Jimi Hendrix - Kommentare
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Alle Kommentare von Jimi Hendrix
Äußerst skurriler und surrealer Kurzfilm, mit sozialkritischen und politischen Ansätzen
In diesem Film kommen wirkliche Menschen und Dialoge zu ihrem Auftritt, man glaubt es kaum und obwohl ich kein einziges tschechisches Wort verstanden habe außer "Kompost" und das der Kaffee fertig sein, ist es umso erstaunlicher, dass ich doch von den Eindrücken und der Botschaft etwas in mir aufnehmen konnte.
Menschen die von anderen als Instrument genutzt werden, um ihre Ziele durchzusetzen und wenn es nur das Ziel ist, seinen eigenen Garten einzuzäunen. dazu lässt man diese Menschen willenlos werden in dem man sie manipuliert, medial, physisch und mental.
"Natürlich wurde 'Der Garten' in dieser Zeit als ein politischer Film begriffen und daher auch vom tschechischen Regime verboten. Aber ich denke, dass dieser Film noch immer aktuell ist, dass er nicht nur die Zeit der 1960er Jahre in der Tschechoslowakei reflektiert, sondern auch die Situation in der Gegenwart."
Für alle Interessierten: vom 7. September – 2. Oktober 2011 findet in der Wiener Kunsthalle eine Retrospektive über Jan Švankmajer statt.
Evolutionsbiologischer Exkurs, in welchem Švankmajer seine Liebeserklärung zu den lebendigen und vielfältigen Formen der Natur abliefert.
Ein großartige Idee die einzelnen Arten nach ihren Entwicklungsklassen zuzuordnen. Angefangen bei den Schalen- und Weichtieren über die Reptilien zu den Vöglen, weiter zu den ersten Säugetieren und über den Affen zum Menschen.
Das alles mit wunderbaren bewegten Zeichnungen, Skeletten, Tierpräparationen und echten Tieren in einen künstlerischen Rahmen gebracht. Man hat das Gefühl ein ganzes Museum frägt zu leben.
Die verschiedenen Arten und Klassen mit unterschiedlichen Musikrichtungen zu unterlegen, bewirkt ebenfalls einen innovatives Wirken.
Über die biologische Korrektheit des Werkes sollen sich die Fachspezialisten den Kopf zerbrechen, für mich strahlt diese kleine Perle des tschechischen Kurzfilms ganz hell.
Interpretationstechnisch höchst schwieriges Werk.
Jan Švankmajer lässt mich zum ersten Mal wirklich darüber grübeln, was er mir damit sagen möchte, denn eine Botschaft haben seine Filmchen eigentlich immer.
Die erste kleine Episode könnte man als Sinnbild des Fortschritts sehen. Dann stellt sich aber die Frage, warum man dann irgendwann wieder am Anfang raus kommt.
Als Zweites sieht man einen Mann mit einer Peitsche, welche ein tierisches Wesen dressieren möchte? Pro Peitschenhieb wird der Mensch zunehmend tierischer und das Tier wandelt sich zum Menschen.
Ich sehe darin die Logik, dass man durch Gewaltanwendung oder Dressur ein Tier menschlich werden lassen kann, aber man durch sei Verhalten seine eigene Humanität verliert, naja eine etwas wacklige Interpretation.
Bei der letzten Episode fällt mir noch weniger ein, ein Mann der nicht in ein gezeichnetes Haus hinein kommt, malt sich selber in ein Haus, doch dort kommt er ebenfalls nicht raus, hier lautet die Devise: Ganz oder gar nicht.
Handwerklich wie immer gut gemacht, hat mich dieses Werk nicht sonderlich inspiriert, bis jetzt einer seiner schwächsten Kurzfilme.
Eine geniale Idee des Tschechen, ein klassisches Musikstück mit einer Flut an surrealistisch angehauchten Bildern zu begleiten. Welche sich im Takt der Musik wiederfinden und dem Hauptdarsteller, der Musik, den passenden visuellen Ausdruck geben.
So wird hier zu Bachs "Fantasie in G-Moll" eine dunkle, graue Atmosphäre erzeugt, aus der ich nur manchmal eventuelle Botschaften des Jan Švankmajer herauslesen kann, wie zum Beispiel, dass die Musik oder über die Musik Türen geöffnet werden, Türen in sein Herz oder das seiner Mitmenschen.
Dennoch hätte man die Bilder noch etwas lebendiger machen können, mit noch mehr Stop-Motion und weniger Kamerabewegung.
Absonderlicher Debütfilm von Švankmajer.
Hier befasst er sich mit der kritischen Beäugung einer Eigenschaft, die so typisch wie natürlich ist, dem Konkurrenzkampf zweier Individuen, welche die gleiche ökologische Nische nutzen.
Hier sind es zwei Zauberer, welche beide zur selben Zeit am selben Ort dasselbe tun möchten, das Publikum zum Staunen bringen. Dabei entfleuchen ihren Köpfen immer tollere Ideen, welche in ihrem Ausmaß und in ihrer Schwierigkeit den jeweils Anderen mächtig unter Druck setzten.
Und so schaukelt sich dieses Wettzaubern noch, bis es zu den ersten gewalttätigen Entladungen kommt.
Man könnte Jan Švankmajer jetzt natürlich unglaubliche visionäre Fähigkeiten zuschreiben, in dem man sagt, er habe schon damals gesehen, dass es zu einem West-Ost Aufrüstungswettkampf zwischen den USA und der UDSSR kommen würde, damit würde der Film nochmals eine ganz andere Qualität bekommen.
Ansonsten ist "The Last Trick" dennoch sehenswert und kreativ, insbesondere auch die lustigen Szenengeräusche, gratulationswürdige Vorstellung!
Jan Švankmajers Ode an das Sediment.
Sehr schön, dass man sich bei Moviepilot thematisch auch mal um so kleine mittelunbekannte Koryphäe des Independentfilms beschäftigt.
Švankmajer zaubert uns in einem seiner frühen Werke ein Ballett der etwas ungewöhnlich grobkörnigen Sorte auf den Bildschirm, mit viel interpretatorischer Substanz.
So lässt er Steine nach einer gewissen Zeit aus der Uhr in einen Topf fallen. Ich interpretiere es so, dass mit der Zeit Probleme im Leben eines jeden auftreten, wie mitunter schwer auf einem lasten. Oftmals kann man diese auffangen und spielend mit ihnen um gehen, sie lösen.
Wenn das geschehen ist, fällt die schwere Last von einem ab.
Aber manche Probleme lassen sich nicht einfach spielend auffangen und erdrücken einen, man fällt, genau wie auch die unlösbaren Probleme, ins Bodenlose.
Schön gemachter und musikalisch schrullig unterlegter Kurzfilm, in welchem man schon ansatzweise erkennen kann, wohin die Reise für den tschechischen Ausnahmeregisseur gehen würde.
Ein präyakuzales Werk von Kurosawa, wieder mit dem Antihelden Sanjuro und mit ihm ein Haufen Leichen, schwarzer Humor und Mifune pur!
"Er war ein gezücktes Schwert, genau wie ich. Wir Beide sind keine guten Schwerter gewesen. Die Dame hat recht, die wirklich guten Schwerter, werden in ihren Scheiden bewahrt. Und ihr, ihr solltet gute Schwerter bleiben."
Dass Kurosawa mit der Figur des einsamen, klugen und eigensinnigen Samurai Sanjuro einen Glücksgriff gelandet hat, war mir schon bei "Yojimbo - Der Leibwächter" klar. Deswegen machte der "Tenno" der japanischen Filmindustrie hier alles richtig, Sanjuro nochmal zum Einsatz kommen zu lassen.
Die Bilder sind nicht mehr so düster und obwohl viel mehr Samurai mit der Klinge des Protagonisten Bekanntschaft machen, kommt der Film irgendwie mit mehr Leichtigkeit, Witz und schönen Bildern daher.
Alleine der japanische Garten mit den typischen Magnolien (Magnolia japonica) und dem bachplätschern, ist eine der schönsten Kulissen, in welche Akira Kurosawa einen seiner Filme gebettet hat.
Umso gelungener, wie radikal ist der Gegensatz von idyllischem Gartenkleinod und der Gewalt, die rund um dieses Haus mit Schwerthieben und Intrigen Einzug hält. Da zeigt sich schon, dass der Weg in "Sanjuro" mit etwas schärferem Humor gepflastert wurde.
Dennoch verpackt Akira Kurosawa gewohnt zielstrebig seinen Film in den kritisch beleuchteten Kimono der Gesellschaft, in dem er Einblicke in die Clanstrukturen seiner Lieblingsepoche, der Edo-Zeit gibt.
Die Handlung schmeckt ein wenig nach den sieben Samurai, dennoch sind es hier neun etwas planlose Samurai, die mit der Intrigenspinnerei überfordert sind. Hilfe und rat bekommen sie dann von dem unbekannten Samurai Sanjuro Tsubaki. Er hat die List, die ausgezeichnete Schwertführung und den Verstand, Eigenschaften mit denen die grünschnäblig daher kommenden neun Samurai nicht aufwarten können.
Auch die humoristische Komponente zeigt Parallelen zu "Die sieben Samurai", den es gibt auch hier viel auflockernde Komik zu sehen, wie um Beispiel der gefangene vom gegnerischen Clan, welcher immer wieder aus seinem Wandschrakgefängnis hervor kommt um seine Wasabipaste zur Diskussion beizutragen. Des Weiteren entsteht Humor automatisch, wenn man die unbeholfenen Samurai beobachten kann und wie Sanjuro mit ihnen verbal und körpersprächlich mit ihnen kommuniziert. Auch die beiden Frauen sind ein wichtiger gesellschaftlicher, sowie witziger Faktor, wie sie zum Beispiel darüber entscheiden, was man als Angriffssignal nehmen kann, ob rote oder doch lieber weiße Magnolienblüten angemessen wären, einfach köstlich.
Der Showdown am Ende ist wirklich grandios in Szene gesetzt, ähnlich wie das später Sergio leone in seinen Filmen umsetzten wird. Lange, unerträglich lange wird vor dem Endschlag gezögert und Spannung aufgebaut und dann entlädt sich alles in minimaler Sekundanz, die Blutfontäne ist dann der grandiose Abschluss.
Dennoch fand ich ihn mitteldeutlich schwächer als "Yojimbo - Der Leibwächter". Es fehlten richtige Charaktere Ausprägungen bei den Antagonisten, sie bleiben irgendwie zu sehr Unbekannte.
Nur Tatsuya Nakadai als Hanbei Muroto traute man eine intensive Vorstellung zu, er hat sich ja schließlich auch schon als Bösewicht im ersten Sanjuro-Teil bravourös dargestellt.
Toshirō Mifune als Sanjuro, ist wie schon erwähnt eine wirkliche Erfolgsrezeptur, nur wenige verkörpern soviel Coolness und Überlegenheit, wie er das tut. Teilweise fand ich es etwas zu übertrieben, wie er sich da ganz alleine durch die Reihen der Clanmitglieder metzelt, aber Mifune darf das.
Masaru Satō steuert auch hier einen großartigen Soundtrack bei und komponiert weidermal einen Ohrwurm, dem ich mich erst mal nicht mehr so schnell entledigen kann.
Ich finde dies Werk, im Gegensatz zu seinem mit dem Charaktergleichnis des Hauptdarstellers verbundenen Vorläuferfilm, etwas zu sauber, zu glatt und die Antagonisten sind zu unpräsent. Dennoch bleibt die Qualität des Sanjuro und die inszenierungstechnische Arbeit von Kurosawa, vor Allem die künstlerische Szenenbebilderung sucht hier wirklich seines gleichen.
"Ihr bringt einen nur in Gefahr, mit euch kann man sich nicht abgeben."
"...wir leben hier nicht im amerikanischen Traum, das hier ist die Dritte Welt."
Eine bedrückende Komödie, welche sich mit schauspielerischer Klasse und viel Feingefühl der Probleme der einstigen freien Bewohner des nordamerikanischen Kontinents annimmt, mit einem famos-liebevollen Gary Farmer. Der Film diente als Absprungbrett, für viele indianische Schauspieler, wie zum Beispiel Graham Greene oder Wes Studi, welche hier ihre ersten Auftritte hatte.
Die Dritte Welt, mitten im Land der Supermacht USA. Nach dem Völkermord verwies man die indianische Überrestbevölkerung auf wirtschaftlich unbrauchbares Grasland. Doch im 20. Jahrhundert wurde in vielen Reservaten, vor Allem in den Territorien der Apachen, Navajo und Lakota Uran gefunden und man versuchte mit allen Mitteln es den gesetzlichen Besitzern wegzunehmen.
Ein klassisches Roadmovie, in welchem sich zwei Kumpels aufmachen nach New Mexico zu fahren, um die Schwester des einen kautional aus dem Gefängnis zu holen. Dabei begegnen ihnen viele Klischees und Probleme, die die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme der Sioux darstellen.
Buddy Red Bow, von A. Martinez gespielt, ist ein kriegsgedienter, aufbrausend-aggressiver Kämpfer für die Rechte des Stammes. Er legt sich mit jedem an und möchte seine Stammesgenossen aufrütteln aus ihrer gelähmten oder verträumten Welt. Er überredet seinen Kumpel dazu, mit ihm runter nach Santa Fè zu fahren.
Dieser Kumpel ist Philbert Bono und wird herausragend von Gary Farmer verkörpert, den viele sicher wegen seiner Rolle des Xebeche aus "Dead Man" kennen werden. Er spielt einen kindlich naiven Träumer, der seine Kraft aus der alten Tradition zu schöpfen versucht. Philbert möchte diese traditionellen wurzeln wieder für sich finden und nutzen. Ein großer, dicker, liebevollerer Bär von einem Indianer, auf der Suche nach seiner heiligen Medizin (Gegenstände die sich ihm freiwillig offenbaren und die er sammelt um aus ihnen Kraft und Mut zu schöpfen). Die Art und Weise wie Farmer diese Rolle nach außen trägt, ist wirklich wundervoll und berührend.
Zumal sind in Nebenrollen unter anderem Graham Greene zu sehen, der später in Kevin Costners oscarüberschüttetem Meisterwerk "Der mit dem Wolf tanzt" neben Coster die zweite Hauptrolle als "Strampelnder Vogel" spielte. Er hat hier einen Kurzauftritt als stotternder alter Vietnamkriegsveteran, sehr beeindruckend.
Wes Studi, der ebenfalls in Costners Film sowie in und als "Geronimo" mitwirkte, erhält ebenfalls eine kurze Sprechrolle, als Frauenhinterhersteiger.
Ein guter Soundtrack begleitet sie bei ihrer Fahrt durch die landschaftlich betörende Einöde.
Wer die Musik der Ureinwohner Nordamerikas schätzt, dem empfehle ich die Black Lodge Singers.
Zurück bleibt wieder mal das Verlangen, mehr Filme über die jetzige Situation der Natives zu sehen, denn diese Tragödie rückt immer noch viel zu selten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, zumal die US-Regierung bisher auch weiterhin ihre ältesten kulturellen Mitbürger ausgrenzt, diskriminiert, ausbeutet und ihre armutsähnliche Existenz unter den Teppich kehrt. Für Interessenten des Themas kann ich den Film "Halbblut" empfehlen, da wird die Thematik noch etwas ernster und direkter behandelt.
Frustration.
Traurigkeit.
Wut.
Fassungslosigkeit.
Scharm.
Hilflosigkeit.
Diese Gefühle kommen in mir gerade hoch, wenn ich sehe, wie sehr der afrikanische Kontinent - mit seinen Menschen, den Verlierern des Kolonialismus - immer noch an dessen Folgen leiden und auch noch leiden werden, wenn ich sehe, dass sich jetzt die Chinesen und Inder ihren Teil vom schwarzen Fleisch sichern wollen, könnte ich kotzen und verliere wieder mal den Glauben an die Menschlichkeit.
Ausführlicher Kommentar folgt nach Nervenberuhigung...
Der Kurzfilmgott und Reanimateur der Stop-Motion-Technik Jan Švankmajer schafft es, von der Originalität und der filmischen Umsetzung die meisten der "Alice im Wunderland" - Remakes in den Schatten zu stellen.
Das der Tscheche gerne sozialkritische Themen, in bisweilen fabelhaft surrealistisch-absonderlichem Geschenkpapier unterbringen kann, weiß ich, seit ich so einige seiner Kurzfilmedelsteine genießen durfte, deswegen versuchte ich jetzt auch mal an der etwas anspruchsvolleren Tasse des Langfilms zu schlürfen.
Und siehe da, der Kaffee ist nicht etwa dünne geworden sondern behält seine dunkel Farbe und sein starkes Aroma.
Die Story der Alice wurde mindestens genauso oft adaptiert, wie Berlusconi uneheliche Kinder oder Skandale im Allgemeinen produziert. Doch Švankmajer schaffte es, wie hier auch schon erwähnt wurde, dem Film seinen eigensinnigen Stempel aufzudrücken. raus kommt eine unglaublich Ideenstrotzende Objektanimationsstafette mit viel Liebe und noch mehr Arbeitsaufwand.
Es ist eine relativ moderate Interpretation, der Vorlage und spielt zumeist in einem Haus mit theatralisch anmutenden Szenenbildern.
Nur kurz verlegt er eine Szene in die Natur, leider das einzige Mal, aber es wäre Umsetzungstechnisch sonst sicher noch schwerer gewesen, den Film in diesem Rahmen abzudrehen, dennoch schade, wie ich finde.
Auch etwas störend fand ich, die aliceeigene Sprachübername für die einzelnen Figuren. Alice sprach mit dem Hutmacher, dieser sagte nichts, sondern gleich darauf sah man wieder Alice Mund in einer Totalen, wie er die Worte des Hutmachers wiedergab. So entsteht ein Monolog, der sicherlich den Sinn hat zu zeigen, dass Alice das alles nur träumt, also es selber erschaffen hat. Aber es störte irgendwie den Fluss des Films.
Ansonsten ein zauberhaft und wunderschön gestalteter Film, mit einer süßen Alice, gespielt von Kristýna Kohoutová und einem kreativen Gesamtkonzept. Prädikat: äußerst wertvoll.
"Tetsuo: The Iron Man" fühlt sich an, wie ein kranker und hektische Ritt auf dem wollüstigen Kamm der Abgefucktheit. Das passiert also, wenn man sich zu viele homöopathische Globulis einschmeißt, wahrscheinlich war es Ferrum phosphoricum, dieses elendige Teufelszeug!
Kalter Metalgeschmack bitzelt auf Zunge und Lippe und plötzlich bricht es aus einem heraus, durch die Harnröhre drückt sich kalt und schwermütig Quecksilber zum eichelumsäumten Ausgang. Man merkt an seinem cineastischen Schaft ein unangenehmes ziepen und stechen, bis das Quecksilberejakulat sich auf die rostigen Wand der Erkenntnislosigkeit niedergießt, zurück bleibt kein Gefühl der Befriedigung, sondern der Faszination über die eigene Verstörtheit und die Unfähigkeit, sich dieser Cyberpunk-Abrissbirne mental wie körperlich zu entziehen.
Schon viel hatte ich gehört und gelesen über diesen Film, welcher im urzeitlichen Jahre 1989 von einem unbekannten japanischen Regisseur - ich glaube er nannte sich Tsukamoto oder so ähnlich - aus den Tiefen des Industrial-Underground gehoben wurde. Zu Recht stößt man des Öfteren auf diesen Revolutionär des Hirnfickerfilms, denn er ist in der Tat ein echter Horrortrip, der visuell so einige Brechstangenhiebe mit viel Wucht und Präzision in der Magengegend versenkt.
Dann war es soweit, es war drei Uhr Nachts. Ich setzte mich ganz dicht vor den Bildschirm. Setzte mir Kopfhörer auf, um meine Mitbewohner nicht zu erschrecken, drehte auf volle Lautstärke und ließ den krachenden, schmerzenden und treibenden Sound in mein Hirn. Dazu öffnete ich meine Augen und zögerte das Blinzeln so lange heraus, bis mir vor Trockenheit meine Augen anfingen einzuwässern. Brachial suchten sich die grellen Blitze und kontastradikalen Bilder den Weg in die Seelenspforte, den Augen.
Shinya Tsukamoto kleidet seinen Debütfilm mit kühlen schwarz-weiß-Bildern aus, die oft bizarre künstlerische Züge aufweisen. Ein Vorzeigewerk des düsteren Surrealismus, eine Alptraum, der die nicht mehr so ferne Wirklichkeit abbilden soll? Ja ich denke, so kann man Tsukamotos Werk verstehen, es ist sogar relativ offensichtlich, dass er das bedenkenswürdige Thema der Technisierung und Technokratie der Gesellschaft hier auf abstrakte und groteske Weise behandelt.
Der Mensch gibt immer mehr körpereigene Handlungen an seinen Geist weiter, dieser nimmt sich diesem Problem an, die Faulheit und der Ehrgeiz dienen hierbei als Antriebsmotor für zum Beispiel bahnbrechende technische Erfindungen. So umgibt sich die Menschheit mit immer mehr technischen Erleichterungen aber wird auch von diesen Abhängig und lässt sich von ihnen beherrschen.
Der Ansatz ist sehr gut, aber dennoch schafft es Tukamoto nicht, sie ausgefeilt und tiefgründig zu präsentieren, vielmehr hat man manchmal das Gefühl, er benutz diese unausgereifte Idee dazu, um überhaupt ein einigermaßen sinnvolles Grundgerüst zu haben, in welches er die kranken Effekte und Einfälle integrieren kann.
Die quietschenden, krachenden und schrillen Geräusche des Films wurden von einem hämmernden Industral-Hardcore-Technopunk-Score von Chu Ishikawa unterfüttert, oder eher überfuttert um nicht zu sagen gemästet. Dieser pochend-kreischende Sound treibt den Protagonisten, sowie den Zuschauer wild vor sich her und gönnt einem kein Seitenstechen.
"Tetsuo: The Iron Man" ist ein außergewöhnliches Werk, mit einer fühlbaren Inszenierungqualität wenn es auch an der wirklichen Tiefe etwas hapert. Ein Antikultfilm ist es allemal und ich würde ihn auch nur wirklichen genereverliebten Freaks ans Herz legen, denen dafür umso mehr.
Shinya Tsukamoto ist wieder los, haltet eure Kinder Verstand und Vernunft fest, sie könnte euch sonst abhanden kommen.
Das der Geburtsvater von Tetsuo ein Faible für abgedrehtes surrealistisches Kino mit Substanz hat, war ja schon länger kein Geheimnis, denn auch in seinem Mittelstreckefilm "Haze" geizt er nicht mit verstörenden Szenen die Albtaumcharakter haben.
Dazu wählt er simple, wenn aber größtenteils wirksame Mittel, wie zum Beispiel die fast zur Bewegungsunfähigkeit führende Enge des Beton-Labyrinths, was nebenbei bemerkt noch spitze Gegenstände beherbergt, eine Wackelkamera, sowie ein Sammelbecken aus abgetrennten, gebrauchten Gliedmaßen.
Da der Protagonist fast vollends alleine durch diese schmalen Gänge kriecht, fehlt es auch an Dialogen, Tsukamoto lässt die Bilder und die erzeugte Atmosphäre vollständig für sich sprechen.
Die Spannung wird zwar automatisch gehalten, da man natürlich wissen möchte, was mit dem eingesperrten Mann passiert ist und welche Motive es dafür gibt, dennoch bannten mich die Szenen nicht in überwältigendem Maße, zumal ich mir vom Ende mehr erhoffte hätte.
Für alle Anhänger des lynchesken oder miikesken Films, sowie den Mitternachtscineasten ein empfehlenswertes kurzweiliges Stück beängstigender Surrealismus aus Japan. Für alle andere könnte dieser Film Zeitverschwendungscharakter besitzen.
Ein knuddeliger kleiner Kinderfilm , der nicht nur den Kleinsten das Herz aufgehen lässt.
Mit "Mein Nachbar Totoro" widmet sich Hayao Miyazaki wieder den kleineren Zuschauern und fasziniert mit altbekanntem erfindungsreichem Zeichenstil. Auch die daraus resultierenden Figuren geben alles, um süß und liebenswert zu erscheinen, was ihnen wirklich auch gelingt.
Die Geschichte hat wenig Substanz, aber dafür umso mehr Herz und so fällt es einem nicht schwer sich von der märchenhaften Stimmung verzaubern zu lassen. Dennoch fehlte es mir hier einfach an der Reifheit der Figuren und an Spannungsmomenten, welche man in einem Kinderfilm natürlich nicht erwarten kann.
Die zeichnerische Darstellung des dicken, großen Totoros sowie auch Nekobasu - welche mich ein bisschen an die Grinsekatze in automobilem Gewand erinnerte- ist wunderschön gelungen. Über den Knuffigkeitsfaktor der Rußmännchen brauchen wir hier gar nicht zu reden, fabelhaft!
Eltern, holt eure Kinder vom Ruhigstellungssspielzeug TV, Gameboy (oder deren Weiterentwicklung, ich bin da nicht so im Bilde), iPad, iPhone, ay schlag mich tot weg und schiebt ihnen stattdessen lieber ne Miyazaki-DVD rein und die Erziehung nimmt ihren erfolgreichen lauf.
Anmerkung: Ich übernehme keinerlei Haftung für den letzten Satz. Für rechtliche Einwände Ihrerseits, wenden Sie sich bitte an meinen Anwalt Dr.pharm. Gonzo, welcher für Sie hier bei MP zur ständigen Verfügung steht.
"Mary Dinkles Augen, ähnelten schmutzigen Pfützen und auf ihrer Stirn hatte sie ein kackafarbendes Muttermal."
Welch ein herzzerreißendes kleines Stück Stop-Motion-Filmkunst, ohne die gewohnt aufgesetzte Gefühlsduselei, werden hier zwei gesellschaftliche Randfiguren zu Hauptdarstellern gemacht. Vor Allem der Charakter des Max hat es mir angetan, auf den zwischenmenschliche Signale, wie kryptisch daher kommende Undeutbarkeiten wirken.
Zu einem Debüt nach Maß würde ich Adam Elliot beglückwünschen, der die wirkliche hohe Kunst zu beherrschen scheint, Gefühle und Emotionen auf einer aufrichtigen Ebene zu transportieren. Ich habe schon zu viele Filme gesehen, bei denen auf stumpfsinnigste Art und Weise mit den Gemütslagen der Darsteller gepunktet werden wollte. Doch anstatt wirklich etwas für diese ach so unglücklich verliebten, so schlimm trauernden oder Selbstzweifel geplagten Menschen zu empfinden oder sogar Mitgefühle gegenüber diesen zu spüren, stieg in mir eher Ablehnung, in manchen Filmen auf mal Hass auf.
Wie ich schon des Öfteren festgestellt habe, kann ich mich besser auf gezeichnete, animierte, geknetete Figuren emotional einlassen, da ich mich dann weniger "betrogen" fühle, ob der nur dargestellten Gefühle des humanoiden Wesens. Ähnlich wie in dem Anime "Die letzten Glühwürmchen" konnte ich den künstlich erschaffenen Knetfiguren gleich mein Herz anvertrauen und mich in deren Leidenswege und Emotionsbauten einquartieren.
Ein zweiter schwieriger Punk sind für mich Filme, die Glücks- und Freudengeschwängert naiv durch die Filmwelt stolpern und denken, dass schon alles gut werden wird. Es wird einem nur zu oft die heile Rosamunde-Pilcher-Welt aufgeschwatzt, um die eigenen Probleme zu vergessen, doch es gibt sie und es ist toll, geradezu genial, dass sich "Mary & Max oder Schrumpfen Schafe wenn es regnet?" diesen Unwägbarkeiten annimmt, zumal in dieser liebenswerten Knetform, ein wahrer Festtag für meine eingefrorenen Gefühlsantennen, tauet auf und erfreut euch an solch erwärmenden emotionalen Schicksalen.
Bei der Figur der Mary Daisy Dinkle dauerte es ein wenig, bis ich ihr über den Weg trauen konnte und sie als tatsächlich unglückliches, freundloses Geschöpf akzeptierte, aber ihre kleinen Makel und ihr bescheiden fürsorgliches Umfeld ließen mein Misstrauen schnell dahinsinken.
Mit Max Jerry Horowitz identifizierte und sympathisierte ich mich sofort. Ein Verlorener in den wirren Zwischenmenschlichkeiten seiner Umgebung, wird der Kontakt zu anderen gleichartigen Lebewesen zur ständigen Horrorshow. Da umgibt man sich zwangsläufig lieber mit Tieren, welche einen nicht mit kompliziert-untertönigen Gebärde zuschütten.
Für mich kann ein Film nur auf dieser Gefühlsebene funktionieren und Adam Elliot schafft dies in perfektionierter Form, ein erhellender Moment im katastrophalen Filmjahr 2009!
Schön animierter fantasyangehauchter Beitrag der DreamWorks-Studios.
Ich habe mich seit längerem wieder mal überreden lassen mir einen Animationsfilm anzuschauen und bereue es nicht, was ich eigentlich nie tue, denn sehr oft stecken gute Ideen hinter diesen hübsch anzusehenden Filmen.
Doch leider gehört es auch immer mehr zum guten Ton, diese in 3D umzusetzen, war für diesen Stil natürlich auch noch am begründbarsten ist, dennoch sind die Preise für solch einen heiteren Spaß alles andere als begründbar, sondern einfach nur ein Schlag ins Gesicht der Einkommensschwachen, eine Zweiklassengesellschaft im Kino entwickelt sich, prima!
Zumal dieser Film keine Realisierung in 3D notwendig hat, denn die Story ist ausgezeichnet und hat sogar Platz für moralische Einwürfe.
Hicks, welcher der geborene Gegenentwurf zum kräftigen, grobschlächtigen und etwas dummen nordmännischen Berserker ist, wächst unglücklicherweise ausgerechnet als Sohn, eines eben diesen Wikinger-Häuptlings auf und wird erwartungsgemäß seiner Rolle nicht gerecht, zumindest vorerst. Doch jeder Mensch hat seine Bestimmung und gesellschaftliche nutzbare Fähigkeit und so entdeckt Hicks sein Talent, ob es dem Dorf von Nutzen sei wird?
Alle Figuren sind liebevoll animiert und obwohl viel mit Klischees gearbeitet wird, nimmt man dem Film seine Botschaft ab. Ein Familienfilm mit Niveau, bei dem auch Erwachsene ruhig mit lachen dürfen, auch ohne 3D.
Überraschend guter Abschluss der Sasori-Tetralogie, dank der stilistischen Anknüpfung an die drei Vorgänger, sowie der guten Story, welche sich diesmal intensiv der Kritik am gewalttätigen Polizeistaat annahm.
Ich war etwas skeptisch, ob der neuen Besetzung des Regiestuhls mit Yasuharu Hasebe und ob er im Stande wäre, das Erbe von Shun’ya Itō würdevoll anzutreten, doch er macht seine Sache recht ordentlich. Als gut empfand ich, dass die handwerklichen und stilbildenden Mittel des Vorgängers recht gut beibehalten worden sind, auch dass die Titelmusik beibehalten wurde, erfreute mein Herz.
Da ich bei "Sasori – Den of the Beast" das Gefühl hatte, das plotmäßig irgendwie die Luft raus war, musste ich positive Veränderungen bezüglich dieses Problems feststellen, denn die Geschichte hatte recht viel Potenzial, obwohl die Grundzüge natürlich altbekannte Kost waren. Da floh Matsu mal wieder vor der Polizei und berät in die fürsorglichen Hände eines geschundenen Mannes, welcher ebenfalls Opfer der Justiz war. Die beiden entdecken ihre Gefühle zueinander aber bei einem Raubüberfall wird Yasuo Kudo, so der Name des kommunistischen Staatsgegners, gefangen genommen und wird gefoltert, um heraus zu finden, wo sich seine Komplitzin Matsu versteckt, wird er reden?
Auch dank der wiederholten Verpflichtung der bezaubernden Meiko Kaji, in ihrer Paraderolle als Nami Matsuhima, hält der Film immer ein gutes Niveau. Die Actionszenen lassen sich auch noch sehen, nur hier und da fehlen die Einstreuungen von künstlerischen Szenen, wie man es vor Allem aus den beiden ersten teilen gewohnt war. Es wurden zwar Effekte dargeboten, diese vielen aber eher bescheiden aus. Aber der kratzige und mitreißende japanische Garagensound peppte viele Szenen wirklich auf.
Wie schon erwähnt spielte Kaji abermals äußerst famos und betört mit ihrem scharfen Blick genauso beeindruckend, wie im ersten Teil. Selten passte eine Schauspielerin so gut in eine Rolle und war auf dem Bildschirm so druckvoll anwesend und dass, obwohl ihr Text mehr als übersichtlich war. Ihrer Figur wurde dann in Sonos "Love Exposure" ja nochmal eine lustige, aber dennoch würdevolle Hommage gesetzt.
Ich bin zufrieden mit meiner Anschaffung der Sasori-Box und möchte keinen der Filme missen und besser als das Remake sind alle Filme sowieso, also als Asia-Fan ruhig mal reinschauen.
"Maul halten! Ich bin mit meinem Sake beschäftigt."
Ein weiterer Meilenstein der Filmgeschichte, in welchem mit der Figur des Sanjuro erstmals ein durchtriebener sakesaufender und verwegener Antiheld über die Leinwand flimmerte, vielleicht Kurosawas brutalstes und rohestes Stück Film, dennoch mit gewohnter Virtuosität
Mit "Yojimbo - Der Leibwächter" erschuf der ehrenwerte Kaiser des japanischen Films, Akira Kurosawa, einen seiner abgründigsten, finstersten und kompromisslosesten Werke überhaupt. Die Düstere und fast schon apokalyptisch anmutende Atmosphäre, welche durch die schwarz-weiß-Optik, dem ständig pfeifenden Wind, dem menschenleeren geisterstadtähnlichen Nest nochmals seine Untermalung erfährt. Die Typen die sich dann doch mal blicken lassen sind moral- wie skrupelloses Banditenpack, welche mit der Fresse schneller sind, als mit dem Schwert.
Der konstante Wind, scheint alle Hoffnungen der übrigen Dorfbewohner davon zuwehen, dass der ortsansässige Sargnagler in eine insolvente Lage gerät. Doch noch laufen die Geschäfte prächtig, da zwei gleichstarke Schurkenclans die Stadt terrorisieren mit ihren ewig andauernden Kämpfen, um die Vormachtstellung des jeweiligen Clans. Doch dann kommt ein in schwarz gekleideter ausgefuchster Samurai in die Stadt und bringt die Waage des Machtgleichgewichts in rhythmische schwingende auf-ab-Bewegungen, was hier und da zum schneidigen Ableben der gesamten banditenschaft führt.
Kurosawa bricht mit diesem Film viele seiner eigenen Grenzen. So werden in diesem Film Kraftausdrücke und ein etwas rauerer Ton angeschlagen.
Auch ein wenig Splatter bekommt man geboten und dies wird sehr früh im Film klar, als man einen Köter mit einer menschlichen Hand vorübertrotten sieht, es wird auch erstmals Blut gezeigt, sowie eine mittelmäßig brutale Folterszene. Frauen sind nicht länger außen vor zu sehen, wenn es um das Ermorden von gegnerischen Kontrahenten geht.
Als fast schon erdbebenartig wirkender Wandel sehe ich den Gebrauch eines Revolvers als Individualwaffe zusätzlich zum Schwert, eine wahre Modernisierung erschüttert positiv die konservativen Formen dieses Genres.
Vom verrückten Räuber zum Möchtegern-Samurai mit bäuerlicher Abstammung, bis hin zum einsamen und listigen Meistersamurai, mit sehr viel Raubeinigkeit, noch mehr Ecken und Kanten, ein Bursche der es wirklich auf dem Kerbholz hat: Toshirō Mifune ist Sanjuro Kuwabatake! Sein Gesicht ist wie geschaffen für die Rolle des scharfsinnigen und todesmutigen Rōnin, welcher mit viel Geschick und Einfallsreichtum die beiden banden gegen einander ausspielt. Eines seiner besten Figuren, dank grandioser Leinwandpräsenz und verdammt coolem Auftreten. Mifune wird oft als japanischer John Wayne tituliert, ich finde dies nicht sehr passend, denn er spiel viel dreckigere Typen, der japanische Clint Eastwood fände ich dann schon treffender, wobei Toshirō Mifune auch locker für sich alleine stehen kann.
Einer seiner zahlreichen Gegenspieler ist Unosuke, seines Zeichens revolverfixierter kluger Nebenanführer des Ushi-Tora-Clans, verkörpert von Tatsuya Nakadai. Er ist der einzige in diesem ganzen verlotterten Haufen aus Halunken und Strauchdieben, welcher Sanjuro in seiner List und Intelligenz den Sake reichen kann.
Das ohrwurmverdächtige Score von Masaru Satō, dessen Zusammenarbeit ähnlich symbiotische Früchte trägt, wie das später bei Leone-Morricone der Fall sein sollte, sorgte für die passende tonale Unterstützung des Films. Eine seiner besten Arbeiten, wenn auch etwas unvielfältig.
Allgemein zusammengefasst lässt sich festhalten, dass dieses Füllhorn für Remakes zumindest gleichwertig zu Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" ist und besser gelungen als "Last Man Standing". Aber als Wegbereiter des Italowestern machte sich Akira Kurosawa um die Gunst der Kinoliebhaber verdient, für Kenner dieses Genres also eine Pflichtaufgabe.
"Schwerter gehören nicht zu Kindern! Geh zur Mutter zurück, iss wässrigen Reisbrei und habe ein langes Leben."
“Hier auf diesen Gebeinen baue ich den Berg aus den Leichen meiner Feinde… ich werde diesen Wald überschwämmen mit Blut!“
In diesem Klassiker des Jidai-geki eiga, adaptiete Akira Kurosawa den alten Stoff vom Königsmord neu und das mit Erfolg!
Ich habe bislang drei Macbeth-Verfilmungen sehen dürfen, aber das Einbetten des Shakespears Stoffes in die Edo-Epoche sagte mir am meisten zu. Es passt auch vortrefflich zu den durchtriebenen Machtspielen der Shōgun-Dynastien, was das Werk natürlich noch an Glaubwürdigkeit gewinnen lässt. Hier gefällt mir der magische deutsche Titel ausnahmsweise mal viel besser als der englische Alternativtitel.
Was hier in teilweise bedrückenden schwarz-weiß-Bildern dargeboten wird, ist, auch wegen der Shakespear-Vorlage, kein typischer Kurosawa. Hier werden aus dem Shōgun treu ergebenen Hauptmännern plötzlich tückisch mordende Meuchler. Die sonst so zurückhaltend stillen Frauen zu teuflischen Kriegstreiberinnen und machtgeschwängerten Aufstachlerinnen die ihre Männer mit dem Werkzeug der Angst zum unedlen Handeln verführen. Es wird sich aufgelehnt gegen jegliche Tradition, Treue ist ein flüchtiges und sehr schnell wechselndes Gut. Der Feldherr wird von des eigenen Männern Pfeilen durchbohrt, wo ist nur die Moral geblieben? Diese muss sich irgendwo im undurchdringlichen, verschlungenen und tiefen Spinnwebwald verirrt haben.
Wie hier schon des Öfteren zu lesen war, empfand auch ich, dass sich Kurosawa-sensei zu Anfang des Films etwas zu sehr zeit ließ, so verkommt das zweite Anreiten gegen das Spinnwebschloss zu einer unnötig endlosen Einstellung.
Schauspielerisch setzt Kurosawa auf sein verlässlichstes Pferd im Stall und reitet wie immer ausgezeichnet mit dieser Wahl.
Toshirō Mifune zeigt hier - als Taketori Washizu - in dezenter Steigerung, wie er dem Wahnsinn Asyl in seinem Herzen gewährt und ihm immer mehr Freiraum in Seele und Hirn zugesteht. Was mit einer mystischen Begegnung im Wald anfängt, wird zu einem immer größer werdenden Geschwür in des Hauptmanns Kopf, diese langsame Wandlung vollführt Mifune äußerst zutreffend und glaubwürdig. Später bricht dann der gewohnte Irrsinn aus ihm heraus, welchen man etwas humoristischerer Form schon in "Die sieben Samurai" und "Rashomon – Das Lustwäldchen" bestaunen durfte.
Neben Mifune durfte sich auch mal eine Frau in den kurzweiligen Mittelpunkt drängen. Isuzu Yamada, welche die Frau des Washizu verkörperte, vergiftete das Herz ihres Gatten mit Neid, Misstrauen und Hass. Die Szene gleich zu Beginn ist wirklich klasse in Szene gesetzt, wo man sie leise, nur den Kimono schleifen hörend, zur Tatvorbereitung schreitet und Washizu zum Meuchelmörder wider Willen macht, einfach großartig.
Als Genreliebhaber ein Muss, aber ich kann es auch durchaus verstehen, wenn man mit der - für heutige Maßstäbe - etwas trockenen Interpretation nicht so viel Freude hat, dennoch gehört "Das Schloss im Spinnwebwald" zur cineastischen Allgemeinbildung.
Blasser Coen-Streifen im Western-Gewand, der die meiste Zeit irgendwie blutleer und verloren daher reitet, ohne große Höhepunkte aber mit einer grundsoliden Inszenierung.
Mit "True Grit" erschufen die Brüder ihren uncoeneskesten Film, in welchem in eigentlich keinem Moment die Handschrift des Duos zu sehen ist. Es war durchaus so beabsichtigt, denn nach eigenen Angaben, wollten sie einen Familienfilm regissieren und so kommt er auch daher.
Ich stehe Neowestern eher skeptisch gegenüber, denn ihnen fehlt es einfach an der Glaubwürdigkeit die Zeit unaufgehübscht wiederbeleben zu wollen, daran scheitern die meisten Werke, da bildet auch "True Grit" keine Ausnahme und fügt sich stoisch seinem Schicksal. Normal erkennt man das Werk der Coen-Brüder, wenn man es vor sich stehen hat, hier ist es komplett anders, identitätslos und vorhersehbar plätschert es vor sich hin.
Die Geschichte, bei welcher sich die Coens an einem Remake von "Der Marshal" probierten, stellte sich als öde und konservativ traditionelle Westernstory heraus, die keinen Platz für den tief im Coen-Stil verankerten schwarzen Humor zu lassen schien.
Dennoch lässt sich handwerklich nichts aussetzen, perfekte Landschaftsaufnamen, schnörkellose Schnitte, stilistisch gut eingebundene Musik und wilde Verfolgungsjagten auf meist 1 bis 2 PS, heben das Niveau dann doch ein wenig an.
Vor allem die Besetzung des Reuben "Rooster" Cogburn alias El Duderino alias Jeff Bridges, der als knorriger aber liebenswürdiger Marshall mit Dauerfahne den Cast-Karren, mit seinem nicht anders zu erwartenden passenden schauspielerischen Leistung, etwas aus dem Dreck ziehen kann, überzeugt großflächig.
Anders stellte sich die Figur der Mattie Ross gespielt von Hailee Steinfeld an, ich habe seit jeher eine Aversion gegen kleine Emanzenkinder alla Hit-Girl, die immer kräftig die Klappe aufreißen und auf den Putz hauen. Die einzige Ausnahme, mit welcher ich mich noch anfreunden konnte, war Mathilda aus “Léon – Der Profi“. Hier nervte mich die kleine ach so klugscheißerische Mattie Ross auch wieder in eklatantem Ausmaß.
Als Texas Ranger LaBoeuf machte Matt Damon , dessen schauspielerische Leistungen ich nie sonderlich beeindruckend, aber eine gute Figur, vielleicht auch, weil es keine tiefschürfende Figur war, die er dort zur Verkörperung bringen musste, ich würde mal sagen solide gespielt, Pflichtaufgabe gemeistert.
Generell würde ich “True Grit“ nicht als schlechten Film sehen, aber es ist doch sehr befremdlich, wie wenig die Coen-Brüder diesem Film eben nicht ihren ganz besonderen Stempel, den zumindest ich sehr liebe, aufdrücken und eine bessere Durchschnittskomödie produzieren.
Für mich die paukenschlagbegleitende Geburtsstunde des japanischen Films, in welcher “der Tenno“ Akira Kurosawa gedanklicher Vater und filmische Hebamme zu gleich ist, ein Meisterwerk von epochaler Größe und Wucht. Kurosawa legt viel Spitzfindigkeit und Geduld an den Tag, um seinen geschichtlichen Spannungsbogen so hart zu biegen, bis er sich mit dem ersten Angriff der Räuberhorde blitzartig entlädt und den Pfeil in bis dahin ungeahnte actiongeladene Kinohöhen schießt.
Neulich saß ich nichtsahnend am Esstisch und durchblätterte halb gelangweilt ein Kinoblättchen in dem wieder so einige Kinoneueinstiege angepriesen wurden. Wie schon die letzten paar Monate zuvor zuckte es bei mir bei keinem der Filme. Dann erblickte ich eine unauffällig kleine, am Rand platzierte Anzeige vom japanischen Kulturinstitut Köln, welche sich die 150 jährige Freundschaft zwischen Japan und Deutschland zum Anlass nahm, um dreißig Filme Kurosawas dem interessierten Publikum vorzuführen, natürlich unentgeltlich.
So disponierte ich kurzfristig um, und entschied mir gegen das FFF, um Sion Sonos "Cold Fish" und für das 206 minütige Meisterwerk im OmU + Kinoleinwand!
Die Story ist so spärlich, wie die farblichen Aspekte: arme selbstzweifelbehaftete Bauern werden pünktlich zur Reisernte von kaltherzigen Banditen aufgesucht und weiden deren Reiskammern aus bis aufs letzte Korn. Doch die Dorfbewohner wollen nicht länger als unbezahlte Nahrungslieferanten herhalten und man fast den mutigen Entschluss, sich professionelle militärische Hilfe, in Person von kampferprobten Samurai, zu mieten, diese sollen Kost und Logis inklusive erhalten, dafür auf geldliche Ansprüche verzichten.
Um diesen Inhalt wirksam und atemlos in einem fast dreieinhalb stündigen Film unterzubringen bedarf es großem inszenierungstechnischem Können, mit dem Akira Kurosawa glücklicherweise gesegnet ist. So schafft der japanische Altmeister es, sein Werk schnell auf Touren kommen zu lassen und die Stunden gingen um wie im Flug.
Dieses hatte zwei wesentliche Gründe:
Zum einen das sozialkritisch angehauchte Verhältnis der mittellosen, unterwürfigen, mitleiderregenden, ängstlichen Bauern zu den ehrenwerten, würdevollen, todesmutigen, waffenerprobten und edlen Samurai. Ein so einfacher wie auch genialer Schachzug Kurosawas diese überaus kontrastreichen "Kasten" aufeinander treffen zu lassen. Unweigerlich wirkte das Zusammenspiel zwischen den Samurai und Bauern wie ein Füllhorn an lustigen, rührenden, mahnenden, gesellschaftskritischen und einfach unterhaltsamen Szenen.
Als Zusatzjoker baute Akira Kurosawa dann noch ein Verbindungsstück zwischen Samurai und Bauern ein, den aus bäuerlichem Hause stammenden Pseudo-Samurai Kikuchiyo, auch dies ein vortrefflicher und früchtetragender Geistesblitz.
Toshirō Mifune, der wie ein entfesselt genial spielender Taifun von der ersten Sekunde seines Erscheinens als Kikuchiyo unterhaltsam Dampf macht, war der auserwählte und einzig richtige Mann für solch eine bizarre, aufgedrehte, abgedrehte, kraftvolle sowie urkomische wie tragische Rolle. Durch seine charakterliche Unzugehörigkeit schwimmt er zwischen den "Fronten", seine tragische sowie schwäche bekennender Figur bohrt sich schnell in das Herz des Zuschauers. Er kümmert sich fast väterlich um die ihm gesellschaftlich nahestehenden Bauern und möchte keinesfalls, dass sie sich schwach und hilflos präsentieren, innerlich schämt er sich für deren Feigheit, aber er weiß natürlich ganz genau, wie er sie motivieren kann, er reißt sie mit seiner physischen Ausstrahlung mit.
Mifune knüpft hierbei ein wenig an seine Rolle als roher und durchgeknallt flippiger Räuber aus "Rashomon" an und fügt dieser Figur aber durch den familiären Hintergrund eine ungeahnte Tiefe bei, nie war er präsenter, nie war seine Darbietung berauschender und mitreißender.
Als weiser und immer Rat wissender Samuraisprachführer Kambei Shimada setzte Akira Kurosawa erneut auf gewohnte und bewährte Kräfte in diesem Fall auf Takashi Shimura.
Seine melancholische Darstellung in "Ikiru-Einmal wirklich leben" fesselte mich ebenfalls sofort.
Er ist der ruhende, besonnen sowie überlegt agierende Pol, der das feine Geflecht zwischen Samurai und Bauern erhält und schützt.
Daisuke Katō als Shichiroji, spielt äußerst liebenswürdig und sympathisch. Er steht als treuer Gefolgsmann eng an Kambeis Seite, da diese beiden Kriegsveteranen früher zusammen Schlachten schlugen.
Natürlich durfte in so einem charakterbunten Haufen auch ein sachlich, schweigsamer Ehrenmann nicht fehlen, der ohne groß Reden zu schwingen lieber das Samuraischwert zur Sprache kommen lies. Seiji Miyaguchi bediente mit seinem Charakter Kyuzo dieses Klischee auf eine sehr positive Weise.
Die Rolle des Heihachi Hayashida, gespielt von Chiaki Minoru und die des Gorobei Katayama dargestellt von Yoshio Inaba, ähnelte der Figur des Shichiroji meines Erachtens zu sehr, man hätte hier noch andere Schattierungen mit hinein bringen können, dies wurde hier versäumt.
Für gelungen und notwendig halte ich die Rollen von Isao Kimura, der hier die Rolle des Grünschnabels Katsuhiro mimt. Er ist sehr jung und schaut auf zu den erfahrenen Haudegen der Szene. Nur seine Liebelei mit dem Bauernmädchen nervten mich ab und an.
Es lässt sich also recht deutlich raus arbeiten, dass durch die Charaktervielfalt der einzelnen Samurai plus dem Zwischenglied Kikuchiyo und den Eindruck, die Wirkung, welche die Söldner auf die Bauern machen bzw. ausüben, ist ein meisterhafter Streich, der in seiner Genialität so rudimentär daher kommt, das man schnell dessen wert unterschätzt.
Ein bewusstseinserweiterndes jugendstilgeprägtes Zeichentrickkleinod, was mit surrealistischen Szenen und prächtig colorierten Standbildern neue Türen in komplett andere Welten aufwuchtet und zur cineastischen Tiefenpenetration des Hirns bestens geeignet ist, ein sporadisch animiertes Kunstwerk, was mit sexuellem Anmut gen Höhepunkt drängt.
Der Regisseur sowie dessen Produzent müssen sich wahrscheinlich ein wenig Tollkirsche (Atropa belladonna) einverleibt haben, bevor sie sich an der Konstruktion dieses Werkes versucht haben. Denn die Tollkirsche hat ihren Namen nicht von ungefähr, da ihr Verzehr Tollheit auslösende Faktoren in großem Stil herbei führt.
Was der regissierende Eiichi Yamamoto da zusammen mit seinem kongenialen Partner Osamu Tezuka, welchem die Grundideen zu diesem Meisterstück zuzuordnen sind, abliefern entspricht einer Ansammlung von psychedelisch anmutenden Gemälden.
Von der ersten Minute an pocht Yamamoto auf die unterhaltsame Beweglichkeit der einzelnen Bildmeisterwerke, so dass eine berauschende Komposition zu ihrer Entfaltung gebracht wird, die ich in dieser Form vergebens suchte ("Mind Game" ist aber vorgemerkt).
Für die geschichtlichen Rahmenbedingungen bedient sich Yamamoto aus vielerlei Töpfen, zum einen erinnert die Figur der Jeanne an die "Jungfrau von Orlèans" und zum anderen lassen die Grundgerüste der Story ein gewissen Gleichnis zu Jules Michelets Buch "Die Hexe" erahnen.
Die Erzählung ist in Europa des späten Mittelalters einzuordnen und befasst sich mit dem glücksverliebten Paar mit dem ach so treffenden Namen Jeanne und Jean, es ist Liebe mit Bestimmung, sie beschließen vor Gott den Bund der Ehe einzugehen und der Fürst erhebt samt Hofstaat Anspruch auf die erste Nacht mit der noch junfernhäutchenbehafteten Jeanne.
Diese sexuellen Torturen erwecken bei ihr das Gefühl der Ohnmacht und der Verletzlichkeit, auch Jean scheint an dieser ordungsgerechten Vergewaltigung seiner neuen, entjungferten Gemahlin seelisch zu zerschellen. Jeanne wünscht sich so sehr, etwas gegen diese seelische Mattheit tun zu können und ihr erscheint ein kleines süßes Glied, welcher sich im späteren Verlauf als Satan entpoppen sollte. Er bringt Jeanne wieder zum Lachen und stößt sie zu unermesslich erregenden Höhepunkten und wir dürfen dem Bewusstseinshöhepunkt visuell wie tonal beiwohnen. Der Teufel fordert von Jeanne die bedingungslose Annexion ihres Leibes und ihrer Seele.
Dieser Werk, was wohl an einen LSD-Trip erinnern soll, entlarvt sich als bunter Farbtopf, den man mit brachialer Inszenierungsgewalt um die Ohren geschlagen bekommt, bis man besinnungslos zu Boden wankt und sich diesem künstlerischen Erguss mit Haut und Haar hingibt.
Das berauschende Score lieferte kein geringerer als die japanische Jazz- und Japrock Legende Masahiko Satō. Gerade bei so einem Flm, der fast ausschließlich für das Szenenbild und von der musikalischen Untermalung steht, ist Satōs Beitrag von unermesslichem Wert. Er schafft mit diesem krautrockverwanten Soundstil eine apokalyptisch-rockige Stimmung, dich mich vom ersten Moment an in ihren Bann zog.
Ich empfehle dieses Meisterwerk jedem Liebhaber des Animegenres sowie den psychedelischen Filmausflüglern uneingeschränkt. meine Erstsichtung erfolgte auf Anime-Loads.org. War danach so begeistert, dass ich die DVD in meinen Besitz bekommen musste, ein wahrlicher Kunstschatz!
Fantasy Filmfest 2011
Nach "Ex Drummer" schwächelt Koen Mortier in seinem zweiten Film story- wie inszenierungsmäßig.
Die einzigste Filmwahl, die ich mir aus Kosten- und Zeitgründen für meine Schichtung beim diesjährigen FFF leisten konnte, fiel auf den Film namens "22nd of May".
Regisseur Mortier lässt die Handlung wie auch schon in seinem Debütfilm in einer tristen und farblosen flämischen Stadt spielen. Dort wird ein Kaufhauswachmann Zeuge eines Bombenanschlags. Er flieht vom Ort des schrecklichen Geschehens und erlebt den Moment der Detonation in allen möglichen Varianten und Blickwinkeln immer wieder und wieder, dabei begegnet er den Seelen der Toten und rekonstruiert die Vorgeschehnisse der einzelnen Beteiligten.
Die Bilder und die Musik wirken anfangs noch sehr stark und vermitteln eine in Melancholie getauchte Atmosphäre. Viele Szenen spielen sich in Zeitlupe ab und nach einer halben Stunde schlich sich, zumindest bei mir, ein Gefühl der leichten Langeweile ein. Auch die immer gleichen Wiederholungen der Begegnungen und Situationen kurz vor der Explosion stießen bei mir nicht auf übergroßes Wohlwollen.
Die schauspielerischen Leistungen koppelten sich aber von diesen negativen Punkten ab, denn Mortier letzt auf ein paar bekannte Gesichter aus “Ex Drummer“ und machte mit der Besetzung vieles richtig. Dennoch ließ er den Figuren zu wenig Platz ihre eigene Geschichte zu erzählen, bei allen Beteiligten wird nur kurz an der Oberfläche der Charaktere gekratzt.
Hier wäre ein geschichtliches Vorgehen wie in „Irreversible“ sicherlich reizvoll gewesen, in dem man nach der Explosion, welche ja relativ zu Anfang behandelt wurde, dann die solitären Schicksale der verwickelten Protagonisten in den Vordergrund stellt.
Wer die etwas trägen Kamerafahrten hinter sich ließ, wurde am Ende, aber noch mal mit sehr schönen Explosionseinstehllungen erquickt.
Zusammenfassend kann man Koen Mortier nicht für seinen technisch ausgezeichnetes Sekundärwerk kritisieren, sondern für die relative Inhaltslosigkeit, welche in ihren Ansätze wirklich ausbaufähig gewesen ist.
Kim Jee-woons nervenzerschmetternde Huldigung einer Rachegeburt, welche seinen Zuschauern 144 Minuten schmerzzerreißende Wehen beschert. Das Ergebnis: eine theoretische Fehlgeburt, doch praktisch gesehen ein Dämon.
Monströse Verbrechen sind seit jeher die Kreissäle für das Baby namens Rache. Dabei fungiert der Tod des geliebten Menschen als Mutterschoss. Die Hebamme ist hierbei oft genug das Gewissen des Betroffenen. Doch sobald das bösartige Baby erstmals eigenständig die hasserfüllte Luft einatmen kann wird es die Nabelschnur der Menschlichkeit durchbeißen (ja das Rachebaby hat natürlich kleine spitze Zähnchen) und springt auch der Hebamme an die Gurgel, bis das Gewissen zappelnd und zuckend seinen letzten Atemzug tut und stirbt.
Der racheerfüllte Säugling macht sich auf den Weg seiner Bestimmung und versucht durch das Quälen seines Vaters, dem Täter, endlich in den Bauch der wahren Mutter, welche hier die Rolle der Genugtuung inne hat, zu gelangen und seinen Frieden zu finden.
Doch leider wird das Baby nicht kleiner sondern größer, als es den Vater quält und merkt, dass dieser es als Spiel sieht und seinem Baby immer wieder entsetzliche Dinge offenbart. Je mehr das Rachebaby seinen Vater quält desto mehr wird es wie er, desto mehr wird das Baby zu einem Täter, zu einem Monstrum.
Dieses immer größer werdende Baby, hat jetzt immer weniger Chancen in den Mutterleib der Genugtuung einzukehren, statt dessen atmet es selbst mehr und mehr Hass aus und wird immer gewaltiger. Frei nach Noés Aussage in seinem Werk "Irreversible" in welchem die Zeit alle zerstört, erstickt auch das überdimensionierte Rachebaby durch die hohe Konzentration an dem selbst ausgeatmeten Hass, der sich mit der Zeit angesammelt hat. Auch die Menschlichkeit und das Gewissen sind als Todesopfer zu beklagen, zurück bleibt der leere Mutterschoß, die Genugtuung...
Was Choi Min-sik schauspielerisch hier abliefert ist mit das Fesselnste und Fürchterlichste, was ich in den letzten Jahren sehen durfte. Er zermalmt hier jede Moral und verschlingt sie und scheißt sie wieder raus. Die Rolle des Psychopathen ist so dermaßen schwer mit neuen Akzenten zu beleben, dennoch schafft Min-sik es auf eine grandios berauschende Weise, alle bisher da gewesenen kranke Killer wie Gänseblümchenstraußverkäufer aussehen zu lassen.
Wie auch schon andere Moviepiloten, empfand ich nach und nach immer mehr Sympathien für seine abscheuliche Figur des Kyung-chul und wünschte mir diabolisch herbei, dass er sein letztes ungeheuerliches Ziel erreichen möge, bevor alles über ihn hereinbräche.
Mit Lee Byung-hun als jagenden Polizeiagenten, wurde ich nie so richtig warm und er verspielte, trotz ebenfalls herausragender Leistung, schnell seinen Bonus als Opfer.
Immer öfter ertappte ich mich dabei, ihm seine Rache zu missgönnen.
Dieser geradlinige sowie schnörkellose Rachethriller bietet eine echte Horrorshow aus Spannung und Gewalt auf, die in ihrer Kompromisslosigkeit selten zu sehen war. Und dass, obwohl Regisseur Kim Jee-woon schon relativ zu Anfang das Genre-Tantō bei seinem Film ansetzt und Seppuku begeht. Doch das zeichnet seinen Film aus und unterscheidet ihn von den meisten anderen Rachethrillern, ein genialer Schachzug!
Alles in allem ist dieser Film ein allgemein wirksames Werk, was sich ja auch an den hohen Community-Bewertungen erkennen lässt. Leidenschaftler des asiatischen Kinos werden genauso geschmackvoll gesättigt werden wie Genreliebhaber.
Ein Hoch auf das südkoreanische Kino, meine Verehrung und Hochachtung!!
Überdurchschnittlich guter Slowfood-Thriller aus Südkorea.
Der Regisseur Bong Joon-ho ist schon längst kein unbearbeitetes Stück Filmrolle, spätestens seit "Memories of Murder" kann auch der internationale Zuschauer etwas mit seinem Namen anfangen. Mit "The Host" beschritt er auch mal genreübergreifende Wege und das brachte ihm sogar den finanziellen Erfolg.
Mit "Mother" kehrte er nun wieder zum Thriller-Drama-Genre zurück und liefert ein sowohl inhaltlich, wie auch inszenierungstechnisch interessantes Werk ab, was Stärke und Schwächen aufweißt.
Die Stärken dieses Films liegen, meines Erachtens nach, in den schauspielerischen Leistungen und der tragikbehafteten Story. Es gibt ein paar wirklich überraschend wirksame Momente, in denen ich kurz schlucken musste und die mich etwas aus der Fassung brachten. Diese Momente waren nicht physischer Gewalt geschuldet, sondern spielten sich auf einer Gewissensebene ab und ich kam mir vor,
wie hinterrücks erdolcht.
Als negativen Punkt empfand ich lediglich die stilistisch bedingten Längen, welche dieses Werk an manchen Stellen mit sich brachte und die ruhige Atmosphäre, die aber natürlich auch zur handwerklichen Ausarbeitung des Films notwenig war.
Die überfürsorgliche und leidenschaftlich, ja fast besessen, um ihren Sohn kämpfende Mutter wurde schauspielerisch von Kim Hye-ja außerordentlich überzeugend dargestellt. Sie eroberte mit ihrer Leistung schnell meine Gunst.
Beim südkoreanischen Film, kann man sich eigentlich immer auf innovative Ideen und Geschichten verlassen, sowie auf die gefühlvolle Inszenierung, wie auch diesmal.
Geladenes kleines Avantgardemonster, was einen mit knackiger schwarz-weiß Optik und kantigem Gitarrengezerre aus den Socken haut.
Ishii Sogos experimenteller Streifen überzeugt mit einem brachialen visuellen Präsenz und besitzt definitiv den Charme eines Midnight Movies. Unkonventionell und bizarr ist sowohl die eher schlichte Story, wie auch das komplette Auftreten des Films, schnelle und hektische Schnitte, wenig Dialoge und plötzliche ekstatische Zustände schütteln den Zuschauer ordentlich durch.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Mann bekommt durch einen Stromschlag in seiner Kindheit außergewöhnliche Fähigkeiten, er kann mit Reptilien kommunizieren und akkumuliert sich mit der Zeit bis er alles wieder entlädt, vornehmlich in einem tranceähnlichen Gitarrensolo. Dieser hammermäßig unter Dauerstrom stehende Typ, mit dem treffenden Namen Dragon Eye Morrison wird perfekt und beeindruckend dargestellt von Tadanobu Asano, der diesen Film einfach nur rockt!
Doch Tokyo wäre nicht Tokyo wenn Dragon Eye Morrison der einzige elektrisch unausgeglichene Freak in Tokyo wäre, natürlich haust hier auch noch Thunderbolt Buddha, der sogar noch mehr Strom in seiner Kindheit abbekommen hat, er würde vom Blitz getroffen.
Beide treffen aufeinander und die stromale Apokalypse scheint über den Dächern von Tokyo hereinzubrechen, als die Zwei sich gegenüberstehen...
Sogo, der auch schon für so manche Punk-Bands Pate für ihre Videos stand, lässt sich auch hier nicht lumpen und knallt uns einen schrill-düstern angehauchten Fetzen von einem Soundtrack aufs Ohr, einfach fantastisch. In ruhigen Szenen hätte locker der Sound von Joy Division hier ein Zuhause haben können, gepasst hätte es allemal.
Kleiner Geheimtipp für Anhänger der Mitternachtskinobewegung und natürlich für alle Liebhaber von abgedrehtem japanischen Zeug, schmeißt euch diese geladene Pille ein und genießt!
Nichts für Epileptiker!!