HansNase - Kommentare
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Alle Kommentare von HansNase
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Tja, Peter Jackson, was machmer denn nu mit Ihnen? Mit dem Herrn der Ringe kann es sein Hobbit längst nicht aufnehmen, also besinnt sich der neuseeländische Regisseur auf seinen Edel-Trash-Film "Braindead" zurück und folgt dem Motto: "Was wir brauchen, ist ein neuer Krieg!" Aber nicht einmal seinem kultigen Zombie-Horror kann die zweite Mittelerde-Trilogie das Wasser reichen; statt eines "SENGAYA!" entspringt nur ein ernüchtertes "Die Party ist vorbei..." Solange Äxte, Pfeile und Ork-Köpfe fliegen - und das ist nichts Neues, Jackson versteht ja durchaus etwas von seinem Handwerk - ist auch "Die Schlacht der Fünf Heere" ein beschaulicher Zeitvertreib. Allerdings geht dem Film das Herz abhanden. Gehörte Gimli noch zu den Publikumslieblingen aus "Der Herr der Ringe", so hat man es hier verpasst, den Zwergen etwas Seele einzuhauchen. Mitunter taucht einer der Kurzgewachsenen auf der Leinwand auf und man denkt nur "Watt - Wer bist Du denn?" Auch an anderen Stellen wirkt das bunte Treiben gezwungen. Und dann werden auch noch die Kämpfe unlogisch. Legolas, der, wie es so schön heißt, "eigentlich gar nicht hier sein sollte," läuft in einer Szene über herunterfallende Steine. Eigentlich sollte es in so einem Kommentar ja um Botschaft, Spannung etc. des Films gehen, aber - Das geht nicht! Am Ende denkt noch einer, er könne sich in einem herunterfallenden Fahrstuhl das Leben retten, indem kurz vor dem Erdboden hochspringt. Und plötzlich ist da doch dieser Moment, der das Ruder wieder herumreißt. Als einer der Hauptcharaktere stirbt und sich von Bilbo verabschiedet, artet das Ganze zu einer unvermutet emotionalen Szene aus. Ja, ausgerechnet dieser Filmreihe hätte der verblüffte Autor dieses Kommentars niemals eine solch feinfühlige "Letzte-Worte"-Szene zugetraut wie diese. Wem ist das zu verdanken? Martin Freeman! Mein Respekt an ihn und jene, die ihn gecastet haben. Der "Hobbit" selbst überzeugt hier doch tatsächlich am meisten bzw. als einziger auf schauspielerischer Ebene (davon ausgehend, dass der Rücken des tapfer kämpfenden Saruman nicht Christopher Lee, 92 Jahre, gehört). Das Ende dieser Trilogie ist dann leise und unaufgeregt. Eigentlich echt schön nochmal.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Manchmal hat der Filmemacher es vergleichsweise einfach, nämlich dann, wenn sich irgendwo in der Geschichte der letzten X00 Jahre eine Story verbirgt, die so verblüffend ist, dass man sie nur adäquat zu verpacken braucht. So ist "Zeit des Erwachens" nicht die Erfindung des Rades, aber ein bewegender Leckerbissen. Die Schwierigkeit besteht hierbei darin, sich bei diesem unglaublichen Plot für eine Richtung, eine Botschaft des Films zu entscheiden. Penny Marshall hat schließlich eine Art "Erinnert euch, was echte Fürsorge ist"-"Wisset das Leben zu schätzen"-"Jeder trägt einen Käfig mit sich herum"-Brühe fabriziert, die nicht immer als Herzensangelegenheit überzeugt. Ist auch Wurst, denn vom erzählerischen Geschick, dem Spannungsaufbau und den tollen Schauspielern lässt es sich hier gut leben. Robert De Niro liefert eine Leistung ab, die man bei einem anderen Schauspieler getrost als die beste seiner Karriere bezeichnen würde. Aber Robert "Travis" "Vito" "Noodles" De Niro kann das vermutlich als Ganzkörper-Fingerübung verbuchen.
Nach dem Tod von Robin Williams, dem Hauptdarsteller des Dramas, hieß es in den "Tagesthemen", er sei einer der wandlungsfähigsten Schauspieler seiner Generation gewesen. Ich bin nicht dieser Ansicht. Aber kaum ein Darsteller hatte so ein traurig-liebevolles Lächeln wie er. Das verlieh seinen Figuren Raum und kommt auch diesem Film zugute, der so schon tragisch genug ist. Eine Oase von einer Geschichte.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Sieht man im Vorfeld die Spieldauer von 150 Minuten und den Genre-Verweis "Biopic" und erinnert man sich dann gegebenenfalls noch an ähnliche Filmbiographien wie "Gandhi", die ihrerseits ebenso große Filme wie *komm-seien-wir-mal-ehrlich* gepflegt langweilig *Hier-könnte-Ihr-Ausdruck-der-Empörung-stehen* sind, dann weiß man, was man von "Mr. Turner - Meister des Lichts" zu erwarten hat. Nämlich, dass sich dieser Film ähnlich hinziehen wird wie der Schachtelsatz zu Beginn meines Kommentars. Viel wichtiger ist mir hierbei eher das Credo des Films. Zu Beginn des Jahres wurde mit "Monuments Men" noch gezeigt, wie man einen Film über bildende Kunst ohne bildende Kunst macht. "Mr. Turner" dagegen ordnet sich dieser Kunst vollends unter und passt sich ihr an. Und zwar insofern, als dass er ebenso wie sie kein Abbild der Realität liefert, sondern sie mithilfe von Überspitzungen und Übertreibungen, Fokussierungen und Vereinfachungen subjektiv interpretiert. Demnach ist der Künstler William Turner (Timothy Spall) hier eben als mürrischer Grunzling dargestellt. Ob er das in Wirklichkeit war, spielt da eine untergeordnete Rolle. Es tritt zum Vorschein, was einen Künstler, einen großen Künstler, im Kern ausmacht - sein Blick, sein Weitblick, sein Werk. Regisseur Mike Leigh beweist ebenfalls, dass die Kunst in ihm steckt. Er findet Bilder von selten schöner Farbigkeit, Komposition und Spannung - ebenso in den europäischen Landschaften wie auch in den Dialogszenen. Zudem hat sein Film einen interessanten Zeitbildcharakter. Unter den Briten des 19. Jahrhunderts fand sich da nun einmal noch der eine oder andere alkoholabhängige Ex-Sklaventreiber oder schon ein erster Pionier der Fotografie. Am bestechendsten sind die Szenen, in denen Turner und seine Berufskollegen um die Gunst der Oberen des Landes kämpfen und jene, die die Ideenfindung des Künstlers ausmalen. Erstaunlich, wie detailgetreu die "Fighting Temeraire" nachgestellt wurde. "Ein Schiff... und noch ein Schiff," sagte James Bond bereits dazu. Steckt vielleicht doch mehr dahinter?
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Jake Gyllenhall ist ein Mann äußerst wandlungsfähiger Augen. In "Prisoners" versah er noch seinen gestressten Polizisten mit einem Dauerzwinkern, hier gibt er den Soziopathen-Reporter mit weit aufgerissenen Glubschern. Diese Figur ist hierbei aber nicht nur der psychisch-moralisch Entrückte, sondern auch gleichzeitig der Protagonist und nebenbei auch noch Gegenstand des Konflikts. Die Umwelt dieses skrupellosen Medien-Yuppies, also das Fernsehen und seine Zuschauer, empfangen ihn wohlwollend mit offenen Armen, erfreuen sich an seinem Talent, sterbende Menschen, tote Menschen, tötende Menschen auf Band zu bannen. In diesem Film steckt ein bisschen "Fenster zum Hof", ein bisschen "Taxi Driver", ein bisschen "Network". Wie hier der Voyeurismus zur Schau gestellt wird, verdient die Bezeichnung konsequent allemal. Ein wenig leidet Dan Gilroys schön bebilderter Thriller jedoch unter strukturellen Problemen. So wird dem Schaffen und Machen des von Gyllenhall gemimten Louis Bloom zu viel Platz eingeräumt. Klar, es ist schon schockierend zu sehen, wie er einfach seinen Mitarbeiter krepieren lässt. Allerdings ist er ohnehin keine Identifikationsfigur. Dass Bloom sich nicht viel aus Empathie macht, wird bereits in der ersten Szene klar. Da überraschen oder entsetzen seine späteren Taten auch nicht mehr. Die dafür anfallende Spieldauer hätte man eher noch dem Verhalten seiner Mitmenschen einräumen können. Aber vielleicht ist es auch gut, wenn nicht immer das gezeigt wird, was man sehen will. Das ist jedenfalls ein Eindruck, der aus diesem Film hervorgeht.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Jeder Zombiefilm kreiert seine eigenen Untoten. Deshalb darf man auch nicht gleich losbrüllen, die Zombies in "28 Days Later" seien unrealistisch, weil sie in "World War Z" das und das konnten. Aber erstellte ich ein Zombie-Ranking, so rangierten die blutigen Menschenabkömmlinge aus der Neuauflage von George A. Romeros Horror-Klassiker "Dawn of the Dead" deutlich hinter den traumwandelnden Gesellen aus "Zombieland", "Braindead" und der Komödie "Shaun of the Dead". Hier fehlt der Charme des Tollpatschigen, der zwischen den Zeilen die schlimme Gefahr offenbart. Die Zombies in diesem Film sprinten, springen und wenden viel zu elegant, als dass man ihnen den im Fernsehen behaupteten neurologischen Kurzschluss abkaufen könnte. Im "Dawn of the Dead" des 21. Jahrhunderts wechseln sich schwache und stärkere Szenen ab. Die Mall-Kulisse ist noch bedrohlicher als in der 1978er-Version, die Idee der Dach-zu-Dach-Dialoge mit der Figur "Andy" ist toll und der Horrorstreifen nimmt innerhalb des Abspanns noch einmal verblüffend Fahrt auf. Ärgerlich ist jedoch, dass Regisseur Zack Snyder einige seiner Figuren anhand moralisch "richtiger" Handlungen sympathischer machen möchte, diese aber dadurch nur dämlich wirken. Dazu gibt es logische Ungereimtheiten - Da ist ein Transportwagen von hunderten Zombies eingekreist und nach einer Explosion liegen nur noch ein paar Dutzend brennende Fleischhäufchen um das Fahrzeug herum. Dazu sitzt "Dawn of the Dead" einer Krankheit vieler Horror- und Action-Filme auf - Nämlich der, dass CGI-Anspruch und CGI-Wirklichkeit weit auseinander liegen.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Was spielt es für eine Rolle, ob 2D oder 3D, wenn es um 5 Dimensionen geht? Vielleicht wollte Christopher Nolan aber auch einfach seiner Linie treu bleiben und hat deshalb auf 3D verzichtet, obgleich jeder andere Regisseur bei diesem Film zur platten Plastizität verdonnert worden wäre. Auch schön ist, dass "Interstellar" die Finger von "Gravity" und dessen optischem Spektakel lässt. Dieser Film hier feuert seine eigene mordsmäßige Show ab und nimmt auch eine komplett andere Richtung, stellt sich nicht vor, sondern neben die übrigen Meisterwerke der letzten Jahre. Nachdem in "The Dark Knight" der Chaos-Diskurs eher ein Nebenmotiv blieb und "Inception" seine Ideen mit reichlich Plattitüden unterfütterte, ging Nolan diesen Film wieder mit der unermüdlichen Konsequenz an, von der schon "Memento" lebte. In "Interstellar" geht es um den Ex-NASA-Astronauten Cooper (Matthew McConaughey), der im Angesicht einer aussterbenden Welt sein Raumschiff durch ein Wurmloch fliegen soll, um neue Welten auf Bewohnbarkeit zu untersuchen. Plan A des Projekts sieht vor, den Rest der Menschheit hinterherzuschicken. Problem: Die irdische Schwerkraft verbietet eine solch große Völkerwanderung. Plan B: Aus gefrorenen Eizellen soll auf dem Ausweichplaneten eine neue Zivilisation erwachsen. Blöd nur, dass Cooper seine beiden Kinder auf der Erde zurücklassen soll. Nolan scheut sich nicht, eine sehr wissenschaftlich anmutende Sprache zu verwenden. Das erfordert etwas Grundwissen oder zumindest eine gewisse Toleranz. Das ist nicht selbstverständlich, so haben doch Filme wie "A beautiful Mind" oder "Good Will Hunting" mit Mathematik so viel zu tun wie die Sixtinische Kapelle mit einem Saugpömpel. Das heißt aber nicht, dass auch alles hieb- und stichfest ist, was die Akteure in "Interstellar" von sich geben. Wie Ammoniak zu Kohlenwasserstoffen auskristallisieren soll, bleibt da ein Rätsel. Auch die Mutmaßung, dass es sich bei Liebe um eine Art Spürsinn zur Überbrückung der Dimensionen handele, klingt aus wissenschaftlicher Sicht hanebüchen, jedoch ist es innerhalb der Erzählung verblüffend schlüssig erdacht. Es geht ja auch nicht nur um Relativitätstheorie und Zeitkrümmung, nein, es kommt auch eine menschliche, philosophische Seite zum Tragen. Christopher Nolan abstrahiert und verzerrt, wo es nur geht, scheut sich nicht, den Zuschauer mit visuellen Eindrücken zu überrumpeln. Mitunter fühlt man sich an den Klassiker "2001" erinnert. Erzählerisch kommt es außerdem zu Synapsenverknotungen, wie man es lange nicht mehr im Kino erlebt hat. Cooper und seine Astronautenkollegen, darunter Anne Hathaway als "Dr. Brand" sehen sich mit kosmischem Wirrwarr konfrontiert, der ebenso wasserdicht für den Zuschauer, wie unmenschlich und überfordernd für die Protagonisten scheint. Das alles ergibt den vielleicht besten und geradlinigsten Film des Jahres.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Ein Meisterwerk der Schnittkunst, der Schauspielkunst und der Erzählkunst! Doch von vorn: Wer sich einmal ein klassisches Konzert angehört hat, kennt das erste Aufklingen des Orchesters, bevor die eigentliche Musik einsetzt, den berühmten Kammerton a. Mit diesem beginnt "Requiem for a Dream" in seinem Prolog, bevor zum ersten Mal die bekannte Titelmelodie ertönt, die noch viel berühmter ist als der Film selbst. Die Orchestrierung dient hier und an vielen anderen Stellen im Film dazu, auch harmlose Szenen mit einer bösen Vorahnung zum weiteren Verlauf zu versehen. Ohnehin ist die Fülle an stilistischen Kunstgriffen überbordend. Drei Beispiele seien hier einmal aufgeführt. Eine der Hauptfiguren, Sara Goldfarb (Ellen Burstyn) ist eine ältere Frau, die eine Diät machen möchte und deshalb ihr Frühstück auf eine Grapefruit, ein Ei und einen Kaffee beschränkt. Man sieht den Teller mit der Grapefruit - Schnitt - und nur die Schale ist noch übrig. Eine Ellipse, die die Dürftigkeit dieser Mahlzeit und den verbleibenden Hunger beschreibt. Anderes Beispiel: Viele Male zeigt der Film eine dreisekündige Schnittfolge, wenn sich eine Figur einen Schuss setzt. Dabei sieht man jeweils ein Feuerzeug, blubberndes Heroin, eine Spritze, eine Blutvene und eine sich vergrößernde Pupille. Als Protagonist Harry Goldfarb (Jared Leto) sich dann eines Tages jedoch den Arm infiziert, mischt sich das Bild eines platzenden Blutgefäßes in die Bildfolge. Hundertmal geht es gut, einmal geht es schief, so die Botschaft dahinter. Der Zustand des (verstörend geschminkten) Arms verschlimmert sich und Harry leidet unter großen Schmerzen. Schräge Töne und ein wackelndes Bild, als würde jemand den Film schütteln, verdeutlichen diese Schmerzen. Eben erwähnt war bereits Ellen Burstyn, die eine unfassbar gute Performance hinlegt. Viel zu selten erhalten weibliche Darsteller in amerikanischen Filmen solche exotischen Rollen, während die Hannibal Lecters, Forrest Gumps und Vito Corleones von Männern gespielt werden. So blickt man nach diesem Film mit anderen Augen auf die zerzauste Frau, die an der Straßenecke "Herzilein" trällert. Darren Aronofskys Bester!
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Guter Film. Schlechter Film. Irgendwas dazwischen. "Dracula Untold" ist letztlich nichts davon. Denn selbst ein "mittelguter Film" braucht Aspekte, die überzeugen und solche, die es zu bemängeln gilt. Doch dieses Unterhaltungsfilmchen wehrt sich mit Händen und Füßen (und einem Paar spitzer Zähne) dagegen, dass man sich eine konkrete Meinung bildet. Es ist, als schaue man sich einen guten Vampir-Schocker durch Milchglas an. Regisseur Gary Shore traut sich nicht, in die Tiefe zu gehen oder Szenen aufzuziehen, die im Gedächtnis bleiben. Wie war das in "300: Rise of an Empire" gleich noch? Da gab es die Fick-Szene mit Eva Green - Das war zumindest etwas, an das man sich noch ein paar Monate später erinnert. Da kann man dann immer noch sagen: "Das war wichtigtuerisch und voyeuristisch; wollte mehr sein, als es war." Aber dann hat man zumindest einen gewissen Diskussionsgegenstand. Blieb aus "Dracula Untold" irgendetwas hängen? Vielleicht das Maskenbild des Meistervampirs. Das darf man dann auch gern einmal hervorheben. Alle übrigen visuellen Eindrücke blieben nichtig. Die Kampfszenen waren in meinen Augen gar keine wirklichen Kampfszenen, sondern nur Behauptungen. Da passierte auf der Leinwand überhaupt nichts, allerdings war es so wackelig umhergefilmt, dass der gutgläubige Zuschauer meinte, einen Kampf zu sehen. Und schließlich noch ein offenes Ende mit einem "Mögen die Spiele beginnen." Könnte ja sein, dass der Film Erfolg hat und man einen Anhaltspunkt für die dringend nötige Fortsetzung braucht. Da ich also doch weitgehend verärgert aus dem Kino ging, kann ich resümieren, dass "Dracula Untold" für mich ein schlechter Film war. Irgendwelche Einwände?
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
"Daas iiist därr uunbequäämste Sarrg, in dem ich jäämals geleegen habe!" - Martin Landau's Leistung in der Rolle des Dracula-Altmeisters Bela Lugosi gehört fraglos zu den verdientesten Oscar-Siegen in der Kategorie des besten männlichen Nebendarstellers. Daneben fällt der Auftritt von Johnny Depp unverdienter Maßen oft hinten herunter. Dabei gibt Depp einen der besten Fatalisten der Hollywood-Geschichte. Der riesenhafte Catcher Tor Johnson, den Ed Wood als Darsteller engagierte, rennt in einer Szene fast die Kulissenwand um. Daraufhin Ed Wood: "Das war gut. Sehr echt. In der Realität hätte jemand wie Bobo tagtäglich Probleme wie das da gerade." Überzeugende Argumentation, nicht? Die Kernaussage des Films, dass auch in Werken ärmlichster Produktionsbedingungen und dürftigster Handwerklichkeit Ideen, Erhabenheit und große Kunst stecken können, vermittelt Johnny Depp unwiderstehlich. Visuell und akustisch zeigt der Regisseur des Regisseur-Porträts, Tim Burton, höchste Akribie. Mit Schwarz-Weiß-Bildern, einem Intro voller B-Movie-Effekte, einem schiefen und schrägen Hauptthema des Komponisten Howard Shore ("Das Schweigen der Lämmer", "Der Herr der Ringe"), Rollblenden und beängstigenden Ähnlichkeiten der Figuren zu ihren realen Vorbildern unterwirft Burton seinen "Ed Wood" dem Geist des 50er-Jahre-Unterhaltungsfilms. Humoristischer Höhepunkt der Komödie ist der Tümpelkampf Martin Landaus gegen die Stoffkrake. Edward D. Wood jr. wurde für seine Filme ausgelacht, hatte wenig Geld, Alkoholprobleme und starb mit 54 Jahren. In einer Szene filmt er seinen todkranken Freund Bela Lugosi und behauptet, das Material diene seinem nächsten Film, mit ihm, Lugosi als Star. Laut Tim Burtons Inszenierung war Ed Wood also auch, oder in erster Linie, ein toller Mensch. Und das macht dieses Biopic auch zu einem sehr tragischen Film. Würdiges Denkmal.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Die Pflicht, schon bei nichtigsten inhaltlichen Verweisen eine "Spoiler"-Warnung über einen Kommentar zu kleben, scheint ja inzwischen ein ungeschriebenes Gesetz auf moviepilot und co. zu sein. Eingeführt wurde das Wort "Spoiler" im Sprachgebrauch des Filmfanatikers jedoch für Perlen wie diese - "Gone Girl - Das perfekte Opfer" ist ein erstsahniger Thriller, die obere Liga des Genres! Regisseur David Fincher stellt an jeder Ecke Wegweisschilder auf und nie weiß man, in welche Richtung der rote Faden abbiegen wird. Für reichlich kalten Schweiß sorgt dabei der Soundtrack von Atticus Ross und Trent Reznor, die Fincher's "The Social Network" bereits einen Oscar eingebracht hatten. Hauptdarstellerin Rosamund Pike, im Allgemeinen eher bekannt durch Leichtkost-Filme, darf hier wahrlich einmal ihr oft vermutetes Potential ausleben. Auch Ben Affleck haftete durch "Armageddon" und "Pearl Harbor" lange der Ruf des Kino-"Verzoters" an, inzwischen hat er jedoch ein ordentliches Œuvre an ordentlichen Filmen vorzuweisen. Erzählerisch ist dieser Aperitif der anstehenden Oscar-Saison eine unaufhaltsame Lokomotive, die sich über eine Reihe von Rückblicken und Perspektivwechseln weiter und weiter nach vorn schraubt. Die Schilderung der Geschichte ist so virtuos verpackt, dass kleine Details oft groß wirken und dass die unscheinbare Welt des amerikanischen Kleinstadtlebens plötzlich als perfekt bedrohliche Kulisse daherkommt. "Gone Girl" ist kein lustiger Film, aber ohne Ende spannend. Lustig ist nur die Konsequenz, mit der hier der heilige Bund metaphorisch verunglimpft wird. Frisch Verlobten sei dieser Film nicht empfohlen. Kein Plädoyer für die Ehe.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Die Mutter aller Schlechte-Laune-Enden! Tatsächlich wusste ich durch ein paar geschwätzige Mitschüler bereits in der 6. Klasse, wie dieser Film ausgeht. Jahre später schaute ich ihn mir an - Und das zwischenzeitliche Absaufen von U 96 wurde so dermaßen beengend, mitreißend, herzschlagartig inszeniert, dass ich dachte, man hätte mich damals nur veräppelt gehabt. In der Straße von Gibraltar endet die Reise jetzt, dessen war ich mir sicher. Überhaupt war es schon ungeheuer mutig von den Herren Rohrbach und Petersen, dieses Projekt, ausgelegt auf 280 Minuten in seiner längsten Fassung, anzugehen. Zumal die "Boot"-schaft des Films nicht jedem schmecken würde. Nazi-Marinesoldaten als "tolle Männer" zu präsentieren, ihre Leistungen zu würdigen, ihre Leiden zu respektieren, das bedurfte jeder Menge Feingefühl. Die beachtliche Länge des Films kommt hier gut zum Tragen. Als Zuschauer ist man mit auf dem Boot gefangen, man kann nicht weg, höchstens mal ab und zu hoch auf den Turm. Doch auch von dort ist nur das Meer zu sehen, endlos und oft grau. Nur drei Szenen außerhalb des U-Boots - Plötzlich ist alles in bunte Farben gehüllt - eine Welt, die den Seeleuten inzwischen fremd erscheint. Was spielt es dann für eine Rolle, was die Staatsoberen aus dem Radio heraus schimpfen? Auf See bestimmt die See selbst die Regeln. Niemand tadelt, wenn "It's a Long Way to Tipperary" gespielt und Josephine Baker getanzt wird. Das Fundament dieses Kriegsdramas bilden die hervorragende Tontechnik, die großartigen Schauspieler - diese g r o ß a r t i g e n Schauspieler - das ausgeklügelte Spiel mit Licht und Schatten und die beispiellose Kamera. So wie letztere durch das Innere des Seegefährts saust, von einem Ende zum anderen und wieder zurück, und wie sie blütenartig aufgeht, sobald sich das Geschehen mal außerhalb des U-Boots abspielt, ist es schlichtweg unwiderstehlich. Die Figuren sind unglaublich farbig und verlangen dem Zuschauer Empathie ab, an ihrer Spitze, der "Kaleun" Heinrich Lehmann, fantastisch bedächtig gespielt von Jürgen Prochnow. Dazu viele Darsteller, die man in so einem großen Film nicht erwarten würde und die umso mehr einen fantastischen Job machen. Herbert Grönemeyer, zunächst gedisster Außenseiter, später ein Freund der übrigen Figuren, nimmt den Zuschauer mit unter See. Martin Semmelrogge und seine unvergleichliche Stimme formen den Draufgänger; Hubertus Bengsch, deutsche Stimme von Richard Gere, gibt beängstigend gut den adretten Doktrintreuen; Heinz Hoenig ist der ruhige Mann am Funkgerät und Ralf Richter sowie Jan Fedder sind die spätpubertären Halbstarken, mit denen man sich besser gut stellen sollte. Man schaue sich unbedingt diesen Film an, denn dann "wird's psychologisch, meine Herren." Ob sich die Anhänger des FC Schalke über dessen Erwähnung freuen werden, ist jedoch eine andere Frage.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Hunt, Liddy, Ehrlichman, Haldeman, Colson, Mitchell - "Die Unbestechlichen" überhäuft seine Zuschauer erst einmal mit Namen, die für den Geschichtslaien zunächst nicht mehr als Namen sind. Nixon - klar, den kennt man, den Mann, mit den dichten Augenbrauen, dem langen Gesicht, den Siegerposen, dem Ding mit Watergate. Aber mehr ist vielen letztlich nicht geläufig und so ist dieser Polit-Thriller kein Film, der wirklich erleuchtet geschweige denn Spaß macht - zumindest nicht beim ersten Mal. Beim zweiten oder dritten Mal jedoch entpuppt sich das Erbsenzählen der beiden Journalisten Bob Woodward (Robert Redford) und Carl Bernstein (Dustin Hoffman) als filmische Lektion in Sachen Hartnäckigkeit, investigativem Journalismus mit einfachsten Mitteln und aus den Namen der mächtigen Konspiratoren werden nach und nach Gesichter. Dann machen auch die Telefongewitter des Robert Redford und die geschickten Austrickser des Dustin Hoffman Laune. Ja, es ist geradezu eine Wonne, zu sehen, wie simpel die beiden mitunter vorgehen, um an neue Informationen zu kommen. Not macht erfinderisch. Schlussendlich ist der Aufstieg der beiden "kleinkalibrigen Lokalberichterstatter" zu Star-Reportern ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung des amerikanischen Traums. "Rags to riches" - im ernüchterten Amerika der "Nach-Watergate-Zeit" möglicherweise ein ersehnter Grundsatz, schließlich wurde im selben Jahr auch "Rocky" zum Kinohit. Die große Achillesferse der "Unbestechlichen" ist das Ende. Der Film hört einfach mitten im
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Wie kann man heute noch die Gefühle der Leute nachvollziehen, die die ersten bewegten Bilder sahen, zu Zeiten der Gebrüder Lumière? Na klar! - Indem man die damals gezeigten Szenen - eine riesengroße Menschenmenge oder einen heranbrausenden Zug - in 3D serviert bekommt! So fühlt sich der Zuschauer des 21. Jahrhunderts plötzlich wieder genauso vom Zug überrollt, vom Film verschluckt, wie es die Zeitgenossen der Königin Victoria taten. Mit "Hugo Cabret" wurde das Mittel der Dreidimensionalität zum ersten Mal zu einem künstlerischen Kniff, zur Stütze einer filmischen Botschaft. Dass sich Martin Scorsese hier die Huldigung der frühesten Kinopioniere zur Mission machte, vermutet man, sofern unwissend, zu Beginn des Films noch gar nicht. Viel zu überbordend ist die Woge von Details, kleinen Zahnrädern und skurrilen Figuren, als dass sich das Ziel des Abenteuers offen zeigte. Wer jener "Papa Georges" ist - von Ben Kingsley hingebungsvoll gespielt - soll man erst erfahren, wenn man diese traurige Figur einmal in sein Herz geschlossen hat. Nach und nach macht sich dann die Richtung des Films sichtbar, wird der Weg von der "Roundhay Garden Scene" bis zu den ersten Leinwandepen gezeigt, entpuppt sich der tollpatschige Sascha Baron Cohen als Verbeugung vor den Großmeistern des Slapstick: Chaplin, Keaton, Harold Lloyd. Der Auftritt von Letzterem in "Safety last!", wo Lloyd an einer wackeligen Turmuhr hing, findet eine Wiederauflebung in Person des jungen Hauptdarstellers Asa Butterfield, der die waghalsige Szene von einst nachahmt. Auch der Lokomotivencrash von 1895 im Gare Montparnasse war vor einer kleinen Hommage in diesem Film nicht gefeit. Georges Méliès zeigte 1902, dass man mit Filmen zum Mond fliegen kann; Scorsese über 100 Jahre später, dass dieses Medium sein Pulver längst noch nicht verschossen hat.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
So wie ich kein allzu großer Fan des ersten Teils bin, ging ich mit gemäßigten Erwartungen in diesen Film hinein und fühlte mich durch die typische Optik und die schwelgerische Vertonung gleich hineingesogen. Miese Kritiken und finanzieller Misserfolg haben "Sin City 2" übel mitgespielt, dabei kann man auch dieser Fortsetzung ein paar schöne Ideen, zumindest aus gestalterischer Sicht, attestieren. Ein schamerfüllter Polizist lässt durch die Totalreflexion seiner Brillengläser seine Augen nicht erkennen. Josh Brolins verletztes Auge wird mithilfe eines fremden, ausgerissenen Augapfels provisorisch übertüncht. Die Kamera filmt durch den Aktionsradius des Deckenventilators hindurch. Neonoir-Kino zum Hinabgleiten. Strukturell fällt das brutale Spektakel mitunter auseinander. Mickey Rourkes Charakter wird zu selbstzufrieden als "gute Seele" unter den wandelnden Fleischwölfen gezeigt. Mit der Zeit wirkt das etwas albern. Der Auftritt von Ray Liotta dagegen kommt zu kurz. Lobenswert ist jedoch einmal mehr die Arbeit der Lichtdesigner, die wie schon im ersten Teil entscheidend zur Comic-Optik beitragen. Inhaltlich ist das Ergebnis eine nebulöse Suppe aus Lügen, Intrigen, bösen Männern und bösen Frauen, dem Sieg in der Niederlage, der lange geplanten Rache und dem Spiel mit dem Feuer. Aber auch Suppe kann gut schmecken. "Sin City 2: A Dame to Kill For" ist nach "300: Rise of an Empire" schon das zweite Sequel in diesem Jahr, das mir unerwartet viel Sympathie abverlangt.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Dass "J. D." und Sheldon Cooper sowie Onkel Phil (fällt womöglich erst bei den Credits auf) in einem Film auftauchen, muss an sich bald schon reichen, *zwinker*. Hauptdarsteller und Regisseur Zach Braff, ebenjener treuer Jugendbegleiter aus der Serie "Scrubs - Die Anfänger" beweist jedoch in seiner zweiten Leinwandregiearbeit, dass er seinem Publikum mehr zu bieten hat als ein paar kurzlebige Späße. In "Wish I Was Here" geht es an sich um simple Facetten des Lebens wie gegenseitigen Halt, Verlustängste und Scham. Es erzählt von Glaubensdefinitionen, davon, dass es nie zu spät ist, das Richtige zu tun und davon, dass es lohnenswert sein kann, selbstlos zu sein. Die Dialoge und Regieeinfälle, mit denen das vermittelt wird, zeugen von großem Ideenreichtum und lassen den altbekannten "Scrubs"-Humor aufblitzen. Man merkt dem Film deutlich die Gratwanderung zwischen Albernheiten und Nachdenklichkeiten an, doch gelingt diese adäquat. Ein paar Achillesfersen bleiben nicht aus - So ist der Film zwar angenehm entschleunigt, doch häufen sich zum Ende hin die Zeitlupen/Musik/Zwischenbilanz-Szenen und sorgen für Längen. Zach Braff wirkt dazu schauspielerisch etwas hölzern. Manch kluger Satz klingt da wie vom Gebetswürfel abgelesen. Ein glückliches Händchen wurde dagegen bei der Besetzung der Kinderrollen bewiesen. Alles in allem ist diese seichte Komödie ganz hübsch anzuschauen, auch weil schön fotografiert und gut geschnitten. "Ich hab' bei einem Kostümwettbewerb gewonnen." - "Aber Du hast gewonnen." Auch der Film ist ein Gewinn. Glückwunsch, Mr. Braff!
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Und da ist auch schon der dritte Teil des Altherren-Kugelhagels "The Expendables"! Dieser hier profitiert von den niedrigen Erwartungen, die sein Vorgänger gehegt hat. Zwar fliegen weniger Dickdarm- und Hirnteile vom linken zum rechten Bildrand, dafür werden die Stars viel besser in Szene gesetzt. "The Expendables 2" hatte sich "Trash" auf die Fahne geschrieben, um sich dann an Emotionen zu versuchen - was furchtbar misslang. Die Dialoge waren nicht schlau, aber eben auch nicht so bescheuert, dass man seinen Spaß daran gehabt hätte. Dagegen wird im dritten Teil viel mehr Kalender- und Glückskeksrhetorik ausgepackt, sodass die Kunst des Sich-selbst-auf's-Korn-Nehmens verstärkt zum Vorschein kommt. Gut, der zweite Teil hatte einen Chuck Norris mit einem Chuck-Norris-Witz und ein paar "I'll be back!"-Plattitüden, aber hier wurden für - Schauspieler - Rollen - geschrieben. Der Einsatz von Antonio Banderas ist kein Selbstzweck, sondern liefert eine viel unabhängigere Figur mit gelungenen Gags. Der Star-Faktor kommt nebenbei. Mel Gibson überzeugt als Bösewicht, auch wenn man ihn sich doch lieber als einen der Guten wünschte. Auch Wesley Snipes gibt als Teamkollege ein gutes Bild ab. "The Expendables 3" wartet mit sehr vielen Figuren auf und findet überraschend gut die Balance, niemanden als reine Staffage dastehen zu lassen. Naja, schließlich gibt es trotzdem viele Dialoge, die in Nichtigkeit versanden und schlechten Erzählfluss, aber der Film sonnt sich regelrecht in seiner Vorhersehbarkeit, seiner moralischen Fragwürdigkeit und der Durchschaubarkeit seines Finanzkalküls, dass man als Zuschauer zum Fatalismus neigt und einfach genießt.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Immer das gleiche Strickmuster mit diesen "Marvel"-Filmen: Am Ende wird irgendeine Großstadt von einem riesengroßen, uninspiriert entworfenen Etwas bedroht und das Unheil am Ende doch abgewendet. Mal sind es hässliche Wale ("The Avengers"), mal ein fliegender Turm ("Thor - The Dark Kingdom"), mal Raumschiffe ("The Return of the First Avenger"). Diesmal ist es ein verzwirbeltes Raumschiff, das wohl nur deshalb schraubenförmig daherkommt, weil, naja... "Warum nicht?". Dazu ist "Guardians of the Galaxy" an keiner einzigen Stelle spannend. Wie soll ein solcher Superheldenfilm auch Spannung hervorrufen, wenn sich die Protagonisten in jeder noch so präkären Situation irgendeinen "Expecto-Patronum"-Abkömmling aus dem Hosenstall ziehen können? Da kann ein havarierender Raumgleiter aus noch so großer Höhe Richtung Erdboden stürzen, natürlich prallt am Ende niemand auf und natürlich stoppt das Objekt knapp über dem Erdboden... Außerdem ist die erschaffene Welt zu 80 Prozent metaphysisch, sodass man keine Ahnung hat, welcher "Energiestrahl" jetzt tödlich ist und welcher nur ein bisschen kitzelt. Chris Pratt setzt seine Maske im Vakuum ab - Au kacke! - Aber nein, ist ja doch nicht so schlimm... Dave Bautista stürzt in eine gelbe Schlonze? Ruhe in Frieden. Ach nein, auch das kein Ding. Den "Orb", eine sehr wichtige Metallkuller, aufmachen und reinfassen - tödlich - wirklich tödlich! Ob sich hier jemand aus der Handlung verabschiedet oder nicht, ist völlig vorhersehbar, wie auch der ganze Film. Herzallerliebst ist auch das optische Erlebnis. Hier wurden Farbtöpfe ausgeschüttet, bis der Film als röhrender Hirsch daherkam. Alles ist rot und blau und grün und pink und lila und gelb und rot und mango und Rotwein mit Kakao und Petersilie. Zum Glück ist "Guardians of the Galaxy" besser als andere "Marvel"-Möchtegernklassiker, denn die genannten Negativ-Punkte treffen eigentlich generell zu. Die Idee mit dem Walkman macht schon was her, denn die musikalischen Perlen fügen sich in das Geschehen gut ein. Durch Rocket, den Waschbären und Groot, den Baum, wird dem, seien wir mal ehrlich, sehr simplen Unterhaltungsfilm auch der nötige, "nicht so ernste" Tonfall verliehen. So mancher Dialog ist tatsächlich auch echt lustig, nur hätte Regisseur James Gunn ein besserer Sinn für Timing gutgetan. Und schließlich gibt es noch das Tanzmanöver in der finalen Szene. Dies ist dann endlich die Action-Szene, aus der mal ein wenig Ideenreichtum sprudelt. So, und wie bei all diesen Superheldenfilmen sollte man auch zum Abspann bleiben. Denn hier wird nochmal deutlich, dass selbst die lilane Riesenexplosion in der Mitte des Films - ganz und gar nicht tödlich war...
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
"Jackie Brown" ist schon ein sehr schöner Tarantino-Film, der allerdings weniger anbietet, weniger facettenreich ist wie "Pulp Fiction", "Inglourious Basterds" oder "Django Unchained". Vielmehr kommen hier das Zeigen eines raffinierten Coups und das Knistern zwischen Jackie (Pam Grier) und Max (Robert Forster) zum Tragen. Forster zeigt sich dabei als Meister des Minimalismus und als Zuschauer ist man daran, seine Blicke zu Jackie Brown auf versteckte Zuneigung zu untersuchen. Somit wird dieser Film zum vielleicht romantischsten Tarantino-Film. Robert Forsters Gastauftritt in "Breaking Bad", einige Jahre später, wirkte bald wie eine Hommage an seine Rolle in diesem Film. Ebenfalls ambitioniert sind die Leistungen von Pam Grier, aber auch von Michael Keaton. Und Robert De Niro kann auf unvergleichliche Weise einfach auf der Couch sitzen mit einem "Die machen das schon"-Blick. Samuel L. Jackson kommt leider nicht wirklich bedrohlich rüber, was etwas die Spannung nimmt. Das liegt zum einen an seiner Aufmachung, andererseits (je nachdem, mit welcher Sprachfassung man vorliebnimmt) an seiner Synchronisation. Thomas "Plankton" Petruo kann zwar auch gefährlich klingen (Gary Oldman in "Léon - Der Profi"), doch Helmut "Paschulke" Krauss ließ Jackson in "Pulp Fiction" wesentlich knackiger erscheinen. Ansonsten macht der Soundtrack viel her. Die Brothers Johnson laufen, während Chris Tucker umgelegt wird. Aber man kennt es ja von Tarantino nicht anders.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Wie man sieht, wollen auch Filmfiguren abends mal weggehen. Bewährte Anlaufstationen dafür sind zum Beispiel "Rick's Café Americain" oder die "Korova Milchbar". Wer es etwas uriger mag, geht ins "Winchester", einen gehobeneren Standard hat dagegen das "Gusteau's". Doch keines dieser Etablissements ist so herrlich verqualmt und hitzig inszeniert worden wie das "Titty Twister"! Aus den Szenen zwischen Betreten der Bar und dem Beginn des blutigen Unheils spricht die pure inszenatorische Lust des Robert Rodriguez. Da geht es so heiß her, dass man den Geruch von verdampfendem Schnaps und Salsa schon in der Nase hat. Und sobald man glatt sicht selbst auf einem Stuhl an der Theke wähnt, taucht Salma Hayek auf und setzt dem ohnehin schon lasziven Gewusel die Kirsche auf. Zuvor sieht sich "From Dusk Till Dawn" als Roadmovie und legt den Fokus auf das Bruderverhältnis zwischen Richard und Seth (Tarantino ordentlich, Clooney sehr gut) sowie die Zwangsübereinkunft mit Jacob und seiner Familie. Das ist kurz und knackig, bisweilen spannend, gehalten. Als dann im späteren Verlauf alle Dämme brechen und Vampire zerquetscht werden, überzeugt der Film unter anderem durch seine Kreativität, was Wummen angeht. Die kreuzförmige Flinte, der Pressluftholzpflock und die Weihwasser-Pumpgun spielen geschickt mit den üblichen Vampirklischees. Auch erwähnt sei die Penispistole. Nett. Auch in der Zensurfassung sind die Vampirszenen hübsch. Als dann alles vorbei ist, wird mit einem tollen, melancholischen Ende geschlossen. Insgesamt ist "From Dusk Till Dawn" ein Beweis, dass auch Filme, die ihre Charaktere reihenweise beerdigen, unter Wohlfühl-Kino fallen können.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Geht man mit der Absicht in dieses "Weltuntergangs-Drama" hinein, eine leuchtende Erkenntnis zu gewinnen, so muss es zwangsläufig Haue geben für "Krieg der Welten". Die ersten 9 Zehntel des Films sieht es für die bemitleidenswerten Akteure erstmal fürchterlich düster aus, erfahren sie schonungslose Brutalität - und plötzlich brechen ihre scheinbar unverwundbaren Widersacher, die dreibeinigen Alien-Roboter wegen eines fiesen Schnupfens zusammen. Nähme nicht die Romanvorlage von H. G. Wells von 1898 ein ähnliches Ende, würde man glatt vermuten, Steven Spielberg hätte einfach keine Lust mehr gehabt, das Ganze anständig abzurunden. Aber na gut, nachdem es die ganze Zeit um die Kunst des Überlebens und das Verhalten von Menschen im Angesicht einer zusammenbrechenden Welt geht, ist am Ende halt doch die Botschaft, dass man die kleinsten Lebewesen der Erde nicht unterschätzen sollte. Scheint so, als wussten die Macher nicht so recht, was sie eigentlich wollten.
Steven Spielberg wäre aber nicht Steven Spielberg, wenn er nicht doch einige Kniffe drauf hätte, mit denen man ein Katastrophendrama beklemmend, klaustrophobisch, bedrückend macht. Sein Hauskomponist John Williams weckt erst mit schrägen Tönen Unbehagen in einem Einspieler, der all die schönen Orte unseres Planeten zeigt, die man doch so ungern kaputt sehen wöllte. Die Stadt, in der die eigentliche Handlung daraufhin einsetzt, ist dagegen ein Alptraum von einem amerikanischen Modderkaff. Der von Tom Cruise gespielte Ray Ferrier sieht sich hier erst mit der bröckelnden Fassade seines Vaterdaseins, dann mit den mörderischen Außerirdischen konfrontiert. So wie sich das Unheil in diesen Anfangsminuten langsam aufbauscht, begleitet von raffiniert auf "ungeschminkt" geschminkten Statisten, ist das schon anerkennenswert. Als dann die bedrohlich, wie Spinnen aussehenden Tripoden Menschen einfach mit Laserstrahlen verdampfen lassen, verstört diese Vorstellung doch deutlich. Später versinken Familien in Autos einfach im Wasser oder Personen verschwinden prompt in einem monströsen Tentakelschlund. Spielberg zeigt, wie im Fall dieses Fiaskos der Mensch doch dem zappelnden, auf dem Rücken liegenden Käfer ähnelt - und dies zu kaschieren versucht. Genau daher rührt das Unangenehme an dem Szenario - Es geht um die Frage, ob ein großes Chaos das Bild unserer schön organisierten Welt als nichtig entlarven würde. Sieht man dann in der Mitte des Films eine Wand mit Vermisstenmeldungen, so trägt der Anblick dieses aberwitzigen Versuchs, die Kontrolle zu behalten, zu jenem Missmut bei.
Mit diesem Procedere sowie überzeugender Nah-Dran-Kamera und natürlich tadellosen Effekten entsteht so zumindest ein handwerklich gelungener Katastrophenfilm.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Gerade erst Citizen Kane geschaut, brauchte ich bei diesem Krimiklassiker erst eine Weile, bis ich dieses Schlachtschiff von einem Captain Quinlan als Orson Welles ausmachen konnte. Und das, obwohl sein Name groß und ähnlich breit auf der DVD-Verpackung stand. Aber ist ja nicht so schlimm - Was zählt, sind freilich seine wegweisende Regie und sein schauspielerisches Können. Kernstück des besagten Regie-Glanzstücks ist natürlich die Anfangssequenz. Die berühmte Drei-Minuten-Kameratour überzeugt nicht nur durch die choreographische und kompositorische Virtuosität, sondern auch durch die Gegenüberstellung der lässigen Henry-Mancini-Musik mit der Drastizität der gezeigten Situation. Ganz hübsch ist auch der Auftritt von Marlene Dietrich im späteren Verlauf des Films. Der Krimi hat allein schon deshalb gewonnen, weil er einmal mehr Zeugnis ihrer berühmten Rauchstimme ablegt. Andere Einzelheiten innerhalb dieser 106 Minuten sind jedoch weniger überzeugend. Stellvertretend sei dafür genannt, dass Charlton Heston so einen beschissenen Schnurrbart trägt. Wenn man der 1994er Komödie "Ed Wood" Glauben schenken mag, soll ja Welles mit Heston recht unzufrieden gewesen sein. Schön zu wissen, welcher Film gemeint war.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Ah wunderbar, "Philadelphia" bringt gleich dieses schicke 90er-Kinoflair auf den Bildschirm mit Großstadthäuserschluchten bei Nacht, einem prägnanten Plot und rasselnden US-Gerichtssälen. Doch die zeitliche Ferne bringt auch gleich ein Problem mit sich. Während der Film im Jahr 1993 als erhobener Zeigefinger daherkam, fragt man sich heute, wo denn jetzt so recht die erschlagende Botschaft bleibt. Man weiß über AIDS weitestgehend Bescheid, Homosexualität wird viel stärker akzeptiert und Kinofilme dürfen viel mehr zeigen, als es damals der Fall war. Die Tragweite dieser Zäsur "Philadelphia" in der amerikanischen Filmgeschichte wird einem bewusst, wenn man berücksichtigt, dass es als Novum, bisweilen als Tabubruch und für die genannte Entwicklung seither auch als Mitwegbereiter bezeichnet werden kann. Außerdem liefert das zweifach Oscar-prämierte Werk den Beweis, dass man mit Justizdramen nicht allzu viel falsch machen kann, wenn es um Spannung und den Schnüfflerinstinkt des Zuschauers geht. Wem das nicht reicht, der wird sich zumindest am Vorspann mit Bruce Springsteen's wunderbarem "Streets of Philadelphia" ergötzen können, während die Kamera durch die Straßen saust und die Synthesizer vor sich hin grummeln. 'Ne herrliche Zeit war das.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Gestern habe ich etwas zu "Django Unchained" geschrieben, heute versuche ich mich hiermit an einem weiteren Sklavenfilm, der das Thema auf ganz andere Art und Weise zu beleuchten versucht. Während Tarantino die Sklaverei mit Überspitzungen, Hyperbeln, Metaphern und Vergleichen erörtert, so setzt sich Steve McQueen die Brille des schonungslosen Realismus auf die Nase, wobei man nicht vergessen darf, dass das Resultat Kinofilm immer noch Illusion bleibt. Die Frage, welches Vorgehen besser erscheint, ist müßig zu beantworten. Vielmehr ist es doch geradezu wichtig, dass die Problematik Sklaverei auf unterschiedliche Weise betrachtet wird. Mit "12 Years a Slave" schafft McQueen den Film, der als Gegenpol zu "Vom Winde verweht" und dessen verharmlosendem Blick auf den Umgang mit Amerikas schwarzer Bevölkerung seither nötig war. Dabei hat "12 Years a Slave" gar keine allzu hoch gesteckten Ziele. Es soll mit Solomon Northup eine identifikationsfähige Filmfigur geschaffen werden, die für den Sklaven des 19. Jahrhunderts und sein Leiden steht. Es soll gezeigt werden, was längst hätte gezeigt werden können, aber noch nicht in dieser brutalen Art und Weise gezeigt wurde. Dieses Drama kennt kein Pardon, kaum einen Hoffnungsschimmer, die pure Willkür menschlicher Brutalität, bigotte Rechtfertigungen seiner weißen Figuren und damit eben jenen Tonfall, auf den man lange gewartet hatte. Dabei sind die augenscheinlich brutalsten Szenen nicht einmal jene, die einen am meisten beunruhigen. Die Galgenszene ist da weniger schlimm als das Bild der schwarzen Mutter, hinter der beim Abholen ihrer Kinder einfach die Käfigtür zugesperrt wird. Die finstere Stimmung des Films ist dabei auf die sehr aufmerksame Bildkomposition, den schönen und unaufgeregten Soundtrack von Hans Zimmer und die tollen Schauspieler angewiesen. Das große Highlight ist eine Szene, in der es wegen eines Stücks Seife zu einer Peitschenstrafe kommt. Hier kommen Fans toller Kameraführung auf ihre Kosten dank einer wunderbaren Plansequenz. Am Ende bleibt die Frage: Hätte man für so einen Film lieber einen Protagonisten wählen sollen, der von Geburt bis Tod in Gefangenschaft lebt? "Nein" ist meine Antwort, denn erst durch die Gegenüberstellung von freiem und unfreiem Leben wird mir die Bedeutung dieses Unterschieds bewusst.
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Dieser Film polarisiert! Auf fünf Gründe, ihn nicht zu mögen, kommen 10, ihm zu Füßen zu liegen. Positiv: Die Personenkonstellation - Guter Weißer (Waltz) trifft guten Schwarzen (Foxx) trifft bösen Weißen (DiCaprio) trifft bösen Schwarzen (L. Jackson). Wobei man Samuel L. Jackson auch als schwarzen Louis de Funès bezeichnen könnte, der nach oben schleimt und nach unten austritt. Eine toll ausgemalte Figur!
Negativ: Dem Film mangelt es am roten Faden. Es fehlt der Zug. Und mitunter wird es etwas langatmig.
Positiv: Der Soundtrack! Giuseppe Verdi meets Ennio Morricone und Beethoven teilt sich mit 2pac den Platz in diesem mutigen und ganz und gar nicht auseinanderfallenden Score. Allein damit schafft Tarantino schon etwas ungemein Wertvolles.
Negativ: Christoph Waltz übertreibt es (zugegeben: Geschmackssache) mit seinem eloquenten Habitus ein ganzes Stück. Dieser Eindruck mag womöglich dadurch entstehen, dass seine Rolle dem Hans Landa recht ähnlich ist. Während Waltz in "Inglourious Basterds" noch seine freundliche Ausstrahlung mit der unterschwelligen Warnung "gefährlich!" kombinierte, fällt zweiteres in "Django Unchained" weg und somit ist King Schultz nur die weniger interessante Fortsetzung des SS-Standartenführers.
Positiv: Mit denkwürdigen One-Linern kommt man bei diesem Film kaum hinterher. "Das 'D' ist stumm," wird man noch in vielen Jahren untrennbar mit diesem Film in Verbindung bringen und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Negativ: So richtig ergreifend ist dieser Western eigentlich nicht. Die Rückblicke, die zum Beispiel Django's und Brunhilda's versuchte Flucht zeigen, wollen augenscheinlich Emotionen wecken, doch kommt das nicht so ganz rüber...
Positiv: ...Vielmehr bietet Django eine verblüffend differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Sklaverei. Es stecken so viele Ideen hierin, was man aufgrund des etwas albernen Tonfalls zu Beginn gar nicht erwartet. Die Suche des Sklaven nach seiner unterjochten Ehefrau mit dem Nibelungenlied zu kombinieren - Da muss man erst einmal drauf kommen! Dazu Verweise auf Alexandre Dumas, der Vergleich vom Verdienst des Kopfgeldjägers mit der Sklaverei und die Schädel-Szene, welche die zeitgenössischen Selbstrechtfertigungen der Sklaventreiber verständlich macht. Und woran übt Jamie Foxx das Schießen von Weißen? Natürlich - an einem Schneemann!
Negativ: Das Ende ist als Hommage auf weitere Vertreter des Genres sicher gut gemeint, gerät aber etwas kitschig und weichgespült.
Und abschließend positiv: Der Zahn auf der Kutsche! Neben Dr. Schultz der eigentliche Star des Films. Ersterer hat nun den Titel des denkwürdigsten Zahnarztes der Filmgeschichte inne. Sorry, Laurence Olivier...
+++SPOILER+++ (möglicherweise)
Auf den ersten Blick reiht sich "Amadeus" nahtlos in die Riege der biographischen Leinwandepen à la "Lawrence von Arabien" und "Gandhi" mit den typischen "Citizen Kane"-Erzählelementen ein. Miloš Formans Porträt eines der größten Musiker aller Zeiten hat anderen Vertretern dieses mehr oder minder verschwundenen Genres aber gewisse Dinge voraus. So entfernt sich Forman womöglich bewusst, auf jeden Fall aber gekonnt, ein Stückchen von der historischen Figur Wolfgang Amadeus Mozarts. Und wozu? Um sich auf die Grundsatzdiskussion seines Films zu konzentrieren: Gibt es diese großen Genies, die wie eine Laune der Natur kurz in der Geschichte aufleuchten? Was ist überhaupt ein Genie? Was bedeutet es, ein Genie zu sein und wie unterscheiden sich zeitgenössische und spätere Rezeption voneinander?
Tom Hulce übernahm damals die Rolle des Genies und verlieh seinem Mozart mittels hoher Stimme und vulgären Witzen Farbe. Dazu sollte das schrille Lachen eines der eingängigsten "nonverbalen Filmzitate" werden. Dieser Amadeus ist weniger ein Abbild der echten Person, als vielmehr eine künstlerische Interpretation dieses Phantom Mozarts.
Demgegenüber stellt Salieri - in Wirklichkeit wohl kaum ein hasserfüllter Gegenspieler des Zauberflöten-Schöpfers - den Normalsterblichen dar. Den, der das Talent seines Kollegen nicht verstehen kann. Den, der es nicht akzeptieren will. Den, dem schließlich doch nichts anderes als niederzuknien übrigbleibt. Hierfür gab sich F. Murray Abraham die Blöße und beide Schauspieler spielten sich gegenseitig an die Wand. In der Musikwelt vergessen, behält Salieri jedoch am Ende als Star des Films die Oberhand.
Mittels dieses Gerüsts bleibt der Film über 160 Minuten zwar nicht durchweg unterhaltsam, aber auf jeden Fall stringent - gegenüber anderen eher lose wirkenden Filmepen ist das eine beachtliche Drehbuch- und Regieleistung. Es gibt Szenen, die das Verhältnis zwischen Mozart und Salieri zeigen. Szenen, die das Verhältnis zwischen Mozart und seinem Vater zeigen. Szenen, über Mozarts Verhältnis zu Frauen. Szenen über die Skepsis gegenüber seinen Werken und natürlich Szenen, die seine Opern selbst zeigen (und das in traumhaften Kostüm- und Massenbildern). Aber alles ist wunderbar ineinander verwoben und so wird in fast drei Stunden ein Schuh draus. Das ganze abgerundet durch ein herrlich zynisches Ende. Traumhaft!