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Alle Kommentare von filmschauer
Die bekanntermaßen unheimlichen Geschehnisse um die Gegend von Dartmoor war aus meiner Sicht noch einmal ein ultimativer Test für die neue "Sherlock"-Serie, ob sich eine solch klassische Detektiv-Geschichte adäquat in die heutige Zeit versetzen kann. Doch man kann sich auf die Macher um Paul McGuigan und Mark Gatiss verlassen, denn es wurde an den richtigen Stellschrauben gedreht, um diesen Stoff moderner zu machen, ohne dabei das Original zu verkennen. Wenngleich der nun vorhandene Plot von "The Hounds of Baskerville" nicht den gleichen Grad an verwinkelter Deduktionsfantasie aufbietet wie fast alle anderen Episoden, hat diese neue Version von "Die Hunde von Baskerville" andere Stärken, die die gesamte Serie noch ein wenig bunter macht. Besonders die aufkommende Gruselatmosphäre, sei es des nachts im wäldlichen Umland oder eingeschlossen im unsicheren Laborkomplex, verursacht durch ein gute Tonregie großartige Spannungsmomente, selbst wenn dabei nicht gerade die superschlauen Einzeiler herausposaunt werden und natürlich alles irgendwie mit einem kleinen Augenzwinkern versehen ist. Freunde von Martin Freeman können sich hier am meisten freuen, da seine Rolle als Watson wieder größer wird, wobei Holmes natürlich schlussendlich immer den einen Schritt voraus sein wird. Sehr charmant sind da die versteckten Zeichen und Andeutungen, wenn es um die Freundschaft der beiden geht. Außerdem können wir wie schon in der letzten Episoden Holmes wieder bei einem innerpersönlichen Prozess beobachten, wenn er seinen eigenen Sinnen kurzerhand nicht trauen kann. Alles wieder sehr keck und flott an den Mann gebracht, sodass auch der 'Baskerville-Test' als bestanden beurteilt werden sollte. Moriarty kann kommen.
Ihr könnt mir ruhig auf die Schultern klopfen, denn ich habe "Terra Nova" durchgestanden! Und das, obwohl nach einer akzeptablen Pilotfolge die darauffolgenden Episoden teilweise richtig übel aussahen. Die Prämisse eines Schlupfloches in die Kreidezeit bei einer aus heutiger Sicht sehr düsteren Zukunft in knapp 140 Jahren war eigentlich sehr vielversprechend gewesen, weshalb das Interesse für diese Idee nie so ganz verschwand. Beim Resultat jedoch sollte man schnell die Erwartungsschraube schleunigst nach unten drehen, denn die hohe Kunst des Storytellings wird man hier leider nicht finden, gerade im Vergleich des gestiegenen Serien-Niveaus.
Statt einen großen Bogen auf die eventuellen Grundsatzprobleme dieses neuen Lebens zu machen, fokussiert man sich in weiten Teilen auf die schnöden Alltag in dieser im Urwald errichteten Kolonie. Von der 'normalen' Welt erfährt man leider nur am Rande etwas und auch der technische Apparat hinter "Terra Nova" bleibt zumeist schleierhaft. Falls es Probleme gibt, werden sie in locker-leichter Weise schon irgendwie gelöst. Darüber ernsthaft nachdenken sollte man dabei lieber nicht. Zwar sind die späteren Episoden als etwas stärker zu bewerten, doch ernüchternd ist das Gesehene insgesamt dennoch: Wieder konzentriert sich alles auf ein Gefecht zwischen zwei Parteien, die sich mehr schlecht als recht mit allerlei Bewaffnungen bekämpfen müssen, mögen die Gründe noch so banal erscheinen. Sehr einfallsreich ist dies natürlich nicht. Besonders die Shannon-Familie als zentraler Ausgangspunkt mit den schwülstigen Zwischenmomenten zeigt gewissermaßen den Anspruch dieser Serie auf.
Einher geht dies mit stereotypen und flachen Charakterzeichnungen, die nur deshalb nicht vollends stören, da sich das Format relativ stark auf die episodenhafte Erzählweise beruft. Das macht das Geschehen in ihrer wenig fordernden Plots zwar relativ kurzweilig, wirkt aber heutzutage im Gesamtkonzept schon fast wie eine 90er-Jahre-Serie. Passend dazu fühlt man sich vom 'Look and Feel' an einen Mix berühmter Filmvorreiter erinnert, seien es "Jurassic Park", "Stargate" und nicht zuletzt auch "Avatar" - immerhin gibt sich in diesem Fall Stephen Lang mal wieder als militärischer Vordermann die Ehre, nur etwas freundlicherer Ausführung diesmal. Hierzu gesellt sich die äußere Hülle von "Terra Nova". Die Drehorte sind ganz hübsch, das CGI ist jedoch selbst für eine Serienproduktion von stellenweise durchwachsener Qualität (siehe die Animation der Dinosaurier).
Nachdem mittlerweile klar erscheint, das die eventuelle Fortführung durch eine zweite Staffel äußerst unwahrscheinlich geworden ist, kann man immerhin sagen, dass die Serie zufriedenstellend zu Ende gebracht wurde. Ob man deshalb zu diesem Mini-Ausflug in das weite Grün von "Terra Nova" raten sollte? Wenn man nicht unbedingt Anhänger solcher Fantasiewelten à la Camerons Pandora ist, dann eher nicht, denn dafür gibt es mittlerweile einfach viel bessere Alternativen an guten Serien, die in Scharen aus den USA zu uns herüberschwappt.
Als das weibliche "Hangover" wurde "Brautalarm" vielerorts ja bezeichnet. Eine Gruppe mehr oder weniger eng befreundeter Freundinnen machen nochmal einen drauf, bevor es zur Hochzeit geht. Natürlich gibt es auf den ersten Blick Parallelen zum männlichen Pendant, doch unterscheiden sich Tonlage, Figurenkonstellation und speziellere Genrezuteilung, sodass der Vergleich dann nur noch vage möglich ist. Vieles konzentriert sich in Paul Feigs Film auf Annies Schicksal, die allerdings nicht einmal die Auserwählte für den Traualtar ist. Ihr höchst ambivalenter Charakter (vorzüglich von Kristen Wiig verkörpert) und ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte mit einigen nachvollziehbaren Ängsten und Nöten ist auch das entscheidende Merkmal, warum dieser Mix aus Romantik & Haudraufkomödie zu den besseren ihrer Sorte zu zählen ist.
Zwar hat mich die erste halbe Stunde noch überraschend kalt gelassen, die absurd-komische Szene im Flugzeug erscheint jedoch als zündender Wendepunkt. Ab da war ich sozusagen drin im Film und erst bei Einsetzen des Abspanns wieder heraus gepurzelt. Das bei einem zweistündigem Film dieser Sorte ist gewiss ein gutes Zeichen. Natürlich gibt es auch derberen Humor zu begutachten, hält sich aber wohltuenderweise sehr in Grenzen, setzt fast immer gut und sympathisch die Pointen und lässt allen beteiligten Figuren genug Raum, um sich für dieses Genre zufriedenstellend zu profilieren. Eine u.a. herrlich verschrobene Megan (sehr komisch: Melissa McCarthy) oder die geltungssüchtige Helen (mal ganz anders: Rose Byrne) rundet dieses bunte Ensemble hinter Wiig schließlich ab. Ich hätte es selbst nicht erwartet, aber "Brautalarm" setzt sich relativ gekonnt vom ermüdenden Einheitsbrei ab und bekommt damit meinen filmischen Segen.
Weil es thematisch sehr gut passt, bin ich so frei, einen großen Teil meines 'Grundsatz-Kommentars' aus der stalker-Diskussion an dieser Stelle nochmal anzufügen:
Thema "Warum moviepilot?": Ich kann nur aus meiner Warte sagen, weshalb ich vor knapp drei Jahren bei moviepilot gelandet bin. Der Grund war das problemlose Content-Management meiner Filmkritiken, die eigene anwachsende Bewertungsdatenbank, die bedienungsfreundliche Umgebung und natürlich auch die vernetzte Community. Das waren handfeste Argumente für moviepilot und gegen potentielle Alternativen im Web (Bsp. OFDb oder Blog). Dass es ein Newssegment gab und gibt, war für mich niemals ausschlaggebend. Seitdem hat sich auf technischer Basis erheblich viel verbessert (Serien/Dashboard/Cockpit/100er Filmliste/RSS-Feeds/mobile Seite/Schnelligkeit etc.). Es wurde oft speziell auf Userwünsche eingegangen und früher oder später auch umgesetzt. In dieser Hinsicht kann ich mich insgesamt überhaupt nicht beschweren, obwohl es natürlich auch Verbesserungsmöglichkeiten gibt (Forum!). Gerade dieses Segment, welches für moviepilot spricht, fehlt mir ein wenig in dieser Diskussion.
Thema "Austritte": Ich finde es immer wieder schade, wenn User sich löschen. Wie Sonse schon so oft im Forum erwähnte, wäre ein bewusstes Stilllegen des Profils meist die bessere Variante. Unzählige Kommentare und Bewertungen sind sonst unwiederbringlich verloren und ich weiß nicht, ob zumindest derjenige jeweils ein Backup seiner Kritiken gemacht hat (ich hoffe es doch sehr). Wenn nicht, wäre die Fleißarbeit, die man teilweise jahrelang bereitwillig verrichtet hat, ziemlich für die Katz gewesen und oftmals viele Diskussionen, sei es in Antwortketten oder Forenthreads, sowieso zerstört. Bei den Gründen eines Austritts muss man natürlich differenzieren. Wenn jemand (womöglich aus persönlichem Hintergrund) bewusst einen Schnitt machen will und moviepilot komplett den Rücken kehren möchte, dann muss man das natürlich respektieren. Anders empfinde ich es jedoch, wenn als Hauptgrund die Qualität des Newsartikel angebracht wird oder scheinbar aus Trotz zu einer Massenflucht angespornt wird. Vielleicht wird man es doch im Nachhinein bedauern.
Thema "Redaktion": Die Frage über die Qualität der Artikel und der Redaktion ist gewiss nicht neu. Das erste kleine Feuerchen gegen die Redaktion war die abrupte Absetzung von Thomas Grohs beliebte DVD-Kolumne, die immer wöchentlich erschien. Sie gehörte für mich zweifelsohne zu den höherwertigen Beiträgen damals. Ihre Absetzung mit der Begründung, dass es zu wenig Klicks gab, war dann ein eindeutiges Zeichen. Man konnte oder wollte sich diese Sparte nicht leisten. Man muss Geld verdienen, soviel ist klar. Das Grummeln in der Community vor gut einem Jahr hat aber schnell wieder nachgelassen. Die gelungene 'Aktion Lieblingsfilm' (ALF) war dann anschließend auch einer der Höhepunkte, bei der man sich die heutige Kritik in dieser Schärfe niemals vorstellen konnte. Warum nun der Enthusiasmus derart nachgelassen hat, weiß ich allerdings auch nicht genau. Was immer wieder auffiel, ist die Fluktuation der Praktikanten, die scheinbar ja den größten Teil der Redaktion ausmacht. Es war teilweise mustergültig zu beobachten, wie sehr sich die Schreibkunst der einzelnen Redakteure besserten. Leider gab es fast alle drei/sechs Monate dann den Schnitt und es ging in der Lernkurve wieder von vorne los. Schade, dass einige sehr talentierte Schreiberlinge (löbliche Ausnahme: the gaffer) nicht dauerhaft für moviepilot arbeiten.
Thema "Newsartikel": Auch mir erging es so, dass ich früher gerne so gut wie jeden Artikel 'mitgenommen' habe, seitdem man Ende 2009 spürbar mehr in diesen Bereich (meine subjektive Wahrnehmung) investiert hat. Ebenso wie bei vielen ist das Interesse, jeden Beitrag lesen zu müssen, geschwunden. Das liegt zumindest bei mir auch daran, dass die Anzahl der Artikelserien, die sich unter der Woche hier so tummeln, komplett unverhältnismäßig geworden ist. Natürlich hat sich die reine Anzahl an Artikeln pro Tag erhöht, doch vieles kann nicht mehr ernsthaft als 'News' bezeichnet werden. Zudem ist vieles zu sehr Anbiederei als ehrlicher Austausch mit der Community, was sich schon an den bemüht-pointierten Überschriften andeutet. Die Konsequenz: Die mp-News sind schon seit Monaten nicht mehr in einem Feedreader, die sonst jahrelang Stammgast waren. Um mich nur zu informieren über die aktuelle Filmwelt, gibt es einfach kompaktere und bessere Alternativen. Jetzt wird nur noch bei Interesse angeklickt, direkt kommentiert nur äußerst selten.
Zum Schluss das Thema "Verbesserungsvorschläge": Die Speaker's Corner gibt es ja zumindest. Wirklich viele wollen anscheinend zwar nicht schreiben, hat man ein wenig den Eindruck, was man aber nicht der Redaktion vorwerfen kann. Allerdings fehlt hier vielleicht etwas die Initialzündung, denn ALF hat ja gezeigt, wie groß die Schreiblaune vieler werden kann. Was mir spontan einfällt, wäre eine Umstrukturierung des täglichen TV-Tipp-Artikels, wenn statt immer nur einem Film eine potente Auswahl des Tages vorgestellt würde (so was ähnliches gab es früher schon mal: http://www.moviepilot.de/news/nachteulen-aufgepasst-unsere-tv-tipps-haben-es-in-sich-106307 ) oder wenn man mehr genrespezifische Bereiche ansprechen würde (aber bitte keine weiteren toten Clubs eröffnen), indem man spezielle Fans, die sich darin auskennen, mit einbezieht in der Form einer monatlichen (?) Kolumne oder ähnlichem. Wo man aber wieder beim Punkt wäre, ob sich die mp-Redaktion solchen Nischen und organisatorischen Aufwendungen leisten möchte. Die Community würde so was aber freuen, da bin mir beim Querlesen vieler Kommentare hier ziemlich sicher.
Eskapismus pur, farbenfrohe Bilder, wirrer Plot: So in etwa lässt sich "Bunraku" beschreiben, eine Art von filmischer Zurschaustellung eines japanischen Puppentheaters. Ein auf den ersten Blick aufregendes, unerwartetes und zudem auch mutiges Unterfangen mit teilweise interessanten Ideen wie den Elementen bzgl. verschiedener Videospielarten (Autojagd aus der Vogelperspektive, Nummerierung der Gegner), bei dem man sich dennoch lange fragen muss, was Guy Moshes Film von einem überhaupt will. Anhand einer Erzählstimme (Mike Patton) wird man zuerst ganz adäquat in diese verrückte Nachkriegswelt eingeführt, die sich im Besonderen dadurch auszuzeichnen vermag, dass es keine Waffen gibt. Heißt im Umkehrschluss, dass die nackte Faust und das gestählte Bein gefragt sind. Erst im weiteren Verlauf kristallisieren sich die Martial-Arts-Buddys (Josh Hartnett/Gackt) und der sagenumwobene Endgegner (Ron Perlman) heraus. Das, was man die meiste Zeit höchst umständlich zu erklären versucht, entpuppt sich als ziemlich konventioneller Racheplot. Man möchte dem Film eigentlich nicht so richtig böse sein, ihn mit einem Augenzwinkern nach dem Style-over-Substance-Prinzip auf rein audiovisueller Ebene genießen, das krude Erzähltempo mit einigen sehr langweiligen Zwischensequenzen verleidet das einem jedoch nachhaltig (min. 20-30 Minuten zu lang). Exemplarisch sei der völlig inhaltsleere Nebenplot um Demi Moore genannt. Auch Woody Harrelson als helfender Sidekick agiert zumeist auf Autopilot. Schade, da einige Szenen immerhin Hoffnung auf ein spaßiges Abenteuer gemacht haben. Die bunten Pappaufsteller und fantasievollen Kulissen mögen hierbei vielschichtig gewesen sein, doch das Drehbuch konnte in der Beziehung leider nicht mithalten.
Sherlock is back! Nun ist es zwar schon etwas länger her seit der äußersten überzeugenden Staffel 1 und es gab schon die klitzekleine Befürchtung, dass der 'Groove' der Serie nachlassen hätte können. Aber weit gefehlt: Spätestens ab Mitte von "A Scandal in Belgravia" klebt man förmlich wieder an der Mattscheibe und frönt dem vergnüglichen Spektakel rund um Holmes und Co. Nach dem großen Moriaty-Auftritt und dem Abtauchen in den erneuten Hintergrund muss sich der Plot anfangs zugegebenermaßen noch etwas finden, doch mit dem, äh ja, aufreizenden Auftritt von Irene Adler und ihrem ominösen Smartphone inklusive heiklem Inhalt für die Krone wird Holmes mal wieder vor eine harte Probe gestellt, der nicht nur den Intellekt (und die Gefühlswelt) des Hauptdarstellers, sondern auch den des Zuschauers fordert. Daneben erweist sich Watson erneut als gewinnbringender Handlanger und auch Mrs. Hudson bekommt nette Szenen spendiert. Dadurch, dass in Bezug auf Holmes und Adler beide ihre Ticks und Spleens haben, wirkt das bestechende Duell darüber, wer den jeweils nächsten Schritt vorausdenken kann, umso einzigartiger. Freund oder Feind? Liebe oder Hass? All das mit der typischen Inszenierung, was Texteinblendungen und Schnitt anbelangt, macht die mittlerweile vierte Episode zu einem gewohnt hochklassigen Krimivergnügen, auf welches man so lange warten musste. Next episode, please!
Jeder von uns findet sicherlich noch amüsante Beispiele aus seiner Schulzeit, bei denen gewisse Personen vor der Tafel nicht den eigentlichen Vorstellungen eines vorbildlichen Lehrers entsprachen. Das dachte sich wohl auch Regisseur Jake Kasdan und hat aus dieser Idee einen ganzen Film gemacht. Was sich im Vorhinein sehr lustig anhörte (und im ordentlichen Trailer auch ansah), klappt im Ergebnis nur so halb. Zwar zieht Cameron Diaz als das schlechte Lehrervorbild mit den pragmatischen Zielsetzungen Wohlstand (reichen Mann finden) und Schönheit (Brustvergrößerung) ihre mittlerweile routinierte Komödienleistung ab, welche zugegebenermaßen für den einen oder anderen Lacher gut ist. Ebenso positiv erwähnenswert wäre noch Lucy Punch, die als 'Antagonistin' und vollständiges Gegenbild die absehbaren Giftpfeile abwirft und Diaz sogar manchmal die Show stehlen kann. Der Rest der Darstellerriege - etwas abgeschwächt Jason Segel, aber besonders Justin Timberlake, Phyllis Smith oder John Michael Higgins - weist indes völlig überzeichnete Figuren auf, die jeweils außer ihrer Oberfläche kein interessantes Innenleben bieten, um dem Film mehr (satirische) Substanz zu verleihen. Genauso verhält sich der Plot im weiteren Verlauf, der nach erwartbaren Mustern verläuft und nur die überraschen mag, die noch nie eine US-amerikanische Mainstream-Komödie zu Gesicht bekommen haben. Mittelmaß ist bei "Bad Teacher" angesagt und würde von der einen oder anderen wahren Lehrergeschichte in Sachen Komik bestimmt locker getoppt werden. Note also: knapp befriedigend.
Ja, das Internet ist schon böse. So zumindest der Anschein, wenn man sich "Chatroom" zu Gemüte führt. Hideo Nakata, den man noch als Schöpfer der beiden ersten "Ringu"-Schocker bekannt, versucht sich nun wieder mit einer unwirklichen Verschmelzung von Realität und Medium. Diesmal ohne Videokassetten, sondern mittels einer kleinen virtuellen Runde. Der zentrale Kniff, genau diese digitalen Konversationen wie eine dauerhafte Parallelwelt in einem echten Raum stattfinden zu lassen, ist dabei sicherlich originell, mutet in der Umsetzung insgesamt jedoch arg artifiziell an, um von dieser Dualität vereinnahmt zu werden - ein Makel, der ja vielen gewagteren High-Concept-Filmen anzulasten ist. Erzählt wird zwar keine Horrorgeschichte, sondern ein in seinen Grundzügen doch waschechter Thriller-Plot, nur eben hier mit lauter britischen 20-Jährigen. Die zeitgenössischen Themen, die der Film anhand seiner Internet-Prämisse abarbeitet, sind ganz bestimmt nicht unwichtig für die heutigen Generationen, werden aber tendenziell zu reißerisch erzählt, als dass sie wirklich emotional berühren könnten (auch durch die vereinzelt durchwachsenden Schauspielleistungen) und damit ein 'Weiterdenken' befördern würden. Das Schicksal eines jeden Beteiligten in dieser Runde verflüchtigt sich zu sehr unter dem aufdringlichen Dämonenstatus, den Hauptcharakter William ausübt. Übrig bleibt ein nicht uninteressantes Gedankenexperiment mit zumindest einigen aufregenderen Zwischenmomenten, den wenig befriedigenden Gesamteindruck können diese aber nicht wegwischen.
Gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gleichbedeutend mit gut gemacht. Der heutige Odenthal-Tatort ist genau solch ein Fall, der auffällige Modernisierungsversuche aufbietet: Twitterwall im altgedienten Teletext (nett, aber nutzt man das nicht eigentlich am ehesten, wenn die Episode nicht gerade mitreißt?), mal ein etwas anderer Krimi-Schauplatz und Handlungsverlauf sowie die neue Plattform 'Tatort+', der über die neunzig Minuten hinaus den Zuschauer ermitteln lässt (was ich allerdings für unnötige Spielerei halte). So haben auch die ersten Szenen von "Der Wald steht schwarz und schweiget" Hoffnung gemacht, einem für Ludwigshafener Verhältnisse geradezu großem Vorhaben beizuwohnen. Denn Odenthal wird von einer jugendlichen Bande entführt, nachdem sie einen vermeintlichen Tatort im Wald aufsuchen will. Warum genau, erfährt man zuerst nicht. Parallel dazu werden bei den Kollegen mit der schrittweisen Spurensuche begonnen - mal wieder in der Führung des furchtbar hölzern aufspielenden Andreas Hoppe als Kopper. Nun kann man sicherlich argumentieren, dass man eine reale Gefährdung des Stammpersonals fast immer mit vollständiger Sicherheit ausschließen kann. Und so schwindet die anfängliche Aufregung immer mehr, analog zu Odenthals verblüffend routinierten Maßnahmen, diese Gruppe mit ihren Absichten und Gefühlen zu sezieren. Das wirkt dann leider in ihrer checkbuchartigen Aufmachung ziemlich lahm und mutlos im Angesicht des möglichen nervenaufreibenden Survivaltrips und unterfordert scheinbar so manchen der anwesenden (Jung-)Darsteller. Für passionierte Wanderer mögen die teilweise ansprechenden Naturaufnahmen interessant sein, für Krimifans hätte man sich besonders in Sachen Spannungsmomenten bei dieser Gruppentherapie viel mehr zutrauen müssen.
'Eine komplette Serie über eine ausufernde Zombie-Invasion? Gern, immer her damit!' So in etwa war meine Reaktion bei der Ankündigung, eine unter den Fans bekannte Comicbuchreihe in das zurzeit prosperierende Serienformat umzuwandeln. Das Subgenre ist vielleicht nicht unbedingt mein Favorit, doch für gute Ideen dieser apokalyptischen Umwelt mit dem Kampf Mensch gegen Unmensch bin ich jederzeit zu haben. Der Name Frank Darabont tat als Schöpfer dieser Umsetzung sein Übriges, um mich endgültig auf "The Walking Dead" neugierig zu machen.
Staffel 1:
Dass die erste Staffel derweil nur sechs Folgen umfasst, bedeutet zwar nur relativ wenig Serienfutter in der Anzahl der gesendeten Minuten, hat aber auch seine Vorteile. Es dient quasi als erweiterte Exposition und damit einhergehend als genauere Einführung der doch zahlreichen Charaktere rund um den Polizist Rick und seiner kleinen Familie, damit später vermeintlich in die Vollen gestartet werden kann. Dieser Rick ist schließlich dann auch unser Sympathieträger und so etwas wie der Anführer der Gruppe, obgleich andere wie sein Kollege Shane dabei gelegentlich aufmucken. Apropos Gruppe: Das Zusammenleben dieser Zweckgemeinschaft bildet einen zentralen Stützpfeiler in der Serie - was eben auch bedeutet, dass weniger Zombie-Action losgetreten wird als vielleicht vermutet. Auf der anderen Seite ist eben diese in ihren kurzen Momenten sehr effektiv und einfach gut gemacht (siehe auch die überzeugenden Masken der Zombiedarsteller), da sie unfreiwillig auch immer als eine Art Katalysator wirkt, um das Personengefüge neu zu ordnen. Außer der ersten und der letzten Episode gleichen sich somit die Strukturen einer einzelnen Folge, was auch auch den zwischenzeitlichen Ort des Geschehens rund um die Stadt Atlanta betrifft.
Dramaturgisch ist die Serie sowieso sehr geschickt: Fiese Cliffhanger finden sich in der fortlaufenden Handlung genauso wie eine Mischung aus kurzer Aufregung (die Beißer nahen!) und längeren Verweil- und Verschnaufpausen. Wenn man sich in dieser Zombiewelt treiben lässt, können die wenigen Folgen sehr schnell an einem vorbeifliegen. Obwohl ich mir hier und da etwas mehr Substanz und Genre-Neuland gewünscht hätte, ist es besonders die trügerische Stimmung, die die Spannung jederzeit hoch hält. Ein wirkungsvoller Appetizer für die zweite Staffel.
Staffel 2 [Spoilerwarnung]:
Das temporäre Nomadentum, welches sich zuvor abgezeichnet hatte, findet in Staffel 2 trotz der mehr als doppelten Anzahl an Episoden viel weniger statt, als man denken würde. Nach einer kurzen Zwischenstation auf einer Autobahn - ein Klassiker mittlerweile unter den postapokalyptischen Symbolbildern, wie auch jüngst in "Zombieland" zu begutachten - verschiebt sich das Zentrum des Interesses auf eine gut zu verteidigende Farm, wo man sich mit einen anderen Familie arrangieren muss. Wohl kalkuliert sind dabei wie schon in Staffel 1 die dramaturgischen Kniffe, was am deutlichsten in der Staffelmitte wird, die ja eine zweieinhalbmonatige Unterbrechung bei der TV-Ausstrahlung eingeleitet hat.
Vielfach kritisiert wurde die lange Verweildauer an diesem einsamen Ort, was ich zu einem gewissen Teil schon nachvollziehen kann. Wie schon zuvor wird der Actionteil ziemlich klein gehalten und sich auf die Charaktere und deren Zusammenleben konzentriert. Das mögen die einen für langweilig halten, aufgrund der immerwährenden Anspannung zwecks der vielen möglichen Beißer draußen und so manch spontan initiierten Suchtrupps durch etwaige Gefahrenzonen, sei es aus den unterschiedlichsten Gründen, bleibt die Atmosphäre allerdings immer bedrohlich und brisant. Das Farmerleben mag eine gewisse Monotonie beinhalten, erzeugt aber auch beim Zuschauer das Gefühl eines langsam aufkeimenden Lagerkollers, was sich in den Beziehungen untereinander widerspiegelt. Diese haben mich wenn man so will am meisten enttäuscht, da sie oftmals doch Klischeebildern entsprechen und die tiefergehende Figurenzeichnung manchmal zu wünschen übrig hatte. Denn was dieses Leben in der andauernden Gefahr wirklich bedeutet, seien es Fragen nach dem Sinn des (Über)lebens oder den eigenen Zukunftsaussichten, vermittelt die Serie noch nicht in der Konsequenz, wie ich es mir erhofft hatte. Dass manche Charaktere wie bspw. T-Dog zeitweilig komplett aus dem Fokus geraten, ist ein (un)bewusstes Kuriosum am Rande. Von Seiten der Familie Green haben auch nur Herschel und Maggie eine größere Bedeutung für die Geschichte, der Rest bleibt ziemlich unscheinbar.
Meiner Neugier hat das dennoch keinen Abbruch getan, da die Serie weiterhin eine anziehende Intensität besitzt. Es spricht nach dem relativ großen Schnitt in der Finalepisode eigentlich wenig dagegen, warum "The Walking Dead" in der dritten Staffel nicht zu großen Taten fähig wäre.
Dass die Bush-Ära der 2000er Stoff für viele spannende Geschichten hergeben würde, war zu vermuten, wie es schon einige Beispiele aus jüngerer Vergangenheit zeigen. Auch die damalige Plame-Affäre im Zuge der 9/11-Anschläge und der konsequenten Behauptung, die Iraker würden mit Massenvernichtungswaffen hantieren, gehört aus politischer Sicht auf jeden Fall dazu. Für Regisseur Doug Liman ein gefundenes Fressen, um nach zwei mauen Actioner-Versuchen (speziell "Jumper") wieder in den gewohnten Bereich des Agenten- und Verschwörungsfilms im weitesten Sinne zurückzukehren, so wie es schon in "Die Bourne Identität" geklappt hatte. "Fair Game" wirkt da inszenatorisch vielleicht auch aufgrund dieses heiklen Themas schon etwas auf Sicherheit bedacht. Ein Schlüsselpunkt ist die erzählerische Verzahnung zwischen dem Privatleben von Valerie Plame bzw. ihrem Gatten Joseph C. Wilson und der öffentlichen Bühne im Kreise der CIA und den politischen Strippenzieher. Im Laufe des Films teilt sich dieser in grob zwei Hälften: der Teil vor und der nach der Enttarnung. Zuerst wird fast dokumentarisch und unterkühlt die Ereignisabfolge bei beiden geschildert, bevor schließlich die Intimität im Angesicht der öffentlichen Stigmatisierung in den Vordergrund tritt. Das ist alles irgendwie interessant, wirkt im Ganzen jedoch etwas inhomogen ausgearbeitet, was die besagte Mischung im Sinne von Spannung und Dramatik angeht. Besonders fehlen ein wenig die genaueren Sichtweisen der Gegenseite, seien es politischer oder journalistischer Herkunft, was natürlich auch an den gegebenen Dokumenten und Belegen liegen könnte. Vom Schauspiel her ist das von Naomi Watts und dem schon damalig bekennenden Bush-Gegner Sean Penn tadellos umgesetzt, auch die Nebenrollen sind kompetent besetzt worden (bspw. Michael Kelly oder Noah Emmerich). Mit "Fair Game" hat Doug Liman sicherlich an Reputation zurückgewonnen und nochmal diesen Fall von Mut zur Wahrheit gegen übermenschlichen Widerstand der Politik ins Gedächtnis gerufen, der ganz große Wurf als Film ist dieser unabhängig vom Thema allerdings nicht.
James Mangolds "Cop Land" ist nicht zu unrecht einer jener Filme, in dem Sylvester Stallones oftmals als limitiert bezeichnete Schauspielkunst am beeindruckendsten zu Tage treten sollte. Hier ist er ein von vielen belächelter Underdog in Polizeiuniform und zudem halb taub, dem bewusst der Sprung nach oben auf der Karriereleiter verwehrt wurde. Etwas erinnert sein Rollenprofil an den ersten "Rocky", bei dem mit der aufkeimenden Ungerechtigkeit, die ihm und das Umfeld begegnen, eine gewisse Initialzündung einhergeht, trotz aller Widrigkeiten mehr zu tun. Konkret heißt das, als Sheriff Heflin die Ungereimtheiten rund um Joey Randones Schicksal und die Frage nach Korruption aufzuklären. Dieser Typus passt natürlich wie die Faust aufs Auge bei Stallone und er nimmt dieses Geschenk auch dankend an, indem er diesen Charakter so gefühlvoll mit Leben fühlt. Dass es erst soweit gekommen war in diesem Stadtviertel mit den vielen beheimateten Polizisten, erzählt Mangold als Regisseur und Autor vergleichsweise geradlinig, aber eindringlich. Irgendwo zwischen Drama und Thriller ordnet sich "Cop Land" ein, der außer Stallone mit Harvey Keitel, Robert de Niro, Ray Liotta oder Robert Patrick eine gestandene Besetzung bietet. Vielleicht hätte man aus diesen Stars und ihren Rollen sogar noch etwas mehr herausholen können, andererseits fokussiert sich vieles eben auf Stallone. So funktioniert dieses doch einfach gestrickte Drehbuch in Sachen Spannungsaufbau bemerkenswert gut, auch wenn die Hintergründe über den Polizeiapparat relativ oberflächlich bleiben. Zudem atmet der Film noch die Luft der 90er, bietet eine elegische New-Jersey-Atmosphäre und lässt sich sogar ganz angenehm anhören, Howard Shores leicht melancholischen Klängen sei Dank. Summa summarum ein gelungener Streifen aus dem Hause Mangold.
Keine Frage, mit dem Abschied von Mehmet Kurtulus' interpretierten Undercoverspezialisten aus Hamburg verliert man eine besondere Note im Tatort-Spektrum. Angespornt durch die guten vorangegangenen Folgen wollte man ihm natürlich einen großen Abgang spendieren. Dies wird in der finalen Episode mit dem träumerischen Titel "Die Ballade von Cenk und Valerie" schon an kleinen Stellen allzu deutlich: Es folgen kleine Flashbacks zu älteren Fällen, das Ziel ist ausgerechnet der Bundeskanzler und geboten wird die unmenschliche Zerreißprobe einer ganz großen Liebe, die über den Job hinaus geht. Die Macher um Regisseur Matthias Glasner wollten zurecht viel - insgesamt leider zu viel. Cenk Batu, den man zuvor als Vollprofi kennengelernt und geschätzt hat, vollzieht hier den Status 'out of control' und läuft in Teilen der kennengelernten Charakterzeichnung zuwider. Das ist sicherlich spannend genauso wie auch die gesamte Folge, jedoch nicht immer nachvollziehbar. Da man sich hier wieder mehr im Thriller-Milieu als im klassischen Krimiumfeld befindet, muss man sich auch dem Vergleich mit jenen Genrekollegen stellen, die ebenfalls gleiche Themenfelder abgegrast haben. Der Gegenpart mit einer 'merkwürdigen' Killerin und einem Trader ohne Gewissen mutet fragwürdig, wirkt an einigen Stellen arg überzeichnet (platte Kapitalismuskritik) oder gar überflüssig (z.B. der Teil mit dem Sohn der Killerin) und offenbart im Zuge der Geiselnahme einige Logikschwächen, die ärgerlich sind. Trotz allem schafft der Film es, weitestgehend nicht an Brisanz und Spannungsmomenten zu verlieren, obwohl man den Ausgang der Geschichte schon zu Beginn in Fragmenten bewusst verraten bekommt. Nicht schlecht im Gesamten, jedoch ebenso wenig das erhoffte I-Tüpfelchen für die kurze Batu-Ära. Egal, diesen Typ von Ermittler wird man gewiss nicht so schnell vergessen.
Es ist oftmals ein zweischneidiges Schwert, wenn das Thema Selbstjustiz in Filmen zentrales Thema ist, insbesondere im Kontext mit realen Umständen. Auch in Daniel Barbers Debütwerk "Harry Brown" muss man sich die Frage stellen: Ist das jetzt eine genauere Sozialstudie über verwahrloste Jugendsippen Englands oder doch ein auf Unterhaltung getrimmter Gewaltfilm? Zumindest das erste Drittel der Laufzeit würde klar auf ersteres hindeuten lassen. Der altehrwürdige Michael Caine spielt dabei diesen Rentner Brown, der fast zeitgleich mit zwei traurigen Schicksalen konfrontiert wird, wobei zumindest einer mit den kriminellen Jugendlichen zu tun hat. Wie das triste Umfeld im Londoner Stadtteil wird auch sein Leben in tragischer Tonart dem Zuschauer präsentiert. Es gibt jedoch eine diskutable Schlüsselszene, wenn Brown sich eine Waffe besorgen will - aus reiner Selbstverteidigung oder mit Vergeltungsabsichten, wird zuerst offen gelassen. Gemeinsam mit den vergeblichen Maßnahmen der heimischen Polizei, die an einigen Stellen sehr schlecht wegkommt, entlädt sich daraufhin die angestaute Wut. Da bei der Gegenseite in Sachen Drogen, Sex und Gewalt ohne große Subtilität und tieferer Ursachenforschung für deren Verhalten alles aufgefahren wird, was möglich erscheint, soll die Toleranzgrenze für Browns Absichten sichtlich steigen. Ein moralischer Drahtseilakt, obgleich rein filmisch der Film absolut seine Qualitäten hat, sei es die durchweg dichte Erzählweise, gepaart mit eingängigen Bildern sowie einem starken Hauptdarsteller. Wenn allerdings Regisseur Barber mit "Harry Brown" im Heimatland bewusst provozieren bzw. aufrütteln wollte, dann hat er sein Ziel durchaus erreicht.
Wie schon Daft Punk's Mitwirken bei "Tron Legacy" demonstriert hatte, zeigt sich auch in "Wer ist Hanna?", dass alternative Musiker, die ansonsten eigentlich wenig mit Kino zu tun haben, ein großer Zugewinn für das Gesamtergebnis sein können. Die kreativen Melodien und ungewohnten Beats des Duos The Chemical Brothers im Kontext der jeweiligen Szene sind alleine schon wert, um den Film sehen zu müssen. Doch auch davon abgesehen hat Joe Wright einen ambitionierten Film gedreht, der besonders handwerklich wohl am meisten Neuland betritt, sei es das für dieses Genre des Actionthrillers ungewöhnliche Pacing oder die etwas anderen Drehorte wie den verlassenen Spreepark in Berlin. Natürlich ist ebenso die Geschichte einer 16-Jährigen, die zusammen mit ihrem Vater bisher völlig abgeschottet von der Zivilisation lebte und nun ihre Kampferfahrung auch außerhalb des einsamen Waldes im hohen Norden Europas beweisen muss, schon aufgrund ihrer Kuriosität spannend. Die zweifellos talentierte Saoirse Ronan verkörpert diese Hanna schon überzeugend, obwohl manches beim Übergang in die 'andere' Welt doch etwas zu glatt abläuft. Sie ist das absolute Zentrum der Szenerie, alle anderen nur temporären Wegbegleiter, die entweder hilfreich sind oder eben eine zu überspringende Hürde darstellen. Die lange Ausbildung mag da zwar als Grund herhalten können, der interessante Einblick in die Psyche bleibt allerdings zwecks der andauernden Hetzjagd tendenziell zurückgedrängt. Spätestens wenn Grimms Märchen im Film erwähnt werden, verstärkt sich dann auch der Eindruck, hier einer im Grunde märchenähnlichen Idee der etwas blutigeren Art beizuwohnen. Wie gehaltvoll diese nun für jeden einzeln erscheinen mag, muss wohl jeder mit sich ausmachen, konsequent umgesetzt abseits von altbekannten Genrekonventionen ist es im Großen und Ganzen aber definitiv - und darum auch die Empfehlung wert.
Der unbändige Freiheitswille kann manchmal die absurdesten Geschichten schreiben, mag man bei der Sichtung von "Express in die Hölle" des Öfteren denken. Zwei Knastis flüchten aus einem heruntergekommenen Sicherheitstrakt im Nirgendwo, so simpel ist die Prämisse von Andrej Konchalovskys Film. Wo bei vielen Ausbrecherfilmen der Schlusspunkt im geglückten Versuch endet, fängt in diesem Fall erst das eigentliche Drama an: Nicht nur, dass die Weiten Alaskas nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig sind, wähnt man sich kurze Zeit später in einem führerlosen Lokzug. Was als Grundszenario Tony Scotts viel späterem "Unstoppable" ähnelt, erzeugt hier zwei dramatische Erzählstränge, wenn einerseits das Bahnunternehmen an diversen Lösungsvorschlägen brütet, andererseits die Zweckgemeinschaft der beiden Flüchtlingen auf eine harte Probe gestellt wird. Natürlich beruht die Geschichte auf zahlreichen Zufallsereignissen, die an manchen Stellen schon fast amüsant sind und die aufgebaute Tragik ein wenig verwischen, geht jedoch einher mit der feinen Ironie und dem Pfeifen auf politisch korrekte Sichtweisen - man nehme nur die groteske Rolle des Gefängnisdirektors. Besonders das Ende weiß die Zügel nochmal geschickt anzuziehen, sodass die Spannungskurve nie abbricht. Kompliment an Jon Voight und Eric Roberts, denen man ihre ungleichen Rollenmuster, welche eine immense Reibungsfläche offenbaren, jederzeit abnimmt. Dreckiges, unbequemes und erbarmungsloses 80er-Jahre-Kino, das verdient hat, entdeckt zu werden.
Schön, besonders das mit dem "verdammt guten" Kaffee und dem leckeren Kirschkuchen! Nur schade, dass das Papier irgendwann zu Ende war...
Der Blick auf das reichhaltige Œuvre von Sergio Corbucci ist schon interessant. Obwohl einige seiner Werke ganz und gar nicht höheren Ansprüchen genügen, hat er doch so einiges verwirklichen können, was innerhalb des Genres, in diesem Fall dem Italowestern, für Aufsehen sorgen konnte. So ist zum einen sein Name noch immer in der Filmgeschichte unvergessen, zum anderen sind besonders zwei seiner Filme und deren Rezeption bemerkenswert. Neben "Django" steht "Leichen pflastern seinen Weg" bei Filmfans oftmals hoch im Kurs, selbst wenn sie sonst nicht viel mit Western am Hut haben oder gar mit diesem Genre ein wenig auf Kriegsfuß stehen.
Warum der zweitgenannte Film diese Prominenz angenommen hat, wohingegen andere Glanzstücke des Italowestern nur Insidern bekannt sind, liegt zunächst auch an dem, was bei der Sichtung ganz offensichtlich ins Auge fällt: Schnee, und das in einem Western! Zwar ist er nicht der einzige Genrevertreter, der mit dieser untypischen Wettersituation ausgestattet ist, doch keiner hat diesen Umstand so prägend in sein Werk eingebaut wie Corbucci. Mit der Kälte einher geht auch das düstere Schicksal der Menschen, welche in "Leichen pflastern seinen Weg" porträtiert werden. Es ist ein rauer Alltag, bei dem man nichts geschenkt bekommt und zudem in letzter Konsequenz die unerbittlichen Kopfgeldjäger (u.a. Klaus Kinski) heranreiten, stets auf die Ausbeutung einer gesetzlichen Schieflage bedacht. Das Gesetz bis zum Äußersten reizt hingegen auch unser schweigsamer Antiheld aus (Jean-Louis Trintignant), nur ist es hier die Notwehr, die vor Strafe schützt. Inmitten dieser trostlosen Welt kommt dann ein neuer Sheriff in die Stadt (Frank Wolff), dessen Handeln a priori zum Scheitern verurteilt ist. Die Frage nach (fehlender) Gerechtigkeit ist dann auch die Schlüsselfrage in diesem Film, welches facettenreich beleuchtet wird, insbesondere gegen Ende (samt Schlusstext).
Was "Leichen pflastern seinen Weg" so gut macht, ist die Präsenz von Kinski. Meist enttäuschen seine Auftritte in dem Genre, weil sie entweder falsch besetzt sind oder viel zu unbedeutend und kurz ausfallen. Hier hat Kinski die Chance ergriffen, sein schauspielerisches Potential im Sinne eines einprägsamen Antagonisten vollends auszuspielen. Weniger spannend erscheinen die Darbietungen von Trintignant (trotz eingeflochtener Liebesgeschichte) und Wolff, ist aber auch der jeweiligen Rolle geschuldet. Besonders Wolff hätte man gerne mehr Zeit zur Profilierung gegeben, um den ernsten Hintergrund der Handlung mit ihren brutalen Zerrbildern deutlicher zu machen.
Neben der erwähnten Schneelandschaft sind es demnach die dargebotene Lebensumstände an sich, warum die kalte und morbide Stimmung sich auf den Zuseher überträgt. Für Gänsehaut sorgt aber ebenso die wahnsinnig tolle Musikkomposition, wie so oft von einem gewissen Ennio Morricone. Sie ist ganz bestimmt eine der besten überhaupt, die man im Italowestern-Genre hören durfte, welches bekanntlich mit vielen stimmungsvollen Stücken glänzen kann. Weniger preisverdächtig hingegen ist die Kameraarbeit von Silvano Ippoliti, die das dreckige Ambiente nicht ganz so brillant einfängt wie zuvor Enzo Barboni bei "Django". Wenn man noch etwas spitzfindiger wäre, könnte man noch über klitzekleine Anschlussfehler sinnieren, soll hier aber nicht unbedingt Gegenstand der Kritik werden.
Es gibt also einige entscheidende Komponenten für den Erfolg von "Leichen pflastern seinen Weg". Meinen Segen hat dieser untypische Genrevertreter mittlerweile bekommen, obgleich es nicht die Liebe auf den ersten Blick war. Die Geschichte mag an sich nicht die spannungsreichste ihrer Art sein, doch in der Summe ihrer Einzelteile hat der Film essentiell mehr zu bieten und zurecht seinen Eintrag in der langen Filmgeschichte.
Clooney, Corbijn, Control & Coolness: Es gab so einige Ingredienzen, die dafür sprachen, dass auch der zweite Spielfilm des berühmten Fotografen gelingen würde. Umso ernüchternder fällt das Ergebnis aus, da "The American" seine gesteckten Erwartungen an einen künstlerisch gewagteren Profikillerfilm leider nicht erfüllen kann. Dabei möchte man ihn doch so gerne mögen, sei es wegen der liebenswerten, italophilen Umsetzung, dem auf Ernsthaftigkeit gepolten Starcharismatiker in der Hauptrolle (ordentlich, aber auch nicht mehr: George Clooney), der schönen Love Interest (Violante Placido) oder aufgrund von kurzen, effektiven Gewalt- und Actionszenen. Dem steht ein äußerst zäher Erzählstil gegenüber, womit der sowieso dünne Handlungsbogen an dargebotener Intensität einbüßt. Dies hält den Film aber dennoch nicht davon ab, dann doch wieder konventionelle und altbekannte Genreideen in den Plot einzubauen, wenn die üblichen Fragen über dieses einsame Leben in diesem 'Job' auf den Tisch kommen. Wirklich Neues wird man hier nicht geboten bekommen, die Figuren bleiben zudem relativ unnahbar und auch visuell reicht dieser längst nicht an Corbijns Debütfilm heran. Im Kopf manifestiert sich somit eher der Eindruck eines ansprechenden Dorfambientes im Herzen Italiens, aber nicht der einer guten Geschichte. Wenn schon lakonisch, dann doch lieber so wie in Jarmuschs ungleich konsequenteren "The Limits of Control".
Endlich ist wieder Frankfurt dran, mag man nach so einigen Enttäuschungen des bisherigen Tatort-Jahres meinen. Nicht zu unrecht, denn Steier und Mey beweisen in ihrer dritten Folge "Es ist böse" mit erneutem Zutun von Regisseur und Autor Lars Kraume, dass ihr bunter Einstand wahrlich keine Eintagsfliege war. Gekonnt wird die bewusste Einführungsphase der beiden nun hinter sich gelassen und ihr Zusammenspiel bewusst weiterentwickelt. Mey übernimmt diesmal mit vollem Elan und ohne Umschweife die Führungsposition, womit weiterhin mit der internen Hierarchie gespielt wird. Fehlenden Mut kann man ihr sicherlich nicht absprechen, ist jedoch auch von Nöten, da der vorliegende Fall über einen anfänglichen Mord an einer Prostituierten seinen Tribut fordert. Dieser erweist sich anfänglich als ein ganz normaler Krimi-Plot, zieht dabei aber immer geschickt den Boden der Ermittler von den Füßen, sobald der Fall klarer erscheint. Mey-Darstellerin Nina Kunzendorf bekommt mit diesem Fall die passende Plattform: Ihr Charakter ist stets unkonventionell, unbequem und auch für ihre Kollegen unberechenbar, doch gerade das macht diese Figur für mich so spannend. Erfolg und Misserfolg liegen ganz nah beieinander, wie dann auch die letzte halbe Stunde zeigt, die über die grauenvolle Mordserie schlussendlich so etwas wie Aufklärung geben könnte. Diese gestaltet sich auf ihrer Zielgeraden nicht immer komplett schlüssig, bietet aber dafür so etwas wie einen psychologischen Tiefgang ob der abgründige Motive, die das Dargebotene umgeben. Gerne hätte die Folge hier noch etwas länger sein können, da manche zuvor aufgezogenen Handlungsstränge ziemlich unsanft liegen gelassen werden (u.a. Seidels kollegiale Antagonisten-Rolle). Nichtsdestotrotz macht der Frankfurter Tatort mit seiner Qualität, sei es in punkto Teambuilding als auch beim Krimistoff, sehr viel richtig und stellt weiterhin so einige Serienkollegen mit Leichtigkeit in den Schatten. Die unliebsame Wartezeit auf die vierte Steier/Mey-Episode hat soeben begonnen.
Über den finalen Akt der "Dreileben"-Trilogie groß zu sinnieren, fällt ziemlich schwer - sei es, weil ich von Regisseur Christoph Hochhäusler noch nichts zur genaueren Einordnung gesehen habe (den Kurzfilm aus "Deutschland 09" mal außen vor gelassen), aber auch weil der Inhalt von "Eine Minute Dunkel" selbst wenig herzugeben vermag. In diesem Fall ist es nun der Straftäter Molesch selbst, der im Vergleich zu den anderen Teilen eine vergleichsweise prominente Platzierung in der Geschichte erfährt. Über einige Strecken begleitet man ihn durch diese thüringische Gegend, meist versteckt im Wald aus Furcht vor den suchenden Polizisten. Allen Ernstes wird versucht, dabei so etwas wie Verständnis für diese verwegene Welt von Molesch zu erzeugen, wenn die fehlenden Puzzleteile über das genaue Schicksal beleuchtet werden. So richtig gelingen will es allerdings nicht, weil der Zugang zu dieser Figur schwer, wenn nicht gar unmöglich ist. Auf der anderen Seite wird der nicht gerade spektakuläre Weg des alten Kommissars gezeichnet, mal im Einsatz, mal im gelangweilten Privatleben mit der Ehefrau. Leider befördern sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig, noch behindern sie sich. Die fehlende Wechselwirkung lässt die Frage aufkommen, was genau Hochhäusler überhaupt erzählen möchte? Aber auch davon abgesehen wurde das Dargebotene so uninspiriert und leidenschaftslos in einen langen Neunzigminüter umgesetzt, dass man die vorige Frage gar nicht mehr beantwortet bekommen möchte.
Damit bildet "Eine Minute Dunkel" das enttäuschende Schlusslicht von "Dreileben", was dann doch insgesamt ein gemischtes Gefühl im Hinblick auf die Gesamttrilogie hinterlässt. Gleichwohl muss ich betonen, dass das Grundkonzept absolut vielversprechend bleibt und weitere Nachahmer verdient hätte, mit welchen Personen auch immer. In Zeiten von unzähligen Fortsetzungen und Remakes, wo Geschichten schon oft bis zum Äußersten ausgequetscht werden, wäre dies nicht nur im Autorenfilmbereich ganz bestimmt eine interessante Alternative.
Nach dem sehenswerten Petzold-Liebesdrama "Etwas Besseres als den Tod" war in der "Dreileben"-Trilogie nun der Film von Dominik Graf dran, falls es überhaupt so etwas wie eine richtige Reihenfolge gibt. Wie vermutet kommt hier eine ganz andere Facette dieses kleinen Filmuniversums zu Tage. Dennoch war ich überrascht, dass Krimispezi Graf trotz der gelegentlichen Darstellung der Polizeiarbeit keinen komplett kriminalistischen Plot gewählt hat, sondern im Grunde wie Petzold eine tendenziell melodramatische Handlung in den Fokus stellt, nur diesmal mit Personen im etwas fortgeschrittenen Alter. Häusle bauen, dem langweiligen Job nachgehen sowie das Schwelgen in den Erinnerung stehen hier im Vordergrund beim Zusammentreffen zwischen einem Pärchen und einer früheren Studienfreundin, die in diesem Fall fast nebenbei die Funktion der angereisten Polizeipsychologin hat. Das Suchen in der persönlichen Vergangenheit ist dann auch der Schlüsselpunkt von "Komm mir nicht nach". Der eigentliche zentrale Punkt der Trilogie, die Flucht eines Straftäters, bleibt auch hier wie bei Petzold meist im bedrohlichen Hintergrund, wird aber nicht so 'harmonisch' in die übrige Handlung verwoben - bis auf ein, zwei bedeutendere Szenen, die teilweise so etwas wie eine Gruselatmosphäre erzeugen. Der Rest ist auffallend unspektakulär, was auch der Schluss des Films beweist. Den guten Darstellern ist dies sicherlich nicht anzulasten, dennoch habe ich die meiste Zeit auf einen gewissen Aha-Moment warten müssen. Solide TV-Kost, aber leider auch nicht wirklich mehr. Von Graf hatte ich mir doch irgendwie einen etwas spannenderen Beitrag erwartet.
Kleines Vorwort zur gesamten Trilogie:
Man will ja dem berüchtigten Fernsehfilm immer wieder eine Chance geben, der, wenn man ein wenig sucht, auch lohnenswerte Perlen zu Tage bringt. So war auch ein Grundinteresse für das dreiteilige Projekt "Dreileben" da. Christian Petzold, Dominik Graf sowie Christoph Hochhäusler, bei denen zumindest ersterer und letzterer klar der Berliner Schule zuzuordnen sind, haben je einen Film gedreht, die sich anhand von Zeit, Ort und Charakteren lose miteinander verbinden lassen: Einem Sexualstraftäter namens Molesch gelingt in einem thüringischen Krankenhaus durch Zufall die Flucht. Der Rest ist Sache jedes einzelnen Regisseurs, wie er seinen Teil definiert, seien es Genrezugehörigkeit, Schwerpunktsetzung und Stil. Ein zumindest auf dem Papier doch interessantes Experiment. Da sich die Vorstellungen der drei Teile logischerweise sehr unterscheiden, sollte jeder Film auch einzeln bewertet werden.
Petzolds Beitrag "Etwas Besseres als den Tod" trägt mit am deutlichsten die Handschrift seines Ideengebers. Wie schon "Yella" oder "Jerichow" folgt man nur ganz wenigen Charakteren, die relativ still ihrem Leben nachgehen, was trotz der Langsamkeit und relativ wenig Dialog nie an Intensität verliert. Vordergründig wird eine authentische Liebesgeschichte zweier junger Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen (sie: ausländisches Zimmermädchen ohne viel Geld, er: Zivi aus gutem Hause mit Blick auf das beginnende Studium). Im Hintergrund jedoch gibt es die nicht unwichtige Verwicklung mit dem Ausbrecher Molesch, das wie ein geräuschloses Damoklesschwert über den Charakteren schwebt. Petzold gelingt es, obwohl die Personen auch Entscheidungen treffen, die schwer verständlich wirken, ein funktionierendes Drama darzustellen, welches viel an Tragik beinhaltet, je weiter die Handlung voranschreitet. Besonders Luna Mijovic kann hier mit diesem etwas demütigen Rollenprofil schauspielerisch überzeugen. Das Ende selbst ist ziemlich ungewöhnlich ausgefallen, hat aber im Nachhinein eine schwer zu beschreibende Wirkung hinterlassen, fernab von irgendwelchen Klischees. Gleichwohl gibt es an einigen Stellen offen gelassene Anknüpfungspunkte, die sozusagen als Cliffhanger für die zwei weiteren Folgen dienen könnten. Doch auch losgelöst vom Aspekt der Trilogie sollte jeder, der mit Petzold-Filmen etwas anfangen kann, auf diesen Teil zumindest mal einen Blick werfen.
Wie würde Greg Mottolas "Superbad" wohl aussehen, wenn die die Charaktere jeweils 5-10 Jahre älter wären? So in etwa zeichnet sich das Thema von "Take Me Home Tonight" ab. Was zunächst bedeutet, dass nur in etwas abgewandelter Variation auch in diesem Fall Freundschaft, Liebe und die immerwährenden Zukunftsängste eine große Rolle spielen, aber eben auch ein großer Schuss an derberem Humor dabei ist. Es wird wieder eine große Nacht der kleinen Triumphe oder Enttäuschungen durchlebt, bei der alles Unmögliche möglich erscheint. Sowas muss man natürlich mögen, doch wer keine Probleme mit den sicherlich nicht sehr neuen Ideen einer Coming-of-Age-Geschichte hat, der wird hier genauso wie ich viel Spaß haben.
Ein entscheidender Punkt ist dabei, dass die Figuren durchweg sympathisch und bis zu einem gewissen Grad authentisch wirken, womit auch der Romantikteil dieser Geschichte funktioniert. Topher Grace kann als Videothekenmitarbeiter und desillusionierter Twen Matt Franklin wirklich überzeugen, auf der anderen Seite hat die bezaubernde Teresa Palmer als 'Objekt' der Begierde ziemlich leichtes Spiel. Deren Zusammenspiel harmoniert bestens, womit auch die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte trotz oder vielleicht auch wegen so mancher Hochstaplerei an Glaubwürdigkeit gewinnt. Daneben übernimmt Dan Fogler als Kumpel die ohne Frage komödiantischen Hauptrolle, bleibt bei seinen Aktionen aber immer noch im erträglichen Rahmen. Überraschend ernst fällt zudem der Part von Anna Faris als Matts Schwester aus, die sich zwischen Heirat oder Auslandsstudium entscheiden muss, was dem ganzen Thema eine umfassendere Note gibt.
Etwas merkwürdig ist allerdings das konzeptionelle Umfeld. Dass alles im auslaufenden Jahrzehnt der 80er stattfinden muss, ist zwar ein nettes Schmankerl, hinterlässt aber ungeachtet der antiquarischen Mode, der älteren Musik (siehe Filmtitel) oder der überholten Automodelle keinen so großen Eindruck wie die Handlung selbst. Die Probleme von heute unterscheiden sich nicht allzu sehr von denen aus früherer Zeit. Und bestimmt würden auch die im Film vorgetragenen Witze über die Eigenheiten des Bankerberufs wahrscheinlich genauso noch funktionieren...
Filme mit dem Thema Überlebenskampf haben es nicht von ungefähr etwas schwerer in der Betrachtung, da ganz spezielle Elemente einen überaus wichtigen Faktor darstellen, um von einem gelungenen Genrevertreter sprechen zu können. Joe Carnahans "The Grey" erfüllt diese Vorgaben jedoch nur zu einem gewissen Teil, denn obwohl man ihm nicht eine funktionierende Atmosphäre und auch einige gelungene Visualisierungen einer Bedrohung - sei es der Moment des Flugzeugabsturzes oder die (rein körperliche) Darstellung der Wölfe - absprechen kann, fehlt es an Intensität, um diesen wenig beneidenswerten Irrweg durch die alaskische Einöde tatsächlich spürbar zu machen. Das liegt aber auch daran, dass der Film keine wirklich neuen Ideen einbaut, die man nicht ähnlich in anderen Produktionen dieser Sparte begutachten konnte, und falls doch, dann sind es etwas fragwürdige Aktionen der Beteiligten, ohne hierbei etwas vorwegnehmen zu wollen.
Entscheidend sind aber auch die Charakterzeichnungen. "The Grey" ist Liam Neeson in Aktion, wollen Trailer und Plakat suggerieren. Was nicht falsch sein muss, wenn nicht noch für einen großen Teil der Laufzeit neben einem solide aufspielenden Protagonisten auch weitere Überlebende bzw. Mitstreiter beim Survivaltrip anwesend wären. Anhand dieser leider ganz und gar nicht klischeebefreiten Figuren werden auch so einige Drehbucheinfälle schließlich gewissermaßen abgearbeitet. Was aber fehlt, ist so etwas wie ein schauspielerisches Gegengewicht zu Neeson, denn wirklich profilieren kann sich keiner vom Rest. Ansonsten hätte man ihn auch allein den Weg schreiten lassen können, was ein sicherlich radikaleres, aber nicht unbedingt uninteressantere Konzept gewesen wäre. In der gezeigten Version allerdings hat "The Grey" besonders mit seinen Fokus auf die psychologische Komponente insgesamt weitaus weniger beeindruckt, als es dieser erbarmungslose Kampf gegen die Natur und dem wahrlich bestialischen Wolfsrudel eigentlich hätte bewirken sollen.