall anschließen, womit schließlich der sozialkritische Teil der Handlung, dessen Inhalt ich an dieser Stelle mal nicht verrate, zum Vorschein kommt. Ja, auch bei den Schweizern ist man davor nicht gefeilt. Der Krimi, der sowieso eine tendenziell langsame Erzählweise hat, tendiert hier und da zum klassischen Drama mit großem Auf- und Erklärungsdrang, was zwar akkurat das Für und Wider dieses speziellen Themas porträtiert, dies für die Spannung eines Whodunit-Plots aber nur bedingt zuträglich ist. Dieser womöglich ungewollte Genre-Mix offenbart sich besonders gegen am Ende, als man bewusst die Rasanz und Hektik hochfahren will. Sonderlich dramatisch wirkt dieses Finale jedoch trotzdem nicht, da es zu schemenhaft abläuft und man so schon allzu oft in der ähnlichen Form gesehen hat. Grundsätzlich macht Hauptdarsteller Stefan Gubser alias Reto Flückiger seine Arbeit ganz glaubwürdig und wirkt durch seine Bodenständigkeit auch sympathisch, was sich am Umgang mit den Kollegen widerspiegelt. Dazu bekommt man mit der Stadt Luzern immerhin wunderschöne Bilder präsentiert. Trotzdem hat der Schweizer Tatort bisher noch keinen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Doch die nächste Chance lässt nicht ganz so lang auf sich warten, falls die bisherigen Terminplanungen stimmen sollten: Nach der Sommerpause ist sogleich wieder Flückiger dran. Die Tatort-freie Zeit zwischen 'adieu' und 'grüezi' kann also beginnen...