Flibbo - Kommentare

Alle Kommentare von Flibbo

  • 5 .5

    [...] Als Brücke zwischen Kriminal- und Horrorfilm scheint sich „Im Blutrausch des Satans“ über die sogenannten Murder Mysterys à la Agatha Christie regelrecht lustig zu machen, indem das Mystery heruntergefahren und der Murder-Aspekt übertrieben wird – so absurd, dass es schon wieder Spaß macht. Andererseits entwickelt Bava einfach eine direktere, aggressivere Krimi-Formel. Ein zweifelhaftes, aber extrem einflussreiches Schlüsselwerk.

    • 7

      [...] Passenderweise ist „Blutige Seide“ in der Modewelt angesiedelt, denn Bava inszeniert künstlich statt natürlich, verliert dabei aber nicht die Bodenhaftung wie spätere Gialli. Schon die surreale, an Bond-Filme erinnernde Titelsequenz entführt subtil in eine (alb-)traumartige Welt. Bemerkenswert aufwändige, präzise Kamerafahrten und markante Rot-Blau-Kontraste ziehen sich düster-schön durch den ganzen Film. Das sind die Spannungsverstärker für ein klassisches ‚Whodunnit‘ mit vielen Verdächtigen. [...]

      • 6

        [...] Ruzowitzky nimmt die beliebten Grundpfeiler des ersten Teils, bezieht sich auch öfter auf ihn, aber erzählt eine ganz frische Geschichte. Während „Anatomie“ dem Slasherfilm à la „Scream“ zunickt, lässt sich Teil 2 eher dem Body-Horror zuordnen, wie ihn David Cronenberg („Die Fliege“) groß machte. Statt eines unbekannten Killers zerstören die Charaktere sich gegenseitig, schleichend und von innen heraus, was der Handlung einen grimmigeren Anstrich verleiht. [...]

        • 7

          [...] Hormongesteuerte Twens, geheimnisvolle Erdolchungen und viele Verdächtige – so weit, so bekannt. „Anatomie“ aber verlegt die Slasher-Stereotypen ins Medizin-Milieu, inspiriert von der Ausstellung ‚Körperwelten‘ und verklärt das Töten zum wissenschaftlichen Akt. Die Geschichte am prominent inszenierten Schauplatz Heidelberg fühlt sich nicht wie eine Hollywood-Nachahmung an, mehr wie eine Vermählung von Übersee mit Europa. [...]

          • 7 .5

            [...] Trotz reichlich CGI überzeugt „The Suicide Squad“ – im Vergleich zum Vorgänger ohne bestimmten Artikel – durch einen organischen Look, mit Anleihen an 70er-Jahre-Kriegsfilme. Gunn wirft sein Publikum unmittelbar in die Action und spielt permanent mit Erwartungen. Keine Figur ist vor einem jähen Tod gefeit. Zynische Splatter-Einlagen und Wortgefechte loten die Grenzen des Mainstream-Superheldenabenteuers aus. Dazwischen findet das Drehbuch gerade genug Zeit, um die Charaktere menschlich und sympathisch zu zeichnen. Diese Mischung generiert einen Unterhaltungswert, der im DC Extended Universe seinesgleichen sucht. [...]

            • Diese Multiversum-Sache nervt mich jetzt schon ein bisschen. Jetzt kann Marvel immer, wenn sie bei einer Geschichte nicht weiterwissen sagen: „Ja gut, dann springen wir halt in ein anderes Universum, wo alles anders ist“. Das ist für mich ein gigantischer Cheat Code fürs Geschichtenerzählen.
              Andererseits ist es schon witzig, wenn Doc Ock, gespielt von Alfred Molina, jetzt zurückkommt, obwohl man ihn aus einem Spider-Man-Film kennt, der gar nicht im Marvel Cinematic Universe spielte. Voll meta und ein Zugeständnis daran, dass Sony die Filmfigur Spider-Man viel zu oft neugestartet hat. Naja, mal gucken.

              • 4 .5

                [...] Fast schon beeindruckend, wie konsequent Hauptdarstellerin Gal Gadot sich durch diese Chaos hangelt. Komikerin Kristen Wiig glänzt neben Gadot durch Vielseitigkeit. Immerhin kann sie nichts für das Drehbuch, das beim faulen Vorantreiben des Plots kratergroße Löcher hinterlässt. Eines muss man „Wonder Woman 1984“ lassen: Langweilig werden die zweieinhalb Stunden nicht, was aber eher am Autounfall-Effekt liegt. Dieser absurde Ausflug der Superheldin von der Insel bringt dem DC Extended Universe gar nichts und gehört unter den Tisch gekehrt, wie eine Modesünde der 80er.

                2
                • 7
                  über Loki

                  [...] Das Drehbuch gönnt sich ausschweifende Dialoge, die dank der Chemie zwischen Loki (Hiddleston) und Morbius (Wilson) auch hohen Unterhaltungswert besitzen. Letztlich geht aber doch arg viel Zeit für Erklärungen drauf, worunter besonders das Staffelfinale leidet. Das ist der Preis für viele lustig-irre Szenen: Die Serie ist schlicht verwirrend und muss permanent darum kämpfen, verstanden zu werden. Freilich fliegen die Marvel-Comics schon seit Jahrzehnten munter durchs Multiversum, aber übertragen auf das Medium Film/Serie, wo immer gestrafft werden muss, bringt die Thematik ihre Probleme mit sich. Zeitreisen sind ein heißes Eisen, und „Loki“ spielt übermütig mit dem Feuer.

                  2
                  • 6

                    [...] „The Falcon and the Winter Soldier“ besitzt die Produktionsqualität eines Marvel-Kinofilms, nur auf sechs Folgen gestreckt. Neben gelungener Action und viel Emotion schleichen sich so auch einige Längen ein. Die Anarcho-Gruppierung ‚Flag Smashers‘, die als Antagonist fungiert, bietet wenig Reiz. Der Retter der zuweilen ins Plätschern geratenden Serie heißt Daniel Brühl und spielt den bösen Baron Zeno (eingeführt in „Civil War“). Zwar hat Zeno für einen Superschurken wenig Macht, aber seine Menschlichkeit und Ambivalenz machen ihn interessant. Außerdem sorgt Zeno für den Ausflug nach Madripoor – der fiktive Stadtstaat mit Cyberpunk-Einschlag bringt willkommene Abwechslung.

                    • 7 .5

                      [...] „WandaVision“ bietet nicht nur viele Bonbons für Kennerinnen und Kenner (Stichwort: Casting des Bruders). Generell gelingt den Marvel Studios eine sehr kreative, abwechslungsreiche, stark und angenehm divers besetzte Miniserie über Realitätsflucht und die Phasen der Trauer. Lediglich am Ende erliegt das Drehbuch den Ankündigungs- und Vorbereitungsmechanismen für kommende MCU-Werke, statt für sich einen runden Schluss zu finden. Marvel ist und bleibt eben ein Fließbandgeschäft. Das mitunter weltbeste.

                      • 6 .5

                        [...] „A Quiet Place 2“ wiederholt erfolgreich das Konzept des ersten Teils und vergrößert dabei den Radius, schön abgerundet von einem Finale aus zwei Parallelsträngen. Mehr kann man sich von einer Fortsetzung eigentlich nicht wünschen, nur dass sie fast zu sehr auf Nummer sicher geht und nichts wirklich Neues wagt. Teil 2 hält das Niveau von Teil 1 und Fans dürfen nochmal genauso gespannt mit der Familie Abbott fiebern.

                        • 5 .5
                          Flibbo: Wie ist der Film? 14.07.2021, 21:43 Geändert 14.07.2021, 21:44

                          [...] „Black Widow“ ist ein redseliger Bond/Bourne-Verschnitt mit ein paar schönen Action-Momenten, um im Marvel-Franchise die Frauenquote zu pushen und die nächste Serie anzukündigen. Vernachlässigbar. (Für unterhaltsame Patriarchat-Zerschlagung im Superheldenkosmos empfiehlt sich ausnahmsweise mehr die Konkurrenz von DC mit „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“.)

                          1
                          • 7 .5

                            [...] In sich konsistent war die Filmreihe nicht. „Godzilla“ hatte in puncto Menschlichkeit und Suspense die Nase vorn, „Godzilla II“ bot das unerreichbare Schlachtfest, „Kong: Skull Island“ fügte Retro-Spaß und Dschungelfeeling hinzu. „Godzilla vs. Kong“ hat nun von allem etwas und führt das MonsterVerse zu einem befriedigenden (vorläufigen) Ende. Viele verrückte Dinge passieren ohne Erklärung, dafür macht das Ganze ungeheuer Spaß. Die perfekte Rückkehr zum Kino nach der COVID-19-Pause, denn deutlicher kann man den Nutzen von Surround-Sound und großer Leinwand kaum demonstrieren.

                            3
                            • 6

                              [...] „Conjuring 3“ verlagert den Schwerpunkt vom klassischen Spukhaus-Horror (dieser Part wird quasi übersprungen) hin zum Horror-Krimi à la „Die neun Pforten“. Natürlich nickt das Drehbuch trotzdem immer wieder Klassikern wie „Der Exorzist“ zu. Die bekannten Hauptfiguren werden hinaus auf Spurensuche geschickt; so fühlt sich diese Fortsetzung vertraut und doch frisch an. Dass Loraine wegen Eds gesundheitlicher Probleme hier verstärkt die Führungsrolle übernimmt, ist ebenfalls ein netter Kniff zur Abwechslung. [...]

                              • 7

                                [...] Was lange währt… „Zack Snyder’s Justice League vollbringt keine Wunder, aber der neuen Fassung gelingt es, aus einem annehmbaren einen guten Superheldenfilm zu machen, in sich stimmig und bemerkenswert wuchtig. Wer das nötige Sitzfleisch mitbringt ist besser damit bedient, dem Regisseur freie Hand zu lassen. Eine gelungene Reparatur im kaputten DC Extended Universe.

                                • 8 .5

                                  [...] Burnhams Songs sind nicht nur lustig, sondern auch begnadet arrangiert, performt und gefilmt. Hier ist ein wahres Multitalent am Werk. Hinter dem Humor steht Burnhams psychischer Verfall, der sich im weiteren Verlauf immer deutlicher Bahn bricht. In welchen Momenten wirklich echte Emotionen zu sehen sind, bleibt unklar, spielt aber auch keine große Rolle. Das Produkt als Ganzes ist ungemein wahrhaftig. „Inside“ spricht einer ganzen Generation aus der Seele und ist ebenso ein sehr persönliches Statement. Albern und intelligent, witzig und düster. Eine sehr aktuelle, sehr relevante und sehr erfrischende Perle im Streaming-Dschungel.

                                  1
                                  • 5 .5

                                    [...] „Willy’s Wonderland“ ist so bekloppt, dass es schon wieder Charme hat. Ein Bonuspunkt gebührt dem eigens für den Film komponierten Titelsong im 80er-Jahre-Stil. Würde der Plot sich nicht manchmal im Kreis drehen und unter inkonsistenten Charakteren leiden, hätte das Ganze Kultpotenzial. Was bleibt, ist stimmungsvoller Low-Budget-Trash, ein B-Movie der A-Liste.

                                    1
                                    • 6 .5

                                      [...] Die Idee ist köstlich, bei der Umsetzung gibt es viele lustige Anspielungen und Details zu entdecken. Wo Action draufsteht, ist auch ordentliche Action drin. Nur dass das Drehbuch einige Male, von verschiedenen Autoren geändert wurde offenbart sich auch spürbar im Endprodukt. „Last Action Hero“ wirkt im Ton etwas unentschlossen, der Showdown des Films-im-Film steht im dramaturgischen Konflikt mit dem Showdown in der ‚echten‘ Welt, und die ganze Geschichte ist ein gutes Stück zu lang. Über die zahlreichen logischen Ungereimtheiten lässt sich hingegen hinwegsehen, denn der Fokus liegt klar auf augenzwinkerndem Spaß. [...]

                                      • 6

                                        [...] Filme über das Filmemachen sind ja oft Masturbation, und da stellt „Lux Æterna“ keine Ausnahme dar. Mit Selbstreferenzen und Zitaten großer Regisseure feiert Noé sein Metier und nutzt diese Prämisse, um einmal mehr eine psychologische Zuspitzung bis zum Wahnsinn zu studieren. Der Film erinnert vor allem an Noés Vorgänger „Climax“, mit einem Filmset statt einer Tanzgesellschaft, wirkt allerdings nur wie ein mauer Nachklapp. Das Publikum bleibt etwas ratlos zurück. [...]

                                        2
                                        • 4 .5

                                          [...] Und das ist der Knackpunkt: Pasolini, der kurz nach Fertigstellung des Films unter mysteriösen Umständen ermordet wurde, hat eine klare Haltung; diese ist in „Die 120 Tage von Sodom“ ohne Hintergrundwissen jedoch nicht wirklich erkennbar. Der Film bleibt eine trostlose, wenig unterhaltende Aneinanderreihung von Widerwärtigkeiten, also eher ein gescheiterter Versuch radikaler Sozialkritik.

                                          2
                                          • 7

                                            [...] „Niemals Selten Manchmal Immer“ ist ein kleines, aber feines, wunderbar natürlich gespieltes Coming-of-Age-Roadmovie-Drama. Während der Film bedingt Aufklärungsarbeit zum Thema Abtreibung leistet, stellt er vor allem durch die Gefühlswelt der Hauptfigur dar, was in unserer Gesellschaft falsch läuft.

                                            • 7

                                              [...] Mit dem Familiendrama als Ausgangssituation wirkt „The Lodge“ zunächst wie eine abgespeckte Version von „Hereditary“. Wie sich herausstellt, ist es aber gerade die Stärke des Films, wie wenig er braucht, um zu fesseln. Veronika Franz und Severin Fiala interessieren sich nicht für Hokuspokus, sondern bleiben auf die menschlichen Abgründe fokussiert. Die präzise Kameraarbeit sorgt dabei für eine konstante atmosphärische Dichte. [...]

                                              • 7 .5

                                                [...] Allein die technisch erstklassige Optik wirkt anziehend; die Bilder werden vom virtuosen Schnitt und vor allem von einer markanten Lichtsetzung noch weiter aufgewertet. Die mystische Tongestaltung mit Off-Kommentaren lädt den Film poetisch auf. Erzählerisch erinnert „Berlin Alexanderplatz“ an Hollywood-Gangsterfilme, zeichnet aber gleichzeitig ein authentisches Deutschlandbild über Immigration und Rassismus. [...]

                                                2
                                                • 7

                                                  [...] „Monsieur Killerstyle“ funktioniert in zahlreichen Lesarten – als Studie von Obsession und Narzissmus, als Kritik an der Konsumgesellschaft, als Serienmörder-Parodie oder Kino-Hommage. Der Film ist eine Komödie mit Horror- und Drama-Elementen – oder umgekehrt. Vor allem aber eine unterhaltsame, angenehm kurze, kleine Groteske für Fans des Abseitigen.

                                                  1
                                                  • 7
                                                    über Soul

                                                    [...] Einerseits beweist „Soul“ großes Talent dafür, abstrakte Konzepte in Bilder zu gießen und wird auch noch bemerkenswert philosophisch. Im selben Atemzug kommen abgedroschene Unterhaltungswerkzeuge wie Körpertausch- und Katzen-Comedy hinzu. Einerseits ist „Soul“ sehr kreativ, andererseits nur eine Abwandlung von „Alles steht Kopf“ und „Coco“. Es gibt bewegende Momente, aber auch etwas langatmige Passagen. Das Ende ist vielsagend und nichtssagend zugleich. Unterm Strich bleibt gewohnt gute Pixar-Qualität. [...]

                                                    2