Da ich dieses Jahr Michelle Williams schon ein Porträt gewidmet habe, möchte ich an dieser Stelle einen ganz persönlichen Text darüber präsentieren, warum die US-amerikanische Schauspielerin mein weiblicher Star des Jahres ist.
Ich habe Michelle Williams durch Dawsons Creek kennengelernt, eine Serie, die mich als Teenager und junge Erwachsene begleitet hat. Ich konnte mit ihrer Figur der Jen Lindley jedoch nie besonders viel anfangen. Sie war etwas zu selbstbewusst und ausgeflippt und ich nahm es ihr nachträglich übel, dass sie die Hauptfigur Dawson (James Van Der Beek) entjungferte – einen Part, den ich mir immer für Joey (Katie Holmes) gewünscht hatte. Das erste nennenswerte Wiedersehen mit ihr gab es in Land of Plenty und später insbesondere in Brokeback Mountain, der schnell zu einem meiner Lieblingsfilmen avancierte. In beiden Werken spielt Michelle Williams eine bedachte, emotionale Rolle, was mich mehr ansprach als die taffe Jen Lindley. Spätestens mit Mammuth hatte sie mich dann als echten Fan gewonnen.
Das Filmjahr 2011 war für Michelle Williams von eben diesen komplexen und emotionalen Rollen geprägt, die sie für mich zu solch einer bemerkenswerten Schauspielerin machen. Sie sucht sich ihre Rollen nicht nach den voraussichtlichen Einspielergebnissen oder dem Prestige-Potential aus, sondern entscheidet sich für die Drehbücher, die auch ihr unter die Haut gehen. Das führt zwar dazu, dass ihre Filme in der Masse der Blockbuster manchmal untergehen, verhilft ihr aber auch zu einer ernstzunehmenden Fanbase, die nicht nur ihr Lächeln, sondern vor allem ihre Performance zu schätzen weiß. So sind ihre Filme Blue Valentine, Meek’s Cutoff und Take This Waltz wohl an vielen vorbei gegangen. Letzterer hat es nicht mal in die deutschen Kinos geschafft und ist bislang hauptsächlich auf Filmfestivals, z.B. vergangenen Sommer in Toronto, gelaufen.
Aber ihre größte Rolle, die ihr schon eine Nominierung für den Golden Globe eingebracht hat und sicher auch bei den Oscars 2012 bedacht werden wird, ist die Marilyn Monroe in My Week with Marilyn. Bedauerlicher Weise gibt es auch für diesen Film noch keinen deutschen Starttermin und wir müssen uns vorerst mit den Trailern begnügen. Die amerikanischen Kritiker jedoch, die den Film bereits gesehen haben, sind voll des Lobes für ihre Darstellung der Schauspielerin und Sängerin. Insbesondere ihre Fähigkeit, der facettenreichen Persönlichkeit Marilyns Ausdruck zu verleihen und mühelos zwischen ihren verschiedenen Gesichtern hin und her zu springen, findet immer wieder Erwähnung.
Für mich ist Michelle Williams die perfekte Besetzung für diese Figur, weil sie in der Lage ist, melancholische Rollen ebenso gut zu spielen wie starke Frauen und ihren Charakteren eine besondere Tiefe zu verleihen weiß. In der Rolle der Marilyn Monroe kann sie die kecke Jen Lindley aus Dawsons Creek und die taffe Emily Tetherow aus Meek’s Cutoff mit der melancholischen Alma aus Brokeback Mountain bzw. der emotional vielschichtigen Margot aus Take This Waltz vereinen. Endlich kann sie ihr gesamtes Repertoire in eine einzige Rolle stecken! Das muss einfach ein Feuerwerk der Schauspielkunst sein, davon bin ich überzeugt.
Für das Jahr 2012 wünsche ich ihr, dass sie viele ebenso spannende Projekte wie My Week with Marilyn an Land ziehen und den Oscar in ihr Regal stellen kann. Und ich wünsche mir, dass My Week with Marilyn endlich auch bei uns im Kino läuft.
Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:
Flops 2011
Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The Boss
Ines’ Flop-Film des Jahres – Sucker Punch
Sophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean
Tops 2011
Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ Bone
Ines’ Top-Film des Jahres – Melancholia
Sophies Top Film des Jahres – Planet der Affen
Top-Schauspieler des Jahres 2011
Jennys Star des Jahres – Kristen Wiig
Jennys Star des Jahres – Andy Serkis
Mattes’ Star des Jahres – Mia Wasikowska
Mattes’ Star des Jahres – Ryan Gosling
Sophies Star des Jahres – Michelle Williams
Sophies Star des Jahres – Robert Pattinson
Maltes Star des Jahres – Jennifer Lawrence
Maltes Star des Jahres – Michael Fassbender
Ines’ Stars des Jahres – Alexander Skarsgard
Ines’ Star des Jahres – Saoirse Ronan
Interessante Regisseure des Jahres 2011
Tomas Alfredson – Nordmann mit Ambitionen
Nicolas Winding Refn – Meister der Präzision
Andrea Arnold – Von Top of the Pops nach Venedig
Cary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft