Jimi Hendrix - Kommentare

Alle Kommentare von Jimi Hendrix

  • 4 .5

    Wirkungslos bleibender postvivusaler Gorerexzess, der allenfalls als Nekrophilen-Porno wirkliche Wirkungsträchtigkeit besitzt.

    Immer auf der Suche nach kranken und schrägen kleinen Schmutzperlchen, ist mir neulich dieser halbstündig bemessene Film aufgefallen, der mich mit einem blutig-gestörten Thema und tollen Effekten förmlich anbettelte, ihn zur Sichtung zu ordern.

    Eine wirkliche Geschichte existiert genauso wenig, wie Dia- und Monologe. Man bekommt lediglich die Innenansicht einer Leichenhalle als Haupthandlungsort angeboten, dazu stellt man noch einen auf Leichentollen Chirurg daneben und ein paar Tote.

    Unterhaltung wird uns nur in Form einer kleinen humanistischen Schlachterplatte geboten, mit viel Blut, Gedärmen und Sex.
    In diesem Kontext behandelt Nacho Cerdà nicht ganz uneigennützig die Thematik der Nekrophilie.

    Trotz der guten handwerklichen Arbeit ( vor allem die Geräusche) und der passenden Atmosphärenbildung des Regisseurs, wird es schon nach fünf Minuten langweilig, da hilft auch alles Blut und Aufgeschneide der Leichen nichts. Einzig der kleine Gag zum Schluss von "Aftermath" ließ meine Mundwinkel noch einmal gen Himmel steigen.

    Generell kein sehenswerter Film, da weder Unterhaltung noch wirklicher Horror geboten wird, einfach eine lauwarme filmische Angelegenheit, die völlig auf den Einsatz von totem menschlichen Material setzt.

    Sie machen es sich bei weitem zu einfach Herr Cerdà.

    10
    • 9

      "Ich glaube, ich bestelle Nieren, ich muss meine irgendwo auf der Straße verloren haben."

      Ein ganz großer Vertreter des New-Hollywood, der den Zeitgeist einer ganzen Generation in sich aufsaugt und manifestiert, eine filmische Konservendose mit reichlich Flower Power-Eintopf und Kultfilm-Zertifizierung.

      Die rebellischen Prägungen meiner Eltern führten schnell dazu, dass ich mich für die Musik, die Ideale und die Schwingungen jener 68er Philosophie interessierte und somit kam ich auch bald mit "Easy Rider" in Berührung. Mein erster Kontakt zu diesem Roadmovie-Denkmal fiel relativ bescheiden aus, damals war ich dreizehn oder vierzehn Jahre alt und wusste mit all den komisch wirkenden Eindrücken nicht viel anzufangen. Aber je öfter ich die DVD aus ihrer Hülle nehme, desto frischer weht mir ein Wind um die Nase, welcher den Geruch der Freiheit dieser Zeit transportiert.

      Dennis Hopper und Peter Fonda schaffen es mit "Easy Rider", bei mir dieses ganz spezielle Gefühl zu erzeugen, einen alten Bekannten zu treffen, den man schon eine Ewigkeit nicht gesehen hat, aber immer noch voll auf einer Wellenlänge mit ihm zu sein scheint. Es gibt nur wenig Filme, die ich als alte Freunde bezeichnen würde, "Easy Rider" ist es. Dennoch kann ich jeden verstehen, der nicht nachvollziehen kann, was ich an dem nach Alkohol und Marihuana richenden alten Sack so toll finde.

      Aber worüber man sich nur wenig streiten kann, ist die Tatsache, dass Hopper und Fonda fabelhafte Regiearbeit leisteten. Vor allem durch die ungewöhnlichen Schnitte, der scharfen Gesellschaftskritik, den tollen Landschaftsaufnahmen, einem guten Cast und dem Unterlegen einer ear-catchenden Filmmusik, liefern sie ein stimmiges Konglomerat an Lebensgefühl ausstrahlenden Momenten der absoluten Freigeistigkeit und Abenteuerlust.
      Der Roadmovie-Stil gestattet Hopper/Fonda die ganze Bandbreite der damaligen Zeit zeigen zu können: über die in Kommunen lebenden blümchenbehangenen Hippies, bis zu den bieder-konservativen Hinterwäldlern, mit Südstaatenflagge und einer großen Portion Argwohn und offenem Hass.

      Durch die niedrige Bugetisierung und die vorherig gelungene schauspielerische Zusammenarbeit, wirkten Dennis Hopper und Peter Fonda selbst als Hauptdarsteller mit und das sehr passend.

      Fonda, der den etwas introvertierten und nachdenklichen Wyatt spielt und mit seinem amerikabeflaggten Helm und Jacke, die amerikanische Unabhängigkeitsidee verkörpert. Doch er muss feststellen, dass er durch das Ausleben seiner persönlichen Unabhängigkeit anderen ihre systembedingte Gefangenschaft vor Augen führt und somit den angstauslösenden Hass auf sich lenkt. Dies macht er unterschwelliger, aber dennoch mit der gleichen Wirkung.

      Dennis Hopper steht mit seinen langen Haaren, dem unreinlichen Äußeren und wegen seiner poltrigen Art, wie auch der Trapperkleidung - die ebenfalls an die freien und guten alten Zeiten erinnert - für einen Freigeist, de sich von niemandem einfangen lässt.

      Jack Nicholson, der als bezirksbekannter Anwalt George Hanson das Zwischenstück der beiden Welten repräsentierte. Einerseits steht er in Arrangement mit den strengen Behörden, bei denen er großen Einfluss seines Vaters wegen genießt, anderseits ist er auch ein abenteuertoller Freiling, der jede Gelegenheit gerne nutz diesem überbürokratisch-juristischen System zu entfliehen, wenn es ein muss auch durch übermäßigen Alkoholkonsum.
      Nicholson trägt den Film über die kurze Zeit seines Erscheinens, durch seine unglaubliche Kamerapräsenz. George Hansons Monolog zum Thema "Was ist Freiheit?" ist grandios und regt mich immer wieder zum Nachdenken an.

      Es gibt so viele Szenen die einfach beeindrucken, wie zum Beispiel die musikunterlegten Fahrpassagen oder die psychedelischen Friedhof-Tripsequenzen, die eine unglaubliche Direktheit auf mich ausüben, die mir positive Energie gibt.
      Doch wird nicht nur dem Drogenkonsum und dem Freiheitsgedanken gehuldigt, es werden auch kritische Themen der Eigenhinterfragung aufgeworfen.
      Das Ende ist eines der radikalsten und kompromisslosesten der Filmgeschichte und alles scheint zu zerfallen, zurück bleibt ein tiefes Gefühl der Trauer, der Trauer über die verlorene Freiheit und die verlorene persönliche Unabhängigkeit, wo ist sie hin?

      Interessierten dieser Zeit, muss dieses Werk empfohlen werden und auch für Liebhaber des experimentelleren Films ohne hohe Ansprüche an die Story, sondern eher zur Vermittlung von Gefühlen, kann ich "Easy Rider" sehr ans Herz legen. Unterhaltungscineasten sollten hier besser die Finger von lassen, dass wird nur ein ärgerlich-langweiliger Nonsens-Trip.

      "Raahh...Nick, Nick, Nick...fuut, fuut, fuut....tjaahhh...Indians."

      10
      • 4

        In kaugummiartig langgezogenen Frontaleinstellungen beglückt uns Brakhage mit einem Farbinferno.

        Wir sind mal wieder im Bereich des Experimentalfilms und zu sehen ist Zelluloid, auf welchem irgendein Vollidiot rumgemalt hat. Wie? Ach so, das gehört so, verstehe!

        Dann habe ich diesem Epos doch Unrecht getan, als ich gegen Ende kurz eingenickt bin. Naja da empfehle ich lieber die Kurzfilme Jan Švankmajers, die haben neben ihrer kreativen machart auch Botschaften zu vermitteln!

        Aber dennoch finde ich es gerechtfertigt, dass selbst solche 9 Sekunden-Filmchen hier auf Moviepilot zu finden sind, denn auch(?) Kunst sollte keine Frage der Länge sein.

        6
        • 6 .5
          Jimi Hendrix 06.12.2011, 19:29 Geändert 22.10.2019, 00:51

          #66 der Amos-Vogel-Reihe: Film als subversive Kunst

          Die Geburt als filmisches Kunstexperiment.

          Und schwups, ist mir auch glatt eine Träne entwichen, bei dem Anblick des wunderbaren Akts der Lebensschaffung.

          Natürlich ist das sehr gemein, hier eine Bewertung zu verlangen, aber es gehört viel Mut aller Beteiligter dazu, sich solchen organischen Dokumentationen hinzugeben, dafür ein großes DANKESCHÖN.

          Diese zwölf minütige Geburtssequenz ohne Eigenton zu präsentieren, ist ein kleiner Kniff von Brakhage, so bekommt man die Geburt als eindimensional präsentiert und es baut sich automatisch eine Distanz auf, gewollt oder ungewollt?

          Die spezielle Thematik dieses Kurzfilms, ist gleichzeitig aus dessen Daseinsberechtigung.

          6
          • 4 .5

            Aussagekraftloses Kurzwerk von Stan Brakhage, mit mäßig guter musikalischer Unterlegung

            "Cat's Cradle" habe ich auf meinen mitternächtlichen Streifzügen durch die Videokunstwelt entdeckt und war etwas enttäuscht, ob den etwas selbstverliebten Ankündigungen des Regisseurs, es handle sich hierbei um die sexuelle Hexerei eines Pärchens und einer Katze.

            Die wilden Schnittgemenge und der Sound haben aber im Jahre 1959 des Herren sicherlich für Irritationen im Film- und Musiksektor gesorgt.

            2
            • 9 .5

              “Oh! You ARE sick!“

              Was für ein pervers-morbides Stück surrealistische Filmkunst. Lynch steckt uns den Finger tief in die Kehle und zerrt unsere Uvula bis zum lichtdurchfluteten Mundausgang , während dessen man eine ästhetische Abdankung an den Menschenverstand und die Fruchtbarkeit ins Hirn gepflockt bekommt. Ganz großes Mitternachtskino!

              Welch perfides Gedankengut David Lynch so durch den Kopf schießt, ist der dunkle Wahnsinn. Zum Glück sitzt dieser Magier nicht in der Irrenanstalt, sonst blieben uns solche Albtraummeisterwerke vorenthalten. Er ist ein typisches Beispiel für das wahnsinnige Genie, oder der geniale Wahnsinnige? Ich weiß es nicht, aber mit diesem Film bekam ich endlich Zugang zur Bestie und wurde von ihr bei meiner Zweitsichtung mit Haut und Haaren verschlungen, während ich ihren dunklen Schlund immer tiefer hinab rutschte, ergoss sich meine wabernde Wollust der fiesen Gedanken und des unaussprechlichen Grauens in ihrer Speiseröhre, ein diabolisch lebensverneinender Akt, der die Grundbotschaften des Films -Abtreibung und Unfruchtbarkeit - grauenhaft symbolisiert.

              Die Atmosphäre des Films wirkt so ungemein düster, künstlerisch, dreckig, anziehend, bösartig und frustrierend, dass sich einem beim gebannten Stieren auf die Bildschirmscheibe ganze Tsunamis den Rückenkamm rauf und runter zu schieben schienen.

              Man bekommt Kreaturen gezeigt, die wirklich nur noch Abbilder ihrer Art sind und am Rande des Vitalismus vegetierend, in einer industrialisierten Antinatur, um ihren Fortbestand kämpfen, oder es längst aufgegeben haben. Man bekommt ihre Qual und Pein in jedem einzelnen Gesichtsausdruck vor den Latz geknallt, die Mimik verkommt zur gefühllos aber dennoch verkrampften Grimasse und wirkt in ihren leichten Anflügen von humanistischer Wärme einfach nur noch irrsinnig und krankhaft.
              Die Schauspieler wirkten wegen der engen Geldspanne zwar nicht sehr ausgebildet, aber trotzdem – oder gerade deswegen – strahlt die spröde Besetzung eine unglaubliche Natürlichkeit aus.

              Hauptdarsteller Jack Nance als Henry Spencer erinnerte mich von Anfang an in fast jeder Einstellung total an Tim Robbins, naja das nur so am Rande. Nance agiert mimisch sehr intensiv und gefiel mir schauspielerisch gut, er transportierte die Ängste und das Unartikulierbare fantastisch zu dem Zuschauer.

              Das missgebildete “Baby“ ist eine geniales Meisterstück Lynchs. Denn in ihm manifestieren sich so viele Botschaften und Scheinbotschaften und obwohl dieses ekelerregende Stück Leben so hilflos aber präsentativ auf dem Tisch aufgebahrt ist, strahlt es eine unglaubliche Bedrohlichkeit aus, aber wirkte – zumindest auf mich - dennoch irgendwie süß und schutzbedürftig. Gleichzeitig verneint es selbst sein Leben, indem es sich jeglicher Nahrungsaufnahme verweigert, es schein ein Bewusstsein für seine eigene Unvollkommenheit zu besitzen.
              Sein kleiner Torso scheint mit Gehässigkeit und Vermitteltheit gefüllt zu sein. Verbitterung seine Existenz halber?

              Auch lässt David Lynch Interpretationsansätze im Punkto männliche Fruchtbarkeit erkennen. So wird dies in der ersten längeren Bühnensequenz meiner Ansicht nach dadurch verdeutlicht, dass die im Gesicht missgebildete Frau, etwas zertritt. Wenn man sie als “Lebewesen“ deuten möchte, so könnte man sie als übergroße Spermien beschreiben, die eins nach dem anderen zermatscht werden. Natürlich kann man sie auch als Totgeburten verstehen, oder als Abgesang auf die Menschheit.

              Die Geräuschkulisse des Films, sehe ich als eigenes kleines Kunstwerk an und stellte die Nervenstärke des Zuschauers auf eine harte Probe. Der ständig dröhnende Industrielärm war genauso aufreibend wie jedes einzelne Knarren der Dielen oder Türen, dem hintergründigen zischen der Heizkörper, dem elendig-garstigen Geschrei des “Babys“, dem harschen Saugen der Hundewelpen oder einfach dem Flimmerlaut der Lampen. Alles mäßig unterlegt mit dem immer wiederkehrenden Sound der Schallplatte, oder dem übel-harmonischen Ohrwurm, welcher einem einprägsam vorbetet, dass im Himmel alles gut sei, pff... wer‘s glaubt wird Seelen- und Verstandslos.

              Selten waren Hintergrundgeräusche so Stil- und Atmosphärenprägnant wie in “Eraserhead“, dafür meine vollste Hochachtung.

              Für meine Wenigkeit ist dieses lyncheske Erstlingswerk auch seine psychisch wirkungsvollste und künstlerisch bedeutsamste Arbeit. Er findet hier die perfekte Ballance zwischen Mysteriösität und Interpretationsansätzen.
              Dieses Werk sollte jeder und keiner sehen!

              20
              • 3 .5

                Relativ kurzweilige, aber irgendwie doch einfallslose Neuauflage des Dude-Stoffes. Eine weitaus professionellere Film-Adaption ist für mich Lee Roy Meyers "The Big Lebowski: A XXX Parody", die hier immer noch nicht auf Moviepilot zu finden ist!

                Die Messlatte für Christopher Farah lag natürlich unendlich hoch, sodass ein zweiter Teil des coenschen Meilensteins eigentlich nur ein Scheitern zur Folge haben musste.
                Und in großen Teilen drückt sich diese böse Vorahnung auch in filmischer Sicht aus, den die altbekannten Protagonisten werden entfremdet dargestellt und man verliert schnell den Bezug zu eben diesen, eigentlich alten Freunden.

                Teilweise schafft es Farah aber, durch die bewusste Einstreuungen von analog inszenierten Szenen, die Atmosphäre des ersten Teils zu synthetisieren.

                Was oben schon bereits Erwähnung fand, sind die schlechten schauspielerischen Leistungen und die damit verbundene Nichtidentifikation mit den Figuren. Man muss ernsthaft Fragen warum hier nicht auf die gewohnten Stammkräfte um Jeff Bridges zurück gegriffen
                wurde.
                Das könnte aber mit der kurzfristigen Regiestuhlabgabe der Coen-Brüder zu tun haben, denen "The Big Lebowski 2" und das damit verbundene Drehbuch von Farah wahrscheinlich als unverfilmbar und damit zu anspruchsvoll erschien.

                Tara Reid spielt die Rolle der Bunny erneut fantastisch, auch wenn sie nur eine fast nicht auszumachende millisekundäre Nebenrolle spielte, hatte man doch das Gefühl, sie sei sehr präsent.

                Letztendlich ereilt auch diese erzwungene Fortsetzung das Schicksal so vieler zweiten Teile, nämlich das Abrutschen in die Belanglosigkeit, schade eigentlich.

                8
                • 8 .5

                  Eine rabenschwarze Komödie aus dem hohen Norden, mit einem staubtrockenen Rollstuhl-Lebowski, der sich dem Pessimismus verschrieben hat und unter Garantie kein Simulant ist.

                  Als waschechter Liebhaber von skandinavischem Kino, konnte ich mir auch diesen Film nicht entgehen lassen. Und ich wurde hier nicht enttäuscht, denn dieser Streifen hat alle genrebedingten Eigenschaften, die man sich als Sarkasmus-Fetischist nur wünschen kann.

                  Die Story an sich ist schon mal sehr strange und auch die Protagonisten sind fabelhaft bemitleidenswert und dennoch lustig dargestellt. So läuft der Streifen schnell in eine ausgewogene Mischung aus Witz, Ironie, Drama und Liebenswürdigkeit, wo einem an manchen Stellen das Lachen im Halse stecken bleiben könnte.

                  Geirr, die Hauptfigur des Streifens, ist mit Fridtjov Såheim sehr stark besetzt. Er vereint Traurigkeit und trockenen Humor perfekt miteinander durch seinen Hang zu direkter und schonungslosen Meinungsäußerung. Er macht als desillusionierter Neo-Hippie, mit Hang zu Antikriegsfilme, Joints und Johnny Cash eine blendend unterhaltsame Figur auf Rädern. Såheim füllt mit dieser Rolle einen Großteil des Films und durch seine Präsenz und seine Dialogbeteiligung, sorgt er automatisch für rabenschwarze Gags.

                  Die anderen Hilfsgruppenmitglieder machten ihre Sache auch nicht schlecht, obgleich mir Marian Saastad Ottesen als Marte von dieser Gruppierung am besten gefiel. Ebenfalls witzig war die Therapeutin, welche mich sehr stark an die Oberschwester bei "Einer flog über das Kuckucksnest" erinnerte.

                  Die Tatsache, dass der Streifen fast nur in einer Lokation spielte, machte es umso erstaunlicher, dass hierbei keine Langeweile aufkam. Um dies zu erreichen, musste also eine relativ dichte Atmosphäre geschaffen werden, um die Einfältigkeit des Drehorts zu kompensieren, was durch die interessanten Charaktere wunderbar erreicht wurde.

                  Und die Moral von der Geschichte: Geistig traumatisierte Behinderte können sich am besten selber therapieren und brauchen dafür keine Hilfe von Menschen, die nicht wissen können wie es ist, im gelähmt zu sein.

                  Ich würde diesen Film nur Profis auf dem Gebiet der Komödie aus Skandinavien empfehlen, da die Witze vom Humor her schon tief schwarz getränkt sind. Wer skurrilen und makaberen Witz schätzt ist hier bestens aufgehoben, immer wieder eine Sichtung wert!

                  13
                  • 6 .5

                    Schwierig greifbarer Film über die wahrhaftige Liebe, der mich irgendwie nicht in seiner letzten Konsequenz erreichen konnte. Die Grundgeschichte ist in weiten Teilen sehr gut, aber die Art der visuellen und tonalen Ummantelung ist einfach nur lächerlich und für mich unverständlich. da konnte ich mit "Before Sunrise" wesentlich mehr anfangen.

                    Ich wusste doch schon immer, dass in mir soviel wärmendes Gefühl wohnt, wie in einem Betonklotz, dennoch versucht sich auch mal ein gefühlserkalteter Zementberg an der Thematik der schicksalsvorbestimmten Liebe.
                    Ich dachte mir, wenn ich mich diesem Genre des dramatisch-komödiantischen Liebesfilm schon mal nähre, dann über die asiatische Richtung denn dort ist die Behandlung dieses Themas nicht ganz so ins schnulzig, lächerliche gezogen, wie in den westlichen Gefilden.

                    Ich brauchte drei Anläufe, um dieses 138 Minuten-Werk endlich zu bezwingen. Doch irgendwie stimmte die wirkliche Chemie zwischen mir und "My Sassy Girl" nicht wirklich. Dabei gab es wirklich ein paar Szene, in denen ich wirklich meinen Spaß hatte (Soldaten in der U-Bahn).
                    Auch die sich entwickelnde Gefühlsvertiefung zwischen den beiden Hauptdarstellern, machte einen nicht unglaubwürdigen Eindruck. Das Ende war genial in seiner Botschaftskonsequenz, es wurde nur selten übermäßig romantisch und auch die charakterlichen Eigenschaften der zwei Liebenden wurden in einer interessanten und ungewöhnlichen Art und Wise zur Kombination gebracht, also eigentlich der perfekteste und erträglichste Film für mich aus diesem Genre.

                    Soweit die Theorie, doch in der Praxis fühlte sich der Film unrund an, in fast jeglicher Hinsicht. Angefangen von der Grundfarbgebung, welche in hellem Rosa und generell blassen Colorationsfassetten mein Stehbild nervten und den eigentlich ernsthaft bebotschafteten Film in eine fragwürdige Ecke drückten. Auch die deutsche Synchronisation versaute so einige gute Momente, da die billig wirkenden Stimmen ein unfreiwilliger Humor synthetisiert wurde.

                    Ein weiterer wunder Punkt für mich war das unerträglich unverständlich handelnde Mädchen, dennoch gut dargestellt von Jun Ji-hyun. Das Frauen total anders ticken als das maskuline Geschlecht war mir ja schon vorher klar und dass das auf die evolutionären Hintergründe zurück zu führen ist auch, aber ich konnte mit den innovativen - auf wahren Begebenheiten basierenden - Handlungen des Mädchens nichts anfangen.
                    Da ist die Gleichberechtigung der Frau auf jeden Fall weit über das Ziel hinaus geschossen. Wenn ich mich so einem Weibsbild gegenüber sehen müsste, würde ich mich arg zurück halten müssen, um nicht zurück zu schlagen. Die männliche Gesellschaft ist aber mittlerweile darauf dressiert, sich der Frau unterzuordnen. Das ist keine Gleichberechtigung.
                    Aber zurück zum Thema, natürlich klärt der Film gegen Ende ein wenig auf, warum sie so sein und das es ihr eigentlich Leid täte, da war für mich aber der Käse schon gegessen.

                    Der liebestolle Junge Gyeon-woo, gespielt von Cha Tae-hyun, lieferte ebenfalls eine glänzende Darbietung ab. Seine Figur konnte ich besser nachvollziehen. Gyeon-woo, der er lange als Mädchen erzogen und mit einer dominanten Mutter gesegnet aufwuchs, fügte sich schnell in die Rolle des Unterwürfigen. Man sagt ja immer so schön, die Männer suchen nach einer Frau, die wie ihre Mutter sei, auch wenn viele es wahrscheinlich nicht zugeben würden, doch hier passt es wirklich.

                    Ein weiterer Kritikpunkt, der zur negativen Atmosphäre des Films beitrug, war die Musik. Diese wirkte wie die Szenenbilder und auch die Synchro einfach nur billig. Ich fragte mich oft, warum man die gute Story mit diesen wirklich schlechten exogenen Faktoren so dermaßen herunterstufen konnte. Das ist mir unbegreiflich.

                    Ich will keine Empfehlung für diesen Streifen aussprechen, denn wie ich an den Bewertungen sehe, habe ich anscheinend persönlich ein paar Probleme mit "My Sassy Girl".

                    6
                    • 8

                      Peter Jacksons bitterböse Muppet Show Parodie, lässt den Zuschauer einen Blick in die zynischen Abgründe des Puppendarsteller-Daseins werfen, fernab der erfolgreichen Varietéshows, wo der Glanz der Lichter nicht mehr ganz so hell zu sein scheint. Ein fabelhaft unterhaltsames Stück grausame Satire, die Noè in seiner Konsequenz nicht besser und radikaler hätte inszenieren können.

                      Ich bin ein großer Fan von Filmen, die auch mal die Schattenseiten des Lebens reflektieren und mit unverblümter Berichterstattung in das schaurige Antlitz der gescheiterten Existenzen und gebrochenen Charaktere blicken, mit einem stets höhnischen Lächeln auf den Lippen.
                      Und Jackson vollbringt es wieder mal, einen absolutistisch anmutenden Schleier der Hoffnungslosigkeit über seinen Film zu werfen, unter dem alles puppenartige Leben in Gewalt, Sex und Drogen zu kollabieren droht.

                      Die unglaublich schrägen Show-Protagonisten sind alle mit irgendwelchen Lastern behaftet und Jackson spielt gekonnt mit den animalischen Stereotypen.

                      Zunächst wäre da Robert der schüchterne, aber grundanständige kleine Igel zu erwähnen, der neu zur Show kommt und sich sogleich unsterblich in die Backround-Sängerin Lucile verliebt. Robert ist eine der süßesten und liebenswertesten Puppen, die ich je gesehen habe, einfach zum knuddeln!

                      Heidi ist der langsam an Glanz verlierende und an Fettleibigkeit gewinnende Star der Feebles-Show. Die pfündige Nilpferddame ist außerdem in einer Beziehung mit Bletch, dem Boss des Varietés, der gerne mal fremdspritz. Diese Tatsache versucht Heidi sich mit regelmäßigen Konditoreiplünderzügen schön zu fressen, doch irgendwann soll auch die Geduld einer Nilpferddame ihre Grenzen erreicht haben. An diesem Punkt lächelte sie eine MG an...

                      Bletch das Walross, ist der unumstrittene Boss der Feebles-Show und vercheckt außergeschäftlich in großem Stil Drogen an das Wildschwein Cedric. Er ist eigentlich der Stammstecher von Heidi, aber knallt sie nur, damit sie überhaupt noch auf die Bühne geht. Eigentlich hat er schon längst gefallen an Muschis Muschi gefunden, die Samantha heißt und ein intrigantes Kätzchen ist, die gerne mal mit ihrer rauen Zunge an Bletchs erogener Zone zu schaffen macht und harte Argumente liefert, warum sie und nicht Heidi, die Star-Sängerin der Show werden soll.

                      Der Pornofilmemacher Trevor die Ratte, ist wohl einer der übelsten Burschen, denen man in der Feebles-Show über den Weg laufen kann, man sollte seine Gesellschaft tunlichst vermeiden, außer man benötigt Drogen aller Art.

                      Und wer benötigt keine Drogen, wenn er früher im Vietnam Krieg gegen schlitzäugige Siamkatzen mit verstandsraubenden Foltermethoden kämpfen musste und in Gefangenschaft gerät. Dieses tief einschneidende Schicksal teil Wynyard, der als junger Frosch seine persönliche Hölle dort erlebt hat und den Showalltag als Messerwerfer nur mit ordentlich Stoff in den Venen gemeistert bekommt.

                      Ein weiterer bemitleidenswerter Protagonist ist Harry der Hase, der seiner tiertypischen Redensrat alle Ehre macht. Er rammelt sich durch die komplette Darstellerinnenriege bis die Diagnose Geschlechtskrankheit ihn dahin zu raffen scheint.

                      Es gibt noch so viele nette aber zerstörte Kreaturen im Feebles-Ensemble, die hier noch kurzer Erwähnung bedürfen:
                      Fly-in-the-Sky, ist der passende Name der Paparrazo-Scmeißfliege, die alle pikanten Geschehnisse hinter den Kulissen sofort zu gräuslich-reißerischen Artikeln zusammenbastelt.
                      Der manisch-depressive Elefant Sid, der von seiner Exfrau - einem Huhn- angeklagt wird, dass er sie geschwängert und sitzen gelassen haben soll, das daraus entstandene Kind ist so süß!
                      Die Pornoqueen-Kuh Madame Bovine, welche mit ihrem übermäßig großen Natureuter der Feebles-Produktionsfirma für Schmuddelfilmchen ein erträgliches Auskommen beschert, verschuldet den Tod ihres Pornopatners "The Masked Masochist", einer Küchenschabe, für ihn wird aber schnell adäquater Ersatz gefunden.

                      Die Art und Weise dieses irrwitzige und sehr gewöhnungsbedürftige Charaktergemenge so zu einer humorvollen Darstellung zu bringen, ist herrlich gelungen. Obwohl, oder gerade weil viele Szenen einfach obszön, ekelhaft, skandalös und maßlos überzogen sind. Aber ich vergöttere diese Art von grundpessimistischem Humor.
                      Als Anmerkung sein noch eingefügt, dass in der finalen Auftrittsszene im Publikum die Aliens aus Jacksons Erstling "Bad Taste" platzgenommen haben, sehr spaßig.

                      Es fällt mir schwer, den Film allgemeinem Publikum zu empfehlen, man muss schon einen recht speziellen Humor haben, um über diese Anhäufung an schwarzhumoresken Szenerien wirklich noch lachen zu können, also ich konnte es und schätze Peter Jacksons kleine Puppen sehr!

                      10
                      • 7
                        über Vital

                        Shinya Tsukamoto entführt uns in "Vital" in eine gewohnt tief schürfende Geschichte, über die verschiedenen seelischen und körperlichen Lebensebenen.

                        Spätestens seit "Tetsuo - Iron Man" schaue ich mir ohne großes Hadern jegliche Filme von Tsukamoto an und dank meinem Lieblingsschauspieler Tadanobu Asano steht dieser japanische Streifen schon sehr lange auf meiner Vormerkliste.

                        Nun hat das - gerade von Asienfans heißgeliebte - Filmlabel Rapid Eye Movies "Vital" neu aufgesetzt, worauf ich ihn mir sofort als Blindkauf aneignete.
                        Ich habe es nicht bereut, denn was uns hier geboten wird, ist ein stiller, zum Nachdenken anregender Film, über einen jungen Medizinstudent, der nach einem Autounfall seine Erinnerungen verloren zu haben scheint. Doch als er - wieder ins Studium eingestiegen - eine junge Frau als Sezierungsobjekt vor seinem Skalpell liegen hat, muss er verwirrt zu der Feststellung gelangen, dass er in Verbindung mit ihr steht oder stand, im "realen" wie im doppelschichtigen Leben.
                        Tsukamoto, den ich mehr als noch Takashi Miike, für den japanischen David Lynch halte, wählt auch hier wieder eine interessante und mystische Erzählstruktur, umhüllt von leicht surrealistischen, traumähnlichen Bildgemengen.

                        Dennoch sollte man nicht zu viel Tiefenansprüche an "Vital" stellen, denn meiner Meinung nach lebt der Film nicht von seiner strickten Handlung, sondern eher von den produzierten Gefühlen, welche man beim Schauen des Filmes aufnehmen kann. Ich erlebte diese Gefühle zu Filmbeginn und der Mitte recht stark, wo hingegen die zweite Hälfte schwächelte.

                        Der Medizinstudent Hiroshi, dargestellt von Tadanobu Asano, der mich mit seiner langen Haarpracht stark an den langjährigen CAN Frontmann Damo Suzuki erinnerte, war eine Idealbesetzung. Er brachte den geheimnisvollen und fragilen Charakter perfekt zur schauspielerischen Umsetzung, sodass man ihm und seiner schwierigen Figur schnell vertraute.

                        Bild- und Tongestaltung ließen eindeutig die Handschrift Shinya Tsukamotos erkennen, der hier teilweise sehr virtuose Bildeinstellungen in Szene setzte, die eine verstörende Harmonie deduzierten.
                        Für die Filmmusik setzte er auf seinen bewährten Partner Chu Ishikawa, der die Bilder mit dezent tonalen Einstreuengen unterlegte.

                        Metaphorisch lässt sich in diesen Film einiges hineindeuten, dennoch bleibt er dem Zuschauer um eine klare und berührende Antwort verlegen, denn man hat schon das Gefühl, es könnte eine durchstrahlende Idee hinter "Vital" stecken.

                        Also wer Lust auf einen ungewöhnlichen Film hat, fernab von drögen Geschichten, aber im Gegenzug auch etwas Ruhe und Langsamkeit in der Inszenierungsweise vertragen kann, dem kann ich den Streifen nahe legen, für alle anderen nur mit viel Risiko der Ratlosigkeit und Langeweile.

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                        • 4

                          Phallusamputationsorgie auf horrorhaftem Nonsens-Niveau.

                          Das passiert, wenn Mann wieder mal zu fixiert auf die DVD-Cover gafft, ob den leicht bekleideten und blutgeilen Asiatinnen, die einen schüchtern-verschmitzt anlächeln. Dann sieht man nur noch das FSK-18 Logo und schon gibt man sich diesem Sichtungsvergnügen hin.

                          Die Story ist einfach nur lachhaft: Drei Freunde gehen ins Freudenhaus um ihre verkalkten Rohre mal wieder durchpusten zu lassen, doch den weiblichen Rohrreinigungsfachkräften ist nicht nach durchblasen zu Mute, sie wollen endlich wieder ein paar Würstchen rollen sehen, doch wollen sie das wirklich...

                          Tja und das ist auch schon die spannende und nervenaufreibende Quizfrage, welche dieser Film behandelt. Die Geschichte mag zwar unverschämt rudimentär sein, dennoch gibt es wieder Blut im Übermaß, denn im erigierten Zustand, baut Mann da unten ja so einiges an Blutüberdruck auf.
                          Auch die permanent im Hintergrund laufende Kaufhaus oder Fahrstuhlmusik, gibt dem Film eine sehr humoreske Note. Aber wenn man nüchtern bleibt, muss man feststellen, dass dieser Film wirklich nur anfangs ganz amüsant ist, aber dann schnell einer Gewissen Routine der Szenen zum Opfer fällt und Routine wird irgendwann langweilig und Langeweile ist das Todesurteil für einen trashig gemeinten Film. Und wenn er sich nicht dem gutgemeinten Vorwurf des Trash beugen möchte, ist es sowieso zu spät.

                          Also bitte nicht auf die Verpackung rein fallen, denn nicht in jedem kleinen Körbchen, aus welchem kleine und günstig zu erwerbende Miezen miauen, sind auch wirklich dergleichen drinnen, wuff!

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                            Nach "Dogville" ein weiterer wuchtig-sozialkritischer Meilenstein des schnörkellosen Kinos, in welchem sich Dänemarks "Enfant formidable" mit den psychologischen Tiefen des Freiheitsgefühls auseinander setzt, am Beispiel der Fronschaft in den Vereinigten Staaten.

                            Ich muss mich immer wieder in tiefer Bewunderung vor Lars von Trier verneigen, ob seines großen Mutes, Filmbauwerke auf ihre personellen Trägerteile herunter zu brechen. Er verzichtet hier abermals auf reizüberflutendes und effekthascherisches Unterhaltungsgeschmeiß und siehe da, das Konstrukt Film hält dieser gebäudetechnischen Entkleidung statisch stand.
                            Doch wie es bei einem alten Fachwerkhaus der Fall ist, wenn man die Trägerteile - hier in Figur der Schauspieler - frei legt, müssen sie ohne kaschierende Hilfsmittel zeigen, was sie wert sind. Und ja von Triers Auswahl an fantastischen Trägern von Emotionen und Konflikten ist in der Tat sehr gelungen.

                            In "Manderlay" thematisiert der Däne das interessante Thema der Strukturauflösung der kolonialzeitlichen Leibeigenschaft in kritischen Sichtweisen und liefert damit auch die Gründe der Problematik des jetzigen Afrikas.
                            Denn die Geschehnisse im Film, in welchem die idealistische Grace versucht einem "herrenlosen" Dorf von Baumwollpflücker-Sklaven beizubringen, wie man "frei Sein" ausleben kann, ist auch als Parabel zum heutigen Zustands vieler afrikanischer Staatsstrukturen zu sehen.
                            Denn wie die über Generationen bevormundeten Sklaven aus dem Dorf Manderlay, die sich kopflos und verunsichert fühlten, ob des plötzlichen Fehlens ihrer Herrschaften, haben es auch die großen Kolonialmächte wie Frankreich, England, Spanien und Portugal zu verantworten, dass die meisten schwarzafrikanischen Regierungen auch jetzt noch unfähig sind, sich selbst in eine wirtschaftlich wie sozialpolitisch lebenswerte Zukunft zu steuern.

                            Die andere Thematik, welcher sich Lars von Trier näherte, waren die innergrüpplichen Zusammenhänge und die Einteilung der Individuen in Verhaltensmuster, die im Zusammenspiel optimaler weise eine Gruppenstabilisation zur Folge haben sollte. Darauf verstand er sich - wie auch schon im Trilogievorgänger "Dogville" - exzellent, wenn auch nicht in dieser Tiefe und Schärfe.

                            Von Trier hat immer schon ein hellseherisches Händchen für seine Darstellerauswahl an den Tag gelegt und auch dieser Film bildet da keine Ausnahme.

                            Bryce Dallas Howard als Nachfolgerin für Nicole Kidman in der Rolle der Grace nominiert zu haben, fand ich nicht weiter schlimm. Ich kann die Reaktionen gegenüber ihrem Schauspiel nicht so ganz verstehen. Sie verkörperte die Figur Grace zwar etwas divergenter, dennoch hauchte Howard ihrer Rolle viel Lebendigkeit in Form von unermüdlicher Energie ein, sowie eine gewisse Stoigkeit und einem großen, vielleicht zu großen Haufen Idealismus, der sich teilweise als Starrköpfigkeit niederschlug.

                            Schon in zahlreichen Filmen von Jim Jarmusch, konnte man sehen, dass mit dem Ivorer Isaac de Bankolé in Zukunft zu rechnen sein musste und er machte abermals eine gute Figur als undurchsichtiger Schläuling und skeptischer Beobachter von Grace.

                            Der alte Filmhaudegen Danny Glover sollte Grace als Zugangsperson zur Gruppe an die Seite gestellt werden und es freute mich, ihn hinter seinen weißen Barthaaren wieder mal in einem Film erspäht haben zu können, klasse Mann.

                            Der Film bietet insgesamt eindrucksvolle Momente, in welchen moralische Fragen aufgeworfen werden, welche aber durch unmoralische Handlungen zu Nichte gemacht werden, eine genialer Schachzug von Triers, bei welchem er sich den gerade erhobenen Zeigefinger selbst amputiert.

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                              Ein absolut schädeldeckenöffnender Unfilm, welcher sich anfühlt als bekommt man Lachgas und ein leeres zerknülltes Blatt Papier in den Hirninnenraum gefüllt. Von Triers Filmidee ist unverschämt und dessen Umsetzung ist krank, aber es gab genügend herrliche Momente, in welchen ich Tränen speiend gelacht habe, die den Film legalisieren, ja sogar zu eine filmische Sichtungsnotwendigkeit werden lassen.

                              Zuerst einmal danke an das Deutsche Filmmuseum/ Frankfurt am Main, dass ihr eurem Bildungsauftrag nachgekommen seid und diese kleinen Juwelen im Kino zu humanen Preisen zur Vorführung bringt!

                              Ja was soll ich sagen, bis jetzt der früheste Film von Lars von Trier, denn ich bisher sehen durfte und ich bin - wie auch schon gewisse Leute prophezeit haben - nachhaltig begeistert von der Machart dieses Improvisationskunstwerks.
                              Wenn es sich tatsächlich durch solch unglückliche Umstände so zugetragen hat, dass auf die schnelle ein neues Drehbuch aus den Ärmeln geschüttelt werden müsste, empfände ich das Endergebnis als äußerst irrwitzig, wenn nicht größenwahnsinnig.

                              Es gibt so viele humorvergewaltigte Szenen und aus jeder lässt von Trier erbarmungslos ein kleines Missgebildetes Kind entstehen, es sieht lustig aus, man lacht, aber eigentlich ist der Anblick dieses kleinen degenerierten Erdings widerlich-verstörend und führt zu allgemein gültiger Verwirrung.

                              Eine der witzigsten in Groteskheit getauften Szenen des Films, ist für mich der kleine Exkurs von Niels Vørsel, als er Lars davon berichtet, welche Methoden er zur Anwendung brächte, um das Lebensgefühl einer anderen Stadt in einem anderen Land mit all seinen diversen Facetten einzufangen. Er erzählt, wie er sich als tennagender Junge von 16 Jahren ausgibt und eine Interessenanzeige startet. Sodann erhält er auch gleich Antwortbriefe - meist von mitteilungsbedürftigen pubertären Mädchen, welche durch ihre Zimmerisolation ganz wuschig auf fremdländischen Kontakt sind - in welchen sie sich in ihren Interessensbekundungen wälzen und willig Persönliches von sich preiszugeben versuchten, wie zum Beispiel das Mitsenden einer eigens für ihn besungenen Kassette.
                              Eine obskur traumhafte Einstellung folgt: Niels bekommt einen Fachflash und redet weiter auf Lars ein, den das Ganze nicht sonderlich zu interessieren scheint. Er guckt während dessen in den Badspiegel und hommagiert "Taxi Driver": "Are you talking with me?"
                              Im Hintergrund läuft Lautstark das Geplärr des Mädchens aus dem Brief. Meine Lachmuskeln waren schnell in Vollbeschäftigung, ob dieser kaputten Szenerie die mir dort großleinwändig entgegen strahlte. Doch muss man es leibhaftig erlebt haben, um zu verstehen, was an dieser Sequenz jetzt so lustig gewesen sein sollte.
                              Solch amokeskhumorige Momente hatte der Film einige Male, dafür werde ich Lars von Trier immer dankbar sein und unterwürfigst meine Huldigung erweisen.

                              Den dänischen Regisseur mal höchst selbst vor der Kamera zu sehen, empfand ich als äußerst positiv und es stellte sich für mich sofort die Frage, warum er nicht Öfter als Protagonist mitwirkt, denn er machte eine fabelhafte Figur. Ein wirklich fescher Typ, im schnittigen Smoking mit Fliege hätte er glatt den etwas anderen Bond spielen können.

                              Auch Niels Niels Vørsel gab eine lustige Erscheinung ab, vor allem sein Lachen hatte die Lizenz zum Anstecken. Mit der obligatorischen Bierflasche an der Schreibmaschine sitzend, war auch er immer offen für neue impulsiv versprühte Ideen.

                              Udo Kiers erster Auftritt in einem Film von Lars von Trier wirkte auch sehr nachhaltig, nicht Kier kommt zum Vorstellungsgespräch nach Dänemark, sondern kurzerhand fahren Niels und Lars nach Deutschland runter in den kohledurchtränkten Ruhrpott, um Udo Kier in seiner Kölner Wohnung aufzusuchen, damit er sich bei den Beiden Dänen herzausschüttend entleeren konnte.

                              Der ganze Film wurde in einer schwarz-weiß Optik gehalten und bietet großartige Einstellungen unterlegt mit einem düsteren Richard Wagner.
                              Auch das Abspannlied - von Trier komponierte es eigens für diesen Film - lässt einen mit einem breiten Grinsen und einem leicht geisteskranken Unterton aus dem Sessel aufstehen, in dem freudigen Bewusstsein, dort etwas Besonderes gesehen zu haben, in jeder Hinsicht. Prädikat: „Vorsicht, speziellhumorig!“

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                                Jimi Hendrix 16.11.2011, 20:09 Geändert 31.05.2016, 14:31

                                Passabel unterhaltsamer Horrorsplatterstreifen aus dem Land der aufsteigenden Blutfontänen, womit Japan wohl bald Island eingeholt haben wird, was die Höhe des Spritzens von warmen Flüssigkeiten angeht, aber vielleicht hat die Pornobranche da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Auf jeden Fall wieder ein sarkasmusgetränktes Werk von Nishimura, der aber inszenierungsmäßig etwas abbaut.

                                Weil ich momentan etwas gelangweilt bin, was die Kreativität des Kinos betrifft, musste ich mir mal wieder etwas Gutes tun um nicht total zu vergessen, wie lecker das eisenhaltige Lebensgesöff eigentlich schmeckt.
                                Yoshihiro Nishimura schaffte es aber leider nicht, an sein kleines Bloody-Movie-Monument "Tokyo Gore Police" heran zukommen. Denn alles wirkt wie die 2Light-Version des nervenstimulierenden Vorgängers. Sei es die vapiernale Hauptdarstellerin, oder ihre frankensteineske Erzfeindin, auch die generelle Atmosphäre hatte nichts mehr mit der pessimistischen Endzeitstimmung aus "Tokyo Gore Police" gemein, leider.

                                Dennoch erkennt man Nishimuras Handschrift sehr deutlich, obwohl er regissierende Unterstützung vom Genreverwandten Yukihiko Yamaguchi hatte. Vor allem die ständig präsente, teilweise gut ausgewählte Musik (z.B. die Gipsy Kings), die kreative Gestaltung der mutierten Erdlinge, sowie die ständig ausufernde Ironie, ließen keinen Zweifel aufkommen, wer hier im Regiestuhl Platz genommen zu haben schien.
                                Waren die armritzenden Schulmädchen mit ihren glitzernden, modisch immer neuständigen Ritzklingen in "Tokyo Gore Police" nur Inhalt eines kurzen Werbespots, griff er diese Idee - leider etwa lasch - auch hier wieder auf und widmete den Eigenzerstörungsliebhaberinnen sogar eine eigene Gruppe mit Armritz-Wettkämpfen, einfach fantastisch.
                                Auch die fanatischen Anhänger der Japs-Black Power-Bewegung vermochten es zur Unterhaltsamkeit beizutragen. Die mit Afroperücke und lässigen Sprüchen behaftete Anführerin, die sich nichts lieber wünschte, als eine erfolgreiche schwarze Sprinterin zu sein und dafür ihre Waden stählte, sollte sich alsbald über deren Verbleib wundern.

                                Yukie Kawamura als Vampire Girl, war ein interessanter Charakter, durch ihre stille und höfliche Art, dennoch hätte man sie später ruhig etwas düsterer kreieren können, sie war ja schließlich ein blutfixierter Sauger.

                                Für das männliche Auge war Frankengirl zuständig, auch wenn man das ihrem Namen nicht hätte entnehmen können, mir gefiel sie auf jeden Fall, zumindest am Anfang des Films und nach ihrer Verwandlung.

                                Auch Eihi Shiina, die viele aus ihrer "Audition" Mitwirkung kennen, hatte einen kurzen Gastauftritt als Mutter des Vamps.

                                Ich würde "Vampire Girl vs. Frankenstein Girl" nur wirklichen Genregenüsslern empfehlen. Unterhaltung ist zwar gewährleistet angesichts dieses Pools an Anomalien, aber einen nachhaltigen Eindruck wird dieser Streifen bei mir nicht machen.

                                „Und so begann der Kampf zwischen dem Vampire Girl und dem Frankenstein Girl. Und es ging um Liebe, aber hat sich dabei eigentlich irgendjemand Gedanken um meine Gefühle gemacht.“

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                                  Ein filmischer Tiefpunkt von Ridley Scott, welchem die Botschaft fehlte. Man hätte die Soldaten auf ihre Maschinengewehre ejakulieren lassen sollen, somit hätte man viel metaphorischer verdeutlichen können, dass MGs Menschenleben fordern.

                                  Mich überzeugt dieser Film weder in seiner Unterhaltungskraft noch mit seine Daseinsberechtigung als moralische oder informative Ergussquelle. Generell bin ich kein Liebender des gesichtslosen und profillosem Kino und als genau das empfand ich "Black Hawk Down".
                                  Voll gestopft mit Fünkchen und Sternchen, aber dennoch irgendwie leer. Diesen leeren Raum versucht man mit viel knallharter Action voll zu packen, was ich größtenteils als stumpfsinnig und öde empfand.

                                  Wieder mal ein schauspielerisch höchst umstrittene Leistung des Josh Hartnett. ich weiß noch nicht so ganz, was ich von den Qualitäten seines Berufs halten soll, sehr wechselhaft.

                                  Bei Eric Bana muss ich immer an Weichspüler von Lenor denken, aber dies Assoziation muss ich neu überdenken, den seit diesem Jahr sind erste Missbrauchsfälle von Weichspülern als Rauschmittel entdeckt worden, da würde irgendwas nicht zusammen passen.

                                  Generell ein - nur mit viel Wohlwollen - als "mäßig Anschauungswürdig" zu bezeichnender Actionfilm im Kriegsgewand, da kann Scott deutlich mehr.

                                  "Das hier ist nicht der Irak! Das ist wesentlich komplizierter..."
                                  Aha.

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                                    Jimi Hendrix 12.11.2011, 15:15 Geändert 16.12.2014, 02:18

                                    "Wenn ich mich nicht irre, bist du der schmutzige Schmied, der meine Angebetete beleidigt hat, meine verehrungswürdige Kunigunde. -Was sagst du wie heißt sie? - Kunigunde, bist du jetzt auch noch taub geworden? - Kunigunde?! -Lisa heißt das Luder, Lisa Strolch- oder Schlampenlisa, die angebetete Schlampe, wie hört sich das an Schlampenlisa?"

                                    Ingmar Bergmans berühmte präapokalyptische Filmklamotte, über die Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Lebens, sind eingehüllt in die schmutzig-dunklen Zelluloid-Lumpen eines mittelalterlichen Dramas. Arrangiert mit einigen genialen Bildmomenten und einem zeitlos-fortschrittlichen Mieder, ergibt sich im Gesamtbild eine altmodische, jedoch immer ansehbare Komposition.

                                    "Das siebte Siegel" ist substanzbehaftet, dennoch habe ich es erst im zweiten Anlauf geschafft mich durch diesen Film zu ringen. Teilweise wirken die Kostümrequisiten etwas billig und die schauspielerischen Darbietungen mäßig blutleer, aber trotzdem ist es kein schlecht oder mittelprächtiger Film. Er schöpft seine Kraft aus den bedrückenden Bildern, die eine bedrohliche Endzeitstimmung erzeugen. Und diese ist auch berechtigt, denn es droht alles ins Fegefeuer zu gleiten. Sowohl des Hauptdarstellers Antonius Block, wie auch großen Teilen der europäischen Kontinentenbewohnern soll es an den Kragen gehen.

                                    Doch Block hat noch die ein oder andere elementare Frage, auf dessen Beantwortung er vor seinem Abtritt ungerne verzichten würde. Und da er sich zu den passableren Schachspielbefähigten zählt, schlägt er dem ihm erscheinenden personifizierten unwissenden Sensenmann kurzerhand vor, sich im Brettspielshowdown zu stellen. Die Partie sollte den ganzen Film über immer wieder ihre Präsenz bekommen.
                                    Den Weg des desillusionierten Moslemschlächters - welche sich immer in Begleitung seines zynisch-schlauen Knappen Jös befand - sollten noch früh genug Bekanntschaft mit allerhand kirchlichem Gesindels machen, die mit der Pest und dem Zorn Gottes drohten, um ihre Religion weiter in der gesellschaftlichen Grundfesten zu manifestieren, die schreckensgleiche Prozession mit knallenden peitschen und flehendem Gewimmer ist klasse Inszeniert von Bergman! Auch eine kleine Gruppe Wandergaukler sollten den Weg des Ritters und des Knappen kreuzen, wenn nicht sogar teilweise parallelisieren.

                                    Der hagere, hoch aufgewachsene Antonius Block dargestellt durch Max von Sydow ist eine kleine Enttäuschung, irgendwie wirkt er wie ein Fremdkörper, vor allem äußerlich halte ich es für eine Fehlbesetzung, obwohl er den nachdenklichen Sinnesfinder gut mimt.

                                    Ein Schmaus war hingegen die Darbietung des Knappen Jös, der seinen Verkörperer in Person von Gunnar Björnstrand fand. Endlich sticht ein Knappe positiv heraus und füllt den Film - durch seiner pessimistischen Sichtweise auf die am Abgrund stehende Welt - mit einem sehr unterschwelligen Humor aus. Ein Charakter, der wirklich Spaß machte.

                                    Insgesamt strahlt dieser schwedische Streifen eine halbmagische Anziehungskraft aus, doch versäumt es Ingmar Bergman teilweise gute Ansätze stilistisch wirkungsvoller in Szene zu setzen, denn das geschichtliche Potenzial war vorhanden. Für echte Cineasten Pflichtprogramm.

                                    "ich hätte dich vergewaltigen können, aber unter uns gesagt, diese Art Liebe kotzt mich an, sie ist mir auf die Dauer zu einseitig.
                                    Wenn ichs mir überlege, ich brauch eine Haushälterin, kannst du kochen? Meine Frau wartet ja zu Hause auf mich, bloß für den Fall, dass sie gestorben ist, dann brauch ich doch eine Haushälterin..."

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                                      Ein Horrorthrill-Klassiker aus europäischen Filmgefilden. In den nasskalten dunklen Gassen von Venedig spielend, pflügt Nicolas Roeg mit seinem neuartigen Genrefilm durch das trübe Kanalwaser des Nervenkitzels. Die Wellen, die er dabei schlägt, reichen aber nicht aus, mich vollends ins kalte Nass zu ziehen.

                                      Es ist lange her, dass dieser gelobte Spannungsstreifen meine Augen passiert hat, doch er blieb mir lange in verschwommener Erinnerung, vor allem natürlich die leeren mit einem dicken Schleier überzogenen Augen der blinden Heather - die mich äußerlich an Christopher Walkens Verkörperung des Hessen erinnerte - schlugen die Klauen der Erinnerung tief in mein cineastisches Gedächtnis. Jetzt habe ich endlich eine Zweitsichtung in Angriff genommen und muss sagen, das sich der Zauber des Films etwas verzogen hat.

                                      Roegs filmische Inszenierung der du Maurier Narration weißt sehr klare Stärken in ihrer technischen Umsetzung auf. Da wären der auffällig innovative Schnitt und das kluge Spiel mit den Farben sehr hervor zu heben. Auch Anfang und Schluss zeigen deutlich die Stärken von "Wenn die Gondeln Trauer tragen" auf.
                                      Aber diese ganzen handwerklich sauberen Bildeinstellungen lassen leider nicht über die substanziell eher spärlich bewucherte Storydichte hinwegtäuschen. Dort wäre ein Aufforsten von nöten gewesen, um ein wirkliches Meisterwerk des tiefsinnig schaurigen Kinos erwachsen zu lassen. Das Ende entpuppt sich als wahre Offenbarung der Geschichtsqualität und als kleines Ärgernis.

                                      Dennoch ist die atmosphärische Gestaltung fantastisch gelungen und wartet mit engen, schmutzigen Kanälen auf, welche dahin rottende antiquitäre Gemäuer umschließen. Und das Wasser scheint alles in seinen vergänglich wirkenden Bann zu ziehen. Venedig kann ähnlich düster und schaurig wirken wie das alte London und war somit auch perfekt für einen nervenstimulierenden Film geeignet.

                                      Natürlich ist es auch ein großer Verdienst der beiden Hauptdarsteller, dass dieser Film als intensives Kanalspiel wahrgenommen wird.
                                      Die grottige deutsche Synchronisation ist dennoch eine wahre Frechheit.

                                      Donald Sutherland in seiner Paraderolle als perfekt italienisch parlierender Gebäuderestaurateur John Baxter, war eine wahre Glücksverpflichtung. Sein mystisch wirkendes Gesicht passt symbiotisch in das bedrohliche Venedig.

                                      Julie Christie finde ich eine kleine Fehlbesetzung, sie harmoniert zwar prickelnd authentisch mit ihrem filmischen Ehegatten, aber macht bei Solo-Erscheinungen einen eher oligopräsenten Eindruck.

                                      Es lässt sich zusammenfassen, dass dieser Film auf jeden Fall als Pflichtprogramm für Liebhaber des stimmungsvollen Bildgenusses zu empfehlen ist. Die Geschichte ist zwar durchaus interessant in ihren Ansätzen, aber letzten Endes sollte man keine Höhenflüge erwarten.

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                                      • 7

                                        Streckenweise unterhaltsam-teutonisches Gaunerkomödientum, mit einem traurigen Unterton.

                                        Eher zufällig und aus einer trägen Laune heraus machte ich letztens Bekanntschaft mit diesem Film, der schon zum neonal-filmischen Grundnahrungsmittelartikel des deutschen Filmsupermarktes zu zählen ist, was vielleicht auch der Grund dafür ist, dass er in diesem eben erwähnten Etablissement ganz hinten zu finden ist, damit man auch schon an allen anderen Artikeln vorbei muss, um ihn zu erreichen.

                                        Sinnlosigkeiten mal bei Seite, also die Grundstory ist schnell erzählt und mir war auch schon nach 10 Minuten klar, wie das ganze enden sollte. Dennoch muss man die Arbeit von Thomas Jahn mit einer leichten Kopfbewegung als "gehoben-solides Unterhaltungskino" abnicken. Dass Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, eine leichte Vorlage geben können, für allerhand kuriose und lustige Szenen, ist selbsterklärend, aber nicht unbedingt selbstverständlich umsetzbar, hier gelingt es stellenweise wirklich gut, was aber eher an den Situationen als an den Hauptdarstellern festzumachen ist.

                                        Till Schweiger und ich, werden uns wohl nie einen gemütlichen Abend mit viel Vaseline und Peitschenhieben machen, aber wir tolerieren uns gegenseitig. Ich war auch nie sonderlich von seiner schauspielerischen Klasse überzeugt, daran sollte auch seine semi-frühe Schaffensphase nichts ändern, er spielt akzeptabel mit Tendenz nach oben. Er ist wie in vielen Rollen, der harte in Coolness getränkte Draufgänger, der allen anderen zeigt, wie es richtig gemacht wird, leider passt seine nasalorientierte Stimme nicht ganz dazu.

                                        Jan Josef Liefers bin ich da schon eher zugetan und sein etwas labilerer Charakter, der dann immer mehr seine Freiheit und seine Risikobereitschaft entdeckt und steigert, ist eine liebenswürdige Rolle, die angemessen von Liefers zur Ausfüllung gebracht wird.

                                        Im Großen und Ganzen seichtes Kino, wie es leider viel zu oft aus Deutschland kommt, aber ich glaube, wir haben noch ein paar heiße Feuer in den Kaderschmieden, die uns in der Zukunft noch ein wenig im Rückenmark kitzeln werden.

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                                        • 5

                                          Ein moderater Vertreter des Homemade-Erotikfilmsubgenres mit Blair Witch Project-Einflüssen, schlechtem Cast und zu unrecht pop(p)ulärem Ruf.

                                          Ich selbst würde mich als Genreliebhaber titulieren und musste mich natürlich auch eindringlich mit diesem Pflichtwerk befassen. Nach genauer Sichtung, musste ich feststellen, dass auch dieses Werk die gleichen Kinderkrankheiten aufweist, welche auch andere gepushten Blockbuster schnell ereilen.

                                          So lässt sich feststellen, dass man nicht lange nach einigen unverzeihlichen Fehlern suchen muss, um "One Night in Paris" als unausgereiftes Werk zu entlarven. So dauert es zwar nicht lange, den roten Faden der Geschichte zu erkennen und mit aufzuspringen, dennoch leistet man sich sehr grobe Fehler, in dem man in der Mitte des Films ein Handlungsvakuum aufkommen lässt.
                                          Anstatt die Story weiter voranzutreiben, wählt man die Tempodrosselung und der ganze Schwung verpufft, in dem man fast 10 Minuten damit verplempert die Hauptdarstellerin in flauen Posen zu zeigen. Das mag zwar ein innovativer Versuch sein, da es in der Pornobranche üblich ist vor oder nach dem Vermitteln der wesentlichen Inhalte nochmal kurz die einzelnen Protagonisten vorzustellen, aber hier wirkte es in der Metaphase des Geschehens doch recht unpassend.
                                          Nach dem Bruch in der Filmmitte findet auch kein Spannungsanschluss zur ersten Hälfte mehr statt und so lässt man den Zuschauer lieber in über 30 minütigen Oralszenerien verhungern, welche durch den kurzen Höhepunkt des männlichen Protagonisten einen unspektakulären Abschluss finden.

                                          Handwerklich ist dem Film, der dem Subgenre des Amateurfilms zuzuordnen ist, nichts vorzuwerfen aber bei der körperlichen Ausstattung der Hauptdarstellerin gab es ebenfalls erhebliche Mängel. Paris Hilton fehlt ein abstehender Hintern genauso dringend wie ein paar Rundungen, sowas wirkt gerade im Amateur-Genre eher unglaubhaft.

                                          Ihr gegenüber hatte da schon mehr zu bieten, er musste schließlich erstmal das Kunststück einer Erektion vollbringen, wenn man so ein Hungerhaken vor sich hat, blaue Flecken inklusive.

                                          Alles in allem nicht empfehlenswert für Genreliebhaber. Für Fans des asiatischen Poppcornkinos würde ich wärmstens Maria Ozawa empfehlen, für die Gothicfreunde Liz Vicious, obwohl sie auch etwas zu dünn daher kommt, aber dafür mit einer heißen Ausstrahlung, Jenna Haze, die das klassisch-amerikanische Genre bedient, Sasha Grey wenn es um Oralverkehr geht und den besten, knackigsten Po und eine wirkliche Gabe, die Männer richtig anzufassen hat Jenni Lee.

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                                            Solider Mittelklassewagen, in welchem mich nur die dümmlichen Hackfressen-Insassen Paul Walker und Vin Diesel, sowie die knochigen Frauenklappergestelle von einem Kauf abhalten und ich sie stattdessen zum abwracken schicken.

                                            Autos sind für mich nur Gebrauchsgegenstände. Ich tue mich immer schwer mit den autoverliebten Deutschen, die sich gleich in die Hose machen, wenn mal nen Kratzer in ihre vierrädrige rollende Schwanzverlängerung kommt.
                                            Aber ihm Rahmen eines Grillabends habe ich zugestimmt, mir diesen Film anzusehen, denn immerhin kann man ja nicht immer erstklassige Kost genießen, ich hole mich mit solchen Filmen immer wieder runter.

                                            Die Handlung kommt erstaunlich unterhaltsam um die Ecke gebrettert, genau wie auch die Actionszenen, doch merkt man dem Film schnell die Substanzlosigkeit an, welche er sich ja auch durchaus zugesteht, aber mich befriedigt es halt nicht, muskelüberlaufenen Typen dabei zuzuschauen, wie sie mit tollen Autos unrealistische Stunts machen.
                                            Was aber als gut gelungen empfand waren die unterschiedlichen Charaktere, die sich zu dem allerletzten Coup, auch eine sehr einfallsreiche Idee, zusammen schließen, um die Leinwand so richtig zu rocken.

                                            Dennoch ist mir die Besetzung ein Dorn im Auge. Vin Diesel empfand ich schon immer als Beleidigung meiner Augenzapfen und er beweist mir abermals, dass er so fähig ist, eine gute schauspielerische Leistung abzurufen, wie ein Leverkusener Team, das eine deutsche Meisterschaft gewinnen soll.

                                            Übertroffen von der Amateurhaftigkeit seiner Mimik, wird der E10(Diesel)-Ersatz nur noch von Paul Walker, der so aussieht wie er heißt, typisch amerikanisch gesichtslos. Wobei doch einen Gesichtsausdruck hat er sehr glaubwürdig drauf, ja der Mann kann wirklich bescheuert grenzdebil gucken, dieser Blick kommt von ganz innen und ist ehrlich dargeboten. Er ist die Dämlichkeit in Person und dass man ihm Johnny Depps Synchronstimme gegeben hat, grenzt wirklich an Rufmord, armer Johnny.

                                            Die Atmosphäre rund um und in Rio ist gut eingefangen und wertet das ganze nochmal etwas auf, was aber bleibt ist ein mittelmäßiger Actionblockbuster, der in dem Gros des Genres in dessen homogene Bedeutungslosigkeit danieder sinkt.

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                                            • 9 .5

                                              Das hessische Filmdenkmal, ausgestattet mit viel schwarzem Humor und skurrilen Typen ist seit meiner Kindheit fester Bestandteil meiner Identität.

                                              "Hier Hillä, wenn im Mai die Schwimmbeder uff mache, hier im Mai, wenn da die Schwimmbeder uff mache he hier, muss des alles ausdefinierd sein, des muss stehe wie`a eins, västesde, Latrisimus hier, bizeps hier, des muss stehe wie`a eins.."

                                              Was Gerd Knebel und Henni Nachtsheim uns hier anbieten ist ganz großes Klamaukkino, ausgefüllt mit vielen schrulligen, abgefahren, übertreiben überkarikierten Normalos. Alle Szenen und Charaktere sind aus dem Alltag gegriffen und üben damit eine satte Portion Sozialkritik mit einem lauten satirischen Unterton.

                                              Alles fängt damit an, dass der Versicherungsagent Erich in einem einsamen gelegenen runtergerobtem Hochhaus einen Klienten treffen möchte, nach den Einwohnern zufolge müsste es aber in Offenbach stehen (Insider^^). Er kämpft sich durch die soziale Hölle Richtung Wohnung und muss feststellen, dass sein Kunde verstorben ist, enttäuscht möchte er den Fahrstuhl nach unten nehmen, doch dieser wird eine Weile brauchen, dort an zu kommen, statt dessen bleibt er stecken und ist dem Langeweile geplagten Obdachlosen ausgesetzt, welcher sich in dem Fahrstuhl eine Bleibe eingerichtet hat.
                                              Jetzt wird von diesem Aufzug aus eine Reihe von sketchartigen Exkursen gestartet, die alle für sich stehen können.
                                              Ich denke immer noch mit Entzücken an das Kaffekränzchen, mit den vier 60er Omas, wie sie da in ihren Blumengewändern sitzen und sich das Maul über irgendwelche Geschehnisse zerreißen, während im "Kinderzimmer" der Bub Puppen die Köpfe abschneidet, einfach wunderbar realitätsnah.
                                              "Ja ja, de Olli un sei Mussik... der schpield nämlisch jetz in so`nä Kombo. - Ach ja? und wie heißt`n die? - Sach`ma wie heißt die Kombo nochema, Santana Revivle? - SATAN UN DEIFEL DU BLÖD KUH! - Und was spielste da für`n Instrument? - KETTESESCH!!!

                                              Oder der ulkig-komische Seitenhieb auf die Fleischindustrie und BSE.
                                              "Diedöffedochganetmehrgeschlachtwenn!!!"

                                              Auch extrem amüsant ist die Fitnessstudio-Szene, in welcher die Proleten-Amateurmukkimänner ihr Fett und ihre Muskeln weg bekommen.
                                              "Die blöd Kuh do, die soll sisch erstè ma lifde lasse hier bevor se misch abaggerd västesde, die had doch Orangehaut bis zum Hals hier, des geht doch schon fast in Ananas übbä bei der do, die Ananas-Sclamp do ojojoj."

                                              Ein satirischer Hieb bekommt auch die Filmlandschaft ab, in welcher einfach nur Quantität zählt. Fred spielt den Star, welcher von einer Produktionsfirma angeheuert wurde, um aus Kosteneinsparungsgründen mehrere Filme gleichzeitig abzudrehen. Fred wird später in ein Krankenhaus kommen, da er Kettenraucher ist, aber solange die Ärzte ihm nicht nachweisen, das der Krebs vom Zigarettenqualmen kommt, raucht er munter weiter.

                                              Dann sieht man noch die typisch schnippischen hessischen Kassiererinnen, die äußerlich schon längst über das Verfallsdatum hinaus geschossen sind und sich über den Geschäftsführer amüsieren.

                                              Zu meinen Badesalz-Lieblingsfiguren gehören definitiv auch die zwei Altrocker Headbanger und Richi, die in das Haus eines reichen fetten Schnösels einbrechen, um dort alles kurz und klein zu schlagen und den zimmereigenen Brunnen als Urinal umzufunktionieren, dann wird noch ein bisschen über die holländischen Wassertomaten abgelästert um sich dann im Bett den Piercing-Huber zu geben.

                                              Dieser wird ebenfalls gerade von den Eskimos per Satellitenschüssel empfangen, der kulturübergreifende Humor, zieht natürlich auch bei ihnen.
                                              "I setzt mi nieder lachen`s, i steh auf, hörn`s auf..."

                                              Und es geht gleich weiter mit den zwei überangagierten Bahnsicherheitsleuten. Die einem schuldlosen Obdachlosen das Beschmutzen der Bahnstation anhängen und lieber den armen Kerl in die Mangel nehmen, als sich um die multikulturellen Dealer zu kümmern, welche die Leute anpöbeln und abstechen.
                                              "Jetzt guck doch mal wie der bluten tut! - Net schlescht du ey du, meine Fresse der hat aber auch Blut hier du, hier Otwin, da wär so manschä froh drum er hätt so viel Blut, weiste däs, net schlescht was da so raus kommt. - Sach mal wie viel is das, was schätz du Gunni? - Was weiß isch du, seschzisch siebzisch Liddä düften des schon sein hier, aber mindestens du. - Hier aber das ist nicht so viel wie der Pakistani, den die Neonazis letzte Woche zermanscht haben. - Hier da hast du wieder recht, der hat auch gebludet, wie a Schweinsche, aber was da raus kommt, find isch a net schlecht hier. Obwohl des läuft alles in die Kanalisation, des stink mir, weißte des hier. - Sach mal die Drecksau hier. - Normal würd isch den sofod anzeische wege Umweltväschmutzung, aber mir ham ja genuch mit ihm zu dun hier. - Gunni ich will dir was sagen, bei so`nem Fall hier da sagen die von Greenpeace nix, die Weicheiner."

                                              Ja einfach herrlich dieser tiefschwarze Humor und ich kann nur bestätigen, dass die DB-Sicherheit in Hessen wirklich zum größten Teil aus geltungsbedürftigen Flachwichsern besteht, die mir schon des Öfteren richtig auf die Eier gegangen sind, da brauchen die sich nicht zu wundern, wenn in Frankfurt U-Bahn-Kontrolleure zusammen geschlagen werden, ich kann das vollstens verstehen.

                                              Ich mag einfach die Art von Humor der Beiden und demnach auch diesen Film, der ein Monument hessischer Kultur darstellt, man sollte alles nicht zu ernst nehmen und grotesken Witz lieben, dann kann man sich mit diesem Film wirklich anfreunden.
                                              Dennoch kann ich auch alle verstehen, die nichts mit dem Badesalz-Duo anfangen können, wobei...

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                                              • 7 .5

                                                Eines seiner neueren Werke, in welchen er die Knetkunst wieder zur vollsten Einflechtung bringt und damit unter anderem Tim Burton und Terry Gilliam inspirierte.

                                                Mit der Moviepilot eigenen Inhaltsangabe kollidiert das Gesehene irgendwie. In dem Kurzfilm, den ich sah rekonstruiert sich der Knetmensch einfach, ohne sich vorher höchst selbst zu dekonstruieren.
                                                Die Inszenierung des ganzen ist hinreißend platziert und man sieht schon die Entwicklung des Werkes und die technischen Anwendung, es wirkt schon alles etwas ausgereifter.

                                                Zu Anfang kommt eine Hand in einen Raum und findet ein Augenpaar, dann stoßt die andere Hand mit Ohren dazu, der Kopf tritt dann ebenfalls durch die Türe und die Hände sind sofort zur Stelle, um ihm die Augen und Ohren anzusetzen, dann folgen noch Füße und der Penis und der Restkörper kommt als undefinierbare Masse durch Fenster und Türen, den zusammen gebaute Mann sitzt total eingeengt in dem viel zu kleinen Zimmer.

                                                Interpretationsansätze finde ich hierbei diesmal nicht, dennoch ein munter-groteskes Filmlein von Jan Švankmajer und gleichzeitig auch das Ende des Filmtages.

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                                                • 8

                                                  Bitterböses Kasperletheather, mit genialer Bild- und Tonkomposition.

                                                  Ich sehe es als meine Pflicht an, die Werke von Jan Švankmajer in den öffentlichen Blickfang zu schieben, denn immer noch zu wenige kennen ihn und seine fantastischen revolutionären Werke. Ich habe ihn durch Zufall letztes Jahr auf YouTube entdeckt und wurde übermannt von der Art der Gestaltung, sowie der Einfälle.

                                                  In dem Shorty "Kasperletheather", bei YouTube besser zu finden unter "Punch And Judy", stellt der Tscheche ein Meerschwein als Objekt der Begierde da, welches mit seinem unglaublichen Charme zwei Handpuppen die Holzköpfe zu verdrehen scheint.

                                                  Zuerst Freunde, durch ihr gemeinsames Ziel, dann aber immer erbittertere Rivalen, die auch vor dem Töten nicht zurück schrecken, durch Eifersucht und Neid gerieben, bringen sie einander mehrere male um, doch der Neid und die Eifersucht lassen sie immer wieder neu auferstehen, aus Angst, der andere könnte sich dem Meerschwein annehmen.
                                                  Bis sich beide so heftig bekämpfen, dass sie gleichzeitig niedersinken und sterben.

                                                  Das alles ist unterlegt mit einer so perfekt passender choreografierten Musik und Geräuschen, dass es einfach ein wunderschönes, etwas schwärzliches Bild ergibt.

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                                                  • 8

                                                    Sehr kreativer, mit methaphorischen Strukturen durchzogener Experimentalfilm.

                                                    Der Meister der Knetfiguren ist wieder in seinem Medium. Diesmal nimmt Jan Švankmajer sich der Dialogik an, in all ihren Facetten.
                                                    Zu sehen in drei Kapiteln. Im ersten Ausschnitt sieht man zwei "Personen" dargestellt durch eine Figur aus Obst und Gemüse und eine bestehend aus Küchenutensilien. Das Gespräch beginnt und ein hektisch-aggressives Geschmeis aus den verschiedenen Ursprungskörpern ist zu sehen.
                                                    Doch der Küchenutensilien-Mann scheint die Argumentationen seines Gegenüber klein reden zu wollen, dieser zerfällt und wird anschließend ausgespuckt. Die Botschaft könnte sein, dass durch Diskussionen ein Austausch statt findet und man so andere Ideen oder Sichtweisen offen gelegt bekommt.

                                                    Der zweite Part befasst sich mit dem Dialog der Liebe und des Hasses, zwei Knetfiguren sitzen einander gegenüber und küssen sich, dann verschmelzen sie zu einer homogenen Masse, welche sie anschließend wieder in den Ursprungszustand trennt. Doch siehe da was liegt da auf dem Tisch? Es ist ein kleiner lebendiger Knethaufen, sollte er die Frucht der Liebe sein, oder ist sind es vielmehr die Gefühle, welche die beiden Figuren nach dem Liebesakt nicht mehr in sich tragen? Doch was tragen sie stattdessen in sich, nichts. Und das ist es, was sie so wütend aufeinander macht, keiner möchte mehr die Gefühle des Anderen, sie werden mit Händen und Füssen geschubst und getreten.

                                                    Im dritten und letzten Ausschnitt präsentiert uns Švankmajer zwei Köpfe, aus deren Mündern Gegenstände kommen, die mal perfekt zu einander passen (Zahnpasta-Zahnbürste, Schuh-Schnürsenkel,...) oder eher nutzlose Kombinationen ergeben (Schnürsenkel-Zahnbürste).
                                                    Die sachlichen Gegenstände könnten einfach Ideen oder Argumente repräsentieren. Die mal in einem sinnvollen Sachverhalt münden, oder eben ins Leere laufen, diese Diskussion fährt sich aber irgendwann fest und man findet immer weniger gemeinsame Nenner und so sinken beide Köpfe erschöpft in sich zusammen.

                                                    So erschafft Jan Švankmajer wieder einmal einen griffigen und witzigen Ausschnitt einer ganz normalen gesellschaftlichen Handlung.

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