Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

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    Von Roman Scavolini, Regisseur des berüchtigten Video Nasty NIGHTMARE IN A DAMAGED BRAIN, hatte ich diesen Film nicht erwartet - tatsächlich keine gallige italienische Söldnergrütze, sondern ein US-amerikanisch produziertes Vietnam-Dramolett irgendwo zwischen PLATOON, RAMBO 2 und TREASURE OF THE SIERRA MADRE, in Sachen Lebenslust und Lebensfreue ein früher Schwippschwager von BULLET IN THE HEAD.
    Eine Spezialeinheit befreit amerikanische POVs aus den Händen des Vietcong und freut sich auf die Abholung durch den Marines-Chopper. Der dreht aber ab, nachdem die Bande der Abgehängten eine neue Order erhält: Findet einen abgestürzten Hubschrauber mit kostbarer Ladung! Tatsächlich handelt es sich dabei um geschmuggeltes Gold und natürlich reiben sich die gebeutelten Soldaten an diesem Schatz komplett auf.

    Scavolini war tatsächlich als Kriegsfotograf in Vietnam und verarbeitet hier offenbar so manches Erlebnis. DOG TAGS verblüfft mit erlesener Kameraführung und so manch augenfälligen Moment, der sich stark von der mitunter heftig kreisenden Blutwurst absetzt. In der ersten halben Stunde hat man es hier mit einem absoluten Brett zu tun. Aber dann verliert sich der Film in seiner epischen Länge und stolpert über austauschbare Charaktere und wenig eindrucksvolles Schauspiel. Die Rahmenhandlung und die Aufteilung in drei "Akte" wirken dabei nur prätentiös. Trotzdem ein erstaunliches Filmerlebnis mit großer Bildsprache. Der Film wurde bereits 1985 fertig gestellt, kam aber erst 1987 in die italienischen und 1990 in die amerikanischen Kinos.

    Die Blu von Vinegar Syndrome ist zum Niederknien. Da riecht man den Dschungel förmlich.

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    • 7

      Um diesen Film habe ich ewig einen Bogen gemacht - wegen Terence Hill. Aber das war ein Fehler! Ferdinando Baldi hat die Zügel fest im Griff und Herr Girotti war noch längst nicht der sonnige Haudrauf an der Seite des dicken Bud. Hier spielt er sogar eine sehr düstere Figur, den vom falschen Freund um Hab und Gut und Frau gebrachten Django, der fortan als Henker sein Unwesen treibt - und dabei sämtliche unschuldig verurteilte Galgenvögel vorm Strick rettet! Mit dieser titelgebenden Bande der Gehenkten will er Rache nehmen am Mörder seiner Gattin.
      Terence Hill, der nur hier anfangs ein paar Watschen verteilt und dann als stoischer Vigilante durchs Unterholz pflügt, hat es hier mit zwei formidablen Gegnern zu tun: Der Mörder mit den blauen Augen ist Horst Frank, der Sadist im Hintergrund Luigi "George Eastman" Montefiori. Es knallt und zischt an allen Ecken und Enden. Das Finale zieht zwar frech dieselbe Trumpfkarte wie der originale DJANGO, ist aber trotzdem ein Hammer.

      In der deutschen Synchro blödelt sich leider Rainer Brandt als Terence Hill schon mal warm. Horst Frank hatte keine Zeit, wird aber adäquat von Christian Brückner abgeholt. Vorsicht vor der Klamaukfassung namens JOE, DER GALGENVOGEL!

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      • 4 .5
        über Intimo

        Tea arbeitet als Kellnerin und nebenbei als Model bei Unterwäsche-Fashionshows. Ihr Freund, den sie bisher nicht rangelassen hat, ist deswegen super eifersüchtig. Dazu hat er auch allen Grund, diese vermeintlichen Laufsteg-Events sind einfach nur Andockstationen für geile Böcke! Der geilste Bock ist ein Typ namens Karl, der um jeden Preis mit Tea in die Kiste will. Kalle hat die schlechte Angewohnheit, sein Opfer mit endlosem Geseier über Lust und Leben mehrere Buletten ans Bein zu labern. Die Taktik geht am Ende auf, Tea will nichts anderes als Kalle bumsen. Da rüpelt sich noch Tomas Arana als notgeiler Portier rein und drückt der armen Tea seinen Prügel in den schönen Mund. Außer Spesen nichts gewesen!
        Eva Grimaldi ist natürlich mehr als einen Blick wert und schlägt sich in dieser Lulli-Version von 9 1/2 WOCHEN auch recht achtbar, aber Leonardo Treviglio nervt als Jammerlappen und Pseudohengst Kalle bis zur Scheiße. Regie führte ein gewisser Bob Ross; das ist aber nicht der Maler, sondern in Wirklichkeit Beppo Cino.

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        • 7

          Eine Riesenüberraschung, vor allem, wenn man sich überraschen lässt. Ich hatte einen Standard-Slasher vor pittoresker Kulisse erwartet und bekam einen veritablen Psychokrimi mit Duftmarke Patricia Highsmith. Statt Blockbuster-Greenscreen reale thailändische On-Set-Locations und berückend schöne Kameraeinstellungen, dazu ein toll wummernder Superscore von Drum 'n Bass-Meister Avery Kentis und eine beeindruckend geschmackssichere Songauswahl (Elephanz, Jason Nolan, Dan Kanvis - mega!). Ich mag an dieser Stelle über die Story kein Wort verlieren; etwas prätentiös fand ich die Platzierung des Vorspanns bei der 30-Minuten-Marke, aber inhaltlich ist das schon durchaus sinnvoll. Und Cassandra Naud empfiehlt sich hier für ganz Großes. Toll!

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          • 7 .5

            Ein Wiedersehen nach fast dreißig Jahren; damals mit großen Augen erstmals gesehen als - immerhin komplett ungekürzte - dänische VHS-Veröffentlichung und tatsächlich vergessen, WIE pornografisch der ist.
            Ein sagenhaftes Unterfangen des Penthouse-Gründers Bob Guiccone, der nach Beteiligungen an Filmen wie CHINATOWN oder THE LONGEST YARD endlich mal ein eigenes Kino-Event auf die Beine stellen wollte - und mit einem für damalige Verhältnisse ausladenden Budget von 17,5 Mio. Dollar ein Werk schuf, das niemals die Chance auf eine Jugendfreigabe haben sollte.

            Gestandenen bis gefeierten Schauspielern wie Malcolm McDowell, John Gielgud, die junge Helen Mirren und einen offenbar komplett weggetretenen Peter O'Toole zwischen steifen Schwänzen und geleckten Muschis zuzuschauen, macht einen als Zuschauer heute noch mehr als damals sprachlos; der Verstand kann nicht glauben, was die Augen sehen. Aber auch wenn sämtliche Hardcore-Szenen von Guiccone nachträglich gedreht und eingefügt wurden - und das recht deutlich erkennbar - kann mir keiner erzählen, dass die Beteiligten nicht wussten, auf was sie sich hier einließen. Die Brutalitäten sind viehisch und reichen von zahllosen Enthauptungen bis zu zwei Kastrationen in Großaufnahme; in der vielleicht krassesten Szene des Films vergewaltigt Caligula eine jungfräuliche Frischvermählte und fistet danach den Bräutigam.

            Das ist eine sehr episodenhafte Erzählung, man schreitet mutig durch Grausamkeiten und Perversionen, getragen von McDowells entgrenztem Spiel und der schönen Musik von Bruno Nicolai (unter Pseudonym) und Prokofiev. Gore Vidals ursprüngliches Skript sollte am Beispiel des "kleinen Stiefels" zeigen, dass absolute Macht absolut korrumpiert, aber der in der Postproduktion geschaßte Regisseur Tinto Brass, Experte für kunstvolles erotisches Kino, sah Caligula als Monster von Geburt an. Deshalb finde ich diese komplett surreale, theaterhafte und knallbunte Vision der Antike als dauergeilen Sündenpfuhl auch so konsequent: Das ist das alte Rom, gesehen mit den Augen eines Wahnsinnigen. Und das finde ich nach wie vor auf eine zutiefst verstörende Weise sehenswert.

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            • 4 .5

              Ein aalglatter Scheidungsanwalt und eine unaufgeräumte Paartherapeutin müssen sich zusammenraufen, als es gilt, die Hochzeit ihrer besten Freunde auszurichten. Natürlich kommt man sich näher und entfernt sich wieder und nähert sich wieder, man weiß halt die ganze Zeit, was kommt.
              Hasanovic ist ein guter Typ und Almila Bagriacik ist einfach nur hinreißend, aber der Film ist hart unterversorgt mit Plot Points oder wenigstens Comedy-Eskalationen. Jede Slapstick-Szene wird außerdem dank frenetischer Jump Cuts komplett kaputtgeschnitten, selten einen so miserabel montierten Film gesehen. In Nebenrollen treten u.a. Nilam Farooq (toll), Kurt Krömer (oll) und Aurel Mertz (voll) auf und Iris Berben und Antje Traue spielen ein Ehepaar.
              Skip it.

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              • 4

                Bin total unsicher, ob ich den schon mal gesehen habe. Gilt ja als einer der viehischsten Sauereien aus dem Land von Wein und Baguette, sieht aber tatsächlich fast genauso wertig aus wie jeder andere französische Polizeikrimi. Am Anfang werden allerdings direkt ein paar Transen ausgeknipst, da sieht man jede Menge Lümmel und die Übeltat auch noch aus Ego-Shooter-Perspektive (wird in einer späteren Sequenz nochmal angewandt, da war man seiner Zeit voraus). Der Rest der Handlung ist ein heilloses Durcheinander und ich konnte auch die ganzen Lockenköppe nicht mehr auseinander halten, jedenfalls geht ein Flic auf Rachefeldzug.
                Die Gewalt ist schon wirklich exzessiv, kein Einschuß ohne Loch, besonders gern aber werden Frauen verhauen, gefoltert oder mit dem abgebrochenen Flaschenhals zwischen den Beinen drangsaliert. Ein unansehnlicher Fettwanst mag seinen Geschlechtsverkehr wie Till Lindemann und wird dafür immerhin in Zeitlupe abgefackelt. Der im Finale verbliebene Böswatz ist ein augenrollender Homosexueller ("Du schwule Sau"), der seinen Gegnern das Hackebeil in die Stirn und das Messer ins Guckloch brezelt. Was das alles soll? Keine Ahnung.
                Auf der Blu-Ray findet sich die recht wertige Synchro mit u.a. Randolf Kronberg, aber auch eine angeblich vom Verleih angefertigte "deutsche" Fassung, bei man sich nur noch an den Kopp packt. Kauderwelsch von Kauderköppen, der Hirnriß droht!

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                • 4

                  Irgendwie ist der Film mir immer wieder durch die Lappen gegangen, warum auch immer, und jetzt, da ich ihn endlich gesehen habe, muss ich sagen: Ich finde den saudoof. Da gefallen mir andere Filme von Roland Klick erheblich besser. DEADLOCK ist eine Art Neo(n)-Western, der sich nie so recht zwischen Charakterstudie und absurdem Theater entscheiden kann. Alle handelnden Personen verhalten sich konsequent bescheuert und gehen einem damit hart auf den Zünder. Die Frauenfiguren machen die Milch sauer: Da latscht eine alte Hure rum und zeigt jedem ungefragt ihre Hupen, und ihre Tochter ist minderbemittelt und dementsprechend natürlich nymphoman. Da platzt einem der Sack vor Gram. Hier und da dudelt die tölpelige Musik von Can rein und raus, bis am Ende für alle Beteiligten Essig ist. Auch für den Zuschauer.

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                  • 5
                    über Willard

                    Ein Horrorfilm von Daniel Mann, das ist schon mal ein Ding. Und ein Kassenhit war dieses Rattennest auch noch! Ich hab mich nie so richtig rangetraut und jetzt weiß ich auch, warum. Leider ist der Film ausgesprochen langweilig und uninteressant; es gibt keine Identifikationsfigur, Bruce Davison ist ein nasser Lappen und die fiesen Nager zwar eklig, aber nicht gerade beängstigend. Auch die weitere prominente Besetzung kann - ausgenommen Ernie Borgnine - keine Zeichen setzen. Insofern schon eher eine Enttäuschung.

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                    • 6

                      Hauptperson ist ein Auftragskiller, der "Derrick" heißt und von einem Darsteller gespielt wird, der "Bond" heißt! Da platzt die Hosennaht. Hauptdarsteller Steve Bond heißt natürlich eigentlich weder Bond noch Derrick, sondern Shlomo Goldberg, was wohl der jüdischste Name aller Zeiten sein muss. Der ehemalige Chippendales-Stripper macht hier vor allem stahlblaue Augen und lässt beim Bumsen immer die Hose an. In Buenos Aires verguckt sich der gedungene Mörder in seine dauergeile Nachbarin und verfällt ihr zusehends.

                      Was auch verständlich ist! Ich schrub eingangs absichtlich "Hauptperson" und nicht "Hauptfigur", denn mehr Figur als Deborah Caprioglio geht nicht. Ständig darf der beneidenswerte Shlomo ihre traumschönen Hupen kneten und zieht trotzdem nie die Bux aus. Deborah muss hingegen mehrfach blank ziehen - aber wer zwei Jahre mit Klaus Kinski das Bett teilte, lässt sich durch nichts mehr aus der Fassung bringen!
                      Die schöne Nachbarin entpuppt sich als klassische Femme Fatale, was diesen sehr ansehnlichen und herrlich doofen Film zu einer Art Neo-Noir macht. Regisseur dieser halbsteifen Gurke soll ein gewisser "George Raminto" sein, das ist aber kein geringerer als Sergio Martino! Mazel Tov!

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                      • 7

                        Monsterflop über die Recherche zweier New-York-Times-Reporterinnen, die zum Sturz Harvey Weinsteins führte. Um den Film habe ich einen Bogen gemacht, weil ich Maria Schrade dieses Projekt beim besten Willen nicht zugetraut habe. Ein Fehler. SHE SAID ist für mich der erste Reporterfilm, der zumindest einen Hauch des Geistes vom Klassenprimus ALL THE PRESIDENT'S MEN atmet. Keine miese Schnulze wie SPOTLIGHT, sondern ein größtenteils nüchtern erzähltes Drama über einen journalistischen Kampf gegen ein korruptes und korrumpiertes System. Schauspielerisch ist das, besonders von Carey Mulligan, schon sehr weit vorne. Leider macht die aufdringliche Musik das Ansinnen mitunter unglaubwürdig und der Einfall, Kronzeugin Ashley Judd sich selbst spielen zu lassen, haut einen hart aus dem Film raus. Aber dennoch: Sehenswert und spannend und darüber hinaus auch ein Film über alltäglichen Sexismus.

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                        • 8

                          Der Abschiedsfilm eines meiner absoluten Idole, da hatte ich mir insgeheim mehr gewünscht als verfilmtes Theater. Aber herrje, ist dieser Film großartig. Kein einziges Gramm Fett, keine Musik, keine Backstory und keine Rückblenden, einfach nur Herman Wouks Bühnenfortsetzung seines Bestsellers. Die Inszenierung Friedkins ist messerscharf präzise und hochkonzentriert, die schauspielerischen Leistungen herausragend, weil der Regisseur seinen Stars klug jede Angeberpose verbietet. Alle Darsteller sind auf den Punkt, aber besonders beeindruckt war ich von Seriendarstellerin Monica Raymund, die den Gerichtssaal dominiert - und tatsächlich von Kiefer Sutherland, den ich noch nie so gut gesehen habe. Als Queeg lässt er sogar ein kleines bißchen Bogart einfließen!
                          Für mich der bisher beste Film des Jahres, ich blieb von Anfang des Ende gebannt im (Flugzeug-) Sitz. Grandios. Bye bye Billy. Du wirst fehlen.

                          • 5 .5

                            Gyllenhaal ist mittlerweile komplett austrainiert, der sieht aus wie Marmor. Die harte Sau nehm ich ihm trotzdem nicht ab, keine Muskeln der Welt kommen gegen diese Fistelstimme an. Aber er spielt den Dalton gut, entspannt und mit Humor, nicht so verbissen wie Swayze. Der Film ist auch anständig gedreht, auch wenn ich den aktuellen Weitwinkel-Fetisch bei Kameraleuten nicht kapiere. Leider eliminiert Liman alles, was das Original so unterhaltsam gemacht hat - die Bouncer-Philosophie, "Take it Outside", Sam Elliotts Rolle - und dehnt den dünnen Rest auf über zwei Stunden. Das wird dann natürlich langweilig. Der Todesstoß sind die absolut VIEHISCHEN Digitaleffekte, dagegen sieht EXPENDABLES 4 ja analog aus! Ich verstehe nicht, wieso man sich unbedingt eine komplett überkandidelte Bootsverfolgungsjagd antut, wenn man die Kohle dafür nicht hat? Richtig übel wird's in den Kampfszenen, das ist dann nur noch Playstation.
                            Saving Grace (fast) ist Conor McGregor, der hier richtig schön frei drehen darf und dabei sogar gefährlich wirkt.

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                            • 5 .5

                              Perlman ist der wohl lustloseste Brotbäcker aller Zeiten. Um ihn herum wird kräftig chargiert von länger nicht mehr gesehenen Charaktergesichtern (Keitel, Koteas) und die kleine Emma Ho geht mit dem Film nach Hause. Alles nichts Neues, aber durchaus ansehbar, Score ist sehr geil und es werden einige Watschen verteilt. Perlman wird bei Kampfszenen fast durchgehend gedoubelt, was beim Kill im Bäckerwagen aussieht wie im späten Seagal-Euvre. Keine Action-Highlights, nur immer mal wieder was aufs Freßbrett. In Erinnerung bleiben ein Defilibrator und ein beklopptes Ende.

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                              • 5 .5

                                Hat mir nicht so gut gefallen. Ich bin einfach eher Team Dante als Ringo. Natürlich ist es toll, Hongkongs Originalschauplätze in glasklarem HD zu sehen, aber hier wird wieder mehr geredet als gehandelt und die Polizei ist wie leider oft im HK-Kino dumm wie hundert Meter Sandstrand. Lau-ching Wan fand ich als Hauptfigur auch eher stulle. Hab mich gelangweilt. Schade!

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                                • 5
                                  Julio Sacchi: Das Manifest 12.03.2024, 09:56 Geändert 12.03.2024, 09:57

                                  Groteske Computerveranstaltung mit schlechteren Rückprojektionen als in den 30er Jahren. Die Dialoge zwischen Statham und Stallone sind genauso fremdschämig und dumm wie immer. Statt Actionstars gibt's jetzt 50 Cent und Megan Fox - da wird dann auch deutlich, dass sich diese Reihe nie für Charaktere, sondern nur für Namen interessiert hat.
                                  Der Film ist besonders zu Anfang komplett absurd erzählt. Es wird hin- und hergeschnitten zwischen Iko Uwais' Missetaten und den Kalamitäten der Rentner-Gang um Sly. Allerdings scheint hier der Interstellar-Effekt eingesetzt zu haben: Während in der Stallone-Storyline Tage vergehen, sind beim nächsten Umschnitt zu Uwais gerade mal drei Minuten um!
                                  Ansonsten finde ich aber, dass der Film durchaus was zu bieten hat. Die zwei Verfolgungsjagden sind amtlich und es wird immer wieder mal ansprechend um sich gehauen. Das Hauptproblem ist vielmehr, dass die zweite Hälfte des Films auf einem abgedunkelten Studiotanker spielt. Da ist dann die wenige Luft raus, die noch drin war.

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                                  • 6

                                    Anfangs extrem gut, sehr wertig gedreht und hier und da mit richtig tollen inszenatorischen Einfällen versehen (der Backstroke!), außerdem in den Hauptrollen ausgezeichnet gespielt und trotz kuriosen Gefiedels vom doch eigentlich geschmackssicheren Carter Burwell durchgängig atmosphärisch. Und dann kommt mit der letzten halben Stunde die absolute Arschbombe, der Film ist vorbei und geht immer weiter und weiter und labert sich ins Nirvana. Das ist wirklich einer der krassesten Abstürze, die ich je gesehen habe, mit diesem küchenpsychologischen Emo-Gequatsche ist komplett alles aus. Schade!

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                                    • 6 .5

                                      Zunächst einmal: Ich merke immer häufiger, wie gut es mir gefällt, wenn ein Film keine Filmmusik hat. Wenn mir keine Klaviatur des Schreckens und kein Tschingderassatröt vorschreibt, was ich zu empfinden habe.

                                      Auf Justine Triets Goldene-Palme-Gewinnerfilm habe ich mich sehr gefreut, weil ich das gegenwärtige Rummelplatzkino so langsam satt habe. Ich muss aber sagen, dass er mich ein bißchen unterwältigt hat. Ja, das ist eine verblüffend präzise Darstellung einer zwischenmenschlichen Beziehung im 21. Jahrhundert, also viel mehr als "nur" ein Gerichtsfilm, und ja, Sandra Hüller ist wirklich sagenhaft gut, so nuanciert, so reserviert in ihren Emotionen und genau darum so groß.

                                      Aber der Film sieht einfach nach nichts aus und das mag ich halt nicht. Wahrscheinlich ist das, freundlich formuliert, Naturalistische genau das, was die Regisseurin beabsichtigt hat, aber hier gibt es quasi keine Lichtstimmung, kaum augenfällige Kadrage, nur wenige inszenatorische Einfälle, die den Film von einem unterdurchschnittlich produzierten Fernsehkrimi absetzen würden. Und das hat dazu geführt, dass ich trotz durch die Bank toller Schauspieler und ausgesprochen klugen Dialogen in verschiedenen Sprachen mich über die enorme Strecke von zweieinhalb Stunden nicht mitgerissen fühlte. Natürlich ist das ein guter Film, aber diese Anatomie eines Falls ist ganz einfach nicht mein Fall.

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                                      • 3
                                        über Barbie

                                        Hat mich sehr angestrengt. Die Kubrick-Parodie ist absoluter Cringe. Danach entfaltet sich ein endloser Mattel-Werbespot, eine pinke Ode an den Kapitalismus. Verkauft wird einem das aber als Hardcore-Feminismus. Ist das so? Was lernen junge Mädchen aus dem Film? 1. Männer sind saudumm und machtgeil. 2. Wenn Du was erreichen willst, setz Deine Titten ein. Na bravo. Das große Plus dieses überkandidelten Dauerdogmas ist Ryan Gosling, der in der erstklassigen "I'm just Ken"-Performance komplett eskaliert. Robbie ist exakt wie immer, die Oscarnominierung von America Ferraras Leistung ist ein absoluter Witz und Will Ferrell spielt seinen eigenen schlechten Film. Die "Message" kommt mit dem Holzhammer von der Leinwand und ist so glaubwürdig wie Lindemanns Unschuld. Gerwig und Baumbach sind und bleiben die Inker & Hamilton des amerikanischen Films. Im Abspann wird dann nochmal kräftig die Werbetrommel gerührt. Im Grunde ein ziemlich ekliger Film.

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                                        • 2

                                          Das Original kenne ich nicht, aber der hier ist noch beschissener als die deutsche Version mit Wotan Wilke Möhring. Neeson, der seit seiner Augenstraffung bei Dr. Mang aussieht wie der tote Peter Cushing, sitzt mit seinen Blagen in einem Auto, während auf dem Greenscreen Berlins nichtssagendste Ecken vorbeiziehen. Der Film ist so doof wie langweilig. Die menschenleeren Straßen von Potsdam und der eh mausetote Potsdamer Platz unterstützen das vortrefflich. Am Ende macht das Auto bumm, aber vorher heisst es durchhalten bzw. durchspulen. Vollschrott.

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                                          • 6 .5

                                            Überraschend vergnügliche Posse. Christoph Maria Herbst in großer Form als Eventplaner, der im Rahmen einer von ihm auszurichtenden Hochzeit mit den großen Fragen des Lebens konfrontiert wird. Der hier sehr sympathische Herbst darf dabei auf die Unterstützung eines größtenteils sehr guten Ensembles zählen, allen voran Jörg Schüttauf als in die Jahre gekommener Fotograf. Auch das Figurenarsenal ist stimmig. Nur fehlt dem Film letztendlich eine große Portion De Funès, mehr Katastrophe und mehr Hektik, es plätschert alles ganz angenehm vor sich hin, ohne je wirklich stressig zu werden. Sehr solides Fliegerfutter.

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                                              Oh je, der BEST MAN kann echt gar nichts.
                                              Für diese Art Story mal wieder komplett unterbudgetiert, im Hochzeitshotel ist weniger los als im Overlook. Die digitalen Blutplatscher und Mündungsfeuer sind aber auch zum Weglaufen. Der Film kommt ewig nicht in die Gänge und dann ist auch nichts los. Lundgren macht seine Sache gut, Wilson muss wirklich zum Barber und Whelan ist sexy. Das ist das einzig Gute, was ich über diesen Billo-Quatsch sagen kann.

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                                                Schrader beackert sein Lieblingsfeld: Katholizistische Erlösungsfantasien. Aber das ist nicht schlimm, niemand erntet dabei so reichhaltig wie er. Ein weiteres stilles kleines Juwel, berückend schön gedreht - ich liebe einfach diese streng symmetrische Kadrage - und sehr klug geschrieben. Edgerton ist ein großes Schauspielfest der kleinen Gesten und meiner geliebten Sigourney hätte ein derart kaltes Monster gar nicht zugetraut. Schrader hat für jeden Moment das richtige Gefühl und lässt sich nie komplett in die Karten schauen. Das Ende ist von berückender Schönheit.
                                                Ein Filmerlebnis von selten gewordener Qualität, auch dieses Mal ausgestattet mit einem so passenden wie sensiblen Soundtrack.

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                                                • 8

                                                  Schrader beackert sein Lieblingsfeld: Katholizistische Erlösungsfantasien. Aber das ist nicht schlimm, niemand erntet dabei so reichhaltig wie er. Ein weiteres stilles kleines Juwel, berückend schön gedreht - ich liebe einfach diese streng symmetrische Kadrage - und sehr klug geschrieben. Edgerton ist ein großes Schauspielfest der kleinen Gesten und meiner geliebten Sigourney hätte ein derart kaltes Monster gar nicht zugetraut. Schrader hat für jeden Moment das richtige Gefühl und lässt sich nie komplett in die Karten schauen. Das Ende ist von berückender Schönheit.
                                                  Ein Filmerlebnis von selten gewordener Qualität, auch dieses Mal ausgestattet mit einem so passenden wie sensiblen Soundtrack.

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                                                    Für mich der beste, eigentlich der einzige wirklich gute Film des Jahres 2021.

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