Jimi Hendrix - Kommentare

Alle Kommentare von Jimi Hendrix

  • 8 .5
    über Gozu

    Miikeskes wuchtiges 130 Minuten Konglomerat aus groteskem Roadmovie, surrealem Psychothriller und kranker Komödie ist ein Mindfuckerlebnis der besonderen Art, aus dem sich mir nur eine wirklich konkrete Botschaft herauspasteurisiert: DIE MILCH MACHT`S!

    Aber glücklicherweise wirbt der japanische Ausnahmeregisseur nicht nur für Muttermilch, sondern verpackt eine eigentlich simpel anmutende Geschichte in eine höllisch kranke Odyssee.

    Der mitleiderregende Hauptdarsteller in diesem lustigen Horrortrip, namens Minami bekommt die mehr als gewissensbelastende Aufgabe vom obersten Yakuza-Boss, seinen verehrten Yakuza-Kollegen die Lichter auszuknipsen. Da Ozaki, so der Name des auf der Abschussliste stehenden Yakuzas, verrückte und paranoide Tendenzen aufzuweisen scheint.
    Doch während der Autofahrt nach Nagoya bauen die zwei einen (un)glücklichen Unfall und Ozaki stirbt, Minami wurde auf mysteriöse Weise davor bewahrt seinen Yakuza-Bruder umbringen zu müssen. Er hält an einem Restaurant an, um dem Chef die Erfolgsmeldung zu berichten und dann passiert etwas unglaubliches...

    Die Art und Weise wie Takashi Miike diesen Film fortlaufen lässt, erinnert stark an David Lynchs "Lost Highway", auch wenn Miike noch facettenreichere Ansätze mit einstreut. Irrwitzige Szenen bilden den Normalitätsrahmen, in welchem Minami sich bewegt, er ist das Auge des Zuschauers und wird immer tiefer in einen alptraumartigen, urkomischen, metaphorischen Strudel gezogen und alles endet mit einer der groteskesten Szenen der Filmgeschichte.
    Auf dem Weg zum Höhepunkt des Films begegnet Minami natürlich keineswegs normalen Menschen, allesamt haben sie nicht mehr alle Schubladen in der Kommode. Da begegnet er zum Beispiel im Restaurant drei sonderbaren transsexuellen Männern, samt dem einzigen Gast, welcher am Telefon konsequent darauf geharrt, dass es wirklich heiß war, sogar heißer wie am Vortag, ja er wüsste das, weil er ein T-Shirt getragen hatte und davor einen Pullover, man sollte doch den Wetterbericht anschauen, wen man ihm nicht glaubte.

    Anschließend trifft er einen seltsamen Ortskundigen der Minami als Hilfe angeboten wird, wenn er eine Frage richtig beantworten würde, allenfalls würde er etwas wichtiges verlieren.
    So gerät er in ein Hotel einer älteren milchgebenden Besitzern samt ihres degenerierten Bruders, welcher sich des Öfteren auch mal ihren Schlägen ausgesetzt fühlt.
    Immer wieder informiert Minami seinen Yakuza-Boss Azamawari über die komischen Geschehnisse, während man hört, wie er eine Nutte vögelt. Da der alte Boss Azamawari aber nicht mehr so leicht seine Rute ausgefahren bekommt, improvisiert er einfach und schiebt sich einfach eine Suppenkelle in den braunen Salon, dieses "Hobby" wird ihm dann aber zum Verhängnis

    Hauptdarsteller Hideki Sone mimt äußerst überzeugend den grünschnäbligen Yakuza, der mit diesen ganzen Abartigkeiten genauso verblüfft ist, wie der Zuschauer selbst.

    Sho Aikawa, den man schon so einige Male in Miikes Filmen bestaunen durfte, kommt hier als Ozaki relativ früh um, oder doch nicht? Auf jeden Fall gefiel er mir wie in eigentlich jedem Film recht gut.

    Auch ein alter Bekannter der japanischen Filmindustrie ist Renji Ishibashi, der den Yakuza-Boss, mit dem Faible für Suppenlöffel ausgezeichnet und vor allem mit dem Schuss Freakigkeit ausstattet, ihn konnte man schon als Rollstuhlfahrenden klavierspielenden Ballettlehrer in "Audition" bestaunen, guter Mann.

    Für alle Fans des surrealistischen Kinos zu empfehlen, wenn ihr er auch etwas humorvoll mögt, denn der Angstfaktor kommt hier, zumindest für mich, eher nicht so sehr zur Ausprägung wie bei so manchem Film von David Lynch, dennoch braucht sich Takashi Miike nicht vor einem Vergleich zu scheuen, nein er drängt sich vielmehr auf.

    5
    • 7

      Nicht mehr ganz so mitreißendes japanisches Exploitationkino, was storymäßig etwas nachlässt, aber mit Meiko Kaji seine Authentizität und Attraktivität beibehalten kann.

      Im dritten Sasori-Teil hat diese Serie das ewig gleiche Schicksal vieler Fortsetzungen teilen müssen. Noch die erfolgreichen Grundmuster der Vorgänger aufweisend, fehlt aber der Schwung.
      Das mag vielleicht an den fehlenden interessanten Konflikten zwischen Sasori und ihren Mitgefangenen liegen oder auch generell daran, dass sich dieser Film erstmals komplett aus dem Gefängnis in die Großstadt Tokyo auslagert.

      Da hilft es auch nur bedingt, anstatt der terrorisierenden Gefängniswärter eine folterfreudige Yakuzabaronin, übrigens zufällig eine Ex-Mitgefangene Matsus, ins Geschehen zu platzieren.

      Aber trotz Qualitätsverlusten an so manchen Fronten wartet Shun’ya Itō diesmal mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch zumindest ein wenig auf, außerdem sind tonale Effekte wie auch so manche Gewaltszenen immer noch innovativ und unterhaltsam.

      Mit "Sasori – Den of the Beast" geht die kleine Ära von Sasori-Stammregisseus Itō zu Ende, genau wie die eigensinnigen Ideen und die gute filmische Adaption des Mangas, diese sollte dessen Nachfolger weit weniger beherrschen.

      3
      • 8

        Meiko Kaji als Matsu ist erneut der Tsunami, welcher mit aller Kraft die maskulinen Staumauern einzureißen versucht. Sie ist stürmisch und aufgepeitscht durch die ständigen Erniedrigungen der Männerwelt, doch ihr gelingt es mit einigen Mitgefangenen diese einengenden Mauern zu überwinden, doch wohin schwemmt sie der Fluss aus Angst und Rachegelüsten?

        Eine sehr starke Fortsetzung der Sasori-Reihe, welche visuell wie thematisch noch eine Schippe drauf legt. Dazu kommt eine verbesserte Protagonistenkomposition und noch etwas mehr Gewalt und fertig ist ein neuer qualitativ hochwertiger Frauengefängnisfilm der in einem wilden Roadmovie mündet, dem Hause Tōei.

        Auch hier führte Shun’ya Itō Regie und das macht sich von der ersten Sekunde an durch die bewährt guten stilistischen Mitteln sehr positiv bemerkbar. Das poetisch-leidenschaftliche Titellied "Urami Bushi" bildet hier das serienübergreifende Thema und der Zuschauer weiß sofort, dass es auch dieser Serienabschnitt nicht gut mit seinen Figuren meinen wird.
        Und das zurecht, denn abermals befindet Matsu sich in den gesetzesmissbrauchenden Klauen ihrer männlichen fürsorgepflichtigen Bewachern. Welche sich ganz in den Dienst der Justiz stellen und vergewaltigen, schlagen und demütigen, was die Strafbücher hergeben.
        Doch siehe da, die Flucht aus dieser Hölle gelinkt ihr zusammen mit sechs weiteren Frauen, zumindest gefühlt, denn schon beginnt die erbarmungslose Jagd.

        Die Story ist ähnlich einfallslos, wie das auch schon im Vorgänger der Fall gewesen ist. Aber auf diese kommt es meines Erachtens nach auch nicht so sehr an, viel wichtiger sind wieder die Emanzipationsströme, sowie ein bisschen Kritik an den japanischen Familienstrukturen.
        Auch wird die Geschichte aufgepeppt, durch den Umgebungswechsel vom Gefängnisalltag mit all seinen Quälerein und Schinderein in die Aufgeregtheit der Flucht, bei welcher die ewige Freiheit so Nahe scheint.

        Außerdem nimmt man sich erstmals ein wenig Zeit für die Vorstellung der einzelnen Charaktere und deren internen Konflikt und Zusammenhalt während der Flucht, vor dem gemeinsamen Geschlechtsfeind Mann.

        Itō benutzt in "Sasori – Jailhouse 41" wieder extrahierte Szenen, wie aber diesmal fast etwas surrealistisch anmuten, dennoch bleiben die Beweggründe glasklar und die Geschichte wird mit ein paar wenigen Längen zum Ende hin, temporeich mit hitzigem Score.

        Meiko Kaji für diese Rolle ausgeguckt zu haben, war ein ganz großes Glück für die gesamte Serie. Durch ihre Ausstrahlung verleiht sie dem Charakter der Matsu alias Sasori eine unglaubliche Präsenz und das, obwohl sie im gesamten Film nicht mehr als einen Satz über die wunderschönen Lippen gehen lässt.

        Kayoko Shiraishi als männergleiche Rudelführerin Oba, welcher ich nicht gerne nachts auf Tokyos Straßen begegnet wäre, ist auch ein entscheidender Faktor, der die Fluchtgemeinschaft um ein wuchtigen Charakter erweitert. Sie stellt schnell den Führungsanspruch, während Matsu eher still im Hintergrund die Fäden zieht.

        Der fiese Gefängnisdirektor Goda, wieder verkörpert durch Fumio Watanabe zieht sich schnell wieder den Hass des Zuschauers zu, als er seinen rechtsgestützten Privatkrieg mit Matsu verschärft.

        Wie schon erwähnt, ist die Musik eine stimmige Rahmenbedingung und manchmal erfüllt sie den gleichen treibenden Zweck, wie es in vielen Italowestern der Fall war, wie zum Beispiel in Sergio Sollimas “Der Gehetzte der Sierra Madre“, in dem Morricones Score ähnliche Verwendung findet. Ich kann jedem, dem Meiko Kaji auch musikalisch zusagt nur das Album “Zenkyokusyu“ empfehlen.

        Für mich der beste Teil der ganzen Reihe, mit vielen künstlerischen Aspekten und einer hervorragenden Leistung aller Schauspieler. Diese japanischen Klassiker üben einen außerordentlichen Charme auf mich aus und ich bin ARTE dankbar, das sie diese Reihe ins Programm genommen zu haben, arigatō gozaimasu!

        3
        • 7 .5

          Die Auferstehung des pink eingefärbten japanischen Exploitationkinos läutet eine neue feministische Ära ein, in welcher Frauen zwar immer noch als Lustobjekte dienen, aber sich in der rohen Männerwelt auch als mordende Racheengel emanzipieren.

          Shun’ya Itōs Manga-Adaption "Sasori" stellte mit seinem Erstlingswerk die Weichen für ein eigenwilliges Genre irgendwo zwischen Rache-Sex-Emanzipation-Gewalt, das alles tonal wie visuell äußerst originell und kunstvoll verpackt. Gerade die erklärenden Vergangenheitsbilder, welche dem unwissenden Zuschauer eröffnen, weshalb Nami Matsushima auf dem kalten und nassen Gefängnisboden ihr erbärmliches Dasein fristen muss, sind fantastisch kreativ.

          Die Hauptthematik dieses Pinky-Violence-Streifens, beschäftigt sich mit der Unterdrückung und Ausnutzung von Frauen, insbesondere der Hauptdarstellerin. Diese wird unschuldig in den Vollzug gesperrt und ist dort neben ihren argwöhnischen weiblichen Mitgefangenen auch der ständigen Demütigung und Peinigung der männlichen Wärter ausgesetzt.
          Dies ist meines Erachtens nach auch eine Sozialkritik an den traditionellen Umständen in der japanischen Ehe. In dieser ist die Frau auch oft Opfer männlicher Unterdrückung und häuslicher Gewalt, diese Frauen erleben den Alltag ebenfalls als Gefängnis.

          Mit der geschundenen Figur der Nami Matsushima stellt sich eine Frau gegen diese von Männern dominierte Welt und erträgt zunächst die ihr angetan Gewalt ohne ein Wort der Gegenwehr oder der Verzweiflung.
          Sie zeigt durch ihre seelische und physiologische Stärke, dass nicht nur Männer eisenhart im Nehmen sein können.

          Matsu, wie sie im Film genannt wird, ist grandios dargestellt von Meiko Kaji, welche mit diesem Film endlich ihren filmischen wie musikalischen Karrieresprung schaffte. Sie ist als schweigendes und alles erduldendes Justizopfer perfekt besetzt. Ihre Mimik wird unvergessen bleiben, niemand sonst vermag es, solch bösen Blick gen Kamera zu schleudern, voll Gift und Galle.

          Die musikalische Bebilderung vieler Szenen wirkt sehr erfrischend und geistreich mit Ideen gespickt. Vor Allem der Soundtrack von Osamu Tanaka, in welchem das in jedem Film wiederkehrende Eröffnungslied "Urami Bushi" von der Hauptdarstellerin Meiko Kaji selbst beigesteuert wurde.

          Abschließend würde ich sagen, dass dieses Werk zurecht als Kult bezeichnet werden kann, denn die Thematik ist in ihrer filmischen Ausführung als äußerst wertvoll anzusehen, zumindest für das japanische Kino.

          4
          • 8

            Durch erneute qualitative Steigerung der Witze und einem erweiterter Charakterkreis vergoldet Mike Myers sein bisher bestes Stück.

            Es hat sich nichts geändert an dem Grundgerüst des parodischen Filmbeitrages von Mike Myers. Weder die Story, noch die phänotypischen Gagmerkmale weisen eine größere Abweichung zu den beiden Vorgängern auf. Dennoch lässt sich eine erhöhte Professionalität in allen Bereichen feststellen.
            Natürlich fällt dies schon gleich zu Anfang auf, wo in der genial-stumpfen Eröffnungsszene einfach die gewohnten Austin-Powers-Protagonisten gegen Weltstars ausgetauscht werden. Diese simple Idee machte zumindest mir wirklich Spaß und sie leitet auch gleich zu den Grundmustern des Films über, denn wie auch schon in Powers I und II setzt Mike Myers zusammen mit Regisseur Jay Roach auch hier wieder auf flache und einfach funktionierende Komik.

            Was die Geschichte angeht, verbesserte sich Myers ein wenig, in dem er sofort den Reiz der ewigen Duells zwischen Powers und Dr. Evil einfriert und statt dessen einen neue Figur auf den Plan ruft. Und natürlich konnte es nicht sein, dass der Film noch ein zweites mal in den 60ern oder 90ern spielt, deswegen steuerte man mit der multibel einsetzbaren Superlösung Zeitmaschine, einfach mal die 70er an.
            Des Weiteren bekommt man am Ende auch noch einen richtigen Clou enthüllt, natürlich weißt auch dieser die bekannte Einfachheit auf, welche den Film auszeichnet.
            Ein weiterer verbesserter Punkt ist die charakterliche Vorstellung, durch die die Protagonisten ein wenig mehr Tiefe bekommen, zum Beispiel durch die Rückblenden.

            Mike Myers Figur des Austin Powers geht in diesem Film das erste mal etwas unter in dem Gros der anderen abgefahrenen und teilweise weiterentwickelten Charaktere. Das empfand ich aber gerade aus diesen Gründen nicht als störend, sondern als Bereicherung. Man sollte bei künftigen Powers-Filmen aber darauf achten, dass man den Film nicht mit noch mehr Figuren überlädt.
            Die neuste Errungenschaft des Mike Myers ist der goldbestückte Lümmeleigentümer, mit dem treffenden Namen Goldständer. Diese interessante Figur ist, wenn man sie direkt mit dem zweiten Bösewicht Dr. Evil vergleicht, sehr viel facettenreicher und irgendwie noch freakiger, das gefiel mir sehr.

            Michael Caine als Nigel Powers, Vater von Austin, ist die genialste Rolle des ganzen Films und vor allem er stiehlt Austingehörig die grovvy Show. Es wurde ja zuerst der stocksteife Sean Connery angefragt für die Vaterrolle, aber ich bin mit der "Notlösung" Nigel Powers äußerst zufrieden.

            Verne Troyer der hier zum wiederholten male Mini Me darstellt, bekommt endlich eine Charakterentwicklung zugeschrieben, welche einen ulkigen Outfitwechsel mit sich zieht.

            Beyonè Knowles Darstellung des Powers-Girls Foxxy Cleopatra war dem Film meines Erachtens nach nicht abdienlich. Sie spielte ihre Rolle solide und dieser Körper hat für mich immer Berechtigung gezeigt zu werden, so primitiv das auch sein mag.

            Endlich wurde auch aus der Figur des Scott Evil, gespielt von Seth Green, etwas mehr gemacht, denn diese hat wirklich potenzial und springt in das Bösewichtvakuum am Ende des Films ein, man darf also gespannt sein.

            Ein alles in Allem verbesserter Powers den ich aber auch, wie schon die Vorgänger, nur den wirklichen Fans dieses Humors ans Herz legen möchte. Für alle anderen könnte "Austin Powers in Goldständer" erneut zu einem traumatisierenden Negativerlebnis werden.

            1
            • 7 .5

              "Vanessa: Sag mal, rauchst du danach?" Austin: Keine Ahnung, hab noch nie nachgesehen!"

              Austin Powers ist wieder zurück und mit ihm sein unverwechselbarer Charme! Der zweite Teil kann mit dem gewohnten Schicksal der Fortsetzungen brechen und überbietet qualitativ seinen Vorgänger.

              Bei vielen Filmen, die einem am Herzen liegen, bekommt man gemischte Gefühle bei einer Ankündigung einer Fortsetzung. Nicht aber bei Austin Powers, denn zumindest ich empfand das Erstlingswerk dieser Agentenkomödie zwar von der Idee sehr gelungen, aber sah noch mehr potenzial nach oben. Und siehe da, man konnte sich tatsächlich noch steigern.
              Dazu gab es für mich zwei hauptsächliche Gründe. Erstens die Location, welche mit der Rückreise in die farbenfrohen und flippigen 60er Jahre meinen Nerv traf. Und zweitens das Powers-Girl, den bei Heather Graham wandern sofort alle Gehirnzellen in die untere Körpergefilde, um ihren Dienst zu tun.
              Darüber hinaus passten auch hier die Gags wieder unter der Tür durch, womit ich aber keinerlei Probleme hatte und vor allem die Talkshow-Parodie der immer wieder debil daherkommenden amerikanischen Mittagssendungen, fanden bei mir ihren vollsten humoristischen Anklang.
              Auch ein Highlight des Films, welches ein Markenzeichen der Reihe darstellt, sind die Schattenspiele. Plump, aber unglaublich wirkungsvoll, wird hier aus den physikalischen Gegebenheiten des Lichts in Einbeziehung von bewegten Körpern und Gegenständen vor dem Hintergrund eines hellen Leinentuchs, eine Zwerchfell durchschüttelnde Wirkung erzielt.

              Zur Darstellungsvielfalt von Mike Myers gesellte sich zusätzlich zu Austin Powers und Dr. Evil auch noch der im Rammstein-Amerika-Outfit gestylte fiese Fettsack hinzu.
              Diesen Charakter ließ er dick ins Geschäft kommen, als er sich Austin Powers Mojo unter den Nagel riss und dafür von Dr. Evil ne fette Belohnung einkassierte.

              Wie schon erwähnt stieg für mich die Qualität des Films durch den Austausch der Powers-Girls von Hurley in Graham, welche einfach die kongeniale Partnerin für Powers darstellte. Für mich ist sie das geborene Blumenmädel und das bisher beste Powers-Girl der Filmgeschichte, auch die kurvengesegnete Beyoncé Knowles, bleibt knapp auf Platz 2 dahinter.

              Es bleibt zu resümieren, dass es sich hier um seichte aber lachmuskeltiefenansprechende Unterhaltung handelt. Mit einer tollen Idee, die gekonnt weiter ausgeschlachtet worden ist, guten Appetit.

              3
              • 7

                "Alotta: Wie können Sie nur vor mir einen Pups lassen? - Austin: Sorry Baby, ich wusste nicht, dass du an der Reihe warst!"

                Ein knallig-satirischer Auftakt, des wohl brustbehaartesten Agenten der Geschichte. Mike Myers Hang zum Narzissmus wird zum positiven Antriebsmotor und soll weitere Fortzetzungen beflügeln.

                Diese Dauerparodie auf die Agentenfilme der 60er und insbesondere auf die James-Bond-Reihe ist wieder mal ein Film der Marke lieben oder hassen. Die überzeichnet-plumpe Gagorgie auf teilweise untertänigster Etage lässt die Filme um das Schärfste, was seine Majestät zu bieten hat, zu einem originellen Machwerk werden.

                Die Story ist schlicht und beruht im Wesentlichen auf dem ständigen klassischen Duell Gut gegen Böse. In dem sich der größte Teil der Szenen aus Bond-Parodien zusammensetzten, deswegen besitzt der Film einen noch größeren Spaßfaktor, wenn man Bond-Film bewandert ist.

                Der schräge, aber liebenswerte Charakter des psychedelischen Britagenten Austin Powers in schrillem Anzug und Rüschenhemd, welcher durch seinen mojoangetriebenen Charme den Mädels den Atem und dem Bösewicht die Freiheit versucht zu entrauben, spielt Mike Myers äußerst überzeugent. Er zeigt mit seiner Rolle des unerschrockenen Womanizers, dass man nicht unbedingt jährliche Zahnarztbesuche über sich ergehen lassen muss, um schöne Frauen in die Horizontale zu verlagern.
                Des Weiteren demonstriert er mit der Darstellung seines Gegenspielers, dem Bösewicht Dr. med. Evil, dass er durchaus auch einer Doppelrolle gewachsen ist.

                Das erste Powers-Girl der Filmgeschichte sollte Elizabeth Hurley sein, welche mir äußerlich nicht 100% zusagte, dennoch mit ihrer anfangs zugeknöpften selbstbewussten Art einen witzigen Gegenpol zur Männlichkeit in Person, miemt.

                In weiteren Nebenrollen sind unterhaltungstechnisch vielversprechende Figuren zu bestaunen, wie zum Beipeil den Evil-Sprossling Scoot Evil, der ohne Vater aufggewachsen, diesen nicht akzeptiert.
                Generell war die Darstellung der gesamten Charaktere, besonders die Mitstreiter um Dr. Evil, sehr amüsant und gelungen. Als interessantes Detail: Der Wachmann wurde von Christian Slater gespielt.

                Im Großen und Ganzen eine gelungene Komödie mit hohem Unterhaltungswert, wenn man diesen etwas gewöhnungsbedürftigen Humor auch sein Eigen nennen kann.

                6
                • 4 .5

                  Ein ironischer Kurzfilm über die Unabhänigkeit von Geist und Körper.

                  Ein solides Filmchen, was zumindest bei mir, auch mit rudimentärem Ideenangagement punkten kann. Da die verworrene und ausschweifende Story hier ja schon das ein oder andere Mal aufgeschlüsselt wurde, will ich nicht weiter darauf eingehen.

                  Für mich hat "The Amputee" den Sinn, zur grotesken Erheiterung beiträglich zu sein und natürlich dem Aspekt, welcher im primären Satz schon zur kurzen und simplen Erläuterung gebracht wurde, die Videomaterial-Prüfung mal außen vor gelassen.

                  Dennoch gibt es weit potenzialreichere Kurzfilme von Lynch, wie zum Beispiel "The Grandmoter"

                  2
                  • Unzumutbarer Schund.

                    Diesers miese Machwerk kommt schauspielerisch, wie storymäßig einem fehlgeschlagenen Selbstmord gleich. Die Intention des Regisseurs, einen bewusst schwachsinnigen Film zu drehen, sehe ich weder in der Umsetzung dieses Streifens noch in den Details.

                    Ich habe nichts gegen niveaulose Filme, im Gegenteil, oft finden sie meinen Anklang. Aber diese filische Entgleisung ist werder richtig gut noch richtig schlecht, sondern einfach nur kontrastlos-belanglos.

                    Die pure Rufschädigung des deutschen Films.

                    4
                    • 10

                      „KAKIHARA!! WAS MACHST DU DA!! – Nur ein bisschen foltern.“

                      Takashi Miikes sadomasochistisches Feuerwerk, ist mit die würdigste Gewalt-Huldigung, welche das Kino je hervorgebracht hat und die auf der Leinwand, in dieser extrovertierten Form, seinesgleichen sucht. Diese Manga-Adaption definiert das Wechselspiel zwischen Brutalität und Komik neu und wagt einen gelungenen Mischung der verschiedenen Genre.

                      Ich gehe auf die Knie und verbeuge mich vor diesem schmerzzereißenden Stück Selbstfolter, denn soviel exzessiver Gewalt, stehe selbst ich als hartgesottener Liebhaber machtlos gegenüber und gebe mich dieser Lust hin. Den Blick auf die umherfliegenden Eingeweide und die Blutgeysire gerichtet, welche durch die comichaften Einflüsse durchaus höchst erheiternd wirken, genieße ich dieses furiose Spektakel.

                      Nie machte es soviel Spaß Männer in zwei Hälften zerspringen zu sehen. Oder Yakuza, die an Fleischerhaken baumeln und mit heißem Fett übergossen werden doch damit nicht genug, anschließend wird man sie noch mit dicken spitzen Nadeln penetrieren. Auch sehr genüsslich verfolgte ich die Zungenopferung und natürlich die Show der extrovertierten Gedärme und der abgetrennten oder abgerissenen Gliedmaßen. Ob das alles eine filmische Berechtigung besitzt?- Ja in meinen Augen schon, denn es wirkt auf seine verstörende Art und Weise irgendwie komisch.

                      Der japanische Fließbandfilmproduzent schafft es trotz seines hoch frequentierten Arbeitsalltages immer wieder, die Qualität ungemein hoch zu halten. Darüber hinaus stampft Miike aber auch cineastische Leckerbissen aus dem fruchtbaren Boden seines Ideenreichtums. Auch wenn „Ichi the Killer“ der gleichnamigen Manga-Verfilmung zu Grunde liegt, lässt es sich Miike nicht nehmen, alles noch ein bisschen abgedrehter zu realisieren.

                      Der Film beginnt. Der Filmtitel bekommt seine Unterbringung in dem achtlos an die Mauer gespritzten Sperma, ein symbolisierter lebensverneinender Akt. Ichi ist der Inhaber dieser milchigen Suppe und bringt mit dieser Ejakulation schon mal gleich 80 Millionen Spermien um die Ecke. Es soll aber nicht bei dieser Befruchtungsflüssigkeit bleiben. Er wird sich, angetrieben von pseudotraumatischen Kindheitserlebnissen, durch diverse Yakuza-Innereinen seinen Weg zur geistigen und körperlichen Emanzipation zu schlagen versuchen.

                      Sein genialer Gegenspieler ist Kakihara, seines Zeichens schmerzverliebter Wahnsinniger, der seinen speziellen Neigungen zur Gewalt bei der Yakuza-Gang unter Boss Anjo nachzugehen pflegt. Ein Sadomasochist vor dem in schwarzem Leder gekleideten Herren. Er hat es sich zum Hobby gemacht Qualenerträger und -austräger zu sein und diese Leidenschaft lässt sich nicht immer mit den gut situierten Syndikatgesetzten vereinbaren.

                      Tadanobu Asano, welcher Kakihara beeindruckend verkörpert und ihm unberechenbare Wesenszüge verlieh, lieferte mit dieser Charakterrolle seine schwierigste und beste Darbietung ab. Er verkörperte mit seiner schmächtigen Statur und seinem sehr feminin anmutenden Kleidungsstil, das genaue Gegenteil eines coolen Yakuza. Dennoch ist er auf seine ganz eigene comichafte Art cool, alleine der rote karierte Anzug, oder das schillernde Hemd und natürlich die unverwechselbaren Gesichtsnarben dienten vielleicht sogar Nolan als Vorlage für seinen Joker.

                      In den Nebenrollen tummelten sich, wie sich das für einen Miike-Film gehört, ebenfalls sehr absonderliche Typen, da sei nur mal an den Syndikatboss mit der Sanduhr zu erinnern, dessen wacklige Bewegungen mit einem Knirschen und Knarren ein Herr gingen.

                      Oder die Typen vom Ichi-Aufräumdienst, in ihrer ghostbusterähnlichen Aufmachung, die dann später mit langen Samuraischwertern und schrägen Masken für Furore sorgen.

                      Des Weiteren stoßen gegen Ende der Handlung die zwei „Polizisten“ dazu, die es mit der kranken Schrägheit von Kakihara fast aufzunehmen scheinen, ausgestattet mit einem perfiden Drang zur Brutalität erquälen und erschnüffeln sie sich den Weg zum Ziel.

                      Auch der treue Leibwächter von Kakihara, hier dargestellt von Shun Sugata fiel wegen seinem lauten Stimmvolumen auf und seinen nachdenklichen Tönen am Schluss, wo er gesteht, dass er es satt habe für diese kranken Typen die Drecksarbeit zu verrichten, er wäre auch gerne Bürohengst geworden.

                      Nicht zuletzt wegen den vielen guten Nebenrollen bleibt die Geschichte nicht nur auf den rudimentären Bahnen des unausweichlichen Endkampfes der beiden Gegenspieler beschränkt, sondern Miike schmückt die Story mit vielen schrägen, skurrilen und lustigen Untereinheiten aus. Außerdem sind viele Szenen als eine Art Parodie auf die Strukturen der Yakuza zu sehen.

                      Ich brauchte 3-4 Anläufe, den Film storymäßig zu verstehen, da ich mir erst die 110 minütige verschnittene Fassung zugelegt hatte, welche die Handlung und den sinnvollen Fluss des Films meines Erachtens nach sehr zerstörte. Dann recherchierte ich etwas im Internet und bestellte mir die 13 Minuten längere Fassung aus Japan und schon waren die Effekte und auch die Geschichte sehr viel erquickender. Was ich auch jedem nur dringend empfehlen kann ist, diesen Film im Original mit Untertiteln zu schauen, denn die Synchronstimmen sind unter aller Sau, sie werten den kompletten Film ab und lassen ihn einfach nur unprofessionell wirken.

                      Auch enthält der Film eine spannende Genremixtur welche sich aus Actionfilm, Gore, Psychothriller, Horrorkomödie und sogar ein wenig Drama zusammen würfelt. Man weiß nie ob man sich bei manchen Szenen nicht vor Lachen wegschmeißen, oder vor Ekel erstarren sollte, ich für meinen Teil fand es durchgehend unterhaltsam und amüsant, denn der Großteil der Gewalt ist schon wieder so übertrieben, um ihn einfach nicht ernst nehmen zu können.

                      Die Story bekam ihre Veredlung durch die ausgezeichnete Kameraarbeit und die teils grotesken Szenenbilder, ich erinnere mich nur zu gerne an den Anblick des an Fleischerhaken aufgehenkten Suzuki, der dort einen warmen Aufguss kredenzt bekam, oder dem in Fernseher hockenden Yakuza, welche dann nach erfolgreicher Folterung auf dem Elektrosperrmüll landete. Diese Szene könnte als skurrile und selbstironische Kritik zur Gewalt im Fernsehen verstanden werden.

                      Den schlussendliche Akt auf dem Hochhaus empfand ich als beste Inszenierung seit langem, die Schnitte, mit den Zeitlupen, die auch gleichzeitig von der langsam und wieder hektisch werdenden Musik vorangetrieben werden, sind extravagant. Genau wie die Figuren selbst, der Eine im grell schimmernden Hemd mit zwei Schaschlikspießen bewaffnet und voll spannender Erwartung, der Andere in Vollkörperanzug, mit Protektoren, ganz in schwarz gekleidet, mit Messern an den Achillessehnen und voll trotziger Tränen im Gericht. Der Schlusspunkt dieses Duells, einfach fabelhaft schön!

                      Die Filmmusik von Karera Musication passt großartig in dieses perverse und kranke Stück Filmkunst, Je nach Szene passt sich der Sound perfekt an die Bilder an und beschert diesem Werk somit die perfekte musikalische Untermalung. Musste mir ihn sofort zulegen und kann den Soundtrack nur empfehlen, für mich mit der beste Soundtrack der Filmgeschichte.

                      Für mich ist „Ichi the Killer“ momentan das beste Werk von Takashi Miike, auch wenn es gehaltvollere von ihm gibt. Doch der Unterhaltungswert übertrifft meines Erachtens nach das Gros seiner bisher produzierten Filme.

                      10
                      • 8 .5

                        Ein tief berührender cineastischer Abgesang auf die Todesstrafe, der in seiner Machart seines Gleichen sucht.

                        José Giovanni schaffte es mit “Endstation Schafott“ endlich, mit dem richtigen Fingerspitzengefühl und der richtigen Atmosphäre an das Thema Todesstrafe würdig heranzutreten, was ich bei so manch anderen filmischen Versuchen nicht empfand. Dies gelingt ihm durch eine mittelschwere, aber dennoch durchaus realistische Überzeichnung der Umstände beziehungsweise der Handlungsstränge der Protagonisten.

                        Auf der einen Seite steht der gerade entlassene Ex-Häftling Gino Strabliggi, der perspektivlos unter tatkräftiger Mithilfe seines Bewährungshelfers versucht, seine Wurzeln durch die dicke und harte Erdkruste der Vorurteile und des Misstrauens zu schieben, um in den fruchtbaren Unterboden der gesellschaftlichen Akzeptanz vorzudringen. Und siehe da er schafft es sogar und nimmt die ersten Nährstoffe des sozialen Lebens in sich auf, einen Job, eine junge Frau, ein geregeltes Leben.

                        Dennoch bleibt er für die Justiz und vor allem aber für den übereifrigen Inspektor Goitreau ein gerissener Gauner, welcher jederzeit zu einem Verbrechen fähig ist, einmal Verbrecher immer Verbrecher. Goitreau misstraut dem rosaroten Lebenswandel des Ex-Gauners und fängt an ihn auf Schritt und Tritt zu beschatten, es entwickelt sich ein unbeschreiblicher Sog der moralischen Anklage, welcher mich bis zum Schlussakt des Films nicht mehr los lassen wollte.

                        Alain Delon, welchem die Gaunerei seit jeher in seinen Filmen immer wie ins Gesicht geschrieben steht, passt hier natürlich blendend in die Rolle des Ex-Verbrechers Gino Strabliggi. Sein überragendes omnipräsentes Schauspiel, machte es mir schwer, keine Sympathien für ihn zu entwickel, zumal sein Werdegang ebenfalls dafür sprach. Durch die charakterlichen Darstellungen müsste man sich einfach mit ihm identifizieren.

                        Jean Gabin, als Bewährungshelfer Germain Cazeneuve, hätte ebenfalls nicht besser besetzt sein können. Er strahlte genau die richtige Gelassenheit, Weisheit und Ruhe aus, und arbeitete mit vollstem Herzblut an der Resozialisierung der in seiner Obhut sehenden Ex-Kriminellen, in ihm wohnte stets die gute Seele des Films.

                        Michel Bouquet, der hier den übermotiviert bohrenden Inspektor Goitreau darstellt, zog sich mit seiner sehr überzeugend gespielten Rolle den immer mehr steigenden Hass und die Wut auf sich, welche sich irgendwann, zumindest bei mir, mit unmoralisch schreiender Genugtuung entlud. So schaffte Bouquet es, dass die Schlüsselszene des Films sehr überzeugend transportiert wurde. Ich spürte wie ich Gino in dieser Sequenz anfeuerte und konnte mich vollends in seine Gemütslage hinein versetzten.

                        Die immer Dichter werdende Atmosphäre verschluckte mich bis zum Abspann und stoppte abrupt mit der letztendlichen Schlussszene, des Films. Da hat es sich doch tatsächlich mal wieder gelohnt, bis 03.00 Uhr Nachts auf ARD durchzuhalten, dass nenne ich mal die spätnächtliche Erfüllung des Wissens- und Kulturauftrags der öffentlich-rechtlichen Sender.

                        Ein Film, der mich so schnell nicht mehr los lassen wird, vor allem aber Delons leerer und hilfloser Blick wird mir lange im Gedächtnis bleiben, ein Moment für die Ewigkeit.

                        4
                        • 8 .5

                          Neben seiner Woodstock-Performance, gehört der Aufritt in Monterey zu den bekanntesten Konzertaufnahmen des afroindianischamerikanischen Ausnahmegitarristen.

                          Es gibt hunderte Dokumentationen oder Verfilmungen über diverse Größen der Rockgeschichte und immer wieder vergisst man gerne James Marshall Hendrix. Tarantino hat vor Monaten mein großes Interesse geweckt, da er durchblicken ließ, er wollte das Leben des Gitarristen auf die Leihnwand bringen. Aber da Tarantino ein Füllhorn an genialen Filmideen in seinem Schädel hortet, könnte sich die Realisierung dieses Projekts noch einige Jahre hinziehen.

                          Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl an Liveaufnahmen, in denen man sich als Hendrix-Fan wälzen kann, bis einem die Gitarrensoli aus den Ohren quellen. Auch diese Dokumentation kann ich Rockfans nur wärmstens empfehlen.

                          Ich mochte die wilden und unbedarften Londoner Auftritte generell etwas lieber, als die substanzfressenden populären Massenorgienzeiten, in denen er nach seinem ersten Auftritt auf amerikanischem Boden in Monterey richtig bekannt wurde. Ab diesem Moment wurde er leergesaugt und zerfiel zu einer kreativmüden vertrockneten Hülle.

                          Ich habe über zehn DVDs mit Konzerten und Dokumentationsmaterial über das Schaffen von Hendrix, sodass mir diese Sendung leider keine überraschenden Momente zu Teil werden ließ. Ich würde den Interessierten dieses Montereyauftritts ergänzend dazu auch die DVD „The Jimi Hendrix Experience Live at Monterey“ ans Herz legen. Neben einigen Zusatzinformationen liegt der DVD auch ein kleines Booklet bei.

                          Generell ist diese Dokumentation eine kleine feine Würdigung für der tragischsten und einzigartigsten Musiker der Rockhistorie.

                          3
                          • 7

                            Ein seltsamer und fremder erster Kontakt zu einem Werk von Kim Ki-duk.

                            Ein Boot, zwei Menschen die in einer gegenseitigen Abhängigkeit zueinander gefangen sind und fast nur mit Gesten kommunizieren. Das sind die zuschauerwiedrigen Umstände, in die uns Ki-Duk hineinverfrachtet.

                            Die Story ist etwas bizarr und dementsprechend thematisch auch sehr ansprechend. Im Mittelpunkt der Thematik steht ein alter Mann, welcher vor 10 Jahren ein sechsjähriges Mädchen, welches ihm zulief, mit auf sein in der See auf Anker liegendes Boot schaffte, um es dort, isoliert von der Außenwelt, groß zuziehen.
                            Die beiden fühlen sich seelisch einander tief verbunden, der Alte kümmert sich um die sechzehnjährige wie um eine Tochter, dennoch weiß man nicht so ganz was er wirklich im Schilde führt.

                            Der Inhalt bietet viele interessante Denkansätze und ich kann die Handlungsweisen der beiden Hauptcharaktere durchaus nachvollziehen, was dieses Werk von Ki-duk trotz seiner speziellen Story nicht realitätsfern oder abgehoben erscheinen lässt.

                            Das Ende ist recht schwierig zu bewerten, da wird einiges an Interpretationspotenzial gefordert.

                            Die Atmosphäre von Hwal-der Bogen war mir ein wenig zu ruhig, obwohl ich mich recht schnell dran gewöhnt hatte. Der Film lebt von den puren emotionalen Ausdrücken, sinngefüllte Dialoge sind nicht vorhanden, was aber nicht weiter störend ist.

                            Die Musik ist traditionell koreanisch gehalten, was die Thementiefgründigkeit nochmals unterstreicht. Die immer gleiche Musik, in der sich aber trotzdem spirituelle Kraft widerspiegelt, ist genauso eintönig, wie das Leben der beiden Schiffsbewohner.

                            Auf solch einen leisen Film muss man wirklich Lust haben, sonst braucht man sich ihn gar nicht erst zu Gemüte führen. Er hat definitiv kleine Schwächen, was die Inszenierung angeht, aber für Fans des eher ruhigen Kinos ist er bestens geeignet.

                            5
                            • 6

                              Anschaubares deutsches Rohkostkino, welches die meisten Zuschauer wahrscheinlich wegen seines Titels zum Anschauen bewegte.

                              Marc Rothemund machte ja schon in früheren Jahren mit Werken wie dem Jugendklassiker „Harte Jungs“ oder „Sophie Scholl - Die letzten Tage“ auf sich aufmerksam. Trotzdem ist er nie über die Mittelmäßigkeit hinaus gekommen, die vielen deutschen Filmproduktionen seit Jahrzehnten wie Hundekacke an der Schuhsohle haftet.

                              Dennoch kann man bei Pornorama nicht über einen schlechten Film sprechen, denn auch das würde das Prädikat „mittelprächtig“ nicht zulassen. Dieser Film ist unterhaltsame leichte Kost, die mit einem leicht pikanten Thema gewürzt wurde.

                              Die Story kann man in die Biotonne kloppen, aber die Art und Weise wie sie zur Umsetzung gebracht wurde überzeugt. Daran haben vor allem die stereotypischen Schauspieler einen Anteil.

                              Ob es die rattenscharfe, sommersprossenbeglückte Karoline Herfurth ist, die ein wildes Hippiemädel spielt, welche Sex als politische Aussage in die Welt trägt.

                              Oder sei es der spießig gescheitelte Polizeikadette im Strickpulover, der sich natürlich prompt in die Hippiebraut verliebt. Upps jetzt habe ich den Plot verraten, das tut mir aber Leid!

                              Zu guter Letzt noch ein bisschen italienisches Temperament auf zwei Körperstellen verteilt und der Film im Film kann beginnen.

                              Abschließend lässt sich festhalten, dass man bei dem Streifen durchaus seine Amüsants haben kann, wenn man nicht viele Erwartungen an den Film hat. Dennoch gehört Pornorama in die Kategorie „Einmal gesehen reicht“.

                              1
                              • 8 .5

                                Diese rotzfrechen Dänen, ohne jeglichen Respekt vor ungeschriebenen Filmgesetzen rocken sie von einer rabenschwarzen Komödie zur anderen und niemand kann sie stoppen!

                                Ich war schon recht abgehärtet was dänische Killerkomödien angeht, aber wiedermal wurde ich positiv überrascht.

                                Diese unkonventionellen Storys mit viel Herz und Markans sind so erfrischend anders.

                                Mich überzeugte natürlich mal wieder am meisten Mads Mikkelsen, dieser Mann braucht einfach nur seine ultraspezifische Visage in die Kamara zu halten und der Film ist gerettet.
                                Die Rolle des hitzköpfigen Waffenfetischisten ist ihm wie auf den Leib geschrieben.

                                Mein spezieller Höhepunkt des Films ist das sogenannte "Kuh-Massaker". Das war sowas von krank, dass man einfach lachen musste.

                                Durch die sehr dichte Charaktervorstellung, die durch irrwitzige Rückblenden geprägt war, erlangte die Story sogar wieder einiges an Tiefgründigkeit.

                                Geschichtlich war es wie gewohnt klug aufgezogen und mit viel bissiger Ironie versehen.

                                Mads Mikkelsen ist DER MANN aus DÄNEMARK.

                                3
                                • 7

                                  Ein netter und ein wenig seltsamer Zeichentrickfilm der etwas anderen Art.

                                  Ein typisches ARTE-Filmchen, welches bei mir mit Mut zur Innovativität punktet. Die Zeichnungen verströmten irgendwie ihren eigenen Charme und auch die kleine Geschichte dazu wusste mich zu unterhalten.

                                  Manchmal ging mir das übertriebene Selbstbewusstsein des kleinen Kiriku etwas auf die Nüsse, aber die Jugend wird ja sowieso immer frecher, insofern zeichnete man hier ein authentisches Porträt der augenblicklichen Jugend mit in den Film hinein.

                                  Kiriku und die Zauberin ist sowohl für Erwachsene, als auch für Kinder kompatibel und lässt sich perfekt als kreatives, werbeloses und optisch feines Ersatzprogramm zu diversen Zeichentrickspielfilmen auf Super RTL konsumieren.

                                  3
                                  • 10

                                    Dieser epochale Western setzt den Ureinwohnern Nordamerikas ein filmisches Denkmal und nimmt sich endlich mal Zeit, dieser Volksgruppe ein dreidimensionales Gesicht zu geben und nicht immer nur die Oberfläche anzukratzen. Dieser Film weckte die tiefsten Sehnsüchte nach der Kultur der einstigen Bewohner Nordamerikas, sie fesseln mich bis heute. Der einzige Nachteil dieses Werkes ist, dass es nur über vier Stunden ging.

                                    Seit ich neun Jahre alt war, freute ich mich immer auf die Weihnachtszeit, aber nicht nur unbedingt wegen der Geschenke, welche meistens aus Playmobil-Indianern und Westernzubehör bestanden, sondern auf die jährliche Ausstrahlung von Der mit dem Wolf tanzt. Und mittlerweile habe ich ihn auf DVD und scheue mich nie, vier Stunden des Tages diesem Meisterwerk zu schenken.

                                    Kevin Costner, der ja seines Zeichens auch indianisches Blut in seine Adern hat, achtete auf die vollkommene Authentizität, wenn es um die Darstellung der Nativs ging. So behielt er die Sioux-Sprache im Original bei und auch die Darsteller waren alle indianischer Herkunft.

                                    Des Weiteren gefiel mir einfach auch aus dem Grund, dass man sich professionell die Lebensweise der Nativs als filmischen Mittelpunkt suchte. Mich lassen heute noch die alten Western-Schinken in die Luft gehen, in denen die US-Kavallerie glorreich den roten Hunden den Arsch aufreißt, das alles natürlich noch mit heroischer Musik unterlegt. Meiner Meinung nach gehören diese cineastischen Fehltritte verboten, das wäre genauso, als würde man in einen deutschen Film über den Holocaust den Gashahnbedienern bei ihrer Arbeit auf die Schulter klopfen und dabei zünftige Blasmusik spielen, aber die meisten Amis schämen sich ja nicht für ihre Indianerpolitik. Warum auch, sie haben ja einen sauberen Job gemacht, denn man hat ihnen die Nahrungsgrundlage genommen, sie mit Krankheiten behaftet, massakriert und abgeschlachtet, ihnen ihr Land weggenommen und den Rest der Nativs, welche überlebt haben, sperrte man in Reservate, welche man als Atommülllagerstätten und Bombentestgebiete nutzt. Aber ich rege mich schon wieder zu sehr auf über ein Thema, welches diesen Rahmen sprengt.

                                    Die Handlung ist so einfach, aber durch die optischen und geschichtlichen Ausschmückung erhält dieses werk sein Gesicht. Costner gibt den Zuschauern mit John Dunbar eine Identifikationsfigur und man berührt mit ihm, erst langsam dann aber immer sicherer, die Kultur der Lakota. Es ist als wäre man selber auf dem Außenposten und erfährt filmisch endlich die Wahrheit über dieses Prärievolk. Denn wie schon im Film von Dunbar erwähnt, hat man die Nativs als wilde Kämpfer mit barbarischen Neigungen in Erinnerung. Und auch ich war beeindruckt von der Darstellung der Lakota im Film. Zum Beispiel als John Dunbar den hitzigen jungen Krieger Wind in seinem Haar zum ersten Mal begegnet.

                                    Der Film weißt auch eine gewisse Komik auf, welche von den Dialogen der Nativs eingebracht wurden. Man macht sich nicht lächerlich über sie, sondern kann mit ihnen schmunzeln. Zu einer der denkwürdigsten und witzigsten Szenen des Films gehört die erste richtige Begegnung im Außenposten. Wo man hautnah dabei sein darf, wie zwei kulturell völlig unterschiedliche Völker versuchen sich zu verständigen.
                                    Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass man auch die Denkweisen der Ureinwohner besser kennenlernen durfte durch die realitätsnahen Darstellungen. Ein Beispiel dafür waren die Ratsversammlungen, wo über den sonderbaren nackten weißen Mann diskutiert wurde und was jetzt unternommen werden solle.

                                    Und so lernte man die Kultur durch Dunbars Augen, immer besser kennen und wurde in den Stamm aufgenommen. Dort bekam man Einblicke in das alltägliche Leben der nomadischen Lakota. Ihr familiäres und geistiges Wesen wurde in aller Detailgenauigkeit dargestellt.

                                    Und gleichzeitig wurde einem die eigene Kultur immer fremder, je länger der Aufenthalt bei diesen menscheln andauerte. Und als man sich fast vollständig seiner Kultur entledigen wollte, wird man plötzlich wieder mit dieser eben erwähnten konfrontiert.

                                    John Dunbar wird von Costner selbst gespielt, was ich für gut halte, denn er hat das nötige Feingefühl diese Rolle positiv zu beleben. Es sollte bis heute seine beeindruckendste Leistung im schauspielerischen Bereich bleiben. Niemand hätte diese Rolle mit so viel Leben und Gefühl ausfüllen können

                                    Graham Green als lernwilliger Medizinmann der Lakota namens Strampelnder Vogel beeindruckte mich enorm. Was er an Ausstrahlungskraft und Faszination auf mich ausübte ist unbeschreiblich. Jedes Mal wenn ich sein Antlitz in einem anderen Film entdecke freue ich mich, wie ein Präriekönig. Vor allem in „Halbblut“ spielt er abermals famos.

                                    Wes Studi ist der wahrscheinlich bekannteste indianische Darsteller seiner Zunft. Immer wenn man einen grimmigen Häuptling brauchte, war er zur stelle. So spielte er den Bösewicht in „Der letzte Mohikaner“, „The New World“ oder den kampfkräftigen „Geronimo-Eine Legende“. Auch hier spielt er den feindlich gesinnten Pawnee Häuptling.

                                    Auch alle weiteren Rollen können getrost mit dem Prädikat „wertvoll“ versehen werden. Bei keinem merkte man, dass er bis vor diesem Film noch nie vor der Kamera gestanden hatte.

                                    Der Soundtrack, welcher von John Barry komponiert wurde, drückt die unaussprechlichen Gefühle noch mal besser aus, welche man bei so manchen atemberaubenden Einstellungen empfand, so ging es mir zumindest. Zu der orchestralen Musik von Barry, mischte man auch immer wieder traditionelle Musik, welche bei den Tänzen die Begleiter waren.

                                    Ich würde sagen dieses Meisterwerk seines Genres vereint Unterhaltung mit Historie, das ganze im Westernrahmen und mit etwas Abenteuerfilm gewürzt. Eine epochale Bildersprache, welche aber auch bis in jeden kleinen Dialog hinein fesselnd wirkt, aber trotzdem auch eine Spur Witz mit hinzufügt.

                                    Ich würde diesen Film nur Themeninteressierten an die Hand geben, denn sonst kann es schnell langweilig und ermüdend wirken, da man die Authentizität dieses Werkes nicht zu schätzen wissen kann.

                                    "Nichts was mir über diese Menschen erzählt wurde ist richtig. Es sind keine Bettler und Diebe. Sie sind nicht die Ungeheuer, als die sie hingestellt werden. Im Gegenteil, sie sind höfliche Besucher und besitzen einen Humor, der mir sehr gefällt. Ein Gedankenaustausch entwickelt sich nur sehr langsam. Der Ruhige ist darüber genauso enttäuscht wie ich und doch führen manchmal gerade Missverständnisse zu einem besseren Verstehen."

                                    9
                                    • 9 .5

                                      Gaspar Noè heißt uns willkommen in der Hölle, er zieht unseren Gemütszustand hinab, bis in die dunkelsten Kerker der menschlichen Verkommenheit. Das eindeutig radikalste Werk vom französischen Handlanger des Teufels, ist gleichzeitig auch das intensivste cineastische Gefühlserlebnis, welchem ich je ausgeliefert wurde.

                                      Ich hoffe, dass mein Kommentar überhaupt gelesen wird, da ich längenmäßig doch etwas ausgeschweift bin, ich bitte dies nicht als Vorwand zu nehmen, sich meinerStellungnahme zu entziehen. Ich arbeite die Handlung in den folgenen Abschnitten fast vollkomen auf und interpretiere fleißig in viele Szenen hinein.

                                      Viel ist debattiert und diskutiert worden und bevor der Film überhaupt richtig angefangen hatte, verabschiedeten sich spontan die ersten Zuschauer aus dem Kinosaal. Natürlich provoziert Noè solch eine Situation, aber dieses tut er für die Realisierung eines wahrhaftigen und ehrlichen Films, über die abgrundtiefen Schluchten der Menschlichkeit.
                                      Man kann die Gewalt im Film ohne Anstrengungen verurteilen und dem Regisseur voyeuristisch deplatziertes Verhalten vorwerfen. Dennoch sollte man bedenken, dass er es nicht aus verherrlichenden oder aufgeilenden Zwecken tut, sondern ich denke vielmehr er wollte, wie im übrigen schon in seinem ersten Film „Menschenfeind“, zeigen wie es wirklich ist, wenn das Leben eines oder mehrerer Menschen aus der Bahn geworfen wird und zu was diese dann fähig sein können.

                                      Gleich zu Anfang knüpft Gaspar Noè an seinen ersten Film „Menschenfeind“ an und man bekommt die Geschichte des Pferdeschlachters zu Ende erzählt er berichtet seinem Zimmergenossen von den Untaten, welche er an seiner eigenen Tochter begangen hatte. Sein Zuhörer stellt trocken in den Raum, dass es keine Untaten gäbe, nur Taten. Damit schließt sich das Kapitel des ersten Films.

                                      Die Kamera rotiert in wackelnden Bildern in den Eingang des Ausgangs(Rectum), welcher schon hier als lebensverneinende Bühne in Aktion tritt. Dann sehen wir zwei der drei Protagonisten. Wir begeben uns in die wohl unvorstellbar höllischsten Tiefen der Films, begleitet wird das ganze von einem dröhnend-summenden Dauergeräusch, was an Lautstärke gewinnt und verliert, die Kamera schwenkt im Halbdunkeln an den Hauptdarstellern Marcus und Pierre vorbei und beobachtet ihre Suche nach jemandem. Immer wieder werden wir mit Blickfetzen aus dem sadomasochistischen Bereich konfrontiert. Das ganze steigert sich bis zum Höhepunkt der Szene. Ich habe nie zuvor so gebannt und erstarrt vor dem Bildschirm gehangen, wie bei dieser Szene, hier passt einfach alles zusammen, der Sound, die Kamera, die Atmosphäre, die aggressiven Gebärden der Darsteller. Ich fühlte mich mitten drin, in diesem Teufelsschlund und auch bei dem ultrabrutalen Höhepunkt des Rectum-Aufenthalts ertappte ich mich, wie ich Pierre anfeuerte, einfach beängstigend.

                                      Es werden tiefe innere Wunden bei Marcus gerissen, die er mit der natürlichsten aller humanen Verhaltensweisen vergelten will, der Rache. Doch was macht Rache aus einem Menschen, er wird unberechenbar wie ein wildes Tier, welches man in die Ecke drängt. Der Geist, welcher den Menschen vom Tier unterscheidet wird dazu benutzt seelischen Schmerz zu empfinden, danach folgt aber auch gleich der unendliche Hass und dieser eben erwähnte lässt einen die unvorstellbarsten Sachen vollbringen. Wir werden quasi nur durch unser menschliches Alleinstellungsmerkmal, dem Geist, zum Tier, welch Ironie. Die Tatsache, dass der rachedurstige Marcus plötzlich selber zum Vergewaltigungsopfer wird, ist ebenso filmisch interessant, wie das Eingreifen seines Freundes Pierre, welcher ja den ganzen Film über als ruhiger, besonnener und vernünftiger Partner von Marcus in Erscheinung tritt.

                                      Auch Neid, Verachtung und Missgunst sind typische Untugenden der Menschheit und werden hier behandelt. Die Art und Weise wie Le Tenia Alex vergewaltigt ist zutiefst unmenschlich, dennoch resultiert dieses Verhalten aus dem Geiste des Menschen. Ein Tier würde eigentlich niemals solch oben genannte Gefühle empfinden und deswegen so reagieren. Des weiteren zeigt Noè Menschen, die eine lebensverneinende Haltung gegenüber dem meisten einnehmen, diese stellt er durch den Analverkehr da, welcher auch als gotteslästerlicher Akt interpretiert werden könnte, da man hier beim sexuellen Handlung keinerlei Chance auf neues Leben lässt. Die Tunnelszene verfehlt meines Erachtens nach nicht ihren Zweck und weiß durchaus damit umzugehen, dass man bewusst keine sexuellen Empfindungen spürt, denn Noè tut alles dafür, dass dieser Akt barbarisch und erbittert aussieht. Die Kamera liegt bewegungslos auf dem Boden, sie könnte die Kälte der Teilnahmslosigkeit zeigen, alle gucken zu und niemand hilft. Diese Aussage trifft auf den Zuschauer ebenso zu wie auf den man im Hintergrund, der kurz zu sehen ist, aber sich dann wieder seiner moralischen Verantwortung als Hilfeleister entzieht, dargestellt wird dieser Mann durch den Regisseuren selbst. Man sieht in dieser langen und regungslosen Sequenz keine Brüste, Genitalien, oder andere lustfaktorsteigernden Körperteile, sondern bekommt stattdessen die seelische, körperliche und rhetorische Erniedrigung von Alex zu sehen.

                                      Danach folgt die Discoszene, in der deutlich wird, dass Marcus eigentlich indirekt verantwortlich ist für das, was Alex im Tunnel zustoßen soll, da ihrem überhasteten Partyabgang ein kleiner Streit der beiden vorausgegangen ist.

                                      Am filmischen Ende, welcher ja der geschichtliche Anfang ist, sieht man Alex und Marcus in tiefer Zweisamkeit. Diese Sequenz ist so unfassbar ehrlich dargestellt, wie es nur ein echtes Paar zeigen kann und das war vielleicht auch der Grund, warum Gaspar Noè Belucci und Cassel wollte, den sie waren zu diesem Zeitpunkt wirklich zusammen. Der Film schließt mit einer, im Nachhinein noch grausameren Botschaft für Alex, die feststellt, dass sie Schwanger ist. Die Kamera dreht sich auf einer grünen Wiese entgegen gesetzt eines Rasensprengers bis alles nur noch im Blitzlicht hell erleuchtet wird.

                                      Monica Bellucci ist für mich ein überirdisches Wesen, unantastbar, unnahbar und genau aus diesem Grund ist sie perfekt für diese verstörende Rolle geeignet gewesen, weil sie zeigt, dass es jeden treffen kann. Ich werde ihr die Darstellung der Alex immer hoch anrechnen eine schauspielerische wie seelische Überwindung so etwas monströses darzustellen.

                                      Auch Vincent Cassel beeindruckte mit seinem intensiven und aggressiven Auftreten, aber auch mit natürlichen und emotionalen Szenen. Mir fällt kein Schauspieler ein, der besser in diese Rolle des zerstört-wütenden Marcus gepasst hätte, sein beste Leinwandleistung, überragend.

                                      Albert Dupontel in der Rolle des gut situierten Pierre passte so gut in den Film, wie Müllermilch in die Genecke. Er beweißt, das man kein großer Star sein muss, um fantastisch zu spielen.

                                      Der Soundtrack wurde von Thomas Bangalter beigesteuert, der mit seiner Band Daft Punk in Frankreich durchaus erfolgreich ist. Er schaffte mit seinen House-Elementen eine grandiose musikalische Untermalung für die Szene im Rectum, dieser Sound hängt mir jetzt noch in den Knochen. Dazu wählte man am Ende Ludwig vans Symphony N° 7, welche mit steigender Präsenz den Schluss des Werkes auch akustisch abrundete und tragisierte und mir flossen die Tränen über die Wangen.

                                      Generell rate ich jedem moderaten oder unerfahrenen Cineasten davon ab, sich solch harte Kost zuzuführen. Für Fans des realistischen Kinos könnte dieser Film aber durchaus meisterliches Potential haben.

                                      " Der das getan hat, hat Blut vergossen. Blut schreit nach Rache. Der Mensch hat das Recht auf Rache."

                                      "Die Zeit zerstört alles"

                                      5
                                      • 4 .5

                                        Optisch sehr ansprechend aufgemachtes Musikvideo, was aber eigentlich nicht als Film gesehen werden kann.

                                        Ich finde, das dieser "Film" auf Moviepilot deplaziert wirkt, da es wie schon erwähnt, nur ein dreieinhalb minütiges Musikvideo umfasst, es ist keine Handlung erkennbar und auch Interpretationsansätze sind rar gesät.

                                        Kann man sich mal schnell reinziehen und dann aber auch wieder vergessen, soweit man die Musik nicht mag.

                                        2
                                        • 6

                                          Das kommt dabei raus, wenn ein perfektionierter Ironist über die geschichtliche Entwicklung seines Heimatlandes ein Filmchen dreht.

                                          Zynischer Umgang mit dem Thema der Besetzung der Tschechoslowakei, durch die russisch-kommunistische Invasorenregierung. Dafür braucht er keine scharfzüngigen Wortwechsel, sondern einfach nur eine Flut an aussagekräftigen Bildern.

                                          So sieh man zum Beispiel, wie Arbeiter aus Ton tatkräftige Genossen in Form gießen und diese dann auf einem Fließband auf den Boden fallen und gehängt werden, das könnte eine Anlehnung an die Bedeutungslosigkeit des Lebens der Arbeiter im Kommunismus darstellen, welch Idiotie.
                                          Auch die wechselnden russischen Führer werden als eine Art Totbringer dargestellt, indem man ihren richtigen Kopf durch einen Totenkopf ersetzt.
                                          Ebenfalls interessant war Stalin und wie sein Gehirn aus seinem Kopf geschnitten wurde. Dieser Vorgang symbolisiert vielleicht das Gebären einer neuen Ideologie, da man kurz nach dem das Gehirn mit den alten Idealen zerstört war, hörte man Babygeschrei, die Geburt einer neuen Ära.

                                          Ein ernstes Thema ironisch verarbeitet, aber der Film war zu kurz, als dass er mich hätte richtig mitreißen können. Für Fans von Jan Svankmajer aber eine Pflichtlektüre.

                                          6
                                          • 8 .5
                                            über Sieben

                                            Der kreativste und nervenaufreibenste Psychothriller und somit auch der beste Genrebeitrag von David Fincher, der nebenbei auch noch mit gesellschaftskritischen Inhalten aufwartet.

                                            Als ich diesen Film vor ein paar Jahren das erste mal verpasst bekam, wurde ich einfach nur plattgewalzt von dieser Spannung, der Brutalität und der Intensität, mit welcher Fincher diesen Film formvollendet kreierte. Endlich mal ein Serienmörderfilm, in dem die Polizei nicht immer nur neutral außer vor gelassen wurde, sondern aktiv in Mitleidenschaft gezogen wird.
                                            Die Stimmung ist im gesamten Film eher bedrückend und düster, nie hat man direktes Licht, sondern immer sind kleine Nachtischlampen oder ähnliches in Gebrauch. Es regnet fast den ganzen Film durch und auch die grausamen Morde drücken auf die Stimmung, wobei sie bei mir eher Wohlsein hervorgerufen hatten.
                                            Des weiteren weiß der Streifen auf ungewöhnliche Art und Weise die Spannung zu halten. Denn hier ist der Film nicht damit zu Ende, dass der Serienkiller gestellt wird, sondern man taktiert verwegen um diesen Höhepunkt herum, in dem sich der Täter selber stellt. Damit beginnt der eigentliche spannungszerreißende Teil des Films erst. Was danach folgt ist einer der aufreibensten und fingernägelverlustreichsten Minuten der Filmgeschichte, bis alles gelüftet wurde, war ich mit meiner Knabberattacke bis zu meinen Oberarmen vorgedrungen.

                                            John Doe ist der mit Abstand beeindruckenste Serienkiller der Filmgeschichte und das liegt vor allem an dem klugen Plot, aber zum größten Teil an Kevin Spacey. Nie war ein Killer intelligenter, bestialischer und unberechenbarer und selbst vollkommen gefesselt, wirkte Spacey mit seinem unergründlichen Gesicht wie eine tickende Zeitbombe.

                                            Morgan Freeman als alter Polizeihaudegen war perfekt für diese Rolle, obwohl sie wenig anspruchsvoll war. Er war mit seiner ruhigen, besonnenen Art das perfekte Gegenstück zu seinem jungen hitzigen Kollegen.

                                            Finchers Lieblingsschauspieler Brad Pitt wurde auch hier gut in Szene gesetzt und war für den frischen Wind zuständig. Pitt, der mit Se7en seinen ersten richtig großen Kinoerfolg feierte, stellte mit dieser Rolle endlich unter Beweiß, dass mit ihm in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Dennoch eher eine schwächere Leistung von ihm, wenn man sich andere Charakterdarstellungen ansieht.

                                            Gwyneth Paltrow, als Pitts Ehefrau Tracy Mills, spielte mir irgendwie zu kopflos und verblasste somit neben den drei oben genannten Protagonisten, vergessenswürdiger Auftritt.

                                            Was soll ich sagen, ich kann diesen Film allen Fans des gepflegten Psychothrillergenres zu Füßen legen und ihnen viel Spaß dabei wünschen. Aber schlussendlich ist dieses Werk massenkompatibel, wenn es um den Zauber des Nervenkitzels geht, den davon gibt es hier überreichlich.

                                            "Apathie kann eine Lösung sein. Ich meine es ist leichter sich in Drogen zu verlieren als den Schwierigkeiten des Lebens zu begegnen. Es ist leichter das was man haben will zu stehlen als zu verdienen. Es ist leichter ein Kind zu schlagen als es zu erziehen. Liebe ist anstrengend. Sie kostet Mühe und Arbeit."

                                            6
                                            • 9

                                              Ein monströses Stück Film, was mit seiner ruhigen Atmosphäre alles andere als ölig wirkt, was aber auch an dem schroffen Protagonisten Day-Lewis liegen dürfte, der hier seine beste schauspielerische Leistung ablieferte. Selten dominierte ein Schauspieler einen Film so enorm, wie Day-Lewis in diesem Ölepos.

                                              Ich wurde immer etwas von der Länge dieses Films und der Tatsache abgeschreckt, dass Paul Thomas Anderson ihn regissierte. Ich machte bisher nur mittelmäßige Erfahrungen mit seinen hochgelobten Werken wie „Magnolia“ oder „Boogie Nights“. Dieser Streifen ist, aus meiner Sicht, sein wohl gelungenstes Werk.

                                              Schon der Anfang ließ auf einen schmackhaften cineastischen Leckerbissen hoffen und auch die Rahmenbedingungen stimmten für mich als Fan des staubigen Westerngenres, obwohl der Film ja diese Epoche beendete. Eine lange stille eröffnet den Film und mir kamen Erinnerungen an Sergio Leone wieder hoch und ließen mich ganz feucht werden. Was dann folgte, war ein überaus solides Werk über die glorreiche Zeit des zweiten Goldrausches in Amerika, diesmal allerdings die des schwarzen Goldes.
                                              Und obwohl man sagen muss, dass There Will Be Blood seine Höhepunkte am Anfang und am Ende raushaut, wird man auch dazwischen erstklassischer Unterhaltung ausgesetzt.

                                              Dem Hauptdarsteller Namens Daniel Plainview, kam hierbei die größte Aufgabe zu, denn er stand im permanenten Blickpunkt des Zuschauers. Daniel Day-Lewis spielte sich endlich mal frei und zeigte mir, dass er wirklich das Potenzial zu einem erstklassigen Charakterdarsteller hat. So lange hatte ich seine negative und unglückliche Darbietung in „Der letzte Mohikaner“ in Erinnerung und auch sonst wusste er sich selten ins Rampenlicht zu stellen, doch diesem Film drückte er seine strenge, aber positive, Duftmarke auf.
                                              Mit viel Dynamik und diabolischen Charakter- und Gesichtszügen wehte der harte Gegenwind seiner ölbaronigen Konkurrenz vergebens auf ihn ein. Er spielte energisch und grausam bis zum bitteren Ende, seinen schmutzigen Stiefel. Es war vielleicht die Rolle seines Lebens.

                                              Die Story glänzte durch ihre wirklich exzellent düstere und dreckige Atmosphäre, welche mit wirklich ungewohnten Klängen noch unterstützt wurde.
                                              Der Soundtrack war spitze und erinnerte mich bei manchen Liedern an den Sound von "2001: Odyssee im Weltraum".

                                              Grade auch die Kameraführung war erstklassisch und wurde durch wunderbare Landschaftsaufnahmen genährt. Grade das Bild, als die Kamera den Weg der Schienen bis zum Horizont verfolget, ließen mich an Bilder eines Italowesterns denken.
                                              Untypisch

                                              Ein zeitgeschichtlich wertvolles Werk, welches die ein oder anderen Längen aufweist, aber gerade durch seinen Hauptdarsteller und die besondere Atmosphäre, ihren cineastischen Wert unter Beweis stellt.

                                              "Ich sehe immer das Schlechte in den Menschen, Henry. Ich muss mich nicht erst völlig in Sie vertiefen, um Sie zu durchschauen. Ich vermehre meinen Hass über die Jahre, Stückchen für Stückchen".

                                              3
                                              • 8
                                                über Der Typ

                                                Der interessanteste und innovativste deutsche Film seit langem!

                                                Ich habe ihn mir ganz ohne irgendwelche Vorkenntnisse angeschaut und wurde überrollt. Obwohl sich die Spielzeit nur auf 50 Minuten beläuft, reichte das aus, um mich von der Düsternis des Films mit in die Tiefe reißen zu lassen.

                                                Die Frankfurter Nachtatmosphäre ist einfach nur fesselnd und unerwartet mysteriös.
                                                Dass mag aber zu einem beträchtlichen Teil auch an dem grandiosen Hauptdarsteller Stipe Erceg liegen, der mich durch seine Darbietung nachhaltig beeindruckt hat.
                                                Dieser Mann ist eine markante Gesichtsmischung aus Johnny Depp und Mads Mikkelsen.
                                                Seine schroffen Gesichtszüge spiegeln die Rohheit wieder, die ihm in seiner nächtlichen Odyssee durch Frankfurt entgegenschlagen.
                                                Der Streifen, mit dem Patrick Tauss sein Regiedebüt feierte, erinnerte mich von seinem dreckigen Anstrich ein wenig an Gaspar Noès frühe Werke, ohne jetzt die megagroßen Erwartungen schüren zu wollen.
                                                Auch das Ende passt einfach perfekt zum gesamten Film.

                                                ch habe selten erlebt, dass mich ein deutscher Film so gefesselt hat. Das lag zum Teil auch an der Schnörkellosigkeit, die auf eine knappe Stunde Purfilm gebannt wurde.
                                                DER Geheimtipp aus Deutschland.

                                                "Aber dieses Mal mit ein bisschen mehr Respekt!"

                                                3
                                                • 8 .5

                                                  Der ganz normale Alltag eines Superhelden.

                                                  Das die Japaner nicht ganz normal sind war uns ja schon allen vorher klar, aber es überrascht mich immer wieder positiv, dass es immer noch mal Steigerungen geben kann.
                                                  Dieser Film ist der Beweis dafür, dass der Fantasie einfach keine Grenzen gesetzt scheinen, im Land der aufgehenden Sonne.

                                                  Die innovative Kreativität, welche dieser Film über seine ganze Länge versprüht(und sogar noch den ganzen Abspann hindurch) war schon phänomenal und äußerst unterhaltsam für Lachmuskeln und Augen.

                                                  Dass Hitoshi Matsumoto ein sehr bekannter und beliebter japanischer Komiker ist, sieht man seinem Werk natürlich auch voll an und merkt in fast jeder Szene die Ironie, welche er durchweg in seine Dialoge mit einbaut.
                                                  Auch Sarkasmus zeichnet diesen Film aus, grade die Veräpplung der alten Godzilla oder King Kong-Streifen werden schon beim ersten Kampf von Dainipponjin erkennbar.

                                                  Auch die Idee, ihn wie in einer Dokumentation mit der Kamera mit alltäglichen Fragen zu löchern, die er mit einer Art beantwortet, die einfach erfrischend anders war.
                                                  Auch sein Aussehen helfen ihm sehr sich lächerlich zu machen, aber es ruft auch sehr viele Sympathien hervor.

                                                  Leider merkt der große Japaner im Film nicht viel von den Sympathien seiner Mitmenschen, er wird grade so geduldet aber sein Handeln betrachtet man mit viel Argwohn.
                                                  Ein klein wenig sind Parallelen zur unlustigen amerikanischen Komödie mit Will Smith als "Hancock" zu erkennen.

                                                  Amüsant war auch der Anfang, bei dem man noch gar nicht wusste was dieser man überhaupt beruflich macht und es wurde die ganze Zeit nur um den heißen Brei geredet und langsam aber sicher dämmerte es einem dann, dass er wohl hauptberuflich Superheld ist.

                                                  Seine Geschichten über die goldenen Zeiten der Helden, in denen es den Superhelden noch gut ging und sie verehrt und respektiert wurden fand ich auch superlustig.

                                                  Die animierten Kämpfe des Helden waren aber teilweise zu schlecht gemacht, was aber nichts macht, da es sich hierbei ja um eine Art Satire handelte, die jede Logik und Realität von Bord geworfen hatte.

                                                  Als Fazit ist zu sagen, dass ich wirklich oft gelacht habe, weil einfach vieles passte, der Inhalt war nicht vollkommener Schwachsinn und der Hauptdarsteller hatte viel Gespür und das passende Gesicht für Dialogkomik.

                                                  Bitte auch den Abspann angucken.

                                                  "Ich mag solche Dinge. - Regenschirme? - Ja, dieser Knirps hier, den mag ich. Solche Dinge gefallen mir weil.. also das Ding hier wird bei Bedarf größer, verstehen Sie? Sowas... sowas gefällt mir, ja."

                                                  3
                                                  • 10
                                                    über Oldboy

                                                    OldBoy ist der majestätische Weißkopfseeadler unter den cineastischen Greifvögeln. Mit Intelligenz und Ruhe fliegt er gegen die Sonne, um keinen Schatten aufs Wasser zu werfen und überrascht den vor Bewunderung in Verstörung schwimmenden Zuschauer, schlägt seine spannungsgeschärften Klauen hinein und zieht das zappelnde Opfer aus dem kühlen Nass in die hohen Lüfte des lyrischen Nervenkitzels.

                                                    Nachdem ich zu OldBoy schon relativ früh einen etwas unbeholfenen Kommentar verfasst habe, lasse ich meinem Lieblingsfilm endlich auch einen hoffentlich gebührenden Kommentar hinzukommen.

                                                    Park Chan-wooks Meisterstück ist eine in sich stimmige Mischung aus hartem Psychothriller, asiatischem Kunstkino, mit rasanten Actionszenen und Einflüssen des Liebensfilms, das ganze noch abgerundet mit einer poetisch-komödiantischen Unternote. Dieser Facettenreichtum hat mit seiner perfekten und ausgewogenen Mischung Seltenheitswert im Film. Es ist ein cineastischer Rundumschlag, welcher aber dennoch jedes Genre gekonnt platziert erscheinen lässt.

                                                    Auch wenn die Handlung zugegebener Maßen ihre logischen Schwächen hat, verzauberte mich der Film dennoch. Ich als Blitzmerker, brauchte natürlich drei Anläufe, um dieses Werk voll und ganz zu erfassen, aber das hatte auch sein Gutes, denn so gingen mir nach jedem nochmaligen Sehen ein paar mehr Lichter auf und als der Film dann im vollem Schein des Kronleuchters stand, musste ich ihn einfach vergöttern. Auch, da dieses Werk ein Füllhorn an klugen und natürlich auch pseudoklugen Zitaten ist, wirkt es immer auf seine eigene Art über jedes Genre erhaben.

                                                    Choi Min-Sik sah ich, in der Rolle des Hauptdarstellers Oh Dae-su, das erste mal und war sofort von seiner intensiven Darstellung und Ausstrahlung gefesselt und hypnotisiert. Voller Kraft und Elan schafft er es, wie nur selten jemand vor ihm, einen ganzen Film zu dominieren, sich vollkommen in ihm aufzulösen, affektiv wie körperlich. Er leidet, er quält, er stirbt, er lebt, er liebt, er hasst, er lacht, er weint, dass alles in imposanter Art und Weise.

                                                    Als sein junger Gegenspieler Lee Woo-jin, machte Yoo Ji-tae eine glänzende immer akkurate Figur, welche stets ruhig und mit höflichem Umgangston fast alle Situationen fest unter Kontrolle hatte. Der Businessmann wirkte immer unnahbar und strahlte eine unheimliche und stille Bedrohlichkeit aus.

                                                    Hye-jeong Kang spielte die zuckersüße Mi-do, welche an Dae-sus Seite, eine passende Rolle spielte. Sie war für den gefühlvollen Part in Oldboy zuständig und harmoniesiert jede Szene mit dem Hauptdarsteller auf romantisch-skurrile Weise.

                                                    Der phänomenale, vor akustischer Ästhetik strotzende Soundtrack von Cho Young-wuk, welcher ja auch schon bei „Lady Vengeance“ und „I’m a Cyborg, But That’s Ok“ oder „Durst“ sein musikalisches Feingefühl unter Beweis stellen konnte. Er geht mit Park Chan-wook eine ähnlich intensive Symbiose ein wie Leone mit Morricone.
                                                    Vor allem sein Instinkt für die szenenpassende Musik zeichnet Cho Young-wuk aus. So wirkt die Zahn-Hammer-Sequenz mit Vivaldis schöpferischen „Vier Jahreszeiten-Winter“ trotz ihrer Brutalität und Grausamkeit einfach wundervoll orgasmisch und setz ihr eine poetisch notwenige Krone auf, die zugmindestes für mich alle Gewalt zur Kunst werden ließ.

                                                    Ich kann dieses aufwühlende Kunstwerk eigentlich jedem nahe legen, der asiatisches Cinema der etwas härteren Gangart bevorzugt. Für einen netten Filmabend in Gesellschaft ist er allerdings zu anstrengend und massenuntauglich. Desweitere würde ich jedem Empfehlen, sich OldBoy ruhig mehrmals zuzuführen, da man beim ersten Gucken zu vielen Eindrücken ausgesetzt ist.

                                                    "Schwanzlutscher... höre ich zum ersten mal, vom Fernsehen kannst du
                                                    solche Wörter nicht lernen."

                                                    12