Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 4

    Ich mochte den ersten Joker Film. Es war ein sehr feinfühlige Erörterung eines psychisch gestörten Menschen, der bis an seine Grenzen gepusht wurde und zurückgeschlagen hat. Ein wirklich toller Film, bei dem oftmals die Realität und Fiktion untereinander verschwimmen. Folie Á Deux versucht dabei, die Geschichte nach dem furiosen Finale weiterzuführen. Mit einer Erörterung, die sich für mich im Kreis dreht und zu keinem Ergebnis kommt. Gespickt mit Musical-Einlagen, die die Abgrenzung zwischen Realität und Fiktion klarer gestalten möchten, sich dabei aber einfach unnötig anfühlen. Folie a Deux ist ein Experiment, das für mich nicht funktioniert hat.
    Die Frage diesmal ist aber, wer ist Arthur Fleck und wer ist der Joker? Das wird auch schon schön in dem Cartoon Intro dargestellt, wo er gegen seinen eigenen Schatten kämpft. Dabei wird schnell klar, das der konflikt Arthur an sich nicht wirklich berührt. Es ist eine Strategie seiner Anwältin um ihn von der Todesstrafe zu retten. Und es ist der Konflikt zwischen dem Bild das die Außenwelt vom Joker hat, und dem was Arthur Fleck wirklich ist. Die Prämisse an sich ist eine gute. Aber sie ist in sich schon sehr ambig, und wird durch die verwässerte Narrative noch weiter zerfranst. Mit Entscheidungen, die so wirken, als ob man sie nur getroffen hat, um den Zuschauer zu nerven. Und das muss auch passieren, wenn man die Erwartungen von Joker mit der Realität von Arthur Fleck kontrastiert. Destilliert durch Lee, die einzig allein eine eigene Wunschvorstellung von Joker vergöttert und nur der offensichtlichen Hülle von Arthur Gehör schenkt. Das merkt man auch in zärtlichen Szenen zwischen ihnen, wo sie ihn anmalt und kleidet wie ein Mädchen eine Puppe hübsch machen würde. Aber er wird eh nicht ernst genommen, was auch in der dynamik mit den Wächtern gezeigt wird. Er ist ein williges Mobbing Opfer, mit dem man es machen kann. Sie sehen nichts von dem grausigen Joker, den andere aus ihm herauskitzeln wollen. Die Gerichtsverhandlung an sich hätte auch sehr faszinierend sein können, gerade mit den unzähligen Anhänger von Joker, die dann seine Sologang feiern. Er hat eine Wirkung auf andere und weiß selbst nicht was er damit machen soll. Er wird zu einer abziehfigur von etwas, das aus ihm herauskam, aber nichts mit authentizität zu tun hat. Seine Verteidigung fühlt sich dabei auch nicht clever oder subversiv an, sondern nach einer weiteren Geduldsprobe. Die Befragung von Puddles ist meiner Meinung nach die stärkste Szene des Filmes, bei dem auch die Fassade des Jokers bröckelt, der sich über alles hinwegsetzen möchte. Arthur muss erkennen, dass er einen Menschen, den er eigentlich mag, für immer auf eine besondere Weise zerstört hat. “Cause I can’t be who you want me to be. It was all just a fantasy. There is no Joker. It’s just me.” Der wichtigste Punkt des Filmes, auf den alles hin lief, und dann jäh von einer Explosion gebrochen wird. Einer weiteren enttäuschten Flucht und einem Twist, der an sich Sinn ergibt, aber sich nicht zufriedenstellend oder erarbeitet anfühlt. Es ergibt alles schon Sinn. Szenen, Dialoge und Charaktere reagieren logisch aufeinander und der Film geht auch irgendwie voran. Aber da man in den Schuhen von Arthur Fleck steckt und er selbst nicht weiß was er möchte, wabbert alles grob vor sich hin bis zum Ende. Es greift zwar die gröbsten Aspekte des ersten Films auf, geht dabei aber auch niemals wirklich in die Tiefe. Vor allem wenn es auch so ins Extreme gedreht wird wie hier. Und man kann auch gerne die Aussage am Ende machen, das alles inkonsequent ist. Aber das hinterlässt immer ein bedrückendes Gefühl der Leere, das ohne einen Fokus, verschwenderisch anfühlt. Er hat die Morde begangen. Wenn die Strategie seiner Verteidigerin aufgegangen wäre, hätte er auch keine rosige Zukunft gehabt. Wenn er auf Harley und die anderen Joker anhänger hört, gibt es auch quasi keine Zukunft. Er ist ein Fähnchen im Wind und die egal wohin dieser ihn treibt, landet er in einer Sackgasse. Er lebt, quält sich, versucht irgendwelchen Ansprüchen zu entsprechen und endet am Ende blutend am Boden. Und das Ding ist, ich mag auch deprimierende Filme. Aber selbst diese müssen einen Punkt haben, und den finde ich hier nicht.
    Und jetzt, wo ich mit der Geschichte fertig bin, kann ich auch über die Musical Nummern reden. Für die Geschichte an sich sind sie traurigerweise allesamt sehr irrelevant. Sie werden genommen, um das Innenleben von Arthur zu widerspiegeln, das am Ende leider zu nichts führt. Nur wo eine Musical Nummer normalerweise eine innere Wahrheit der Charaktere darstellen soll, fühlt es sich hier nach dem Aufbau eines Lungengerüstes an. Alle Songs spielen auf einer klaren Bühne und stehen im starken Kontrast zu dem Rest des Filmes. Sie haben auch nie einen direkten Einfluss auf das, was geschieht. Sie wirken eher wie Fußnoten für Zuschauer, die nichts aus dem Kontext des Filmes ziehen können. Das gibt den Szenen auch ein Gefühl von einer unnötig “künstlerischen” Art und Weise, den Zuschauer bloßzustellen. Es hilft halt auch nicht, dass es allesamt Coversongs sind, was ihnen nicht mal ein authentisches Gefühl gibt. Sie sind allesamt nicht schlecht inszeniert und auch an sich schön vorgetragen. Aber das Gefühl, dass man ständig auf der Stelle tritt, wird durch die Songs nur noch verstärkt.
    Die Kamera wird gut genutzt, um die gespaltene Narrative darzustellen. Vor allem in den auffälligen Szenen, die mit einer intradiegetischen Kamera gedreht wurden, gibt einem ein Gefühl von Authentizität auf allen Ebenen. Der Film hat auch ein paar wirklich schöne Szenen, die dann leider im gesamten Kontext des Films nicht wirklich tief gehen. Die Szene mit den vier Wächtern mit Schirmen und Arthur in der Mitte ist schon ein gutes. Auch wenn er im Regen festgekettet wird und lauthals lacht, ist stark. Aber ohne tiefere Introspektion führt das leider auch nirgends hin. Denn Arthur ist am Anfang zermürbt, einsam und gespalten, und am Ende ist er zermürbt, einsam, gespalten und erstochen. Er versucht, sich etwas in der Maske von Joker zurechtzufinden, aber auch hier merkt man, dass er nur ein Laienschauspieler ist. Joaquín Phoenix ist genauso gut wie der erste Teil. Aber der Film gibt einfach nicht mehr her. Die Narrative ist zu zerstückelt und unklar und das wird auch nicht besser durch die ständigen Songs, die sich wie ein Fremdkörper anfühlen. Lady Gaga macht ihren Job auch gut, wie auch der Rest des Casts. An ihnen liegt es nicht, dass der Film einfach dröge erzählt ist. Der Film tropft vor sich hin, ohne eine merkbare Direktion oder Ziel. Ein Film, der nichts Neues erzählt und auch den titelgebenden Helden keinerlei Nuancen gibt, sondern diese eher raubt. Todd Phillips wollte ein Film drehen, bei dem es darum geht, das diese arme Seele nicht der Joker aus dem Comic Universum ist und auch nicht sein kann. Hier ergeben die Szenen, der Plot, die Aktionen und Reaktionen Sinn. Aber er hat das ohne eine interessante Geschichte oder Entwicklung der armen Seele erzählt. Es geht nicht mehr wie im ersten Teil um Arthur Fleck, sondern um den imaginären Joker. Das Ergebnis ist dabei leider sehr dröge und enttäuschend.

    4
    • 4

      Babygirl ist ein an sich sehr guter Film, der mich leider gar nicht erreichen konnte. Ich verstehe die Geschichte, die Charaktere, die Beziehungen und wie sie aufeinander reagieren. Ich erkenne auch das gute Filmhandwerk und sehe was sie mit den Szenen bezwecken wollen. Aber es hat mich einfach nicht erreicht und emotional leider etwas kalt gelassen. Die Review enthält Spoiler!
      In Babygirl geht es um eine CEO, die zwischen ihrer Familie und ihrer Arbeit eigentlich keine Zeit für nichts hat. Aber sie ist unglücklich in ihrer Beziehung und wünscht sich etwas, das mehr ihrer fantasie entspricht. Wenn ihr jetzt denkt, warum redet sie nicht einfach mit ihrem Mann? Keine sorgen, das ist auch etwas das sie am Ende des Filmes herausfinden. Währenddessen lernt sie einen Praktikanten kennen, der sie herausfordert und das gibt was sie sucht. Der Film zeigt dann die innerliche Zerrissenheit von Romy. Davon, wie falsch es ist, was sie dort machen, aber das hilft nicht, wenn es genau der Zweck der ganzen Sache ist. Sie verhält sich wie ein Teenager und ich glaube, das ist auch der Kern der Sache. Dass es egal ist, wie alt man ist, egal welche Macht Dynamiken vorhanden sind, wenn das Herz springt, kann jeder wieder zu einem Teenager werden. Ihre Eifersucht gegenüber ihrer Assistentin ist auch mehr jämmerlich als irgendwas anderes. Kindisches Verhalten eben. Was ich mag, ist das Samuel tatsächlich Grenzen aufbaut. “You're making me mad. I don't want to feel like this. Why are you making me like this?”. Man hätte auch dezenter sein können als zwei Szenen im selben Raum spielen zu lassen, mit jeweils den dynamiken in sich gekehrt, aber es funktioniert. Ich find es auch so sonderbar wie unfassbar perfide sich Romy für ihre Wünsche hält. Ich glaub ihr Mann hat es am besten ausgedrückt mit “I don't give a shit about your pathetic banal sexual fantasy, because it's not about that.”
      Die Dynamik zwischen den beiden ist auch an sich interessant. Aber ich bin leider gar nicht das Publikum dafür. Ich fand viele der Flirtversuche und sexuellen Begegnungen nicht sexy oder heiß, sondern hauptsächlich fremdschämen. Das ist ein Problem auf meiner Seite. Ich komme mit Filmen in denen es hauptsächlich um Sex geht, selten faszinierend. Vielleicht ist es einfach eine A-Sexuelle Neigung in mir, aber es zieht einfach nicht. Deswegen hat sich vieles in dem Film für mich sehr gezogen. Es ist toll, dass sie sich Zeit für die Szene und die Beziehung nehmen und diese auch geradlinig zeigen wollen. Es ist halt nichts für mich. Für irgendjemand schlägt das Herz richtig hoch, wenn Samuel zu “George Michael” tanzt… für mich war es leider nichts.
      Handwerklich ist der Film gut. Die ganze Inszenierung hat etwas sehr kaltes, distanziertes, weswegen ich wahrscheinlich noch mehr probleme hatte, in die unzähligen Sex Szenen hereinzukommen. Die Kamera und der Schnitt schaffen eine Bildsprache, die mich persönlich nicht abgegriffen hat, aber bei weitem nicht schlecht ist. Es ist ein Stil und dazu ein sehr zärtlicher. Ich mochte den Soundtrack sehr, der spärlich und effektiv eingesetzt wurde. Die Schauspieler waren auch allesamt gut und passend für den Film.
      Ich habe selten einen Film wie Babygirl erlebt. Er macht oberflächlich nichts falsch. Im Gegenteil, er ist teilweise sogar herausragend. Mit einer in sich interessanten Geschichte, Charaktere und Dynamiken. Es ist wie ein Gericht, das von den Zutaten her toll sein sollte. Man kennt auch den Koch und vertraut ihr. Aber es will einfach nicht schmecken. Ich mach die Augen zu, lass mir alles auf der Zunge zergehen und nehm auch die wichtigen Kontexte in Betracht. Aber es will einfach nicht. Das macht die Kritik auch etwas schwer. Natürlich sind meine Kritiken immer subjektiv, aber ich versuche es auf Objektivität zu fussen. Aber hier bringt mir meine Objektivität nichts. Ich mag es nicht. Aber wenn ihr Spaß mit dem Film hattet, finde ich das klasse. Ich wünschte, es würde mir auch so gehen…

      3
      • 8 .5

        Mit Smile hatte ich so meine Probleme. Eine gruselige Prämisse mit einem recht guten Handwerk, das an seinem sehr drögen und uninspirierten Geschichte und Charaktere für mich gescheitert ist. Der zweite Teil hingegen hat meiner Meinung nach alle Schwächen des Vorgängers ausgemerzt und etwas wirklich Besonderes erschaffen. Anstatt nochmal dieselbe Geschichte durch zu kauen, wird ein komplett anderer Weg eingeschlagen. Die Prämisse bleibt, das Handwerk erreicht ein neues Level und erzählt dabei eine spannende Geschichte, die gnadenlos, geradlinig und herrlich zermürbend ist.
        Dass hier nicht gespaßt wird, wird großartig mit dem Prolog gezeigt, der ein paar Tage nach dem Ende des ersten Teils spielt. Joel weiß das er nicht viel machen kann, doch möchte zumindest den Fluch an jemanden weitergeben, der es verdient hat. Doch etwas läuft schief und alles aus dem Ruder. Das alles wird wunderschön und richtig grausam dargestellt, in einem einzigen Take, das der Szene auch noch ein besonderes Gefühl gibt. Eine wirklich tolle Szene, die nochmal die wichtigsten Aspekte von Smile aufgreift und für den zweiten Teil klar abstechen. Ein Mann, der schier wahnsinnige Dinge tut, der irgendwelche grausigen Visionen hat und am Ende ein großes rotes Lächeln auf dem Asphalt endet. Es geht dann smooth von einer Couch direkt zu unserer neuen Protagonistin weiter. Skye Riley ist ein Popstar, die nach einem Jahr Auszeit wieder ins Rampenlicht tritt. Wie auch schon im Vorgänger, braucht das Böse Wesen ein Trauma als Einladung, und davon hat Riley genügend. Und nach einem kurzen Besuch bei ihrem Dealer, der zufälligerweise Teil des Prologs war, ist sie ein Kreisrundes Trauma und einen Fluch reicher. Die Mischung aus Eskapistischen Drogenkonsum und dem Fluch lassen Lewis komplett wahnsinnig wirken. Die Szene mit dem Gewicht war großartig und schafft einen schönen Gewalt spagat aus überzogen und irgendwie authentisch. Und von hier wackelt die Grenze zwischen Realität und Wahn auf teilweise sehr klare, aber auch manche schön subtile Art und Weise. Gaslighting fällt mir da als Begriff ein. Der Wahnsinn muss sich nicht immer aus kreischenden Monstern oder Gewaltexzessen äußern. Es geht auch kleiner und feiner, um ihr Fundament langsam abzugraben. Von einem kleinen Mädchen, das aus dem Grinsen nicht rauskommt. Ein potentieller Stalker, der plötzlich nackt da steht. Bis zu einem technischen Problem, das sie immer weiter zu schwimmen bringt.
        Und dann bekommt man einen Einblick in das einschneidende Erlebnis, welches den Boden für den Dämon fruchtbar gemacht hat. Der Autounfall, bei dem man sieht, was man sich eh schon gedacht hat. Und zwar, dass sie nicht wirklich unschuldig an dem Malheur ist. Mit einem großartigen Hin und Her zwischen den beiden und einem schrecklich befangenen Gefühl nach dem Crash. Und die Fransen ihrer Psyche werden immer offensichtlicher. Gerade im Kontakt mit der Außenwelt kann sie sich gar nicht mehr fangen und schlägt in alle Richtungen. Und selbst wenn sie sich einschließen würde, wäre sie nicht sicher. Was in einer wirklich tollen Szene dargestellt wird, in der eine Menge von Grinsegesichtern, die sich teilweise stapeln, immer näher rücken. Eine wirklich beeindruckende Szene, die nicht rar in diesem Film ist. Ich mag, wie sie immer weiter dem Wahnsinn verfällt und ihr Fundament immer morscher wird. Der Mord an der Mutter, der Twist mit Gemma (der mich auch echt klat erwischt hat) und die verzweiflung die einem in einen Pizza Hut begehbaren Gefrierschrank führen. Von verzweifelten Handlungen, die sie weit über jegliche Grenzen treibt, aber am Ende nichts bringt. In einer weiteren grandiosen Szene, die nur durch ein Mikrofon und den schockierenden Reaktionen der Fans etwas Besonderes bietet.
        Der Film ist handwerklich herausragend. Schon angefangen mit dem Prolog am Stück, mit heftiger Brutalität, Chaos und flammenden Visionen. Zu den reichhaltigen und grandiosen Horror Sequenzen, die sich teilweise richtig Zeit für den Spannungsaufbau nehmen und dabei immer groteskere Züge annehmen. Gerade die Kamera wird hier sehr effektiv genutzt. Der Streit im Auto wäre so oder so intensiv gewesen, aber durch die ständig drehende Kamera, bekommt man ein mittendrin Gefühl, das man sonst nicht bekommen hätte. Nach dem Unfall hängt man dann auch dort mit ihr, die Kamera extrem nah und beengend und desorientierend. Bis Skye und dem Zuschauer nach etwas anstrengung das Ausmaß des Horrors klar wird. Es ist alles so nah bar und man hat keinen Raum, in den man davor flüchten könnte.
        Der Gewaltgrad ist ebenfalls großartig gewählt. Es ist alles übertrieben, wird aber gerade in dem sehr zweifelhaften Realitätsgrad, der hier dargestellt wird, überraschend authentisch. Wie es sich für einen guten Horrorfilm gehört, sticht der Film auch durch das richtig tolle Sounddesign heraus. Der Soundtrack kann sich auch hören lassen. Von den Songs von Skye zu den atmosphärischen Titeln. Und der Soundtrack kann sich auch richtig hören lassen. Ich muss auch sagen, dass die Kostüme (ich mag ihren Pullover, der halb verbrannt aussah… sowas würde ich auch tragen) und Sets überragend gut für diese Art von Film sind. Und die Maske ist ebenfalls großartig, ob hergerichtet für die Show oder komplett am Ende mit geröteten Augen. Die Filmschaffenden haben hier wirklich eine tolle Riege von talentierten Menschen gesammelt, die allesamt mit ihren Augen fürs Detail, den Film besser machen. Mit einem Cast, der keine Schwächen zeigt. Naomi Scott finde ich dabei sogar herausragend. Ich hab noch nicht viel mit ihr gesehen, aber in dem Film hat sie ihre stärken klar gezeigt. Es gibt aber einen Aspekt den ich nicht so knorke fand. Das Monster Design an sich ist ganz gut, aber die Szene, in der es zum Vorschein kommt, merkt man das schlechte CGI leider an. Parker Finn hat hier die Fundamente des ersten Teils genommen und in allen Bereichen eine mächtige Schippe draufgesetzt hat. Mit einer interessanten Geschichte, die ausgezeichnet inszeniert wird und mit tollen Horror Elementen gespickt ist. Wenn ihr auf Horror steht, schaut euch Smile 2 an.

        4
        • 6
          über Heretic

          Heretic ist ein Film, der eigentlich komplett mein Ding sein soll. Ein Horror-Kammerspiel über Religion und Glaube, bei dem alle monotheistischen Glaubensrichtungen kritisch betrachtet und destilliert werden. Der leider am Ende für mich ziemlich an Fahrt verloren hat, aber dennoch Sehenswert ist.
          Ich mag die grobe Prämisse. Von Missionaren, die einen die frohe Kunde teilen möchten. Nur dass der etwas akwarde Mann, der sie in ihr Haus gelassen hat, kein verzweifelter Mensch auf der Suche nach spiritueller Führung ist. Nein, er ist ein verkappter Theologe mit einem tieferen Verständnis der Materie als die meisten anderen Menschen. Er sucht nicht nach spiritueller Führung, ist aber genauso verzweifelt. Er arbeitet sich fast Religiös durch die verschiedenen heiligen Schriften, um einen Funken der Wahrheit darunter zu finden. Das ganze führt zu einer persönlichen Apokalypse (Entschleierung), die er nun seinen Gästen vorführen möchte.
          Mormonen sind eine religiöse Splittergruppe, die zu einem bestimmten Kanon gehört. In diesem Fall der monotheistische Gott, der damals den Bund mit Abraham geschlossen hat. Aber so sind auch die Juden, Muslime und Christen. Deswegen haben sie die Wahrheit in weiteren Spezifikationen gesucht, wie zum Beispiel goldenen Platten, die nur der Prophet einsehen durfte. Die sich dabei die Autorität zuschreiben, die absolute Wahrheit entdeckt zu haben. Das ist etwas, wovon die zwei Mädels auf jeden Fall auch überzeugt sind. Wie kann man sich sonst das Entgleisen eines Gesichtsausdrucks bei einem Amateur Porno erklären? Ich fand es ganz interessant, einen Einblick in das Dogma der Mormonen zu bekommen. Aber es hätten auch nicht die Mormonen sein müssen. Es hätten auch die Zeugen Jehovas, die Baptisten, Katholiken oder irgendeine andere Bekenntnisgemeinde sein können. Es geht im Herzen um den Glauben und was dieser bedeutet.
          Als jemand, der gerade die Tanach liest und anschließend mit dem neuen Testament und dem Koran weitermachen möchte, spricht der Film mir teilweise aus der Seele. Die Darstellung der monotheistischen Religionen durch das Brettspiel Monopoly hat auch sehr gut funktioniert. Aber spätestens bei den verschiedenen Göttern und dem Blueprint für Jesus, hat mich der Film etwas verloren. An sich ist das, was er sagt, schon richtig. Das Christentum hat sich unzählige Heidnischer Rituale und Geschichten genommen und auf ihre Religion gemünzt (das Fachwort dafür ist Synkretismus). Diese Vermischung macht es den nicht gläubigen leichter, zu der gewünschten Religion zu wechseln. Keine Religionen entstehen in einem Vakuum. So ist zum Beispiel die Figur von Noah schon vor Tanach in der Region bekannt. In einer der ältesten niedergeschriebenen Geschichten, dem Epos von Gilgamesch, sucht der titelgebende Held auf der Suche nach Unsterblichkeit Ziusudra auf, der quasi eins zu eins dem Noah aus dem alten Testament entspricht. Aber einiges, was er gesagt hat, war faktisch einfach nicht richtig. Die Geschichte um Horus hat zwar gewisse Überschneidungen mit Jesu. Aber seine Mutter Isis war keine Jungfrau. Er ist auch nicht am 25ten Dezember geboren und hatte, je nach Quelle, auch mehr als 12 Anhänger. Und gekreuzigt wurde er auch nicht. Krishna wurde auch in eine Königsfamilie geboren und war niemals ein Zimmermann, der dann gestorben und wieder gekommen ist. Es kann sein, dass dies zu dem Lügenspiel von Mr Reed gehört, aber da frage ich mich, warum?
          Und hier hat mich der Film leider etwas verloren. Ich liebe die Idee, immer tiefer zu bohren und den Kern der Wahrheit zu finden. “They are merely a conduit to a more ancient truth”. Dafür, dass er alles zuvor so fachgerecht auseinander genommen hat, beginnt Mr Reed sofort zu schwimmen, sobald er seine absolute Wahrheit vorstellen möchte. Die Prophetin an sich ist eine nette Idee, aber die Inszenierung davon hat sehr zu wünschen übrig gelassen. Und damit meine ich nicht direkt die Inszenierung des Filmes, sondern die innerdiegetische Inszenierung von Mr. Reed. Ich war wirklich angefixt, bis Sister Barnes umgebracht wurde. Bis dahin hatte ich die Hoffnung, dass die Wahrheit, die er gefunden hat, wirklich tief geht. Ein Abtauchen in Cosmic Horror, das einem ein wirkliches Wunder zeigt, im Gegensatz zu dem passiven Gott, der hauptsächlich durch die Blume redet. Dann hätten wir ein Spielfeld mit unzählig neuen und interessanten Regeln aufbauen können, welches das Thema des Glaubens auf viel tiefere und interessante Art und Weise erörtert.
          Es hat dem Film auch nicht gut getan, dass die einzige Charakter mit mehr Tiefe so urplötzlich umgebracht wird. Den Fokalpunkt auf eine Charakter zu legen, die vor allem durch ihre Passivität, Konfliktscheue und anpasserische Haltung glänzt, ist sonderbar. Mr. Reed macht es ihr relativ einfach, sein lausiges Lügengerüst zum Einsturz zu bringen. Aber das ist keine wirkliche Charakterentwicklung. Die Geschichte von Implantaten und Simulationen fühlt sich einfach wie eine billige Ausrede an, was es ja am Ende auch ist. All die großartige Vorarbeit für das, ist einfach enttäuschend und bei weitem nicht so clever wie man denkt. Und selbst wenn die Prophetin einen Hinweis fallen lassen würde, hätte man auch besser damit umgehen können. Die zweite Auferstehung und drei Nägel haben sich auch mehr nach zurechtbiegen der Geschichte für Bequemlichkeit an. Das Auseinandernehmen der Theorie von der sonst eher naiven Sister Paxton war ganz gut, aber die Schlüsse, die daraus gezogen werden, finde ich leider enttäuschend. Die letztendliche Motivation von Mr. Reed ist dabei einfach zu schwach. Das Leben von jemandem mit brutalem Trauma zu ändern ist an sich nicht schwer. Der Twist ist so schrill, dass man ihn als solchen auch schon fast ignorieren kann. Es hat nichts mit Glaube zu tun und das ist sehr schade. Das hätte man mit viel mehr Vorsicht und Zärtlichkeit erzählen sollen. Natürlich geht es in der Religion um Kontrolle! Was glaubst du, warum in den meisten Religiösen Texten ein gewisser Verhaltenskodex beinhaltet? Warum es sich von anderen abgrenzt und gewisse Regeln aufstellt, die durch das Übernatürliche überwacht werden. Vor allem demaskiert es den Bösewicht auf eine Weise, die auch nicht zu dem passt, wie er sich davor darstellt. Wenn er wirkliche Kontrolle über die Frauen hätte, müsste er sie nicht misshandeln, unter Drogen setzen und in Käfige sperren. Hätte er wahrlich Kontrolle, dann hätte sich eine der Frauen als seine Ehefrau ausgegeben und ihm geholfen.
          Handwerklich ist der Film ordentlich. Ein Kammerspiel braucht ein großartiges Drehbuch und wirklich gute Schauspieler, um zu funktionieren. Und auch wenn es mich am Ende enttäuscht hat, funktioniert das meiste doch sehr gut. Die Schauspieler sind durch die Bank gut. Sophie Thatcher und Chloe East spielen ihre Rollen ausgezeichnet. Und Hugh Grant hat auch sichtlich Spaß als unbeholfener Charmeur mit listigen Hintergedanken. Die Kamera wird gut genutzt, um die Atmosphäre einzufangen. Als die Panik in den beiden steigt, drängt sich die Kamera immer näher auf. Für ein Kammerspiel wichtig ist auch die Kammer, in der es stattfindet. Und ich finde, hier hat man es sehr gut geschafft, ein gutes Gefühl für die Räumlichkeiten zu bekommen, mit all den geheimen Gängen und Schaltern. Besonders mit dem kleinen Modell, das dann selbst noch ein paar Geheimnisse beherbergt. Plus die Sonderbarkeiten, von sich nicht öffnenden Türen, Zeitschalter in jedem Raum und ein sonderbarer Einrichtungsstil. Man wird auch aus Mr Reed wirklich nicht schlau, was die Spannung ständig oben hält.
          Heretic ist ein an sich guter Horrorfilm, der mir persönlich nicht zu weit gegangen ist. Aber die Atmosphäre, die Erörterung und vor allem Hugh Grant machen den Film auf jeden Fall sehenswert.

          3
          • 7 .5

            The French Connection ist ein Krimi-Klassiker des “Exorzismus” Regisseurs Friedkin. Ein Regisseur, den ich auf persönlicher Ebene seit “The Devil and Father Amorth” wirklich nicht ausstehen kann. Aber French Connection ist ein guter Film, teilweise sogar extraordinär. Und auch wenn ich Friedkin nicht mag, konnte ich mich dem Sog der French Connection nicht entziehen. Das liegt vor allem an der guten Bildsprache und der Inszenierung. Marseille und New York sind wirklich toll inszeniert. Man bekommt ein gutes Gefühl der Städte und der Atmosphäre. Das liegt auch an dem guten Einsatz der Handheld Kamera, um den Bildern eine geerdetes Feeling zu geben. Leider beißt sich das ganz extrem mit den paar kurzen und expliziten Gewaltszenen, die sich befremdlich anfühlen. Gerade der Autounfall wirkt schon fast cartoonish. Aber das ist Kritik auf sehr fein granularer Ebene. Das Pacing ist durch den Film gut und lässt keine Langeweile aufkommen. Dazu ein besonderer Soundtrack, den ich nochmal extra erwähnen möchte. Und natürlich die Verfolgungsjagd, die den Film für mich einen halben Punkt besser gemacht hat. Die wilde Fahrt unter den Schienen, während sich der Assassin dort oben durchkämpft, ist wirklich großartig inszeniert. Ich mag auch die kleineren Verfolgungen, bei denen ein Franzose fröhlich in und aus einer U-Bahn springt.
            Womit ich persönlich ein Problem hatte, waren die zwei Protagonisten. Zwei Clowns, die in der High School Kids in Schließfächer gepackt haben und nun ausgerüstet mit einer Marke und Waffe weiter fröhlich auf schwächere einhacken können. So war es auch nicht wirklich überraschend oder schockierend, dass am Ende sein Revolver das falsche Ziel gefunden hat. Die Dynamiken sind interessant. Ob es zwischen den beiden, intern in der Polizei oder nach außen zu den Verbrechern ist. Ein Film ohne Helden, zumindest kam es bei mir so an. Ein Spiel ohne Regeln das am Ende unnötig viel Leid nach sich gezogen hat.

            3
            • 7

              The Apprentice ist eine faszinierende und handwerklich sehr starke Charakterstudie. Ein neutraler Blick in die Vergangenheit eines Menschen, der heute am Zenit seiner Macht steht, und dem Zuschauer es erlaubt, ihn dadurch besser zu verstehen.
              Der Film dreht sich um eine turbulente Zeit in Trumps Leben. Er sieht, dass das Imperium seines Vaters ins Wanken kommt und möchte sich von demselben emanzipieren, um sein Ego und sein Vermögen ständig zu vergrößern. Er findet dabei zufällig einen Mann, der sein gesamtes Leben verändern wird. Der Anwalt Roy Cohn, der vor allem durch seine exzentrische und skrupellose Art bekannt ist. Von ihm bekommt er auch die wichtigsten Regeln seines Lebens vorgekaut: Attack, attack, attack! Admit nothing! And no matter what happens, no matter how beaten you are, you never admit defeat. You declare victory. Fake it till you make bis ins extreme. Alles immer weiter aufputschen. Die Superlative der Superlative. Und wer hätte gedacht, dass dieses soziopathische Regelwerk so einen fruchtbaren Boden bei Trump finden würde? Der schier unüberwindbare Fall, den die DOJ gegen die Trumps zurecht gestartet hat, wird so geschickt ausgelotet. Und es geht auch so weiter. Egal welches Problem sich Trump in den Weg stellt, es wird gnadenlos von seinem Dickschädel überrannt. Die kleinen Rückschläge ignoriert man und im Großen und Ganzen wird es schon alles gut gehen. Und wenn man sich wünschen würde, dass es nicht so wäre, oder dass zumindest irgendwie eine kosmische Gerechtigkeit herrscht, muss man erkennen, dass es nicht so ist. Trump ist ein Con-Artist, der sich mit dicker Hose und aggressiver Attitüde zum zweiten Mal ins Weiße Haus geschafft hat. Eine dekonstruktion des Amerikanischen Traum
              Die Darstellung von Trump fand ich dabei auch interessant. Ich wünschte mir, aber das man tatsächlich mehr von außerhalb seiner Geschäfte und dem aufplustern gesehen. Was für ein Mensch ist er eigentlich? Oder ist davon nichts mehr vorhanden? Ein sehr biederer Typ, dem er sich immerhin treu bleibt. Ein biederkeit die sich aus der Angst vor Kontrollverlust entwickelte. Das merkt man, wie er auf den Suzid seines Bruders reagierte, den er am Ende nur ignoriert hat und nun unwiderruflich weg ist. Der die Regeln so tief integriert hat, dass er dabei jegliche Selbstreflexion verloren hat. Es kann nicht das Speed sein, dass er sich ständig rein pfeift, warum sein Sexdrive plötzlich am Boden ist. Es muss an seiner Frau liegen. Oder an den Arzt, der ihm das direkt ins Gesicht sagt.
              Aber wie soll es auch anders sein, wenn er Roy Cohn als Vorbild hat. Ein Mann, der wirklich jede Möglichkeit nutzt, um einen Vorteil zu erhaschen. Der sein Handeln und seine Taten eiskalt rationalisiert. You play the man, not the ball. This is a nation of man, not laws. It’s an advantage to not care what people think of you. There is no moral, no truth, it’s all fiction, man made. So kann man sich alles erlauben wenn man einem Ideal nacheifert. You have to do anything for america, to safeguard democracy, fühlt sich unglaublich hohl aus seinem Mund an. Der dann auch Trump sein Geld zurück gibt, weil er versteht, dass sein Einfluss viel mehr Wert sein wird als die popeligen 10.000$. Ein Teufel in Menschengestalt. Der auch gegen seine eigenen Interessen wettert, wenn es ihm passt. Und das schon fast traurige Ende von ihm. Denn es ist egal wie viel Macht man um sich scharrt, wenn man am Ende doch alleine ist. Und da hat mich Trump nochmal überrascht. Mit einer Feier für Roy, der nicht mehr lange zu leben hat. Einerseits respektiere ich es, dass er diesen Mann mit AIDS in seinem Haus aufnimmt, vor allem zu einer Zeit, als noch sehr viel Falschinformationen über die Krankheit im Umlauf waren. Aber das Geschenk, das billige Steinchen mit seinem Namen drauf, dreht das alles wieder auf den Kopf.
              Handwerklich ist der Film klasse. Das Casting ist fantastisch gelungen und gerade Sebastian Stan und Jeremy Strong bieten eine wirklich brillante schauspielerische Leistung. Vor allem mit solchen belasteten Charakteren schafft der Film ihn und alles um ihn herum neutral darzustellen. Ich mag auch sehr, wie das Framing genutzt wird, um die Geschichte zu erzählen. Und das sehr ordentliche Pacing, das keine Langeweile aufkommen lässt. Und die Bildqualität, die sich von den 70ern zu den 80ern wandelt, gibt dem Film auch ein besonderes Flair.

              3
              • 7

                Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, dass es schon DREI Sonic the Hedgehog Filme gibt. Und diese auch alle ordentliche Filme sind! Was für ein Wunder, dem Fluch der Spieleverfilmung nicht nur zu entgehen, sondern auch mit einer solch durchwachsenen IP wie Sonic. Eine Spieleserie, bei der ich über die Jahre wirklich alle Titel gespielt habe. Aber nicht aus Nostalgie oder Liebe zum Gameplay, sondern weil mein bester Freund mich so gut damit ärgern kann. Und man kann nicht so viele Spiele spielen, ohne automatisch eine Zuneigung zu dem Thema zu finden… Stockholm-Syndrom halt. Aber egal woher es kommt, mag ich die Charaktere und Filme wirklich. Und es scheint so, als ob sie mit dem dritten Teil ein besonderes Equilibrium erreicht haben, welches sich nicht mehr für seine Videospiel Herkunft schämt, sondern diese voll und ganz, mit Stolz geschwellter Brust, zur Schau stellt. Das lässt nicht nur das Herz von Sonic Adventure 2 und Shadow The Hedgehog Fans höher schlagen, sondern funktioniert auch abseits davon fantastisch als Film.
                Das fängt schon mit Live and Learn auf der Gitarre an, über dem wirbelnden Goal Schild, dem Jingle und der Idle Animation der Hologramme. Der Film steckt voll mit Anspielungen an die Spiele, die mein Gamer Herz zuletzt bei dem Mario Film so wild umherspringen lassen hat. “Talk about low-budget flights. No food or movies?”, klingt nicht nur cheesy, sondern ist auch direkt aus Sonic Adventure 2, kurz bevor Sonic aus einem Helikopter springt. Der Chao Garden ist auch eine absolute Wonne, mit ihren Maskottchen, die während der Panik zum Wegwerfen komisch herumwackeln. Sega, wir brauchen Chao Gardens in allen Hauptstädten der Welt. Bis zum Ende, wo man tatsächlich mit Crush40 überrascht wird, zu einem der epischsten Kämpfen aus dem Sonic Universum. Wie er auch durch die Station schießt, ist atemberaubend. Man merkt einfach, dass jemand dem Film und seine Welt wirklich am Herzen lag. Dazu ist der Film auch richtig lustig und unterhaltsam. Gerade mein Favorit Knuckles, bei dem ich immer noch nicht glauben kann, wie gut Idris Elba das macht. “I have dishonored my marshmallow” ist eine Line, die einfach richtig hart geht. Genau so wie “Please, join me in the crab!”. Der kleine Gag mit Pokemon hat mir auch gut gefallen. Stylisch war der Film noch dazu und diesmal auch besser zusammengefunden als im zweiten Teil. Aber ähnlich wie Teil 2, hängt der Film etwas in der Mitte. Alles, was um das GUN Hauptquartier zu tun hat, zieht sich einfach zu lange. Vor allem, weil die Allianzen nicht allzu klar sind. Aber das ganze wird mit einem großartigen Finale wieder Wett gemacht.
                Etwas, das man nochmal besonders hervorheben muss, ist Shadow. Er ist so ein überraschend edgy Charakter im Sonic Universum, mit einer ziemlich düsteren Geschichte. Ich war mir nicht sicher, ob sie es schaffen, ihn richtig darzustellen, weil es selbst die Spiele selten hinbekommen. Aber das kann man hier nicht sagen. Die Geschichte von Shadow wird hier wirklich toll inszeniert. Von seiner unbekannten Herkunft, zu der wirklich schönen Freundschaft mit Maria und dem Verlangen nach Rache, das dann auch gut mit der Motivation von Gerald Robotnik übereinstimmt. Allein, wie er im Intro inszeniert ist, ist großartig. Wie all diese Soldaten vor diesem kleinen Männchen zittern, und wie sich auch herausstellt, zurecht! Er nutzt die Chaos-Kontrolle sehr effektiv und sie wird großartig in Szene gesetzt. Auch als kein großer Fan von Shadow The Hedgehog, konnte ich nicht anders als vor Freude aufspringen, als Shadow auf dem Motorrad sitzt und sich die Pistole in die Hand wirft. Die Actionszenen mit ihm sind wirklich, wirklich gut gelungen. Nicht nur für einen Sonic- oder Videospiel-Film, sondern einfach als Action-Szenen. Und auch Keanu hat mich überrascht. Er ist ja nicht gerade der beste Schauspieler. Und gerade seine Arbeit als Synchronsprecher, sehe ich nach Cyberpunk auch etwas kritisch. Aber all die Sorgen waren schnell verschwunden. Man merkt, dass er sich sichtlich Mühe bei der Rolle gegeben hat, was sich auch auszahlt hat. Selbst die dramatischen Szenen sind toll inszeniert und funktionieren wunderbar.
                Aber Shadow ist nur einer der Protagonisten der Geschichte. Die Robotnik bekommt diesmal viel Raum eingeräumt. Vom depressiven Eggman in seiner Krabbe, zum Familientreffen, die ganz neue Gefühle in Eggman wecken zu der gewaltigen Entscheidung am Ende. Es fühlt sich wirklich auf eine bizarre Art und Weise wholesome an, das dieser vereinsamte Bösewicht plötzlich eine verwandte Seele gefunden hat. Man merkt auch, wie Jim Carrey sichtlich Spaß mit dieser Doppelrolle hat. Da verstehe ich auch, wie sie ihn, mit einem in Gold geschriebenen Drehbuch, wieder einspannen konnten. Und dann das Ende, bei dem Robotnik merkt, dass der Wahn seines Großvaters viel zu weit geht. Und als Fan von Agent Stone fand ich die letzte Nachricht an ihn tatsächlich sehr schön. Mit einem herrlich dramatischen Ende.
                Ich fand es auch sehr gut, dass der Film sich hauptsächlich um Robotnik und Shadow gedreht hat, und Sonic etwas in den Hintergrund gerät. Er hat immer noch genügend Raum bekommen und das Zusammenwachsen des Teams war auch schön. Mit einem Teaser am Ende, der Lust auf mehr macht. Und ich bin mir auch sehr sicher, dass all das funktioniert, wenn man auch kein Sonic Fan ist. Ewig können Sie dieses Tempo nicht halten, aber ich freue mich schon auf den nächsten Film, wenn Sie so liebevoll und detailverliebt weitermachen.

                2
                • 4

                  Emilia Pérez ist ein Film, der gerade sehr spaltet. Mit so vielen Nominierungen für die Oscars, musste ich mir ein eigenes Bild davon machen. Und was Emilia Pérez für mich ist, ist ein inszenatorisch sehr interessanter Film, der gerade auch auf handwerklicher Ebene vieles bietet. Der aber durch seine Geschichte, seine Charaktere und vor allem die Themen, die sie ansprechen, stößt bei mir eher auf Zweifel. Wenn man ein Cineast ist, sollte man sich den Film auf jeden Fall anschauen. Aber für alle anderen kann ich den Film nicht wirklich empfehlen.
                  Handwerklich ist der Film etwas besonderes. Wenn ihr bis jetzt nur einzelne Szenen aus dem Kontext gerissen gesehen habt, lasst mich sagen, schaut euch erst den ganzen Film an. Die Kamera und das Framing schaffen immer eine schöne Dynamik im Bild. Aber wo die Inszenierung und der Schnitt am stärksten scheinen, sind die Musikszenen. Die Mischung von Drama und Musical wirkt erst etwas befremdlich, wird aber meiner Meinung nach gut genutzt, um die Narrative voranzutreiben. Um Worte zu finden, die leichter gesungen als gesagt werden. Der Film ist auch in seiner Inszenierung und Pathos mehr eine moderne Oper inklusive sehr theatralischer Inszenierung. Die Songs an sich sind jetzt vielleicht getrennt von der Narrative, nicht gerade Banger. Aber dafür sind sie ja auch gar nicht da. Der Soundtrack abseits vom Musical ist wirklich gut gelungen und hilft der Stimmung immens. Die Sets und Kostüme sind ebenso effektvoll. Da hat jemand Erfahrung mit der Inszenierung auf einer Bühne, und das spürt man. Die Schauspieler sind auch durch die Bank sehr gut. Auch wenn ich kein Freund von Selena Gomez, ihrem überzogenen Spiel bin, passt es zu ihrem Charakter und zur Geschichte im Allgemeinen. Allein auf dieser Basis ist der Film etwas Besonderes. Aber das Handwerk allein macht einen Film nicht aus.
                  Ich hatte beim Anschauen von Anfang an ein komisches Gefühl, von dem, was der Film einem erzählen möchte. Bis zum Ende habe ich versucht, offen für die Message des Films zu bleiben. Aber als der Abspann über den Bildschirm zog, war ich sehr gespalten. Habe ich irgendwas falsch verstanden? Warum geht es um den Kopf eines Kartells? Was soll die Transgender Geschichte darin? Ist sie gut umgesetzt oder nicht? Währenddessen habe ich mich auch um die Produktion und Rezeption des Filmes belesen. Für einen Film, der in Mexiko spielt, ist eine (in Zahl 1) Mexikanische Schauspielerin leider echt etwas mager. Auch die Darstellung von Mexiko und vor allem der Kartelle war sonderbar, was viele Mexikaner scheinbar auch so empfanden. Der Drehbuchautor und Regisseur hat selbst zugegeben, dass er keinerlei Nachforschung zu Mexiko gemacht hat. Und dann frage ich mich warum? Und für so einen Film, mit solch heiklen Themen, hätte ich mir da schon etwas mehr Sorgfalt gewünscht.
                  Man hat eine recht skrupellose Anwältin, die der anziehenden Kraft von Geld machtlos ausgesetzt ist. Ein großer und beängstigender Kartellboss, der von einem Er zu einer Sie werden möchte. Seine Familie, vor allem seine Frau, die mit der neuen Situation zurechtkommen muss. Und zwei Liebesgeschichten, die dann ein gewaltsames Ende finden. Die Anwältin Rita fungiert dabei als unsere Augen in dieser Welt. Man sieht schön dargestellt, wie man das Plädoyer formuliert und dabei auch die Stimme des Volkes widerspiegeln möchte. Vorgetragen von einer Puppe, die dann auch den Ruhm einheimst. So verstehe ich, dass sie das Geld und die Freiheit nimmt, die ihr Manitas bietet. Besonders toll hat mir ihr Treffen post-OP gefallen, in dem sie wirklich um ihr Leben fürchtet. Sie hat auch einen schönen Ark mit der NGO, bei der sie sich und ihre Talente einbringen kann für etwas Gutes. Ihr Tanz bei der Ansprache von Emilia war toll, auch wenn ich nicht glaube, dass es so eine revolutionäre Idee ist, dass jegliche Gewalt zum Stillstand kommen würde. Aber dennoch habe ich die Nähe zu Emilia nie wirklich verstanden. Dass diese so weit geht, dass sie ihr Leben für sie aufs Spiel setzt, bei der Geldübergabe, hat sich nicht als eine Entscheidung angefühlt, die sie treffen würde.
                  Bei Emilia tu ich mir um einiges schwerer. Etwas, von dem ich gerne viel mehr gesehen hatte, war ihre Vergangenheit. Auch wenn du keine andere Wahl hattest, und vielleicht grausame Dinge gemacht hast um zu überleben ist das eine Sache. Aber niemand wird der Kopf eines Kartells, ohne unzählige unaussprechliche Verbrechen zu begehen. Gerade die Kartells sind ja auch dafür bekannt, mit äußerster Brutalität vorzugehen. Ich kann verstehen das sie nichts mehr mit diesem Leben zu tun hatte wollte und in ihrer Rolle als Frau sich wirklich neu und authentisch zu fühlen. Aber das kann man nicht einfach so machen. Auch wenn sie nach der Operation komplett von vorne anfangen möchte, geht es alleine schon nicht wenn sie das Geld aus ihren Verbrechen nimmt. Schlimmer wird es wenn ein Redemption Ark aufgezogen wird. Ich mag die Idee der NGO sehr, aber es missfällt mir, das es so inszeniert wird, als ob sie damit ihre alten Sünden wieder wett macht. Sie wird buchstäblich am Ende zu einer Heiligen erhoben. Das hätte man machen können, wenn alles etwas feiner erzählt wäre. Oder wenn man eine stärkeren Unterschied zwischen Manitas und Emilia spüren würde. Aber vor allem durch ihr ständig für andere irrationale Verhalten und den übergang zu brutaler Rache, sobald ihr Plan nur ein bisschen ins Wanken gerät, ist furchtbar. Das müsste nicht sein, wenn man die Unterscheidung stärker gezeigt hätte. Aber man weiß nichts über Manitas, außer das er Rita würgen lassen hat, weil sie etwas länger für die Suche gebraucht hat. Es ärgert mich auch, dass das Ende für Emilia nicht in ihrer Vergangenheit liegt, sondern an einem sehr chaotischen Liebes-Plot. Das geht für mich einfach nicht weit genug.
                  Und hier stört mich tatsächlich auch der Umgang mit Gender-Dysphorie. An sich ist die Suche nach möglichen Ärzten toll inszeniert. Von einem erhebenden Gefühl, das aus dem monotonen Geschäfts-Talk entsteht, mit den Wundern, was heutzutage alles möglich ist. Zu der wirklich schönen Szene, als Emilia aufwacht und sich überglücklich im Spiegel betrachtet. Ich habe den Song des Sohnes auch sehr geliebt. Aber wenn es wirklich nur eine physische Veränderung braucht, verstehe ich nicht, warum es eine Geschlechtsumwandlung sein muss. Es fühlt sich im Kontext der ganzen Geschichte an, wie die Bestätigung des Arztes an, der gesagt hat, dass er immer ein er bleiben wird. Ich verstehe nicht, was damit gesagt werden soll. Natürlich können trans Menschen genauso grausam sein wie alle anderen. Es sind am Ende auch nur Menschen und das Geschlecht ist dabei relativ egal. Ich verstehe einfach nicht, warum die Inszenierung ihrer Transition so schön und zärtlich inszeniert ist, um es dann später in den Sand zu setzen. Aber warum dann gerade eine Geschlechtsumwandlung, wenn das Buch, auf dem die Geschichte basiert, nur einen Identitätswechsel aufweist? Das ist an sich auch kein Verbrechen, aber es hinterlässt bei mir einen bitteren Beigeschmack. Vor allem wenn es eine Bevölkerungsgruppe trifft, die sehr klein ist und gerade heutzutage viel unnötigen Hass entgegen geworfen wird.
                  Und dann kommen wir noch zu Jessi, der Frau von Manitas und der Mutter ihrer Kinder. Sie folgt seinen Befehlen aufs Wort und ihr Herz bricht bei der Nachricht seines Todes. Aber sie hat keine Freude an der neu gewonnenen Schwägerin, die ständig mit ihrem übergriffigen Verhalten auffällt. Sie sucht sich einen neuen Weg und findet darin Freude, bis Emilia durchdreht und alles zu einem Extrem geführt wird. Mit einem Geständnis und einem letzten Liebesbeweis, der den Tod für alle in dem Auto bedeutet. Und Jessi ist auch ein Aspekt, auf den man gerne verzichten könnte. Ihr Song auf dem Bett ist noch ganz nett, aber die Karaoke-Szene geht viel zu lange, vor allem wenn man weiß wie das ganze ausgeht.
                  Ich würde jedem, der Interesse an Film hat, den Film empfehlen. Gerade wenn man sonst nur Szenen ohne Kontext gesehen hat. Denn gerade handwerklich und inszenatorisch bietet der Film schon einiges an. Aber statt einer faszinierenden Geschichte über Identität, Macht und Geld, bekommt man etwas Halbgares geboten, das einen nicht nur einen nicht wirklich packt, sondern auch direkt enttäuscht.

                  8
                  • 3

                    Boston Strangler ist für mich der neue Maßstab für das absolute Minimum, was ein Film machen muss. Der Film nimmt eine interessante Geschichte und Charaktere und inszeniert sie auf so so eine unfassbar dröge Art und Weise, dass ich mich auch Tage danach nicht loslassen kann. Denn an sich ist der Film nicht wirklich schlecht. Die Kamera, die Sets und der Schnitt sind allesamt in Ordnung. Auch die Schauspieler machen einen guten Job mit keinerlei Ausreißer nach unten. Aber die Direktion ist so schlecht wie schon lange nicht mehr gesehen. Ein komplett blutleerer Film, der rein gar nichts mit dem Medium macht.
                    Als Filmfan ist dieser Film eine Beleidigung. Mit einer blassen Farbpalette, die einen einlullen möchte. Warum trägt unsere Protagonistin immer Klamotten, mit denen sie mit dem Hintergrund verschwimmt? Mit geradliniger Cinematographie, wie sie nicht langweiliger sein könnte. Wenn irgendwelche Idioten davon reden, dass AI Hollywood übernehmen wird, dann wäre dieser Film an der ersten Stelle. Starre Bilder, Dröge Dialoge und Geschichten und Charaktere die flacher nicht sein könnte. Und die Musik muss nochmal extra hervorgehoben werden, denn eigentlich mag ich die Musik von Paul Leonard Morgan. Aber dieser Soundtrack war auf dem Niveau eines räudigen und manipulativen YouTube Video. Es gab tatsächlich ein Aspekt, welche diese Inszenierung etwas interessant gemacht hat: Die dumpfe darstellung der Gewalt durch die Wände. Aber selbst das hat man schon besser gesehen. Und auch wenn Filme wie Zodiac den Killer nie direkt zeigen, hat es sich hier schon lächerlich angefühlt. Wenn ihr Interesse an dem Fall habt, nehmt euch etwas Zeit und lest euch ein paar Wikipedia Artikel durch. Eure Zeit wird auf jeden Fall mehr wert geschätzt.
                    Das Medium wird auf keiner Ebene genutzt, um die Narrative zu vertiefen. Es hilft auch nicht, dass man alles darin schon ein dutzend Mal gesehen hat und einem wirklich nichts Neues bietet. Dazu die Konflikte, die kaum der Rede wert sind. Sie möchte gerne zur Crime Division, bekommt eine Chance, rockt es, dann wird kurz ihr Momentum ausgebremst, bis sie bestätigt wird und einfach nach vorne schreiten kann. Auch die Beziehung zu ihrem Mann, wird immer wieder gezeigt, aber es geht nie so wirklich tief. Das liegt auch daran das man nicht wirklich mit den Charakteren mitfühlt. Das geht auch auch gar nicht in dem fehlenden Fokus. Es geht nicht wirklich um die Opfer, da wird alles viel zu schnell abgespeist. Der Fokus liegt auch nicht auf den Tätern, dafür ist die Geschichte durch die Realität so verschwommen. Und den Punkt, den sie am Ende ziehen, fand ich dann auch nicht so passend. Es geht etwas um die Nachforschungen und wie durch einen leichteren Frieden einige Fehler gemacht wurden. Und auch wenn die Beziehung der Reporterinnen das einzige, etwas interessante ist, geht das auch nicht wirklich tief. Vor allem, weil man es schon so oft gesehen hat. Ich habe keine Ahnung, was der Punkt sein soll, der den Film machen wollte. Again: Lest lieber den Wikipedia Eintrag, da zieht man viel mehr daraus.
                    Das Ding ist, der Film ist bei weitem keine Katastrophe. Ich kann auch verstehen, wie man ihn anschaut und genießen kann. Aber als Film finde ich ihn eine wirkliche Beleidigung. Wenn ihr also nichts gegen eine dröge Inszenierung habt und Interesse an dem Fall, kann man das schon machen. Aber die Zeit kann man auch besser nutzen. Liebesgeschichte billige Empathie zu erhaschen.

                    3
                    • 8
                      über Vox Lux

                      Vox Lux ist ein faszinierender Film. Eine sehr nahe Charakterstudie in mehreren Akten, welche mich auch noch Tage danach nicht losgelassen hat. Die Review enthält Spoiler.
                      Grob geht es um ein Mädchen, das in einer Tragödie einer verletzten Nation und auch sich selbst etwas Trost spendet. Ein Sprung nach vorne, bei dem die Star Maschine ins Rollen gebracht wird und ein Blick auf Celeste heute. Das ganze wird großartig von Willem DaFoe geschildert und fantastisch von Raffey Cassidy, Stacy Martin, Jude Law und Natalie Portman gespielt. Dazu eine sehr besondere Inszenierung, die dem Film eine ganz besondere Atmosphäre gibt.
                      Das liegt vor allem an der wirklich tollen Kameraarbeit von Lol Crawley und der direktion von Brady Corbet. Die Kamera ist immer ganz nah bei den Charakteren und zwar beobachterisch Head On. Die Charaktere blicken auf die Action und wir blicken auf sie. Das gilt für wichtige Situationen und auch weniger wichtigeren. Wenn es in einer Szene um eine Design Frage geht, wird der Fokuspunkt nicht gelöst und für den Zuschauer bleiben die Designs verschwommen. Der Blickkontakt darf nicht gebrochen werden und das macht wirklich viel aus. Gerade wenn etwas plötzlich passiert. Die Brutalität und der Schock bricht dabei unvorbereitet auf den Charakter wie auch auf den Zuschauer ein. Es gibt allem ein unverblümtes und dadurch auch authentisches Gefühl. Das wirkt ergreifend in manchen Szenen, schockierend oder beengend in anderen. Und in anderen Szenen, brechen sie direkt und auffällig mit diesem Fokus. Schweden ist wie ein vergangener Fiebertraum von neuen Einflüssen, die wie Fotos über den Bildschirm flackern. Mit Informationen die auf interessanter Weise rübergebracht werden. Von der Narration um die Kapitel herum, welche auch mal plötzlich mitten einer Episode auftauchen um mehr Kontext zu bieten. Bis zu den Shows von ihr, die einfach nur das sind: Ein Popstar auf der Bühne mit talentierten Tänzern und unterhaltsamen Special Effects. In ihrer vollen Länge, bis zur Schmerzgrenze, wenn man nicht auf ihre Musik steht. Und mit der Musik ist es so eine Sache… ich war kein Fan davon, muss aber dennoch meine Bewunderung über den Soundtrack ausdrücken. Den gerade beim Konzert am Ende, bekommt man wirklich eine musikalische Zeitreise durch verschiedene Trends geführt. Celeste als Britney Spears, als Madonna oder Christina Aguilera. Der Soundtrack sonst war brillant, mit atmosphärischen Klängen welche dem Gefühl der Szenen toll unterstrichen hat.
                      Die Geschichte und vor allem die Charaktere sind dabei natürlich der Star. Dabei fühlt es sich an als ob der Film am Ende eines anderen anfängt. Nach der Tragödie folgt man einem Krankenwagen, während der Abspann des Films über den Bildschirm zieht. Kapitel I ist der Genesis, der Beginn, bei dem die Tragödie verarbeitet wird. Zu der Trauerveranstaltung, bei der sie ihre eigene Sprache nutzt, um ihre Gefühle mit Hilfe ihrer Schwester auszudrücken. Bis zu dem Ruhm der sie dann nach New York und später rund um die Welt führt. Von den zwei Schwestern, die unzertrennlich sind. Bei dem der Erfolg von Celeste auch Eleanor gehört. Von den ersten geschmack der Freiheit, welcher von den beiden ausgekostet wird. Zu einer scheinbar verwandte Seele, mit der sie sich annähert. Von einem Traum, der sie durch einen Tunnel jagt, mit unzähligen Versionen von ihr, die allesamt nicht lebendig, aber auch nicht tot sind. Eine verzwickte Situation mit einem Gefühl der Leere, der sie mit ihrer Musik entgegenwirken möchte, mit Einfachheit und Freude.
                      Bis zu Akt Zwei, der Neugeburt und dem daher eingehenden Zeitsprung des neuen Anfangs, der Celeste und Eleanor in zwei verschiedene Extreme getrieben hat. Hier hat mich Natalie Portman tatsächlich sehr überrascht. Sie hat die Rolle der modernen Celeste wirklich großartig verkörpert. Ein Sinnbild eines Mindset, das sich durch die sehr dünne Star Oberklasse zieht und mit ihrem kulturellen Einfluss uns alle irgendwie beeinflusst. Geformt von Ruhm, Geld und einer Riege von Sykophanten, hat sich in ihr ein narzisstisch-zynisches Weltbild entwickelt. Eine Person, die denkt, dass sie besser ist als alle anderen, was sie andere auch spüren lässt. Eine Person mit so viel Einfluss muss etwas richtig gemacht haben, deswegen ist ihre Meinung der Wahrheit viel näher als die aller anderen, die doch eh nur Idioten sind. Ein für den Zuschauer klar erkennbares, menschliches Schlamassel. Die auch gerne allen Trends nachrennt, wenn es ihr passt. So muss man auch seine Mitte finden und deshalb meditiert oder auf dem Boden beten, nur ohne jegliche nützliche und wichtige Selbstreflektion. Nach einem intensiven Gespräch mit ihrer Tochter bricht sie im Schminkraum zusammen. Als Zuschauer denkt man, dass ihr jetzt doch vielleicht alles zu viel wird. Dass vielleicht etwas Einsicht eingekehrt ist. Aber nein, sie hat zwei Fotos gesehen, in der sie sich nicht gefällt. Ein kompletter und überfordender Kollaps, für den kleinsten Grund, der aber in ihrem Weltbild so viel Raum einnimmt, dass sie gar nicht anders als panisch werden kann. Und dazwischen ein Terroranschlag mit ihrer Maske als Symbolbild, das sie einfach ignoriert. The show must go on. Das Trauma, das viel von ihr gefordert, aber noch mehr Türen geöffnet hat, ist nichts mehr als ein Talking Point für sie. Ein Mensch, der komplett aus Ego besteht und dabei seine Rolle immer weiter treibt, ohne auf wirkliche Gegenwehr zu stoßen. Warum sollte sie dann was anderes machen? Alle anderen sind Schuld und niemand kann sie verstehen. Immerhin ist und bleibt sie für viele eine Kraft des Guten. Ein Beweis, den sie sich mit der Show selbst einholt, während sie in den begeisterten Stimmen und den lächelnden Augen badet.
                      Vox Lux ist ein sonderbarer und auch nicht wirklich zugänglicher Film, bei dem es mir teilweise immer noch schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Eine faszinierende Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man dafür bereit ist.

                      1
                      • 9

                        Malcolm Mittendrin ist eine meiner absoluten Lieblings-Comedy Serien. Eine Show, die ich als Kind mit großer Freude geschaut habe und auch nach all den Jahren nichts an Glanz verloren hat. Gerade beim erneuten Anschauen ist mir wieder klar geworden, wie viele Szenen und Witze sich in mein Hirn gebrannt haben und zur Basis für meinen Humor geworden sind.
                        Die Show bietet einen super interessanten Cast von Charakteren, eingebettet in eine herrlich absurde Welt. Mit eigenen Regeln, die auch gerne mal für großartige Witze gebrochen werden. Auch inszenatorisch bietet die Show über die 7 Staffeln unzählig neues und kreatives. Von einer POV, einer Ameise, einer Oper über eine neue Matratze, einer Bande von Muskelmänner, dem Sport des Laufens in hauchdünnen Anzügen und von Explosionen, die die Nacht zum Tag machen und so viel mehr. Mit immer mehreren Parallelen Geschichten die sich Folge für Folge ausleben und ein natürliches wie auch zum wegwerfen komisches Auflösungen bietet. Zu den wirklich tollen Charaktere die man auch manchmal wachsen und gedeihen sieht. Von Malcolm, komplett von sich selbst absorbiert profitiert er selten von seiner Intelligenz. Zu dem Bully Reese, der seine Berufung in einer eigenen Nische findet: ob es kochen oder Schlachten ist. Zu Dewey, der jüngste, der an einer schier unerschöpflichen Quelle von Kreativität und Inspiration zehrt. Der auch immer wieder seinen eigenen Weg findet, egal was die Welt und vor allem die Familie entgegen wirft. Francis ist ein Charakter, der mir sehr nah am Herzen liegt. Mit nur einer jüngeren Schwester war er wie der große Bruder, den ich nie hatte. Ein Plagegeist, der sich liebend gern gegen Autorität stellt und teilweise einfach nur Chaos anstellt, weil ihm nichts Besseres einfällt. Mit einem gewaltigen Mutterkomplex, der immer wieder auf großartige Art und Weise erörtert wird. Es ist auch so spaßig ihn von der Militärakademie, nach Alaska, zur Ranch und wieder zurück zu verfolgen kann. Hal ist der Vater der Bagage, von dem eine ganze Menge in seinen Kids steckt. Am Anfang fällt es noch nicht so auf, aber es blitzt immer wieder in den schönst-chaotischen Szenen auf. Ein Sprunghafter, sehr passionierter Mensch, der binnen Sekunden ein neues Hobby aufgreifen kann, um all seine Energie darin zu stecken. Das passiert so oft, dass er und seine Frau ein Protokoll haben, das ihm auch den Freiraum gibt, mit gewissen Einschränkungen, seine Fantasien auszuleben. Und zu guter Letzt Louis, die Herrin des Hauses, die immer wieder an den absoluten Rand des Wahnsinns getrieben wird. DIe trotz ihrer autoritären Ausstrahlung auch kein Monster ist. Die kreativ und clever an alle Situationen herangeht. Dazu eine Riege von tollen Nebencharakteren, wie Malcolms Freund Stevie, den Ausbilder Spengler oder den Mitarbeiter von Louis Craig.
                        Bis auf die zwei Clips Shows gibt es keine Folge, die ich nicht sofort wieder anschauen würde. Die Folgen bestehen zumeist aus mehreren kleineren Plots, die alles frisch halten und keinen Moment der Langeweile aufkommen lassen. Und wie könnte es das auch? Mit all den interessanten Prämissen und wirklich tollen und gut ausgearbeiteten Charakteren, die man in diese werfen kann. Charaktere, über die man lachen und weinen kann. Die einem auch richtig ans Herz wachsen. Wenn ihr die Show noch nicht gesehen habt: holt es nach! Es lohnt sich. Allein für das komödiantische Vokabular, das man sich darüber aneignet. Und wenn ihr es schon mal gesehen habt, auf Disney+ gibt es alle Folgen zu streamen.

                        2
                        • 6

                          Déjà Vu ist ein netter Thriller mit einer coolen Prämisse, der sich für mich gegen Ende etwas verloren hat, aber dennoch eine gute Zeit war.
                          Die Bootsexplosion, um die es geht, ist toll inszeniert. Von den fröhlichen Menschen, die die Fähre besteigen, das zufriedenstellende Geräusch des Boothorns, zu dem Radio, das den Wächter auf das Auto aufmerksam macht. Der Terror Akt ist dabei wild und intensiv geschnitten. Als Zuschauer, mit so einem Titel, saugt man gespannt alle Informationen auf. Denn auch wenn man noch nicht genau weiß worum es geht, weiß man, dass es etwas sonderbar wird. Das wird auch durch unseren Protagonisten klar. Doug Carlin ist ein Agent der ATF (Alcohol, Tobacco, Firearms & Explosions) und deswegen natürlich direkt vor Ort. Während die anderen sich noch über die Zuständigkeit streiten, hat er schon Teile der Bombe und ein groben Ablauf der Explosion herausgefunden. Ich liebe es, wenn Denzel Washington hyper kompetente Rollen spielt. Er ist auch etwas sonderbar in seiner überdrehten Persönlichkeit. Er stellt gerne andere auf seine flotte Art und Weise bloß. Dass es ihm auch etwas an Empathie fehlt, merkt man beim Gespräch mit dem Vater eines Opfers: “Hier ist ein Bild ihrer toten Tochter, ich habe da ein paar Fragen an Sie." Ich mag auch, dass der Film den Zuschauer ernst nimmt und nicht gleich alles ausspricht, sondern man gerne zusammen mit Doug die Hinweise findet und seine eigenen Schlüsse zieht. Das macht den Film, vor allem in seinem flotten Pacing, zu einem netten Thriller. Aber das ganze wird auf den Kopf gestellt, als die Kern Prämisse des Filmes vorgestellt wird. Aus irgendwelchen Gründen haben Wissenschaftler es geschafft, Zeit und Raum zu falten und so einen direkten Blick in die Vergangenheit zu bekommen. Man kann in einem Bereich alles betrachten, aber nur in Echtzeit. Wenn man zufälligerweise etwas verpasst, kann man nicht weiter zurückgehen. Und so fangen sie an, ein Opfer zu beschatten, das scheinbar indirekt sehr viel mit dem Fall zu tun hat. Hier verliert der Film leider etwas an Fahrt, da aktive Ermittlungen etwas spannender sind, als das creepy Beschatten einer Frau. Hier werden auch sonderbar romantische Klänge angespielt, was ich sehr befremdlich fand. Ich wünschte mir, sie hätten diesen Liebes-Plot komplett rausgelassen, da dieser auf keiner Ebene funktioniert. Was aber fantastisch funktioniert, ist das Konzept eines Helmes. Sie sind mit ihrem magischen “Snow White" -Tool auf einen Bereich beschränkt. Wenn man diesen verlassen möchte, kann man immer noch mit hilfe eines Helms und seiner POV in die Vergangenheit schauen. Ein sehr, sehr cooles Konzept, das den Film endlich mal aus dem gigantischen PC weglockt. Die Prämisse davon ist richtig toll und wird auch gut genutzt, in einer Verfolgungsjagd auf zwei Zeitebenen. Auch als der kleine LCD Bildschirm am Helm kaputt geht, wird in einer Neuinterpretation einer Mauerschau verstörend den Tod seines Partners inszeniert. Die Idee ist so gut, das ich mir wünschen würde es gäbe ein Videospiel davon. Es wäre auch schön wenn Doug sich nicht so rücksichtslos verhalten würde. Spätestens hier verliert mich Doug etwas, was später auch auf die Spitze getrieben wird.
                          Durch gute Detektivarbeit wird der Terrorist endlich gefangen. Ich habe mich so darauf gefreut und war dann sehr enttäuscht. Er faselt irgendwas von Schicksal und Opfer für die Freiheit, ohne dass er irgendeine Idee davon hat, was er damit eigentlich anrichten wollte. Aber noch chaotischer wird es, als Doug genau das macht, was davor als physikalisch unmöglich bezeichnet wurde. Ich verstehe im Grunde, warum er das macht, aber der Sprung war dann doch unverständlich und übertrieben. Mit Hilfe eines Krankenwagens eilt er zur Rettung des Mädchens. In ihrem Apartment wird auch endlich klar, dass die Rettung nicht wirklich die Veränderung brachte, die er sich erhofft hatte. Hier ist auch das einzige Mal, wo das Déjà Vu Thema etwas angekratzt wurde. Ich verstehe auch seine Motivation, aber nicht die Art und Weise, wie er das Problem lösen möchte. Die Zeit ist unglaublich knapp, aber er lässt es sich nicht nehmen, seine creepy einseitige Beziehung auf eine neue Ebene zu heben. Ruf doch an und sag, da ist eine Bombe, damit die Leute immerhin nicht allesamt auf das Boot steigen, um potentiell zu sterben. Ich verstehe auch nach dem Abspann nicht genau, was sein Plan war. Da hätte man noch wunderbar was machen können, mit Informationen, die er aus der Zukunft hat. Aber es geht am Ende doch alles gut. Mit einem recht interessanten Ende, bei dem die Frau nicht auf Doug verzichten muss, und er scheinbar nie in die Vergangenheit reisen muss, um alles so geschehen zu lassen, wie es am Ende rauskommt.
                          Die Prämisse ist echt nett. Es erinnert mich an Serien wie “7 Days” oder "Sourcecode", die eine überspitzte Science Fiction Idee herausnimmt und einfach Spaß damit haben. Es nimmt sich alles nicht so ernst. Es wäre nur schön wenn diese dann etwas besser ausgearbeitet im Film sind. Die erklärung was “Snow White” macht, zieht sich doch sehr. Und ich brauch auch nicht 5 Minuten wo einem andauernd gesagt wird, das es nicht möglich ist, nur das er es dann ein paar Minuten später macht. Auch wenn sie sich nicht ernst nehmen, sollte das Konzept doch zumindest bombenfest sein. Ich mochte das er gemerkt hat, dass sich nichts geändert hat, aber dennoch nicht aufgibt und deswegen das unmögliche Wahr gemacht hat. Aber das er in der Zeit reisen wird, wurde ja klar mit den ganzen Fingerabdrücken die er in ihrer Wohnung zurückgelassen hat. So war das nicht wirklich überraschend, aber dennoch spannend inszeniert. Ich hätte nur gerne auf die klar eingeschobene “Liebesgeschichte” verzichten können, da es einfach nur Creepy ist.
                          Handwerklich ist der Film in Ordnung. Das Pacing am Anfang ist großartig, lässt dann aber leider etwas nach. Die Prämisse ist großartig, beisst sich aber etwas in ihrer Inszenierung. Schauspielerisch ist der Film klasse. Die Kamera und der Schnitt sind wie man es aus dem Jahr 2007 erwarten kann. Ein ordentlicher, teilweise sehr interessanter Thriller, den man sich auf jeden Fall mal anschauen kann, aber mit gedämpften Erwartungen.

                          2
                          • 6 .5

                            Strange Darling ist ein netter Thriller, der vor allem durch seine Erzählweise glänzt und einen von der ersten bis zur letzten Minute fesselt.
                            Der Text Crawl am Anfang gibt dem Film ein Gefühl der Authentizität, ohne sich darauf zu versteifen. Natürlich ist es nicht echt und die Inszenierung will auch gar keinen Hehl daraus machen. Die Farben stechen richtig heraus: Das satte Grün der Umwelt, ihre weiße Haut und blonde Haare und das rote Kleid und das Armaturenbrett mit den Blumen. Das ist auch etwas, was der Film beibehält, mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten für die Farben. Von dem malerischen Häuschen im Nirgendwo, zu dem kühlen blauen Licht vor dem Motel. Die Ästhetik bedient sich auch der Bildsprache von Tarantino, was durch die fehlende Chronologie der Geschichte einen Vibe erschafft. Man kann sich nie sicher sein, was gerade passiert. Geschickt wird von Kapitel zu Kapitel die Geschichte gewoben und im Verlauf immer mit neuen Kontexten gefüttert. Handlungen der Akteure wirken so erst mal befremdlich, bis sie im ganzen Bild Sinn ergeben. Mit einer sehr interessanten Dynamik zwischen dem Dämon und der Lady. Gerade wenn es ums Flirten geht, oder um den Akt an sich, weiß man gar nicht, wo einem der Kopf steht. Bis zur Entschleierung, die sich dann rasant entwickelt und eine Schneise der Zerstörung hinterlässt.
                            Handwerklich ist der Film sehr ordentlich. Der Stil ist zwar nicht komplett neu, wird aber gut eingefangen und genutzt. Die chronologische Zerstückelung holt wirklich sehr viel aus der eigentlich eher mageren Geschichte heraus, mit vielen Turns and Twists. Der Soundtrack ist auch richtig gut und wird auch innerdiegetisch toll eingesetzt, anstatt nur Hintergrundmusik zu bieten. Die Schauspieler machen auch allesamt einen guten Job. Allen voran Willa Fitzgerald und Kyle Gallner, die ihre Charaktere mit dem nötigen Wahn und leisen Zwischentönen mimen. Leider zieht sich der Film gegen Ende und bleibt dabei etwas auf der Stelle stehen. Aber nichtsdestotrotz habe ich es auf keinen Fall bereut, Strange Darling anzuschauen. Es ist eine kleine Charakterstudie, die geschickt und interessant eine kleine, aber feine Geschichte erzählt.

                            3
                            • 6

                              Cobweb ist ein relativ interessantes Horror Märchen, das einen etwas anderen Weg einschlägt. Statt einer besorgten Mutter oder Vaterfigur, hat man hier tatsächlich nur den kleinen Peter, durch dessen Ängste und Sorgen man sich durch den Film hangelt. Ein junger und beeinflussbarer Protagonist, dessen Wahrnehmung man vielleicht nicht immer für bare Münze nehmen muss. Die Review enthält Spoiler.
                              Peter lebt mit seiner Familie in einem kleinen Suburbanen-Areal, in einem leicht zerfallenen Haus. Er ist jemand, der eher nach innen gekehrt ist und eine starke Fantasie hat. Eines Nachts kommen sonderbare Geräusche aus der Wand, die ihm Angst machen. Irgendwann beginnt diese zu sprechen. Sie erzählt ihm Geschichten von seinen Eltern, was für grausame Sachen sie gemacht haben und noch vorhaben. Und aus seinem Blickwinkel kann man es verstehen. Seine Eltern sind sonderbar. Die Mutter wirkt psychotisch und beim Vater schwingt eine latente Aggression mit jedem Wort und Geste mit. Und ich muss sagen, ich mag die Prämisse. Jeder kennt den Trope, dass ein Kind in einem Horrorfilm irgendwann anfängt mit den dämonischen Kräften zu reden und es den Eltern Angst macht. Es ist genau das, nur aus seiner Perspektive. Die Stimme ist für ihn da, wenn die anderen nichts hören wollen. Das führt zu einer recht verstörenden Szene, bei der der Bully eine Treppe hinunter geschubst wurde und seine Beine bricht. Überfordert von dem überraschenden Ausbruch von Gewalt, stecken die Eltern ihn in den Keller. Und ich muss zugeben, dass ich überrascht war, dass es ein relativ normaler Keller war. Man folgt dem Misstrauen von Peter und hat das Gefühl, dass sie etwas Böses verheimlichen wollen. Aber der Kühlschrank hinterlässt dann eine kalte Bestätigung ihrer Grausamkeit. So ist es nicht verwunderlich, dass sie mit lauten Blinzeln und Polternden schweben ihn in seinen Albträumen verfolgt. Das ganze spitzt sich immer mehr zu, mit prophetischen Worten aus der Wand und gruseligen Symbolismus. Aber einiges scheint auch nicht so ganz ins Bild zu passen. Die Reaktion der Mutter, als sie ihn erwischt hatte, war so stark und die Konsequenzen daraus quasi nicht vorhanden. Deswegen glaubte ich, dass alles in dem Film aus der subjektiven Sicht von Peter stattfindet. Dass die Eltern natürlich irgendwie creepy sind, aber nicht auf dem Maß, was gezeigt wird. Wobei… wer eine fette Standuhr in seinem Schlafzimmer hat, sollte man nicht trauen…
                              Und dann kam man zu der Szene, die mich wirklich überrascht hat und in seiner Existenz auch wirklich krass war. Vor allem durch die Kalküle und die durchgeschnittene Telefonleitung. Das Rattengift in der Suppe und der Sturz von der Treppe waren wirklich heftig. Und dann kommt das Monster des Films endlich zu Tage. Ich liebe ihr Design! Die langen Extremitäten, die spindeldürren Finger und Spinnen verseuchte Haare, die Rapunzel neidisch machen könnte, sind großartig. Die Teenager sind etwas übertrieben, geben aber genügend Futter für das Monster sich auszutoben. Die Szene mit dem Klavier war so herrlich übertrieben, dass es schon Spaß gemacht hat. Aber das Ende hat mich dann doch leider enttäuscht. Ich mag es, wenn Filme ambige Enden haben. Der sofortige Übergang von dem Kellerschacht zu irgendwelche Zukunftsvisionen fand ich befremdlich und auch unzufriedenstellend. War das Monster jetzt echt? Hat er wirklich seine Eltern umgebracht? Steht das alles symbolisch für irgendetwas anderes? Und was soll man aus der Geschichte ziehen? Klar bleibt ein Trauma zurück, von dem er sich wahrscheinlich nie erholen wird. Aber warum wurde es gerade so dargestellt?
                              Und ist die Krux an dem Film, weswegen die doch ziemlich positive Kritik bis jetzt relativiert werden muss. Der Film behandelt ein psychologisches Motiv. Von Eltern, die vielleicht keine sein sollten, von möglichen Misshandlungen und Schreien nach Hilfe. Das wird toll durch den gefestigten Blickwinkel von Peter dargestellt. Das ganze funktioniert richtig gut, bis kurz nach dem Mord an den Eltern. Denn auch wenn ich die Prämisse, das Design und den Amoklauf des Monsters sehr mag, nagt es doch in seiner Darstellung an dem psychologischen Motiv. Man hätte die Kindern auch noch erklären können, dass dies nicht wirklich passiert ist und sie verstört, aber nicht getötet aus dem Haus kommen. Aber spätestens als die Lehrerin ins Spiel kommt und auch direkt mit dem Monster interagiert, verliert sie diese Spielkarte. Wenn man den Film auf eine psychologische Weise lesen möchte, macht das Ende in seiner Explizität keinen Sinn. Und auch wenn die traumatischen Konsequenzen am Ende nochmal aufgegriffen werden, sind viele der interessanten Elemente zuvor dadurch zunichtegemacht. Ich wünschte mir, der Film hätte einen besseren Spagat gemacht, bei dem beide Varianten echt sein könnten und man es dem Zuschauer hinterlässt, wie er den Film interpretiert.
                              Und das ist sehr schade, denn gerade handwerklich ist der Film auch wirklich gut. Die Schauspieler machen allesamt einen guten Job. Vor allem wenn es durch die Augen des Kindes gesehen werden soll, macht so ein überzogenes Spiel des Vaters und der Mutter auch Sinn. Gerade die Kamera macht auch ein paar nette Kniffe, um dem Film ein märchenhaftes Gefühl zu geben. Von den prominenten Schattenwürfen, den sich teilweise verschiebenden Dimensionen in seiner Traumvorstellung bis hin zur klassischen Horror-Inszenierung, die auch sehr gut zu dem Rest passen. Ich hab auch noch nie einen Film gesehen, der so interessant mit Tapeten umgeht. Es wirkt wie die rau gewordene Haut des Hauses, die sich an allen Ecken und Kanten scharf pellt. Und dann die Tapete in seinem Zimmer, die von weiter weg ein homogenes Bild abgibt, das dann immer weiter fragmentiert, wenn man näher hinschaut. Aus der oberflächlichen Harmonie wird eine wüste und chaotische Fläche. Ich liebe auch nach wie vor das Design des Monsters und auch ihr brutalen Feldzug durch Haus und Teenager. Die Traumsequenz war auch überraschend gut. Die Eltern sehen wirklich unheimlich aus und das Sounddesign macht einen fantastischen Job. Eine Szene, die ich auch noch erwähnen muss, ist die Szene, als er gegen die Kellertür klopft und die Waschmaschine läuft. Das Verweben des Rattern und Klattern der Waschmaschine mit den verzweifelten Hämmern und Kreischen von Peter ist fantastisch.
                              Eine interessante Perspektive in einem Korsett eines Standard-Horrorfilms. Der gerade in der Inszenierung seine größten Stärken zeigt. Aber für etwas wirklich Besonderes, das einen tief berührt, fehlt trotz all dem Feingefühl und Gespür zu Beginn etwas Festeres am Ende.

                              4
                              • 8
                                über Capote

                                Capote ist ein faszinierender Biopic, der sein Subjekt ständig in unklaren Zügen zeichnet. Man kann ihn nur schwer durchschauen und muss durch sein Handeln seinen wahren Charakter heraus destillieren. Ein Meister der Worte, die aber im Verlauf des Filmes immer hohler klingen.
                                Truman Capote ist ein faszinierender Charakter, der in diesem Film brillant, und im ersten Moment befremdlich, von Philip Seymour Hoffman gespielt wird. Ein exzentrischer Typ, der es liebt, die Leute mit seinen Geschichten in den Bann zu ziehen und auch gerne mal eine Show abzieht, um seinen Stand zu festigen. Der zuvor als Autor schon erfolgreich war, aber mit diesem neuen Roman sich und amerikanische Literatur an sich auf ein neues Niveau zu erheben. Hochgesteckte Ziele, die aber nicht nur aus leeren Worten bestehen. Er nutzt seine einnehmende Art und seinen Status als Journalist und Autor aus, um näher an einen Kriminalfall in Kansas heranzukommen, der zur Basis seines neuen Romans werden soll. So schleicht er sich geschickt an allen möglichen Reglements vorbei und bekommt sogar Kontakt zu den Tätern, die irgendwann gefasst wurden. Er freundet sich mit den Gefangenen an und verhilft ihnen sogar zu einem Anwalt, um das Todesurteil noch weiter aufzuschieben. Irgendwann hat er genügend Information und verzieht sich kurz vor der Hinrichtung nach Spanien, um seinen Roman auszuformulieren. Und das läuft auch soweit ganz gut. Bevor überhaupt klar ist, dass die beiden hängen werden, schmettert er schon die ersten Abschnitte aus seinem Buch einem Publikum vor. Doch dem Buch fehlt ein Ende, und das scheint einfach nicht zu kommen. Gericht für Gericht, Autorität für Autorität bewegt der Fall in der Hierarchie weiter nach oben. Das Damoklesschwert schwebt nicht nur über den zwei Häftlingen, sondern genauso auch über Truman, der an dieser Ungewissheit schier verzweifelt. Als der Tag der Hinrichtung kommt, ist er auch nochmal für die beiden da. Auch wenn sich alles in ihm gegen diese Entscheidung sträubt. Aber an ihren Tod ist er nicht unbeteiligt. Er hat niemanden umgebracht und ihn auch nicht zu tode verurteilt, aber die ständige Hoffnung und Kälte seinerseits wiegen schwer. So schwer, dass er daran zerschellt, wie der Outro Text erzählt.
                                Capote ist ein Wesen, das quasi nur aus Ego besteht. Er ist wirklich durch den ganzen Film undurchsichtig. Man merkt schnell, dass seine Arroganz nicht von ungefähr kommt, sondern er sich über sein Leben hart erarbeitet hat. Dazu seine Rolle als Journalist und einem Gedächtniskünstler der beeindruckender weise viele Kleinigkeiten gleichzeitig und formgenau behalten kann. Das gibt ihm einen hauch von Autorität der Wahrheit, was das Lügen nur noch grausamer macht. Ich bin mir auch immer noch nicht wirklich sicher, was er sich von der Beziehung mit Perry erhofft hat. Ich denke es war eine Suche nach Gleichgesinnten. “lt's as if Perry and l grew up in the same house, and one day he stood up and went out the back door while l went out the front.” Eine Wahrheit, die nur allzu gut passt. Genau so auch die Aussage der Schwester von Perry: “You believe he's gentle and so easily hurt, but he'd just as soon kill you as shake your hand. l believe that.” Sie redet über Perry, aber im Grunde beschreibt es Truman perfekt. Er lügt, und zwar gerne. Um an Dinge zu kommen die er möchte, um Leute gefügiger zu machen, oder einfach nur, um sich auf seine exzentrische Art und Weise aufzuplustern. Etwas das auch in einer Szene toll von Nell untergraben wird, wenn sie seine ständig wiederholenden Phrasen nachäfft. Und wie es für jemanden ist, der lügt, sind die Fakten auch nur nebensächlich. Man hört keinerlei Beweise für die Unschuld oder Schuld der beiden. Es ist egal. Es ist wie es ist und er möchte das beste daraus machen. Das es sich so zieht und so zehrend wird, hat er selbst nicht mit gerechnet. Deswegen erlaubt er sich auch die massive kälte gegen Perry, der sich nur mit ihm unterhalten möchte und dabei an seinen Ego kratzt.
                                Dabei spielt das Geständnis am Ende eine große Rolle. Jemanden offensichtlich zu belügen, und zu sagen, dass man das halt so macht, gefolgt mit “You don’t have to tell me anything” kommt einer Drohung gleich. Deswegen kann ich auch verstehen, wie und was Perry ihm erzählt. Eine Geschichte, wie sie an Geld herankommen wollten, wie sein Partner Dick immer weiter durchgedreht ist und er die Familie nur schützen wollte. Er wollte sie ehrlich schützen, bis er die Kehle des Mannes durchgeschnitten hat und anschließend kurzen Prozess gemacht hat. Die Dynamik hier ist brillant. Und auch für den Zuschauer ist es schwer zu erkennen, wo die Wahrheit liegt. Filmisch bekommt man einen Hinweis, da erst die faktischen Morde in der Rückblende gezeigt werden. Die Depression vor der Hinrichtung ist auch nur allzu verständlich, hat er doch einen großen Einfluss auf das Leben der zwei. Und so kann er ihnen auch kaum gegenüberstehen. Der Mann der Worte der nicht weiß was er sagen soll. Der der Hinrichtung beiwohnt und dabei für immer etwas in ihm bricht.
                                Ich mag, wie der Film die Kamera nutzt, um der Narrative eine weitere Ebene zu geben. Die Einführung besteht aus starren und ästhetischen Einstellungen, die im Takt wechseln. Sie erzählen so schon eine Geschichte für sich, Momente wie in einem Polaroid festgehalten. Auch wenn die Narrative dann zu Capote übergeht, merkt man, wann die Kamera statisch ist, oder man zur Handycam wechselt. Es bringt nicht nur die Stimmung der Szene rüber, sondern auch die Bewegung innerhalb von Truman. Ob er beschwinglich eine Geschichte auf einer Party erzählt, oder kalkulierend die Menschen um ihn in seinen Bann zieht. Und dann gibt es noch die Szenen dazwischen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die erste Pressekonferenz und das Überführen der Kriminellen in das Gericht. Diese Szenen strahlen ein unfassbar authentisches Gefühl aus, auch wenn sie selbst natürlich auch ein inner diegetisches Schauspiel für die Presse ist. Ich glaube, das liegt auch daran, dass sich Capote nicht dafür interessiert, ob sie schuldig oder unschuldig sind. Aber er hat ein Interesse an ihnen als Personen. So trifft er Perry in der Frauenzelle des Sheriffs hinter Gitter, doch umso näher sie sich kommen, um so mehr verschwinden die Stäbe, bis sie quasi auf der gleichen Ebene miteinander reden. Die erste Lesung von "In Cold Blood" wird auch toll kontrastiert mit einem Zellennachbarn, der hingerichtet wird. Zu seiner eigenen Hinrichtung, die einen wirklichen Klos in meinem Hals erschaffen hat, an dem ich auch lange nach dem Abspann noch zu knabbern hatte.

                                2
                                • 7 .5

                                  Sunshine ist ein faszinierender Film. Ein Science Fiction Abenteuer, das sich und die Prämisse nicht allzu ernst nimmt, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Ein Film, der vor allem visuell beeindruckend ist, sodass ich ihn alle paar Jahre wieder mal rein schmeiße, auch wenn ich weiß das mir einige Aspekte einfach nicht gefallen.
                                  Wie es guter Science Fiction sein soll, wird hier das überdrehte Szenario dafür genutzt, die Menschen und Menschheit an den Rand zu treiben, und um zu sehen, was passiert. Allen Astronauten ist die Wichtigkeit der Mission klar. Das ändert nichts daran, dass es aber auch innerhalb der Crew zu Konflikten kommt. Von Meinungen, dass man die Mission auf keinen Fall modifizieren sollte, zu denen, die ihre Menschlichkeit für die Mission, in angemessenem Maße, nicht aufgeben wollen. Aus der kleinen Entscheidung zu Ikarus I einzulenken, entwickeln sich aufeinander aufbauende Katastrophen. Von einem Flüchtigkeitsfehler, der zu einer lebensbedrohlichen Situation heranwächst, zu dem Schicksal der Icarus I, welche alsbald auch zum Schicksal der Icarus II wird. Von der überwältigenden Macht der Sonne, welche nicht nur die Haut zu schälen bringt, sondern auch psychisch eine heftige Wirkung hat. Auch wenn hier ein Kritikpunkt kommt, den ich auch beim x ten mal ansehen nicht loslassen kann. Ich werde nicht aus Pinbacker schlau. Klar wird angedeutet, dass er nur ein Extrem von dem ist, was aus dem Psychologen oder dem Kapitän hätte werden können. Aber auch in der Inszenierung finde ich ihn unverständlich. Soll er während der Zeit transzendiert sein? Hat er jegliche Menschlichkeit abgelegt für das, was er nun ist? Was soll uns das sagen? Wenn jemand Bescheid weiß oder ne Theorie hat, immer her damit.
                                  Visuell ist der Film eine absolute Wucht! Die Inszenierung der Sonne und derer unfassbaren Kraft ist großartig gelungen. Ob es nun vom Aussichtsdeck ist, wo das Wort Sonnenbaden eine ganz neue Bedeutung bekommt. Oder im Weltraum, wenn der Schutz des Sonnensegels auch nur ein kleines bisschen durchbrochen wird. Die Szene, als sie Merkur auf ihrer Umlaufbahn sehen, hat ein Gefühl von Ehrfurcht in mir erweckt, wie ich es schon lange nicht mehr hatte. Ich mag auch das Design des Schiffes, auch wenn es in einer Hard Sci-Fi Welt keinen Sinn machen würde. Das selbe auch mit dem Ton im Weltraum. Natürlich weiß man, dass es das nicht gibt, aber der Film nutzt die akustische Ebene so gut, dass man das auch locker verzeihen kann. Der Soundtrack ist gut und das Sounddesign durch und durch grandios! Die Atmosphäre in der Icarus I ist auch einfach nur gespenstisch und die Bombe in der gigantischen Halle hat auch einen ganz besonderen Flair, der am Ende nochmal auf den Kopf gestellt wird. Und die goldenen Raumanzüge sehen einfach fantastisch aus! Mit einem guten Gefühl der schwerfälligkeit der dieser Schutz mit sich bringt. Die Erzählung ist ebenfalls klasse, mit interessanten Twists und Kniffen. Und auch wenn Szenen wie Schleuse zu Schleuse nicht wirklich realistisch sind, rauben sie den Film nicht an Gravitas. Das rationale Berechnen des benötigten Sauerstoffes zieht richtig gut. Vor allem, wenn klar wird, dass es noch einen blinden Passagier gibt. Auch wenn man dafür sein Hirn ausschalten muss, oder warum sollte man sonst all diese gigantischen Räume mit Sauerstoff versorgen? Wie weit es geht, wird am Ende auch toll gezeigt, wenn Charakter um Charakter stirbt und teilweise die letzten möglichen Aktionen getan werden müssen. Von einer Explosion in der Schleuse, die auch nach dem x ten mal noch richtig gut funktioniert. Bis zur Rettung in letzter Sekunde, die unseren Physiker zwischen der geballten Kraft der Sonne und seiner Bombe stellt. Und dann das schöne, hoffnungsvolle Ende, bei dem die letzte gesendete Nachricht nochmal aufgegriffen wird und die Menschheit eine weitere Chance fürs Leben an einem besonders schönen Tag bekommt.

                                  3
                                  • 2 .5

                                    28 Days Later ist wirklich ein großartiger und vor allem auch filmisch sehr mutiger Film. Dass der Nachfolger natürlich nicht dasselbe Lied nochmal spielt, ist verständlich. Neue Autoren und neue Regisseure bieten jemanden anderen die Chance einen besonderen Film zu machen. Und in der Prämisse funktioniert das auch wunderbar. Nur schade, dass am Ende so ein dröger und teilweise schlechter Zombie-Film herauskam. In der Kritik von 28 Days Later habe ich den Film gelobt, weil es ein Zombie-Film ist, der sich nicht um Zombies dreht. Hier wird das wieder umgedreht, wahrscheinlich um den Zuschauer die Zombie-Action zu bieten, die sie vielleicht gar nicht wollten. Der keine der Stärken des Originals besitzt, aber dennoch die Bildsprache davon nutzt, ohne zu verstehen, was es so besonders gemacht hat. 28 Weeks Later ist nicht nur eine schlechte Fortsetzung, sondern auch ohne das Erbe des Vorgängers ein leider schlechter Film.
                                    Die Introsequenz ist dabei auch gar nicht schlecht. Die Atmosphäre ist wirklich toll und in kurzer Zeit erzählen sie auch eine nette Geschichte. Aber hier merkt man schon, dass etwas nicht stimmt. Die wilde Bildsprache von 28 Days Later lag hauptsächlich an der Wahrnehmung unseres Protagonisten, der sich vor allem auch durch sehr impressionistische Bilder und Kniffe ausdrückt. Hier hat man das nicht. Und es wirkt auch einfach viel zu chaotisch und zu nah dran. Es wird auch schnell klar, dass man die Idee eines einzelnen Protagonisten, dem man folgt, für eine weitere Geschichte abgeändert hat. Das kann man wunderbar machen. Gerade mit einer Prämisse wie diese, die einen wirklich viele Ansatzpunkte für eine Geschichte bietet. Ich liebe die Idee, dass nicht nur London, sondern ganz England komplett ohne Menschen ist, bis auf vielleicht ein paar Überlebende dazwischen. Die Stimmung nach dem Intro hat Wilder Westen Feeling, nur dass man keine komplette Leere bezieht, sondern auf den kaum angekratzten Ruinen der Welt zuvor. Wer kommt dorthin? Und warum? Leute, die aus Krisengebieten fliehen und hier ein neues Leben anfangen wollen? Glücksritter oder Ausgestoßene, die ihren Segen in diesem Land suchen? Was für eine Dynamik bringt das mit sich? Wie geht der Neuaufbau vonstatten? Man kennt ja Geschichten von der Pest, wie sie ganze Landzüge ausgerottet hat. Dieses Gefühl ins Hier und Jetzt zu versetzen, mit dieser Dimension, ist großartig! Es würde auch schon London reichen, worauf sie sich im Film auch hauptsächlich beschränken. Aber statt mit dieser Prämisse eine wirklich faszinierende Post-Post-Apokalypse aufzubauen, folgen wir hier zwei Kids und ihrem feigen Vater. Und auch das ist okay. Wenn man die Prämisse irgendwie nutzt, oder etwas Interessantes damit macht. Aber als sich die Geschwister durch die Barrikaden schleicht und mit einem Pizzaroller durch die Gegend fahren, bedeutet das nichts. Vor allem wenn man ähnliche Szenen aus dem ersten Teil zum Vergleich nimmt. Das schöne war, dass Jim mit seiner Gruppe einfach nur überlebt hat und Schritt für Schritt nach vorne gegangen ist. Es ging immer nur um das blanke Überleben. Hier geht es plötzlich um die Mutter, die scheinbar immun gegen die Seuche ist, auch wenn sie es immer noch übertragen kann. Mir war es dabei zu spezifisch, vor allem weil man kein wirkliches Gefühl für weder die Kinder noch die Eltern bekommt. Konnte im ersten Teil noch jeder zu jederzeit sterben, hat man den Charakteren hier eine fette Plot Armour aufgesetzt. Und statt mit ihnen zu bangen, soll es reichen, dass es Kinder sind, damit man mit ihnen mitfühlt. Es hilft auch nicht, dass der Konflikt, der durch die Intro-Szene aufgebaut wird, einfach komplett im Sand verläuft. Nochmal, es muss nicht alles aufeinander aufbauen, das hat der erste Film auch nicht gemacht. Aber das ist nicht der erste Film! Dass er sie und alle anderen zurückgelassen hat, um seine eigene Haut zu retten, ist auch egal, sobald er die geistig verwirrte Frau geküsst hat und sofort durchdreht. Die Geschichte ist damit abgeschlossen. Hätte man den Anfang einfach weggelassen, hätte man die spannende Frage, was damals vonstatten gegangen ist. Man hätte ein Drama aufbauen können, zwischen den Kindern und den Eltern und wem man mehr vertraut oder wer einen eher enttäuscht.
                                    Ab hier gerät die Welt wieder mächtig aus dem Ruder, in einer Szene, die richtig herausragend sein könnte. Der scheinbare Friede und die einhergehende Sicherheit wird mit einem Kuss komplett zermahlen. Die Panik, die sich dabei breit macht, ist fantastisch. Auch die Versuche, alles unter Kontrolle zu behalten, das allen ständig weiter aus der Hand rutscht, hätte großartig sein können. Vom gezielten Töten der Sniper zur wilden Schießerei, wo niemand überleben kann. Aber die Machart macht dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. Alles ist zu nah und verwackelt. Und natürlich ist das eine Art und Weise, die Panik rüberzubringen. Aber doch bitte nicht, wenn es um einen Scharfschützen geht, der eigentlich ein sehr gutes Bild von der Situation haben sollte. Lasst doch den ständigen Schnitt und die Nahaufnahmen. Es hilft auch nicht, dass der Junge seine Plot Armour aktiviert und als einziger durch einen Schacht klettert und sich dann von dem Scharfschützen retten lässt. Ich verstehe auch nicht, warum Jeremy Renner sein Leben für die Kids aufs Spiel setzt. Nachdem er mit der Medizinerin geredet hat, von mir aus, aber davor? Und ein super ultra Sniper ist auf jeden Fall ein viel weniger interessanter Charakter als es zum Beispiel Jim war. Und dann noch die Bombardierung, die zwar für etwas Spannung sorgt, aber keinen Sinn ergibt, sobald man nachdenkt. Sie haben nur 5 Minuten Zeit, aus dem Areal zu kommen, bevor es vollständig zerstört wird. Ein Scharfschütze ballert lieber auf sie los, als sich in Sicherheit zu bringen. Der Junge, seiner Plot Armour bewusst, “opfert” sich, um ihnen eine Chance zum Entkommen zu geben. Und zwei Minuten später sind sie Kilometer weit weg von der Abwurfzone, flüchten sich in einen Tunnel, um dann vor einer EXPLOSION wegzurennen. Ich hab nichts gegen Suspension of Disbelief, um einen Film zu genießen. Aber hier wird es eindeutig überspannt. An einem Zirkus erreicht es ein neues Niveau der Lächerlichkeit, wenn ein Helikopter eine Reihe von Zombies nieder schnetzelt, als ob man in Resident Evil 6 ist. Bis hin zum absolut gas sicheren Ort: ein Auto, das von Zombies angegriffen wird. Sie entkommen dann in die düsteren Katakomben. An sich hätte diese Szene auch gut sein können. Komplette Dunkelheit, die nur durch ein Nachtsichtgerät überwindbar ist. Nur Blöd das man auch die Charaktere zeigen muss, wenn die Nachtsicht nicht gerade an ist. Das zehrt weiter an dem Gefühl des Films. Vor allem, weil sie nicht mal verfolgt werden. Das hätte alles etwas langsamer und spannender gestaltet sein können. Und dann noch der Vater, nun ein Zombie, der all die Angriffe überlebt hat und nun hier seinen Spannungsbogen über spannendes Ende findet.
                                    Es ist seine Schande, was dieser Film mit dem Erbe von 28 Days Later gemacht hat. Aus einem intensiven und immersiven Kampf ums Überleben, wird ein dröger Actionfilm mit furchtbarer Kamera und Schnitt und eine Riege an Charakteren, die einem allesamt egal sind. Mit einer Geschichte, die weder auf das Original aufbaut, noch irgendwas Interessantes mit der neuen Prämisse macht. Was für eine Zeitverschwendung. Selbst wenn der Film komplett von 28 Days Later wäre, wäre es immer noch ein uninspirierter Action-Film, der nichts zu sagen hat.

                                    4
                                    • 8 .5

                                      28 Days Later ist ein sehr einflussreicher Film, der das Zombie-Genre auf den Kopf gestellt hat. Und wie es in einem guten Zombie-Film sein soll, geht es nicht um die Zombies, sondern um die Menschen in widrigen Umständen. Es geht darum zu überleben und etwas zu finden, wofür es sich zu überleben lohnt. Ein wirklich schaurig schöne Darstellung, was solch eine blanke Situation mit dem Menschen macht. Das zu all dem noch eine außergewöhnlich impressionistische Inszenierung hat.
                                      In dem Intro wird das Thema des Filmes schon toll dargestellt. Grausige Taten und Brutalität, die kontextlos einen noch tiefer ergreifen. In einem Labor werden Tiere unter Aufsicht gefoltert, um pure Rage in ihnen zu erwecken. In dem eigentlich lobenswerten Akt der Tierbefreiung verursacht eine Gruppe Tierschützer eine Apokalypse. 28 Tage später erwacht unser Protagonist Jim in einem komplett leeren Krankenhaus. Verwirrt schreitet er durch die Gänge und sucht nach anderen Menschen. Mit einer erstickenden Stille in den Gängen, die sich wie ein Leichentuch auch über die ganze Stadt legt. Ein leeres London, mit großartigen Bauwerken und Erinnerungsstätten, die ohne Menschen plötzlich jegliche Bedeutung verlieren. Die leere und ein paar herumfliegende Zeitungen geben ihm einen Hinweis, was vorgefallen ist, bis er in einer Kirche bestätigt wird. In derselben erstickenden Stille sieht er Leichen in einem Hörsaal aufgestapelt. Nach einem Ruf schauen ein paar verstörte Gesichter zu ihm auf und der Pfarrer bricht durch die Tür. In Panik schafft er es aus der Kirche heraus und wird von zwei Menschen mit flammenden Wurfgeschossen gerettet. Die Erkenntnis, dass sich alles Grundlegend verändert hat, sinkt langsam ein. Spätestens nachdem er seine Eltern findet, bricht er mit der alten Welt. Eine Nachricht an ihn gerichtet, dass er doch nie wieder aufwachen soll, wofür es jetzt eindeutig zu spät ist. Dafür ist die Infektion zu schwer, flink und unumkehrlich. Doch es gibt auch Hoffnung, inmitten eines großen Wohnhauses. Ein Berg von einem Mann mit polizeilichen Schutzausrüstung, der seine Wohnung brutal verteidigt und sich dann als liebenswerter Teddybär herausstellt. Er und seine Tochter geben einem wieder das Gefühl das es sich zu leben lohnt, auch wenn sie selbst sehr am hadern sind. Toll dargestellt durch das Aquarium, das die Fische gerade noch so bedeckt und die Unmengen an bunten Gefäße auf dem Dach. Mit einem Taxi machen sie sich auf den Weg aus der Stadt. In einer großartigen Szene im Tunnel, der auf der einen Seite schön anarchischen Spaß verspricht und sich dann plötzlich zu einem Rennen gegen die Zeit entwickelt. als erst die Ratten und dann die Infizierten kommen. Der Shopping-Trip gibt einem dann nochmal ein wohliges Gefühl von Normalität. Doch dass die Welt erst mal nicht wieder zu diesem Zustand zurückkehren wird, wird einerseits beeindruckend durch die Szene in der Tankstelle dargestellt und zum anderen in der Ruine, wo es zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder wilde Pferde in England gibt. In diesem fast tranquillen Ort hat Jim einen Albtraum, der nicht aus Zombies oder anderen Gefahren besteht, sondern der Angst davor, allein zu sein.
                                      An dem angegebenen Ort angekommen, werden sie enttäuscht. Durch einen Unfall verlieren sie Frank und finden Zuflucht in einem alten Herrenhaus. Strikt geführt von Soldaten, scheint es immerhin etwas Schutz zu bieten. Doch dass etwas damit nicht stimmt, wird schnell klar. Ihr Kampf fürs Überleben geschieht auf einer anderen Ebene. Gerade der Major macht seinen absolut pragmatischen Standpunkt klar. So wird aus der Bedrohung der Umwelt und der Zombies die größte Gefahr klar: Andere Menschen. Doch nach dem schweren Regenfall und einer brutalen Rettung, die ihn nicht mehr fernab von den Zombies macht, schaffen sie es noch heraus. 28 Tage später haben sie es in eine perfekte Einöde geschafft. Und mit der Erkenntnis, wie es vielleicht im Rest der Welt aussieht, eine Nachricht nach außen, in der Hoffnung gerettet zu werden.
                                      Etwas, das mich schon früher immer an dem Film gestört hat, war die sehr sonderbare Bildsprache und das andere Gefühl des Filmes, nachdem Frank von uns gegangen ist. Die TV-Show Qualität in vielen Szenen ist sehr befremdlich. Auch die ständigen Dutch Angles und kreativen Kamera-Einstellungen verstärken den Eindruck noch weiter. Auch das Spiel und das Framing sind oftmals sehr Theatralisch. Es ist alles sehr Artifiziell, aber auch paradoxerweise Echt und Rau. Gerade in den Szenen, wo es schrecklich sein soll, wie beim Anblick auf den Leichenberg, der Blick auf die Eltern und das Baby in der Raststätte wirken sie absolut authentisch und verstörend. Aber diesmal war es etwas anders, was vor allem an meiner Frau lag, die den Film zum ersten Mal gesehen hat. Sie hat ihn als Impressionistisch beschrieben und ich kann ihr da nicht mehr zustimmen. Durch die TV Qualität und die Beleuchtung wie in einer Doctor Who Folge am Anfang, wird eine gewisse Distanz geschaffen. Alles danach wird durch die Erfahrung von Jim erzählt. Die leeren Räume und Straße sind natürlich da, aber auch ein Ausdruck seiner Verlorenheit. Wenn in Action-Szenen alles viel zu nah und schnell geht, liegt es daran, dass Jim es so wahr nimmt. Es erschafft in einer komplett an einen Charakter gebundenen Narrative eine gewisse Distanz, die sie für sich selbst aufrechterhalten muss. Das hat so viele Szenen für mich diesmal besser gemacht. Auch wenn ich sagen muss, dass es leider auch nicht immer aufgeht. Man erkennt, was sie machen wollten und wie sie es umsetzen wollten, nur um dann am Ende nicht wirklich so rüberkommt, wie es sollte. Es ist wie ein großartiges Rezept mit frischen Zutaten, die dann leider ein eher mittelmäßiges Mahl werden. Ein gutes Beispiel ist die Erzählung von Mark. Eine Szene, die man so schon oft gesehen hat und auch sie sich auch viel Mühe im Framing geben, aber die Gravitas wollte dann doch nicht so richtig übergehen.
                                      28 Days Later ist für mich eine Art Punk-Film, der alte, eingefahrene Aspekte nimmt und sie schonungslos und aggressiv verarbeitet. Es erschafft etwas ganz besonderes, das auch ohne den massiven Einfluss auf das Genre im Allgemeinen heute noch gut dastehen würde. Etwas, das ich gerade in einer Post COVID Welt interessant fand, waren die Bilder von Menschenleeren Städten und der Natur, die sich wieder frei entfalten kann.

                                      3
                                      • 3 .5

                                        Kraven the Hunter wird vorerst der letzte Versuch eines Sony Marvel Cinematic Universe sein. Ein Fakt, den wahrscheinlich die wenigsten betrauern. Morbius war ein schier endlos erscheinende Bewährungsprobe der Langeweile. Madame Web setzt dabei einen noch drauf mit einem unverständlichen Film, der einem wirklich viele Nerven abverlangt und bei jeder möglichen Entscheidung immer die schlechteste Wahl getroffen wurde. Wird es Kraven besser machen?
                                        Und überraschenderweise muss ich die Frage mit Ja beantworten. Versteht mich nicht falsch, der Film ist kein guter und an vielen Stellen auch sehr katastrophal. Aber immerhin hat er Szenen und Ideen, die funktionieren und unterhaltsam sind. Das ist schon mehr als Morbius und Madame Web zu bieten hatte. Würde man einfach all den Füller herausnehmen und nur Action-Szenen aneinander schneiden, mit einer entschlacken Geschichte, hätte der Film auch locker ne 6 werden können. So dämlich die Kräfte von Kraven sind, immerhin sind sie spaßig. Statt einfach wieder einen starken oder schnellen Typ zu haben, hüpft er halt wie eine Gazelle oder klettert wie ein Affe. Seine Motivationen sind immer noch viel zu vage, aber hey, es hat Spaß gemacht, ihm dabei zuzusehen. Das merkt man auch schon in der Intro-Sequenz, als er sich in ein Gefängnis einschleicht, um einen Waffendealer auszuschalten. Ein überraschend guter Start, der sofort wieder von der furchtbaren Narrative ausgebremst wird.
                                        Der Backflash zieht sich einfach viel zu lange. Die Kids sind beide relativ bescheiden und die leuchtenden Augen haben auch mehr TikTok Fanfic vibe als großes Kino. Und auch wenn Russel Crow eigentlich ein richtig toller Schauspieler ist, hat er hier wirklich nur das Minimum gegeben. Aber das kann man auch verstehen bei dem sehr durchwachsenen Drehbuch, das vor allem im finalen Produkt von unmengen Reshoots durchzogen ist. Ich würde fast wetten, dass Calypso nicht im Original Drehbuch war, und all diese Szenen noch schnell abgedreht werden mussten. In diesen Szenen spürt man gerade von Aaron Taylor-Johnson eine gewisse Lustlosigkeit, oder zumindest ein Gefühl des Zeitdrucks, dass man das Ding endlich hinter sich lassen kann. Einige der Szenen wurden auch extra so gedreht, dass man das Gesicht der Schauspieler nicht sieht, damit man im Nachhinein noch etwas einsprechen kann. Die erste Szene mit Calypso fühlt sich auch wie ein Fremdkörper an, bei dem ich erst nicht verstanden habe, was das soll. Sie ist einfach ein Charakter, der in einer Szene eingeführt wird, mit einem magischen Artefakt. Normalerweise dauert es ein bisschen bis die Saat aufgeht, aber bei Kraven will man nicht warten und nutzt das Foreshadowing in der nächsten Szene. Ob es jetzt magisches Wasser ist, ein rettender Pfeil, oder nochmal magisches Wasser. Sie gibt auch narrativ keinen Sinn, soll doch Kraven eine seiner Sonderfähigkeiten sein, die er alle und jeden aufspüren kann. Seine Kräfte sind im Allgemeinen sehr unklar. Ich glaube, weil er vom absoluten Alpha Löwen das Blut hat, hat er die Kräfte von allen Tieren, da er ja der König der Tiere ist? Dazu auch ein ausgeprägtes Alpha Mindset! Nur mit Tierkontrolle statt Crypto. Da hilft es auch nicht, dass die Inszenierung seiner Verwandlung auf dem Niveau eines “Three Wolf Moon” Shirts und Made in China Traumfänger hat. Kraven ist auch von Anfang an quasi perfekt. Es gibt keine Hindernisse, die er nicht davor bewältigen konnte. Es gibt einfach keinen Charakter Ark. Das kann man ja machen, und eben durch sekundäre Charaktere oder die Bösewichte eine Geschichte erzählen. Aber das wird hier auch nicht gemacht! Rhino ist so ein sonderbarer Bösewicht, den ich auch immer noch nicht einordnen kann. Es hilft auch nicht, dass er wie ein Schuljunge mit seinem Rucksack aussieht und ich mir nicht sicher bin, welche Frisur besser war: Emo oder Steuerberater? Immerhin hat man die Szene, wo er ein komisches Geräusch und Gesicht gemacht hat! Der Vater macht auch nicht wirklich viel. Und der Foreigner sieht zwar cool aus und hat coole Powers, aber zur Geschichte trägt er nicht wirklich viel bei. Das CGI sieht leider auch mehr schlecht, als recht aus. An einer Stelle wird Russel Crow angeschossen und sie haben einfach ein PNG einer Einschusswunde aufs Bild gelegt. Und wenn auch gerade der Kontakt mit den Tieren so im Fokus steht, hätte man da auch gerne noch etwas mehr Mühe hineinstecken können. Und etwas, das ich auch überhaupt nicht verstehe, ist der Gewaltgrad des Filmes. In Deutschland ist der Film ab 16, aber in Amerika haben sie sich extra Mühe gegeben, den Film mit einem R-Rating zu versehen. Das äußert sich hauptsächlich in etwas überzogene Bluteffekte, die dasselbe Problem wie die Schusswunde haben, und ein paar flotten und brutalen Kills, auf die man gerne hätte verzichten können. Denn sind wir mal ehrlich, der Film ist schon für ein Teenager Publikum gemacht.
                                        Aber ja, hätte man sich mehr darauf fokussiert, hätte man was draus machen können. Auch wenn er seine Fehler hat, ist Kraven an sich doch ein spaßiger Charakter. Seine Kräfte sind so herrlich vielseitig und ein gutes Maß von lächerlich und bad ass. Ich hab nie danach gefragt, aber bin sehr froh, dass ich Kraven an einem Auto hängend gesehen habe und die Türen öffnet wie eine Konservendose. Der die Verfolgung einstellt, um mit seinen Adleraugen ein Nummernschild zu sehen. Der bei einem Spaziergang auf seinen Anwesend mit dem kleinen Streuner Kätzchen spielt. Der sich im Kampf gegen Rhino eine wilde Streetfighter-Stage gebastelt hat, mit einer trampelnden Herde, die fröhlich im Kreis rennen Auch wie er aussieht, wie er lebt, ist er herrlich überzogen. Meine Frau hat es als Cottage Core for Boys bezeichnet, was ich sehr passend finde. Ich mochte auch den Foreigner, auch wenn er am Ende doch unnötig für die Geschichte war. Vor allem, weil er einfach nur erschossen wird und Kraven mit einer Senzu Bean wieder auf Pepp gebracht wird. In einem Kampf, der immerhin unterhaltsam war. Und auch wenn ich die kurze Einführung des Chameleon gut fand, bin ich doch nicht traurig, dass dies endlich das Ende des Sony Marvel Cinematic Universe ist. Eindeutig ein besserer Film als Madame Web und Morbius, aber das muss nichts heißen.

                                        4
                                        • 9

                                          La La Land ist ein Film, wie er heutzutage einfach nicht mehr gemacht wird. Ein Film mit einer klaren Liebe für Los Angeles, Hollywood und den träumenden Seelen, die diese beleben. Allein die Intro-Szene, bei der Menschen aus allen Lebenspfade zusammen im Stau stehen und in einem Song ausbrechen, in eine schöne Ode über diese Stadt und ihre Leute. Ein fantastischer Einstieg in das, was einen erwartet. Dann schwenkt der Fokus über zu unseren zwei Protagonisten. Mia möchte ihren Durchbruch als Schauspielerin in Hollywood finden und Sebastian möchte seine Jazz Passion mit anderen interessierten Teilen. Sie laufen sich immer wieder über den Weg, doch erst beim dritten Mal schlägt der Blitz ein und sie entscheiden sich, ihr Leben miteinander zu teilen. Statt von einem Casting zum nächsten zu hetzen, möchte sie mit einer Ein-Frau Show endlich ihren Ausdruck finden, wogegen Sebastian endlich einen festen Job als professioneller Musiker erhält, auch wenn es nicht mit seinem Traum vereinbar ist. Es zerreißt die Beziehung in einer großartigen Szene und sie gehen anschließend ihre eigenen Wege, nur um Jahre später zu sehen, dass sie es doch irgendwie geschafft haben, nur leider nicht zusammen.
                                          La La Land ist eine tolle Liebesgeschichte und erzählt von Träume und Passionen. Ein Film, der vor allem durch seine Inszenierung punktet und etwas schon lange nicht mehr dagewesenes auf die Leinwand zaubert. Ein verliebtes Spiel von Film und Musik, ohne ein volles Musical zu sein. Eine zärtliche Geschichte, die sich durch den Ausdruck der Musik und Tanz zu einer neuen Ebene transzendiert. Ein Film, der viele Freiheiten in der Erzählung nimmt, aber dennoch die harten Themen nicht einfach überspielt. Die Motivationen und Träume der Charaktere fühlen sich echt an. So ist auch das Ende bittersüß, mit einem wunderschön schmerzhaften Gefühl, das einerseits die verlorene Zeit betrauert, aber auch die gemeinsame Zeit zelebriert.
                                          Ich liebe, wie Jazz in diesem Film inszeniert wird. Als großer Jazz-Fan konnte ich den glühenden Ansprachen von Sebastian mit leuchtenden Herzen folgen. Die Art und Weise, wie es auch inszenatorisch gestaltet wird, mit oftmaligem Hin und Her oder dem Abtauchen in eine Parallelwelt durch die Musik, ist richtig schön gemacht. Und dabei dann noch den Punkt zu bringen, dass Jazz lebendig ist und man sich nicht nur an den alten großen Festhalten darf, sprach mir auch aus der Seele.
                                          Handwerklich ist der Film großartig. Von der Kamera, der Musik, dem Schnitt und dem Schauspiel wird einem ein herrlich dynamischer Film geboten, der auch nicht von starken Farben und Kostümen zurückschreckt. Die Musikeinlagen sind immer viel mehr als nur die Summe ihrer Dinge. So ist es kein Zufall, dass der Song “There’s someone in the crowd” mit Mia im Badezimmer beginnt, durch eine ganze wilde Nacht führt, nur um dann wieder in einem Badezimmer zu enden. Ein Film, der mich immer wieder aufs Neue begeistert und ein ganzes Potpourri von Gefühlen in mir auslöst.

                                          3
                                          • 6

                                            Good Boy ist eine nette kleine Horrorkomödie. Eine Dogsitterin soll auf den kleinen “Regular Dog” aufpassen, der sie dabei immer weiter terrorisiert. Eine ulkige Geschichte, die sich nicht sehr ernst nimmt und vor allem durch die Kamera, Schnitt und das überzogenen Schauspiel etwas Unterhaltsames bietet. Die POV Shots hinter seinen Ohren, das Spiel von Licht und die Cartoon Logik funktionieren einfach richtig gut. Gute und kurzweilige Unterhaltung.

                                            3
                                            • 2

                                              Wer meine Kritiken regelmäßig liest, weiß das ich einen gewissen Hass gegen Sebastian Fitzek Geschichten habe. Seit ich “Das Kind” auf Anraten eines Freundes gelesen habe, ist Fitzek für mich eine Gallionsfigur für eine bestimmte Art von Krimi geworden, die ich zutiefst verachte. Dennoch kann ich nicht von Filmischen Interpretationen ablassen, in der Hoffnung das es diesmal vielleicht besser ist. Und obwohl ich immer das Schlimmste erwarte, überflügen die Geschichten es immer wieder in dem Drang, alles in ein extrem pushen zu müssen.
                                              “Wer das Datum seines Todes kennt, hat mit dem Sterben schon begonnen.” Direkt aus einem Spruchkalender für Krimi-Fans, legt der Film auch gleich los, mit einem wilden Intro, wie man es seit mindestens 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Dabei kommt dann eine Szene, die mir tatsächlich richtig gut gefallen hat. Die Geschichte mit dem Mädchen, den gruseligen Typen und der Motorhaube war klasse und effektiv. Es macht auch gleich klar was für ein wichtiger Job Jules macht, und das er auch nicht schlecht darin ist. Ich mag die Prämisse an sich auch. Es hat jemand “Den skyldige” (The Guilty) gesehen und hat inspiration geschnuppert. Aber warum auch nicht. Es ist ein gutes Konzept und das man was wirklich tolles daraus machen kann, beweist das Original aus 2018 auf großartige Art und Weise. Auch auf filmischer Ebene geben sie sich immerhin etwas mühe, die Exposition interessanter zu machen, als sich nur Informationen gegenseitig ins Gesicht zu werfen. Aber es ist immer noch etwas holprig. Das es nicht so bleibt, sieht man im ersten Backflash von Klara, wo einfach mal kurz abgesteckt wird, wer wer ist und was los ist in herrlich unnatürlichen Dialogen. Was ich aber nicht verstehe, auch nachdem ich den Film gesehen habe, ist die nonchalante Art und Weise, wie alle mit dem Kalender Killer und seiner Drohung umgehen. Selbst wenn sie sich das alles nur einbildet, ist sie doch im höchsten Stress und kann zumindest für eine Nacht in Schutz genommen werden. Aber was solls, mit Logik und gesunden Menschenverstand sollte man nie gegen einen Fitzek ziehen, den das würde nicht in sein Konzept der extremen passen. Das wird auch abermals toll dargestellt von der sonderbaren Sexparty auf die sie anschließend gehen. Ein richtig unkreative und sehr kindische Darstellung, wie man sich solche Parties vorstellt. Mit gruseligen Masken, verschiedenen Peitschchen aufgereiht und gedopte Opfer. Mit der ernsthaftigkeit die der Film sich sonst gibt, fällt mir kein anderes Wort als Cringe ein. Das an sich ist ja schon eher schlecht, aber es wird katastrophal wenn man die Szenen davor miteinbezieht. Den eines der Hauptthemen ist Häusliche Gewalt, das hier schon fast fahrlässig dargestellt wird. Seine Charaktere sind kaum solche, sonder eher groteske Figuren mit absurder Grobschlächtigkeit. Er muss immer sofort zum Extrem gehen und zerstört so jede mögliche Aussage, die er haben könnte. Es missfällt mir auch, dass er das Leid von Frauen auf so perfide Ar tund Weise ausnutzt. Natürlich soll es den Mann in ein schlechtes Licht rücken, aber er ergötzt sich mit dieser plumpen Art auch selbst daran. Dabei verliert auch Jules langsam den Plot und fängt an die SUIZID GEFÄHRDETE PERSON eine Geschichte aus seinem Leben zu erzählen. Keiner hat gefragt und es ist einfach nur fahrlässig. "Warum lassen Frauen sowas mit sich machen?” Ernsthaft? Und ich weiß das es noch eine erklärung dafür gibt, das macht den Moment aber auch nicht besser.
                                              Und dann ist das nächste Bingo auf der Fitzek ist ein Stümper Karte. Der abermals furchtbare Umgang mit psychischen Krankheiten. Ob es die Suizidalität ist, die Handlungen von ihren Ehemann oder die Darstellung einer Dissoziativen Störung. Und hier ist eine krux die ich mit Fitzek habe. Er schreibt Pulp. Er schreibt Schund. Bei dem alles in das extrem gedreht werden muss. Und das alles ohne wirkliche Empathie oder Verständnis. Das kann man machen. Aber nicht er. Er verpackt das immer in einen “ernsten Roman” und möchte damit die “dunklen Seiten der Menschen” aufzeigen. Er macht sich zu einer Art Autorität, welche seinen Charakteren und Geschichten mehr Authentizismus verleihen soll. Aber das sind sie nicht. Sie sind allesamt furchtbar groteske Abziehbilder von möglichen Charakteren. Aber so wird es einem nicht mitgeteilt. Ich wünschte mir nur, er wäre Ehrlich, anstatt sich und seinen Schund so zu profilieren. Das merkt man auch an dem nächsten Bingofeld: Kindstod oder Missbrauch. Eigentlich kann man das in die Mitte setzen, weil ohne das, kann man es einfach nicht. Ein jämmerliches Ziehen an Fäden, um Emotionen auszulösen.
                                              Sobald man das Durchschaut hat, verliert der Film auch stark an Drive. Ich hab keine Sekunde daran geglaubt, dass der mysteriöse Typ, der bei ihrem Ferienhaus auftaucht, wirklich der Kalender Killer ist. Und wer hätte gedacht, dass ich recht habe. Warum auch immer er nicht nach ihr gerufen hat. Oder warum er so clever war, ihr nicht zu folgen, um die Spuren nicht chaotischer zu gestalten. Im Allgemeinen ist er ein komischer Typ, wie eine creepy Stalker Schildkröte. Der Film bläht sich auch immer weiter auf mit unzähligen Subplots. Man hat das Drama von Jules, seiner gebratenen Frau und Kinder, einer mysteriösen Figur die sich scheinbar durch sein Haus schleicht, sein Vater der als Amateur Detektiv herum zieht, Klara die all ihre Träume und Ambitionen für die Beziehung aufgegeben hat, die cringe Party, ihr Missbräuchlicher Mann und der Kalender Killer, wovon sie abwechselnd flüchtet, zu einem netten Berliner Nikolaus. Es ist ein absolutes Chaos, das auch durch die ambige Darstellung von Klara keinen Gefallen tut. Für so eine hauchdünne Geschichte gibt es viel zu viel, das man nicht mehr weiß wovor man jetzt Angst haben soll. Der Spannungsbogen wurde dann bei Jules irgendwann überspannt, sodass nur noch Frustration zurückbleibt. Immerhin wird einiges am Ende durch einen Twist aufgeklärt. Und ich lag sogar falsch. Ich habe gedacht, dass Klara oder Martin den Kalender Killer nur nutzen, um sich gegenseitig aus dem Weg zu räumen. Der Twist am Ende war um einiges lahmer. Ich verstehe auch immer noch nicht, warum der Kalender Killer so ist, wie er ist. Klar, es wird erzählt, dass er misshandelten Frauen helfen will, oder was auch immer. Aber warum immer mit einem Datum? Warum er oder du? Ist es einfach nur deutsche Penibilität, die ich nicht verstehe? Und das White Knighting war auch etwas zu dick aufgetragen. Das Ende ist dann eben wie es ist: Unausgegoren, uninteressant und vorhersehbar. Ich kann Fitzek vor meinem inneren Auge sehen, wie er sich stolz selbst auf die Schulter klopft. Wie toll er doch mit dem Thema Suizid und Häusliche Gewalt umgegagen ist. Es gab tatsächlich ein paar Szenen, die waren nicht schlecht, allen voran der Dialog zwischen Klara und Martin im Auto. Aber auch diese Punkte wurden dann durch die Party und einen Elektroschock kaputt gemacht. Ganz zu schweigen von der Überraschung in der Wohnung.
                                              Handwerklich ist der Film leider auch eher durchwachsen. Vieles daran liegt an dem Drehbuch und an den Charakteren. Wie zum Beispiel einige Dialoge, die so dick aufgetragen sind und so unnatürlich klingen, dass sie mich mehrmals aus der Immersion gerissen haben. Die Schauspieler sind leider auch eher schlecht als recht. Vor allem in einer Art Kammerspiel, was es ja sein möchte, müssen die Schauspieler verdammt gut sein. Denn das meiste, was passiert, funktioniert über Dialoge. Und hier schneiden gerade die zwei Protagonisten nicht wirklich gut ab. Das Schauspiel von Sabin Tambrea ist so steif und emotionslos, was ja teilweise Sinn für seinen Job macht. Aber auch in den späteren Szenen, ist er kaum besser. Es kommt halt auch dazu, dass ich ihm nach dem Call mit dem Mädchen und der Motorhaube kein Wort mehr geglaubt habe. Und Luis Heyer ist leider auch nicht besser. Sie hat aber auch das Handicap der teilweise furchtbarsten Dialoge im Film. Aber auch sonst schafft sie es einfach nicht, die Gravitas oder das Gefühl, das der Film rüberbringen möchte, zu erzeugen.
                                              Ich kann den Hype um Fitzek nicht verstehen. Denn selbst wenn sich David Fincher eines seiner Werke zur Brust nehmen könnte, und einen quasi perfekten Film erschafft, sind die Charaktere, Plots und Twists doch so widerlich durchwachsen und plump, dass daraus nichts werden kann.

                                              5
                                              • 8

                                                Red Rooms ist ein faszinierender, schonungsloser und doch zärtlicher Film über die dunkle Seite menschlicher Obsession.
                                                Der Film ist ein teils ein großartiges Gerichtsdrama, teils eine Charakterstudie. Es geht um einen prominenten Kriminalfall. Von einem Mann, der angeklagt wird, junge Mädchen zu entführen, zu foltern und zu töten, um dann von anderen durch das Dark Net bezahlt wurde. Der Film nimmt viel Zeit für die Grundlage des Falls, in dem man das Plädoyer in ihrer Gänze zeigt. Doch der Film besteht nicht nur aus Gerichtsdramen, es geht auch um eine anbahnende Freundschaft von Clementine und Kelly-Anne, ihrer Detektivarbeit und den Ereignissen, die sie am Schluss zu einer Entscheidung führen.
                                                Clementine ist ein faszinierender Charakter. Sie verteidigt den Angeklagten glühend. Niemand versteht ihn so gut wie sie, erkennt die Zärtlichkeit hinter seinen Augen und alle “Beweise” kann man schnell relativieren. Sie ist selbst eine getriebene und vor allem Suchende, die in dieser Extremsituation ihre Wahrheit sucht. Erst als ihr das Ausmaß der Grausamkeit gezeigt wird, erkennt sie ihre blinde Passion an. Dabei möchte sie niemandem weh tun. Sie hat wirklich an seine Unschuld geglaubt und möchte nicht, dass ein unschuldiger Mensch leidet. Sie ist im Herzen eine gute Person, die leider fehlgeleitet wird. Eine eigentlich sehr ruhige und persönliche junge Frau, die dann sich ungewöhnlich aufplustern, gegen die Ungerechtigkeit, die sie wahrnimmt. Das wird auch nochmal schön am Ende mit einer Einsicht gezeigt, ein Eingeständnis, dass sie falsch lag.
                                                Und dann hat man noch Kelly-Anne, die Protagonistin. Bis zum Schluss wird nicht wirklich klar, was ihre Motivationen sind. Eine passive Beobachterin. Eine Frau, die durch ihren Intellekt und ihre Schönheit einen guten Stand in ihrem Leben hat. Sie nutzt ihre Zeit und Energie, um das zu verfolgen, was sie interessiert. Deswegen ist sie so gut im Poker und kann tatsächlich ziemlich gut hacken und sich im Dark Net zurechtfinden. Eine Darstellung, die überraschend authentisch ist. Bei dem ersten Sicherheitssystem Hack mag ich es auch, dass sie es viel mehr gemacht hat, um zu schauen, ob sie es kann, statt wirklich einzudringen. Ihr Leben steckt voller strikter Struktur, die dann während des Falls gebrochen wird, und sie zu der letzten Entscheidung führt. Das Pokerspiel und Bieten ist großartig inszeniert, mit einer Spannung, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe.
                                                Leider ist das Ende etwas ernüchternd. Die Gerichtsszenen sind großartig und auch die Dynamik zwischen ihr und Clementine ist toll. Aber sobald sie alleine ist und ihr Leben aus den Fugen gerät, fällt dieser passive Aspekt von ihr weg, den ich so faszinierend fand. Mit dem Ende, das man bekommt, muss man sich fragen, warum sie das macht? Warum gerade jetzt? Und hier fehlt leider etwas. Hätten sie es einfach noch offener gelassen, zum Beispiel wenn sie nicht ihren Job verloren hätte, aber weiter an dem Fall dran bleibt, hätte es für mich besser funktioniert.
                                                Handwerklich ist der Film großartig. Mit einer wirklich tollen Kamera, die gerade auch bei dem Gerichtsdrama extrem wichtig ist. Gerichtsdramen finde ich als Kammerspiel-Liebhaber großartig. Und genau hier wird der Mikrokosmos auch gut eingefangen, mit kräftigen Worten und edrückenden Stille. Auch Clementine war toll inszeniert, vor allem das Anschauen der verbotenen Videos war wirklich erschütternd anzuschauen. Schauspielerisch ist der Film ebenfalls klasse, mit kleinen Schwächen auf keinen Ebenen. Ein ganz besonderer Film, der meiner Meinung nach etwas abgebaut hat, aber immer noch stark als Werk für sich da steht.

                                                4
                                                • 6 .5

                                                  Robert Eggers Nosferatu ist meiner Meinung nach die beste der drei Interpretationen. Mit einigen Aspekten, die sehr herausragend sind, und anderen, die dann doch etwas zu wünschen übrig lassen, vor allem für einen Eggers Film. Ich habe auch erwartet, dass der Film mehr sein eigenes Ding wird, anstatt eines Remakes.
                                                  Ich würde hier gar nicht tiefer auf die Geschichte eingehen, sondern eher auf die Szenen oder Aspekte die der Film anders oder in meinen Augen besser, oder schlechter gemacht hat. Angefangen mit unser Durchlaucht Orlok. Sind wir mal ehrlich, Max Schreck ist sehr ikonisch, aber gruselig ist heute etwas anderes. Wenn man als Scherz in Sponge Bob auftaucht, muss man zugeben, dass man etwas von seiner gruseligen Macht eingebüßt hat. Klaus Kinski war nicht schlecht, aber ich bin im Allgemeinen kein Fan von Herzogs Nosferatu. Aber den nicht wiedererkennbare Bill Skarsgard ist hier wirklich herausragend. Endlich eine Inszenierung die das grausige Ausmaß und die Hässlichkeit des Wesens gerecht wird. Die tiefe Stimme, das röchelnde Atmen, die beängstigte Größe, der Biss in das Herz und das zerfallende Fleisch sind einfach phänomenal. Ich habe auch die Szenen im Schloss genossen, bei dem die unnatürlichkeit des Grafs zur schau gestellt wird. Davon wie er die Regeln der realität bricht und den Wahn des Maklers nährt. Hier war der Film für mich am stärksten! Ich habe mir erhofft, dass der Wahn des Grafen sich mehr in der Bildsprache widerspiegelt. Von einem blühenden Wisborg, das nach der Niederlassung in Gut Grünewald immer bizarrer und grotesker wird. Nicht nur eine Plage und Ratten, sondern wahrlicher Wahnsinn, Paranoia und dem brechen der Realität. Leider bleibt es bei der Plage und den Ratten. Im allgemeinen war mir der Film viel zu Bieder in seiner Bildsprache. Es gibt wirklich schöne und traumhaft schaurige Szenen, aber man hätte noch so viel mehr machen können. Etwas das ich von dem Macher von “The Witch" und “The Lighthouse” erwartet habe. Aber scheinbar war ihm dort dem Titel des Remakes wichtiger anstatt das Medium und die Geschichte weiter zu treiben. Das ist an sich gar nicht schlimm wenn man darauf steht. Aber für mich hat sich die Inszenierung einfach zu bieder und dröge angefühlt. Gerade mit dem Framing hätte man noch viel machen können, gerade in einem Film mit so viel starker symbolischer Kraft. Ich hätte auch gerne auf ein paar Jumpscares verzichten können. Auch fand ich es etwas schade, dass alle Bewohner von Wisborg mit dick aufgetragenen britischen Akzenten glänzte. Aber all diese Dinge sind kein Beinbruch oder machen den Film zu einem schlechten.
                                                  Ich bin sehr froh, dass sie Ellen Hutter viel interessanter gemacht hat. Statt nur ein vages Opfer zu sein, erzählt sie ihrem Mann die Freude, mit der sie die Hand des Todes gegriffen hat. Sie kämpft sich durch Krämpfe und Zwietracht. Und opfert sich zuletzt, was sehr schön dargestellt ist. Vor allem, wenn ihr Körper sich zusammenzieht oder sie fast geistesabwesend den Beischlaf vollzieht. Ich mochte auch Albin Eberhart von Franz sehr. Desillusioniert von dem Zeitalter der Aufklärung und der Wissenschaft, versteht er, dass es auch eine Welt dazwischen gibt. Ich liebe die Ehrlichkeit und Geradlinigkeit, die er an den Tag legt und wie auch sein Ehemaliger Schüler sofort auf seine Weisheit baut und die Befehle akkurat befolgt. Ich mag auch, dass sich Eggers abermals auf eine Folklore erzählweise der Geschichte fokussiert hat. Es steht außer Frage, was für eine Kreatur der Graf ist, welche Macht und klare Boshaftigkeit durch ihn fließt. Es ist Schicksal wird immer wieder gesagt, und so ergibt es auch Sinn, dass der Film so endet, wie es prophezeit wurde.
                                                  Die Klangkulisse ist fantastisch. Mit einem wirklich großartigen Sound Design, welches die schaurige Stimmung sehr gut rüberbringt. Das Geräusch des Trinkens direkt vom Herzen ist wunderschön und verstörend zugleich. Der Soundtrack war auch sehr passend und Stimmungsvoll, auch wenn ich mir manchmal mehr erdrückende Stille gewünscht hätte. Bill Skarsgard, Willem Dafoe, Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult und Ralph Ineson waren allesamt großartig. Gerade die ersten zwei waren absolut phänomenal und haben jede Szene zu etwas Besonderem gemacht. Auf die Kinder mit ihren “Mama…Papa” hätte ich verzichten können, aber das war ne künstlerische Entscheidung. Die Sets und Kostüme sind allesamt großartig. Besonders die Kleider von Ellen fand ich besonders schön und als eine Art Ausdruck ihres Schwermuts. Ich hätte mir nur gewünscht, das der Film manchmal etwas weniger konventionell geschossen oder erzählt wäre. Das hätte für mich den Film von einer guten Wertung zu einer sensationellen Wertung bewegt.

                                                  5
                                                  • 3 .5

                                                    Obwohl ich eigentlich in meiner Kindheit direkt zur Zielgruppe der Power Rangers gehörte, ist die Show immer an mir vorbei gegangen. Bis auf ein paar Szenen auf Youtube habe ich noch nie etwas von den Power Rangers gesehen. Und auch wenn der Film nicht wirklich gut ist, kann ich das Gefühl der Power Ranger Nostalgie auf jeden Fall besser verstehen. Eine volle Dröhnung der 90er, mit Ninjas, Zauberern und Explosionen! Mortal Kombat für Pre-Teens.
                                                    Dass hier nicht gespaßt wird, wird gleich am Anfang mit dem Titel Crawl klargestellt, bevor dieser EXPLODIERT! Endlich bekommt man einen Blick auf unsere Protagonisten, die gerade dabei sind, aus einem Flugzeug zu springen. Nach einigen WOWs und WOOOs kommen sie sicher am Boden an, wo gerade eine große Party im Gange ist. Wie es üblich in den 90ern war, hüpfte man anschließend sofort auf verschiedene rollende Geräte und skatet durch das absolute Abziehbild einer amerikanischen Stadt. Es hätte ewig so weitergehen können, doch bei einer Baustelle stoßen die Bauarbeiter auf ein Siegel, das ein lilanes Ei zum Vorschein bringt. Ein Vorgang, der so unglaublich ist, dass ein Bauarbeiter sagt: "Das ist unglaublich, was kann das nur sein?” Oh, wenn er nur wüsste! In der Nacht wird das sonderbare Artefakt von einer Riege noch sonderbarer aussehender Bösewichte geöffnet. Und dort kommt er dann zu Tage (bzw. zur Nachte), das grausige Wesen, das vor vielen Jahren schon einmal gebannt wurde: Ivan Ooze! Das Monokel Schwein sein Glas nicht fallen lässt, ist ein Wunder! Und dann kommt ein Zitat das mich laut loslachen ließ: “Meine Nase riecht… Teenager”. Eine mutige Aussage! Und dann geht der erste Kampf schon los. Und ich muss zugeben, ich war nicht vorbereitet, wie viel Arsch die Show kicken kann. Die Kids haben es schon drauf und durch viel Seilarbeit und eine Explosion, mal hier, mal da, geht immer einiges ab. Außerdem wenden die Rasta Ooze eine Technik an, die man selten zu sehen bekommt: Während der Verwandlung der Helden einfach abzuhauen. Aber durch Unmengen von Backflips (die einzig sinnige Art und Weise, sich auf einem Schlachtfeld fortzubewegen) gewinnen sie zwar die Schlacht, aber der Krieg scheint verloren zu sein. Dem Gesicht im Glaskasten scheint die Energie auszugehen. Es gibt nur eine Lösung für dieses Kümmernis, die Kinder müssen auf einen anderen Planeten. Ganz normale 90er Dinge, oder wie Alpha es sagen würde “Aiaiaiai”!
                                                    Während sie dort auf eine kaum bekleidete Hexe treffen (die direkt aus einem DnD Regelbuch entsprungen zu sein) und ein paar Kämpfe bestreiten müssen, lässt Ooze die Zeit nicht unverrichteter Dinge vergehen. Als Magier verkleidet, bringt er seinen Schleim in alle Haushalte, um dort die Erwachsenen zu hypnotisieren. Er braucht Arbeitskräfte, um seine GCI-Monströsitäten zu fördern, damit sie von Hand seine Monster ausgraben können. Ich denke, dass das Monokel Schwein es am treffendsten artikulierte: “Meine Fresse, ist das eine Sau!”... auch wenn der Kontext ein etwas anderer war. Mit neuen Superkräften und Tieren ausgerüstet, bereiten sich die Teenager zu einer finalen Schlacht vor. Und was für eine Schlacht es ist! Mehrmals scheint alle Hoffnung verloren, aber sie schaffen es dann doch noch! Mit der Hilfe eines Kometen, wovon ich zum ersten Mal höre und der Ooze in tausend kleine Stücke zerfetzt. Man bin ich froh, dass nochmal alles gut gegangen ist.
                                                    Auch wenn der Film wirklich nicht gut ist, muss ich zugeben, dass ich Spaß damit hatte. Hätte er das Tempo und die Abwechslung des ersten Drittels beibehalten, hätte er auf jeden Fall eine bessere Bewertung erhalten. Aber nachdem die Power Ranger den Planeten verlassen, beginnt der Film zu zehren. Statt sich endlich auf den Weg zum Planetaren Nippel zu begeben, hängen sie noch ewig rum. Und auch wenn der Kampf gegen das Skelett und die sonderbaren Wesen aus dem Stein an sich ganz nett sind, zieht es sich doch zu lange. Auf der Baustelle ging die disorientierende Inszenierung noch, aber hier ist es mir dann zu chaotisch geworden. Man bekommt kein Gefühl dafür, wo wer ist oder was sie machen? Sie flippen, kicken und gewinnen irgendwie am Ende. Auf der Erde geht es leider ähnlich dröge zu. Auch wenn Ooze an sich ganz unterhaltsam ist, wird man dem ständigen bösen Lachen doch irgendwann überdrüssig. Und dann zu dem finalen Kampf, der vor allem durch das furchtbare CGI kaputt gemacht wird. Auch schade, dass dadurch ein waschechter Kampf von zwei Typen in Kostümen ersetzt wurde.
                                                    Es war aber dennoch eine interessante Erfahrung. Die Kämpfe sind schon echt nett inszeniert und sie geben sich auch Mühe es toll aussehen zu lassen. Die Sets und Kostüme wirken nie authentisch, aber das wollen sie auch nicht. Die Kostüme und Monster sind nett gestaltet und stecken auch voller Details. Dazu das 90er Jahre Gefühl, das einem direkt ins Gesicht geschlagen wird.

                                                    2