Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 7

    Regisseur Roy Rowland (The Girl Hunters) schickt den edlen Robert Taylor als korrupten Bullen ins Rennen und lässt den Fuß dabei nie vom Gaspedal. Taylors jüngerer Bruder (Steve Forrest) ist Streifenpolizist und hat keinen Bock auf die Machenschaften seiner Blutsverwandtschaft, was wiederum Taylors Mob-Freunden missfällt. Als es Taylor nicht gelingt, seinen Bruder an einer entscheidenden Aussage zu hindern, ist die Kacke richtig am Dampfen.
    Rowlands Film ist unsentimental und hart und kommt komplett ohne (Film-)Musik aus. Robert Taylor ist als gelackter Dirty Cop eine absolute Schau und Gangsterboss George Raft spielte sich hiermit zurück in die A-Liga. In einer nur auf dem Plakat aufgeblasenen Nebenrolle ist Janet Leigh in ihrer letzten MGM-Verpflichtung zu sehen, wird aber überschattet von Anne Francis' großartiger Darstellung der gebeutelten Gangsterbraut. Ein Krimi, in dem eine klassische Schuld-und-Erlösung-Story steckt - nicht nur der oscarnominierten Schwarzweißfotografie von John Seitz wegen sehenswert.

    1
    • 3

      Hab ich mal vor zwanzig Jahren gesehen und kacke gefunden, ist immer noch kacke; auch wenn sich der Film dem selbstmörderischen Vergleicht mit Hitchcocks Meisterwerk des Surrealismus nicht ausgesetzt hätte, wäre er ne totale Gurke. Viel Zeit wird auf ein vermeintliches Dreiecksverhältnis verplempert, die Piepmätze kommen mal hier und da, und die Freude über Tippi Hedrens Auftritte verfliegt schnell, wenn man feststellt, dass sie eine ganz andere Figur spielt als damals. Hä? Das Finale ist dann mit explodierenden Tankfässern und rausgepiekten Augen nicht schlecht.

      2
      • 5
        Julio Sacchi: Das Manifest 25.10.2024, 15:53 Geändert 25.10.2024, 15:54

        Ähnlich wie Kramers ON THE BEACH ein schwerfälliges Melodram auf hoher See voller Predigten und Pimmeleien. Die Frauenrollen lassen tief blicken, Sex wird von Männern nur mit Gewalt eingefordert und mit Ohrfeigen hat man sich abzufinden. Im Grunde ist das alles auch nicht anspruchsvoller als GRAND HOTEL oder HOTEL INTERNATIONAL, dafür aber zielloser und langweiliger. Ganz toll allerdings die zarte Liebesgeschichte von Simone Signoret und Oskar Werner, die beide in einer eigenen Liga spielen. Bis auf Vivien Leigh in ihrer letzten Rolle wird auf Traumschiff-Niveau chargiert und Heinz Rühmann nervt in seinem einzigen englischsprachigen Auftritt genauso wie zuhause. Nee, der hat mir nicht gefallen.

        • 6

          Hab mich seit diesem Sommer gefragt, wieso der Film in den USA derart viel Kasse gemacht hat und außerhalb Amerikas eher auf mildes Desinteresse stieß. Jetzt weiß ich es: Das ist ein waschechter Redneck-Film! TWISTERS ist gemacht fürs Heartland und genau dort ist er auch gelaufen wie die Sau. Die Klischees fühlen sich an wie im Stuß von früher, auf dem Highway ist mal wieder die Hölle los und Kris Kristofferson führt den Konvoi an. Hier trägt der Held Stetson und hat Cowboy-Swagger, die Frau wird "City Girl" genannt und wird erst mit der Rückkehr zu ihren Farmland-Wurzeln fuckable. Am Ende tragen die zwei sogar dieselben Klamotten! Der britische Reporter ist ein Waschlappen und die mit den Dreadlocks hat keine Zähne. Das Figurenpersonal ist also fast genauso dumm und dickpinselig gezeichnet wie im Originalfilm, die Sturmjäger-Gang rund um Powell ist auch ähnlich hassenswert. Aber der Film ist deutlich stürmischer als die Flatulenz von einst, und auch wenn es mal wieder um absolut nichts geht, habe ich mich ganz ordentlich unterhalten. Trotz entsetzlicher Country-Songs und dem Hohelied auf Ranch und Rodeo ist das zumindest ein weit besserer Quatsch als der Eimer Pisse aus den 90ern.

          5
          • 5 .5

            Ein bedauernswertes Kind muss mit ansehen, wie der Vater die Mutter absticht - und zu allem Überfluss handelt es sich beim Papi auch noch um Jack the Ripper! Als von der eigenen Tante in die Prostitution gezwungenes Mädchen bleibt dem armen Ding nicht viel übrig, als ihr Trauma sich Bahn brechen zu lassen. Fortan wird gemeuchelt, sobald der Geist vom alten Jack den Rappel kriegt!
            An sich eine durchaus originelle - und ungewohnt tragische - Idee, aber funktionieren will das Ganze nicht so recht: Man weiß nicht nur, wer der Mörder ist, sondern auch, wann gemordet wird. Und so reihen sich einige - verblüffend brutale - Meuchelszenen aneinander, bis ein visuell eindrucksvolles Finale dem Spuk ein Ende setzt. Das war's dann aber auch.

            4
            • 5 .5

              Giuliano Gemma (oder, wie ihn polyglotte Westernfans kennen, Montgomery Wood LOL) flüchtet als Zottel mit Dreijahrsbart spektakulär aus dem Arbeitslager und macht sich auf Rachefeldzug gegen die Mörder seines Vaters. Obwohl ihm der Tod des Altvorderen in die Schuhe geschoben und er somit unschuldig Steine kloppen musste, läuft Gemma fürderhin mit breitem Genießergrinsen durch die Gegend. Frauen kriegen wie üblich ständig Watschen ins Gesicht und jeder andere eine Kugel in den Bauch.
              Das ist ein fraglos stilvoll inszenierter Film, weit weg von den grellen Untiefen des Genres, aber mir ganz persönlich ist diese Rachegeschichte mit 122 Minuten Laufzeit viel zu lang - und ich habe das Dreckige und Grelle des Italowesterns hier ganz einfach vermisst.

              1
              • 5 .5

                An sich abgestandene Buddy -Actionkomödie, die sich als Mischung aus COOGAN'S BLUFF und RENEGADES (ebenfalls mit Sutherland) geriert. Sutherland ist hier die halbe Miete, der wirkt gerade neben dem wie immer eitel grimassierenden Harrelson angenehm geerdet und souverän. Die Besetzung der Nebenrollen lässt allerdings die Zunge schnalzen: Dylan McDermott als Böswatz, Tomas Milian als dessen Boss, Marg Helgenberger darf Harrelson als Unterwäschemodel buchen und Ernie Hudson ist wieder der Trottel. Luis Guzman und Allison Janney schauen auch vorbei. Am Ende wird man mit einer Verfolgungsjagd zwischen Pferd und Subway über die Manhattan Bridge belohnt, das ist schon wirklich nicht von schlechten Eltern.

                • 4

                  Hatte ich als ganz gut in Erinnerung, ist aber in Wahrheit alles andere als das.
                  Schlimm überforderte Darsteller und ein wie gewohnt komplett enthemmter - und nervensägiger - Brad Dourif machen das Zuschauen vom Fleck weg schwer. Die titelgebende Maschine ist ein schwergängiger Apparatusm, wie ein Elfjähriger ihn sich am Sonntagnachmittag mit Fisher Technik zusammengebastelt hätte. Bis auf eine durchaus intensive Attacke im Fahrstuhl passiert hier nichts Nennenswertes und der Film ist mit knapp zwei Stunden absurd zu lang. Erstaunlich, dass dies Norringtons Visitenkarte für BLADE war.

                  3
                  • 7

                    Mag den immer noch. Klar, psychische Krankheiten werden hier sehr albern dargestellt und Boyle, Furst und besonders Lloyd überziehen das mitunter bis an die Schmerzgrenze. Aber Keaton ist der Wahnsinn (!) als Comedy-Version von Randall McMurphy, der Plot ist lustig und New York als Schauplatz perfekt. Dort tut man sich mit Ableismus-Vorwürfen auch schon schwerer, denn im Grunde zeigt der Film, dass die "Verrückten" in einer verrückten Welt durchaus bestehen können oder gar nicht mehr auffallen. Dennis Boutsikaris, der einst im EXTERMINATOR debütierte, gibt einen relaxten Psychiater ab und James Remar und Philip Bosco sehen vom Fleck weg aus wie dirty cops. Mir macht der Film Spaß.

                    1
                    • 5 .5

                      Routinier Joseph Sargent erzählt routiniert einige Höhepunkte in der militärischen Vita des legendären Generals runter, die Komplexität dieses umstrittenen Charakters wird allerdings kaum angefasst und von den schlechten Seiten des strammen Reaktionärs, den Harry S. Truman einen "dumb son of a bitch" nannte, erfährt man gleich gar nix. Es wechseln sich einige wenige Kriegsszenen (hauptsächlich wackliges Stock Footage) mit großen Reden ab, Gregory Peck kann da kaum mehr anbieten als Gregory Peck, und Jerry Goldsmith bespielt das unverhohlen heldenverehrende Pariotenepos mal schön, mal nur mit Tschingderassatröt. Keine Zigarre.

                      • 6

                        Mrs. Mom holt sich RoboCop ins Haus - ein Fehler, denn dieser führt sich auf wie ED-209 mit Ballerstörung. Peter Weller ist super als verkokster Alki-Loser mit locker sitzendem Prügelgürtel, Teri Garr ein überzeugendes Opfer und der kleine Corey Haim in seiner allerersten Rolle so gut wie nie wieder. In weiteren Rollen tummeln sich der damals schon schreckliche Downey Jr. im Weird-Science-Modus und Sara(h) Jessica Parker als Love Interest. Der Film weiß allerdings so gar nicht, wo er hin will, und flüchtet sich am Ende in Autostunts und Auf-die-Omme! Ausgerechnet eines ist dieses vom notorischen Borelord Michael Apted weggedrehte Familiendramolett allerdings nie: Langweilig.

                        1
                        • 4

                          Vom Fleck weg hanebüchener Unsinn, da werden Papageienkäfige durch den Wald geschleppt auf der Suche nach Pannenhilfe. Die Figuren sind junge Leute aus der Jetztzeit und reden trotzdem wie die Charaktere in nem Hammer-Film aus den 60ern. Schauspielerisch ist das bis auf Fanning eh Kategorie Provinzbühne. Story und Umsetzung sind so dumm und prätentlös wie bei Shyamalan Senior in Tiefstform und das Szenario wird zu keinem Zeitpunkt schlüssig. Trotz ausufernder Beklopptheit am Schluß durchgängig lahm.
                          Ein Pluspunkt allerdings das sehr ausgeklügelte und wirkungsvolle Sound Design.

                          4
                          • 7 .5

                            Finde den großartig. Mit Abstand das Beste seit ALIENS. Die Motivation der schön sperrigen Figuren wird anfangs sehr nachdrücklich etabliert, die wollen verständlicherweise um jeden Preis aus dem Höllenloch raus. Visuell ist das ganze ein Fest, das hat Alvarez drauf, da hagelt es Money Shots. Im Finale gibt es dann sogar nochmal richtigen Horror zu bestaunen. Durchgängig spannend, mit einer überzeugenden Hauptfigur und vielen haarsträubenden Situationen ausgestattet. Beim Fanservice bin ich zwiegespalten - die Ausstattung ist toll und die Sounds und Schriften aus dem Originalfilm machen froh, aber Ash aus dem Uncanny Valley sieht ziemlich merkwürdig aus und bei den wortwörtlichen Zitaten aus Teil 1 und 2 wird's dann augenrollig bis fremdschämig ("Get away from her, you bitch" geht GAR nicht).
                            Dennoch, ein Spitzenfilm - gerne mehr davon.

                            5
                            • 7

                              Man merkt, dass da zwei Parteien zwei verschiedene Filme wollten: Lee Daniels ein urbanes Melodram, Netflix einen handelsüblichen Exorzismushorror. Und so ist der Exorzismushorror auch sehr handelsüblich, das urbane Melodram hingegen extrem nah und packend. Glenn Close ist als krebskranke White-Trash-Mum eine absolute Wucht, aber die tolle Andra Day kann sich mehr als nur behaupten. Ein FIlm, der wahrscheinlich niemanden so recht zufriedenstellt, mir aber sehr sehr gut gefallen hat.

                              • 5 .5

                                Was mich bei jedem Besuch der Stadt New York zunehmend nervt, ist der kontinuierliche Lärmpegel. Und so fand ich die Idee, den Ursprung der Imvasion geräuschsensibler Aliens im dauerbeschallten Manhattan zu platzieren, ausgesprochen reizvoll. Der Film macht aber absolut gar nichts daraus, es geht von Laut auf Leise in Sekunden und die Apokalypse findet offscreen statt.
                                Pluspunkt ist die tolle Performance von Nyong'o als - immerhin originell - todgeweihte Misanthropin. Abgesehen davon gibt es 1-2 gute Set Pieces, deren volles Potenzial von Michael Sarnoski (PIG) aber nicht ausgeschöpft wird. Das Finish ist ganz gut, aber vorher ist einfach zu viel Sentiment und zu wenig Terror. Schade.

                                5
                                • 5 .5

                                  Ein Film wie eines der schwächeren REACHER-Bücher: Fängt stark an, gute Ausgangsposition, gute Kontrahenten, hassenswerte Bösewichte. Dann kommt eine Frau dazu und alles schmiert komplett ab; strunzfade Ermittlungsarbeit rund um eine strunzfade Polizistenverschwörung. Das Finale ist Reise nach Jerusalem mit Polizeiautos statt Stühlen, Actionchoreographie wie eine Stellprobe auf der Dorfbühne. Schade um einen sehr coolen Aaron Pierre und um Don Johnson, an dem man sich wirklich gar nicht mehr sattsehen kann. Von Jeremy Saulnier erwarte ich hingegen nun wirklich gar nichts mehr.

                                  5
                                  • 5 .5

                                    James Marshall (hat die Ausstrahlung von ner weißen Wand) kann gut kloppen. Sein alter Herr ist spielsüchtig und bei der Mafia verschuldet. Also boxt er sich widerwillig das Geld zusammen. Der fiese Boxpromoter Brian Dennehy hat aber andere Pläne mit ihm...
                                    Rowdy Herrington (ROAD HOUSE) spult hier eine seit den 50ern immer wieder gern bis ungern gesehene Boxschnurre runter. Die winterlichen Chicago-Bilder von Tak Fujimoto und die Auftritte der Charakterfressen Robert Loggia, Ossie Davis und Dennehy machen Laune, aber das Ganze ist halt so erwartbar wie öde, da helfen auch die recht brutalen Fights nicht weiter. Im großen Finish tritt Marshall allen Ernstes gegen Dennehy im Badeanzug an! Jerry Goldsmiths Score wurde in die Tonne gekloppt, nun fiedelt sich Brad Fiedel den Terminator herbei. Keine Empfehlung!

                                    1
                                    • 5 .5

                                      Originelle Idee, aber der Film lässt sich schon vorm Titel in die Karten gucken - wer später überrascht ist, hat wohl noch nie nen Horrorfilm gesehen. Die Ausstattung ist ganz hübsch, der Look aber vergeigt (sieht aus wie ne VHS) und die angebliche Original-Studioaufnahme wird an komplett unmögliche Kameramoves verraten. Da springen plötzlich die Studiopumpen über die Bildachse, und später, wenn die Crew schon die Beine in die Hand genommen hat, suchen die unbemannten Mühlen immer noch ihre Bilder. Schlampig!

                                      Der Film hat auch keinen Grip, ist völlig banane (nach dem Totalschaden des Mindreaders wäre jede Show abgebrochen worden), das Ganze ist keine Late Night, sondern ne Talkshow und die gab es in der Form eh damals nicht. MEGA PEINLICH die ständigen Erwähnungen anderer Horrorfilme (Exorcist, Amityville, Don't look now) und das Halloween 3-Zitat.
                                      Nee, der hätte was werden können, ist aber zu schwach gespielt und zu unfokussiert erzählt.

                                      2
                                      • 6 .5

                                        Der wird fast überall verrissen, aber das würde ich tatsächlich mal auf eine zunehmend klemmige Journaille zurückführen. Mir hat der recht gut gefallen, ein Film, der sich nichts scheißt, sondern die Anziehung zwischen Lehrer und Schülerin glaubwürdig, durchaus erotisch, aber dann doch zunehmend creepy erzählt. Klar, der Film ist mitunter über Gebühr artsy-fartsy und die Welt der hohen Literatur mal anziehend und mal fremdschämig. Aber allein schon das Spiel von Freeman und Ortega und die frostige Kälte dieser kleinen Geschichte um Sex und Macht sind den Blick wert.

                                        6
                                        • 4 .5

                                          Fängt tatsächlich ganz vergnüglich an dank einiger guter inszenatorischer Einfälle und eines gewissen Gefühls für Style. Als der Plot sich reinmogeln will, fällt allerdings alles komplett auseinander. Die Motivation für Seavers' Suche nach seinem Star ist völlig gaga und die Kriminalgeschichte geradezu idiotisch. Der Film hat überhaupt keinen Rhythmus, das Geplänkel der Hauptfiguren (Blunt nebenbei krass fehlbesetzt) bremst immer wieder aus und potenziell launige Actionszenen werden mit Karaoke-Auftritten verschnitten. Der Einsatz von abgehangenen Rock-Oldies stinkt und "I was born for loving you" ist der totale Overkill. Im Grunde ist das erst alles und nichts und am Ende einfach nur nichts. Postitiv zu vermelden sind ein paar echte Stunts und vor allem die tolle Vorstellung von Ryan Gosling, der Mann ist einfach ne Bank. Ich möchte ihn aber bald mal wieder in einer anderen Rolle als den Dulli sehen.
                                          Krass ist der Besuch aus Dr. Mangs Klinik im Abspann.

                                          2
                                          • 6 .5

                                            Hier kommt wirklich alles ausm Rechner. Die Schauspieler wurden vorm Greenscreen mit härtestem Studiolicht ausgeleuchtet und die Computerautos und -männchen purzeln im Slapstickmodus. Dazu kommt Millers Fetisch für gelöschte Frames und schneller laufende Bilder, so dass alles immer wieder aussieht wie Nonstop Nonsens. Taylor-Joy macht das gut, aber Hemsworth ist leider in die Jason Momoa School of Villain Acting gegangen und haut permament in den Schinken. Interessanterweise findet der Film seine Mitte erst, als ein dem originalen Max sehr ähnlicher Charakter namens Pretorian Jack auftaucht.
                                            Mir hat FURIOSA aber dennoch ganz gut und vor allem besser als DOOFI ROAD gefallen, weil er epischer und weniger albern und überkandidelt ist. Holkenborgs Muzak dröhnt zurückhaltender und der Look des Films ist auch bildstärker als der Teal/Orange-Alptraum des Vorgängers. Im Grunde eine halbwegs positive Überraschung.

                                            4
                                            • 0
                                              über Horizon

                                              Costner beim Auftritt bei der Deutschlandpremiere recht sympathisch, aber auch offensichtlich beleidigt mangels weltweiter Begeisterung für sein Herzensprojekt.
                                              Dann geht der Film los und die Sympathie ist dahin. Das ist das eitelste, langweiligste, miserabelste Stücke Ego-Kino, das es seit Eddie Murphys HARLEM NIGHTS in die Lichtspielhäuser geschafft hat. Hier werden in kümmerlicher Fernseh-Optik zehn Handlungsstränge hintereinander aufgemacht und nie aufgelöst, das fühlt sich alles an wie der Pilotfilm zu einer Serie, die man nicht sehen will, und der Pilotfilm fühlt sich schon länger an als zwanzig Folgen.
                                              Costner selber hat ca. 10 von 180 Minuten Screentime und inszeniert sich als cooler Überdude, der schon beim Ausatmen jede 25jährige um den Verstand bringt. Der Rest ist hier mal Piffpiff, dort endloses Gelaber und dazwischen die Karl-May-Festspiele. John Debney trompetet sich dazu ein Argument für das generelle Verbot von Filmmusik dabei. Es ist völlig unverständlich, wohin diese Reise gehen soll, weil man nie jemanden kennenlernt oder weiß, warum man jemanden kennenlernen soll. Am Ende kommt immerhin Jeff Fahey, aber dann ist der Film nach gefühlt drei Jahren zu Ende und präsentiert zum Abschluß nochmal fünf endlose Minuten Ausblick auf die kommenden drei (!) Filme. Und das sieht genauso öde aus wie der absolute Rotz, den man gerade durchlitten hat.
                                              Das ist wirklich einer der langweiligsten Schrottfilme, die ich je gesehen habe. Bodenlos.

                                              PS: Leider lief wie groteskerweise bei Deutschlandpremieren üblich die Synchronfassung, und ich sage es nochmal: Wer noch ein einziges Mal in meiner Gegenwart pro Synchro zu argumentieren versucht, geht lebenslänglich in den Bau. I mean it.

                                              16
                                              • 7 .5

                                                Das US-Remake kenne ich und mag ich, das Original hatte ich bislang nicht gesehen. Und da muss man schon sagen, dass es noch einen Zacken besser ist. Wie so oft im französischen Kino ist keine Szene überflüssig, es geht nur darum, das zu zeigen, was wichtig ist, und so braucht Fred Cavayé für diese Geschichte auch satte 45 Minuten weniger als Paul Haggis.
                                                Ich finde Russell Crowe super, aber Vincent Lindon ist einfach eine andere Liga; was dieser Mann für Emotionen in seine Augen legen kann, unfassbar. Die Szene, in der es zum unausgesprochenen Abschied vom Vater kommt, der Blick von Lindon, das ist nur noch Gänsehaut. Und natürlich ist es sehr viel nachvollziehbarer, dass ein Mann sein Leben für Diane Heidkrüger riskieren würde als für Elizabeth Banks.
                                                Was der Film auch nicht braucht, und das fand ich an der US-Version auch wirklich extrem dämlich, ist eine Vergewisserung der Unschuld der Frau. Darum geht es überhaupt gar nicht. Es geht um einen Mann, der lieber sterben würde, als den Tod seiner Frau erleben zu müssen. Und das erzählt POUR ELLE vortrefflich.

                                                2
                                                • 7

                                                  Erstaunlicherweise der erste wirkliche filmische Kommentar zur Ära Trump. Der drohende Komplettabstieg des US-Imperialismus ins Chaos als Dystopie von einem der spannendsten Filmemacher der Gegenwart; Alex Garland als Visualist im Vollbesitz seiner Kräfte, hier reihen sich unvergessliche Bilder wie eine Perlenkette aneinander. Die großartige Kirsten Dunst trägt die Soul Sickness einer ganzen Nation im unendlich müden Gesicht. Das ist gerade zu Anfang faszinierend und bedrückend, aber dann lässt Garland die Leinen reichlich locker; nach der wie ein Fremdkörper daherrüpelnden Quatschszene mit Jesse Plemons erholt sich der Film nicht mehr so recht. Nach dem ausgiebigen, fraglos top inszenierten Ballerfinale muss man sich fragen, ob Garland einfach mal nen Actionfilm machen wollte. Als Ausblick in eine womöglich unausweichliche Horrorzukunft stellt CIVIL WAR zu wenig Fragen und als Kommentar zur Verführbarkeit von Berichterstattern verliert er sich zu sehr in Klischees.
                                                  Dennoch im Wortsinn sehenswert, weil Garland sein Handwerk versteht wie nur wenige andere.

                                                  6
                                                  • 6 .5

                                                    Als Jugendlicher mal gesehen und langweilig gefunden, jetzt fand ich den aber ganz geil. Ein schwedischer Friedensaktivist steckt sich beim Überfall auf ein Chemielabor mit einem tödlichen Virus an und bringt im Transkontinentalzug von Genf nach Stockholm die Pest an Bord. Burt Lancaster will den Zug vom Labor aus stoppen, aber Richard Harris als Mediziner mit patentierter Tantenfrise setzt vor Ort auf lebensrettende Maßnahmen.
                                                    Die Besetzung ist vom Katastrophenamt: Harris wird von einer sehr patenten Sophia Loren umgarnt, OJ Simpson gibt den vermeintlichen geistigen Supercreep, Diva Ava Gardner düpiert nach Herzenslust ihren Toy Boy Martin Sheen und Lionel Stander heisst hier auch schon Max. Den italienischen Koproduzenten Carlo Ponti vertritt Ray Lovelock, der hier entweder an der Gitarre oder an Harris' Ehefrau Ann Turkel rumspielt.
                                                    Eine sehr typische Produktion aus dem Hause Lord Lew "Low" Grade, die dank der soliden Regie von George Cosmatos ordentlich Dampf macht und beim finalen Crash nochmal ordentlich an der Todesschraube dreht. Ein schöner Spaß, den man allerdings bei besserem Wetter hätte drehen können, wenn man mich fragt. Der Score von Meister Jerry Goldsmith hat auch nen Schnupfen.

                                                    2