Punsha - Kommentare

Alle Kommentare von Punsha

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    über XXY

    „Ich bin ein Monster“, sagte Alex in einem der vielen Gespräche mit Alvaro und spiegelte damit endgültig das einfältige Bild wider, dass die Menschen von ihm/ihr haben. Er/Sie ist nämlich zugleich Mann und Frau, eine ungewöhnliche Laune der Natur, mit der Alex und ihre/seine Familie abgelegen vom Klatsch und Tratsch der Leute zurecht zu kommen versuchen. Als schließlich ein Schönheitschirurg mit Frau und Sohn für ein paar Tage in das Haus der Familie zieht, muss sich Alex mehr denn je mit ihren Wesen auseinandersetzen und steht vor einer schwierigen Entscheidung. Stehe ich zu dem, was ich bin oder bin ich lieber so, wie alle anderen? Sehr ruhig und authentisch inszeniert Puenzo seinen einfühlsamen Appell an unsere Toleranz und konfrontiert uns dabei weder zu brav, noch zu aufdringlich mit unserer Angst vor dem Anderssein, während den Fokus auf ebenso besorgniserregende wie vernünftige Reaktionen von Alex' Mitmenschen wirft. XXY funktioniert nicht nur als tiefsinniges Drama über einen intersexuellen Menschen, sondern blickt auch tief in die Welt eines Teenagers mit all seinen Problemen auf der Suche nach dem Ich, während er mit seiner Hauptdarstellerin gemächlich reift. Ans Ziel, jedermanns Erkenntnis, kommt der Film jedoch verständlicherweise nicht und widmet sich stattdessen in der letzten Kameraeinstellung den unendlichen Weiten des Ozeans, denn er scheint überall eben, gleich und neutral. Eine Sichtweise, die den meisten Menschen noch fehlt.

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    • 7
      über Boy A

      Vierzehn Jahre eingesperrt, die ganze Jugend hinter Gittern verbracht als Strafe für kindische Dummheiten, die zu einer grauenvollen Tat ausuferten. Nach abgesessener Haftstrafe soll nun der Neuanfang folgen mit neuem Namen und neuer Identität. Doch kann man eine so lange Zeit unvergessen machen? Kann man sich von Schuld und Sünde reinwaschen? Sind die bösen Erinnerungen nicht allgegenwärtig und verhindern sie es nicht, ein normales Leben zu führen, als wäre nie etwas gewesen? Crowley zeigt seine Hauptfigur als ein bemitleidenswertes Etwas, vergibt ihm schon von Anfang an und lässt so gar nicht die Frage aufwerfen, ob die 14-jährige Freiheitsstrafe gerechtfertigt sei. Somit distanziert er sich sogleich vom üblichen Justizdrama, aber konzentriert sich stattdessen auch nicht auf die sozialen Hintergründe des Protagonisten, die über die üblichen Probleme des niederen Milieus ebenso oberflächlich wie schematisch abgehandelt werden. Was also ist es, worauf sich der Film spezialisiert? Es ist das gesellschaftliche Umfeld, das sich immer wieder an unserer Hauptfigur reflektiert und BOY A eine interessante und spezielle Note verleiht. Verschüchtert und ein wenig infantil spielt Andrew Garfield den Jungen, der seit seiner Kindheit nicht mehr auf freiem Fuß war, nie die Schule absolvierte, nie auf Jobsuche ging, nie eine Jugendfreundin hatte mit solch einer Präzision, dass man sich nie die Frage stellt, ob einen der Knast nicht hart und reif macht oder ob es die Gesellschaft ist, die das Kind zum Mann formt. Garfield macht sein Spiel, obgleich es der Wahrheit entspricht oder nicht, zur zweifellosen Realität und beantwortet alle bislang offenen Fragen über Schuldgefühle, Reue und Vergangenheitsbewältigung mit seinem Gesicht, indem sich all das widerspiegelt, was unausgesprochen bleibt. Neben ihm brilliert auch Peter Mullan als sein Bewährungshelfer, dessen väterliche Fürsorge umso interessanter wird, nachdem sein wahrer Sohn in sein Leben zurückkehrt. Langsam und behutsam spannt sich so ein zerbrechliches Netz zwischen jeder Figur, das bei jedem weiteren Riss die Chancen des Protagonisten auf eine soziale Rehabilitation verringert. Dabei geht es Crowley nicht einmal darum, durch ein Musterbeispiel einen allgemeinen Standpunkt über die Frage nach der Möglichkeit gesellschaftlicher Wiedereingliederung zu kreieren, sondern lediglich ein individuelles Schicksal als Plattform für ein einfühlsames Jugenddrama herauszugreifen, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet und so ungemein zum Nachdenken anregt. Ein schwer verdaulicher Mitternachtshappen, der im Bett regelrecht zum Grübeln veranlasst. Wie würdest du auf einen Mörder reagieren?

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        Drei Tage hatten die DDR-Bürger Zeit Frank Beyers „Spur der Steine“ in einigen Lichtspielhäusern unter die Lupe zu nehmen, bevor der heute zurecht zum DEFA-Klassiker ernannte Film von der SED verboten wurde. Bereits die ersten Minuten zeigen warum: Ausnahmsweise ohne rosaroter Sozialistenbrille wird der selbsternannte Kern des Staates, die einfache Arbeiterschaft, als eine ungeordnete Horde voller Individualisten dargestellt. An ein und demselben Strang zieht hier eigentlich keiner, nicht einmal die Parteimitglieder. Die Arbeitsbedingungen im Bau sind miserabel, von der Materialknappheit bis zur unkoordinierten Chefetage und inmitten dieser alltäglichen Verwirrung müssen dennoch wichtige Entscheidungen getroffen werden. Im Mittelpunkt der Diskussionen steht das Parteiausschlussverfahren um den Bauleiter, ein eigentlich idealistisches SED-Mitglied, der sich den Fehltritt erlaubte, trotz Ehe eine Affäre aus Liebe zu seiner Arbeitskollegin zu beginnen. Ein Verstoß gegen die Moral und obendrein unzumutbar für das Prestige der Partei. »Ist Liebe denn unmoralisch?«, fragt Brigadeleiter Hannes Balla, hervorragend von Manfred Krug verkörpert, und bringt damit als kritischste und divergenteste Figur des Films erneut spitzzüngig das höchst instabile Gedankenkonstrukt der herrschenden Sozialisten ins Wanken, welche drauf und dran sind, das Leben zweier Liebenden, an der Grenze psychischer Belastung angelangt, in den Abgrund treiben zu lassen. Mit hintergründigen NS-Vergleichen und der Enttarnung kapitalistischer Tendenzen systemtreuer Bürger durch feine Gesten, wie der gierigen Umklammerung wertvoller Konsumgüter, komplettiert Beyer seine harsche, nie zu plakative, Kritik am Staatsapparat der Deutschen Demokratischen Republik. Dazu gehört eine Menge Freigeist und Mut, was gar nicht hoch genug geschätzt werden kann, trotz dass die DDR natürlich auch ihre guten Seiten hatte. Doch aus dem damaligen Blickwinkel betrachtet, war einzig und allein gut überlegte und wohl dosierte Kritik vonnöten, die uns der Film einwandfrei vermittelt. Schade nur, dass wir erst heute etwas davon haben.

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        • Schon allein weil die ganzen Blu-rays optisch gar nicht zu meinen DVDs im Regal passen, kauf ich mir keine.

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          • 7

            Mein erstes Mal Kino in Österreich, mein erster Ulrich Seidl: Ein bitteres Vergnügen.
            Sextourismus in Afrika als gegenseitige Ausbeutung sexuell und finanziell Notleidender. Sehr provokant, anstrengend inszeniert, weitsichtig und nahegehend. Ekelhaft, aber menschlich; fremd, aber authentisch. Für alle Hartgesottenen sehr empfehlenswert!

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            • 7
              über Warrior

              Wegen seiner Vorhersehbarkeit und arg konstruierten Dramatik wird WARRIOR keinen Kritikerpreis gewinnen, wohl aber die Herzen der Zuschauer. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit den Charakteren in solch großem Maß mitgefühlt habe. Tom Hardy in seiner wohl bisher überzeugendsten Rolle, Nick Nolte einfach grandios!
              Ein Film, der in seinen tragischen und ebenso euphorischen Momenten gleichermaßen zu Tränen rührt. Mir fehlen ein wenig die Worte...

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              • 7

                Steckt nicht in uns allen ein Tyrannosaurus? Staut sich nicht in jedem von uns Tag für Tag Wut an, sind wütend auf andere Menschen, auf die Nachrichten, auf uns selbst? Joseph (Peter Mullan) hat einen Tyrannosaurus in sich, welcher größer und gefährlicher ist als gewöhnlich, denn er ist ein echter Choleriker. Seine Frau, die er aufgrund ihres Körpergewichts genauso betitelte, ist seit Jahren Tod und es ist nun eine schwierige Aufgabe sie, sein altes Leben, vom Tyrannosaurus los zu lassen. Als er schließlich Hannah (Olivia Colman), eine freundliche, gottgläubige Frau, kennen lernt, scheinen sich zwei traurige und verlassene Seelen gefunden zu haben, die gemeinsam nach einen Platz in dieser erschütternden Welt suchen. Mit seinem Erstlingswerk bietet uns Paddy Considine eine ruhige, emotionale und nachdenklich stimmende Geschichte aus der englischen Arbeiterklasse, die sich aufgrund ihrer ungezwungenen Narration und der angenehmen inszenatorischen Zurückhaltung, völlig frei von Kitsch und fast gänzlich ohne Stereotypen, das Gefühl gibt, als hätte der britische Schauspieler schon Jahrzehnte lang Regie geführt. Er entführt den Zuschauer in heruntergekommene Arbeiterviertel, stickige Pubs und dreckige Straßen, wo die Menschen äußerlich sehr einfach gestrickt wirken. Tyrannosaur gibt sich jedoch nicht mit dem Äußeren zufrieden, sondern geht tiefer, bis in den Kern des Kleinbürgers und offenbart seine traurigen, als auch seine schönen Seiten auf sehr eindringliche Art und Weise. Peter Mullan und Olivia Colman liefern in den Hauptrollen hervorragende Leistungen ab und sind mit dafür verantwortlich, dass sich Niederlagen, genauso wie die kleinen Freuden des Lebens so echt anfühlen und für lange Zeit in Erinnerung bleiben.
                Fazit: TYRANNOSAUR ist ein sehr ruhiger und einfühlsamer Film, der von Considines reifer Regie profitiert, sowie von einem hervorragenden Soundtrack und zwei sehr starken Darstellern getragen wird. Ein typischer Indie-Film, dessen Trauer und Schmerz von einer stets positiven Grundstimmung beherrscht wird und der wenig zu erzählen hat und einem dennoch vieles gibt. Hier sagen feine Gesten mehr, als es Worte jemals könnten. Kino zum Umarmen. Stark!

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                • 7

                  Weg vom braven Spießbürgerleben, hin zu aufregenden Abenteuern. Liebe. Lust. Sex. Der liebevolle Ehemann - nett, zärtlich, einfühlsam - zu langweilig? Böse Gedanken. Dagegen helfen nur Peitschenhiebe. Und die tun gut ... wenn da nicht diese Gewissensbisse wären. Nein, genug jetzt. Das Spiel ging zu weit. Eine interessante Erfahrung, mehr nicht. Zu spät. Ein Unglück. Und wieder diese Schuld. Zurück zu den Tagträumen. Zurück zum Anfang. Nichts von alldem ist je geschehen.

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                  • 7

                    Nicht zufällig lässt Frederick Wiseman seinen zweieinhalbstündigen Dokumentarfilm über dieses kleine Fleckchen amerikanischer Erde mit einem Begräbnis enden. So bissig und pessimistisch ist MONROVIA, INDIANA aber zum Glück nur selten. Die Auswahl und Komposition der einzelnen Szenen wirkt zuweilen beliebig, doch bietet das Gesamtbild ganz unaufgeregt Anregungen zum Kern einer amerikanischen Nation, der an der Vergangenheit festklebt. So angenehm zurückhaltend dürfen Dokumentarfilme gern öfter sein.

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                    • 7

                      War mir gerade hinten raus etwas zu viel anti-sowjetische Propaganda, gleichwohl es sich natürlich nicht vermeiden lässt bei so einer Katastrophe über Fehler und Versäumnisse der Regierung zu reden. Dennoch hätte es der Serie eher gut getan, das Politische mehr in den Hintergrund zu rücken. Positiv: Chernobyl fesselt ungemein und besticht vor allem durch eine logische und für alle verständliche Aufbereitung der Katastrophe. So sehenswert und spannend aufbereitetes Wissen sieht man eher selten.

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                      • 7

                        Jaja, Videospiele sind böse - könnte man "eXistenZ" gelangweilt mit einem Satz abfertigen, wäre nur die Umsetzung genauso plump wie die vorangegangene Aussage. Doch das ist sie keinesfalls. Cronenberg lässt uns in seiner bitteren Dystopie das Spiel selbst erleben, lässt uns ebenso wie die Figuren an Realität und Fiktion zweifeln und führt uns schon vor den letzten Schul-Amokläufen und der, unabhängig ihrer Gerechtfertigung, danach aufkeimenden Kritik an den so genannten Killerspielen vor Augen, wie gefährlich eine zweite Wirklichkeit sein kann. Doch trotz dieser umfassenden Botschaft bleibt "eXistenZ" mit amphibischen Bodypats, Nabelschnur-ähnlichen Kopplungen und Zähnen als Pistolenmunition ein stilistisch nur zu typischer Cronenberg, der mit jenen für die Story wenig zuträglichen Body-Horror-Elementen lediglich seine Fans begeistern dürfte.

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                        • 7

                          Vom melodramatischen, vor Patriotismus strotzenden ARMAGEDDON bis zum überaus trägen Rentner-Spektakel SPACE COWBOYS: Hollywood tut sich schwer mit angenehm schaubaren Geschichten aus dem Weltall. Ron Howards APOLLO 13 bildet hierbei für mich jedoch eine Ausnahme. Zwar kann sich der Film um die wahre Geschichte dreier Astronauten in Not auf dem Weg zum Mond nicht gänzlich von pathetischem Kitsch befreien, ist aber stets bemüht, Authentizität zu wahren und möglichst ehrliche Gefühle auf den Zuschauer zu übertragen. Detailgetreu und glaubwürdig konstruiert Howard die von Kommandant Jim Lovell höchstselbst niedergeschriebene Geschichte noch einmal neu. Besonders bemerkenswert fällt auf, dass der Film aufgrund hervorragendem Einsatz von Kamera und Score immer wieder große Spannung zu erzeugen weiß, obwohl man dessen Ausgang bereits kennt. Das Trio um Hanks, Paxton und Bacon überzeugt, auch wenn sie durch das hin und wieder leicht schwächelnde Drehbuch nur selten wirklich gefordert werden.
                          Fazit: APOLLO 13 ist die meist sehr gute Umsetzung einer Geschichte, die zu so viel Kitsch und Pathos neigt, dass es schon weh tun könnte. Howard lässt sich erstaunlicherweise nicht wirklich darauf ein und bringt den Film überraschend routiniert zu seinem Ende, ohne jedoch große Gefühle außer acht zu lassen, die zu keinem Zeitpunkt die Spitze des Eisbergs übersteigen.
                          Hat mich doch ein wenig überrascht. Ein schöner Film.

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                          • 7

                            Was anfangs wie eine simple Rekonstruktion der Ereignisse um München '72 aussieht, entwickelt sich unter der selten so besonnenen Führung Steven Spielbergs nicht nur zu einem eiskalten Thriller, sondern auch zu einer höchst kritischen Analyse des Nahostkonflikts und seiner Teilnehmer. Spielberg vermischt Wahrheit mit Fiktion und schafft so zwar kein historisch wertvolles, dafür aber insbesondere ethisch und psychisch bedeutsames Material, das erschreckende Tatsachen offenbart, wenn das Töten zum Alltag, der Krieg zur Sucht wird.

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                            • 7

                              "It's not who I am underneath, but what I *do* that defines me."
                              Nach Tim Burtons zweifelsohne gelungener und Joel Schumachers beschämender Comic-Adaption des dunklen Rächers vergingen einige Jahre bis Christopher Nolan alten Stoff neu aufleben lies und Batman seinen eigenen Stil überstreifte. Und möglicherweise zurecht reagierten Fans der älteren Filme verärgert als der traditionelle Charme der Comics verflogen war, gestohlen, so sagt man. Doch was hat Nolan Batman dafür gegeben? Realismus, eine zugegebenermaßen schnell abgehandelte, recht oberflächliche, aber dennoch alles erklärende Entstehungsgeschichte, die den Zuschauer das innere Wesen dieses Superhelden besser nachvollziehen lässt. Aber braucht man das? Um den Menschen hinter der Maske zu sehen, um mit Batman mitzuleiden, mitzufühlen schon, und das ist eben genau das, was Nolans Neuverfilmung im positiven Sinne ausmacht. Bruce Wayne geht einen Reifeprozess ein, der ihm hilft, mit dem Tod seiner Eltern umzugehen, sich von seinem selbstzerstörerischen Wesen abzuwenden, zu lernen, was der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit ist, um schließlich für das Gute Opfer zu bringen. Doch in Momenten, in denen Batman höchstselbst bei halsbrecherischen Verfolgungsjagden und allerhand Explosionen sein ach so geliebtes Gotham teilweise selbst zerstört, scheint Bruce Wayne (oder Nolan) zu vergessen, was es heißt, ein Hüter der Stadt zu sein. Aber Hauptsache es knallt ordentlich. Treffend dazu belehrte Wayne sein Diener Alfred: "You're getting lost inside this monster of yours", was man ironischerweise auch als einen Wink an Nolans eigenen, hier und da immer wieder auftretenden, ideenlosen Sensationsfetischismus sehen kann, der ihm sagen soll, sich wieder mehr auf den Inhalt seiner Geschichte zu konzentrieren. Tatsache ist, dass sich "Batman Begins" ganz tief in die Materie des dunklen Rächers hineinbohren will, was stellenweise sehr gut, manchmal aber auch gar nicht gelingt. Ein Optimist würde sagen, Nolan ließe für den viel besseren Nachfolger bewusst Luft nach oben; ein Pessimist hingegen, dass er schließlich an seinem eigenen Monster von Film scheiterte. Und dennoch gibt es schon hier immer wieder unfassbare Gänsehautmomente, die man inszenatorisch nicht besser auf die Leinwand transportieren kann: Bruce Wayne im Fledermaussturm, der Wahnsinn in den Augen eines Jonathan Crane, ... . Manchmal sind es eben nur Sekunden, die einen Film sehenswert machen.

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                                Mit "Raging Bull" präsentiert uns Martin Scorsese einen der wohl dreckigsten und depressivsten Boxfilme der Filmgeschichte über Jake LaMotta, ein hassenswerter Charakter, ein launischer, jähzorniger und paranoider Mann, der an seinem Ruhm erkrankt und schließlich für seine Taten gerichtet wird. Im Gegensatz zu den meisten Biopics lässt uns Scorsese nicht in seinen Protagonisten einfühlen, nicht mit ihm mitleiden. Er bleibt stets das unsympathische Arschloch, das er nach außen hin zu sein scheint, bleibt das krankhafte Ekel, das Privatleben vom Boxring nicht voneinander trennen kann, da der Film fast ausnahmslos von jedem warmherzigen Gefühl und jeder Melodramatik unberührt bleibt. Ein ohne Frage schwerer Brocken, dessen teilweise überspitzte Darstellung von Gewalt und Paranoia manchen Zuschauer Verdruss bereiten könnte, nicht aber das Schauspiel Robert DeNiros, der hier die wohl eindrucksvollste Leistung seiner Karriere abliefert.

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                                  Mochte ich. Dramaturgisch und stilistisch ist das natürlich derselbe Film wie "Love Steaks", die vielen Videoclip-Montagen und auseinander geschnittenen Dialoge haben jetzt auch nicht so viel mit der großen Filmkunst zu tun, aber was dieser Typ mit dem Hipster-Bart einfach wie kein Zweiter kann, ist jede noch so kleine Figur vor der Kamera zu einhundert Prozent Mensch werden zu lassen. Improvisiert ist das ja zum größten Teil trotzdem nicht, oder zumindest vermag er es seinen Schauspielern punktgenau die Dinge eintrichtern zu können. Klingt einfach, ist aber eine ganz hohe Kunst, die den Zuschauer einfach noch viel, viel tiefer versinken lässt. Auch eigentlich ganz schön (provokant), dass Lass am Ende auf die obligatorische Läuterung keinen Bock hat und seinem Publikum zutraut, die Unterschiede beider Protagonistinnen zu erkennen und ihre Schicksale selbstständig weiter zu denken.

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                                    Auf einer Auktion lernten sie sich hassen und lieben und erleben auf ihrer, wenn man so will, ganz privaten Auktion um ihr eigenes Haus ihr bitteres Ende. Er (Michael Douglas: Wie immer zügellos, nur etwas unter seiner Klischee-Rolle leidend) ist ein Workaholic, ein Mann der Eitelkeit mit traditionellen Ansichten, was die Geschlechterrollen angeht. Sie (Kathleen Turner: verabscheuend und bemitleidenswert zugleich) hingegen sieht sich als eine starke Frau, eine Frau mit Wünschen und Träumen, die sich selbst verwirklichen will und die Ehe als Gefängnis sieht. Zwei Menschen, die gemeinsam für den ewigen Lebensbund nicht geschaffen sind, dennoch in den Hafen einfuhren und nun wortwörtlich um ihr Überleben kämpfen müssen - Danny DeVitos "Der Rosenkrieg" steht also in der Tradition der berühmtesten Ehedramen ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf") und allem, was davor und danach kam ("Eyes Wide Shut", "Revolutionary Road", "Die Verachtung", "Blue Valentine" u.a.). Oft kracht und poltert es gewaltig, Möbelstücke zerfallen in ihre Einzelteile, geliebte Erbstücke gehen zu Bruch und die beiden Akteure dürfen sich die Seele aus dem Hals schreien, um irgendwie noch miteinander kommunizieren zu können, und so wird auch hier der eheliche Zwist unglaublich grotesk auf die Spitze getrieben - womöglich in seiner einschneidendsten und kreativsten Form. Wenn ein ganzes Haus dem Erdboden gleich gemacht wird, eine Gehässigkeit der anderen folgt und sogar die Haustiere ihr Ableben fürchten müssen, nur weil sich zwei Liebende so gar nicht mehr grün sind, dann möchte man meinen, Danny DeVito meißelt mit "Der Rosenkrieg" seinen Grabstein auf die Ehe, doch bedenkt man, dass diese gegenseitige Zerfleischung kein direktes Resultat der Ehe, sondern vielmehr ein Resultat der Scheidung ist und dass sich DeVitos anfängliche Casanova-Figur letztlich selbst als glücklich verheirateter Ehemann erweist, so stellt man fest, dass hier nicht die Ehe an sich grausam ist, sondern das komplizierte Scheidungsprozedere mit den ungenügsamen Besitzansprüchen des Menschen. Sei es Haus, Portmonnaie oder sogar das Kommando beim Sex: Keiner von beiden möchte dem anderen etwas abtreten, dabei bedeutet Ehe ein Leben miteinander zu teilen. So wird der Film oft von Zynikern als Schwarze Komödie erfasst und missverstanden, wohingegen DeVitos Blick doch gänzlich in die gegensätzliche Richtung geht. Als sich Mann und Frau letztendlich nach monatelangem Krieg, den Abgrund vor Augen, zögernd und verlegen immer noch ihre gegenseitige Liebe gestehen, dann entfaltet "Der Rosenkrieg" inmitten des Hasses endgültig sein romantisches Potential, das an die ewige Liebe glauben lässt. Vielleicht nicht so routiniert und selbstverständlich wie das "Bis gleich, Schatz" zum Feierabend, aber mindestens genauso stark und ehrlich wie der Kuss an Heiligabend.

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                                      Punsha 17.11.2015, 20:29 Geändert 17.11.2015, 20:31

                                      Dass Brian De Palmas SCARFACE von nicht Wenigen missverstanden wird, dafür kann der Film nichts. Nichtsdestotrotz überrascht diese Tatsache, sie ist geradezu unverständlich, entfernen sich doch alle Beteiligten dieses Werks noch deutlicher (fast schon zu deutlich) von Ikonenbildung und feuchten Gangsterhöschen als ein Scorsese es je tat und präsentieren eine der abscheulichsten Figuren der Filmgeschichte. Sie als "cool" zu bezeichnen, wäre lediglich ein sehr besorgniserregendes Zeugnis des Rezipienten. Nein, Tony Montana ist gar einer der vielschichtigeren Charaktere des Gangsteruniversums, aus dessen hier und da hervorblitzendem Schmerz SCARFACE seine Stärken zieht, denn auch er ist das Opfer einer menschlichen Tragödie, die bereits begann, bevor er sich in den Staaten nach oben tötete und die schließlich mit einem krankhaften Familienkomplex endete. Andererseits, und das ist sicher Meckern auf hohem Niveau, traut Oliver Stone mit seinem Drehbuch dem Zuschauer zu wenig zu und verleiht, gemeinsam mit einem komplett von der Leine gelassenen Al Pacino, dem grenzenlos (männlichen) Streben nach Macht einen beinahe schon plakativen Charakter.

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                                        Ich mag keine Pferde. Ganz und gar nicht. Und meistens mag ich auch keine Menschen, die Pferde mögen. Steven Spielbergs WAR HORSE hat diese zwei unsympathischen Faktoren auf der Leinwand vereint, aber dennoch mag ich diesen Film. Warum eigentlich?
                                        1. Steven Spielberg: Ich bin ja einer der ganz wenigen Menschen, die der Meinung sind, dass Spielberg (fast) nichts von seiner früheren Klasse verloren hat. Wenn er die Finger im Spiel hat, dann wird aus Kitsch ein ehrliches Gefühl und aus einer vorhersehbaren, klischeehaften Story ein gefühlvoller Traum oder einfach nur ein schönes Märchen. Wenn zwei feindliche Soldaten an der Front sich zusammenschließen, um ein Pferd von Stacheldraht zu befreien, dann ist das nüchtern betrachtet nerviger Kitsch, in Spielbergs Händen jedoch pure Gänsehaut. Er ist immer noch der Mann für die magischen Momente im Kino.
                                        2. John Williams: Der zweite Altmeister im Bunde beweist hier großartiges Fingerspitzengefühl zu den gezeigten Bildern immer die passende berührende und bewegende Musik zu liefern. Die riesige Atmosphäre ist zweifelsohne hauptsächlich sein Verdienst. Der Oscar für die beste Musik wäre verdient, genau wie alle anderen technischen Leistung zurecht nominiert wurden.
                                        3. Gibt es nicht. ;)
                                        ...denn die zwei oben genannten Namen reichen vollkommen aus, um WAR HORSE zu einem (besonders im Kino) sehenswerten Erlebnis zu machen. Von Spielbergs besten Filmen und dem Oscar in der wichtigsten Kategorie ist der Streifen aber noch weit entfernt. Dafür ist die Dramaturgie ein wenig holprig und der Film narrativ zu unentschlossen. Die großartige Atmosphäre, geschaffen durch bombastische Kriegsschauplätze und den wie schon erwähnt meisterhaften Score, sollte man dennoch nicht verpassen. Da kann man auch ruhig mal verzeihen, dass junge Größen wie Benedict Cumberbatch Opfer des durchschnittlichen Drehbuchs werden.

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                                          Komödie oder Drama? 50/50.
                                          Indie oder Mainstream? 50/50.
                                          Tod oder Leben? 50/50.

                                          Du lebst ein völlig normales Leben, verspürst eines Tages einen leichten Schmerz im Rücken, der nach Tagen und Wochen nicht weggeht. Daraufhin ein Arztbesuch. Diagnose: Krebs. Überlebenschance: Dreimal dürft ihr raten. So schnell kann's gehen. Anstatt aber nun in ein tiefes Tränenmeer zu flüchten, konzentriert sich Jonathan Levine auf die exakten Vorgaben seines Drehbuchautors Will Reiser, der hier seine eigenen Erfahrungen niederschrieb. Und die schienen wie das gewöhnliche Leben auch ihre Höhen und Tiefen zu haben, nur auf eine etwas andere Art und Weise. Carpe diem vs. Memento mori. Gute Tage, geprägt von Galgenhumor und neuen Abenteuern wechseln sich ab mit schlechten Tagen, in denen einem klar wird, dass man bald womöglich nie wieder einen der guten Tage erleben wird. "50/50" lebt von seiner zeitweisen Authentizität und seiner positiven Grundstimmung, ohne aber die eigentliche Tragödie aus den Augen zu lassen. So funktioniert die Gratwanderung zwischen Komödie und Drama überraschend gut, versinkt weder unter einer meterdicken Schicht von Kitsch, noch zieht er die traurige Story ins Lächerliche. Wenn man über schwarzen, trockenen und vor allem treffsicheren Humor lacht, muss man sich ebenso wenig schämen wie wenn man andererseits die ein oder andere Träne vergießt. Ob Seth Rogen als Arschloch und guter Freund, Bryce D. Howard als leidende Freundin oder Anna Kendrick als die wohl schlechteste Therapeutin überhaupt: Der ganze Cast, allem voran Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt, der zumindest eine Oscar-Nominierung verdient gehabt hätte, überzeugt und sorgt auch dafür, dass sich "50/50" so echt und lebensnah anfühlt. Kein monumentales Werk, aber ein sehr sympathischer Film, der schwere Kost auf natürliche Weise mehr als nur erträglich macht.

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                                            Eastwood und der Western - Eine Berufung, ein ständiger Begleiter, eine gemeinsame Liebe. Eigentlich hatte er längst sich zur Ruhe gesetzt, doch die Gier nach Blut, der Schrei der Ferne lockt ihn wieder zu seinem Colt. Die offensichtlichen Parallelen zwischen Eastwood und seinem von ihm selbst verkörperten Protagonisten macht "Unforgiven" zu mehr als einer Wiederbelebung des Genres, sondern auch zu einer Art Selbsttherapie, mit einer verwelkenden Blume und dem eigenen Altern fertig zu werden. Denn der Film zeigt nur zu deutlich, dass die gealterten Gauner nicht mehr die Jüngsten sind und die Zeiten furchtloser Revolverhelden längst vorüber scheinen. Jugendliche Bewunderer resignieren, wenn sie feststellen, was von ihren Idolen übrig geblieben ist und jegliche Versuche ihnen nachzuahmen scheitern kläglich. Eastwood entmystifiziert den Western also durch unerfahrene Weicheier und gebrochene Rentner, weil er seiner Zeit entwachsen ist, und schafft ihm so die Chance, wieder zu atmen und all die alten Stereotypen loszuwerden. Ein durch und durch reifes und kritisches Werk mit einem Gene Hackman für die Ewigkeit.

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                                              „Warum geben Sie diesen Blumen noch Wasser? Die sind doch schon verwelkt.“
                                              Ja, das Leben kann schon manchmal scheiße sein, besonders für Nishi Yoshitaka, einem Polizisten im Ruhestand, den ein Schicksalsschlag nach dem anderen trifft: Die Ehefrau ist unheilbar krank und dem Tod geweiht, der beste Freund querschnittsgelähmt, ein Kollege starb im Dienst an seiner Seite und dazu hat er noch bei gefährlichen Yakuza-Gangstern Schulden. Doch auf schlechte Zeiten folgen auch mal wieder gute, nach regnerischen Tagen kommt irgendwann immer die Sonne zurück, oder etwa nicht? Nein, denn Nishis Blumen sind schon längst verwelkt. Da kann er gießen, so viel er will. Takeshi Kitano zeigt den Leidensweg eines Menschen, der vor dem Leben davonläuft, der Realität entkommen will, der Sonne folgt und doch nie ankommt. Ein zutiefst pessimistisches Werk, von einer immerwährenden Melancholie umhüllt, die sich auf den Zuschauer überträgt und durchweg betroffen machen würde, wären da nicht diese typisch-fernöstlichen Gewaltexzesse, die sich in ihrer Vehemenz nur schwer in einen nachvollziehbaren Kontext eingliedern lassen. Denn in seiner Ruhe entfaltet sich erst die Kraft des Films, in dem stets kunstvoll und metaphorisch der seelische Zustand seiner Figuren geschildert wird. Worte sind hier eher überflüssig. Das beweist schließlich das Ende, welches durch seine Stille inmitten wunderschöner Strand-Idylle einen erschütternden Gegensatz bildet, der sich vor, als auch hinter dem Bildschirm besonders prägend auswirkt: Nishi erwacht aus seinem Alptraum, wir erleben ihn. Hässlich und doch wunderschön.

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                                                Vorhang auf: Eine Gruppe afrikanischer Kinder rennt dem Arzt Anton hinterher, der sich wieder auf den Weg nach Dänemark macht. Er lächelt und winkt ihnen liebevoll, im Wissen, dass er sie nun wieder eine Zeit lang sich selbst überlassen muss. Sein Sohn und Scheidungskind Elias läuft ihm gedanklich auch nach, denn er braucht seinen Vater wesentlich öfter zu Hause und nicht nur jeden zweiten Abend am Laptop über Skype. Schulfreund Christian hingegen könnte jeden Tag väterliche Fürsorge genießen, wenn er seinen Vater denn auch ließe. Doch zu tief liegt noch der Schmerz über den Tod seiner Mutter, zu stark der Gedanke, dass sein Vater nicht genug für sie tat. Ein emotionales Netz spannt sich zwischen den Figuren, bei der jede Handlung von Bedeutung ist und tragische Ausmaße annehmen könnte. Willkommen bei Susanne Bier. Sie zeichnet jedes der im Film auftretenden Kinder als labile und stark beeinflussbare Wesen, die die Fürsorge und den Schutz der Eltern gegen eine sündhafte, hasserfüllte Welt benötigen und stellt diese immer wieder vor schwierige Entscheidungen, die trotz der thematischen Vertrautheit immer noch brisanter denn je sind und konsequent zum Nachdenken anregen. Bier zeigt wie schmal der Grat zwischen Richtig und Falsch ist, wie ungewiss es scheint, als Elternteil nun mit gutem Beispiel voranzugehen oder seine Kinder unbewusst in die falsche Bahn geleiten. Jede Tat kann wegweisend sein. Es ist schwierig eine Mutter, es ist schwierig ein Vater zu sein. Natürlich wirkt da auch die ein oder andere Szene im Drehbuch ein wenig konstruiert, aber die Tatsache, dass sich die Geschichte mithilfe der von Jung bis Alt erstklassig agierenden Darsteller zu einer zutiefst menschlichen und bodenständigen Tragödie entwickelt, lässt einen darüber absolut hinwegsehen. Susanne, liebe mich.

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                                                  Zugegebenermaßen war ich von diesem undurchsichtigen, perversen und skandalträchtigen Hirnquark von Triers nach der ersten Sichtung wie einige andere sehr verärgert. Alle Recherchen, jedes Drehen und Wenden nützte nichts, um dieses verzwickte Werk in seiner vollen Gänze zu erfassen, sodass einem lediglich die Theorie inhaltlichen Schwachsinns übrig blieb. Doch vergas man oft dabei, wie vortrefflich ANTICHRIST inszeniert wurde und welche Kraft eine solche Inszenierung zeitweise zu entwickeln vermag. Man muss sich lediglich voll und ganz den düsteren Wäldern, der beunruhigenden Stille, dem Atem des Teufels hingeben, um etwas Unvergessliches zu erleben. Kamera, Score und Darsteller vereinen sich zu einer der eindringlichsten filmischen Symbiosen des neuen Jahrtausends. Kein Wunder also, dass da den meisten die Luft weg bleibt.

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                                                    Wenn das Leben nun die Fesseln eng um uns legt, wenn der Drang zur Selbstverwirklichung steigt, wenn die unbändige Seele nach Freiheit schreit, dann fällt es schwer, den Finger nicht in die Steckdose zu stecken, ganz gleich welche Folgen das nach sich ziehen könnte. James Dean alias Jim Stark steckt in einem ähnlichem Dilemma. Als ein Jugendlicher, der sich gegen die Vernunft erwachsenen Denkens auflehnt, steht seine Figur, und nicht zuletzt Dean an sich, für eine ganze Generation jugendlicher Rebellen - Rebellen wider Willen. Schon bevor Mike Nichols dem konservativen Spießbürgertum seine eigene Perspektive wahrer Liebe offenbarte, wagte sich Nicholas Ray in knallig-bunten Farben an jenes heikle Thema rebellierender Teenager so sensibel wie nur irgend möglich. Wenn manchmal auch ein bisschen zu weit ausbuchstabiert, erfasst Ray unabhängig des nunmehr altmodischen Jugendverhaltens und völlig frei von einem zeitlichen Kontext präzise, woran der Geist zwischen kindischem Leichtsinn und erwachsenem Verantwortungsbewusstsein (immer noch) krankt: Fehlendes Verständnis für fehlende Zugehörigkeit, Perspektivlosigkeit durch das erstmalige Erkennen der eigenen sinnentleerten Existenz. Was bleibt? Die Hoffnung, sich im Strudel der Gedankenverlorenen zu finden, um für den Moment zu leben. Doch auch verzweifelte Versuche die Lücken im Leben zu stopfen, werden von einer ignoranten Gesellschaft im Keim erstickt, wenn auf einen herzlichen Akt der Wärme ein grässliches Missverständnis folgt und eine blutrote Jacke den Lebenssaft vom kalten Asphalt saugt.

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