Bromance-Filme und ihre Homo-Panik

12.10.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Das Ende des Heteros?
Sony Pictures Germany
Das Ende des Heteros?
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Bros before Hos! Aber diese engen Männerfreundschaften haben einen Haken. Die stets im Raum stehende Möglichkeit von Sexualität. Homosexualität! Bromance-Filme kennen sich damit aus. Kein Genre arbeitet sich mehr an Männerfreundschaften und der Homo-Angst ab. Aber ist die überhaupt notwendig?

Am Ende von Casablanca, wenn Ingrid Bergman endlich abgeflogen ist, stehen da noch zwei Männer auf dem regennassen Rollfeld. Es sind Rick (Humphrey Bogart) und Captain Renault (Claude Rains), die ab sofort nur noch sich und ihre Freundschaft haben. Und nachdem die beiden beschlossen haben miteinander zu flüchten, sagt Rick: "Das ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft" und beginnt somit quasi die erste kleine "Bromance" der Filmgeschichte.

Bromance ist eigentlich ein Begriff, der aus der 1990er Skater-Kultur kommt und eine lange und intensive Beziehung zwischen Männern beschreibt. Eine Bromance ist eine intensive homosoziale Verbindung, die tiefer geht und enger ist als eine übliche Freundschaft. In den 2000er Jahren wurde der Begriff dann für das Kino übernommen und auch hier deutet der Begriff Bromance (z.B. Channing Tatum & Jonah Hill in 21 Jump Street) auf eine tiefere und engere Beziehung hin, als in den sogenannten Buddy Movies (z.B. Bud Spencer & Terrence Hill) zu sehen ist.

I love you...in the most heterosexual way

Homosoziale Beziehungen gibt es im Kino viele. Von Manche mögen's heiß zu Die durch die Hölle gehen oder Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis - sie sind Teil des Kino-Universums genauso wie sie Teil der richtigen Welt sind. Allerdings hat sich über die Jahrzehnte zwischen Buddy Movies und Bromance-Filmen etwas geändert.

Grundsätzlich ist eine Bromance eine platonische Beziehung, sie existiert aber in einem Kontinuum mit Homoerotik und Homosexualität, so wie bei jeder Art von (B)Romanze eben auch das Potential einer sexuellen Verbindung mit eine Rolle spielt. Das heißt nicht, dass Männer in solchen engen Verbindungen verkappte Homosexuelle sind oder dass es zwangsläufig auf Sex hinauslaufen muss. Aber es steht im Raum.

Genauso übrigens wie bei platonischen, tiefen Beziehungen zwischen Frauen und Männern, wo aber die Frage "Kann ein Mann eine platonische Freundschaft mit einer Frau haben, ohne dass da sexuelle Anziehungskraft eine Rolle spielt?" viel offener gestellt werden kann. Weil Heterosexualität Männlichkeit nicht in Frage stellt.

Bromance-Filme (Ananas Express, Hangover, Zoolander, Kill the Boss, Die Hochzeits-Crasher, Wie das Leben so spielt, 21 Jump Street und 22 Jump Street etc.) sind fast ausschließlich Komödien, in denen junge, weiße Männer ihre homosoziale Beziehung zu einander ausleben, aber dabei, im Gegensatz zu Buddy Movies, stetig und hochgradig neurotisch auf deren potentielle Homosexualität referieren. Ein Potential, das hier Ekel und Gefahr bedeutet. Diese Filme und viele ihrer Witze basieren ausschließlich auf einer Mischung von besonders heterosexuellem, maskulinem Verhalten, Andeutungen von Homosexualität, die meistens in klischeehaftem Verhalten gezeigt werden und gleichzeitiger Homo-Panik (die deutsche Übersetzung des englischen, feststehenden Begriffes "gay panic").

Hier drei Beispielszenen aus Das ist das Ende:

Die erste Szene ist eine lange Abhandlung über das einzige Pornoheft im Haus und dessen exzessiven Gebrauch der Männer, die in einem Haus ohne Frauen gefangen sind.

Eine zweite Szene und die totale "Homo-Panik": Jonah Hill wird von einem männlichen Dämon vergewaltigt und ist später im Film dann mit ihm infiziert (was auch als Aids-Panik gelesen werden kann).

Die gleiche, ehemals hyperviril-heterosexuelle Figur, ist jetzt Teil einer Szene komplexer Homo-Panik:

1) Der ehemals heterosexuelle Freund hält sich jetzt einen Mann als seinen Sex-Sklaven. Und das, obwohl in seiner Crew noch einige Frauen übrig sind, die ihm genauso zur Verfügung stehen.

2) Diese hier gezeigte Homosexualität ist ist hochgradig degradierend, brutal und wird mit einer BDSM-Beziehung gleichgesetzt, in der beide Partner nicht gleichberechtigt sind, sondern einer an der Leine gehalten wird und quasi zu einem Hündchen degradiert wird. Womit er sämtliche Maskulinität verliert. Und wir reden hier vom hypermaskulinen Channing Tatum! Wenn selbst er zu einer "bitch" gemacht werden kann, dann ist niemand sicher. Die zwei Seiten der homosexuellen Beziehung sind also entweder brutal und unmenschlich oder degradierend und unmännlich.

3) Homosexualität beendet Homosozialität. Da achtet man auch seine ehemals besten Freunde nicht mehr, sondern will sie umbringen und essen. (Jaja, ich weiß, die haben Hunger, aber da hätte man auch einen der anderen essen können und nicht seine besten Freunde).

In der Tat ist Das ist das Ende der Film, der diese neurotische Angst am Weitesten treibt. Dachte ich zumindest, doch dann sah ich diesen Film...

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