Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Sehr starker Film, der sich vielleicht mit seiner gelinde gesagt kontroversen Vergewaltigungsszene um Publikum und Preise gebracht hat. Die visuelle Gestaltung ist nachgerade atemberaubend. Dass ein Filmemacher seine technischen Mittel der jeweils dargestellten Epoche anpasst, habe ich noch nie oder zumindest nie so gut gesehen. Der dokumentarische 16mm-Look der 70er und frühen 80er wird durch hässliche Digitalvideobilder abgelöst und so geht es auch schlüssig weiter. Grandios. Schauspielerisch ist das ein Fest, weder Stan noch Strong tappen jemals in die Falle, ins parodistische abzugleiten, ja ihre Darstellungen sind noch nicht mal schlichte Verkörperungen; so nah Stan auch in Gestus und Sprache an Trump ist, so präzise ist seine Charakterisierung. Das ist viel stärker als alles, was bislang zu dieser Figur zu sehen war.
Der Film folgt der auch schon dokumentarisch belegten These, dass Trump erst durch Cohn zu dem Monster wurde, das wir heute kennen. Dabei spricht er Trump aber keineswegs von Eigenverantwortung frei. Neben dieser psychologischen Studie wirft der Film ein helles Licht auf den Turbokapitalismus der Reagan-Ära und überhaupt die Entwicklung der Economics in den USA seit Nixon. Und mit einem Budget von 16 Millionen Dollar lässt dieser unabhängig produzierte Film mal wieder alle 200-Mio-Blockbuster alt aussehen; hier stimmen Austattung, Frisuren und sogar der Vibe auf den Straßen. Ohne Greenscreen, ohne CGI.
Sehr stark, wie gesagt. Und "Yes Sir I Can Boogie" kann man wohl nie wieder hören, ohne an diesem Film zu denken.
King Ballerstaller und seine Trottelgang auf der Jagd nach Cyberkriminellen. Die Story gab's bestimmt auch schon mal bei SOKO Leipzig und der lustige Ersatzfunk zieht einem die Klöten auf links. Aber das Tempo ist hoch, mitunter kann man sogar schmunzeln und Don Lee ist und bleibt der Watschenmeister. Das Finale im Flugzeug ist das geilste seit DER GREIFER.
Ein gewaltiges Werk. Ein Film, der sich lange nicht in die Karten schauen lässt und damit um so mehr zu fesseln weiß. Ein Film, der beweist, dass das, was man nicht sieht, um so mehr erschreckt, und das, was man nicht versteht, um so mehr verstört. Außerdem ein Film über selbstzerstörerische Obsessionen, der einem mit Bild und Ton teilweise hart zusetzt und dessen Hauptfiguren man selbst erfassen und sich erobern muss. Juliette Gariépy empfielt sich in der Hauptrolle für ganz Großes; selten habe ich eine derart abweisende, manipulative Hauptfigur gesehen, der man sich so wenig entziehen kann. Kein Film hingegen für Fans von Popcorn-Kino oder Sachen zum nebenbei Weggucken; das ist Kino, das fordert. Und wenn man sich drauf einlässt, wird man reich belohnt. Und genau so ein Kino liebe ich.
Der beste, weil effektivste Horrorfilm 2024. Nicht nur, weil der Film im Gegensatz zur matten blaugrauen und braungrauen Konkurrenz richtig nach was aussieht, sondern weil Parker Finn hier wirklich alle Register zieht; er dreht die Schraube des Irrsinns so lange fest, bis die Realität wie eine Wahnvorstellung wirkt - und umgekehrt. Dabei gelingen ihm originelle, sogar memorable Gruselsequenzen wie etwa die mit den angreifenden "Fans"; sein überzogener Gore weiß zu schocken, bis er am Ende fast übers Ziel hinausschießt. Finn wiederholt nicht einfach nur - wie jede andere Horror-Franchise - die Ereignisse des Vorgängers mit anderen Personen, sondern erreicht mit der Verortung im Popstar-Milieu eine schon fast geniale Transposition. Hier, wo sowieso immer gelächelt werden muß, wiegt das irre Grinsen noch schwerer. Aber der Film wäre längst nicht so toll ohne Naomi Scott, die hier eine wirklich sensationelle Tour de Force hinlegt. Da kann der Film noch so grausam zu seiner Hauptfigur sein und noch so oft betonen, dass diese toxisch und manisch ist - man will einfach nicht, dass Scott das alles passiert.
Ein großes, großes Highlight.
Starkes Debüt von Indie-Regisseurin India Donaldson. Die 17jährige Sam (toll: Lily Colias) begibt sich mit ihrem Vater (James LeGros) und dessen Kumpel (Dennis McCarthy) auf einen Hiking Trip. Der Sohn des Kumpels ist aufgrund von innerfamiliären Differenzen zuhause geblieben, so dass das Kräfteverhältnis vom Fleck weg in Schieflage gerät. Die Männer verhandeln offen die Verletzungen, die sie von ihren gescheiterten Ehen davongetragen haben, während die empathische Sam zu vermitteln versucht. Schließlich vergreift sich einer der Herren im Ton.
Ein stilles, naturverbundenes Drama, eine Analyse von familiären Konflikten, von unterdrückten Emotionen und von Vertrauensbrüchen und Vergebung. Ein sehr gelungener Film für die Jahresbestenliste.
Der hätte mir mit Mitte 20 vielleicht gefallen, heute finde ich diese Art von "humoriger" Gewaltverherrlichung einfach nur unappetitlich. Mit seiner nonlinearen Kapiteldramaturgie, die ständig Volten schlägt, macht der Film schwer einen auf Klugscheißer, sorgt aber vor allem dafür, dass man nie so richtig rein kommt, alles fühlt sich akademisch an. Die Schauspieler schlagen sich wacker - wie sind bitte Barbara Hershey und Ed Begley Jr. in so unwürdigen Rollen gelandet? - und die Kamera ("SHOT ENTIRELY IN 35 MM") von Debüt-DOP Giovanni Ribisi ist amtlich. Gefallen hat mir das alles halt überhaupt nicht.
Ganz nettes Vatikandrama mit guten bis sehr guten schauspielerischen Darbietungen (insbesondere von Fiennes und Tucci), das allerdings sehr gediegen inszeniert ist und mit nur wenigen visuellen Einfällen das limitierte Setting aufbricht. Überhaupt, dieser matte Look, das Ding hätte Kontrast und Lichtkonzept gebraucht. Der Film macht ziemlich auf Thrill, mündet aber in eine doch eher alberne Auflösung, und die Buchvorlage wird durch das Hinzufügen der komplett überflüssigen Quotenfrau Rosselini zusätzlich verwässert.
Ein bißchen enttäuschend auch Hauschkas Score; das kann Volker besser.
Ganz klar einer der besten Filme des Jahres; fast schon französisch, aber eben ein Jules et Jim für die heutige Zeit und Generation, für die alles Competition ist, Freundschaft, Beziehung, Qualifikation und Schwanzlänge. Guadagnino inszeniert das mit Verve und Freude, echte, authentische Charaktere in künstlichem Umfeld, KINO eben. Eine so gut geschriebene, gespielte und inszenierte Szene wie den vom abgebrochenen Sex im College aus eskalierenden Streit hat man dieses Jahr selten gesehen. Und Zendaya ist eine Göttin, die spielt das alles zum Niederknien toll. Richtig Laune macht dann noch der bisher beste Score von Reznor und Ross, fraglos die beste Filmmusik des Jahres, die selbst einen Dialog in der Sauna mit Clubbeats in die Arena treibt.
Das Ende ist dann so weird wie befriedigend. Toll!
Wahrscheinlich Ti Wests bester Film seit HOUSE OF THE DEVIL, aber das heisst nicht viel und ein guter Film ist das deswegen noch lange nicht. Lazy Ti verfolgt fahrig verschiedene Handlungsstränge und kommt nie zum Punkt, krasse Spladda-Einlagen sollen davon ablenken und edgy sein, sind aber nur doof. Mia Goths Schmierentheater strengt hart an, weil sie sich nie entscheiden kann, wie sie ihre Rolle nun anlegt, das kann aber auch Lazy Tis mangelnder Führung zuzuschreiben sein. Die 85er Songs sind bis auf ein unmotiviert reingedengeltes "Shellshock" nur Standard und die popkulturellen Referenzen eher nervig (hat wirklich jemand was davon, dass Goth sich an einer Stelle schminkt wie Dale Bozzio auf dem Debütalbum der Missing Persons?!).
Dank einer verblüffend prominenten Besetzung mit Bacon, Cannavale, Monaghan, Debicki, Esposito, Collins und Halsey und vielerlei visueller Grandezza hat MAXXXINE mir unterm Strich dennoch einigermaßen Spaß gemacht.
Hat mich an Scotts letztes Sequel HANNIBAL erinnert; greller, blutiger, galliger als das Original, das hier ist schon fast das Rom von Tinto Brass. Dazu passt auch die abstoßende Sex-Pistols-Version von Romulus und Remus, spätestens bei der Ernennung des Affen zum Senator guckt Caligula ums Eck. Ridley Scott ist einer der letzten, die noch KIntopp können, und dieser Film ist auch das einzige echte Kintopp dieses Kinojahres. Man wird ständig mit Schauwerten bedient und die bunten Perversionen lassen nie locker. Schauspielerisch werden allerdings eher kleine Brötchen gebacken, die Fußstapfen von Russell Crowe sind für Paul Mescal viel zu groß und Pedro Pascal ist komplett fehlbesetzt. Gottseidank gibt es Denzel Washington, der sich in einer Performance von Shakespeares Gnaden zu ganz großer Form aufspielt. Ein toller Film, einer der besten des Jahres.
Absolut nichts Neues, logisch, aber es hilft, dass Renny Harlin schon ein paar Filme gemacht hat. Das sieht alles gut aus und klingt auch gut. Der Hauptdarsteller ist leider zum Weglaufen. Aber die Strangers bleiben creepy und hier gibt's auch schöne Backwoods-Klischees, besonders lustig fand ich die Reaktionen des Townsfolk auf das Wort "Vegetarisch". Leider ist der Schluß eine bodenlose Unverschämtheit :D
Ein recht fader Fernsehfilm mit einem David Janssen, der zwanzig Jahre älter aussieht als er ist. Regie hat immerhin Daniel Petrie geführt und in weiteren Rollen geben sich Barbara Rush, Bradford Dillman und Geoffrey Lewis die Ehre. Das Ganze hat besonders zu Anfang durchaus diese gern gesehene Südstaatenatmosphäre, in der alles ein bisschen vergessen aussieht. Auch über die fernsehtauglichen Attacken des ausgesprochen ungruseligen Werwolfs kann man hinwegsehen. Aber was den Film so fad macht, ist seine Story - hier gibt es wirklich so gar nichts Geheimnisvolles. Der Werwolf ist der, für den man ihn von Anfang an hält und andere Verquickungen gibt es nicht. Das ist dann schon sehr enttäuschend. Nach der handelsüblichen Sendelänge von 75 Minuten ist Schluß.
Der hat mir recht gut gefallen. Wertig gedreht, viele gute inszenatorische Einfälle, ein gutes Tempo und recht spitzfindige Dialoge. Dazu ein umfangreiches, ausgesprochen buntes Figurenpersonal; ausgerechnet Neesons Rolle ist die uninteressanteste. Was dem Film auch gut tut, ist sein schwarzer Humor, der immer präsent ist, aber sich nie aufdrängt. Und was für ein widerlicher Bösewicht!
Der gallige deutsche Titel trifft es eigentlich ganz gut, hier sind komplett gestörte Bockwürste unterwegs. Chuck Connors gibt den titelgebenden irren Bomber und überlässt seine Interpretation eines Psychopathen größtenteils seiner Brille. Connors sprengt alles und jeden in die Luft und der vom Fall besessene Detective Geronimo (unsympathisch: Vince Edwards) kommt ihm einfach nicht auf die Spur. Komplett neben der Spur ist das, was jetzt passiert: Als Connors eine seiner Bomben in einem Krankenhaus explodieren lässt, vergewaltigt der perverse Serientäter Fromley (Neville Brand) nebenan gerade eine Patientin. Also ist er der einzige, der den Mad Bomber identifizieren kann! Geronimos Strategie: Wir brauchen mehr Rapes in der Stadt, dann kriegen wir auch den Zeugen und somit den Bomber!
Hier wird wirklich im ganz tiefen Sumpf gegraben. Natürlich ist die Schmiersause dementsprechend recht unterhaltsam, wenn man mit dem unappetitlichen Zynismus klar kommt. Am Ende holt sich die Hölle beide Böswatze: Den einen zerlegt's ausgesprochen grafisch auf der Straße, der andere explodiert beim Wichsen. Shit happens!
Kann schon verstehen, dass den keiner mag, der sieht wirklich aus wie ein besserer Fanfilm auf YouTube. Andererseits bringt Brian Taylor seine Pseudo-Avantgarde in dieser Soloregie sehr viel sicherer und weniger ADHS-gestört rüber als mit Dauerpartner Neveldine. Das ist, besonders zu Anfang, einer der seltsamsten Filme der letzten Jahre. Mich hat das an das entgrenzte Horrorkino der späten Achtziger erinnert; wenig Geld, viele Ideen, ein abseitiger Humor und mitunter eklige Details. Am Anfang verhebt sich die Produktion an Schnellzug-CGI, aber später wird hauptsächlich händisch getrickst und Taylor gelingen gleich eine ganze Hand voll Money Shots.
Das ist für mich der erste Hellboy-Film, der sich auch nach Hellboy anfühlt, und Jack Kesy gefällt mir in der Rolle auch am Besten. Ja. Ich mag den Film.
Himmelschreiender Blödsinn mit Taron Egerton als Michael J. Fox. Dialoge und FIgurenpersonal legen die Vermutung nahe, dass das Drehbuch seit 1994 in einer ranzigen Schublade lag. Bei diesem ausgemachten Schwachfug dürfte sich die bekloppte Logikfehler-Crowd permament einnässen. Saving Grace ist beinahe Bateman in einer vergleichsweise untypischen Performance, aber ich dachte, wir hätten uns von dieser Art dauermonologisierenden Philiophenbösewichte endlich mal verabschiedet. Hab den Müll nicht bis zum Ende ausgehalten.
Muß aber eins sagen: Ich war sicher um die 50 Mal am LAX und so schön sah der nie aus.
SALVADOR zum ersten Mal seit den 80ern wiedergesehen.
Stones Kokskino der 90er und 00er Jahre halte ich heute nicht mehr aus, aber das meiste aus den 80ern finde ich super. SALVADOR ist supergritty und direkt, da fühlt sich alles dreckig und zu heiß an. Vor allem ist der Film die bis dato und seither einzige (pop)kulturelle Offenlegung der amerikanischen Machenschaften im vom Bürgerkrieg zerrütteten El Salavador. Was die CIA hier an Gräueltaten (mit) zu verantworten hat, bleibt bis heute ungesühnt. Der Film hängt schlußendlich ein bißchen zu sehr an der Figur Richard Boyle, der im echten Leben offenbar ein noch größeres Arschloch war als die hier präsentierte Version, und lässt emotionale Konflikte am Ende die politische Dimension verwässern. Georges Delerues Filmmusik ist da keine große Hilfe.
Aber meine Herren, James Woods ist Dynamit in der (oscar-nominierten) Rolle. Wohl niemand spielt diese Art wieselhafter, exzessiver Edgelords so wie er. In Verbindung mit dem schwitzigen Belushi rüpelt hier eines der sagenhaftesten Sleazeball-Duos der Filmgeschichte durch El Salvador. Allein schon deshalb ist dieser wüste, sendungsbewusste und idealistische Film, der ordentlich gegen jede Art von Establishment austeilt, sehenswert.
Auf der schönen deutschen Blu findet sich eine fantastische Dokumentation, die deutlich darlegt, wie krass die Dreharbeiten waren und wie sehr sich Stone und Woods die Köppe eingehauen haben. MEGA!
Der Hund ist absolut widerlich, selten sowas ekelhaftes gesehen. Aber ist der nicht sogar CGI? Ich hoffe es.
Der Film ist ein unglaubliches Getöse. Es wird pausenlos gelabert und geschrien und gequatscht. Man fühlt sich am Ende komplett durch die Mangel gedreht und möchte nichts anderes als einen guten Film sehen. Außerdem finde ich es bemerkenswert, dass hier ein viehisches Blutbad und brutale Gewalt als Familienunterhaltung dienen sollen. Für Splatstick bin ich einfach zu alt.
Deadpool ist für mich ein Kandidat für die Shitlist mit den unerträglichsten Figuren der Filmgeschichte und Reynolds' weinerliches Emo-Spiel bringt mich zur Raserei. Aber in der Verbindung mit Grumpy Logan, den Jackman hier nochmal mit Verve gibt, funktioniert das erstmals ein bißchen. Im Zusammenspiel kommt es gar zum einen oder anderen lustigen Moment. Zugegebenermaßen haben mir auch einige wilde Gastauftritte (Snipes als Blade, Tatum als Gambit) Spaß gemacht. Aber im Großen und Ganzen ist das überhaupt kein Film, sondern nur eine wüste und planlose Aneinanderreihung von Meta-Jokes und Comicfiguren-Cameos, gesäumt von der sinnlosesten Auswahl radiogenudelter Gassenhauer ever (Like a Prayer, WARUM?!). Ein Finale gibt's dann einfach mal gar nicht. Uff.
Auch hier hat meinem Seherlebnis wieder sehr geholfen, keine Trailer geschaut zu haben; ich wusste nicht mal, was für eine toll wilde Besetzung der Film hat.
Überspitzt gesagt ist das der GET OUT der #metoo-Bewegung, die vermeintlich paradiesische Insel eine Art Epstein-Alptraum. Leider ist der Film nicht so smart wie das Vorbild; BLINK TWICE wird in der zweiten Hälfte sogar offen klamaukig. Und bis es soweit ist, wird man vom andauernden Exzess allmählich so eingelullt und ermüdet wie die Protagonistinnen. Trotzdem hat der Film mir ganz gut gefallen. Der irre Cast macht Spaß und das ist alles von allen Beteiligten ganz ausgezeichnet gespielt. Vor allem aber erweist sich Regiedebütantin Kravitz als ganz erstaunliche Visualistin: Optisch ist das ein ganz großes, sehr ideenreiches Fest, hier und da vielleicht sogar ein bisschen zu selbstverliebt inszeniert, aber dabei immerhin kreativ und eigensinnig.
Es hilft dem Sehgenuß enorm, den Trailer nicht gesehen zu haben, weil man sich dann eine Weile fragt, wo das Ganze hingeht und dann doch recht überrascht ist, wo es hingeht.
Immer wenn Shyamalan sich für besonders clever hält, kommt besonders dumme Grütze dabei heraus. Das ist auch bei TRAP so, allerdings findet der Film sich selber ganz lustig und ist darum nicht so grützig wie HAPPENING oder OLD. Josh Hartnetts engagierte Performance wirkt dabei Wunder; man bleibt dran, auch wenn's mitunter sehr lullig wird. Der Film ist nämlich viel zu lang und über weite Strecken nicht mehr als ein Showreel für Shymalans Tochter, am Ende fällt er dann sogar komplett auseinander. Aber die vielen Wendungen und der mutige Wechsel der Perspektiven macht durchaus Laune. Kein Totalausfall.
John Waynes erster von zwei aufeinanderfolgenden Versuchen, seine Absage der Rolle als Dirty Harry zu verarbeiten. Gegen den Seattle Cop McQ ist Harry allerdings ein Liberaler, hier geht es ständig gegen sogenannte "Radicals" und natürlich Women's Lib. Der Duke ist hier siebzig Jahre alt, sieht fünf Jahre älter aus und wirkt als vermeintlich dynamischer Superbulle in seinem flotten Sportwagen geradezu albern. Dass ihm die gesamte weibliche Belegschaft an die Wäsche will, rollt die Augen aus den Höhlen, und als Detective ist McQ auch ne Null - ständig macht er das Eigentum Unschuldiger kaputt oder lässt Informanten über die Klinge springen.
Der Film ist zäh und die Story uninteressant, Elmer Bernstein holt zwar die funky Grooves raus, findet aber keine Melodien, doch letztlich wird man mit einer ordentlichen und einer fantastischen Autojagd besänftigt. Beim Überschlag des Autos am Strand ließ der legendäre Hal Needham beinahe sein Leben. So gut ist der Film auf keinen Fall! In Nebenrollen treten Eddie Albert, Charakterfresse Al Lettieri und Magnums Freund TC auf.
Regisseur Roy Rowland (The Girl Hunters) schickt den edlen Robert Taylor als korrupten Bullen ins Rennen und lässt den Fuß dabei nie vom Gaspedal. Taylors jüngerer Bruder (Steve Forrest) ist Streifenpolizist und hat keinen Bock auf die Machenschaften seiner Blutsverwandtschaft, was wiederum Taylors Mob-Freunden missfällt. Als es Taylor nicht gelingt, seinen Bruder an einer entscheidenden Aussage zu hindern, ist die Kacke richtig am Dampfen.
Rowlands Film ist unsentimental und hart und kommt komplett ohne (Film-)Musik aus. Robert Taylor ist als gelackter Dirty Cop eine absolute Schau und Gangsterboss George Raft spielte sich hiermit zurück in die A-Liga. In einer nur auf dem Plakat aufgeblasenen Nebenrolle ist Janet Leigh in ihrer letzten MGM-Verpflichtung zu sehen, wird aber überschattet von Anne Francis' großartiger Darstellung der gebeutelten Gangsterbraut. Ein Krimi, in dem eine klassische Schuld-und-Erlösung-Story steckt - nicht nur der oscarnominierten Schwarzweißfotografie von John Seitz wegen sehenswert.
Hab ich mal vor zwanzig Jahren gesehen und kacke gefunden, ist immer noch kacke; auch wenn sich der Film dem selbstmörderischen Vergleicht mit Hitchcocks Meisterwerk des Surrealismus nicht ausgesetzt hätte, wäre er ne totale Gurke. Viel Zeit wird auf ein vermeintliches Dreiecksverhältnis verplempert, die Piepmätze kommen mal hier und da, und die Freude über Tippi Hedrens Auftritte verfliegt schnell, wenn man feststellt, dass sie eine ganz andere Figur spielt als damals. Hä? Das Finale ist dann mit explodierenden Tankfässern und rausgepiekten Augen nicht schlecht.
Ähnlich wie Kramers ON THE BEACH ein schwerfälliges Melodram auf hoher See voller Predigten und Pimmeleien. Die Frauenrollen lassen tief blicken, Sex wird von Männern nur mit Gewalt eingefordert und mit Ohrfeigen hat man sich abzufinden. Im Grunde ist das alles auch nicht anspruchsvoller als GRAND HOTEL oder HOTEL INTERNATIONAL, dafür aber zielloser und langweiliger. Ganz toll allerdings die zarte Liebesgeschichte von Simone Signoret und Oskar Werner, die beide in einer eigenen Liga spielen. Bis auf Vivien Leigh in ihrer letzten Rolle wird auf Traumschiff-Niveau chargiert und Heinz Rühmann nervt in seinem einzigen englischsprachigen Auftritt genauso wie zuhause. Nee, der hat mir nicht gefallen.
Hab mich seit diesem Sommer gefragt, wieso der Film in den USA derart viel Kasse gemacht hat und außerhalb Amerikas eher auf mildes Desinteresse stieß. Jetzt weiß ich es: Das ist ein waschechter Redneck-Film! TWISTERS ist gemacht fürs Heartland und genau dort ist er auch gelaufen wie die Sau. Die Klischees fühlen sich an wie im Stuß von früher, auf dem Highway ist mal wieder die Hölle los und Kris Kristofferson führt den Konvoi an. Hier trägt der Held Stetson und hat Cowboy-Swagger, die Frau wird "City Girl" genannt und wird erst mit der Rückkehr zu ihren Farmland-Wurzeln fuckable. Am Ende tragen die zwei sogar dieselben Klamotten! Der britische Reporter ist ein Waschlappen und die mit den Dreadlocks hat keine Zähne. Das Figurenpersonal ist also fast genauso dumm und dickpinselig gezeichnet wie im Originalfilm, die Sturmjäger-Gang rund um Powell ist auch ähnlich hassenswert. Aber der Film ist deutlich stürmischer als die Flatulenz von einst, und auch wenn es mal wieder um absolut nichts geht, habe ich mich ganz ordentlich unterhalten. Trotz entsetzlicher Country-Songs und dem Hohelied auf Ranch und Rodeo ist das zumindest ein weit besserer Quatsch als der Eimer Pisse aus den 90ern.