1993 - Mario & Luigi scheitern grandios

05.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Trotz seiner maßgeblichen Rolle als erste Videospieleverfilmung will sich heute lieber kaum noch jemand an den 1993er Film Super Mario Bros. erinnern.

Schiffe versenken wurde zu Battleship, Resident Evil ist mittlerweile ein erfolgreiches Zombie-Franchise und demnächst landen sogar die aggressiven Vögel aus dem Handyspiel Angry Birds – Der Film auf der großen Leinwand. Wenn Hollywood sich an originelle Drehbücher nicht mehr herantraut, müssen eben bewährte Brett- und Videospiele als manchmal zweifelhafte Publikumsmagneten herhalten. Die ersten Figuren aus einem Videospiel, die es 1993 in die Kinos schafften, waren zwei kleine Italiener.

Dennis Hoppers schlimmster Fehler
Nun gut, streng genommen war Super Mario Bros. nicht die Verfilmung eines bestimmten Spiels, sondern wurde von den Regisseuren Annabel Jankel und Rocky Morton als eine Art Vorgeschichte zu sämtlichen Spielen der Reihe angesehen, die sich um die verbrüderten Klempner drehten. Und noch strenger genommen war dies auch einer der Gründe, wieso der Film an den Kinokassen so gnadenlos floppte: Fans der Nintendo-Games waren die Abweichungen von ihrem geliebten Original zu groß und für spieletechnisch Unbeleckte bedeutete Super Mario Bros. ohnehin nur sinnbefreiten Klamauk.

In dem Film musste nicht etwa Prinzessin Peach gerettet werden, sondern die Paläontologin Daisy, die als Königstochter eigentlich erst im Spiel Super Mario Land ihren Auftritt feierte. Stattdessen sah der Zuschauer hier Bob Hoskins und John Leguizamo in den Rollen der untersetzten Klempner in Latzhosen zu, wie sie eine pilzüberwucherte Parallelwelt vor der Macht des Königs Koopa retteten. Schauspiellegende Dennis Hopper, der den Part des Bösewichts übernahm, bezeichnete sein Mitwirken an Super Mario Bros. später als den schlimmsten Fehler seiner Karriere und selbst Hauptdarsteller Bob Hoskins sprach vom Dreh als von einem „Alptraum“.

Grandios gescheitert
Dass schon die Produktionsphase der Videospielverfilmung kein Spaß gewesen sein kann, lag zu einem gewissen Teil an den Regisseuren selbst, die zwar miteinander verheiratet waren, aber trotzdem keinen Anlass sahen, ihre jeweiligen Kontrollzwänge aufeinander abzustimmen. John Leguizamo gab später zu, er habe sich regelmäßig betrunken, um nicht so bewusst wahrzunehmen, was er da drehen sollte. Bei den Kritikern kam Super Mario Bros. erwartungsgemäß ebenfalls nicht besonders gut an. In der TV-Show Siskel & Ebert at the Movies gab es zwei unerbittliche Daumen nach unten und einen Listenplatz unter den schlechtesten Filmen des Jahres 1993.

Auf der Computerspiele-Plattform GameTrailers schrieben die Rezensenten, der Streifen habe auf dem Genre der Videospielverfilmungen einen Schandfleck hinterlassen, der seine Auswirkungen bis heute zeigt und im Magazin Cinema hieß es: „Die 50 Millionen Dollar teure Achterbahnfahrt basiert auf dem überaus erfolgreichen Videospiel des japanischen Game-Giganten Nintendo. Für Zuschauer unter der Volljährigkeitsgrenze ist die starbestückte Effektorgie ein Riesenspaß. Wer aber darüber liegt, wird bloß den Kopf schütteln. Fazit: Sehr flache Geschichte in sehr breiten Bildern.“

Wenn der Film nicht zieht, dann eben das Merchandising
Trotz des Karriereendes des Regieduos und all der Häme, die Super Mario Bros. über sich ergehen lassen musste, befeuerte der Film aber letztlich doch die Tendenz hin zu Videospielverfilmungen. Während Games zuerst vorrangig als Merchandising zu einem Film produziert wurden, drehte sich die Vorgehensweise und zunehmend verlief die Kooperation beider Medien in umgekehrte Richtung. Die technische Entwicklung ermöglichte immer bessere Spielegrafiken und Special Effects im Film, so dass immer mehr Studios das Potenzial erkannten, das in der Verknüpfung der beiden Medien und der aktiven Teilhabe ihrer Fans lag.

Die Gratwanderung zwischen einer todsicheren Ansprache der Zielgruppe und ihrer Abschreckung blieb freilich ein Balanceakt, wie es Super Mario Bros. bewies. Trotz seiner immensen Verluste rollte auch bei dieser Produktion aber eine gigantische Merchandising-Maschinerie an, brachte Poster und Hörspielkassetten, sprechende Actionfiguren, Sammelkarten, Stickeralben und bei einer bekannten deutschen Schuhkette sogar Mario-Schuhe unter die Leute. Dass sich heute jedoch kaum noch jemand gern an den Film erinnert, daran werden auch all diese Artikel nichts Wesentliches ändern.

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1993 bewegte:

Drei Filmleute, die geboren sind
26. Januar 1993 – Cameron Bright, Alec aus Twilight 4: Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht – Teil 2
14. Mai 1993 – Miranda Cosgrove, streberhafte Klassensprecherin aus School of Rock
08. Oktober 1993 – Angus T. Jones, der halbe Mann aus Two and a Half Men

Drei Filmleute, die gestorben sind
20. Januar 1993 – Audrey Hepburn, die Holly Golightly aus Frühstück bei Tiffany
05. Februar 1993 – Joseph L. Mankiewicz, Regisseur von Cleopatra
27. Februar 1993 – Lillian Gish, misshandeltes Mädchen aus Gebrochene Blüten

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscars – Erbarmungslos von Clint Eastwood (Bester Film, Regisseur, Nebendarsteller)
Goldene Palme – Lebewohl, meine Konkubine von Kaige Chen und Das Piano von Jane Campion
Goldener Löwe – Short Cuts von Robert Altman und Drei Farben – Blau von Krzysztof Kieslowski

Die drei kommerziell erfolgreichsten Filme
Jurassic Park von Steven Spielberg
Aladdin von John Musker und Ron Clements
Bodyguard von Mick Jackson

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
26. Februar 1993 – Islamisten verüben einen Terroranschlag auf das World Trade Center in New York City
13. September 1993 – Bill Clinton, Jassir Arafat und Yitzhak Rabin treffen sich im Weißen Haus
Dezember 1993 – ein Jahrhunderthochwasser an Rhein und Mosel verursacht Schäden in Höhe von 400-500 Millionen Euro

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