Flibbo - Kommentare

Alle Kommentare von Flibbo

  • 7 .5

    Ein köstlicher Ritt irgendwo zwischen Virtuosität und Anarchie. Regisseur/Autor Zach Cregger weiß zu bannen, indem er frech mit Genreklischees und Erwartungen spielt. Wer sich das von der sorgfältigen Exposition bis hin zum waghalsigen Finale gefallen lässt, kann eine Horrorperle genießen, die schön gruselt, guten Humor hat und obendrein zur Diskussion über das Patriarchat anregt.

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    • 7 .5

      Bemerkenswert authentisches und nachfühlbares Porträt des Heranwachsens gegenwärtiger Digital Natives. Gespickt mit ein paar klischeehaften, aber immer noch witzigen Comedy-Momenten. Bo Burnham verarbeitet in seinem Spielfilmdebüt eigene Ängste und nutzt sein Wissen als YouTube-Star der ersten Stunde, während er seine glänzend besetzte Protagonistin auf die Reise zu sich selbst schickt. Kleines Coming-of-Age-Juwel, besser spät als nie entdeckt.

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      • 5

        In zärtlicher 2D-Handarbeit erkundet ein Kind eine Welt voller Fantasiewesen. – Alles wie gehabt beim scheidenden Anime-Guru Hayao Miyazaki. Hier allerdings gerät eine Suppe aus zahlreichen mythologischen/philosophischen Versatzstücken arg konfus und ist durchweg langatmig erzählt.

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        • 7

          Gelungenes Regiedebüt im Fahrwasser von „Get Out“ und „The Menu“. Nicht nur die bunte Besetzung, die netten formellen Spielereien und der genüssliche Spannungsaufbau sind so unterhaltsam, dass man über die Plotholes hinwegsehen kann. Vor allem ist der Thriller erstaunlich witzig, ohne sein ernstes, drängendes Hintergrundthema herunterzuspielen. Wenig subtil, aber spaßig.

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          • 3
            Flibbo: Wie ist der Film? 09.10.2024, 00:53 Geändert 09.11.2024, 23:16

            Platt geschriebener, planlos wirkender und nervtötender Knie-Schuss von Todd Phillips, der den starken Vorgänger ins Lächerliche zieht. Diverse Charaktere mit Potenzial laufen ins Leere, bis das Ende eine unnötige Überraschung serviert, die nur noch verpufft. Als Psychogramm wird ein halbherziges Musical-Konzept übergestülpt. Das alles ist im besten Fall ein Protest-Move gegen das System, im schlimmsten Fall Hybris par excellence. In beiden Fällen eine Lachnummer.

            • 3 .5
              über Censor

              Ein für Horrorfans eigentlich spannendes Thema – Video Nasties und die britische Filmzensurbehörde – versemmelt durch arrogant-zähe artsy-fartsy-Spielereien, bei denen mich die Regisseurin irgendwann komplett verloren hat. Ich empfehle stattdessen den ähnlich gelagerten, ungleich besser gemachten „Berberian Sound Studio“.

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              • 6 .5

                In Anbetracht des Plans, einen düsteren Erwachsenen-Manga für FSK 12-Mainstreampublikum aufzubereiten, weiß das Cyberpunk-Abenteuer zu überzeugen. Quasi Robert Rodriguez‘ Kompromiss zwischen „Sin City“ und „Spy Kids 4D“. Punktet hauptsächlich durch die VFX, verlässt sich dramaturgisch leider zu sehr auf eine anknüpfende Fortsetzung, die fünf Jahre später immer noch nicht gedreht wurde.

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                • 8

                  Eine simple Idee, ein Farbkonzept, das aus sämtlichen Brauntönen besteht und eine One-Man-Show, die alles trägt. Fand ich als Kind witzig. Heute nach Neusichtung: fast noch mehr! Jim Carrey, hier direkt nach mehreren schrillen Kassenschlagern (und dem riskanten „Cable Guy“), ist in dieser Komödie mal sehr reduziert. Ein eigentlich ganz normaler Typ, ohne Sidekick, ohne Superkräfte. In dieser Reduktion zeigt sich nur umso mehr sein immenses Slapstick-Talent. Die süße Botschaft um den knuffigen Sohn rundet das Wohlfühlerlebnis ab. Nichts als Liebe für 90er-Carrey!

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                  • 8

                    Rührendes Charakterdrama, das erst durch seine Rätselhaftigkeit bannt und die Puzzleteile dann befriedigend zusammensetzt. Die zerstückelte Erzählweise mit Twists fühlt sich beachtlich organisch an, weil sie dazu dient, den Figuren immer näher zu kommen und die Komplexität des Kernthemas herauszuarbeiten. „Die Unschuld“ a.k.a. „Monster“ ist ein Jahreshighlight.

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                    • 6

                      Paranormal Exorcist Activity on TV – hätte das Zeug zur Horrorsatire, nimmt sich aber ernst und vergeigt dabei komplett die innere Logik. Der Versuch des authentischen 70er-Looks ist nur mittelgelungen. Ti West hätte die Idee bestimmt gut umgesetzt. Auch wenn er zeitweise schön aufdreht, so ist der Found-Footage-Grusel weder Fisch noch Fleisch und nur ganz nett.

                      • 3 .5

                        Notgeile Fiebertraum-Komödie, die hoffentlich als Parodie auf die Alien-Invasionsstreifen der 50er gemeint ist. Die Handlung ergibt vorne und hinten keinen Sinn und ist dafür mit absurden Musicalnummern gespickt. Man kommt für Jeff Goldblum sowie einen jungen Jim Carrey vor seinem Durchbruch und bleibt für eine filmische Party, wie sie nur die 80er hervorbringen konnten. So unbeschwert-doof, dass Trashfans es mal gesehen haben sollten.

                        • 6 .5
                          Flibbo: Wie ist der Film? 16.09.2024, 23:35 Geändert 17.09.2024, 00:10

                          Huch, das war ja gar nicht der befürchtete aufgesetzte Nostalgie-Cashgrab, sondern eine jahrzehntelang geplante, endlich fertiggestellte Fortsetzung mit Herz. Findet einen guten Kompromiss zwischen der handgemachten Ästhetik des köstlichen Originals und aktueller Technologie. Erzählt eine kreative neue Geschichte im bekannten, liebgewonnenen Setting. Das Drehbuch ist arg vollgepackt mit Ansätzen (Bellucci wird verheizt, Dafoe hätte es nicht gebraucht – aber wer möchte sie missen?), dafür unterhaltsam. Macht Spaß beim Ansehen, weil es offensichtlich auch beim Erstellen Spaß gemacht hat. Schön gaga.

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                          • 4 .5

                            Verwirrende Neuinterpretation, die weder mit der Comicserie noch mit der ersten Verfilmung viel zu tun hat. Eine ausgedehnte Liebesgeschichte, Splatter und mehr Hokuspokus ersetzen keine einnehmende Atmosphäre. Da hilft es auch nicht, ungelenk einen Joy Division-Song reinzuknallen. Hat gut gemachte Einzelmomente, aber ist als Ganzes unrund. Ein Film über Seelen, der selbst keine hat. Taugt nur als Erinnerung, sich mal wieder die tolle 1994er-Version zu gönnen.

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                            • 8

                              Simple Rachegeschichte, verpackt in eine herausragend stylishe Form. Ein Film von immenser, nicht reproduzierbarer (90er-)Coolness, was man mit größerem zeitlichem Abstand erst recht merkt. Killer-Soundtrack und ein betörender Hauptdarsteller, der noch eine große Karriere gehabt hätte. Eine Kino-Sternstunde für die Gothic-Kultur, quasi die Düsternis zu Ende gedacht, die Tim Burton mit Beetlejuice, Edward und Batman nur andeutete.

                              • 6

                                Wild konstruierter, immer wilder werdender Katz-und-Maus-Psychothriller, der, wenn man ihn nicht ganz ernst nimmt, durchaus Spaß macht. Josh Hartnett trägt das und der extra für den Film entwickelte Soundtrack ist wirklich crispy. Was wie ernst gemeint ist, also wo genau M. Night Shyamalans Gespür für Parodie endet und seine Selbstüberschätzung beginnt, das bleibt wohl das Geheimnis seines Schaffens.

                                • 5
                                  Flibbo: Wie ist der Film? 14.09.2024, 05:28 Geändert 14.09.2024, 05:32

                                  Gefühlsduselig-egaler Nachklapp zu John Krasinskis gelungener Dilogie. Wenn man schon ein Prequel mit dem Titel „Day One“ bringt, dann erwarte ich auch die Hintergründe zu den Monstern. Fehlanzeige. Stattdessen wird das bekannte Setting nur ein weiteres Mal gemolken, mit zwei willkürlichen neuen Hauptfiguren. Und einer Katze, weil jeder liebt Katzen – billiger Kniff. Das ist dann zwar emotional erzählt und benutzt souverän die üblichen Spannungsmomente, bleibt aber auch völlig irrelevant für das große Ganze.

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                                  • 4

                                    Erwartungsgemäß mauer letzter Teil eines weitgehend mauen Franchise, bevor ein Rebranding kommen soll. Tschüß, DCEU, a.k.a. DC-meh-U, man wird dich nicht vermissen.

                                    • 7
                                      Flibbo: Wie ist der Film? 05.09.2024, 22:43 Geändert 05.09.2024, 22:49

                                      Nach seinem herausragenden „Evil Dead“-Remake darf Fede Álvarez die nächste Horror-Marke wiederbeleben. Passt inhaltlich gut, ästhetisch einigermaßen zwischen die ersten beiden „Alien“-Filme und ist auch runder als alle sonstigen Franchise-Beiträge. Bringt diverse coole Ideen mit, wobei Álvarez erzählerisch auch viel von seinem eigenen Einbruchsthriller „Don’t Breathe“ klaut. Ein gelungener Spagat zwischen Suspense und Action, zwischen Oldschool-Hommage und Moderne.

                                      • 5
                                        über Carrie

                                        Überflüssiges, weil sehr eng am immer noch tollen Originalfilm verlaufendes Remake. Die kleinen Abweichungen sind Verschlimmbesserungen, bis auf zwei Aspekte: die Gewissensbisse der Sue Snell wurden besser herausgearbeitet, und Regisseurin Kimberly Peirce hat nicht so einen Lustmolchblick auf die Schulmädchen wie einst Brian De Palma.

                                        • 6

                                          Späte Fortsetzung der tollen Stephen King-Adaption, mit einer Art Erbin Carries. Im Kern der Film aus den 70ern nochmal, aber getränkt in 90er Charme. Lässt sich auch als „American Pie“ (selbes Erscheinungsjahr) für Gothics lesen, denn sogar Mena Suvari (Heather) und Eddie Kaye Thomas (Finch) spielen mit. Das ist so trashig wie es klingt und deshalb sehenswert.

                                          • 7 .5
                                            Flibbo: Wie ist der Film? 02.09.2024, 20:26 Geändert 02.09.2024, 20:35

                                            Tieftraurige, meditativ-schön inszenierte und klasse gespielte Geschichte über Einsamkeit, Liebe und Traumabewältigung. Regisseur/Autor Andrew Haigh stülpt der Romanvorlage noch eine persönliche Queerness-Studie über; zusammen mit den gespenstischen Mystery-/Fantasy-Elementen eine erfrischende Mischung. Bewegend, schwelgt im letzten Akt aber auch etwas überdeutlich in den Emotionen.

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                                            • 8

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                                              • 6 .5

                                                Wenn „New Kids“ zu „GoodFellas“ werden: Kleiner Gangster/Drogen-Thriller, der üblichen Mustern folgt, aber durch das filmisch unverbrauchte Milieu des Rotterdamer Hardcore Techno erfrischt.

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                                                • 6

                                                  Eine wunderbar makabre Musical-Idee aus Frankreich, liebevoll animiert. Wäre der perfekte Geheimtipp für Tim Burton-Jünger, hätte das Drehbuch nicht ein paar ärgerliche Schludrigkeiten und Ungereimtheiten.

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                                                  • 6 .5

                                                    Liebenswert-nostalgische Komödie über das Dorfleben. Mit „Armacord“, was im Dialekt so viel wie „Ich erinnere mich“ heißt, schwelgt Fellini in stark zugespitzten ‚Erinnerungen‘ an seine Kindheitsheimat Rimini. Er zeigt als interessanten Kontrast, wie unbeschwerte Familienaktivitäten und Jungenstreiche inmitten der Mussolini-Diktatur existieren konnten. Die Haltung gegen den Faschismus beschränkt sich auf eher unterschwelligen Spott; für einen Oscar hat’s gereicht. Es gibt viel zu schmunzeln (und manchmal bleibt das Schmunzeln im Halse stecken), bis die filmische Diashow ins Leere läuft. Schade übrigens, dass sich das schöne musikalische Leitmotiv selbst ruiniert, indem es gefühlte fünfzigmal wiederholt wird, uff.

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