Nebenniveau - Kommentare
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Arrested Development ist meine Lieblings-Comedy-Serie. Ein grandioses Zusammenkommen von starken Drehbüchern, Prämissen, Charakteren, Schnitt und Kamera. Diese Kritik behandelt nur die ersten drei Staffeln, da ich mir die vierte und fünfte nie wieder antun möchte (drei mal haben gereicht).
Arrested Development ist eine perfekte Symbiose von Schauspiel, Drehbuch und Inszenierung. Ich könnte Seitenweise über den Schnitt schwärmen, der mit einem grandiosen komödiantischen Timing genau weiß wann man Szenen beenden oder umwerfen muss. Mit einem Haufen Witze, die sich teilweise über die ganze Folge oder gar mehrere Folgen ziehen. Das liegt an dem Drehbuch, das auf mehreren Ebenen funktioniert und aus jeder Situation und jedem Treffen das meiste herausholt. Die Show ist so vollgespickt mit Witzen, dass man auch nach dem x-ten Mal neue Dinge entdeckt. Jedes Wort, jede Aktion und Geste sind wunderbar miteinander verzahnt. Und gerade wenn es um Wortwitz geht, ist diese Show unschlagbar. Wortwitze werden gerne mal belächelt, aber hier wird es zu einer Kunst erhoben, bei der teilweise ein Wort plötzlich so viele Bedeutungen annehmen kann, dass daraus nur Chaos resultieren kann. Ein Aspekt, den ich auch extrem an der Show genieße, ist das Foreshadowing. Allein wie viele Witze sie über Busters Hand erzählen, bevor er das erste Mal ins Wasser steigt, ist brillant.
Aber all das würde nicht wirklich aufgehen, wenn die Show kein so festes Fundament hätte. Die Charaktere sind allesamt nicht nur zum Wegwerfen komisch, sondern auch ständig in sich stimmig. So reicht eigentlich schon eine Prämisse, sodass die Charaktere ein Eigenleben entwickeln. Es werden auf unfassbar geschickte Art und Weise Story-Stränge und Charaktere miteinander verwoben, dass sich alles, so absurd es auch erscheinen mag, ehrlich und organisch anfühlt. Und das Casting ist so gut, dass einige Schauspieler einfach unumstößlich mit den Charakteren verbunden sind. David Cross wird immer Tobias bleiben, genauso auch Tony Hale als Buster, Jason Bateman als Nichael und selbst Nebenrollen wie Charlize Theron, wird in meinem Herzen doch immer etwas Mr.F. bleiben.
Wenn man die Show noch nicht gesehen hat, holt es nach! Es lohnt sich! Vor allem für eine nun etwas ältere Show hält sie sich immer noch fantastisch!
Puh, was für ein unfreiwillig zynischer Weihnachtsfilm. Nach etwas mehr als einen Monat gibt es das Geldgrab Red One nun auch zu streamen. Mal schauen was das langsam ausschleichende guter Wille was “The Rock” angeht und 250 millionen Dollar so zaubern können. Etwas, das schon sehr bezeichnend ist, ist mein Widerstreben, diese Kritik zu schreiben. Ich habe mich einen Tag nach dem Film für die Kritik hingesetzt und sofort wieder die Lust verloren. Ich habe schon schlimmere Filme gesehen und wenn euch Red One gefallen hat, will ich es euch auch gar nicht madig reden. Aber wenn es anderen so geht wie mir, hoffe ich, dass ich die richtigen Worte finde, die mein Ekel für diesen Film ausdrückt.
Etwas, das mich von Anfang an gestört hat, ist die Machart und wie ernst sich der Film nimmt. Gerade Weihnachtsfilme leben doch davon, dass man die Welt etwas magischer betrachtet. Sie sind dafür da, etwas abzuschalten und sich in Weihnachtsstimmung zu bringen. Das ist natürlich kein Muss, aber gerade bei einem Film wie Red One es sein will, dann doch irgendwie. Bevor ich ein großes Geheimnis daraus mache, sage ich es einfach geradeaus. Ein Weihnachtsfilm, bei dem es mehr darum geht, den kapitalistischen Weihnachtsmann mehr Geschenke ausliefern zu lassen und deswegen gegen einen heidnischen Kult kämpft, ist furchtbar. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass es sich bei Red One auch um ein Pet Project von Jeff Bezos handelt. Nicht nur sieht der Weihnachtsmann ihm relativ ähnlich (oder wie viele Santa Claus gibt es mit Glatze?), sondern Weihnachten kann nur davon gerettet werden, wenn mehr Geschenke unter dem Baum liegen. Dass er sich noch zurückgehalten hat, nicht auf all das Geschenkpapier ein Amazon Branding zu packen, ist schon bemerkenswert. Selbst die zynischsten Weihnachtsfilme haben Nächstenliebe, Familie und geteiltes Glück als Thema. Dass man denkt, dass Weihnachten dieses Jahr ausfällt, nur weil jeder ein Geschenk weniger bekommt, ist lächerlich. Vor allem wenn der Plan der Bösewicht ist, über die Hälfte aller Menschen in eine Kugel für den Rest der Zeit zu stecken.
Die Ernsthaftigkeit der Geschichte beißt sich einfach tonal mit allen. Sie versuchen einfach einen Marvel Film (im goldenen Zeitalter) zu basteln, ohne Idee warum diese Folge so erfolgreich waren. Den auch wenn sich die Filme teilweise sehr ernst nehmen, schaffen sie es einen leichten ton hineinzubringen der einem ein unterhaltsames Erlebnis bietet. Man merkt das sie diesen Spagat machen wollte bei der Einführung von Jack. Er soll etwas aus dem Institut klauen udn beobachtet die Umgebung und schafft einen sehr chaotischen Plan der am Ende dann doch aufgeht. Das soll charmant wirken, kam bei mir aber eher angestrengt an. Dasselbe ist auch bei dem Charakter Callum, der auf ultra flache Art und Weise mit einem Influencer gezeigt bekommt, wie abgebrüht und kalt die Leute heutzutage sind. Was lächerlich ist, wenn er wirklich ein hundert Jahre altes Wesen sein soll. Aber was solls. Ich hab an sich auch kein Problem mit der Entführung des Weihnachtsmanns, aber muss man dabei das FBI und Dark Web aufgreifen? Es wird auch nicht besser, wenn eine dröge Sequenz an die nächste geklatscht wird. SElbst im Reich von Krampus, wo sie zumindest den Anschein halten, etwas interessantes zu machen, wirkt am Ende nur unendlich gestreckt und unnötig. Man hätte sehr gerne etwas mit der Brüderschaft der zweien machen können, aber so bitte nicht.
Handwerklich ist der Film leider auch nicht das Gelbe vom Ei. Klar, das GCI sieht aus, als ob man viel Geld hineingesteckt hat. Aber es will sich einfach kein durchgehender Stil finden, der zu dem Film passt. Da helfen auch nicht die drögen Sets, die zauberhaft sein sollen, aber am Ende nur seelenlos wirken. Dazu kommt, dass mit den meisten interessanten Ideen, die sie aufbauen, nichts wirklich gemacht wird. Die Übernatürliche Welt mit Geistern und Kreaturen aus allen möglichen Festivitäten, einer Organisation, die diese verwaltet und der Weihnachtsmann selbst als cooler Muskelprotz funktioniert allesamt nicht. Vor allem die Gefahr durch die Hexe wird inszenatorisch zunichte gemacht, da man sie quasi komplett ignoriert. Ihre Geschichte und ihr Plan sind nur im Film drin, damit Callum jemandem hinterherjagen kann. Und in dieser Hinsicht ist der Film leider auch eher subpar. Denn wenn man sich das Marketing anschaut, soll es sich ja hauptsächlich um die Action und die sonderbare Welt drehen. Die Action wäre vor 10-20 Jahren noch gut gewesen, aber heutzutage fühlt sich das ständige hin und her schneiden sehr veraltet und dröge an. Auch Schauspielerisch, obwohl dort viele Stars drin sind, ist der Film eher mittelmaß. Man spürt Chris Evans die Unlust durch den ganzen Film an.
Es gab zwei Szenen, die ich unterhaltsam fand. Der erste Kampf mit dem Schrumpfstrahl war unterhaltsam und die Geschenke verteilt am Ende waren toll und cool inszeniert. Deswegen gebe ich pro Szene einen halben Punkt. Sonst ist Red One ein Film, der sich selbst nicht verstanden hat und einem auf keinerlei Basis etwas Interessantes bietet. Vielleicht ist es ein Film, den man um die Weihnachtstage im Fernsehen laufen lässt, als Hintergrundbeschallung. Aber es ist auf jeden Fall nicht das Werk, das 250 Millionen Dollar wert ist. Vor allem nicht mit "The Rock", der ein Fünftel davon an sich gerissen hat. Der Oppenheimer in IMAX gesehen und gesagt hat, das müssen wir mit diesem Film machen. Immerhin habe ich jetzt ein tolles Beispiel, wenn man über seelenlose Hollywood Filme redet. Das ist doch etwas…
Santa Claus mit Muckis ist ein Film, den ich mal als Kind gesehen habe und als ganz ulkig im Kopf hatte. Da meine Frau und ich gerade gerne alle möglichen Weihnachtsfilme schauen, war es auch mal wieder Zeit für Hulk Hogan als Weihnachtsmann.
Und natürlich ist Santa Claus mit Muckis kein cineastischer Triumph, das will es aber auch gar nicht sein. Es ist ein drolliger Film, der sich und alles drum herum nicht wirklich ernst nimmt. Das fängt bei der absolut überzogenen Narration an, geht dann über den Charakter von Blake, der einfach nur reich und gelangweilt ist. Am Anfang fühlt es sich so an, als ob er der Bösewicht des Films sein soll. Mit einem Hauspersonal, bei dem die kämpferischen Fähigkeiten an erster Stelle stehen. Denn nicht nur vertreibt er verschiedene Muskelpulver Produkte, er liebt es auch, zu seinem eigenen Vergnügen Chaos zu stiften. Bei einer Flucht vor der Polizei versteckt er sich in einer Mall, als Santa verkleidet, der eins auf den Deckel bekommt und sein Gedächtnis verliert. Ein absoluter Klassiker! Vor allem wenn der Typ, der ihn gefunden hat, sein Geld möchte und ihm deshalb erzählt, dass er Weihnachtsmann ist. Und ich glaub ich hätte es auch geglaubt, so begeistert wie alle auf ihn reagieren. Als er die kleine Hütte der Elfen verlässt, ist es so, als ob der Hauptact nach ewig langen Warten endlich die Bühne betritt. Und zum ersten Mal nutzt er seine Muckis für das Gute, als er ein paar Störenfriede aufmischt. Magisch wird von dem Spendenaufruf eines Waisenhauses angezogen und entscheidet sich, ihnen zu helfen. Die Hilfe haben sie dringend nötig! Mr. Frost hat schon alle Immobilien um ihn herum aufgekauft und möchte nun endlich auch das Waisenhaus bekommen und schickt deshalb seine Böse Wissenschaftler los, um sie von dem Grundstück zu vertreiben. Doch Santa ist nun da und hält den gefährlichen Eiswagen mit purer Kraft zurück. Anschließend entwickelt sich eine wirklich nette Freundschaft mit Santa, seinem zwielichtigen Elf und den Bewohnern des Waisenhauses. Irgendwann stellt sich heraus, was Frost vor hat. Er möchte in die Minen, die unter der Kirche liegt und dort magische Kristalle abbauen und verkaufen. Deswegen lassen die Bösewichte auch nicht nach und greifen immer wieder an. Der Geologe mit seinem Werkzeug, der Chemiker mit seinen Gasen, die Elektro-Expertin mit Blitzen und der gute Doktor mit Worten und seinem Stethoskop. Und nachdem unser Santa ein weiteres Mal ausgeknockt wird, werden die Bewohner als Geiseln genommen. Der Grund? The children yearn for the mines! Oder wer soll sonst die Kristalle dort unten abbauen? Doch als Santa nochmal erwacht, wird ihm einiges klar. Nicht nur dass er eigentlich Blake ist, sondern auch dass er im selben Waisenhaus aufgewachsen ist mit seinem damaligen besten Freund Frost. Was für ein Twist! Perfekt für den Film, der dann auch erklärt, warum er sich so zu dem Waisenhaus hingezogen fühlt. Und nach einem Kampf von Santa auf Steroiden gegen einen Germanophoben Mann in einem Schutzanzug liegt das Waisenhaus in Trümmern. Aber das ist kein Problem, wenn man Geld hat! So bekommt man ein nettes Happy End mit einem letzten Blick auf die Bösewichte in Ketten.
Natürlich ist der Film im klassischen Sinne nicht gut. Er besteht aus Unmengen von lächerlichen Szenen, überdrehten Charakteren, die kaum irgendwelche Tiefe haben. Aber was der Film auch macht, ist Spaß! Ich hatte echt ne überraschend gute Zeit. Viele der Szenen sind wirklich unterhaltsam. Gerade weil sie sich nicht ernst nehmen. Mit einer Riege von Bösewichten, die direkt aus einem Samstagmorgen Cartoon entsprungen sind. Und ein Hauptdarsteller, der auf Teufel komm raus nicht Schauspielern kann. Was er aber kann, ist seine Körperlichkeit nutzen, und das funktioniert hier wunderbar. Der Rest der Schauspieler macht auch allesamt einen guten Job. Allen voran Don Stark als der zwielichtige Larry, der binnen weniger Sekunden seine gesamten Sprachduktus und Körpersprache verändern kann. Mit Kindern, die einen guten Job machen, von Mila Kunis bis Brenda Song, die hier zum ersten Mal geschauspielert haben. Bis zu Ed Begley Jr. als Mister Frost mit seiner grandiosen Posse. Selbst so Nebenrollen wie Clint Howard als Polizist, sind wirklich ulkig gestaltet und geben dem Film einen besonderen Charme. Außerdem finde ich es stark, dass der Film eine strenge ACAP Haltung hat. Dass sie am Anfang von ihnen verfolgt werden, macht Sinn, aber bei der Rettung der Kinder hätten sie gerne helfen können. Aber nein. Kein Raum für Bullen! Stark!
Santa Claus mit Muckis ist ein ulkiger und charmanter Film, der sich nicht zu ernst nimmt und mit seinen Konzepten und Charakteren Spaß hat. Ich und meine Frau hatten eine gute Zeit.
Santa Clause ist ein Film, der mich ehrlich überrascht hat. Ich habe den Film wahrscheinlich ein, oder zwei mal auf Sat.1 mit Werbeunterbrechung gesehen und wahrscheinlich währenddessen mal umgeschaltet und vergessen, dass ich eigentlich gerade einen Film anschaue.
Irgendein gelangweilter Anwalt hat die nötigen Weihnachtsvorbereitungen getroffen. Und als er den Namen Santa Claus liest, muss er kurz innehalten und kichern. Santa Claus… Santa Clause… Vielleicht könnte man damit was machen. Und wer hätte gedacht, dass diese unfassbar technische Prämisse so gut aufgeht. Man erlebt die Geschichte durch die Augen von Scott Calvin und seinem Sohn Charlie. An Heiligabend soll der Sohn auch Zeit mit seinem Vater verbringen. Dieser stellt sich bei so einigem Quer. Er lässt sich extra Zeit, um seine Frau und ihren neuen Mann zu nerven, hat nichts vorbereitet und endet wie alle anderen Geschiedenen Väter an Heiligabend gemeinsam bei Dannys. Der Rückzugsort für inkompetente Väter zur Wahrung des Images. Charlie ist ziemlich enttäuscht, doch das ändert sich bald, als etwas auf dem Dach poltert und zu Boden kracht. Scott hat aus Versehen den Weihnachtsmann umgebracht! Charlie kann sein Glück nicht fassen und zwingt seinen Vater quasi dazu, den Job von Santa zu übernehmen. Er zaubert sich durch Schornsteine, auch dort wo keine sind, und endet dabei am Nordpol, der buchstäblich ein Pol ist. Unter ihnen ist die Werkstatt des Weihnachtsmanns, wo die Elfen auf Hochtour sich schon für das nächste Jahr vorbereiten. Allein das würde eigentlich schon für einen Film reichen, aber Santa Clause geht noch einen Schritt weiter. Morgens wacht er in seinem SC Pyjama auf und weiß nicht, was letzte Nacht vorgefallen ist. Charlie ist sich sicher das sein Vater der Weihnachtsmann ist und posaunt das auch stolz heraus, zum leid seiner Mutter und Stiefvater, die in dem glauben an den Weihnachtsmann einen Wahn sehen, der so gefährlich für den Jungen ist, das man die alleinige Erziehungsberechtigung einholen muss. Währenddessen muss Scott mit seiner Rolle zurechtkommen, die wunderbar Szene für Szene eingeführt wird. Mit einem immer größer werdenden Bauch und immer grau werdenden Haar. Trotz anfänglicher Skepsis lernt Scott langsam seine Rolle kennen und lieben. An Thanksgiving möchte er noch einmal seinen Sohn sehen und nimmt ihn dann kurzerhand zum Nordpol mit. Zusammen mit den Elfen bereiten sie sich auf das Weihnachtsfest vor, in dem endlich alles zusammenkommt und auch der letzte auf der Straße, nach dem dritten Flyover versteht, dass Santa echt ist.
Die Prämisse, dass wenn man Santa tötet man seine Rolle übernimmt, ist so wahnwitzig. Aber es klappt! Dabei schafft der Film einen grandiosen Spagat zwischen Unterhaltung für Kinder und für Erwachsene. Kinder sehen ein tolles Abenteuer, bei dem sie sich in die Schuhe von Charlie versetzen können. Eine Welt, die sehr literal/buchstäblich ist, bei dem ein Ballroom (also ein Ballsaal) zu einem Raum voller Bälle wird. Bei dem Charlie dem Pendant von Q hilft, neue Technologie zu entwickeln. Ein großartiges Erlebnis, das nicht mal von seiner Phantasie begrenzt wird, mit richtig tollen Sets, die einen in die Welt ziehen. Und als Erwachsene hat man Scott, der den Geist eines Geschiedenen Vaters perfekt repräsentiert. Mit vielen kleinen Gags, die an den Kids vorbeiziehen, aber dafür nochmal richtig treffen. Die Szene im Dannys, als er in den Wolken brüllt: “When I wake up, I’m getting a cat scan” (Wenn ich aufwache, lass ich eine Computertomographie machen), macht das einfach Spaß. Er ist auch viel sympathischer als ich anfangs angenommen hätte. So kommt wirklich alles schön am Ende zusammen. Inklusive warum die Mutter und ihr Mann nicht an den Weihnachtsmann glauben, auch wenn Jahr für Jahr besondere Geschenke unter dem Baum liegen. Und es funktioniert so gut, weil alles so charmant ist. Von den Kostümen, zu den Charakteren und auch der Inszenierung der Geschichte. Nicht nur durch die langsame Verwandlung in Santa, sondern auch durch all die Agenten, die einem irgendwann auffallen. Und etwas, das ich nicht unerwähnt lassen darf, ist das CGI, das genauso aussieht wie man sich das Budget CGI aus dem Jahr 1994 vorstellt.
Rebellion aus dem Wohlstand.
Lords of Chaos ist ein Film, den ich so nicht erwartet hätte. Ein faszinierender Einblick in ein düsteres Kapitel Norwegens, mit einer großartigen Erörterung über Subkulturen und den verschiedenen Typen, die von diesen angezogen werden.
Der Film fängt schon sehr charmant an, bei der man sofort in die Welt von Euronymous als Teenager geworfen wird, der aus dem Status Quo ausbrechen möchte und deswegen all seine Passion und Energie in seine Musik und deren Subkultur hineinsteckt. Er möchte herausstechen aus den anderen Bands, die dieselbe Musik spielen, aber ohne tieferen Sinn oder mit der fehlenden Härte. So gründet er die Band Mayhem und findet durch ein offenes Casting auf ihren Sänger Pelle. Ein tief verstörter junger Mann, der all die Texte über Tod, Verdammnis und Satan nicht auf die leichte Schulter nimmt. Er sehnt sich nach dem Tod, nach Blut und Zerstörung. So springt er aus einem Auto, um sich an einem Fuchs Karkas zu laben, jagt gerne Katzen, vergräbt seine Klamotten, die sie richtig verrotten und atmet auch gerne mal tief den gestank von Tod ein, um ihn in die richtige Stimmung zu bringen. Er stellt eine der Typen der Subkultur dar. Menschen, die wirklich verstört sind und in diesem Exzess und der Zelebrierung von Tod und Verderben etwas Tröstung finden. Der die Zuschauer nicht nur mit seiner Stimme und Bühnenpräsenz überzeugen möchte, sondern alles von sich aufreißen möchte, damit sich andere an ihn laben. Der Euronymous herausfordert den Hebel umzulegen, nur um sich dann später endlich dem Ende umarmen entgegenwirkt. Schockiert und genervt nutzt Euronymous den Suizid als Mittel um sich zu profilieren. Ob es das Albumcover ist, oder die Knochen, die alle Mitglieder von Mayhem tragen müssen, um den Geist von “Death” Präsenz zu halten. Ein Großmaul und Poser, der es liebt, sich gegen andere zu profilieren und auch gerne im Ruhm anderer badet. Es geht ihm nicht darum, irgendwelche Inhalten zu transportieren, er möchte sich nur mit ihnen schmücken. Jemand der Autorität genießt und sich durch Ausgrenzung profilieren möchte. Etwas, das ihm im Verlauf immer weiter Ärger, aber auch Ruhm besorgt, bis zur Entschleierung gegen Ende des Films, bei dem auch er zugeben muss, dass er nur ein einfaches Leben möchte. Zu sagen das man sich nicht verkaufen möchte, verkauft sich einfach so verdammt gut. Eine Wandlung, die er dann auch akzeptiert, mit einer schönen Zeremonie und Szene, bei der ihm die Haare geschnitten werden. Und dann noch der dritte im Bunde, Varg. Ein schüchterner Junge aus reichem Haus, der einfach zur Subkultur gehören möchte, und sich, vor allem am Anfang, damit sehr blamiert. Immerhin hat er Talent, denn das Demo überzeugt nicht nur Euronymous, sondern verhilft ihm auch zu immer mehr Erfolg. Und er hat Ideale, die er nicht verraten möchte. Ob es der verzicht auf Fleisch und Alkohol ist, oder das er dem Nazi einfach eine reinhaut. Varg ist auch ein Pen & Paper Nerd, weswegen es auch Sinn macht, dass er sich richtig in die erfundene Rolle reinfindet. So wird erst eine Kirche abgebrannt, worauf die nächsten Folgen warten, bis es zu einer richtigen Epidemie wird. Doch auch wenn er einen auf Hart macht, um den wahren Geist von Norwegian Black Metal vorzuheben, ist er nicht besser als Euronymous, wenn auch aktiver. Denn ich habe schon sehr viel Kritik über die Kirche gehört, aber dass sie ein zu guter Einfluss auf die Welt ist, ist mir auch noch nicht zu Ohren gekommen. Genau so auch mit dem Mitbewohner von Euronymous, der aus Profilierung Gründe einen Mann brutalst absticht. Eine Szene, die, wie eigentlich alle Gewaltszenen im Film, sehr lange und gnadenlos in ihrer Inszenierung ist. Und ein weiterer Beweis, dass der schwarze Zirkel für nichts und niemanden einsteht. Denn wenn du eine marginalisierte Person umbringt, die eh schon einen schweren Stand in der Gesellschaft hat, gehörst du nicht zu der Konter Kultur.
Ich spreche jetzt nicht über die gesamte Metal Kultur, das wäre auch gar nicht möglich. Eine Ex-Freundin hat mir gezeigt, dass die Subkultur vor allem für Gemeinsamkeit steht und als Sammelort von Leuten, die sonst keinen Zugang finden. Aber wie mit jeder Subkultur gibt es verschiedene Auswüchse davon, dieser hier ist ein tolles Beispiel, wie lächerlich es sein kann. Alle Jungs aus gutem Haus rebellieren ohne etwas zu haben, wofür es sich zu rebellieren lohnt. Die dann einen Raum schaffen, der von toxischen Auswüchsen nur so sprießt. So war der Träger des goldenen Haares, Pelle, noch ein OG für die Kultur. Eine Ikone, nach der sich vieles innerhalb der Gruppe orientiert. Und auch bei ihm ist der Blick Richtung Satanismus nur eine stolpernde Flucht nach vorne. Aber die Dunkelheit und der Schmerz in ihm waren echt, genau so wie sein Tod und die Einflüsse, die dieser nach sich zieht. Der Mann mit den schwarz gefärbten Haaren ist der Poser, der immer striktere Kontrolle über die Gruppe haben möchte um seine Dominanz zu beweisen, auch wenn er nicht weiß was er damit machen soll, wenn er sie mal hat. Ein Visionär, der heute wahrscheinlich ein berühmter TikToker oder YouTuber wäre. Hetzten nach jedem neuen Extrem und Trends. Ein Mensch mit einem großen Maul, das aber nichts wirklich dahinter hat. Und dann Varg, der Außenseiter der dann das Spiel von Euronymous nicht als solches erkennt und einfach nur Glücklich ist, dass Leute zu ihm aufschauen. Wie wenig wirklich dahintersteckt, wird wunderschön durch die Journalisten demaskiert. Ein Mitläufer, der es zu weit treibt und es selbst nicht versteht.
Ich liebe auch, wie neutral die Inszenierung des ganzen Films ist. Es verherrlicht ihr Verhalten nicht, verteufelt es aber auch nicht. Es zeigt die Charaktere teilweise komplett entwaffnet. Man kann all das aufgeplustert sehen und erkennen, auch wie jämmerlich und inhaltslos all das ist. Aber die Taten sind dann doch wahr. Ob es der stark inszenierte Suizid von Pelle ist, der Mord an dem Homosexuellen oder das niederbrennen der Kirche. Aber auch der Mord am Ende wird in seiner ganzheit genossen, mit allen verzweifelten Versuchen zu flehen, sich zu profilieren und sich zu verlieren. Das Pacing des Films ist ebenfalls großartig, mit fantastischen Schauspielern, die scheinbar erst mal durch Nepotismus besetzt wurden, oder warum sollte sonst ein Oxenknecht dabei sein? Aber das ist auch nicht schlimm, denn ich finde sie haben es allesamt großartig gemacht. Die Charaktere wirken dreiDimensional, mit Stärken, Schwächen, Triebe und Komplexen, die sie formen. Der Regisseur Jonas Akerlund war selbst in einer Metal-Band zu dieser Zeit und hat genau aus diesen Schwanzvergleichen die Musik damals aufgegeben. Es gibt einen wirklich großartigen und authentischen Einblick in die Subkultur mit sehr viel Verständnis und Einfühlsamkeit.
Lords of Chaos ist keine leichte Kost. Die Gewalt ist nichts, was man nicht schon gesehen hat. Aber die gnadenlose Inszenierung macht es zu etwas wirklich Besonderem und Verstörendes. Und dazu noch den Schonungslosen und sehr menschlichen Einblick in diese drei Personen, die Geschichte geschrieben haben.
Cuckoo ist ein interessanter Horrorfilm, der in seine eigene Welt abtaucht und vor allem durch seine Inszenierung und sehr netten Genremix besticht. Die Review enthält Spoiler.
Der Film beginnt mit einer spannenden Szene, bei der zwei Erwachsene sich streiten und die Tochter bei jedem Schrei sich etwas weiter verkrampft, bis sie irgendwann aus dem Haus stürmt. Ein toller Einstieg, der schon sehr schön die Atmosphäre und ein paar der Hauptthemen aufgreift. Als Basis für das, was Gretchen und ihre Familie erwarten wird, die gerade in die deutschen Alpen gezogen sind, um dort beim Ausbau eines Resorts zu helfen. So richtig wohl scheint sich Gretchen aber nicht zu fühlen. Der Fokus in der Familie liegt viel stärker auf ihrer Schwester, die seit Geburt nicht sprechen kann und regelmäßige Ausbrüche hat. Der Besitzer des Resorts bietet Gretchen einen Job an, den sie dankend annimmt, damit sie zumindest etwas zu tun hat und sich etwas Taschengeld verdienen kann. Doch etwas sonderbares geht dort vor sich. Etwas, das dann auf Tuchfühlung mit Gretchen geht, die sich dann durch die Distanz zum Rest der Familie alleine darum kümmern muss.
Das Besondere an Cuckoo sind die Szenerie, die Atmosphäre und die spannende Inszenierung. Der Film ist quasi ein Indie Coming-of-Age Film mit starken gruseligen Elementen. Das ergibt eine nette Mischung die ich so noch nicht gesehen habe. Gretchen fühlt sich einsam. Nur bei Anrufen nach Hause sieht sie eine Möglichkeit, ihr Innerstes auszudrücken (was toll aufgebaut und dann richtig schön nochmal auf den Punkt gebracht wird). Denn nicht nur leidet sie unter der neuen Umgebung und der damit einhergehenden Einsamkeit, sondern sie wird auch von einem sonderbaren Wesen verfolgt. Sprichwörtlich und buchstäblich! Großartig dargestellt in einer Fahrradfahrt in der Nacht. Ein immer näher kommender Schatten, der dann bei näherer Betrachtung sehr bizarr aussieht. Das war etwas, das mich am Anfang gestört hat, aber im Verlauf des Films immer mehr Sinn ergeben hat. Eine Kreatur, die sich kleidet wie ein Mensch, ohne jegliches Verständnis für die Kultur und Gepflogenheit. So demaskiert sie sich mit ihrer Tarnung selbst. Aber den Effekt, den sie auf ihre Opfer hat, kann man ihr nicht absprechen. Sie erzeugt eine Zeitschleife, die man grob als solche erkennen, aber nicht aus ihr ausbrechen kann. Zeitschleifen, die in mir eine existentielle Angst ausgelöst haben. Auch im direkten Kampf gegen das Wesen liebe ich, wie die Dumpfheit der Inszenierung eingesetzt wird, die sich dadurch auch effektiv auf den Zuschauer überträgt.
Leider geht dem Film gegen Ende etwas die Puste aus, wenn der Bösewicht und der nicht sehr vertrauenswürdige Polizist aufeinander treffen und alle Karten auf den Tisch gelegt werden. So verliert der Film den Aspekt des Mysteriums, wird aber durch eine wichtige Entscheidung von Gretchen nochmal spannend. Anstatt ihrer Schwester, einem der zwei Auszuliefern, erkennt sie, dass sie vielleicht die einzige in ihrer Familie war, die wirklich herzlich zu ihr war. So ist es egal, was sie ist und was die zwei ihr einreden wollen. Denn eigentlich ist sie ein Parasit, die auch ihren “Zwilling” im Mutterleib verspeist hat. Aber das muss nicht alles sein. Nature versus Nurture. Denn die Hoffnung ist unabdingbar. Und wenn schon keiner von ihrer Familie für sie da war, möchte sie doch für ihre Schwester da sein.
Handwerklich ist Cuckoo ein toller Film, der vor allem in seiner Inszenierung punktet. Von der Bildsprache, dem Soundtrack und dem Sounddesign und cleveren Schnitt, welcher die Narrative unterstützt. Dazu eine Menge Charaktere, die allesamt ein gutes Maß an Übertreibung in sich tragen. Und mit tollen schauspielerischen Leistungen, allen voran von Hunter Schafer und Dan Stevens, dessen Deutsch überraschend gut ist.
Der Film bringt einen frischen und eigenen Wind für das Genre mit sich. Die Geschichte ist keine, die man noch nie gehört hat, aber sie ist sehr schön erzählt und bringt sein ganz eigenes Flair mit sich.
Caveat ist der erste Spielfilm von Damian McCarthy, der gerade mit dem Film Oddity seine Runden macht. Meine Kritik zu Oddity könnt ihr gerne lesen, um dann auch besser zu verstehen, welche Probleme ich mit dem Film hatte.
Der Film fängt ganz vielversprechend an. Die Atmosphäre ist toll, die Sets fühlen sich surreal an und die Idee, einen gruseligen Hasen als paranormalen Detektor zu nutzen, ist super! Die Prämisse an sich ist auch nicht schlecht. Jemand soll ein Auge auf die tief verstörte Nichte halten und ein Vagabund mit Gedächtnisschwund nimmt den Auftrag für 200 Pfund am Tag an. Ich bin auch ein riesiger Fan von Kammerspielen, und war deswegen sehr gespannt, was dort auf einen wartet. Leider braucht es für ein Kammerspiel ein gutes Gefühl für Inszenierung und ein starkes Drehbuch, was beides hier fehlt. Die Exposition wird einem einfach vor den Latz geknallt. Auch entwickelt sich zwischen keinen der Charaktere irgendwelche interessanten Dynamiken. Es wird auch nicht besser, wenn die Charaktere sich selten logisch oder zumindest in sich kohärent agieren. Am Anfang hatte ich noch Hoffnung, als der Vagabund vernünftige Schritte einleitete, wie zum Beispiel nach dem Telefonhörer zu greifen, statt nach dem Schlüssel. Aber das hilft nicht, wenn alles so wild und vage zusammengeworfen wird. Die Twists über Twists haben mich gar nicht erreicht und irgendwann wusste ich auch nicht mehr, was der Film mir überhaupt sagen will. Was soll das Geschirr, das er tragen muss (Aus den man super leicht ausbrechen kann, wenn man entweder die Schnallen am Rücken abmacht oder die Nieten rausreißt)? Was soll die Nichte? Was hat sie vor? Und vor allem, was will der Onkel? Auch die Aspekte, die mir am Anfang gefallen haben, verschwinden komplett im Verlauf des Filmes. Die Atmosphäre wird immer fader, all die interessanten Konzepte verlaufen in nichts.
Ein großes Problem des Films ist der Schnitt, der hier ebenfalls von Damien McCarthy übernommen wurde. Der Flow des Films ist furchtbar und führt das Konzept des Slow Burners ad absurdum. Statt langsam die Stimmung hochkochen zu lassen, merkt man, dass er keine Ahnung und Gefühl für Pacing hat. Und wenn man immer wieder davon enttäuscht wird, dass der Burner nie kommt, fühlt man sich irgendwann verarscht. Noch schlimmer ist es auf der Ebene der Musik und des Sound Designs. Gerade für einen Horrorfilm sind das unfassbar wichtige Aspekte, die hier einfach nur in den Sand gesetzt werden. Geräusche ziehen einfach nicht. Musik wird zufälligerweise eingespielt und dann ohne Sinn und Verstand ausgeschlichen. Nehmen wir die Szene mit dem Fingerbruch oder der Armbrust, die an jeglichen Soundeffekten oder Ähnlichem fehlt. Man hat das Gefühl, er wollte auf dieser Ebene eher geerdet sein, was keinen Sinn ergibt, wenn der Rest so Bat-shit Insane ist. Auf bildlicher Ebene erlaubt er sich auch so viele Fauxpas, die ich bis zum Ende einfach nicht mehr ignorieren konnte. Ähnlich wie in Oddity hat der Film große Probleme mit der Beleuchtung. Manchmal ist man in kompletter Dunkelheit, um sich dann im nächsten Shot am Set einer Seifenoper wiederzufinden. Aber das größte Problem von Caveat ist, dass es keine Geschichte zu erzählen hat. Alle der vorhandenen Charaktere haben lose etwas mit dem Tod zweier Menschen zu tun, aber sie kommen einfach nicht zusammen. Damit wird keiner der Charaktere wirklich erörtert, weder alleine noch im Kontext der anderen. Ich weiß auch immer noch nicht genau, warum Moe den Vagabunden überhaupt eingestellt hat, wenn der Vater doch eh schon eingesperrt war. War es ein Versuch, die Sünde nicht allein tragen zu müssen? Warum wird er wieder dort hingeschickt? Damit die Nichte Rache nehmen kann? Was soll all das? Und auch die Mutter, die im tadellosen Zustand nur einen grauen Teint bekommen hat. Warum spielt sie Peekaboo mit unseren Protagonisten? Und warum reagiert er gar nicht darauf? Was hat es mit den Hund auf sich? Soll die Kette mehr symbolisieren oder hat man das vergessen? Und besonders Moe… tut mir leid, aber nur weil ein Charakter zwielichtig ist, macht es ihn noch lange nicht interessant. Vor allem wenn alle Lösungen für ihn sind “Just kill it!”.
Damian McCarthy hat ein ganz nettes Auge und kann Konzepte zusammenwürfeln. Aber er hat kein Talent, etwas von Substanz zu erzählen. Die Geschichte hier ist kaum eine Geschichte, sondern vielmehr ein zusammen geworfenes Potpourri aus einer Prämisse und groben Skizzen über die Charaktere. So fehlt dem Film jegliches Fundament und Tiefe, was jede Szene nur noch frustrierender macht. Und ich bin froh, dass ich nicht mit ihm verwandt bin! Er hat einen viel zu großen Fokus auf Geschichten, wo sich Familienmitglieder gegenseitig umbringen. Ich denke, Kurzfilme waren genau das richtige Medium für ihn. Dort kann eine Geschichte von der Atmosphäre getragen werden und die fehlenden Puzzleteile können alles interessanter machen. Kohärenz ist gerade bei Horror Kurzfilmen nicht allzu wichtig. So kann er viel mit einer netten Prämisse und einem guten Auge erreichen. Aber wenn man so eine fahle Geschichte nimmt und unter den Deckmantel eines Slow Burners ewig in die Länge zieht, verliert man irgendwann nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch den Respekt, den das Medium verdient hat.
Exhuma ist der neuste Streich von Jang Jae-Hyun, den ich bis jetzt nur von den sehr interessanten Svaha: The Sixth Finger kenne. Und auch hier schafft er abermals einen grandiosen Genremix, bei dem sich auf wunderschöne Art und Weise ein brillanter Horrorfilm mit einem unterhaltsamen und spannenden Abenteuerfilm endet. Ein Film, hinter dem viel mehr steckt als man zu Beginn annimmt, das einem ein Erlebnis gibt, an das ich immer noch ständig denken muss. Ich würde jedem, der an Horror oder Korea interessiert ist, den Film wärmsten empfehlen. Ohne weiteres Vorwissen und Spoiler.
Die Geschichte dreht sich um ein Geschwisterpaar von Schamanen. Sie haben einen Auftrag angenommen, einer Familie zu helfen, und brauchen deswegen Hilfe von einem erfahrenen Geomancer. Denn mit dem neuen Familienzuwachs taucht ein altbekanntes Problem auf, das die Familie schon seit Generationen plagt. Nach etwas Recherche finden sie das Problem: Das Grab des Patriarchen, das an einem abscheulich niederträchtigen Ort liegt. Durch eine Exhumierung soll dem dunklen Schatten Einhalt geboten werden. Für uns klingt es etwas befremdlich, dass man Schamanen und einen Feng-Shui-Meister für so ein Problem heranzieht. Aber in der koreanischen Kultur hat es eine etwas andere Bedeutung. Es ist das Gegengewicht zum allgemeinen Stress und Starrheit des kapitalistischen Korsetts, von welche einige sich befreien möchten und sich deswegen dem Mystizismus zuwenden. Die Schamanen und Geomancer fungieren dabei als Medium zwischen der realen Welt und der der Geister und Dämonen.
Das Worldbuilding in dem Film ist grandios. Jeder Aspekt, der in die Welt eingeführt wird, macht diese interessanter und gleichzeitig auch komplexer. Und trotz all den übersinnlichen Aspekten, gibt der Film einem ein großartiges Gefühl von Stimmigkeit. Die mysteriösen Särge gehören einfach zu der Welt wie das Verlangen nach einem guten Essen oder den Gräueltaten der japanischen Besatzungsmacht. Und die Charaktere erleben und reagieren auch immer komplett kohärent, sodass man sich wirklich darüber freut, wenn einem bösen Geist durch ein Salzbad oder Reiskreis Einhalt geboten wird. Denn auch wenn man nicht wirklich versteht, worum es geht, ist die Gefahr real. Nehmen wir das Ritual als Beispiel, das für mich sehr befremdlich wirkt, aber auch logisch und funktionell. Es spricht etwas Tiefes in einem an, wofür es keinen Kontext braucht. In der großartigen Inszenierung überspringt es einfach die Frage des Warum und wirkt direkt und viszeral. Die Welt in Exhuma ist mehr als nur ein Spiegel der unseren, sie ist auch von tieferen Bedeutungen durchzogen, die dort stimmig sind. Auch Kleinigkeiten, wie das Erwecken des Geistes mit Gerüchen und Geräuschen, dem Exorzieren via eines Zeichens mit der Hand oder dem Huhn als Opfer Ersatz, funktionieren einfach.
Das liegt vor allem auch an den großartigen Charakteren. Denn obwohl sie solche luftigen Titel wie Schamanen oder Geomancer tragen, sind sie immer noch sehr bodenständig und glaubwürdig. Das Bindeglied zwischen Aberglaube und Wissenschaft! Sie machen ihren Job, weil sie gut darin sind und weil sie Geld verdienen wollen. Das Gefühl, über das Geforderte hinaus zu gehen, wird erst real, als der Horror schier unermessliche Kräfte erreicht hat. Das Ganze wird sehr geschickt durch die Einführung der Charaktere grob vorgezeichnet und dann mit jeder Handlung gefestigt oder erweitert. Ich liebe es, wie aktiv die Charaktere sind. Denn gerade wenn es um übernatürliche Jobs geht, werden meistens nur irgendwelche Phrasen gedroschen, doch hier nicht. Man merkt auch im späteren Verlauf, wie gefährlich die Kräfte sind, denen sie Einhalt gebieten wollen. Es hilft auch, dass all die Charaktere richtig gute und anregende Dynamiken zueinander haben, die sie manchmal auf ganz überraschender Art und Weise zeigen. Und wenn dann irgendwann mal der Abspann läuft, will man nicht, dass es aufhört. Ich würde für eine Serie mit diesen Charakteren zahlen und jede Folge gierig
Etwas, das mich abermals überrascht hat, war der Genrewechsel. Von Anfang an ist Exhuma ein astreiner Horrorfilm, der mir das Blut in den Adern gefrieren lassen hat. Etwas, auf das ich im nächsten Abschnitt noch tiefer eingehen werde. Doch wie es manchmal bei Horror ist, verliert er etwas an Glanz, wenn zu viel erklärt wird. Dies ist hier meiner Meinung nach nicht der Fall, aber bevor man überhaupt in die Gefahr kommt, wechselt der Film zu einem spannenden Abenteuer. Die Atmosphäre wird etwas aufgelockert aber die Spannung bleibt. So wird aus dem eher Bürokratisch aktiven Geomancer plötzlich ein fähiger Alchemist, der den bösen Geist auf stimmige und sehr funktionale Art und Weise austreibt. Man spürt den Horror noch in den Knochen, aber hat nicht das Gefühl der absoluten Verzweiflung, das oft bei Horror bleibt. Ein Film that can have a cake and eat it too.
Ich muss noch ein paar Worte zu dem Horror verlieren. Den ich bin einfach ein Sucker wenn es um Folk Horror geht. Es bringt einem das Gefühl einer schon ewig da gewesenen Gefahr rüber, die auf eine so direkte und viszerale Art und Weise auf uns Menschen wirkt. Man spürt die Anspannung des Hügels, bei dem die Füchse kichern auf die Gäste warten. Der Ort wird nicht nur als vile bezeichnet, er fühlt sich auch widerwärtig und böse an. Nach der Exhumierung wurde etwas freigesetzt, das den Verstand übersteigt und auf eine ganz tiefe Art von einem Besitz ergreift. Als der Auftraggeber einen Anruf bekommt und es plötzlich an der Tür klopft weiß weder er noch mal selbst wenn man nun vertrauen soll. Das ganze nimmt dann nochmal andere Dimensionen an, als der weitere Sarg auf dem unheiligen Land gefunden wird. Ein absolutes Monstrum das vor negativer Energie nur so zu strotzen scheint. Dem ein Geist innewohnt, der nicht nur ins ich verstörend ist, sondern auch in der Südkoreanischen Kultur eine ganz andere Dimension annimmt. Ein Geist, der nicht nur in den Charakteren, sondern auch in mir eine Heidenangst und Ehrfurcht erzeugt hat. Als die Flamme sich langsam über ihren Köpfen dreht und jeder von ihnen, auf andere Art und Weise davon beeinflusst wird, hat mich das wirklich tief berührt. Um ein Bild aus meinem Kulturkreis zu nehmen, genauso müssen sich die Menschen gefühlt haben, als Gott seine Feuerzungen herunter geschickt hat.
Als Japanologe liebe ich den Umgang mit der Besatzungsmacht, die nicht nur während der Besatzung von 1885-1945 ihr Schindluder getrieben haben, sondern, wie man auch hier erfährt, schon lange einen Groll oder überlegenheit gegen die Koreaner empfunden haben. Ein groteskes Wesen, das diesen lang gehegten Wunsch eine Form gibt. Und dazu noch die Geschichte mit den Pfeilern, die Japan gerüchteweise überall in Korea verteilt haben, um auf dieselbe Art wie der Geomancer zurückzugreifen und die Bevölkerung zu schwächen. So nimmt der Symbolismus noch eine weitere Ebene an, als man erfährt, was dieser Metallpflock hier sein soll. Eine fantastische Darstellung des alten und tiefsitzenden geteilten Traumas.
Handwerklich ist der Film ein absoluter Genuss. Die Kamera, großartige Szenarien, fantastische Schauspieler, Kostüme, Sets, Requisiten und toll eingesetzte Musik zaubern einen etwas wirklich beeindruckendes auf die Leinwand. Aber ich muss nochmal den Schnitt erwähnen, der dem Film ein absolut phänomenales Pacing gibt, das einen von der ersten bis zur letzten Minute packt. Szenen, die etwas mehr Raum brauchen, bekommen diesen und andere Szenen, die ihren Sinn und Zweck erfüllt haben, werden auch schnell von etwas neuem ersetzt. Die Bildsprache ist auch absolut fantastisch, mit Einstellungen, die mich auch noch viele Tage danach verfolgen. Und ich weiß nicht, wann zuletzt ein Film so ein Gefühl von Ehrfurcht in mir ausgelöst hat. Vom fantastisch inszenierten Ritual, zu dem gigantischen Sarg und dessen ebenso großen Bewohner, bis zu dem wunderschönen Baum in Rauch gehüllt. Exhuma ist ein Film, der mir abermals beweist, wie stark das Kino sein kann.
Exhuma ist nicht nur ein sehr unterhaltsamer und spaßiger Film, er hat mich auch auf allen Ebenen erreicht, die ich nicht erwartet hätte. Ein Meisterwerk auf handwerklicher Ebene und ein Meisterwerk auf Erzählerischer. Bei der nicht nur die menschlichen Urängste aufgegriffen werden, sondern auch noch ein ganz besonderer Blick hinter das Trauma eines ganzen Landes geblickt wird. Mit Charakteren, die man innerhalb von Minuten lieben lernt und von denen man nicht genug bekommen kann. Ich möchte eine Serie mit ihnen, oder zumindest eine Fortsetzung. Aber auch die Welt von Exhuma bietet so viel, das ich auch glücklich wäre mit mehr Geschichten aus dieser. Jang Jae-hyun ist für mich einer der interessantesten Filmschaffenden unserer Zeit und ich kann es kaum erwarten, mehr von ihm zu sehen.
Stopmotion ist ein Film, der mich komplett überrumpelt hat. Ich kann nichts dafür, dass ich ein Sucker für Geschichten über Künstler und ihre Kunst bin, bei dem die Geschichte hören und erzählen selbst ein integraler Bestandteil wird.
Der Film beginnt mit einem ominösen Ei, das scheinbar im Raum schwebt und geht dann über zu unserer Protagonistin, wie sie in einem Club steht und von bunten Lichtern umrundet wird. Dabei wird mit jeder Frame ihr Gesicht in einer anderen Facette dargestellt. Ein Bildnis ihres Potentials, das brutal durch die ambitionen und strenge Hand der Mutter unterdrückt wird. Sie hat eine tiefe Sehnsucht, etwas Eigenes zu erschaffen, doch das bleibt ihr verwehrt. Sie hat auch einen starken Hang zur Dissoziation, die hier wirklich großartig inszeniert wird. Das Tor nach außen, ihre Sinneseindrücke, werden immer wieder von einer tiefen Unzufriedenheit betäubt. Etwas, das ihrer Mutter auch auffällt, die sie einfach nur als “Poppett” bezeichnet. Eine Manifestation, die aus der Mutter entsprungen ist und der sie keinen inhärenten Wert zuweist. Sie nimmt ihre Fäden in die Hand und benutzt sie. Widerstand wird mit psychischer Gewalt ausgemerzt oder einfach überspielt. Dazu eine schier endlose Frustration aus der Limitation, ihren eigenen Film nicht mehr beenden zu können. Denn die stärkste Variante persönlichen Ausdrucks ist mit ihren Fingern verkümmert. Durch einen Schlaganfall bekommt Ella eine Chance auf ein eigenes Leben. Es beginnt damit, dass sie den Film ihrer Mutter selbstständig vervollständigen möchte, dann aber mithilfe eines Mädchens sich auf eine ganz eigene Geschichte einlassen möchte. Denn nun, wo ihre Mutter nicht mehr wie ein bedrohlicher Schatten über sie hängt, möchte sie aus dem Gefängnis ausbrechen und sich selbst verwirklichen. Dass dies nicht so einfach ist, merkt sie schnell. Denn um eine Geschichte erzählen zu können, um eine Aussage zu treffen, muss man erst in sich selbst suchen. Und dort sieht es leider sehr brach aus. Ihr Talent und Können geraten in einen heftige Diskrepanz. Sie nimmt die Geschichte des Mädchens immer weiter an, obwohl es ihr teilweise widerstrebt. Zuerst weigert sie sich, die Ideen des Mädchens einzubauen, aber durch rohes Fleisch wirkt das Mädchen lebendiger und der Ashman muss aus etwas Toten bestehen. Diese Wahrheiten, die sich daraus ergeben, müssen nun einfach weitergeführt werden. Auch wenn sie sich der Berührung durch den Ashman entziehen möchte, kann sie nicht einfach die Geschichte ändern. Das wird noch viel dramatischer, wenn man bedenkt, was das für sie bedeutet. Sollte das Mädchen in der zweiten Nacht wirklich flüchten, würde es dennoch eine dritte Nacht geben, wovor man nicht mehr entkommen kann. So macht sie es für sich selbst und ihre Protagonistin nur noch Hoffnungsloser. Doch alsbald bricht jeglicher Widerstand ab und aus den vagen Visionen und Gegenreaktionen wird ihre ganz eigene Realität. Als sie endlich das Mädchen als ein Fragment ihrer selbst erkennt und sich ein weiteres Mal mit ihrer Mutter ausspricht, wird ihr klar, dass sie nicht nur schon immer das war, zudem sie gerade wird, sondern es auch unausweichlich ist. Eine Unbeugsamkeit, die auch nicht von außen gestört werden darf, und deshalb zwei Opfer nach sich zieht. Und so bringt sie die Geschichte zuende, But when the puppets are done with their play......they're put back in the box.
Ich bin immer noch ganz baff. Es ist einfach ein Film ganz nach meinem Geschmack. Bei dem Kunst nicht nur als Ausdruck des Künstlers dasteht, sondern auch einen inneren Konflikt darstellt. Und wenn es dann auch so wunderschön verstörende Bilder hervorruft, die in dem Medien verschmolzen werden, bin ich gleich ganz hin und weg. Der Film schafft es auch auf fantastische viszerale Art und Weise in die Geschichte und die Protagonistin hineinzuziehen. Gestärkt durch ein großartiges Sounddesign und einen unfassbar effektiven Soundtrack. Und noch viel wichtiger: der erdrückenden Stille. Man bekommt dort Szenen zu sehen, die man in anderen Filmen auch schon erlebt hat. Nur dass sich diesmal wirklich alles in mir zusammengezogen hat. Die Gewalt wird sporadisch eingesetzt, aber mit großartiger Effektivität und Wucht inszeniert, dass mir auch mal der Atem weggeblieben ist. Und dann die großartig erzählte Geschichte, die man auf allen Ebenen betrachten darf und wie ein gewaltiger Sog einen immer tiefer hineinzieht. Dabei bin ich sehr froh, dass sie keinen Hehl aus den fantastischen Elementen gemacht haben. Man kann beim ersten Mal beim Auftauchen des Mädchens denken, dass sie real ist, aber diese Fiktion entlarvt sich so schnell selbst, weil sie gar nicht maskiert sein muss. Es braucht die Introspektive der Protagonistin, dass sie dies auch als solche erkennt, auf die man von außen einfach viel leichter deuten kann. Ich liebe auch den Konflikt zwischen innerlicher Leere und dem unbändigen Bedürfnis, sich ausdrücken zu wollen. Davon, dass Stopmotion das einzige ist, was sie kann. Dass ein Versagen auf dieser Ebene einem Versagen ihres ganzen Seins gleichkommen würde. Mit großartigen Stop Motion Szenen, die teilweise in die Realität eingebunden werden und einem ein ganz besonderes Gefühl geben. Vor allem Ella als Homunculus.
Etwas, das ich an dem Film auch liebe, sind die vielen Interpretationsspielräume, die dieser bietet. Für mich kann das Mädchen aus ihrem Film für viele Dinge stehen. Die offensichtlichste ist eindeutig, dass sie selbst das Mädchen sein soll, da sie ja auch in ihren Albträumen verfolgt. Mit einer großen Angst vor ihm, dem Ei, das in ihr gelegt wird, was dann am dritten Tag zu Tage tritt. Entweder als wahrer Ausdruck ihrer selbst, gefälschter Ausdruck ihrer selbst, oder als die Geschichte, die von ihrem Unterbewusstsein hervorgehoben wird. Ich mag aber auch die Interpretation, dass es sich bei Ashman einfach nur um den Tod handelt. A man no one wants to meet, zusammengesetzt aus toten Dingen, belebt durch ihre Kunst. Und dass auch ihre Angst zwar verständlich, aber falsch angelegt ist. Denn auch wenn niemand den Tod treffen möchte, ist es unabdingbar. Und wenn man ihn am Ende in die Arme schließt, hat auch diese Horrorgeschichte ein Happy Ending. Eine weitere Interpretation ist, dass es in dem Film nicht Elle geht, sondern ihrer Mutter. Belästigt und geschwängert von einem grausamen Mann, bei dem Ella das Ei darstellt, das am Ende schlüpft.
Ich kann gut verstehen, wenn es nicht jedem so bei diesem Film geht. Gerade wenn man nichts mit dem Thema anfangen kann oder einen die Inszenierung nicht greift, kann das Ende auch sehr prätentiös künstlerisch wirken. Aber bei mir ist es voll und ganz aufgegangen, sodass ich beim Abspann nicht nur erschüttert, sondern auch begeistert war.
Buy Now ist eine nette Netflix Dokumentation über Hyper-Konsum und den Einfluss, den dieser auf unsere Umwelt hat. Dabei wird einem, also zumindest mir, nichts wirklich Neues erzählt, aber die Informationen sind nach wie vor wichtig. Das Interessante an dieser Doku sind die Leute, die interviewt werden. Leute, die in den obersten Schichten verschiedener Firmen aktiv waren und auch aktiv zu dem jetzigen Status beigetragen haben. Es ist schön, einen so tiefen Einblick zu bekommen. Vor allem die UX Designerin von Amazon fand ich faszinierend zu hören. Denn als jemand der Human Computer Interaction studiert hat, kann ich diesen Drang so gut verstehen. Nicht nur, faszinierende und effektive Systeme zu entwickeln, sondern diese auch mit Unmengen von Daten immer weiter fein zu tunen. Es war für alle am Anfang eher ein Spiel oder ein Puzzle, das gelöst werden möchte. Es geht nur um die nackten Zahlen und das gute Gefühl, wenn man diese nach oben schrauben kann. Es wird so eine kognitive Dissonanz aufgebaut, die dann erst entschleiert werden muss. Es war auch schön, etwas von dem Müll-Detektiv oder dem "Repair Guy" zu hören, da sie eine anderen Aspekt des ganzen Zeigen. Gerade das Recht zu reparieren war etwas, das von den großen Firmen immer weiter ausgeschlichen wurde und nun endlich wieder festgesetzt wird.
Was mir leider gar nicht gefallen hat, war die sonderbare Meta Narrative mit der Sasha AI. Da waren die Filmemacher nicht halb so clever wie sie gedacht haben. Consume und Buy Buy Buy hat John Carpenter schon um einiges besser 1988 gemacht. Ich finde es auch sehr problematisch, AI in so einem Film zu nutzen, da diese auch alles andere als klimafreundlich sind. Es fehlt mir auch die Benennung des Monsters, das an all dem Schuld ist: Kapitalismus. Dass die Akteure der Doku ihre Schuld eingestehen, ist toll, aber ich glaube auch nicht, dass biodegradable Schuhe die Welt nun retten wird. Das mehr, mehr, mehr Prinzip, das einfach nicht tragbar ist, kommt aus dem Kapitalismus, den man einfach einhalt gebieten muss.
Ich bin kein Fan von Francis Ford Coppola. Der einzige Film von ihm, den ich wirklich vergöttere, ist Apokalypse Now, der ja bekannterweise komplett anders wurde, als er sich das vorgestellt hatte. Und eigentlich wollte ich Megalopolis großräumig umgehen, wie Twixt oder Distant Vision. Aber nach all den Reaktionen im Internet hat mich meine Neugier doch gepackt. Und egal welche Vorstellung ich in den Kinosaal genommen hatte, kam ich mit einem ganz anderen Gefühl aus dem Kino. Ich glaube das letzte mal hat mich Cats (2019) so im Kern erschüttert. Megalopolis ist ein unfassbar schlechter Film. Ein Sammelsurium von schlechten Ideen, halbgar zusammengepackt und furchtbar erzählt. Aber nicht einfach nur furchtbar, sondern unvorstellbar grausig. Ein letzter aufschrei eines Möchtegern Genies, der sich mit diesem Werk, auf das er allzu stolz ist, selbst demaskiert und sein unverständnis von Geschichte, Geschichten, Menschen und dem Medium Film hochmütig auf der Brust trägt. Ich werde in dieser Kritik versuchen, den Film so gut es geht auf verschiedene Art und Weise zu betrachten und einen Sinn daraus zu ziehen. Eine Aufgabe, die für alle, die den Film gesehen haben, eigentlich unmöglich erscheint. Aber nur weil es unmöglich erscheint, muss man es doch probieren, nicht wahr Cesar?
Die Geschichte
Fangen wir erst mit der Geschichte an. Es geht um einen durch Nepotismus geförderten Mann, der auf einem Dach bei einem scheinbaren Suizidversuch seine Zeitkräfte entdeckt. Eine vage Metapher, die niemals wirklich ergründet wird, außerhalb davon das es in ein neuartiges Baumaterial erdenken lässt, das absolut alles kann und perfekt ist. Er möchte seine Vision wahr machen und sein Megalopolis bauen, mit seinem Wunderstoff zu einer Wunderstadt. Im Weg steht dabei der Bürgermeister Cicero, der den Visionär auf den Boden der Tatsachen zurückbringen möchte. Nach einem einseitigen Poetryslam, droht Cicero die Geheimnisse von Cesar aufzudecken, was Cesar relativ kalt lässt. Im Gegensatz zu der Tochter des Bürgermeisters: Julia, die eines Tages sieht, wie Cesar die Zeit anhalten kann und nun für ihn arbeiten möchte, in einem der peinlichsten Vorstellungsgespräche, die ich je gesehen habe. Auf der Hochzeit des Onkels von Cesar, der seine ehemalige geliebte Platinum Wow heiratet, wird die Show mit einem Sextape gesprengt, bei dem Cesar als Pädophiler dargestellt wird. Auch wenn eigentlich die Frau die böse ist, weil sie über ihr Alter gelogen hat (dazu später mehr). Die Beziehung zwischen Julia und Cesar wird enger, bis eines Tages ein Satellit auf die Stadt stürzt, in einem kitschigen Versuch den Horror von 9/11 aufleben zu lassen. Scheinbar hat dann Cesar einfach angefangen, sein Projekt zu verwirklichen, was für immer stärkere Spannungen sorgte. Spannung, die dann als eine Art Revolte, angeführt von Cesars Cousin Claudio, entladen werden will. Das ganze kocht dann so hoch, dass einige Leute fliehen müssen und der zuvor genannte Clodio gelyncht wird. Aber durch eine ganz tolle Rede von Cesar finden die Menschen wieder zueinander und man bekommt ein ramschigen Happy End, das vorne und hinten nicht passt.
So zusammengefasst wirkt die Geschichte schon fast kohärent. Aber das täuscht! Es ist eine wilde, zusammenhanglose Aneinanderreihung von Szenen, die im groben Sinn zu etwas Veränderung führen, aber auf keine organische Art und Weise. Alles wirkt so gestellt und verzweifelt mit einem nicht vorhandenen roten Faden verbunden, an dem sich der Film irgendwie entlanghangeln möchte, sich aber ständig verstrickt. Der Film weiß nicht, ob es sich um Cesar, um Julia, um Megalopolis, um die Veränderungen der Welt oder sonst was dreht. So schwebt der Film im Raum, ohne auch nur einmal wirklich Fuß zu fassen. Genauso sind auch die kleinen Nebengeschichten wie die Ambitionen von Clodio, der Versuch von Cicero, seine Tochter von Cesar zu trennen oder der sonderbare Plan von Platinum Wow. Man merkt, dass hinter allen eine Idee steckt, die aber beim besten Willen nicht mit dem Rest zusammenpassen möchte. Das passiert, wenn man über 40 Jahre ein Drehbuch schreibt und keine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema hat. Ich weiß auch nicht, was diese Charaktere sollen. Bezogen auf die römische Geschichte versuchen sie, diese irgendwie auf die Moderne zu beziehen. Erst habe ich gedacht, dass Crassus Donald Trump darstellen soll, bis Clodio diese Rolle an sich genommen hat, nur um mit einer drögen Vergleich mit Faschisten und demselben Ende wie Mussolini endet. Man könnte jetzt meinen, dass es vielleicht um dynamische Veränderungen in der Welt und Gesellschaft geht, aber das ist ebenfalls nicht der Fall. Denn auch wenn in großen Tönen und mit großen Zitaten sich gebrüstet wird, fällt jeglicher sozial- gesellschaftlicher Zusammenhang. Das ist vor allem unverzeihlich, wenn man über eine Geschichte über eine Utopie erzählen möchte. Denn es ist auch bis zum Schluss nicht wirklich klar, was es mit Megalopolis auf sich hat.
Der Bezug auf den Fall von Rom
“Our American Republic Is Not all That Different From Old Rome.
Can we preserve our past and all its wondrous heritage?
Or will we too fall victim, like old rome, to the appetite for power of a few men.”
Ein Aspekt, der mich gleich positiv angesprochen hat, war der Fall von Rom. Denn dies ist nicht nur ein grandioses Beispiel an menschlicher Zivilisation und Arroganz, sondern auch ein Traum, der von all den Europäischen Imperien geträumt wurde. Und es passt auch wunderbar, das ganze mit dem amerikanischen Traum zu verbinden und kontrastierend. Und so macht auch der Wandel von New York zu New Rome, als Herzstück der amerikanischen Seele, viel Sinn. Dinge wie Brot und Spiele wurden einfach mit dem heutigen Zustand kontextualisiert. Der Vorfahren des Weihnachtsfestes, die Saturnalien, wird in New Rome mit all den anderen Religionen gefeiert, was ich ganz clever fand. Wo es mich dann aber ganz verloren hat, war im Streitwagenrennen. Hätte man da kein besseres Pendant nehmen können? Auch die ständige Vermischung von Englisch, Lateinisch und ab und zu Shakespearean hat dem ganzen auch nicht geholfen. Es sind ein paar Ideen, die leider nie wirklich weit gebracht werden und teilweise, gefühlt nur dafür existieren, um etwas “besonderes” zu sein. Als ob jemand Sachen mit voller Inbrunst zitiert, ohne den Inhalt wirklich verstanden zu haben. Was die Zitate Schlacht nur noch lächerlicher macht.
Aber ja, die Idee an sich ist keine schlechte. Das Gefühl, dass das, worauf man steht, für Ewigkeiten gelten wird. Aber all sie sind gefallen. Der scheinbar unabwendbare Status Quo zerfällt auf den Boden und gibt das Fundament für das, was danach kommt. Aber selbst hiermit bin ich schon weit über Coppolas Fantasie hinausgeschossen. Scheinbar wollte er nicht tiefer in die Sache eintauchen oder hat einfach im Geschichtsunterricht gefehlt. Denn bis auf den Namen und die groben Thematik, wird nichts damit gemacht. Scheinbar wollte er den Konflikt zwischen Cesar und Cicero dem historischen Vorbild 60 vor unserer Zeitrechnung gleichsetzen, heruntergebrochen auf alte Ideen gegen das radikal neue. Der Übergang von der Republik zum Imperium. Bei dem nur die Namen übereinstimmen und der Konflikt ein ganz anderer ist. Das wird auch nicht besser bei all den sonderbaren Self Inserts von Coppola selbst, aber dazu mehr am Ende der Kritik.
Ein Aspekt, warum der Vergleich in dem Film hinkt, ist die andere sozioökonomische Struktur. Der Neoliberalismus der USA ist schon stark anders als das Gefüge damals in Rom. Auch alle modernen Verhaltensweisen und gesellschaftliche Aspekte einfach umzumünzen, funktioniert nur Teilweise. Macht, Politik, Brot und Spiele, Gewalt und Aufbruchstimmung gab es schon immer. Aber wenn man wirklich so weit geht und den Schauplatz New Rome und die Charaktere nach realen Personen nennt, muss man schon etwas genauer werden. Vor allem im Kernkonflikt, der nur am Rande miteinander etwas zu tun hat. Dazu noch die Vermischung mit Shakespeare und anderen Dingen, verwässert das Konzept nur noch weiter. Was dann zum Problem wird, wenn man irgendetwas ausdrücken möchte. Denn um einen Wandel in der Gesellschaft darzustellen, muss man die Gesellschaft erst mal verstehen. Aber die Welt von Megalopolis ist so unfassbar plump gezeichnet. Sie hat diese toxische Mischung aus reinen Oberflächlichkeiten, ausgeschmückt mit unnötig vielen Details. Die eine Seite wird gezeigt, in all seinen Farben und Facetten, in ungebremsten Hedonismus. Die anderen sind arme Seelen hinter Zäunen, von denen man nie auch nur ein Wort hört. Will man eine Geschichte über eine Zivilisation erzählen, reicht es nicht nur, den obersten Kreis der Herrscher zu betrachten. Alle außerhalb davon sind absolut machtlos und zwingen höchstens die Pläne der 1% etwas zu verzögern. Das merkt man auch in der ramschigen 911 Allegorie, bei der die Katastrophe amateurhaft inszeniert wird. Eine Katastrophe, die keine klare Veränderung in der Gesellschaft nach sich zieht, außer dass Cesar mehr Baugrund hat. Das wird auch nicht besser durch die Motivationen der verschiedenen Charaktere. Von dem schon fast senilen Bankier, zu seiner ambitionierten Frau, zu dem Cousin, der sich irgendwie in der Politik profilieren will. Die Motivationen sind an sich schon irgendwie klar, aber sie wirken nicht gut ausgearbeitet und dadurch einfach kopflos. Das wird auch nicht besser, wenn man plötzlich Bilder von Hitler und Mussolini zeigt, und dann einem der Charaktere auf dieselbe Weise wie letzterer gelyncht wird. Was wollte er damit sagen? Oder hat er sich einfach nur Begriffe aus dem Hut gezaubert und diese dann irgendwie in den Eintopf mit reingeworfen?
Und dann noch das Ende. Der Fall von Rom ist etwas Welterschütterndes. Der natürliche Zyklus des Zerfalls. Alles was abhebt, muss auch irgendwann wieder herunterkommen. Dass dieser beendet wird, durch eine Utopie, die tatsächlich in etwaiger Symbiose mit dem vorherigen besteht, ist das einfach nicht mehr der Punkt. Auch darf diese Veränderung nicht aus der obersten Schicht herauskommen, ohne die anderen einzubeziehen, so bleibt die Dynamik doch einfach erhalten, oder wird sogar schlimmer.
Technobabble und Utopien
Ein weiteres Beispiel von dieser sonderbaren Detailverliebtheit ohne Fundament ist der Umgang mit Technologie. Ich habe kein Problem, sonderbare Konzepte einfach für die innere diegetische Welt zu akzeptieren. Es muss dabei nicht mal tief ins Detail gehen. Wenn sie dann noch glaubhaft und interessant integriert ist, funktioniert das Wunderbar. Selbst ein Wundermittel, wie es hier dem Protagonisten den Nobelpreis beschert hat, kann man annehmen. Aber nicht wenn der zu darstellende Erfinder sich mit jedem Wort weiter sabotiert. Dafür gibt es einen Begriff: Technobabble. Gerade in SciFi und Fantasy beliebte Mittel, bei denen gewisse Konzepte einfach durch groß klingende Wörter, ohne Sinn und Verstand, erklärt werden. Ein gutes Beispiel ist der Fantastic 4 Film von 2015, bei dem verzweifelt gezeigt werden soll, was für Genies sie doch alle sind, wenn sie irgendwelche Fremdwörter durch die Gegend hauen. Wenn all das aber keinen Sinn ergibt, und nur aus der Ästhetik der Wörter besteht, wird die Leere dahinter sofort entschleiert. Und das macht Cesar ständig. Er redet grob von irgendwelchen Konzepten, wirft ein paar große Wörter dazwischen, und wir sollen ihm abkaufen, dass er halt so ein Genie ist. Solch ein Charakter muss durch Handlungen punkten, und auch hier versagt er. Denn die sinnbefreiten Phrasen paaren sich mit ultra ambigen Konzepten, die einen genervt zurücklassen.
Dasselbe auch mit der Idee der Utopie, die nicht vager sein könnte. Utopien oder Dystopien grob aufzuzeichnen ist nicht schwer. Lauscht man nur irgendwelchen populistischen Politikern oder streift durch die Flut an YA Novels, gibt es unzählige Konzepte einer perfekten oder grausamen Welt. Eine Gesellschaft an ein extrem binden und damit eine perfekte Lösung für die großen Probleme zu finden. Wo es komplizierter wird, ist das tiefere Eintauchen in die Materie. Brave New World von Huxley ist ein gutes Beispiel, da es meiner Meinung nach beide Genre wunderbar in sich vereinigt. Eine Welt, die einfach funktioniert und die Menschen soweit glücklich macht, und der Blick von außen, der sieht, was all das kostet. Eine Frage, wie viel eine Utopie Wert ist und welchen Preis man zahlen muss, wenn man an dieser nicht teilhaben möchte. Lange erarbeitet und aus vielen Experimenten gewachsen. Aber die Utopie aus Megalopolis besteht nur aus organischen Häusern und eine begehbare Nachbarschaft ohne Autos. Eine sehr einfache Idee, die aber funktioniert. Aber sobald man nach mehr Infos aus Cesars Mund erwartet, zerfällt das Kartenhaus. Schön dargestellt bei einem Streitgespräch zwischen Cesar und Cicero, bei dem die Umsetzbarkeit seines Projekts besprochen wird. Während Cicero für bodenständige Ansätze argumentiert, wirft Cesar nur Phrasen um sich. Er manipuliert auch, indem er alles unter einer All or Nothing Entscheidung zusammenfasst. Entweder man ist ein guter Mensch und wählt die Utopie, oder man sagt nie etwas Negatives darüber, das wäre ja böse. Dabei glaube ich nicht mal, dass Cicero komplett gegen das Projekt stand, er wurde nur in eine Ecke gedrängt. Und wenn er dann gute Punkte bringt, die bodenständig sind, wird seine Meinung entwertet, da sie ja gegen das Genie von Cesar steht. Das hätte man auch interessant darstellen können, wenn es das Ende nicht geben würde. Das Cesar am Ende auch als gewinner des Gesprächs brüstet, hat mich fast wahnsinnig gemacht. Ich kann nicht fassen, dass Coppola 40 Jahre Zeit hatte, das Drehbuch zu perfektionieren, und sich dann auf dieses unfassbar halb arschige Ende versteift hat.
Das, zusammen mit dem Technobabble, stellt den Film für mich auf eine Stufe mit Neil Breen. Der auch immer irgendwelche hochgestochenen Themen nimmt, um dann weder in die Tiefe zu gehen, noch etwas Sinnvolles damit anstellen. Und ich wünschte es wäre nicht so, aber dort endet der Vergleich mit Breen nicht. Es weitet sich auf das Drehbuch, die Charaktere und vor allem auf den übernatürlichen Aspekten des Filmes. Die Zauberkraft, die Zeit zu manipulieren, kommt aus dem Nichts und hat an sich auch keine wirkliche Relevanz. Es wird genutzt als Mittel, Julia für Cesar interessant zu machen, und um auf eine künstlerische Art und Weise seine Trauer und seine… potenz (nicht zwingend sexuell) darzustellen. Ach ja, und ein furchtbarer Dialoge über Zeit, bei dem ich das Kichern im Kino unterdrücken musste. Dafür, dass sich Cesar als Physiker und Philosoph versteht, hat er ein komisches, eher esoterisches Verständnis von Zeit. Das wird auch nicht besser, als in ihm die Kraft erwacht, die er in der Zukunft sehen kann. Etwas, das alles für immer verändern wird, vor allem bei so einem mächtigen und fähigen Mann wie Cesar (citation needed). Aber nein, es wird nur zu einem ranzigen Symbolbild seiner Vision und dem Spruch “Man of the future, so possessed by the past”. Und wenn wir schon dabei waren, war die Inszenierung seiner Frau in Zeit eingefroren auch sehr flach. Eine geliebte Grabstätte hätte dasselbe Gefühl rübergebracht, wenn nicht sogar noch authentischer.
Die Charaktere
Dann lass uns doch mal ans Eingemachte gehen: Die Charaktere. Angefangen natürlich bei Cesar selbst. Das Ultra Genie, das im Alleingang die ganze Welt umkrempeln kann. Und alles, was er dafür hat, ist hoher politischer Einfluss, Unmengen von Geld, und vage Zauberkräfte. Sein ganzes Verhalten und Charakter ist so unfassbar prätentiös. Ein Fakt der gefühlt bei Coppola vorbeigegangen ist. Denn er wird nicht als arroganter und prätentiöser Arsch dargestellt, sondern als ein missverstandenes Genie. Auch der Aspekt der Megalomanie wird hier durch die Inszenierung kaputt gemacht. Er bleibt das großartige Genie, das dann am Ende eine so tolle Ansprache raushaut, dass dadurch alle Probleme gelöst werden. Das macht den Unterschied aus zwischen einem Megalomanen und einem Genie, der am Ende recht hat. Eines meiner Hauptprobleme mit Cesar ist die Inszenierung. Es wird ihm alles Mögliche nachgesagt: Er sei ein Renaissance-Mann, der alles kann und unfassbar weise und intelligent ist. Er hat auch Schwächen, wenn es sich zum Beispiel um soziale Situationen dreht, fehlt ihm etwas an Kompetenz, was ihn aber auch wieder liebenswert machen soll. Aber es wird fast nichts davon gezeigt, wenn man sein prätentiöses Gerede auch als solches enttarnt. Film ist ein visuelles Medium, bei dem das Zeigen das Erzählen immer trumpft. Hier hat Coppola, meiner Meinung nach, auf ganzer Linie versagt. Ich kann nicht mal Adam Driver die Schuld geben, da der Autor und Regisseur des Werkes keine wirkliche Ahnung von dem Charakter hat. Es ist geschrieben, wie sich ein wirklich dummer Mensch einem intelligenten Menschen vorstellt. Das wird nicht nur durch seine vagen Visionen und Technobabble entschleiert, sondern auch in der Selbstdarstellung. Er spielt sich als Mann der Kunst, der Visionen, der Technologie, Physik und Gesellschaft auf. Mit einem tieferen Verständnis für die wirklich wichtigen Themen, die uns sterblichen nur üble Kopfschmerzen bereiten würde. Leider erreicht der Charakter nur so eine Tiefe, die mit Jaden Smith in seiner Hochphase vergleichbar ist. Nur das Sagen von Wörtern, oder das Zitieren von großen Menschen, macht einen selber nicht groß. Wenn man nur die Phrasen lernt, und nicht den Kontext und Inhalt dahinter, hat man auch nichts dabei gelernt. Vor allem wenn einem die Fähigkeit der Selbstreflexion fehlt. Wie flach er wirklich ist, beweise ich einfach durch ein Zitat von ihm: “There are only two things impossible to stare at very long. The sun. And your own soul.” Als Emo Lyric würde das vielleicht fetzen, aber doch bitte nicht als einen Charakter, den man als brillant ansehen soll. Ich werde auch immer noch nicht aus der Party schlau, bei der er sich richtig die Kante gibt. Der Spruch, dass man bösen Menschen eher zuhört, ist ganz nett, aber so richtig erklären tut es das auch nicht. Das wird auch nicht besser, wenn Beziehungen ins Spiel kommen, bei dem sich frei an dem Trope “Geniale Männer können es sich erlauben!” bedient. Seine Liebe zu seiner Frau fühlt sich, obwohl er es versteckt, sehr performativ an. Genau so auch die Beziehung zu seiner Familie oder Platinum Wow. Auch mit dem Love Interest in Julia ist es nicht wirklich besser. Er ist halt so toll, dass er solche Aspekte einfach ignorieren kann, für das Wohl aller. Dabei wird eigentlich nur sein eigenes Ego gefüttert, was dann kurz mit einem zum Wegwerfen komischen Assassinations Versuch, auf eine schon esoterische Art und Weise geweitet und geweiht wird. Bei dieser Szene ist ein Mann einfach direkt aufgestanden und hat das Kino verlassen, was ich ihm nicht verübeln kann. Und dann noch das Happy Ending, bei dem er alles einfach ins Lot bringt, nur weil er so awesome ist. Der Charakter funktioniert nicht als Studie eines gewissen Typs Menschen, denn dafür müsste man eine Erörterung ausführen. Es wird einem vorgegaukelt, dass er durch das Gewinnen und Verlieren seiner Kräfte und der Beziehung mit Julia sich etwas in ihm entwickelt. Aber das ist nicht der Fall. Wenn man eine enigmatische Persönlichkeit inszenieren möchte, muss das auch Hand und Fuß haben, sonst zerbricht das Bild davon mit jeder Szene. Oder wenn man keine Hand und Fuß hat, erörterte man das, anstatt dem missverstandenen Genie am Ende nochmal auf die Schulter zu klopfen.
Und dann natürlich noch den Kernkonflikt des Filmes mit Cicero. Daraus hätte man wirklich etwas machen können. Ein kalter starrer Bürokrat gegen einen Visionär oder wahren Menschenfreund. Ein Revolutionär, der die alten, nutzlosen Strukturen verbrennen möchte, um etwas Wahrhaftiges zu schaffen. Jemand der die Gesellschaft durch Kunst und Philosophie stärken möchte, um den Menschen ein besseren nährboden zur eigenen entfaltung zu geben. Aber das ist nicht der Fall, auch wenn es vielleicht am Anfang so aufgezogen wurde. Dazu ist Cesar einfach kein Menschenfreund. Später geht es vielmehr um die Erschaffung etwas größer als sein Vermächtnis an die Welt. Ein Mann, der verzweifelt das möchte, was Frauen ganz natürlich können: etwas neues und lebendiges Erschaffen. Aber auch das wird weiter nach dem Attentat und dem Upgrade durch seinen Zauberstoff verwässert. So fallen Streitgespräche, wie das vorhin erwähnte zwischen Cicero und Cesar, leider vollkommen flach. Vor allem mit manipulativen Ansätzen. Und dann eben die Bestätigung am Ende, die sich so nicht organisch erarbeitet anfühlt.
Verwirrt bin ich auch von der linken Hand Cesars und dem Erzähler des Films, Romaine. Er wirft immer mal wieder vage, tiefsinnig klingende Phrasen ein, oder unterhält sich bedeutungsschwanger und inhaltsarm über große Themen. Es fühlt sich an, wie das Aufzwingen von Konzepten, die der Autor nicht besser vermitteln konnte. Laurence Fishburn macht seine Sache gut, vor allem in seiner Morpheus tiefen Stimme, die den Charakter aber bei weitem nicht rettet.
Julia ist auch so ein Charakter, der irgendwie ambitioniert angefangen hat und dann am Ende in eine extrem passive Geburtsmaschine umfunktioniert wird. Nathalie Emmanuel hat mich bis jetzt in noch keinem Medium außerhalb von Game of Thrones überzeugt, und auch hier gibt sie, ähnlich wie in The Invitation, eine angestrengte, aber vergessliche Darstellung. Aber ihr kann ich nicht allein die Schuld geben, denn was will man auch mit so einem Drehbuch machen? Vor allem mit so einem reduzierenden Blick auf Frauen, auf die ich später noch eingehen werde. Das Platinum Wow ist dabei auch nicht anders. Sie ist ein Charakter die nirgendwo reinpassen will. Man hat auch das Gefühl, dass Aubrey Plaza einen ganz anderen Film im Sinn hatte und alles wie eine Satire sieht, inklusive von nur so triefenden Dialogen und Motivationen. Mit drögen Ambitionen, die sich dann am Ende auch einfach im Sand verlaufen.
Cicero hätte ein interessanter Charakter sein können. Man merkt auch, dass sich Giancarlo Esposito wirklich viel Mühe gegeben hat, den Charakter mit viel Herz, Verletzlichkeit, Gnadenlosigkeit und viel Herz zu spielen. Denn wenn er auch als großer Gegenspieler von Cesar inszeniert wird, als Symbol von dem geerdeten Aspekt des Establishments, wird dies nie wirklich tief ergründet. Ich mag auch seine Ambitionen, Verpflichtungen und die Liebe zu seiner Tochter. Doch auch er ist ein Opfer der inkohärenten Erzählung. Auch die vage angedeutete Entwicklung in der Beziehung zu seiner Frau fühlt sich alles andere als erarbeitet und organisch an. Ich stör mich auch an dem Absolutismus des Konfliktes zwischen Cicero und Cesar, bei der ein einfacher Kommentar, dass die Utopie vielleicht utopisch ist, gleichgesetzt wird mit arroganter Abneigung. Er wächst nie aus der Rolle des Antagonisten, für den alle Sterne stehen und Leuchten, heraus.
Dann gibt es noch Crassus, der einen starken Charakter repräsentieren soll, der sich Macht und Zuneigung erkauft, aber durch Jon Voight nur als infantiler Narr dargestellt wird. Das ganze hat nichts mit dem historischen Vorbild von Crassus zu tun. Hier wirkt sie wie eine unbeabsichtigte Persiflage von Donald Trump an. Ein Mann mit mehr Geld als Verstand, der sich aufspielen will. Der dann am Ende doch so clever ist, dass er die Oberhand gewinnt, mit Hilfe seines mächtigen Ständers. Ich weiß nach wie vor nicht genau was er in dem Film zu suchen hat, außerhalb davon Cesar ein Sicherheitsnetz zu bieten und Clodio und Platinum Wow etwas zu tun zu geben. Dabei ist genau seine Rolle so wichtig im Neoliberalen Traumschloss von New Rome. Doch gemacht wird mit ihm nichts. Ähnlich wie bei Clodo, aus dem ich auch einfach nicht schlau werde. Ich glaube, dass selbst Coppola irgendwann den Faden mit ihm verloren hat. Grobe Züge von zerstörerischer Arroganz, einen Subplot über politische Machtübernahme und eine Hommage an das letzte Mal, als Mussolini rumgehangen ist. Doch etwas Tieferes wird damit nicht erzählt. Höchstens, dass man Leuten in Schlössern nicht trauen darf, da sie den Standpunkt der anderen einfach nicht verstehen. Aber das kann nicht die Message des Charakters sein, in einem Film, der die Gesellschaft wie einen beiläufigen Fußboden behandelt.
Megalopolis auf einer filmischen Ebene
Auf der filmischen Ebene, sollte man ja erwarten, dass jemand, der so lange im Geschäft ist, zumindest in dieser Disziplin kein Problem haben sollte. Aber ich habe selten so einen durchwachsenen Film gesehen.
Teilweise geben sie sich richtig mühe mit der Inszenierung. Lange Kamerafahrten, die sich dynamisch verändern und die Mise en Scene nutzen, um das Erzählte noch zu vertiefen. Aber solche Szenen gibt es leider sehr selten im Film. Das meiste wird durch flache Metaphern und Bilder abgedeckt. Teilweise fühlt sich nur das Drehbuch so an, als ob es schon seit all diesen Jahren vor sich hin kocht, sondern auch die Bildsprache, die teilweise durch katastrophales Framing und Editing kaputt gemacht wurde. Oder durch sonderbare Künstlerische Entscheidungen wie den Absturz des Satelliten in einem Schattentheater zu erörtern oder die Powerpoint-Präsentation mit den Konzeptzeichnungen der Zukunft. Diese werfen auch nochmal ein ganz anderes Problem auf. Ich weiß nicht ob AI für den Film benutzt wurde (wie es bei dem Trailer der Fall war), aber all diese Zeichnungen die den ach so brillianten Geist von Cesar darstellen sollen, wirken wie der ranzigste AI Slob den einem ein Computer vor die Füße kotzen kann. Im Allgemeinen fühlt sich sehr viel in dem Film nach Style over Substance an. Was man auch machen kann, wenn die geringe Substanz immerhin stimmig ist. Aber hier werden ohne Sinn und Verstand Stilmittel des Römischen Reichs, Art-Deco und moderne Elemente zusammengewürfelt.
Das Casting ist auch sehr sonderbar. Ich habe das Gefühl, dass es dem Film nicht gut tut, dass es quasi nur aus Stars und Sternchen besteht. Keines der Gesichter ist in irgendeiner Art und Weise unbekannt oder bietet etwas Neues, da jede Rolle so gecastet wurde, wie man sie schon allzu oft gesehen hat. Und hier kommt die Direktion von Coppola wieder zum Tragen. Ich glaube, dass niemand (selbst Coppola) wusste, was für einen Film sie da überhaupt drehen. Adam Driver spielt sein Herz aus, mit leeren Phrasendrescherei, die nirgendwo hinführt. Giancarlo Esposito strengt sich auch sehr an, zerschellt aber ebenfalls in dem Drehbuch. Und ich hab das Gefühl das Aubrey Plaza gar keine Anweisungen bekommen hat, und sich gedacht hat, Platinum Wow ist doch im grunde das gleiche wie Janet Snakehole aus Parks and Rec. Sie kann Rollen, die zwischen Ernst und Komödie stehen, sehr gut (beispielsweise Legion), aber hier hat das alles gar nicht funktioniert. Jon Voight und Shia LaBeouf wurden bekannterweise auch nur gecastet, weil sie gecancelt wurden. Dazu Dustin Hoffman und Jason Schwartzman, die einfach immer mal wieder reingeworfen werden, als ob der Regisseur ständig vergessen hat, dass sie existieren.
Das Drehbuch ist auch eine durchgehende Katastrophe, was ich ja in den langen Abschnitten davor schon belegt habe. Ich verstehe auch nicht den ständigen Mix an Sprachduktus, Sprache an sich und den katastrophalen Dialogen. Warum redet Cesar plötzlich wie Shakespear? Warum wird einfach so Latein reingeworfen und dann wieder verworfen? Egal ob in Text oder Sprache. Ein haltloser und katastrophaler Mix, der selbst innerdiegetisch nicht viel Sinn ergibt. Auch die Exposition ist mehr als faul. Als Cicero Cesar ins Ohr flüstert. Oder wenn der unnahbare Cesar plötzlich mit “Cesar would never say no to a child” betitelt wird. Wenn es gesagt wird, muss es wahr sein. Und wenn man nicht weiter weiß, haut man einfach ein paar Explosionseffekte rein und lässt eine Frau abrocken. Irgendjemand wird schon einen Sinn daraus ziehen. Man merkt auch, dass er seit 40 Jahren daran gearbeitet hat. In dieser Hinsicht hat mich der Film an Duke Nukem Forever erinnert, das durch so viele Iterationen gegangen ist, um immer wieder neuen Trends nachzujagen, dass jegliche Identität am Ende fehlt.
Dabei gibt es auch Aspekte, die ganz gut gelungen sind. Man kann sagen, was man will, aber die Leute, die für Kostüme und Maske arbeiten, haben ganze Arbeit geleistet. Der Soundtrack hat auch seine Stärken und der Cast besteht aus vielen talentierten Schauspielern, die allesamt durch das Drehbuch und der Direktion ausgebremst werden.
Francis Ford als Autor und Filmschaffender dieses Werks
Ging es davor hauptsächlich um die Geschichte und das Handwerk, möchte ich hier auf den Künstler dahinter eingehen. Denn nicht nur hat Francis Ford Coppola etwas 40 Jahre an dem Drehbuch getüftelt, er ist auch der Inszenator der Geschichte, und durch den Verkauf eines Teils seines Weinhandels, auch der Produzent und Geldgeber. Es ist ein Film, der ihm besonders am Herzen liegt, und bei dem er sich jegliche Freiheiten genommen hat. Näher kommt man nicht an ein persönliches Autorenwerk, weswegen es auch mehr als fair ist, ihn auf dieser Ebene zu kritisieren. Megalopolis ist nicht nur irgendeine Geschichte oder Film, es ist ein Spiegel seiner selbst, sein Magnum Opus, für das er sich komplett blank zieht.
Und dass dabei Megalopolis herausgekommen ist, ist schon ein trauriger Fakt. Das soll es sein? Das ist die Akkumulation seiner Lebenserfahrung? Die Weisheit eines Genies, die er unbedingt mit dem Rest der Welt teilen möchte? Seine Vision von sich selbst und dem, was er der Welt hinterlassen wird. Ein Kopfloses Sammelsurium eigener, unvollendeter Ideen und das verständnislose Zitieren anderer. Gestützt durch sinnbefreite Technobabble und bei dem das coole und beeindruckende Image immer wichtiger ist, als irgendwelche Aussagen. Wenn man etwas über die Gesellschaft und Menschen erzählen möchte, muss man die Gesellschaft mit einbeziehen und nicht nur die moralisch ambigen Kreaturen der Oberschicht. Dass auch das Lösen des Konfliktes nur durch ein weiteres Mitglieder dieser Schicht möglich ist, zeigt, wie beschränkt sein Horizont ist. Ähnlich wie Cesar oder Cicero, ist Francis eine gottgleiche Figur, dessen Recht und Privileg es ist, seine Einflüsse spielen zu lassen. Es ist auch kein Zufall, dass gerade der Name Coppola so eng mit Nepotismus in Hollywood verbunden ist. Und warum er auch extra gecancelte Schauspieler ins Boot geholt hat. Er sieht sich selbst als die Gegenbewegung, die das Falsche wieder richtig stellen möchte.
Er möchte, dass seine innere Dynamik in Cesar und Cicero widergespiegelt wird. Cicero ist der Bodenständige, der seine Position nicht aufgeben möchte, was ihn blind für die engsten in seinem Leben macht. Der sogar seinen Namen im Geheimen trägt. Und Cesar, das verkappte Genie, der alles auf eine so viel tiefere Art und Weise versteht, dass sie das Verständnis Normalsterblichen übersteigt. Eine grausige Darstellung eines Genies, dem es an jeglicher Selbstreflexion und Kritik fehlt. Francis sieht sich auch über allen anderen stehen. Das wird nicht nur durch das Casting klar, sondern auch durch Nachrichten, dass er teilweise Frauen am Set belästigt hat. Bei dem die betroffenen Frauen sich nicht mal an HR richten konnten, da dieses Feld auch von ihm besetzt war. Eine Inzestuöses Echokammer, in dem alle Fehler vom tosenden Applaus übertüncht werden. Das merkt man auch in der Inszenierung des Genies von Cesar, das für ihn ein unumstößlicher Fakt ist. Und alle, die es nicht verstehen, denen fehlt es einfach an ein tieferen Verständnis. Und die, die es erkennen, sind ihm Geistig ebenbürtig. Ich bin mir sehr sicher das alles in seinem Kopf super viel Sinn ergeben hat. Wie kann man sich sonst manche der Szenen erklären, bei den man ab und an das Lachen unterdrücken muss. Seine Vorstellung eines Genies ist auch so infantil. Sachen zu zitieren macht einen nicht zu einem Denker. Sachen verstehen machen es. So soll Cesar ein Tausendsassa sein, der sich nicht nur in wissenschaftlichen Studien perfekt auskennt, sondern auch ein Meister in humanitären Studien sein soll. Er redet von Kunst und Kultur, um Eindruck zu schinden, doch merkt er sehr schnell, dass da nichts dahintersteckt. Etwas, das an Coppola vorbeigezogen ist, da er sich bei alledem so unfassbar Ernst nimmt. Er denkt er hat die Wahrheit erkannt und wir sollten uns glücklich schätzen das er sie mit uns teilt. Wie wenig Ahnung er hat, zeigt er ja auch im Umgang mit sozialen und gesellschaftlichen Themen. Auch in so esoterischen Szenen, wie die im Club oder das Abnehmen der Kopfbinde, demaskiert ihn sofort als den Charlatan, der er ist. “If it's our mind that can affect God, and if from that flow such power, why can't we apply that power directly?” ist an sich eine interessante Idee. Aber er weiß selber nicht, was er damit aussagen möchte. Denn wenn unsere Gedanken Gott wirklich beeinflussen können, dann ist der Gott kein allmächtiger. Und das führt dazu, dass man Gott als einen Aspekt des Menschlichen betrachtet. Dass Gott nur eine Figur ist, um die Menschen zu leiten und zu blenden. So kann man aus der Erkenntnis zwei Schlüsse ziehen. Man muss selbst zu Gott werden und die Menschen für ihren eigenen Zweck fehlleiten. Oder Gott und wir sind alle gleich, mit demselben Potential. Eine Erkenntnis, die ihn eigentlich Demütigen sollte. Stattdessen wird gesagt, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn alle so wären wie er. Eine lächerliche Aussage, die das Leben nicht verstanden hat, und nur so von einem übersteigerten Ego strotzt.
Ein weiterer Konflikt wird tatsächlich auch direkt angesprochen. Das Trauma, dass Männer niemals etwas auf so natürliche und organische Weise erschaffen können wie Frauen. Daraus nährt sich der Drang nach einem Vermächtnis. Etwas, das aber niemals wirklich erörtert wird. Vor allem, weil Cesar scheinbar diese Grenze mit seinem Genie und Wundermittel gebrochen hat. Mit Megalopolis als Vermächtnis und lebendige Metapher. Das zieht auch noch etwas hässliches an den Tag, die offensichtliche Frauenverachtung im Drehbuch und der Inszenierung. Frauen sind in Megalopolis nur hübsches Beiwerk. Als Symbolbild für den Verlust den der Mann ertragen muss, als manipulatives Monster, das sich nur über oberflächlichkeiten definiert, oder dem Love Intrest, die den Protagonisten erst herausfordern möchte, nur um dann als weitere Säule und Geburtsmaschine umfunktioniert zu werden (Natürlich ohne sie Schwanger oder bei der Geburt zu sehen, das wäre ja eklig). Und dann noch die Rolle des Popstars, die als unbefleckt aushalten soll, tief im Kern aber verrotten ist. Als Cesar in den Skandal hineingezogen wird, wird er durch den Fakt, dass sie nicht minderjährig ist, zumindest von Julia, freigesprochen. Egal das Cesar das ja nicht gewusst hätte und seine Intention nochmal schäbiger aussehen lassen würde. Was ist das für eine Denkweise? Was will uns Coppola damit sagen? Ich sehe ihn über der Szene schweben, glücklich die Hände aneinander reibend, mit Polanski, Voight und all die anderen "gecancelten" im Hintergrund, die ihm zu jubeln. Fuck off du Creep und nimm deine creepy freunde gleich mit. Dass all diese Punkte nicht fernab der Realität sind, kann man ja nachlesen. Er sollte sich schämen, so ein verachtendes Verhalten nicht nur gut zu heißen, sondern auch zu fördern. Man darf sich als Film Gott doch auch mal an ein paar Extras vergreifen. Ist ja nur ein Ausdruck von Freude! Eine widerliche Denkweise, die abermals beweist, dass es ihm einfach an Empathie und Selbstreflexion fehlt.
Auf die Spitze wird das ganze mit allen Varianten seiner selbst getrieben. Ob es Cesar das verkannte Genie ist, Cicero, der doch nur die Welt zusammenhalten möchte, oder das Baby am Schluss, das den Namen Francis tragen soll. Er, der sich selbst als das Größte und den Erretter der Welt ansieht. All das, zusammen mit der wirklich grauenhaften Inszenierung, machen Megalopolis zu einem unfassbar hässlichen Selbstbildnis eines Möchtegern- Künstlers und Heilands.
Censor ist ein faszinierender Film, der es so geschickt wie wenige andere Filme schafft, die Grenze zwischen Normalität und Wahn zu verwischen. Die Review enthält Spoiler, also Vorsicht!
Man folgt unserer Protagonistin Enid, die nichts so ernst nimmt wie ihre Arbeit. Sie arbeitet im British Board of Film Classification (BBFC), welches seit 1912 existiert und Filme bewertet, beschneidet und teilweise auch komplett verbietet. Und in der paranoiden Welt von Margaret Thatcher hat die Moralpanik einen neuen Zenit erreicht. Durch die Erfindung und Verbreitung von Filmen auf VHS, haben viele Filmschaffenden ein Loophole entdeckt, bei dem sie Filme veröffentlichen können, die nicht direkt von der BBFC eingestuft wurden. Diese Lücke muss jetzt geschlossen werden, was die Arbeitslast der paar Zensoren plötzlich drastisch steigen lässt. Es wird auch nicht besser als ein Mann einen perfiden Mord begeht, der überschneidungen mit einem Horrorfilm hat, den die Zensur mit ein paar Schnitten durchgewunken hat. Edin nimmt ihre Rolle als moralische Instanz sehr ernst und so nimmt der eh schon enorme Stress von ihr weiter zu. Es wird auch nicht besser, als ihre Eltern ihr erklären, dass sie ihre Schwester nun endgültig tot erklären lassen. Als Kind haben die beiden im Wald gespielt, wo Nina verschwunden und nie wieder aufgetaucht ist. Edin kann dies einfach nicht akzeptieren und sucht verzweifelt nach einer Lösung. Und diese kommt in Form eines Horrorfilms. Don’t Go Into The Church erzählt eine Geschichte, die sie sofort an sich und ihre Vergangenheit erinnert. Aus den vagen Erinnerungen, die man auch als Zuschauer sieht, werden immer konkrete Bilder. Es scheint unmöglich zu sein, doch als sie einen weiteren North Streifen sieht, wird ihre schlimmste Befürchtung bestätigt. Die Scream Queen Alice Lee muss einfach ihre Schwester sein. Wie soll es auch sonst sein? Was für ein wahnsinniger Zufall, dass gerade jetzt all diese Punkte zusammenkommen. Die Trennung zwischen Realität und Fiktion wird immer verschwommener, bis sich Edin selbst nicht mehr zurechtfindet. Aber sie scheint auf dem richtigen Weg zu sein. So findet sie sich alsbald an dem Set des neuesten North Filmes ein, wo sie den Regisseur bloßstellen möchte, um endlich die Wahrheit zu erfahren. Und nun steht sie dort, vor der schicksalhaften Hütte, mit dem Monstrum, das ihr all das Leid angetan hat und ihre Schwester an den Haaren greift. Statt wie damals passiv beizustehen, wird sie aktiv und befreit das Mädchen. Ein Cut bringt nochmal Verwirrung mit sich, doch sobald sich die Himmelspforten öffnen, kann sie sich sicher sein. Sie hat es geschafft! Ihre Schwester ist da und sie ist endlich frei!
Censor ist ein fantastischer, psychologischer Horrorfilm. Der nicht nur durch seine Geschichte und Charaktere besticht, sondern allen voran an der Machart. Man wird schon von Anfang an mit übertriebenen Horror Tropes angegriffen. Frauen, die kreischen, Unmenge von Blut und düstere Grausamkeiten. Alles sieht herrlich trashy aus. Gerade bei der Szene am Anfang habe ich mir gedacht, warum macht man sowas überhaupt? Die Einstellungen mit dem aggressiven Licht, das überzeugt doch keinen? Wer hätte gedacht, dass ich dabei genau in die Falle der Regisseurin getreten bin. Denn das Verschmelzen der menschlichen Psyche mit den Ideen dieser Filme ist das, was es so besonders macht. Denn wenn es später unserer Protagonistin genauso geht wie der Frau zu beginnen, gibt es nichts zu belächeln. Die zwei Ebenen werden so wunderschön ineinander verzwirbelt. Nicht nur auf der bildlichen Ebene, sondern auch innerdiegetisch mit dem immer tieferen Zerfall. Ich mag auch, wie diese Aspekte auch direkt in dem Film angesprochen werden. Denn das, was sie macht, Zensur an den Filmen, ist nicht so unähnlich wie der Mensch mit Trauma umgeht. Das Hirn schneidet einfach einen gewissen Aspekt heraus, um den Wirt zu schützen. Wenn ein Kollege sagt “She’s losing the plot”, fasst es das ganze schon perfekt zusammen.
Ich bin auch einfach ein Fan von Filmen, bei denen man als Zuschauer tief in die Subjektivität des Protagonisten getaucht wird. Dabei hat der Film mich an Peter Stricklands “Berberian Sound Studio”, Jane Shoenbruns “I Saw The TV Glow”, Jeff Baenas “Horse Girl” und dem Spiel “Alan Wake 2” von Remedy erinnert. Die Kamera ist immer etwas beengend, um den Standpunkt der Protagonistin im stetigen Fokus zu behalten. So werden auch bildliche Stilmittel genutzt, um den geistigen Verfall darzustellen. Ob es das Eintauchen in den Bildschirm ist, das statische Rauschen des Himmels und später auch auf sehr geschickte Art und Weise via Seitenverhältnissen. Und man kann auch verstehen, warum sie so tief in diesen Sumpf versinkt. Ein unaufgearbeitetes Trauma, das sich seit mehreren Jahrzehnten die Wunde niemals schließen ließ. Dazu ein Hang zur Zwanghaftigkeit, die unschön gepaart wird mit Perfektionismus. Und die tiefe Überzeugung des Wertes ihrer Arbeit. Der Zerfall beginnt mit einer intensiven Traum-Sequenz, die nur die Spitze der Spirale darstellt. Wenn sie sich für den Dreh vorbereitet und North zur Rede stellt, hat das eine unfassbare Tiefe, die dieser nicht mal grob erkennen zu scheint.. Und dann das Reframing, das sich unverkennbar einschleicht und dann mit Cut gebrochen wird, was aber nicht lange hält. Natürlich ist das Ende nicht sehr subtil, aber es bringt genau das, was es rüberbringen soll.
Ich kann verstehen, dass manchen Leuten der Film nicht so zusagt. Ich bin verdammt Glücklich das ich zufällig über diesen Film gestolpert bin. Der nicht nur einen interessanten Einblick in die Filmgeschichte bietet, sondern dazu auch noch genau das Beschreiben, vor was Edin alle schützen sollte.
Der erste Anchorman ist ein Kult-Klassiker und ich war sehr gespannt, wie sie versuchen, ihn zu toppen. Und auch wenn es nicht viele Memes aus dem Film in den Zeitgeist geschafft haben, muss ich sagen, dass mir Anchorman 2 besser gefallen hat als der erste. Ich mag die Geschichte hier einfach mehr und in der Inszenierungen haben sie weniger Probleme, all in zu gehen.
Wie man es von solchen Comedy Fortsetzungen erwartet, steckt auch Anchorman 2 voller Cameos. Einige sind wirklich nett, wie Harrison Ford oder ein paar Gesichter bei der News Anchor Schlacht am Ende. Auf andere hätte man gerne verzichten können (Drake und Kanye), aber das wusste man damals ja nicht. Ich bin auch froh, dass sie sich nicht nur darauf verlassen, wie es teilweise in zum Beispiel Zoolander 2 war, sondern die Cameos auch genau das sind, kurz da und dann wieder weg. Etwas, das aber deutlich besser geworden ist, sind die Kamera und die ganze Inszenierung. Man ist viel näher und dynamischer an dem Geschehen dran, wovon die Comedy massiv profitiert. Ich bin auch ein richtig großer Fan von der übergreifenden Geschichte. Klar war sie im ersten Teil total in Ordnung, aber der 24 Stunden Nachrichtenzyklus ist schon ein Monstrum, das man gerne auf diese Art und Weise demaskieren kann. Ich mag auch das man ein viel besseres Gefühl für unseren Protagonisten Ron Burgundy bekommt, der hier auch einfach mal zeigt warum er so beliebt ist. Ein Entertainer in der Haut eines Journalisten. Von Geschichten, die heute noch genau so brandaktuell sind und durch süße Tierchen, Spekulationen und Verfolgungsjagden ersetzt werden. Es zeigt auf eine sehr einfache und klare Weise die Verdummung, die so unter dem Banner von Journalismus und Nachrichten entstanden ist. Und auch wenn ich die Idee von der “Death from above” Geschichte und dem begraben der selbigen an sich gut finde, habe ich das Gefühl, dass diese eher nur schnödes Beiwerk war, als dass man wirklich tief darauf eingegangen ist. Immerhin bekommt Synergy eine ganz neue, fiese Bedeutung dadurch. Die Charaktere sind genau so gut wie im ersten Teil, bei dem Brick wieder mal heraussticht, vor allem wenn er Chani Lastnamé den Hof macht. Das ganze Drehbuch ist auch etwas flotter und geschickter meiner Meinung nach. Vor allem in den Dynamiken. Ich mag auch, dass sich sein treues Team nicht mehr hinter ihn stellt, als er Brick zum Weinen gebracht hat. Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Rolle von Linda Jackson. Die Szenen mit ihr waren selten lustig für mich und haben sich auch ewig gezogen. Kann man den Trope einer wütenden schwarzen Frau endlich mal begraben? Befremdlich war auch die Storyline, als er plötzlich Blind wurde. Es fühlt sich wie ein Fremdkörper an, der das ganze Pacing runterzieht, aber dafür etwas eigenes, lustiges mit sich bringt. Und dann noch die vorhin erwähnte Schlacht, die diesmal noch überzogener wird und komplett durchdreht. Mit einem schönen Ende: "With the things I've done in my life, oh, I know I'm going to burn in hell. So I sure as shit ain't afraid to burn here on earth.”
Mir persönlich hat der zweite Teil besser gefallen als der erste. Aber es fehlt auch ein gewisser Charm, den der erste Teil ausgemacht hat. Auch dieser Film hat seine Höhen und Tiefen, aber für mich einfach am Ende ein runderen Eindruck.
Beastly ist eine Neuinterpretation der klassischen Geschichte “Die Schöne und das Biest” von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve. Diese Version ist von Alex Flinn, die scheinbar eine ganze Buchserie aus Interpretationen alter Märchen gemacht hat. Statt im Frankreich des Mittelalters, findet Beastly im hier und Jetzt und inmitten von New York statt. Aus dem Prinz wird ein Schülersprecher, aus Belle wird eine Pappfigur und die Hexe wird von einer Olsen Schwester mit Gesichtstattoo gespielt. Diese Aspekte waren es, was mich zu dem Film gelockt hat, weil alles so furchtbar klingt, dass man es mal gesehen haben muss. Aber das, was ich mit Beastly bekommen habe, war schlimmer als jede Erwartung. Meine Fresse… ich habe selten so einen inkompetenten Film gesehen.
Man erwartet einen crappy Teeny Film, der vielleicht manche Aspekte der originalen Geschichte weiter runter bricht. Und warum nicht, die Geschichte ist zeitlos und kann auch gerne in neuen Kontexten interpretiert werden. Aber Beastly ist ein Film gewordener White Noise, bei dem man nach 1 ½ Stunden aufwacht und sich fragt, was gerade passiert ist. Nichts in diesem Film (bis auf ein paar wirklich lächerliche Lines und Neil Patrick Harris) sind in irgendeiner Art und Weise interessant inszeniert, sodass alles wie an einen Neoprenanzug abperlt und am Ende nichts zurück bleibt. Meine Frau und ich haben am nächsten Tag echt hart überlegen müssen, was wir am Abend zuvor gesehen haben. Wenn das mal kein Qualitätsmerkmal ist, dann weiß ich es auch nicht.
Hauptschuldiger ist eindeutig das furchtbare Drehbuch. Ich habe selten so flache und regungslose Dialoge erlebt. Es sind einfach nur leere Worte, die in den Void gerichtet und dort verschluckt werden. Nein, aber jedes Wort, das aus den Schauspielern kommt, ist entweder so unfassbar dick aufgetragen, oder so hauchdünn, dass man es sich auch hätte sparen können. Das geht auch in dem Plot weiter, der wirklich nur sehr grob etwas zu erzählen hat. In dem Film passieren einfach Dinge. Szene um Szene will sich einfach nichts entwickeln. Und dabei haben sie doch eine Vorlage, bei der es erwiesenermaßen geklappt hat. Das beginnt schon mit der Wahl an der Schule, bei der ich angenommen habe, dass der ganze Film sich darum dreht, nur dass es dann in binnen von 5 Minuten abgefrühstückt war. Dann der Fluch, der so herrlich lächerlich inszeniert wird. Inklusive dem dramatischen Löschen seiner Socials mit den heftigen Worten “I am no more”. Gänsehaut pur! Eine Gänsehaut habe ich auch bei den ganzen Stalking Szenen verspürt. Ein gruseliges Verhalten, wofür er auch noch entlohnt wird, als er mit seinen plötzlichen Spider Monkey Kräften harte Kriminelle unschädlich macht. Nur blöd das der Drogensüchtige Vater des Love Intrests dann zu weit geht und jemanden ermordet! Was? Und das nutzt er dann auch aus, um Lindy zu sich zu locken und in sein Haus zu sperren. Grausame Freiheitsberaubung mit dem vagen Versprechen von Sicherheit. Und ihr gefällt das auch noch? Natürlich nicht sofort, aber man muss doch was richtig machen, wenn solche Phrasen wie “I guess this cage set me free” fallen. Alles ist wie in einem schönen Traum, bis der blöde Vater von ihr fast an einer Überdosis stirbt und sie dann zu ihm möchte, was ihn so wütend macht, dass er sie komplett ignoriert? Was soll das? Wer hat das geschrieben? Ich glaube nicht, dass die Vorlage ein Meisterstück ist, aber es muss doch kompetenter sein, als das, was sie hier daraus gemacht haben. Es hilft auch nicht, dass die Dynamiken zwischen den Charakteren so unfassbar dröge sind. Man bekommt am ehesten noch ein Gefühl für den Protagonisten, aber dieser ist auch so wischi waschi Inszeniert, mit ständigen hochs und tiefs, das man gar nicht weiß woran man ist. Schlimmer ist nur noch Lindy, gespielt von Vanessa Hudgens, die man auch einfach durch einen Pappaufsteller ersetzen hätte können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Genau so auch die Hexe, der Vater von ihm und der Vater von ihr und die Bediensteten. Wobei ich sagen muss, dass mir Neil Patrick Harris als blinder Lehrer noch am ehesten was gegeben hat (“At 15, my friends lost their virginity. I lost my sight”). Und ich hatte am Anfang die Hoffnung, dass die jamaikanischen Hausmädchen für den Fluch verantwortlich waren, das wäre so viel besser gewesen.
Ich bereue es nicht, Beastly angeschaut zu haben, aber das liegt nur an einer perfiden Faszination mit auch richtig räudigen Filmen, zu denen dieser auf jeden Fall gehört. Erzählerisch und inszenatorisch eine absolute Niete auf allen Ebenen. 90 Minuten purer White Noise, der einem nichts gibt.
Terrifier ist eine Filmreihe, die komplett an mir vorbeigegangen ist. Dabei ist es ein klares Passion Projekt von Damien Leone, der mit 35.000$ und den Namen seiner Verwandten in Produzenten-Rollen etwas ordentliches auf die Beine gestellt hat. Man merkt das viel Liebe fürs Detail in so viele Aspekte des Filmes geflossen sind, aber so richtig konnte mich der Film dann auch nicht überzeugen.
Ich finde die Intro-Szene echt nett gemacht. Auf eine spielerische Art und Weise wird schnell abgesteckt, worum es in dem Film geht und was mit dem einzigen Überlebenden passieren wird. Anschließend taucht man in einen schnörkellosen Slasher Film ein. Es ist Halloween und Art der Clown verlässt sein Haus mit einem Sack voller Überraschungen und macht schnell seine ersten Opfer aus. Dabei will der Film nichts Großartiges erzählen, sondern einfach der neuen Kultfigur Raum zu schaffen, um sich auszutoben. Dabei fühlt sich Terrifier an, wie ein Film an, der innerdiegetisch in einem Film oder Show zu sehen ist, um zu zeigen, dass die Charaktere Spaß an trashigem Horror haben. Und ich mag es, dass er auch keinen Hehl daraus machen möchte. Das Drehbuch und das Schauspiel ist trash pur, hat aber dadurch einen gewissen Charme, der funktioniert. Und der Star der Show: Art der Clown, wird toll von David Howard Thornton gespielt, der vor allem durch seine Mimik und Gestik überzeugt. Die Morde sind auch schön grausig und kreativ gestaltet. Vor allem mit dem Budget ist es der Hammer was sie da teilweise auf die Leinwand zaubern. Gerade in der wahl der Waffen und den ständigen Überraschungen. Dazu ein Soundtrack, der wirklich überzeugt und wohlige Erinnerungen an John Carpenter Klassiker erweckt.
Aber Tortur Porn ist einfach nicht mein Ding. Ich mag Body Horror, wenn er wirklich gut gemacht ist, aber darum geht es ja bei Tortur Porn nicht. Der Film macht auch etwas die Puste ab der Mitte aus. Hätte man den Film mit Tara enden lassen, wäre es viel eindrücklicher gewesen, und man hätte die cringe Szenen mit der Puppenfrau erspart bekommen. Den irgendwann, wie es halt bei dieser Art von Filmen ist, beginnt die Aufmerksamkeit zu schwinden. Art schafft es immer mal wieder sie dann toll auf sich zu ziehen, aber es ist schon ein Kampf. Aber wenn man auf diese Art von Film steht, kann man sicherlich viel Spaß damit haben.
Immaculate ist ein Horrorfilm, der einem sofort sehr bekannt vorkommt. Die Prämisse und die Örtlichkeit hat man schon öfters in letzter Zeit gesehen. Ob bei der Todesschwester, The Nun und allen voran Das erste Omen, das de facto der gleiche Film in besser ist. Aber das will ich erst mal für die Kritik ignorieren. Den so blöd es auch ist das zwei Filme mit sehr ähnlichen Prämissen und Plots so nahe beieinander herauskommen, brauchen Filme ihre Zeit und es kann eben passieren, das zwei verschiedene Studios genau an der selben Idee arbeiten. Wenn man bedenkt, dass Sydney Sweeney 2014 für die Rolle vorgesprochen hat, könnte ich auch genau das gegenteilige Argument bringen, wenn es nicht so lange in der Produktionshölle geschmort hätte.
Der Film fängt sehr nett an. Man zeigt sofort wo man ist und auch, woran man ist, mit einer panischen Flucht, die dann mit einem gebrochenen Bein und einem Sarg endet. Anschließend folgt man unserer Protagonistin, einer Nonne, die nun in einem italienischen Kloster ein neues Zuhause sucht. Mir hat gut gefallen, wie sie in das kalte Wasser geworfen wird, mit ähnlichen italienisch kenntnissen wie ich sie habe. Das bringt das Gefühl verloren zu sein sehr gut rüber. Auch die sonderbare Atmosphäre kann man sehr schnell spüren und sie geben auch Raum für die Tätigkeiten der Nonnen, wie die Pflege der älteren unter ihnen. Doch eines Tages ändert sich alles, nachdem sie etwas zu tief in Jesu Blut geschaut hat und nun überraschenderweise ein Kind erwartet. Doch aus dem Wunder werden bald Zweifel und eine Bestätigung, dass es hier nicht mit rechten Dingen zu geht. Wobei immer die Frage zwischen den unbegreiflich Göttlichen oder dem einfach bösartigen steht.
Der Film hat auch eine recht schöne Ästhetik mit ein paar tollen Bildern. Sydney als eine Art Mutter Maria war beeindruckend und wurde durch den tollen Soundtrack noch vertieft. Die Schauspieler sind allesamt auch nicht schlecht. Aber auch wenn es ein paar richtig tolle Szenen gibt, versagt der Film leider großräumig in der Inszenierung. So will so einiges einfach nicht wirklich zusammenkommen oder ist dann irgendwie dröge dargestellt. Man spürt auch eine ständige Distanz zu der Protagonistin, was sich im Verlauf des Filmes, zumindest bei mir, zu Gleichgültigkeit entwickelt hat. Es hilft auch nicht, dasselbe Problem bei den Bösewichten vorhanden ist. Die genetische Manipulation der Kirche könnte richtig cool sein, wirkt hier aber so sonderbar losgelöst an. Dabei find ich die Idee großartig, den Heiland anhand von eine Reliquie zu klonen. Aber die Frage zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und dem anderen und zwischen dem, was man tun kann und tun sollte, wird nie wirklich erörtert. Im Allgemeinen wird der Film immer generischer, je länger er voranschreitet. Leider wird das auch nicht besser durch die Killing Spree und die Verfolgungsjagd in den Katakomben, die man auch gerne komplett hätte streichen können.
Immaculate ist per se kein schlechter Film, aber auch kein guter. Wenn man die Wahl hat, würde ich jedem “Das erste Omen” empfehlen. Da man eine sehr ähnliche Geschichte bekommt, die aber viel besser inszeniert ist.
Der dritte Teil der Jurassic World Serie und nochmal eine Chance, keine komplette Enttäuschung zu sein. Im Vergleich zu den anderen Filmen ist Dominion tatsächlich der beste, aber das muss bei dem Franchise gar nichts heißen.
Dabei hat es so vielversprechend angefangen. Statt mit einer Action-Szene zu beginnen, bekommt man einen Blick 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit. Man bekommt das, was ich seit langem wollte: einfach Dinosaurier beim Leben zuzuschauen. Ich mochte auch sehr die Doku, die einem erklärt, was in den letzten Jahren passiert ist. Es ergibt zwar gar keinen Sinn, dass so viele Dinos überall auf der Welt sind, da ja alle Dinos im zweiten Teil unter ner dicken Magmaschicht begraben wurden und nur eine Handvoll von ihnen entkommen sind, aber was solls. Ich mochte auch die Szene im Autokino, weil sie mich an den besten Aspekt von Jurassic World 2 erinnert hat. Die Vorfreude versickert schnell, sobald Claire auftaucht. Ich verstehe nicht, warum sie immer noch an diesen Charakteren hängen. Immerhin bekommt man sie hier bei interessanten Sachen zu Gesicht. Owen versucht Dinosauriern zu helfen, in dem er mit bloßen Händen sie mit Lasso fängt und zum Stoppen bringt, und Claire geht dabei noch extremer vor, bei der Rettungsaktion eines Dinos der unzählige andere Dinos und Menschen in Gefahr gebracht hat. Immerhin wurde sie dafür zurechtgestutzt. Aber selbst diese Storylines verlaufen schnell in nichts für das, was dieser Film scheinbar wirklich erzählen will.
Wer auch immer verlangt hat, die Dinos auf ein Minimum zu drehen und dafür einen unpassenden Thriller zu erzählen, bei dem es um einen Monsanto-Plot und das Klon Mädchen geht, bekommt hier genau das. Im Allgemeinen fühlt sich gerade die Storyline von Claire und Owen an, wie ein James Bond / Mission Impossible Reject, den man hier irgendwie verwursten wollte. Warum sieht der Schwarzmarkt wie aus einem trashigen Sci-Fi Film aus? Warum sind Owen und Claire plötzlich Superagenten, die richtig arsch treten können? Auch dass der zufällige Wilderer in der Pampa zum internationalen Terrorist wird, ist auch unglaubwürdig. Und wann geht es endlich mal wieder um Dinosaurier? Und nein, damit meine ich nicht den feuchten Traum von Vincent D’Onofrio aus der JW1, denn auf Dino Laserpointer hätte ich gerne verzichtet. Dabei ist die Action per se nicht schlecht inszeniert. Aber es fühlt sich einfach extrem unpassend an. Wer auch immer Jurassic Park gesehen hat und gedacht hat, dem ganzen fehlen Motoradjagden und Schießereien, sollte man nie an ein solches Projekt setzten. Auch die Geschichte um das Klon Mädchen und wie diese Hanebüchen mit der anderen Geschichte verbunden wird, ist grauenhaft. Auch das man, um noch mehr Leute ins Kino zu locken, die alte Riege aus der Mottenkisten zieht verstehe ich, aber warum dann in so einem Spionagefilm über Heuschrecken? Warum sollten gerade Dr. Grant, Dr. Sattler und Dr. Malcolm etwas damit zu tun haben? Es wird vage erklärt, aber so richtig überzeugen will es dann auch nicht. Vor allem, weil man die Entwicklung der Charaktere zwischen den Filmen als sehr reduziert beschreiben kann. Wenn die zwei Plot Points zusammenkommen und Maisie auf die zwei Doktoren, die auf dem Boden kauern, trifft, fühlt sich das alles andere als erarbeitet an. Es ist ganz nett, dass der Typ aus dem ersten Teil nochmal auftaucht. Auch wenn es keinen Sinn ergibt, dass er eine verrostete Dose, die ja scheinbar die von Ned sein soll, bei sich rumstehen hat. Ich weriß auch nicht genau, was sie mit diesem Tim Cook Verschnitt anfangen wollten. Es ist ganz nett, dass der Monsanto Plot keine Absicht war und sie eigentlich gute Intentionen hatten, aber die Art und Weise, wie er damit umgeht und wie er auch mit allen anderen umgeht, ist so befremdlich und sonderbar.
Nach fast drei Stunden kommen zig verschiedene Storylines zusammen, die sich durch und durch nicht erarbeitet anfühlen. Alles wirkt wild zusammengehauen und durch die Unmengen an Charakteren zehrend. Auch der Kampf der Dinos am Ende wirkt so heftig und panisch in das eh schon aufgeblähte Geschwulst reingeschrieben. Das ganze wurde nicht wirklich aufgebaut und ich hätte es auch nicht gebraucht. Aber es ist ein Jurassic Film, also müssen wir es irgendwie reinbringen. Da helfen auch die paar netten Aspekte nicht. Ich mochte Blue, ich mochte den Edward Scissor Hand Dinosaurier und den geflügelten Taucher. Auch Ian Malcolm ist wieder in seinen Element. Er wird dafür bezahlt, einfach nur zu quatschen und zu jammern, was gibt es besser? Und auch wenn es so dumm ist, hat mich der gewürgten Dino echt kalt erwischt.
Ich mochte den Anfang des Filmes sehr und hatte das Gefühl, dass hier etwas richtig cooles entstehen könnte. Aber dieser glaube wurde dann extrem schnell erodiert und durch aufgeblähte langeweile ersetzt. Bitte, bitte, bitte! Mach das nächste mal eine Geschichte die sich mehr auf Dinosaurier konzentriert. Und mottet Owen und Claire ein. Ich kann diese Pappnasen und ihre Handgesten nicht mehr ertragen. Was für eine herbe Enttäuschung… und das von einem Film, den ich im Vergleich der anderen zwei sogar minimal besser finde.
Cool As Ice ist 90s Trash vom allerfeinsten. Ich verstehe schon, warum der Film damals so zerrissen wurde, aber ich muss zugeben, dass ich den Film als Zeitzeugnis der 90er und des Vanilla Ice Craze tatsächlich viel mehr genossen habe, als ich zuerst angenommen habe. Er ist einerseits so schlecht, dass er schon wieder gut ist, aber in anderen Aspekten ist der Film einfach gut. Und bevor mich jemand hier für komplett verrückt hält, lasst mich erklären.
Der Film macht keine Gefangenen und ist sich dessen, was er sein will, auch sehr bewusst. So beginnt es mit einem Musikvideo, das nur so nach den 90ern schreit. Inklusive unserem Boy Vanilla Ice, der auf der Bühne zeigt, was er so drauf hat. Das Texte Schreiben ist nicht so wirklich seine Stärke, wäre er doch komplett aufgeschmissen, wenn jemand ihm sein Reimwörterbuch nehmen würde. Aber was er kann ist tanzen und den Zoolander Cold Steele, bevor dieser Film überhaupt das Licht der Welt erblickte. Der Film ist ein Zirkus, und Vanilla Ice und seine Crew sind die Clowns, und das passt auch so. Wie kann man den Film anders beschreiben? Die Kostüme, die Frisuren, die wunderbar bunten Sets, die affigen Tänze und die grausige Musik der frühen 90er. Es ist einfach ein wunderbares Zeitzeugnis der Ästhetik. Und das liegt allen voran an dem Regisseur.
Man merkt, dass David Kellogg davor hauptsächlich Musikvideos und kleine Videos für das Playboy Magazin gemacht hat, und sich post Cool As Ice auch auf Werbungen fokussiert hat. Er weiß wie man die einzelnen Szenen gut in Szene setzen kann. Von der Cinematographie, dem Framing und vor allem der Bewegung der Kamera. Nicht nur in den Musikvideos die innerdiegetisch stattfinden, sondern auch zum Beispiel beim ersten Shot mit den schwingenden Lichtern oder das ganze Haus und Grundstück des Mechaniker Paars. Der Film ist sich auch nicht zu schade, massiv zu übertreiben. Ob es riesige Salzstreuer sind, oder einfach nur eine Montage auf zu viel Zucker. Und auch im Pacing merkt man die Stärken des Filmemachers. Denn die meisten Szenen haben einen richtig schönen flow die trotz dürftiger Geschichte und Charaktere selten Langeweile aufkommen lässt. Selbst in Szenen, wo man denken würde, das kann ja nichts werden, schafft er es irgendwie, mit der Inszenierung das Tempo nicht zu verlieren. Das beste Beispiel dafür ist das erste Date von Ice und Kat, bei dem der Mann mit dem kalten Blick sein Herz ausschüttet, immer wieder aufgelockert mit Bildern auf einer Baustelle, einer Wüste und einer Weide. Natürlich ist das alles nicht wirklich gut. Aber es ist auf jeden Fall gut genug für das, was der Film sein möchte. Aber leider kann der Film das Pacing nicht durchgehend behalten. Sobald Jimothy ‘Jimbo’ Hackett seine Vergangenheit beichtet, fühlt sich das an wie eine Vollbremsung auf einer Achterbahn. Die Szenen danach haben auch wirklich Probleme, wieder Momentum aufzubauen. Vor allem das Missverständnis zerrt an dem Film. Aber spätestens als sie Motorrädern durch die Wand brechen, fängt der Film sich wieder an. Dabei hat der Film mich an zwei andere Filme erinnert: Hackers wegen der wunderschön überzogenen Darstellung der Welt der 90er. Und Catwoman, weil sie von einem ähnlichen Regisseur gedreht wurde, nur dass es hier funktioniert im Gegensatz zu Catwoman.
Aber werfen wir mal einen Blick auf unsere zwei Protagonisten. Da hätten wir einmal Vanilla Ice als Johnny, der mit seiner Band durch die Gegend zieht und nun wegen eines Defektes für ein paar Tage in diesem kleinen Ort feststeckt. Er lernt die super Schülerin Kathy kennen, bei einem Assault mit seinem Motorrad (ich weiß nicht was es sonst sein soll) und dem Diebstahl eines Buches. Ich bin mir nicht sicher, ob Kathy sich dabei nicht mächtig den Kopf gestoßen hat, anders kann man ihr Verhalten nicht erklären. Die Theorie von Hirnschaden wird auch dadurch gestützt, dass all ihre Freunde von ihrem plötzlichen Wandel schockiert sind. Dabei hinterlässt Vanilla einen ziemlich tiefen Eindruck in dem idyllischen Ort, mit einer herrlich überzogenen Inszenierung. So muss sich ein 14 Jähriger fühlen, wenn er zum ersten Mal mit einem coolen Shirt, einem Totenschädel und zerrissenen Jeans in die Schule kommt. Aber ja, es gibt einfach keinen F! Und Kathy steht darauf! Schon fast zu einem übertriebenen Maße. Und bei ihr spürt man einfach die größte Diskrepanz zwischen dem, was erzählt wird und wie sie sich verhält. Denn man sollte meinen, dass eine Top Schülerin etwas cleverer ist als Kathy. Ob es um die sehr nachvollziehbaren Vorwürfe gegen Johnny geht, oder dass sie sich lieber in Selbstmitleid suhlt, statt nach ihrem Bruder zu schauen. Auch nochmal schön zusammengefasst, als sie das einzige Beweisstück nimmt und aus dem Haus rennt oder auf die SEHR berechtigte Frage, was sie denn tut, nur mit “Ich hab keine Ahnung” antwortet.
Die Geschichte ist dabei irgendwie richtig nebensächlich. Aber auch hier geben sie sich Mühe. Die Suspension of Disbelief wird nicht ausgereizt. Denn obwohl Vanilla Ice und seine Posse die coolsten aller Zeiten sein sollen, wirken sie sowohl für den Zuschauer als auch für die Personen in der Geschichte etwas lächerlich. Und das ist voll okay. Man erwartet einfach nichts Großartiges und erfreut sich dadurch so viel mehr an den kleinen Dingen, die darüber hinausgehen. Ich mochte tatsächlich die Bösewichte des Films, die schon sehr überzogen waren und dabei auch sichtlich Spaß hatten, so nervig und aufdringlich wie nur Menschenmöglich zu sein. Von den Drohungen, zu der wirklich irgendwie verstörenden Entführung (“Have you seen the one I was in?”) bis sie am Schluss an die Motorhaube festgebunden der Polizei übergeben werden. Auch der Freund von Kathy ist wirklich lustig. Ein Bully im Rollkragenpulli hat schon was, vor allem wenn er mit seiner Posse auftaucht, um ein wildfremdes Motorrad zu schänden. Auch die Freunde von Ice machen ihren Job als Hype People ganz gut. Ich mochte auch den Bruder des Mädels, der überraschend Wholesome war und auch herrlich als Stand-In für die Zielgruppe des Filmes diente. Auch dass sie Videogame Geräusche im Hintergrund laufen lassen, ist so eine einfache und billige Art die Aufmerksamkeit von Kids zu erwecken, aber ich müsste lügen, wenn es bei mir nicht auch funktioniert hätte. Und hier ist noch ein Aspekt des Films, den ich zum Wegwerfen komisch finde. Die Zielgruppe sind klar jüngere Kids, weswegen sich die Inszenierung von Vanilla Ice auch so unfassbar ernst nimmt. Nur schaffen sie hier einen Spagat, weil Vanilla Ice einfach so peinlich ist, dass es auf zwei Ebenen funktioniert. Denn all das ist schon ziemlich panne. Und auf die sonderbaren Sexualisierten Szenen mit Kathy hätte ich auch gerne verzichten können. Er sieht halt auch aus, wie ein Kind, das sich zum ersten Mal selbst für den Kindergarten oder die Grundschule anziehen darf.
Ich muss noch ein paar Worte zum Soundtrack verlieren. Denn dieser besteht hauptsächlich aus Tracks von Vanilla Ice selbst und ein paar anderen, stilistisch ähnlichen Stücken. Vanilla Ice ist nicht wirklich der beste Rapper und seine Texte lassen auch sehr zu wünschen übrig. Bei dem Liebessong dazwischen, bei dem er auch mitsingt, haben sich meine Nackenhaare schon hochgestellt. So auch mit vielen anderen Songs, die einfach nur grausig klangen. Was aber gut funktioniert hat, waren die kleinen Snippets zwischendurch. Ob er zu einer Tür läuft oder cool mit dem Motorrad fährt. Es ist halt einfach eine richtig ulkige Vorstellung der Hip-Hop Subkultur.
Cool As Ice ist kein Meisterwerk. Aber ich hab das Gefühl das die Filmschaffenden schon Ahnung hatten, was und vor allem für wen sie diesen Film machen. Ich kann total verstehen das der damals gefloppt ist. Aber nun, mit so vielen Jahren dazwischen, haben sich ganz eigene Qualitäten aus dem Film gemausert, die das Anschauen wirklich unterhaltsam gemacht haben.
Anchorman ist ein legendärer Comedy-Film, der an mir vorbeigezogen ist. Ich habe zweimal versucht den Film anzuschauen und bin nie sehr weit gekommen, weswegen ich Anchorman hauptsächlich von den Memes kenne. Das liegt daran, dass ich einfach kein Fan von Will Ferrell und seiner Art von Comedy bin. Und ich bin sehr froh, dass ich dem Film nochmal eine Chance gegeben habe. Nicht nur weil der Film auch wirklich tolle Elemente hat, sondern weil ich jetzt auch besser verstehe, warum mir seine Filme meistens nichts geben.
Der Film hat einen stellaren Cast von talentierten Comedians, mit einem ordentlichen Drehbuch und einem sehr wiedererkennbaren Look. Die Kostüme, Friesen und Sets sind allesamt richtig gut gelungen. Und für einen Film aus dem Jahr 2004 fühlt er sich immer noch überraschend frisch an. Und es ist auch kein Zufall, dass so viele bekannte Memes aus dem Film stammen. Und den Anfang fand ich auch ganz lustig, aber so richtig wollte es bei mir nicht zünden. Und ich glaub ich weiß jetzt auch warum. Die Konzepte an sich sind großartig, aber sie werden so geradlinig gespielt (oder wie man auch immer man plays way too straight übersetzen), ohne dass die Welt wirklich darauf reagiert. Es ist für mich ein sonderbarer Limbo, bei dem das Konzept an sich so verdammt lustig ist, aber es nicht landen will, weil es nicht in der Welt wiedergespiegelt wird. Ich liebe Absurditäten, aber das muss sich auch irgendwie innerdiegetisch widerspiegeln. Am Anfang gab es ein paar Szenen dieser Art, wenn Menschen aller Schichten und Arten zusammen kommen um Rons Show anzuschauen. Aber schon bei der Poolparty verliert der Film für mich an Fahrt. Alles ist einfach viel zu bedeckt und unreflektiert. Wo es mir auch besonders aufgefallen ist, waren die Telefonstreiche, die vielleicht ein paar Sekunden lustig sind, aber dann immer und immer wieder in der Montage abgerufen werden. Der Film würde einfach so viel besser funktionieren, wenn sie sich eine Scheibe von der nackten Kanone abgeschnitten hätten. Vollgepackt mit Absurditäten, die auch gerne mal gleichzeitig ablaufen oder das Bild der Welt in ein anderes Licht rücken (ein gutes Beispiel dafür ist der Anchor Talentscout bei der Panda Geburt). Einfach eine überzogene Welt in die Absurditäten genau reinpassen. Bei dem mit jedem Wort und jedem Bild versucht wird, einen Witz zu erzählen. Wo das super funktioniert ist zum Beispiel bei dem Jazz Flöten Konzert, oder der Sex Szene. Und ich finde auch, dass ab der Kampfszene in den Gassen der Film an wirklich viel Momentum zunimmt. Es ist, als ob eine Bremse gelöst wird und er endlich richtig loslegen kann. Auch der Boys Club ist toll inszeniert, als sie sich um Ron sammeln, um zu erfahren, was Liebe ist. Und man kann sagen, was man will, aber der Soundtrack rockt. So zu 100% überzeugt hat der Film mich nicht, dafür gibt es zu viel Leerlauf für mich. Aber ich verstehe den Hype und kann ihn auf jeden Fall in ein paar Aspekten gut nachvollziehen.
Alien Romulus gibt das Franchise endlich mal wieder ab, nach dem ziemlich katastrophalen Prometheus und Covenant. Im Allgemeinen gibt es leider mehr schlechte als gute Alien Filme, aber vielleicht schafft etwas neues Blut eine Renaissance. Und der Anfang hat mich richtig überzeugt. Die Ästhetik ist on point. Auch die Art und Weise, wie es gefilmt wurde, erinnert mich an 2001 Space Odyssey. Ich fand es dann auch toll einen Blick von den Kolonien zu erhaschen, etwas, das bis jetzt eher enigmatisch im Hintergrund stand.
Aber da kommen wir zu unserem ersten Problem: Der Cast. Es gibt keinen Alien Film, bei dem ich sagen würde, dass die Charaktere herausragend waren. Dafür ist der Fokus einfach ein anderer. Nehmen wir den ersten Alien Film, bei dem man niemanden wirklich kennt und sich auch eine Charakterin, die nicht am Anfang im Mittelpunkt steht, zu der Protagonistin mausert. Eine menschliche Geschichte runtergebrochen auf den Nerv, ohne ihn durch irgendein Drama zu erschweren. Das Drama lenkt nämlich meistens von interessanten Aspekten ab. Und hier war mir eindeutig zu viel vorhanden. Sie sind mir auch viel zu jung. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen einen jungen Cast. Aber es sollte glaubhaft sein. Und wenn ich jetzt den Cast von Bodies Bodies Bodies auf die Nostromo versetzen würde, würde ich nicht erwarten, dass sie Arsch treten. Das hat mich immer wieder aus der Immersion herausgenommen. Sie versuchen auch einen verzweifelten Spagat zwischen Eindimensionalität und Mitgefühl aufzubauen. Ich versteh auch das es schlimm ist, wenn man alte Freunde verliert oder jemand den man kennt stirbt, aber das sollte niemals der Fokus des Filmes sein. Vor allem wenn Typen wie Björn einfach tun und lassen können, was sie wollen, und ihren Hass und Zwietracht immer weiter säen, bis zu einem Grad, wo es die Mission gefährdet. So wird viel Zeit vom Film für Aspekte aufgebraucht, die sich nie erfüllend oder gar gut anfühlen. Warum nicht wie im ersten Film, alle Charaktere haben ihre Quirks und man ist dann so, ‘ja krass dass der gestorben ist, aber jetzt bin ich wirklich gespannt wie es weitergeht’. So leidet das ganze Pacing darunter. Etwas, das noch befremdlich war, war das Auftauchen von Ian Holmes als Synth. Warum haben sie niemand anderen dafür gewählt? Den auch wenn das CGI des Films großartig ist, fühlt sich Ash/Rooke etwas sehr befremdlich an. Ich verstehe auch nicht, wie sie einfach das Schiff von Weyland Yutani nehmen konnten, um eine leergefegte Weltraumstation auszurauben. Vor allem, weil es ja gezeigt wird, wie strikt die Firma ist. Etwas, das auch an der Glaubwürdigkeit des Filmes gezerrt hat, war das Verhalten der Aliens. Schön, dass sie für den Spannungsbogen den Charakteren oftmals Zeit lassen. Klar will man sie töten oder als Nest für den Nachwuchs missbrauchen, aber es ist grad so schee, da will ma net störe, gell?
Was dem Film aber gut tut, sind all die kreativen Ideen, die dabei eingeflossen sind. Ob es das Spiel mit der Gravitation, dem Säureblut, oder auch der Prometheus Kreatur am Ende ist. Das visuelle Design ist ebenfalls durchweg großartig. Und die Stars der Serie, die Facehugger und Aliens, sind absolut fantastisch inszeniert. Facehugger sind und bleiben ein verstörendes Kreaturen Design da draußen und es wird hier auch großartig in Szene gesetzt. Ich mag auch die Erweiterung der Lore, dass die Xenomorphs genutzt werden sollen, um die Evolution des Menschen voranzutreiben. Aber wer hätte gedacht, dass ein Synth der interessanteste Charakter ist. Er ist einer der wenigen die tatsächlich einen Wandel durchmachen und etwas moralische Fragen für sich selbst erörtern müssen. Ich mochte auch das Upgrade und was er mit ihm gemacht hat. Außerdem war die Szene seines Reboots nicht nur großartig inszeniert, sondern auch wirklich spannend und verstörend.
Ich bin echt etwas zwiegespalten was Alien Romulus angeht. Gerade wenn es um den Horror geht, ist der Film richtig stark. Dazu das durchweg tolle Design von allen, mit einer guten Kamera. Leider wird für meinen Geschmack viel zu viel Fokus auf das Drama der Charaktere gelegt, das sich niemals relevant oder interessant anfühlt. Aber es geht immerhin in eine bessere Richtung und gibt uns vielleicht in der Zukunft wieder richtig gute Alien-Filme.
Mitten in der Nacht während eines heftigen Sturms wird Patrick von einem Klopfen aufgeschreckt. Vor seiner Tür ist ein zitterndes Mädchen, das gerne das Telefon benutzen möchte, um irgendwie in die Stadt zu kommen. Der Sturm ist zu wild, und sie soll sich erstmal sammeln. Dabei entwickeln sich immer wieder statische Gespräche zwischen den beiden, bei denen man nie wirklich sicher ist, was eigentlich gerade abgeht. Es wird auch nicht besser durch irgendwelche verstörenden Visionen der Frau, die sich im richtigen Licht dann doch als anders darstellen.
Ich habe echt einige Probleme mit dem Film. Eines davon ist, dass mich so vieles am Anfang extrem aufgeregt hat und am Ende doch irgendwie zusammen gekommen ist. Das macht die Kritik so viel komplizierter, als wenn er einfach richtig schlecht oder richtig gut gewesen wäre. Es wird auch nicht leichter, wenn der Film ein Slow Burner ist. Die beiden werden separat voneinander und mit drei Armlängen Abstand inszeniert, sodass man gar kein wirkliches Gefühl für die Charaktere bekommt. Vor allem in einer Umgebung, wo nichts so zu sein scheint wie es ist. Das Spiel mit den Intentionen der Charaktere ist an sich ganz nett, wird aber durch diese Ambiguität etwas zunichtegemacht. Das wird auch nicht besser durch das unfassbar steife Drehbuch, das aus unnatürlichen Dialoge, ausschweifenden Monologen und eine schier unzählbaren Anzahl an schwangeren Pausen besteht. Aber auch auf der bildlichen Ebene wirkt der Film zu prätentiös, bei dem aus einer knallroten Tomatensuppe plötzlich Blut wird. Einzig in Momenten, wo die zwei etwas aufweichen, entwickelt sich eine ganz nette Dynamik, die dann aber immer wieder jäh unterbrochen wird. Ein Kammerspiel lebt durch das Drehbuch, und was hier einem geboten wird, ist eine Art ausgeweitete Tortur, die scheinbar nicht enden will. Mit jemandem, der sich viel zu ernst nimmt.
Aber gegen Ende wird all das nochmal in sich gekippt. Die Inszenierung beginnt Sinn zu machen und selbst all die Aspekte, die ich davor nervig fand, haben nun irgendwie ihre Daseinsberechtigung. Es gibt auch ein paar Szenen, die mir wirklich im Gedächtnis bleiben werden. Ob es das Warten auf das Ableben des Vaters in kompletter Dunkelheit ist, oder den perfiden Fetischen, die daraus entstanden sind. Ich mag auch, wie seine MO erklärt wird. Leider übertreiben sie es da auch an manchen Stellen, mit etwas zu viel Exposition, damit auch der Letzte versteht, was passiert. Aber ich kann nicht widersprechen, dass es irgendwie aufgeht, was den Frust während des Anschauens immerhin vertröstet. Aber ich weiß auch nicht, ob ich mir das Ganze nochmal geben würde.
Der nächste Weihnachtsstreich! Diesmal wird ein sexy Schneemann zum Leben erweckt, um einer Witwe und dem ganzen kleinen Örtchen von Hope Springs ein schönes Weihnachtsfest zu zaubern. Hot Frosty ist natürlich kein Meisterwerk, macht aber das, was er machen möchte, recht gut. Ein Feel Good Weihnachtsfilm mit Höhen und Tiefen.
Ich bin schon immer ganz froh, wenn Weihnachtsfilme All-In gehen: Die Sets knallen und die Farben sind kräftig, satt und Grün, Rot kodiert. Die Charaktere sind allesamt lustige Ansammlungen von Tropes, die sichtlich Spaß bei dem Film haben. Und eine hauchdünne Geschichte, die einem genügend Nährboden bietet, den Zuschauer für 1 ½ Stunden zu unterhalten, ohne wirklich in irgendwelche nicht vorhandenen tiefen einzutauchen. Was für ein Film man hat, merkt man schon im ersten Shot, als die Kamera auf ein reichlich dekoriertes Haus blick, bis es beim Klang eines Weckers die Kamera zu dem Haus unserer Protagonistin aufschwingen lässt, das nicht nur außen sondern auch innen etwas fröstelnd wirkt. Unsere Protagonistin hat es seit dem Tod ihres Mannes nicht leicht, und merklich keine Zeit für Dekorationen, Reparaturen oder Ähnliches. Aber sie nimmt sich die Zeit, ihren Nachbarn zu helfen, wofür sie sich lieblich mit einem Schal bedanken. Am Abend, während einer kleinen Introspektive mit den Schneemännern, legt sie einem von ihnen den Schal um. In derselben Nacht erwacht dieser und rennt nackig durch die Straßen, um dann aus Versehen in ein Geschäft einzubrechen. Ich bin ein großer Fan davon, dass der Film keinen langen Hehl um das Konzept macht. Natürlich wird am Anfang noch etwas ungläubig angenommen, dass dies ja nicht echt sein kann. Aber es dauert nicht lange, bis nicht nur Frosty, sondern auch unsere Protagonistin und eine Ärztin ihn einfach als Weihnachtswunder wahrnehmen. Er wird von Kathy aufgenommen und verbringt den Tag mit einer typischen Fernseh-Montage, bei dem er über die Welt und vor allem das Handwerk lernt (bei dem “Gretchen” via Falling For Christmas eine alte Schulkameradin sieht). Mit einer konstant positiven und proaktiven Einstellung zum Leben und zu den Menschen, entwickelt sich der Fremde Jack immer mehr zu einem Standbein von Hope Springs.
Die Machart des Filmes ist super charmant. Von der überzogenen Bildsprache, den unsubtilen Effekten, und ein paar bekannten Gesichtern. Allen voran Craig Robinson und Joe Lo Truglio als Cop Duo, bei denen man das Gefühl hat, dass die Filmemacher ihnen einfach Raum gegeben haben, sich auszutoben. Die Dialoge sind zum Wegwerfen; wenn der Flitzer Moment aufgearbeitet wird und die alte Dame nur sagt, dass der Streaker nur einen öffentlichen Dienst gemacht hat und sie leider keine Beschreibung seines Gesichts geben kann. Oder wenn man den Bürgermeister verdächtigt, weil er etwas wütend auf sie sein kann, dass er abgeschleppt wurde, während er Geschenke an ein Kinderkrankenhaus verteilte. Und er ja nicht der Täter sein kann, weil er ja ne schlechte Hüfte hat. Auch dass der Sheriff immer wieder sein Keyboard rausgeholt um zu jammen, hat einfach was. Da fällt mir ein, die Musikauswahl ist auch nicht schlecht. Mit Songs, die genau nochmal sagen, was gerade passiert ist, wenn man kurz mal eingenickt ist oder der Landeshymne von Jack, eine EDM Version von Tschaikowskys Nussknacker. Und auch wenn ich jetzt kein besonderer Fan von Jack Frost war, kann man sich seiner Himboness nicht entziehen. Ich bin kein Fan des Born Sexy Yesterday Tropes, egal um welches Geschlecht es geht, aber so richtig problematisch ist es hier auch nicht, mit den horny alten Damen, die hoffentlich nicht auf ihren Sabber ausrutschen. Der Film verliert leider etwas an Puste gegen Ende, was sich auch in einer sehr sonderbar nonchalanten Todesszene widerspiegelt. Aber so richtig furchtbar ist es auch nicht. Man bekommt eben genau das, was man erwartet. Einen seichten, good-feel Film, der einen in die Weihnachtsstimmung bringt. Nichts besonders gutes, aber bei weitem auch nichts schlechtes.
Oddity ist ein Horror-Thriller, der sehr viele gute Aspekte hat, die aber leider zu rar eingestreut werden und in der ausgezehrten Narrative teilweise komplett untergehen.
Es beginnt schon mit den ersten Einstellungen, die sehr eindrücklich sind, über ein altes Kloster, das renoviert wird, und ein abgehalftertes Krankenhaus hinter Gittern. Die Atmosphäre gefällt mir. Es fühlt sich alles beengend und beängstigend an, was durch das Auftauchen von Olin nur noch stärker wird. Die Vorstellung, dass jemand sonderbar vor deiner Tür steht und sagt, er muss unbedingt rein um dich zu schützen, ist ein brillantes Konzept, das hier wirklich toll inszeniert. Anschließend bekommt man einen gut gesetzten Zeitsprung, bei dem der Fokus sich auf die Schwester der Renovierenden wechselt. Die Nacht ging nicht gut für die Schwester aus, aber ihr Mann scheint schon darüber hinweg zu sein. Er bringt ihr das Auge von Olin und lädt sie beiläufig auf das Anwesen, das er seitdem mit seiner neuen Freundin bezogen hat. Am Todestag der Schwester taucht ihr Zwilling plötzlich auf, mit einer großen Holzkiste, die einen sonderbaren Golem beinhaltet. In dieser Nacht werden Geheimnisse gelüftet und nach einem Sinn nach Gerechtigkeit gelechzt.
Der Film hat bei mir ein sehr gemischtes Gefühl hinterlassen. Es gibt Aspekte die wirklich herausragend sind. Mit großartigen Establishing Shots wird von Sekunde eins eine tolle Atmosphäre aufgebaut. Die Location des alten Klosters ist auch toll und wird gut genutzt. Und im allgemeinen, hat der Film ein tolles Worldbuilding. Von den sonderling Olin, dem Antiquitätengeschäft der Schwester und ihrer Kräfte, dem Holzgolem und der Rettung durch einen Geist. Aber im Verlauf des Filmes schleichen sich immer weitere Elemente ein, die dem Film eher schaden. Er ist viel zu lang. 30-45 Minuten weniger hätten dem Film und der Narrative so gut getan. Denn man hat auch nicht das Gefühl, dass der Film sich die Zeit nimmt, die er braucht, sondern dass sie einfach so viel Zeit schinden möchten, wie sie nur können. Gerade gegen Ende zieht sich der Film gewaltig. Ich musste den Drang, das Handy in die Hand zu nehmen, wirklich stark widerstehen, was niemals ein gutes Zeichen ist. Handwerklich hat der Film aber noch weitere Probleme. Manche Szenen sind wirklich schön atmosphärisch, aber dann hat man Szenen die wie aus einer Daily Soap aussehen. Ich glaub das liegt vor allem an den teilweise drögen Sets (vor allem im Krankenhaus) und der sehr subparen Ausleuchtung der Szene. Wenn man das Gefühl hat, dass man auf einer voll ausgeleuchteten Bühne steht, wirkt alles nicht mehr so gruselig. Die Story ist in ihren Grundzügen ordentlich. Ich mochte den Spagat zwischen Übernatürlichen und geerdeten Aspekten. Der Film ist auch viel mehr ein Thriller, als es am Anfang den Anschein hat. Und gerade bei Thrillern finde ich es wichtig, dass die Zuschauer irgendwie ernst genommen werden. Da nervt es extrem wenn man festgestellt hat, das der Mann etwas mit dem Mord zu tun hat, und die anderen Charaktere noch ne halbste Stunde brauchen um auf den selben Punkt zu kommen. Auch ist die Auflösung des Filmes nicht so zufriedenstellend, aber es passt schon. Wenn der Film sich mehr fokussiert hätte, anstatt mit Biegen und Brechen auf die 90 Minuten Marke zu kommen, hätte das etwas besonderes sein können. Man merkt auch, dass sich an manchen Stellen richtig viel Mühe gegeben wurde und an anderen die fehlende Erfahrung an dem Film zehrten. Ich hoffe, dass die Filmschaffenden viel aus dem Werk lernen und beim nächsten Mal sich auf ihre Stärken verlassen, um etwas besonderes zu zaubern.
Piggy ist ein eindrucksvolles Werk, das eine verstörende Geschichte erzählt mit einer greifbaren Nähe und einer unfassbar starken Atmosphäre. Die Narrative wird toll mit den Bildern gestützt, die auch eine viszeralen Effekt auf den Zuschauer hat. Ein Film über Körperlichkeit. Über Liebe, Vertrauen, Scham und Schande. Ein Film, der nicht vor psychologischer wie auch physischer Gewalt zurückschreckt.
Es geht um eine Teenagerin, die es wirklich nicht leicht in ihrem Leben hat. Ihre Familie hängt wie ein schwerer Schatten über ihr, allen voran die Mutter, die keinen Hehl aus ihrer Missgunst macht. Die Mutter lebt in ihrem eigenen kleinen Mikrokosmos der nur ein paar Kilometer in alle Richtungen geht, und vor allem durch die Meinungen des schnatternden Volks besteht. Doch zu der überwältigenden Mutter hat sie auch ein Problem mit ihrem Selbstwert und Gewicht. Sie wird auf übelste Art und Weise gemobbt und das Ganze wird durch ihr Übergewicht und die Rolle als Metzgerstochter nicht besser. Schlimmer wird es, als ihre eigentliche BFF plötzlich die Seiten zu ihren Peinigern wechselt und sie aktiv ignoriert. Um etwas Normalität zu erfahren, will sie in das kleine Freibad des Örtchens, das sie fast verlassen, vorfinden. Doch die seltene Ruhe wird alsgleich von den Bullies zerstört, die sie nicht nur verbal triezen, sondern sie auch aktiv angreifen und ihre Klamotten rauben. Komplett aufgebracht muss sie nun zu knapp bekleidet zu Fuß nach Hause gehen. Auf dem Weg dahin wird sie von ein paar Arschlöchern angegiftet und stürzt sich panisch in eine Seitenstraße. Dort steht ein Van, in dem nicht nur ihre Peiniger, sondern auch ihre alte BFF nach Hilfe kreischen. In Schock gefroren macht sie nichts. Der Entführer, den man zuvor schon gesehen hat, blickt ihr freundlich zu und lässt ihr ein Handtuch da und fährt davon. Dies bleibt natürlich nicht ohne Konsequenzen. Alsbald wird in dem Bad eine Leiche geborgen und mit Hochdruck nach dem verschwundenen Mädchen gesucht. Dabei steht sie klar dazwischen. Angst vor ihren Konsequenzen und vor allem vor er Mutter, lassen sie stumm. Das Ganze wird noch komplizierter, als sich eine interessante Dynamik zwischen ihr und dem Fremden entwickelt. Er scheint sie nicht zu belächeln, sondern zeigt ihr ehrliche Zuneigung, was sie zurecht verwirrt. Sie versucht, sich selbst aus der Schlinge zu befreien und trifft dabei in einer extrem spannenden Szene im Wald abermals auf den Entführer. Die Dynamik zwischen den beiden ist elektrisierend und verwirrend. Das wird auch großartig auf der bildlichen Ebene erzählt, die auf jeden Fall mehr subjektiv als objektiv ist. Und all das kommt in einem starken Finale zusammen, bei dem ihr moralischer Kompass mehr als einmal getestet wird.
Piggy ist ein wirklich beeindruckender Film, der vor allem in der sehr empathischen Darstellung der Protagonistin und der interessanten Bildsprache besticht. Es ist auch eine Geschichte, die ich so noch nicht gesehen habe. Dazu großartige Schauspielerische Leistungen all around. Mit einem Fokus auf die Protagonistin Laura Galán und den Entführer Richard Holmes, der seine Rolle als sonderbarer, minderbemittelter Übermensch großartig gemacht hat.
Ich liebe die Filme von Kurosawa Kiyoshi. Er hat einfach ein ganz besonderes Verständnis von Horror, was seine Filme immer interessant macht. Aber statt diesmal wieder in Cosmic Horror einzutauchen, wird alles viel menschlicher, aber dadurch nicht weniger Bizarrer. Die Review enthält Spoiler und ich empfehle wärmsten den Film erst unvoreingenommen anzuschauen.
Es geht um einen Ex-Cop, der nun an der Uni unterrichtet und im Verlauf einer Recherche einen alten Fall neu aufrollt. Dabei möchte er herausfinden, was damals mit einer Familie passiert ist, und warum sie so sonderbar auseinandergerissen wurden. Währenddessen versucht er sich auch in seiner neuen Nachbarschaft zurechtzufinden. Allen voran mit den sonderbaren Nachbarn. Ein sozial unverträglicher Typ, der nichts wirklich Schlimmes macht, aber einem ein ganz mieses Gefühl gibt. Dabei schwanken die Dynamiken immer zwischen Mitleid und Ekel. Es entsteht ein Spiel zwischen sozialer Konformation und dem Unterstellen der eigenen Bedürfnisse für Harmonie. Und einen alten Fall der dann doch näher kommt, als man es vielleicht erwarten würde.
Besonders interessant ist dabei natürlich unser Protagonist. Ein Psychologe mit einem unfassbar tiefen Verständnis für die menschliche Psyche, aber ohne jegliche Empathie. Ein Typ, der auch bereit ist, andere zu manipulieren, wenn es ihn näher an sein Ziel bringt. Er versinkt vollkommen in seiner Arbeit, worunter nicht nur die Opfer des alten Falles, sondern auch seine Frau leiden müssen. Dabei beruft er sich auf eine moralische Hoheit, dass er ja all das für das Gute macht. Der Film schafft es großartig, einen in den Kopf von ihm zu versetzen., Es gibt eine Szene, bei der seine Frau am Küchentisch Nüsse knackt, während er seine Gedanken in einem Buch niederschreibt. Bei einem Einfall verschwindet die Welt um ihn herum, bis er ihn gebändigt hat, und man wieder einen breiten Blick bekommt und die Frau plötzlich weg ist. Eine Szene, die so meisterhaft inszeniert ist, dass sie mir beim ersten Mal auch den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
Auf der anderen Seite hat man den Nachbarn, der mit seiner Art einfach nur aneckt. Er hat mich dabei an “Speak no Evil” erinnert, denn auch hier würden die letzten Worte des Filmes passen. Er ist ein Außenseiter und waschechter Psychopath, der Freude an der zerrissenheit seiner Mitmenschen empfindet. Der sich selbst seine eigene kleine Welt geschaffen hat, die er voll auskostet. Ein unmenschliches Monster, das sich selbst am liebsten die Hände nicht schmutzig macht, aber falls es mal sein muss, gleich einen Schuldigen gefunden hat. Und auch ähnlich wie bei “Speak no Evil” kann man alles auch irgendwie nachvollziehen. Natürlich hat man da noch das Element der sonderbaren Drogen, die er verteilt, aber noch viel mehr ist es einfach ein perfides Spiel mit sozialen Normen.
Und der Film macht auch einen guten Punkt daraus. Denn wenn auch der Protagonist etwas anderes sagen würde, sind sich die zwei sehr ähnlich. Zwei Seiten einer Münze. Beide hochgradig skrupellos und manipulativ. Und die Machtlosigkeit, die dabei entsteht. Ob es nun das Mädchen ist, das unser Protagonist interviewt, oder den Umgang mit dem Nachbarn, bei dem er scheinbar keine Hilfe erwarten kann.
Der Film ist keine leichte Kost und auch nichts, was man am nächsten Tag vergisst. Auf meisterliche Art und Weise werden die Charaktere und ihr Handeln inszeniert. Mit Szenen, die sich wirklich viel Zeit nehmen, wie die der Mutter und Tochter, bei der es dem Nachbarn doch etwas zu aufwändig wurde. Mit einem grandiosen Ende und einem Schrei, der durch Mark und Bein geht.