Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 5 .5

    So gehen die paranormalen Vorkommnisse in die vierte Runde. Diesmal tatsächlich das erste mal nach vorne und nicht nach hinten geblickt. Es geht um eine vierköpfige Familie, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als gegenüber eine sonderbare Familie einzieht und sie plötzlich auf den kleinen Billie aufpassen müssen. Billie ist auffällig; nicht nur in der Art und Weise, wie er spricht oder sich bewegt, sondern auch durch die Dinge, die er sagt. Was erst mal einfach nur sonderbar wirkt, entwickelt sich im Verlauf des Filmes zu etwas Gefährlicheren.
    Durch den kleinen Schritt nach vorne verändern die Filmschaffenden auch das klassische Setup. Statt klassischen Kameras, die immer mitlaufen, werden jetzt überall Laptops aufgestellt, die das ganze beobachten sollen. Genauso wird auch viel via aufgezeichneten Online Gesprächen geknobelt und gequatscht. Und es gibt noch eine Neuigkeit, dank der X-Box Kinect, welche im Nachtsichtmodus überall kleine Pünktchen verteilt. Die Dynamik im Haushalt ist interessant: die Ehe der Eltern steht auf der Kippe und auch wenn sie es verheimlichen wollen, machen sie keinen wirklich guten Job dabei. Alex ist die ältere Tochter und steckt mitten in der Pubertät. Und der jüngste, Wyatt, ist eigentlich ein sehr nahbares und glückliches Kind ist, wandelt sich durch Billi als Emulgator in etwas anderes.
    Und auch wenn ich durch die interessante Geschichte und sympathischen Charakteren Spaß mit dem Film hatte, versagt er leider auf einer ganz essentiellen Ebene. Es fehlt einfach die Atmosphäre. Gerade bei einer Filmreihe wie Paranormal Activity, die vor allem durch ihre verstörende und nervenaufreibende Atmosphäre besticht, ist das natürlich katastrophal. Aber ein paar mal ist es mir doch kalt den Rücken runtergelaufen (vor allem wenn es um das Messer oder irgendwelche Gestalten im Wohnzimmer geht). Aber leider war das eher die Ausnahme. Der Film hat einfach einen schwereren Start, da Tropes wie das Creepy Kid, das mit einer unsichtbaren Kraft zusammenarbeitet, im letzten Teil so viel besser inszeniert wurde. Durch die schwächere Atmosphäre fühlt sich vieles in dem Film redundant an. Aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keinen Spaß mit dem Film hatte. Es ist ein ganz nettes Horrorerlebnis, dem leider das besondere an der Paranormal Activity Reihe fehlt.
    Natürlich muss ich auch noch etwas zu dem Found Footage Genre sagen. Ich finde, der Film geht an vielen Stellen nicht ganz so gut mit dem Gerne um. Es ergibt keinen Sinn, dass wenn die Kameras der Laptops ständig aufnehmen (was ja an sich schon eine Unmenge von Daten sind), sie die Uhrzeit nur in der Nacht angezeigt werden. Das ist ne Kleinigkeit, die mich aber wirklich gestört hat, weil es auch schöner war, in den neuen Szenen immer gleich einen Kontext zu haben. Auch gab es ein paar Momente, wo man sich gefragt hat, warum filmst du das jetzt? Aber der Rest war so gut gemacht, dass es mich dann auch nicht wirklich gestört hat. Was ich tatsächlich störend fand, war das Ende. Ich bin kein Fan von Dämonen Katie mit verzerrter Fratze. Der Blick auf die ganzen alten Hexen war toll, aber gerade der letzte Sprung hat bei mir ein unzufriedenes Gefühl zurückgelassen.

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    • 7

      Ich erinnere mich, dass ich den Film früher schon mal gesehen habe, und er mich nicht abgefangen hat. Tatsächlich funktioniert der Film am besten, wenn man die Vorgänger gelesen hat und etwas Kontext hat. So wird zum Beispiel aus einer kurzen Foto-Op später das Bild, das die Familie aus dem zweiten Film wiedergefunden hat und dann mit Brandmalen im Dachboden versteckt.
      Dabei will Paranormal Activity 3 das Rad nicht neu erfinden. Klassische Tropes wie Creepy Kinder, einen Geist der nur mit ihnen interagiert und das bekannte langsame Hochkochen der paranormalen Erscheinungen sind nichts Neues. Aber sie werden richtig gut genutzt und bringen den bis jetzt besten Paranormal Activity Film auf die Leinwand. Gerade was das Pacing angeht, ist der Film wirklich gut. Die Szenen gehen manchmal schon fast schmerzhaft lange, wodurch die Spannung immer weiter aufgebaut wird. Durch Dinge wie die schwankende Kamera, wird richtig gut mit dem Frame und den Informationen darin gespielt. Ich mag die Obsession und Spiellust des Vaters, der auch gerne mal innoviert, um mehr Informationen zu bekommen. Er schaut sich das Bildmaterial auch ständig an und entdeckt die verstörenden Szenen, anstatt dass sie einfach auf einer Festplatte vor sich hin rotten. Ich finde es einfach schöner, wenn der Charakter aktiv versucht, Lösungen oder zumindest Hinweise für das, was dort stattfindet, zu finden.
      Dem eher vagen Schrecken aus den ersten zwei Teilen wird diesmal etwas mehr Struktur gegeben. Nicht nur durch den Namen Toby, sondern auch durch die Interaktion mit Kristie. Das erste staubige Auftauchen, nachdem alle panisch den Raum wegen des Erdbebens verlassen haben, zieht auch immer noch richtig gut. Auch der Geist mit dem Bettlaken ist überraschend effektiv. Und als Kristie gesprungen ist, und man ihren Aufprall nicht hört, hat es bei mir zu einem Gänsehaut-Moment geführt.
      Handwerklich ist der Film klasse. Klar, ist die Bildqualität etwas zu gut für 1988, aber daran hab ich mich gar nicht gestört. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Vor allem bei den Kindern. Das Sounddesign ist ebenfalls richtig gut gelungen, so wie es in einem Horrorfilm sein soll. Auch solche Kleinigkeiten, die der Fernseher im Schlafzimmer angeht, um den Lärm von oben zu erdrücken, war wirklich clevert. Das Ende wird dezent angeteasert und führt dann auch zu einem gelungenen Finale. Ich verstehe nur nicht, warum ihm die Kamera da so wichtig ist, wenn alles irgendwie zusammenfällt. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt der Lore der Serie neues Futter.
      Von den drei Paranormal Activity Filmen ist dieser bis jetzt der beste. Die Atmosphäre ist durch die sehr starke Inszenierung äußerst effektiv. Der Film betritt kein neues Gebiet, geht aber sehr gut mit den Tropes um und bietet ein irgendwie verstörendes Erlebnis.

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      • 6 .5

        Ein Jahr nach dem großen Erfolg von Paranormal Activity kam der zweite Teil in die Kinos. Diesmal mit einem größeren Budget und einer kohärenten Geschichte. Das Paar aus dem ersten Teil taucht am Rande auf, aber an sich geht es um eine vierköpfige Familie, die von etwas sonderbarem verfolgt wird. Zeitlich vor dem ersten Teil beginnt es hier mit der Geburt des Sohnes Hunter und legt dann erst richtig los, als ihr Haus eines Tages verwüstet wird.
        Und hier taucht der erste große Unterschied zum ersten Teil auf: Sicherheitskameras. Der erste Teil war nur auf eine Ansicht fokussiert, das wird durch neues Material gefüttert, das sich die Bewohner auch kaum anschauen. Dazu gibt es eben die klassische Handkamera, die schön den Fokus auf das, was passiert, gerichtet ist, aber sie haben manchmal keinen Grund, die Kamera in der Hand zu halten. Dass sie es für das Chaos herausziehen, oder die Tochter damit spielt, ergibt ja noch viel Sinn. Aber wenn die Mutter ein krasses Gespräch mit ihrer Schwester hat und dabei nicht aufhört, sie direkt ins Gesicht zu filmen. Sowas zieht mich immer aus der Erfahrung raus. Deswegen ist das Genre, so simpel wie es auch erscheinen mag, manchmal sehr kompliziert, weil eine einfache Frage wie “Warum filmt sie das?” den Vorhang fallen lassen kann. Das Ganze wird auch besser, als die Tochter eines Abends ausgesperrt wurde und nun alles filmen möchte, um ihrem Vater beweisen zu können, was ihr widerfahren ist. Aber auch wenn es störend war, hat es den Film nicht ruiniert. Die Feinheiten des Genres werden weiterhin gut genutzt, um eine wirklich starke Atmosphäre aufzubauen. Das funktioniert so gut, weil jede Nacht am Anfang gleich abläuft, mit denselben Bildern, die einem auf die neue Erfahrung eichen soll. Und man kann sich dem Sog der Atmosphäre nicht entziehen. Man fühlt sich immer unwohler, während man das Bild nach irgendwelchen Veränderungen durchsucht. Ähnlich wie im ersten Film, wird hier langsam die Temperatur erhöht, bis man plötzlich in einem Siedend heißen Hottub springt. Dazu das immer sonderbare Verhalten der verschiedenen Bewohner, von der Paranoia der Mutter bis zur Angst der Tochter. Die Szenen im Keller sind auch wirklich sehr gut gelungen, mit einer Bedrohlichkeit, die schon seit Anfang des Films aus der Türe durch sickert. Die Erweiterung der Geschichte ist auch gut, mit nicht so überraschenden Gästen am Ende.
        Vielleicht liegt es daran, dass ich den ersten Teil zu oft gesehen habe. Aber der zweite Teil hat die Atmosphäre meiner Meinung nach besser eingefangen, auch wenn er sonst mehr Schwächen hat.

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        • 6

          Wer meine Kritiken schon länger liest, weiß das ich ein großer Fan des Found Footage Genres bin. Ich finde, gut gemacht, gibt es wenige Genres, die so intensiv und authentisch wirken. Es sind auch oftmals Filme, bei denen mit harschen Limitationen wirklich großartige Konzepte entstehen. Paranormal Activity ist einer dieser Filme. Mit einem Budget von 15.000 Dollar und einer cleveren Idee entstand ein Film, der fast 200 Millionen Dollar eingenommen hat. Steven Spielberg beschreibt den Film als eine der gruseligsten Erfahrungen, die er je hatte. Und ich kann es auch verstehen. Vor allem damals war sowas wirklich unfassbar effektiv. Klar gab es davor schon das Blair Witch Project, aber dieser Film hat das Unbekannte und Böse auf so eine mondäne Art und Weise nah gebracht. Allein dafür muss man den Film Respekt zollen. Aber das ist immer noch eine Subjektive Kritik von mir und leider hat der Film durch ständige Hommagen und Parodien (ähnlich wie beim 360* Sprung aus Matrix) leider viel des frischen Glanzes von damals verloren. Es ist immer noch besonders, aber man hat sich leider etwas daran satt gesehen.
          Aber das macht den Film noch lange nicht schlecht. Denn das, was Orin Peli dort geschaffen hat, ist großartig. Die Prämisse ist einfach und effektiv und auch gut umgesetzt. Das Found Footage Genre wird fantastisch genutzt. Der Kommentar zu Beginn des Filmes stimmt einen schon gut ein. Und die Kamera hat auch einen aktiven Sinn und Zweck in dem Film, der auch gut genutzt wird und die Immersion nicht brechen lässt. Gerade bei sowas brechen oft Found Footage Filme für mich, wenn nur gefilmt wird, um den Plot voranzutreiben, ohne einen Sinn und Zweck warum man zur Kamera greift. Der Horror wird auch langsam eingeführt und treibt vor allem das Kopfkino sehr an. Die Schauspieler sind natürlich nicht die besten, genauso auch die Dialoge, aber alles fühlt sich natürlich genug an. Es wird auch bis zum Ende nicht wirklich klar, was das Wesen ist und was es möchte. Das macht es auch effektiv, weil man einfach nicht weiß warum es gerade die beiden erwischt hat.
          Aber ja, leider hat der Zahn der Zeit etwas an den Film genagt. Man kann den Film Historischen Aspekt natürlich nicht nehmen, aber dadurch, dass er einer der ersten des spezifischen Supernatural Horror ist, und mit jedem Mal anschauen etwas mehr an Glanz verliert, springt bei mir am Ende doch nur eine 6 raus.

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          • 6 .5

            Final Destination 5 schüttelt die Schande des letzten Teiles ab und versucht etwas Neues und ich finde, es gelingt ihnen. Sie kommen nicht an den ersten Film ran, dieser hat einfach den Vorteil des frischen Konzepts und einer überraschend ausgearbeiteten Welt. Aber meiner Meinung nach ist es der zweitbeste Film der Serie.
            Der Klamauk aus dem letzten Teil ist nirgendwo mehr zu sehen. Aber CGI hat nicht vor diesem Film halt gemacht. Auch wirkt die erste Katastrophe nicht ganz so viszeral wie in den ersten paar Teilen. Aber es funktioniert! Der Zerfall der Brücke ist toll inszeniert, mit ein paar richtig fiesen Überraschungen. Ich bin auch froh, dass es diesmal wieder eine geschlossene Gruppe ist, anstatt irgendwelche fremden Menschen. Das lässt den Film und die Beziehung zwischen den Charakteren besser fließen. Und es ist auch schön, dass sie sich auch viel Zeit für die Rube-Goldberg-Morde nehmen, die auch hier wieder zu überraschen wissen. Dieser Verdammte Nagel auf der Balken hat mich wahnsinnig gemacht und hatte eine ganz andere Wirkung als erwartet. Ich hab auch nichts dagegen, einen Charakter als absolutes Arschloch zu inszenieren, nur um ihn dann auf brutale und perfide Art und Weise umzubringen. Von knackenden Knochen, zum Nadelkissen, entkommt er noch den Flammen, um von Buddha besiegt zu werden.
            Aber das Wichtigste, was der Film macht, ist die Lore zu überarbeiten. Anstatt dass man dem Tod ein Schnippchen schlägt und dann erst mal nach hinten geschoben wird, muss man einen Tausch vornehmen. Ich finde es auch gut, dass es, bis auf das gelungene Finale, nie tiefer erörtert wird. Der Rest passiert, wie es passiert. Auch zu sagen: Es wird kommen wie es kommen wird, ich sollte mich deswegen nicht stressen, fand ich sehr gut. Und ein Aspekt, der mich in allen Teilen irgendwie gestört hat, wird hier auch viel klarer gemacht. Endlich keine Visionen mehr, sondern nur ein Herausfinden der Reihenfolge. Es ist auch nichts Neues, dass einer der Charaktere durchdreht. Es ist ein Trope der sich gut anbietet und deswegen auch gern genommen wird. Hier, mit der Lore änderung, ergibt es aber noch mehr Sinn. Peters Obsession ist so viel mehr nachvollziehbarer. Ich mochte auch, wie sein innerlicher Konflikt dargestellt wird, dass er nicht einfach irgendjemand umbringen kann. Warum es gerade Molly sein muss, war mir nicht so klar, aber das passt schon. Und dann noch das Ende, das endlich erklärt hat, warum alle so altbackene Handys hatten. Es würde sich so anbieten, dass jeder Film mit einer großen Katastrophe endet und der nächste Film dort beginnt.
            Der fünfte Teil der Reihe, der ein ordentlicher Teil der Serie ist, der sich endlich mal in Zurückhaltung übt und die Lore etwas auffrischt. Wenn man nicht alle Final Destination Filme ansehen möchte, würde ich den ersten und diesen Empfehlen.

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            • 3 .5

              The Final Destination ist ein Kind seiner Zeit. Ein Film, der nur entstanden ist, um Leute in 3D zu begeistern. Und vielleicht bin ich dem Film nicht ganz fair gegenüber, da ich ihn in klassischen 2D gesehen habe, aber wenn wir mal ehrlich sind, glaube ich, das macht keinen großen Unterschied.
              David R. Ellis sitzt nach dem zweiten Teil wieder im Regiestuhl und genießt diesmal scheinbar mehr Freiheiten als zuvor. Denn so viele Aspekte, die gerade den ersten Film so gut gemacht haben, werden hier aus dem Fenster geworfen. Statt grausige und verstörende Tode wird man mit Klamauk zugemüllt. Zugegeben, das hat auch was. Ohne jegliche Vorwände wird hier schonungslos mit Trash herumgeworfen. Das hätte auch funktionieren können und es gibt ein paar Ideen, die mir auch ganz gut gefallen haben. Aber an sich ist The Final Destination eine absolute Katastrophe.
              Fangen wir erstmal mit den Schauspielern an. Der erste Teil hat mich noch echt mit starken Schauspielerischen Leistungen überrascht und Teil 3 hatte immerhin Mary Elizabeth Winstead. Keine Ahnung warum sie sich hier entschieden haben, nur die schlechtesten Schauspieler zu casten. Es gibt Pornos die besser geschauspielert werden als The Final Destination. Bei den Todesszenen strengen sich alle an, aber alles davor klingt als ob sie den Dialog zum ersten mal hören. Und auch wenn ich nichts gegen Cheesy Horror haben, wird es hier so lächerlich das gar nichts mehr zieht. Von den schrottigen Explosionen zu den ranzigen CGI funktionieren die Unfälle nur noch zur lächerlichen Belustigung, aber selbst dafür ist es teilweise zu schwach und langweilig. Ich mochte die Schnitzeljagd im zweiten Teil, die hat noch irgendwie Sinn ergeben und hat es spaß gemacht mitzurätseln, was es wohl sein wird. Hier gibt es stattdessen schrottige und viel zu ausführliche CGI Visionen, die den Spaß aus den Szenen heraussaugen. Eine der stärke der Serie, sind die Kreativen Rube Goldberg Maschinen des Todes, die einen gerne auch mal an der Nase lang führen. Es gibt ein paar von ihnen, aber z.B. der erste Tod an dem Rassisten, wird kurz angedeutet und ist dann viel zu schnell vorbei.
              Die Charaktere sind auch flach wie noch nie zuvor. Ich habe auch das Gefühl, dass die jungen Leute erst mal als Highschool Kids gecastet werden, nur dass sie später in voll ausgestatteten Apartments zusammenleben. Ich mochte das Ding mit dem 3D Kino, weil es irgendwie schön referenziell ist. “WOW, 3D ist so echt, dass man bei den Explosionen aufpassen muss”, aber da hört es leider schon auf. Wobei, ich möchte, dass der eine Typ sich nicht umbringen kann, was etwas ist, womit man spielen kann. Aber mehr kam dann leider nicht mehr.
              Dabei ist der Film nicht zwingend langweilig. Die Kernaspekte der Serie sind vorhanden, aber werden so lieblos abgearbeitet. Und selbst die größte Stärke, die Kills, fallen hier überraschend schlecht aus, weil alles so cartoonish wirkt. Der Film wurde dafür gemacht, an den Kinokassen leuten das Geld mit einem schlechten, aufgesetzten Gimmick aus der Tasche zu ziehen.
              Und nur damit ich es nicht ungesagt lasse, ist die Szene im Pool echt etwas geschmacklos und trifft für mich genau den Ton, den “The Final Destination” treffen wollte.

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              • 6

                Final Destination 3 - Der Film der Jugendliche alles vermiesen möchte
                Der dritte Teil der Final Destination Serie erfindet das Rad nicht neu. Aber es findet nicht nur mit dem Regisseur wieder einen Weg zu den alten Wurzeln, es bastelt an der Formel herum, um ein klareres Erlebnis zu geben. Anstatt von vagen Visionen, hat man jetzt Bilder mit sonderbaren Verzerrungen, die als undeutliche Warnung wahr und ernst genommen werden. Die neue Struktur macht den Film und den Plot klarer und unterhaltsamer. Eine richtige Schnitzeljagd des Todes.
                Typischerweise kennt man fast niemanden aus dem Cast. Aber der erste Name hat mich dann doch aufhorchen lassen: Mary Elizabeth Winstead. Aus einer Zeit, in der sie noch kein bekannter Name war. Und man muss auch sagen, sie strengt sich sehr an. Man spürt das Drama und ihre Gefühle durch ihr Schauspiel. Nur schade, dass ihr Charakter so schlecht geschrieben ist. War Alex im ersten Film down aber aktiv, ist sie nur down. Auch die Beziehung zwischen Kevin und ihr hat mich jetzt nicht wirklich abgehoben. Das zieht den Film leider runter. Denn der Rest ist wirklich gut gelungen. Die Todesarten sind super unterhaltsam und kreativ. Ich mag auch, dass das alles nur passiert, weil sich Wendy einmischen möchte. Ein schönes auf den Kopf stellen des eigenen Tropes. Man hat auch das Gefühl, dass die Filmschaffenden sich gedacht haben: Was gefällt Teenagern so und wie kann man es ihnen vermiesen? Achterbahn, Sonnenstudio, Feuerwerk und Feste. Sie sind auch teilweise wieder richtig schön inszeniert. Mit vielen Missdirects und brutalen Finalen, die einen auch gerne mal überraschen. Von fallenden Klingen zu schmetternden Hämmern.
                Der dritte Teil findet wieder etwas zu der Stärke des ersten Films zurück, der aber durch die sehr mittelprächtigen Charaktere, auf denen etwas zu viel Fokus gelegt wird, nicht an das Original herankommt.

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                • 4

                  Final Destination ist eine Filmreihe, die man schnell versteht. Die Prämisse ist so einfach und klar und gibt den Filmschaffenden viel Raum, etwas eigenes daraus zu machen. Dem Tod wird ein Schnippchen geschlagen und nun versucht er, diesen Fehler auszumerzen und die überlebenden Nacheinander auszuschalten.
                  Statt eines Flugzeugabsturz gibt es diesmal einen gewaltigen Unfall auf der Straße. Mit einer Szene, die wahrscheinlich eine ganze Generation verstört hat. Denn das, was Jaws für Haie war, ist Final Destination 2 für Holztransporter. Der ganze Aufbau für den Unfall ist wirklich gut gelungen, und der Unfall an sich ist auch wirklich verstörend. Die Baumstämme hüpfen über den Asphalt, ein Auto kracht in das nächste, ein Mann wird beim lebendigem Leibe verbrannt. In diesen Szenen ist der Film einfach Stupid & Fun. Auch die fatale Entscheidung, die Pasta aus dem Fenster zu werfen, um von einer gefahr zur nächsten zu stolpern, ist großartig. Genau so das fast ersticken durch einen Fisch und das anschließende zerquetschen ist super! Es gibt auch ein paar richtig schöne Szenen, wie die Explosion im Krankenhaus, am Ende des Filmes oder die Paranoia an der Tanke, die immer abstruser werden.
                  Aber das ist nicht der ganze Film. Ich habe mich erst gefreut, dass man sich viel Exposition sparen, da es der zweite Teil ist. Meine Theorie am Ende des ersten Teils passt auch hier rein. Aber irgendwie wollen die Filmemacher dann viel zu viel. Statt Spaß mit dem Wahn zu haben, wird alles viel zu dick aufgetragen. Auch das ständige Raten und Verschieben der Motivation oder des Vorgehens des Todes nervt mit der Zeit. Ich fand es erst ganz cool, dass Clear wieder da ist. Sie wird toll eingeführt durch die lange Liste an Dinge, die man nicht dabei haben sollte. “Is she dangerous?” “No, seht thinks you are!” ist halt einfach gut. Aber ihre Art, vor allem in der Verbindung mit der neuen Protagonistin, nervt einfach nur. Auch bin ich einfach kein Fan von Holzhammer Exposition wie das Durchkämmen von Artikeln im Internet. Es braucht keine Unmengen von Erklärungen und Twists. Und auch wenn es an sich ganz ulkig ist, dass all die neuen Überlebenden nur noch leben, wegen den Dingen, die im letzten Film passiert sind, nimmt es einfach viel zu viel Zeit ein und zerrt das Pacing immer weiter runter. So funktioniert Final Destination für mich am besten in Erinnerung. Man denkt an den Truck mit Holz, an die brennenden Mozzarella Sticks, die Tauben und so, und dann ist gut. Das Anschauen ist teilweise echt anstrengend und die Ergebnisse nicht wirklich belohnend.

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                  • 8

                    Final Destination ist nicht umsonst ein fester Bestandteil im Horrorfilm-Genre. Ähnlich wie Saw und Paranormal Activity ist das Kernkonzept einfach so gut, dass es auch nicht wundert, dass ein Film nach dem nächsten rauskommt. Was erst als potentielle Folge für die X-Files begonnen hat, hat sich zu einem neuen Horror Franchise entwickelt, mit dem Fokus den Zuschauer an der Nase herumzuführen und überraschende und absurde Unfälle zu inszenieren.
                    Das Konzept ist dabei so einfach wie genial. Wenn es jemand schafft, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, hat das Konsequenzen. Um das Paradox wieder hinzubiegen, müssen die Überlebenden ihr Leben lassen. Und zwar in derselben Reihenfolge, komme was wolle. Und hier merkt man auch, dass die Filmemacher viel Spaß beim Austüfteln der Todesarten hatten. Es ist nie einfach nur ein einfacher Unfall oder Sturz, es ist immer ein Rube Goldberg Maschine des Todes. Auch wenn sie in den späteren Filmen die Absurdität noch etwas mehr aufdrehen, bieten sie hier doch auch einiges.
                    Ich hatte den Film auch ganz anders im Kopf. Viel kitschiger und ramschiger. Denn auch wenn der Film ganz klar Ende der 90er, Anfang der 2000er entstanden ist, steht er doch auf eigenen Füßen. Es wird überraschend viel Show Don’t Tell angewendet, indem man nur durch die Atmosphäre und die Mise-en-Scene Informationen an den Zuschauer gibt, anstatt es einfach in Dialogen zu erörtern. Das funktioniert zum Teil großartig, weil die Atmosphäre teilweise wirklich stark ist, aber manchmal fühlt man sich auch etwas verlassen. Zum Beispiel seine Flugangst am Anfang fand ich sonderbar inszeniert, mit einem Haufen unklaren Symbolen und eigentümlichen Einstellungen. Aber ich sehe es eher als Sprungbrett für den Wahnsinn, den Alex anschließend verfällt. Und auch wenn ich ihm nicht ganz folgen konnte, bis zum Absturz, war die Szene dennoch großartig inszeniert. Natürlich kommt es nicht an den Absturz von Castaway ran, aber für ein 2000er Horrorfilm war das wirklich stark. Mit einer sehr guten Kamera, die auch gerne mal kurz auf die Schokokügelchen auf dem Boden fokussieren um zu zeigen wie wild es zu geht. Mir ist auch echt das Herz in die Hose gerutscht, als sich plötzlich die klaffende Wunde im Stahlvogel aufmacht, bis hin zur grausamen Verbrennung des Protagonisten. Es schlägt einen fantastischen Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Überzogener Darstellung. Etwas das sich auch durch die anderen Tode zieht. So abstrus auch das erhängen in der Badewanne ist, es ist fantastisch inszeniert, mit aufplatzenden äderchen in den Augen und dem verzweifelten Versuch sich irgendwie retten zu können. Auch die anderen Todesarten sind herrlich abstrus: Von vorbeifliegenden Schrapnell, zu einem Feuer und fliegenden Klingen, die dann alle in der Explosion untergehen. Mittendrin hat man einen Auswuchs des “Magical Negro” als ein mysteriöser Leichenbestatter, der extrem surreal mit den Kids umgeht. Ob er nun der Tod ist oder einfach nah bei ihm steht, wird nicht klar.
                    Der andere Aspekt ist der Wahnsinn von Alex, der sich auch bald auf die ganze Gruppe ausweitet. Als eine Art Cassandra, wird ihm eine Schuld gegeben, wofür er nichts kann. Aber der Wahnsinn nimmt immer weiter zu. Wenn die Lehrerin telefoniert und sagt “Just looking out my own front yard makes me feel nothing but fear” und dann steht da der Psycho, ist das schon echt lustig. Auch als er sich einschließt, um alles sicher zu machen, verlieren sie ihren Humor nicht. Als er einen Haken findet, muss er nur lachen: “Rusted… tetanus… nice one, I overlooked it.” Der Film ist natürlich auch sehr konstruiert, was er aber für seinen Vorteil nutzt. Es ist alles so dick aufgetragen,dass man einfach Spaß damit hat. Manchmal kosten sie die Tode richtig aus, andere Male kommt einfach ein Bus ins Bild und die Sache hat sich gegessen. Es hilft auch, dass alle Charaktere so überzogene Tropes sind. Billy ist ein Doofus und ständig mit seinem Fahrrad am falschen Ort zur falschen Zeit. Er ist einfach so lustig und perfekt von Seann William Scott gespielt. Aber auch der komische Rock und Roller Carter hat etwas. Auch wenn ich ihn nie ganz verstanden habe, sein Fokus darauf, dass er sein Leben entscheidet, etc. Keine Ahnung, wie er darauf kommt, alle fast zu töten und sich dann auf die Schiene zu stellen. Schön fand ich, dass in dem Moment, als er sagte, ich nehme jetzt mein Schicksal in die Hand und komme hier raus, er nicht mehr rauskommt. Auch ein schönes Detail, das er sich eingpisst hat, ich glaube mir wäre es nicht anders gegangen.
                    Handwerklich ist der Film überraschend gut. Klar ist es ein Kind seiner Zeit, aber dennoch bietet es teilweise eine sehr gute Atmosphäre und spielt auch geschickt mit den Stilmitteln. Die Schauspieler sind auch viel besser als erwartet, in solchen Szenen wie der Trauerfeier mit der Rede oder dem schnellen Verfall der Lehrerin. Musik und Ton sind ebenfalls gut gelungen. Und das Drehbuch sowie die Inszenierung baut eine spannende Geschichte auf, die sich nicht ganz so ernst nimmt, aber dennoch wuchtig ist. Allein dass man erst mal mit der Survivor Guilt der Überlebenden umgeht, anstatt gleich in das Chaos zu starten, fand ich richtig gut. Denn das Überleben einer Katastrophe kann manchmal ganz sonderbare Auswirkungen auf den Geist haben. Die Regeln sind auch bis zum Ende nicht klar, aber ich hab eine Theorie:
                    Der Mensch hat eine fantastische Fähigkeit, und zwar das Erkennen und Zuordnen von Mustern. Diese Fähigkeit wird bei Krankheiten wie Schizophrenie aufs Extreme gedreht, sodass plötzlich alles im Universum ein Zeichen ist, das man erkennen und dechiffrieren muss. Und genau das macht Alex auch durch. Er sieht überall Zeichen und Symbole und wenn etwas passiert, kann er all diese sauber zusammenlegen, um eine passende Narrative zu entwickeln. Und ich glaube, dass es zumindest in diesem Film sich ähnlich verhält wie beim Beobachten von Quanten Partikeln, bei denen es ein Unterschied macht, ob man sie beobachtet oder nicht. Am Ende geht es den drei Überlebenden eigentlich ganz gut. Nur als sie wieder zusammen sind und Alex abermals davon anfängt, beginnt der Fluch von Neuem mit einem tollen Stinger fürs Ende. Wenn man einfach sein Leben weiterlebt, dann wird man auch irgendwann sterben, aber man muss davor nicht in Angst kauern. Es ist Wahnsinn, der die Realität dann einfach überlappt. Und ich hätte es sehr gefeiert, wenn es wirklich nur der Wahn von Alex wäre, der dann Dinge tut, die genau das Chaos auslösen, das er verhindern möchte. Aber das ist auch in Ordnung.
                    Ich finde, man kann immer noch erkennen, dass der Film eigentlich mal eine X-Files-Folge sein sollte. Die Cops haben eine ganz ähnliche Energie wie Mulder und Scully und die Geschichte würde sich auch wunderbar für eine starke Folge eignen. Aber ich bin froh, dass sie darüber hinaus gegangen sind und einen sehr unterhaltsamen und auch viel besseren Film erschaffen haben, als man erwartet hätte. Mit einer einfachen Prämisse und einer Geschichte, die sich nicht wirklich ernst nimmt. Ich war durch und durch unterhalten und habe es wirklich nicht erwartet.

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                      Only Lovers Left Alive ist ein richtiger Jim Jarmusch Film. Der Style, die Kamera, die Inszenierung ist Jim Jarmusch pur. Eine Momentaufnahme und Erörterung der mystischen Wesen Vampire.
                      Adam ist depressiv. Er sitzt in seiner heruntergekommenen Bude in Detroit und vertreibt sich seine Zeit mit dem Machen von Musik. Eve liebt das Leben und genießt die Nächte in Algerien. Doch sie macht sich Sorgen um Adam und bucht zwei Nachtflüge, um ihm beizustehen. Zusammen erkunden sie wieder die Liebe zum Leben, bis das plötzliche Auftauchen der Schwester von Eva alles durcheinanderbringt. Aber die Geschichte ist auch gar nicht wichtig. Denn es geht eher um Vibes und die werden toll eingefangen. Von dem Umgang mit Technologie, den verschiedenen Weltsichten und entspannenden Fahrten durch die Nacht. Es ist auch schön, wie implizit alles ist. Sie sind Vampire, aber es ist nie wirklich klar, was für Vampire. Wenn sie unterwegs sind, sind die Sonnenbrillen auf der Nase und die Hände in passenden Stoffen gehüllt. Ein Vampir kann auch einfach so in ein Haus kommen, aber scheinbar bringt es Unglück. Blut hat auch verschiedene Qualitäten. Von 0 Negativen, die einen scheinbar richtigen High bekommen, bis zu verdorbenem Blut, das Vampire töten kann. Und der Titel, der am Ende nochmal an Bedeutung gewinnt.
                      Was mir am besten gefallen hat, waren die Gespräche über den Sinn des Lebens. Ich verstehe Eves Aufregung, dass er Adam das nach all den Jahren immer noch nicht verstanden hat. Selbst Obsession ist der Tod, und wenn man die Schönheit der Welt nicht erkannt hat, muss man nochmal hinschauen. Auch den Umgang mit Musik bei Adam fand ich sehr cool. Er versucht mit allen möglichen Mitteln eine Klangkulisse aufzubauen. Dass er im klassischen Sinn schöne Musik erzeugen kann, zeigt er ja mit der Geige. Aber es geht dabei mehr um den Ausdruck, den er versucht zu finden, und der sich eher in der Kakophonie erschließt. Ich mochte auch ihre Sicht auf die Gesellschaft. Für jemanden, der so viele Imperien aufsteigen und Fallen gesehen hat, schockt sie nichts in der Welt. “Have the water wars started yet? Or is it still about the oil?”
                      Handwerklich ist der Film gewohnt gut. Das Spiel von Kamera und Schnitt wird wunderbar genutzt, um die Vibes voranzubringen. Von den drehenden Betten, zu den sich rotierenden Tonträgern. Auch der Style ist so perfekt von Jim Jarmusch. Ich liebe es, wie Tilda Swinton, Tom Hiddleston, John Hurt und Mia Wasikowska aussehen. Keine Ahnung was sie mit den Haaren gemacht haben, aber es funktioniert wunderbar. Dazu die schöne Darstellung von dem zerfallenen Detroit, dem fremden Algerien, die Wohnungen der Charaktere.
                      Only Lovers Left Alive ist ein wirklich sehr schöner Jim Jarmusch Film, der nur so von seinem Charm und Witz trotzt. Als Vampirfilm finde ich ihn auch sehr gelungen, mit einer etwas reduzierten, aber dafür tiefgehenden Erörterung über dieses Wesen und das Leben an sich.

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                      • 10

                        Ich muss zugeben, dass ich etwas kritisch gegenüber der Civil War stand. Ich bin nicht der größte Alex Garland Fan. Viele seiner Filme sind sehr hit or miss für mich. Vor allem wenn es um Konzepte geht, wie in Ex Machina oder Extinction, versagt er meiner Meinung nach des Öfteren. Aber Civil War ist nicht nur gut, es ist ausgezeichnet. Die Kritik enthält Spoiler.
                        Der Film spielt in unserer heutigen Zeit. Der Präsident der Vereinigten Staaten liegt im Clinche mit den Western Forces, die scheinbar hauptsächlich aus Kalifornien und Texas bestehen. Scheinbar ist der neue Präsident so eine Gefahr, dass selbst diese zwei gegensätzlichen Bundesstaaten sich zusammen tun, um ihn zu stoppen. Die Fronten verlaufen überall in den USA und die Gewalt schwappt ständig über. Von Selbstmordanschlägen, zu Folterungen und systematischen Ausrottungen. Doch der Konflikt scheint sich dem Ende zuneigen, als die Western Forces immer näher an Washington, D.C. herankommen. Mittendrin hat man ein Kriegsfotografie-Duo, einen alten Hasen und eine blutjunge Frau, die mit ihren Fotos die Welt verändern wollen. Ähnlich wie zum Beispiel bei Apocalypse Now, ist der Film viel mehr ein Roadmovie mit dem Fokus auf verschiedene Situationen, statt einem starren Voranarbeiten zu einem Ziel. Aber ein Ziel haben sie: Den Präsidenten fotografieren und Interviewen, bevor der Konflikt endlich vorbei ist. Zusammen macht sich diese Crew auf den Weg. Dabei reist man durch das Amerika, das man aus Bildern kennt. Grüne Felder, dichte Wälder, kleine und große Städte. Aber etwas ist anders. Alles ist so leer. Die Straßen, die Wohnungen, selbst die Tiere haben scheinbar die Flucht ergriffen. Das macht dann solch einfache Dinge wie Tanken zu einem lebensgefährlichen Vorhaben. Denn auch wenn der Konflikt grob gesehen klar ist, mit zwei Fraktionen, die gegeneinander kämpfen, verfliesen diese Grenzen in der Realität. Wer ist ein richtiger Amerikaner und wer nicht? Kämpft man hier um einen großen Sieg, oder nur ums nackte Überleben. Selbst die Uniformen sagen nicht viel über die Motivationen der Menschen aus, die inmitten des Konfliktes ihre düsteren Trieben freien Lauf lassen. Mit der Waffe in der Hand werden sie zu Herren von Leben und Tod. Und das ist eine Anspannung, die sich durch den ganzen Film zieht. Ob man direkt in den Konflikt verwickelt ist, oder man versucht die Augen zuzumachen, während die Kugeln und Bomben nur ein paar Kilometer weit entfernt fliegen. Besonders bemerkenswert wird es, wenn sie eine neutrale Stadt betreten, die sich aus den Konflikten raushält. Wie in einer Folge der Twilight Zone, haben die Bewohner dort das Privileg, Vögel lauschen zu können und nicht um ihr Leben zu bangen. Dabei sieht man von kleineren Konflikten, bis hin zu großen Operationen, ein weites Spektrum des Krieges.
                        Bilder können die Welt verändern. Denn der Job ist nicht für jedermann. Kriegsfotografen sind mitten im Geschehen, mit einem gewissen Sonderstatus auf dem Schlachtfeld, das in der Hitze des Gefechts aber auch verblassen kann. Das Berufsfeld wird hier auch schön abgedeckt. Mit der Veteranin, die sich schon längst einen Namen gemacht hat. Diese Konflikte gehören für Lee schon zum Alltag. Sie drückt alles, was ihre Arbeit stören könnte, runter. Der Fokus liegt auf dem Überleben und den richtigen Bildern. Weswegen sie auch in einem Sniper Shootout die grüne Wiese genießen kann. Eine Mischung aus jahrelangem perfektionieren ihrer Kunst und Adrenalin-Sucht. Diese wird aber abrupt abgebrochen, als eine junge Fotografin dazu kommt. Statt sich nur um sich und ihren Partner zu kümmern, ist dieses neue Talent da, was Lee mehr als nur einmal an sich selbst erinnert. Vor allem wenn Jesse Emotionen zeigt, zerreißt es sie innerlich. Es ist eine wunderschöne Zärtlichkeit, die sie seit vielen Jahren verloren hat. Etwas Menschliches, das Jesse ständig verhärten lassen muss, um zu überleben. Währenddessen bricht etwas in Lee, weswegen sie am Ende quasi zerschellt. Jesse selbst möchte mit ihren Bildern die Welt verändern. Ihre Familie steckt kollektiv den Kopf in den Sand und möchte nichts von dem Konflikt hören. Das darf so nicht sein! Um in die Fußstapfen ihrer Ikonen zu steigen, wagt sie sich heraus und muss viel über Krieg und die Menschen lernen. Mit ständigen Zerreißproben an grässlichen Dingen, die man nie wieder vergessen kann. Die Leichtigkeit, mit der Menschen andere Menschen quälen und töten. Die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges, bei denen keine Rechtfertigungen und Grauzonen existieren. Ihre Naivität bringt eine ganz andere Sichtweise zu den Konflikten. Darunter auch Joel, der Assistent von Lee, der Konflikte braucht, um etwas zu spüren. Mit einem kühlen Kopf innerhalb der Situationen erkennt er auch Jesse für das, was sie ist, und möchte sie unterstützen. Denn es braucht Nachwuchs, denn richtig alt wird man in den Gewerbe nicht. Eine Ausnahme ist Sammy, der schon längst die Reißleine hätte ziehen können, doch da er nichts anderes kennt, alles für seinen Job gibt, bis zum bitteren Ende.
                        Es ist sehr clever von Garland, den Konflikt in Amerika spielen zu lassen. Nicht nur fühlt sich ein Bürgerkrieg näher an, als ob es einem Lieb ist. Er versetzt den Konflikt und die Grausamkeiten in einen Kontext, mit denen die meisten etwas anfangen können. Denn auch wenn sie auf eine menschliche Art und Weise funktionieren, fühlt sich der Krieg in Vietnam, Korea, im Nahen Osten oder der Normandy vor 80 Jahren befremdlich an. Hier wird diese Distanz aufgelöst. Von heute auf morgen kann man nicht einfach in die Nachbarstadt fahren. Kleine Handlungen wie Einkaufen oder Tanken können zur lebensbedrohenden Zerreißprobe werden. Selbst inmitten von nirgendwo kann ein Heckenschütze auf einen warten. Jegliche wohlfühlende Rückzugsorte sind verseucht mit Tod und Paranoia. Das Ganze wird noch komplexer durch die Unklarheit des Krieges. Früher gab es einfach zwei glorreiche Heere, die gegeneinander angetreten sind, hier sind die Linien viel gröber gezeichnet. Der ganze Film hat auch ein sehr stark postapokalyptisches Gefühl. Nur statt Zombies oder Aliens, sind es Nachbarn und Freunde, die ihren Verstand in dem Konflikt verlieren. Für mich, als Weißbrot, das sehr stark von westlichen Einflüssen zehrt und lebt, gibt dieser Film und dieser Konflikt eine unfassbare Nahbarkeit, die sich nicht bestreiten lässt.
                        Aber nicht nur das war ein Geniestreich. Den Film aus der Perspektive von Kriegsfotografen zu zeigen ist großartig! Sie sind genauso nah an dem Konflikt dran und setzen jede Sekunde im Feld ihr Leben aufs Spiel. Und das, was sie bieten, ist unfassbar wichtig. Es ergibt schon Sinn das der Vietnamkrieg so eine starke Reaktion ausgelöst hat. Frühere Konflikte wurden durch die verschiedenen Parteien aufgehübscht, in kleinen Clips der Wochenschau. Im Vietnamkrieg wurde eine Wahrheit hinter der Propaganda gezeigt, der die Leute erschüttert hat. Durch die Bilder dieser Menschen wird aus den kalten Statistiken und trockenen historischen Ereignissen greifbare Szenarien. Die Unantastbarkeit der Informations Hochburg wird gebrochen und zeigt die Hässlichkeit dahinter. Auch wenn sie versuchen die Grausamkeiten der WElt zu zeigen, steckt noch mehr dahinter. Das wurde toll in dem Foto von Jesse gezeigt, als Lee durch die Opfer des Attentats Fotografiert, statt die Situation zu verarbeiten oder in irgendeiner anderen Art und Weise zu helfen. Hier schlägt der Film einen fantastischen Bogen zur und mit Ästhetik. Wie man so schön sagt “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte”. Und Bilder können die Welt verändern, wenn sie einen richtig erreichen. Der Mönch, der sich im Protest angezündet hat, die kreischenden Kinder, die auf den Feldern in Vietnam vor der unendlichen Gefahr davonrennen, sind atemberaubende, unsterbliche Bilder. Die überwältigende Verzweiflung, wenn man einen sterbenden Kameraden in den Armen hält, ein komplett leerer Parkplatz mit einem abgestürzten Helikopter. Diese Bilder und ihre Ästhetik ist wichtig, denn genau das ist es, was uns Menschen anspricht. Etwas, das nicht nur die Realität zeigt, sondern auch für etwas Größeres steht. Vor allem wenn es mit einer Narrative verbunden ist. Und das ist auch ein großes Problem in der Darstellungen von solchen Grausamkeiten. Haneke hat zum Beispiel nicht unrecht, wenn er Steven Spielberg und Schindlers Liste kritisiert, indem die Vergasung der Juden auf so eine Ästhetische und dadurch auch irgendwie Manipulative Art und Weise Darstellt. So bringt man vielleicht das Gefühl den Zuschauer näher, aber es ist schon auch irgendwie ein Affront gegen die wahren Verbrechen und Opfer. Aber hier wird es fantastisch genutzt, im vollen Wissen der Kraft dieser Bilder. Nachdem Sammy getroffen wird, fahren sie in Slowmotion durch einen brennenden Wald. Die Funken bieten einen wunderschönen Tanz in der Nacht. Die verzweifelte Kakophonie im Auto hört man nicht, man sieht nur die Verzweiflung in ihren Gesichtern. Man wird von der Schönheit inmitten der Grausamkeit schier gefangen genommen. Ein Symbolbild für den Konflikt, für das, was sie gerade erlebt haben und auch für das ganze Leben von Sammy, das langsam aus seinem Körper weicht. Diese paradoxe Anmut und Symbolcharakter verschmelzen mit der grausigen Realität. So wirkt dieser Verlust nicht nur für die Geschichte im Film schwer, sondern fühlt sich auch größer an, als nur die Summe seiner Teile. Auch die Stille, die im Film immer wieder großartig eingesetzt wird und meiner Meinung noch effektiver war als ein klassischer Tinnitus auf den Ohren, wird ebenfalls großartig genutzt. Besonders stark nochmal am Ende, als eine Kollegin ihr Leben für eine andere gibt, und so kurz vor dem Ziel zu Boden fällt. Auch die Szene im Weißen Haus, mit einem Foto, das das Ende des Konflikts in wunderschöner Klarheit darstellt. Von grinsenden Menschen um einen gerade getöteten Tyrann. Ein Bild, das Geschichte schreiben wird und zum Ankerpunkt der Erinnerungen wird, wenn man darüber spricht.
                        Handwerklich ist der Film grandios. Die Bilder, die sie auf die Leinwand zaubern, sind atemberaubend. Von der Natur Amerikas, zu den Schlachtfeldern und den Orten in der Mitte, die sich aus dem Konflikt heraushalten. Die Ästhetik wird, wie zuvor schon angesprochen, fantastisch inszeniert und implementiert. Mit einem richtig guten Schnitt, einem starken Soundtrack und einem unfassbar gutem Sound Design werden Szenen zum Leben erweckt, die mich noch lange verfolgen werden. Die brutale Kakophonie bringt einem das beengende Gefühl der Konflikte auf großartige Art und Weise näher. Besonders aber die Momente der Stille sind die brutalsten, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Schauspieler sind ebenfalls gut durch die Bank gut. Kirsten Dunst bringt die abgehärtete, durch Inneres abtötende Kriegsfotografin fantastisch zum Leben. Wagner Moura beweist abermals, was er drauf hat, vor allem nach dem Tod seines Kollegen. Stephen Henderson hat mich bis jetzt noch nie enttäuscht und bringt mit seinem Alter und Erfahrungsschatz etwas Besonderes zum Team bei. Cailee Spaeny macht ebenfalls einen fantastischen Job, als Spiegelbild einer jüngeren Lee, als naive, aber wissbegierige und unfassbar mutige und hungrige Fotografin. Und Jesse Plemons muss man natürlich auch erwähnen. Er taucht nur in einer Szene auf, bringt aber das brutale Gefühl der willkürlichkeit des Krieges und der Macht der Waffe verdammt gut rüber. Mit einer Szene, wie man sie vielleicht schon öfters gesehen hat. Vom Bösewicht, der auch willkürlich tötet zu den Massengräbern. Aber noch nie auf so eine Art und Weise. Die Hoffnungslosigkeit, die sich in der gesamten Szene breit macht, ist erdrückend und erschütternd.
                        Alles zusammen machen Civil War zu einem Eindrucksvollen Film, der auf wunderbar verstörende Art und Weise den Horror des Krieges und der Menschen inmitten der Tage. Ein beeindruckendes Meisterwerk, das in einem Genre, das schon so viele Meisterwerke sein Eigen nennt, herausstechen kann.

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                        • 7

                          War Dogs nimmt sich eine interessante, wahre Geschichte und inszeniert sie großartig, zu einer Art “Wolf of Wall Street" für Waffenhändler. Eine Unterhaltsame und bissige Kritik an Krieg und Kapitalismus.
                          Man folgt dem strauchelnden David, wie er von einem Job zum nächsten hetzt, ohne wirklich nach oben zu kommen. Das ändert sich, als er einen alten Freund wieder trifft, Efraim, der sein Geld mit dem Verkauf von Waffen an das US-Militär verdient. Zusammen fliegen sie immer höher, bis die Sonne ihre Flügel aus Missachtung schmelzen lässt.
                          Handwerklich ist der Film klasse. Das unterhaltsame Drehbuch, der flotte Schnitt und die passende Musik lassen den Film großartig an einem vorbeifließen. Die spannenden Szenen sind spannend und die lustigen Szenen sind lustig. Und die Schauspieler machen auch durch die Bank einen fantastischen Job. Allen voran Jonah Hill, der hier seinen typischen Charm und Witz ausspielt, nur dass hier manchmal einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Er spielt den manipulativen Psychopathen großartig. Efraim ist ein absolutes Monster, das seine Nische gefunden hat. Ohne irgendwelche Moralvorstellungen kann er als Waffenhändler aufblühen. Er verliert auch jeglichen Bezug zur Realität, scheffelt mehr Geld als er wahrscheinlich jemals gebrauchen könnte, und bekommt einen Anfall, wenn er noch ein paar Cents rausholen könnte. Sie machen schon so viel moralisch fragwürdige Dinge, das der Sprung zum Rebranding tatsächlich nicht so weit ist. Ich mochte auch die späteren Konflikte zwischen David und Efraim. Die Dynamik ändert sich schlagartig und die Entschleierung haut auch richtig rein. Eine Reevaluierung von einer lebenslangen Freundschaft, die zeigt, dass Efraim nicht nur für andere eine Maske aufhat, sondern auch für seinen besten Freund.
                          Die Comedy ist klasse. Efraim ist ein perfekter Charakter dafür, mit seiner adaptiven Art und Weise kann er einen immer wieder überraschen. Und auch wenn eigentlich klar ist, das dies keine Helden sind, fühlt sich der Rush endlich in Bagdad angekommen zu sein, auch richtig gut an. Außerdem ist der Film auch eine schöne Erörterung des Militärisch Industriellen Komplexes und die abgründe des Kapitalismus. Passend dazu die Zitate welche immer wieder eingeblendet werden, die perfekt den nächsten Abschnitt beschreibt. Man versteht, warum sie es machen, denn der Krieg wird auch ohne die zwei Krümmel Fressenden Ratten vonstatten gehen, also warum dann nicht Krümel essen? Schnell wird das Herz von Geld umhüllt und das Geschäft mit dem Tod gamifiziert. Und das ist so in der Natur des Menschen. Ob es das Handeln mit Waffen ist, oder ein Spiel auf dem Handy, bei dem immer größere Zahlen aufploppen. Unser Hirn liebt es! Je größer die Zahlen, desto mehr Glückshormone werden ausgeschüttet. Denn das, was die beiden sind, sind Hustler. Profit um jeden Preis, Maximierung als Maxim. Hätte Efraim den Typen bezahlt, würde er wahrscheinlich immer noch zufrieden oben in der Kapitalistischen Hierarchie leben.
                          Ein unterhaltsamer und sehr gut gemachter Film, der mit seiner abstrusen Art und Weise nur mal wieder zeigt, wie Wahnsinn die echte Welt sein kann. Und für jemanden, der keine Ahnung von Waffenhandel hat, war es faszinierend zu sehen, wie das ganze funktioniert und wie die beiden das System gut hustlen konnten. Und weil ich es sonst nicht unterbringen kann, liebe ich die Szene, als die beiden noch einen Joint geraucht haben, bevor sie sich der US Bürokratie stellen. Ich glaub ich hab noch niemanden so high in einem Film gesehen. Auch nur ein sehr schönes Beispiel, wie man manchmal ohne Skrupel und Scham nach oben fallen kann, wenn man die richtige Nische findet.

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                          • 5 .5

                            In A Violent Nature ist ein interessanter Film, der mich leider nicht so abgehoben hat. Ein klassischer Slasher, der auch kein Hehl daraus machen möchte, dass er ein klassischer Slasher ist. Das, was den Film besonders macht, ist die Perspektive.
                            Am Anfang des Filmes fühlt sich etwas wie Begotten an. Eine verfallene Hütte im Wald, mit langen statischen Aufnahmen. Ein paar Jugendliche tauchen rein akustisch auf, nehmen sich ein Medaillon und verschwinden wieder. Schnell wird klar, warum die Kamera sich nicht bewegt hat. Sie ist statisch auf dem Killer geblieben. Eine Ansicht, die vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber doch etwas besonderes gibt. Wenn der große Mann durch den Wald stampft, verwirrt aber gezielt, hat das was. Die Natur wird auch wunderschön eingefangen. Diese Shots sind es, was den Film irgendwie besonders machen. Ich wünschte mir, sie wäre strikt dabei geblieben. Denn auch wenn er dann bei den Teenagern ist, steht er meistens im Hintergrund, aber oftmals gerät er auch aus dem Frame, was ich schade finde. Der Film hat mich auch etwas verloren, als er den Typ mit Kopfhörern ermordet hat. Der erste Mord war noch in gewisser Weise Notwehr (mit einem wunderschönen Übergang), wird ab hier klar das er einfach nur wild morden wird. Vielleicht war meine Erwartung auch einfach zu hoch. Etwas weniger stumpfer Slasher und mehr Frankensteins Monster. Eine Kreatur, die missverstanden wird und deshalb zu Gräueltaten bewegt wird. Teilweise wird das auch aufgebaut, mit Bezug zur Feuerwehr. Aber das geht mir leider nicht weit genug. Bei einigen der Mordszenen frönen sie dem ganzen auch zu viel. Hat der erste Schlag noch richtig wucht, beginnen nach dem dreißigsten Schlag die Gedanken zu wandern. Selbst wenn man davon schockiert sein sollte, treiben sie es so weit, dass man es kaum noch beachtet. Ein gutes Beispiel ist der Spalter, der plötzlich so viel Zeit einnimmt. Das ergibt Sinn, wenn der Fokus die ganze Zeit auf dem Killer gewesen wäre. Dann hätte man das Spektakel im Ganzen zeigen müssen, ohne flippige Cuts und schnellen Wechsel zu dem nächsten potentiellen Opfer. Aber für mich war es da schon zu spät. Gefangen hat der Film mich beim Gespräch am Ende und dem spannenden Zwischenstopp, der ein interessantes Ende zurücklässt.
                            Handwerklich ist der Film recht gut. Die Cinematographie ist teilweise herausragend und der Flair und Atmosphäre von klassischen Slasher wird auch gut eingefangen. Inklusive einer Menge Gewalt und Blut. Die Schauspieler spielen dementsprechend auch alle überzogene Archetypen, was hier auch gut aufgeht. Aber für mich, der Slasher meistens eher langweilig findet, hat der Film kein neues Verständnis für das Genre gegeben. Im Allgemeinen weiß ich nicht, was die Filmemacher eigentlich aussagen wollten. Wahrscheinlich soll der Killer eine modern geschaffene Naturgewalt sein, die sich unnachgiebig bis zu seinem Ziel durchfrisst. Ein tiefer menschlicher Trieb, der sich gewaltsam entlädt. Aber sicher bin ich mir da nicht.

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                            • 3

                              It Lives Inside ist das Regiedebüt von Bishal Dutta. Am Anfang hatte ich noch die Hoffnung, dass ein interessanter Film, mit Fokus auf das Leben eines Mädchens mit indischem Hintergrund. Mit einem Wesen aus Indien, das nun in Amerika sein Unwesen treibt. Eine Geschichte über Culture Clash, mit einem Blickwinkel, den man sonst nicht so oft sieht. Stattdessen bekommt man einen drögen, uninspirierten Horrorfilm. Wenn man IRGENDEIN Standart Horrorfilm gesehen hat, kann man diesen Film getrost überspringen.
                              Keiner der Charaktere ist in irgendeiner Art und Weise interessant, den Dämon mit eingeschlossen. Es wird grob gewisse Kulturellen Konflikte angesprochen, aber niemals vertieft. Auch der Konflikt mit ihrer Mutter wird nie wirklich entwickelt. Sie ist halt ein Teenager, die ihre eigene Freiheit haben möchte. Die Mutter erinnert sich wohlig an alte Feiertage und möchte das, ohne ihrer Tochter irgendwie zuzuhören. Wenn sie aufgelöst zu ihr kommt, wird sie nur angeschrien. Und der Wandel am Ende wirkt dann auch nicht erarbeitet. Der Dämon in dem Film gehört zu der Kategorie von Horror-Monster, die ich absolut verachte. Es gibt keine wirkliche Motivation für das Monster. Die Kräfte des Wesens schwanken ständig und auch ist es einfach extrem inkonsistent in seinem Handeln. Und dann gibt es noch die Sünde von Albträumen in Horrorfilme, die, wenn sie schlecht gemacht sind, jegliche Spannung und Immersion aus einem Film rauben können. Handwerklich hat der Film auch einige Probleme. Es gibt ein paar Nette Szenen und Einstellungen, aber diese fallen flach wenn der Film sich nicht wirklich mühe gibt. Ein Mädchen stampft durch den Regen, um komplett trocken zu sein. Mit einem Rucksack aus dem ständig Blut tropft, um ein frisch gewaschenes und getrocknetes Stück herauszuholen.
                              Leider macht der Film gar nichts Interessantes. Ich denke selbst als Fan von simplen Horrorfilmen wird einem schnell langweilig. Keine der Richtungen, die interessant sein könnten, wird eingeschlagen. Es ist ein Regie debut, deswegen kann man auch etwas nachsichtig sein. Aber alleinstehend ist der Film leider nicht gut.

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                              • 9 .5

                                Ich fand “We’re all going to the world fair” großartig und bin froh, dass sich Jane Shoebrun mit diesem Film noch überflügelt. I Saw The TV Glow ist wieder eine coming of age Geschichte, über Einsamkeit, Nostalgie, Flucht in die Phantasie und die zermürbende Kraft eines unerfüllten Lebens. Die Review enthält Spoiler!
                                Im Kern geht es um unseren Protagonisten Owen. Ein Junge, der sich nicht wirklich in der Welt oder verstanden fühlt. Er hat eine ihn liebende Mutter und einen Vater, der beide scheinbar misshandelt und wie eine verstörende Figur über ihm und seiner Mutter hängt. Auch in der Schule findet er keinen wirklichen Zugang, bis er eines Tages auf Maddy trifft und mit ihr über die Show “The Pink Opaque” eine tiefe Freundschaft aufbaut. Auch Maddys Zuhause scheint zerrüttet zu sein, mit einer Mutter, die man niemals sieht. Sie muss weg, sonst wird sie sterben. Ein Gedanke, der dann doch zu gruselig wird und Owen Hals über Kopf flüchten lässt. Jahre später taucht Maddy wieder auf und versucht Owen von ihrer Wahrheit zu überzeugen.
                                Aber nur die Geschichte zu erzählen, reicht nicht. Man muss sie sehen. Die Inszenierung ist so wunderschön, zärtlich, verstörend wie auch zermürbend. Justice Smith ist gut in dem, was er macht, aber hier überflügelt er sich selbst. Er spielt den verwirrten und missverstandenen Autist auf großartige Weise. Ist er bei sozialen Interaktionen stocksteif, spiegelt sich beim Anschauen der Serie sein Innenleben in der Mimik wider. In den Szenen, wo die Verzweiflung von Owen besitzt, ergreift, ist auch mein ganzes internes Warnsystem losgegangen. Es hilft halt auch, dass teilweise fantastische viszerale Szenen auf die Leinwand gezaubert werden. Eine herrliche Symbiose von Kamera, Set, Licht, Musik und Schauspiel. Ein Paradebeispiel ist die Szene, als Maddy in dem Zelt die Wahrheit ausgepackt. Die Sternbilder schweben um sie herum, während sie einen eindrücklich betrachten. Die Kamera zieht immer weiter zurück, als ob man langsam eine Realitätsschicht abträgt. Es fühlt sich an, als ob man seinen Körper verlässt und in der Astralebene ihr weiter zuhört. Die ganze Szene ist so fesselnd und wird erst gebrochen, als die Phantasie zu weit geht. Aber auch der Übergang danach, als plötzlich die Aspect Ratios wechseln und alles auf den Kopf stellt, ist unfassbar gut dargestellt. Genauso auch das zermürbende Ende, das mir die Haare zu Berge stehen lassen hat.
                                Ich mochte “The Pink Opaque”. Eine Mischung aus Goosebumps, Are You Afraid of the Dark und Buffy, bei der jeder versteht, was damit gemeint ist. Man kann auch verstehen, woher die Obsession kommt. Durch ständiges Wiederholen und -kauen der Geschichte und Charaktere kann der Mensch gar nicht anders, als alles immer weiter zu spinnen. Als Jugendlicher kann man sich dieser Immersion noch mehr hingeben und die dort dargestellten Gefühle erleben. So ist der Eisverkäufer ein verstörendes Monster in Erinnerung, nur um dann als Cheesy und Schlocky Kinderunterhaltung entlarvt wird. Eine brutale Dissonanz, vor allem wenn man sich früher so stark damit identifiziert hat. Und da ich auch zur Generation gehöre, konnte ich da auch mitfühlen. Aber nicht nur Gruselshows passen in diese Schablone, ich habe es doch sehr gefeiert, als plötzlich geisterhafte Pete und Pete auf der Straße standen. Eine Geschichte über Nostalgie und ungestüme Gefühle der Jugend.
                                Aber das ist ja nicht alles, was die Pink Opaque in dem Film repräsentiert. Es ist etwas Freiheit für Maddy und Owen, um aus dem grauenhaften Umfeld eine Zuflucht zu finden. Das ist etwas, was es schon immer gab und immer geben wird. Eine gewollte Flucht in die Phantasie. Ähnlich wie schon bei “We’re all going to the World Fair” spielt auch hier das Zugehörigkeitsgefühl einer Subkultur eine wichtige Rolle. Es ergibt auch Sinn, dass diese Geschichte dann die Kids so anspricht. Das Überkommen von unzähligen Problemen, immer mit einem Mitstreiter an der Seite, auch wenn man in echt weit voneinander entfernt lebt. Eine Freundschaft, die auch wirklich schön erzählt wird, von der verstörten und misstrauischen Maddy und dem Asexuelen Owen. Die Szene, als sie ihm den Geist auf den Nacken zeichnet, ist so wunderschön gestaltet, ohne jemals irgendwie sexuelle Untertöne hervorzurufen. Eine Zärtlichkeit und Berühren zwischen zwei verletzten Seelen als menschliches Grundbedürfnis. Aber darüber hinaus sind sie in der Lore der Pink Opaque auch für immer damit verbunden. Etwas, das Owen Angst macht und zur Flucht nach vorne bewegt.
                                Das Spiel mit den zwei Realitäten ist auch großartig inszeniert. Wirkt der Gedanke am Anfang noch lächerlich, weichen die Grenzen bis zum großen Bruch immer weiter durch. Die übergestülpten Realitäten verfliesen und lassen die Reue in Owen immer weiter aufkochen. Das macht die erste Flucht auch so herzzerreißend, womit Owen mit vielen Jahren Einsamkeit bezahlen muss. Er weiß nicht, was er vom Leben möchte, und wählt dann lieber die quälende Complacency. Etwas, das ihn langsam ersticken lässt. Die brutale Entschleierung zieht seine Schlieren bis zum Ende durch. Ein Paradigmenwechsel, der alles auf den Kopf stellt und neu kontextualisiert. Eine verstörende Alternative, die von der Mondänität erdrückt wird, bis er nicht mehr atmen kann. Der Zusammenbruch am Schluss hat mir wirklich das Herz gebrochen.
                                Handwerklich ist der Film eine Wucht. Die Filmemacher verstehen es mit der Kamera umzugehen, wie welche Bilder auf einen Wirken und wie man diese nutzen kann, um noch tiefer in den Film einzutauchen. EIn paar Beispiele habe ich ja schon genannt. Eine Szene, die mir auch sehr gut im Gedächtnis geblieben ist, war, als in Handschrift steht “The survivors fled underground, living in fear of the machines that now ruled the Earth”. Anschließend sieht man Owen einkaufen, in der Gemüseabteilung unter der Dekoration vergraben. Das Drehbuch ist wunderbar vielschichtig und wird durch das großartige Handwerk formvollendet. Das Spiel zwischen den zwei Realitäten wird wirklich großartig inszeniert. Inklusive den Verlauf des Filmes. Mit einer Bandeinlage dazwischen, welche das Thema des “Folge” noch einmal vertieft. Das Casting ist auch sehr gut gelungen. Über Justice Smith habe ich ja schon geredet. Fred Durst als verstörende Vaterfigur ist großartig! Nicht nur hat er diese aggressive Ausstrahlung, er selbst ist auch ein Symbolbild eines gewissen Typen Mensch, der unseren Protagonisten das Leben zur Hölle gemacht hat. Aber besonders hervorheben muss ich Brigette Lundy-Paine. Man hat schon viele junge Schauspieler verstörte Rollen spielen gesehen, aber sie geht noch weit darüber hinaus. Die Szene in dem Zelt ist absoluter Wahnsinn und wird so großartig von ihr und dem Szenenbild getragen. Wie sie beginnt die Geschichte zu erzählen, während die Sternbilder über sie fahren. Abstraktes zusammenlegen von Himmelskörpern, die durch den Drang nach Narrative im Menschen gekennzeichnet werden. Wenn ihre Geschichte weiter aufgeht, legen sich die Bilder über die Himmelskörper und machen alles so viel greifbarer und realer. Genau so eine Erfindung wie es vielleicht The Pink Opaque ist, oder die Realität in der wir uns befinden. Bis hin auf das bedrohliche Kriechen. Eine Meisterleistung!
                                Der Unzuverlässige Erzähler wird auch großartig genutzt. Nicht nur in den zuvor beschriebenen verfliesen zwischen den Realitäten, sondern vor allem auch am Ende. Den was jetzt die Wahrheit ist, weiß weder Owen, noch der Zuschauer. Jemand der sagt, dass er jetzt in einer verzerrten aber echten Realität lebt, hat genauso recht, wie die Meinung, dass Maddy recht hatte und er in dem Grab eine Wiedergeburt erfahren hätte. Das muss man erstmal hinbekommen. Eine Erörterung über das Erwachsenwerden, über die Kraft von Geschichten und den verpassten Chancen. Für mich ist es auch eine Geschichte über die Trans Erfahrung, dem verstörenden Gefühl im falschen Körper zu stecken. Nicht nur in der Androgynen Art von Maddy, sondern auch in dem Genderswap von Owen.
                                I Saw The TV Glow ist eine wunderschöne, verstörende wie auch todtraurige Geschichte, die vom Zuschauer erwartet, dass man mit ihr interagiert. Mit genügend Raum, um sich selbst zu betrachten, und trotz der Ferne zur eigenen Realität, sich in diese reinzuversetzen. Ein gutes Werk spiegelt etwas im Zuschauer wider und lässt jeden etwas anderes herauslesen. Dieser Film macht dies mit Bravour. Was für ein Kleinod!

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                                • 7

                                  Hit Man ist ein super unterhaltsamer Film der alten Schule. Das vor allem durch die Geschichte, die Dynamiken und Schauspieler glänzen.
                                  Gary Johnson ist ein Psychologie Professor, der ein ziemlich ruhiges und zufriedenes Leben führt. Er liebt seinen Job und das merkt man auch. Seine Augen fangen an zu glänzen, wenn er über Psychologie redet und er teilt sich sein Zuhause mit den zwei Katzen Ego und Id. Nebenbei hilft er der Polizei als Technikfreak beim Schnappen von Leuten, die Auftragskiller anheuern wollen. Eines Tages muss er als Killer hinhalten, da der Kollege, der das sonst macht, suspendiert wurde. Und da macht sich etwas ganz neues für ihn auf. Der eigentlich eher schüchterne Professor entwickelt sich innerhalb von Sekunden zu einem eiskalten Killer, zu einem sonderbaren Freak oder aggressiven Killer, wie man sie aus Filmen kennt. Er macht den Job so gut, dass er die Rolle des Killers für die nächste Zeit übernehmen muss. Mit etwas Vorbereitung und ein paar Kostümen kann er jeden Ding fest machen. Bis er an einem schicksalhaften Tag auf eine Frau trifft, die er davon überzeugt, lieber nichts zu machen. Die beiden fangen eine Affäre an, bei der Gary dauerhaft die Rolle des Killers Roy annimmt.
                                  Ich kannte bis jetzt Glen Powell nur peripher, aber mit der Rolle des Gary Johnson hat er mich voll überzeugt. Es ist zum wegwerfen komisch wie tief er in die anderen Rollen eintaucht. Passenden zu seinem Stoff, den er unterrichtet: Das Selbstbild und wie dieses Formbar ist. So ist es auch schön, dass er am Ende nicht Gary oder Roy ist, sondern etwas Neues dazwischen. Adria Arjona war auch großartig! Die Chemie zwischen den beiden ist unfassbar stark und ansteckend. Der Rest des Castes weißt auch keine Schwächen auf. Von den Teammitgliedern, dem suspendierten Cop, bis hin zu den Leuten, die einen Auftragskiller suchen.
                                  Der Film schafft auch einen tollen Spagat zwischen Spaß und Ernst, der niemals den Fokus verliert. Es ist einfach ein super unterhaltsamer Film, der das Rad nicht neu erfindet, aber alles, was er sich vornimmt, mit Bravour abliefert. Ich wünschte mir fast, es würde den Film als Serie geben, mit einem neuen Fall jede Woche und einen interessanten, übergreifenden Plot über die Staffel.

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                                    Boy Kills World ist ein wilder Ritt, der sich anfühlt, als ob er direkt aus einer unterhaltsamen Graphic Novel gesprungen ist. Wenn man Lust auf unterhaltsame Action mit ein paar wirklich guten Gags hat, dann kann man mit Boy Kills World nichts falsch machen.
                                    Der Film spielt in einer fiktionalen Welt, in der eine Familie das ganze Land fest in ihrer Hand hat. Um ihre Stellung immer wieder zu festigen, gibt es das jährliche Ritual namens “The Culling”. Eine öffentliche und perfide Hinrichtung ihrer Feinden. Dazwischen steckt unser Protagonist, der nach einem traumatischen Erlebnis nur ein Ziel vor Augen hat: Rache. Eine sehr einfache und klare Geschichte, die wunderbar als Vehikel für all die Action und Comedy her hält. Da unser Protagonist weder richtig sprechen noch hören kann, hat er sich eine Stimme aus seiner Kindheit angeeignet, der Announcer eines Mortal Kombat Klons, gesprochen von H. John Benjamin, der den meisten als Archer oder Bob bekannt sein sollte. Das Gimmick funktioniert und zusammen mit Bill Skarsgard entsteht eine schöne Dynamik, die in Action und Comedy überzeugen kann.
                                    Handwerklich ist der Film toll. Von den überzeugenden Designs der Welt innerhalb der Sets und Kostüme, zu großartig inszenierten Action. Die Schauspieler machen auch allesamt eine gute Figur und bringen das Drehbuch mit unterhaltsamen Dialogen und ein bisschen Overacting hier und da zum Leben. Es wird auch gerne mit der Perspektive von unseren Protagonisten gespielt, von einem kleinen Mädchen als Ninja oder einem Mann mit Bart, den er einfach nicht lesen kann. Dass die Action gut sein wird, erkennt man schon an dem Namen Yanyan Ruhian. Wenn er irgendwo auftaucht, wird muss es ein Actionfest werden. Er hat die Rolle des abgedrehten Meisters fantastisch gemimt und der Kampf am Ende ist ein klares Highlight. Aber auch sonst steckt der Film voller kleinen Twists und Kniffen. Aber wer jetzt eine tiefe Geschichte über die Korruption einer von Nepotismus durchzogenen Diktatur wünscht, der wird leider enttäuscht. Die Agenda des Filmes ist zu unterhalten, und das macht er.

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                                      Als ich zum ersten Mal von dem Film gehört habe, war ich sofort Feuer und Flamme dafür. Eine A24 Produktion über einen absoluten Durchschnittstyp, der plötzlich in Träumen von Menschen auftaucht, gespielt von Nicholas Cage? Was will man mehr? Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Produktion und Direktion des Filmes sind Bomben solide. Von den klaren Szenen in der Realität, bis zur abgedrehten Traumlogik, wird einem eine besondere Geschichte auf großartige Art und Weise inszeniert. Nicolas Cage enttäuscht abermals nicht, in der Rolle des schüchternen Professors Paul Matthews. Dabei hält er sich über die meiste Zeit sehr bedeckt in seinem Spiel, nur in den Traumsequenzen darf er auch mal die Bestie, die in seinem Herzen lebt, herauslassen. Ich glaube, ich werde den Verführer mit Halbglatze und den manisch dreinschauenden Cage nicht so schnell vergessen.
                                      Aber der Film hat dann doch eine andere Richtung eingeschlagen als ich es erwartet hatte. Ich erwartete einen Film über das kollektive Unbewusstsein, mit vielleicht einem Fokus auf Meme (im klassischen Sinne, Ideen, die sich durch ständiges wiederholen Platz im Zeitgeist finden) geben wird. Ich musste sofort an “Ever Dream This Man?” denken. Ein Meme und soziales Experiment eines italienischen Soziologen, der ein Bild erstellt hat und die Welt gefragt hat, ob auch andere von diesem Mann träumen. Aber der Film dreht sich um viel mehr plötzliche Berühmtheit, wie diese einen richtig abfucken kann, vor allem wenn man scheinbar keine Kontrolle darüber hat.
                                      Ab hier gibt es Spoiler:
                                      Was nämlich als flüsternde Studenten angefangen hat, entwickelt sich bald zu einem landes- und vielleicht sogar einem weltweiten Phänomen, das Paul in allen möglichen Träumen auftaucht und einfach nur passiv da steht. Das Gefühl des gemeinsamen Erleben fasziniert die Menschen und schweißt sie hinter Paul zusammen. Nachdem seine Frau ihn in der Realität angestachelt hat, werden auch die Träume plötzlich sexuell. Das ändert die Dynamik natürlich, vor allem in einer Szene, als er einer jungen Frau ihren unübertreffbaren Traum wahr machen möchte, und dabei an der grausamen Realität der Mittelmäßigkeit zerbricht. Aber spätestens als ein massiver Affront gegen ihn stattfindet, wendet sich sein Fame in Infamy. Unzählige Menschen haben Probleme beim Einschlafen, da jederzeit Paul auftauchen könnte, um sie auf brutale und realistische Art und Weise umzubringen. Und hier wird dann die noch wage Grenze und Abstreitbarkeit von Paul und seiner Traumversion ganz zerbrochen. Die Menschen um ihn herum haben Angst. Allein im selben Raum mit ihm zu sein, kann Panikattacken auslösen, ohne dass er irgendwas sagen muss. Ein geteiltes Trauma, das die Traumsphäre verlässt und durch sein reales ich plötzlich greifbar wird. Und das ist so tragisch. Nicht nur für all die Opfer der Albträume, sondern auch für Paul. Er ist so in seinem Verständnis von Wissenschaft und fehlender Selbstreflektion, dass er die Verbindung nicht sehen oder eingestehen möchte. Aus keinem bestimmten Grund wird er zu einer gottgleichen Figur, welche Zugriff auf etwas allumfassendes, gemeinsames. Erst als er ausversehen eine Frau tatsächlich verletzt, und es einen noch viel stärkeren und expliziten Bruch in seiner Realität gibt, bricht auch diese sonderbare Verbindung zum kollektiven Unterbewusstsein ab. Und was wir dann sehen, ist ein armer, gebrochener Mann, der alles verloren hat, für etwas, über das er keinen Einfluss verspürt. Statt ein friedliches Leben als Professor zu fristen, wird er nach wie vor gefürchtet und muss sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verramschen seiner Geschichte verdienen. Er wollte diese Berühmtheit nie, konnte mit ihr nicht umgehen und muss nun den Preis dafür zahlen. So ist es auch nicht ein Hoch aus der Glanzzeit, was er am Ende zurück möchte, sondern nur sein altes, glückliches Leben mit seiner Frau. In einer Welt, in den der Albtraum schon fast wieder aus dem Zeitgeist verschwunden ist.
                                      Auch wenn der Film sich eher um plötzliche Berühmtheit dreht, finde ich die Traum-Aspekte dennoch ganz interessant dargestellt. Uns ist allen klar, das es eine Distanz zwischen der Realität und einem Traum gibt. Aber wenn der Traum ständig wieder dasselbe erzählt und teilweise so viszeral ist, kann man auch verstehen, dass diese eigentlich “fantastischen” Elemente in der “echten” Welt manifestieren. Vor allem wenn das unbekannte Wesen plötzlich ein Gesicht, Name und Sozialversicherungsnummer hat. Ein interessanter Standpunkt, der auch etwas die Kultur im Allgemeinen beleuchtet. In dem Nachrichten oder ständig wieder gekaute Argumente irgendwann sich im Hirn festsetzen, auch wenn sie eigentlich direkt nichts mit einem zu tun haben. Aber vielleicht lehn ich mich da auch zu weit aus dem Fenster. Ich wünschte der Film wäre mehr darauf eingegangen, aber das, was sie uns gegeben haben, regt auch schon zum Nachdenken an. Von einem kosmischen Glitch, gegen den man nichts machen kann.
                                      Was ich dann noch überraschend fand, waren die Geschehnisse nach dem Zeitsprung. War alles davor noch in seiner authentischen Phantasie geerdet, nehmen sie im letzten Moment “Black Mirror” noch ein geniales Konzept weg: Die Möglichkeit, Träume zu beeinflussen, und zwar auf eine sehr direkte Art und Weise. Von Werbeträgern und den Dreamfluencers die sich verkaufen, um richtig Kohle zu scheffeln. Ein Eindringen in ein letztes Refugium, zur absoluten Gewinnmaximierung. Das ist so bitter zynisch. Ein Ereignis, was einem ein besseres Verständnis über die menschliche Existenz gibt, wird nur dafür genutzt, um einem eine köstliche, gekühlte Sprite zu verkaufen.
                                      Dream Scenario ist ein wirklich schöner Film, der viel aus einem interessanten Szenario herausholt. Eine Erörterung über Ruhm, Egos, Konflikte und eine geteilte Wahrnehmung der Welt.

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                                        über Arcane

                                        Als Arcane damals auf Netflix erschien, konnte man sich kaum vor den Liebeshymnen verstecken. Und auf den ersten Blick kann ich das nur allzu gut nachvollziehen. Die Serie sieht phänomenal aus, mit großartigem Design und Animationen. Aber nach der ersten Folge hatte ich damals schon keine Lust mehr. Nach einer Weile, und um den Hype für Staffel 2 herum, wollte ich der Show nochmal eine Chance geben und ich muss leider sagen, dass es nicht besser geworden ist. Ich finde, Arcane ist keine gute Show.

                                        Es gibt einen Begriff aus der Welt der Videospiele, die bei der Serie wie die Faust aufs Auge passt: Der Grafik-Blender. Ein Spiel, das fantastisch aussieht und einem schon beim ersten Trailer das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, aber sobald man Hand anlegt, steckt nicht viel mehr dahinter. Es sieht schön aus, aber ist weder spielerisch noch erzählerisch interessant. Denn was man Arcane lassen muss: Es sieht unfassbar gut aus. Vom Artstyle, zum Charakter Design, zur Architektur und Maschinerie ist die Serie eine absolute Augenweide. Der Style erinnert mich sehr an die Dishonored Spiele, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Wenn das ganze noch bewegt wird, wird es in eine neue Stratosphäre katapultiert. Es gibt so viele Szenen, die einem wirklich die Kinnlade runterfallen lassen. Dazu, der Mix aus 3D Animationen und gezeichnetem Rauch, Wasser, und ähnliche Effekte, gibt der Serie eine ganz besondere Atmosphäre und Flair. Und das wird nochmal getoppt von dem wunderschönen Spiel von Licht, Schatten und Farben. Allein auf dieser Basis wäre die Serie eine 9.5 von 10 für mich. Das Voice Acting ist auch ordentlich, mit ein paar herausragenden Rollen wie Shohreh Aghdashloo als Grayson oder JB Blanc als Vander und ein paar mittelmäßigen wie Kevin Alejandro als Jayce und Jason Spisak als Silco. Die Soundeffekte sind ebenfalls vom Feinsten und die eigens komponierte Musik bietet auch etwas. Bei der lizenzierten Musik hat die Show für mich komplett daneben gegriffen. Vielleicht bin ich nicht die richtige Zielgruppe dafür, aber jedes Mal, wenn das Intro oder ein anderer lizenzierter Song kam, hat sich bei mir alles zusammen gezogen. Der Vogel wird dabei von Imagine Dragons abgeschossen, die in einer Szene sogar als Self Insert in einer Gosse spielen. Ich habe selten so was peinliches/cringiges gesehen… und ich habe Cats (2019) zwei mal angeschaut. Der Schauplatz von Arcane wirkt auch gut durchdacht und eingelebt. Da hat es halt den Vorteil, dass die Lore nicht aus dem Nichts kommt, sondern wahrscheinlich durch die Jahre immer weiter verfeinert wurde. Wie ihr an dem Wort “wahrscheinlich” erkennen könnt, ich hab niemals LoL gespielt. Deswegen bin ich ohne irgendwelches Vorwissen in die Serie hineingegangen. Ich kann mir vorstellen, dass man als Fan wirklich viel geboten bekommt, mit unzähligen kleinen Details und wahrscheinlich irgendwelchen kleinen Cameos, die komplett an mir vorbeigezogen sind.

                                        Aber warum dann die schlechte Bewertung? Warum ist Arcane, meiner Meinung nach, eine schlechte Serie? Grafik Blender! Außerhalb von den überragenden technischen und handwerklichen Aspekten, habe ich schon lange nicht mehr so schlechte Charaktere und einen so uninspirierenden Plot gesehen. Das war das schlechte Gefühl, das sich damals bei mir nach der ersten Folge eingeschlichen hat. Und auch wenn die Charaktere cool aussehen und coole Dinge machen, sind sie nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Tropes. Das ist an sich nichts schlimmes, den Tropes gibt es ja nicht umsonst. Aber normalerweise wird ein Trope genommen, um den Charakter erst mal grob zu zeichnen und dann auf der Basis den Charakter weiterzuentwickeln. Aber das passiert hier nicht! Egal ob es sich um Vi, Powder/Jinx, Jayce, Silco, Mel oder sonst wer dreht, sie kommen einfach nicht über die Tropes hinaus. Alle ihre Handlungen und Reaktionen passieren nur, um den Trope zu erfüllen. Gerade in den ersten fünf Folgen gehen die Charaktere nie über ihre Tropes hinaus. Ob es Vander ist, der sich für die Kids opfern möchte, bis sich Vi für ihn opfern möchte, bis er sich für sie opfern möchte, sie sich dann nochmal für ihn und Powder opfern möchte, bis sich Vander endgültig für sie opfert. Das alles wird mit viel Pathos erzählt, aber man spürt einfach nichts. Die Komplexitätsstufe ging niemals über “Ich mag Familie und bin bereit mich zu opfern” hinaus.

                                        Die ganzen Aspekte für die Charakterentwicklungen werden nett eingeführt, aber bieten am Ende keine Tiefe. Dabei ist die Inszenierung gar nicht schlecht. Nehmen wir zum Beispiel die erste Szene, die fast ausschließlich über Bilder erzählt wird. Man sieht die Erinnerungen aus den Augen von Powder/Jinx, die aus vagen Momentaufnahmen besteht, bei denen die Augen der Toten ausradiert werden, um den Horror zu verringern. Das Treffen mit Vander ist dann auch richtig schön inszeniert, bei dem er ohne Worte die Waffen fallen lässt, um die Kinder auf den Arm zu nehmen. Auch die Szene in dem Pub später ist gut gemacht, davon, wie Silcos rechte Hand einen Typ ausnehmen will und dann Vander die Szene schnell deeskaliert und klar macht, was Sache ist. Gerade am Anfang gibt es viele solche Szenen, und es zeigt, was für ein Feingefühl das Team bei der Inszenierung bewiesen hat. Aber es gibt auch negative Beispiele. Zum Beispiel als man Mel das erste Mal sieht und sie geradeaus sagt “Wir brauchen mehr Geld und Innovation", nur um in der nächsten Szene auf Jayce trifft, der ihr genau das geben möchte. Ein Problem davon ist, dass sich die Serie einfach viel zu ernst nimmt. Zum Beispiel das Shootout zwischen Powder und Mylo oder das schlittern über Dächer. Ich bin regelmäßig vor Fremdschahm im Boden versunken. Der Humor war auch etwas, das einfach nicht bei mir gezogen hat. Auch den Gewaltgrad fand ich etwas sonderbar. Teilweise war die Gewalt ästhetisch ansprechend, manchmal kaum vorhanden und in anderen Momenten sind sie weit über das Ziel hinausgeschossen. Das ist an sich nicht schlimm, hat die Serie aber viel weniger rund wirken lassen. Aber gerade die überzogenen Szenen fühlen sich einfach viel zu selektiv an, was sich nach einem verzweifelten Versuch von Hardcore- und Edgyness anfühlt. Man kann gerne mit Edgyness spielen, aber das funktioniert halt nur, wenn die Serie sich nicht zu ernst nimmt. Mit einem Augenzwinkern lässt sich sowas vielleicht besser verkraften.

                                        Aber genug davon, lasst uns ans Eingemachte gehen. Keiner der Charaktere ist wirklich schlecht, aber sie sind allesamt so flach. Vander war früher ein Kämpfer, der heute Diplomatie bevorzugt. Er passt gut zu dem Trope des alten Kämpfers, Anführers und Vater. Und genau das ist alles was hinter dem Charakter steckt. Jayce wäre früher fast gestorben, bis ein Magier ihm und seiner Mutter das Leben gerettet hat. Seitdem möchte er Magie fesseln und nutzen um Menschen zu helfen. Dafür lehnt er sich auch über die Legalität hinaus, um sein Traum zu verwirklichen. Der Jayce nach dem Zeitsprung ist dagegen sehr passiv. Natürlich wird er in die Politik gehoben und strengt sich dort an, aber sein Akt hat er eigentlich nach dem Zeitsprung schon abgeschlossen. Klar hat er immer noch Ambitionen, aber diese sind so vage, dass er sich im Verlauf der Show auch ständig sich selbst und andere verrät. Viktor dagegen ist der viel interessantere Aspekt von Hextec. Aus dem Underbelly der Stadt hat er sich hochgearbeitet, ständig unterschätzt durch seine Behinderung, erkennt er das Potential von Jayce und hilft ihm. Im Gegensatz zu Jayce hat er sein Ziel nach dem Zeitsprung noch nicht erreicht. Er ist nach wie vor davon besessen, die Welt besser zu verstehen, mit Technologie die Welt zu einem besseren Ort zu machen und einen Namen für sich zu machen. Er ist auch dafür bereit, weit zu gehen, was man dann an seinen Narben erkennen kann. Erst als seine Experimente jemandem schaden, der ihm nahe liegt, wird er introspektiv und verständlicherweise Suizidal. Auch ist er eine der wenigen Stimmen, die den Krieg gegen die Nachbarn ablehnen und die Macht der Magie voll ausschöpfen möchte. Caitlin war auch noch etwas interessant. Ich mochte ihren Strive den Fall aufzulösen und das Gesetz einzuhalten um den Menschen zu helfen. Das sie die Tochter eines Ratsmitglieds ist macht keinen unterschied, was ich irgendwie verschwendet fand. Tatsächlich wäre sie ein super interessanter Charakter, wenn sie aus dem Underbelly käme, und sich deshalb beweisen muss. Aber die Beziehung zwischen ihr und Vi war tatsächlich ganz schön.

                                        Vi ist dagegen leider eher blass, vor allem für eine Protagonistin. Sie bewegt sich nie über Tropes hinaus, sondern fügt im Verlauf der Serie einfach immer weitere hinzu. Ein Pappaufsteller mit unzähligen Schichten ist eben immer noch ein Pappaufsteller, egal wie sehr er geschmückt wird. Ihre Kampfszenen waren fantastisch und ihr Design ist auch klasse, aber ihr ständiges Flip-Flopping treibt einen in den Wahnsinn. Und nirgendwo ist es so frustrierend wie bei der Teeparty am Ende. Es hilft auch nicht, dass man nie wirklich weiß ob ihre Motivation Rache, ihre Schwester oder beides ist. Besonders sonderbar fand ich die Ratssitzung. Sie kommt dorthin, um einen Einmarsch in die Nachbarstadt zu verhindern, und wird dann wütend, wenn sie eine diplomatische Lösung suchen. Aber sie hämmert weiter auf die Kriegstrommel, auf die Jayce aus irgendwelchen Gründen total anspringt. Ihre Schwester und Rache machen Sinn, aber es ist halt langweilig, wenn keinerlei Selbstreflexion dabei ist. Zumindest am Ende der ersten Staffel hätte ich mir da mehr gewünscht. Auch bin ich mir recht sicher, dass sie Jinx hätte überzeugen können, wenn sie nur EINMAL zuhören würde, anstatt sich grob anzubiedern, ohne irgendwas von Substanz zu sagen.
                                        Die andere Protagonistin: Powder/Jinx ist an sich ganz interessant. Sie macht den stärksten Wandel durch und mit ihrer Suche nach der Identität kann man nie genau sagen, was sie als nächstes macht. Man merkt einfach, dass niemand ihr zuhört. Weder Vi, Vander oder Silco. Er gibt ihr den größten Freiraum und Ressourcen, aber ignoriert auch ihren mentalen Verfall für seinen Vorteil. Alles, was sie wollte, war von Vi gehört zu werden. “I thought maybe you could love me like you used to” ist schon ein harter Satz, und erklärt auch warum sie zum finalen Schlag ausholt, als sie im Reflex ihren zweiten Ziehvater umgebracht hat. Die Darstellung von innerer Zerrissenheit hat mir auch ausgezeichnet gefallen. Ob es gefallene Kameraden sind, die sich übergroß über sie beugen, oder ihre Vorstellung, die Bilder ihrer pessimistischen Weltsicht realität werden lässt.
                                        Apropo zweiter Ziehvater. Mit Silco habe ich so meine Probleme. Für die erste Hälfte der Show ist er einer der schlechtesten Charaktere, die ich je gesehen habe. Eine Ansammlung von Stereotypen, bei dem jeder Satz mit Edgyness getränkt ist. Bonuspunkte gibt es für den Slow Clap. Nach dem Zeitsprung entwickelt er sich etwas interessanter. Seine Zuneigung zu Jinx (auch wenn es teilweise sehr creepy war und sich eher wie grooming anfühlte) und seine Kompromisslosigkeit für seine Ziele waren gut. Aber selbst da konnte man ihn nicht wirklich ernst nehmen. Dafür war er ein viel zu verblichenes Abziehbild seiner Tropes.

                                        Arcane hat ein paar Aspekte in der Geschichte, die ich interessant fand, die aber niemals wirklich gut herausgearbeitet wurden. Bis zum Schluss hatte ich keine richtige Ahnung, wie die Beziehung zwischen Piltover und Zaun funktioniert. Ein Ort, wo die unerwünschten gepusht wurden und sich selbst zerfleischen, während der Rest in einem Paradies lebt. So verstehe ich auch die Motivation von Silco, der sich von den Fesseln befreien möchte, um selbst etwas aufzubauen. Und ich verstehe nicht warum das ein Problem ist? Vielleicht geht es einfach um Kontrolle und das aufrechterhalten von Privilegien. Normalerweise macht man sowas um eine Bevölkerung zu unterdrücken und auszunutzen, aber alles was in der Unterstadt passiert hat keinerlei auswirkung auf das leben da oben. Auch dass sich nach dem Hextech glow up in Piltover sich nichts zwischen den zwei Städten verändert hat, ist sonderbar. Gerade von Heimerdinger hätte ich mehr erwartet, mit dem ganzen Spiel von Moral und der Besserung der Welt. Für jemanden, der schon seit tausend Jahren lebt, wirkt er sehr naiv und weltfremd. Dafür fand ich in die Szene mit ihm in den Slums sehr berührend. Und ich verstehe auch, dass der Untergrund von dem lila Zeug abhängig ist, aber wie konnte das komplett untergehen? Im Allgemeinen sind die Bewohner von Piltover viel zu sehr auf sich selbst fokussiert, was komisch ist, wenn man bedenkt, dass sie nicht in einem Vakuum leben, und das auch erst in der letzten Folge klar wurde. Ich verstehe auch nach wie vor nicht, ob es eine Stadt unter der Stadt ist, oder ob sie einfach auf der anderen Seite einer Brücke liegt? Ich denke mir, dass man das besser versteht wenn man die Spiele und Lore kennt, aber als Noob bin ich immer noch verwirrt davon.

                                        Ich wünschte mir auch, dass man mehr auf die Magie eingegangen wäre. Es ist ja klar, dass einiges davon… magisch und mysteriös bleiben soll. Aber das ganze Thema wird kaum angekratzt. Was hat es mit Magie auf sich? Wer war der Magier, der Jayce das Leben gerettet hat? Was für einen Konflikt gab es, was ist damals passiert und auch wenn sie hier Magie verboten haben, gibt es nicht noch eine ganze Welt da draußen, wo diese Kraft genutzt werden kann? Warum ist Heimerdinger plötzlich okay mit Magie, wenn man es zum Reisen nutzen kann? Es ist alles sehr unausgegoren und man hätte so viel mehr machen können. Es verändert die Gesellschaft fundamental. Nicht nur in der Stadt, sondern auch weltweit. Und darauf wird nie wirklich eingegangen. Ich liebe, wie Magie mit organischem Material verschmilzt und man so ganz neue Aspekte dieser Energiequelle gewinnt. Ich denke, das ist was, was in den späteren Staffeln noch erörtert wird. Aber so hatte ich das Gefühl, dass sie die Kernpunkte gesetzt wurden, aber dann nichts mit ihnen gemacht wurde. Ich habe immer gehofft, dass in der Jayce Storyline das noch Relevant wird, aber mehr als verletzte Egos gabs dann doch nicht.
                                        Das Pacing der Serie leidet leider unter der schlechten Geschichte. Auch wenn in jeder Folge schöne Bilder und coole Action gezeigt werden, passiert einfach viel zu wenig. Wie ein Gericht das für die Werbung gezaubert wird, was großartig aussieht aber furchtbar schmeckt. Und alle Themen die interessant sein könnten, werden auf eine sehr flache Art und Weise abgearbeitet. Und das ist was was mich in den Wahnsinn getrieben hat. Denn wie bereits gesagt: Visuell ist Arcane vom feinsten. Es ist Wahnsinn, was sie teilweise für großartige Szenen zaubern. Aber das funktioniert leider nur richtig gut, wenn kein wirklicher Kontext dahintersteckt. Als Trailer gerne, aber als Serie braucht es einfach mehr. Gegen Ende werden die Konflikte und Charaktere interessanter, da sie einfach alle Bedeutungsvoller miteinander interagieren. Aber selbst hier wird die Show von dem schlechten Drehbuch ausgebremst. Es ist so frustrierend! Es ist halt doch eine Videospielverfilmung passt einfach sehr gut. Den die Geschichte und Charaktere sind so flach, das es sich wie eine Ansammlung von Cutscenes anfühlt, anstatt einer gut ausgearbeiteten Geschichte. Ein Grafikblender eben.

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                                          Blackberry gehört zu dem beliebten Genre des Corporate Biopic. Aber ein Aspekt macht diesen Film interessanter, als es zum Beispiel bei Air der Fall ist, der kometenhaften Absturz der Firma und der Marke. Es gibt auch keine klaren Helden oder Bösewichte. Nur solche, die die Möglichkeiten erkannt haben und diese die nicht.
                                          Es ist ein Film, der den Aufstieg und den Fall des Mobiltelefon Herstellers auf eine sehr schöne und interessante Art und Weise darstellt. Jim Balsillie ist ein cleverer und geradliniger Geschäftsmann, der schnell den Wert von Research in Motion erkennt und mithilfe von einem fokussierten Co-CEO Blackberry so groß macht. Nachdem er bei seiner Firma rausgeworfen wird, übernimmt er die Geschäfte bei Research in Motion als CO-CEO. Mike Lazaridis ist ein technisches Genie und umgibt sich mit talentierten Köpfen und sie arbeiten dabei auch an etwas ganz Großem. Nur blöd wenn man kein Geschäftssinn hat und es nicht verkaufen kann. Zusammen ergeben sie erst mal ein sonderbares Paar, das dann aber doch eine sehr gute Mischung bietet. Und so kommt das erste Blackberry auf den Markt. Der Vorgänger des Smartphones, der zum ersten Mal das Internet für unterwegs angeboten hat. Und hier hat der Film meiner Meinung nach eine ganze Menge geleistet. Ich bin selbst als Programmierer unterwegs und hatte schon immer einen heiden Respekt vor den Elektrotechnik Heads, und das, was sie da entwickelt haben, muss man einfach als Revolutionär beschreiben. Ich liebe auch, wie das Konzept genommen wird und dann mit den klügsten Köpfen immer weiter gesponnen wird. Wenn der Telefonanbieter keine Kapazitäten mehr hat, muss man halt selbst Hand anlegen, um alles effizienter zu gestalten. Doch was dann am Ende gefehlt hat, war etwas Weitsicht. Denn sobald das iPhone angekündigt wurde, wirkt auch der neuste Blackberry veraltet. Der letzte Aspekt, der dem Handy das Genick bricht, ist ein Kompromiss, auf den sich Mike niemals einlassen wollte. Wunderschön dargestellt mit dem Surren vor dem ersten Meeting, das nun auch alle Blackberries betrifft. Ich fand auch die Darstellung von den Chaoten Club hin zu einer geölten Maschine sehr interessant. Das Erkennen von Limitationen und das Ausbooten derselben. Ein Spagat aus kreativer Freiheit und einem Corporate Korsett.
                                          Handwerklich ist der Film gut. Das Drehbuch und das Pacing ist klasse. Die Set-Designs und Kostüme sind ebenfalls klasse und bieten einem ein richtig gutes Gefühl für die Zeiten. Die Schauspieler sind fast alle Comedians, was den Film aber nicht zu einer Comedy macht. Irgendwie haben manche Comedians ein tolles Gefühl für dramatische Rollen. Glenn Howerton ist großartig in der Rolle des Jim Balsillie. Ein scharfsinniger Geschäftsmann, der ein gutes Geschäft erkennt und es auch bis zum Ende verfolgt. Der Binnen Sekunden explodieren kann und ein starkes Gerechtigkeitsempfinden hat, wenn es um ihn geht… der Rest ist egal. Das REM Duo wird auch toll von Jim Baruchel und Mike Johnson gespielt. Während der eine sich nur auf den Erfolg freut, geht es den anderen um mehr, weswegen er auch so traurig zusammenklappt, als das iPhone angekündigt wurde.
                                          Blackberry ist ein wirklich toller Ableger des Corporate Biopic, das mit einem schönen Fokus auf die Menschen, die Arbeitskultur und den revolutionären Technischen Aspekte punkten kann.

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                                            Ich erinnere mich noch daran, wie ich den Film als junger Mann gesehen habe, der gerade sein Abitur hinter sich hatte und seine Zeit im Zivildienst fristete. Ich weiß das ich ihn charmant fand, vor allem in seiner Indie Machart und dem widerspiegeln der Stimmung des Protagonisten auf die Umwelt. An den Plot konnte ich mich nur noch grob erinnern, als eine Liebesgeschichte, die einfach nicht sein sollte, und sich auch aus den Augen des Protagonisten etwas unfair anfühlte.
                                            Jetzt, ein paar Jährchen später, bin ich glücklich verheiratet und sehe den Film mit ganz anderen Augen. Ich habe ganz vergessen, wie unfassbar unreflektiert Tom Hanson ist. Heute würde man das am ehesten mit dem Nice-Guy Trope und Main Charakter Syndrom beschreiben. Niemand versteht seinen Schmerz, niemand versteht seine unbändige Liebe und außerdem ist eh niemand so tiefgründig und toll wie er. Wenn es ihm gut geht, schwebt er über allen, und wenn es ihm schlecht geht, möchte er den rest der Welt mit sich runterziehen lassen. Der Film ist einfach ein paradebeispiel für den Unreliable Narrator. Den eigentlich kann man nichts von dem, was man sieht, für bare Münze nehmen. Am ehesten noch die Gespräche mit den Freunden und der kleinen Schwester, denen das ganze Gehörige auf die Nerven geht. Aber dass er nicht gemerkt hat, dass sie sich ständig gestritten haben, sagt schon viel aus. Auch sein Umgang mit der Trennung, stellt er sich so stoisch entgegen, wie ein Baby, das man eine Rassel aus der Hand genommen hat. Obwohl Summer ständig klar gemacht hat, was sie möchte und wo ihre Grenzen sind, ist sie ein herzloses Monster, die dasselbige aus seinem Leib gerissen hat. So ist es auch kein Wunder, dass sobald er die Firma verlassen hat, keiner seiner alten Freunde mehr vorbeikommt. Er ist einfach ein unerträglicher Mensch, der niemals aus dem Teenagertum herausgewachsen ist. Wie direkt aus Catcher in the Rye, nimmt er sich selbst für so unfassbar ernst, und hält den Rest der Welt für dumm oder zu kleingeistig um so ein komplexes gebilde wie ihn überhaupt verstehen zu können.
                                            Aber das macht den Film so interessant. Eine ungefilterte Version der gefilterten Wahrnehmung. Das ganze wird auch herrlich inszeniert, mit den ständigen Zeitsprüngen, der blühenden oder kargen Welt. Den Gefühl Bäume ausreissen zu können und das der überwältigenden ohnmacht. Ich glaube ein wichtiges Problem von Tom ist, das er nicht auf eigenen Beinen steht. Er hängt in einem Job fest, der ihm keinerlei freude gibt, mit Freunde die mehr Kollegen sind, als wirkliche Freunde. Natürlich zieht dann die Beziehung ihn komplett mit und lässt z.B. seine Arbeit ganz anders erscheinen. Er macht sich abhängig von ihr, etwas das sie von Anfang an abgelehnt hat. Und natürlich fällt man härter, wenn man kein Fundament hat. Und ich glaube das dies auch die Message des Filmes ist. Das man diese verblümt unverblümte Geschichte sieht und erkennt wo die Probleme liegen und dieses Wissen für sich nimmt und lernt.

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                                            • 2

                                              The Invitation wirkt auf den ersten Blick wie ein weiterer Horror-Schlonz-Film von Netflix. Ein Film, den man dann irgendwie für die Laufzeit akzeptiert, oder nach 10 Minuten die Reißleine zieht. In diesem Fall hat das Erscheinen nicht getrügt. The Invitation ist eine leblose und langweilig inszenierte Geschichte, die man auf einer horny fanfiction Seite gefunden hat. Der Film fühlt sich wie das laue aufbrühen von unzähligen schon gehörten Geschichten an, die keine einzige Idee mit sich bringt.
                                              Ein Mädel, dessen Mutter gestorben ist, erfährt über ecken das sie Verwandte in England hat. Ruckzuck wird sie dort eingeflogen um diese kennen zu lernen und langsam das grausige Geheimnis aufzudecken. Und all das ist kein geheimnis. Die lächerlichen Versuche von Foreshadowing fühlen eher Faul als geschickt eingewoben an. Nichts in dem FIlm überrascht einen, geschweige den hält das interesse. Alle Charaktere sind so unfassbar flach, das auf dieser Ebene einen ebenfalls nichts geboten wird. Dabei gibt es ein paar Aspekte, die funktionieren hätten können. Z.B. wenn die Protagonisten mehr wäre als die zwei Sätze am Anfang diesen abschnitts. Das man sie erst mit Privilegien und einem leichten leben einlullt, bevor sie den wandel vollziehen. Denn Klassenkampf hätte man etwas besser inszenieren können. Schön das sie die namen der Bediensteten kennt und eine am schluss rettet, aber mehr ist da auch nicht. Ästhetisch fühlt sich The Invitation sehr billig an. Es erinnert mich an komische horny Filme, die von irgendwelchen suspekten Apps gezeigt werden und sich immer um Alphas und ihre Mates dreht. Immerhin war es unterhaltsam bei dieser sonderbaren Traumvorstellung von England beizuwohnen. Viele Szenen funktionieren auch einfach nicht, wie zum Beispiel die immer weiter aufreibende Musik und Nahaufnahmen bei dem Spa besuch, während die Protagonistin total gechillt ist.
                                              Tut euch ein gefallen und skript den film. Ich geb euch noch das beste mit, das ich von dem Film entnehmen konnte: “Wait, where did you get a bat?” “It's ironic, right? Bat, vampire.”

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                                              • 8

                                                Ich hab den Film damals im Kino gesehen und konnte mich noch daran erinnern, dass ich vieles wirklich grandios fand, aber das Abenteuer dazwischen sehr langweilig, weswegen ein gemischtes Gefühl zurückblieb. Aber ich bin sehr froh, dass ich ihn nochmal gesehen habe. Die Darstellung der Emotionen, wie sie im Kontext mit der Welt funktionieren, ist einfach grandios gemacht. Auch wie sich die Persönlichkeit bildet, wie Erinnerungen und das Gedächtnis funktionieren und wie Information Chunks immer weiter abstrahiert werden, fand ich richtig großartig. Der Film ist ein Meisterwerk, wenn es darum geht, das Denken, Fühlen und Handeln für Kinder und Erwachsene greifbarer zu machen. Das ist auch nicht überraschend, denn immerhin hatten sie DEN Emotionsforscher Paul Ekman an ihrer Seite. Und das ganze wird auch richtig schön in die Geschichte eingebunden.
                                                Die Geschichte dreht sich um eines der gruseligsten Themen, die ein Kind treffen können: Veränderung. Von der neuen Stadt, Wohnung, Schule und dem Verhalten der Eltern. So ergibt es auch der Übereifer von Joy Sinn, welcher erst im Verlauf des Filmes lernen muss, dass ein Spektrum an Emotionen das Leben so reichhaltig macht, und wenn es nur für den Kontrast ist. Aber davor wehrt sie sich vehement, und es fühlt sich an, als ob Sadness nur die Gedanken korrumpieren möchte, aber es ist eben eine neue Art der Erinnerung, was eine gewisse Sehnsucht auslöst. Denn auch wenn niemand gerne Traurig ist, ist es ein Mechanismus zum verarbeiten. Bei dem Verlust von Joy und Sadness bleiben nur noch Angst, Ekel und Wut zurück. Eine sehr schöne Darstellung, was passiert, wenn die anderen Kern-Emotionen fehlen. Denn Angst, Ekel und Wut führen zu Fight or Flight. Gegen die Eltern, gegen die Schule, gegen alles, was man geliebt hat. So zerfallen all die Inseln und lassen ein trostloses Brachland zwischen dem Hauptquartier und dem Langzeitgedächtnis. Es macht Sinn, dass sie nach Minnesota zurück möchte. Und auch die grausige Apathie, die dann im Bus einsetzt. Und erst als sie die Trauer darüber zulässt, und es auch offen zeigt, bricht diese Starre. Es ist auch schön, dass Riley und ihre Emotionen dabei mit einem größeren Kontrollpult versehen werden, und man somit auch Zugang zu komplexeren Emotionen bekommen kann. Aber auch in kleineren Situationen werden die Emotionen großartig eingesetzt. Von der giftigen Gefahr namens Brokkoli, gegen die Rebelliert wird, bis plötzlich ein Flugzeug auftaucht und es nicht mehr die Aufgabe von Wut ist. Auch wie z.B. im Kopf der Mutter alles sehr Sadness gecodet ist, da sie eine nurturing Rolle annehmen muss und beim Vater eher die Wut die Hosen anhat. Nicht das er gewaltsam ist oder so, aber auch das ist wieder sehr schön Genderkonform, was einem auch zum Nachdenken anregen sollte.
                                                Handwerklich ist der Film, wie man es von Pixar erwarten kann, fantastisch. Der realistische Stil ist sehr simpel und klar. Und die innere Welt ist farbenfroh und spaßig dargestellt. Ob es die Erinnerung Murmeln sind, die unzähligen Hirn-Winkelungen voller Erinnerungen, oder die sonderbaren Bohnen, die alle ihrer Arbeit nachgehen. Auch das Design der Emotionen finde ich gut gelungen, weil man allein schon an der Silhouette erkennen kann, was sich wohl dahinter verbirgt. Die Animationen sind auch allesamt vom feinsten. Dazu Soundeffekte und einen guten Soundtrack. Die Voice Actors machen auch einen verdammt guten Job. Ich kann mir kein besseres Casting für die Emotionen vorstellen, und bin jetzt schon traurig, dass Bill Hader und Mindy Kaling nicht mehr dabei sind. Auch Bing Bong ist mit Richard Kind perfekt besetzt, der die komische und tragische Figur toll zum Leben erweckt.
                                                Aber das Abenteuer dazwischen hat mir immer noch nicht gefallen. So viele Aspekte der Geschichte laufen wunderbar auf zwei Ebenen ab. Aber die meisten Dinge, die Joy und Sadness in ihrer Abwesenheit machen, haben keinen wirklichen Einfluss auf Riley. Klar, lernt man so viel mehr über die innere Welt. Aber ihr unsichtbarer Freund hat keine Wirkung außerhalb dessen. So fühlt sich zum Beispiel das Opfer von Bing Bong etwas flach an. Er ist jetzt einfach vergessen, aber für Riley hat sich nichts geändert. Und auch wenn ich es mag, dass die Emotionen personifiziert wurden, fand ich die Realisierung von Joy, dass Traurigkeit dazu gehört, auch wieder sehr getrennt von Riley. Das stört mich immer noch und ich habe das Gefühl, dass man das auch hätte besser lösen können, aber schlimm ist es nicht. Vielleicht soll es auch den internen Kampf darstellen, der Riley dann mit ihren neuen Wissen hilft. Aber ich bin immer noch kein Fan davon, so wird aus einer 9 eine 8. In dieser Hinsicht bin ich auch mal sehr auf den nächsten Teil gespannt. Ob die Geschichte immer noch so toll auf mehreren Ebenen funktioniert oder sie ein großen Teil wieder via Abenteuer abarbeiten wollen.
                                                Inside Out ist ein wirklich herausragender Film, der für mich ein paar schlechte Eigenschaften hat. Die Darstellung der Emotionen und des Innenlebens sind großartig. Genau so auch die Message am Ende des Films. Das ist ein Film der nicht nur Spaß macht, sondern man lernt auch noch wirklich was dabei. Gefühle sind komplex und es kann sehr anstrengend sein. Deswegen ist es schön, dass Pixar ein Werk geschaffen hat, womit sicherlich viele Menschen sich und ihre Gefühle besser verstehen lernen.

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                                                • 6 .5

                                                  Als der Film damals herauskam, konnte ich ihn kaum fertig schauen. Es hat mich wütend gemacht, was für ein an sich fantastischer Film es ist, aber die Seele von Jazz nicht verstanden hat. Und noch viel schlimmer, den Trope des “Tortured Artists” und das Leid zu Erfolg führt propagiert. Nach 10 Jahren wird es mal wieder Zeit und ich hab den Film nochmal eine Chance gegeben.
                                                  Und diesmal war es im allgemeinen auch eine viel angenehmere Erfahrung. Ich glaub dadurch das ich wusste was passieren wird und was das Ende einem bietet, bin ich nicht zwischen “Ist das ihr ernst?” und “Vielleicht lösen sie es auf” gesessen. Und da ist mir nochmal aufgefallen was für ein guter Film Whiplash ist. Von der Kamera, dem Schnitt, dem Pacing und den Schauspielern wird einem wirklich ein fantastisch rundes Erlebnis geboten. Wenn Fletcher den Raum betritt, hat sich bei mir auch alles angespannt. Das Spiel ist teilweise so brillant und dynamisch gefilmt, dass es als Musik- und Jazz-Fan einfach pure Euphorie in mir ausgelöst hat. Miles Teller macht auch einen guten Job, verblasst dann aber im Vergleich zu J.K. Simmons, den ich so noch nie gesehen habe. Man kauft den missbräuchlichen Lehrer von der ersten Sekunde ab. Aber er hat immer noch den Charm, das wenn er mal einen verletzlichen Moment zulässt, man denkt, dass er vielleicht doch nicht so ein Monster ist. Von dem Suizid seines Schülers, zu dem Verlust des Jobs und den einzige Fokus darauf, mithilfe von seinen Techniken, die nächste große Jazz Legende zu fördern. Man will ihm irgendwie glauben. Genau wie Andrew der auf ihn hochschaut. Der sein Tadel und Missbrauch als Zeichen nimmt, um besser zu werden und sich weit über seine Grenzen hinaus zu pushen. Das klingt auf dem Papier erstmal toll. Aber so ist es nicht. Er macht sich fast kaputt bei dem Versuch irgendwelche unbekannte Ansprüchen gerecht zu werden. Ein Drummer mit zertrümmerten Fingern kann nicht viel machen. Und bei den Szenen habe ich immer gehofft, das dies die Message ist, die der Film machen möchte. Das dies nicht die Lösung ist. Das solche Mittel nur Arroganz, Wut und Hass hervorbringt. Es wird auch toll gezeigt, wie angespannt das gesamte Orchester ist. Jeder von ihnen hat so etwas durchgemacht und verpflichtet sich zur vollen Loyalität. Eine Loyalität die Technisch vielleicht stark ist, aber welche jegliche Passion aus der Musik nimmt. Technische perfektion ist auch beeindruckend, aber das ist nicht wirklich Jazz. Jazz ist ein lebendiges Wesen, das bei jedem STück wieder neugeboren wird. Fehler können natürlich in einem Stück stören. Wäre es zum Beispiel klassische Musik, kann man das verstehen. Aber im Jazz können Fehler dazu führen, etwas neues zu zaubern. Das wird hier niemals angesprochen, und es ist wahrscheinlich in einem Ensemble auch anders, aber man weiß ja, dass Flechter auch nicht davor zurückschreckt, jemanden für nicht vorhandene Fehler klein zu machen. Es werden immer nur ein paar Jazzmusiker angesprochen, die die Philosophie von Fletcher wahrscheinlichen teilen. Aber es gibt so viele großartige Musiker, die wahrscheinlich an der starren Atmosphäre erstickt wären. Ob es Miles Davis, Grant Green oder Victor Wooten ist. Musik ist mehr als nur eine Suche nach der Perfektion. Perfektion ist fest und starr, wie ein ausgestopftes Tier. Wenn es stattdessen um ein klassisches Orchester gegangen wäre, hätten so viele Aspekte besser funktioniert. Dort ist jeder Fehler tatsächlich tödlich und es gibt keine Handhabung oder Fähigkeiten dazu, das zu kaschieren. Ich mag auch den Trope des gequälten Künstlers nicht besonders. Man kann es gut machen, Black Swan hat das ja gezeigt. Klar kann man vielleicht bei ein paar Menschen so etwas großes herauskitzeln, aber was ist mit all denen die dabei die Liebe zur Musik verlieren? Wie viele interessante Kunst wird niemals das Licht der Welt erblicken, durch so ein Mindset. Außerdem ist es schwer, irgendetwas zu erschaffen, wenn man von Schmerz gequält ist. Ich hatte bei dem Film immer die Hoffnung dass Andrew das erkennt und aufwacht, aber das passiert nicht. Was auch als Rebellion beim letzten Konzert begonnen hat, wird am Ende zu einer Anbiederung und Bestätigung davon das Flechter recht hatte. Und das geht mir einfach gegen den Strich.
                                                  Whiplash ist ein wirklich herausragender Film, der mir aus so vielen persönlichen Gründen nicht gefällt. Der Film an sich ist eine 8 - 8.5. Aber ich kann einfach nicht über die Probleme, die ich darin sehe hinwegschauen, weswegen es Punktabzug gab.

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                                                    Tarot ist ein absoluter Standart Horrorfilm. Die Geschichte, die Charaktere und der Verlauf des Filmes ist absolute Stangenware und wird einen während des Filmes niemals überraschen. Wenn man was besonderes erwartet, wird man enttäuscht. Wenn man sich aber berieseln möchte, bekommt man absolut stinknormales Horror Comfort Food geboten. Es ist nicht eklig, es macht satt, aber das wars. Handwerklich ist der Film in Ordnung. Genau so auch die Schauspieler, (bis darauf, dass sie wirklich nicht im Highschool alter waren). Den Plot muss ich auch gar nicht erklären. Wenn man “Truth or Dare” oder irgendein anderen Horrorfilm von dieser Art gesehen hat, bekommt man dasselbe nochmal aufgekocht. Aber auch wenn es Stangenware ist, mag ich, dass sie sich in vielen Bereichen Mühe gegeben haben. Die Sets sind immer ganz Nett, und man bekommt von dunklen Gängen, gruseliger Keller bis hin zu einem Aufzug und einer Zaubershow viel geboten. Ich mochte auch sehr, wie wörtlich der Fluch genommen wird. Vom Aussehen der Kreaturen bis zu den Tötungsarten. Man hat das Gefühl das die Monster aus den Karten sich immer richtig viel mühe geben mussten, um der Prophezeiung zu entsprechen. Wenn es ein Film aus deren Sicht geben würde, mit Planung und allem drum und dran, wie eine Art Horror Heist, würde ich ihn sofort anschauen. Mein Favorite davon ist der Fool der Peekaboo mit Aufzugstüren spielt.
                                                    Wenn man keine Erwartungen und wenig Kapazitäten hat, kann man sich von dem Film berieseln lassen. Für alles andere muss man sich auf eine durchschnittliche Enttäuschung einstellen.

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