jp@movies - Kommentare

Alle Kommentare von jp@movies

  • Fantastischer Artikel - D.A.N.K.E. !!!
    (einer dieser immer rarer werdenden Momente, wo ich mich auf MP so richtig über einen Artikel freue)

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    • Schwierigkeiten bei einer Filmproduktion? Unerhört! Kann doch gar nicht sein! Alles Amateure! Kennen wir so nicht aus unserem Alltag, in dem Züge und U-und-S-Bahnen stets pünktlich kommen, und Ampelanlagen nie ausfallen, Brötchen immer frisch, und Regale niemals leer sind, sowie Rezepte hinterher immer so aussehen, wie die Bilder im Kochbuch.

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      • Camerimage 2021 - #6

        Was für eine Wucht von einem Film. Vertraut gänzlich dem starken Spiel seiner Hauptdarsteller und zeugt von großer künstlerischen Reife, brennt sich einem ins Gedächtnis, äh, geht einem unter die Haut und bleibt dort. Je weniger man vorher weiß, desto besser, um so heftiger treffen vor allem im ersten Drittel die ohnehin seltenen, wenigen Worte. Welches Gewicht die bekommen, was in der Stille dazwischen hängt, zerreißt einen. Spärlich eingesetzte, einsame Trompetenklänge sind fast alles, was man als Soundtrack zu hören bekommt, und mehr braucht es auch gar nicht. Ich könnte noch deutlich mehr schreiben, aber belasse es bei der Empfehlung: Wenn ich euch bisher nur einen einzigen Film empfehlen dürfte (und während ich dies schreibe bin ich schon einige weiter, ich komme ja kaum hinterher), dann wäre es dieser hier. Dieses gänzlich unpädagogische Plädoyer für menschliche Wärme, Liebe und Freiheit weitet euch das Herz, wenn ihr noch eins habt.

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        • über Forum

          Okay, jetzt ist mir klar was läuft: inaktive Konten kriegen anstelle eines Avatars die weiße Kachel des Todes, und dann sind sie nach der Ablauf einer Frist weg. So haben sie jetzt BigDi wegrationalisiert. Ja, Dmitrij ist seit Jahren tot, aber es war wunderbar ihm hier dennoch immer wieder zu begegnen, weil seine Gedanken über Filme hier archiviert waren. Jetzt sind sie weg, einfach so, ohne Ankündigung, Erklärung, oder irgendeine menschliche Regung.

          Aber sein Blog ist noch da, und damit ihr den wenigstens wiederfindet, hier ist der Link: http://sterbenmitswag.blogspot.com

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          • Ups, beinahe vergessen: gleich noch ein Service-Kommentar an das Dashboard, denn auch die Wiener Kino-Guerilla lädt bereits zu sich ein und sucht Mitstreiter, kommt, seht und macht mit!

            Sagt es bitte auch allen Wienern weiter, die ihr kennt (on- wie offline), denn nur so wird die Aktion ein Erfolg. Danke für's Mitmachen, denn jede Aktion, und sei sie noch so klein, hilft.

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            • Mischmasch indeed. Die dritte Folge bringt mit einer Szene mein Gefühl für die Serie perfekt auf den Punkt: da sitzt ein Mann pünktlich im Wartezimmer, der vereinbarte Termin verstreicht, die Zeit scheint stehen zu bleiben und alle um einen herum haben auch keinen Spaß am Leben, genau wie man selbst. Es wird auch nicht besser, wenn er danach mit dem Taxi im Stau steckt, ehe dann immerhin der Taxifahrer in ihm.

              “Come on, it’ll be fun!” - Nope. Wasn’t.

              Was könnte die Episode spannender machen als die letzte? Ein weiteres Dame-Spiel ist es jedenfalls nicht, Shadow bringt das auf den Punkt “you’re playing the same game” - und ich kann mir nicht helfen, die Serie bleibt für mich ein seelenloses Hochglanzprodukt, das von A nach B nach C nach D nach E springt, eine inzwischen drei Stunden umfassende und dann und dann und dann und dann Geschichte, ohne roten Faden. Den kann man sich anlesen, von wegen Krieg der neuen gegen die alten Götter - nur spürt man davon leider rein gar nichts. Leitmotivisch ziehen sich heruntergekommene Götter durch die Serie, die lustlos ihrem Tagwerk nachgehen und dem vergangenen Glanz besserer Tage nachtrauern. Davon spüre ich aber nichts. Gucke ich das falsch? Was entgeht mir? Muss man an etwas glauben um diese Serie zu mögen? Ich glaub ich schenk mir lieber das Buch, als die Serie.

              PS: Leidenschaftliche Sex-Szene??? Hab ich wohl verpasst, weil ich mich gefragt hab ob die brennenden Augen nicht wenigstens ein bisschen die Brauen oder das Pony ansengen müssten - tun sie aber nicht. Darum lässt mich die Szene ebenso kalt zurück und ich rate zum Griff nach HAPPY TOGETHER von Wong Kar Wai. Die Szenen mit Pablo Schreiber sind bisher die einzigen, die für mich funktionieren, der hat mit der Suche nach seiner Glücksbringermünze auch ein Ziel, mit dem man sich identifizieren kann.

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              • Weltnichtrauchertag? Na dann doch Lino Ventura im CLAN DER SIZILIANER - http://www.moviepilot.de/movies/der-clan-der-sizilianer - der sich den Film über das Rauchen ab zu gewöhnen versucht, ständig eine Fluppe im Mundwinkel hat und dankend jeden Versuch ihm Feuer an zu bieten ablehnt. Bis... nun ja, Film angucken ;)

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                • "Audio-visual entertainment and what we know as cinema – moving pictures conceived by individuals – appear to be headed in different directions. (...) Making a movie – the one you need to make - is something else. There are no shortcuts. (...) you have to protect the spark of connection that drove you to make the picture in the first place. You have to protect it with your life." - Danke Marty für die Worte, und dir Lotse für den Link! YMMD

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                  • Ich hätte gerne einen Link zu der Simpsons-Folge gefunden, in der Marge Simpsons im Off so eine "Tröte" (Posaune) spielt, bzw. die ganze Treehouse of Horrors XIX Episode, war aber nicht erfolgreich. Hier ist immerhin ein Bild für Bild Vergleich: http://simpsonspedia.net/index.php?title=Die_Peanuts

                    Und was bei den Simpsons vorkommt, ist offiziell heilig gesprochen ;)

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                    • jp@movies: Film & TV Kamera 14.11.2021, 09:29 Geändert 15.11.2021, 08:19
                      über Macbeth

                      Camerimage 2021 - #1

                      Dieser Film stellte nicht nur den Eröffnungsfilm dar, sondern - wie ich zu meiner Schande gestehen muss - die erste Macbeth-Verfilmung, die ich überhaupt sehe. So wie ich im Saal erst noch einen Sitz finden musste, suchte ich dann nach einem Weg an der geschliffenen Sprache vorbei in den Film hinein. Den fand ich sogleich in den Bildern, an deren Härte und Klarheit man sich die Halsschlagader aufschneiden kann. Atemberaubend schöne Kompositionen! Linien! Schatten! Nebel! Gesichter! Untermalt mit so tiefen Klängen von Carter Burwell, dass sie genüßlich Erdbeben auslösen und Bäume an den Wurzeln durchsägen. Das macht großen Spaß, auch wenn einem die Nuancen der Sprache desöfteren entgleiten. Ich glaube das größte Kompliment, das man dem Film machen kann ist, dass er so komplett aus der Zeit fällt, in der er entstanden ist, dass er so zeitlos wird, wie seine Vorlage, und deswegen leider von vielen ebenso links liegen gelassen wird. Hochkultur, und ich bin ein unwürdiger Kulturbanause, der sich dabei dennoch ins Fäustchen lacht.

                      Im anschließende Q&A erzählen Joel Coen und Bruno Delbonnel noch von ihrem "Was wäre wenn…" Dialog-Pingpong am Set, mit dem sie sich jeder Szene angenähert haben. Beide unterstrichen dabei, dass ihnen daran gelegen war, die Geschichte bis auf ihre Knochen herunter zu brechen, und selbst die Mauern von allen Ornamenten und Schnickschnack zu befreien, bis sie nur noch die Trennwände zwischen zwei Räumen sind. Das sieht man, und es sieht vom ersten bis zum letzten Bild fantastisch aus.

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                      • Je länger das Finale an mir arbeitet (oder ich an ihm), desto besser wird es. Nach einer Zweitsichtung bin ich regelrecht davon begeistert, weil alle Eindeutigkeit gewichen ist, und mir inzwischen die andere, weniger metaphysische Wahrheit mehr zusagt, also die … was, Wahrheit? Was Nora Kevin am Ende erzählt ist die bessere Geschichte, und das zieht sich ja durch die ganze Staffel. Alle (mit Ausnahme von Laurie) haben ihre Welt, ihren privaten Jesus - Verzeihung, Kevin - äh, Glauben, und selbst kleinste Realitätsverschiebungen spielen eine Rolle für unsere Welt, an die wir glauben (wollen).

                        Das Ende von THE LEFTOVERS, wie ich es jetzt sehe, ist Nora, die die Sünden der Welt auf sich genommen hat, deren (erfundene) Geschichte das perfekte Pflaster für jene Wunde ist, die die Departure in das Leben der 98% gerissen hat. Durchschaut hat sie von Anfang an die zweite Wissenschaftlerin. Sie hat gespürt, dass Nora im letzten Moment abbrechen würde, sie hat ihr nicht geglaubt, sie ständig in Frage gestellt. Darum muss sie ihre Geschichte vor der Kamera neu erzählen, ihre Kinder müssen darin vorkommen, damit es glaubhaft wird. Nora sagt mitnichten und Neffen immer die Wahrheit - angefangen bei ihrem neuen Namen, Sarah (und selbst ihr Nachruf ist zwar lustig, aber entspricht nicht der Wahrheit, tut auch niemandem weh, aber wahr ist er nicht). Sie selbst glaubt auf der Seite der Wahrheit und Fakten zu stehen, dabei ist sie stets auf der Flucht (oder Suche) nach etwas, einer Lösung, einer Erklärung, nach etwas, das Trost spendet. Keine profanen Liebeswünsche an Tauben, die eben nicht in die ganze Welt hinaus fliegen, oder Sündenketten um den Hals einer Ziege. Nora ist eine Getriebene, die nie still steht, deren Fahrrad permanent von links nach rechts und wieder zurück durchs Bild fährt, dabei aber nie irgendwo ankommt, am wenigsten bei sich selbst. Erst am Ende sagt sie Kevin, dass er damals im Hotel mit allem Recht hatte. Das war richtig, aber er hätte bleiben müssen, und z.B. mit ihr nach Miami aufbrechen können, Hauptsache mit ihr. Es hat lange gedauert, aber es ist nie zu spät dazu im Jetzt anzukommen, hier und heute. Eine vertraute Hand in der eigenen halten, sich in die Augen sehen und glücklich sein. Sich Glück erlauben, den Schmerz und die Kinder loszulassen, mit einer erfundenen Geschichte, die aber Trost spendet, wenn man nur selber daran glaubt. Dann kommen auch die Tauben wieder.

                        Was hätte Nora Kevin sonst erzählen sollen? Dass sie im letzten Moment “Stop!” gerufen hat und Matt ihr versprechen musste nichts zu verraten? Das hat er getan, bis ins Grab. Oder vielleicht nicht? War es wirklich nur Zufall, das Kevin sie gefunden hat, oder wer hat da ein bisschen nachgeholfen? Nichts ist so, wie es scheint. Nora wusste, dass es eine Hochzeit und kein Tanz ist - die Nonne sagt ja, “normalerweise liegen sie nicht so nah beieinander”, also die Hochzeitstermine, für die sie die Tauben mietet. Es ist das einzige Kaff weit und breit, Nora hat eigentlich erwartet, dass Kevin dort um ihre Hand anhält, in irgendeiner Form, die halt ihrer Wahrheit entspricht. Die passende Geschichte dazu hat Kevin aber noch immer nicht parat, drum geht sie. Sie muss selbst die Antwort finden, nach der Liebe, nach den Tauben Ausschau halten, auf dem Dach, an dem eine Leiter lehnt, genau wie an dem Gebäude der Nonne mit ihrem Liebhaber … diese Details (wie etwa diese viel zu große Tür, deren Knauf so hoch liegt, als sei Nora ein Kind? Kindisch, wie sie sich eingesperrt hat, um dann doch wieder heraus zu wollen - genau wie in dem “Apparatus”) sind wundervoll, und ich bin mir sicher da ist noch mehr zu entdecken.

                        Jedenfalls erlöst Nora uns (und die Ziege) von unseren Sünden, nimmt sie an, kämpft darum, opfert sich für uns. Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hat, erhört sie auch die profanen Stoßgebete der Liebe, die sie von den Hochzeitsgästen erreichen, für die sie zuvor noch blind war. (Oder ist Nora Gott, der unsere Gebete jetzt erhört, und Kevin ist der Erste, dem sie erzählt, was der als Antwort hören möchte.) Dann kommt Kevin ein letztes Mal, jetzt mit der Wahrheit (tatsächlich?) auf den Lippen, aber zwischen den schönen Flüchen immer wieder das “I couldn’t believe it” - wir brauchen eben alle eine Geschichte, ein Ende, an das wir glauben können, damit wir weiterleben können. Dieses Ende gibt uns Nora, und es ist frei erfunden.

                        Nicht überzeugt? Ihr wollt lieber, dass sie bei den 2% war? Dann glaubt ihr aber auch, dass das Baby aus der Pilotfolge auf einem Parkplatz verhungert ist, und Laurie’s ungeborenes Baby in einer leeren Klinik … das ist nicht mehr so angenehm, oder? Oder das der Erfinder der Maschine selbst auf die Idee kommt die 2% wieder zurück zu schicken, damit die Welt wieder eins wird? So durchdacht ist die Geschichte nicht mehr, wie sie im ersten Augenblick wirkt. Die Paralleluniversen gibt es, aber es reicht sie im Kopf zu haben, man muss nicht dorthin reisen. Das Ende der Welt kann man auch in sich finden; wer sich dann umdreht, dem liegt die ganze Welt zu Füßen.

                        PS: Und ich bin noch gar nicht auf dem ständig tröpfelnden Regen eingegangen … damit habe ich mich noch gar nicht beschäftigt, denn dahinter könnten sich weitere Interpretationen verbergen, aber mir genügt diese eine, meine. Hauptsache die eigene Weltsicht bleibt flexibel, so wie sie es im writer’s room vorgemacht haben, und Laurie wiederbelebt haben, weil es sich richtig angefühlt hat: http://www.indiewire.com/2017/06/the-leftovers-laurie-alive-finale-amy-brenneman-damon-lindelof-1201836872/

                        Vielen Dank für die Recaps und Denkanstöße, lieber Sascha - war eine tolle Reise, und man liest sich spätestens beim nächsten Serienprojekt von Lindelove (sic) und Co.

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                        • Leider hat es ja auch viel mit dem dramaturgischen Dogma zu tun, dass Handlung voran getrieben werden muss. Gerade beim Sex heißt es dann, “den Rest kann man sich ja denken” (ausgerechnet ;) und schneidet zur nächsten Szene. Gewalt wird auch dann ausgewalzt, wenn sie schon längst nichts mehr zu erzählen hat, außer wer grausamer ist oder länger durchhält. Dort wird sehr viel differenzierter dargestellt, dort sind Nuancen des "einander-Schmerz-zu-Fügens" erlaubt, holt der eine den anderen ein, taumelt man angeschossen weiter, etc.

                          Bei der Inszenierung von Sex fehlen solche Zwischentöne meistens, die Nuancen des "einander-Lust-zu-Bereitens", dass es Zeit braucht damit beide (oder meinetwegen alle) aus ihrem Kopf kommen, selten gleichzeitig, wie man dabei einander verlieren und wiederfinden kann, Unsicherheiten, Pausen, das Kribbeln, die Lust - das ganze mögliche Spektrum wird nicht ansatzweise ausgeschöpft. Das ist immer noch ein Tabu. Sich für Sex Zeit zu nehmen, der nichts mit Kinder kriegen zu tun hat. Weder als olympische Mehrkampfdisziplin, noch als verkopfte Angelegenheit, die weiter schneidet, über- und ausblendet, sondern als sinnlicher Tanz und Begegnung von Menschen, die einander körperlich Gutes tun.

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                          • Uff, ich tu mich immer schwerer mit "Discovery". Der Plot kommt so sehr vom Reißbrett und steuert auf ein Finale zu, das eine Variation des Stand-Offs der Pilotfolge sein dürfte, dass ich inzwischen komplett das Interesse an dieser Staffel verloren habe. "Das Multiversum wie wir es kennen steht auf dem Spiel!" - Ja, is klar (gähn). Da ich parallel dazu die ersten Folgen Voyager gucke, tut dieser Plot-Overkill um so mehr weh, dabei konnte ich mich anfangs gut mit dem neuen Ensemble und Look anfreunden, selbst mit der manchmal nervigen, uninspirierten Kameraarbeit. Die "Kampfsequenz" mit Michelle Yeoh? Was war denn das bitte? Jason Isaacs beschreibt ja wunderbar, dass er sich dabei wie ein "besoffenes Flusspferd" gefühlt hat (http://www.indiewire.com/2018/01/star-trek-discovery-jason-isaacs-interview-dead-spoilers-mirror-universe-1201922065/), aber der Job der Kamera und des Schnitts wäre es gewesen, die Inszenierung nicht auch so aussehen zu lassen. Höhepunkt der Folge war die Ansprache an die Manschaft von Saru, der so ziemlich als einzige Figur eine echte Entwicklung zu machen scheint und hoffentlich das Kommando in Staffel 2 behält. Auf die freue ich mich schon jetzt mehr, als über diesen überambitionierten Auftakt.

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                            • Sehr schöner Text, Rajko. Ich erinnere mich noch, wie ich es damals gerade noch so in den Kinosaal geschafft habe, dass es eine Nachmittagsvorstellung war, in welcher Sitzreihe ich saß (eher hinteres Drittel und weiter rechts als ich gerne wollte), und wie sich das alles ausblendete, wie mitreißend der Film war, wie überzeugend die Computereffekte (und Miniatursets, wie ich jetzt weiß, etwa von der Atombombenszene). Das hat sich eingebrannt und mich mehr begeistert, als ich als angehender Arthouse-Cineast wahrhaben wollte. Vielleicht war es genau dieser Film, der mich vor einer rein akademischen Filmrezeption bewahrt und in Schutz genommen hat. Ja, man könnte sagen Arnie (bzw. Cameron) nahm mich hier ein wenig vor mir selbst in Schutz. Dafür bin ihm ewig dankbar, denn handwerklich wäre man als Filmhandwerker schlecht beraten, sich allein am Arthouse zu orientieren.

                              Übrigens erging es mir dann mit on George Miller's FURY ROAD wieder genauso. Nicht ganz so meta-fähig wie T2, aber immer noch ein umwerfend gut gemachter Spaß, bei dem Analoges und Digitales die perfekte Ehe aus Eis und Feuer (sorry, kann ich mir heute nicht verkneifen) des Filmemachens eingehen. Auch da trieb es mich in eine Nachmittagsvorstellung, ich saß aber nahezu perfekt in der Mitte und ließ mich mitreißen. Sich mitreißen lassen ist doch Kino in seiner schönsten Form, und da es dort dunkel ist, muss man sich währenddessen ja vor niemandem dafür rechtfertigen. Pure pleasure, zero guilt :)

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                              • Camerimage 2021 - #2

                                Kameramann José Luis Alcaine erzählte vorab von den über 300 Tagen Sonnenschein im Jahr mit denen er aufgewachsen ist, und dass der Film ebenso sonnendurchflutet sei, er Almodovar sogar dazu angehalten habe die Szenen mit Uhrzeiten zu versehen, so dass er sie in entsprechendes Licht tauchen könne. Im Corona-Lockdown habe er Filme der 40er bis 70er Jahre geguckt, deren größere Tiefenschärfe es den Zuschauern erlaube sich auszusuchen*, wo sie hinsehen wollten. Auch das hat er übernommen, und nur die ersten paar Einstellungen achtet man tatsächlich noch darauf, ehe einen der Film mitreißt und man - nun ja - sehr viele Untertitel lesen muss. Der Dialoglastigkeit zum Trotz ist der Film einmal mehr perfekt konstruiert und läuft wie eine geölte Maschine. Wie wunderbar einfach und genial Kamera und Regie hier Dinge erzählen, erkennt man zum Beispiel daran, wenn in einer zentralen Szene oberflächlich nicht mehr passiert, als dass die Darstellerinnen die Seiten im Raum getauscht haben. Darin steckt eine Meisterschaft, der ich gerne zusehe.

                                * Quergucker?

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                                • Ach ja. Peter Weir und die Aborigines. Wie eine ewig unerfüllte Liebe. Wem sein Film DIE LETZTE FLUT nach seinem sehr starken, atmosphärisch dichten Anfang spätestens zur Mitte hin langweilig wird, kann sich damit behelfen ihn “homoerotisch” zu lesen. Vorsicht! Der Text enthält Sp-E-U-L-E-r! Ein Mann, der Visionen von Sturzbächen aus Wasser hat, und sich so sehr davor ängstigt, dass er nicht mehr schlafen kann... Visionen von etwas, das ihn aus dem Ehebett vertreibt, bzw. ihm die lange überfällige Ausrede dazu liefern dort nicht länger “schlafen” zu müssen... dann erscheint ihm prompt ein “fremder, schöner Mann” in seinem Traum, der ihm wenig später auch im wahren Leben begegnet... er stellt ihm irgendwann nach... spricht mit dessen “Vater”, der ebenso wie seiner deren “homosexuellen Neigungen” ablehnt... denn die Eulen sind nicht was sie scheinen, David... dann schließlich schickt der Mann Frau und Kind weg, oder in “Sicherheit”, wie er es nennt... und endlich, endlich! Kann er seinem Geliebten in dessen “Welt” folgen, tief unten verborgen liegt er, der Eingang zu dem “Geheimnis” seines, äh “Stammes”... noch durch den Türrahmen, wie bei Malick, dann gerät es zeitlich durcheinander, denn der Fremde muss zurück zu den seinen, nachdem er ihr “Gesetz” gebrochen hat, nackig steht er da, mit dem Hintern uns zugewandt... ein Vater wird mit dem Stein erschlagen... und der Mann sucht sich den Weg heraus, aus dem Labyrinth, in dem er gefangen ist, erreicht den Ausgang - auch das ja ein coming-out, kurz vor dem... o-O, das Wasser spritzt, die Gischt, er schließt die Augen. Da ist sie, die Welle!

                                  Klingt verdächtig nach einem verlorenen Kapitel aus Woody Allen’s WAS SIE SCHON IMMER ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN, ABER NICHT ZU FRAGEN WAGTEN, oder? Nur leider bierernst inszeniert.

                                  Wer den Film “normal” sieht, hat definitiv weniger davon, zu aufgesetzt wirken die Szenen mit den Aborigines, ein Schuß mehr Roeg à la WALKABOUT hätte Weir gut getan, dafür nehmen die verregneten Straßenszenen ein Gefühl von BLADE RUNNER vorweg, und wenn die Äste im Sturm die Fenster einschlagen, war er auch POLTERGEIST voraus. Das Sounddesign des Films ist überragend, wunderbar wie mit Wind und Regengeräuschen umgegangen wird, wenn sich elektronische Klänge darin verstecken, mal Musik, mal nicht, das vielleicht entsetzlichste Instrument der Welt, das Didgeridoo verbreitet den puren Horror, den auch der Rhythmus der Scheibenwischer nicht beseitigen kann. Es regnet schwarz, es regnet Frösche, Jahre vor MAGNOLIA, und doch schafft es der Film irgendwann nicht mehr seine Themen beieinander zu halten, prophetische Träume, Kulturen die aufeinander prallen, ein Gerichtsfilm? So richtig entscheiden kann er sich nicht, und ab da wird’s langweilig. Also guckt man besser TAKE SHELTER von Jeff Nichols, oder watet durch den biblischen Zorn des NOAH von Aronofsky im kommenden Jahr.

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                                  • Um es mal vorsichtig zu formulieren: Weiche Männerrollen, also solche ohne das ständig mit ner Knarre in der Hand herumgefuchtelt werden muss, sind ebenso Mangelware in Hollywood. Neue Männer, die Klischees statt Knochen brechen. So wie in ELTERN von Robert Thalheim. Findet man sonst fast nur in Serien wie GIRLS (ich liebe Adam und Ray) oder TOGETHERNESS. Daher bin ich wohl einer der wenigen, die sehnlichst auf das Reboot DREI FRAUEN UND EIN BABY warten :)

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                                    • Letztes Jahr habe ich noch spekuliert Walt will Kronzeuge-Jesse (beschützt von Hank) mit der Knarre platt machen, weil er neben ihm selbst der letzte sein wird, der auch das Rezept kennt: http://blog.jensprausnitz.com/2012/breaking-bad-2/

                                      Da Vince Gilligan aber inzwischen von einem "bitter-sweet-ending" spricht, sind alle hier aufgezählten Wendungen noch viel zu naheliegend: http://www.youtube.com/watch?v=O77p-6-AqP4

                                      Oder um es mit der Essenz dieses Artikels ( http://www.fastcocreate.com/1681158/3-storytelling-tips-from-breaking-bad-creator-vince-gilligan ) zu sagen: Surprise! Curveball!

                                      • WHO AM I ist jedenfalls auch bei den Kollegen in Übersee bemerkt worden. Mir hatte letztes Jahr Anthony Dod Mantle (!) davon erzählt, als der gerade mit SNOWDEN von Oliver Stone auf dem Camerimage-Festival war. Als solider Handwerker hat er sich Odar also etabliert, und ich bin jetzt immerhin beruhigt, da der Plot nicht mehr so verdächtig nach meinem eigenen klingt. Werde am Wochenende reinschauen, und das deutlicher entspannter als ich dachte :)

                                        Und willkommen an Bord, wünsche einen guten Flug, die Notausgänge befinden sich irgendwo als Button zum anklicken, aber lass ma ^^

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                                        • Trauriger als diese Meldung machen mich die Reaktionen in den Kommentaren. Kommt denn niemand auf die Idee, dass die Serie vielleicht besser sein könnte? Wenn man jeden Scheiß frisst, nur weil er noch genauso aussieht, muss man sich auch nicht wundern, wenn man zum Fernsehzombie mutiert der jahrzehntelang den gleichen Rotz glotzt - die einen gucken dann 30 Jahre TATORT, andere ebenso lang WETTEN DASS...? und der Nachwuchs eben THE WALKING DEAD.

                                          Kreuzigt mich meinetwegen, aber das Niveau der Pilotfolge haben sie nie wieder erreicht. Inzwischen habe ich das Interesse an der Serie nahezu gänzlich verloren, es ist immer nur das Gleiche. Den Quoten-Schwarzen in der Gruppe haben sie jetzt schon zum zweiten(!) Mal durch einen anderen ersetzt. Wünsche viel Spaß mit Staffel 10, wenn Rick, ja was? Allein unter Toten ist? Hm. Ich sach ja, der Pilot ist unerreicht.

                                          Man erfährt nichts davon was hinter den Kulissen abläuft, weil die Showrunner (genau wie Regisseure oder Autoren) in der Branche nicht als "schwierig" gelten wollen. Und wenn niemand dem Sender und den Produzenten auf die Finger klopft, dann machen die eben lustig so weiter, die Figuren agieren immer mal wieder wie die letzten Idioten, dann fängt sich die Serie wieder - ich meine guckt mal wie ihr euch in den Einzelepisoden einerseits aufregt, dann aber keine Verbindung dazu herstellt, dass es jemanden gibt, der genau(!) dafür verantwortlich ist: der Showrunner.

                                          Ach, was reg ich mich auf, in knapp vier Wochen kommt ja der heiße Winter, wo dramaturgisch alles noch Hand und Fuß hat. Noch ;)

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                                          • Anhang 3 - Ist es fair die Qualität von amerikanischem Pay-TV wie HBO mit unseren ÖR zu vergleichen? Ja, denn was man heute den Aushängeschildern der US-Serien nachsagt, hat deutsche Serien bereits vor 30 Jahren ausgezeichnet. Wer alt genug ist, erinnert sich an z.B. “Heimat” und “Berlin Alexanderplatz”. Das sieht auch heute noch verdammt gut aus. Dann kam das Privatfernsehen, das Gerede von der Quote, dann floppte “Die Zweite Heimat” in der ARD - nicht so im europäischen Ausland, wo sie hervorragend ankam. Seitdem hat es jedes “andere”, neue Format schwer es überhaupt bei uns auf den Bildschirm zu schaffen, alle paar Jahre schlüpft aber was durch, weil mal die richtigen Leute zueinander gefunden haben, und meist jahrelang(!) für ihre Vision kämpfen. Würden die ÖR sich auf diese alten Tugenden besinnen, unsere TV-Landschaft sähe anders aus.

                                            Zunächst einmal gehört die Werbung verboten, dann wandert das Geld nämlich dorthin, wo es gebraucht wird, zu den Privaten. Klingt erst mal schrecklich, ich weiß, aber es wäre fairer Wettbewerb. Und wenn ARD und ZDF nicht jeden Dreck kopieren würden, der dort funktioniert, seien es Castingshows oder was auch immer gerade durchs Dorf getrieben wird, müsste man sich auch nicht noch wie letztes Jahr dem Raab Gebührengelder hinterher schmeißen. Das ist eine Bankrotterklärung. Wie viel Geld geht für Sportübertragungen drauf, oder für doppelte Berichterstattung britischer Hochzeiten? Das ist unser Geld, das hier verpulvert wird, und nicht in fiktionale Formate investiert wird. Die Ideen sind ja da, aber der Mut und die Konsequenz fehlt. Nur jetzt, wo aus der Abgabe eine Steuer geworden ist, muss die Frage erlaubt sein, was mit dem Geld passiert, und wie viel ein Herr Jauch kostet, der seine eigene Sendung noch selbst produziert.

                                            Selbst unsere Pay-TV Sender sind dabei sich inzwischen zaghaft an eigenen Formaten zu versuchen, obwohl sie nicht ansatzweise die Mittel der ÖR zur Verfügung haben. Und wenn die Strategie von Netflix und Co. aufgeht (wird sie), stehen unsere Sender unter noch mehr Druck, weil immer mehr Zuschauer wegbrechen, und sich die Quote nicht mehr künstlich nach oben “rechnen” lässt.

                                            Außerdem laufen weder BREAKING BAD, MAD MEN noch THE WALKING DEAD alles nicht auf HBO, sonder AMC, die gar kein reines Pay-TV sind, und außerdem geht es dort bei der Finanzierung stark um die Einspeisungsentgelte in die Kabelnetze. Das würde hier aber zu weit führen.

                                            Die Frage hier dreht sich um Inhalte, und da werden den Kreativen Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht. Ist es da ein Wunder, wenn man sie mal aufhebt und zurück schmeißt, so lange sie virtuell sind und niemand dabei verletzt wird?

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                                              • jp@movies: Film & TV Kamera 07.03.2021, 13:12 Geändert 07.03.2021, 13:25

                                                Meine Fresse, was für ein langweiliger Streifen. Dieses Desinteresse an den Figuren, die Einfallslosigkeit und Wurstigkeit ist schon fast wieder beeindruckend. Wenn man glaubt, dass einen Netflix-Filme nicht noch mehr enttäuschen können, dann wird man schneller als einem lieb ist vom Gegenteil überzeugt. Ein Film, der sich daran erschöpft Material für einen schicken Trailer zu liefern, der um Klassen unterhaltsamer ist, als der Film selbst.

                                                Kaum eine Szene kommt ohne Musik aus, die alles verstopft und doch fast nie Montage-Sequenzen unterlegt, die den Namen verdient hätten, sondern wird schon durch jede Bewegung der Figuren von A nach B ausgelöst, so dass man beinahe hofft, sie mögen jetzt bitte sitzen bleiben. Dann wird es aber noch schlimmer, weil man schlechten Dialogen zuhören muss. Etwa in der Schlüsselszene, in der der Anwalt der Gegenseite auftritt und zwei Minuten Zeit bekommt. Noch nie haben sich zwei Minuten so lang angefühlt. Wie knackig wäre die Szene ausgefallen, wenn sie wirklich(!) nur zwei Minuten gedauert hätte. Ein Feuerwerk zwischen zwei Profis, die dennoch ein doppeltes Spiel spielen. Verdammt, jede Anwaltsserie hat versehentlich besser geschriebene Dialoge irgendwo in ihren Staffeln versteckt.

                                                Die uninspirierte Kamera setzt viel unmotiviertes, buntes Licht, als hätte jemand den Malkasten von Refn geklaut ohne damit umgehen zu können, und löst alles so brav in Schnitt und Gegenschnitt auf, das man einschläft, während der Schnitt versäumt auch nur einen Hauch von Tempo in die Geschichte zu bringen, die mindestens 40 Minuten zu lang für die Story und den Film ist. Das Drehbuch ist schwach und nicht halb so clever, wie es gerne wäre, und die Inszenierung macht die Lücken nicht mit seinen tollen Darstellern wett, sondern lässt es halt so. [Spoiler voraus:] Deswegen erfährt man nichts darüber, wieso die Bindung von Mutter und Sohn so eng ist, warum umgekehrt die Hauptdarstellerin ihre Mutter den Häschern überlässt, aber angeblich doch der Liebe fähig ist (so lange es sich um eine heiße lesbische Nummer handelt - natürlich mit entsprechendem „tiefenpsychologischen“ Ende - sol heißen: sagt mehr über den Autoren und sein Weltbild aus, aber ist ja sooo clever, der Twist. Not.), das Verschwinden (Taxi-Fahrer-Gehilfe) oder der Tod von Nebenfiguren (Ärztin) werden hingenommen, weil sie nur den Plot vorantreiben, aber weder wird es mit schwarzem Humor, noch als Thriller inszeniert, als wüsste der Film selbst nicht so genau, in welchen Ton er erzählen möchte, oder was er sein will. Außer natürlich ein pädagogisch unglaublich wertvolles Lehrstück zu sein. Da werden Mitarbeiter in der Klinik erschossen, und niemand trauert um sie? Ich meine im Hintergrund oder Details, wie einer Trauerschleife oder was weiß ich, aber nix. Als gehöre das zur Alltäglichkeit dort. Sogar ein Zahn bekommt hier mehr Screentime.

                                                Eine Szene wird mir dann aber doch in Erinnerung bleiben: Wie die durchgefrorene Rosamund Pike den Würstchenofen in der Tankstelle umarmt. Das war der zärtlichste, menschlichste Moment des ganzen Films, den man sich gänzlich sparen kann. Ach Halt, eine tolle Kamereinstellung gab es, und die war ja auch im Trailer: Als sich die Glastüren hinter der Zwangseingewiesenen schließen, verschwindet sie hinter den Rahmenelementen, während die Pfleger noch zu sehen sind. Aber das könnte auch ein Zufall gewesen sein, wenn ich es recht bedenke, und jetzt habe ich diesem Ding eh schon mehr als genug Zeit gewidmet.

                                                Um euch auf bessere Gedanken zu bringen, wechseln wir doch vom „ich“ zum „wir“, bitte sehr: https://www.youtube.com/watch?v=LQhX8PbNUWI

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                                                    https://www.youtube.com/watch?v=4QBl-BuEIV8