Nebenniveau - Kommentare
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Boston Strangler ist für mich der neue Maßstab für das absolute Minimum, was ein Film machen muss. Der Film nimmt eine interessante Geschichte und Charaktere und inszeniert sie auf so so eine unfassbar dröge Art und Weise, dass ich mich auch Tage danach nicht loslassen kann. Denn an sich ist der Film nicht wirklich schlecht. Die Kamera, die Sets und der Schnitt sind allesamt in Ordnung. Auch die Schauspieler machen einen guten Job mit keinerlei Ausreißer nach unten. Aber die Direktion ist so schlecht wie schon lange nicht mehr gesehen. Ein komplett blutleerer Film, der rein gar nichts mit dem Medium macht.
Als Filmfan ist dieser Film eine Beleidigung. Mit einer blassen Farbpalette, die einen einlullen möchte. Warum trägt unsere Protagonistin immer Klamotten, mit denen sie mit dem Hintergrund verschwimmt? Mit geradliniger Cinematographie, wie sie nicht langweiliger sein könnte. Wenn irgendwelche Idioten davon reden, dass AI Hollywood übernehmen wird, dann wäre dieser Film an der ersten Stelle. Starre Bilder, Dröge Dialoge und Geschichten und Charaktere die flacher nicht sein könnte. Und die Musik muss nochmal extra hervorgehoben werden, denn eigentlich mag ich die Musik von Paul Leonard Morgan. Aber dieser Soundtrack war auf dem Niveau eines räudigen und manipulativen YouTube Video. Es gab tatsächlich ein Aspekt, welche diese Inszenierung etwas interessant gemacht hat: Die dumpfe darstellung der Gewalt durch die Wände. Aber selbst das hat man schon besser gesehen. Und auch wenn Filme wie Zodiac den Killer nie direkt zeigen, hat es sich hier schon lächerlich angefühlt. Wenn ihr Interesse an dem Fall habt, nehmt euch etwas Zeit und lest euch ein paar Wikipedia Artikel durch. Eure Zeit wird auf jeden Fall mehr wert geschätzt.
Das Medium wird auf keiner Ebene genutzt, um die Narrative zu vertiefen. Es hilft auch nicht, dass man alles darin schon ein dutzend Mal gesehen hat und einem wirklich nichts Neues bietet. Dazu die Konflikte, die kaum der Rede wert sind. Sie möchte gerne zur Crime Division, bekommt eine Chance, rockt es, dann wird kurz ihr Momentum ausgebremst, bis sie bestätigt wird und einfach nach vorne schreiten kann. Auch die Beziehung zu ihrem Mann, wird immer wieder gezeigt, aber es geht nie so wirklich tief. Das liegt auch daran das man nicht wirklich mit den Charakteren mitfühlt. Das geht auch auch gar nicht in dem fehlenden Fokus. Es geht nicht wirklich um die Opfer, da wird alles viel zu schnell abgespeist. Der Fokus liegt auch nicht auf den Tätern, dafür ist die Geschichte durch die Realität so verschwommen. Und den Punkt, den sie am Ende ziehen, fand ich dann auch nicht so passend. Es geht etwas um die Nachforschungen und wie durch einen leichteren Frieden einige Fehler gemacht wurden. Und auch wenn die Beziehung der Reporterinnen das einzige, etwas interessante ist, geht das auch nicht wirklich tief. Vor allem, weil man es schon so oft gesehen hat. Ich habe keine Ahnung, was der Punkt sein soll, der den Film machen wollte. Again: Lest lieber den Wikipedia Eintrag, da zieht man viel mehr daraus.
Das Ding ist, der Film ist bei weitem keine Katastrophe. Ich kann auch verstehen, wie man ihn anschaut und genießen kann. Aber als Film finde ich ihn eine wirkliche Beleidigung. Wenn ihr also nichts gegen eine dröge Inszenierung habt und Interesse an dem Fall, kann man das schon machen. Aber die Zeit kann man auch besser nutzen. Liebesgeschichte billige Empathie zu erhaschen.
Vox Lux ist ein faszinierender Film. Eine sehr nahe Charakterstudie in mehreren Akten, welche mich auch noch Tage danach nicht losgelassen hat. Die Review enthält Spoiler.
Grob geht es um ein Mädchen, das in einer Tragödie einer verletzten Nation und auch sich selbst etwas Trost spendet. Ein Sprung nach vorne, bei dem die Star Maschine ins Rollen gebracht wird und ein Blick auf Celeste heute. Das ganze wird großartig von Willem DaFoe geschildert und fantastisch von Raffey Cassidy, Stacy Martin, Jude Law und Natalie Portman gespielt. Dazu eine sehr besondere Inszenierung, die dem Film eine ganz besondere Atmosphäre gibt.
Das liegt vor allem an der wirklich tollen Kameraarbeit von Lol Crawley und der direktion von Brady Corbet. Die Kamera ist immer ganz nah bei den Charakteren und zwar beobachterisch Head On. Die Charaktere blicken auf die Action und wir blicken auf sie. Das gilt für wichtige Situationen und auch weniger wichtigeren. Wenn es in einer Szene um eine Design Frage geht, wird der Fokuspunkt nicht gelöst und für den Zuschauer bleiben die Designs verschwommen. Der Blickkontakt darf nicht gebrochen werden und das macht wirklich viel aus. Gerade wenn etwas plötzlich passiert. Die Brutalität und der Schock bricht dabei unvorbereitet auf den Charakter wie auch auf den Zuschauer ein. Es gibt allem ein unverblümtes und dadurch auch authentisches Gefühl. Das wirkt ergreifend in manchen Szenen, schockierend oder beengend in anderen. Und in anderen Szenen, brechen sie direkt und auffällig mit diesem Fokus. Schweden ist wie ein vergangener Fiebertraum von neuen Einflüssen, die wie Fotos über den Bildschirm flackern. Mit Informationen die auf interessanter Weise rübergebracht werden. Von der Narration um die Kapitel herum, welche auch mal plötzlich mitten einer Episode auftauchen um mehr Kontext zu bieten. Bis zu den Shows von ihr, die einfach nur das sind: Ein Popstar auf der Bühne mit talentierten Tänzern und unterhaltsamen Special Effects. In ihrer vollen Länge, bis zur Schmerzgrenze, wenn man nicht auf ihre Musik steht. Und mit der Musik ist es so eine Sache… ich war kein Fan davon, muss aber dennoch meine Bewunderung über den Soundtrack ausdrücken. Den gerade beim Konzert am Ende, bekommt man wirklich eine musikalische Zeitreise durch verschiedene Trends geführt. Celeste als Britney Spears, als Madonna oder Christina Aguilera. Der Soundtrack sonst war brillant, mit atmosphärischen Klängen welche dem Gefühl der Szenen toll unterstrichen hat.
Die Geschichte und vor allem die Charaktere sind dabei natürlich der Star. Dabei fühlt es sich an als ob der Film am Ende eines anderen anfängt. Nach der Tragödie folgt man einem Krankenwagen, während der Abspann des Films über den Bildschirm zieht. Kapitel I ist der Genesis, der Beginn, bei dem die Tragödie verarbeitet wird. Zu der Trauerveranstaltung, bei der sie ihre eigene Sprache nutzt, um ihre Gefühle mit Hilfe ihrer Schwester auszudrücken. Bis zu dem Ruhm der sie dann nach New York und später rund um die Welt führt. Von den zwei Schwestern, die unzertrennlich sind. Bei dem der Erfolg von Celeste auch Eleanor gehört. Von den ersten geschmack der Freiheit, welcher von den beiden ausgekostet wird. Zu einer scheinbar verwandte Seele, mit der sie sich annähert. Von einem Traum, der sie durch einen Tunnel jagt, mit unzähligen Versionen von ihr, die allesamt nicht lebendig, aber auch nicht tot sind. Eine verzwickte Situation mit einem Gefühl der Leere, der sie mit ihrer Musik entgegenwirken möchte, mit Einfachheit und Freude.
Bis zu Akt Zwei, der Neugeburt und dem daher eingehenden Zeitsprung des neuen Anfangs, der Celeste und Eleanor in zwei verschiedene Extreme getrieben hat. Hier hat mich Natalie Portman tatsächlich sehr überrascht. Sie hat die Rolle der modernen Celeste wirklich großartig verkörpert. Ein Sinnbild eines Mindset, das sich durch die sehr dünne Star Oberklasse zieht und mit ihrem kulturellen Einfluss uns alle irgendwie beeinflusst. Geformt von Ruhm, Geld und einer Riege von Sykophanten, hat sich in ihr ein narzisstisch-zynisches Weltbild entwickelt. Eine Person, die denkt, dass sie besser ist als alle anderen, was sie andere auch spüren lässt. Eine Person mit so viel Einfluss muss etwas richtig gemacht haben, deswegen ist ihre Meinung der Wahrheit viel näher als die aller anderen, die doch eh nur Idioten sind. Ein für den Zuschauer klar erkennbares, menschliches Schlamassel. Die auch gerne allen Trends nachrennt, wenn es ihr passt. So muss man auch seine Mitte finden und deshalb meditiert oder auf dem Boden beten, nur ohne jegliche nützliche und wichtige Selbstreflektion. Nach einem intensiven Gespräch mit ihrer Tochter bricht sie im Schminkraum zusammen. Als Zuschauer denkt man, dass ihr jetzt doch vielleicht alles zu viel wird. Dass vielleicht etwas Einsicht eingekehrt ist. Aber nein, sie hat zwei Fotos gesehen, in der sie sich nicht gefällt. Ein kompletter und überfordender Kollaps, für den kleinsten Grund, der aber in ihrem Weltbild so viel Raum einnimmt, dass sie gar nicht anders als panisch werden kann. Und dazwischen ein Terroranschlag mit ihrer Maske als Symbolbild, das sie einfach ignoriert. The show must go on. Das Trauma, das viel von ihr gefordert, aber noch mehr Türen geöffnet hat, ist nichts mehr als ein Talking Point für sie. Ein Mensch, der komplett aus Ego besteht und dabei seine Rolle immer weiter treibt, ohne auf wirkliche Gegenwehr zu stoßen. Warum sollte sie dann was anderes machen? Alle anderen sind Schuld und niemand kann sie verstehen. Immerhin ist und bleibt sie für viele eine Kraft des Guten. Ein Beweis, den sie sich mit der Show selbst einholt, während sie in den begeisterten Stimmen und den lächelnden Augen badet.
Vox Lux ist ein sonderbarer und auch nicht wirklich zugänglicher Film, bei dem es mir teilweise immer noch schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Eine faszinierende Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man dafür bereit ist.
Malcolm Mittendrin ist eine meiner absoluten Lieblings-Comedy Serien. Eine Show, die ich als Kind mit großer Freude geschaut habe und auch nach all den Jahren nichts an Glanz verloren hat. Gerade beim erneuten Anschauen ist mir wieder klar geworden, wie viele Szenen und Witze sich in mein Hirn gebrannt haben und zur Basis für meinen Humor geworden sind.
Die Show bietet einen super interessanten Cast von Charakteren, eingebettet in eine herrlich absurde Welt. Mit eigenen Regeln, die auch gerne mal für großartige Witze gebrochen werden. Auch inszenatorisch bietet die Show über die 7 Staffeln unzählig neues und kreatives. Von einer POV, einer Ameise, einer Oper über eine neue Matratze, einer Bande von Muskelmänner, dem Sport des Laufens in hauchdünnen Anzügen und von Explosionen, die die Nacht zum Tag machen und so viel mehr. Mit immer mehreren Parallelen Geschichten die sich Folge für Folge ausleben und ein natürliches wie auch zum wegwerfen komisches Auflösungen bietet. Zu den wirklich tollen Charaktere die man auch manchmal wachsen und gedeihen sieht. Von Malcolm, komplett von sich selbst absorbiert profitiert er selten von seiner Intelligenz. Zu dem Bully Reese, der seine Berufung in einer eigenen Nische findet: ob es kochen oder Schlachten ist. Zu Dewey, der jüngste, der an einer schier unerschöpflichen Quelle von Kreativität und Inspiration zehrt. Der auch immer wieder seinen eigenen Weg findet, egal was die Welt und vor allem die Familie entgegen wirft. Francis ist ein Charakter, der mir sehr nah am Herzen liegt. Mit nur einer jüngeren Schwester war er wie der große Bruder, den ich nie hatte. Ein Plagegeist, der sich liebend gern gegen Autorität stellt und teilweise einfach nur Chaos anstellt, weil ihm nichts Besseres einfällt. Mit einem gewaltigen Mutterkomplex, der immer wieder auf großartige Art und Weise erörtert wird. Es ist auch so spaßig ihn von der Militärakademie, nach Alaska, zur Ranch und wieder zurück zu verfolgen kann. Hal ist der Vater der Bagage, von dem eine ganze Menge in seinen Kids steckt. Am Anfang fällt es noch nicht so auf, aber es blitzt immer wieder in den schönst-chaotischen Szenen auf. Ein Sprunghafter, sehr passionierter Mensch, der binnen Sekunden ein neues Hobby aufgreifen kann, um all seine Energie darin zu stecken. Das passiert so oft, dass er und seine Frau ein Protokoll haben, das ihm auch den Freiraum gibt, mit gewissen Einschränkungen, seine Fantasien auszuleben. Und zu guter Letzt Louis, die Herrin des Hauses, die immer wieder an den absoluten Rand des Wahnsinns getrieben wird. DIe trotz ihrer autoritären Ausstrahlung auch kein Monster ist. Die kreativ und clever an alle Situationen herangeht. Dazu eine Riege von tollen Nebencharakteren, wie Malcolms Freund Stevie, den Ausbilder Spengler oder den Mitarbeiter von Louis Craig.
Bis auf die zwei Clips Shows gibt es keine Folge, die ich nicht sofort wieder anschauen würde. Die Folgen bestehen zumeist aus mehreren kleineren Plots, die alles frisch halten und keinen Moment der Langeweile aufkommen lassen. Und wie könnte es das auch? Mit all den interessanten Prämissen und wirklich tollen und gut ausgearbeiteten Charakteren, die man in diese werfen kann. Charaktere, über die man lachen und weinen kann. Die einem auch richtig ans Herz wachsen. Wenn ihr die Show noch nicht gesehen habt: holt es nach! Es lohnt sich. Allein für das komödiantische Vokabular, das man sich darüber aneignet. Und wenn ihr es schon mal gesehen habt, auf Disney+ gibt es alle Folgen zu streamen.
Déjà Vu ist ein netter Thriller mit einer coolen Prämisse, der sich für mich gegen Ende etwas verloren hat, aber dennoch eine gute Zeit war.
Die Bootsexplosion, um die es geht, ist toll inszeniert. Von den fröhlichen Menschen, die die Fähre besteigen, das zufriedenstellende Geräusch des Boothorns, zu dem Radio, das den Wächter auf das Auto aufmerksam macht. Der Terror Akt ist dabei wild und intensiv geschnitten. Als Zuschauer, mit so einem Titel, saugt man gespannt alle Informationen auf. Denn auch wenn man noch nicht genau weiß worum es geht, weiß man, dass es etwas sonderbar wird. Das wird auch durch unseren Protagonisten klar. Doug Carlin ist ein Agent der ATF (Alcohol, Tobacco, Firearms & Explosions) und deswegen natürlich direkt vor Ort. Während die anderen sich noch über die Zuständigkeit streiten, hat er schon Teile der Bombe und ein groben Ablauf der Explosion herausgefunden. Ich liebe es, wenn Denzel Washington hyper kompetente Rollen spielt. Er ist auch etwas sonderbar in seiner überdrehten Persönlichkeit. Er stellt gerne andere auf seine flotte Art und Weise bloß. Dass es ihm auch etwas an Empathie fehlt, merkt man beim Gespräch mit dem Vater eines Opfers: “Hier ist ein Bild ihrer toten Tochter, ich habe da ein paar Fragen an Sie." Ich mag auch, dass der Film den Zuschauer ernst nimmt und nicht gleich alles ausspricht, sondern man gerne zusammen mit Doug die Hinweise findet und seine eigenen Schlüsse zieht. Das macht den Film, vor allem in seinem flotten Pacing, zu einem netten Thriller. Aber das ganze wird auf den Kopf gestellt, als die Kern Prämisse des Filmes vorgestellt wird. Aus irgendwelchen Gründen haben Wissenschaftler es geschafft, Zeit und Raum zu falten und so einen direkten Blick in die Vergangenheit zu bekommen. Man kann in einem Bereich alles betrachten, aber nur in Echtzeit. Wenn man zufälligerweise etwas verpasst, kann man nicht weiter zurückgehen. Und so fangen sie an, ein Opfer zu beschatten, das scheinbar indirekt sehr viel mit dem Fall zu tun hat. Hier verliert der Film leider etwas an Fahrt, da aktive Ermittlungen etwas spannender sind, als das creepy Beschatten einer Frau. Hier werden auch sonderbar romantische Klänge angespielt, was ich sehr befremdlich fand. Ich wünschte mir, sie hätten diesen Liebes-Plot komplett rausgelassen, da dieser auf keiner Ebene funktioniert. Was aber fantastisch funktioniert, ist das Konzept eines Helmes. Sie sind mit ihrem magischen “Snow White" -Tool auf einen Bereich beschränkt. Wenn man diesen verlassen möchte, kann man immer noch mit hilfe eines Helms und seiner POV in die Vergangenheit schauen. Ein sehr, sehr cooles Konzept, das den Film endlich mal aus dem gigantischen PC weglockt. Die Prämisse davon ist richtig toll und wird auch gut genutzt, in einer Verfolgungsjagd auf zwei Zeitebenen. Auch als der kleine LCD Bildschirm am Helm kaputt geht, wird in einer Neuinterpretation einer Mauerschau verstörend den Tod seines Partners inszeniert. Die Idee ist so gut, das ich mir wünschen würde es gäbe ein Videospiel davon. Es wäre auch schön wenn Doug sich nicht so rücksichtslos verhalten würde. Spätestens hier verliert mich Doug etwas, was später auch auf die Spitze getrieben wird.
Durch gute Detektivarbeit wird der Terrorist endlich gefangen. Ich habe mich so darauf gefreut und war dann sehr enttäuscht. Er faselt irgendwas von Schicksal und Opfer für die Freiheit, ohne dass er irgendeine Idee davon hat, was er damit eigentlich anrichten wollte. Aber noch chaotischer wird es, als Doug genau das macht, was davor als physikalisch unmöglich bezeichnet wurde. Ich verstehe im Grunde, warum er das macht, aber der Sprung war dann doch unverständlich und übertrieben. Mit Hilfe eines Krankenwagens eilt er zur Rettung des Mädchens. In ihrem Apartment wird auch endlich klar, dass die Rettung nicht wirklich die Veränderung brachte, die er sich erhofft hatte. Hier ist auch das einzige Mal, wo das Déjà Vu Thema etwas angekratzt wurde. Ich verstehe auch seine Motivation, aber nicht die Art und Weise, wie er das Problem lösen möchte. Die Zeit ist unglaublich knapp, aber er lässt es sich nicht nehmen, seine creepy einseitige Beziehung auf eine neue Ebene zu heben. Ruf doch an und sag, da ist eine Bombe, damit die Leute immerhin nicht allesamt auf das Boot steigen, um potentiell zu sterben. Ich verstehe auch nach dem Abspann nicht genau, was sein Plan war. Da hätte man noch wunderbar was machen können, mit Informationen, die er aus der Zukunft hat. Aber es geht am Ende doch alles gut. Mit einem recht interessanten Ende, bei dem die Frau nicht auf Doug verzichten muss, und er scheinbar nie in die Vergangenheit reisen muss, um alles so geschehen zu lassen, wie es am Ende rauskommt.
Die Prämisse ist echt nett. Es erinnert mich an Serien wie “7 Days” oder "Sourcecode", die eine überspitzte Science Fiction Idee herausnimmt und einfach Spaß damit haben. Es nimmt sich alles nicht so ernst. Es wäre nur schön wenn diese dann etwas besser ausgearbeitet im Film sind. Die erklärung was “Snow White” macht, zieht sich doch sehr. Und ich brauch auch nicht 5 Minuten wo einem andauernd gesagt wird, das es nicht möglich ist, nur das er es dann ein paar Minuten später macht. Auch wenn sie sich nicht ernst nehmen, sollte das Konzept doch zumindest bombenfest sein. Ich mochte das er gemerkt hat, dass sich nichts geändert hat, aber dennoch nicht aufgibt und deswegen das unmögliche Wahr gemacht hat. Aber das er in der Zeit reisen wird, wurde ja klar mit den ganzen Fingerabdrücken die er in ihrer Wohnung zurückgelassen hat. So war das nicht wirklich überraschend, aber dennoch spannend inszeniert. Ich hätte nur gerne auf die klar eingeschobene “Liebesgeschichte” verzichten können, da es einfach nur Creepy ist.
Handwerklich ist der Film in Ordnung. Das Pacing am Anfang ist großartig, lässt dann aber leider etwas nach. Die Prämisse ist großartig, beisst sich aber etwas in ihrer Inszenierung. Schauspielerisch ist der Film klasse. Die Kamera und der Schnitt sind wie man es aus dem Jahr 2007 erwarten kann. Ein ordentlicher, teilweise sehr interessanter Thriller, den man sich auf jeden Fall mal anschauen kann, aber mit gedämpften Erwartungen.
Strange Darling ist ein netter Thriller, der vor allem durch seine Erzählweise glänzt und einen von der ersten bis zur letzten Minute fesselt.
Der Text Crawl am Anfang gibt dem Film ein Gefühl der Authentizität, ohne sich darauf zu versteifen. Natürlich ist es nicht echt und die Inszenierung will auch gar keinen Hehl daraus machen. Die Farben stechen richtig heraus: Das satte Grün der Umwelt, ihre weiße Haut und blonde Haare und das rote Kleid und das Armaturenbrett mit den Blumen. Das ist auch etwas, was der Film beibehält, mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten für die Farben. Von dem malerischen Häuschen im Nirgendwo, zu dem kühlen blauen Licht vor dem Motel. Die Ästhetik bedient sich auch der Bildsprache von Tarantino, was durch die fehlende Chronologie der Geschichte einen Vibe erschafft. Man kann sich nie sicher sein, was gerade passiert. Geschickt wird von Kapitel zu Kapitel die Geschichte gewoben und im Verlauf immer mit neuen Kontexten gefüttert. Handlungen der Akteure wirken so erst mal befremdlich, bis sie im ganzen Bild Sinn ergeben. Mit einer sehr interessanten Dynamik zwischen dem Dämon und der Lady. Gerade wenn es ums Flirten geht, oder um den Akt an sich, weiß man gar nicht, wo einem der Kopf steht. Bis zur Entschleierung, die sich dann rasant entwickelt und eine Schneise der Zerstörung hinterlässt.
Handwerklich ist der Film sehr ordentlich. Der Stil ist zwar nicht komplett neu, wird aber gut eingefangen und genutzt. Die chronologische Zerstückelung holt wirklich sehr viel aus der eigentlich eher mageren Geschichte heraus, mit vielen Turns and Twists. Der Soundtrack ist auch richtig gut und wird auch innerdiegetisch toll eingesetzt, anstatt nur Hintergrundmusik zu bieten. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Allen voran Willa Fitzgerald und Kyle Gallner, die ihre Charaktere mit dem nötigen Wahn und leisen Zwischentönen mimen. Leider zieht sich der Film gegen Ende und bleibt dabei etwas auf der Stelle stehen. Aber nichtsdestotrotz habe ich es auf keinen Fall bereut, Strange Darling anzuschauen. Es ist eine kleine Charakterstudie, die geschickt und interessant eine kleine, aber feine Geschichte erzählt.
Cobweb ist ein relativ interessantes Horror Märchen, das einen etwas anderen Weg einschlägt. Statt einer besorgten Mutter oder Vaterfigur, hat man hier tatsächlich nur den kleinen Peter, durch dessen Ängste und Sorgen man sich durch den Film hangelt. Ein junger und beeinflussbarer Protagonist, dessen Wahrnehmung man vielleicht nicht immer für bare Münze nehmen muss. Die Review enthält Spoiler.
Peter lebt mit seiner Familie in einem kleinen Suburbanen-Areal, in einem leicht zerfallenen Haus. Er ist jemand, der eher nach innen gekehrt ist und eine starke Fantasie hat. Eines Nachts kommen sonderbare Geräusche aus der Wand, die ihm Angst machen. Irgendwann beginnt diese zu sprechen. Sie erzählt ihm Geschichten von seinen Eltern, was für grausame Sachen sie gemacht haben und noch vorhaben. Und aus seinem Blickwinkel kann man es verstehen. Seine Eltern sind sonderbar. Die Mutter wirkt psychotisch und beim Vater schwingt eine latente Aggression mit jedem Wort und Geste mit. Und ich muss sagen, ich mag die Prämisse. Jeder kennt den Trope, dass ein Kind in einem Horrorfilm irgendwann anfängt mit den dämonischen Kräften zu reden und es den Eltern Angst macht. Es ist genau das, nur aus seiner Perspektive. Die Stimme ist für ihn da, wenn die anderen nichts hören wollen. Das führt zu einer recht verstörenden Szene, bei der der Bully eine Treppe hinunter geschubst wurde und seine Beine bricht. Überfordert von dem überraschenden Ausbruch von Gewalt, stecken die Eltern ihn in den Keller. Und ich muss zugeben, dass ich überrascht war, dass es ein relativ normaler Keller war. Man folgt dem Misstrauen von Peter und hat das Gefühl, dass sie etwas Böses verheimlichen wollen. Aber der Kühlschrank hinterlässt dann eine kalte Bestätigung ihrer Grausamkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass sie mit lauten Blinzeln und Polternden schweben ihn in seinen Albträumen verfolgt. Das ganze spitzt sich immer mehr zu, mit prophetischen Worten aus der Wand und gruseligen Symbolismus. Aber einiges scheint auch nicht so ganz ins Bild zu passen. Die Reaktion der Mutter, als sie ihn erwischt hatte, war so stark und die Konsequenzen daraus quasi nicht vorhanden. Deswegen glaubte ich, dass alles in dem Film aus der subjektiven Sicht von Peter stattfindet. Dass die Eltern natürlich irgendwie creepy sind, aber nicht auf dem Maß, was gezeigt wird. Wobei… wer eine fette Standuhr in seinem Schlafzimmer hat, sollte man nicht trauen…
Und dann kam man zu der Szene, die mich wirklich überrascht hat und in seiner Existenz auch wirklich krass war. Vor allem durch die Kalküle und die durchgeschnittene Telefonleitung. Das Rattengift in der Suppe und der Sturz von der Treppe waren wirklich heftig. Und dann kommt das Monster des Films endlich zu Tage. Ich liebe ihr Design! Die langen Extremitäten, die spindeldürren Finger und Spinnen verseuchte Haare, die Rapunzel neidisch machen könnte, sind großartig. Die Teenager sind etwas übertrieben, geben aber genügend Futter für das Monster sich auszutoben. Die Szene mit dem Klavier war so herrlich übertrieben, dass es schon Spaß gemacht hat. Aber das Ende hat mich dann doch leider enttäuscht. Ich mag es, wenn Filme ambige Enden haben. Der sofortige Übergang von dem Kellerschacht zu irgendwelche Zukunftsvisionen fand ich befremdlich und auch unzufriedenstellend. War das Monster jetzt echt? Hat er wirklich seine Eltern umgebracht? Steht das alles symbolisch für irgendetwas anderes? Und was soll man aus der Geschichte ziehen? Klar bleibt ein Trauma zurück, von dem er sich wahrscheinlich nie erholen wird. Aber warum wurde es gerade so dargestellt?
Und ist die Krux an dem Film, weswegen die doch ziemlich positive Kritik bis jetzt relativiert werden muss. Der Film behandelt ein psychologisches Motiv. Von Eltern, die vielleicht keine sein sollten, von möglichen Misshandlungen und Schreien nach Hilfe. Das wird toll durch den gefestigten Blickwinkel von Peter dargestellt. Das ganze funktioniert richtig gut, bis kurz nach dem Mord an den Eltern. Denn auch wenn ich die Prämisse, das Design und den Amoklauf des Monsters sehr mag, nagt es doch in seiner Darstellung an dem psychologischen Motiv. Man hätte die Kindern auch noch erklären können, dass dies nicht wirklich passiert ist und sie verstört, aber nicht getötet aus dem Haus kommen. Aber spätestens als die Lehrerin ins Spiel kommt und auch direkt mit dem Monster interagiert, verliert sie diese Spielkarte. Wenn man den Film auf eine psychologische Weise lesen möchte, macht das Ende in seiner Explizität keinen Sinn. Und auch wenn die traumatischen Konsequenzen am Ende nochmal aufgegriffen werden, sind viele der interessanten Elemente zuvor dadurch zunichtegemacht. Ich wünschte mir, der Film hätte einen besseren Spagat gemacht, bei dem beide Varianten echt sein könnten und man es dem Zuschauer hinterlässt, wie er den Film interpretiert.
Und das ist sehr schade, denn gerade handwerklich ist der Film auch wirklich gut. Die Schauspieler machen allesamt einen guten Job. Vor allem wenn es durch die Augen des Kindes gesehen werden soll, macht so ein überzogenes Spiel des Vaters und der Mutter auch Sinn. Gerade die Kamera macht auch ein paar nette Kniffe, um dem Film ein märchenhaftes Gefühl zu geben. Von den prominenten Schattenwürfen, den sich teilweise verschiebenden Dimensionen in seiner Traumvorstellung bis hin zur klassischen Horror-Inszenierung, die auch sehr gut zu dem Rest passen. Ich hab auch noch nie einen Film gesehen, der so interessant mit Tapeten umgeht. Es wirkt wie die rau gewordene Haut des Hauses, die sich an allen Ecken und Kanten scharf pellt. Und dann die Tapete in seinem Zimmer, die von weiter weg ein homogenes Bild abgibt, das dann immer weiter fragmentiert, wenn man näher hinschaut. Aus der oberflächlichen Harmonie wird eine wüste und chaotische Fläche. Ich liebe auch nach wie vor das Design des Monsters und auch ihr brutalen Feldzug durch Haus und Teenager. Die Traumsequenz war auch überraschend gut. Die Eltern sehen wirklich unheimlich aus und das Sounddesign macht einen fantastischen Job. Eine Szene, die ich auch noch erwähnen muss, ist die Szene, als er gegen die Kellertür klopft und die Waschmaschine läuft. Das Verweben des Rattern und Klattern der Waschmaschine mit den verzweifelten Hämmern und Kreischen von Peter ist fantastisch.
Eine interessante Perspektive in einem Korsett eines Standard-Horrorfilms. Der gerade in der Inszenierung seine größten Stärken zeigt. Aber für etwas wirklich Besonderes, das einen tief berührt, fehlt trotz all dem Feingefühl und Gespür zu Beginn etwas Festeres am Ende.
Capote ist ein faszinierender Biopic, der sein Subjekt ständig in unklaren Zügen zeichnet. Man kann ihn nur schwer durchschauen und muss durch sein Handeln seinen wahren Charakter heraus destillieren. Ein Meister der Worte, die aber im Verlauf des Filmes immer hohler klingen.
Truman Capote ist ein faszinierender Charakter, der in diesem Film brillant, und im ersten Moment befremdlich, von Philip Seymour Hoffman gespielt wird. Ein exzentrischer Typ, der es liebt, die Leute mit seinen Geschichten in den Bann zu ziehen und auch gerne mal eine Show abzieht, um seinen Stand zu festigen. Der zuvor als Autor schon erfolgreich war, aber mit diesem neuen Roman sich und amerikanische Literatur an sich auf ein neues Niveau zu erheben. Hochgesteckte Ziele, die aber nicht nur aus leeren Worten bestehen. Er nutzt seine einnehmende Art und seinen Status als Journalist und Autor aus, um näher an einen Kriminalfall in Kansas heranzukommen, der zur Basis seines neuen Romans werden soll. So schleicht er sich geschickt an allen möglichen Reglements vorbei und bekommt sogar Kontakt zu den Tätern, die irgendwann gefasst wurden. Er freundet sich mit den Gefangenen an und verhilft ihnen sogar zu einem Anwalt, um das Todesurteil noch weiter aufzuschieben. Irgendwann hat er genügend Information und verzieht sich kurz vor der Hinrichtung nach Spanien, um seinen Roman auszuformulieren. Und das läuft auch soweit ganz gut. Bevor überhaupt klar ist, dass die beiden hängen werden, schmettert er schon die ersten Abschnitte aus seinem Buch einem Publikum vor. Doch dem Buch fehlt ein Ende, und das scheint einfach nicht zu kommen. Gericht für Gericht, Autorität für Autorität bewegt der Fall in der Hierarchie weiter nach oben. Das Damoklesschwert schwebt nicht nur über den zwei Häftlingen, sondern genauso auch über Truman, der an dieser Ungewissheit schier verzweifelt. Als der Tag der Hinrichtung kommt, ist er auch nochmal für die beiden da. Auch wenn sich alles in ihm gegen diese Entscheidung sträubt. Aber an ihren Tod ist er nicht unbeteiligt. Er hat niemanden umgebracht und ihn auch nicht zu tode verurteilt, aber die ständige Hoffnung und Kälte seinerseits wiegen schwer. So schwer, dass er daran zerschellt, wie der Outro Text erzählt.
Capote ist ein Wesen, das quasi nur aus Ego besteht. Er ist wirklich durch den ganzen Film undurchsichtig. Man merkt schnell, dass seine Arroganz nicht von ungefähr kommt, sondern er sich über sein Leben hart erarbeitet hat. Dazu seine Rolle als Journalist und einem Gedächtniskünstler der beeindruckender weise viele Kleinigkeiten gleichzeitig und formgenau behalten kann. Das gibt ihm einen hauch von Autorität der Wahrheit, was das Lügen nur noch grausamer macht. Ich bin mir auch immer noch nicht wirklich sicher, was er sich von der Beziehung mit Perry erhofft hat. Ich denke es war eine Suche nach Gleichgesinnten. “lt's as if Perry and l grew up in the same house, and one day he stood up and went out the back door while l went out the front.” Eine Wahrheit, die nur allzu gut passt. Genau so auch die Aussage der Schwester von Perry: “You believe he's gentle and so easily hurt, but he'd just as soon kill you as shake your hand. l believe that.” Sie redet über Perry, aber im Grunde beschreibt es Truman perfekt. Er lügt, und zwar gerne. Um an Dinge zu kommen die er möchte, um Leute gefügiger zu machen, oder einfach nur, um sich auf seine exzentrische Art und Weise aufzuplustern. Etwas das auch in einer Szene toll von Nell untergraben wird, wenn sie seine ständig wiederholenden Phrasen nachäfft. Und wie es für jemanden ist, der lügt, sind die Fakten auch nur nebensächlich. Man hört keinerlei Beweise für die Unschuld oder Schuld der beiden. Es ist egal. Es ist wie es ist und er möchte das beste daraus machen. Das es sich so zieht und so zehrend wird, hat er selbst nicht mit gerechnet. Deswegen erlaubt er sich auch die massive kälte gegen Perry, der sich nur mit ihm unterhalten möchte und dabei an seinen Ego kratzt.
Dabei spielt das Geständnis am Ende eine große Rolle. Jemanden offensichtlich zu belügen, und zu sagen, dass man das halt so macht, gefolgt mit “You don’t have to tell me anything” kommt einer Drohung gleich. Deswegen kann ich auch verstehen, wie und was Perry ihm erzählt. Eine Geschichte, wie sie an Geld herankommen wollten, wie sein Partner Dick immer weiter durchgedreht ist und er die Familie nur schützen wollte. Er wollte sie ehrlich schützen, bis er die Kehle des Mannes durchgeschnitten hat und anschließend kurzen Prozess gemacht hat. Die Dynamik hier ist brillant. Und auch für den Zuschauer ist es schwer zu erkennen, wo die Wahrheit liegt. Filmisch bekommt man einen Hinweis, da erst die faktischen Morde in der Rückblende gezeigt werden. Die Depression vor der Hinrichtung ist auch nur allzu verständlich, hat er doch einen großen Einfluss auf das Leben der zwei. Und so kann er ihnen auch kaum gegenüberstehen. Der Mann der Worte der nicht weiß was er sagen soll. Der der Hinrichtung beiwohnt und dabei für immer etwas in ihm bricht.
Ich mag, wie der Film die Kamera nutzt, um der Narrative eine weitere Ebene zu geben. Die Einführung besteht aus starren und ästhetischen Einstellungen, die im Takt wechseln. Sie erzählen so schon eine Geschichte für sich, Momente wie in einem Polaroid festgehalten. Auch wenn die Narrative dann zu Capote übergeht, merkt man, wann die Kamera statisch ist, oder man zur Handycam wechselt. Es bringt nicht nur die Stimmung der Szene rüber, sondern auch die Bewegung innerhalb von Truman. Ob er beschwinglich eine Geschichte auf einer Party erzählt, oder kalkulierend die Menschen um ihn in seinen Bann zieht. Und dann gibt es noch die Szenen dazwischen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die erste Pressekonferenz und das Überführen der Kriminellen in das Gericht. Diese Szenen strahlen ein unfassbar authentisches Gefühl aus, auch wenn sie selbst natürlich auch ein inner diegetisches Schauspiel für die Presse ist. Ich glaube, das liegt auch daran, dass sich Capote nicht dafür interessiert, ob sie schuldig oder unschuldig sind. Aber er hat ein Interesse an ihnen als Personen. So trifft er Perry in der Frauenzelle des Sheriffs hinter Gitter, doch umso näher sie sich kommen, um so mehr verschwinden die Stäbe, bis sie quasi auf der gleichen Ebene miteinander reden. Die erste Lesung von "In Cold Blood" wird auch toll kontrastiert mit einem Zellennachbarn, der hingerichtet wird. Zu seiner eigenen Hinrichtung, die einen wirklichen Klos in meinem Hals erschaffen hat, an dem ich auch lange nach dem Abspann noch zu knabbern hatte.
Sunshine ist ein faszinierender Film. Ein Science Fiction Abenteuer, das sich und die Prämisse nicht allzu ernst nimmt, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Ein Film, der vor allem visuell beeindruckend ist, sodass ich ihn alle paar Jahre wieder mal rein schmeiße, auch wenn ich weiß das mir einige Aspekte einfach nicht gefallen.
Wie es guter Science Fiction sein soll, wird hier das überdrehte Szenario dafür genutzt, die Menschen und Menschheit an den Rand zu treiben, und um zu sehen, was passiert. Allen Astronauten ist die Wichtigkeit der Mission klar. Das ändert nichts daran, dass es aber auch innerhalb der Crew zu Konflikten kommt. Von Meinungen, dass man die Mission auf keinen Fall modifizieren sollte, zu denen, die ihre Menschlichkeit für die Mission, in angemessenem Maße, nicht aufgeben wollen. Aus der kleinen Entscheidung zu Ikarus I einzulenken, entwickeln sich aufeinander aufbauende Katastrophen. Von einem Flüchtigkeitsfehler, der zu einer lebensbedrohlichen Situation heranwächst, zu dem Schicksal der Icarus I, welche alsbald auch zum Schicksal der Icarus II wird. Von der überwältigenden Macht der Sonne, welche nicht nur die Haut zu schälen bringt, sondern auch psychisch eine heftige Wirkung hat. Auch wenn hier ein Kritikpunkt kommt, den ich auch beim x ten mal ansehen nicht loslassen kann. Ich werde nicht aus Pinbacker schlau. Klar wird angedeutet, dass er nur ein Extrem von dem ist, was aus dem Psychologen oder dem Kapitän hätte werden können. Aber auch in der Inszenierung finde ich ihn unverständlich. Soll er während der Zeit transzendiert sein? Hat er jegliche Menschlichkeit abgelegt für das, was er nun ist? Was soll uns das sagen? Wenn jemand Bescheid weiß oder ne Theorie hat, immer her damit.
Visuell ist der Film eine absolute Wucht! Die Inszenierung der Sonne und derer unfassbaren Kraft ist großartig gelungen. Ob es nun vom Aussichtsdeck ist, wo das Wort Sonnenbaden eine ganz neue Bedeutung bekommt. Oder im Weltraum, wenn der Schutz des Sonnensegels auch nur ein kleines bisschen durchbrochen wird. Die Szene, als sie Merkur auf ihrer Umlaufbahn sehen, hat ein Gefühl von Ehrfurcht in mir erweckt, wie ich es schon lange nicht mehr hatte. Ich mag auch das Design des Schiffes, auch wenn es in einer Hard Sci-Fi Welt keinen Sinn machen würde. Das selbe auch mit dem Ton im Weltraum. Natürlich weiß man, dass es das nicht gibt, aber der Film nutzt die akustische Ebene so gut, dass man das auch locker verzeihen kann. Der Soundtrack ist gut und das Sounddesign durch und durch grandios! Die Atmosphäre in der Icarus I ist auch einfach nur gespenstisch und die Bombe in der gigantischen Halle hat auch einen ganz besonderen Flair, der am Ende nochmal auf den Kopf gestellt wird. Und die goldenen Raumanzüge sehen einfach fantastisch aus! Mit einem guten Gefühl der schwerfälligkeit der dieser Schutz mit sich bringt. Die Erzählung ist ebenfalls klasse, mit interessanten Twists und Kniffen. Und auch wenn Szenen wie Schleuse zu Schleuse nicht wirklich realistisch sind, rauben sie den Film nicht an Gravitas. Das rationale Berechnen des benötigten Sauerstoffes zieht richtig gut. Vor allem, wenn klar wird, dass es noch einen blinden Passagier gibt. Auch wenn man dafür sein Hirn ausschalten muss, oder warum sollte man sonst all diese gigantischen Räume mit Sauerstoff versorgen? Wie weit es geht, wird am Ende auch toll gezeigt, wenn Charakter um Charakter stirbt und teilweise die letzten möglichen Aktionen getan werden müssen. Von einer Explosion in der Schleuse, die auch nach dem x ten mal noch richtig gut funktioniert. Bis zur Rettung in letzter Sekunde, die unseren Physiker zwischen der geballten Kraft der Sonne und seiner Bombe stellt. Und dann das schöne, hoffnungsvolle Ende, bei dem die letzte gesendete Nachricht nochmal aufgegriffen wird und die Menschheit eine weitere Chance fürs Leben an einem besonders schönen Tag bekommt.
28 Days Later ist wirklich ein großartiger und vor allem auch filmisch sehr mutiger Film. Dass der Nachfolger natürlich nicht dasselbe Lied nochmal spielt, ist verständlich. Neue Autoren und neue Regisseure bieten jemanden anderen die Chance einen besonderen Film zu machen. Und in der Prämisse funktioniert das auch wunderbar. Nur schade, dass am Ende so ein dröger und teilweise schlechter Zombie-Film herauskam. In der Kritik von 28 Days Later habe ich den Film gelobt, weil es ein Zombie-Film ist, der sich nicht um Zombies dreht. Hier wird das wieder umgedreht, wahrscheinlich um den Zuschauer die Zombie-Action zu bieten, die sie vielleicht gar nicht wollten. Der keine der Stärken des Originals besitzt, aber dennoch die Bildsprache davon nutzt, ohne zu verstehen, was es so besonders gemacht hat. 28 Weeks Later ist nicht nur eine schlechte Fortsetzung, sondern auch ohne das Erbe des Vorgängers ein leider schlechter Film.
Die Introsequenz ist dabei auch gar nicht schlecht. Die Atmosphäre ist wirklich toll und in kurzer Zeit erzählen sie auch eine nette Geschichte. Aber hier merkt man schon, dass etwas nicht stimmt. Die wilde Bildsprache von 28 Days Later lag hauptsächlich an der Wahrnehmung unseres Protagonisten, der sich vor allem auch durch sehr impressionistische Bilder und Kniffe ausdrückt. Hier hat man das nicht. Und es wirkt auch einfach viel zu chaotisch und zu nah dran. Es wird auch schnell klar, dass man die Idee eines einzelnen Protagonisten, dem man folgt, für eine weitere Geschichte abgeändert hat. Das kann man wunderbar machen. Gerade mit einer Prämisse wie diese, die einen wirklich viele Ansatzpunkte für eine Geschichte bietet. Ich liebe die Idee, dass nicht nur London, sondern ganz England komplett ohne Menschen ist, bis auf vielleicht ein paar Überlebende dazwischen. Die Stimmung nach dem Intro hat Wilder Westen Feeling, nur dass man keine komplette Leere bezieht, sondern auf den kaum angekratzten Ruinen der Welt zuvor. Wer kommt dorthin? Und warum? Leute, die aus Krisengebieten fliehen und hier ein neues Leben anfangen wollen? Glücksritter oder Ausgestoßene, die ihren Segen in diesem Land suchen? Was für eine Dynamik bringt das mit sich? Wie geht der Neuaufbau vonstatten? Man kennt ja Geschichten von der Pest, wie sie ganze Landzüge ausgerottet hat. Dieses Gefühl ins Hier und Jetzt zu versetzen, mit dieser Dimension, ist großartig! Es würde auch schon London reichen, worauf sie sich im Film auch hauptsächlich beschränken. Aber statt mit dieser Prämisse eine wirklich faszinierende Post-Post-Apokalypse aufzubauen, folgen wir hier zwei Kids und ihrem feigen Vater. Und auch das ist okay. Wenn man die Prämisse irgendwie nutzt, oder etwas Interessantes damit macht. Aber als sich die Geschwister durch die Barrikaden schleicht und mit einem Pizzaroller durch die Gegend fahren, bedeutet das nichts. Vor allem wenn man ähnliche Szenen aus dem ersten Teil zum Vergleich nimmt. Das schöne war, dass Jim mit seiner Gruppe einfach nur überlebt hat und Schritt für Schritt nach vorne gegangen ist. Es ging immer nur um das blanke Überleben. Hier geht es plötzlich um die Mutter, die scheinbar immun gegen die Seuche ist, auch wenn sie es immer noch übertragen kann. Mir war es dabei zu spezifisch, vor allem weil man kein wirkliches Gefühl für weder die Kinder noch die Eltern bekommt. Konnte im ersten Teil noch jeder zu jederzeit sterben, hat man den Charakteren hier eine fette Plot Armour aufgesetzt. Und statt mit ihnen zu bangen, soll es reichen, dass es Kinder sind, damit man mit ihnen mitfühlt. Es hilft auch nicht, dass der Konflikt, der durch die Intro-Szene aufgebaut wird, einfach komplett im Sand verläuft. Nochmal, es muss nicht alles aufeinander aufbauen, das hat der erste Film auch nicht gemacht. Aber das ist nicht der erste Film! Dass er sie und alle anderen zurückgelassen hat, um seine eigene Haut zu retten, ist auch egal, sobald er die geistig verwirrte Frau geküsst hat und sofort durchdreht. Die Geschichte ist damit abgeschlossen. Hätte man den Anfang einfach weggelassen, hätte man die spannende Frage, was damals vonstatten gegangen ist. Man hätte ein Drama aufbauen können, zwischen den Kindern und den Eltern und wem man mehr vertraut oder wer einen eher enttäuscht.
Ab hier gerät die Welt wieder mächtig aus dem Ruder, in einer Szene, die richtig herausragend sein könnte. Der scheinbare Friede und die einhergehende Sicherheit wird mit einem Kuss komplett zermahlen. Die Panik, die sich dabei breit macht, ist fantastisch. Auch die Versuche, alles unter Kontrolle zu behalten, das allen ständig weiter aus der Hand rutscht, hätte großartig sein können. Vom gezielten Töten der Sniper zur wilden Schießerei, wo niemand überleben kann. Aber die Machart macht dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. Alles ist zu nah und verwackelt. Und natürlich ist das eine Art und Weise, die Panik rüberzubringen. Aber doch bitte nicht, wenn es um einen Scharfschützen geht, der eigentlich ein sehr gutes Bild von der Situation haben sollte. Lasst doch den ständigen Schnitt und die Nahaufnahmen. Es hilft auch nicht, dass der Junge seine Plot Armour aktiviert und als einziger durch einen Schacht klettert und sich dann von dem Scharfschützen retten lässt. Ich verstehe auch nicht, warum Jeremy Renner sein Leben für die Kids aufs Spiel setzt. Nachdem er mit der Medizinerin geredet hat, von mir aus, aber davor? Und ein super ultra Sniper ist auf jeden Fall ein viel weniger interessanter Charakter als es zum Beispiel Jim war. Und dann noch die Bombardierung, die zwar für etwas Spannung sorgt, aber keinen Sinn ergibt, sobald man nachdenkt. Sie haben nur 5 Minuten Zeit, aus dem Areal zu kommen, bevor es vollständig zerstört wird. Ein Scharfschütze ballert lieber auf sie los, als sich in Sicherheit zu bringen. Der Junge, seiner Plot Armour bewusst, “opfert” sich, um ihnen eine Chance zum Entkommen zu geben. Und zwei Minuten später sind sie Kilometer weit weg von der Abwurfzone, flüchten sich in einen Tunnel, um dann vor einer EXPLOSION wegzurennen. Ich hab nichts gegen Suspension of Disbelief, um einen Film zu genießen. Aber hier wird es eindeutig überspannt. An einem Zirkus erreicht es ein neues Niveau der Lächerlichkeit, wenn ein Helikopter eine Reihe von Zombies nieder schnetzelt, als ob man in Resident Evil 6 ist. Bis hin zum absolut gas sicheren Ort: ein Auto, das von Zombies angegriffen wird. Sie entkommen dann in die düsteren Katakomben. An sich hätte diese Szene auch gut sein können. Komplette Dunkelheit, die nur durch ein Nachtsichtgerät überwindbar ist. Nur Blöd das man auch die Charaktere zeigen muss, wenn die Nachtsicht nicht gerade an ist. Das zehrt weiter an dem Gefühl des Films. Vor allem, weil sie nicht mal verfolgt werden. Das hätte alles etwas langsamer und spannender gestaltet sein können. Und dann noch der Vater, nun ein Zombie, der all die Angriffe überlebt hat und nun hier seinen Spannungsbogen über spannendes Ende findet.
Es ist seine Schande, was dieser Film mit dem Erbe von 28 Days Later gemacht hat. Aus einem intensiven und immersiven Kampf ums Überleben, wird ein dröger Actionfilm mit furchtbarer Kamera und Schnitt und eine Riege an Charakteren, die einem allesamt egal sind. Mit einer Geschichte, die weder auf das Original aufbaut, noch irgendwas Interessantes mit der neuen Prämisse macht. Was für eine Zeitverschwendung. Selbst wenn der Film komplett von 28 Days Later wäre, wäre es immer noch ein uninspirierter Action-Film, der nichts zu sagen hat.
28 Days Later ist ein sehr einflussreicher Film, der das Zombie-Genre auf den Kopf gestellt hat. Und wie es in einem guten Zombie-Film sein soll, geht es nicht um die Zombies, sondern um die Menschen in widrigen Umständen. Es geht darum zu überleben und etwas zu finden, wofür es sich zu überleben lohnt. Ein wirklich schaurig schöne Darstellung, was solch eine blanke Situation mit dem Menschen macht. Das zu all dem noch eine außergewöhnlich impressionistische Inszenierung hat.
In dem Intro wird das Thema des Filmes schon toll dargestellt. Grausige Taten und Brutalität, die kontextlos einen noch tiefer ergreifen. In einem Labor werden Tiere unter Aufsicht gefoltert, um pure Rage in ihnen zu erwecken. In dem eigentlich lobenswerten Akt der Tierbefreiung verursacht eine Gruppe Tierschützer eine Apokalypse. 28 Tage später erwacht unser Protagonist Jim in einem komplett leeren Krankenhaus. Verwirrt schreitet er durch die Gänge und sucht nach anderen Menschen. Mit einer erstickenden Stille in den Gängen, die sich wie ein Leichentuch auch über die ganze Stadt legt. Ein leeres London, mit großartigen Bauwerken und Erinnerungsstätten, die ohne Menschen plötzlich jegliche Bedeutung verlieren. Die leere und ein paar herumfliegende Zeitungen geben ihm einen Hinweis, was vorgefallen ist, bis er in einer Kirche bestätigt wird. In derselben erstickenden Stille sieht er Leichen in einem Hörsaal aufgestapelt. Nach einem Ruf schauen ein paar verstörte Gesichter zu ihm auf und der Pfarrer bricht durch die Tür. In Panik schafft er es aus der Kirche heraus und wird von zwei Menschen mit flammenden Wurfgeschossen gerettet. Die Erkenntnis, dass sich alles Grundlegend verändert hat, sinkt langsam ein. Spätestens nachdem er seine Eltern findet, bricht er mit der alten Welt. Eine Nachricht an ihn gerichtet, dass er doch nie wieder aufwachen soll, wofür es jetzt eindeutig zu spät ist. Dafür ist die Infektion zu schwer, flink und unumkehrlich. Doch es gibt auch Hoffnung, inmitten eines großen Wohnhauses. Ein Berg von einem Mann mit polizeilichen Schutzausrüstung, der seine Wohnung brutal verteidigt und sich dann als liebenswerter Teddybär herausstellt. Er und seine Tochter geben einem wieder das Gefühl das es sich zu leben lohnt, auch wenn sie selbst sehr am hadern sind. Toll dargestellt durch das Aquarium, das die Fische gerade noch so bedeckt und die Unmengen an bunten Gefäße auf dem Dach. Mit einem Taxi machen sie sich auf den Weg aus der Stadt. In einer großartigen Szene im Tunnel, der auf der einen Seite schön anarchischen Spaß verspricht und sich dann plötzlich zu einem Rennen gegen die Zeit entwickelt. als erst die Ratten und dann die Infizierten kommen. Der Shopping-Trip gibt einem dann nochmal ein wohliges Gefühl von Normalität. Doch dass die Welt erst mal nicht wieder zu diesem Zustand zurückkehren wird, wird einerseits beeindruckend durch die Szene in der Tankstelle dargestellt und zum anderen in der Ruine, wo es zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder wilde Pferde in England gibt. In diesem fast tranquillen Ort hat Jim einen Albtraum, der nicht aus Zombies oder anderen Gefahren besteht, sondern der Angst davor, allein zu sein.
An dem angegebenen Ort angekommen, werden sie enttäuscht. Durch einen Unfall verlieren sie Frank und finden Zuflucht in einem alten Herrenhaus. Strikt geführt von Soldaten, scheint es immerhin etwas Schutz zu bieten. Doch dass etwas damit nicht stimmt, wird schnell klar. Ihr Kampf fürs Überleben geschieht auf einer anderen Ebene. Gerade der Major macht seinen absolut pragmatischen Standpunkt klar. So wird aus der Bedrohung der Umwelt und der Zombies die größte Gefahr klar: Andere Menschen. Doch nach dem schweren Regenfall und einer brutalen Rettung, die ihn nicht mehr fernab von den Zombies macht, schaffen sie es noch heraus. 28 Tage später haben sie es in eine perfekte Einöde geschafft. Und mit der Erkenntnis, wie es vielleicht im Rest der Welt aussieht, eine Nachricht nach außen, in der Hoffnung gerettet zu werden.
Etwas, das mich schon früher immer an dem Film gestört hat, war die sehr sonderbare Bildsprache und das andere Gefühl des Filmes, nachdem Frank von uns gegangen ist. Die TV-Show Qualität in vielen Szenen ist sehr befremdlich. Auch die ständigen Dutch Angles und kreativen Kamera-Einstellungen verstärken den Eindruck noch weiter. Auch das Spiel und das Framing sind oftmals sehr Theatralisch. Es ist alles sehr Artifiziell, aber auch paradoxerweise Echt und Rau. Gerade in den Szenen, wo es schrecklich sein soll, wie beim Anblick auf den Leichenberg, der Blick auf die Eltern und das Baby in der Raststätte wirken sie absolut authentisch und verstörend. Aber diesmal war es etwas anders, was vor allem an meiner Frau lag, die den Film zum ersten Mal gesehen hat. Sie hat ihn als Impressionistisch beschrieben und ich kann ihr da nicht mehr zustimmen. Durch die TV Qualität und die Beleuchtung wie in einer Doctor Who Folge am Anfang, wird eine gewisse Distanz geschaffen. Alles danach wird durch die Erfahrung von Jim erzählt. Die leeren Räume und Straße sind natürlich da, aber auch ein Ausdruck seiner Verlorenheit. Wenn in Action-Szenen alles viel zu nah und schnell geht, liegt es daran, dass Jim es so wahr nimmt. Es erschafft in einer komplett an einen Charakter gebundenen Narrative eine gewisse Distanz, die sie für sich selbst aufrechterhalten muss. Das hat so viele Szenen für mich diesmal besser gemacht. Auch wenn ich sagen muss, dass es leider auch nicht immer aufgeht. Man erkennt, was sie machen wollten und wie sie es umsetzen wollten, nur um dann am Ende nicht wirklich so rüberkommt, wie es sollte. Es ist wie ein großartiges Rezept mit frischen Zutaten, die dann leider ein eher mittelmäßiges Mahl werden. Ein gutes Beispiel ist die Erzählung von Mark. Eine Szene, die man so schon oft gesehen hat und auch sie sich auch viel Mühe im Framing geben, aber die Gravitas wollte dann doch nicht so richtig übergehen.
28 Days Later ist für mich eine Art Punk-Film, der alte, eingefahrene Aspekte nimmt und sie schonungslos und aggressiv verarbeitet. Es erschafft etwas ganz besonderes, das auch ohne den massiven Einfluss auf das Genre im Allgemeinen heute noch gut dastehen würde. Etwas, das ich gerade in einer Post COVID Welt interessant fand, waren die Bilder von Menschenleeren Städten und der Natur, die sich wieder frei entfalten kann.
Kraven the Hunter wird vorerst der letzte Versuch eines Sony Marvel Cinematic Universe sein. Ein Fakt, den wahrscheinlich die wenigsten betrauern. Morbius war ein schier endlos erscheinende Bewährungsprobe der Langeweile. Madame Web setzt dabei einen noch drauf mit einem unverständlichen Film, der einem wirklich viele Nerven abverlangt und bei jeder möglichen Entscheidung immer die schlechteste Wahl getroffen wurde. Wird es Kraven besser machen?
Und überraschenderweise muss ich die Frage mit Ja beantworten. Versteht mich nicht falsch, der Film ist kein guter und an vielen Stellen auch sehr katastrophal. Aber immerhin hat er Szenen und Ideen, die funktionieren und unterhaltsam sind. Das ist schon mehr als Morbius und Madame Web zu bieten hatte. Würde man einfach all den Füller herausnehmen und nur Action-Szenen aneinander schneiden, mit einer entschlacken Geschichte, hätte der Film auch locker ne 6 werden können. So dämlich die Kräfte von Kraven sind, immerhin sind sie spaßig. Statt einfach wieder einen starken oder schnellen Typ zu haben, hüpft er halt wie eine Gazelle oder klettert wie ein Affe. Seine Motivationen sind immer noch viel zu vage, aber hey, es hat Spaß gemacht, ihm dabei zuzusehen. Das merkt man auch schon in der Intro-Sequenz, als er sich in ein Gefängnis einschleicht, um einen Waffendealer auszuschalten. Ein überraschend guter Start, der sofort wieder von der furchtbaren Narrative ausgebremst wird.
Der Backflash zieht sich einfach viel zu lange. Die Kids sind beide relativ bescheiden und die leuchtenden Augen haben auch mehr TikTok Fanfic vibe als großes Kino. Und auch wenn Russel Crow eigentlich ein richtig toller Schauspieler ist, hat er hier wirklich nur das Minimum gegeben. Aber das kann man auch verstehen bei dem sehr durchwachsenen Drehbuch, das vor allem im finalen Produkt von unmengen Reshoots durchzogen ist. Ich würde fast wetten, dass Calypso nicht im Original Drehbuch war, und all diese Szenen noch schnell abgedreht werden mussten. In diesen Szenen spürt man gerade von Aaron Taylor-Johnson eine gewisse Lustlosigkeit, oder zumindest ein Gefühl des Zeitdrucks, dass man das Ding endlich hinter sich lassen kann. Einige der Szenen wurden auch extra so gedreht, dass man das Gesicht der Schauspieler nicht sieht, damit man im Nachhinein noch etwas einsprechen kann. Die erste Szene mit Calypso fühlt sich auch wie ein Fremdkörper an, bei dem ich erst nicht verstanden habe, was das soll. Sie ist einfach ein Charakter, der in einer Szene eingeführt wird, mit einem magischen Artefakt. Normalerweise dauert es ein bisschen bis die Saat aufgeht, aber bei Kraven will man nicht warten und nutzt das Foreshadowing in der nächsten Szene. Ob es jetzt magisches Wasser ist, ein rettender Pfeil, oder nochmal magisches Wasser. Sie gibt auch narrativ keinen Sinn, soll doch Kraven eine seiner Sonderfähigkeiten sein, die er alle und jeden aufspüren kann. Seine Kräfte sind im Allgemeinen sehr unklar. Ich glaube, weil er vom absoluten Alpha Löwen das Blut hat, hat er die Kräfte von allen Tieren, da er ja der König der Tiere ist? Dazu auch ein ausgeprägtes Alpha Mindset! Nur mit Tierkontrolle statt Crypto. Da hilft es auch nicht, dass die Inszenierung seiner Verwandlung auf dem Niveau eines “Three Wolf Moon” Shirts und Made in China Traumfänger hat. Kraven ist auch von Anfang an quasi perfekt. Es gibt keine Hindernisse, die er nicht davor bewältigen konnte. Es gibt einfach keinen Charakter Ark. Das kann man ja machen, und eben durch sekundäre Charaktere oder die Bösewichte eine Geschichte erzählen. Aber das wird hier auch nicht gemacht! Rhino ist so ein sonderbarer Bösewicht, den ich auch immer noch nicht einordnen kann. Es hilft auch nicht, dass er wie ein Schuljunge mit seinem Rucksack aussieht und ich mir nicht sicher bin, welche Frisur besser war: Emo oder Steuerberater? Immerhin hat man die Szene, wo er ein komisches Geräusch und Gesicht gemacht hat! Der Vater macht auch nicht wirklich viel. Und der Foreigner sieht zwar cool aus und hat coole Powers, aber zur Geschichte trägt er nicht wirklich viel bei. Das CGI sieht leider auch mehr schlecht, als recht aus. An einer Stelle wird Russel Crow angeschossen und sie haben einfach ein PNG einer Einschusswunde aufs Bild gelegt. Und wenn auch gerade der Kontakt mit den Tieren so im Fokus steht, hätte man da auch gerne noch etwas mehr Mühe hineinstecken können. Und etwas, das ich auch überhaupt nicht verstehe, ist der Gewaltgrad des Filmes. In Deutschland ist der Film ab 16, aber in Amerika haben sie sich extra Mühe gegeben, den Film mit einem R-Rating zu versehen. Das äußert sich hauptsächlich in etwas überzogene Bluteffekte, die dasselbe Problem wie die Schusswunde haben, und ein paar flotten und brutalen Kills, auf die man gerne hätte verzichten können. Denn sind wir mal ehrlich, der Film ist schon für ein Teenager Publikum gemacht.
Aber ja, hätte man sich mehr darauf fokussiert, hätte man was draus machen können. Auch wenn er seine Fehler hat, ist Kraven an sich doch ein spaßiger Charakter. Seine Kräfte sind so herrlich vielseitig und ein gutes Maß von lächerlich und bad ass. Ich hab nie danach gefragt, aber bin sehr froh, dass ich Kraven an einem Auto hängend gesehen habe und die Türen öffnet wie eine Konservendose. Der die Verfolgung einstellt, um mit seinen Adleraugen ein Nummernschild zu sehen. Der bei einem Spaziergang auf seinen Anwesend mit dem kleinen Streuner Kätzchen spielt. Der sich im Kampf gegen Rhino eine wilde Streetfighter-Stage gebastelt hat, mit einer trampelnden Herde, die fröhlich im Kreis rennen Auch wie er aussieht, wie er lebt, ist er herrlich überzogen. Meine Frau hat es als Cottage Core for Boys bezeichnet, was ich sehr passend finde. Ich mochte auch den Foreigner, auch wenn er am Ende doch unnötig für die Geschichte war. Vor allem, weil er einfach nur erschossen wird und Kraven mit einer Senzu Bean wieder auf Pepp gebracht wird. In einem Kampf, der immerhin unterhaltsam war. Und auch wenn ich die kurze Einführung des Chameleon gut fand, bin ich doch nicht traurig, dass dies endlich das Ende des Sony Marvel Cinematic Universe ist. Eindeutig ein besserer Film als Madame Web und Morbius, aber das muss nichts heißen.
La La Land ist ein Film, wie er heutzutage einfach nicht mehr gemacht wird. Ein Film mit einer klaren Liebe für Los Angeles, Hollywood und den träumenden Seelen, die diese beleben. Allein die Intro-Szene, bei der Menschen aus allen Lebenspfade zusammen im Stau stehen und in einem Song ausbrechen, in eine schöne Ode über diese Stadt und ihre Leute. Ein fantastischer Einstieg in das, was einen erwartet. Dann schwenkt der Fokus über zu unseren zwei Protagonisten. Mia möchte ihren Durchbruch als Schauspielerin in Hollywood finden und Sebastian möchte seine Jazz Passion mit anderen interessierten Teilen. Sie laufen sich immer wieder über den Weg, doch erst beim dritten Mal schlägt der Blitz ein und sie entscheiden sich, ihr Leben miteinander zu teilen. Statt von einem Casting zum nächsten zu hetzen, möchte sie mit einer Ein-Frau Show endlich ihren Ausdruck finden, wogegen Sebastian endlich einen festen Job als professioneller Musiker erhält, auch wenn es nicht mit seinem Traum vereinbar ist. Es zerreißt die Beziehung in einer großartigen Szene und sie gehen anschließend ihre eigenen Wege, nur um Jahre später zu sehen, dass sie es doch irgendwie geschafft haben, nur leider nicht zusammen.
La La Land ist eine tolle Liebesgeschichte und erzählt von Träume und Passionen. Ein Film, der vor allem durch seine Inszenierung punktet und etwas schon lange nicht mehr dagewesenes auf die Leinwand zaubert. Ein verliebtes Spiel von Film und Musik, ohne ein volles Musical zu sein. Eine zärtliche Geschichte, die sich durch den Ausdruck der Musik und Tanz zu einer neuen Ebene transzendiert. Ein Film, der viele Freiheiten in der Erzählung nimmt, aber dennoch die harten Themen nicht einfach überspielt. Die Motivationen und Träume der Charaktere fühlen sich echt an. So ist auch das Ende bittersüß, mit einem wunderschön schmerzhaften Gefühl, das einerseits die verlorene Zeit betrauert, aber auch die gemeinsame Zeit zelebriert.
Ich liebe, wie Jazz in diesem Film inszeniert wird. Als großer Jazz-Fan konnte ich den glühenden Ansprachen von Sebastian mit leuchtenden Herzen folgen. Die Art und Weise, wie es auch inszenatorisch gestaltet wird, mit oftmaligem Hin und Her oder dem Abtauchen in eine Parallelwelt durch die Musik, ist richtig schön gemacht. Und dabei dann noch den Punkt zu bringen, dass Jazz lebendig ist und man sich nicht nur an den alten großen Festhalten darf, sprach mir auch aus der Seele.
Handwerklich ist der Film großartig. Von der Kamera, der Musik, dem Schnitt und dem Schauspiel wird einem ein herrlich dynamischer Film geboten, der auch nicht von starken Farben und Kostümen zurückschreckt. Die Musikeinlagen sind immer viel mehr als nur die Summe ihrer Dinge. So ist es kein Zufall, dass der Song “There’s someone in the crowd” mit Mia im Badezimmer beginnt, durch eine ganze wilde Nacht führt, nur um dann wieder in einem Badezimmer zu enden. Ein Film, der mich immer wieder aufs Neue begeistert und ein ganzes Potpourri von Gefühlen in mir auslöst.
Good Boy ist eine nette kleine Horrorkomödie. Eine Dogsitterin soll auf den kleinen “Regular Dog” aufpassen, der sie dabei immer weiter terrorisiert. Eine ulkige Geschichte, die sich nicht sehr ernst nimmt und vor allem durch die Kamera, Schnitt und das überzogenen Schauspiel etwas Unterhaltsames bietet. Die POV Shots hinter seinen Ohren, das Spiel von Licht und die Cartoon Logik funktionieren einfach richtig gut. Gute und kurzweilige Unterhaltung.
Wer meine Kritiken regelmäßig liest, weiß das ich einen gewissen Hass gegen Sebastian Fitzek Geschichten habe. Seit ich “Das Kind” auf Anraten eines Freundes gelesen habe, ist Fitzek für mich eine Gallionsfigur für eine bestimmte Art von Krimi geworden, die ich zutiefst verachte. Dennoch kann ich nicht von Filmischen Interpretationen ablassen, in der Hoffnung das es diesmal vielleicht besser ist. Und obwohl ich immer das Schlimmste erwarte, überflügen die Geschichten es immer wieder in dem Drang, alles in ein extrem pushen zu müssen.
“Wer das Datum seines Todes kennt, hat mit dem Sterben schon begonnen.” Direkt aus einem Spruchkalender für Krimi-Fans, legt der Film auch gleich los, mit einem wilden Intro, wie man es seit mindestens 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Dabei kommt dann eine Szene, die mir tatsächlich richtig gut gefallen hat. Die Geschichte mit dem Mädchen, den gruseligen Typen und der Motorhaube war klasse und effektiv. Es macht auch gleich klar was für ein wichtiger Job Jules macht, und das er auch nicht schlecht darin ist. Ich mag die Prämisse an sich auch. Es hat jemand “Den skyldige” (The Guilty) gesehen und hat inspiration geschnuppert. Aber warum auch nicht. Es ist ein gutes Konzept und das man was wirklich tolles daraus machen kann, beweist das Original aus 2018 auf großartige Art und Weise. Auch auf filmischer Ebene geben sie sich immerhin etwas mühe, die Exposition interessanter zu machen, als sich nur Informationen gegenseitig ins Gesicht zu werfen. Aber es ist immer noch etwas holprig. Das es nicht so bleibt, sieht man im ersten Backflash von Klara, wo einfach mal kurz abgesteckt wird, wer wer ist und was los ist in herrlich unnatürlichen Dialogen. Was ich aber nicht verstehe, auch nachdem ich den Film gesehen habe, ist die nonchalante Art und Weise, wie alle mit dem Kalender Killer und seiner Drohung umgehen. Selbst wenn sie sich das alles nur einbildet, ist sie doch im höchsten Stress und kann zumindest für eine Nacht in Schutz genommen werden. Aber was solls, mit Logik und gesunden Menschenverstand sollte man nie gegen einen Fitzek ziehen, den das würde nicht in sein Konzept der extremen passen. Das wird auch abermals toll dargestellt von der sonderbaren Sexparty auf die sie anschließend gehen. Ein richtig unkreative und sehr kindische Darstellung, wie man sich solche Parties vorstellt. Mit gruseligen Masken, verschiedenen Peitschchen aufgereiht und gedopte Opfer. Mit der ernsthaftigkeit die der Film sich sonst gibt, fällt mir kein anderes Wort als Cringe ein. Das an sich ist ja schon eher schlecht, aber es wird katastrophal wenn man die Szenen davor miteinbezieht. Den eines der Hauptthemen ist Häusliche Gewalt, das hier schon fast fahrlässig dargestellt wird. Seine Charaktere sind kaum solche, sonder eher groteske Figuren mit absurder Grobschlächtigkeit. Er muss immer sofort zum Extrem gehen und zerstört so jede mögliche Aussage, die er haben könnte. Es missfällt mir auch, dass er das Leid von Frauen auf so perfide Ar tund Weise ausnutzt. Natürlich soll es den Mann in ein schlechtes Licht rücken, aber er ergötzt sich mit dieser plumpen Art auch selbst daran. Dabei verliert auch Jules langsam den Plot und fängt an die SUIZID GEFÄHRDETE PERSON eine Geschichte aus seinem Leben zu erzählen. Keiner hat gefragt und es ist einfach nur fahrlässig. "Warum lassen Frauen sowas mit sich machen?” Ernsthaft? Und ich weiß das es noch eine erklärung dafür gibt, das macht den Moment aber auch nicht besser.
Und dann ist das nächste Bingo auf der Fitzek ist ein Stümper Karte. Der abermals furchtbare Umgang mit psychischen Krankheiten. Ob es die Suizidalität ist, die Handlungen von ihren Ehemann oder die Darstellung einer Dissoziativen Störung. Und hier ist eine krux die ich mit Fitzek habe. Er schreibt Pulp. Er schreibt Schund. Bei dem alles in das extrem gedreht werden muss. Und das alles ohne wirkliche Empathie oder Verständnis. Das kann man machen. Aber nicht er. Er verpackt das immer in einen “ernsten Roman” und möchte damit die “dunklen Seiten der Menschen” aufzeigen. Er macht sich zu einer Art Autorität, welche seinen Charakteren und Geschichten mehr Authentizismus verleihen soll. Aber das sind sie nicht. Sie sind allesamt furchtbar groteske Abziehbilder von möglichen Charakteren. Aber so wird es einem nicht mitgeteilt. Ich wünschte mir nur, er wäre Ehrlich, anstatt sich und seinen Schund so zu profilieren. Das merkt man auch an dem nächsten Bingofeld: Kindstod oder Missbrauch. Eigentlich kann man das in die Mitte setzen, weil ohne das, kann man es einfach nicht. Ein jämmerliches Ziehen an Fäden, um Emotionen auszulösen.
Sobald man das Durchschaut hat, verliert der Film auch stark an Drive. Ich hab keine Sekunde daran geglaubt, dass der mysteriöse Typ, der bei ihrem Ferienhaus auftaucht, wirklich der Kalender Killer ist. Und wer hätte gedacht, dass ich recht habe. Warum auch immer er nicht nach ihr gerufen hat. Oder warum er so clever war, ihr nicht zu folgen, um die Spuren nicht chaotischer zu gestalten. Im Allgemeinen ist er ein komischer Typ, wie eine creepy Stalker Schildkröte. Der Film bläht sich auch immer weiter auf mit unzähligen Subplots. Man hat das Drama von Jules, seiner gebratenen Frau und Kinder, einer mysteriösen Figur die sich scheinbar durch sein Haus schleicht, sein Vater der als Amateur Detektiv herum zieht, Klara die all ihre Träume und Ambitionen für die Beziehung aufgegeben hat, die cringe Party, ihr Missbräuchlicher Mann und der Kalender Killer, wovon sie abwechselnd flüchtet, zu einem netten Berliner Nikolaus. Es ist ein absolutes Chaos, das auch durch die ambige Darstellung von Klara keinen Gefallen tut. Für so eine hauchdünne Geschichte gibt es viel zu viel, das man nicht mehr weiß wovor man jetzt Angst haben soll. Der Spannungsbogen wurde dann bei Jules irgendwann überspannt, sodass nur noch Frustration zurückbleibt. Immerhin wird einiges am Ende durch einen Twist aufgeklärt. Und ich lag sogar falsch. Ich habe gedacht, dass Klara oder Martin den Kalender Killer nur nutzen, um sich gegenseitig aus dem Weg zu räumen. Der Twist am Ende war um einiges lahmer. Ich verstehe auch immer noch nicht, warum der Kalender Killer so ist, wie er ist. Klar, es wird erzählt, dass er misshandelten Frauen helfen will, oder was auch immer. Aber warum immer mit einem Datum? Warum er oder du? Ist es einfach nur deutsche Penibilität, die ich nicht verstehe? Und das White Knighting war auch etwas zu dick aufgetragen. Das Ende ist dann eben wie es ist: Unausgegoren, uninteressant und vorhersehbar. Ich kann Fitzek vor meinem inneren Auge sehen, wie er sich stolz selbst auf die Schulter klopft. Wie toll er doch mit dem Thema Suizid und Häusliche Gewalt umgegagen ist. Es gab tatsächlich ein paar Szenen, die waren nicht schlecht, allen voran der Dialog zwischen Klara und Martin im Auto. Aber auch diese Punkte wurden dann durch die Party und einen Elektroschock kaputt gemacht. Ganz zu schweigen von der Überraschung in der Wohnung.
Handwerklich ist der Film leider auch eher durchwachsen. Vieles daran liegt an dem Drehbuch und an den Charakteren. Wie zum Beispiel einige Dialoge, die so dick aufgetragen sind und so unnatürlich klingen, dass sie mich mehrmals aus der Immersion gerissen haben. Die Schauspieler sind leider auch eher schlecht als recht. Vor allem in einer Art Kammerspiel, was es ja sein möchte, müssen die Schauspieler verdammt gut sein. Denn das meiste, was passiert, funktioniert über Dialoge. Und hier schneiden gerade die zwei Protagonisten nicht wirklich gut ab. Das Schauspiel von Sabin Tambrea ist so steif und emotionslos, was ja teilweise Sinn für seinen Job macht. Aber auch in den späteren Szenen, ist er kaum besser. Es kommt halt auch dazu, dass ich ihm nach dem Call mit dem Mädchen und der Motorhaube kein Wort mehr geglaubt habe. Und Luis Heyer ist leider auch nicht besser. Sie hat aber auch das Handicap der teilweise furchtbarsten Dialoge im Film. Aber auch sonst schafft sie es einfach nicht, die Gravitas oder das Gefühl, das der Film rüberbringen möchte, zu erzeugen.
Ich kann den Hype um Fitzek nicht verstehen. Denn selbst wenn sich David Fincher eines seiner Werke zur Brust nehmen könnte, und einen quasi perfekten Film erschafft, sind die Charaktere, Plots und Twists doch so widerlich durchwachsen und plump, dass daraus nichts werden kann.
Red Rooms ist ein faszinierender, schonungsloser und doch zärtlicher Film über die dunkle Seite menschlicher Obsession.
Der Film ist ein teils ein großartiges Gerichtsdrama, teils eine Charakterstudie. Es geht um einen prominenten Kriminalfall. Von einem Mann, der angeklagt wird, junge Mädchen zu entführen, zu foltern und zu töten, um dann von anderen durch das Dark Net bezahlt wurde. Der Film nimmt viel Zeit für die Grundlage des Falls, in dem man das Plädoyer in ihrer Gänze zeigt. Doch der Film besteht nicht nur aus Gerichtsdramen, es geht auch um eine anbahnende Freundschaft von Clementine und Kelly-Anne, ihrer Detektivarbeit und den Ereignissen, die sie am Schluss zu einer Entscheidung führen.
Clementine ist ein faszinierender Charakter. Sie verteidigt den Angeklagten glühend. Niemand versteht ihn so gut wie sie, erkennt die Zärtlichkeit hinter seinen Augen und alle “Beweise” kann man schnell relativieren. Sie ist selbst eine getriebene und vor allem Suchende, die in dieser Extremsituation ihre Wahrheit sucht. Erst als ihr das Ausmaß der Grausamkeit gezeigt wird, erkennt sie ihre blinde Passion an. Dabei möchte sie niemandem weh tun. Sie hat wirklich an seine Unschuld geglaubt und möchte nicht, dass ein unschuldiger Mensch leidet. Sie ist im Herzen eine gute Person, die leider fehlgeleitet wird. Eine eigentlich sehr ruhige und persönliche junge Frau, die dann sich ungewöhnlich aufplustern, gegen die Ungerechtigkeit, die sie wahrnimmt. Das wird auch nochmal schön am Ende mit einer Einsicht gezeigt, ein Eingeständnis, dass sie falsch lag.
Und dann hat man noch Kelly-Anne, die Protagonistin. Bis zum Schluss wird nicht wirklich klar, was ihre Motivationen sind. Eine passive Beobachterin. Eine Frau, die durch ihren Intellekt und ihre Schönheit einen guten Stand in ihrem Leben hat. Sie nutzt ihre Zeit und Energie, um das zu verfolgen, was sie interessiert. Deswegen ist sie so gut im Poker und kann tatsächlich ziemlich gut hacken und sich im Dark Net zurechtfinden. Eine Darstellung, die überraschend authentisch ist. Bei dem ersten Sicherheitssystem Hack mag ich es auch, dass sie es viel mehr gemacht hat, um zu schauen, ob sie es kann, statt wirklich einzudringen. Ihr Leben steckt voller strikter Struktur, die dann während des Falls gebrochen wird, und sie zu der letzten Entscheidung führt. Das Pokerspiel und Bieten ist großartig inszeniert, mit einer Spannung, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe.
Leider ist das Ende etwas ernüchternd. Die Gerichtsszenen sind großartig und auch die Dynamik zwischen ihr und Clementine ist toll. Aber sobald sie alleine ist und ihr Leben aus den Fugen gerät, fällt dieser passive Aspekt von ihr weg, den ich so faszinierend fand. Mit dem Ende, das man bekommt, muss man sich fragen, warum sie das macht? Warum gerade jetzt? Und hier fehlt leider etwas. Hätten sie es einfach noch offener gelassen, zum Beispiel wenn sie nicht ihren Job verloren hätte, aber weiter an dem Fall dran bleibt, hätte es für mich besser funktioniert.
Handwerklich ist der Film großartig. Mit einer wirklich tollen Kamera, die gerade auch bei dem Gerichtsdrama extrem wichtig ist. Gerichtsdramen finde ich als Kammerspiel-Liebhaber großartig. Und genau hier wird der Mikrokosmos auch gut eingefangen, mit kräftigen Worten und edrückenden Stille. Auch Clementine war toll inszeniert, vor allem das Anschauen der verbotenen Videos war wirklich erschütternd anzuschauen. Schauspielerisch ist der Film ebenfalls klasse, mit kleinen Schwächen auf keinen Ebenen. Ein ganz besonderer Film, der meiner Meinung nach etwas abgebaut hat, aber immer noch stark als Werk für sich da steht.
Robert Eggers Nosferatu ist meiner Meinung nach die beste der drei Interpretationen. Mit einigen Aspekten, die sehr herausragend sind, und anderen, die dann doch etwas zu wünschen übrig lassen, vor allem für einen Eggers Film. Ich habe auch erwartet, dass der Film mehr sein eigenes Ding wird, anstatt eines Remakes.
Ich würde hier gar nicht tiefer auf die Geschichte eingehen, sondern eher auf die Szenen oder Aspekte die der Film anders oder in meinen Augen besser, oder schlechter gemacht hat. Angefangen mit unser Durchlaucht Orlok. Sind wir mal ehrlich, Max Schreck ist sehr ikonisch, aber gruselig ist heute etwas anderes. Wenn man als Scherz in Sponge Bob auftaucht, muss man zugeben, dass man etwas von seiner gruseligen Macht eingebüßt hat. Klaus Kinski war nicht schlecht, aber ich bin im Allgemeinen kein Fan von Herzogs Nosferatu. Aber den nicht wiedererkennbare Bill Skarsgard ist hier wirklich herausragend. Endlich eine Inszenierung die das grausige Ausmaß und die Hässlichkeit des Wesens gerecht wird. Die tiefe Stimme, das röchelnde Atmen, die beängstigte Größe, der Biss in das Herz und das zerfallende Fleisch sind einfach phänomenal. Ich habe auch die Szenen im Schloss genossen, bei dem die unnatürlichkeit des Grafs zur schau gestellt wird. Davon wie er die Regeln der realität bricht und den Wahn des Maklers nährt. Hier war der Film für mich am stärksten! Ich habe mir erhofft, dass der Wahn des Grafen sich mehr in der Bildsprache widerspiegelt. Von einem blühenden Wisborg, das nach der Niederlassung in Gut Grünewald immer bizarrer und grotesker wird. Nicht nur eine Plage und Ratten, sondern wahrlicher Wahnsinn, Paranoia und dem brechen der Realität. Leider bleibt es bei der Plage und den Ratten. Im allgemeinen war mir der Film viel zu Bieder in seiner Bildsprache. Es gibt wirklich schöne und traumhaft schaurige Szenen, aber man hätte noch so viel mehr machen können. Etwas das ich von dem Macher von “The Witch" und “The Lighthouse” erwartet habe. Aber scheinbar war ihm dort dem Titel des Remakes wichtiger anstatt das Medium und die Geschichte weiter zu treiben. Das ist an sich gar nicht schlimm wenn man darauf steht. Aber für mich hat sich die Inszenierung einfach zu bieder und dröge angefühlt. Gerade mit dem Framing hätte man noch viel machen können, gerade in einem Film mit so viel starker symbolischer Kraft. Ich hätte auch gerne auf ein paar Jumpscares verzichten können. Auch fand ich es etwas schade, dass alle Bewohner von Wisborg mit dick aufgetragenen britischen Akzenten glänzte. Aber all diese Dinge sind kein Beinbruch oder machen den Film zu einem schlechten.
Ich bin sehr froh, dass sie Ellen Hutter viel interessanter gemacht hat. Statt nur ein vages Opfer zu sein, erzählt sie ihrem Mann die Freude, mit der sie die Hand des Todes gegriffen hat. Sie kämpft sich durch Krämpfe und Zwietracht. Und opfert sich zuletzt, was sehr schön dargestellt ist. Vor allem, wenn ihr Körper sich zusammenzieht oder sie fast geistesabwesend den Beischlaf vollzieht. Ich mochte auch Albin Eberhart von Franz sehr. Desillusioniert von dem Zeitalter der Aufklärung und der Wissenschaft, versteht er, dass es auch eine Welt dazwischen gibt. Ich liebe die Ehrlichkeit und Geradlinigkeit, die er an den Tag legt und wie auch sein Ehemaliger Schüler sofort auf seine Weisheit baut und die Befehle akkurat befolgt. Ich mag auch, dass sich Eggers abermals auf eine Folklore erzählweise der Geschichte fokussiert hat. Es steht außer Frage, was für eine Kreatur der Graf ist, welche Macht und klare Boshaftigkeit durch ihn fließt. Es ist Schicksal wird immer wieder gesagt, und so ergibt es auch Sinn, dass der Film so endet, wie es prophezeit wurde.
Die Klangkulisse ist fantastisch. Mit einem wirklich großartigen Sound Design, welches die schaurige Stimmung sehr gut rüberbringt. Das Geräusch des Trinkens direkt vom Herzen ist wunderschön und verstörend zugleich. Der Soundtrack war auch sehr passend und Stimmungsvoll, auch wenn ich mir manchmal mehr erdrückende Stille gewünscht hätte. Bill Skarsgard, Willem Dafoe, Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult und Ralph Ineson waren allesamt großartig. Gerade die ersten zwei waren absolut phänomenal und haben jede Szene zu etwas Besonderem gemacht. Auf die Kinder mit ihren “Mama…Papa” hätte ich verzichten können, aber das war ne künstlerische Entscheidung. Die Sets und Kostüme sind allesamt großartig. Besonders die Kleider von Ellen fand ich besonders schön und als eine Art Ausdruck ihres Schwermuts. Ich hätte mir nur gewünscht, das der Film manchmal etwas weniger konventionell geschossen oder erzählt wäre. Das hätte für mich den Film von einer guten Wertung zu einer sensationellen Wertung bewegt.
Obwohl ich eigentlich in meiner Kindheit direkt zur Zielgruppe der Power Rangers gehörte, ist die Show immer an mir vorbei gegangen. Bis auf ein paar Szenen auf Youtube habe ich noch nie etwas von den Power Rangers gesehen. Und auch wenn der Film nicht wirklich gut ist, kann ich das Gefühl der Power Ranger Nostalgie auf jeden Fall besser verstehen. Eine volle Dröhnung der 90er, mit Ninjas, Zauberern und Explosionen! Mortal Kombat für Pre-Teens.
Dass hier nicht gespaßt wird, wird gleich am Anfang mit dem Titel Crawl klargestellt, bevor dieser EXPLODIERT! Endlich bekommt man einen Blick auf unsere Protagonisten, die gerade dabei sind, aus einem Flugzeug zu springen. Nach einigen WOWs und WOOOs kommen sie sicher am Boden an, wo gerade eine große Party im Gange ist. Wie es üblich in den 90ern war, hüpfte man anschließend sofort auf verschiedene rollende Geräte und skatet durch das absolute Abziehbild einer amerikanischen Stadt. Es hätte ewig so weitergehen können, doch bei einer Baustelle stoßen die Bauarbeiter auf ein Siegel, das ein lilanes Ei zum Vorschein bringt. Ein Vorgang, der so unglaublich ist, dass ein Bauarbeiter sagt: "Das ist unglaublich, was kann das nur sein?” Oh, wenn er nur wüsste! In der Nacht wird das sonderbare Artefakt von einer Riege noch sonderbarer aussehender Bösewichte geöffnet. Und dort kommt er dann zu Tage (bzw. zur Nachte), das grausige Wesen, das vor vielen Jahren schon einmal gebannt wurde: Ivan Ooze! Das Monokel Schwein sein Glas nicht fallen lässt, ist ein Wunder! Und dann kommt ein Zitat das mich laut loslachen ließ: “Meine Nase riecht… Teenager”. Eine mutige Aussage! Und dann geht der erste Kampf schon los. Und ich muss zugeben, ich war nicht vorbereitet, wie viel Arsch die Show kicken kann. Die Kids haben es schon drauf und durch viel Seilarbeit und eine Explosion, mal hier, mal da, geht immer einiges ab. Außerdem wenden die Rasta Ooze eine Technik an, die man selten zu sehen bekommt: Während der Verwandlung der Helden einfach abzuhauen. Aber durch Unmengen von Backflips (die einzig sinnige Art und Weise, sich auf einem Schlachtfeld fortzubewegen) gewinnen sie zwar die Schlacht, aber der Krieg scheint verloren zu sein. Dem Gesicht im Glaskasten scheint die Energie auszugehen. Es gibt nur eine Lösung für dieses Kümmernis, die Kinder müssen auf einen anderen Planeten. Ganz normale 90er Dinge, oder wie Alpha es sagen würde “Aiaiaiai”!
Während sie dort auf eine kaum bekleidete Hexe treffen (die direkt aus einem DnD Regelbuch entsprungen zu sein) und ein paar Kämpfe bestreiten müssen, lässt Ooze die Zeit nicht unverrichteter Dinge vergehen. Als Magier verkleidet, bringt er seinen Schleim in alle Haushalte, um dort die Erwachsenen zu hypnotisieren. Er braucht Arbeitskräfte, um seine GCI-Monströsitäten zu fördern, damit sie von Hand seine Monster ausgraben können. Ich denke, dass das Monokel Schwein es am treffendsten artikulierte: “Meine Fresse, ist das eine Sau!”... auch wenn der Kontext ein etwas anderer war. Mit neuen Superkräften und Tieren ausgerüstet, bereiten sich die Teenager zu einer finalen Schlacht vor. Und was für eine Schlacht es ist! Mehrmals scheint alle Hoffnung verloren, aber sie schaffen es dann doch noch! Mit der Hilfe eines Kometen, wovon ich zum ersten Mal höre und der Ooze in tausend kleine Stücke zerfetzt. Man bin ich froh, dass nochmal alles gut gegangen ist.
Auch wenn der Film wirklich nicht gut ist, muss ich zugeben, dass ich Spaß damit hatte. Hätte er das Tempo und die Abwechslung des ersten Drittels beibehalten, hätte er auf jeden Fall eine bessere Bewertung erhalten. Aber nachdem die Power Ranger den Planeten verlassen, beginnt der Film zu zehren. Statt sich endlich auf den Weg zum Planetaren Nippel zu begeben, hängen sie noch ewig rum. Und auch wenn der Kampf gegen das Skelett und die sonderbaren Wesen aus dem Stein an sich ganz nett sind, zieht es sich doch zu lange. Auf der Baustelle ging die disorientierende Inszenierung noch, aber hier ist es mir dann zu chaotisch geworden. Man bekommt kein Gefühl dafür, wo wer ist oder was sie machen? Sie flippen, kicken und gewinnen irgendwie am Ende. Auf der Erde geht es leider ähnlich dröge zu. Auch wenn Ooze an sich ganz unterhaltsam ist, wird man dem ständigen bösen Lachen doch irgendwann überdrüssig. Und dann zu dem finalen Kampf, der vor allem durch das furchtbare CGI kaputt gemacht wird. Auch schade, dass dadurch ein waschechter Kampf von zwei Typen in Kostümen ersetzt wurde.
Es war aber dennoch eine interessante Erfahrung. Die Kämpfe sind schon echt nett inszeniert und sie geben sich auch Mühe es toll aussehen zu lassen. Die Sets und Kostüme wirken nie authentisch, aber das wollen sie auch nicht. Die Kostüme und Monster sind nett gestaltet und stecken auch voller Details. Dazu das 90er Jahre Gefühl, das einem direkt ins Gesicht geschlagen wird.
Heat ist zurecht ein legendärer Film. Ein fast drei Stunden Epos über Menschen, die losgelöst von der Gesellschaft, Menschlichkeit und sich selbst leben, mit einem schier unstillbaren Hunger, der sie antreibt. Um zwei Seiten einer Medaille, die sich gegenseitig jagen, und dabei so viel näher sind, als sie es zugeben möchten.
Das, was mich von Anfang an an dem Film fasziniert hat, ist das Filmhandwerk. Heat ist eine wirklich großartige Vermählung eines starken Drehbuchs, einer Inszenierung mit Auge fürs Detail, die sich auch gerne die nötige Zeit nimmt, und einem Cast von Schauspielern, die allesamt etwas ganz besonderes bieten. Besonders die Kameraarbeit muss ich nochmal hervorheben. Dante Spinotti schafft es, aus jeder Szene noch etwas mehr herauszuholen. Nehmen wir die Cafe Szene, in der Neil und Eady sich näher kommen. Es beginnt mit einem Wide Shot, der einem ein gutes Gefühl des überfüllten Diners gibt, inklusive beengung und ständiger Bewegung. Doch umso näher sie sich kommen, umso mehr nähern sie sich im Framing, bis die Welt außerhalb von ihnen langsam komplett verschwindet. Ähnlich geht es auch Vincent und Justine, die sich in einer Party näherkommen, bis das Framing sie inmitten der Party allein lassen. Aber auch bei der Betrachtung eines Tatortes schafft es, mit dem Framing ständig dynamisch zu bleiben und den Fokus nicht zu verlieren. Das schafft in den ruhigen Momenten ein ganz besonderes Gefühl zu geben, das auf narrativer und bildlicher Ebene zusammen spielt. Das spiegelt sich auch im Schnitt wider, der auf richtig geschickte Art und Weise die verschiedenen Charaktere und Narrativen verwebt.
Die Action-Szenen sind dabei auch auf einem anderen Level. Es ergibt schon Sinn, dass dieser Film als Inspirationsquelle gilt. Von dem Geldtransporter Raub, zu der schießerei auf dem geisterhaften Parkplatz, dem Edelmetall Raub der in der letzten Sekunde abgebrochen wird, zu dem absolut grandiosen Bankraub, der Rache an Waingro und der letzten Schießerei inmitten der tosenden Maschinen. All diese Szenen haben so eine starke Atmosphäre und das Gefühl von Authentizität. Das liegt an ein paar Dingen. Die Crew von Neil sind absolute Profis, die sie immer wieder im Verlauf des Films beweisen. Ob es das Chaos nach dem Geldtransport raubt, den taktischen Abbruch des Einbruchs, bis hin zum taktischen Rückzug nach dem Bankraub, der tatsächlich auch vom US Militär als Schaummaterial genutzt wurde. Es hilft auch, dass man viele der Szenen aus beiden Perspektiven gezeigt bekommt und statt in der Postproduktion, die Klänge der Schüsse direkt aufgezeichnet wurden, was zu dem authentischen Gefühl beiträgt. Wenn sie die Tür des Transporters sprengen, zerbarst all das Glas in der Nähe. Die Sicherheitsleute sind komplett orientierungslos und müssen für den nervösen Zeigefingers ihr Leben geben.
Aber zu all diesen großartigen Aspekten, besticht Heat auch durch eine Riege an interessanten Charakteren. Nicht nur die Protagonisten Neil und Vincent, sondern auch alle anderen Charaktere fühlen sich wie wirkliche Personen an. So bietet der Film einen emphatischen Blick in die Welt dieser von Empathie gelösten Welt. Schön dargestellt durch das Mantra von Neil, sich von aller Verbundenheit (attachment) lösen möchte, um in 30 Sekunden verschwinden zu können. Das spiegelt sich auch in seiner Wohnung wieder, die an einer Primo Location liegt, aber innerlich komplett leer ist. Und Vincent, der für den Job und die Jagd alles aufgibt. Dass diese Konstrukte nicht unumstößlich sind, zeigt der Film auf eine sehr schöne Art und Weise. Man fragt sich vielleicht zuerst, wer dieser Breedan ist und was er in dem Film sucht, aber wenn er mit sich hadert, ob er an dem Raub teilnehmen muss, fühlt sich die Entscheidung mit genügend Gravitas an. Genauso auch die Rolle der Stieftochter, die in dem Konflikt zwischen Vincent und Julia leidet. Oder die Schwester der Ermordeten, die von Vincent erst zurückgehalten wird, bis er ihr eine Schulter zum Weinen gibt. Und das kalte Spiel, das sie dazwischen spielen. In dem sie ihre Energie und Intellekt nutzen, um sich gegenseitig auszuspielen. Das ganze kommt großartig bei einem Cafe zusammen, bei dem beide die Masken fallen lassen. Etwas, das man vor allem an Vincent merkt, der sonst sehr irritierend mit seinem Gegenüber umgeht, aber hier die Maske zurücklässt. Ein Gespräch von zwei Seiten einer Medaille, die zwischen Rivalität auch Respekt zollt. Dass Vincent auch kein guter Mensch ist, merkt man bei der Schießerei nach dem Bankraub. Natürlich ist es wichtig die Verbrecher zu schnappen, aber spätestens wenn sie auf einem Supermarkt Parkplatz laufen und wild um sich schießen, steht nicht mehr der Schutz und das Wohl der Allgemeinheit im Mittelpunkt als vielmehr sein Drang, ihn zu schnappen.
Aber ein perfekter Film ist Heat leider nicht. Absolut herausragend und großartig in der Geschichte und der Inszenierung, gibt es zwei Punkte, die ich auch nicht wirklich geradebiegen kann. Die Musik ist teilweise sehr passend und gut eingesetzt. Aber gerade wenn es um emotionale Momente geht, fand ich den Soundtrack auf jeden Fall störender und hätte Stille bevorzugt. Stille ist es auch, was das letzte Duell so großartig macht. Und ich bin auch gar kein Fan von Eady. Ich verstehe nicht, warum Neil so auf sie steht, warum er und sie jetzt ihr gesamtes Leben entwurzeln und dass sie auch so okay mit alledem ist. Es kann sein, dass es einfach nur Schock ist, aber ihre Welpenaugen und ihr schockierter Blick haben einfach nicht zum Rest der großartig inszenierten Charaktere gepasst. Gerade bei jemandem, für den Neil seiner eigenen Konzepte untreu wird, hätte man gerne mehr machen können. Gerne, dass sie die coolste Lady aller Zeiten ist oder eben nur ein Gefäß, das er herumschubsen kann, aber nichts dazwischen.
Heat ist ein ziemliches Zeitinvestment. Mit einer Laufzeit von fast drei Stunden verlangt der Film einiges von einem ab. Vor allem, weil er sich oft die Zeit nimmt, die er braucht. Ist es nötig, dass man Neil beim Durchlaufen des Krankenhauses beobachtet? Nicht wirklich. Aber es gibt einem ein Gefühl für den Charakter, für die Zeitlichkeit der Szene und die Konsequenzen seines Handelns. Wenn man den Film die Zeit und Aufmerksamkeit gibt, die er verlangt, wird man reich entlohnt. Ein Film, der auf so vielen Ebenen glänzt und einen tiefen Eindruck beim Zuschauer sowie auch der Popkultur hinterlässt.
Der große Eisenbahnraub ist ein entzückender Heist-Film, der vor allem durch seine Inszenierung und unterhaltsamen Charaktere lebt. Geschrieben und gedreht von Michael Crichton, mit Sean Connery als Schlitzohr und Donald Sutherland mit den besten Mutton Chops, die ich seit langem gesehen habe. Eine Jagd nach vier Schlüsseln und einem noch nie gewesenen Eisenbahnraub, der gigantische Reichtümer verspricht.
Der Film bietet ein charmantes und überzogenes Bild der Welt und Gesellschaft in 1855. Von Männern in lächerlichen Hüten, Ratten mordenden Hunden, Kinder direkt aus Oliver Twist und einem veralteten Frauenbild, mit dem vor allem Miriam viel und gerne spielt. Man folgt dem kleinen Diebestrio welche das unmögliche wagen wollen, und zwar einen fahrenden Zug mit den höchsten Sicherheitsstandards auszurauben. Schlüssel nach Schlüssel arbeiten sie sich voran, bis der Raub mit jeglichen Mitteln aus der Trickkiste endlich stattfindet. Der Film fühlt sich dabei in Kapitel eingeteilt, deren Abschlüsse mit einem Blick in tief blaue Schatulle belohnt werden. Von einer Art Heiratsschwindel, welche das wilde Geklimper der Hausfrauen ausnutzt. Über die Schwäche der Männer, die trotz jeglichen Ehrverständnis bei solchen Chancen schwach werden. Zu einem schier unmöglichen 75 Sekunden, wofür sie einen Mann an einer 18 Meter hohen Wand hochklettern lassen. Zu weiteren Vorsichtsmaßnahmen, welche den Heist schwieriger, aber auch viel spannender machen. Das Team besteht aus der verruchten und manipulativen Miriam, dem besten Langfinger im Land Agar, der vor allem durch seine physische Comedy besticht. Und ihr Anführer und Kopf der Bande John Simms, der sich als charmantes Schlitzohr durch alle Schichten der Gesellschaft mit einer Leichtfüßigkeit bewegt.
Der Film besticht auch durch tolle Kostüme und Sets, welche das Gefühl der Zeit gut rüberbringt. Mit Unmengen von Extras, welche die Straßen beleben und herrlich überzogene Nebencharaktere, die allesamt Spaß machen. Die pre Heists sind auch sehr unterhaltsam. Der große Eisenbahnraub ist kein chinesisches Meisterstück, aber er macht das, was er machen möchte, mit Bravour und charm.
Ten Things I Hate About You ist ein herrlicher Coming-of-Age Film, der sich an “The Taming of the Shrew” von Shakespear orientiert. Eine Kombination die schon bei Clueless funktioniert hat und von Gil Junger großartig inszeniert wurde.
Dass der Film etwas anderes ist als die Standard High School Komödie, wird am Anfang schon schön dargestellt. Der Film beginnt mit einem Popsong und den Fokus auf eine Clique junger Mädchen. Bis sie an einer Ampel ankommen und von unserer Protagonistin und Bad Reputation von Joan Jett & The Blackhearts abgelöst wird. Kat ist etwas anders als die anderen, zu einer Zeit wo die Trope noch nicht so ausgelutscht war. Kat liebt es, sich zu streiten, und es ist dabei egal, ob es ein Mitschüler, ein Lehrer oder sonst wer ist. Kontrakultur dem Kontra wegen! Dabei lässt der Film auch sein sehr cleveres Drehbuch spielen. Auch wenn sich Kat auf ein Podest stellt und dabei das richtige sagt, wird sie von ihrem Lehrer auch mal zurechtgestutzt. Aber es steckt auch sonst noch Unmengen von cleveren Witzen oder einfach nur ulkige Situationen darin, ohne Abschnitte bei dem Herz des Stückes zu machen. Denn die emotionalen Aspekte sind toll inszeniert und durch den klasse Cast belebt. Dabei gibt es quasi keine Schwachstellen. Selbst kleine Nebenrollen wie die der Rektorin (großartig gespielt von Allison Janney) oder den Mitgliedern der verschiedenen Subkulturen machen einen fantastischen Job. Ich mag auch die Dynamik der Szenen, bei denen Unmengen von Extras im Hintergrund agieren, um die Welt um die Protagonisten zu erleuchten. Es hätte es nicht gebraucht, dass die Cowboys in einer Szene Bohnen aus einer Dose essen, oder der Freund mit dem Brie dann von der Menschenwelle weggeschoben wird, aber es hilft dem Charm des Filmes ungemein. Der Film hat auch ein paar herausragende Szenen, an die ich immer wieder denken muss. Und Heath Ledger als rauer, aber herzlicher Australischer Ärgermacher funktioniert einfach wunderbar. Ein Coming-of-Age Film, der als einer der besten dasteht, in einem Genre, das einige grandiose Werke sein Eigen nennt.
Gladiator ist einer der größten Erfolge für Ridley Scott und auch ein Film, der als ein gewisser Meilenstein für die 2000er dasteht. Mir persönlich haben so einige Dinge beim rewatchen nicht so gefallen, aber man kann dem Film seine Qualitäten und Einfluss nicht abstreiten. Mal schauen, wie Geschichte im Römischen Reich weitergeht. Die Kritik enthält Spoiler!
Gladiator II fängt auch ganz nett an, mit schönen Bildern welche die Geschichte des ersten Teils nochmal rekapitulieren. Das reicht nicht ganz für jemanden, der den Film schon lange nicht mehr gesehen hat, aber er erinnert an Russel Crow in seiner großartigen Rolle als Maximus, nur um dann anschließend die Geschichte mit einem drögen Abziehbild von ihm zu starten. Paul Mescal macht seine Sache an sich nicht schlecht, aber er wird immer wieder durch das sehr schwerfällige Drehbuch und die zähflüssige Inszenierung untergraben. Es hilft auch nicht, dass die Geschichte sich viel zu nah am ersten Teil orientiert. Ein paar der wichtigsten Motivationen beziehen sich auf das Original und deren Charakter. Es geht auch so weit, dass man manche Dinge einfach hinnehmen muss. Es ist ja schön, dass der Protagonist der Sohn von Maximus ist, aber das alleine macht ihn nicht zum Hyper Krieger, den wir vorgesetzt bekommen. War Maximus ein starker Einzelkämpfer und ein geborener Anführer, fehlt mir gerade das letztere bei diesen Protagonisten.
Auch der Konflikt zwischen dem Protagonisten und Pedro Pascal war an sich ganz nett aufgebaut, aber zerfällt dann in den Feinheiten die sie dazwischen inszenieren wollen. Was ist jetzt die Motivation von Lucius? Rache? Freiheit für Rom? Ein Umsturz oder das Wiedereinführen älterer Systeme. Systeme, die manche gar nicht mehr kennen, wenn eine Generation dazwischen liegt. Besonders auffällig wird das am Ende, wenn alle, die das Geschick von Rom leiten könnten, tot sind, und nur ein blutrünstiger Vagabund zurückbleibt, der kein Gefühl für Politik oder Diplomatie hat. Hier gewinnt Macrinus, der ein System bei dem der stärkste Gewinnt, aufbauen möchte und sich Lucius so seiner feinde entledigt. Im allgemein ist es sehr Schade das die Geschichte nicht aus dem Blickwinkel von Lucilla oder Macrinus ist, weil diese nicht nur auf eine etwas interessante Art und Weise den Geist des ersten Teils eingefangen hätten, als dieser überzogene Superheld, der dann auch Soap Opera mäßig die Macht in die Wiege gelegt bekommt. Wenn Intrigen und Verrat schon so einen prominenten Platz einnehmen, dann erzählt doch aus diesen Perspektiven, als den Bub mit dem goldenen Löffel in der Hand. Lucius hat mich während des Films auch immer sehr an Kylo-Ren erinnert, vor allem als er am schluss die Rüstung von Maximus anzieht. Nur ohne den netten Twists, wie jämmerlich Kylo ist, sondern dass man ihn ernst nehmen sollte.
Etwas, das mir ziemlich negativ aufgefallen ist, war das CGI. Als die Schiffe auf die Stadt zusteuern, fühlt sich alles steif und extrem artifiziell an. Noch schlimmer wird es, wenn es um Tiere geht. Das Nashorn sieht noch ganz toll aus, aber die Affen konnte ich einfach nicht ernst nehmen. Wenn ein Blockbuster im Jahr 2024 nicht besser aussieht als die Werwölfe in Twilight, ist das schon traurig. Dabei gibt es einige Szenen, die wirklich großartig sein könnten. Der Kampf gegen das Nashorn war sehr cool, und die Seeschlacht im Kolosseum hätte auch richtig toll sein können. Aber bei den größeren Szenen und Schlachten fehlt es für mich an Immersion. Im ersten Teil waren diese Szenen immerhin sehr dicht und atmosphärisch. Hier fühlen sie sich geschludert an und haben mich aus dem Film rausgezogen. Was dieser Film aber besser macht, und das kann auch daran liegen, dass er einfach 24 Jahre später erschienen und mit der Zeit gegangen ist, sind die Duelle und Zweikämpfe. Statt heftigen hin und her mit vielen Schnitten, bekommt man gut und kräftig inszenierte Kämpfe zu sehen, die mit dem passenden Sound Design auch eine richtige Wucht rüberbringen. Aber leider sind diese positiven Aspekte eher rar. Gerade in der Inszenierung fühlt man sich, als ob man drei Teller Carbonara gegessen hat, wobei man nach der ersten schon voll war. Alles ist so schwer und voller nicht erarbeiteter Pathos. Manche Szenen haben einen richtig schönen Flow, nur um dann im nächsten Moment von schwerfälligen Dialogen und einer sehr theatralischen Darbietung wieder ausgebremst zu werden. Der Film würde massiv von einer entschlackung profitieren, bei der man gerne eine halbe bis ¾ Stunde hätte einsparen können. Das liegt daran, dass die Narrative einfach selten aufblüht und man viele Dinge einfach so annehmen soll, anstatt dass sie schön erarbeitet werden. Von dem Protagonisten, von dem Plan, den Kaiser zu stürzen, bis zu Marcinus, der einfach mit dem Flow geht und mal hier und da etwas in den Rücken sticht. Dabei ist er mit Abstand der interessanteste Charakter. Scheinbar einst ein Sklave unter Marcus Aurelius, hat er sich hochgearbeitet durch ein Handwerk, das er versteht und spielt die Zwillinge gegeneinander aus, um sich einen Platz an der Sonne zu verschaffen. Denzel spielt ihn auch mit so einem zweifelhaften Charm, dass er mich sofort an Alonzo aus Training Day erinnert hat.
Etwas, das dem Film leider auch nicht so gut tut, sind viele Kleinigkeiten, die eigentlich richtig unnötig sind. Schön, dass Pedro in der Schlacht um die Stadt kurz einen Helm aufzieht, aber warum wirft er ihn dann wieder weg? Vor allem ein Helm, bei dem man sein Gesicht immer noch gut sieht. Ist es wirklich so viel wichtiger ihn komplett zu zeigen, dass man dafür so einen offensichtlichen Abstrich, was die Immersion angeht, in Kauf nimmt? Dasselbe Problem hatte ich mit den Haien im Pool. Klar sieht das irgendwie cool aus und macht es nochmal spannender. Aber wenn ich Nashörner und Elefanten noch verstehen kann, ergeben Haie gar keinen Sinn. Hier wird dann das Spektakel über die Immersion gewertet, was man auch gerne machen kann, aber dann bitte doch direkter. Der Film versucht ein Spagat aus Fantasy und Realismus, der für mich einfach nicht aufgehen wollte.
Ich möchte niemandem den Spaß am Film nehmen. Deswegen hat er auch die Wertung erhalten. Ich glaub man kann die ganzen negativen Aspekte ausblenden und die aufgeblähte Narrative genießen und dann hat man einen unterhaltsamen Film vor sich. Ich war auch selten gelangweilt oder wirklich genervt von dem, was gezeigt wurde. Aber Gladiator II ist einfach kein guter Film. Und vor allem als Fortsetzung des 2000er Klassikers nicht mehr als ein ausgebleichtes Abziehbild, mit neuester Glitzer Technologie und leider viel zu wenig Herz und Verstand.
Mufasa ist ein Prequel des 2019 Remakes von König der Löwen. Aber keine Sorge, wenn man nur das 1994 Original kennt, ist man hier nicht aufgeschmissen. So bekommt man eine nette Geschichte, die sich teilweise wie ein Aufguss des Originals anfühlt, mit ein paar netten Erweiterungen.
Die Geburt des zweiten Kindes von Simba steht kurz bevor und so müssen Rafiki, Timon und Pumba auf die Prinzessin aufpassen. Und damit es ihr nicht langweilig wird, erzählt Rafiki die Geschichte des Großvaters. Von der Flut, die ihn von seiner Familie getrennt hat, über die Familie, die ihn aufgenommen hat, und die Flucht in ein Paradies, verfolgt von gewaltsamen Außenseiter, die eine einzige Königslinie unter den Löwen aufstellen möchten. Natürlich ist die Geschichte eine andere, aber viele der Aspekte fühlen sich nicht wirklich frisch an. Mufasa, Taka und vor allem Kiros sind schon interessante Charaktere, die toll dargestellt werden. Aber wie man vielleicht merkt, will sich hier keine richtige Begeisterung einschleichen.
Der Artstyle ist immer noch sehr gewöhnungsbedürftig. Für mich passt der hyper realistische Stil nicht mit den überzogenen Mimik der Tiere überein. Man kann sich total darin verlieren, aber ich wurde immer wieder herausgezogen. So ging es mir auch bei ein paar Kameraeinstellungen (GoPro), die sich einfach nicht so gut in den Rest einfinden wollten. Auch das ständige Grummeln ist irgendwann etwas zu viel geworden. Visuell wird versucht, mit verschiedenen Biomen etwas Abwechslung zu bieten, was leider nicht ganz so aufgeht. Milele sieht immerhin toll aus und die Geburt von Pride Rock fand ich auch klasse. Aber ich müsste Lügen wenn ich sagen würde, dass es mehr als drei oder vier Szenen gibt, die mir gerade visuell irgendwie im Gedächtnis geblieben sind. Ich habe den Film übrigens in Deutsch gesehen und muss sagen, dass die Synchro Disney typisch richtig gut gelungen ist. Die Songs waren allesamt auch nicht schlecht, auch wenn sie im Vergleich zu dem Original sehr verblassen. Vielleicht ist es nochmal was anderes im Original.
Alles in allem ist der Film nicht schlecht, aber auch bei weitem nicht herausragend. Die Geschichte fühlt sich leider alles andere als frisch an. Für Kinder ist es sicherlich ganz nett, aber ein großer Schritt nach vorne ist es leider wirklich nicht. Immerhin ist es besser als die meisten Disney Fortsetzungen.
Jedes Jahr werden wir mit Unmengen von neuen Anime beschenkt. Es gab eine Zeit, wo ich die meisten Serien zumindest ein oder zwei Folgen angeschaut habe. Aber diese Zeit liegt nun schon lange hinter mir. Weswegen ich viele der großen Shows erst während der Kulturellen Osmose kennengelernt habe. Bei Dandadan war ich von Anfang an dabei. Ein paar Bilder online gesehen und das Konzept gelesen und ich war dabei! Nach der ersten Folgen habe ich mir die ersten fünf Manga Bände gekauft. Und am Ende der ersten Staffel bin ich up to date was den Manga angeht und kann meine Begeisterung nicht mehr wirklich im Zaum halten.
Die Geschichte dreht sich um zwei Schüler: Momo und Ken Takakura aka Okarun. Die eine ist die Enkelin eines Mediums und der andere ist ganz versessen auf Aliens und alles was damit zu tun hat. Durch eine Wette werden sie zeitgleich von einem Yōkai verflucht und von Aliens entführt. Dadurch werden in Ken und Momo Kräfte geweckt, die sie über die Serie immer weiter verfeinern und gegen alle möglichen Gefahren anwenden müssen. Der Flow der Geschichte ist fantastisch! Mit ständig neuen Charakteren und Gegner, welche eine herrliche Dynamik entwickeln. Ich liebe auch das Worldbuilding, bei dem man zwar nicht mit Lore zugeknallt wird, aber alles irgendwie richtig schön zusammenkommt. So hat die Turbo-Oma großes Mitleid mit jungen Mädchen, die misshandelt werden und reisen dabei durch das Smartphone direkt auf das Raumschiff, um einem Mädchen in Not zu helfen, auch wenn sie gerade in Okarun steckt. Oder der Föhn im Ending, dass ihr das Gefühl geben soll, mit 100 Sachen durch die Gegend zu sprinten. Oder die Motivation der Yōkai und Aliens und wie diese zusammenkommen. Und mit jedem neuen Bösewicht, jedem neuen Charakter und Konflikt, wird die Welt etwas bunter. Aus unbezwingbaren Feinden werden manchmal Freunde und wenn man denkt das es nicht mehr krasser geht, kommen die nächsten Kreaturen um die Ecke. Aber auch abseits des bekämpfen von übernatürlichen Kräften, bietet die Show so einiges. Die Beziehung zwischen Momo und Okarun ist Herzallerliebst und auch sehr charmant Inszeniert. Als ich die Geschichte um Aerobics Silky gelesen habe, ist mir eine Träne entwichen, aus der im Anime ein ganzer Wasserfall wurde. Das liegt allen voran an dem grandioses Drehbuch, das auch gut übersetzt wurde, und einer Riege an unfassbar talentierten Synchronsprechern, die einem nur das Allerfeinste bieten. Natürlich hat man bei manchen Witzen (vor allem wenn es um Seiko geht) einen Vorteil, wenn man Ahnung von japanischer Kultur hat, aber auch so kann man den Klamauk sehr gut genießen. Der Film findet auch einen tollen Spagat zwischen nonstop thrilling Action, Comedy und stillen Momenten. Das wird durch den wirklich erwähnenswerten Soundtrack nochmal hervorgehoben, bei dem nicht nur das Opening und Ending rocken. Und das ganze wird dann durch die überragenden Animationen gestoppt. Science Saru schafft es nicht nur, das Manga Panel auf wunderbar dynamische Art und Weise zum Leben zu erwecken, sie sind sich auch nicht zu schade, etwas experimentell zu werden. Gerade die Verwandlung von Okarun hat mich wirklich in Verzückung versetzt und manche der Kampfszenen, die schon im Manga herausragend waren, werden durch die Animation auf ein ganz neues Niveau gehoben.
Dandadan ist den Hype wert. Aber ich will auch eine Warnung aussprechen, denn manche der Szenen (vor allem in der ersten und letzten Folge) sind schon echt derbe und sicherlich nicht für jeden. Aber wenn man einen Zugang zu der Show findet, wird man eine grandiose Zeit haben! Ich kann die nächsten zwölf Folgen kaum abwarten!
Abbott Elementary ist eine nette kleine herzerwärmende Serie, die manchmal etwas zu dick aufträgt, aber immer das Herz am rechten Fleck hat.
Die Show spielt in der namentlich erwähnten Abbott Elementary und dreht sich um eine Riege von Lehrer, die mit den limitationen einer öffentlichen Schule leben müssen um das beste für sich und vor allem für die kleinen herauszuarbeiten. Ich find es ne gute Idee das ganze in einer Grundschule spielen zu lassen, da man sich so auf die Kernaspekte fokussieren kann, ohne in irgendwelchen Teenager Drama oder ähnliches auszuarten. Dabei sind fehlende Mittel, fehlende Hilfe und die Notlösungen die man finden muss im Mittelpunkt. Gerade die erste Staffel besteht fast nur daraus und hat deswegen auch immer einen sehr preachy Unterton. Etwas, das man verzeihen kann, da es der Show ja auch vor allem darum geht, solche Diskrepanzen aufzuzeigen, da geht ein Holzhammer auch mal in Ordnung. Aber diese radikale Art wird mit den späteren Staffeln verfeinert, bei denen es auch oftmals mehr um die Charaktere als das System geht, auch wenn es immer noch gut sein Fett abbekommt. Was die Show aber allen voran unterhaltsam macht, sind die Charaktere. Man bekommt einen tollen Querschnitt aus Philadelphia: Barbara die konservative und passionierte Veteranin, die American-Italian Powerfrau Melissa, den nervigen aber auch liebenswerten weißen Kollegen Jacob, der Rektorin Ava, die ihren Job nur durch erpressung bekommen hat aber im Verlauf der Show ihren Job immer ernster nimmt. Und dann noch Gregory, der eigentlich ein Rektor werden wollte und sich erst mal mit der Lehrerrolle zurechtfinden muss, mit seiner eigenen sehr akwarden Art und Weise. Und die quasi Protagonistin Janine, die mit extrem viel Passion und Energie an alles herangeht und dabei gerne auch mal über das Ziel hinausschießt.
Abbott Elementary ist wirklich eine nette Show, bei der man sich gerne mal ein paar Folgen zur Entspannung anschauen kann. Ich wünschte nur dass sie das “Will They, Won’t They” aus der Show streichen würden, da es teilweise so weit getrieben wird, das man nur noch genervt davon ist.
Die Discounter ist ein super unterhaltsamer Einblick in das Leben eines kleinen Supermarkts. Das ganze wird als Pseudo- Dokumentation aufgezogen, wie man es aus Stromberg oder The Office kennt. Ich fand die erste Staffel schon sehr unterhaltsam und wurde dann umgehauen, als ich das Making-Of gesehen habe. Dass die ganze Show von drei Jungs aufgezogen wird, ist schon beeindruckend. Auch dass die meisten Dialoge und auch manche Szenen einfach spontan entstehen, geben der Show eine besondere Qualität. So fühlen sich die Dialoge viel natürlicher an, genauso auch das Verhalten der Charaktere. Das geht so weit, dass man sich teilweise fragt, ob Frau Jansen und Wilhelm überhaupt wissen ob sie in einer Show sind,
Die Discounter besticht vor allem durch eins: Die Charaktere. Sie sind allesamt herrlich überzogen und klar gezeichnet. So reicht eine Prämisse und ein paar Ideen und der Rest kommt schon fast automatisch und organisch zusammen. Man hat Titus, der am Anfang die Perspektive des Zuschauers teilt und mit dem man die Filiale und Menschen darin kennenlernt. Sobald diese Rolle nicht mehr vonnöten ist, entwickelt er sich vor allem in den späteren Staffeln zu einer ziemlich miesen Type, dem man aber doch nicht wirklich sauer sein kann. Peter ist ein Macker mit einer überraschenden Traurigkeit und Tiefe. Dazu 450er, der ihm am Rockzipfel hängt und im Verlauf der Show immer wieder Emanzipierung versuche startet. Flora als eine Powerfrau, die nicht aufs Maul gefallen ist. Pina, die ihren Job extrem ernst nimmt. Ein Typ Mensch, den jeder sicherlich kennt (und wenn nicht… dann bist du vielleicht die Pina). Jonas der Security-Typ, der mehr als nur eine "Insel Behinderung" ist. Und Torsten als Renaissance-Mann der Straße, der zwar nichts für seinen Job kann, aber Skaten und Breaken ist kein Problem für ihn. Jeder dieser Charaktere ist an sich schon lustig, entwickelt aber vor allem in der Dynamik mit den anderen ihr volles Potential. Mit teilweise Worten und Sätzen, die hart über die Stränge schlagen, aber über die man im Kontext lachen kann.
Die Schauspieler machen es allesamt richtig gut. Die Erzählstruktur ist auch ordentlich, bei dem Sitcom mäßig immer mehrere Geschichten parallel ablaufen. Ich bin auch ein Fan, wenn eine Show eine variable Folgenlänge hat, weil man so nichts strecken muss und wenn man etwas mehr erzählen will, sich die Zeit einfach nimmt. Die Charaktere entwickeln sich während der verschiedenen Staffeln immer mehr zu überzogenen Facetten ihrer selbst, was aber immer noch fantastisch passt. Für meinen Geschmack werden sie teilweise etwas zu preachy. Immerhin sind die themen die sie raussuchen und der Umgang mit denen, wenn auch nicht dezent, aber effektiv, weswegen ich cool damit bin.
Die Discounter erfindet das Rad nicht neu und bedient sich vielerlei Elemente von überall her. Aber das, was sie dabei aufbauen, ist etwas besonderes. Und ich bin froh, dass man diesen jungen Filmschaffenden nicht nur die Möglichkeit gegeben hat, etwas besonderes zu erstellen, sondern sie auch solch einen Erfolg damit feiern.