Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 6

    M. Night Shyamalan Filme sind bei mir meistens eher Miss- statt Hits. Alle seine letzten Filme waren echt nicht mein Ding. Von dem furchtbaren Finale in “Glass”, zu dem absonderlichen und richtig schlechten "Old", zu dem an sich interessanten Konzept von “Knock At The Cabin", was auf keiner Ebene wirklich funktionieren wollte. Aber dennoch kann ich ihn nicht von ihm ablassen. Denn immerhin versucht er etwas Interessantes zu machen, auch wenn es mir nicht gefällt. Es ist wie ein Eichen und Fuß fassen, wie schlecht bzw spaltend ein Film sein kann. Und obwohl die meisten Leute laut Wertung , den Film auf jeden Fall eher schlecht als recht bewerten, muss ich sagen, das ich tatsächlich eine gute Zeit hatte. Auch wenn ich einige eigene Überzeugungsarbeit leisten musste, um nicht in eine der Logik Löchern zu stürzen.
    Ich glaube, ich kann verzeihender sein, weil ich die Prämisse so mag, und auch die Atmosphäre des Filmes, die mich an Thriller aus den 90er und 2000er erinnert. Ein Serienmörder soll zu einem großen Konzert auftauchen und die Polizei und FBI nutzen das, um ihm eine Falle zu stellen. Man erlebt die Geschichte von ebendiesen, der natürlich den Braten gerochen hat und nun irgendwie herauskommen möchte. Teilweise ist der Film auch handwerklich sehr ordentlich, etwas das er eigentlich schon bei “The Sixth Sense” drauf hatte, und dann immer weiter verloren hat. Als er, und by proxy wir mit der Kamera, die Polizisten vor der Halle betrachten, springt die Tochter in den Frame und nimmt so die Aufmerksamkeit auf sich. Im allgemeinen wird schön mit Bildern gearbeitet, um die Gedanken des Protagonisten auszudrücken. Was auch der Atmosphäre beigetragen hat, war, dass sie ein wirkliches Konzert stattfinden lassen haben. Alle Extras wussten nichts von dem Film und waren dafür da, das Konzert zu genießen und zu feiern. Es hilft dem Film auch enorm, das Josh Hartnett so verdammt gut in ihm ist. Ich mochte ihn schon immer und fand es schade, dass man lange nichts mehr mit ihm gesehen hat. Er hat den Sympathischen und höchstgradig manipulativen Cooper richtig gut gespielt. Die Leichtigkeit und Skrupellosigkeit von ihm habe ich so noch nicht gesehen. Wie er nonchalant die betrunkene Frau die Treppe runter stößt, nur um was zu testen. Oder eine arme Arbeiterin vielleicht dauerhaft enstellt, um eine Tür zu betreten. Bei seiner Tochter stellt er sich nicht sehr clever an, aber sonst weiß er genau was zu sagen ist, damit er das bekommt, was er will. Allein der kleine Zuckeraustausch mit den SWAT Teilnehmer war großartig. “Du kannst gerne was von meinem haben”, zeigt gleich, was für ein guter Typ er ist und dass man irgendwie auch in seiner Schuld steht.
    Aber ich mochte auch die anderen Schauspieler. Ariel Donoghue hat es super gemacht, genauso wie die aufdringliche Mutter von Jody, die von Marnie McPhail gespielt wird. Ich mocht sogar das Cameo von Shyamalan. Bei Saleka Shyamalan, der Tochter von M Night, tu ich mir leider etwas schwerer. Ich mochte überraschenderweise die Musik, die wirklich ganz catchy war. Und ich mochte sie auch noch im Stadion als Popstern. Es wurde dann nur etwas zu viel, als sie plötzlich zur heimlichen Protagonistin auserkoren wurde. Auch wenn ich das hin und her zwischen ihr und Cooper ganz nett fand, war es dann doch zu viel des Guten. Das Fallenlassen der Maske und das Katz- und Maus spiel danach hat mir eigentlich auch gut gefallen. Nur wird es dann irgendwann zu viel. Warum bekommt der Feuerwehrmann die Tür nicht auf? Wie ist er so schnell an eine SWAT Ausrüstung gekommen und wie konnte er ungesehen aus dem von gierigen Fans umzingelte Auto entkommen? Das war alles etwas zu flach, aber während des Anschauens konnte ich es noch unterdrücken. Auch der abermals sehr problematische Umgang mit psychischen Krankheiten, der halt schon eher flach ist. Das Finale fand ich dann nochmal gut, mit dem gepflegten, aber elektrisierenden Gespräch über ein Stückchen Kuchen. Und mir hat tatsächlich die letzte Einstellung gefallen. Klar heißt das nicht das er gleich entkommen kann, aber das Spiel geht eben weiter, und das bereitet ihm Freude.
    Natürlich ist es ziemlich schwachsinnig, so eine gefährliche Falle mit solchen Menschenmassen zu gestalten. Aber es funktioniert. Und auch wenn gerade später etwas lächerlich wird, hab ich mich doch gut unterhalten gefühlt. Bei weitem nicht der beste Film von ihm, aber ich hatte ne ganz gute Zeit, was vor allem an der netten Prämisse und Josh Hartnett lag.

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    • 7 .5

      End of Watch ist ein interessanter Thriller, der statt durch eine klare Narrative eher aus einzelnen Episoden besteht, die sich teilweise im Verlauf des Filmes zu einem roten Faden verweben. Als Found Footage Fan fand ich auch die Mittel, die sie einsetzten, sehr cool, auch wenn die Ebene so oft gebrochen wird, dass es nicht wirklich in das Genre passt und es nur als immersives Stilmittel genutzt wird. Wenn man sich von diesem Dogma löst, macht es auch nichts, dass Kameraeinstellungen auftauchen, die innerdiegetisch keinen Sinn ergeben und Kameraleute entweder unsichtbar oder unfassbar schnell sein müssen.
      In End of Watch möchte ein Cop seinen Alltag mit einigen Kameras, als ein kleines Filmprojekt, zusammenstellen. Wer er ist und worum es geht, wird toll in dem Prolog dargestellt: Einer Verfolgungsjagd, die mit einem Shootout endet. All das wird aus der Perspektive einer Dashcam gezeigt, was ihn sicherlich auf die Idee gebracht hat. Man taucht in den Alltag der zwei Cops ein. Von Notrufen, Aufgaben, die noch auf dem Stapel liegen und auch ein paar persönliche Einblicke bei Festivitäten. So weiß man nie genau, was als nächstes passieren wird, da es sich keiner festen Struktur verschrieben hat. Dabei sind die beiden nicht die größten Sympathieträger. Mit einer Art Heldenkomplex scheuen sie vor nichts zurück, um ihre Art Gerechtigkeit durchzusetzen. Das ganze wird durch ein schon fast inzestuöses Verhältnis der Cops zu anderen Cops gefestigt. Man hat das Gefühl das sie als Polizisten nur mit anderen Polizisten rumhängen und ihr Job auch ihr allergrößtes Identifikationsfaktor. Die Cops sind allesamt schön in Szene gesetzt. Von den nervösen Wracks, zu denen, die dem Job die Ernsthaftigkeit geben, die er verdient. Und dann eben so Cowboys wie Zavala und Taylor. Die beiden haben eine wirklich fantastische Dynamik untereinander. Ob sie jetzt auch privat rumhängen, sich auf einen Einsatz vorbereiten oder mitten in der Scheiße stecken. Diese draufgängertyp hat die beiden am Anfang etwas unsympathisch für mich gemacht. Aber ähnlich wie bei Training Day (das von dem Autor und Regisseur dieses Filmes geschrieben wurde) merkt man auch einen gewissen Respekt in der Dog Eat Dog World. Schön dargestellt mit einer Prügelei am Anfang, die erst mal komplett daneben wirkt, aber dann eben diesen Respekt erzeugt. Interessant fand ich auch die darstellung der neuen Dynamiken, bei denen die schwarze Community und deren Handlungen immer weiter von den Hispanics verdrängt werden. Man bekommt auch den Blickwinkel einer mit dem Kartell verbundenen Gang zu sehen, die mit dem zuvor genannten roten Faden verzwirbeln. Und die Grausamkeit des Kartells, die immer wieder schockierend sind. Das ganze führt dann am Ende zu einer großen Schießerei, die nichts als klaffende Wunden und Särge zurücklässt. Und dann das Ende nach dem Ende, das einen echt nochmal berührt, mit Banter zwischen den Beiden, nur Stunden vor dem schicksalshaften Ruf. Aber auch andere Cops müssen die brutalen Konsequenzen ihres Jobs tragen.
      End of Watch ist ein klasse Film, der eine sehr geerdete Geschichte mit interessanten Stilmitteln erzählt, in der man sich teilweise wie eine Fliege an der Wand fühlt. Ein cooles und besonderes Werk.

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      • 8 .5

        Nocturnal Animals habe ich zum ersten Mal in der Sneak gesehen und es hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Tom Ford hat mich damals schon mit ‘A Single Man’ überzeugt und erschafft abermals eine unfassbar viszerale und tief menschliche Geschichte. Es geht um Verlust, Zukunftsangst, Einsamkeit, Verrat und das Verarbeiten von Traumata, mithilfe künstlerischen Ausdrucks.
        Der Film beginnt mit einer Ausstellung, welche üppige Frauen in völliger Extase die Pompoms und Wunderkerzen kreisen lassen. In der Galerie werden diese Nahaufnahmen in der Dauerschleife gezeigt, während die zuvor so lebhaften Tänzerinnen fast leblos auf dem grellen Plastik liegen. Die Show ist ein Erfolg, aber so fühlt sich unsere Protagonistin Susan nicht. Ihre Kunst fühlt sich für sie blutleer an, und auch wenn sie visuell interessant ist, fühlt sich sich aussagelos. Ihr Mann ist auch nicht zur Eröffnung gekommen und fragt auch nicht mal nach, als sie sich das nächste Mal sehen. Sie ist einsam. Weder im Job, noch in der Liebe oder in Freundschaften fühlt sie sich erfüllt. Eines Tages taucht ein Manuskript bei ihr auf, das von ihrem Exmann verfasst wurde und an sie gewidmet ist. Die Narrative entfaltet sich und bekommt die Ebene des Skriptes hinzu, das wir durch die Phantasie von Susan gezeigt bekommen.
        Dann kommt die Szenen, die sich auf ewig in mein Gehirn eingebrannt hat. Als ich in Amerika war, bin ich mit meinen Freunden zusammen in tiefster Dunkelheit durch Death Valley gefahren, da unser Hotel am anderen Ende lag. Ich werde diese Atmosphäre nie vergessen, wir zusammen in unendlicher Dunkelheit, nur leicht durch unsere Scheinwerfer erleuchtet. Es war so surreal und fühlte sich nach einer Unendlichkeit an. Ich bin immer noch sehr froh, dass uns nichts ähnliches passiert ist, selbst wenn es nur ein sonderbares Auto gewesen wäre. Denn als sie sich durch die Wüste bewegen, trifft die Familie auf zwei Autos, die sie provozieren wollen, und sie alsbald auch von der Straße abdrängen.Die unterschwellige Gewalt und damit einhergehende Hilflosigkeit schnürt einem fast den Hals ab. Entscheidung um Entscheidung eskaliert immer weiter, bis ein erschütternder Schrei nicht nur Susan das Buch weglegen lässt, sondern auch dem Zuschauer wieder Luft zum Atmen gibt. Die Szene fühlt sich so grausam geerdet und ausweglos an, bei dem man nur verlieren kann. Dann die Flucht, der Schutz für sich selbst und die grausame Erkenntnis: “Is she alright", bricht einem das Herz.
        Auf der Ebene des Buches wird die Suche nach seiner Familie und den Tätern der Mittelpunkt, während die Protagonistin immer weiter ihr eigenes Leben in der Retrospektive entschleiert. Von idealistischen Versprechen, die gebrochen wurden, Hoffnungen einen anderen Weg einzuschlagen, um nicht erdrückt zu werden, und dabei in einer Sackgasse zu landen. Es wird auf wunderschöne Art und Weise die innerliche Verarbeitung beider Charaktere dargestellt, die eigentlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Was sie verbindet, ist ein Gefühl der Hoffnungslos- und Ungerechtigkeit. Das im Finale des Buches, so wie im Finale des Filmes, einen mit diesem erdrückenden Gefühl zurücklässt. Susans Leben, in tiefes und bedrückendes Blau und Tonys in gleißenden Gelb, welche die eh schon dröge Wüste noch allumfassender machte. Mit fantastischen Bildern, die unfassbar nahbar sind und auch gerne mal die Welt, in der sich die Charaktere befinden, als Ausdruck der Innenwelt verstehen. Dazu abermals ein brillanter Soundtrack von Abel Korzeniowski und keinerlei schauspielerischen Schwächen. Jake Gyllenhaal ist gut wie eh und je, und obwohl Amy Adams keine leichte Rolle hat, schafft sie es alleine mit Mimik und Körpersprache zu überzeugen. Michael Shannon spielt fantastisch den entzauberten Cop, der einfach nur noch etwas gerechtigkeit möchte. Aber besonders herausragend waren tatsächlich die Bösewichte. Aaron Taylor-Johnson ist verstörend und beängstigend. Auch seine Kumpanen, gespielt von Karl Glusman und Robert Aramayo sind fantastisch. Aber auch der Bösewicht auf der anderen Ebene, gespielt von Armie Hammer, schafft es richtig gut das Arschloch raushängen zu lassen.
        Dazu ist der Film, mit seinen mehreren Ebenen, auch eine wunderbare Erörterung von Kunst. Nicht nur, dass Susan eine Künstlerin ist, die das Gefühl hat, dass sie nichts mehr in sich hat. Auch das Buch als Verarbeitung von vergangenen Traumata, funktioniert großartig. Ein Ausdruck des Menschlichen, das Sammeln und Realisieren von Gedanken und Gefühlen. Eine Art Kommunikation auf einer tieferen Ebene. Eine, die nicht nur Susan auf eine viszerale Art ergreift, sondern auch den Zuschauer. Es drückt etwas aus, das zu komplex für Wörter oder Bilder allein ist.

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        • 8

          Love Lies Bleeding ist ein besonderer Film, der vor allem in seiner viszeralen und surrealen Inszenierung punkt. Handwerklich brilliert der Film auf allen Ebenen. Das Schauspiel, die Kamera, das Drehbuch, das Sound- und Musik-Design schaffen etwas ganz besonderes. Dazu wird die Welt und die Zeit, in der sie spielt, toll mit Kostümen, Sets und dem allgemeinen Zeitgeist gut eingefangen. Und obwohl alle Charaktere wirklich weit weg von der Norm sind, kann man sich ihrem Sog kaum entziehen. Ein wirklich fantastisches Werk. Der Soundtrack des Films ist überragend. Ich mag Clint Mansell eh schon, aber hier hat er sich echt nochmal übertroffen. Vor allem wenn die Musik mit der teilweise verzerrten Klang- und Bildebene etwas ganz besonderes bietet. Dazu ein fantastisches Casting mit keinerlei Schwächen. Man hat das Gefühl, dass Katy O’Brian ihr ganzes Leben auf diese Rolle gewartet hat und nun endlich zeigen konnte, was sie drauf hat. Kristen Stewart ist ebenfalls gut wie eh und je, vor allem im Konflikt zwischen ihrer Schwester Beth (in der Jena Malone abermals brilliert) und ihrem Vater Lou Sr, der durch Ed Harris ein wunderbares Gefühl von schlummernder Gewalt, erarbeiteter überlegenheit und einer düsteren Weisheit. Selbst eher kleine Rollen wie die nervige Daisy und den Ehemanns JJ werden unfassbar gut von Anna Baryshnikov und Dave Franco umgesetzt. Der Film entwickelt dabei eine ganz besondere Bildsprache, die sich langwierig bei mir eingebrannt hat und niemals auch nur den Anschein erwecken möchte, objektiv zu sein. Gerade aus der Sicht von Jackie, die durch den ständigen steroiden Konsum immer weiter verzerrt wird, nehmen sie sich herrliche Freiheiten heraus, um das interne Gefühl nach außen zu tragen. Die feine Grenze zwischen Realität und Wahnsinn wird auf absolut viszerale Art und Weise aufgebrochen. Etwas, aus dem sie scheinbar bis zum Ende nicht wirklich herauskommt, was nochmal ganz andere Implikationen hat.
          Normalerweise bin ich kein großer Fan von Sex in Filmen. Es kann sehr schnell zu einer Ausrede werden um den Anreiz des Filmes zu steigern, ohne dabei etwas tieferes zu geben. Hier hatte ich nicht das Gefühl, vor allem durch die wunderschöne Rauheit der Szenen. Dabei ist es auch egal, welches Geschlecht die Liebhaber haben. Es ist purer, animalistischer Sex, rau und befreiend. Es verstärkt auch das Gefühl der Dynamiken zwischen den Charakteren, welche ebenfalls aus etwas Tiefen und Verborgenen zehren. Man spürt die Einsamkeit in Lou, die Verzweiflung in Daisy, den Antrieb in Jacky, die dumme Niedertracht in JJ und die verkorkste Verzweiflung seiner Frau Beth. Dabei beginnt es noch klein, und bläht sich dann von Katastrophe zu Katastrophe immer weiter auf. Die unbändige Zuneigung zwischen Lou und Jacky, die sich nicht nur auf das Körperliche reduziert, sondern diese schön zelebriert. Die dann gebrochen wird und ständig zwischen Erlösung und Verdammnis schwankt. Auch Lou zu Beth und die beiden Kinder zu Lou Senior, die alle eine gewisse Eigenständigkeit vermittelt, die sich teilweise als Lüge entpuppt. Klar möchte Beth ihren Mann nicht verlieren und sie verzeiht ihm auch immer wieder, aber das dies nicht gut ist, muss man doch sehen. Und schön wenn Lou Senior einfach ihre Wünsche erfüllen möchten, ist es doch perfide, das genau das, der Wunsch von Beth ist. Auch als sie am Ende zu Lou sagt, das sie nicht weiß was wahre Liebe ist, fand ich sehr treffend. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass es dies nicht ist, aber auch das, was Lou für Jacky macht, kann man nicht wirklich als wahre Liebe deuten. Der Zerfall von Jacky ist dabei auch faszinierend zu sehen, hat man doch eine Sekunde alles für die andere Person gemacht, möchte diese einen plötzlich töten. Der absolute Zerfall jeglicher Basis, die einen in eine brutale Enge treibt. Lou Senior war dabei auch ein faszinierender Charakter, der zuerst sehr einseitig dargestellt wird, welche immer wieder durch Handlungen von ihm gebrochen werden, nur um dann am Ende den Vorurteilen doch gerecht zu werden. Vor allem am Ende, wenn alles aus dem Ruder läuft, greift er zu letzten Mitteln und muss schmerzlich dafür bezahlen.
          Love Lies Bleeding ist ein faszinierender Film, der einen fantastischen Einblick in eine Parallelwelt zeigt. Ähnlich dem Werk “Saint Maude”, der ebenfalls von Rose Glass geschrieben und inszeniert wurde. Eine ganz große Regisseurin, die sicherlich noch einige interessante Filme produzieren wird. Wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt und das, was ihr hier gelesen oder in Trailern gefallen habt, dann schaut euch dieses Kleinod an. Ein wirklich interessanter und viszeraler Film.

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          • 10

            Es kommen immer wieder Filme daher, die mich in meinem tiefsten Kern erschüttern. Filme, bei denen ich teilweise nicht hinschauen möchte, aber auch nicht wegschauen kann. Ein Film, den man im Kino erleben muss. Nicht nur für das brillante Sound-Design und eine große Leinwand, um das Groteske am besten zu erleben. Man kann auch nicht einfach zu seinem Handy greifen, um sich woanders hin zu flüchten. Und es ist auch eine zusammenschweißen Erfahrung, bei der keiner der Zuschauer neutral bleiben kann. Ich habe Leute aufstöhnen gehört, sich wegdrehen oder gar die Arme in die Luft werfen. The Substance ist eine Tour de Force, welche einen auf einen wahnwitzigen Ritt mitnimmt, der einen wahrscheinlich bis zum Lebensende verfolgen wird.
            Allein der Anfang des Films sagt alles, was man sagen muss. Ein Eigelb wird mit einer mysteriösen Flüssigkeit gefüllt und beginnt sich zu teilen. Das Konzept auf eine geradlinige Art und Weise dargestellt, ohne wenn und aber. Und dann lernt man passiv unsere Protagonistin kennen, bei dem sorgsamen Bau ihres Sternchens, der Liebe und Verehrung welche im Laufe der Zeit Risse bekommt und in Vergessenheit gerät. Genau so trifft man Elisabeth, einen Star, der in den letzten Zügen am Verglühen ist. Von Oscar Prämierten Filmen zu einer Aerobics Show, welcher ihr letzter Zugang zu ihrer geliebten Welt ist. Sie kann im orangen farbigen Gang auf eine lange Schaffensperiode blicken. Mit ihrem 50sten Geburtstag sieht sie wirklich dem Ende entgegen. Der Produzent der Show (fantastisch gespielt von Dennis Quaid) ist so ein widerliches Wesen, das selbst die Fliege an seinem Hals sich am Ende des Gesprächs ertränkt. Doch es wird ihr eine Alternative geboten: Die Substanz. Du bist die Matrix, aus dir entsteht das andere Ich. Für sieben Tage wird sich dieses via Rückenmarksflüssigkeit stabilisieren, bis man einen Wechsel vollziehen muss, damit die Stabilisierung Flüssigkeit regenerieren kann. Dabei gibt es einen Fakt, den man niemals vergessen darf: Ihr seid eins. Ihr seid eigenständig, doch ihr seid immer noch eins. Wird das Equilibrium gestört, ist niemand anders schuld als du selbst. Und das ist ein Aspekt, den ich an dem Film so mag. So abstrus die Prämisse auch ist, wird alles von Anfang an klar gemacht. Keine geheimen Klausen oder irgendwelche Kniffe, die einen reinlegen sollen. Wenn etwas schief läuft, ist man ganz allein dafür verantwortlich. Ohne Liebe zu sich selbst, wird die Waagschale kippen und man muss dafür zahlen. Als Sue erwacht, lässt sie Elisabeth einfach liegen. Auch anders herum, zeigt man keine wirkliche Liebe zu dem Konterpart. Deswegen wird die Kluft zwischen den beiden immer größer. Vor allem für Elisabeth lernt früh, dass Sue’s Handlungen Konsequenzen haben, die nicht widerrufbar sind. Mit jedem Erfolg von Sue wird Elisabeth depressiver und wütender. Von einem Extrem zum nächsten. Und so wird der orange Gang geleert und Platz gemacht für den neuen Star. Sue liebt ihre Jugend und ihren Körper und zelebriert diesen, während Elisabeth an dem starken Kontrast schier zerschellen scheint. Fantastisch dargestellt, als sie dem alten Schulfreund doch eine Chance geben möchte und sich von Spiegelbildern und Plakaten in den Wahnsinn treiben lässt. Die Kluft wird so groß, dass sich Sue entscheidet, auf das Equilibrium zu verzichten und ihr bestes Leben zu leben. Da beide eins sind, ist es klar, dass Sue auch keine wirkliche Ahnung von den Konsequenzen ihres Handelns hat, was sie dann ein paar Monate später mächtig in die Bredouille bringt. Elisabeth wird abermals erweckt, als letzter verzweifelter Akt, die nun komplett enstellt ist und der ganzen Erfahrung ein Ende setzen möchte. Doch sie wäre nicht sie, wenn sie nicht die schlechtesten Entscheidungen zur absolut falschen Zeit treffen würde. Als beide Teile wach sind, nimmt der Selbsthass ein neues Level an, das ein gewaltsames Ende nach sich zieht. Doch wenn eine Hälfte stirbt, kann die andere Seite auch nicht überleben, und selbst eine weitere Zellteilung (aka Krebs) bringt auch nicht das erwartete Ergebnis. Ein groteskes Monster stellt sich auf die Bühne und fleht darum, dass sie doch immer noch sie sei, was bei den panischen Zuschauern auf taube Ohren fällt. Und so endet der Film ähnlich wie er angefangen hat, auf dem Beweis, dass Elisabeth Sparkle einst geliebt wurde.
            Eine der größten Stärken des Films ist die absolute Geradlinigkeit und mutige Inszenierung. Mit den ersten Einstellungen der Zellteilung und des Sternes wird alles gesagt, was gesagt werden muss. Der orangefarbene Raum zeigt auf eine unmissverständliche Art und Weise, was geschieht. Sie schaffen eine fantastische Bildsprache, die paradoxerweise aus absoluter Klarheit und heillosen Chaos besteht. Man wird wirklich in diese neue Welt hineingezogen, auf schonungslose viszerale Art und Weise. Körperlichkeit nimmt so eine unfassbar wichtige Rolle ein. Egal ob es die Zweifel von Elisabeth oder das Zelebrieren von Sue ist. Egal ob sie sich überglücklich vor der Kamera verbiegt, oder einfach nur eine Cola trinkt. Alles wird unbändig bedeutungsschwanger, auch wenn die Bedeutung nur aus einer Ästhetik besteht. Es ist auch faszinierend wie viel es in dem Film um passiven oder peripheren Sex geht, um die straffheit der jungen Haut und den ansprechenden Formen. Aspekte, welche die ganze Welt einnehmen und woran sich das männliche Geschlecht ergötzen kann, ohne sich an die selben Standards zu halten. Im Allgemeinen sind die Männer herrlich überzogen und oberflächlich, dass man sich manchmal fragt, warum man das alles macht. Denn auch wenn Männer hier die Welt regieren, geht es um das Gefühl von Freiheit und Macht. So verliert die junge Sue jegliche Stärke, die sich Elisabeth über die Jahre gearbeitet hat, ohne dass sie diese vermisst. Wobei man auch sagen muss, dass wahrscheinlich Elisabeth selbst einiges vergessen hat. Sie hat immerhin einen Oscar! Und auch ihr Sternchen ziert das Zeichen des Films. Einst war sie scheinbar herausragend genug für diese Accolades. Etwas, was ihr scheinbar so fern liegt, dass sie nicht einmal den Oscar mit den anderen Preisen zur Schau stellt. Es ist deprimierend, dass sie jeglichen Selbstwert von außen bekommen muss, damit es von ihr irgendwie angenommen werden kann. Das zeigt sich auch in dem Verrat von Sue vor laufender Kamera. Ich glaube, die Geschichte mit der Mutter, die jeden Tag ihre Show angeschaut hat. Scheinbar hatte sie so eine starke Unterstützung, die wahrscheinlich irgendwann einfach weggebrochen ist, da man den Verlauf der Zeit nicht umkehren kann, auch wenn man sich zwei teilt.
            Und auch wenn der Film keinen Hehl daraus macht, Body Horror zu betreiben, nimmt es gegen Ende eine ganz neue Dimension an. Eine absolute Übersteuerung des Fleischlichen, das sich von schockierend zur absoluten Absurdität entwickelt. Im Kino begannen die Leute zu lachen, da es so überzogen war, dass man einfach nicht anders damit umgehen konnte. Und als das groteske Wesen die Bühne betreten hat, bekommt man etwas, das man im Kampf zwischen Sue und Elisabeth vergessen hat: Mitleid. Man fühlt mit ihr mit, wenn sie verzweifelt hervorruft, dass es doch immer noch sie ist. Wenn die Männer auf sie zurennen und sie als Monster bezeichnen, blutete mein Herz. Ein unwiderrufliches Wrack, sie den Zuschauern ihren Lebenssaft gibt, wonach sie sich sehnen. Und wenn eine Brust aus einer Kopföffnung fällt, werden die zuvor so angebeteten Körperteile plötzlich zum Horror-Element. Und dann das Ende, bei dem sich Elisasue noch einmal im Glanze ihres Lebens sonnt, bevor auch der letzte Funke ihr Fleisch verlässt. Es ist ein unfassbar eindringliches Erlebnis, das ich so noch nie erleben durfte. Und dabei behält es all die Geradlinigkeit bei, die den Rest des Filmes so ausmacht. Eine unendliche Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die einem den Schädel zu spalten droht.
            Handwerklich ist der Film ein Meisterwerk. Von der geradlinigen Inszenierung, den Kameraeinstellungen die einen teilweise schon fast zu nahe gehen, zu absolut brillanten Schauspiel auf jeder ebene und einem herausragenden Soundtrack und Sounddesign, welches einen nicht entkommen lassen lässt. Es ist ein Film, der das Medium bis zur Schmerzgrenze gereizt und eine so menschliche Geschichte auf so eine klare Art und Weise erzählt, dass man sich dem nicht entziehen kann. Vielleicht ist es etwas voreilig, aber nach einer Sichtung würde ich “The Substance", ohne mit der Wimper zu zucken, zu einem der besten Filme aller Zeiten zählen. Nicht nur in dem Genre oder mit dem Themengebiet, sondern im Vergleich mit allen Filmen, die ich je gesehen habe. Für so etwas wurde das Kino gemacht und ich bin unfassbar froh, dem beiwohnen zu dürfen.
            Ich muss auch abermals mein Privileg als Mann anerkennen. Ich persönlich würde das niemals machen, weil ich keinen wirklichen Wert in einer neuen Jugend sehe. Es wäre auch ein viel zu großer Aufwand für einen viel zu geringen Gewinn. Wenn ich nach meinem Aussehen bewertet werde, kann es sein, dass ich es nicht einmal mitbekomme. Und selbst wenn, dann stehe ich anders da als eine Frau im selben Alter. Aber die fehlende Erfahrung hat mich nicht in dem Durchleben des Filmes gestört. Es zeigt mir nur abermals, wie froh ich sein kann, dass diese Aspekte niemals wichtig für mich waren. Auch nach der Geburt von Sue war ich verwirrt, dass sie sich nicht besser um ihre andere Hälfte kümmert. Sich erst auf dem kalten Boden liegen zu lassen und dann später in eine dunkle Kammer zu verscharren, würde mir nicht im Traum einfallen. Es ist auch nicht so, als ob ich ein Beispiel von Selbstliebe bin, gerade körperlich könnte ich viel besser auf mich achten. Aber was ich machen kann, ist Himmel und Hölle für andere zu bewegen, und ich denke, das würde auch für einen externen Part von mir gelten. Wenn ich die Tür verlasse, werde ich nie von Selbstzweifeln über mein Aussehen zerfressen. Manchmal schaue ich tagelang nicht in den Spiegel. Und ich bin wirklich froh, dass ich nicht darunter leide und es tut so weh, dass es vielen genau anders geht.

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            • 6 .5
              Nebenniveau 01.10.2024, 10:47 Geändert 14.10.2024, 22:15

              Nach Siren: Survive the Island, hatten meine Frau und ich Lust auf mehr koreanische Game Shows und da kam Physical 100 genau richtig. Die Prämisse der Show fühlt sich so an, als ob sie aus den hyperaktiven Gedanken Geschwulst eines Teenagers entstammt, und das ist auch gut so. Es geht darum, den perfekten Körper zu finden. 100 Kandidaten, allesamt Athleten, Bodybuilder und Fitness Influencer treten in verschiedenen Disziplinen an, bei denen gnadenlos ausgesiebt wird. Es wurde von jedem Teilnehmer eine Gipsplastik des Torsos angefertigt, der bei Verlust des Spiels zerstört wird, bis eben nur noch einer zurückbleibt.
              Nun könnte man meinen, dass die Show einen Typus bevorzugt, aber nein. Die Aufgaben sind sehr vielschichtig, bei denen manchmal viel Kraft, bei anderer Ausdauer, Geschwindigkeit oder Geschickt gefragt sind. So kann man in einer Disziplin klar im vorteil sein, um dann in der nächsten keinen Fuß mehr fassen zu können. Die Aufgaben sind dabei auch sehr gut durchdacht und immer wieder für Überraschungen gut. Dass es dabei nicht zimperlich zugeht, zeigt schon die erste 1v1 Challenge, bei dem mit vollem Körpereinsatz um einen Ball gerungen wird. Je nach Arena wird es zu einem wilden Katz und Mausspiel oder zu einer Schlammschlacht, bei den gleich mal die Hälfte aller Teilnehmer ausgesiebt werden. Später werden auch Teams gebildet, bei denen das vielschichtige und ausgeglicheneste Team die besten Chancen hat. Es bleibt auch bis zum Schluss spannend, durch das sehr gute Editing, das einen wirklich bei der Stange hält. So kämpft man sich voran, von 100 zu 50, zu 30, zu 20 und dann zu den finalen fünf, die sich nach und nach ausschalten. Es wird nicht langweilig und jede neue Challenge bringt ganz neue Kniffe mit. Es macht auch Spaß, den Leuten zuzusehen, wie sie über sich selbst herauswachsen und Unfassbares vollbringen.
              Am Anfang war ich noch sehr überfordert, was all die Namen und Gesichter angeht. Aber im Verlauf lernt man die Teilnehmer immer näher kennen. Selbst Typen, die am Anfang sehr unsympathisch wirken, entwickeln sich im Verlauf der Show. Vor allem Arroganz wird schnell bestraft und mit Demut ersetzt. Und auch wenn der Wettbewerb ständig im Fokus steht, gibt es eigentlich nie böses Blut. Während des Wettstreits werden von außen Tipps und Mut zugerufen und am Ende umarmen sich alle, im Wissen, dass sie ihr Bestes gegeben haben.
              Und obwohl das Editing sehr gut ist, was die Spannung angeht, kann es teilweise auch etwas zehrend werden. Vor allem wenn man viele Folgen hintereinander anschaut. Wahrscheinlich wurde den Teilnehmer gesagt, sie sollen irgendetwas sagen, das dann eingeschnitten wird. An sich ist die Idee gut, aber das Ergebnis ist, dass man immer wieder dieselben Sätze hört.: “Ich werde alles geben!”, “Ich bin mir sehr sicher das ich gewinnen werde”, “Es war dann doch schwerer als ich zuerst angenommen habe”, kann man halt nur so oft hören, bis es einen auf die nerven geht. Aber das ist, glaube ich, auch meine größte Kritik an der Show. Denn sonst bekommt man wirklich was geboten, das einen mitfiebern lässt und ganz neuen Respekt für die Teilnehmer und den Mensch an sich gibt.

              Die zweite Staffel von Physical 100 bleibt sehr nahe am Konzept der ersten, mit ein paar neuen Kniffen. Mehr und verbesserte Arenen im 1v1. Ein neues Verlierspiel, welches mit einer noch stärkeren Gruppe zurück kommt. Etwas schade das die pre Finale Challenge nicht mehr so schön aufgeteilt ist, da es so manchen Athleten unmöglich macht, gegen anderen anzukommen. Das Finale fühlte sich an wie ein Mario Party Minispiel und war bis zum schluss spanned. Der Novelty Effekt der ersten Staffel ist nicht mehr da, aber es nach wie vor Folge um Folge spannend.

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                Als ich bei meinen Eltern war, habe ich das erste Mal seit Ewigkeiten wieder klassisches Fernsehen angeschaut und bin dabei auf diese Show gestoßen. Und ich muss zugeben, dass Pawn Stars der Grund ist, warum ich mir Joyn auf meinen Fire Stick heruntergeladen habe. Denn es ist die perfekte Show, wenn man was zum Essen anschauen möchte oder sich nochmal berieseln lässt, bevor man schlafen geht.
                Das Konzept ist dabei recht einfach. Es gibt ein Pfandhaus in Las Vegas, das zu Beginn der Show in drei Generationen geführt wird. Der alte, sein Sohn Rick und Ricks Sohn Corey. Dazu gibt es Chumlee, der als Comic Relief fungiert. In jeder Folge kommen einige Leute und wollen ihr altes Zeuch verkaufen oder verpfänden. Dann betet, wer gerade hinter der Theke steht, eine Art Wikipedia Kurzzusammenfassung runter, um anschließend einen Experten zu holen, der dann die Authentizität und den Wert des Stückes schätzen soll. Dann kommt man zur Verhandlung und entweder man geht mit Geld oder mit der Ware wieder nach Hause. Nichts Weltbewegendes, aber es funktioniert. Ähnlich wie Kunst und Krempel oder Bares für Rares. Es ist faszinierend zu sehen, was über die Theke so geht, welche Bedeutungen und Wert diese Gegenstände haben. Teilweise viel mehr als man denkt, aber oftmals auch viel weniger als man sich vorgestellt hat. Dazu eine Riege an Experten, die man Folge um Folge kennen und lieben lernt. Am Ende zählt aber der Dollarwert um einiges mehr, als jede andere Relevanz des Gegenstandes. Aber es macht trotzdem Spaß! Vor allem wenn am Ende alle zufrieden sind.
                Ich glaube das Konzept ist so ansprechend, weil jeder irgendwie oder irgendwo noch was hat, was vielleicht etwas Wert sein könnte. Und wenn dann jemand da hingeht, ein paar hundert Dollar möchte und dann mit Tausend hinausgeht, fühlt sich das gut an. Genauso wenn arrogante Verkäufer sich quer gegen die Expertenmeinung stellen und dann aufgebracht den Laden verlassen. Dazwischen gibt es immer eine kleine "Story", die schon fast Sketch Artig mit eingebaut wird. Manchmal ist es ganz lustig, aber wenn nicht, dann nimmt es nie viel Zeit ein. Und auch wenn ich mich wahrscheinlich im echten Leben nur mit Chumlee und vielleicht Rick verstehen würde, entwickelt man doch Sympathien für sie.
                Pawn Stars hat eine gewinnende Formel entdeckt, die einfach funktioniert und Spaß macht. Und mit so einem Korpus an unzähligen Folgen, schaut mich sich auch nicht zu schnell satt. Ein schöner Guilty Pleasure, von dem ich zumindest bis jetzt noch nicht die Schnauze voll habe.

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                  Nach dem überragenden JFK - Tatort Dallas war ich sehr gespannt auf diese Dokumentation. Von derselben getriebenen Seele Oliver Stone werden andere Aspekte und neue Informationen zu einem der einflussreichsten Assassinationen der Moderne, noch einmal aufgearbeitet. Rein handwerklich ist die Dokumentation sehr sauber. Es gibt viele Originalaufnahmen, starke Bilder und neue Kontexte, mit einem Drive, der einen bis zum Ende bannt.
                  Etwas, das mir besonders gut an der Doku gefällt, ist, dass sie zeigt, dass selbst diese Verschwörung von Menschen geplant und ausgeführt wurde. Es waren nicht die Illuminaten, die mit kalkulierter Perfektion das Attentat ausgeführt haben, sondern einfache Menschen, die allesamt extrem fehlerhaft sind und teilweise alles biegen müssen, um die Narrative gerade zu halten. Ich verstehe auch warum der Warren Report, mit all den Seiten, all den Ressourcen und all den Spezialisten lange als Beweis der eher fiktiven Narrative funktioniert hat. Auch wenn der Report mehr Löcher hat als JFK hat. Aber solange es oft genug und mit der richtigen Autoritäten Ton gesagt wird, werden die kleinen Dissidenten stumm gemacht. Gerade wenn man sich als einzelner dagegen stellt, kann man nicht gewinnen. Und warum sollten die Leute einen auch täuschen wollen? Dass dies in unzähligen Widersprüchen auseinanderfällt, wenn man nur gut genug hinschaut, erkennt man an den sich ständig verändernden Fakten, was faktisch eigentlich nicht möglich sein sollte. Aber was will man gegen so einen übergrößen Feind machen, wenn nicht einmal der mächtigste Mann sicher von ihnen ist! So formt man eine Narrative und mit genügend Einfluss wird daraus die allgemein anerkannte Wahrheit. Und dabei braucht man auch keine Hypnose oder langwierige Psyops, etwas Einschüchterung oder Verwischen der Tatsachen reicht da schon vollkommen aus. Man kann auch die einzelnen Stimmer gut verstehen, denen ein paar Aspekte aufgefallen sind, die aber im Großen und Ganzen dann nicht mehr wichtig erscheinen. Erst wenn man ein volleres Bild davon bekommt, kann man auch klarer darauf deuten..
                  Der perfekte Nachschlag zu dem Hauptgang, den Oliver Stone 1991 geboten hat. Es füllt viele Aspekte der Geschichte weiter aus und liefert ein sehr klares und vielschichtiges Bild mit den neuesten Informationen. Die Doku zeigt auch nochmal, wie unfassbar detailverliebt Stone und sein Team bei der Produktion von JFK - Tatort Dallas vorgegangen sind. Mit Fotos von Gebäuden, Räumen und Menschen, die man genauso in dem Film gesehen hat. Der Film hätte auch funktioniert, wenn die Küche in der Oswald gechillt hätte, grob nach der Zeit aussehen würde, aber nein, sie gehen bis ins kleinste Detail. Zugegeben, ein komisches Argument, das eigentlich nur den 1991 Film besser aussehen lässt.
                  Wie auch in der Doku gesagt wird: “In regards to the JFK assassination,conspiracy theories are now conspiracy facts.” Auch wie es danach politisch in den USA weiterging, wundert mich echt nichts mehr. Aber man muss auch aufpassen, nicht in eine Fallacy zu fallen. Für alle, die Interesse daran haben, empfehle ich ‘Who is the umbrella man’ auf YouTube anzuschauen.

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                    Pain & Gain ist ein Film, der so viel lustiger ist, als er eigentlich sein sollte. Hier trifft ein fantastisches Drehbuch auf die richtigen Schauspieler und durch Michael Bay die passende Inszenierung. Der Film erinnert zurecht an die vielen “Wir kämpfen uns nach oben für den Amerikanischen Traum", Filme wie ‘Wolf of Wall Street', ‘American Psycho’ oder ‘Scarface’. Unser Protagonist liebt auch solche Filme und anstatt den ziemlich klaren Subtext zu lesen, hangelt er sich gerne an diesen Vorbildern entlang. Und der Film trifft dabei einen Nerv, der trotz der zeitlichen Einordnung in die späten Neunziger, die Geschichte so zeitlos macht. Denn wenn man denkt, dass es Hustlers und Vollidioten erst seit jetzt gibt, ist das weit gefehlt. Klar sind Dropshipping, Crypto und die Manosphere gewisse Neuerscheinungen, aber dann auch irgendwie nicht, greift gerade das Letzte auf einen großen Korpus von Pseudo-Intellektuellen und -wissenschaftlichen Aspekten zurück. Die Tradition, dass die größten Dumpfbacken manchmal aufspielen, als ob sie die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, gab es auch vor Donald Trump, Andrew Tate und Elon Musik. “And it will never happen again, for I used my superior intelligence for wrong actions to justify a good end.”, ist eine Line die an sich schon zum wegschmeißen komisch ist, aber nur noch lustiger wird, um so mehr man unsere Protagonisten kennenlernt. Daniel Lugo ist meiner Meinung nach die beste Rolle, die Mark Wahlberg bis jetzt gespielt hat. Er trifft den Ton perfekt und zusammen mit seiner überzogenen Körpersprache und Mimik ist das auch eine Rolle, die man nicht so schnell vergisst.. The Rock als Muskelberg mit einem BREITEN KREUZ (Pun intended) sticht in der Gruppe aus Dumpfbacken noch weiter heraus, vor allem wenn er über den zuvor genannten superior intellect schwärmt. Der dritte im Bunde, gespielt von Anthony Mackie, versteht zwar, dass Lugo viel Stunk um Nichts macht, aber es hilft ihm zu pumpen und sein bestes Leben zu leben. Ich bin normalerweise kein Fan von Wahlberg und Mackie, aber in diesem Film kann man sich ihrem absolut verschrobenen Charm nicht entziehen. Aber hier hört es nicht auf: Tony Shalhoub als widerliches Opfer, Ed Harris als Hard Boiled PI und Bar Paly, die minderbemittelte, aber gut ausgestattete Stripperin könnte nicht perfekter sein. Und so sehr man Michael Bay auch zurecht mit Hollywood-Schund in Verbindung bringt, ist sein Ton vorbildlich für diese Art von Film. Dazu hat Pain & Gain einen richtig guten Drive. Es wird einem eigentlich nie wirklich langweilig und weiß auch immer wieder zu überraschen.

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                      Der erste Film von Zoe Kravitz ist eine Ergründung von Träumen, Erinnerungen, Trauma und Machtmissbrauch. Rein handwerklich ist der Film richtig toll. Mit guter Musik, die geschickt eingesetzt wird, schöne Klang-Spielereien, die zusammen mit der großartigen Kamera besondere Szenen zaubern. Auch die Schauspieler sind durch die Bank gut und vor allem auch richtig gut gecastet. Allen voran die Protagonistin Frida, gespielt von Naomi Ackie, die teilweise richtig großartig in Szene gesetzt wird. Das Drehbuch kann sich auch sehen lassen und ergibt mit der Inszenierung ein gutes Gefühl von plötzlicher Machtlosigkeit und dem sonderbaren Zerfließen der Zeit. Aber leider habe ich ein paar Probleme mit der Geschichte, weswegen der Film nur eine 6 bekommen hat. Da ich ohne Spoiler nicht darüber reden kann, ist hier eure Warnung, wenn ihr komplett unvoreingenommen in den Film gehen wollt.

                      Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob es ein High Concept Film sein möchte oder doch lieber nur eine abgefahrene Geschichte erzählen will, ohne dabei zu verkopft zu werden. Für meinen Geschmack haben sie den richtigen Punkt nicht getroffen, was den Film leider eher unnötig kantig macht. Darunter fällt auch leider die Protagonistin Frida. Entweder man erzählt eine Geschichte mit starken, eigenständigen Charakteren, oder die Charaktere sind einfach nur eine weiße Leinwand für die Narrative. Leider ist mir Frida immer zu blass geblieben. Man weiß am Anfang, dass sie nicht wirklich viel Geld hat, aber gerne etwas Clout für ihre Anailmals haben möchte und dass sie einen Crush auf den Elon Musk / Mark Zuckerberg / Tom von Myspace in dem Universum hat. Man weiß aber nicht, was sie genau möchte. Man kann sie am Anfang noch gut verstehen, warum sie auf die Insel mitkommt und dass sie dieses traumhafte Leben genießen möchte. Aber was sie dann dort weiterführen will, wird nicht klar. Sie flirtet nonstop mit King, aber überall die zerfließenden Tage wird irgendwie nicht mehr daraus. Das macht auch alles etwas schwammig, wenn das passiv aggressive “Don’t forget to smile", um sich vor den reichen Leuten nicht zu blamieren, später eine ganz andere Bedeutung bekommt. Ich weiß nicht, welche Perspektive sie hat und welche man als Zuschauer auch mitfühlen soll. Im Allgemeinen hätte ich mir auf dieser Ebene mehr gewünscht, den Konflikt zwischen Reich und Arm. Zwischen Menschen, die alles haben und sich den Rest nehmen können, und anderen, die ihnen alles geben müssen. Das wäre ein so viel interessanterer Konflikt gewesen, als das, für was sie sich am Ende entschieden haben. Dazwischen hat sie einfach mal raus, dass sich ihre Mutter vor ihren Augen umgebracht hat. Ein Trauma, mit dem nichts mehr gemacht wird, als es zu einem Beispiel eines Traumas zu erheben. Genau dasselbe mit dem Titel, den ich eigentlich ganz cool fand. Es wird plötzlich am Anfang und dann nochmal am Ende angesprochen, aber das wars. Auch fand ich das Ende nicht so gut, da ich quasi keine Ahnung mehr hatte, was der Film mir überhaupt sagen will. Geht es um die Unterdrückung und Traumatisierung? Wenn das der Fall sein soll, warum gehen sie dann so mies mit einem männlichen Opfer um. Und wenn man all das sieht, und erkennt, wie unfassbar grausam das ist, soll man es dann wirklich feiern, wenn man die Geschlechter wechselt und jetzt ein Girl Boss an der Macht ist? Im allgemeinen gab es einen ziemlich störenden Shift in dem Film, nachdem ihre Freundin Jess plötzlich verschwunden ist. Aus dem sehr verträumten Film wird plötzlich eine Komödie mit ‘lustigen’ One-Linern. Es fühlt sich so an, als ob man im Nachhinein noch etwas am Drehbuch gewerkelt hat, um den Film besser verdaubar zu machen. Auch wenn es an sich nicht schlimm ist, hat es für mich die Atmosphäre des Filmes mit Witz für Witz immer weiter zersetzt. Genauso der blöde rote Stuhl. War es am Anfang noch ganz nett, wird es irgendwann, vor allem im Finale, sehr nervig. Wäre der Charakter von King mehr ausgearbeitet gewesen, hätte das gut als Quirk funktioniert, aber das klappt hier einfach nicht. Auch seine lautstarke Entschuldigung Tirade kam eher schwach an. Ich weiß auch nicht, warum sie unbedingt eine Rechtfertigung von ihrer Seite reinschreiben, wenn sie dann nichts damit machen. Das Trauma seiner Schwester und seiner eigenen sind genauso schwach wie das der Protagonistin. Außerdem ist es ja klar, so wie das Vergessen funktioniert, kann man nicht einfach irgendwelche Traumata ausblenden. Das hätten sie auch einfach ganz lassen können. Auch das Thema der Vergebung wird nur kurz aufgeworfen, ohne diese in irgendeiner Art und Weise innerhalb der Geschichte zu erörtern. Was mir gefallen hat, war, dass er am Anfang schon gesagt hat, dass das Wort Entschuldigung alle Bedeutung verloren hat. Das hat man immerhin gespürt, genau so auch die Phrase “Ich liebe dich”. Und nochmal das Ende, das die eh schon chaotische Erzählung weiter zerfransen lässt. Etwas das ich auch sehr artifiziell fand, war das es garkein Sex auf der Insel gab. Nicht einmal im heftigsten MDMA-Rausch. Dass sie jetzt nicht jede Nacht eine Orgie feiern, verstehe ich gut, aber eines der Ziele von Frida ist es, näher an King heranzukommen. Und hier kommt man trotz hedonistischer Züge nicht wirklich weit, was sich komisch anfühlt. Und um nochmal auf den High Concept versus interessanter Geschichte: ich finde die Schlange und die Blume als Symbol sehr sehr flach. Es ist wie ein Reverse aus Genesis 2-3: Die Blume wird zum Symbol des Vergessens, wogegen der Biss der Schlange die Erkenntnis bringt. Kann sein dass das nicht mal die intention war, aber was war sie dann? Es ist halt so, dass sie die selbst gewählten Themen wirklich nicht gut nutzen oder erörtern, und es dazu noch so viel Potential für interessante Gedankenexperimente bietet, das komplett brach liegt. Es gibt einfach einige Filme, die ein ähnliches Konzept haben, aber so viel besser und interessanter damit umgehen, das man zusammen mit der verwaschenen Geschichte, leider eher ein hübscher aber irgendwie blutleerer Film zurückbleibt.
                      Aber das ist nur meine Meinung. Meine Frau hat viele der Kritikpunkte gar nicht so gestört. Empfehlenswert ist er auf jeden Fall.

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                        Nebenniveau 28.08.2024, 11:04 Geändert 07.09.2024, 10:59

                        JFK stand schon lange auf meiner Liste von Filmen, die ich unbedingt mal ansehen wollte. Ich habe nur etwas peripheres Wissen über den Präsidenten, das Attentat und die Verschwörung drum herum. Und am Anfang war ich erst mal hoffnungslos aufgeschmissen. Man wird so schnell, mit so vielen Informationen und Charakteren zugeknallt, dass man gar nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht (Zurück und etwas nach links). Ich muss auch zugeben, dass mir die Machart am Anfang gar nicht gefallen hat. Der wilde Mix aus ständig wechselnden Bildern, mal in Nahaufnahme, mal in der Totale, mal flüssig, mal in fünf Bildern, die Sekunde, fand ich altbacken und anstrengend. Die Tonmischung war teilweise auch sehr sonderbar, wo Gespräche einfach von Hintergrundgeräuschen übertönt werden und ab und zu richtige Kakophonien heranwachsen. Am Anfang war ich auch von den ganzen Stars verwirrt, allen voran Joe Pesci und seiner sehr auffälligen Maske. Aber all das ist schnell in den Hintergrund geraten, denn der Film entwickelt einen unaufhaltsamen Sog, der einen bis zur letzten Minute nicht loslässt.
                        Ich habe noch nie eine so wunderschöne Symbiose von Schauspiel, Drehbuch, Kamera und Schnitt gesehen. Denn wenn man es herunter bricht, besteht der Film nur aus Exposition. Es wird nonstop geradeaus gesagt, was man denkt und was passiert. Aber durch den Schnitt wird einem niemals langweilig und beginnt, alsbald an jedem Wort zu kleben. Das ist vor allem auch der herausragenden Struktur geschuldet. Es ist so eine große und konfuse Geschichte, die den Zuschauer nicht an die Hand nimmt. So setzt man mit Jim und seinem Team Stück für Stück das Puzzle zusammen. Und auch wenn man etwas über die ganze Geschichte weiß, ist es doch nochmal was anderes, es so eindrucksvoll und lückenlos dargestellt zu bekommen. Vor allem, als das Morden mit Martin Luther King und Robert Kennedy weitergeht. Man spürt auch den mächtigen Gegenwind, der für keine Mittel zu fein ist und buchstäblich über unzählige Leichen geht. Das ganze wird fantastisch in der Schlussrede von Jim zusammengefasst und mit dem Outro-Text gerechtfertigt.
                        Ich war am Anfang nicht so sehr von dem Schauspiel begeistert, aber sobald ich mich an den Ton des Films gewöhnt habe, hat es plötzlich klick gemacht und alles passte perfekt zusammen. Kevin Costner ist so gut wie eh und je, genauso Donald Sutherland, Kevin Bacon, Tommy Lee Jones und so viele andere. Besonders herausragend fand ich dabei Joe Pesci und Gary Oldman. War die Maske am Anfang noch abschreckend, taucht er unglaublich tief in seinen Charakter ein und bietet ein paar wirklich herausragende Szenen. Und Gary Oldman war hier mal wieder auf einem ganz anderen Level. Er verschwindet komplett hinter der Rolle, vor allem wenn er den Mund aufmacht. So habe ich Oldman noch nie gehört und ich denke mir, dass er sich viel Mühe gegeben hat, Oswald so gut wie möglich zu verkörpern.
                        Ich mag auch die Darstellung der Zeit, die sozialen Unruhen und das enorme Konfliktpotential, das in der Luft lag. Und auch wenn ich außerhalb von Belustigungen nicht sehr auf Verschwörungstheorien stehe, kann niemand den unfassbaren Einfluss des Militär-Industriellen Komplexes weg reden. Ich liebe auch Oliver Stone, nachdem viele Leute die Kritik geäußert haben, dass der Film populistisch ist und Lügen verbreitet, eine Version des Drehbuchs bereitgestellt hat, inklusive Quellenangaben. Die Nachforschungen die sie für den Film betrieben haben, inklusive natürlich dem Buch worauf der Film fußt, ist wahnsinnig. Man merkt, wie wichtig das Projekt für Stone und die anderen Filmschaffenden war. Und ich finde, sie haben ein absolutes Meisterwerk erschaffen. Nicht nur in der Aufarbeitung des Falls um das Attentat, sondern auch in der Inszenierung.

                        Ich habe den Film jetzt auf eine 9 und als Lieblingsfilm gekennzeichnet. Der Film erzählt eine komplexe Geschichte mit so vielen beweglichen Teilen mit so einer trügerischen Leichtigkeit, die mich in komplette Verzückung versetzt. Ein wahrliches Meisterwerk, das den Film als Stilmittel auf so eine tiefe und beeindruckende Art und Weise versteht und nutzt. Es gibt immer noch Aspekte an dem Film, die mir nicht so gefallen, aber es gibt schon einen Grund, warum ich nicht aufhören kann, über diesen Film nachzudenken.

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                          Fantastic Four ist ein Film, der überraschend gut gealtert ist. Ich würde sogar so weit gehen, dass er heute besser funktioniert als er es jemals zuvor getan hat. Zu Zeiten von Superhero Fatigue, und der großen Schlacht zwischen dem MCU und dem DCU tut ein Comic Buch Film mit einem großen C richtig gut. Der Film ist cheesy und überzogen und macht auch keinen Hehl daraus, eine Comicbuch-Verfilmung zu sein. Von den Kostümen, zu den Sets und der Architektur, zu den Charakteren und selbst den Shots, die aussehen wie Comic-Panels. Selbst eine der größten Schwächen, das teilweise furchtbare CGI, wirkt heutzutage eher charmant. Auch strukturell ist der Film nicht schlecht, vor allem im Vergleich zu Fant4stic. Statt unnötig viel Zeit mit viel zu langsamer Exposition zu verschwenden, gehen sie gleich in die Vollen. Die Charaktere, die Dynamiken und Beziehungen werden schnell etabliert und das ist auch gut so. In 10 Minuten sind wir im All, alle Charaktere wurden eingeführt und es kann richtig losgehen. Ich mag auch die Idee der evolutionär antreibende Energiewolke (vielleicht einfach weil es mich an 2001 Space Odyssey erinnert). Die Fähigkeiten werden sehr schnell entwickelt und auf super unterhaltsame Art und Weise inszeniert. “You’re hot” “And so are you! And I’m not afraid to cry” endet in einem neu geschaffenen Hottub. Auf die Frage, wie Ben sich nach dem Absturz fühlt, folgt ein “Solid!”. Die Szene auf der Brücke ist auch ein Paradebeispiel, die Kräfte einzuführen und sie als Team arbeiten zu lassen (mit der Ausnahme der Strip-Szene, das hätte nicht sein müssen). So schafft der Film in 40 Minuten mehr als alles, was Fant4stic sich vorgenommen hat. Es geht auch unterhaltsam weiter mit spaßigen Montagen, wie sie ihre Kräfte im Alltag benutzen. Leider verliert der Film danach etwas an Drive und Fokus. Aber er findet sich wieder im Finale und dem ganz tollen Kampf gegen Doom. Solche Szenen im Dachpool oder das sandwichen von Doom zwischen zwei Fahrzeugen, bis er gechillt wieder aus dem Bus aussteigt. Selbst das Product Placement hat was charmantes an sich. Der gegrillte Burger oder die übergrößen Schuhe für The Thing ist so dumm, das es schon wieder spaß macht. Handwerklich ist der Film voll in Ordnung. Es ist schön, dass der Film sich nicht ernst nimmt und es auch gerne mal übertreibt. Auch die Schauspieler sind an sich gut. Vor allem Michael Chiklis hat mich als the Thing überzeugt. Ich war sehr überrascht das der Film mir so gut zugesagt hat, aber ja, in einer Zeit wo man an immer gleichen Comic Buch adaptionen erstickt, ist so ein Blast from the Past wirklich erfrischend.

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                            Ich bin ein großer Fan von Graphic Novels, aber dennoch sind viele klassische Comic Helden am mir vorbeigezogen. Ich habe immer wieder gehört wie gut die Fantastic 4 sein sollen. Das sie früher einmal viel höher im Kurs standen, als die helden aus dem MCU. Und das, damit Marvel die Rechte wieder bekommt, sie aufgehört haben, neue Comics zu produzieren, um den Wert der IP zu senken. Und genau dieser Konflikt ist der Grund, warum dieser Film überhaupt entstanden ist, und das ist auch einer der Gründe, warum dieser Film entstanden ist. Nicht weil es die richtige Zeit war, oder weil sie eine gute Idee mit dem perfekten Cast und Regisseur haben, sondern einzig allein damit 20th Century Fox die Rechte nicht abgeben muss. Ich verstehe auch das Budget nicht. Den der Film sieht wirklich nicht wie ein 120 Millionen Dollar Film aus, und fühlt sich erst recht nicht so an. Dazu wurde der Film von den Produzenten komplett zerfleddert. Josh Trank seine Vision sollte zwei Stunden und zwanzig Minuten dauern, und wurde dann brutal um vierzig Minuten gestutzt. Doch selbst hier mussten ein Haufen neue Reshoots gemacht werden, die noch weiter am Zeitkontingent fressen. Das Ergebnis spricht für sich selbst. Aber ich möchte es mir nicht nehmen lassen, meinen eigenen Senf dazu zu geben.
                            Dem Film fehlt eine kohärente Vision. Denn obwohl der Film lange nach den Anfängen des MCU und vor allem auch Avengers rauskam, merkt man hier nichts davon. Es ist ein Film, der sich viel zu ernst nimmt und dabei nicht weiß was er erzählen möchte. Eine ganz ungesunde Kombination. Es gibt drei Dinge die mir an dem Film gefallen haben: Als Reed zu Victor sagt, das er gerne bescheid geben kann, das sie jetzt fertig sind, zeigt auf eine nette Weise das es ihm nicht um sein eigenes Ego geht. Die Kraftkugel um Doom, damit das Feuer möglichst viel Schaden anrichtet. Und der Tetsuo Artigen (Akira) Amoklauf von Doom. Aber da hört es schon auf. Fant4stic erzählt eine furchtbar dröge und zusammenhanglose Geschichte, mit Charakteren, die man fast nicht als Eindimensional bezeichnen kann, denn selbst dafür bräuchte man eine gewisse Tiefe. Der Film fühlt sich wie eine Doppelfolge von “The Big Bang Theory” an, bei der die Jungs 120 Millionen Dollar bekommen haben, um einen Superhelden-Film zu drehen. Ohne jegliche Tiefe, mit einem sonderbaren Weltbild und Humor. Und natürlich der Meinung, dass wenn der Charakter viel sagt, was sich klug anhört, wird das schon reichen. Man kennt die Schauspieler aus anderen Filmen und weiß das sie großartig sein können oder zumindest kompetent sind. Aber was sie hier abliefern ist eine Tragödie. Ich glaube, das ist nur zum Teil ihre Schuld. Den die Direktion und die Atmosphäre die in dem Film aufgebaut wird, passt überhaupt nicht zusammen. Alle spielen ihre Rolle als Comic-Charaktere in dieser Hinsicht gut, inklusive überzogenen Pathos und mit dummen Sprüchen. Aber der Ton des Films soll geerdet sein, was sich dann extrem beißt. Vor allem beim Humor und dem teilweise überspitzten Gewaltgrad. Der ernste Ton passt auch überhaupt nicht auf den Plot des Films und den Entwicklungen der Charaktere. Als man Victor zum ersten mal sieht, spielt er seine Rolle wie ein richtiger Cartoon Bösewicht, was aber nicht passt weil die ganze Ausstattung und Beleuchtung einen komischen halbton geben, der in keine Richtung funktioniert. Der Film ist auch ganz schlimm was Technobabble angeht. Gibt es sowas schon immer und vor allem, in Superheldenfilmen, hab ich es selten so langweilig und leer inszeniert gesehen. Es hilft auch nicht, dass das Team zum großen Teil aus Genies besteht, und keiner der Drehbuchautoren scheinbar Zugang zu ähnlich komplexen und abstrakten Gedanken hat. Wenn man es selbst nicht ist, kann man auch von irgendwoher schöpfen.
                            Aber das Schlimmste an dem Film ist, dass er einfach langweilig ist. Keiner der Charaktere ist in irgendeiner Art und Weise interessant. Nein! Sie sind allesamt einfach extrem unsympathisch. Bei Victor macht es noch Sinn, aber warum Ben, Johnny, Sue und Reed so unsympathisch sind, verstehe ich nicht. Vor allem, weil es bei ihnen auch innerhalb der Geschichte keinen Sinn ergibt, dass sie so unsympathisch sind. Ben war am Anfang noch ganz sympathisch, bis er aus einem Großteil des Filmes gestrichen wurde und dann plötzlich wieder auftauchte. Aber was zur Hölle ist in dem zweiten Zeitsprung passiert? Er ist zwar in einem sehr rauen Haushalt aufgewachsen, aber das er von einem normaler Typ zum massenmörder wird, versteh ich nicht. Es wäre schön, wenn man davor vielleicht schon etwas von dieser Tendenz mitbekommen hätte. Z.B. dass er kein High Schooler ist, aber vielleicht im Militär oder zumindest bei der Polizei oder sowas ist. Im Allgemeinen macht es hinten und vorne keinen Sinn, dass sie allesamt Teenager sein sollen. Den jegliche Gefühle der Gemeinsamkeit, die sich die Produzenten mit der Zuschauerschaft vielleicht erhofft haben, gehen durch die Unnahbarkeit der Charaktere (ob es nun intellekt oder was anderes ist) gleich wieder flöten. Ich versteh auch immer noch nicht warum Johnny da ist, wenn nicht durch Nepotismus. Klar ist er vielleicht sehr geschickt bei Handwerkern, aber das hätte man auch anders zeigen können, als ein Auto, das erst mal nicht anspringt und dann überdreht crashed. Sue tut mir wirklich leid. Als einzige Frau im Film sind alle Blicke unweigerlich auf sie gerichtet. Da werden dann irgendwelche Gefühle zwischen den Charakteren angedeutet, ohne dass man jemals etwas davon spürt. Aber auch sonst hat sie eigentlich keine wirklichen herausstellungsmerkmale. Und dann haben wir da noch Reed, bei dem ich mir mitten im Film mal nicht sicher war, ob er nicht der Bösewicht sein soll. Er nimmt sich das Flugzeug von einem Stand nebenan und gibt es kaputt wieder zurück. Bekommt ein Stipendium und denkt nicht mal eine Sekunde an seinen besten Freund, der ihn durch all das begleitet hat. Er kennt auch keine grenzen und quatscht Sue immer weiter zu, obwohl sie GANZ KLAR KEIN BOCK AUF IHN HAT. Ich liebe auch, dass er als erstes nach seiner eigenen Befreiung auf die Idee kam, durch einen Luftschacht zu kriechen, ohne irgendwas anderes zu probieren. Auch dass er später einfach abhaut und dann zurückkommt und nicht aufhören kann, diesen “coolen” Blick aufzusetzen. Und dann natürlich das Jimmy Newtron Syndrom (so nenne ich es jetzt einfach), wo sie am Ende wie Helden gefeiert werden, das sie ein Problem gelöst haben, das erst durch sie entstanden ist.
                            Aber auch sonst fühlt sich der Film nicht kohärent an. Nehmen wir mal das Experiment das die Jungs da zusammengezimmert haben. Eine Sache, die wir ABSOLUT darüber wissen ist dass es sehr Laut ist. Als sie dann im Labor das Experiment in groß machen und sich alle Sonnenbrillen aufziehen, bin ich vor Lachen fast vom Sofa gefallen. Auch die PowerPoint Präsentation nach dem zweiten Zeitsprung ist wohl eine der faulsten versuche von Exposition die ich je gesehen habe. Vor allem weil sie unvollständig sind. Den das Johnny fliegen kann, haben sie scheinbar vergessen. Ich glaube, dass gerade dort viel rausgeschnitten wurde, um mehr Kate Mara zu zeigen. Auch wenn es den Film nicht gerettet hätte, wäre alles viel weniger langweilig, wenn man zusammen mit den vier auf kleine Abenteuer gegangen wäre.
                            Der Film hat auch ein weiteres Problem: Er ist hässlich. Das Kostüm von Doom ist ein Verbrechen. Die Parallelwelt wirkt wie von generativer AI zusammen geklatscht. Ganz zu schweigen von Bens Augen in seiner steinigen Form. Und wenn ich etwas aus dem Film streichen würde, dann wäre es Reeds Maskierung Trick, der meine Uncanny Valley Sensoren zum Überhitzen gebracht hat. Ich verstehe auch so viele Entscheidungen im Film nicht. Warum sie den Trip machen wollen, ist vollkommen klar. Aber warum so kluge Köpfe, wenn das Einstechen einer Fahne schon so eine massive Reaktion auslöst, dann einfach weitermachen, und sogar ihre Hände in fremdes Goo reinpacken, versteh ich nicht. Auch das sie am Ende ohne jegliche Anzüge dort kämpfen, ergibt keinen Sinn. Hat Victor nicht nur überlebt weil er mit dem Anzug verschmolzen ist? Seine Motivation, die Welt auszulöschen, ist auch Hauchdünn. Im Allgemeinen gibt es eine ziemlich große Kluft zwischen dem ersten und zweiten Trip, das man fast vergisst, dass Doom überhaupt dabei ist. Immerhin haben sie sich beim Finalen Kampf Narrativ bei einem erzählerischen Schwergewicht inspirieren lassen. Die Dragonball Regel: Wenn du gegen einen starken Gegner kämpfst, und es aussichtslos scheint, schlag einfach viel kräftiger zu. Also wirklich, mit viel mehr Wums bitte!
                            Der Film ist eine absolute Schande. Wie kann man solche Charaktere mit so einem gigantischen Korpus an schon existierenden Geschichten sehen und dann so etwas langweiliges und inhaltsloses runterbrechen? Hände weg davon!

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                              Denn wirklich gruselig oder richtig verstörend ist der Film nicht. Das heißt aber nicht, das der Film nichts auf dem Kasten hat. Veronica ist eine Charakterstudie über ein Mädchen, das sich mit bösen Mächten eingelassen hat und sich nun davor fürchtet. Die ersten Szenen ist Exposition Done Right. Man erfährt so viel über Veronica, ihre Geschwister und die familiäre Situation, bevor sie überhaupt das Haus verlassen. Man entwickelt im Verlauf des Films ein wirklich gutes Verständnis von diesen armen Mädchen. Die Aufmerksamkeit und der Blickwinkel bleibt durchweg bei ihr und macht Veronica zu einem Film mit einem unzuverlässigen Erzähler. Gerade weil es eine “wahre Geschichte” ist, finde ich diesen Blickwinkel auch wichtig! Vor allem in der Art und Weise, wie dieser Geist Einfluss auf sie nimmt. Die Paranoia wird wirklich richtig schön inszeniert, genauso auch die Traum- und Surrealen Sequenzen (z.B. als die Welt um sie herum rückwärts abläuft). Ich mag auch den Twist am Ende, mit dem Wolfshirt, dem sich verändernden Bild und der grausigen Erkenntnis. Bis zum traurigen Ende, das dann auf diese Art und Weise spanische Polizeigeschichte geschrieben hat. Warum mir der unzuverlässige Erzähler hier wichtig ist, zeigt, dass es nicht so hätte enden müssen. Wenn man die Hände nach außen streckt und nur Abneigung bekommt, kann man auch die Realität, in der man sich befindet, nicht testen. Sie wollte mit ihrer Mutter reden. Sie wollte die Türe mithilfe ihrer Freundin wieder schließen. Aber all das fiel auf taube Ohre, bis es zu spät war. Die einzige die ihr zugehört hat, war die gruselige Todesschwester, und ich weiß nicht ob das geholfen hat. Ich glaube auch, das die Rolle des unzuverlässigen Erzählers von Veronica auf den Polizisten übergegangen ist. Er wurde von dem, was er dort gesehen hatte (Verwüstung, verstörte Kinder, sonderbare Zeichen an der Wand, wahrscheinlich einen Epileptischen Anfall von Veronica den sie nicht überlebt hat) so traumatisiert, das er mit dem Kontext der erzählung der Familie diese Narrative weitergeführt hat. Den sowas ist leichter zu glauben, als das ein Kind wahnsinnig geworden ist und niemand ihr helfen wollte.
                              Handwerklich ist der Film gut. Die Bildsprache ist schön und klar und wird auch geschickt genutzt, um den Plot und die internen Konflikte zu behandeln. Die Horrorelemente sind leider nicht so effektiv. Alles ist etwas zu grob, etwas zu hell und etwas unklar. Die Musik und die Soundauswahl sind ganz gut. Ich fand die Schauspieler auch durch die Bank gut, allen voran Sandra Escacena. Aber leider ist der Film in manchen Aspekten nicht ganz so rund, weswegen er bei mir nicht über die 7 kommt.

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                              • 6 .5

                                Der neue Film von Paco Plaza ist ein Prequel für seinen psychologischen Horrorfilm Veronica. Eine Geschichte, welche die mysteriöse und blinde Todesschwester näher bringen soll. Ein Film, der leider die ersten zwei Drittel etwas zu langsam vorankommt, dies aber mit einem tollen dritten Akt wieder wettmacht.
                                Man folgt Schwester Narcissus, die ihre neue Stelle als Mentorin und Lehrerin in einem Mädchen Waisenhaus antreten möchte. Die Mutter Oberin ist überglücklich, sie für sich gewonnen zu haben. Denn als sie ein Kind war, ist ihr Mutter Maria erschienen. Etwas, das damals für viel Furore gesorgt hat und woran sie immer noch zehrt. Wo die Oberin ein menschliches Wesen berührt und gesegnet von Gott sieht, hat Narcissus selbst eher Probleme damit. Sie ist sich nicht mehr sicher, was sie damals gesehen hat, ob es wirklich göttlich war, oder etwas anderes. Und ihr Leben ist seither in einem Twist gefangen, bei der sie nicht immer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann. Ich hätte es schön gefunden, wenn sie irgendwie klar gemacht hätten, dass die Albträume nicht erst in diesem neuen Kloster angefangen haben, sondern schon weiter zurückliegen. Und mit Traumsequenzen ist es auch immer so eine Sache. Natürlich kann man da coole und verstörende Bilder zaubern, aber es fehlt meistens der Kontext oder die Einsätze und irgendwelche Konsequenzen davon. Der Film fokussiert sich auf ihre Perspektive (bis auf einen sonderbaren Bruch von zwei Mädels, die mal aufs Klo müssen) und das beginnt irgendwann zu zehren, da ihr Charakter so schlecht ausgearbeitet ist. Man bekommt bis zum dritten Kapitel kein wirkliches Gefühl für sie. Was möchte sie? Warum macht sie die Dinge, die sie macht? Und wie geht sie mit den ganzen Situationen um? Sie ist einfach viel zu passiv. Man bekommt das Gefühl, dass sie nicht wirklich dort sein will, dass sie nicht wirklich zur vollwertigen Nonne aufsteigen möchte, dass sie keine wirkliche Freude am Unterrichten hat und auch die kleine Tanzeinlage mit den Kindern wirkt auch viel zu erzwungen. Ora et labora: Bete und Arbeite: wobei sie bei keinem Mantra wirklichen Enthusiasmus empfindet. Zeigt doch einfach, was sie bewegt, anstatt so vage dabei zu sein. Erst im Beichtstuhl wird klar, was sie möchte und wie weit sie dafür gehen möchte. Ab hier dreht der Film auch endlich auf, mit Traumsequenzen, die etwas über sie aussagt und auch richtige Konsequenzen hat. Narcissus sucht so verzweifelt nach einer Bestätigung für ihre Visionen, das sie auch unbewusst in Kauf nimmt das jemand anderen etwas schlimmes passiert, solange man einen Blick hinter den Vorhang erhaschen kann. Natürlich ist das überspitzt und ich glaube nicht, dass das ihre Motivation von Anfang an war, aber die Augen aus dem Beichtstuhl durchschauen ihre Vorwände und treffen genau den Kern.
                                Aus Schande und Scham verlässt sie das Kloster, um in der Sonnenfinsternis eine eigene, perfide Art von Buße und Wahrheitssuche zu tätigen. Statt ihr vollends die Sicht zu rauben, wird ihr aber eine zweite Sicht gewährt, beziehungsweise nicht mehr von den Bildern der Realität verschleiert. Hier dreht der Film richtig auf, in allen Bereichen. Die Ästhetik ist on point, Narcissus wird endlich aktiv und bringt dabei ein düsteres Geheimnis des Klosters ans Licht. Als Schwester Socorro auf sie zu geschwebt kommt, gefriert einem das Blut in den Adern. Ich frage mich, ob sie so aussieht, weil das das einzige Bild von ihr ist, das sie kennt, oder ob es den aktuellen mumifizierten Zustand widerspiegelt. Die Vision mit der Wahrheit tut sich auf, und die grausame Ungerechtigkeit bekommt eine zweite Chance sich zu rächen. Ich liebe es, dass sich das ganze auf zwei Ebenen abspielt. Einmal im Hier und Jetzt, und dann in der spirituellen Vergangenheit, die sich gegenseitig beeinflussen. Das war richtig cool inszeniert und lässt die reale Welt, die Welt der Hellsichtigkeit und der innerhalb der Vergangenheit wunderbar zusammenlaufen. Der Film endet kurz vor den Geschehnissen in Veronica, wo Schwester Narcissus dem armen Teenager vage Tipps gibt.
                                Handwerklich ist der Film gut. Ich mag die Bildbreite, die gewählt haben, und der Cinematograph hat auch ein wirklich gutes Auge für starke Bilder. Ich liebe auch den Einsatz von Symbolismus. Von den Kreuz mit unzähligen Augen auf Narcissus Kleidung, grotesque Reliquien die überhaupt nicht untypisch in der Katholischen Kirche sind, zu den Galgenmännchen als Ausdruck des verstorbenen Kindes und dem übergrößen Kreuz was jetzt dort hängt, wo sich einst eine Schwester erhängt hat. Bis zum Bild der Jungfrau Maria, das sich in Schwester Socorro spiegelt und dann zu der verzerrten Fratze wird, die man immer wieder sieht. Mit der Musik tue ich mich ein bisschen schwer, weil sie oftmals irgendwelche gruselige Musik einspielen, wenn die Situation noch gar nicht gruselig ist. Sowas stört mich und fühlt sich wie verarsche an. Und auch wenn das Finale richtig toll ist, ist der Weg dahin eher beschwerlich. Durch die Traumsequenzen und der sehr passiven Protagonistin funktioniert das Slow Cooking auch nicht wirklich. Es ist auch so schade, dass sie mit dem extrem coolen Konzept die Hellsicht nicht mehr machen. Ich fände es toll, wenn es einfach mehrere Filme mit ihr gibt, die auf die gleiche beeindruckende Art und Weise ihre Kräfte zur Schau stellen. Ich war am Anfang auch nicht wirklich von Aria Bedmar überzeugt, bis sie endlich etwas aufgedreht haben und sie wirklich zeigen konnte, was sie drauf hat. Auch die anderen Schwestern und Kinder haben allesamt überzeugen können. Ich glaube, wenn man eine halbe Stunde aus dem Film herausgenommen hätte, würde es dem Pacing und der Geschichte richtig gut tun und ein rundes Erlebnis gegeben. So bekommt man einen interessanten Film, der leider erst in die Pötte kommen muss.

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                                • 8

                                  Was für ein faszinierender Film! Eine Mockumentary, die einiges in dem Film mit echten Fakten und Experten spickt und dabei tatsächlich überraschend tief und vielschichtig in das Thema Verschwörungstheorien und diejenigen, die daran glauben, eintauchen. Wenn ihr Interesse an dem Thema habt, dann schaut euch den Film an und lest dann weiter, ab hier wird gespoilert.
                                  Zwei Freunde möchten eine Dokumentation über Verschwörungstheorien und ihre Prediger machen. Dabei finden sie zufällig einen Typ namens Terrance. Er ist ein klassischer Verschwörungstheoretiker, der in allem und jedem eine Verschwörung sieht. Um die Beweisführung nicht zu verlieren, ist alles in seiner Wohnung mit Zeitungsausschnitten beklebt und mit Fäden verbunden. Er wirkt im ersten Moment nicht gesund, worauf später eine Psychologin erklärt, was es mit Paranoider Schizophrenie auf sich hat. Und er ist einfach ein Paradebeispiel dafür. Eines der größten Stärken der Menschen liegt im erkennen von Mustern. Dazu will sich das Gehirn manchmal nicht eingestehen das es etwas nicht weiß, und findet dann überall mögliche Lösungen. Aber nur weil es so ist, und gerade bei psychisch kranken Menschen in den absoluten Overdrive gehen kann, heißt nicht das alles was sie sagen falsch ist. Vieles was Terrence da von sich gibt, ergibt auch irgendwie sinn, und schlägt deswegen auch so gut bei Aaron an. Aber er macht denselben Fehler wie Terrance, nur weil man in manchen Bereichen recht hat, heißt es nicht, dass man überall recht hat. Das wird auch toll illustriert bei der Frage, wer “Die da oben” überhaupt sind. Denn die Antworten sind vielseitig, weil alles möglich ist. Und man kann eine Verschwörungstheorie nicht widerlegen, denn die Möglichkeit besteht immer. Und wenn man irgendwann mal soweit kommt, wird man schnell von einem interessierten Menschen auf der Suche nach einer Wahrheit, zu einem Gefangenen der eigenen, überdrehten Fantasie. Terrance schreit, dass wir Schafe aufwachen sollen, erkennt dabei aber nicht, dass niemand von “denen da oben” so stark kontrolliert wird, wie er selbst. Wenn man in allem eine tiefe Verbindung sieht, kann es keine Normalität mehr geben. Jegliches Signal von außen wird umgedeutet, was einem niemals einen Moment der Ruhe gibt. Das ganze wird von Jim schön gesagt: “Entweder es gibt sie und dann hat es sie auch schon immer gegeben und man kann nicht viel machen, oder es gibt sie nicht, und dann ist der Stress erst recht unnötig.” Ich denke, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Ich bin immer für Entschleierungen und Aufklärungen, aber sobald sowas zu einem Heilsversprechen wird, muss man aufpassen.
                                  Nachdem Terrance verschwunden ist, versucht Aaron seine Arbeit weiterzuführen und stößt dabei auf einen Geheimbund. Eine schöne Amalgamation von allen möglichen Verschwörung Bünden. Mit dem Proto Jesus, Titanen der Wirtschaft und Politik und einem beeindruckenden Ritual. Mit dieser Erkenntnis beginnen die Grenzen zu verschwimmen: Hat man Terrance noch ausgelacht, als er sich über einen Fahrradfahrer aufregt, wird es den beiden plötzlich ganz mulmig, als derselbe an ihnen vorbeizieht. Die ganze Sache spitzt sich dann auch richtig schön zu, als sie über unzählige Umwege einen Weg zu dem kultischen Treffen finden. Und auch wenn ich den Film generell nicht als Found Footage bezeichnen würde, kommt diese Sequence dem ganzen schon am nächsten und hat mir in seiner Inszenierung gut gefallen. Ich habe mich in meiner Jugend zum Spaß mit Verschwörungstheorien auseinandergesetzt und bin dabei auf “The Grove” gestoßen. Und auch wenn es eine andere Gruppe und ein anderes Ritual ist, finde ich, dass sie die besondere Ästhetik und Atmosphäre eingefangen hat. Ich hab mich kaum getraut zu atmen, als sie sich unter die Mächtigen gemischt haben. Bin bei jedem Wort und jeder Geste, die an sie gerichtet wurde, nervös zusammengezuckt. Die Masken, Kostüme, Flammen, Trommeln und fremdartige Trompeten sind richtig stark. Die Zeremonie hat mir auch gut gefallen, bei jeder Requisite einen tieferen symbolischen Zweck innehat (inklusive den Raum mit dem Spiegel, der direkt aus Twin Peaks hätte stammen können). Und dann der Twist, der einen in Panik versetzt und den Verrat so viel grausamer macht. Doch all das wird von dem wirklich genialen Ende des Films getoppt. Denn die Frage, ob alles was wir gesehen haben echt war, wird nochmal in sich selbst gestülpt. Natürlich würden solche Geheimbünde auch wissen, dass andere auf ihrer Spur sind. Das wurde ja schon durch den Fahrradfahrer und viel mehr durch den SUV klar. Aber die Idee, dass sie das Ritual nutzen, um irgendwelchen leichtgläubigen und motivierten Menschen einen Streich zu spielen, ist so klar wie brillant. Und auch die Entschleierung der “New World Order” mit einem einfachen Ja zu beantworten, ist irgendwie entwaffnend. Es ist auch nicht verwunderlich, dass sich vor jedem großen historischen Ereignis die Gruppe getroffen hat, wenn sie sich jährlich zusammenfinden. Das schöne dabei ist auch, dass der Film einem frei stellt, woran man glauben möchte. Es könnte genauso gut sein, dass alles genau so stattgefunden hat, wie es gefilmt wurde. Das Aaron wirklich geopfert wurde, und die Mächte nun das Medium nutzen, um sich in ein besseres Licht zu stellen. Es kommt darauf an, was man aus dem Film gezogen hat.

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                                    Ich bin ein gigantischer Fan des Found Footage Genres, und Exhibit A ist ein Film, der so gut wie fast niemand sonst mit dem Genre umgeht. Die Prämisse mit dem Beweisvideo ist nicht neu, aber dafür simpel und elegant. Vor allem wenn es so durchgehend und kohärent ist und eine brutal geerdete Geschichte erzählt, statt sich auf Geistern oder Dämonen auszuruhen. Eine Lüge aus Scham, die sich immer weiter dreht und irgendwann zu seiner ganz eigenen Note des Wahnsinns wird. Ich würde jedem, der Found Footage Filme mag, empfehlen den Film anzuschauen! Ab hier gibt es Spoiler.
                                    Der ganze Film spielt sich im Beweisstück A ab, dem Video was man zu sehen bekommt. Statt einen Found Footage Film mit mehreren Kameras und Perspektiven zu haben, hat man hier EINE Videoaufnahme die organisch genutzt wird und im vorliegenden Fall auch eine eigene Rolle spielt. Keine Trixereien, keine Schnitte oder ähnliche Verzerrungen. Es gibt nur eine Aufnahme, die überschrieben wird, was aber auch innerdiegetisch Sinn ergibt. Es beginnt damit, dass die Tochter eine neue Kamera bekommt, nachdem der Vater den alten Fotoapparat ausversehen kaputt gemacht hat. Und jeder, der seine erste Kamera in der Hand gehalten hat, werden die ersten Aufnahmen bekannt vorkommen. Man filmt alles um einen herum, während alle etwas peinlich berührt durch die Gegend schauen. Auch auf der Fahrt zu einem potentiellen neuen Zuhause wird aus Langeweile etwas herumgespielt und verschiedene Filter ausprobiert. Auch dass der Bruder die Kamera klaut, die Aufnahme kurz stoppt und dann ausversehen wieder laufen lässt, wobei es zu der zuvor genannten Aufnahme kommt, die überspielt werden soll, ist absolut glaubhaft. Es wird auch toll mit der Mise en scene gespielt, wo Dinge ausversehen gefilmt werden, die im Kontext der Geschichte relevant sind, aber der Person hinter der Kamera gerade egal ist.
                                    Und so lernt man auch die ganze Familie schnell kennen. Die melancholische und schüchterne Tochter, der hormonell getriebene Sohn, die enthusiastische Mutter und dem Goofball von ihrem Vater. Man bekommt auch schnell ein Gefühl der Familiendynamik, von dem Hoffen auf eine Beförderung, dem Wunsch nach etwas Neuem, oder etwas, das nicht fernab ist, aber dennoch unerreichbar scheint. Wie die Tochter sich kein Gehör machen kann, wie der Sohn nur das macht, was ihm gerade in den Sinn steht, und wie der Vater seinen Humor als seine stärkste Waffe im Arsenal betrachtet. Nicht nur ist er ein Fan und Sammler von alten Komikern, er bringt auch am liebsten alle um ihn herum zum Lachen. Ein recht idyllisches und typisches Familienleben, das eines Tages aus den Fugen gerät, als der Vater nach Hause kommt und sagt, dass er endlich die Beförderung hat. Die Mutter ist voller Energie und möchte so schnell wie möglich das alte Haus loswerden, um ein neues Leben zu beginnen. Aber etwas scheint nicht zu stimmen. Er verhält sich plötzlich suspekt, und statt sich zu freuen, ziehen Zweifel tiefe Furchen in sein Gesicht. Statt das Loch im Garten zu füllen, möchte er eines draufsetzen und einen Pool im Garten anlegen. Er sagt, das mache er, um den Wert des Hauses zu steigern, aber es ist klar, dass er nur noch mehr Zeit rausschinden möchte. Es wird auch nicht besser, als ein Kollege von ihm plötzlich im Geld schwimmt. Die sonst so fröhlich lockere Art des Vaters wandelt sich. Als die Kinder beim Graben helfen, fällt der Bruder rückwärts in das Loch. Da wittert der Vater eine Chance einer lustigen Videoaufnahme, mit der man vielleicht noch etwas Geld bei einem Fernsehsender bekommen könnte. So wiederholen sie den Stunt immer wieder, bis das Lachen endgültig weg bleibt. Der zuvor so unbelastete Humor des Vaters bekommt eine dunklere Note. Es wird klar, dass er nicht nur gerne unterhalten möchte, sondern es auch als ein Mittel ist, unangenehme Situationen zu überspielen. Die Tochter hat sich das selbe Verhaltensmuster angewöhnt, als sie unter einem Tisch entdeckt wurde und sagte “Das ist alles nur ein Scherz", um der Scham oder irgendwelche Konsequenzen zu entgehen. Hat die Tochter die Kamera zuvor noch genutzt, um passiv über ihre Liebe zur Nachbarin zu sprechen, möchte sie ab jetzt ihren Vater filmen, um ihm zu zeigen, wie er sich verändert hat. Ein Archetyp, der mir seit der “Schwarzen Katze” von Poe tief im Knochenmark sitzt. Man merkt, wie verzweifelter er wird, mit einem Sack voller Rubbellose, die sichtlich keinen Erfolg hatten. Auch wenn irgendwann der Pool gefüllt ist, hört er nicht auf sich ein immer tieferes Loch zu graben. Er und sein Kollege wurden scheinbar angegriffen, wobei er noch glimpflich davon gekommen ist. Als an einer BBQ Party der Kollege den Vater zur Rede stellen möchte, zerfällt das zerrüttete Gerüst endgültig. Die Tochter möchte ihrem Vater helfen und die Wahrheit kommt ans Licht.
                                    Nach einer schwangeren Pause im Band merkt man, das es ein Paradigma Verschiebung gab. All die Lügen des Vaters sind aufgedeckt worden, und seine Familie ist zurecht wütend auf ihn. Mit seinen Lügen hat er nicht nur die Gefühle der anderen verletzt, sondern die Zukunft der ganzen Familie in gefahr gebracht. Doch der größte Verrat empfindet der Vater von seiner Tochter. Er kann sich keinen anderen Grund vorstellen, warum seine Tochter das machen sollte, als purer und ungebremster Hass. Eine unfassbare Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist, da er doch alles richtig stellen wollte und es vielleicht auch noch geschafft hätte. Die Tochter macht genau das Richtige, und sagt ihm, dass sie ihn immer noch liebt, dass alles gut wird und man das zusammen durchstehen wird. Wenn seine Tochter ihm verzeihen kann und endlich all seine Geheimnisse offen gelegt sind, muss er für ein Equilibrium und Gerechtigkeit alle anderen Geheimnisse offenlegen. Erst so können alle frei sein und sie werden als Familie so stark wie noch nie zuvor hervortreten. Alles, was er sagt, macht in seiner Logik Sinn. Leider fehlt es ihm an Empathie, weswegen sich alles inzestuös um ihn selbst windet, ohne das er es merkt. Er möchte helfen! Und so filmt er einen Dildo, zaubert ein schweres Beweisstück aus einer alten Tasche. Im Zimmer des Sohnes findet er Drogen und ein Sexvideo, das der Sohn mit der Nachbarin aufgenommen hat. Im Zimmer der Tochter bricht er ein Schloss auf, um ihre Obsession über die Nachbarin offen darzulegen. Das ganze eskaliert immer weiter, bis der Rest der Familie richtige Angst um ihr Leben bekommt. Und das Streitgespräch gibt einem Gänsehaut, die ich seit Hereditary nicht mehr verspürt habe. Von unfassbarer Nähe und Ehrlichkeit, die einen davor unsichtbare ewig weite Kluft aufmacht. “[Mutter] Telling everybody I was pregnant when I hadn't even decided whether or not I wanted to keep it!” “[Vater] I did that because I was happy!” “[Mutter] You liar! You did it so I couldn't back out!” und “[Vater] How come I'm the baddy when you killed our child?” “- [Mutter] Because you're the bloody bastard, that I couldn't turn to, when I had to make the hardest decision of my life!”. Etwas scheint für immer zerbrochen, weswegen er sich das Leben nehmen möchte. Und so hätte er verschwinden können, ein letztes Mal seine Familie verstören und dann ist endlich Schluss. Doch da kommt seine Tochter, und macht genau das richtige, ihm Mut zuzusprechen, zu zeigen das sie ihn immer noch liebt. Doch bei ihm kommt nur an, das sein Sterben nur noch mehr Trauer mit sich ziehen würde. Deshalb muss er sie jetzt mitnehmen, damit sie diese furchtbare Realität nicht miterleben müssen. Und was dort gezeigt wird, ist brutal. Ich finde, dass die verstörendsten Szenen diese sind, die ununterbrochen die grausige Tat zeigen. So ist das langsame und qualvolle ersticken so viel effektiver als jeder Saw oder Scream kill. Man kann nichts machen, als das grausame Schauspiel zu schauen, das einen verzweifelt, mit einer kleinen Hoffnung der sich beschlagenen Kamera zurücklässt. Das Strand Video am Schluss zeigt noch einmal die ganze Ironie daran. Es würde mich auch nicht wundern, wenn sich der Vater anschließend übergeben hätte, um sich der Polizei zu stellen. Das würde dem ganzen die perfide Krone aufsetzen.
                                    Ich liebe diese realistisch und geerdete Darstellung von einer sich entwickeltenden Psychischen Krankheit die so verdammt geschickt mit den Found Footage Genre erzählt wird. Die Lüge die erst aus Scham entstand und durch Scham vertieft wird (in einer Szene wirkt es so, als ob er endlich die Wahrheit sagen möchte, bis er traurig auf seine Kinder schaut und “zu ihren gunsten” weiter lügt), treibt ihn immer weiter zu verzweiflung, mit immer extremeren Taten um das ganze doch noch irgendwie Recht zu biegen. Ich liebe auch, wie ein Tag sich apokalyptisch anfühlen kann, aber es dann doch weitergeht. Wie die Tochter sagt “It’s okay. Dad? It'll be alright, you know? It’ll be fine.” Selbst wenn der Vater im Gefängnis landen sollte, wird man damit zurechtkommen. Und nur weil der Vater so viele Fehler begangen hat, heißt das nicht, dass nicht die Hoffnung da ist, den alten, geliebten Vater zurückzugewinnen. Aber mit ihm ist nicht mehr zu reden, er ist so festgefahren in seinen Gedanken, darin, dass er doch alles gut meint, alles für sie getan hat und auch damit zeigt, dass er ALLES für sie machen würde. Außer vielleicht einfach mal zuzuhören und seine eigene Schuld einzugestehen. Selbst der Selbstmord versuch am Ende, ist keine wirkliches übernhemn von Verantwortung, als eine Flucht nach vorne. Er kann bis zum Ende nicht einfach zuhören, da hilft es auch nicht, das er immer wieder sagt, das er es Verstehen möchte. Er hat ein absolutes Unverständnis was andere Menschen angeht, vor allem weil er so in die Ecke gedrängt wird. So springt er immer wieder zu neuen Schlüssen, die in ihrer eigenen Logik Sinn ergeben, aber mit einem Blick von außen natürlich wahnwitzig wirken. Deswegen sollte man Männern emotionale Kernkompetenzen beibringen. Denn manchmal geht es eben nicht weiter, manchmal kann man nicht alles ganz einfach reparieren. Doch wenn man fest daran glaubt, dann ist es kein Wunder, dass es einen immer weiter in den Wahnsinn treibt.
                                    Ich liebe diesen Film! Als Found Footage Fan bin ich hellauf begeistert. Die Geschichte ist auch so einfach wie brillant und spricht auf so geschickte Art und Weise Themen an, die mich immer erreichen. Ich kann verstehen, dass bei vielen anderen der Film nicht dieselbe Wirkung haben wird, aber ich bin unfassbar froh, dass ich dieses Kleinod gesehen habe.

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                                    • 5 .5

                                      Ich bin ein großer Found Footage Fan! Wenn es richtig gemacht wird, kann es so unfassbar authentisch und nahbar sein. Aber es ist auch ein Genre, das bei den kleinsten Fehlern leicht auseinanderfallen kann. Hier wird das Genre etwas auf den Kopf gestellt, bzw. eine Ebene über die nächste, über die nächste, über die nächste, über die nächste und über die nächste gestülpt. Ich weiß dass das etwas übertrieben klingt, aber ich werde es erklären. Enthält Spoiler!
                                      Butterfly Kisses möchte ein anderer Found Footage Film sein. Statt das man einfach mit den gefundenen Bildmaterial konfrontiert wird, geht es auch um die Person, die den Film gefunden hat und nun aufbereiten möchte. Während der Finder das macht, wird er von jemand anderem gefilmt, der den Prozess dokumentieren möchte. Das klingt schon etwas viel beladen, aber wenn man jede dieser drei Dimensionen nimmt und sie noch auf verschiedene Ebenen aufgeteilt, wird es schnell unübersichtlich. Die gefunden Aufnahmen bestehen hierbei aus zwei Ebenen: Die eine, wo man annimmt, dass die Aufnahmen echt sind, und die andere, die das Video als Projekt von Filmstudenten versteht, bei dem auch gerne mal getrickst werden darf. Dann gibt es den Aufbereiter der Aufnahmen, einen verkappten Künstler Gavin York, der einst ein Filmschaffender werden wollte, aber jetzt sein Geld via Hochzeitsaufnahmen verdient. Er ist besessen davon, dass die Aufnahmen echt sind und möchte das allen beweisen. Aber auch hier gibt es noch andere Ebenen, davon, wie fest er daran glaubt, wie er mit Widerstand umgeht und auch vor gewissen Manipulationen nicht zurückschreckt. Gespannt über diese ist die Dokumentation und quasi der Film, den wir zu sehen bekommen. Auch hier kommt irgendwann mal die Frage auf, wie viel überhaupt echt ist, und womit man die Authentizität vielleicht zerstört hat. Das ganze wird nur noch konfuser, wenn all diese Dimensionen innerdiegetisch ständig durchleuchtet und verändert werden. So gibt eine weitere Ebene in der Dimension der Original Filmaufnahmen natürlich neue Aspekte in den anderen Dimensionen auf. Sowas kann man auch machen, es kann auch großartig inszeniert sein, dass alles irgendwie fantastisch zusammenfließt. Aber die Konflikte auf den Dimensionen sind allesamt dieselben, was den Film am Ende irgendwie fad anfühlen lässt.
                                      Es wird auch nicht besser, durch die Art und Weise, wie uns die Informationen gefüttert werden. Kann man den Originalaufnahmen noch eine gewisse Authentizität zuschreiben, ist der Werdegang von Gavin anstrengender zu verarbeiten. Es ist mutig, einen Protagonisten zu gestalten, der so unsympathisch ist. Gavin sagt einmal, dass es ihm um die Wahrheit geht, nur um dann bei den kleinsten Widerständen zu seiner Hypothese zusammenbricht. Seine Aggression und Arroganz gegen alle andere, war etwas zu viel. Ich verstehe, dass die Filmemacher die Perspektive eines Filmschaffenden zum Erörtern nehmen wollten, aber da es sich bei all den Dimensionen um Filmschaffende handelt, wird es zu schnell zu konfus. Dabei finde ich die Idee richtig gut! Hier wird die Narrative des Films mit echten und authentischen Aspekten verbunden. Den sehr vielen Gesichter, die man dort sieht, sind echt: Der Autor mit seiner Weird Series, der Film Professor, ein berühmter Editor, die Sound-Menschen und der Regisseur von Blair Witch Project. Würde es nur um die kräuseligen Schwarz Weiß aufnahmen gehen, würde das doch auch schon reichen. Die Ebene mit Gavin ist einfach etwas zu viel des guten. Ich verstehe, dass er denkt, dass er alles noch irgendwie richten kann, dass er das Ruder noch rumreißen kann, auch wenn es schon zu spät ist. Es ist ähnlich wie in Exhibit A, nur viel schlechter umgesetzt. Inklusive dem Ende, das dann mit Bilder aus einer Psychatrie einen Schlussstrich ziehen möchte, aber dann all die interessanten Konflikte dahin nichtig machen.
                                      Ich glaube, es wäre einfacher gewesen, wenn wir die letzte Dimension mit Erik weglässt oder zumindest abändert. Und am besten auch die den ersten Film von den Filmstudenten zu lösen. Es könnte immer noch echt oder fake sein, aber ein Filmschaffender reicht fürs erste. Gavin sollte sich selbst dabei filmen, um die Wahrheit zu dokumentieren. Lasst es auch gerne bei dem selben Ende, bei dem er sich so missverstanden fühlt und das Experiment wiederholen möchte. Und nachdem er verschwunden ist, findet Erik das Filmmaterial und macht daraus diesen Film. Das hätte allen mehr Fokus gegeben. Vielleicht mit extra Interviews geführt von Erik, die Gavins Motivation im Nachhinein in Frage stellen. Was wenn Erik das Mädchen aus dem Originalfilm getroffen hätte, und tatsächlich herauskommt, dass es irgendwie Fake ist. Lasst von mir aus auch gerne, dass Feldman damals verschwunden ist und keiner weiß was passiert ist. So hätte man Gavin zu einem tragischen Charakter machen können, der langsam den Wahnsinn verfällt mit der Option, dass auch wenn etwas davon Fake war, sich doch eine düstere Wahrheit dahinter versteckt. Mit dem Aufarbeiten der Film Materialen hätte man auch toll erörtern können, wie viel kreative Freiheit man sich als Schaffender einer Dokumentation geben darf. Das ganze auf so vielen Dimensionen und Ebenen war einfach zu viel.
                                      Aber kommen wir noch zu den Horror-Elementen. Peeping Tom ist eine wirklich gute Idee. Spätestens seit den Weeping Angels finde ich die Idee von einem Monster, das sich nur bewegt, wenn man nicht hinschaut, richtig stark. Das Beschwörungsritual ist auch ne gute Idee. Ein Wesen, das sich in der Peripherie bewegt, bei der man sich eine Stunde lang höllisch konzentrieren muss und das Gehirn irgendwann durchdreht. Selbst wenn es ihn nicht gibt, wäre das effektiv! Er ist auch richtig gut inszeniert, vor allem die Idee, das Wesen in der Kamera zu fangen. Ich mochte auch die Art und Weise, wie sie Peeping Tom und seine Kräfte näher kennenlernen und irgendwann merken, dass man nichts machen kann, um ihn zu stoppen. Aber leider geht das im strukturellen Meta-Chaos unter.
                                      Aber ich hatte dennoch Spaß mit dem Film. Die Idee ist gut, aber irgendwie haben sie sich bei der Umsetzung verloren. Wenn man Spaß an dem Genre hat, kann man sich den Film gerne anschauen. Aber wenn man nichts mit Meta-Narrativen und Found Footage anfangen kann, dann macht einen Bogen um diesen Film.

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                                        Ich bin sehr hin und hergerissen von dem Film. Ich liebe das Found Footage Genre. Es kann unfassbar authentisch und nahbar sein, aber dafür fällt es schnell zusammen, wenn sich irgendwelche Ungereimtheiten auftun. Zum Großteil ist der Film kohärent, aber es gab ein paar Dinge, über die ich nicht hinweggekommen bin. Dem Film fehlt auch etwas Fokus, mit vielen Fragezeichen bis zum Ende. Aber ich konnte mich von manchen Aspekten des Films nicht entziehen. Denn auch wenn das meiste ziemliche Standardware ist, gibt es ein paar herausragende Elemente, die mir wirklich gut gefallen haben.
                                        Aber fangen wir mit der Prämisse an. Man folgt einem kleinen Team, das aus zwei Priestern und einem Techniker besteht, die Zwischenfälle für die Kirche untersuchen, um zu schauen, ob es sich tatsächlich um Göttliche Intervention handelt oder ob es ein einfacher Betrug ist. Gray schlägt als erstes an dem Treffpunkt seine Lager auf. Er ist ein Techniker durch und durch und hat den Job angenommen, weil er das tun kann, was er liebt, gut bezahlt wird und vielleicht ein paar interessante Sachen erleben kann. Er ist genauso wie man sich einen etwas abgehalfterten ITler vorstellt: Effektiv, wenn es um Technik geht, aber ungehobelt in allen anderen Bereichen. Als nächstes taucht Deacon auf. Ein Mann, der diesen Job schon seit einer Weile macht und etwas zermürbt davon ist. Am liebsten trinkt er, um seine Sorgen zu vergessen. Irgendwann taucht auch der letzte im Bunde auf: Mark. Ein sehr wissenschaftlich fokussierter Priester, der am liebsten mit dem ganzen Zauber Unfug aufräumen möchte. Ich mochte sehr, wie geerdet die Charaktere sind. Ich glaub jeder kennt einen Grey, Deacon oder Mark. Kann sein, dass der Nachbar, den man ab und an Hallo sagt, ein Grey oder Deacon ist. Das lässt alles viel authentischer wirken. Man trifft dann noch den Priester, der alles losgetreten hat, Vater Crellick. Ein tiefgläubiger Christ der inmitten des Films zu der realisation kommt, das wenn es kein Wunder von Gott ist, es etwas viel verstörendes sein muss. Die Kirche und das temporäre Zuhause der Ermittler wird mit Kameras ausgestattet und jeder im Team muss ständig eine Kamera tragen, damit es keine Löcher in der Ermittlung gibt. Das funktioniert wunderbar für einen Found Footage Film, da es alles Sinn ergibt. Wo es für mich etwas auf die Schnauze gefallen ist, war der Schnitt. Denn wenn man dieses Videomaterial gefunden hat und es bearbeitet, hätte niemand einen Grund, so früh anzufangen (ausgenommen der Aufnahme in Brasilien). Das war einzig und allein dafür da, um dem Zuschauer ein besseres Gefühl für die Charaktere zu geben. Und in dieser Hinsicht hat es funktioniert, nur als Found Footage gibts etwas Abzug. Ab hier gibt es Spoiler!
                                        Dass es sich nicht um einen 0815 Auftrag handelt, findet das Team schnell heraus. Etwas stimmt in dieser Kirche nicht. Nicht nur bei der Aufnahme der Taufe, sondern auch live. Von weinenden Sarkophagen, Wesen, die durch die Wände kriechen, von weinenden Babys und übernatürlichen Kräften. Auch außerhalb der Kirche passieren sonderbare Dinge. Eine Gruppe Jugendliche schleicht sich die ganze Zeit herum, wahrscheinlich um dem Team Angst einzujagen. Und bei dem Schaf ist es mir wirklich kalt den Rücken runtergelaufen. Und es war auch so zufriedenstellend, als Deacon einen eins aufs Fressbrett gegeben hat. Ich mochte auch die Atmosphäre in dem kleinen Ort, die nicht gerade einladend ist. Die Szene, als sie aus dem Pub geworfen wurde, war richtig stark. Was aber sehr schade ist, ist, dass das eine nichts mit den anderen zu tun hat. Die Kirche hat eine interessante Lore, die wirklich tief geht. Aber es wird niemals auch nur angedeutet, das das irgendwas mit den Jugendlichen oder den anderen Volk in dem Dorf zu tun hat.
                                        Dafür ist aber das meiste um die Kirche sehr stark. Es ist ein Slowburner, weswegen man etwas Geduld mitbringen muss. Aber für das Finale lohnt sich das abermals. Es ist schön, wie skeptisch sie an die ganze Sache herangehen. Die ganze Charakter-Dynamik ist interessant, vor allem wenn sie sich gegen die Autorität stellen, um das Mysterium doch noch zu lüften. Dabei ist die Lore herrlich simpel und effektiv gestaltet, mit einem Tagebuch, das in kürzester Zeit alles sagt, was gesagt werden muss. Ich LIEBE es, dass die Kirche auf einem Hügelgrab steht. Hügelgräber sind ein Zeichen von menschlicher Entwicklung und Zivilisation. Älter als die meisten Geschichten und vor allem älter als die meisten Götter. Es ist ein Geniestreich, ein Hügelgrab mit einer Kirche oben drauf zu benutzen. Denn die Christen waren sich nicht zu fein, auch einfach alte Kultstätten oder Feiertage zu übernehmen, um die Assimilierung reibungsloser zu machen. Und was sich unter der Kirche befindet, ist verstörend. Ein weit verzweigtes Tunnelsystem, das teilweise wie eine Halle, und andererseits gerade mal etwas größer als ein Mensch ist. Dort finden sie Käfige und einen Opferaltar, in dem scheinbar kleine Kinder für ein altes Wesen geopfert wurden. So ist es auch kein Wunder, dass das Hügelgrab erwacht ist, als eine Taufe stattfinden sollte. Denn es ist nicht nur ein Tunnelsystem an sich, was unsere Protagonisten langsam und schmerzhaft erfahren müssen, als sie aus einem Loch nicht mehr herauskommen und von Säure zersetzt werden.

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                                          Mew-Tu Mew Furious
                                          Ich erinnere mich nur noch wenig an den Film. Damals war ein absolutes MUSS dafür ins Kino zu gehen. Nicht nur wegen der speziellen Pokemon Karte, die man bekommen hat, sondern auch weil es ein richtiges Event war. Das kleine Spiel und der Anime hat es tatsächlich ins Kino geschafft. Ich war damals 11 Jahre alt und ich weiß noch, dass Pikachu super süß war, das Mewtu das coolste ist, was ich je gesehen habe und dass das Ende einfach richtig doof war. Wer weiß warum gerade jetzt, aber es war mal wieder Zeit den Film nochmal anzuschauen.
                                          Bevor ich loslege, muss ich sagen, dass wir die japanische Version angeschaut haben, die sich teilweise scheinbar sehr stark von der englischen und auch der deutschen Version unterscheidet. Und was man natürlich auch dazu sagen muss, ist, dass es ein Film für Kinder ist. Aber dennoch finde ich es ehrenwert, dass sie versuchen, eine tiefere Geschichte zu erzählen. Den Anfang mit Aitwo, den Startern und Baby Mewtu fand ich ganz schön wie auch traurig. Der geistige Tod war toll inszeniert und die Leere und Wut die Mewtu danach empfunden hat, ebenfalls. Außerdem ist Mew wirklich niedlich und ich liebe ihr nonchalantes Verhalten. Ich fand selbst Satoshi (Ash) und seine Truppe unterhaltsam, mit einem kurzen Kampf zu beginn. Und ich weiß nicht ob es Nostalgie ist, aber Team Rocket hat mir auch super gefallen. Die Vikinger mit Galionsfigur am Anfang und dem lustigen Rätsel raten im Keller “Who’s this Pokemon?". Ich mochte auch die Architektur auf Mewtus Insel. Eine Mischung aus Nausicaä, Gaudi und H.R. Geiger. Und einige der Kämpfe sind auch wirklich toll inszeniert. Glurak gegen Glurak rockt immer noch und Mewtu hält sich wirklich nicht zurück.
                                          Leider hat der Film auch einige Schwächen. Auch wenn ich die Motivation von Mewtu verstehe, ergibt sein Plan immer noch keinen Sinn. Wenn es eine Hetze gegen die Klone geben würde, dann würde es Sinn ergeben. Aber es geht ihm ja viel mehr UM den Sinn. Wer ist er? Wo ist er? Und allen voran, warum ist er? Da gefällt mir die nicht japanische Version tatsächlich etwas besser. Und dann natürlich der Elefant im Raum: Der Film macht leider nur mäßig Spaß beim Zuschauen, vor allem wenn fast alle ihre Erinnerungen am Ende verlieren. Leider ist auch das Pacing nicht so großartig. Hat es am Anfang noch einen ganz guten Drive, bewegt sich zum Finale alles etwas träge.
                                          Der Film ist natürlich kein Meisterwerk. Aber er hat coole Aspekte. Das Schloss, ein paar der Kämpfe und Mewtu an sich sind schon sehr cool. Aber Erzählerisch wird einem nicht so viel geboten, was aber auch nicht schlimm ist. Ich habe ehrlich gesagt erwartet das der Film um einiges schlechter gealtert ist.

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                                            Hell House LLC ist ein fantastischer Found Footage Horrorfilm. Mit ganz simplen Mitteln wird hier etwas einfaches, aber unfassbar effektives erschaffen. Die Review enthält Spoiler.
                                            Die Geschichte ist schnell erzählt. Es dreht sich um ein abgehalftertes Hotel mitten in der Pampa, das von einer Gruppe von motivierten jungen Leuten zum Schauplatz einer richtig tollen Show werden soll. Was damals bei der Eröffnung passiert ist, wird erst einmal wunderbar durch ein YouTube Video gezeigt, das einer der ersten Gäste aufgenommen hat. Man sieht gruselige Puppen und wilde Lichter zu einem atmosphärischen Klangkulisse. Es wirkt alles etwas cheap, aber doch ganz nett. Doch manche Schreie klingen anders als die vom Band und viel zu schnell macht sich eine Panik breit. Und hier hat der Film mich schon erwischt. Eine recht mondäne Szenerie, die plötzlich viel zu real und gefährlich wird. Den Geister hier, Geister da, aber eine richtige Massenpanik kann unfassbar tödlich sein. Und genau das Gefühl macht sich in der Panik breit, wenn man nicht mehr weiß wohin man rennen soll, geschweige denn, was passiert. Alle normalen Funktionen im Hirn werden überschrieben mit dem Mantra: Fight or Flight or Freeze. Und die meisten Flüchten. Es ist Wahnsinn, wie effektiv diese Szene auf mich gewirkt hat, weil es so eine reale Gefahr ist. Eines Tages taucht eine der Organisatoren wieder auf und stimmt einem Interview zu, bei dem sie ein Haufen Tapes übergibt. Und erst danach erfährt man Stück für Stück, was sich dort wirklich zugetragen hat, wie es langsam hochgekocht und dann auf diese brutale Art und Weise sein Ende gefunden hat. Dabei ist die Struktur richtig gut! Das Zusammenspiel von Nachrichtensendungen zu der Zeit, Interviews und den verschiedenen Bildmaterialien, fließen richtig gut zu einem Guss zusammen.
                                            Wenn man sich die Tapes anschaut, merkt man auch gleich eine starke Anspannung in der Gruppe, bevor sie das Hotel überhaupt betreten haben. Diese Anspannung bleibt auch bis zum Schluss, was viele Szenen auf eine positive Art und Weise unangenehm macht, rein von der Charakter-Dynamik. Der Aufbau für das Horrorhaus geht wunderbar voran, aber etwas scheint nicht zu stimmen. Figuren, die eigentlich stocksteif sind, bewegen ihre Köpfe oder gar den ganzen Körper. Ihre weibliche Kollegin Kate Schlafwandelt bei Nacht und verhält sich sonderbar.
                                            Die Horrorelemente sind interessanterweise immer gruselig. Es gibt keine nervigen Jumpscares, sondern langsam aufkochende Szenen, die einen mit langen Strecken von Ungewissheit quälen. Es tut auch SO verdammt gut, das die Leute sich nicht gegenseitig erschrecken möchten. Man weiß immer ungefähr wer alles da ist, und das es niemand von ihnen sein kann, was die Gruselszenen so unfassbar effektiv machen. So wachen z.B. in einer der ersten Nächte alle gemeinsam auf, sodass es etwas Fremdes sein muss. Und das macht den Film so potent! So werden selbst Szenen wie die Tour durch das Gruselkabinett bei voller Beleuchtung irgendwie spannend. Man weiß wirklich nicht, was als nächstes passieren wird. Und das muss man erstmal hinbekommen. Denn im Licht sieht das Gruselkabinett nicht mehr wirklich gruselig aus, aber die Spannung bricht nicht ab. Man fühlt sich teilweise absolut hilflos. Man weiß nicht, was die Clowns vorhaben, aber allein da sie da stehen, sich bewegen und man keine Antwort darauf hat, macht es verstörend. Apropos Antwort, ich mag auch, dass der Grund für das Haunting einfach und schnell durchgezogen wurde. Kult, Mutter und Tochter verschwinden und ein Mann erhängt sich. Mehr braucht man nicht! So ist der Grusel ständig erhalten geblieben, ohne in irgendwelche verqueren Theorien ins Stocken zu raten. Und dann noch der Grund, warum sie nicht einfach die Zelte abbrechen können. Simpel und effektiv.
                                            Und dann kam abermals die Eröffnungsnacht! Diesmal kennt man das Haus besser und sieht neue Filmaufnahmen, die das Geschehen noch anders beleuchten. Das hat wunderbar funktioniert! Vor allem, weil der Ursprung der Massenpanik immer noch nicht wirklich klar ist, auch wenn man es sich jetzt denken kann. So wird auf dem eh schon zuvor verstörenden Ereignis noch eins drauf gesetzt, mit den Schicksalen der Veranstalter und sonderbaren Kutten Gestalten, die mir tatsächlich gut gefallen haben. Wieder einmal, simpel und effektiv. Ich finde die erweiterung mit den Journalisten wäre nicht nötig gewesen, hat den Film aber auch nicht geschadet.
                                            Als bekennender Found Footage Fan, hat der Film mich auch voll begeistern können. Es gibt eigentlich keine Momente, wo man sich fragt: “Warum filmt ihr jetzt?”. Natürlich mit so ein paar Ausnahmen, das man vielleicht die Kamera nicht ausgeschaltet hat, aber das ist voll Valide. Auch das alles in diesem Jahr aufgezeichnet werden soll, damit man es für das nächste Jahr etwas leichter hat, funktioniert. Die Szenen, wenn sie panisch in dem Haus rumrennen und dabei keuchen, war hier irgendwie effektiver als sonst. Auch das Verstecken unter der Decke hat mir richtig Angst eingejagt. Dazu die wirklich tolle Struktur in Form einer Dokumentation, welche bis zum Schluss aufrecht erhalten bleibt und dem Film ein hauch von Authentizität gibt. Es ist auch schön, dass sie die Mittel haben, manche Frames anzuhalten und dem Zuschauer das zu zeigen, was zuvor nur vage erkennbar war. Handwerklich ist der Film kein Meisterwerk, schafft es aber dennoch mit ein paar entscheidungen richtig effektiv zu sein.
                                            Wenn man auf Found Footage Horror steht, sollte man sich Hell House LLC auf jeden Fall anschauen. Erwartet nicht dass dort das Rad neu erfunden wird, aber lasst euch voll auf die Geschichte ein und genießt die Gänsehaut.

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                                              Schon in der ersten Szene merkt man gleich, dass man in einem Omen Film steckt. Die Arbeiter auf dem Dach mit der bedrohlichen Blick nach unten. Von zwei Pfarrern, die miteinander reden und sich dann vor dem fallenden Glas schützen müssen. Dann legt der Film los. Man folgt einer jungen Amerikanerin, die ihr Gelübde in Italien ablegen möchte und dabei in einem Waisenheim für Mädchen arbeitet. Dass sie etwas auf ihren Schultern trägt, merkt man früh und so findet sie schnell einen Zugang zu einem verstörten Mädchen. Von hier an beginnt ein Plot um die Erschaffung des Antichristen, um der Kirche wieder ein Fundament zu bieten, von mysteriösen Bündnissen für das Wohl der Welt.
                                              Handwerklich ist der Film grandios. Etwas, das ich wirklich nicht erwartet hatte. Es ist Wahnsinn, dass sie alles aus dem Medium herausholen. Von wunderbar filigranen und detailreichen Kostümen, zu starken Sets, die wahrscheinlich größtenteils vor Ort aufgenommen wurden. Zu dem großartigen Sound Design und der Musik, die mich mehr als nur einmal zum Stocken gebracht hat. Auch die Schauspieler machen allesamt eine tolle Figur, ganz vorne natürlich Nell Tiger Free als Schwester Margaret. Der Schnitt ist auch sehr geschickt und schafft manchmal fantastisch fließende Übergänge. In Kombination mit der wirklich gut durchdachten Kamera, wird selbst in kleinen Szenen viel herausgeholt. Ich bin auch ein großer Fan der Mise en Scene, die teilweise wirklich geschickt Informationen in der Szene verpacken, die dann mit neuem Kontext ganz andere Dimensionen erreicht. The First Omen ist aber nicht nur von den Omen Filmen beeinflusst, man merkt auch eine kräftige prise Suspiria drin. Kein Wunder bei dem Thema und der Location. Aber keine Sorge, so ganz wegdriften, wie es Suspiria teilweise macht, tut dieser Film nicht.
                                              Ab hier gibt es Spoiler.
                                              Der Plot ist sehr clever aufgebaut und bietet auch einige Überraschungen. Ich mochte den ersten Horror Moment in Italien, der erst mal etwas flach anfängt, aber dann sich zu einer wunderbaren Spiegelung der Geschichte und Charaktere entwickelt. Es geht auch um den schönen Spagat zwischen psychischer Verzerrung aufgrund von Trauma und dem anderen Horror, der in der Stadt schlummert. Auch die Clubszene ist toll inszeniert, das erste mal als ein letzter Schluck von Normalität, bis hin zu der grausigen schwängerung, die großartig durch die Inszenierung etwas grausiges im Kopfkino loslöst, ohne explizit zu werden. Im Allgemeinen gibt es wirklich fantastische Bilder in diesem Film. Wenn sie nach der Clubnacht aufwacht und ihr Gesicht wie eine Sonne, deren schwarze Strahlen wie Krakenarme nach außen greifen. Oder auch die Erkenntnis, dass sie nicht nur zu spät sind, sondern auch etwas extrem wichtiges Übersehen haben, war super stark. Genauso auch die Verwandlung nach dem Unfall, die durch die länge der Szene den Zuschauer eine Ungewissheit hochkochen lässt. “You’re the bravest girl….”
                                              Ich mag, wie die Zeit, in der der Film spielt, inszeniert wird. Mit klaren Protesten gegen den Säkularismus, der auch vor gewalt nicht zurückschreckt. So ergibt es in seiner eigenen perfiden Art und Weise, warum der Kult den Antichrist hervorbringen möchte. Um wieder an Macht zu kommen, muss man den Menschen etwas geben, das nur die Katholische Kirche bieten kann. Auch die Rituale der Kirche und deren Perversion werden hier so fantastisch in Szene gesetzt. Das auf den Boden legen und sprechen in Zungen hat ihr Vorhaben einfach noch eine größere Gravitas gegeben. Genau so auch das Ende, das sich problemlos an das Original anschließt und dann doch etwas offen lässt. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird!
                                              Das erste Omen ist ein Film, den ich fast durch das schlechte Marketing links liegen gelassen hätte. Ich bin aber sehr froh, dass ich es nicht gemacht habe! Denn der Film ist eine wunderschön gestaltete Geschichte, die auf der Mikro- wie auch Makro-Ebene funktioniert.

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                                                Ich kann mir den Elevator Pitch gut vorstellen: Midsommar trifft Paranormal Activity! Und ich kann garantieren, dass der Produzent ganz große Augen bekommen hat und dem anderen Fahrgast ohne eine Sekunde zu zögern sein Portemonnaie ins Gesicht geworfen hat. Und an sich ist das Konzept ganz gut. Eine Dokumentation bietet sich auch fantastisch für Found Footage an. Damit kann man eine kohärente und auch ästhetisch ansprechende Narrative aufbauen. Aber für eine gute Dokumentation muss man was zu erzählen haben. Der Vorwand ist am Anfang noch dabei, aber er verliert sich viel schneller als einem Lieb ist.
                                                Es fängt damit an, dass Margot mehr über ihre biologische Mutter herausfinden möchte. Durch DNA-Analyse hat sie einen Verwandten gefunden, der ihr helfen möchte, Zugang zu der Amishen Familie ihrer Mutter zu finden. Und am Anfang ist es noch ganz gut. Man bekommt ein Gefühl für eine sonderbare Gemeinschaft. Gerade hier hätte der Dokumentationsstil ganz gut gepasst, aber stattdessen fangen sie an kopflos in der Gegend herumrennen ohne Sinn und Verstand. Als Margot das Zimmer ihrer Mutter mitten in der Nacht besucht, habe ich gedacht, dass sie es macht, weil die Familie nichts sagen möchte. Aber direkt am nächsten Tag erzählt der Patriarch alles und hat dabei auch valide Antworten auf jede Frage. Im Allgemeinen hat es mich extrem gestört, wie respektlos die Besucher waren. Frag doch erstmal Samuel, ob er euch zu der Kirche führt, anstatt euch dahin zu schleichen. Und wenn er euch einen guten Grund gibt warum ihr das nicht solltet, dann hört auf ihn. Ihr seid auf Gäste auf diesem Land. Wenn es etwas Besonderes gibt, das die Höflichkeit übertrumpft, dann kann ich das noch verstehen. Aber welcher Psychopath bricht in eine Kirche ein, um sich dann mit einem Flaschenzug in ein rituelles Loch runter zu lassen, obwohl man keine Ahnung hat, was da unten ist? Es gibt auf einem Bauernhof auch manchmal Geburten und wenn diese Missbildungen sind, geht man halt Pragmatisch damit um. Und wenn es dann noch eine fremde religiöse Ansicht gibt, kann es auch sein, dass man solche Missbildungen irgendwie in der Kirche “reinigt”. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die ständige Respektlosigkeit irgendwann mal Konsequenzen hat, außerhalb das sie von Samuel angemotzt werden. Vielleicht übertreibe ich auch dabei, aber gerade wenn man eine Dokumentation macht, hätte ich mir mehr Neutralität, Empathie oder zumindest Hinterfragen gewünscht. Das hätte den Film auch so viel interessanter gemacht. Wenn man die Gruppierung, ihre Lore und Traditionen nachvollziehen könnte. Natürlich sind sie keine einfache Glaubensgemeinschaft, wir wissen das, weil wir einen Horrorfilm anschauen. Aber die drei Außenstehenden hatten keine Ahnung. Ich war dann immerhin sehr froh, als es eine klare Unterscheidung zwischen den normalen Amish und dieser Gruppierung gab, denn sonst hätte man diese Respektlosigkeit nicht überbieten können.
                                                Dann kommen wir mal zur Inszenierung. Ich fand es ganz gut, das sie sich nicht komplett dem Found Footage Genre verschrieben haben. Es gibt ein paar Szenen die man mit ein oder zwei Kameras nicht so aufnehmen hätte können, aber das ist auch okay. Dafür bekommt man teilweise richtig ästhetische Aufnahmen geboten. Aber leider fehlt die Atmosphäre. Das liegt vor allem an den teilweise schäbigen Horror-Elementen. Warum sollte eine Kamera einen Tinnitus bekommen? Woher kommt plötzlicher der Stinger Sound? Und warum sieht das GCI so grottig aus? Vor allem am Ende, inmitten des brennenden Chaos, wirkt es plötzlich ganz billig. Von den lachenden Mann ohne Augen, zum brennenden Bauer, und leute die Buh schreien, fühlt es sich eher wie eine Halloween Show an, als ein Horrorfilm mit einem sicherlich nicht all zu kleinen Budget.
                                                Der Film funktioniert auch nicht als Teil der Paranormal Activity Serie. Die Paranormalen Aktivitäten sind hier nicht wirklich vorhanden. Ich glaub ich wäre auch gnädiger gewesen, wenn es ein eigener Film gewesen wäre. Das Universum wird dadurch auch nicht wirklich erweitert, sondern eher mit einer ganz fremden Geschichte aufgebläht. Die Idee von Asmodeus und den Opfern die ihm in Schacht halten ist an sich ganz gut, wird aber nie wirklich gut ausgearbeitet. Und dann hat man diesen coolen Shot am Schluss von Samuel, der sich mit den gestohlenen Streifenwagen im Licht der Sirene auf die Welt aufmacht. Wahrscheinlich werden wir nie erfahren, wie es weitergehen wird, aber ich glaube, das ist auch gar nicht so schlimm.

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                                                  Als ich angefangen habe, alle Paranormal Activity Filme anzuschauen, war ich überrascht, wie kompetent die meisten von ihnen sind. Aber irgendwann musste es ja passieren, aber warum auf so eine grausige Art und Weise? Seitdem der Abspann mit dem nervigen Brummen über meinen Bildschirm flimmerte, habe ich mich gefragt, ob es irgendwas an dem Film gibt, was ich mag. Die Antwort sollte via der Bewertung klar sein.
                                                  Nachdem all die Filme die Lore etwas aufgebaut haben, wollen die Filmschaffende mit Ghost Dimension einen Abschluss finden. Statt etwas Frisches zu zaubern, wie es in “The Marked Ones” der Fall war, werden hier alle alten Rezepte nochmal lauwarm aufgekocht. Es hilft auch nicht, dass gerade Paranormal Activity sich wirklich nicht für 3D anbietet, was sie unbedingt irgendwie reinquetschen wollten. Etwas, was wahrscheinlich im Kino schon nicht beeindruckend war und ohne den Effekt nur noch nervig wirkt. Jetzt fragt man sich, wie man einen Film voller unsichtbarer Wesen interessant in 3D machen kann? Entzaubert Tobi, indem er zu einem sonderbaren Fadenwesen wird! Somit wird eine der größten Stärken von Paranormal Activity hier einfach in die Tonne geschmissen. Statt unsichtbaren Horror, wird man halt von einer schwarzen Hand durchbohrt, die BUUUUHUHUU in die Kamera winkt.
                                                  Einiges was ich in den letzten Filmen noch locker Verzeihen konnte, wird hier auf die Spitze getrieben. Ich liebe das Found Footage Genre und wenn es gut gemacht wird, gibt es weniges was so immersiv und authentisch wirkt. Aber die Suspension of Disbelief kann dabei viel leichter gebrochen werden. Wenn man sich ab und zu fragt: "Warum filmt ihr jetzt?” kann es noch okay sein. Aber wenn man nur selten eine Antwort darauf bekommt und sie einfach weiter macht, geht es einem irgendwann auf die Nerven. Die Idee mit der speziellen Kamera ist gut, auch wenn alles viel zu explizit inszeniert wird und dadurch total viel an Spannung verliert. Aber die meisten Aufnahmen dazwischen machen einfach keinen Sinn. Ich versteh auch nicht warum ihm niemand glaubt, wenn er so krasses Filmmaterial hat. Ich habe auch das Gefühl, dass die Filmemacher den Fokus viel zu sehr auf das Ausarbeiten der Hintergründe gesetzt haben und dabei komplett vergessen haben, dass die Geschichte und Charaktere die das Rausfinden auch interessant sein sollten. Und das was man herausfindet, macht es auch nicht besser. Die Motivation der Hexen ist immer noch nicht klar und das sie von einem schmierigen Typen angeführt werden, ist auch enttäuschend. Ich mochte das der Kult irgendwie Misandriesch ist ganz gut und kohärent durch die Filme. Warum sie es für irgendein Typ über den Haufen werfen, verstehe ich nicht. Oh, und man sieht Tobi und er bekommt einen Körper. Aber ich glaub danach hat auch kein Hahn gekräht, bzw beim ersten Blick auf Tobi diesen wunsch bereut. Alles was Paranormal Activity so interessant gemacht hat, wird hier gnadenlos in den Sand gesetzt. Dadurch baut sich gar keine Atmosphäre auf. Keiner der Horrorelemente außerhalb von Jump Scares funktionieren. Und durch die feste Form von Tobi fehlt auch in diesen Szenen an Anspannung und dem panischen Absuchen des Bildes.
                                                  Etwas, das mich auch gestört hat, und da würde mich interessieren, ob es anderen auch so geht, aber das Haus war viel zu groß! Es war so schön, dass sie in “The Marked Ones” die Räumlichkeiten kleiner gemacht, aber dafür den Radius über die Wohnung hinaus erweitert haben. Das Haus in diesem Film ist perfide groß. Das Wohnzimmer ist größer als meine ganze Wohnung! Mit einer gigantischen Küche, die bis zum Bersten gefüllt ist. Konnte man sich noch mit dem Paar im ersten Film identifizieren, fehlt das hier komplett. Es hilft auch nicht, dass die Charaktere allesamt so schwach sind. Die Serie ist nicht bekannt für starke Charaktere, aber sie haben sich zumindest immer Mühe gegeben, selbst den flachen Charakteren etwas Flair zu geben. Dazu gehört auch, wie sie sich verhalten. Als Vater wäre ich schon viel früher mit meiner Familie aus dem Haus gestürzt. Und als der Priester ihnen EINEN nützlichen Hinweis gibt, dass sie den Dämonen nicht beachten sollten, da es ihn nur stärker macht, gehen sie voll in den Overdrive. Apropos Priester, ich habe keine Ahnung, wo sie den her hatten, aber er hat seine Rolle so unfassbar creepy gespielt. Ich war froh, als er dann endlich gebissen wurde. Lasst den nicht zu nah an niemanden ran.
                                                  Die Paranormal Activity Serie hat so ihre Höhen und Tiefen, aber dieser Film fühlt sich wie ein Anschlag auf das Franchise an. Eine Toxic Pill die das Franchise auslöschen soll, so wie es einst Staffel 8 für Game of Thrones getan hat. Der Film macht nichts gut, es sei den man steht auf schlonzige 3D Effekte und holprige Antworten, die niemand gebraucht hat. Spart euch das!

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                                                    Paranormal Activity bewegt sich aus der weißen Suburbia und erzählt eine etwas andere Geschichte. Statt subtiler Einflussnahme, wird es diesmal direkter. Der Film beginnt mit Aufnahmen der Abschlussfeier einer High School. Da Jesse die Kamera so gut gefallen hat, handelt er einen guten Preis aus und fängt an, alles um ihn herum zu filmen. Etwas, das gerade am Anfang sehr gut funktioniert, weil es immer schön stimmig ist. Die GoPro durch den Lüftungsschacht ist ne richtig gute Idee, von der ich mir noch mehr gewünscht hätte. Dabei gelingt dem Film das, woran PA4 gescheitert ist, es baut eine richtige Atmosphäre auf. Die Szene in der Kirche, von der Zeremonie bis zur Flucht Hals über Kopf, ist stark inszeniert. Ich find die Idee mit Simons Says als Kommunikationswerkzeug auch richtig gut, simpel und effektiv. Auch die Wohnung von Ana ist toll inszeniert, allen voran der sonderbare Keller mit den verdammten Plastikvorhängen. Ich mochte auch die Verwandlung von Jesse. Was mit dem spielerischen Testen der neuen Fähigkeiten begonnen hat (was einen Chronicle Vibe hatte), entwickelt sich zu etwas grausigen. Sein Herz wird verdunkelt. Mir hat auch der erste Ausbruch in dem kleinen Supermarkt richtig gut gefallen. Von der übertriebenen Reaktion von Jesse, zu dem verstörten und verletzten Blick des Jungen, der gerade noch durch den Laden geschmissen wurde. Und obwohl ich schon einige Horrorfilme gesehen habe, in denen auch die Grausamkeit von manchen Charakteren beleuchtet wird, fand ich die Tierquälerrei an der Decke wirklich verstörend. Es erinnert mich auch an “The Black Cat” von Edgar Allan Poe, eine Geschichte, die mich nachhaltig beeinflusst hat. Aber in typischer Paranormal Activity Art und Weise, wird es mir gegen Ende zu viel. Ich fand das realitäts biegende Element und die Türe ne coole Idee. Auch bleiben die Hexen immer noch verstörend, in Zahl und Unbeirrbarkeit. Nur beim Dämonenwesen mit Fratzen wird es mir zu viel. Aber immerhin bringen sie frischen Wind in die Geschichte, durch zwei Gang Mitglieder, die auch nicht davor zurückschrecken, mit einer Schrotflinte kurzen Prozess zu machen.
                                                    Es ist schön, dass der Film etwas mehr getrennt von den Vorgängern ist. Vor allem in der Familienkonstellation und der Dynamik der Charaktere. Es war dann toll, kurz Katie und Kristie als Dämonenkinder zu sehen, oder die Box mit all den Videoaufzeichnungen. Aber es wurde mir dann eindeutig zu viel, als man hanebüchen den Aspekt der Kindesentführung überall auf der Welt mit einbeziehen möchte: Es wäre auch ohne das gegangen. Und es wäre auf jeden Fall auch ohne Ali gegangen, die Tochter aus dem zweiten Teil. Ich habe zuerst gedacht, dass es Zusatzszenen für die Extended Edition war, aber nein, es gehört zum Core Film. Und die Szenen mit ihr sind viel zu kurz und schwach. Exposition auf die faulste Art und Weise. Ich hätte es auch viel interessanter gefunden, wenn sie die Informationen über das Haus am Ende des Films via Hinweise in Ana’s Wohnung gefunden hätten, anstatt es ihnen via Telefonanruf mitgeteilt wird. Ich hatte auch das Gefühl, dass all diese Szenen reingeschrieben werden mussten, um eine klare Verbindung mit den Vorgängern aufzubauen, aber das Herz der Filmemacher nicht wirklich an der Idee hingen.
                                                    Natürlich kann ich es auch nicht lassen, auf einen kleinen Found Footage rant zu gehen. Es ist ein fantastisches Gerne, das mit einfachen Mitteln extrem effektiv ist und sehr authentisch wirken kann. Aber es ist auch ein Genre, das sehr schnell zerfällt, wenn man damit schludert. Und auch wenn der Einsatz der Kamera gerade am Anfang noch richtig stark ist, fragt man sich gegen Ende immer wieder: Warum filmt ihr eigentlich? Meistens wird gefilmt, damit man etwas anderes beweisen kann, aber hier filmen sie einfach weil es zum Teil des Filmes gehört. Das hat mich wirklich gestört und auch auf jeden Fall das Erlebnis getrübt.
                                                    Ich habe die Extended Edition angeschaut und muss noch ein paar Worte dazu verlieren. Die Szenen, die damals rausgeschnitten wurden, sind nicht weltbewegend. Aber gerade als sie unter der Falltüre sind und jemand plötzlich die Treppe runter steigt und einfach nur ins Leere starrt, hat mich gestört. Ich hab mich gefragt, ob sie die Lichter von ihren Geräten noch an haben oder nicht, und als die Kamera mal nach rechts dreht, sieht man das alles schön erleuchtet ist. Das hat die Immersion irgendwie gebrochen. Und auch als Jesse fragt, “Is she gone?” obwohl man keine Ahnung hat, was für ein Geschlecht die Person hat, nur das danach gesagt wird “I think it’s a Lady” ist so ein grober Schnitzer, dass ich verstehe, dass sie es nicht in den Theatrical Cut aufgenommen haben.
                                                    Aber ansonsten ist es ein netter Horrorfilm, der die Lore der Paranormal Activity Reihe etwas erweitert, ohne sich wirklich zu weit hinaus zu lehnen. Es ist schön, dass sie die Formel des Franchises nehmen und immer weiter spannen. Aber irgendwann muss es auch mal einen Punkt geben. Den obwohl der Film ganz nett ist, fühlt sich die Formel langsam etwas abgestanden an.

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