Jimi Hendrix - Kommentare
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Alle Kommentare von Jimi Hendrix
"Chronopolis" ist wieder einmal einer dieser Nischenfilme, die zeigen wie expressionistisch das Medium Film genutzt werden kann.
Sicherlich ist Piotr Kamlers Film nicht vollends zu begreifen, das ist auch nicht seine Intention, wie ich meine. Dieses Kunstkino spricht vielmehr durch seine optische Strahlkraft, die famosen Stop-Motion-Effekte und der eigenwilligen musikalischen Untermalung Luc Ferraras, dessen Sound sehr an die Berliner Industrial-Größen Einstürzende Neubauten erinnert.
Die Atmosphäre, welche Kamler erzeugt, hat ebenfalls Anlehnungswerke wie "Der fantastische Planet" und natürlich Fritz Langs "Metropolis". Dennoch weiß ich nicht, ob die knappe Stunde Laufzeit dem Werk wirklich gut tun.
Zum einen wird man - je länger man dieser surrealistischen Bilderflut ausgesetzt ist - immer tiefer in die entstehenden fast schon atomaren Produktionseindrücke hineingezogen, gerade auch wegen der Bild-Musik-Symbiose.
Doch im letzten Drittel - wo dann unentwegt die Figur mit dem Ball agiert - begann für mich die Spannungskurve abzunehmen zumal "Chronopolis" ohne jegliche Sprachuntermalung auskommen möchte.
Diesen Film gibt es bei YouTube zur kostenlosen Beschauung. Jeder der eine Liebelei für ungewöhnliche Filmkunst hat, sollte sich auf diesen Animationsfilm einlassen.
"Brm... Brrrrum, Bruuuum, Brum"
"Scorpio Rising" ist ein durch und durch anarchistisches Stück Film und handelt vom Leben und vom Streben eines halbstarken Bikers und ist wohl einer von Kenneth Angers bedeutendsten Werke, die bis heute nachwirken.
Er zeigt die Jünger Marlon Brandos, die ihrem großen in Leder gekleideten Motorradhelden der Leinwand genauso nacheifern, ihn vielleicht sogar begehren.
Es wird am Bock runtergeschraubt, die Tolle gerichtet, Comics gelesen, die Kutte zeremoniell übergestreift und ab geht es in die Hölle.
Man schwingt sich halb lasziv, halb testosteronüberfüllt auf seinen zweirädrigen feuerspukenden Gnadenengel und düst zur schaurig grotesken Bikerhalloweenparty, wo dann obskur homophile Szenarien beobachtet und mit ausgeführt werden. Dann rast man im betörenden Rausch der gesellschaftlichen Freiheit davon, bis ins Jenseits..
Kenneth Anger behandelt in seinem dreißigminütigen Film unter anderem sadistische, nationalsozialistische, anarchistische und homosexuelle Themen in teils subtiler, teils eindeutig eingesetzter Art und Weise - alles unter dem großen Überbegriff der jugendlichen Auflehnung und Rebellion gegen das System.
Der Film lässt unglaublich viel Beeinflussungspotenzial spüren, er wurde klar von der aufkommenden Subkultur der Rockerbanden wie den Hells Angels beeinflusst und reflektiert diese, wie auch den Film "Der Wilde" wieder.
Zum anderen beeinflusste "Scorpio Rising" sicherlich auch Filmemacher wie Dennis Hopper mit "Easy Rider" oder Stanley Kubricks "Clockwork Orange", wo auch eindeutig diese Art der Jugend seine Darstellung findet.
Anger lässt keinerlei Dialoge sprechen, sondern setzt gezielt aus der Zeit stammende Musikstücke ein, die sich zwischen Rock`n´Roll und Surfrock bewegen. Jeder Szenenwechsel, wird auch mit einem Wechsel des Musikstückes untermalt, was sicherlich Wegweisend für die heutige liedausgesuchten Soundtracks eines Tarantino war.
Ein absolutes Pflichtwerk für Fans dieser in den 1950er Jahren aufkommenden jungen Bikerbewegung.
Stan Vanderbeek transportiert in seinem experimentellen Werk "Breathdeath" wieder einmal politische, mediale sowie gesellschaftliche Anklagen.
Der Zuschauer bekommt allerlei künsterisches Tun, um die Augen gepfeffert, währenddessen aus den Boxen eine beschleunigte Fassung von Screamin' Jay Hawkins "I Put a Spell on You" quickt.
Und ja, Vanderbeek legt einen Zauber auf den Zuschauer, verhext ihn, zieht in in seinen Bann.
Prominente Gesichter, werden zu fantasievoll bemalten Abbildern ihrer selbst, leer gesogene Körper - den Fehrnseher als Kopf umfunktioniert - liegen matt auf dem Bett. Die Gesellschaft wird zum kollektiven Totenkopf da sie sich von der Maskarrade der Leinwand und der Zeitungen blenden lässt und den Krieg beführwortet, den Tod befürwortet?
Mich beeindruckte dieser in Szene gesetzte pathologisch anmutende schwarz-weiß-Streifen sehr.
Botschaftsloser und eindrucksleerer Kurzfilm des Meisters.
Eine Frau redet über ihre Freundin die sehr traurig ist. Eine andere Frau sitzt in einem Zimmer auf dem Sofa und sieht aus als hätte sie gerade einen harten Deepthroat hinter sich. Eine zweite Frau kommt ins Zimmer und beschimpft die auf dem Sofa sitzende, ob ihrem Loch im Nachthemd.
Nein Herr Lynch, da sind wir wieder an dem Punkt, wo wir vor Jahren bei "Inland Emipre" waren und ich Sie für einen pseudointellektuellen Blende hielt. Mittlerweile habe ich Zugang zu Ihren Werken gefunden, aber das ist nun wirklich zu wenig.
Ein extravagant eingerichteter Raum und eine Asiaten lassen diesen Film in meinen Augen nicht zu Kunst werden.
Wie schon ein altes auenlänisches Sprichwort sagte: "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt."
Das aus dem Jahre 1955 stammende Zeichentrickwerk von Charles M. Jones, stellt durchaus eine satirische Kritik an die Profitgier des Wesens Mensch dar und wie er an der selbigen zu Grunde geht.
Die Moral sehr amüsant und kindgerecht verpackt - lohnt sich eine Kurzsichtung auf jeden Fall, auch wenn es da weitaus beeindruckendere Vertreter des Genres gibt.
#38 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst"
...es ist schön, mit dir zu reden."
Ingmar Bergmans "Persona" spricht zu mir. Spricht zu meinem unterbewussten Fühlen, zu meinem unterbewussten Denken, zu meinem unterbewussten Reagieren. Und doch kann ich ihm nicht antworten.
Meine Lippen pressen sich fest zusammen, sie werden weiß. Das Blut zieht sich aus ihnen zurück, wie das Meer sich bei Ebbe langsam von der Küste weg stiehlt. Bergmans Werk ist für mein rudimentäres Intellekt zu viel des Verschlossenen, es schreit "hör auf! hör doch endlich auf!" doch ich schaue es kalt an und Schweige.
Ich überwarf mich stets mit diesem Regisseur, oft versuchte ich mich ihm zu nähern, doch er stieß mich weg. Zu kopflastig sind mir seine Filme, stets bin ich überfordert und doch kann ich die Hände nicht von ihm lassen.
"Persona" ist ein beunruhigendes Kammerspiel mit kargem Setting, als Spiegelbild der Wortkargheit Elisabets, oder ihrer Persönlichkeitskargheit? Zwei Frauen. Ein Haus. Das Meer.
Ich deute das Haus als Allegorie für das Wesen Elisabets, es steht unbewohnt, still und leer an der felsigen Küste. Es nimmt sich ihrer Bewohner an, wie Elisabet ihrer Rollen. Es nimmt sich der zwei Frauen an und sie verlieren sich in Elisabet.
Das Meer steht für Alma, es gibt Geborgenheit und Trost. Das Meer ist nie still, unentwegt rauscht und brandet es gegen die Felsküste und das schweigende Haus, doch bekommt es keine Antwort, nur die Selbstreflektion ihrer eigenen Stimme. Das Wasser prallt ab, genau wie die Worte.
Was übrig bleibt sind intensive 84 Minuten, wo durch Gesten und Sven Nykvists progressiver Kameraführung mehr ausgedrückt wird, als mit Worten. Mager eingestreute Musikelemente wirken wie ein plötzlicher Orkan der die Sinne verdreht, bis es wieder stumm wird. Man ist im Auge des Orkans.
Ich bin mehr Willens denn je, mich erneut dieser eigenwillig cineastischen Symbolik zu stellen, um mich von ihr abermals in den Schlamm der Unwissenheit stoßen zu lassen.
Ingmar, ich bin dein Hündchen und du mein Herrchen.
Alan J. Pakula regissiert die filmische Aufarbeitung der Watergate-Affäre äußerst präzise und sachlich.
Auch diese Filmvormerkung musste ordentlich Staub ansetzen, bis der französisch-deutsche Partnersender den Staubwedel mimte und mich endlich in den Genuss dieses besseren Geschichtslehrfilms kommen ließ.
Ich muss sagen, wirklich interessiert war ich an der Thematik nie. Klar bekommt man bei dem Film die üblichen schon erwähnten Schlüsselworte in den Geist gerufen, aber das war es dann auch schon bei mir - Wissenslücke.
Nun machte ich mich an die Füllung der selbigen und war sofort gefesselt durch den Charme der 1970 Jahre, die engagierte Darstellung von Redfort und Hoffman leisteten ihr Übriges.
Im Fortschreiten der Laufzeit schlich sich aber eine gewisse Länge ein, die sich sogleich daran machte, den Knoten der Fesseln lösen zu wollen. Ein entscheidender Punkt, mit dem sich viele dieser historisch gebundenen Verfilmungen konfrontiert sehen, ist die Tatsache. dass man das Ende kennt. Glücklicherweise schaffte es Pakula zum Großteil durch sein inszenatorisches Können, dem Film ein straffes Handlungsgefühl zu verleihen.
Für mich ist "Die Unbestechlichen" kein Film für die Zweitsichtung, sondern war eine sehr unterhaltsame und gelungen Momentunterhaltung.
Interessierte dieser Thematik kommen aber um diesen vielfach oscarprämierten Klassiker nicht herum.
Eine eigenwillige Dramödie, die mit allerlei skurrilen Szenen extrem kurzweilig daher kommt.
Ich konnte mit Gerard Depardieu nie was anfangen und sah ihn erst gestern wieder in einer seiner ersten Nebenrollen spindeldürr in José Giovannis "Endstation Schafott". Als ich nach der schönen Naturdokumentation weiter auf ARTE hängen blieb und dieses fette zottelige Etwas mit der Zwiebel im Gesicht sah, wähnte ich mich zunächst in einer noch aufgedunseneren Fortsetzung von "The Wrestler II - Die Jahre danach".
Doch Depardieu spielte sich mit seiner sympathischen Darstellung des leicht minderbemittelten frisch verrenteten Fleischers Serge, welcher zwecks der Aufstockung seiner mageren Rente noch ausstehende Bescheide seiner früheren Arbeitgeber benötigt, schnell in mein Herz. Er schwingt also den massierten Adoniskörper auf sein altes Motorrad und macht sich auf in seine Vergangenheit.
Schon mit der zweiten Einstellung, wo die Kamera oben im Winkel im Rücken unseres Hauptdarstellers platziert ist und uns die Verabschiedung am letzten Arbeitstag zeigt - die Kollegen stehen chipsmampfend und unbeteiligt da - lässt sich eine spezielle Atmosphäre erkennen.
Die stimmigen Bilder nehmen sich der Gefühlsvermittlung an, während die Dialoge und die schrägen Charaktere, die Serge auf seiner Tour trifft, eher zum Schmunzeln anregen.
Die Figur des Serge wird leicht subtil eingefärbt und man kann sich in sein Wesen hinein fühlen.
Abschließend kann man festhalten, dass sich ein Blick auf "Mammuth" wirklich lohnt, vornehmlich für Filmliebhaber des feinsinnigen Roadmovies mit humorvollem Anstrich, aber auch der Portion Ernsthaftigkeit.
"...ich wollte dir nur sagen, hier bei mir gibts immer 'nen Liter Öl für dich."
Richard Gale thematisiert in seinem aufrüttelnden Horror-Dokumentarfilm endlich ein Tabuthema der westlichen Welt. Er trifft damit den Nerv unserer Zeit und erklärt nebenbei, woher das Sprichwort "Er hat den Löffel abgegeben" rührt.
Schon seit der Altsteinzeit gebraucht der Mensch den hölzernen Löffel(von althochdeutsch laffan, mittelhochdeutsch laffen) als Werkzeug für die Nahrungsaufnahme.
Mit dem Beginn der Industrialisierung begann man den Löffel aus Metall herzustellen, was sich als fataler Fehler herausstellen sollte.
In den folgenden Jahrzehnten etablierte sich der Löffel als fester Bestandteil des westlichen Waffenkultes der vor allem heute noch in den USA zu beobachten ist.
Dort gehört die Lobby der Löffelinustrie zu einer der stärksten des Landes und kontrolliert weite Teile der politischen Bühne. Der vielen Löffel-Amokläufer zum trotz hält die USA an ihren lockeren Essbesteckgesetzen fest.
Die Asiaten erkannten früh das Risiko des Löffels und setzten auf die pazifistisierende Wirkung der Stäbchen als gebräuchliches Besteck zur Nahrungsaufnahme.
Gale nimmt sich mit "The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon" dem sensiblen Thema auf einfühlsame Art und Weise an, ohne die Thematik zu verharmlosen.
Ihm gelingt eine hochdramatische Dokumentation, die uns den Löffel mit ganz anderen Augen wahrnehmen lässt.
Eine optisch wie akustisch reizvoll aufgetischtes Drei-Gänge-Menü, was aber in der inhaltlichen Geschmacksverkostung eher mittelmäßig abschneidet.
Dennoch eine kleine gelbe Perle, die den nostalgieliebenden Zuschauer mit vielen handwerklichen Stärken in seinen Bann zu ziehen vermag.
Schon 2010 liebäugelte ich mit dieser kessen Giallo-Genrebiene, als sie sich mir auf dem Fantasy Filmfest mit reizvollem Plakat anbot. Damals wie heute fehlte mir das Gerd, doch mittlerweile ärgere ich mich, dass ich mir diesen kunstvollen Happen habe entgehen lassen, den er ist augenscheinlich vor allem für die große Leinwand kredenzt
worden.
Glücklicherweise kam zdf.kultur seinem Bildungsauftrag wieder mal in löblicher Weise nach und zeigte "Amer" am Wochenende im Doppelfilm mit "Nackt unter Leder".
Hélène Cattet und Bruno Forzani schafften es, mir das Nischengenre des Giallo - dem ich mich sowieso schon sehr geistesverwandt fühle - näher zu bringen.
Ihre gekonnt feinmaschige Inszenierung, in welcher sie dem Zuschauer die Ohren einer Katze geben und jedes Dielenknarren, jeden Atemhauch der Protagonisten bis zur nervlich ertragbaren Grenze ausreizen, vermochte mich durchaus zu beeindrucken. Auch weißt die visuelle Genauigkeit - die jegliche Zwischenmenschlichkeit als verbale Kommunikationsplattform begreift und für den Zuschauer offen legt - einen hohen Unterhaltungswert auf.
Die tatsächlichen Dialoge sind fast nicht existent, alles wird eher auf subtile Art und Weise abgehandelt. Cattet und Forzani zeigen statt dessen Blicke, Augenkontakte, Berührungen, Mienenspiele.
Sie sensibilisieren in dieser Hinsicht den Zuschauer und schaffen so ein eigenartiges Filmerlebnis.
Die zusammengestellte musikalische Untermalung der surrealen Bilder tat ihr ihr Übriges, um mich in den Bann des Filmes zu ziehen. Tarantinoesk anmutende Soundgemenge zwischen Ennio Morricone, Stelvio Cipriani und Bruno Nicolai, standen "Amer" genauso gut zu Gesicht, wie den meisten Italowestern.
Als dann aus dem Radio im Taxi noch "Furore" von Adriano Celentano krächzte, war es um meine nüchternen Bewertungskriterien endgültig geschehen.
Doch was bleibt wenn man diese Filmkunstdonna entkleidet und auf ihre inneren Werte begutachtet? - Leider nicht viel mehr als eine Geschichte über eine mäßig beleuchtete Hauptdarstellerin, die ihre Kindheitlängste überwinden möchte, zumindest vermittelte mir der Film diese Botschaft. Aus diesem Grund kann ich auch keine höhere Bewertung geben, doch sollte es ruhig
Aber anders als bei vielen Hollywood-Produktionen nehme ich diese tatsache "Amer" nicht so recht übel. Denn anders als die mit viel Action und 3D-Effekten hochstilisierte Geschichtsfakuum-Unerhaltung aus den USA, funktioniert der Film auf einer künsterischen Ebene, welche mit viel Anmut und Überzeugung ein längst vergangenes Genre in die Köpfe zurück holt.
Leicht bekömmlicher Teenie-Neo-Klamauk mit frisch-nerviger Optik und fetzigem Soundtrack - Epileptiker sollten dem Film fern bleiben.
Natürlich sprach sich schnell nach dem Kinostart herum, welch unkonventionell witziger Film dort geschaffen wurde und das man ihn sich unbedingt anschauen solle, da er durch seinen bizarren Humor begeistert. Nun ich war nicht im Kino und nutzte wieder mal den Moviepilot-Filmtipp, der mir diesen jüngsten Kultfilm der Gegenwart werbefrei und zur besten Sendezeit auf dem zdf-Alternativkanal versprach.
Die Story vom pseudonerdigen Halbloser, der in ein für ihn unerreichbares Mädel verknallt ist, scheint ungefähr so aufregend und spannungsgeladen, wie der Regierungssprecher Steffen Seibert.
Doch bricht "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" schnell mit dem abgelutschen Prozedere, in welchem er den ganzen Film über seiner Angebeteten hinterher rennt, um sie am Ende tatsächlich gegen alle Vermutungen zu bekommen? Nicht ganz. Man gönnt dem verpeilten Bassisten eine schnelle und unkomplizierte Vereinigung mit seinem Schwarm, aber knallt ihm im Gegenzug eine Bande von Exlovern vor den Latz, da ist Unterhaltung garantiert – zumindest streckenweise.
Ich bin kein Freund von kunterbunten Glitzerpop-Filmen, die mit viel Hyperinszenierung kokettieren, um ihre Comic-Herkunft zu untermalen. Edgar Wright gelingt es in den meisten Fällen recht gut und einige Ideen waren wirklich kreativ in ihrer Umsetzung, doch teilweise langweilte mich das ganze Bäähm! Dong!! Thooonk!!! Zum Schmunzeln brachte mich die Veganerpolizei und die ein oder andere absurditätsgeschwängerte Dialogszene, von denen es ruhig noch ein paar mehr hätte geben können.
Der Cast war ganz sympathisch, auch wenn Michael Cera eher ein stereotypes Loserbild abgibt, ohne viel tiefe. Ich denke, ich werde mich in einer Woche wohl nicht mehr an ihn erinnern. Er scheint mir eine neu generierte Zack Braff Ausgabe zu sein und an diesen Typen habe ich mich mittlerweile satt gesehen.
Mary Elizabeth Winstead als die haarampeltragende Angebetete, ist eine lässig-coole Erscheinung. Ich denke, ich hätte mich ebenso den Exlovern gestellt, um zu schaun, ob ihre Haarpracht auf dem Oberstübchen genauso häufig wechselt wie im Untergeschoss.
Die kleine Klischeeasiatin nervte mich irgendwie, dafür konnte der schwule Mitbewohner von Scott einiges wieder raus reißen.
Ein großes Plus verdient "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" für seinen Soundtrack. Schon der Vorspann lässt einen mit dem Fuß mitwippen und geleitet fetzig durch den Film, auch die Visualisierung der Töne machte riesigen Spaß.
Letztendlich ist festzustellen, dass wir es hier mit einem innovativen Vertreter des Teeniefilmgenres zu tun haben, dessen starke Momente in der bizarren Gameroptik wieder zu finden sind, aber generell finde ich das zu wenig, um wirklich nachhaltig zu unterhalten.
Der dumme besoffene Indianer wehrt sich. Ein Ökothriller in bedrückenden und albtraumartigen Bildern, der einem mit seiner Moral nicht den Bauch pinselt, sondern sie einem mit einem Tomahawk in die Gedärme schlägt.
Ich habe schon fast alle Filme zu diesen Themen gesehen und dank ARTE, welche ihren Kulturauftrag wieder mal voll erfüllen, kam ich im Rahmen des Themenmonats INDIAN SUMMER, endlich in den Genuss diese Filmrarität im Fernsehen schauen zu dürfen.
Das übliche ungerechtigkeitstriefende Thema vom bis heute andauernden Genozids des amerikanischen und auch kanadischen Staates an den Native Americans ist aktueller denn je. Wald wird ohne Gewissen, aber mit Baugenehmigung abgeholzt, ein Anwalt schlägt sich auf die Seite der armen Wilden, doch ist sein Kampf schon verloren, bevor er den Gerichtssaal betritt. Dennoch gibt er nicht auf, obwohl alles hoffnungslos erscheint. Doch zu meiner Überraschung schlägt “Die Rache des Wolfes“ relativ schnell einen ungewöhnlichen Pfad ein und läßt seine Hauptdarsteller in deliriumartigen Geisteszuständen in das Herz der kanadischen Wildnis schwanken, um zu sich zu finden.
Teilweise etwas unausgereift und story- aber keineswegs botschaftsarm, spricht der Film eher in Bildern und wird von der atmosphärischen Beklommenheit und den grandiosen Naturaufnahmen getragen. Dazu gesellt sich noch die unglaublich bedrohliche Präsenz von Graham Greene, den manche vielleicht als "netten Indianer" an der Seite von Kevin Costner und Val Kilmer kennen.
Diesmal zeigte Greene mal eine ganz andere Seite seines breitgefächerten schauspielerischen Könnens, er erinnerte mich in seiner Darbietung ein wenig an Anton Chigurh aus "No Country for Old Men“ man darf gespannt sein!
Nun alles in allem kann "Die Rache des Wolfes" vor allem Publikum mitreißen, was sich für das Thema 'Die Ureinwohner Nordamerikas - Heute' interessiert. Neutrale Zuschauer können den Film unter Umständen als leicht befremdlichempfinden, was aber nicht schlecht sein muss.
der filmklub in köln zeigt am 02.06 diesen miike:
http://www.filmclub813.de/
Ein charmanter Klassiker der französischen Gangstergenre-Landschaft, der diese mit viel Geradlinigkeit, coolen Typen und einem dunkel-erhabenen Flair auskleidet.
Wenn ich solche Filme sehe, beantwortet das immer öfter meine Frage, warum ich eigentlich kein Interesse am neuzeitlichen Kino hege, denn der phrasendrescherische Spruch "Früher war alles besser" ist nicht einfach nur hohles Geschwätz, sondern zumindest für mich ein wahrheitsbehaftete Aussage.
Doch trotz meiner konservativen und traditionalistischen Einstellungen musste ich mich an die unaufgeregte Erzählstruktur gewöhnen, da ich unter der Obhut von schnellen Schnitten, wilden Kamerafahrten und turbulenten Actionszenen aufwuchs und es nicht anders gewohnt war.
Aber nach dem Schauen bleibt ein warm durchströmendes Gefühl der Zufriedenheit, etwas unterhaltungstechnisch Hochwertiges gesehen zu haben, auch wenn der Film ein paar Längen aufkommen ließ.
"Vier im roten Kreis". Alleine der Filmtitel strahlt etwas poetisches aus und lässt viel Freiraum für Interpretationsfanatiker wie mich.
So könnte der Kreis, als perfekt geformter zweidimensionaler Körper analog zu den vier Protagonisten ins Feld geführt werden, denn auch sie sind jeder in ihrem Fach Perfektionisten oder müssen es sein. Die Farbe rot symbolisiert, dass alle ständig dem Tod ins Antlitz blicken und er ihr ständiger Begleiter ist.
Damit wäre aber noch nicht geklärt, warum sie sich IM Kreis befinden. Nun könnte man vermuten, dass alle vier Personen in diesem Kreis gefangen sind, aus den unterschiedlichsten Motiven:
Commissaire Mattei (André Bourvil) wegen des Drucks, denn der oberste Polizeichef auf ihn und seinen unmittelbaren Vorgesetzten ausübt, den Entflohenen zu fassen.
Corey (Alain Delon) und Vogel (Gian Maria Volonté) sind oder waren schon einmal in Konflikt mit dem Gesetzt und somit praktisch nicht wieder in die Gesellschaft
eingliederbar.
Und Jansen (Yves Montand) nutzt das Engagement als Juwelendieb, um seinem Alkoholproblem und den damit verbundenen psychischen und physischen Problemen zu entkommen.
Trotz der unbestreitbar guten Geschichte, störte mich hier ein wesentlicher Punkt. Und zwar die scharfe Zeichnung der Charaktere. Man erfährt so gut wie nichts über ihre Persönlichkeiten, dabei wäre es ein Leichtes gewesen, sie in prägnante Rollenverteilungen zu stempeln. So berührte mich das Schicksal der drei Gangster nur wenig und dementsprechend fehlte mir der direkte Zugang zum Film.
Ich hätte mir als Filmkomponisten natürlich wieder Francois de Roubaix gewünscht, aber Éric Demarsan mit seinem jazzlastigen Score, schmückt die Szenerien passend aus. Hier wäre vor allem auf die ungewöhnlich abrupte Musikunterbrechung, mit Orientierung auf den Schnitt zu erwähnen.
Was man aber unter dem Strich sagen kann ist die Tatsache, das Jean-Pierre Melville wiedermal einen stimmigen Film noir mit fabelhaften auch regiehandwerklich guten Streifen (Schnitte, Kamera, Licht) erschaffen hat, der die wunderschöne Melancholie der Zeit nüchtern und strukturiert konserviert.
"Mikado ist kein totes Holz. Mikado, das ist ein lebender Organismus."
In Roman Polanskis erstem Langfilm "Das Messer im Wasser", werden psychoanalytisch äußerst interessante Aspekt der Überlegenheit und dem Spiel mit Macht behandelt, unterlegt mit einem jazzigen Soundtrack von Krzysztof Komeda.
Dieser Psychothriller im Flüsterton, trägt schon die typisch düstere Handschrift seines Kreateurs, der ohne viel Aufwand, ein mustergültiges Kammerspiel auf dem masurischen Wasser entwirft.
Ein leicht elitär wirkendes Ehepaar, ist mit dem Auto auf dem Weg zu ihrem Segelboot, um über das Wochenende an Bord auszuspannen, doch auf der Fahrt dorthin sollen sie einen jungen abenteuerlustigen Tramper aufgabeln und ihn über Umwege kurzerhand auf den kleinen Segentrip mitnehmen. Doch es bauen sich schnell Spannungen auf, zwischen dem herrschsüchtigen Ehemann und dem frech aufspielenden Jungspund.
Die Art und Weise der langsamen Konfliktoffenbarung in ruhigen schwarz-weiß Bebilderungen lässt sich in verschiedene Teile aufspalten, die analog zum Wetter (sonnig, windig, bewölkt, regnerisch) ihre Abfolge finden, jedoch nicht in die wetterspezifischen Charakteristika einzuordnen sind.
"Das Messer im Wasser" zeigt eine sehr flach ansteigende Spannungskurve, die mit dem Filmtitel den Explosionskatalysator wiederspiegelt. Wobei die Explosion sich nicht hauptlastig unbedingt auf der körperlichen Gewalt ausschlägt, vielmehr funktioniert dieser Thriller als moralstreifendes kopflastige Werk, was seine wirkliche Wirkung erst in den letzten Szenen entfaltet, dann nämlich, wenn die Eheleute wieder im Auto sitzen.
Die Rolle des überlegenen, selbstsicher und patriarchaisch auftretenden Ehemanns Andrzej, besetzte Polanski prächtig mit Leon Niemczyk. Seine Darstellung des körperlich und geistig dem Jungen weit überlegener Reibungspunkt, schindet bei mir auch noch nachhaltig Eindruck.
Die Rolle des Jungen, wollte Polanski zunächst selbst spielen, wovon ihm Kollegen aber abrieten, zum Glück hörte er nicht lange auf deren Rat. Seiner statt übernahm der relativ ungeübte Zygmunt Malanowicz diese Rolle des rebellischen jungen Draufgängers, der ständig mit dem Feuer zu spielen drohte.
"Wozu brauchen Sie denn so‘n Schwert? - So ein Messer ist im Leben wichtig, besonders wenn man so im Walde ist. Auf dem Wasser ist es Spielerei, aber wenn Sie so im Walde sind, wenn Sie so im Dickicht sind... schwimmen auf dem Wasser, was ist das schon? Aber wenn man vorwärts will, wenn man vorwärts gehen will, da braucht man ein Messer."
Mit der schönen Jolanta Umecka, die die Ehefrau Krystyna verkörpert, beweist der polnische Ausnahmeregisseur - was sich später in anderen Filmen auch deutlich zeigt - dass er Geschmack hat, was das weibliche Geschlecht anbelangt. Krystyna ist der neutraler Körper zwischen den schon fast kindisch anmutenden Platzhirschpielchen der beiden Männer, wenn gleich sie aber indirekt auch konfliktreizend wirkt.
Zu den schlichten Einstellungen auf See, liefert Krzysztof Komeda einen leichtfüßigen Soundtrack, der deutlicher als andere Filmkompositionen seine musikalische Herkunft, dem Jazz huldigt.
Pflichtprogramm für Polanski-Fans, die den Meister in seiner ursprünglichsten Handwerksform erleben möchten, denn diesen leicht dunkel-verschrobenen surrealistischen Stil legte er im Laufe seiner Schaffenszeit immer mehr ab, leider.
Ein feinfühlig-stilles und dennoch ungemein bedrückendes Meisterwerk des Horrorfilmgenres und eine Huldigung der dunklen Mächte. Von Roman Polanski in einen perfekten Rahmen der Bedrohlichkeit gebettet, wird man von der Geschichte in einen seltsam fesselnden Bann gezogen.
Da man diesen Klassiker zu unrecht in der Fernsehlandschaft vermissen muss, war er schon lange auf meiner DVD-Wunschliste, doch fehlte es mir an dem nötigen Geld. Doch eines Tages kam der Film auf glückliche und wundersame Weise zu mir. Denn mein Vater, ein Sperrmülljunkie, trat eines Tages zu mir heran und sagte: "Hier, ich hab letztens zwei DVDs gefunden, guck mal, ob da vielleicht was für dich dabei ist." Ja und somit durfte ich doch noch in den unentgeltlichen Genuss des "Rosemaries Baby" gelangen, danke Babba!
Mit den Werken Roman Polanskis befasste ich mich intensiv, als ich eingeladen wurde, einer Polanski-Ausstellung im Düsseldorfer Filmmuseum beizuwohnen und war sofort gefesselt von der Machart seiner Filme.
Polanskis Adaption des gleichnamigen Buches von Ira Levin fesselte mich relativ direkt, da er es schaffte, die schaurige Stimmung aus seinem vorherigen Film "Tanz der Vampire" hier mit einfließen zu lassen und auch ein bisschen Komik spiegelt sich hier wieder.
Der Film benötigte einige Zeit, um langsam seine Geschichte zu entwickeln, dennoch halte ich das für die eigentliche Stärke dieses Werkes. Denn so baut sich eine unglaubliche Spannung auf, die von dem Haus und seinen Bewohnern auszugehen scheint, aber man fragt sich dennoch, aus welcher Richtung das bösartige Etwas wohl kommen mag. "Rosemaries Baby" spielt mit dem verschlüsselten Nervenkitzel, denn wirklich grausame und intensive Momente der unmittelbaren Gewalt, sucht man hier vergeblich. Aber diese einfache Ausprägung des Horrorgenres hat der Film nicht nötig, denn er funktioniert eher auf seelischer Ebene und das hervorragend subtil.
Dennoch streut Roman Polanski immer wieder auch visuelle oder akustische Gruselmomente zwischen und parallel zu dem stillen Grauen der Geschichte mit ein. Vor allem der Schlüsselmoment des Films, ist ein psychedelisches Horrorfeuerwerk, welches mit erstaunlich modernen Effekten kalte Schauer über den Rücken jagt. Eine wahrhaftige Meisterleistung der Inszenierungskunst, in welcher für einen Augenblick alles aus seinem stillen und versteckten Rahmen fällt und sich das Böse kurzfristig demaskiert, sehr großes Kino!
Die bis dahin unbekannte Mia Farrow als Hauptdarstellerin Rosemarie zu verpflichten, war meiner Meinung nach ein Glücksfall. Farrows Gestalt und ihr Gesicht suggerieren sofort eine tiefe Verletzlichkeit und Instabilität, dennoch nimmt man ihr auch den unbedingten Willen ab, ihr Kind schützen zu wollen, was eine perfekt wirkende Besessenheit zur Folge hat.
Ich litt sofort mit ihr mit, auch wenn ich kurzfristige Zweifel an ihrem gesunden Geisteszustand hatte. Ich habe lange nicht mehr ein so intensives Schauspiel erleben dürfen, ein Oscar wäre mehr als berechtigt gewesen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir John Cassavetes vor dem Film kein Begriff war, aber er spielte die Rolle des talentierten, doch glücklosen Schauspielers ausgezeichnet. Aber wenn ich daran denke, dass Jack Nicholson für die Rolle des Ehemanns von Rosemarie ebenfalls im Gespräch war, werde ich ein bisschen traurig, er wäre wahrscheinlich die diabolischste Wahl gewesen.
Ruth Gordon, die für ihre Darstellung der suspekt-aufdringlich wirkenden Nachbarin Minnie des Oscar für die beste Nebendarstellerin gewann, wirkte sehr Präsenz in ihrer energischen Art der überbemutternden Glucke mit Hintergedanken.
Generell bewies Roman Polanski ein sehr feines Gespür für die Auswahl der Nebenrollen, in welchen mich vor allem Dr. Abraham Sapirstein gespielt von Ralph Bellamy beeindruckte.
Auch der örtliche Rahmen von "Rosemaries Baby" könnte mit Düsternis nicht weniger behaftet sein. Polanski wählte das im 18. Jahrhundert erbaute Dakota Building aus, welches im Herzen New Yorks am Central Park in einer bedrohlichen Altehrwürdigkeit dasteht.
Im Film ist von schrecklichen Geschehnissen die Rede, welche sich in früheren Zeiten dort abgespielt haben sollen. Doch auch realgeschichtliche Vorfälle tragödialen Ausmaßes ereigneten sich im Dakota Building, so wurde John Lennon, der in diesem wohnte, vor dem Haus erschossen.
Eine besondere Erwähnung, möchte ich auch der musikalischen Unterfütterung durch Krzysztof Komeda hinzu kommen lassen, dessen vorletzte Filmmusik es werden sollte.
Ich bewunderte schon sein außerordentlich gutes Score in "Tanz der Vampire" und auch hier schaffte er mit seiner Musik eine weitere Ebene des Erschauerns auf sehr obskure und geheimnisvolle Art und Weise.
Ich empfand "Rosemaries Baby" als ein sehr rundes und in sich stimmiges Werk, welches den Weg für das Genre des Horrorfilms mit definierte und maßgeblich prägen sollte. Eine Symbiose aus Schauspielkunst, atmosphärischer Dichte und Bedrohlichkeit und einer spannungsgeladenen musikalischen Falltür. Ein Sichtungsmuss für alle Klassik-Liebhaber, aber auch generell Pflichtprogramm für Cineasten jeglicher Art, denn das ist Filmkunst auf sehr hohem Niveau.
"Kein Papst besucht je eine Stadt, wo die Zeitungen streiken. Ich hab gehört er verschiebt seinen Besuch, bis der Streik vorbei ist. -Alles nur Show. -Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, die Kostüme, der Ritus, bei allen Religionen. -Ich glaube, wir verletzen Rosemarie. -Hhm.. nein, nein. -Sie sind doch nicht etwa religiös, meine Liebe? -Nun ich bin katholisch erzogen worden, ich weiß nicht so recht... -Sie sahen so betroffen aus. -Aber er ist immerhin der Papst. -Sie brauchen doch nicht Respekt vor ihm zu haben, nur weil er vorgibt heilig zu sein. -Ein gutes Argument! -Wenn ich daran denke, was die für Kostüme und Juwelen ausgeben. -Die üble Heuchelei, der wir schon immer in der organisierten Religion begegnen, wurde in „Luther“ aufgezeigt."
"Die da oben bringen mit ihrem sündigen Verhalten sogar die Steine zum erröten!"
Welch absuridätsüberlagerte Komödie, in welcher Polanski uns eine äußerst freigeistige Interpretation von "Alice im Wunderland" liefert, zu Unrecht ein so unbekanntes Werk. Für mich zählt "Was?" zu einer seiner ausdruckstärksten Arbeiten des Polen.
Endlich habe ich einen lang vermisst geglaubten Schatz gehoben. Vor vielen vielen Jahren - als ich als kleiner zehnjähriger Junge immer am Wochenende bei meinem Papachen übernachten durfte - sah ich diesen prägenden Film eines nachts heimlich, während mein Vater tief und fest schlief.
All die sonderbaren Vorgänge in dieser hotelartigen gemütlichen Villa, übten eine solche Anziehungskraft auf mich aus, bis heute.
Eine tragfähige Geschichte ist nicht wirklich vorhanden, alles lebt von den speziellen Besucher der Villa und der wunderliche Atmosphäre. Alle Gäste warten voller Gier darauf, dass der alte, aber dennoch lebenszähe Joseph Noblart endlich die Goldlöffel abgibt und die Erbenanteile an die Meute verteilt.
Nancy flieht nach einer versuchten Vergewaltigung zufluchtssuchend in diese obskuren Gesellschaft, die voll dekadenter Lustspielerie, Fressgelagen und Zügellosigkeit verstandsraubendes Potenzial zu haben scheint.
Die inszenatorischen Qualitäten Roman Polanskis kommen in "Was?" fabelhaft zum Ausdruck, angefangen bei der Auswahl des Drehortes, der mitten an den steilen Mittelmeerküstenhängen Italiens gelegen erhaben über dem strahlenden Meer thront. Im Inneren dieses Anwesens scheint alles auf seltsame Weise in Verrücktheit aufgelöst zu sein. Jede Szene verkommt im positiven Sinne zu einer absonderlichen Hommage an die Irrwitzigkeit.
Und Nancy, das naive und dümmliche Blondchen aus den Staaten, versucht in diesem Dschungel aus Sonderlingen ihren Verstand zu behalten. Dargestellt wird Nancy von Sydne Rome, die ihre Rolle sehr glaubwürdig auszufüllen wusste, man denke nur an die wohlgeformten Brüste! Als nette kleine Metapher deute ich ihren immer weiter voranschreitenden Kleiderverlust, welcher die ansteigende Verrücktheit und denVerstandsverlust des Hauses und dessen Gäste wiederspiegeln könnte.
Ein großes Highlight von "Was?" ist das Mitwirken Marcello Mastroiannis, als Coco mit der weichen Birne, der hier als halbekliger und schmieriger Lüstling, sowie Ex-Zuhälter und von allen gehasster und gemiedener Neffe des Noblart sofort Gefallen an Nancy zu haben scheint und sie heftig umwirbt. Bis er sie im Tigerfellkostüm dann schließlich beglückt.
Wie so oft, spielt Polanski auch hier wieder eine kleine Nebenrolle. Er heißt Mosquito ud hat immer einen langen Stachen, aber nicht doch sein Penis ist lang, nein er ist ein Harpunen-Fetischist, wird von allen nur der Zwerg genannt und klaut manchmal Frauenkleider.
Fans des Italowesterns dürfte der Auftritt von Romolo Valli auch ein wahrer Genuss sein. Er mimt hier den Buchhalter des Noblart, der seine Nase gerne mal zwischen den Schenkeln von schlafenden Frauen vergräbt.
Generell ist die Rollenbesetzung, sowie die Ausarbeitung dergleichen ein wahrer Hochgenuss, auch ist Didi Hallervorden als deutscher Tourist zugegen.
Tonal wird der Film neben dem unaufhörlichen Zirpen der Gillen auch von vielerlei klassischer Musik unterstützt und soll vielleicht auch Analogismen bezüglich der dekadenten Zeit vor der Französischen Revolution andeuten.
Das Ende des Films zeigt nochmal sehr deutlich die Sinnlosigkeit desselben, dennoch hatte ich sehr viel Spaß und Unterhaltung, es wurde nie langweilig und es war stets ein Genuss den Akteuren zuzusehen.
Ich kann den Film nur unter Vorbehalt empfehlen, man muss auf irrsinnige Szenen am Fließband stehen. Außerdem liegt mir der Film persönlich am Herzen, durch diese Kindheitserfahrung, welche mich bis heute nicht losgelassen hat.
"Keiner kann zweimal im gleichen Fluss baden, weil weder der Fluss gleich bleibt, noch der Badende."
Joseph Losey kreiert mit einem glänzend aufgelegten Delon in der Hauptrolle, ein behäbig ruhiges Drama, um eine folgenschwere Personalienverwechslung im besetzten Paris.
Das glatte braungefärbte Grauen schlängelt sich heimlich und leise durch die Gassen von Paris des Jahres 1942. Auf der Suche nach semitischem Beutegetier zieht sie ihren justiziaren Würgegriff immer enger um die Stadt, bis auch die letzte Sicherheit für jedermann erstickt wird, von der Angst, als Jude angeprangert zu werden.
Losey spielt, meiner Empfindung nach, in "Monsieur Klein" sehr bewusst mit langgezogenen Szenen und leisen Tönen, um die spezielle Atmosphäre ihrem inszenatorischen Gleichnis anzupassen.
Eigentlich erahnt man schon bei der ersten Einstellung von Delons Gesicht, wie der Film sich weiter fortsetzen wird. Umso erwähnenswerter da erstaunlich, ist die Tatsache, dass die Spannung nie wirklich abflacht. Das mag an den undurchsichtigen Handlungssträngen liegen, aber erstrangig auch an der seltsamen Figur des Mr. Klein (Alain Delon).
Robert Klein ist eigentlich ein vermögender Kunsthändler, aus dem Elsass. Er hat nichts vor den neuen Strömungen zu befürchten und scheint diese auch anfangs zu ignorieren. Sie nützen ihm vielmehr sogar, denn immer öfter kommen jüdische Anbieter, die ihre Gemälde für die billigsten Preise loswerden möchten, um zu fliehen.
Doch alles sollte sich mit einer fälschlich zugestellten Zeitung ändern...
Delon trägt große Teile des Films durch seine exzellent eigenwillige Rollenverkörperung des Mr. Klein. Er füllt sie mit einem komischen Flair der Unberechenbarkeit aus und verleiht der Hauptfigur, sowie auch dem Film eine gewisse Tiefe.
Musikalische Untermalung erhält der französische Streifen von Egisto Macchi und Pierre Porte, die das bedrohliche Gefühl des Films punktuell mit ihrem Sound thematisieren. So verschmelzen die grauen verregneten kopfsteinbepflasterten Straßen mit der beklemmenden innerlichen Unruhe.
Dank ARTE kann man solche Stücke auch im Fernsehen genießen. Mein erster Film aus Frankreich zu dem Thema des Nationalsozialismus ist ein mit leichtem Langeweilepotenzial behaftetes kleines Meisterwerk, da es die Thematik mal aus einem komplett anderen Blickwinkel abhandelt. Dennoch sollte man keine Spuren von Müdigkeit mit auf den Fernsehsessel platzieren.
Schön animiertes, aber dennoch ungemein widerliches Machwerk der psychologischen Art. Hat für mich keinerlei wirkliche Daseinsrechtfertigung und ist damit als würgereizauslösender und bösartiger Schund, mit stark manipulativem Charakter, äußerst kritisch zu beäugen.
Was für eine Horrorwelt, die ausschließlich aus Logos und bekannten Werbefiguren besteht. Zum Glück ist dieser Alptraum schon nach 16 Minuten passé und man ist wieder in der beruhigenden Realität angekommen.
Die Idee der totalen Werbereizüberflutung ist so genial wie einfach und die computeranimierte Umsetzung wirkt erste Sahne, wie im Übrigen auch ein paar Dialoge. In dieser kunterbunten Welt jagt die Michelin-Polizei gerade den terroristisch aktiven McDonalds Clown, während sich im Zoo die WWF-Pandas und der MGM-Löwe gute Nacht sagen.
Ich kannte viele der amerikanischen Werbe-Logos nicht, dennoch erkannte ich immer noch zu viele bekannte Gesichter.
Doch was wollen uns Hervé de Crécy, François Alaux und Ludovic Houplain mit ihrem Kurzfilm sagen, was uns nicht sowieso schon klar war, nämlich das Werbung zum Arsch abwischen noch zu schade ist. Dass Werbung immer mehr auf psychologischer Basis funktioniert, heute mehr denn je.
Ich weiß auch nicht, ob mich freuen soll, wenn so ein Werk 2010 den Oscar in der Kategorie Bester animierter Kurzfilm erhält. Zeigt das nicht auch, dass man sich nur durch diese Logohascherei wieder einmal beeinflussen hat lassen, in welcher Hinsicht auch immer, denn weder die Story noch die Botschaft mag mich sehr überzeugen.
Natürlich kann man dem Film eine totale Abrechnung mit der kompletten Werbebranche zugute schreiben, durch den apokalyptischen Zusammenbruch der Welt. Doch ich hätte mich mit einem wirklich tiefsinnigen Ende leichter getan, denn irgendwie muss ja dieser Napalmangriff auf die Konsumrezeptoren seine Rechtfertigung erklären.
Denn sonst kann man "Logorama" auch als geschickten Universalwerbespot sehen, der am Ende auch durch Gelder der dort erwähnten Firmen seine Finanzierung erhalten haben könnte. Denn selbst wenn hier am Ende alle Logos im tiefen Ozean versinken, bleiben sie einem sehr wirkungsvoll im Hirn hängen.
Schlussendlich hebelt sich der Film selbst aus, wenn es sich als cineastisches Plädoyer gegen die Werbung definiert.
HALTET EURE KINDER FERN!!
"Where's my fuckin' money shithead?! -You talkin' to me?"
Innovative und theatralische Bühnenadaption, die aber teilweise hinter dem literarischen Vorbild zurück bleibt und sich vor allem durch den Dogma-Stil abwertet.
Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an diesen Streifen herangetreten, ob der galaktischen Durchschnittsbewertung und einer noch utopischeren Vorhersage.
Ein schönes Experiment, das bekannte Krippenspiel hier mit Filmzitaten gespickt aufzuführen. Auch die schauspielerischen Leistungen waren ein wahrer Genuss, man hatte förmlich das gefühl, viele würden sich in ihren Rollen vollends bis auf molekularer Ebene auflösen.
Somit wird "Das moviepilot Krippenspiel" zum lebendigen Erlebnis mit cineastischem Tiefgang und bewegende emotionalen Momenten.
In der Rolle der Maria, glänzte Sophie Charlotte Rieger, welche durch ihre Hauptrolle für den Transport des Gros der Gefühle zuständig war.
Doch was mich den Streifen in schlechter Erinnerung behalten lässt, ist der nahe und vollkommen unverständliche Bezug zum dänischen Dogma 95 Manifest. Die Grundidee des ehrlicheren Films ist eine gute, aber kein wirkliches Modell mit Zukunftsüberwinterung.
Durch den Dogma-Stil wurde ein angenehmes Hörvergnügen fast vollständig unterbunden, da die Akustik sich größtenteils auf einem miserablen Level befand, wie im übrigen auch die Bildqualität.
Schlussendlich nicht mehr, als ein Experiment, dass zwar mit guter Inhaltsaufbereitung punkten konnte, sich aber der hart erspielten Emotionsflüsse von den Gesichtern der Schauspieler zum Zuschauer selbst beraubt, durch einen fast komplett wasserdichten Staudamm des handwerklichen Dilettantismus.
Die Bewertungshöhenflüge, sind meiner Ansicht nach vollkommen übertrieben und irreführend und stehen in krasser Divergenz zur gesehenen Qualität.
#55 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst
"Ich hab eine Idee. Wie wäre es mit Belle du Jour? -Belle du Jour? -Weil Sie nur am Tag kommen."
Buñuels gradlinige Adaption des gleichbetitelten Buches von Joseph Kessel, gibt einen Einblick in die seelischen Untiefen einer gut situierten verheirateten Frau aus dem gehobenen Bürgertum, die sich aus eigenem Antrieb der Prostitution hingibt.
"Belle de Jour – Schöne des Tages" ist erst mein zweiter Kontakt mit dem spanischen Surrealisten. Davor enttäuschte mich sein berühmter Hund aus Andalusien, doch jeder hat eine zweite Chance verdient.
Erzählt wird eine kompakte Geschichte über die Findungsphase einer Frau namens Séverine (Catherine Deneuve) , die im Geiste auf ganz anderen Ebenen existieren möchte. Sie hat tiefsitzende sexuelle Wünsche, aber auch durchaus Ängste diese an ihren Ehemann heranzutragen. So entsteht eine immer größer werdende Distanz. Beischlaf wird genauso wenig vollzogen, wie ein einfacher Kuss auf den Mund. Man teilt noch nicht mal mehr das Bett mit seinem Ehepartner.
Doch eines Tages entschließt sich Séverine, ihren geheimen Bettvorlieben ein Ventil zu geben und fängt an, sich freiwillig zu prostituieren. Gleich darauf ist ein positiver Wesenswandel bei Séverine festzustellen, die für ihre Freier nur noch unter dem Namen Belle de Jour bekannt werden sollte. Alles scheint sich in gute Bahnen zu lenken, denn durch die außerehelichen Beischlafaktivitäten fällt auch der distanz- und unsicherheitsbedingte Kälteschleier von Séverine bezüglich ihres geduldigen Ehegattens von ihr ab und die Beziehung verbessert sich merklich, doch ein junger Freier, der sich in die kühle Blonde verliebt hat, scheint diese positiven Entwicklungen aus dem Rahmen fallen zu lassen.
Luis Buñuel erzählt diese spannende Story sehr klug und feinfühlig, ohne dabei das Gespür für die wesentlichen Gefühlsvorgänge Séverines zu vernachlässigen. Immer wieder werden diese durch surrealistisch angehauchte Tagtraumsequenzen für den Zuschauer stil- und bedeutungsvoll aufbereitet.
Mir ist Catherine Deneuve eigentlich noch nie so richtig aufgefallen in den paar Filmen, die ich mit ihr sah und ich finde ihre Schönheit lange nicht so überwältigend, wie ein Truffaut es einst beschrieb. Doch in diesem Film spürte ich erstmals diese permanente Kraft zur vollkommenen Präsenz, nur durch ihren optischen Eindruck und ihre Kälte im Ausdruck ihres Gesichts, also in Zukunft werde ich besser auf Deneuve achten.
Zusammenfassend kann ich dem Film, neben seiner sehr interessanten Geschichte, auch eine sehr präzise handwerkliche Umsetzung in Szenenbild und der Auswahl an Schauspielern zu gute schreiben.
Ein Gäsenhauttsunami durchzuckt Haut und Fleisch, ob des düsteren unverwechselbaren Sounds einer Band, die aus einem anderen Sonnensystem zu sein scheint. Schwarze Löcher, die unaufhaltsam deine Seele fressen und dich nie wieder loslassen.
Joy Division ist eine Band, die mein grundlegendes Verständnis, was die Tragweitenoptionen von Musik angehen, aufbrachen und zerschmetterten. Da wo andere Musik mit ihrer Fähigkeit des Gefühltransports an ihre Grenzen stießen, überholte die Band um Frontmann Ian Curtis mit Leichtigkeit andere Musikgruppierungen auf dem ewigen Highway in die tonale Erleuchtung.
Weder Raststätten noch Polizeikontrollen sollten sie zum stehen bringen, erst als alle durch einen Schneesturm des plötzlichen Erfolges fahrend dem Tunnelblick zum Opfer fielen, merkten sie nicht, dass Curtis schon längst eine andere Abfahrt genommen hatte, die Abfahrt auf die Gegenfahrbahn...
Grant Gee setzt dien revolutionären Post-Rock-New-Wavern ein würdiges und stilechtes Denkmal, was mit vielen überwältigenden Live-Auftritten und harmonisch dazu passender Videokunst glänzt, sowie vielen Interviews mit den verbleibenden drei Bandmitgliedern und allerlei Umfeldtangenten.
"Mit Punk konnte man sagen: „Ihr seid Arschlöcher!" Aber weiter ging es nicht, es war nur ein gehässiger Ausdruck der Wut.
Das war nötig, um die Rockmusik neu zu beleben. Aber früher oder später wollte man mehr als nur „Arschloch" sagen, man wollte etwas wie „ich bin am Arsch" sagen. Und es war Joy Division, die die ersten waren, welche die Energie des Punk nutzten, um komplexere Gefühle auszudrücken."
Ich habe schon einige Dokumentationen über meine Lieblingsbands gesehen, aber "Joy Division" gehört definitiv zu den qualitativ hochwertigsten, die informativ und gefühlvoll die Stilrichtung der Manchester-Gruppierung einfängt und würdevoll aufbereitet.
Ein rundum gelungenes Werk, aber wie schon unten von meinen Kollegen erwähnt, etwas für die wirklichen Fans.
Ein echter Klassiker, der mit viel zeitgeistigem Humor zu unterhalten weiß, außerdem ist Jack Nicholson in seinem Kurzauftritt als irre vor sich hin grinsender zahnarztaufsuchender Schmerzenssüchtler ein echter Hingucker!
Das ist also das oft von Film und Theater kopierte schwarz-weiß Werk des Roger Corman. Ich kannte die Geschichte dennoch noch nicht, doch als mich die DVD mit Nicholsons Visage heute im Elektrofachgeschäft meines Misstrauens für 3 Euro angrinste, schlug ich einfach mal wieder zu.
Außerdem verfolge ich ein berufliches Interesse, denn als Gärtner muss man sich stets über neue oder seltene Züchtungen im phytobiologischen Bereich wissentlich machen und da reicht die Bundesgartenschau oder die Internationale Grüne Woche schon lange nicht mehr als Informationspool aus.
Seymour, der tollpatschige Ladenbursche, der mit seiner Körpersprache eine Hommage an die komödiantische Stummfilmzeit zu sein scheint, züchtet eher zufällig eine Pflanze, welche offenbar ein wahrer Gourmet in punkto Menschenfleisch ist. Doch durch ihr schnelles und imposantes Wachstum füllt sich den mies laufenden Blumenladen. Doch schnell wächst Seymour sein Eigengezücht über den Kopf.
Corman schmückt seine Gruselkomödie nicht nur mit einer kreativen Story aus, sondern lässt diese auch von allerhand schrulligen Typen bewohnen. So wäre da der jüdisch quatschende dicke Ladenbesitzer Gravis Mushnick (Mel Welles) zu nennen, der die ganze Schose als legitimiert an sieht, solange das Geschäft gut läuft.
Auch die Kunden haben so ihre kleinen Ticks, wie der Blumenfeinschmecker, welcher sich durch die florigenen Farbgemenge der diversen Fachgeschäfte durchprobiert, immer bewaffnet mit einem Salzstreuer. Oder die betagte Dame mit einer unglaublich hohen Sterberate in ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis.
Mit die beste Szene ist die Zahnarzt-Sequenz, in welcher der masochistische Patient Wilbur (Jack Nicholson) sein Gegenstück, den sadistischen Dr. Phoebus Farb (John Herman Shaner) aufsucht, um sich den ultimativen Schmerzenskick zu geben, eine herrliche Szenerie die vom Humor her schon sehr neumodisch erscheint.
Genau wie auch die sexuellen Reize der Frauen, da habe zumindest ich klar harte Nippel gesehen (Wunschdenken?). Auch sind die Miniröcke fabelhaft eng und knapp bemessen und die Popöchen wohl geformt!
Schlussendlich kann man festhalten, dass "Kleiner Laden voller Schrecken" kein übermäßig guter Film ist, aber er besitzt irgendwie Charme und kurzweilig ist er ebenfalls, also solides bis sehr solides Kino.
Ein kleines versautes Obszönitätenkabinett, welches sich den zentralen litararischen Lehren des Donatien Alphonse François de Sade widmet, alles verpackt in den verharmlosenden Deckmantel der Tierkostüme.
“Ich habe indes von einem schwierigen Fall gehört. – Ja ja Ihr bezieht Euch auf den Marquis, unser räudiges Schaf. – Ja, wie geht es seinem Opfer? Er hat es vergewaltigt, nicht? – Oh, Justinen ist kaum anzusehen. Die großen Schamlippen sind geschwollen, die Kleinen sind zerfetzt. Zerkratzt der Körper, die Spalte ist platt gedrückt, der Hintern ist an verschiedenen Stellen gequetscht, die Zitzen blutunterlaufen, das Gesicht ist völlig verquollen, eine richtige Metzgerei.“
Oh schon lange trachtete mein krankes Gemüt nach diesem schmutzfinkesken Stück Film aus Belgien und endlich erfüllte ich mir diesen vorrangig Gliedes- aber auch Herzenswunsch, mir diesen filmischen Leckerbissen visuell einzuführen.
Und wie das immer so ist, je länger man nach etwas trachtet, desto mehr Erwartungen bauen sich auf, welchen dieser Streifen aus dem Mitternachtskino-Sektor dann doch nicht ganz gewachsen sein konnte.
Zwar wird hier ordentlich illustrer Gespräche geföhnt, Intrigen und Ausbrücke geschmiedet, Hummer finden sich als Penisersatz in rektalen Gefilden wieder, die Kuh liefert einen gesundenden Blowjob ab, oder eine attraktive Spalte im Gefängnisgemäuer wird zum schnellen Fick, doch hat der Film neben der beachtlichen Penislänge seines Hauptakteurs, auch noch spielzeitliche Längen aufzuweisen und das, trotz seiner nur knapp 80 Minuten.
Die Geschichte dreht sich wie erwartet, um den französischen Adligen de Sade, der sich ob seiner frivol-kritischen Texte gegen die prüde Gesellschaft und die Kirche zum Dorn dieser stilisiert. Doch bleibt es nicht bei verbalen Anprangerungen, als de Sade symbolisch-materiell dabei gesehen wird, wie er auf die Kirche scheißt, ist endgültig Schluss und man sperrt ihn in die Bastille.
Dort, wo er mit viel Zeit und Ruhe gesegnet ist und von seinem sich ständig zur Artikulation erhoben gefühlten Phallus korrigiert und kritisiert wird, verfasst er weiter seine pervers-philosophischen Schriften.
Gestört wird er ab und an nur von dem rattigen Kerkermeister, der den Marquis de Sade gerne als ständigen Besucher in seinem brauen Salon haben wollen würde, doch diesem Wunsch sollte vorerst nicht nachgegeben werden. “Einem Stein und Katzenpisse. – Das ist das gewöhnliche Frühstück des Hauses, Ihr wisst ganz genau, was zu tun ist, wollt Ihr ein Recht auf Leckereien erwerben. – Dann soll mir das gewöhnliche genügen.“
Des Weiteren übt er Film Kritik an der Kirche, da der Kerker-Priester jeglichen Moralbruch scheut um seiner sexuellen und materiellen Lust und Gier nachzugeben.
Henri Xhonneux regissierte mit "Marquis de Sade" ein sehr spezielles und einzigartiges Werk. Was wieder einmal beweist, in welche Sphären Kino vordringen kann, denn hier geht es nicht nur um die Darstellung von schmuddeligen Dialogergüssen, sondern der Streifen weißt künstlerischen Wert auf, der auch mit ein paar Botschaften versehen ist.
Die Zielgruppe solchen Werkes sind eindeutig Interessenten, die sich auch schon bei "Meet the Feebles" oder den "120 Tage von Sodom" unterhalten und angesprochen fühlten, für alle anderen: haltet euch von diesem Werk fern und erspart euch diese cineastische Schweinerei mit Niveau.
"You stupid, greedy, American death sucker"
Meine erste Bewertungsentjungferung fühlt sich weder eng an, noch wurde es blutig, vielmehr ist "Ah Pook is Here" ein sehr feines und stimmiges Experimentalfilmchen.
Unter der Regie von Philip Hunt befasst sich dieser surreal anmutende Streifen mit einzelnen Auszügen aus William S. Burroughs gleichbenanntem Literaturstück sowie aus seinen Schriften "Interzone".
Während der Film, welcher sich in einem spacigen und unwirklichen Raum konstruiert, hört man Burroughs Stimme aus seinen eigenen Werken vorlesen, bevor man den Sprecher auch in nantura sieht, ein leicht verstörend aussehendes Geschöpf - halb Tier, halb Alien.
Man fühlt sich ein wenig an Cronenbergs Filmadaption zu "Naked Lunch" erinnert, zumindest vom phänotypischen Erscheinungsbild der Kreatur.
Ein freakig netter Exkurs in die Welt des obskuren und philosophischen. Entstanden an einer deutschen Filmakademie, hört hört!