Benchyl - Kommentare

Alle Kommentare von Benchyl

  • 10

    Zweifelsohne die große Rekapitulation des glorreichen Mafia-Epos. Scorsese setzt einen eindrucksvollen Schlusspunkt in vielerlei Hinsicht und offenbart seine große Leidenschaft für dieses Genre. Die Auswahl von Darstellern, Geschichte und Erzählweise offenbaren die Sorgfalt und Zielstrebigkeit für die Umsetzung dieses Abgesangs. Direkt zu Beginn wird klargemacht, dass hier Frauen nur ein Laster wie die Nikotinsucht sind. Nein, hier geht es um die alten Männer, die die Screentime in freier Entfaltung füllen dürfen. Und das tun sie auch. Robert de Niro mit grey blue eyes, der aus dem Ruhestand reaktivierte Joe Pesci und ein spielfreudig cholerischer Al Pacino haben Präsenz. Ersterer gibt den stoisch kalt mimenden Iren, der hinter der Fassade aber doch etwas empfindet. Wenn er ein ungeschnittenes Telefonat mit geschlossenen Augen führt, während er mitleidet und dennoch eiskalt lügt, dann macht das Eindruck, egal wie oft man dieses Gesicht bereits gesehen hat. Pacino geht aus sich raus, wie kaum zuvor gesehen, während Pesci sich Scorseses Brille ausleiht und ihm hinterrücks das Leben erschwert.

    Scorseses ruhige Erzählart mit Liebe zum Detail, zur Musik, zum Filmemachen zahlt sich aus. Man schaut den alten Säcken beim Frühstück zu, der eine stupst unverhofft die Cornflakestüte weiter in den Karton, weil sie noch zu weit raussteht – solche kaum auffallenden Nebensächlichkeiten machen THE IRISHMAN so erlebbar. Wenn diese alten Arschlöcher ihre Macht ausnutzen und gleichzeitig liebenswert bleiben. Wenn ausgiebig und doppeldeutig über einen gekauften Fisch diskutiert wird. Wenn dreieinhalb Stunden ohne Action kurzweilig bleiben. Dann ist es großes Kino.

    Natürlich spielt da die Melancholie mit. Und ja, ohne GOODFELLAS, CASINO und Konsorten, ohne die Vergangenheit von Cast und Regisseur wäre das sicher weniger legendär. Und man könnte auch das eine oder andere anders machen. Aber nicht besser. Wie das langsame Tempo die Charakterdarstellung hervorhebt, wie Scorsese eine Autofahrt bebildert, wie er Vieraugengespräche einfängt ist grandios. THE IRISHMAN ist eine Huldigung an sein eigenes Verständnis der Filmkunst, an diesen bewährten Cast, an diese Filmgattung.

    Am Ende heißt es Abschied nehmen. Vom Mafiafilm, von diesem Regisseur mit seinen Schauspielern, allesamt Ende 70. Von dieser Epoche des Kinos. Vom Leben. Und was dann? Wofür das alles? Ja, diesmal geht Scorsese so weit und stellt sich, seine Figuren und uns vor diese Frage. Die Antwort darauf gibt er nicht. Gibt niemand im Film. Die kann nur Gott geben.
    Es ist, wie es ist.

    6
    • 7 .5

      Dies ist ein Film über Geschichte,
      sodass ich wieder einmal dichte.
      Geeignet ist das Stück zum Lehren
      wie Wesenszüge sich umkehren.
      Das Sprichwort "Kleider machen Leute"
      stimmt nämlich damals wie noch heute.

      Wo Mitleid zu erwarten wäre
      verdunkelt sich die Atmosphäre
      und der große, leere Anzug
      füllt sich mit Missbrauch und Betrug.
      Seitdem man damit angefangen
      ist man fortan nicht unbefangen.

      Die Lage spitzt sich zu und endet
      ohne, dass das Blatt sich wendet.
      Hoch gestapelt, tief gesunken,
      in Trug und Größenwahn ertrunken.
      Ich kann dem Schicksal nicht entweichen,
      gehe wortwörtlich über Leichen.

      5
      • 2 .5

        Ich denke, genau so wird sie sich abgespielt haben, die Geburt der Kriegslegende Desmond Doss. Mit der zu seiner Zeit allgemeingültig schönsten Verlobten des Universums in petto habend, meldet er sich zum Krieg und ist als niedlicher Pimpf der körperlich fitteste und schnellste Mann der Grundausbildung. Mel Gibson genügt es nicht einmal, den Idealismus und die daraus folgende Waffenverweigerung als Ursache für Sympathieverlust unter den Kameraden gültig zu machen. Nein, Desmond Doss war sowieso von Beginn an der geilste Hecht im Lager, weswegen er von den Playern beneidet wird.

        Im Gefecht dann passiert das, was kaum absehbar schien: Der Erzfeind und größte Checker der Grundausbildung und der liebevolle Doss werden Freunde im Pathos und retten sich gegenseitig. Der Gewinn von Anerkennung auf dem Schlachtfeld hätte kaum platter inszeniert werden können. Optisch wirken die actionreichen Kriegsszenen wie eine Mischung aus PC-Game, Rammsteinkonzert und Faszination Körperwelten: Pyro-Explosionen, Flammenwerfer und viel Gedärm, durch das die geschminkten Darsteller springen und fliegen.

        Überhaupt erinnert die Aufführung der weiteren Retterei des Sanitäters mehr an Call of Duty als an den brüderlichen Grenzgang eines mit dem Tod konfrontierten Menschen. Mann um Mann schmeißt er an ein Tau gebunden von der Klippe, als einziger bewegungsfähiger Amerikaner auf der Anhöhe. Alle anderen sind bereits nach unten ins Lager geflohen. Nach erfolgreichem Bestehen des Levels folgt bekanntlich das nächste, und so hat diese Bewährung zur Folge, dass die Anwesenheit des Desmond Doss der einzige Antrieb, der alleinige Mutmacher ist, um wieder in die Schlacht zu ziehen. Wortwörtlich trauen sich alle anderen nur dann weiterzukämpfen, wenn er mitkommt. Klingt nach Kinderfilmschema F, ist es auch. Bevor es wieder auf den Felsen des Kriegsschauplatzes geht, sind alle Augen auf den Hauptdarsteller gerichtet. Alle sehen ihn an und warten, bis er sein Gebet beendet, das plötzlich über allen Befehlen steht.

        Desmond Doss hat also schließlich alleine die Schlacht entschieden, er alleine hat die Hoffnung gegeben, alleine Leben gerettet und ist der Held unter waffentragenden Versagern. Gibson bleibt nicht bei der ohnehin fragwürdigen Motivation des Protagonisten, die zu Besonderem befähigt hat und durchaus bemerkenswert ist. Nicht die Bescheidenheit oder der Mut sollen hervorgehoben werden, nein, Desmond Doss selbst wird heroisiert, glorifiziert und ist der Papst von Okinawa. Andrew Garfield spielt das immerhin zurückhaltender, als der Film es gerne hätte.

        Zu allem Überdruss wird die Hauptfigur am Ende auf einer Trage als Gondelschwebebahn - bitte nicht fragen, wo diese Konstruktion plötzlich herkommt - aus dem Krieg gefahren. Diese abstruse Idee dient allein dazu, Desmond Doss von der Kamera allen Ernstes in den Himmel heben zu lassen. Das Siegel für Gibsons wahnsinniges Fehlkonzept dieser Verfilmung. Anstatt die Kontroverse aus Patriotismus und Glaube, Kriegslust und Waffenverweigerung zu diskutieren, wird ebendiese als wahrhaftig recht und ehrbar verherrlicht. Wenn man nicht töten will, hilft man den Tötenden beim töten und ist Mel Gibsons Idealbild.

        3
        • 3 .5
          Benchyl 16.09.2018, 16:40 Geändert 17.09.2018, 11:20
          über Jungle

          Die überwiegend positiv geneigten Kommentare und Bewertungen machen mich doch etwas stutzig. Eine derartige Geschichte bietet zweifelsohne Potential zu großem Kino, das jedoch keineswegs ausgeschöpft wird.

          Bevor es zur anvisierten One-Man-Show kommt, die leider gar nicht als solche rüberkommt, dient die erste Filmhälfte zur Kurzvorstellung der Abenteuerlustigen und erzählt den Aufbruch der Expedition. Hier wären die extrem flüchtig und ungreifbar vorgestellten Kennenlerngeschichten damit zu entschuldigen, das Ganze nicht unnötig aufblähen zu wollen. Wenngleich hier im Gegenzug völlig unnötige Plattitüden eingewurstelt werden, sodass die erstbeste Ökodame, die durchs Bild läuft, Blingbling-Blicke auswirft. Denn "sie mag dich", und beim ersten gemeinsamen Rausch fliegen blaue Riesenschmetterlinge vor der Nase herum, die natürlich wesentlich raffinierter sind als rosa Elefanten. Aber nun gut. Während unklar ist, warum die Kumpanen sich mögen, bleibt unglücklicherweise auch die Motivation zum Abenteuer auf der Strecke. Es bleibt verborgen, wonach sie eigentlich suchen und das gegenseitige Überreden zum Mitmachen ist äußerst minimalistisch, plump und unauthentisch dargestellt.

          Als Zuschauer wartet man auf das eigentliche Abenteuer, doch kaum hat das begonnen, geht es auch hier holterdiepolter hin und her, Sympathien verschieben sich, ohne dass es plausibel bleibt. Ganz ohne Charakterzeichnung funktionieren zwischenmenschliche Probleme auf der Leinwand nunmal nicht. Und von den wirklichen Alltagsproblemen im Regenwald bekommt man hingegen nicht so viel mit, dass dieser einen mit in seinen Bann zieht. Plötzlich sind Füße kaputt, plötzlich wieder gesund.

          So hetzt sich der Film zum eigentlichen Hauptdrama, als Daniel Radcliffe alleine ist. Dieser gibt alles und war auch vorher schon der einzig ernstzunehmende Darsteller. Aber er darf sich nur beschränkt entfalten, denn gefühlt überwiegen in der zweiten Hälfte nicht die Schrecknisse des tiefen Amazonasgebiets, sondern die Illusionen und Wahnbilder. Zwar haben die unbedingt ihren Platz, aber die physische Herausforderung wirkt unausgewogen danebengestellt. Was "Revenant" vielleicht übertreibt, trifft "Jungle" viel zu wenig. Die drei Wochen Überlebenskampf vergehen viel zu schnell.

          Die großartige Erlösungsszene, die eine hätte sein können, zerstört sich selbst mit einem sonderbar lebensfremden, zweifelhaften, zu laut geführten und in der realen Welt überflüssigen Monolog, durch den der im Sterben liegende Radcliffe erwacht. Zugutehalten muss man "Jungle" aber an der Stelle, dass hier nichts großartig überemotionalisiert wird.

          Schließlich sitzt der Entkräftete gerettet in der Zivilisation. Ein gepeinigter Körper, mit dunklem Dschungelschlamm überzogen, aus dem azurblaue Augen strahlen. Die eigens hinzugefügte Wunde vom Herausschneiden eines fingergroßen Wurms ist kaum noch zu sehen. Beeindruckend ist letztendlich allein der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte, den der Film allerdings nie spürbar machen kann. Und selbst im Abspann wird der Text zu den Bildern der wirklichen Hauptfiguren stumpf und platt vorgelesen, als solle gar kein Eindruck bleiben.

          5
          • 7 .5

            Philip Seymour Hoffman. Nuff said.

            1
            • 8

              Einsam gefangen, mit Selbsthass behangen ist Lee. Weiß nicht wohin, alles ist dahin. Kommt nicht umhin, den Schlussstrich zu suchen. Dann das Versuchen, plötzlich die Vergangenheit zu besuchen. Wie soll das, was soll das, warum soll er? Wie und wozu, wie? Wer ist er, der, der doch weiß, was doch jeder weiß, dass er es nicht kann. Bangen beginnt anzufangen.

              Casey Affleck ist einsam wie Lee, wie nie gesehen mimt er dieses Wie. Einsam vor der Kamera, steht er da. Ganz und gar ist er Lee. Einstellungen, die nicht enden wollen, zollen alle ihm allein alle Aufmerksamkeit. Als starre die starre Kamera ihn an, ihn Casey. Oder Lee. Verstarrt steht er da, nur starrend, weiß nichts zu tun, harrend auf das Ende der Situation. Bewusst unterbewusst bewegt er verwegen den Schlüssel in der Hand, will weg wegen der ungelegenen Begegnung. Der scheue Blick betritt die neue Szene vor der vor Unglück bedrückten Stimme. Sequenzen ohne Grenzen nehmen ihn auf, er nimmt sie ein, allein, keiner vermag ihm zu helfen. Klassische Klänge kolorieren die Enge der krass kastrierten Figur. In Klamotten von Carhartt ist es Affleck, der klar macht, dass ein Telefonat dargebracht werden kann, als sei es wahr. Manchester by the Sea ist Casey Affleck, rührend vorführend, den Oscar gebührend.

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              • 8
                Benchyl 04.04.2018, 20:37 Geändert 04.04.2018, 21:56

                Beim Schneefegen
                und Umlegen
                in Norwegen
                kommt so Manches ungelegen.

                Wie erwartet
                wird entartet
                und verdrahtet
                bis der Wahnsinn dann durchstartet.

                Nordisch trocken
                dieser Brocken.
                Von den Socken
                konnte ich hierbei frohlocken.

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                • 7 .5

                  Nostalgie
                  scheu ich nie.
                  Ungezwungen
                  und gelungen,
                  nichts ist neu,
                  bleibt sich treu.
                  Hat in allem
                  gut gefallen.

                  2
                  • 9 .5
                    Benchyl 06.02.2018, 13:53 Geändert 06.02.2018, 13:55

                    Gewaltiger Kontrast aus Trauer und Schadenfreude, Humor und Ernsthaftigkeit, Leid und Befriedigung. Dabei gibt es kein Gut oder Böse, jede einzelne Persönlichkeit verdient sich bisweilen Sympathie und Mitleid wie Unverständnis. Jede hat mit zermürbenden Problemen zu kämpfen und bleibt dennoch liebenswert. Jede hat ihr Für und Wider und ist auf ihrer eigenen, imponierenden Suche nach der Erlösung aus der Trübseligkeit, und niemand ist unschuldig. Das wird im einen Moment herzzerreißend und im nächsten so bitterböse vorgeführt, wie es das Kino noch nicht gesehen hat. Schlicht und einfach drei Billboards sind es, die all diese individuellen Schicksale miteinander zu einem Meisterwerk der schwarzen Komödie verbinden, die jedoch so farbenfroh funkelt, dass sie zugleich Herzen erwärmt und Gesichter erstarren lässt.

                    Man mag vom Inhaltlichen nicht abweichen, darf die fachliche Umsetzung aber nicht unerwähnt lassen. Denn nicht zuletzt der großartige Sam Rockwell oder die brillierende Frances McDormand drücken diesem außerordentlichen Drehbuch ihren Stempel auf, auch der grandiose Soundtrack lässt aufhorchen. Optisch gibt es ebenso wenig zu bemängeln, alle Oscar-Nominierungen sind nachvollziehbar. Die Einstellungen sind so treffsicher wie die konsequente Konzeptverfolgung.

                    Ganz großes Kino also. Hier wird der Sarkasmus auf die Probe gestellt, indem er unmittelbar mit erbarmungsloser, unkaschierter Wirklichkeit der Dramatik konfrontiert wird. Wie weit lässt sich der Emotionsspagat zwischen Zynismus und Tragik spreizen? Ungeahnt weit, wie McDonagh aufzuzeigen versteht. Er versteht sein Hand- und Kunstwerk, beweist, dass Erheiterung weh tun kann und siebt das Publikum. Wer kann noch lachen, wer zuletzt? Wem bleibt es im Hals stecken? Oder das Weinen?

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                    • 6 .5

                      Crowe und vor allem Gosling machen sich hier sehr locker und das gibt THE NICE GUYS das nötige Charisma, das ihn annehmbar macht und doch noch gerade so eben funktionieren lässt. Denn die Story als Basis mit ihren vorskizzierten Pointierungen ist eher enttäuschend und schränken den Film in seiner Vielfältigkeit und Cleverness ein. Das führt dazu, dass allein die beiden Buddys interessant genug für den Fokus bleiben. Oftmals flach und betawitzig kommen doch regelmäßig auch unerwartete, gelungene Szenen und Sprüche. Die kleine Tochter als Additiv stört mehr, als dass sie den Film stärkt oder das Spartenniveau anhebt, wenngleich das nicht an der Darbietung sondern vielmehr der Inszenierung liegt. Ein prachtvolles Seventies-Setting, das zwar keine Rolle spielt und auch nicht in die Vergangenheit zurückversetzen vermag, aber trotzdem stylisch aussieht und die glücklicherweise offensichtliche eigene Anspruchslosigkeit sind sympathisch, können dem Ganzen letztendlich aber auch nicht zum Legendenstatus verhelfen.

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                      • 6

                        Geschniegelt und glatt präsentiert ALLIED das Leben während des zweiten Weltkriegs. Mag befremdlich erscheinen, ist aber nicht desillusionierend gemeint, dreht sich der Film schließlich nicht um den Schauer des Kiegs, sondern allein um den Ablauf der Beziehung beider Protagonisten. Die Handlung wird unnahbar und schnörkellos, dokumentierend und zielgerichtet erzählt, ohne sich dabei in Tempo und Komplexität zu übernehmen. Zudem verzichtet ALLIED darauf, überflüssigen Inhalt zur Erzeugung von Charaktertiefe oder Mitgefühl einzuweben. Zwar sind Pathos und Kitsch vorhanden, wirken aufgrund der gewahrten Distanz aber nie ernst oder störend. Inszenierung und Schauspiel sind zu jeder Zeit nüchtern, selbst beim emotionsverdächtigen Finale bleibt die Erzählweise dieser Linie treu. Es geht also nie um die Figuren, sondern um deren Geschichte. Das macht die eigentlich traurige Romanze zum Einen erfrischend kurzweilig und alternativ, hinterlässt aber andererseits auch dementsprechend wenig Eindruck und Erwähnenswertes.

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                        • 1 .5

                          Gut 30 Jahre nach dem ersten Aliengeschwurbel hat man also nix gelernt und sich höchstens Schlechtes behalten. Szenario und Storybildrahmen waren und sind ja eh unausgereifter Oberkäse, letzteren hat man in Prometheus sogar versucht etwas detailreicher zu entwerfen, was den Käse allerdings nur umso löchriger macht. "Alien" konnte ich nix abgewinnen, obgleich man ihm Inszenierungsgeschick und Stimmungshaltung oder Horrorvaterschaft nachsagt, weil mir genau das durch Vorhersehbarkeit, 10-Negerlein-Prinzip und völlig abstrus dumpfsinnige, naive Handlungsweisen der Akteure zerstört wurde. Und ebendies, total emotionsarme, unauthentisch desinteressierte, fürchterlich unvorbereitete und konzeptlose Figuren finden sich in "Prometheus" wieder und lassen jede Vertiefung in den Film ablehnen. Raumschiffinnenausstattung hat natürlich mehr den Applelook unseres Jahrzehnts, das Rauchen scheint mittlerweile verboten und stattdessen hat man Outer-Earth-Koitus. Schockmomente bleiben diesmal ganz aus und auf zu Prometheus 2!

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                          • 3

                            Das waren noch Zeiten, als man auf Raumschiffen rauchen durfte.

                            3
                            • 2 .5

                              Lächerlich inszeniert, nicht nur von Banderas mit seinen peinlich heroischen Geistesblitzen scheiße gespielt, dümmlich standardisierter Storyverlauf und somit nie in der Lage, Zuschauer mitzuziehen. Letztlich bleibt allein ein netter Score, der allerdings im Gesamtbild ungewollt ironisch wirkt. Schrottfilm.

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                              • 4

                                Nicolas Winding Refn bedient sich in seinen unterschiedlichen Filmen durchaus auch verschiedener Stilmittel. PUSHER zeichnet sich durch die dreckige Realitäts- und Menschennähe aus, BRONSON fokussiert sich ganz auf seinen psychopatischen Protagonisten und wird von diesem getragen, demgegenüber der jüngere DRIVE eher durch unerwartete Grobheit während handlungsarmer Grundstimmung überrascht. Letzterer Aspekt lässt sich auch bei FEAR X anführen, also ohne Überraschungsmomente. Kein Ton Musik, jede Aufnahme eine trübe Ödnis, nichts Schnelles und nichts Wildes. Zwischendurch offensichtliche Hirnschäden der einsamen Hauptrolle, an deren audiovisueller Abbildung sich versucht wird. Was aber nicht zieht. Und das mag beispielsweise an erhöhter Realitätsentfremdung liegen, wie etwa jegliche Dialoge, die niemals derartig geführt werden oder würden. Das alles sollte eigentlich die psychische Misere der Hauptrolle verdeutlichen, doch die ist einem inklusive der Auflösung – falls man von sowas sprechen kann – auch ohne Langeweile klar.

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                                • 6 .5

                                  UNSERE OZEANE sind Lebensraum von Tieren und werden vom Menschen verschmutzt. Das ist die Botschaft, ein stumpfer Aufruf zur Weltverbesserung ohne Konzept, der jedoch in einem Kurzfilm oder einer informationsreichen Doku wirkungsvoller übermittelt werden könnte. Keinerlei biologische Informationen also, sondern ausschließlich schöne Aufnahmen, bei denen man sich fragt, wie sie eingefangen wurden. Diese werden allerdings - gerade im Vergleich mit UNSERE ERDE - mit treffend harmonischer Musikuntermalung vorgeführt. Letzten Endes bleibt jedoch die Kontroverse stehen, dass UNSERE OZEANE keinen Tiefgang haben.

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                                  • 7

                                    Einfaches, aber schwerwiegendes Manko des ansonsten bemerkenswert stilvollen Films ist eine Kontroverse: Er liefert durchgängig, trotz gemächlichen Tempos, gleichzeitig zu viele, als auch zu wenige Informationen und entfernt sich somit vom Zuschauer.

                                    • 6

                                      Ein sinnloser Film.

                                      3
                                      • 6

                                        Eastwoods Geschick erweist sich darin, dem Protagonisten weder Huldigung noch Abscheu zukommen zu lassen, sondern dessen charakterliche Attribute stets wertungsfrei mitzuteilen. Als Konsequenz ergibt sich hieraus ein Biopic ohne Höhen und Tiefen, ohne Durchbruch und ohne Finale. Es wird auf kein Ziel hinausgearbeitet, vielmehr das Wesen eines Mannes vorgestellt, dessen Ehrung und die Beurteilung der Fragwürdigkeit oder Wichtigkeit dem Zuschauer überlassen bleibt. Fixiert wird die Geschichte des J. Edgar an historisch bedeutsamen Ereignissen, obgleich sie nur erwähnt werden und nicht zum Verlauf beitragen.
                                        Vielleicht jedoch ist das größte Problem von "J. Edgar", dass nicht die Entstehung und Geschichte des FBI erzählt wird, sondern eben einzig die Hauptfigur. Der Rahmen wird erwartungsgemäß zu Anfang gestellt, viele Informationen in kurzer Zeit, deren Aufnahme dem Beobachter durch Zeitsprünge erschwert wird. Und schließlich wird sich mehr und mehr vom geschichtlichen Geschehen entfernt, bis letztendlich allein Hoovers Selbstüberschätzungen sowie Minderwertigkeitskomplexe, seine Verlogenheit, sein Unbefriedigtsein und sein Stolz, vor allem aber seine Zwischenmenschlichkeiten und zu sehr seine Liebesgefühle zu beleuchten ersucht wird. So bleibt nicht der Dienst eines bedeutsamen Mannes im Vordergrund, sondern seine intimen Komplikationen mit sich selbst. Dass dadurch der Film keine große Begeisterung nach sich zieht, ist die Konsequenz dieser Schwerpunktsposition.
                                        DiCaprio weiß zu überzeugen, ob mit oder ohne Schminkaufsatz: Auch den alten Hoover gibt er glaubwürdig. Störend ist eher Armie Hammer, der aufdringlich gleichgeschlechtlich interessiert daherkommt und mit (schlechter) Maske doch ziemlich Probleme bekommt. Mit diesem Eindruck erscheint auch der Abspann.

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                                        • 3

                                          Wildwüchsige Wortspiele wagen Wiedergabe würdiger Wertung.
                                          Holprige, hurtige Handkamera, hinzu hirnlose Hanebüchen-Handlung hindern haderloses Hinschauen.
                                          Kalte, kahle, kategorische Charaktere können kein kurzweiliges Klima kreieren.
                                          Scheußliche Schminke schmückt schwache, schematische Schauspieler.
                                          Benchyl bedauert Bezahlung bewegter Bilder.
                                          So, Sense. Synonyme suchen suckt.

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                                            über Platoon

                                            Was die Offenbarung des eigentlichen Feindes in Vietnam angeht, ist "Platoon" sehr viel direkter als es "Apocalypse Now" noch war. Deshalb geht es hier auch im Wesentlichen um Meinungsverschiedenheiten oder Ansichtsdifferenzen innerhalb des Platoons, die innere Kämpfe und Gruppierungen in den eigenen Reihen nach sich ziehen. So geht es in "Platoon" weniger um Kriegssinn oder Überlebenskampf, sondern eher um die Konsequenzen des eigenen Stolzes, die letztendlich dumme Selbstverstümmelung nach sich ziehen. Zwischen schwarz und weiß, Gras und Brutalität, Mut und Respekt sind es die Kontrahenten Willem Dafoe und Tom Berenger, die Charlie Sheens Charakter uninteressant machen. Überhaupt dient die Rolle des Chris Taylor lediglich als Auge, das dem Zuschauer den Einblick ins Geschehen ermöglicht. Daneben kann vor allem ein John C. McGinley überzeugen. Am Ende ist der Krieg und sein Übel nicht vorüber, man verlässt lediglich mit Chris Taylor das Schlachtfeld.

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                                              "Larry Crowne" erweckt auf ganzer Linie den Eindruck eines halbgaren Films. Höchstens. Suggeriert der Trailer noch eine Kitschcom über einen Volltrottel und seine Begegnung mit der Liebe, stellt sich im Film schnell heraus, dass der Protagonist diesmal gar nicht so ein Depp wie einst in "Terminal" ist. Er ist irgendwie undefinierbar, teilweise zwar nachvollziehbar in seinem Wesen, andererseits ebenso blöd wie die Handlung.
                                              Schier aus dem Nichts hervorschießende zwischenmenschliche Verbindungen in Larrys Leben können den Zuschauer keineswegs miteinbeziehen. Da sein Schicksal und seine Entwicklung ohne wirklichen Witz und ohne jeden Ernst in Form von stumpf aneinandergereihten Szenen vorgeführt wird, bleibt das alles sehr schemenhaft und unnahbar. Beweggründe, Zielführung oder Schlüssigkeit müssen mangels Existenz gar nicht erst bewertet werden. So bleibt am Ende nichts weiter übrig als der sommerliche Fotoalbenlook. Hanks sympathisches, gutes Schauspiel und auch seine ordentliche Regie mit ein paar wenigen, netten Motiven bewahren Larry Crowne letztlich vor der Hassfilmattitüde.

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                                              • 7

                                                Abigail Breslin darf hier eine nervig überzogene Rolle spielen: Die 11jährige Anna, die überintelligent daherstrotzt, deren Eigenständigkeit jegliche Realitätsnähe überschreitet, die Erwachsenen gegenüber souverän bleibt, die sich selbstständig einen prominenten Anwalt an Land zieht, die - so wird es dargestellt - reifer denn jede andere Figur im Film agiert und redet. Und diese fürs Filmgeschäft obligatorische Kindesfehldarstellung bringt hier zweifelsohne die größten Abzüge. Denn bei sämtlichen anderen Charakteren bleibt eine gewisse Bedecktheit, eine Vorsicht, die eher untypisch daherkommt - im positiven Sinne. Hier wird nämlich nicht die durchaus bemitleidenswerte Kranke in den Vordergrund projiziert, um so die Tränendrüse zu penetrieren, sondern die Familie samt ihren Umständen im Ganzen. Überhaupt überzeugt sowohl Sofia Vassilievas Rolle, als auch deren Schauspiel wesentlich besser als Breslins. Aber auch Cameron Diaz als liebende Mutter dürfte hier einen ihrer besten Auftritte haben. Letztlich ist es eine andersartige, schemalos nüchterne Erzählweise mit der nötigen Konsequenz ohne Überstrapazierung des Schicksals, um welches es hierbei geht, die doch großes, ja nahezu einzigartiges Gefühlskino hervorzubringen vermag. Und deshalb ist es sehenswert.

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                                                • 1 .5

                                                  "Sex. Musik. Jugend. Leere."
                                                  Ja, vor allem Letzteres. Nix Neues, einfach verschiedene Fratzen der Trübsal. Aufgrund der Verflechtung mehrerer Schicksale gibt's keine geführten Charaktere, einfach nur grob hingeklatschte Zufriedenheitsmissstände, die schon mehr als bekannt sind und bereits wesentlich wirkungsvoller behandelt wurden. Und so erinnert "The Informers" eher an den ebenso pseudodramatischen "Powder Blue" und keineswegs an die Verfilmung des "American Psycho" vom gleichen Autor. Ich kenne das Buch nicht, kann mir aber auch nicht vorstellen, dass es die Idee, selbiges auf die Leinwand zu bringen rechtfertigt. Und so dienen Cast und Buchautor als Blender.

                                                  • 3 .5

                                                    Eine Offenbarung der Unfähigkeit des Menschen, der sich in der Depression seiner sich selbst zu verdankenden Misere wälzt, die Folgen zwar als traurig propagiert, aber nie ehrlich zu sich selbst ist. Der Film sollte wohl die Schuld und ihre Ursache suchen, stattdessen gibt er sich mit der Trübseligkeit und der Weiterführung der Verdorbenheit zufrieden. Natalie Portman spielt bemerkenswert gut, alles in allem fehlt es hier aber besonders den Nebenfiguren an Profil und Authentizität. Zwischenmenschliche Problematiken oder Gefühle kommen auch als Hauptthema nur in dürftiger Schlüssigkeit zur Geltung.

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