HansNase - Kommentare

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    HansNase 05.08.2014, 14:10 Geändert 04.01.2016, 19:09

    +++SPOILER+++ (möglicherweise)

    Nicht mosern, sondern einfach ein paar Freunde einpacken und nichts erwarten! So lautet die Formel, um aus diesem Film etwas mitzunehmen. Und es ist möglich, hier seinen Spaß zu haben. Denn "Transformers 4" bietet so viele Hollywood-Klischees, einfältige Drehbuchbausteine und mit Wachsmalstift geschriebene Dialoge, dass man sich den Abend über herrlich darüber zerreißen kann.
    Das fängt schon mit dem Cast an, der alle denkbaren Stereotype nebeneinander aufreiht. Da sind der bürokratisch aussehende Schreibtisch-Bösewicht, der geschniegelt, aber böse aussehende Bösewicht, der geschniegelt, aber böse aussehende schwarze Bösewicht, der gutaussehende Held, der gutaussehende junge Held, die schöne Schnalle, der trottelig, aber sympathisch aussehende sympathische Trottel usw.. Vor allem Mark Wahlberg als "großer Erfinder" ist eine ganz formidable Fehlbesetzung. Aber auch die Transformers selbst werden fleißig durchkategorisiert. Und so hat man auch da den Piraten (mit Zigarre) und den Samurai (mit japanischem Akzent).
    Das nächste Highlight sind die an jeder Ecke eingesetzten Zeitlupen, die schon für einfachste dynamische Aufnahmen das Bild nahezu einfrieren. Die Action-Szenen sind zum Teil sogar ganz ansehnlich, aber wenn Rennfahrer Shane völlig unbedarft seinen Wagen aus dem Fenster des dritten Stocks fährt und unten perfekt positioniert eine Rampe steht, so ist man doch verdutzt über so viel Vertrauen in das eigene Glück. Und - unverzeihliche Mogelschnitte! Da ist eine Kamerafahrt in ein Dampfschiff hinein und während die Kamera durch das Loch in einer Stoffplane fliegt, wird das Bild von einer Taschenlampe geblendet, damit diese - vermutlich unabdingbare - Pseudo-Steadycam auch flüssig wirkt. An sich nichts Wildes, aber das sind die Kleinigkeiten, mit denen man sich über 165 Minuten (!) bei der Stange hält. Was gibt es noch? Ein Erdmetall mit einem Genom... Ein sehr strapaziöses Finale... Schöne Kulissen! Das sei mal noch erwähnt. Alles in allem ein Film, der nicht wehtut. Konnte man von "Pearl Harbor" nicht sagen.

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    • 1 .5
      über Her

      Bei diesem Film schaltet man am besten den Ton aus, dann entsteht am ehesten noch der Eindruck, es handele sich um inspirierendes Erzählkino. Ja, in der Tat, das sieht schon alles top aus. Schöne, knappe Rückblenden, tolle Kameraeinstellungen und gute Arbeit von den Szenenbildnern, Produktionsdesignern oder wie auch immer diese Menschen heißen. Aber so wie das Ganze dann mit wichtigtuerischem Designerkaffee-Geschwaller ausstaffiert wird und wie Joaquin Phoenix und seine synthetische Freundin sich gegenseitig niedersäuseln - so wird jede inhaltliche Botschaft zur Unerträglichkeit erdrückt. Als wäre die skurrile "Sado-Sodo"-Szene zu Beginn des Films nicht schon selbstgefällig genug (eine Szene, die wohl auf lächerliche Weise rechtfertigen soll, weshalb eine Mensch-Computer-Romanze die naheliegendste Lösung gegen die Einsamkeit wäre), so geht es mit wenig überzeugenden Zärtlichkeiten weiter. Das endlose Sich-gegenseitig-ins-Ohr-Gehauche wird dann bis zur Unendlichkeit ausgedehnt. Besteht die Absicht dabei darin, diese besondere Form der Liebe glaubhaft zu machen, so wird diese Authentizität ohnehin durch diverse nicht nachvollziehbare Handlungen der Figuren wieder zunichte gemacht. Da ist etwa in einer Szene eine Frau, die die physische Rolle der Computerfreundin Samantha übernehmen soll - Ohne vorher einmal aufgetaucht gewesen zu sein und ohne verständlichen Grund hebt sie die Beziehung zwischen Samantha und Theodore, dem Helden des Films, dermaßen in den Himmel, als habe sie die ganze Zeit vom Kinosessel aus zugesehen und als wäre das Gezeigte nicht eine einzige Peinlichkeit. Am Ende gibt es noch ein paar Konflikte, aber ehe diese ernsthaft filmisch ausgemalt werden, wird das Bild schwarz. "Written & directed by Spike Jonze". Na das glaub ich Dir auf's Wort.

      4
      • 10
        über Gravity

        Wenn, ja, wenn der Funke auf den Zuschauer überspringt, dann ist "Gravity" das spannendste Kinoerlebnis, das man sich wünschen kann. Noch nie hat sich ein Kinofilm so aufopferungsvoll der Physik des Vakuums und der Schwerelosigkeit hingegeben. Die tonnenschwere ISS zerbirst in einer der größten Crash-Szenen des Kinos in tausend Teile und das, ohne dass das sterbende Metallungeheuer auch nur einen Ton von sich gibt. Während sich alteingesessene Filmeffekte wie der Dolly-Zoom oder das Blue-Screening noch einfach erklären ließen, so ist es dem herkömmlichen Kinogänger wohl kaum noch verständlich zu machen, wie man diese Eleganz erzeugt, mit der lose Schrauben, kugelrunde Flammen, Schachfiguren mit Magnet unten dran oder die Protagonisten schwerelos gemacht werden. Diese Spannung, mit der "Gravity" glänzt, wird zum Teil durch einfache Mittel hervorgerufen. Die ersten 13 Minuten verlaufen ohne (sichtbaren) Schnitt - dadurch spitzt sich für den Zuschauer der Konflikt in der gleichen Zeit zu, wie für die Helden des Films. Hinzu kommt die Kamera, die meist direkt an George Clooney oder Sandra Bullock klebt, während die Zerstörung im Hintergrund bleibt. Diese Subjektivität macht die Katastrophe sehr nahbar. Die Musik ist zumindest am Anfang nicht darauf bedacht, große Emotionen zu vermitteln, sondern grummelt erstmal vor sich hin und wird dann von den fliegenden Stahlbrocken regelrecht mitgeschleudert. Das verstärkt die Unvorhersehbarkeit des Tohuwabohus.
        2013 war Gravity für mich der beste Film des Jahres, denn er hatte die individuellste Handschrift und nach dem Kino hatte ich noch auf der Straße Gänsehaut. Es bedarf aber auch eines großen, 3D-ausgestatteten Kinosaals und dicker Boxen, damit Alfonso Cuarons Weltraum-Thriller seine Wirkung entfalten kann. Auch stimme ich jenen zu, die sagen, man könne "Gravity" bloß ein einziges Mal sehen. Dennoch habe ich ihn dreimal im Kino geschaut...

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        • 2 .5

          Mal ehrlich: Wie groß ist schon der Anteil jener, die sich für bildende Kunst interessieren? Zum Glück, könnte man sagen, wurde das Filmprojekt "Monuments Men" in Angriff genommen - Endlich einmal Kino, das dem durchschnittlichen Besucher die Bedeutsamkeit der Botticellis, Michelangelos und Tizians dieser Welt nahelegen könnte. Und das Ganze ausgeführt durch einen George Clooney, der mit "Good Night, and Good Luck" schon Tiefgang und filmisches Fingerspitzengefühl bewiesen hat.
          In "Monuments Men" jedoch sind das Drehbuch oberflächlich, die Regie klischeehaft, die Kameraschwenks übertrieben und die Musik übertrieben opulent. Der Film hält sich mit Nichtigkeiten und Nebensächlichkeiten auf, sodass die 2 Stunden Laufzeit zu kurz für das Thema sind. Um zu den zu rettenden Kunstwerken einen Bezug aufzubauen, müssten diese mithilfe von Drehbucheinfällen oder einfach ein paar Worten über ihre Bedeutung ordentlich in Szene gesetzt werden. Stattdessen aber wird einfach nur behauptet, dass Kunst halt wichtig sei und man sich deshalb im Kriegsgebiet in Lebensgefahr begeben müsse. An einer Stelle wird es noch damit begründet, dass Menschen durch die Zerstörung ihrer Hinterlassenschaften in Vergessenheit gerieten. Doch ansonsten keine Antwort darauf, warum gerade die Verbrennung eines Raffael-Gemäldes schlimm sei. Keine Antwort darauf, mit welcher Motivation die Nationalsozialisten sich Kunst aus ganz Europa zusammensuchten, welche Bedeutung sie darin sahen. Keine Antwort darauf, weshalb wiederum Werke von Marc Chagall, Paul Klee oder Franz Marc als "entartet" bezeichnet wurden. Überhaupt nur ein einziger Satz über "Entartete Kunst". Die Kunstunkenntnis der Mitwirkenden wird an einigen Dialogen deutlich, etwa als Cate Blanchett dem "Kunsthistoriker" Matt Damon erklärt: "Die Werke werden in ein Schloss gebracht. Es heißt Neuschwanstein." Die beiden genannten Schauspieler verleben dazu noch eine belanglose und unromantische Liebeleien-Episode. So wie es hier im Ansatz gefühllvoll wird, so wird es im Rest des Films auch nur im Ansatz tiefgründig. Diese spärlichen interessanten Situationen werden dann jedoch durch Schnittblenden einfach beendet. Dass sich der Kriegsfilm "Monuments Men" des Genres Komödie annimmt, ist freilich legitim. Doch sind nur wenige Witze wirklich lustig. Die tollen Schauspieler wirken zum Teil nur wie Staffage, sind zum Teil geradewegs enttäuschend. Mit Notizblöcken stehen Bill Murray und John Goodman vor Kunstschätzen und tun so, als wären sie fachkundig.
          Höhepunkt des Dilemmas: eine amerikanische Flagge, extra für den bösen Russen aufgehängt. Danke, Amerika.

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