Big_Kahuna - Kommentare
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Alle Kommentare von Big_Kahuna
Im Leben gibt es die Furzer und die Nicht-Furzer.
Kennt ihr das, wenn ihr im Arbeitsklo auf dem Pott sitzt und jemand anders den Raum betritt und am Pissoir sein kleines Geschäft verrichtet?
Oftmals ist es ja so, dass der männliche Körper sich gegen die vorteilhafte Vorrichtung eines Pissoirs sträubt und durch aus den Drang verspürt seinen inneren Luftungen während des Uriniervorgangs freien Lauf zu lassen.
Am Ort der Intimität, die nur durch verschließbare Türen und dünne Wände gewahrt wird, gibt es also zwei Auswahlkriterien von Menschen:
Den Furzer und den Nicht-Furzer.
Denjenigen, der die Etiquette wahrt und denjenigen, der im Mantel der Anonymität ordentlich einen Knattern lässt.
Denjenigen, der sich das Ganze wegdrückt und denjenigen der im vollständigen Bilde seiner menschlichen Natürlichkeit das Kniggeheft schon beim Austritt aus dem Mutterleib zur Seite gelegt hat.
Gesellschaftliche Benimmregeln, ach scheiß doch der Hund drauf.
Was spricht auch dagegen: der Mann auf dem Klo kann dem Mann am Pissoir nicht sehen und kann höchstens am Geruch erahnen welcher Kollege das wohl gewesen ist, um es dann eventuell nochmal lautstark im Großraumbüro zu erfragen.
„Gibt’s hier jemanden der Dünnsch heißt?“
Auf der anderen Seite kann der Mann am Pissoir den Mann auf dem Pott nicht sehen, der da in stinkiger Wut seinen beißenden Körpergeruch unverhinderbar im Raum verbreitet.
Am Nichtort der vermeintlichen Anonymität wo intime Ausscheidungsgerüche ausgetauscht werden, hat man schließlich nichts zu verlieren.
Das funktioniert natürlich auch bei Frauen, die in unterschiedlichen Kabinen auf ihrer Toilette gerade die Kraft des Windes verspüren und diese entweder durch alsbaldige Magenkrämpfe unterdrücken oder ihr freien Lauf lassen und der Kollegin auf der anderen Seite preisgeben, dass sie eine Furzerin ist. Ist das schlimm?
Abseits der Regel gibt es da natürlich noch die Extremfälle. Menschen die in Umgebung anderer Menschen mit frivolem Lächeln auf dem Gesicht übel riechende Konzerte aus ihrem Anus trompeten (meist Vollassis) und Menschen die sich vor ihrem eigenen Furz ekeln und sich alles wegdrücken, was da den Darmausgang in luftiger Weise zu verlassen droht (oftmals Frauen). In seltenen Fällen gibt’s natürlich auch Damen die in der Öffentlichkeit furzen ohne rot zu werden, aber die möchte ich persönlich nicht kennenlernen, auch wenn das den Emanzipationsgedanken irgendwie vorantreibt. #fartforfreedom
Was ich sagen will: abseits der schon jetzt von CrimsonK etablierten These, dass es im Leben Taucher und Schwimmer gibt, möchte ich ein weiteres Konstrukt der subtilen, versteckten, allgemeinen Lebenswahrheit in den Raum ventilieren, die das sekündliche Aussetzen der gesellschaftlichen Benimmregeln am heiligen Ort des Porzellanplätscherbassins beschreibt, denn der Mensch ist nun mal zum Essen, Kacken und Furzen geboren. Martin Luther hats schon immer gewusst.
Friss oder Stirb und schließlich verbindet uns Lebewesen alle, dass wir Nahrung verstoffwechseln und die Abfallprodukte ausscheiden. So sehr wir uns wünschen, dass wir selbst das nicht mehr in unserem Leben machen müssen, würde uns der Flatulenzenfördernde Genuss von Chitos, Kichererbsen, Cheeseburger oder frischem Rosenkohl schließlich abhanden kommen und so sind der Hirsch im Wald, ein Elefant oder die gemeine Stubenfliege, die in unseren Exkrementen nach Energie sucht, uns alle nicht ganz unähnlich, nur das wir eben vornehme Keramikvorrichtungen haben, auf die wir uns pflanzen und stetig den arroganten Drang verspüren uns als zentrale, höhere Spezies zu sehen.
Nein, keine Sorge, das wird jetzt hier keine Kapitalismus- und Konsumgesellschaftskritik, sondern nur ein flauer Wind am digitalen Mittagshimmel. Ich hoffe einfach mal der riecht nach Rosen.
Ich weiß zwar nicht warum ich euch das erzähle, vielleicht weil ich versuche meinen ganz eigenen geistigen Dünnschiss in ein Internetforum für Filme zu sekretieren, um Platz für etwas frisches Neues zu machen, aber genau kann ich das nicht sagen.
In diesem Sinne: frohes Flattern.
PS: Die Idee kam mir auf dem Klo.
Dieser Kommentar ist CrimsonK gewidmet.
Was einige vielleicht erfreulich, clevere Menschen eher betrübt festgestellt haben, ist, dass der User CrimsonK gebannt wurde.
Das Thema ist schon durch sämtliche Memorian-Threads gewandert, wurde breitgetreten wie eine alter Umbro-Badelatschen, hat die Gemüter gespaltet und war für einige wohl ein Rabenschwarzer Tag im Cyberspace. User haben sich gefreut, User fanden‘s scheiße, die anderen interessierte es nicht und die MP-Redaktion ist jetzt letzten Endes glücklich.
Glücklich darüber, dass die meisten Clickbait-News, polarisierende Balbea-Erörterungen, Schmitt Jr. Möchtegernanalysen und sinnlose Bildniveauartikel jetzt nicht mehr auf derbste Weise ihr Fett wegbekommen.
Das das zynische Mikroskop jetzt nicht mehr auf unangenehme Art die Wahrheiten unter die Lupe nahm, die unter der Oberfläche des nach Geld und Klicks stinkenden Scheins lauerten und das jetzt niemand mehr feststellen wird, wann genau die Texte hier auf die innere Belanglosigkeitsbefriedigung der User abzielen und wann genau immer Dummheit gefordert war. Keine sarkastischen, schwarzhumorigen Satiretexte mehr, die in mir ein loderndes Kichern entfachten, das sich in den ungläubigen Gesichtern der Menschen widerspiegelte, die mich zu dem Zeitpunkt als ich seine Text las, umgaben. Keine tiefgründigen Supermetaanalysen mehr, bei denen so mancher User hier die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat und ein inneres WTF nach dem anderen in sich hinein rekapitulierte, weil er so noch nie über einen Film nachgedacht hat.
Kein hervorquellendes Filmwissen mehr, dass dir dein Dasboard in seine Einzelteile zerlegt hat. Keine Geschichten aus dem Leben mehr, in die wir uns alle hineinversetzen konnten und die er für uns in einem völlig neuen Licht hat erstrahlen lassen. Keine Bestandsaufnahme der Zustände in Deutschland und auch keine verblüffenden Beobachtungen im heimischen Wohnzimmer mehr.
Aber, und das ist letztlich auch für mich das wichtigste, bei dem wohl einige Leute jetzt sicherlich den Würgereflex initiieren werden oder mich alternativ als Vollhonk abstempeln:
kein Freund mehr, der dir immer die Wahrheit gesagt hat und den ich in CrimsonK irgendwann fand, als sich seine, für andere als erhabene, schroffe, arrogant festgestellte Art für mich mit Auseinandersetzung seiner Person abgeblättert hatte. Wir alle haben auch noch ein anderes Leben abseits des Getickers und Gehämmers, doch das hindert einen nicht daran hier Bekanntschaften zu schließen, die man wohl nicht wieder missen möchte. Manch einer kann mir da sicher nachempfinden, zumindest wenn er nicht total verbohrt ist. Und CrimsonK war für mich genau eine dieser Bekanntschaften, die man im Leben wohl nur selten bekommt.
Was man jetzt einzig versuchen kann, ist, dass das hier alles nicht umsonst war und das man die Hater dafür gleich doppelt in die Puperze tritt. Wenn er es nicht kann, dann führen wir sein Erbe eben weiter.
In diesem Sinne: #freeCrimsonK #fuckthehypocrite #stayreal #staycrimson #comeonKängu
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Hush – Stille.
Wenn ich so aus dem Fenster zu den riesigen Pappeln vor der Firma blicke, deren Geäst und Blattwerk vom Wind in alle Himmelsrichtungen geschleudert und gestreichelt wird und ich so den Klang des Windes wahrnehme, während ich mit den Fingern sinnbefreit in die Tasten meiner ergonomischen Computertastatur hämmere, nebenbei auf meinen getrockneten Mangostreifen herumkaue und den Duft der Fürze meiner Kollegen einatme, dann arbeiten alle meine Sinne.
Doch was wenn ich jetzt Wasser oder grobkörnige, rotbraune Schmalzpropfen in den Ohren hätte, die mich kaum noch richtig hören lassen würden?
Dann würde ich mich wohl ziemlich unwohl fühlen und kaum noch etwas davon verstehen, was um mich herum so gebrabbelt und gelabert wird.
Was mit einem HNO-Arztbesuch rasch behoben wäre, können sich einbeinige Veteranen oder eben die Schriftstellerin Maddie (Kate Siegel) nur wünschen, denn Maddie ist taubstumm.
Und Maddie befindet sich im klassischen Home-Invasion-Szenario, das von einem Armbrustschwingenden Maskenträger heraufbeschworen wird. Wer sich vorher schon denken kann, dass es besonders spannend sein könnte, eine gehandicapte Person, die nix sagen und nix hören kann, mit einem skrupellosen Einbrecher zu konfrontieren, dem kann ich nur sagen: Bingo!
Hush ist tatsächlich die düstere, auf dem Handy tickernde Netflix-Produktion, die in den schattig-dunklen Gängen des stromlosen Hauses ihren Hauptakteur findet und mittels geschickter Kameraarbeit nahezu über 81 vollständige Minuten berstende Spannung erzeugt und das eigene Wohnzimmer in tiefe Dunkelheit stürzt. Manchmal schleichend, manchmal sprintend, zumeist aus der Perspektive der Gebärdensprecherin bleibt kein Knochen heile und keine Halsschlagader undurchtrennt. Besser hab ich das Kameratechnisch nur bei The Collecter gesehen. Ti West wird bei seiner Sichtung feixend kichern, auch wenn „Hush“ es ebenfalls nicht ganz ohne Jumpscare schafft.
Die große Stärke von „Hush“ liegt in den Momenten, in denen der Zuschauer sich an Maddie heftet und statt Außengeräusche ebenfalls nur wummerndes In-Ear-Dröhnen hören kann, das einen beim Spargel brutzeln und Nudeln kochen oder alternativ wenn mal wieder ein offensichtlicherer Irrer Jagd auf einen macht unter Umständen verrückt machen könnte. Aber nur vielleicht.
Zwischen blanker Verwirrung und dem survival oft the fittest, spinnt Mike Flanagan den Schema-F-Plot offenbar nur geringfügig um und kann vor allem mit der nach Außen gekehrten Gedankenwelt, rigoroser Gewalt und ein, zwei clever gelegten Finten punkten, die auf ein größeres Ganzes hindeuten.
[Ab hier Spoiler]
Wer hier wegen des nicht vorhandenen Motivs des Täters meckert, dem muss ich mal kurz auf die Griffel klopfen. Alles deutet daraufhin, dass es sich um einen Serienkiller handelt, denn in seiner Armbrust sind die Menschenleben eingeritzt, die mit ebenjenem Tötungsgerät schon genommen wurden. Und was sind Serienmörder? Richtig, sie sind ein gern gewähltes Schriftstellerthema und da es sich bei Maddie um eine Schriftstellerin handelt, die am Anfang erklärt, dass ihre innere Stimme unaufhörlich alternative Enden beim Schreiben produziert, passiert genau das auch im Film.
Bei „Hush“ geht es letztlich um mehr, als nur eine platte Home-Invasion-Story, was die, von den in binnen Sekunden verwelkenden Baumkronen herabfliegende Kamera, das erste Mal andeutet.
Maddie hat eine Schreibblockade und kommt nicht mehr weiter, was im ultralangweiligen Gebärdengespräch, bei dem der Normalozuschauer wohl abschaltet, deutlich wird, bis sie sich letztlich als Konsequenz selbst in ihrer Story verliert. Nichts anderes erkennt man, wenn man achtsam war, als sie zu Beginn versucht an ihrer Story weiter zu feilen und bereits der Satz in ihrem Word-Dokument geschrieben steht, dass ein Killer hinter ihr steht. Und während sich Maddie selbst in ihrem eigenen Plot wiederfindet, hat sie auch die ein oder andere Erwartung des Lesers zu erfüllen, weswegen sie an einem bestimmten Punkt alle alternativen Enden durchspielt und sich schließlich als Autorin und gleichzeitig Figur selbst neuerfinden muss.
„Wenn ich nichts tun kann, dann muss ich ihn töten!“ Das Final Girl Szenario ist komplett und da wird es auch keinen stören, wenn wie von Geisterhand auf einmal der Killer hinter einem in der Badewanne sitzt und einem in den Nacken haucht. Spannung muss her, da kann die Logik schon mal flöten gehen. Das Lächeln am Ende als Befriedigung darüber, dass die Story mit Happy End und erfüllten Erwartungen der Leser geschafft ist.
[Spoiler Ende]
Angesichts der Metabene erscheint Hush fast schon Adam Wingard-Flair zu versprühen und kann neben einigen Genreklischees sämtliche Sehgewohnheiten befriedigen.
Ein spannender, vor sich hin dünkelnder, hervorragend inszenierter Streifen, der zwar auf den ersten Blick recht platt daherkommt, aber hinter der Fassade nochmal doppelt so viel Spaß macht.
CrimsonK würde ihn lieben.
Wo Triple 9 ungefähr so anfängt wie ein The Town-Training Day-Brooklyns Finest-Mashup, bei dem mich ein Ethan Hawke-Cameo nicht überrascht hätte, transformiert sich der anfänglich im verwunderlichen Wackel-Stil gedrehte, vermutbare Actionfilm in eine Art eigenständige, düstere Heistmovie-Bestandsaufnahme des vor sich hinschmelzenden Gangpots Amerika, in dem die Linie zwischen Verbrecher und Verbrechensbekämpfer, ja zwischen uniformierten Markenträgern und komplett zu gehackten Gang-Mexikanern, aus dessen Mündern öfter ein „Puta Madre“ hervordringt, als eine Pistolenkugel aus den Läufen sich gegenüberstehender Banden im alltäglichen Machtkampf um die eigenen Drogenhandelsbezirke, verschwimmt wie ein Öltropfen im vor sich hin rottenden Ozean.
Im hervorragend geschriebenen Skript wird für den Zuschauer nie ganz klar, welcher Polizeibeamter jetzt in einer Art Zwang zur Korruption stecken geblieben ist oder sich das Unterwandern der Legislatur gleichwohl für ihn mit dem Ermorden im Wege stehender Spielsteine alias Menschleben bereits zur Passion entwickelt hat.
Triple 9 ist vor dem offensichtlich entgegenspringenden Thrilleranstrich vermengt mit seinen aus dem gleichförmigen Untergrund hervorgekrochenen, nahezu gesichtslosen (über die Vergangenheit aller erfährt man quasi nichts), manchmal zerbrechenden Figuren ein dunkles Stück Thrillergeschichte, das die einen mit zunehmender Laufzeit auch zunehmend langweiliger finden werden und die anderen für genau das Stück skrupellos-blutiges Sicario, das Sicario ob seiner analytisch-kalten Herangehensweise nicht vermitteln konnte, abfeiern werden.
Die Altersfreigabe dürfte im unverständlichen Vorbeischrammen an der 18er-Marke, ähnlich dem Trickspiel mit dem Zuschauer und dem Mut Juden (und Russen) als skrupellose Mafiamitglieder des im Schatten des FBI stehenden, vom Geld beherrschten Schwarzmarktrads, das unter sich die unachtsamsten seiner Teilnehmer zermalmt, für erfreuliche Verwunderung beim Zuschauer sorgen, denn das was wir hier zu Gesicht bekommen, ist ein Potpourri der besten Filme aus der Genremischung, die hier düster immer tiefer in einen Keller der alltäglichen Unmenschlichkeit führt.
Da kann man rückblickend nur John Hillcoats Hang zur unerklärten Subtilität bewundern, wenn bereits in der Einstiegszene die lärmenden Polizeisirenen ein Gefühl der bedrohlichen Sicherheit durch die geteerten Straßen dröhnen lassen, doch kein einziger Polizeibeamter zu sehen ist und die Maschinengewehre der Gegenspieler fast ungehindert das Lauffeuer in die Staumasse eröffnen können.
Triple 9 ist die nicht erklärte Erklärung darüber, wie schnell die ganze Stadt in Alarmbereitschaft versetzt mit dem exekutiven Knüppel an Ort und Stelle ist, wenn ein Beamter aus den eigenen Reihen in einer Gangkugel das Ende seines Lebens fand, doch abseits davon den von Huren bewanderten Ghetto-Straßen der gesetzliche Rücken zugekehrt wird, weil die Pitbulls unter sich die großen Stücke vom Kuchen aufteilen, während der oftmals von sich selbst behinderte dunkelblaue Pudel besser nicht dazwischen kläfft, da in den freizügig mit Monitoren ausgestatteten Hinterzimmern der organisierten Gangs, bunte Batzen gezählt werden und die automatischen Maschinengewehre griffbereit liegen.
Und Triple 9 ist unter dem Deckmantel ein spannender Copthriller zu sein, inhaltlich vielschichtiger als Großmutters Lasagne zu ihrem 70. Geburtstag und überrascht mit einem ausgeklügelten Plotverlauf, der eigentlich doch gar nicht so ausgeklügelt ist, uns aber in seiner düsteren Verschachteltheit gekonnt an der verwöhnten, voyeuristischen Nase herumführt, während er oftmals kurz vor der Erfüllung der alten Genrereime doch genau das Unerwartete tut.
Abgerundet wird dieses jetzt schon verkannte Glanzwerk mit einem haarsträubend prominenten Cast, bei dem man gar nicht weiß, wen man als erstes hervorheben soll.
Allein Kate Winslet als wunderschön-eiskalte MILF, die gar nicht so aussieht, wie sie eigentlich aussieht, brilliert hier neben Woody Harrelson als Bad Lieutenant und vor allem dem sportlich aufgepumpten Casey Affleck, der wie immer alles an die Wand spielt, doch insgesamt ist der Cast so ausgewogen und clever zusammengestellt, dass Jesse Pinkman hier genau das macht, was er am besten kann.
Man merkt zu jeder Sekunde, dass John Hillcoat etwas von Filmen und der Straße versteht und seine Lieblingsfilmliste sicher von Heat, Training Day und anderen Neuzeit-Klassikern angeführt wird und er großer Fan von Sicario ist, das springt dem geneigten Zuschauer wie ein Bündel grüner Dollar ins Gesicht, insgesamt hat Hillcoat für mich hier aber den klar besseren Film abgeliefert.
Klare Empfehlung, also ins Kino schlendern und sich von Chiwetel Ejiofor, Anthony Mackie oder doch lieber Clifton Collins Jr. eine Kugel verpassen lassen.
Grandios!
Peter Sellers als braun angemalter, dauergrinsender Inder, der ungewollt in eine High-Tech-Designervilla stolpert, um im Slapstick-Inferno die gesamte Party zu crashen, das kann sich generell und immer sehen lassen, zumindest wenn es so kreativ geschrieben und herrlich umgesetzt von einem der besten Comedy-Darsteller des 20. Jahrhunderts herübergebracht wird.
Anti-Fäkalhumorig und gerade zu Beginn immer Lachfaltenstrangulierend,
bahnt sich der Blake Edwards Plot inhaltlich dünn seine mal mehr und mal weniger exzessiven Slapsticknummern mit der Hilfe vom grandiosen Sellers den Weg durch das idyllische Anwesen geladener Hollywood-Produzenten, Schauspieler und netten Anhängsel-Mietzen, um immer wieder auf einem flammendem Drahtseil zwischen gewahrter Etikette und tollpatschig-hibbeliger Grobmotorik die Balance halten zu müssen.
Man hat das Gefühl als würde man 99 ausgeschmückte Minuten dabei zusehen, wie ein breit grinsendes, herumtollendes, knuffiges Kind mit einem Bündel Rasierklingen oder Stecknadeln spielt, um dann kurz vor dem Verschlucken immer wieder herüber zu schauen und herrlich lachend doch davon abzulassen, während man nichts tun kann außer dem Spektakel zuzugucken und sich dabei auch noch zu freuen.
Aber so ist er eben, der Sellers.
Ob es die eigens gestellten Fallen sind, in die er manchmal fällt und manchmal mehr oder minder stilvoll daran vorbeischlendert, es macht immer Spaß ihn bei seiner dauergut gelaunten One-Man-Show, die oftmals im kühlen Nass beginnt und auch dort wieder endet, zu begleiten.
Versehen mit einem der witzigsten Intros, die ich in einem 60er-Jahre-Film je gesehen habe, sind die zeitgenössisch-versteckten Hippie-Referenzen in „der Partyschreck“ unverkennbar und irgendwie auch etwas nichtssagend, vielleicht wollte Edwards andeuten, dass man den Streifen am besten mit Grünstich konsumiert. Wenn der angemalte Elefant jedenfalls durch die Villa stolziert, dann ufert das Ding hier langsam aber sicher komplett aus, hat aber letztlich immer genau die Art von Stil, die man in den meisten Komödien rund ums Baujahr „Hangover“ bis Heute schmerzlich vermisst und die es schaffen, abseits des Körperausscheidungshumors subtilere Lacher mit Klasse aus den Lachmuskeln des geneigten Zuschauers hervor zu kitzeln. Artverwandt mit dem rosaroten Panther ist es genau diese Art von Komödie, die man in etwas größeren Gruppen abfeiern kann und der man dann danach nicht im Vollsuff versucht mit den Kumpels in Las Vegas nachzueifern, weil man sonst die Angst hat dumm zu sterben. Einschalten und sich danach mit nem Lächeln in der Visage locker leicht in die Federn schmeißen. Herausragend!
Klappe die Drölfzigste.
Trivia-Meta-Erklärung der Gedankenwelt und des Inhalts von Drive:
[SPOILER AHEAD]
Der Film steht und fällt mit der namenlosen Hautpfigur, die so etwas wie einen altertümlichen Charakter in einer modernen Welt der Beschleunigung darstellt.
Er, der zu Beginn noch nachts als Fluchtwagenfahrer, tagsüber als Stunt- und Rennfahrer und vor allem als von seinem Chef Shannon unterbezahlter, bescheidener Automechaniker arbeitet, scheint in L.A ein neues Leben gefunden zu haben. Ist er vor einem anderen geflohen?
Der Driver ist eine Vermischung der Persönlichkeiten/Ansichten von Refn und Gosling, die dieser Figur extra die Dialoge gekürzt hatten, um sie noch uneindeutiger und vielseitig interpretierbarer zu machen, auch wenn die Handlungen und Ausdrücke des Drivers, der von Shannon auch gern mal „Junge“ genannt wird, fast nur eine Interpretation zu seinem Charakter zulassen.
Wie bereits erwähnt, ist er laut eigener Aussage von Refn ein altertümlicher Charakter mit bestimmter Wertevorstellung, über den nicht viel verraten wird, außer das was man sieht.
Er ist ein zuvorkommender Mensch.
Ein Mann, der jeder Frau in der Not helfen würde und einer, der aufrichtig und absolut selbstlos die reinste Form der Liebe gibt, die man sich vorstellen kann.
So hilft er der unter einer Autopanne leidenden Irene zu Beginn des Film, als er sie nach Hause fährt, die Einkäufe mit in die Wohnung trägt und sich dann explizit für das Glas Leitungswasser bedankt, bis er wieder im Dickicht der Gleichschaltung versunken die Tür hinter sich zuschlägt, nachdem er tief in die Augen des Gegenübers geblickt hat.
Diese reine Liebe, die er gibt, ist der absolute Kernpunkt des gesamten Films, denn alles ist darauf ausgerichtet, dass Irene und ihre Familie überleben und genau das ist auch der Grund dafür, dass der Driver am Ende des Films das Geld liegen lässt. Natürlich stellt die Entlassung Standarts (Oscar Isaac) eine erstmalige Hürde für das sich aufbauende Glück zwischen Irene und dem Driver dar, der nach der Benachrichtigung danach passender Weise an einer roten Ampel gleichbedeutend mit dem eigentlichen Beziehungsstopp den Wagen anhalten muss.
Doch wo man als Zuschauer schon auf einen Konflikt wartet, begegnet der Driver mit einem wohlwollenden Lächeln auf dem Gesicht fast schon "Jungenhaft" seinem direkten Kontrahenten, der für ihn keinen Kontrahenten darstellt, auf dem Flur.
Sein oberstes Ziel dabei, dass Irene und Benicio glücklich sind, koste es was es wolle. Und dazu stellt er von sich aus alles was mit ihm selbst zu tun hat hinten an und verfängt sich gleichwohl mit dem Tod seines neugewonnenen Partners und Freunds mit seinen knorpeligen Skorpionsbeinen im machtbesessenen Netz der Gangsterunterwelt, das sich gleichförmig kreisend um das große Geld zusammenzieht.
Das man da zwangsläufig bösartig zustechen muss, um in einer Welt ohne Regeln bestehen zu können, ist dabei fast schon ein Naturgesetz.
Ryan Gosling hat für Drive an seinem eigenen Auto im Film geschraubt und die 73‘ Chevrolet Chevelle selbst instandgesetzt.
Er wollte außerdem so viele Stuntszenen wie möglich selbst fahren und hat dafür ein Stunt-Crashkurs absolviert.
Er hat Refn, seinem Freund, besonders bei langen Fahrten durch die Nacht das bis dato unbekannte Los Angeles gezeigt und die beiden haben auf diesen Fahrten die Lokalitäten ausgesucht, in denen der Film gedreht werden sollte.
Dabei entstanden mit großer Sicherheit auch die visionären Bilder des wummernden Electro-Intros.
Da Refn kein Führerschein besitzt und auch nicht sonderlich am Fahren interessiert ist, recht paradox, dass dieser Mann einen Film mit Verfolgungsjagden dreht, der Drive heißt, doch genau diese unbekannten Refn-Komponenten, die er meditativ aus den Tiefen seiner Psyche mittels umgelegtem Hüfttuch abstrahiert und die er hier in den eigentlichen Heist-Gangsterfilm einwebt, sind es, die den Film so besonders machen.
Und sowieso herrschte am Set und auch dahinter ein recht familiäres Verhältnis, so lebte Carey Mulligan beispielsweise mit bei Refns Familie im selben Haus für die Zeit des Drehs.
Sie wurde sogar 1x von der Polizei angehalten, da sie zu schnell fuhr und hat das ganze mit dem Überkonsum von Energydrinks erklärt.
Jeder Schauspieler sollte und durfte seine eigenen Gedanken über seine jeweilige Figur in den Film mit einbringen. So wurde beispielsweise Ron Perlman gecastet, der in seiner Audition sagte, dass er schon immer mal einen jüdischen Amerikaner spielen wollte, der ein italienischer Gangster sein will, denn genau das ist er auch im echten Leben und sein Fluchen am Set sorgte für die nötige Würze in den Gangsterszenen zwischen ihm und Albert Brooks, der das erste Mal in seiner Karriere in einem Film morden sollte.
Da Refn Farbenblind ist, fällt sein Lichtspiel in nahezu all seinen Filmen äußerst ausgeprägt aus, doch hier nimmt das noch einmal komplett andere Ausmaße an, wenn der Driver manchmal schattenartig mit seinem Fahrzeug zu einer gleichförmigen Masse verschwimmt und stoisch in Gedanken ertrinkend beim Fahren in die Ferne blickt.
Ryan Goslings überwältigende schauspielerische Klasse wird nicht nur dann deutlich, wenn er nach dem Zermalmen von Schädeln oder Abfeuern von Schrotflinten psychopathisch und vom Selbstzweifel zerfressen in die Kamera blickt, sondern man nach der 15. Sichtung bemerkt, dass er nach der letzten Begegnung mit Irene für den Rest des Films Tränen in den Augen hat, da er realisiert, dass er sie nie mehr wiedersehen wird.
In seiner Performance wird die pure Verzweiflung dadurch klar, dass er sich mit Daumen und Zeigefinger die Tränen aus den Augen des gesenkten Kopfs drückt und dann das tun muss, was ein Mann tun muss.
Seine Figur ist trotz weniger Worte im Film die personifizierte Vielschichtigkeit und Gosling selbst vermeidet es seit jeher irgendetwas über diese Figur zu erzählen, weil das der "Zeugenbeeinflussung" von uns Zuschauern gleichkäme und wir sollen uns schließlich unsere eigenen Gedanken zur Figur machen.
Ein Film ohne ihn und Carey Mulligan hätte dahingehend nie funktioniert und man darf froh sein, dass Ryan sich seinen Lieblingsregisseur Refn für diesen Film quasi aussuchen konnte.
Ein meisterliches Stück Filmgeschichte, das alle Beteiligten zu dem gemacht haben was es ist: absolut einzigartig und unbeschreiblich.
PS: das war jetzt nur nochmal ein letzter Tauchgang, der als Weiterführung meiner vorherigen Kommentare dient.
Wer also nur Bahnhof versteht, der darf gern nochmal nachlesen.
Entgegen einem Leben, das in H&M-Umkleidekabinen mit dem 300. Selfie stattfindet und nachts mit dem vom Smartphone erhellten Gesicht im Bett damit endet, dass man sich auf YouTube anschaut, wie irgendein Typ erst als verkleideter Penner abgewiesen wird, dann aber die erstbeste Dame beim Vorfahren mit seinem Lambo direkt in die Karre einsteigt und dabei nicht mal erkennt, dass das der selbe Kerl ist, gibt es einen Film, der weit entfernt von diesen Beobachtungen sich gar nicht erst um jene schert.
Es ist eine kleine, eigenartige Reise aus der Entertainmentblase des ins System geborenen Kapitalismusmenschen, die 82min lang Faszination auslöst.
In 19, dem 2000 gedrehten Roadmovie steht das Leben im Mittelpunkt.
Und das Leben bedeutet leben.
Es bedeutet nicht sich mit iPhones zu materialisieren, an Knigge zu halten, seinem Arbeitgeber für 100€ netto mehr im Monat die Rosette zu schmatzen und auch nicht an Valentinstag Rosen mitbringen zu müssen, weil sich die Teilnehmer des Kapitalmarkts denken, es wäre gut, wenn man an einem für uns eigentlich bedeutungslosen Tag nochmal ein bisschen Geld scheffeln könnte und auch nicht weil es die Gepflogenheiten und der Missmut der Frau daheim quasi bedingen.
Generation Generierung. Ob Likes oder Geld spielt dabei keine Rolle.
19 ist die aus unserer Sicht in seiner puren Langeweile dargestellte, zügellose, aber von vielen unerkannte Darstellung des Lebens, die Lichtjahre entfernt von Hangoverparties den Weg in die Essenz der offensichtlichen Bedeutungslosigkeit wählte.
Die von Knockin' on Heaven's Door kläglich suggerierte Freiheit, die hier wirklich in einem geklauten Auto ins Nichts davonfährt, um am Meeresstrand in die Ferne zu blicken und die Leere des Seins zu atmen.
Ein Film in dem Schuhe anprobiert werden müssen, weil man die Größe in der völligen Entkopplung der eigenen Persönlichkeit vom gesellschaftlichen Konsens auf ewig vergessen hat. Ein Streifen, in dem das gemeinsame Auspacken der Figuren aus dem Lieblingsnaschzeug der Jugend ausschließlich darauf begrenzt ist, nochmal im Gefühl und der Erinnerung der Vergangenheit zu schwelgen, statt sich darüber zu freuen, dass man eine der seltenen Engelsfiguren aus dem Gebäck gebrochen hat.
Ein Film, bei dem die Protagonisten einfach im Stau stehend aus dem Auto aussteigen und es dort stehen lassen, statt darauf zu warten, dass der Stillstand endlich vorbei ist.
Und mit Stillstand können viele Dinge gemeint sein.
In unserem Leben bedeutet Stillstand zumeist jede Sekunde, in der man kein Geld verdient und jede Minute, die man sich nicht persönlich, schulisch, beruflich oder sonst wie weiterentwickelt oder aber den Datenstrom antreibt.
Ein rasantes Dasein eingezwängt im davon rasenden Zug der Vorherbestimmung.
Man kann Freiheit nicht erklären, man muss im Moment der stoischen Klarheit auf sie stoßen oder eben auch nicht. Erzwingen kann man das nicht.
Das Kidnapping, der Freiheitsentzug ist dabei der letzte Versuch, um die individuelle Zwangslosigkeit von Familie, Gesetz und normierten Lebensregeln vollkommen wiederherzustellen.
Ob dieser Versuch gelingen wird?
Was ist heutzutage schon noch natürlich und überschneidet sich das überhaupt noch damit, was DU für natürlich hältst?
Ich höre das Rauschen der Wellen und treibe in Gedanken davon, während hinter mir ein Soldat mit der Waffe im Anschlag im Sand vor sich her gleitet.
Alles ist nichts und nichts ist alles.
Von meinem iPhone gesendet
[Soiler enthalten]
Until Dawn Slowburner, der auf ausgefuchst macht und die Stimmung der Paranoia wie ein Netz aus Misstrauen und Unbehagen über dem Protagonisten und uns Zuschauern ausbreitet, bis er in einem finalen Inferno ein Feuer entfacht, das uns tief eingesackt im Ledersessel doch nochmal aufspringen lässt.
Auch wenn das Setting über weite Teile grundverschieden ist, so sind die Ähnlichkeiten zu Until Dawn unverkennbar.
Ein Jubiläumstreffen um Vergangenes, Vergessenswertes wieder hochzuholen und aufzuarbeiten, ich werde wohl nie verstehen warum man das im großen Kreis machen muss und dann auch darauf beharrt, dass alle Beteiligten sich der Grundstimmung fügen und auch ja keiner vorzeitig nach Hause gehen darf.
Wo man ähnlich wie bei Vinterberg auf eine innerfamiliäre Sprengung der Idylle und der Überwindung der Blutbarriere, um das auszusprechen, was ausgesprochen werden sollte, hätte hoffen können, wird man in „The Invitation“ mit einem Szenario beglückt, das einen entsprechend der Tom Hardy Hauptfigur, die ohne Bart mal so gar nicht aussieht wie jener, im Dunkeln tappen lässt.
Bis auf den Weirdo John Carroll Lynch und Hauptdarsteller Logan-Marshall Green gibt es hier nur wenig Lichtblicke im Schauspiel, auch wenn die unbehagliche Stimmung zu jeder Zeit ordentlich herübergebracht wird.
Das hätte sicher auch subtiler funktioniert, doch wenn man angehende Method Actor mit Fast-Komparsen paart und dann darauf hofft, dass das nicht allzu sehr auffällt, dann sollte man sich nicht wundern, wenn der ein oder andere Moment vielleicht sogar bewusst hölzern daherkommt.
Das ist jetzt zwar keine Todsünde, aber auch kein Kavaliersdelikt.
Hier geht es um die von der mal langsam durch den Raum schwebenden Kamera aufgebaute Stimmung der Suspense, die sich durch aus in der Zerrissenheit der Hauptfigur manifestiert und mit seinen Selbstzweifeln und dem gleichzeitigen, zur Investigation antreibenden Misstrauen für hervorragende Filmmomente sorgt, wenn mal wieder nicht klar ist, ob der manchmal von Dunkelheit umhüllte, durchs Haus schreitende Will (Logan-Marshall Green) sich gerade in einem zerrüttenden Flashback befindet oder tatsächlich durch die manchmal schwach beleuchteten Gänge der Luxusvilla gehend in eine prekäre Lage manövriert. Genau dann, wenn der Film seine künstlerische Malick-Note verabreicht bekommt, um danach wieder in das eigenartige Menschengefüge einsortiert zu werden, sind die Glanzmomente von „The Invitation“.
Doch ohne die Klasse, das ein oder andere (Genre)-Klischee gekonnt umschiffen zu können (Funkloch, Schwule sind grundsätzlich aufdringliche Callboys, die bei Wahrheit oder Pflicht gern einen geblasen bekommen wollen, usw.) bewegt sich der technisch vorzüglich gedrehte, mit wenig, dafür aber wummernder Electrountermalung gestaltete Thriller auf ein belangloses, für viele eventuell sogar hanebüchenes Filmende zu.
Das der Weg bis dahin durch aus unterhaltsam und vor allem spannend einige Fragezeichen in die Schädel der Zuschauer implantiert, um dann mit angezogener Handbremse, sich dann letztlich mit dem Thrillereinheitsbrei vermengend, die hervorragend erzeugte Stimmung zur Explosion zu bringen, ist teilweise genial und teilweise echt schade schwach (man denke nur an den skrupellosen Bone Tomahawk). Denn das durch die Slow-Mo erzeugte Spannungsgefühl nach dem Twist war unvergleichlich geil, doch wenn man das Haus „The Collector“-mäßig als eiskalten Mit- und Gegenspieler etabliert hätte, dann hätte sicher auch ein Ti West in die Hände geklatscht.
Das man das dann noch in ein Purge-Szenario zwängen will und eine Geschichte nicht mal so dastehen lassen kann, wie sie war, war neben dem permanenten Gefühl, man würde hier einen Teenieslasher serviert bekommen, das enttäuschendste an der Sache.
Insgesamt kein schlechter Thriller und ein gutes Beispiel dafür, wie man Spannung aufbaut, aber eben auch nicht das Meisterwerk, dass der Hype vermuten ließ.
Genau, setzt euch mal alle hin und guckt 5 Tage am Stück Serien auf dem Flachbildschirm, bis die Augen im Millisekundentakt blinzeln und man die Herzfrequenz eines Kolibris hat.
Am besten man zieht sich ab dem 3. Tag regelmäßig ein paar Lines Speed rein und sahnt dann auf den letzten Metern den langersehnten Herzinfarkt für ein bisschen Internetfame ab. Das hat dann fast schon Clockwork-Orange-Style, nur das man das ganze auch noch freiwillig macht.
Haus der Verdammten, Haus der 1000 Leichen, The House of the Devil, The Last House on the Left, House of Wax, House at the End of the Street, Haus der Verdammnis oder auch einfach nur House – das Horrorhaus.
In keinem anderen Genre gibt es wohl mehr Filme, die das Wort Haus/House im Titel haben als das Horrorgenre. Immer wieder geht’s um verfluchte Häuser oder das Haus nimmt einen wichtigen Stellenwert im Film ein.
Obs Menschen sind, die darin gestorben sind und jetzt als Geister ihr Unwesen treiben, ob man in das dunkle, baufällige Haus auf der anderen Straßenseite geht, das man schon immer mal von innen sehen wollte oder ob dunkel gekleidete Maskenträger zu Hause eindringen, um allen die Köpfe abzuschlagen, das wohlige Eigenheim ist nicht immer der sicherste Ort, wenn die heimisch-ruhige Idylle durch das Rattern einer Kettensäge, eines Rasenmähers oder alternativ durch Machetenschwingende Hockeymaskenträger unterbrochen wird, aber ich drifte ab.
Denn auch in The Silent House nimmt das Haus einen wichtigen Stellenwert ein und ist der 12. Mann auf dem Platz.
The Stilent House ist ein One-Take-Haunted-House-Terrorfilm, der sich in wähnender Dunkelheit wälzt und mit Klangkonzerten und knarzenden Dielen punktet, wo andere Genrevertreter mit der Kamera draufhalten.
Es handelt sich hier um einen uruguayischer Atmoreißer, der mit der Leuchtlaterne durch das – warte es kommt – (genau) _Haus_ schreitet und manchmal auch den eigenen, abgedunkelten Raum in komplette Schwärze taucht, während die Hauptfigur und Tochter sich dauerhaft auf einer zweifelhaften Suche befindet.
Auf der Suche nach der eigenen Psyche, die sie wohl irgendwann irgendwo mal verloren hat?
Auf der Suche nach dem Schlüssel in die Freiheit? Was hat sie verloren oder was hat sie verlassen?
Der Umstand, dass man das nie genau wissen wird, macht diesen Film zu einem aufwändigen, löblichen Projekt.
Die Schatten umhüllen das zerbrechliche Wesen so lange, bis es selbst zum Schatten wird.
The Silent House ist ungreifbar und gleichzeitig verstörend sparsam mit wirklichen Bildern, dafür entsteht die Bedrohung zumeist im Kopf des Zuschauers, allgegenwärtig präsentiert vom hintergründlichen Dunkel, was sich andere Vertreter gern mal von diesem kleinen, schnieken Filmchen abgucken könnten.
The Silent House ist komisch, anders und hat einen ordentlichen bis schwachen Twist, den man gern so kommen sehen kann, doch sich der allgegenwärtigen Dunkelheit und dem mystischen Unterton der zweifelhaften Figuren zu entziehen, das schafft niemand, der sich wirklich auf diese Bilder, die man damals auch gesehen hat, als man als kleiner Junge in der Nacht nicht unter sein Bett schauen wollte, eingelassen hat.
Der Titel ist eine Anspielung auf das nicht ausgesprochene Wort, das Beziehungsgeflechte in der wirklichen Welt gern mal rigoros niederbrennt und gleichzeitig eine Andeutung auf das Haus als eigenständigen Protagonisten des Films. Kann man in der Art gern mal so machen.
Alles in allem ist "The Silent House" aber nichts von großem Belang und auch nicht vollkommen befreit von Genrekonventionen, kann aber mit gewissem künstlerischen Anspruch punkten und spinnt sich seinen ganz eigenen, verworrenen Plot, den manch einer bei der Sichtung direkt als völlig krude durchwinken wird, in Richtung Vergangenheit.
Die Ansätze sind da, atmosphärisch macht der Film vieles richtig.
Kein Pflichtprogramm und selbstverständlich auch kein Del Toro, aber doch für den ein oder anderen subtilen Grusel zu gebrauchen.
Double Feature #1: H.P. Lovecraft
Ahoi und IÄ!
Die Dudes CrimsonK, Big_Kahuna und Donald Dungeon haben überlegt, ein Film Double Feature zu starten.
Double Feature? Was ist das genau??
Die Erklärung ist easy cheesy: es wird ein Thema ausgesucht und anschließend werden zwei Filme zum Thema gepickt.
Das Thema kann alles mögliche sein. Von Regisseuren, über Schauspieler, bis hin zu Buchautoren oder ganz trivialen Dingen wie Heu und Lakritze.
Jeder Teilnehmer sieht die Filme alleine für sich (man wohnt schließlich nicht zusammen in einer Stadt), und hinterher werden Reviews zu den Filmen geschrieben, wobei wir das jeweilige Thema auch noch genauer unter die Lupe nehmen.
So kommen unterschiedliche Sichtweisen zum Thema und zu den Filmen zusammen, was wir auch so noch zwischendurch kommentieren werden.
Warum wir das ganze machen?
Aus Spaß an der Freud, würde ich mal sagen.
Man muss den müden Sehgewohnheiten ja auch neue Anreize bieten.
Und durch sowas, kommen eventuell alte Klassiker, längst vergessene Flicks, oder völlig neuer Input (wieder) zum vorschein.
Warum wir H.P. Lovecraft als Thema für das erste Double Feature gewählt haben?
Donald ist ein großer Fan und hält Lovecraft für den Meister des Horrors.
Crimson ist von H.P. schwer angetan und kloppt sich seit einiger Zeit auch so ziemlich alles vom Howard rein.
Und Kahuna scheint sich gerade begeistert durch die Lovecraft Materie zu fressen.
Lovecraft hatte das große Talent zu schreiben wie kein Zweiter.
In Lovecrafts Geschichten war das Grauen stets schleichend.
Unnötige Liebesgeschichten, Blut, Gedärme und Gemetzel....all dieser Schnickschnack war nie Teil von Lovecrafts Stories.
Es ging meist um puren Wahnsinn!
Etwas, was den meisten Horrorfilmen unserer Zeit, trauriger Weise, völlig abhanden gekommen ist.
Was Lovecraft betrifft, könnte man fast sagen, dass sein Werk längst in die Popgeschichte eingegangen ist.
Lovecraft ist längst nicht mehr der Nischen-Horrorschreiberling, den die wenigsten kennen.
Spätestens seit seine erfundene Gottheit Cthulhu, Justin Bieber in (Donald's Lieblingsserie) "South Park" mit 2 Fingern den Kopf zerquetscht, muss man sich das eingestehen.
Das Lovecrafts Werk aber bereits vorher in Horrorfilm und Musik Kreisen die Runde macht, ist nicht erst seit dem ersten "Evil Dead" oder der Band Metallica bekannt.
Auch Stephen King ist bekennender Lovecraft Fan und hat die Geschichte "Briefe aus Jerusalem" im Sinne Lovecrafts geschrieben ("Die Ratten im Gemäuer" lassen grüßen).
Abseits seines schriftlichen Werks war H.P. Lovecraft eine ungemein interessante Person, die im Leben wohl völlig ihren Platz verfehlt hat und besonders in seiner Jugend mit negativen Gedankengut für bitteren Nachgeschmack sorgt, was sich leider auch in einigen seiner Geschichten wiederspiegelt.
Darauf wird der Kollege Crimson noch ausführlicher eingehen.
Kleine Anekdote noch am Rande: Howard Phillips Lovecraft hat in seinem Leben um die 87.500 Briefe verfasst. Die meisten der Briefe gingen an andere befreundete Schriftsteller wie etwa Robert E. Howard (der Erfinder von "Conan der Barbar").
Man muss dazu sagen, dass Lovecraft ein Einzelgänger war, der eigentlich den Umgang mit Menschen gescheut hat und lieber für sich allein war.
H.P. Lovecraft starb mit 46 Jahren.
„That is not dead which can eternal lie, and with strange aeons even death may die.“
Also ab geht die 2. Fahrt in den Lovecraft'schen Höllenschlund.
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Vorbei am ins Wasser eingetauchten Fischernetz der Belanglosigkeit, hat er vermutlich mal wieder eine Geschichte gesponnen, die in der Form wie jedes Mal die Grenzen der Kreativität und des Beschreibungsvermögens gesprengt hat.
Stuart Gordon nimmt sich der Sache an und feuert ein Trashspektakel aus dem Kanonenrohr, dass in seinem C-Movie-Mantel, dem dauerblitzenden, verregneten Mitternachtssetting und dem pikant abgeschmeckten Hang zum Creature Horror durch aus auch an Filme wie Braindead erinnert.
So ist seine Hauptfigur, der Brillentragende, hibbelige Computerfreak nicht nur optisch fast schon angelegt wie Timothy Balmes "Lionel" im wohl abgefahrensten Peter Jackson Streifen, sondern stolpert hier auf Dauerflucht vom einen Haus ins nächste, während ozeanisch-fanatische Menschen mit Kiemen und Schwimmflossenhänden ihn verfolgen und dazu bringen wollen Dagon den Meeresgott anzubeten.
Die an Land lebenden Ozeanmenschen als Anhänger der Meeressekte erinnern dahingehend schon fast an Zombies, sie sind langsam, nicht besonders intelligent und nur offenbar schwer von capiche.
Aber das macht nix, denn auch so merkt man der Story an, dass sie völlig irre ist und genauso inszeniert Stuart Gordon sie auch. Rasant, geheimnisvoll und auch recht billig. Der Streifen sieht fast schon wie 80er-Jahre-Splattertrash aus und das obwohl er ganz klar erst 2001 erschienen ist. Die Figuren sind unglaubwürdig und das Szenario wird alles andere als realistisch dargeboten, doch alles hat eine unverkennbare Atmosphäre, als würde Neptun über der Stadt schweben und sie in Regen ertränken wollen.
Völlig kaputte CGI-Effekte direkt aus dem Windows 98-Röhrenbildschirm geben sich mit rar gesät handgemachtem Gore und okkultistischen Kunstblutopferszenen die Klinke in die Hand.
Kann man so machen, spätestens als die erste Titte befreit und beim Knutschen mit der örtlichen Meerjungfrau die Tentakelartigen Flossenbeine freigelegt werden, weiß man, das Ding hier sollte man nicht allzu ernst nehmen.
Und wenn man sich dann so den orangenen Miskatonic-Pullover von Paul (Ezra Godden) ansieht, dann wird einem klar, dass es sich hier um eine Lovecraft-Geschichte handelt, zumindest wenn man beim Vorspann noch geschlafen hat.
Das Stuart Gordon sich im Horrorgenre pudelwohl fühlt und auch eigene Eckfeiler für das Genre aufgestellt hat, wissen wir nicht erst seit Re-Animator und man merkt ihm bei "Dagon" an, dass er so viel wie möglich handwerklich lösen wollte, doch wenn mal CGI zum Einsatz kommt, dann muss man schon wohlwollend die Finger von der Fernbedienung lassen. Das ist unter aller Sau und doch hat es etwas.
Gordon wollte etwas und hat auch etwas erschaffen, was viele völlig bescheuert finden werden, andere für seine Andersartigkeit doch irgendwie ganz gut finden werden.
Auch hier merkt man mal wieder, dass Lovecraft eine Vorliebe für das Mystische hat.
Immer wieder entwächst das, was der gewöhnliche Mensch als offensichtlich Böses in Lovecrafts Geschichten ausmachen würde, aus den Untiefen der vormenschlichen Vergangheit oder aus dem unerforschbaren Dunkel.
Immer noch sind 95% unserer Meere unerforscht und ähnlich wie in "die Berge des Wahnsinns", bezieht Lovecraft entgegengesetzt dem Macht- und Wissensgierigen Menschen, seine Spannung aus dem, was der Mensch vergeblich versucht sich zu Eigen zu machen.
Er hat einfach ein goldenes Händchen was das angeht und zeigt immer wieder auf, wonach der Mensch giert, während er sich in seinem Gedanken, er sei das Wichtigste im Universum, alles unterwerfen möchte.
Würden wir heute nicht wissen, dass die Erde sich um die Sonne dreht, würden wir immer noch denken, dass es anders herum ist, weil wir egoistische Wesen sind, die glauben intelligent genug zu sein, um alles zu verstehen.
Doch das werden wir wohl nie.
In Lovecrafts Geschichten, in denen der Mensch sich zumeist einer höheren Instanz stellen muss und mit der eigenen Wertlosigkeit konfrontiert wird, merkt man erst mal, worauf er hinauswollte. Und das lohnt es sich zu lesen, auch wenn es auf den ersten Blick für die meisten wohl nur Unterhaltung wäre.
Ein guter Mann und eine nicht ganz so gute, aber dennoch einzigartige Verfilmung seiner brillanten Geschichten.
Ich kann keinen Kommentar schreiben, weil ich aus wichtigen Gründen nur 2h geschlafen habe und mein Gehirn langsam aber sicher durch meine Schädelinnenwand in die Freiheit davon flattern möchte, während der vereinnahmte Raum im Inneren meines Cranium sich immer weiter zusammenzieht und damit anfängt die Gehirnmasse zu kneten wie 1kg Gehacktes.
Aber das alles hindert mich nicht daran euch zu sagen, dass ihr diesen Film sehen sollt. Ein vom Iren Lenny Abrahamson (Frank) gedrehtes inszenatorisches Monstrum, den perspektivischen Urquell, ein kameratechnisches Glanzstück des modernen Kinos. Mehr kann und will ich nicht sagen, außer das dieser Film dich in sich aufnimmt wie ein Känguru sein Baby in den Beutel.
Die Verschiebung von Ort und Nichtort, die moderne Visualisierung des erweiterten Höhlengleichnis, ein großes Drama, das mit dem scharf schneidenden Schwert der innere Leere auf dich einsticht und mit dem uferlosen Atmen der Sinne die Welt in ein anderes (Ober-)Licht rückt. Zermürbend, rührend, einengend.
Raum.
Double Feature #1: H.P. Lovecraft
Ahoi und IÄ!
Die Dudes CrimsonK, Big_Kahuna und Donald Dungeon haben überlegt, ein Film Double Feature zu starten.
Double Feature? Was ist das genau??
Die Erklärung ist easy cheesy: es wird ein Thema ausgesucht und anschließend werden zwei Filme zum Thema gepickt.
Das Thema kann alles mögliche sein. Von Regisseuren, über Schauspieler, bis hin zu Buchautoren oder ganz trivialen Dingen wie Heu und Lakritze.
Jeder Teilnehmer sieht die Filme alleine für sich (man wohnt schließlich nicht zusammen in einer Stadt), und hinterher werden Reviews zu den Filmen geschrieben, wobei wir das jeweilige Thema auch noch genauer unter die Lupe nehmen.
So kommen unterschiedliche Sichtweisen zum Thema und zu den Filmen zusammen, was wir auch so noch zwischendurch kommentieren werden.
Warum wir das ganze machen?
Aus Spaß an der Freud, würde ich mal sagen.
Man muss den müden Sehgewohnheiten ja auch neue Anreize bieten.
Und durch so etwas kommen eventuell alte Klassiker, längst vergessene Flicks, oder völlig neuer Input (wieder) zum Vorschein.
Also viel Spaß, frohe Ostern und ab geht die Luzi.
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H.P. Lovecraft, von dem ich bisher nur Berge des Wahnsinns gelesen habe, hat einen derartigen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich mich ganz unverhohlen dazu entschieden habe, bei dem Doublefeatures aller Doublefeatures einfach mal mitzumachen. Doch was ist es, was den vor 100 Jahren lebenden Autor zu einem solch speziellen macht? In der aufkeimenden Zeit des subtilen Horrors Anfang des 20. Jahrhunderts kristallisierte sich unser Howard Phillips Lovecraft mit der besonderen Gabe des deskriptiven Schreibens aus dem Allerlei der phantastischen Geschichten heraus, denen das Übernatürliche zugrunde liegt und die die Menschheitsgeschichte unter Umständen in ein anderes Licht gerückt haben. Was das Infrage stellen der naturwissenschaftlichen Ergründungen unserer Menschheit angeht, war Lovecraft Visionär und absoluter Ausnahmeliterat. So weit ich das von meinem mickrigen Standpunkt aus beurteilen kann, sind seine deskriptiven Fähigkeiten einzigartig. Wie ich schon mal erwähnt habe würde er einen Stuhl so beschreiben, dass man nicht nur genau wüsste, wie der Stuhl aussehen würde, sondern aus welchem Holz er gefertigt wurde, wieviel Masse er tragen würde und ob er von den Abmessungen her am heimischen Küchentisch seinen Platz finden würde. Er beherrscht genau das, was innerhalb einer subtilen Horrorgeschichte absolut notwendig ist, um sich das Unvorstellbare und noch nicht Dagewesene vorstellen zu können. Seine Sätze sind Gedankenleitungen in die Tiefen des Unfassbaren. Seine Bücher Meilensteine der Horrorliteratur. Und genau das macht mir große Lust auf mehr, aber damit erst mal genug vom Ausflug in die amerikanische Literaturgeschichte.
Ob die Detailversessenheit Lovecrafts in Carpenters "Die Mächte des Wahnsinns" jedenfalls durch den aufgeweichten Boden des Unerklärlichen an die Oberfläche quillt, das erfahrt hier jetzt.
John Carpenter, der Mann hinter den Synthesizern, der Kerl mit der nur fast einwandfreien, ab ca. diesem Film hier abstinkenden Filmographie und ein Pionier auf dem Gebiet des Body Horrors. Ein gestandener Regisseur mit beachtlicher Vita und dem Hang zu ausgefeilten Practical Effects, bei dem man spätestens seit „The Thing“ weiß, dass er die schaurige Bedrohung durch das Ungewisse in die Köpfe des Zuschauers pflanzen kann, bis seine Monsterfiguren auf der Leinwand erscheinen.
Da gab es sicher schlechtere Kandidaten für eine Lovecraft-Verfilmung.
Und das das eine Lovecraft-Verfilmung ist, das weiß man auch nach dem Abspann nicht, denn erwähnt wird das an keiner Stelle, vielleicht gar nicht so schlecht, denn laut Hörensagen ist ja nahezu jede der Verfilmungen, bei denen der gute Horrorautor in den Credits aufgeführt ist, relativ beschissen (abgesehen von Dagon vielleicht).
Und beschissen wird sich hier auch gegenseitig oder doch nicht? Wahnsinn oder Realität, dass ist hier die Frage!
Carpenter fährt gemäß seinem überbordenden Wissensschatz an Horror-Stilmitteln sämtliche Geschütze auf, um die Geschichte vom Versicherungsdetektiv, der in den Werken des fiktiven Autors Sutter Cane, der schon in Lovecrafts Erzählungen Erwähnung fand, auf der Suche nach der Wahrheit zwischen Realität und Fiktion stecken bleibt, zu erzählen. Und das es dabei nicht zimperlich zugeht, dass eröffnet uns gleich der Anfang des Films, indem wir uns mit der Hauptfigur in einer Gummizelle wiederfinden, während sich der Wahnsinn in den Geist von John Trent (Sam Neill) zu fressen scheint, wie ein Mehlwurm in den verdorrten Apfel.
Das postapokalyptische Setting, indem die Menschheit durch Sutter Cane, der als klare Hommage an H.P. Lovecraft zu verstehen ist, mittels Horrorliteratur in fiktive Realitäten geführt wird, bis sich alle Menschen auf der Erde nur noch mit Äxten die Schädel einschlagen, ist neben der omnipräsenten Dunkelheit, aus der Carpenter immer wieder seine malerische Spannung bezieht, der Star des Films.
Wo es ohnehin schon immer reizvoll war, mit einer allgemeinen Realität zu spielen, bei der der Mensch glaubt, er hätte sie gepachtet, finden wir uns hier in einem Taifun aus Traum-/Zeitebenen und fiktiven Romanrealitäten wieder, die zur Wahrheit geworden scheinen und die womöglich aus der Beeinflussung vormenschlicher Altwesen resultieren!(?)
Verwirbelt wird das ganze durch den befreiten Willen Carpenters einfach mal einen völlig verrückten Horrorfilm zu drehen, den viele aus heutiger Sicht wohl trotz der technischen Raffinesse des Regisseurs recht schnell ins Trashgenre legen würden, doch wer inhaltlich an den Tentakeln bleibt, der wird mit einem zum Teil leicht infantil anmutenden Metaspaß befriedigt. Was uns hier, wie dem Hardcore-Rationalisten und Protagonisten John Trent, wiederfährt, ist ein paciger Trip durch die Klischees des Horrorgenres und eine Aneinanderreihung ikonischer Szenen, die sich immer wieder durch schnelle Schnitte abwechseln, bis der Strudel des Wahnsinns in der zerhackstückelten Fiktion endet, die ähnlich wie bei uns im permanenten Voyeurismus mündet, dem wir uns alle gern hingeben. Das ist eine reife, über weite Teile des Films aber auch irgendwie infantil-märchenhafte Herangehensweise an ein Thema, das Carpenter hier mal wieder meisterhaft mit seinem Auge für das richtige Setting und einem Höchstmaß an Practical Horror würzt. Nie wirklich beängstigend schaurig, aber trotzdem durchgehend spannend und auch 2016 noch erfrischend anders, ist Mächte des Wahnsinns ein Carpenter-Film, den man ruhig gesehen haben darf und als Lovecraft-Fan auch gesehen haben sollte. Carpenter und Lovecraft, ein gutes Duo.
Zu allererst mal danke an dich Velly, dass du mir die DVD zu Ostern geschenkt hast, als Refn-Fan freut man sich da gleich doppelt.
Bei „My Life Directed by Nicolas Winding Refn” handelt es sich um einen Doku-Film als kurzen Einblick in das Leben vom dänischen Starregisseur Refn, den die meisten wohl noch von Drive kennen.
Ein selbstzweifelnder, introvertierter Künstlermensch, den wir hier teilweise in arg intimen Momenten reden und innerlich leiden sehen.
Ein Mann, mit dem man lt. Aussage der eigenen Frau nur schwierig zusammen sein kann, sie ihm aber trotzdem gern helfen möchte.
Wenn Refn da so minutenlang vor seinem Storyboard steht und Kauderwelsch quatscht, während er selbst permanent nicht weiß, welche Szene jetzt essentiell wichtig ist und ob der Film, über den er sich im Vorlauf 3 Jahre bereits Gedanken gemacht hat, auch tatsächlich überhaupt so etwas wie einen Sinn hat oder das alles doch nur riesengroßer Bockmist aus seinem verwirrten Kopf ist, dann sieht man erst mal, wie schwierig es ist einen richtig guten Film zu erschaffen.
Nach dem kommerziellen Hollywood-Erfolg Drive ist es eben nicht so einfach, sich selbst wieder auf etwas Neues zu besinnen ohne the audience vor den Kopf zu stoßen und mit Only God Forgives hat er schließlich genau das getan, der audience vor den Kopf gestoßen.
Er will nicht der ewige Drive-Regisseur sein, sondern jedes Mal aufs neue etwas Einzigartiges schaffen, drückender Stress und Selbstzweifel scheinen in der Hinsicht fast schon vorprogrammiert. Ein leises Doku-Movie, das locker auch als kleines Hinter den Kulissen von OGF durchgeht, aber vor allem auch das stressige Leben eines Regisseurs belichtet, der von sich selbst eine Entschlossenheit fordert, die er kaum erfüllen kann.
Man lernt hier den schwierigen Nicolas kennen, der oftmals nach den Fragen seiner Ehefrau und Regisseurin der Doku Liv Corfixen, sekundenlang in die Leere starrt, bis er schließlich eine Antwort findet. In jenen Momenten kommt einem Refn fast schon wie ein Autist vor.
Und dann gibt es dort eine Szene in der er seinem Kumpel und Lieblingsdarsteller Ryan Gosling, der sowieso die Hälfte der Doku bei ihm im Apartment chillt und mit den Kids spielt, völlig verworren die Essenz von OGF erklärt, während Ryan sich einfach nur wegdreht und fragend-stoisch in die Kamera blickt, bis die beiden lachen müssen. Da lacht dann das Fanherz und man ist froh, dass man diese Doku über einen der Lieblingsregisseure zu Hause liegen hat und man die Möglichkeit hat mal einen Blick in das Leben eines Genies zu werfen, dem Alejandro Jodorowsky persönlich die Karten legt und die Zukunft voraussagt (was ein schräger Vogel).
Und dann sieht man da die makellosen Kinder von Refn, die offenbar schon mit Austritt aus dem Mutterleib laufen können und einwandfrei reden oder alternativ bereits in der Windel Spiele auf dem Smartphone spielen und denkt sich so: wtf?
Die nächste Generation der Superbrains.
Alles in allem ist „My Life Directed by Nicolas Winding Refn“ ein kleiner, netter Einblick in das Leben eines brillanten Regisseurs und eigenwilligen Menschen und als Fan definitiv eine Sichtung wert.
[Spoiler enthalten]
No Turning Back, ein mit einem einzigen (sichtbaren) Darsteller gedrehtes kleines Metadrama, dass sich ausschließlich in Tom Hardys Gesicht und der Gedankenwelt des Zuschauers abspielt.
Yvan Locke ist primär ein Bauleiter, der seine Frau einmalig mit einer Assistentin betrogen hat und auf dem Weg von seiner Baustelle, die in den nächsten Stunden die größte Betonlieferung Europas erwartet, ins Krankenhaus zu dieser Dame ist, die dort gerade sein Kind bekommt.
Und Locke ist ebenfalls ein Mensch, der aus dem Muster des Egoismus ausbricht und für seine Taten geradesteht, wo viele wohl einfach für den Rest ihres Lebens ein Scheindasein eingehen würden und bei dem Blick in den Spiegel ihre Selbstachtung abbröckeln würde, wie der Putz an einer langsam verrottenden Ruine, was angesichts der Umstände allerdings eine nachvollziehbare Reaktion gewesen wäre.
Der Film spielt sich ganzheitlich auf der Autobahn und nahezu in Echtzeit ab, was bedeutet, dass man einem Typen X dabei zuschaut, wie er stundenlang einfach nur gerade aus fährt und Telefongespräche führt, wer also eher der Typ Smartphone ist, dem schnell langweilig wird, wenn man mitdenken muss und nach 10min bereits, in denen augenscheinlich nichts passiert, vor lauter Langeweile Candy Crush auf seinem Handy angeschmissen hat oder sich lieber den ganzen Tag irgendwelche Unterhaltungsvideos von irgendwelchen Youtubern reinzimmert, der sollte sich No Turning Back vielleicht nicht ansehen, aber das nur nebenbei bemerkt.
So eine Solonummer kann schnell schiefgehen, zumindest wenn der Typ X nicht die Schauspielklasse eines Tom Hardy hat.
Hier haben wir zum Glück einen Typ X der Klasse Hardy, auch wenn ich die ein oder andere Träne an der ein oder anderen Stelle nachvollziehbarer gefunden hätte, doch was ist schon nachvollziehbar, wenn man im Minutentakt zwischen innerer Katharsis, Pflichtgefühl, selbstgeißelnder Beichte, purem emotionalen Leid, dem eigenen Existenzverlust und der zu erledigenden, rationalen Abwicklung einer gigantischen Betonlieferung, die das essentielle Fundament für die Entstehung eines riesigen Wolkenkratzers darstellt, hin und her switchen muss, weil man sich ganz klar von einer Lebensweise abgrenzt, die man schon immer abgelehnt hat und die durch einen einzigen Moment das gesamte Leben in andere Richtungen lenken kann.
Ist es das, weshalb Yvan Locke zu Beginn des Films mit offenen Augen vor der grünen Ampel ins Scheinwerferlicht blickt wie ein regungsloses Reh und selbst nach dem Anhupen des Hintermanns keine Antwort darauf weiß, welche Richtung für ihn die richtige ist? Um dann entgegengesetzt dem rationalen Denken, das allein aus Jobgründen immer seine Maxime dargestellt hat und sogar danach noch in den Gesprächen mit der Baustelle und seinem Vorgesetzten seine Natur bestimmt, die Spur und damit sein Leben zu ändern. Seiner Frau am Telefon zu sagen, dass er nicht kommen wird, weil er sie betrogen hat und jetzt zu dem Kind fährt, für das er SCHULD ist, so wie er es sagt. Genauso wie er insgeheim SCHULD wäre, wenn das Gebäude, dass dort erbaut wird nach der Fertigstellung irgendwann in sich zusammenbrechen würde.
No Turning Back heißt deshalb auch No Turning Back, weil eine in Bruchteilen einer Sekunde getroffene Entscheidung im Leben alles verändern kann und einem unter Umständen für immer den Rückweg versperrt.
Darum geht es in dem Film 89 Minuten lang.
Um Aufrichtigkeit und die Beschleunigung eines Lebens, das oftmals zwischen Tür und Angel geführt, auch zwischen Tür und Angel beendet wird.
Eine dramatische Inspektion über das heutige Leben am Rand des Verantwortungsverlustes ob des permanenten Stresses in stetiger Bewegung, egal ob auf asphaltierten Straßen oder zu Hause im Datenverkehr.
Der Grund warum jeder seinen Arbeitgeber ganz gern als das Arschloch bezeichnen würde, das er ist, da er eine gewisse Mitverantwortung innerhalb seiner Vereinnahmung trägt.
Die um den Hals gewickelte Nabelschnur als Symbolik für das Leben eines Mannes, der sich seiner Vergangenheit stellt und vom Prinzip her alles richtig macht.
Lebensader und Henkersseil in einem.
Eigenverantwortung und Verantwortungsbewusstsein für andere.
Und dann ein einziger Fehler, der alles verändern kann und einem zum Point of no Return zwingt.
No Turning Back.
Ein fesselnder Film, den man sich gern mal ansehen kann, wenn man wissen möchte, was es bedeutet seine Fehler als solche auch wirklich hinzunehmen, denn nur daran kann man wachsen.
Für Hardy-Jünger und Arthousefans jedenfalls Pflichtprogramm.
Auch wenn ich jetzt kein Super-Duper-Ultra-Serienvielgucker-Magician-Zaubermeister der Serienfiguren bin und dieses Voting auch nur nette Spielerei ist, kann es nur einen geben:
Mike "Motherfucking" Ehrmantraut.
Er ist die brillante Serien-Fleischwerdung des Normalbürger-Agentengangsters der alten Schule, der mit persönlichem Ehrenkodex, "Ist mir egal, auch wenns mir nicht egal ist"-Einstellung und technischen Tötungsskills besonderer Sorte ein Unikat darstellt, wie es ein launisch-unberechenbaren Tommy DeVito zu seiner Zeit tat. Der gewiefte Kerl, der sein Schwarz- und Drogengeld aus Pflichtgefühl für ein besseres Leben an seine Schwiegertochter und seine Enkelin weitergibt, um selbst irgendwann zur Ruhe kommen zu können.
Ein Kerl, der mit Zipverschluss-Brottüte und Oker-farbenem Busfahrer/"-ich bin ein unscheinbarer Mensch"-Outfit auf clevere Weise jeden aufmischt, der es eben nicht anders gewollt hat.
DER ehrenwerte OG-Mr. Wolf der Serienlandschaft.
Die personifizierte Menschlichkeit und gleichzeitig der eiskalt zuschlagende Hammer der Exekutive.
Mike Ehrmantraut ist die innere Resignation im Anblick des immer weiter essentielle Werte mit sich reißenden Kapitalsystems, die für ihre Familie ein größeres Stück vom Kuchen klarmacht.
Entsprungen aus der kongenialen Feder Vince Gilligans, ist er der Böse und gleichzeitig aber auch der Gute.
Die Menschwerdung der Serienfigur in Form eines mehr oder minder gebrechlichen Kämpfers gegen das System, dass ihn über die Jahre zu dem gemacht hat, was er ist: ein guter Bösewicht oder alternativ auch ein böser Gutewicht, zumindest aus Sicht der Gesellschaft.
Es gibt vielleicht bessere, lustigere und krassere Serienfiguren und es wird wahrscheinlich zurecht der teils überragende Homer Simpson, hoffentlich ein Son Goku oder aber verständlich-unverständlich das Arschloch Walter White, aber es kann keinen besser geschriebenen Altgangster geben als Mike, den alles zerstörenden, kriminellen Gerechtigkeitskämpfer, der sich selbst idealistisch aus der Mitte der Gesellschaft verstoßen hat. Eine Hommage an die halbaufrechten Mafiatypen der 80er und 90er und dennoch etwas völlig eigenständig-neues.
Ihr fragt euch jetzt sicher was in mich gefahren ist über eine einzige Serienfigur so viel zu schreiben und ich kann nur sagen:
keine Ahnung! Aber wer ebenfalls (Gangsterfilm-)Fan ist, wird vielleicht verstehen.
Proletisch-flaches, witziges Rock’n’Roll-Action-B-Movie-Unterhaltungskino mit frauenfeindlichem P18-Fäkalhumor, das nicht nur durchweg pacig seinen verworren-ulkigen Plot durch die Klischeesaftige, geldgierige Musik-/Metalwelt prügelt, nebenbei diversen Mietzen in den Ausschnitt linst und auf die alten, unrealistischen 80er-Actionstreifen und MacGyver-Helden vergangener Zeit anspielt, während er mithilfe seiner James Dean/Elvis Presley-Gedächtnis-Haupfigur mit dem Baseballschläger auf Feminazis einschlägt, bis die Silikontitte platzt.
Lederjackentragendes Machokino der Marke „ich dreh mir die Welt, wie sie mir gefällt“, mit Al Bundy als tänzelnden Detective und Freddy Krueger-Darsteller Robert Englund als charismatisch-irren Bösewicht, der in seine Rolle passt, wie ein Tampon in das blutende Mimöschen.
Fetzig, frisch, explosiv und vor allem der ironisch-wedelnde Mittelfinger an Hollywoods Genrekonventionen, allerdings auch etwas weniger explizit, als er es damals bei der Erscheinung wahrscheinlich war.
Das Regisseur Renny Harlin dabei unweigerlich ab und zu die 4. Wand aufsprengt, da sein Rock’n’Roll Detective der Prototyp des Rockstars ist, der nach seinen großen Erfolgen mithilfe seines Restruhms in einer großen Villa haust und dort jeden Morgen mit einer anderen Flamme aufwacht, aber keine Kohle hat, während die einzige Person die er respektiert, seine Agentin mit dem wohlgewählten Namen Jazz ist, die er am Ende des Films als lästige Schwester bezeichnet, sollte erwähnt werden.
Genauso sollte erwähnt werden, dass die ein oder andere belanglose Szene rückblickend etwas peinlich daherkommt, aber das macht nix.
Hassfilm von Alice Schwarzer und Friends, für mich und viele andere aber erfrischendes 90er-Kino, das man bei einem gebrauchten Tag und ein paar Bier, mit der Al-Bundy-Hand im Schritt die Kehle der Vergangenheit hinabperlen lassen kann und diesen Streifen danach ganz einfach gut finden wird, weil er vieles einfach so macht, wie es ihm in den Kram passt.
Das man als Fan dieses Films automatisch zum Misogynisten mutiert, ist jedenfalls mindestens genauso verblendet, wie die Behauptung, jeder Mann sei ein Macho, gerade angesichts dessen, dass es viel mehr um Rockstargroupiemädels geht, als um die Stellung der Frau an sich, während es nun mal in der Natur der Pascha-Hauptfigur liegt Frauen zu beleidigen, da er eben so ein engstirniger Typ ist, wie er es ist, aber das brauch ich dem geneigten Trashliebhaber eigentlich nicht erklären.
Beim Grillerchen mit der Filmfan-Bande sicherlich sehr gut genießbar und ein kleines Randgruppenkultflickchen längst vergangener Tage, bei dem auch Frauen schmunzeln können, dessen Zielgruppe allerdings tatsächlich der Mann ist.
Kein Pflichtprogramm, aber in den meisten Fällen gut bis sehr gut verträglich.
Was wenn man entscheiden könnte?
Wenn man wüsste, wie krank diese Welt ist.
Was, wenn man vor der Geburt entscheiden könnte, ob man als Mensch oder als zufriedener, Blattverschlingender und gechillter Koala auf die Welt kommen könnte?
Wie würdet ihr euch angesichts dessen, dass man über die Sinnlosigkeit des Lebens quasi Bescheid weiß, entscheiden?
Nehm ich lieber den Koala oder doch lieber die aussaugende, zermürbende Viruskrankheit des Planeten Erde?
Möchte ich ne Steuernummer und viel Arbeit, für die ich mich nie freiwillig entschieden habe und dessen Verantwortung mit Beendigung meiner frühen Kindheit immer mehr Last auf meinen Schultern einnimmt?
Die vorgegaugekelte Wahl, vor die wir tagtäglich gestellt werden, obwohl wir in einengender Bedrängnis nie wirklich eine freie Wahl hatten, sondern uns immer in eine vorgegebene Richtung begeben mussten?
Ich persönlich würde wahrscheinlich den Koala wählen, schließlich interessiert es niemanden, ob du in deinem Leben mal etwas gerissen oder doch nur als Sozialhilfeempfänger vor dich hin gedümpelt hast.
Man müsste schon die Genialität eines Darwins oder Einsteins besitzen, um in 1000 Jahren vielleicht noch mal beiläufig erwähnt zu werden und ich sag vielleicht, weil vielleicht bedeutet, dass es echt nicht sicher ist, ob sich die Leute in 1000 Jahren noch mit einem Darwin beschäftigen werden oder längst den Planeten und seine Vergangenheit verlassen haben.
Vielleicht läuft dann auch nur Hitler im telekinetischen GehirnTV, wenn wir uns nicht vorher schon längst selbst ausgerottet haben.
Und selbst wenn die berühmtesten Jungs und Mädels von heute in dieser Zeit erwähnt werden würden, könnten sie sich trotzdem nichts davon kaufen.
Oder doch?
Wer weiß das schon..
Vielleicht gibt's ja für jedes gerettete Leben auf der Erde im
Himmel einen goldenen Dollar - denn Gott ist ja Amerikaner - mit dem man sich 3 sexy Jungfrauen als Dienerinnen nehmen kann.
Warum eigentlich immer Jungfrauen?
Und warum eigentlich immer im Himmel?
Und doch geht man seinen Weg als irdisches Wesen des Nonsens und tut so als hätte man gewichtige Bedeutung für irgendetwas.
Doch der illusorische Schleier der eigenen Existenz rückt das denkende Wesen in den Mittelpunkt der Kosmologie und gleichzeitig in den Mittelpunkt des eigenen Lebens, das per Zufall auch einfach schon morgen vorbei sein kann.
Warum erzähl ich euch das eigentlich alles bei einem Film wie Box of Moonlight?
Keine Ahnung, vielleicht spricht mich die spirituelle Note des klischeefreien Abenteuer-Reality-Films an, in dem einem Ingenieur die wissenschaftliche Komponente der Zeit einen Strich durch die Rechnung macht und er als Pragmatist gegen den Instinktmenschen durch seine Planungsbestimmte Natur anzukämpfen verdammt ist, der im Wald sein Ökodasein pflegt und einfach in den Tag hineinlebt. Al (John Turturro) kann einfach nicht aus seiner Haut heraus und wird für den Rest seines Lebens ein "Opfer des Systems" bleiben, der stets darauf bedacht ist seinem Sohn das Rechnen beizubringen und seinen geregelten Alltag zu meistern, auch wenn er seinem Sohn [Spoiler] zum Schluss das so lange verwehrte Irrationale, das Feuerwerk, mitbringt und ihn damit sogar alleine böllern lässt.[Spoiler Ende]
Der Rückkehr in die geregelte Zivilisation, die durch den fast schon urvölkerlichen Tanz um das Lagerfeuer unterbrochen wurde, kann er nicht aus dem Weg gehen, schließlich hat er Frau und Familie zu Hause, die ebenfalls ins System hineingeboren darin bleiben werden, bis sie ihre DNA auf einen Nachkommen, der das selbe tun wird, übertragen haben.
Box of Moonlight ist dahingehend ein Lebensbejahendes Feel-Good-Movie, nach dessen Sichtung sich der ein oder andere fragen wird, was er hier eigentlich macht und wann er endlich anfängt zu leben, um es dann doch nicht zu tun.
Es ist das Wandern durch den Wald mit dem besten Kumpel und ein paar Bier im Rucksack, während das Handy zu Hause bleibt, das man sich schon so oft vorgenommen hat und es dann doch nicht tut, weil die von Beginn an eingeimpfte Verantwortung mit der Schrotflinte in der Hand die eigene freie Entfaltung bedroht.
Box of Moonlight ist genau das losgelöste Abenteuer, das viele andere Abenteuerfilme vergeblich versprechen und die Flucht aus dem monotonen Leben der Gleichschaltung, das hier im Subtext permament sein Fett weg bekommt.
John Turturro und Sam Rockwell harmonieren in ihren menschlichen Rollen ganz hervorragend und nach dem vorzüglichen Shining-Natur-Intro bahnt sich der Film seinen Weg in den befreiungswürdigen, festgefahrenen Geist des Zuschauers, der sich insgeheim vielleicht doch nach der wahren Freiheit sehnt, sie aber niemals wirklich zu spüren bekommt.
Das eingefangene Mondlicht, das sich der voranschreitenden Zeit entschieden gegenstellt, sie sogar umkehrt, leuchtet hier auf den Zuschauer nieder, auf das er ihn erhellen und ihn letztlich zumindest für einen Moment befreien möge.
Wirst du dich für den Koala entscheiden oder bleibt es doch wieder das Kunststoffreh, dass du aus der Ferne für echtes Leben hältst, weil du noch nie wirklich im Wald warst?
Entscheide Du.
Schach.
Unausgegorener Hausfrauensoftporno und vermeintlicher Kommerzfanservicestreifen, der auf explizit macht, aber viel mehr der Emanzipation mit beiden Beinen voran ins Kreuz springt und dann noch Schadensersatz für den angeknacksten Arsch fordert.
Was zur Hölle meine Damen?
Wenn selbst meine 74-jährige Oma nach dem Film sagt, dass sie gedacht hätte, dass da mal etwas passiert, dann kann mit dem Streifen in Relation zur heutigen youjizz- und xhamster-Generation irgendwie etwas nicht hinhauen.
Stattdessen offenbaren sich hier unter der makellos-glänzenden HD-Oberfläche die Gelüste der Ottonormal-Frau nach sexueller Unterdrückung und geheimnisvollem Verwöhnen, während der mysteriöse Mr. Grey und damit wohl wir alle am besten eine Firma leiten und 7 Luxuskarossen in der Garage stehen haben sollten, damit die gewöhnliche Frau von unserem Antlitz bereits ganz feucht wird.
Hier gibt es 1-2 Nippelblitzer, den Schamhaaransatz der Hauptdarstellerin und ganz viel offensichtlich ausgehängtes Folterwerkzeug, das entweder nicht benutzt wird oder aber relativ harmlos ist. Hier werden keine sadistischen Bondagephantasien auf Polaroid gebannt und selbstverständlich wird man auch die quälende Frage nach dem Motiv des ach so innerlich ebenfalls leidenden Mr. Grey, der hier bestenfalls noch als platte Berlin-Tag-und-Nacht Gosling-Nachahme wegkommt, nicht beantwortet bekommen.
Was wir bekommen sind bedeutungsschwangere Blicke in die Kamera, andauerndes Hecheln der bis zur Exstase hoch erotisierten stereotypen Frau, die sich liebend gern und dauerhaft vom nächstbesten Macho verarschen lässt und Until Dawn Gedächtnisdialoge eingeflogen aus dem cineastischen Moloch, geschrieben von einem sexuell frustrierten Teufel, dessen innere Romantik zu einem abgestorbenen Fötus verkommen ist.
Soll die Ottonormalfrau endlich dazu stehen, dass sie noch nicht so richtig weiß, ob sie YouPorn anklicken und loslegen soll und stattdessen lieber in die Allerweltsphantasien eines antifemininen, geldgierigen Arschlochs abtaucht und in Form der Hauptfigur wie eine Prostituierte jede Bestrafung in Kauf nimmt und jedes sexuelles Verlangen vom wohlhabenden Mann befriedigt, wie sich das gehört.
Ist doch in Thailand gang und gäbe. Nun gut, da ist Wohlstand auch irgendwie gleich Anerkennung. Jedenfalls ist das eigentlich ganz harter Tobak und doch trifft es wohl irgendwie die Bedürfnisse der Frauenwelt, wenn man sich so die Umsätze von Buch und Film ansieht.
Ich hab keine Ahnung wie sich das rechtfertigen, unter dem Deckmantel des Expliziten so hochpushen lässt und dann trotz heißer Luft am Ende doch wieder ein Sequel herauskommt. Anfänglich hatte ich das Gefühl, dass Regisseurin Taylor-Johnson hier die alltäglichen Bedürfnisse und Probleme von Mann und Frau aufeinanderprallen lassen will, doch dann wirft sie alles über den Haufen, als hätte sie ihre künstlerischen Ambitionen mit den Worten "ach scheiß drauf, lasst uns wie geplant einfach nen kleines Softporno-Drama drehen" am Set in die Tonne geschmissen.
Lars von Trier wird sich im Bett umdrehen.
Wer sich wirklich mit derartigen Themen auseinandersetzen möchte und Bock auf etwas Mutiges hat, der sollte sich mal Nymphomaniac reinzimmern und mit offenem Mund nach 4h Synapsenanstrengenden Bildern den Fernseher abschalten.
Hier werden wirklich Schwänze gelutscht und Ärsche wund geprügelt, aber stimmt, so explizit will es dann doch keiner, zumindest nicht im Kino.
Auch wenn sich das einige vielleicht nicht eingestehen wollen, der Film ist auch ein Zufluchtsort.
Der Ort, an dem man versucht die Probleme des Lebens für einige Zeit auf Eis zu legen und in eine fremde Welt abzutauchen.
In eine Welt, die unserer manchmal gleicht, aber manchmal so fern ist, wie ein mehrere tausend Lichtjahre entfernter Planet.
Genau das ist es, was wir wollen. Manchmal die Probleme erleben, die wir selbst beinah gehabt hätten oder haben könnten und manchmal in
phantastische Geschichten einer fremden Sphäre fliehen, zumindest neben dem ganzen sinnlosen Geballer.
Das, was für die anderen der Alkohol, das Crystal Meth oder die Zigaretten sind, ist für uns der Film und wir können nicht genug kriegen.
Doch manchmal sollte man das Fliehen einstellen und sich mit Inbrunst den Dingen stellen, die man vorher immer wieder von sich unbewusst weggeschoben hat.
Egal ob es um die verstrittene Tante geht, die man Jahrzehnte lang nicht gesehen hat, den Cousin, der dich übel abgezockt hat oder ob du damals deine Freundin hintergangen hast, jeder von uns hier hat sein ganz eigenes, unterschiedlich großes Päckchen zu tragen und manchmal muss man es aufreißen und über sich ausschütten, um die Dinge in die Hand zu nehmen und endlich mal das Richtige zu tun, wo es andere niemals schaffen würden.
Man selbst ist verantwortlich für sein Leben und wenn man etwas Gutes dafür tun kann, dann sollte man das tun, egal ob man glaubt dabei seinen Stolz zu verletzen oder zurückzustecken.
Zurückstecken kann eine große Stärke sein, der Klügere oder auch Ehrlichere gibt schließlich nach und damit meine ich nicht dieses arrogante Totschlagargument in einer peinlichen Diskussion, ich meine, dass man es wirklich so meint.
Wie viele Patchworkfamilien gibt es auf der Welt, die aus abartigen Affären aus offenbar unüberlegten Ehen resultiert sind und wieviel Streiterei um Geld entsteht dabei, wenn es um Unterhaltszahlungen geht und das alles dann meistens auf dem Rücken der Kinder, die dadurch dann einen Knacks weghaben und sich gleich doppelt so viel Mühe geben müssen, um es später nicht genauso zu machen, schließlich haben sie es nicht anders vorgelebt bekommen.
Es ist ein so offensichtlicher Witz wie wir instrumentalisiert werden für den nächstbesseren Fick und das viele Geld, was jeder gern hätte, dass es mich fast entsetzt. Und ALLE machen dabei auch noch mit und dann wundert man sich warum kaum noch Kinder gezeugt und Familien gegründet werden und selbst wenn man sie gründet, sie dann wenig später wieder zerbröckeln wie Sandstein.
Man will ja erst mal seine Karriere in den Griff kriegen und auf eigenen Beinen stehen, DAS westliche Ideal. Ok, in Ordnung, das will jeder und ich auch, aber vielleicht sollte man sich irgendwann mal darauf zurückbesinnen was es heißt ZUSAMMEN zu LEBEN.
Fahrt mal auf russische, moldawische, kasachische Dörfer, wo die ganze Familie noch in einem Haus wohnt und sich jeder um den anderen kümmert, weil sie ALLE wenig haben. Die Brüder sitzen nebeneinander, Vater, Opa, Mutter, Oma, die Kinder, alle sitzen an einem Tisch und verstehen sich, zumindest mehr oder weniger und das obwohl kaum einer der Leute dort intaktes Schuhwerk, gar ein Auto hat. Klar, sie habens nicht anders gelernt, leben quasi isoliert und haben wohl kaum eine andere Möglichkeit, doch ein Haushalt in Deutschland der so funktioniert? Unvorstellbar.
Worauf ich hinauswill ist, dass ohne Moos zwar nix los ist, aber das letzte Hemd keine Taschen hat, wie mein Großvater es mir immer zu sagen pflegte, bis er sich in seiner Gutmütigkeit im Altersheim hat von einer Putzfrau abzocken lassen. Diese Welt mutiert stetig weiter zu einem einzigen gigantischen Scheißhaufen und auch wenn jetzt alle innerlich bereits ihr „jaja, Illuminati, Freimaurergeschwafel, du Verschwörungstheoretiker“ herunterbeten, so ist es. Und es bricht mich an, denn auch wenn viele es gar nicht merken, so sind gerade sie ebenfalls die Opfer davon.
Egal ob auf Ebene der nicht intakten Familie, der unmöglichen Beziehung oder aber des 7er BMW, für den man seinen besten Freund verraten würde, weil man schon immer mal Bock drauf hatte, in so einem Teil ein paar geile Frauen aufzureißen, die schon beim Anblick der Felgen einen leichten Orgasmus kriegen. Klar, das sind Extrembeispiele, das heißt aber nicht, dass ich so etwas nicht schon gesehen habe.
Und völlig gleich, ob das was ich hier schreibe jetzt alle abfeiern und daraus am besten noch eine antikapitalistische Hardlinerbewegung für mehr Aufrichtigkeit entsteht, so würde sie im Rahmen des Systems wieder für das System genutzt werden und alles wäre beim Alten.
Die Frage ist, was tust du? Ja du, der das hier liest?
Hier gibt’s kein Zahlformular oder eine Stelle für deine Unterschrift, das einzige was wichtig für dich sein sollte ist, was du tun solltest, damit dein Leben besser wird oder die totgeschwiegenen Probleme endlich bewältigt werden.
Dabei hilft es jedenfalls nichts, wenn du jeden Tag 3h Bilder von Schuhen bei Instagram ablikest, bei denen du dich dann super duper freust, wenn deine Freunde dir dann neidisch sagen, dass sie die sooooo toll finden, wenn du sie dir gekauft hast.
Dabei kannst nur du dir selbst helfen.
Und nein, das ist hier kein Kontra K Song, das ist meine alternative Wahrheit für dich.
Lach darüber oder nimm sie dir.
Das letzte Hemd hat keine Taschen, verdammt nochmal.
„Wild Tales – Jeder dreht mal durch“ hört sich im Titel fast schon so an, als würde es sich um eine Slapstickartige Komödie handeln, die durch aus gerade nach dem Bindesstrich an Michael Douglas‘ oscarwürdige Entgleisungen in Falling Down angelehnt sein könnte, gleichzeitig aber eher als oberflächliche Light-Version zu sehen ist. Wenn man einen derartigen Gedanken jemals gehabt haben könnte, wird man gleich nach der ersten Folge des Episodenfilms eines besseren belehrt, denn was wir hier frei Haus in geleckten HD-Bluraybildern ins Wohnzimmer geliefert bekommen, ist Rabenschwarz und gleichzeitig nicht nur eine durch Unzufriedenheit ausgelöste omnipräsente Gedankenwelt, die für uns sichtbar nach außen gekehrt wird.
Etwa wenn man sich daran erinnert, wie man selbst in so mancher Situation schon reagiert hat, wenn die Scheuklappen-Tante mit ihren Aschenbecher-Brillengläsern und dem Opel Astra dich haarscharf geschnitten und dir die Vorfahrt genommen hat und dir dann zusätzlich zu deinem keifenden Wutanfall auch noch einen Vogel zeigt, während du anstatt ins Lenkrad am liebsten in ihre Halsschlagader beißen würdest und sie ganz gern über Kopf am nächsten Baum aufgehängt ausbluten lassen würdest.
In Wild Tales passiert genau das.
Und dabei hat das Thema Gewalt in diesem oscarnominierten, argentinischen Film natürlich eine der großen Hauptrollen.
Ob sie aus Trotz, Wut, systematischem Hass oder Affekt entsteht, aufgerollt wird das Thema von allein Seiten und ermöglicht uns einen Blick in die menschliche Psyche, nachdem man sich ein wenig so fühlt, als hätte man gerade 2 Folgen Black Mirror gesehen.
Im Fokus des Geschehens steht die Ursache und die Folge der Anwendung von Gewalt im Alltag des Menschen und dabei spielt es keine Rolle ob es sich um physische Gewalt, psychische Gewalt oder beides handelt.
Denn beinah immer ist es ja so, dass Gewalt aus den unterschiedlichsten Ursachen resultieren kann, beispielsweise aus der eigenen Unzufriedenheit (Parkplatzepisode), aus dem Affekt der Wut (Autoepisode), aus unterdrücktem Hass (Dinerepisode) oder aus vielen anderen unterschiedlich zusammengemixten Komponenten. Gewalt ist komplex und hat grundsätzlich auch viel mit Macht zu tun.
Man könnte so beispielsweise davon sprechen, dass dein Arbeitgeber Gewalt psychischer Natur auf dich ausübt, wenn er dich wie so oft ne Doppelschicht schieben lässt, weil mal wieder wer anders krankgeschrieben ist und du treuer Hund deinen geregelten Weg zur Arbeit gehst, Tag für Tag. Und das wiederum mündet darin, dass du mit Wut im Bauch fluchend bei der Metalmusik im Auto mitschreist oder alternativ, wenn deine Freundin von dir unmittelbar nachdem du in den Scheißhaufen vor der Haustür gelaufen bist, verlangt, dass du JETZT und nicht erst in 6 Monaten das Rollo anbringen sollst, einmal verbal komplett die ganze Wohnung auslotest.
Das ist dann das Resultat der Gegengewalt, dass dein Chef und viele andere aus dir herausprovoziert haben, bis schließlich das überquellende Fass der Wut irgendwann geplatzt ist.
Genau diese Explosion wird hier in Wild Tales diverse Male für den Zuschauer sichtbar, im Rahmen der unterschiedlichsten Geschichten, die hier gesponnen wurden.
Wie Eingangs erwähnt zum Beispiel beim normalen Alltag im Straßenverkehr, als auch auf der eigenen Hochzeit und das wird uns teilweise so schonungslos dargeboten, dass mich die P12-Freigabe ziemlich wundert.
Zumindest wenn ich an das Küchenmesser denke, dass diverse Male im stattlichen Männerbauch versinkt, während der eigene Sohn beim Sterben des Vaters zusehen muss und sich die Seele aus dem Leib kotzt oder den armen Teufel, der sich letztlich doch provozieren lässt und später dann von seinem eigenen Gurt stranguliert und aufgehängt wird. Angereichert ist das ganze dann auch noch teilweise mit einer derben Note tiefschwarzem Sarkasmus, der einem zuweilen im Hals steckenbleibt und für Atemnot sorgt.
Die Hochglanzoptik tut da natürlich ihr übriges, um den Episodenfilm bis ins letzte sehenswert zu machen, denn kreativ ist er in seiner Aufarbeitung bereits bei den Opening Credits, bei dem sämtliche am Film Beteiligte durch Portraits von Tieren dargestellt werden. So bekam der Drehbuchautor beispielsweise einen schlauen Rotfuchs als Hintergrund, der Sound Editor einen Hasen mit riesigen Ohren und der Kameramann eine Eule im Dunkel mit ihren großen Augen, denen auch das Verborgene nicht vorenthalten bleibt. Das ist mMn äußerst gelungen gestaltet, hervorragend fotografiert und spielt ganz nebenbei auf das Tier im Menschen an, dass über die gesamte Laufzeit des Films immer wieder durch die Oberfläche der 4. Wand stochert.
Ich hatte eigentlich vor eine Analyse zu schreiben, doch bei Seite 3 dachte ich mir dann, dass das vielleicht etwas viel werden würde und wahrscheinlich auch ziemlich langweilig.
Insgesamt ist dieser optisch einwandfreie, ziemlich absurde Genremix alles andere als weit hergeholt und bahnt sich seinen streckenweise herrlich gesellschaftskritischen Weg durch den kapitalistischen Alltag unserer Welt und weiß auf jedweder Ebene zu begeistern, auch wenn er letztlich nicht die Entschlossenheit und Genialität eines Falling Down oder eben die verblüffende Metaness der Meister-Serie Black Mirror erreicht.
Nur ansehen, wenn man die Serie gesehen hat:
https://www.youtube.com/watch?v=WzhW20hLp6M
Wers noch nicht kennt, eins der besten Youtube-Videos überhaupt.
Trivia:
Madonna - who is the main topic of the opening conversation - really liked the film but refuted Quentin Tarantino's interpretation of her song 'Like a Virgin'. She gave him a copy of her 'Erotica' album, signed "To Quentin. It's not about dick, it's about love. Madonna."
Neben dem Fakt, dass Harvey Keitel Tarantino persönlich bei seinem Regiedebut finanziell unterstützt hat, indem er, nachdem er das Skript gelesen hatte, unbedingt als Produzent einsteigen wollte, und damit aus einer 30000$-Produktion einen 1,2Millionen Dollar-Heist-Reißer mit guten Schauspielern (unter anderem auch er selbst) machte und nebenbei einem der besten Regiedebüts aller Zeiten auf die Beine half, hat er ähnlich wie Mr. Wolf Cleverness bewiesen und ist mit Schuld, dass es solche Madonna-Anekdoten zu Filmen gibt, die einem das Schmunzeln ins Gesicht treiben.
[Spoiler enthalten]
Wie in einem Lovecraft’schen Buch erbaust du in Gedanken ein Szenario, das in Wirklichkeit gar nicht existiert, doch für dich ist es schärfer als die Realität, versehen mit unumstößlicher Bedeutung.
Genau so ist es mit den Worten. Sie gelten für uns alle und ermöglichen uns die Kommunikation auf der Erde. Und doch sind sie nur ein erfundenes Konstrukt des Menschen, denn gibt man jedem Wort eine andere Bedeutung und macht kurzfristig aus töten küssen, dann würde man irgendwann daran glauben, dass töten jetzt bedeutet, dass sich 2 Lippen miteinander verbinden und sich gegenseitig aneinander schmiegen, wo es vorher bedeutete, dass jemand jemand anderem die Lichter ausgeknipst hat.
Doch wenn man akzeptiert hat, dass das Leben ein stetiger innerer Dialog der eigenen Gedanken ist, dann wird man merken, dass die zwischenmenschliche Kommunikation nur ein Einverständnis zweier oder mehrerer Gedankenwelten ist. Folgendes Beispiel: denk an das Wort Stuhl. Denk an einen Stuhl. Den Stuhl.
Punkt.
An was denkst du?
Denkst du an einen Klappstuhl, an einen mit ausgefallenem Mustern oder doch an den hölzernen Stuhl, der, als du noch ein Grundschulkind warst, in deinem Schulheft zur Imagination abgebildet war?
Jeder könnte etwas anderes denken und niemand läge falsch, doch reihen sich wie bei einem Satz unterschiedliche Worte aneinander, lässt dein Gedankenfluss deine persönliche Vorstellung von dem, was gerade dort geschrieben stand oder derjenige da gesagt hat, ein abstraktes, nur für dich geltendes Bild in deinem Kopf entstehen, welches etwa beim Lesen in einem Buch entsteht.
Lovecraft hat es sich beispielsweise in seiner wortgewandten Brillanz zur Aufgabe gemacht, ein dahingehend unvergleichlich präzises Bild zu formen.
Bei ihm würde man genau wissen wie hoch und breit der Stuhl ist, wieviel kg Masse er tragen würde, welche Maserung er hat und wahrscheinlich noch aus welchem Holz er gebaut wurde. Bei ihm könnte man sich vorstellen, ob der Stuhl zu Hause ins eigene Wohnzimmer passen würde.
H.P. Lovecraft ist aber auch ein Meister der Beschreibung.
Und jetzt könnte man das Wort so oft wiederholen, dass es irgendwann seine Bedeutung verliert: Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl, Stuhl.
Puff, die Bedeutung ist verloren und das vorher Allgemeingültige verschwindet im Nichts des Unsinns.
Vor Augen geführt, dass man heutzutage nicht mehr hinterfragt, sondern einfach nur noch hinnimmt, weil es schon immer so war, ist logisch, muss aber nicht so sein.
Und wenn man sich jetzt vorstellen würde, dass es dazu kommen könnte, dass sich ein Virus genau über dieses vom Menschen aufgebaute Konstrukt der Imagination verbreitet und zwar für jeden individuell, da jeder Mensch sein eigenes, abstraktes Denken hat, dann kommt man bei Pontypool heraus, einer Stadt, in der eine Radiostation aus dem Keller einer Kirche über etwas berichtet, das sie sich selbst noch nicht vorstellen kann.
Und wie das bei einem Radio nun mal so ist, hört man dort nur Musik und das gesprochene Wort. Eine perfekte Maschinerie der erzeugenden Vorstellungskraft und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der seltsam vor sich hin redende, zynische Radiomoderator Grant Mazzy (Stephen McHattie) im Intro visualisiert durch graphische Schallwellen nur über seine Stimme kommt und womöglich über ein Pontypool, Pontypool, Pantypool-Wortspiel eine regionale Massenepidemie auslöst.
Er lässt die angesprochenen Bilder in unserem Kopf entstehen, in dem er uns von einem tragischen Autounfall erzählt, dessen Ursprung eine Katze gewesen sein soll und das ganze dann gleich noch mit seinen eigenen Verschwörungstheorien garniert. Es scheint manchmal als sei er der Verrückte, wenn er erbost seine Vorgesetzte anschreit, als um ihn und die Radiostation herum seine Vorstellung von dem was dort draußen passiert sein könnte, schreckliche Bilder in seinem und dem Kopf des Zuschauers erzeugt.
Das ist ein ehrenwertes Stilmittel, über das beispielsweise ein Tarantino seine faszinierenden Anekdoten in die Köpfe des Zuschauers pflanzt oder das Lovecraft schon vor fast 100 Jahren bei seiner Antarktis-Expedition in „Berge des Wahnsinns“ verwendete. Gerade das ist die Stärke im Horrorgenre und der schaurige Gegenentwurf zu einem Alles zeigenden, Zungenspaltenden, ultrablutigen Evil Dead.
Der Schauer muss aus der eigenen Vorstellungskraft resultieren, was bei heutigen Horrorfilmen offenbar immer seltener der Fall ist.
Pontypool nutzt dies gekonnt, auch wenn er viel mehr die Infragestellung unserer Existenz in den Raum wirft, als wirklich gruseln zu wollen.
Pontypool ist so etwas wie der Blick eines Außerirdischen auf unsere Welt, der sich bei der Betrachtung von Menschen, die Tag für Tag in ihre bepixelten Blechkästen starren, im Radio mitsingend mit einem motorisierten Reifenfahrzeug auf Teerbahnen durch die Gegend fahren und zur Unterhaltung andere Menschen dazu bewegen, so zu tun als wären sie jemand anders und daraus dann Geschichten erschaffen, die sie sich dann wiederum im Fernsehen anschauen, aufgrund seiner Evolutionsstufe nur mit dem Kopf schütteln kann.
Etwas ganz besonderes, aber irgendwie auch etwas ziemlich abstraktes und weniger unterhaltend, als durchdringend.
Ein Film den man schon mal sehen sollte, den aber die meisten einfach mittelmäßig finden werden.
Ein B-Movie mit großer Ambition und mittelmäßigen bis schlechten Darstellern, das in deinem Gedankenfluss zu etwas ganz großem werden kann und doch niemals ganz so genial werden wird wie der ähnlich wirkende John Dies at the End.
Wenn diese Möchtegern-Kevin-Hart-Newcomer-Multikulti-Instagram-Schönheit Stefan Raab beerben soll, dann Prost Mahlzeit. Ist halt problematisch wenn alles gescripted ist, sogar die eigene Persönlichkeit, während Stefan in die Sache hineingewachsen ist und er TV Total nebenbei mit links und 40 Fieber moderieren konnte. Der hätte auch einfach Schwachsinn erzählen können (tat er ja teilweise auch) und man hätte sich das Lachen wegen seines schelmischen Breitmaulgrinsens nicht verkneifen können.
Ist mir natürlich klar, dass aller Anfang schwer ist und Stefan war am Anfang auch aufgeregt bei seinen VIVA-Sendungen, doch mehr als nervige Stand-Up Comedy seh ich bei ihr nicht.
Und ich kann mich auch irgendwie nicht des Verdachtes erwehren, dass Enissa Amani ein geplant flacher Katzenberger-Hybrid sein soll und so versucht eben ihr Stückchen vom Kuchen abzubekommen. Jan Böhmermann wär der richtige für den abendfüllenden Job bei Pro7 gewesen, doch der ist leider anderweitig verpflichtet.