alex023 - Kommentare

Alle Kommentare von alex023

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    alex023 03.12.2014, 21:56 Geändert 03.12.2014, 21:59

    Melden Sie sich jetzt! Werden Sie Soldat und kämpfen Sie für die Zukunft der Menschheit!
    Sorry, gibt’s da nicht auch eine diplomatische Lösung? Können wir nicht verhandeln, mit den Bugs reden?
    Ne, man, das kannste vergessen! Ich bin aus Rio und wir treten denen jetzt mal gepflegt in den Arsch!
    Möchten Sie mehr wissen?
    Es muss doch irgendwann Schluss sein. Wann begreifen die Menschen denn, dass Krieg keinen Frieden bringt? Immer wieder auf den anderen, immer mit (Waffen-)Gewalt, was soll das? Was bringt das? Wozu führt das?
    Halt! Still gestanden! Sir, ja, Sir!
    Die Menschheit soll Herrscher der Galaxis sein, doch nicht irgendwelche kümmerlichen Insekten!
    Gedankensteuerung, Raumschiffe, Laserwaffen, gepanzerte Rüstung, Kameradschaft im Militär, große Liebe und Freundschaft, die alles überdauern!
    Paul Verhoevens STARSHIP TROOPERS vereint alles! Space, Weltraum, diese Unendlichkeit des Raums, nur durchbrochen von der Zeit. Gesellschaftssatire getarnt als spaßiger Mainstreamblockbuster. Das ist zwar die Zukunft, aber sind wir das nicht selber? Die Menschheit als Symbol für die westliche Zivilisation, die so weit entwickelte, hoch-technisierte, Vertreter der einzig wahren Kultur und Weltauffassung. Etwas anderes dulden? Sicher, aber nur wenn es unseren Interessen dient. Welche sind das noch gleich? GELD. Der Motor unserer Welt. Wenn, dann sollen die Strukturen der Gewalt in der Welt doch bitteschön so ausgerichtet sein, dass sie uns nutzen. Anders ergäb es ja doch gar keinen Sinn!
    Die Insekten, die „Bugs“, das ist dann je der Widersacher des Westens, der gerade stört. Selber nicht mal besser, mit ähnlichen Motiven, aber irgendwie am Ende doch immer unterlegen. Die Welt ist nicht so einfach, wie die Oberflächlichkeit dieses Films es scheinbar (!) vorgibt. Da steckt noch viel mehr dahinter.
    Haben Sie gerade „Brain Bug“ gesagt? Das ist ja lächerlich. Wer glaubt denn, die könnten denken?
    Ja, es mag keiner glauben, aber die anderen sind auch Menschen. Mit den gleichen Rechten. Aber wir sind doch alle irgendwie Heuchler. Ich genauso. Sitze hier und schreibe über diesen Film, so kurz nachdem ich ihn gesehen habe. Ich habe gelacht, mich amüsiert. Aber dieser ernste Hintergrund, hm?
    Möglicherweise überdramatisiere ich das auch ein bisschen. Ganz sicher ist es so. Aber besser, als wenn man beide Augen verschließt. Oder DIE ZEIT liest. Einfach ein wenig mehr Diplomatie, ein wenig gelassener an die Sachen herangehen. Und einfach mal daran denken, dass wir eigentlich alle gleich sind. Ist weltweite Solidarität wirklich so viel verlangt?
    Und ich wünsche mir mehr solche Filme in der Blockbustersparte. Der hier macht nämlich verdammt nochmal was her.
    Ein paar lose Gedanken. Nicht dass mich jetzt jemand hierdrauf festnagelt. Vorsicht, Granate!

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    • Ich staune immer wieder, wie du das machst. Dachte nur Leute wie hoffman (deren Tag doppelt so viele Stunden hat wie unser) schaffen Zahlen in dieser Höhe.
      Da habe ich schon einen weiteren Neujahrsvorsatz. ;-)

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        • "Was den aktuellen Stand der Wissenschaft anbelangt, wissen wir so viel: Zeitreisen sind, wenn überhaupt, bloß in die Vergangenheit möglich."

          Woher genau hast du das? Nach meinem Wissen war es immer genau andersrum (also nur in die Zukunft^^), also klär mich bitte auf. :D

          • Scheint ja ein recht tolles Jahr für dich gewesen zu sein. :P

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              • Hab ihn gerade zum ersten Mal gesehen und da ist mir doch gleich die nette Liebeserklärung hier aufgefallen. :)

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                • BOYHOOD tatsächlich als Favoriten?
                  Also ich gehe ja weiterhin mit HER. ;-)

                  ...und das mit dem knutschen und GONE GIRL, ist das jetzt in Mode? :D

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                    über Casino

                    »Listen to me very carefully. There are three ways of doing things around here: the right way, the wrong way, and the way that *I* do it. You understand?«

                    Groß, breit und stark verdichtet: CASINO dürfte sich selbst auch als so etwas wie die Essenz von Martin Scorseses Werk nennen, da er hier viele Motive seiner anderen Filme aufgreift, verbindet, vermischt und etwas derartig unaufhörlich groß angelegtes kreiert. Pausenlos schreitet die eigentlich eher simple Handlung voran, atemlos und gebannt sitzt der Zuschauer da und kann und wird nicht wegschauen, wenn der Meister mit all seiner Regiekunst seine Realität auf die Leinwand projiziert.

                    Wir befinden uns in den 1970ern in Las Vegas, Nevada, USA, aber wir könnten auch überall sonst sein, es würde dennoch alles stimmen. Aber dieser Ort ist für die Präsentation geradezu prädestiniert. Betrachten wir Geld als Treibstoff dieser Welt, was es zweifellos ist, dann sind die USA der zentrierte Punkt, auf welchem das Machttreiben durch das Fließen von grünen Papierblättern seine höchste Konzentration erreicht. Vor allem in den 70ern, als die Mafia noch den Ablauf kontrollierte (bevor das System sich selbst übernahm), da hielt jeder hier und da die Hand auf, jeder bekam in fast schon erschreckender Ordnung seine Moneten. Keiner stellte Fragen. Politiker, die ihre Macht ausspielten und überall Zugeständnisse machten, wo sie was abgreifen konnten, um es dann hemmungslos zu verzocken. Gangster (bzw. Mobster), die zu Geschäftsmännern wurden. Immer nur eins im Blick: Reichtum, der zu Macht führt, die zu Hemmungslosigkeit und Skrupellosigkeit führt. In dieser Welt wird alles getan, was man sich nur vorstellen kann (oder sogar nicht vorstellen kann). Sex, Sex, Sex, Drogen, Drogen, Drogen und immer wieder dieses Geld überall. Es ist der Motor, der alles antreibt. Nur Liebe kann es nicht kaufen, das merkt auch Sam “Ace” Rothstein, der seiner Frau Ginger so oft beschenken kann, wie er möchte, ihr Herz wird jedoch stets beim Kindheitsfreund Lester verbleiben. Signifikant, dass sie ihn dennoch heiratet, denn in dieser Welt, in unserer Welt, da zählt bloß die finanziell abgesicherte Zukunft; aber es ist nicht mal das, es muss eigentlich das ganze Leben sein, es muss hemmungslos, reich (an teuren Vernügungen) und ausgelassen sein, sonst zählt es doch nicht. Ist das die Botschaft, die Scorsese hier zeichnet? Vielleicht. Aber sicherlich ist da noch mehr.

                    Ace Rothstein wird der Boss im Tangiers-Casino, nicht offiziell, aber in Wirklichkeit doch, auch wenn er keine Casino-Lizenz bekommt. Das interessiert nämlich niemanden! Es zählt nur, ob die Scheine auch in genügender Regelmäßigkeit und Menge geliefert werden. Darüber hinaus kann jeder treiben, was er will. Sein Kindheitskumpel Nicky Santorio, ein sizilianischer Mobster wie er im Buche steht, mischt irgendwann Las Vegas auf, weil er sich nicht mit seiner mageren Beteiligung am Geschäft “back home” zufrieden stellt. Wieso denn auch? Die Welt gehört demjenigen, der die Initiative ergreift! So geraten Ace, Nicky und auch Ginger in den Strudel ihrer eigenen Gier nach, ja was wohl, Geld, Geld, Geld; nach Macht, nach dem besonderen Leben, was sich doch so ganz sicher verdient haben. Man geht dabei nicht nur sprichwörtlich über Leichen, sondern ganz real. Ganz nüchtern erklärt Nicky aus dem Off, dass man die Löcher in der Wüste ja bereits irgendwann vorher vorbereiten müsse und nicht erst, wenn man die Leiche im Kofferraum hat, da es ja eine ganz schöne Zeit in Anspruch nehme, denn »who knows who's gonna come along in that time? Pretty soon, you gotta dig a few more holes. You could be there all fuckin' night.«

                    In den meisten Scorsese-Filmen haben wir einen Erzähler, der uns das Innerste des Protagonisten auf dem Silbertablett serviert; es gehört also dazu wie das diabolische Grinsen in Nicky Santorios Gesicht. Hier aber lässt er abwechselnd seine beiden Hauptcharaktere erzählen und beschert dem Zuschauer somit eine geteilte Sicht der Dinge, was jedoch auch dazu führt, dass der Film zu gefühlt neunzig Prozent daraus besteht, dass eine der Figuren etwas erzählt. Aber total egal, man findet sich damit ab, das wird nämlich auch der Charme des Films: man ist zwar irgendwie schon mittendrin, aber dann doch distanziert, beobachtet das groteske Treiben von außen, bis man bemerkt, dass es gar nicht so absurd ist, weil man ja die brachiale Realität gezeigt bekommt.
                    Was soll man noch groß dazu sagen: Robert de Niro, Sharon Stone und Joe Pesci spielen sich wie wild gewordene Tiere (vor allem die letzten beiden) die Seele aus dem Leib, selten hat für mich eine Hauptdarstellerkonstellation so fabelhaft funktioniert, sie s i n d ihre Figuren und das mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers. Um die Strahlkraft dieser Realität noch zu verstärken, greift Scorsese wieder auf seine typische Musikuntermalung zurück, unterlegt brutale, ruhige und schnelle Szenen mit Songs von “Gimme Shelter” über “Go Your Own Way” bis zum genialen “House Of The Rising Sun”.

                    Mit CASINO beweist der Altmeister wieder und erneut, mit was für einer Hingabe er großes, riesiges Kino inszenieren kann, mit was für einer Genialität er messerscharfe Analyse, authentische Realität und großen Unterhaltungsfaktor vermischen kann und ein dreistündiges Werk abliefern kann, was nicht nur zu keiner einzigen Milisekunde zu lang ist, sondern noch viel viel viel länger hätte laufen dürfen, sollen, fast schon müssen. Hier werden die Grenzen des Unterhaltungskinos ausgetestet und wohl erreicht, das ist reines, pures, emotionales, großes, episches, cooles, unterhaltsames, kritisches, meisterhaftes Kino. Money, Money, Money!

                    »...and that’s it.«

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                    • über SERIEN

                      Update #3: Nachdem sich FIREFLY etwas zieht (ist zwar gut und so, aber ich brauche gerade etwas Drama! :D), fang ich dann doch mal mit HOMELAND Season 4 an, soll ja mächtig abgehen!
                      MODERN FAMILY ist nun mit drei Seasons vorerst beendet, da Netflix nicht mehr bietet, schade...

                      way to go.

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                        alex023 23.11.2014, 23:15 Geändert 23.11.2014, 23:16
                        über Mommy

                        »Today is gonna be the day
                        That they're gonna throw it back to you
                        By now you should've somehow
                        Realized what you gotta do
                        I don't believe that anybody
                        Feels the way I do about you now«

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                        • "New Slang" und "Asleep", die Texte dazu hätten auch mehr oder weniger von mir stammen können. :D

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                          • Sehr sympathisch. Ich muss dir gleich mal eine Anfrage schicken. :)

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                            • Ich finde, die mit Abstand beste Folge der Staffel, die leider nicht mit den vorherigen mithalten kann. Vielleicht kommen wir ja mit den letzten drei Folgen nochmal nach ganz oben.

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                                Gesneaked...(dieser Kommentar könnte Spuren von negativen Emotionen enthalten...)

                                Ich hab mir während des Films überlegt, wie ich meine Zeit am heutigen Abend sinnvoller hätte verbringen können: beispielsweise hätte ich meine Filmsammlung neu sortieren können - und das alphabetisch nach dem zweiten Anfangsbuchstaben. Vielleicht hätte ich auch meinen gesamten Kleiderschrank ausräumen können und wieder einräumen können, nachdem ich alles katagolisiert hätte. Möglicherweise hätte ich auch einfach aus dem Fenster starren und in der Poesie der dunklen Nacht ersticken können. Oder ich hätte einfach "Der Dunkle Turm #5" weitergelesen.

                                Für mich als großen Fan des Gangsterfilmgenres ist WIR WAREN KÖNIGE schon fast eine persönliche Beleidigung. Wie Regisseur Philipp Leinemann absolut leidenschaftslos und ohne jeglichen Sinn und Verstand von Filmkunst die Kamera drauf halten lässt, gelegentlich mal einen supercoolen Schwenk einbaut, den er in irgendeinem Hollywoodfilm gesehen haben muss, ist schon kaum zu begreifen. Wie selten dämlich und völlig daneben dann die "Story" gesponnen wird (vor allem am Ende wird völlig künstlich irgendeine Art von Sentimentalität aufgebauscht), ist nicht auszuhalten. Manchmal habe ich mich während des Films umgedreht und das Kino im Dunkeln betrachtet, geschaut, wie der Projektor auf die Leinwand strahlt. Es war definitiv spannender als dieser Film.
                                Alles ist mehr als lächerlich an diesem Film. Das künstliche Heraufbeschwören des Konflikts, der so absurd konstruiert ist, wie ich es lange nicht erlebt habe, das absolute Abklapper JEGLICHER Klischees, die man irgendwie nur finden konnte und der sture Ernst des Films, der partout nicht einsehen will, wie bescheuert er doch ist. Leinemann hat einfach nicht verstanden, worum es geht bei einem Film. Jegliche Kunst in der Fertigkeit fehlte einfach gänzlich, es wurde einfach lieblos die Kamera auf das Geschehen gehalten.

                                Wisst ihr, da kann ich auch mein Handy nehmen, die Kamera-App öffnen (die Auflösung ist gut genug) und mich in irgendein Problemviertel begeben und einfach mal draufhalten. Viel schlechter als dieser Film kann das gar nicht werden.

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                                  »We've always defined ourselves by the ability to overcome the impossible.«

                                  Die unendlichen Weiten des Weltraums dienten schon seit jeher als zentraler Fixpunkt in der Faszination der Menschen. Über Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte schauten sie zum Himmel hinauf und suchten nach ihrem Platz zwischen den Sternen. Vielleicht etwas zu unbekümmert, vielleicht etwas zu blind, aber nie grundsätzlich falsch. Denn schon immer waren es die Sehnsüchte und Träume, die den Menschen antrieben, die ihn fortschreiten ließen in seiner Geschichte.
                                  Zu Beginn von Christopher Nolans schon jetzt heiß diskutiertem neuem Film INTERSTELLAR befindet sich die Menschheit am Scheideweg. In einer nicht näher bestimmten Zukunft (Nolan sprach in der „Cinema“ von ungefähr siebzig bis achtzig Jahren nach uns) ist die Weltbevölkerung erheblich geschrumpft, es herrscht Nahrungsknappheit und Sand- sowie Staubstürme erschweren das Leben – das mehr oder weniger einzige Lebensmittel, was noch angebaut werden kann, ist Mais. Der Farmer Cooper, eigentlich Pilot und Ingenieur, wird mit einer Crew auf die Reise in eine ferne Galaxie geschickt, um neuen bewohnbaren Grund und Boden für die verzweifelte Menschheit zu finden.

                                  Typisch für einen Nolan-Film behandelt auch INTERSTELLAR sehr bedeutende Themen und fühlt sich dementsprechend auch sehr schwer an (für einen Blockbuster dieser Größe). Er beschäftigt sich natürlich mit der Relativität der Zeit, der noch gering erforschten Gravitation, aber vor allem geht es ihm um die Verfassung bzw. Kondition des Menschen an sich, er stellt die Liebe als Motiv ins Zentrum, die alle Dimensionen und die Vorstellungskraft überwinden zu können scheint. Und das ist gerade deshalb ironisch, weil Nolan immer eine gewisse Kälte, Distanz zu seinen Figuren vorgeworfen wird, die natürlich nicht von der Hand zu weisen ist. Deshalb kann man INTERSTELLAR auch als seinen emotionalsten Film bezeichnen, der sich endlich mal etwas mehr für seine Charaktere interessiert, als es seine anderen Werke zuvor taten. Wie wohl auch schon bei „Inception“, findet der Hauptteil der Story im Kopf des Protagonisten Cooper statt (und nein, das ist kein Spoiler!). Vorherige Aufmacher, Trailer und Nachrichten mochten das Bild eines Weltraumabenteuers vermittelt haben – in Wahrheit werden aber eher Themen behandelt, die einen brandaktuellen Bezug aufweisen (was natürlich exakt so beabsichtigt war, siehe bereits erwähntes „Cinema“-Interview). Selbstverständlich ist der Aufhänger der dystopischen Zukunftswelt etwas plump (Klimawandel – Sandstürme – zu wenig Nahrung), aber das mindert seine Aktualität und Berechtigung in keinster Weise. Denn gerade dadurch ergeben sich immer wieder existenzielle Fragen der Menschheit, die seit jeher im Kopf jedes Einzelnen herumschwirren: sind wir dazu bestimmt, irgendwann unsere Heimat zu verlassen, wenn wir dort nicht mehr bleiben können? Oder gehen wir mit unserem Planeten, den wir augenscheinlich selbst in den Ruin treiben (getrieben haben, im Film), gemeinsam unter?

                                  Hier verbindet Nolan geschickt diese zentralen Fragen mit der Sehnsucht nach der Weite des Alls, mit dem Erforschungsgeist des Menschen, der doch in der Geschichte seit jeher als Pionier in Erscheinung trat. Man sieht eben auch, dass es Nolan nicht vorrangig um die Schauwerte geht, die Kamera bleibt stets eng bei den Figuren. Nur selten greift er zu establishing shots, die aber dann umso beeindruckender wirken. Auch wenn INTERSTELLAR ebenfalls typische Nolan’sche Merkmale aufweist, die oft als Kälte und Sterilität erkannt werden wollen, weiß er in einigen Szenen doch seine Bilder viel wärmer zu zeichnen, als man es dann schließlich gewohnt ist. Dies geht dann wiederum Hand in Hand mit der (für ihn) überraschenden Emotionalität, die dieser Streifen mit sich bringt. Und natürlich ist der Film auch nicht fehlerlos, natürlich ist und bleibt er ein Blockbuster, aber das bedeutet ja auch oft nur aufgrund fehlender qualitativer Umsetzung etwas Schlechtes. Die wahre Kunst des großen, spektakulären Kinos liegt nicht in der Aneinanderreihung von großen Explosionen, sondern vom Grad der Faszination, der erzeugt werden kann. Und selbstverständlich kann ich hier nur für mich sprechen, aber für den Moment war ich wieder Kind und beobachte mit großen, leuchtenden Augen die unbekannten Weiten und Welten des Weltraums, die unendliche Schwärze; hörte gespannt zu, wenn die Relativität der Zeit als Erklärung diente und wenn über das Rätsel der Gravitation gesprochen wurde. Ich bin mir natürlich durchaus bewusst, dass der größte Teil vermutlich wissenschaftlicher Humbug ist, aber deshalb handelt es sich auch um Science-Fiction. Dennoch bin ich der Meinung (gerade wegen des viel zitierten Experten als Berater am Set), dass doch einiges als akkurat und stimmig angesehen werden darf.

                                  INTERSTELLAR schafft vor allem das, was die meisten Space-Movies nicht schaffen: die nahezu vollständige Ausnutzung der Möglichkeiten in diesem Themengebiet. Denn immer wenn ähnliche Filme sich der Thematik annahmen, blieb am Ende ein fader Beigeschmack übrig, dass man nur Halbgares serviert bekam, weil nach der Grundidee nicht weitergedacht wurde (Beispiel: „Contact“). Definitiv bin ich auch vorgeprägt und mit großer Hoffnung in diesen Film gegangen, da ich dieses Genre als eins meiner favorisierten bezeichne und die ganze Faszination, die für mich auch als zentraler Anker des gesamten Werkes gilt, schon von vornherein gegeben war. Aber, wie gerade schon erwähnt, kann sich diese auch schnell in Enttäuschung umwandeln. Doch Christopher Nolans neuem Film merkt man nicht nur all das an, das Ausnutzen der Möglichkeiten, die Kreation von etwas in einem solch großen, bombastischen und (leider inflationär benutzt, aber hier angebracht) epischen Ausmaß, sondern auch eine persönliche Weiterentwicklung seinerseits. Bevor Irritationen auftreten: alles in dem Maße, dass man es mit seinen früheren Werken vergleicht. Da hat er an einigen seiner Schwächen gearbeitet – das ist alles, kein Grund zur Aufregung.
                                  Wie in seinen bisherigen Werken stehen hier aber auch nicht die Schauspieler derart im Mittelpunkt, dass man begeistert sein könnte von ihrer Leistung, das ist einfach nicht die Art von Film, die Nolan fabriziert. Und doch zollt man Anerkennung für den so großartigen Matthew McConaughey, die tolle Anne Hathaway und für die ebenso überzeugenden Jessica Chastain, Michael Caine oder auch Casey Affleck – alles in dem Rahmen, wie es ein Nolan-Film zulässt.

                                  So schafft Nolan mit INTERSTELLAR wieder mal einen wirklich großen Film (vom Ausmaß her), der wieder mal, wie seine letzten Werke, polarisieren wird, mich aber einfach nur für das, was er ist (ein Blockbuster, der nicht blöd ist), begeistern konnte und meiner Sehnsucht nach den unendlichen Weiten des Weltraums mit neuer Nahrung füllen konnte, meinen Durst danach etwas stillen konnte und mich mit einer Faszination für all die kleinen und großen Details zurücklässt. Der Film lässt mich auch mit Nachdenklichkeit zurück, geprägt von der Bedeutungsschwere, die das intensive und ernst(e) (genommene) Thema darstellt. Und so ist INTERSTELLAR letzten Endes ein Blockbuster, wie er sein sollte.

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                                  • Sortieren der Kommentare, mehrere Kommentare zu einem Film schreiben möglich, Anzeigen von Blog-Artikeln im Dashboard, neuer Video-Player (endlich!!!) und demnächst auch den Link zum eigenen Kommentar haben, sobald das fertig ist -> sehr, sehr erfreulich. :)

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                                    • "You know why I like teaming up with you, Happy? Because when we do, I'm the normal one."

                                      Beschreibt eigentlich das alles ganz gut.

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                                        über Oh Boy

                                        »Kennst du das, wenn man so das Gefühl hat, dass die Menschen um einen herum irgendwie merkwürdig sind? Aber wenn du ein bisschen länger drüber nachdenkst, dann wird dir klar, dass nicht die anderen, sondern man selbst das Problem ist?«

                                        OH BOY, ein endlich guter deutscher Film – oder auch die endlose Suche nach einem normalen, schwarzen Kaffee.
                                        Ist es heutzutage gewagt, einen Film in schwarz-weiß zu drehen, sehr ruhige Töne anzuschlagen, mit tragikomischem Witz unsere Gesellschaft und Medienlandschaft vorsichtig zu parodieren? Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und genau entscheiden kann ich mich auch nicht. Denn es ist ja irgendwie so: wir sehen die Generation der Unentschlossenheit. Studienabbrecher, ziellose Herumtreiber; große Liebe? Ein fester Job? Gerne, aber nicht sofort jetzt. Ich muss noch nachdenken. Zwei Jahre lang, Niko?

                                        Mit gekonnter Kameraführung setzt Jan Ole Gerster sein Regiedebüt fabelhaft in Szene, unterlegt den Retro-Look mit jazziger Musik, eine trübselige und melancholische Stimmung liegt über allem. Eigentlich wieder voll der Hipster-Film, oder? Quasi nicht nur das Porträt des Protagonisten Niko Fischer, der hier mehr als Zuschauer selbst fungiert, sondern auch vielmehr eins von Berlin und dessen Einwohnern, die irgendwie einfallslos durch die Gegend traben und dahinvegetieren. Waren damals in der Kindheit noch die Augen leuchtend, die Träume riesengroß, man hatte Sehnsucht und einen Kopf voller Ideen, ist man irgendwann in dieser trüben Realität angekommen, die dir mal kurz sagt: das Leben funktioniert anders als in deiner Vorstellung. Das eintönige (aber dann doch wunderschön in Szene gesetzte) Berlin spiegelt das dann einnehmend wieder, weshalb das „Risiko“ (Gerster behauptete, dass er sich das in Farbe niemals getraut hätte, zu erzählen) den Film in schwarz-weiß zu drehen dann doch den viel tieferen Sinn offenbart, die sichtbare ausweglose Geradlinigkeit und Eintönigkeit von Nikos Leben zu zeigen – und dann eben auch von seinen Altersgenossen, seinen Verwandten im Geiste. Denn gelingt Gerster doch hier das längst überfällige Porträt der Mitt-/Endzwanziger, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens irgendwo verloren gegangen sind. Zwar weiß OH BOY dies nicht so herzlich und konsequent zu transportieren wie es das wohl amerikanische Pendant »Frances Ha« ein Jahr später schaffte, aber ist dafür in seiner Essenz doch wohl kompromisslos auf die Weise, dass er wirklich ohne Geschichte auskommt, seinen Protagonisten nur von Station zu Station eilen lässt, die ihn allesamt in irgendwas verwickeln. Eigentlich ist Niko doch nur auf der Suche nach einem anständigen, stinknormalen Kaffee, doch der bleibt ihm bis kurz vor dem Ende verwehrt. Wir betrachten mit ihm zusammen – wieder der Beobachtungseffekt schon seitens der Hauptfigur – einen einzigen Tag in seinem Leben, was so absurd wirkt, weil der Zusammenhang keinen Sinn ergibt, ergo schlichtweg eigentlich nicht existiert. Dabei übertreibt es das Drehbuch an einigen Stellen doch mal ein wenig mit der Überzeichnung seiner Nebenfiguren, die bloß für wenige Momente gebucht sind, verliert sich ein wenig in klassischen Klischees und Typen, wobei das dann doch wieder so intendiert wirkt, dass man nur schmunzeln kann. Klar, irgendwo parodiert OH BOY die Medienlandschaft (eine Romanze zwischen einem Nazi und einer Jüdin, Zweiter Weltkrieg, falsches Schauspiel, gestellte und hölzerne Dialoge? Da muss sogar fast Niko lächeln, so lächerlich wirkt das). Aber was sagt uns das alles?
                                        Auf eine Weise sagt es eben nichts. Aber gerade das ist doch die Aussage, wenn man so will, die Quintessenz des Films. Was soll ich mit meinem Leben anfangen? Das große Ziel ist doch hier nur der Kaffee. Niko verliert sich in seiner Melancholie, ohne den wirklichen Willen, etwas zu verändern, lebt fast in einer oberflächlich sinnlosen Depression. Man möchte ihm so gerne helfen, weiß aber nicht wie; weiß aber auch, warum er so denkt, warum er dies tut, warum er jenes macht. Es ist nicht einfach für diese Generation in dieser Welt, Finanzkrisen zuhauf, fallende Renten, steigende Arbeitszeit. Wo bleibt meine Zeit, zu leben? Wie soll ich mir denn meine Träume erfüllen, wenn keine Zeit dazu bleibt? Das ist der erste Gedanke, der mich streift, dann studiere ich etwas, merke, dass es mir nicht gefällt und höre auf. Wäre jetzt nicht die Zeit zum verwirklichen der Träume? Ne, vielleicht lieber morgen. Papa zahlt zwar das Geld, aber so richtig lebe ich nicht. Wieso auch? Es ist einfach alles so ausdruckslos, so uninspiriert, so unoriginell. Ich muss erst mal nachdenken. Willkommen im 21. Jahrhundert.

                                        Fazit: Gersters OH BOY bewegt sich damit in ähnlichen Sphären wie »Frances Ha«, lässt aufhorchen für den deutschen Film, streift er doch beinah all die unsäglichen Kinderkrankheiten ab, wirkt zwar etwas platt und überzeichnet, aber dafür umso echter und authentischer. Und er entlässt den Zuschauer mit dem dumpfen, traurigen, aber dafür schon schönen melancholischen Gefühl zurück, was dann irgendwo die verlorene Sehnsucht Nikos wiederspiegelt. Und natürlich ebenso wieder eine kleine Woody Allen-Hommage.

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                                              Für immer vielleicht. Was anfangs wie ein gehaltvoller Zusatztitel klang, entpuppt sich im Nachhinein als böse falsche Fährte für den Zuschauer. Aber das nur am Rande.

                                              LOVE, ROSIE erzählt grob die Geschichte von Rosie und Alex, britischen Zeitgenossen, die sich im frühesten Kindesalter kennen lernen und beste Freunde werden. Doch ist es schließlich natürlich so, dass es da irgendwie doch vielmehr zwischen den beiden gibt, als sie sich zunächst eingestehen wollen.
                                              Der grobe Entwurf dieser Story erinnert doch schon stark an „One Day“, weshalb mich auch bei beiden Werken die gleichen/ähnlichen Aspekte am meisten interessiert haben (dazu: die Romanvorlage zu LOVE, ROSIE kenne ich nicht / die zu „One Day“ hingegen schon). Denn auch LOVE, ROSIE spielt mit dem Motiv der Konsequenzen des eigenen Handelns und die damit einhergehende (womöglich) tiefgreifende Veränderung innerhalb der Lebensplanung. Wenn einmal eine Entscheidung getroffen ist, wenn einmal ein Ereignis stattgefunden hat oder wenn einmal eine Handlung vollzogen wurde – durch all das kann sich ein ganzes Leben – vielleicht von heute auf morgen – schlagartig und für immer verändern. In Rosies Fall ist es der unvorsichtige Umgang mit einem Kondom beim Sex nach dem Abschlussball, der sie zur Mutter macht und ihre Pläne des Studiums im fernen Boston zerstört, während Alex seinen Kindheitsträumen bis an die Harvard University nachjagt. Rosie wird hauptberuflich zur Mutter ihrer Tochter, lernt ihre neue beste Freundin gleich schon in der Apotheke kennen, wo sie ihren Schwangerschaftstest macht und arbeitet später als Putzkraft im Hotel, was sie mal leiten wollte. Alex Abschlussballdate Bethany trifft sie später als berühmtes Model wieder, Greg (der Vater ihres Kindes) bleibt der Arsch, der er schon immer war; Alex wird bei der Erfüllung seines Traums nicht glücklich. Eine einzige Aktion/Handlung, ein einzelner Moment verändert das Leben so vieler Menschen für immer und auch auf eine sehr bedeutende Weise. In diesen Momenten mag ich eben genau das Motiv, was dahintersteckt, worüber man stundenlang grübeln könnte, welches eben geradedazu anregt, sich selber Gedanken zu machen, welche Ereignisse sein eigenes Leben zentral beeinflusst haben.

                                              LOVE, ROSIE ist vor allem auch ein Film, der sich zentral damit beschäftigt, was es bedeutet, wenn man zwei Menschen sich immer wieder verpassen, wenn ihre Lebensplanung genau in dem Moment einen anderen Weg einschlägt als erwartet, wenn der neu betretene Pfad nicht deckungsgleich ist mit dem des anderen. Von Anfang an ist klar, dass Rosie und Alex viel mehr füreinander empfinden als bloße Freundschaft, die Liebe kann man schon in ihren Augen ablesen (dazu muss man auch mal sagen, dass die Jungstars Sam Claflin und vor allem Rockstar-Tochter Lily Collins das wirklich ordentlich bis toll darstellen). Aber das Leben bahnt sich immer wieder einen Weg, um dazwischen zu funken. Den größten Teil der Laufzeit spürt man diese Tragik, eine gewisse subtile Hoffnungslosigkeit im Handeln vor allem seitens Rosie ist immer offenbar und deshalb ist es umso mehr schade, dass sich die Geschichte am Ende in den totgeschriebenen, totgesehenen, sich endlos wiederholenden Weichspülgang des fantastischen, grenzenlosen, heiteren Happy Ends begibt. Man kann mir falsche Erwartungshaltung vorwerfen, aber ein „One Day“ hat immerhin die Tragik und verstreute Melancholie bis zum Ende hin ausgetragen, wenn man sich dort auch zu sehr in Melodramatik verheddert hat und zu viel aufgetragen hat, aber immerhin wurde dort ein etwas weniger verträumter Ausgang geboten. Ich habe nämlich ein Problem mit einem Film, der mir eine annähernd an die Realität angelehnte Vorgehensweise und Veranschaulichung von Lebenslaufkonstruktionen zeigen möchte, sich dann aber im letzten Drittel doch in breitgetretene Klischees verliert.

                                              Aber vielleicht kann man jetzt gekonnt die Karte des Zusatztitels „Für immer vielleicht“ ausspielen. Denn das erzeugte bei mir die Hoffnung auf ein vielleicht nicht so glattes Ende nach Schema F, doch mit dem Wegfall des „vielleicht“ kann sich der Film als stolzer Manipulator selbst auszeichnen. Aber das alles ist vielleicht gar nicht so wichtig, denn das Wort „vielleicht“ wurde, falls aufgefallen, von mir sowieso viel zu häufig benutzt. Vielleicht (ha!) ist LOVE, ROSIE dann eben doch nur ein Film, der zwar durchaus realitätsnahe Motive nutzt, um das Leben zu schildern, wie es manchmal sein kann und dadurch den ein oder anderen Zuschauer zum Nachdenken darüber zu bewegen, aber im Allgemeinen doch das nur ist, für was er sowieso von den meisten (allen) gehalten wird: irgendeine Romantic Comedy, die aber doch nicht ganz so blöd ist, viel Kitsch und Klischees bedient, aber, zumindest für den nicht abgeneigten Zuschauer, doch durchaus einen Blick wert ist. Mehr aber auch nicht.

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                                              • Schröckert ist einfach der Beste. Punkt, aus. Keine Widerrede. Und jetzt bitte mit Grumpy Ede! #supportrocketbeans

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