1981 - Mit Schlapphut & Peitsche gegen die Nazis

16.07.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
1981 - Mit Schlapphut & Peitsche gegen die Nazis'
Paramount
1981 - Mit Schlapphut & Peitsche gegen die Nazis'
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Mit Schlapphut und Peitsche wurde der schlangenhassende Abenteurer in den Achtziger Jahren weltberühmt. Markante Momente wirft einen Blick zurück auf die Geburtsstunde von Indiana Jones.

Mit ihren Schauspielern haben Regisseure oft nicht viel zu lachen. Sie geben ihnen hohe Gagen, detaillierte Drehbücher, große Szenen zum Brillieren, wochenlangen Unterricht im Schwertkampf. Und dann? Dann gehen diese undankbaren Wichtigtuer einen Abend vor dem wichtigen Dreh in die Kaschemme an der nächsten Straßenecke. Das Resultat: ein böser Magen-Darm-Infekt, keine Power für eine kräftezehrende Schwertkampfszene.

Irgendein Regisseur hätte an dieser Stelle vielleicht klagend die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und den Dreh auf unbestimmte Zeit verschoben, ganz zur Freude der Produzenten natürlich. Aber nicht mit Steven Spielberg. Er drückt Harrison Ford einfach eine Pistole in die Hand und lässt ihn den schwarz gekleideten Schwertschwinger auf die simple Tour erledigen: effizient, sauber, routiniert.

“Er war gut. Er war wirklich sehr, sehr, sehr gut.”
Und die Rechnung geht auf. Als 1981 der erste Indiana Jones Jäger des verlorenen Schatzes in die Kinos kommt, wird die Szene zu einer der beliebtesten im ganzen Film. Sie zeigt die ureigensten Eigenschaften des Archäologen: Indy ist clever, gewitzt, ein echter Abenteurer, manchmal etwas kauzig, kurz: Indy ist einfach cool. Statt Schirm, Charme und Melone trägt er Peitsche und Schlapphut, und erinnert bald nicht mehr an den verstaubten Professor von einst.

Was ein gescheiter Abenteurer neben solchen Accessoires dringend braucht, ist ein gescheites Abenteuer. In Jäger des verlorenen Schatzes sucht der passionierte Archäologe nach der biblischen Bundeslade und bekommt es dabei mit zutiefst bösen Nazischergen zu tun. Während sich also der Analytiker in uns über die göttliche Rache den Kopf zerbrechen kann, freut sich unser inneres Kind breit grinsend über die Schatzsuche. Auf der großen Leinwand wirkt die nämlich noch ein bisschen spektakulärer als im heimischen Garten.

“Ich hasse Schlangen!”
Der Abenteuerfilm feierte seine längst überfällige Wiedergeburt und begeisterte Hobbyarchäologen rannten rund um den Globus die Kinos ein. Trotzdem scheiden sich an Jäger des verlorenen Schatzes bis heute die Geister. "Die Versuppung und Versaftung der störenden Erdbevölkerung unter Schonung archäologischer wertvoller Truhen hat im Kino begonnen. Zum Schutz vor dem Strahlentod braucht man nicht einmal mehr eine Aktentasche oder Alu-Folie, wie es uns Regierungsbroschüren von einst und jetzt empfehlen. Augenschließen genügt. ‚Augen zu und durch‘ – wer diesen Rat im Kino befolgt, versäumt nicht einmal viel“, schrieb ein miesepetriger Kritiker im Spiegel.

Für viele Fans ist und bleibt Indy aber ein Held – nicht zuletzt wegen seiner Menschlichkeit. Seine größte Angst gilt nicht etwa den technisch hervorragend ausgerüsteten Erzfeinden – nein, viel schlimmer hat der Held mit harmlosen Schlangen zu kämpfen, die ihm die Haare zu Berge stehen lassen. Jäger des verlorenen Schatzes ist gespickt mit Witzen und Selbstironie – und so nehmen ihm seine eingefleischten Fans auch die immer wieder auftauchenden historische Schnitzer nicht übel. Einen fehlenden Sinn für Geschichte können wir Steven Spielberg trotzdem nicht vorwerfen, schließlich ließ er sich für sein Werk hauptsächlich von den B-Filmen inspirieren, die ihn schon in seiner Kindheit in die Kinos gelockt hatten.

“Das sind nicht die Jahre, Schätzchen, das ist Materialverschleiß.”
Dass an Stelle von Harrison Ford ursprünglich Tom Selleck die legendäre Hauptfigur spielen sollte, fällt heute kaum noch ins Gewicht. Der Privatdetektiv bekam nachträglich trotzdem noch seine Chance: in der Magnum –Folge 159 gab er selbst den Archäologen und parodierte Indy stilecht mit Schlapphut und Peitsche.

So erfolgreich waren die Geschichten von Steven Spielberg und Produzent George Lucas, dass auch Fortsetzungen nicht lange auf sich warten ließen. In Indiana Jones und der Tempel des Todes schlittert Indy waghalsig mit einem quietschgelben Schlauchboot über die schneebedeckten Hänge des Himalaya und in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug repariert er die Beziehung zu seinem Vater. Vor vier Jahren schoben die Macher schließlich noch den vierten Teil hinterher und wir werden sehen, ob wir in Indiana Jones 5 tatsächlich noch einmal bei Ausgrabungen der besonderen Art zuschauen können. Gerüchten zufolge brechen Harrison Ford und Shia LaBeouf dann zum Bermudadreieck auf.

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1981 bewegte:

Drei Filmleute, die geboren sind
28. Januar 1981 – Elijah Wood, der kleine Hobbit Frodo aus Der Herr der Ringe: Die Gefährten
19. April 1981 – Hayden Christensen, Lukes Vater Anakin in Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger
09. Juni 1981 – Natalie Portman, die schizophrene Ballerina aus Black Swan

Drei Filmleute, die gestorben sind
27. Juli 1981 – William Wyler, Regisseur von Funny Girl
12. November 1981 – William Holden, der Outlaw aus The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz
29. November 1981 – Natalie Wood, die hübsche Judy aus … denn sie wissen nicht, was sie tun

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscars – Eine ganz normale Familie von Robert Redford (Bester Film, Regisseur, Nebendarsteller)
Goldene Palme – Der Mann aus Eisen von Andrzej Wajda
Goldener Löwe – Die bleierne Zeit von Margarethe von Trotta

Die drei kommerziell erfolgreichsten Filme
Jäger des verlorenen Schatzes von Steven Spielberg
Am goldenen See von Mark Rydell
Superman II – Allein gegen alle von Richard Lester

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
12. April 1981 – Der Spaceshuttle Columbia startet zu seinem Jungfernflug
In ganz Europa finden Friedenskundgebungen gegen den Kalten Krieg statt
29. Juli 1981 – die Hochzeit von Prince Charles und Lady Diana Spencer bricht Quotenrekorde

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